Einengen
Der folgende Artikel erklärt, wie es läuft, wenn einengen reibungslos geht, welche Faktoren das Vorhaben kreuzen können, und wie man die entstandenen Probleme löst.
(Aktualisiert am 11.09.2023)
Ab Mitte August wird es knapp die Sommerbehandlung gegen Varroa durchzuziehen, weil die Milbenzahlen durchstarten, und die Winterbienen fit sein sollen. Einengen findet vor der Varroabehandlung mit dem Schwammtuch statt, oder mit einem Langzeitverdunster, oder mit sonst einem Produkt der chemischen Industrie.
Erst eingeengt macht auch die Wintereinfütterung Sinn.
Um den Überblick zu behalten, verlege ich mich ab Juni monatlich aufs Milben zählen und monitore die Milbenentwicklung alle 4 Wochen, um die optimalen Zeitpunkte für die anstehenden Massnahmen zu finden.
Während der Saison schneide ich 4-6 Drohnenrahmen und damit halte ich die Milbenpopulation in Schach. Jedenfalls legen die Varroazahlen dies nahe.
Das räumt mir im August Zeit ein, ab 15.08. zu entmilben.
Soweit der herkömmliche Fahrplan. Seit 2022 entmilbe ich mit dem Bannwabenverfahren, und das ist bereits in der letzten Julihälfte erledigt.
Somit habe ich also den ganzen August Zeit gewonnen, Honig zu ernten und einzuengen.
Beitrag zum Thema Einwintern findest Du mit diesem Link
Wann kann man die Bienen einengen ?
Ab Mitte August werden die Bienen bei mir auf zwei Zargen eingeengt. Alternativ dazu besteht ein sinnvolles Zeitfenster dazu im zeitigen Frühjahr. Je nach Volksstärke arbeitet man dazu im Frühjahr mit Schieden und mit Zargen.
Besonders beim Imkern auf Dadant und anderen Großraumbeuten ist der Gebrauch von Schieden Bestandteil der Betriebsweise. Darum geht es in diesem Artikel aber nicht, denn das ist ein eigenes Thema.
Warum werden Bienenvölker eingeengt ?
Im Winter ziehen sich die Bienen zu der Wintertraube zusammen und beanspruchen dort wesentlich weniger Raum, als im Sommer. Das Einengen der Völker kommt dem entgegen und sorgt für ein kompakteres Brutnest.
So können die Bienen ihren Wärmehaushalt besser regulieren. Das Winterfutter befindet sich zudem in gut erreichbarer Nähe der Winterkugel.
Einengen im Frühjahr hilft aus den gleichen Gründen den Bienen das Volk stark zu machen. Im wesentlichen geht es dabei um Wärmehaushalt eines Bienenvolks und um Energie sparen.
Man spricht aber auch davon, daß der Volkszusammenhalt eingeengt höher sei, respektive das Selbstbewußtsein kleiner Völker. – Ob das nicht etwas überinterpretiert ist ?!
Hier gibt es einen sehr ausführlichen Artikel zum Thema Beutengeometrie.
Anmerkung: Beim Imkern auf Dadant erfüllen die Schiede hauptsächlich den Zweck der Honigstromlenkung.
Ein weiterer Nebeneffekt des Einengens liegt in der Möglichkeit, dabei alte Waben zargenweise loszuwerden.
Bienen einengen im Frühjahr
Das alternative Zeitfenster, um eine komplette Zarge mit alten Waben aus den Magazinvölkern hinaus zu bekommen, und ein Bienenvolk kompakt zu halten, öffnet sich kurz im zeitigen Frühjahr.
Die Ausgangslage ist ein 2 zargig überwinterndes Volk.
Hierbei ist es entscheident den Zeitpunkt zu erwischen, wann die Königin mit ihrem Brutnest dem Futter hinterher in die obere (d.h. zweite Zarge) gezogen ist. Dann läuft unten die Brut erstmal aus.
Da die Temperaturen in dieser Jahreszeit so sind, dass man Respekt hat die Völker zu öffnen und nachzugucken, ob die Königin schon nach oben gezogen ist, verpaßt man diesen Moment leicht, und bald dehnt sich das Brutnest wieder auf beide Brutraumzargen aus; und man müßte Brut vernichten.
Da man zur Frühjahrsdurchsicht jedoch gerne viele Arbeiterinnen in seinen Völkern sehen möchte, beläßt man die Brut in der untersten Zarge, und die alten Waben drehen eine Ehrenrunde durch die kommende Saison bis Ende August.
Zur Not läßt man sie in einer aufgesetzten 3.Zarge stark eingeschiedet schlüpfen. Das ist aber ein Notbehelf und macht keinen schlanken Fuss. Denn mit 3 Zargen ist ja der Vorteil einer kompakten Anlage dahin. Und das zur Unzeit, da noch Kälterückschläge hochwahrscheinlich sind.
Vorgehensweise beim Einengen im August
- Zunächst nutze ich die sommerliche Ausdehnung der Bienenvölker und gebe Raum. Ein ausgeschleuderter Honigraum mit Leerwaben über der zweiten Brutraumzarge sorgt nach der Honigernte für Entspannung.
- Der Bien kann sich damit bequem über drei Zargen ausdehnen; das Absperrgitter ist entfernt. Da keine schwere Futterkappe das Brutnest nach unten drückt, hat der Bien Anfang August durchaus noch die Tendenz in der nun obersten Zarge Brut anzulegen. Doch nicht jedes Volk ist so entgegenkommend. Dieses Vorgehen ist möglich, weil ich auf einem einzigen Rähmchenmass im Magazin imkere.
- Ab Mitte August entferne ich die allerunterste und somit erste und älteste Brutraumzarge (wie ich das ohne zerquetschte Bienen bewerkstellige, findest Du hier) und platziere sie ganz oben über dem ehemaligen Honigraum on top über Absperrgitter, sofern noch Brut drin ist. Diese läuft bis Anfang September aus.
- Die Bienen werden abgeschlagen, und die Waben dieser ersten Zarge werden im Herbst eingeschmolzen; sie sind zweieinhalb Jahre alt.
Wie gesagt pflegen manche Bienenvölker Mitte August in der ersten Zarge doch noch Brutflächen (inklusiv Milben) und speichern dort zudem noch Futter am Rand.
Das sind die Überraschungen, die das Imkern so interessant und herausfordernd machen
Was dem Einengen entgegenstehen kann
- Findet man die unterste Zarge brutfrei vor, wie es das Lehrbuch beschreibt, jedoch voller Flugbienen, weil gerade Schlechtwetter ist, so schlägt man sie nicht ab, und beugt so Räuberei vor. Stattdessen legt man eine Kunstofffolie auf den ehemaligen Honigraum, schlägt ein Eckchen um oder schneidet es so zu, dass für die Bienen nur ein winziges Durchgangsloch gegeben ist. Und ganz oben setzt man die allerunterste Zarge mit den alten einzuschmelzenden Waben und der Masse der Flugbienen auf. – Über Nacht begeben sich alle dort befindlichen Flugbienen von alleine nach unten wieder zum Flugloch; ohne Bienenaufregung und Räuberei.
- Befindet sich viel verdeckelte Brut in der untersten Zarge, hast Du die Arschkarte gezogen. Wenn Mitte August noch entmilbt werden muss, wandert die Brut besser ins Gefrierfach. Schade drum, sind ja schließlich Winterbienen (schlüpfen lassen nimmt aber zu viel Zeit in Anspruch; könnte bis 10.September dauern, und dann in 20 Tagen entmilben und auffüttern ist eine sehr sportliche Aufgabe, denn Futter neutralisiert Ameisensäure, und das Wetter muss auch noch mitmachen).
- Muss nicht mehr entmilbt werden, weil Du damit schnell warst, kannst Du die Brut über Absperrgitter auslaufen lassen. Hierzu ist es wichtig, den Zeitplan zu kennen. Wie lange es dauern wird, und wann Du beabsichtigst aufzufüttern. Und ob das alles bis Ende September über die Bühne zu bekommen ist.
Findest Du in der untersten Zarge viel Futter vor, sage ich aus hygienischen Gründen: Einschmelzen.
Habst Du aber angetragene Honigwaben mit frischem Blütennektar, also unreifem Blütenhonig zur Verfügung, so ist es am besten diese Waben auszuschleudern, und den geschleudernten Honig als Winterfutter zu verfüttern. (Bei Blatthonig würde ich es nicht machen.)
Freilich, sofern Deine Bienen gesund sind und nicht räubern gehen.
18%igen Honig streckt man zur besseren Aufnahme mit einem Schluck Wasser.
Allemal besser, als Zuckerwasser 3:2 einfüttern. Das zu invertieren kostet die Bienen Lebensschmalz.
Das Futter von den Bienen umtragen lassen
Dieses komfortable Vorhaben gelingt leider nur sehr eingeschränkt. Bei einem diesbezüglichen Versuch riß ich die Futterwaben mit dem Stockmeissel auf, was zu dieser Jahreszeit für ganz erheblichen Wirbel am Bienenstand sorgte. (Räubereizeit)
Gründlicher und erfolgversprechender wäre es gewesen, die Waben dazu komplett zu entdeckeln, doch das war mir zuviel Aufwand.
Die mit dem Stockmeißel aufgerissenen Futterzellen trugen die Bienen vorschriftsmässig um, wie es meine Dienstanweisung war – ja – das taten sie. Aber nicht eine Zelle daneben wurde angerührt.
Und während sie also das Futter teilweise umtrugen, nämlich nach unten Richtung Brutnest (was durch die Abdeckung und den Abstandhalter bienenpsychologisch als ein anderer Raum gilt), lagerte eine andere Abteilung unbekümmert davon frische Tracht ein – auf ein- und derselben Futterwabe, denn es honigte gerade in der Natur.
Das schien überhaupt kein Widerspruch zu sein in der Bienensphäre, und an dieser Stelle haperte es eindeutig an der Kommunikation, könnte man meinen. Die rechte Hand wußte nicht, was die linke verrichtete.
Doch um die Bienenehre wieder herzustellen, muss ich erwähnen, daß das Aufreissen von Futterwaben mit dem Stockmeissel keineswegs als >natürlich< einzustufen ist, sondern als Manipulation von Menschenhand.
Die hat sich bei unseren Bienen einfach noch nicht im Erbgut eingetragen. Wogegen Kleckertracht seit Jahrmillionen ins natürliche Repertoire gehört. – So lief der Hase !
Es sind wirklich entzückende Herzchen !
Wie ich die aufgeritzten Waben doch noch los wurde
Um das bereits gescheiterte Experiment abzuschließen, schlug ich abends kurz vor Sonnenuntergang alle Bienen von den Nektar und Futterwaben ins Volk ab, auch solche wie die auf dem Foto, was für viel Unruhe am Bienenstand sorgte. Das lag an den herumspritzenden Nektartropfen vom frischen Eintrag, auf die sich die Bienen in Scharen stürzen, und dies nahm beängstigende Ausmasse an.
Warum ich hier keine Bienenfluchten einsetzte um die aufgesetzte Zarge zu leeren ? – Weil auch noch Drohnen in den Völkern waren, und die hätten 1) die Bienenfluchten verstopft und 2) funktionieren diese Fluchten nicht mit Drohnen im zu leerenden Raum.
Ich arbeitete zügig und guckte, dass die Völker sehr schnell verschlossen wurden. Die bienenfreien Waben entfernte ich vom Stand und verschloss sie bienendicht in einem Turm aus Zargen.
Bienendicht heißt bienendicht, und dies ist nachzuprüfen.
Einige „Räuberbienen“ waren derart hartnäckig, dass sie mit in den Zargenturm eingesperrt wurden, auch einiges an stehengebliebener Brut, was alle Eingeschlossenen dem Tode weihte.
Am Ende griff ich zum Gartenschlauch und spritze die Beuten und Paletten, worauf die Völker stehen, sorgfältig ab, und wusch jedes unsichtbare Futter- oder Nektartröpfchen fort.
So beruhigte sich die Situation am Stand innerhalb von 30 Minuten. Die Bienen flogen wieder regelrecht ein- und aus, wie wenn nichts gewesen wäre, und ich konnte die Schwammtücher vorbereiten, mit denen ich am Abend nun endlich die Entmilbung von Varroa durchführte.
Das Wetter war gerade günstig dafür, was es ja immer seltener ist.
Ende August ist es allerhöchste Zeit mit dem Einengen zuende zu kommen. Drei Schwammtuchbehandlungen brauchen über 20 Tage und werden weit in den September hineinlappen, wenn die im August gestifteten Winterbienen schlüpfen.
Im Jahr 2022 verlief Einengen vollkommen harmonisch. Trotz Räubereizeit gab es keine Probleme. Es herrschte Tracht, und ich machte keine Experimente.
Durch das Bannwabenverfahren waren die Bienen Anfang August längst entmilbt, und ich konnte ab dem 15.08. ganz entspannt untere Brutraumzargen aufgesetzt auslaufen lassen und den September zum Auffüttern nutzen.
Von den Korbimkern lernen
Die Vermehrung der Bienenvölker auf Mitte Juli zu verschieben, hat etwas für sich. Man kann dazu die Honigraumbienen verwenden, die sowieso da sind, benötigt dazu aber diesjährig begattete Königinnen, sowie einen zweiten Stand, außerhalb des Flugkreises.
Dabei kann man rechnen, dass 2-3 Honigräume einen Kunstschwarm ergeben.
- Die alten Heideimker haben die ganze Saison darauf hingearbeitet, Mitte August die stärksten Völker zu haben, um mit ihnen in die Heide zu wandern. (Freilich zu einer Zeit, bevor Varroa destructor dieses Vorhaben infrage stellte.) Einen Monat später war die Heide vorbei und die Völker abgearbeitet. Sie wurden zur Ernte komplett aufgelöst. 1/3 der Bienen wurden als Kunstschwärme zu 5 Pfund-Einheiten verkauft, 1/3 der Bienen wurden eingewintert, 1/3 der Bienen haben die Wintervölker verstärkt.
- Die Bienenvölker wurden von ihrem Wabenwerk abgestoßen, sodass der Korb bienenfrei war. Noch darin befindliche Brut hat man abgetötet. – Das Wachs wurde geerntet.
- Das Alter des Wabenbaus und auch die Honigleistung hat über Daumen hoch oder Daumen runter entschieden.
- Mehrmals bebrütete Waben – nicht zu alt – waren die Winterquartiere der Bienen.
Mit ausreichend Flüssigfutter in kleinen Mengen versorgt, bauen die Bienen auch Anfang Oktober noch gut Waben aus. Das machen sie aber nur, wenn es nicht zu kalt dazu geworden ist.
Die Futtermenge ist so zu bemessen, dass die Bienen sie an einem Tag gut verarbeiten können. Das Brutnest darf nicht mit Futter und Pollen verstopfen.
Zu Beginn Oktober sind die Völker auf ihre letztendliche Einwinterungsgrösse zusammen geschrumpft. Die Sommerbienen gehen ab, und es zeigt sich, wie viele gesunde Winterbienen durch die Spätsommerpflege zustande gekommen sind.
Schrumpft ein Volk um die Hälfte und belagert weniger als 4 Waben DN, ist die Frage, ob es das Frühjahr erlebt. – Schwund um ein Drittel ist die Natur der Biene.
Was war im Jahr 2022 anders als in den vorangegangenen Jahren ?
- 2022 habe ich erstmalig das Bannwabenverfahren zur Entmilbung ausprobiert. Es startet zur Sommersonnenwende, und alles verschiebt sich dadurch nach vorne, ohne die Honigernte damit zu tangieren. So habe ich Zeit gewonnen. Und das ist in meinem Alter sehr komfortabel.
- Der August war epochal heiß, sonnig und regenarm. Die Bienen entsprechend ermattet.
- Ich habe keine Umtrageexperimente mehr angestellt.
Wer ist Chef im Ring ?
Die alte Frage immer wieder neu durchdekliniert: Richten sich die Bienen nach den theoretischen Tabellen, oder die Tabellen nach den Bienen ?
Das kann jeder Bienenhalter selbst herausfinden. Erstelle Dir eine Tabelle über die Entwicklungsphasen der drei Bienenwesen und leite daraus Deine Vorgehensweise ab, was Erweitern betrifft, einengen, Varroabehandlung, zu erwartende Bienenmasse etc.
Wem es zu kleinteilig ist, Daten zu erheben und irgendwo einzutragen, nimmt einfach diese vorgefertigte Tabelle zur Hand, und vergleicht ganz entspannt die Realität in seinen Bienenvölkern, mit den akademischen Mittelwerten.
Einengen, einfüttern, einwintern, entmilben
Einengen im August steht nicht nur im Zusammenhang mit dem großen Milbenthema, sondern auch mit der Einfütterung und dem Einwintern.
Es gibt Leute, die machen einen Unterschied zwischen Einfüttern und Auffüttern. Das mögen die höheren Imkerweihen sein; der Anfänger braucht diese Haarspalterei nicht. Für ihn ist es wichtig, dass die Bienen das richtige Futter in der richtigen Menge zum richtigen Zeitpunkt und in der geeigneten Qualität erhalten. Hier der dazugehörige Beitrag zum Thema Einfüttern.
Videos zum Einengen
Video
Das Video läd erst, sobald Du drauf geclickt hast. Es gilt dann die Datenschutzerklärung von YouTube.
Seit Dezember 2020 gibt es den Hausbiene-Kanal mit vielen Videos zu sehr vielen Themen der Bienenhaltung. Einfach mal vorbeischauen und im Idealfall abonnieren. Mit einem aktivierten Glöckchen verpaßt Du kein neues Video.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!