Die vielen Facetten von Food Waste

von Sina Jenny 

In der Schweiz geht jedes dritte Nahrungsmittel zwischen Feld und Teller verloren, entweder unbeabsichtigt (Food Loss) oder durch Verschwendung (Food Waste). So landen bei uns pro Jahr 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Das macht pro Kopf 330 Kilogramm. In reichen Ländern verschwenden die Haushalte die meisten Lebensmittel. In ärmeren Gegenden geht die Nahrung eher zwischen Ernte und Konsumation verloren.

Für die Ausstellung «Hunger» haben wir den Verlust von Weizen in der Schweiz berechnet: Die Landwirtschaft produziert jährlich 61.3 kg Weichweizen pro Person für den täglichen Verzehr in Form von Brot, Teig und Teigwaren. Davon gehen 29% bei der Verarbeitung, auf dem Feld oder in der Mühle bei der Produktion von Mehl, verloren. 2% des Verlustes geschieht im Detailhandel und 5.5% in der Gastronomie. Ein grosser Teil des Lebensmittelabfalls geschieht zu Hause, 18%. Schlussendlich wird von den ursprünglichen 61.3 kg/Person nur 27.3kg, also 44%, tatsächlich konsumiert.

Als Museum und historische Mühle, die nach wie vor im Herzen von Zürich Mehl produziert, sind wir uns diesem Problem bewusst. Je mehr Weissmehl wir herstellen und dieses von Konsumentinnen gekauft wird, desto mehr Food Waste produzieren wir. So wird bei Weissmehl nur ein Bruchteil des Weizenkorns zu Mehl gemahlen. Genauer gesagt nur der Mehlkern. Der Rest wird ausgesiebt. Beim Ruchmehl lassen wir Teile der Kleie im Mehl. 22% des Weizenkorns sind aber weiterhin Ausschussware!

Wir finden, die Verschwendung von einem Drittel aller Lebensmittel ist skandalös, solange 690 Millionen Menschen hungern. Deshalb müssen wir Food Waste überall in der Nahrungskette verhindern: Gemüse, das nicht nach Norm gewachsen ist, schmeckt trotzdem. Auch Nebenprodukte wie Molke oder Innereien lassen sich verwerten. Nur weil eine Verpackung beschädigt ist oder das Verkaufsdatum überschritten, ist ein Lebensmittel noch lange nicht ungeniessbar. Und beim nächsten Einkauf für das Brotrezept lieber nach dem Vollkornmehl greifen.

Das Museum Mühlerama hat in Zusammenarbeit mit Slow Food Youth das Rezeptbuch «Kein Brötchen geht vergessen» konzipiert. Hier findest du die besten Rezepte für dein altes Brot!