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Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Übersicht der Untersuchungsausschüsse

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Drucksache 11/2097 Landtag des Saarlandes - 11. Wahlperiode - .

zu b) Einflussnahme, Unterstützung und Kontrolle der
Tätigkeit von Prof. Zeithammer durch die
Aufsichtsgremien

aa) Beweisaufnahme
Im Wege des Urkundenbeweises wurden herangezogen:

Niederschriften des Verwaltungsrates der Stiftung
Industriekultur über die Sitzungen vom 13. Mai 1997, 14.
Oktober 1997, 18. Februar 1998.

Der Ausschuss hat die folgenden Zeugen vernommen:

Staatssekretär a.D. Reinhard Störmer am 7. Juli 1998,
Staatssekretär Dr. Rüdiger Pemice am 14. Juli und 24.
November 1998,

Geschäftsführer Reinhold Hans Jäger am 16. Juli und 22.
September 1998,

Geschäftsführer Manfred Dörr am 8. September 1998.

bb) Ergebnis der Beweisaufnahme

Staatssekretär Dr. Rüdiger Pernice in seiner Eigenschaft als
Vorsitzender des Verwaltungsrates der Stiftung Industriekultur
und Staatssekretär a.D. Reinhard Störmer als sein Stellvertreter
waren dafür verantwortlich, dass die Satzungsbestimmungen
bei geschäftsmäßiger Ausführung des Stiftungszwecks durch
den Vorstand Prof. Zeithammer eingehalten wurden und dass
der zweite Vorsitzende satzungsgemäß bestellt wurde. Auf
diese Funktion des zweiten Vorsitzenden aber wurde in
Ermangelung einer dafür in Betracht zu ziehenden Person
verzichtet. So kam das allgemein übliche sogenannte „Vier-
Augen-Prinzip“ nicht zum Tragen. Die Geschäftsordnung für den
Vorstand, von der Satzung in $ 6 Absatz 2 verlangt, brachte
Prof. Zeithammer während seiner Tätigkeit nicht auf den Weg;
der Verwaltungsrat der Stiftung beanstandete dies nicht,
sondern nahm es lediglich zur Kenntnis. Staatssekretär Dr.
Rüdiger Pernice in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des
Verwaltungsrates ließ Prof. Zeithammer als Vorstand sogar zu
den Verwaltungsratssitzungen einladen, was vomehmste
Aufgabe des Vorsitzenden dieses Gremiums selbst sein
müsste, wenn auf eine Abgrenzung der verschiedenen Ebenen
einer Stiftungsführung Bedacht genommen würde. Auch die
inhaltliche Führung der Geschäfte des Verwaltungsrates litt
unter Mängeln, die für das freie Schalten Prof. Zeithammers als
Stiftungsvorstand in nicht ausschließbarer Art und Weise
ursächlich geworden sein könnten: Offenbar aus terminlicher

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Enge wurden das zur Aufsicht über den Stiftungsvorstand
geeignete und aktuelle Thema „Wirtschaftsprüfung“ auf der
stattgefundenen Sitzung des Verwaltungsrates am 14. Oktober
4997 nicht mehr behandelt, obwohl das in der Sitzung des
Verwaltungsrates am 13. Mai 41997 so beschlossen worden war,
und die nachfolgende Sitzung des Verwaltungsrates am 16.
Dezember 1997 mit ihrem Tagesordnungspunkt „Ist-Bestand
des Haushalts 1997“ fiel auf Wunsch des Vorsitzenden und des
stelivertretenden Vorsitzenden des Verwaltungsrates, den
Staatssekretären Dr. Rüdiger Pernice und Reinhard Störmer,
aus. Die Kenntnis des Vorsitzenden des Verwaltungsrates,
Staatssekretär Dr. Rüdiger Pernice, von der Liquiditätsnot der
Stiftung Industriekultur ab November 1997 und von den
Vorleistungen für die Alte Völklinger Hütte Objektgeselischaft
mbH unter Einschluß® der defizitären Veranstaltung
„Indianertreffen POW wow“ datierte der
Verwaltungsratsvorsitzende auf der nächsten Sitzung des
Verwaltungsrates am 18. Februar 1998 auf den 28. Januar
1998. (Niederschriften des Verwaltungsrates der Stiftung
Industriekultur über die Sitzungen vom 13. Mai 1997,
44. Oktober 1997, 18. Februar 1998).

Die Verwaltungsratstätigkeit für die Stiftung Industriekultur von
Geschäftsführer Reinhold Hans Jäger, der die
Landesentwickiungsgesellschaft Saar mbH, die Saarland Bau
und Boden Projektgesellschaft mbH und die Alte Völklinger
Hütte Objektgesellschaft mbH führt, ist unter Berücksichtigung
seiner Kenntnisse im Jahr 1997 von der Mangelhaftigkeit der
Buchführung bei der Alten Völklinger Hütte Objektgesellschaft
mbH und von den Verwaltungsbemühungen zwischen den
Buchhaltungen, die für die Alte Völklinger Hütte
Objektgesellschaft mbH von der Landesentwickiungsgesell-
schaft Saar mbH erledigt wird, bereits oben in Teil D 2 Abschnitt
VI dargestellt. Die Buchhaltungen der Landesentwicklungsge-
sellschaft Saar mbH und Saarland Bau und Boden Projekt-
geselischaft mbH sind Geschäftsführer Reinhold Hans Jäger
unterstellt und arbeiten zentral für alle drei Gesellschaften. Das
Abgrenzungs- und Zuordnungsthema befaßte die Mitarbeiter
mehrere Monate lang ab Herbst 1997. Soweit Geschäftsführer
Reinhold Hans Jäger die Probleme zur Kenntnis nahm,
unterrichtete er den stellvertretenden Verwaltungsrats-
vorsitzenden Staatssekretär a.D. Reinhard Störmer, nicht aber
auch den Vorsitzenden Staatssekretär Dr. Rüdiger Pernice.

Staatssekretär a.D. Reinhard Störmer als stellvertretender
Verwaltungsratsvorsitzender unterrichtete seinerseits nicht den
Verwaltungsrat, insbesondere nicht dessen Vorsitzenden,
Staatssekretär Dr. Rüdiger Pemice. Er war aber damit

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einverstanden, aus eigenen Terminzwängen auf die
festgesetzte Verwaltungsratssitzung am 16. Dezember 1997 zu
verzichten, obwohl dort der Tagesordnungspunkt „Ist-Zustand
Haushalt 1997“ beraten werden sollte und Gelegenheit geboten
hätte, sich über die finanzielle Lage der Stiftung Industriekultur
unterrichten zu lassen, um ein eigenes Bild zu gewinnen.
Staatssekretär a.D. Reinhard Störmer war zugleich Aufsichts-
ratsvorsitzender der Landesentwicklungsgesellschaft Saar mbH,
der Saarland Bau und Boden Projektgesellschaft mbH und der
Alte Völklinger Hütte Objektgesellschaft mbH, zwischen denen
die buchhalterischen Abgleichungen liefen, die die Stiftung
Industriekultur betrafen. Seine Kenntnis datiert er auf Anfang
Dezember 1997, in bezug auf „Vorleistungen der Stiftung“ ohne
problematische Dimension auf „wahrscheinlich Oktober“ 1997;
(Sten. Niederschrift 11/8, S. 68) und bewertet dieses damalige
Wissen selbst nunmehr wie folgt: „aus der Sicht der SBB-Alte
Völklinger Hütte Objektgesellschaft mbH wußte (ich), daß
Rechnungen - wenn Sie so wollen - falsch zugeordnet waren.
Zum damaligen Zeitpunkt war das für mich zunächst kein
Vorgang, der für mich kritisch war. Ich habe nur den
Geschäftsführern gesagt, klärt diese Sachen und bereinigt die
falschen Zuordnungen beim Jahresabschluß, wie es
normalerweise üblich ist. Ich konnte daraus nicht schließen, daß
Herr Zeithammer sich des Stiftungskontos in einer Weise
bedient hat, wie sie nachher erkennbar wurde, weil Herr
Zeithammer als Verwaltungsratsmitglied Äußerungen dahin
gemacht hat, daß sich all sein Tun im Rahmen von
Wirtschaftsplänen vollzieht. Von daher gesehen war die
Angelegenheit für mich zunächst nur ein Zuordnungsproblem.“
(Sten. Niederschrift 11/8, S. 69).

zu c) Einflussnahme, Unterstützung und Kontrolie der Tätigkeit
von Prof. Zeitnammer durch andere Beteiligte
aa) Beweisaufnahme
Vernehmung des Zeugen Reinhard Klimmt am
15. September und am 3. November 1998
bb) Ergebnis der Beweisaufnahme
Der Ausschuss hat festgestellt, dass die Mitreise des damals in

seiner Eigenschaft als Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion
angesprochene Zeuge Reinhard Klimmt nach Hamburg nicht

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der Anbahnung, Konkretisierung oder Verabredung der später
durchgeführten Ausstellung „Schiff und Stahl“ gedient hat.

2. Bewertung

Die Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen bewertet die
diesbezüglichen Erkenntnisse wie folgt:

Das Versagen der Kontroll- und Aufsichtsgremien, denen auch
Mitglieder der Landesregierung angehörten, ist oben bereits
dargelegt worden. Insgesamt ergibt sich das Bild, dass
Staatssekretär Pernice mit den Angelegenheiten der Stiftung
Industriekultur überfordert war, dass Staatssekretär a.D.
Störmer der gesamten Angelegenheit pflichtwidrig keine
besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat und dass beide
Staatssekretäre offenbar ein gewaltiges Kommunikations-
problem hatten. Ministerin Krajewski und Minister Wittling
haben ebenfalls kein besonderes Engagement gezeigt,
abgesehen von den gelegentlichen Treffen zwischen Ministerin
Krajewski und Prof. Zeithammer. Dass Ministerin Krajewski bei
diesen Treffen keineriei Verdacht bezüglich der Erfolgs-
aussichten von Prof. Zeithammers Aktivitäten geschöpft hat,
spricht im Übrigen nicht für eine tiefergehende Beschäftigung
mit der gesamten Problematik.

IX. Zum Einsetzungsbeschluss-Teilthema: „Maßnahmen zur Vermeidung
von Kompetenzüberschreitungen und negativen Auswirkungen im
Zusammenhang mit der Tätigkeit von Prof. Zeithammer“.

1. Festgestellter Sachverhalt
a) Beweisaufnahme
Im Rahmen des Urkundenbeweises wurden beigezogen:

die Akten der Saarland Bau und Boden Projektgesellschaft
mbH, der Alten Völklinger Hütte Objektgesellschaft mbH, der
Stiftung Industriekultur, die Kontounterlagen für die Stiftung
Industriekultur, soweit sie als Bankvorfälle bei der
Stadtsparkasse Völklingen entstanden sind, der von diesem
Institut mit der Stiftung Industriekultur geführte Schriftverkehr
und der sparkasseninterne Aktenbestand betreffend die Stiftung
Industriekultur

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die Akten der Congress Centrum Saar GmbH;

die in den Ministerien für Wirtschaft und Finanzen und für
Bildung, Kultur und Wissenschaft des Saarlandes
entstandenen Akten über die Landesbeteiligungen und die
Stiftung Industriekultur.

im Übrigen wurden insbesondere die folgenden Zeugen
vernommen:

Ministerin Christiane Krajewski am 30. Juni 1998 und 24.
November 1998,

Minister Henner Wittling am 2. Juli 1998,

Staatssekretär a.D. Reinhard Störmer am 7. Juli 1998,
Staatssekretär Dr. Rüdiger Pernice am 14. Juli und 24.
November 1998,

Staatssekretär Dr. Thomas Christmann am 14. Juli und 24.
November 1998,

Thomas Schäfer am 16. Juli und 22. September 1998,
Reinhold Hans Jäger am 16. Juli, 22. September 1998 und
am 9. März 1999,

Manfred Dörr am 8. September 1998,

Sparkassendirektorin Hannelore Struklec am 1. September
1998;

Sparkassendirektor Volker Roloff am 1. September 1998;
Rechtsanwalt Günter Jäcker am 17. September 1998;
Rechtsanwalt Dr. Hermann Embacher am 17. September
1998;

Peter Lertes am 23. März 1999.

b) Ergebnis der Beweisaufnahme

Der Ausschuss hat festgestellt, dass es erst nach
Bekanntwerden der Finanzlücken und des nicht an
Budgetvorgaben ausgerichteten Verhaltens Prof. Zeithnammers,
nämlich nach dem 28. Januar 1998, Maßnahmen zur :
Vermeidung von Kompetenzüberschreitungen und zur
Schadensbegrenzung gab. Dies waren zunächst die Gespräche
mit Prof. Zeithammer, die Staatssekretär a.D. Reinhard Störmer
und im Zuge der Trennung von Prof. Zeitnammer Staatssekretär
Dr. Thomas Christmann führte. Diese fanden im Februar 1998
statt.

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Der Ausschuss hat festgestelit, dass Staatssekretär Dr. Rüdiger
Pemice in seiner Eigenschaft als Verwaltungsratsvorsitzender
der Stiftung Industriekultur am 28. Januar 1998 von Prof.
Zeithammer verlangte, dass Prof. Zeithammer keine Zahlungen
von mehr als 500 DM im Einzelfall leistete. Der Ausschuss hat
festgestellt, dass diese innerdienstliche Anweisung dem
kontoführenden Geldinstitut, der Stadtsparkasse Völklingen,
nicht mitgeteilt worden ist. Der Ausschuss hat festgestellt, dass
Staatssekretär Dr. Rüdiger Pemice die gegenüber der
Stadtsparkasse Völklingen unbeschränkt wirkende Kontovoll-
macht über das dort unterhaltene Stiftungskonto (vgl. die Fest-
stellungen oben Teil D 2 Abschnitt VII) zur Kenntnis der Stadt-
sparkasse Völklingen selbst erst am 10. Februar 1998 ein-
schränkte. Dies geschah durch Übergabe eines von Staats-
sekretär Dr. Rüdiger Pernice unterzeichneten Schreibens der
Stiftung Industriekultur, welches mitteilt: die Satzung der Stiftung
Industriekultur verlange zwei Vorstände; die Bestellung des
zweiten Vorstandes stehe bevor; bis auf weiteres seien nur „der
Vorstand“ und der Verwaltungsratsvorsitzende Dr. Rüdiger
Pernice gemeinsam zu Verfügungen über die Konten der Stif-
tung Industriekultur berechtigt. Die Stadtsparkasse vollzog diese
Mitteilung durch Änderung des Vollmachtsblattes für das Giro-
konto der Stiftung Industriekultur zum 16. Februar 1998, das
den kommissarischen Vorstand Norbert Krewer und Dr. Pernice
als gemeinsam Verfügungsberechtigte nennt.

2. Bewertung

Die Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen bewertet die
diesbezüglichen Erkenntnisse wie folgt:

Die entsprechenden Maßnahmen wurden erst Ende Januar
1998 eingeleitet, ein halbes Jahr nachdem den Herren Jäger
und Störmer Unregeimäßigkeiten bekannt wurden. Dies spricht
für sich.

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X. Zum Einsetzungsbeschiuss-Teilthema: „Mögliche Vermeidung negativer
Auswirkungen durch eine anderweitige Organisation oder durch Wahrnehmung
der Kontrolimöglichkeit“.

1. Festgestellter Sachverhalt

a) Beweisaufnahme

aa) Mögliche Vermeidung negativer Auswirkungen durch
eine anderweitige Organisation

Bis zur Schließung der Beweisaufnahme wurden von keiner
Seite im Ausschuss Beweisanträge über die - möglicherweise
auch nur hypothetische - Erwägung gestellt, ob eine andere Or-
ganisationsstruktur der von den Ergebnissen der Tätigkeit Prof.
Zeithammers betroffenen Gesellschaften und Körperschaften
des privaten Rechts oder andere Gestaltung der dem Wirken
von Prof. Zeithammer zugrundeliegenden Rechtsbeziehungen
zu mehreren Anstellungskörperschaften/ Gesellschaften die
Übersicht erleichtert und damit die unterstellten negativen Aus-
wirkungen seines Tuns vermieden hätten.

bb)Mögliche_ Vermeidung negativer Auswirkungen durch
Wahrnehmung der Kontrollmöglichkeit.

Auf die Beweisaufnahme zu Abschnitt Vill, soweit er von der
„Kontrolle der Tätigkeit“ Prof. Zeithammers handelt, wird ver-
wiesen.

b) Ergebnis der Beweisaufnahme

aa) Mögliche Vermeidung negativer Auswirkungen durch
eine anderweitige Organisation u

Die Beweisaufnahme ergab zur vorhandenen Struktur der betei-
ligten Gesellschaften und der Stiftung Industriekultur, dass die
dienstvertragliche und funktionelle Einbindung Prof. Zeitham-
mers in mehrere landeseigene Gesellschaften und in die Stif-
tung Industriekultur unter dem Gesichtspunkt des Aufbringens
seiner Bezüge, nicht aber mit Blick auf einen transparenten Ab-
lauf seiner Tätigkeitsentfaltung gewählt worden war (vgl. oben
zu |.). Dies hat wesentlich die Kontrollmöglichkeiten erschwert,
die nicht ausgeschöpft worden sind (vgl. oben VI.). So hatte’die

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Saarland Bau und Boden Projektgesellschaft mbH zeitweilig
kein anderes Personal ats Prof. Zeithammer, und später, noch
vor Gründen und Entstehen der Alten Völklinger Hütte Objektge-
sellschaft mbH, saßen weitere Mitarbeiter für die Völklinger
Hütte Objektgesellschaft mbH in Gründung bereits in Völklingen
und wurden ohne jede äußerlich sichtbare Änderung der Ar-
beitsrahmenbedingngen nach Entstehen der Alten Völklinger
Hütte Objektgesellschaft mbH nach hier übernommen. Genauso
verhielt es sich für das äußere Erscheinungsbild bei Prof. Zeit-
hammers Aktivitäten qua Vorstand der Stiftung Industriekultur
für die Alte Völklinger Hütte Objektgesellschaft mbH, zuvor und
bis Oktober 1997 für die Saarland Bau und Boden Projekt-
gesellschaft mbH. Der Zeuge Thomas Schuck, im fraglichen
Zeitraum Geschäftsführer der Saarland Bau und Boden Pro-
jektgesellschaft mbH und der Landesentwicklungsgesellschaft,
später der Strukturholding Saar, sagte bei seiner Vernehmung
hierzu: „Im Hinblick auf die Doppelfunktion des Herm Zeit-
hammer für die Stiftung Industriekultur und für die SBB ist dies
natürlich ein schwer zu kontrollierender Bereich, das gebe ich
zu.“ (Sten. Niederschrift 11/10, S. 43). Die Frage, ob eine ander-
weitige, nämlich eine Transparenz verbürgende Organisation
die negativen Auswirkungen der Tätigkeit Prof. Zeithammers
vermieden hätte, wurde vom Sachverhalt her nicht aufgeklärt;
sie ist eine hypothetische Fragestellung; vgi. bei 2. a).

Der Ausschuss hat festgestellt, dass die Verzahnung der Ge-
sellschaften für die gemeinsame und zentrale Buchhaltung bei
der Landesentwicklungsgesellschaft Saar mbH und Saarland
Bau und Boden Projektgesellschaft mbH, die nach Entstehen
der Alten Völklinger Hütte Objektgesellschaft mbH auch für
diese die Buchhaltung mit erledigte, in solcher Gemeinsamkeit -
an sich auch besseren Überblick über die Zuordnung von Auf-
wendungen verbürgend - Reibungsveriuste herbeigeführt hat.
Dies nicht nur im Hinblick auf die buchhalterisch verselb-
ständigte Stiftung Industriekultur, sondern auch im Zusammen-
wirken mit der Alten Völklinger Hütte Objektgesellschaft mbH.
Die Abklärung befasste die Verwaltung aller Einrichtungen

monatelang, ohne bis zum Kernproblem der Wirtschaftsplan- .- °

überschreitung in Prof. Zeithammers Doppelfunktion VOrZU-
dringen und Aufsichtsmaßnahmen anzuregen.

bb}Mögliche Vermeidung negativer Auswirkungen durch
Wahrnehmung der Kontrolimöglichkeit.

Die Beweisaufnahme ergab, dass die vorhandenen Kontroli-
möglichkeiten nicht ausgeschöpft worden sind (vgl. oben V.).
Auch der Geschäftsführer Reinhold Hans Jäger der Alten Völk-

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linger Hütte Objektgesellschaft mbH und der Verwaltungsrats-
vorsitzende der Stiftung Industriekultur Staatssekretär Dr. Rüdi-
ger Pernice nutzten ihre spät gewonnenen Einsichten in deut-
lichere Anhaltspunkte für Unregeimäßigkeiten nicht für die Mög-
lichkeit, den Kontrollapparat anlaufen zu lassen. (vgl. oben C. VI
und IX). Die Sachverhaltsfeststellung, dass die negativen Aus-
wirkungen der Tätigkeit Prof. Zeithammers vermieden oder wei-
testgehend eingeschränkt worden wären, wenn rechtzeitig kon-
trolliert und daraus Folgerungen gezogen worden wären, hat der
Ausschuss nicht getroffen; dieser Teilaspekt des Einset-
zungsbeschlusses wurde vom Sachverhalt her nicht aufgeklärt;
er ist eine hypothetische Fragestellung; vgl. bei 2. b).

2. Nicht festgestellte Sachverhaltsteile

a) Mögliche _Vermeidung_negativer Auswirkungen durch
eine anderweitige Organisation

Welche anderweitige Organisation die negativen Auswirkungen
vermieden haben würde, wenn sie dem Wirken Prof. Zeit- .
hammers den Rahmen gegeben hätte, wurde nicht festgestellt.
Insoweit geht es um einen nur hypothetischen Sachverhalt.

b) Mögliche Vermeidung negativer Auswirkungen durch

Wahrnehmung der Kontrollmöglichkeit.

Ob und wie die negativen Auswirkungen vermieden worden
wären, wenn über dem Wirken Prof. Zeithammers die Kontrolle
gewaltet hätte, die nach den Aufsichtsbestimmungen und Wei-
sungsmöglichkeiten vorgesehen ist, wurde nicht festgestellt. In-
soweit geht es um einen nur hypothetischen Sachverhalt.

Die positive Kenntnis weiterer Personen als den oben D Il VI.
und IX genannten, denen ebenfalls Aufsichtspflichten oblagen,
konnte nicht festgestellt werden.

3. Bewertung

Die Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen bewertet die
diesbezüglichen Erkenntnisse wie folgt:

Die relevanten Möglichkeiten, negative Auswirkungen der Tätig-
keit von Prof. Zeithammer zu vermeiden, sind in den vorange-
gangenen Abschnitten dargelegt worden. Die Möglichkeiten sind
praktisch allesamt ungenutzt geblieben.

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xl. Zum Einsetzungsbeschluss-Teilthema: „Umstände .der Niederlegung
der von Prof. Zeitnammer wahrgenommenen Ämter (Übergangsregelungen
und Abfindungen, Regressverzichte, Verschwiegenheitsvereinbarungen, usw.)“

1. Festgesteliter Sachverhalt
a) Beweisaufnahme

Die Auflösungsvereinbarung vom 12. Februar 1998 und das
Besprechungsprotokoll vom 16. Februar 1998 wurden im
Rahmen des Urkundenbeweises beigezogen und ausgewertet.

im Übrigen wurden insbesondere die folgenden Zeugen
vernommen:

Ministerin Christiane Krajewski am 30. Juni 1998 und 24.
November 1988,

Minister Henner Wittling am 2. Juli 1998,

Staatssekretär a.D. Reinhard Störmer am 7. Juli 1998,
Staatssekretär Dr. Rüdiger Pernice am 14. Juli und 17.
September 1998,

Staatssekretär Dr. Thomas Christmann am 14. Juli und 24.
November 1998,

Axel Spiess am 13. April 1999.

b) Ergebnis der Beweisaufnahme

Die Ministerin für Wirtschaft und Finanzen, Christiane Krajews-
ki, wurde am 28. Januar 1998 über Pflichtverletzungen Prof.
Zeithammers in Kenntnis gesetzt. Sofort bat sie ihren damaligen
Wirtschaftsstaatssekretär Reinhard Störmer sowie den Staats-
sekretär im Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft,
Dr. Rüdiger Pernice, den Umfang der durch Prof. Zeithnammer
verursachten Wirtschaftsplanüberschreitungen sowie die
Zuordnung der dadurch verantworteten Ausgaben und Verpflich-
tungen auf die einzelnen Gesellschaften zu ermitteln.

Staatssekretär a.D. Reinhard Störmer sprach die Ministerin
dabei in seiner damaligen Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsit-
zender der Saarland Bau und Boden Projektgesellschaft mbH
und als stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender der Stif-
tung Industriekultur sowie im Rahmen seiner ministeriellen Zu-
ständigkeit für die Beteiligungsverwaltung des Landes an.
Staatssekretär Dr. Rüdiger Pernice sprach die Ministerin dabei
in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Verwaltungsrates der
Stiftung Industriekultur an.

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