„ungehört – UNERHÖRT“

Pressemitteilung der Grundschulvertreterinnen der GEW-Bezirksverbände Nord- und Südhessen vom 19.04.2021

Unter dem Motto „ungehört – UNERHÖRT“ zog eine kleine Delegation von Grundschullehrer*innen am Montag, 19.4.2021 vors Hessische Kultusministerium (HKM), um auf ihre Arbeitsbedingungen in Coronazeiten aufmerksam zu machen.

Grundschullehrerinnen verschaffen sich Gehör beim HKM

Unerhört ungehört finden die Grundschullehrer*innen, dass ihre Arbeitsbelastung in den letzten Jahren und in dem Pandemiejahr noch einmal so drastisch gestiegen sind, dass die Grundschulen nicht mehr nur am Limit sind, sondern dieses endgültig überschritten wurde. Sie fordern vom HKM, den Kolleg*innen endlich die benötigte Entlastung zu verschaffen und ihre Arbeit endlich adäquat durch A13 anzuerkennen.

Pünktlich zum Start der Testpflicht an den hessischen Schulen nach den Osterferien überreichten die GEW-Kolleg*innen HKM-Pressesprecher Ashelm, Staatssekretär Lösel sowie der Referatsleiterin für Grundsatzfragen Dietz-Hartmann neben einem riesigen Plakat bestückt mit hunderten von Post-its, die die nordhessischen Grundschulkolleg*innen in nur 5 Tagen gesammelt hatten, auch einen offenen Brief beider GEW-Bezirke, der viele Fragen nach den praktischen Umsetzungen der Schüler*innentestpflicht enthielt und der nach vielfältigen Rückmeldungen von Grundschulkolleg*innen entstanden war.

Grundschulspezifika unberücksichtigt

„Uns beschleicht das Gefühl, dass die Grund- und Förderschulen bzw. Inklusion bei der Planung der Selbsttestumsetzung bei den Kindern einfach vergessen wurden,“ sagt Christine Dietz, Bezirksvorsitzende der GEW-Südhessen. „Dort hätte zur Hilfe bei der Durchführung medizinisches Fachpersonal zur Seite stehen müssen, das auch testen darf!“ Die versprochenen Rotkreuz-Pat*innen dürfen dies vertraglich nicht – Lehrkräfte stehen allein da.

Übrigens auch, wenn es, wie eine Kolleg*in vom heutigen Testtag berichtet, drei positive Ergebnisse im Klassenverband gibt. „Es wird einfach weiterunterrichtet. Die Kinder verlassen die Klasse, der Rest geht bis zur Widerlegung der Ergebnisse nicht in Quarantäne“, was von HKM-Seite bestätigt wird. Weitere Probleme: geöffnete Fenster (da keine Luftfilter) und Aufsichtspflicht, wenn ein positives Kind rausbegleitet wird/ unmöglicher sensibler, vertraulicher Umgang mit dem Testergebnis, das laut Beipackzettel mit einer medizinischen Fachkraft besprochen gehört/ die Struktur kleiner Grundschulen und Außenstellen ohne Schulleitung oder Verwaltungspersonal.

Entfrachtung des Lehrplans gefordert

Im gut 30-minütigen Gespräch mit den HKM-Vertreter*innen forderten die Kolleginnen eine deutliche, klare, landesweite Regelung zur Reduzierung des Curriculums und zur Möglichkeit der Notenaussetzung. „Auch wenn der Schwerpunkt des Unterrichts in den Hauptfächern liegen soll, muss dennoch in allen Fächern Unterricht erteilt und benotet werden. Durch die Hygiene- und jetzt auch Testmaßnahmen geht schon viel Unterrichtszeit drauf. Weder Lehrkräfte noch Kinder schaffen diese Quadratur des Kreises dauerhaft. Ein mutiges Kürzen des Stoffs entlastet alle und ist auch ehrlicher, anstatt Noten aus dem letzten Halbjahr quasi wiederzuverwenden“, resümiert Dietz. Unklar sei auch, wie Klassenarbeiten im Distanzunterricht bei Betretungsverbot zu realisieren sind.

Inwieweit die Grundschullehrer*innen Gehör bei der Berücksichtigung ihrer Forderungen und Fragen finden, ist nach dem Gespräch nicht abzusehen. Gehör wurde ihnen von den HKM-Vertreter*innen jedenfalls geschenkt.

Weitere Infos zu Forderungen und Fragen auf der digitalen Post-it-Pinnwand und des Offenen Briefs hier:

https://www.gew-suedhessen.de/home/details/426-ungehoertunerhoert-gemeinsame-aktion-der-grundschulvertreter-innen-der-bvs-nord-und-suedhessen/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=6c9d7432e2faf7b48327c1dcad7c3a24