Wilhelm Rullmann an Hugo Schuchardt (25-09838)

von Wilhelm Rullmann

an Hugo Schuchardt

Schlüchtern bei Fulda

18. 09. 1912

language Deutsch

Schlagwörter: Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften (Berlin)

Zitiervorschlag: Wilhelm Rullmann an Hugo Schuchardt (25-09838). Schlüchtern bei Fulda, 18. 09. 1912. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2021). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.8217, abgerufen am 14. 05. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.8217.


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Schluechtern b. Fulda 18/9/[1912]1

L. alt. Frd!

Gratulire – Berliner Akademie!2

Kann noch keinen Brief schreiben. Lege daher Brief meines Vetters, Prof. Dr. Wilh. Rullmanns3 in Darmstadt bei.4 Ersiehst daraus was ich durchgemacht u. noch durchmache.

19/9 nachts rechtsseitigen Schlaganfall. Drei Tage Zeug gesprochen, was niemand verstand. Spaeter auf fuenf Tage gaenzlich der Sprache beraubt. Arm und Bein rechts bewegungs- u. empfindungslos. Habe oft, obwohl Freidenker, den Tod herbeigewuenscht. Jetzt – so zu sagen – besser.

Herzl. Gruesst
Wilh. Rullmann

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D. 17.11.12.

Lieber Vetter!

Endlich wieder einmal von Dir selbst ein Lebenszeichen erhalten, woraus eine große Freude. Gott sei Dank, daß Du selbst mitteilst, daß es Dir besser geht. Du hast allerdings furchtbare Tage durchgemacht, doch nun bist Du ja wieder auf dem aufsteigenden Aste und wollen wir hoffen, daß es rasch vorwärts geht, damit Du wieder ein Deiner geliebten |3| Schreibmaschine tätig sein kannst. Jedenfalls tue aber langsam und überanstrenge Dich nicht.

Wie leid es mir aber s. Z. war, Dich nicht selbst sehen & sprechen zu können, kannst Du Dir vorstellen, aber es war besser, daß wir damals jeden Versuch unterließen. – Mathilde hat bei Deiner Pflege wieder Außerordentliches geleistet. –

Hoffentlich gehen die Wintermonate rasch & gut vorüber und das Frühjahr bringt mit zunehmender Sonnenwärme Dir volle Kräftigung. Also, alles Gute, Dir lieber Vetter und den Cousinen die herzl.Grüße von Ida & Deinem tr. Vetter

„dem kleinen Wilhelm“


1 Rullmann datiert in seiner Verwirrung auf den Monat November!

2 Schuchardt erhielt die Mitteilung seiner Wahl in die Kgl. Preuß. Akad. d.Wiss., die auf den 7.10.1912 datiert ist, einige Tage später und bedankte sich mit Schreiben vom 16. Oktober bei Gustav Roethe, dem Sekretar der Akademie.

3 Wilhelm Rullmann d. J. (1845-1917), Dr. phil., Bakteriologe in München, verh. mit Ida geb. Calmberg (1851-1920), Sohn eines Apothekers in Fulda, (Namens-)Vetter des hier zu Wort kommenden Wilhelm Rullmann d. Ä. Er scheint im Ruhestand nach Darmstadt verzogen zu sein.

4 Hier S. 2 u. 3.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 09838)