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Narzissten – grandios, unsicher und manipulativ

Das Wort Narzissmus wird umgangssprachlich oft für sehr ich-bezogene und selbstbewusste Menschen verwendet. Tatsächlich stecken narzisstische Züge aber in so gut wie jedem. Erst eine extreme Ausprägung wird als Persönlichkeitsstörung betrachtet. Diese kann von einem Psychotherapeuten diagnostiziert und behandelt werden.

 

Narzisst

Selbstliebe trifft auf geringes Selbstwertgefühl

Narzissten besitzen eine stark ausgeprägte Selbstliebe, die sich nach außen nicht nur durch die Zurschaustellung der eigenen vermeintlichen Grandiosität, sondern auch durch eine enorme Empfindlichkeit gegenüber jedweder Kritik zeigt. Zugleich fehlt es dem Narzissten oder der Narzisstin an Einfühlungsvermögen. Die Empfindungen anderer tangieren sie nicht. Ihre Welt dreht sich nur um sie selbst. Trotz der Selbsterhöhung zeichnen sie sich durch ein geringes Selbstwertgefühl aus und suchen gerade deswegen ständig nach Bestätigung von außen.

 

Es gibt mehr männliche Narzissten

Mehr Männer als Frauen erhalten die Diagnose narzisstische Persönlichkeitsstörung. Allerdings ist nicht sicher, ob sie wirklich häufiger zum Narzissmus neigen oder ob die psychische Erkrankung bei Frauen einfach seltener erkannt wird. Sie leiden nämlich eher am sogenannten vulnerablen Narzissmus. Dabei sind sie gleichermaßen von ihrer Einzigartigkeit überzeugt, betonen ihre Grandiosität aber nicht ständig öffentlich, sondern zeigen sich eher verunsichert. Zugleich neigen sie zum Perfektionismus und zur Überangepasstheit. Sie unterwerfen sich und begeben sich in eine Opferposition. Männer sind hingegen häufiger vom sogenannten grandiosen Narzissmus betroffen und fallen deswegen stärker auf. Allerdings darf daraus nicht geschlossen werden, dass es keine männlichen vulnerablen Narzissten oder keine grandiosen Narzisstinnen gibt. Sie sind einfach seltener.

 

Ein Narzisst lässt sich an verschiedenen Merkmalen erkennen

Wer sich schon immer die Frage „Was ist ein Narzisst?“ gestellt hat oder wissen möchte, ob sein Partner oder vielleicht sogar er selbst einer ist, kann sich an der folgenden Checkliste orientieren:

 

  • Überzogene Anspruchshaltung: Da der Narzisst glaubt, etwas ganz Besonderes zu sein, erwartet er auch immer und überall eine Sonderbehandlung. Wenn er sie nicht bekommt, ist er schnell beleidigt oder wird sogar wütend.

  • Streben nach Macht: Vor allem grandiose Narzissten versuchen ihr niedriges Selbstwertgefühl beiseite zu schieben und sich selbstbewusster zu fühlen, indem sie Macht erlangen. Das kann Macht über den Partner oder im Berufsleben sein.

  • Geringe Kritikfähigkeit: Narzissten teilen selbst gerne Kritik aus. Einstecken können sie diese aber nur schwer. Das trifft sowohl auf grandiose als auch auf vulnerable Vertreter zu, denn Kritik steht im direkten Konflikt mit ihrer andauernden Gefallsucht.

  • Fehlendes Einfühlungsvermögen: Die Gefühle anderer Personen sind für den Narzissten oder die Narzisstin nebensächlich. Mitleid für sich selbst empfindet er oder sie aber häufig.

  • Kontrollsucht und Perfektionismus: Diese Merkmale betreffen vor allem vulnerable Narzissten. Da sie selbst so wenig an sich glauben, versuchen sie jeden noch so kleinen Teil ihres Lebens zu kontrollieren.

  • Emotionale Ausbrüche: Vulnerable Narzissten haben ständig Angst, verlassen zu werden. Infolgedessen kann es zu Wutausbrüchen, Angstzuständen oder Neid kommen. Grandiose Narzissten reagieren oft aggressiv, wenn etwas nicht so läuft, wie sie sich das vorstellen.

  • Sucht nach Lob und Anerkennung: Das Verlangen, von anderen bewundert und bestätigt zu werden, ist groß. Erhalten Narzissten nicht die gewünschte Aufmerksamkeit, kann sie das stark verunsichern oder wütend machen.

 

Auch wenn sich Narzissten nach außen hin oft als strahlende Lichtgestalten präsentieren, leiden sie an ihrer Persönlichkeitsstörung. Ihr geringes Selbstwertgefühl lässt sie trotz ihres Machtstrebens und ihrer Selbsterhöhung immer wieder an sich und ihrem Leben zweifeln. Eine Psychotherapie kann eventuell helfen, mit der Erkrankung besser klarzukommen und die zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern.

 

Narzissten in Beziehungen – wann es klappen kann

Wenn einer der beiden Partner ein Narzisst ist, kann das eine Beziehung auf die Probe stellen. Ob das Zusammenleben gelingt, hängt von diversen Faktoren ab. Es kommt zum Beispiel auf die Ausprägung des Krankheitsbildes an. Auch wie beide Partner damit umgehen, spielt eine Rolle.

 

streitendes Ehepaar

 

Falls der Narzisst oder die Narzisstin in therapeutischer Behandlung ist, kann das schon einmal ein erster Lösungsansatz sein. Auch der Nicht-Narzisst kann seinen Beitrag leisten, indem er seine eigenen Grenzen klar kommuniziert und auf deren Einhaltung besteht. Er sollte es nicht zulassen, dass die Grenzen immer wieder überschritten und verschoben werden.

 

Zugleich hilft es oft, sich mit der Krankheit des anderen auseinanderzusetzen und selbst die Mechanismen dahinter zu verstehen. Wer weiß, dass der Narzisst so verletzend handelt, weil er selbst unsicher ist, kann unter Umständen besser damit umgehen. Manchmal ist es außerdem sinnvoll, wenn sich auch der nicht-narzisstische Partner in therapeutische Behandlung begibt. Im Rahmen derer kann ein bereits zerstörtes Selbstwertgefühl wieder aufgebaut werden.

 

Auf keinen Fall sollte zugelassen werden, dass der narzisstische Partner einen von der Familie oder von Freunden isoliert. Dann gewinnt er nämlich immer mehr Macht und Kontrolle über das eigene Leben. Andere Beziehungen sollten also weiterhin aufrechterhalten werden.

 

Auf unangemessenes Verhalten nach der Trennung vorbereiten

Wenn die Beziehung nicht mehr zu retten ist, sollte die Trennung konsequent und am besten mit einem Plan durchgeführt werden. Extreme Narzissten fühlen sich stark gekränkt, wenn sie verlassen werden. Dabei fahren sie verschiedene Strategien. Manche versuchen es mit dem sogenannten Love-Bombing und erzählen dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin, dass er oder sie doch ihre große Liebe sei und es niemanden gäbe, der sie ersetzen könne. Andere versuchen es mit Drohgebärden, während wieder andere auf Stalking zurückgreifen. Guter Rückhalt durch Freunde und Verwandte ist hier Gold wert. Sie können Unterstützung geben und einem immer wieder spiegeln, ob das Verhalten des Ex-Partners normal oder unangebracht ist.

 

Narzissmus therapieren – diese Ansätze gibt es

Narzissten glauben an ihre eigene Grandiosität und holen sich deswegen selten psychotherapeutische Hilfe. Manchmal landen sie aber doch in einer Behandlung, weil sie andere psychische Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen aufweisen. Die Therapie ist in vielen Fällen mühsam, weil sie nicht glauben, dass etwas nicht mit ihnen stimmt und sie dazu neigen, die Therapeuten zu manipulieren oder es zumindest versuchen. Es gibt aber dennoch Ansätze, mit denen sich die Persönlichkeitsstörung ein wenig in den Griff bekommen lässt.

 

Bei einer psychoanalytischen Therapie soll der Patient lernen, dass er wertgeschätzt wird, weswegen oft ein einfühlsames Vorgehen gewählt wird. Zusätzlich kann eine kognitive Verhaltenstherapie helfen. Sie zielt vor allem auf das Zusammenleben mit anderen Menschen und die damit einhergehenden Konflikte ab. Dabei geht es nicht allein um romantische Beziehungen, sondern auch um verwandtschaftliche Verhältnisse, Freundschaften und berufliche Kontakte. Es sollen Denk- und Verhaltensmuster aufgebrochen werden.

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