„Otto Normalverbraucher kann sich kein Haus mehr leisten. Mir schwant nichts Gutes“

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„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Uwe Tellkamp Obermeister der Baugewerbe-Innung Leer-Wittmund

 WESTOVERLEDINGEN Das Familienunternehmen führt er in dritter Generation – und zusätzlich steht Uwe Tellkamp seit einigen Jahren ehrenamtlich an der Spitze der Baugewerbeinnung, die seit einem Jahr die Betriebe in den Kreisen Leer und Wittmund umfasst. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 54-jährige Bauingenieur, der in seiner Freizeit gern Tennis spielt und mit seinem Motorrad unterwegs ist, über die drohende Auftragsflaute am Bau und deren Auswirkungen, den Umstand, dass junge Talente wieder mehr Interesse am Handwerk finden, sagt, was er von den neuen Gesetzen für den Baubereich hält und verrät, was er sich von den Baubehörden wünscht.

Chef einer Innung zu sein, ist …

… eine spannende Aufgabe, weil es gilt, viele Unternehmen unterschiedlicher Größe mit unterschiedlichsten Interessen unter einen Hut zu bekommen.

Die größte Aufgabe als Innungschef wird in der nächsten Zeit sein…

… die Innung zusammen zu halten, denn es scheinen schwere Zeiten auf unsere Branche zuzukommen.

Wenn ich an die Preisentwicklungen für Baustoffe denke, dann…

… schwant mir nichts Gutes. Die Preise werden weiter steigen, wenn die Energiepreise auf diesem hohen Level bleiben. Diese Preise sind eine Herausforderung. „Otto Normalverbraucher“ kann sich aktuell kein Einfamilienhaus leisten.

Die Auftragsbücher unserer Innungsmitglieder sind…

…, was ich so wahrnehme, sehr bescheiden gefüllt. Es wird auch nicht besser werden in den nächsten Monaten. Es wird nicht mehr gebaut, bei Sanierungen warten die Eigentümer ab, bis sie wissen, wie die entscheidenden Weichen durch die Politik schlussendlich gestellt werden. Die Kunden haben teilweise Angst und warten ab. Vor allem mit Blick auf die vielen Unternehmensneugründungen, die wir bis vor zwei Jahren hatten, wird es schwierig, weil sie teilweise nicht die Substanz haben können, die es braucht, als Unternehmer auch durch schwierige Zeiten zu kommen.

Handwerk hat (trotzdem) goldenen Boden, weil …

Mitarbeitende und Unternehmen ein gutes Einkommen erzielen können, wenn sie innovativ, zukunftsorientiert und zugleich bodenständig agieren.

 Dem Fachkräftemangel können wir als Handwerker am besten begegnen, wenn wir …

… ordentlich ausbilden und unsere Leute gut bezahlen. Bei der Ausbildung sind wir sehr zufrieden. Wir sind mit jungen Talenten gut aufgestellt. Die Möglichkeiten in den handwerklichen Berufen wird von den Schulabgängern gesehen. Ich habe das Gefühl, dass die Jugendlichen wieder mehr in die handwerklichen Berufe hineinwollen.

 Das letzte Mal auf der Baustelle selbst mit angepackt habe ich…

… bei der letzten Verlegung der Deckenplatte. Das gehört für mich auch als Chef dazu. Wenn eine Hand gebraucht wird, dann wird mit angefasst.

 Mein bisher schönstes Bauprojekt, bei dem ich mitgestaltet habe, ist…

es gibt mehrere – mir fallen der Neubau der Kita in Flachsmeer oder die Erweiterung des Pflegheims in Flachsmeer ein.

 Die neuen Gesetze zum Bauen, die aus Berlin kommen, sind aus meiner Sicht …

… zurzeit überflüssig. Wir haben derzeit andere Themen. Das, was in der Politik aktuell ausgearbeitet wird, ist nicht darstellbar.

 Wenn ich an die bestehenden Sicherheits- und Dokumentationspflichten eines Unternehmers denke, dann…

… sind diese sicherlich wichtig, aber manches Mal einfach zu detailverliebt.

 Wenn ich mit Blick auf das Bauen eine Regelung abschaffen könnte, dann…

…Vereinfachung der Lückenbebauung und eine Vereinfachung beim Bauen im Außenbereich.

Wenn ich an die Zusammenarbeit mit den Baubehörden im Kreis Leer denke, dann…

… ist diese ok, aber oft sehr herausfordernd. Es würde niemanden stören, wenn die Genehmigungen zügiger kommen würde.

 Mein Lebensmotto ist…

… nie stehen zu bleiben, sondern immer weiterzugehen.

Kraft tanke ich, wenn…

… ich auf meinem Motorrad sitze und durch die Berge fahre.

Ich kann mich so richtig ärgern, wenn …

… Menschen ihr Wort nicht halten.

Ich kann mich so richtig freuen, wenn…

… alle gesund und zufrieden sind.

Für Westoverledingen wünsche ich mir, dass …

… unsere Gemeinde weiter wächst und innovativ bleibt.

Mein schönster Urlaub war…

Jeder Urlaub hat seine Reize.

Das letzte Buch, dass ich gelesen habe, handelte von …

Es war „Der Turm“ von meinem Namensvetter Uwe Tellkamp. Ansonsten höre ich meist Bücher.

Als Bundeskanzler würde ich als erstes…

… versuchen, mehr Harmonie in die drei Parteien zu kommen, damit wieder mehr mit einer Stimme nach außen gesprochen wird.

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir…

…  Gesundheit, dass wir den Lebensstandard so erhalten können und wieder Frieden in Europa möglich ist. Es muss wieder miteinander geredet statt geschossen werden.

Uwe Tellkamp ist Bauunternehmer in Westoverledingen und Chef der Baugewerbe-Innung Leer-Wittmund.

Foto: Privat

Holger Hartwig„Otto Normalverbraucher kann sich kein Haus mehr leisten. Mir schwant nichts Gutes“

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