Abwrackprämie für BHs und Slips

Lustig, seit ich wieder shoppen darf, interessieren mich – wahrscheinlich aus Selbstschutz – die „guten“ Alternativen weniger. Ich bin nicht mehr auf der Suche nach neuen Labels, zumindest jetzt grad nicht. Was mich sehr wohl interessiert – wahrscheinlich weil ich da noch auf der sicheren Seite bin, Shopping bei den Läden kommt für mich derzeit noch nicht in Frage – ist das Nachhaltigkeitsstreben konventioneller Hersteller. Heute am Heimweg an Intimissimi vorbeimarschiert – und über riesige Recyclingzeichen in der Auslage gestolpert. Zuhause mal genauer nachgeschaut: Intimissimi vergütet alte, zurückgebrachte BHs und Slips. Abwrackprämie für Unterwäsche.

Auch  hier wieder: „Kleidung jeglicher Marke“. Rückvergütung: Ein Gutschein – bei dem es sich empfiehlt, das Kleingedruckte zu lesen. Die Altkleidung übernimmt dann eine Schweizer Firma namens I:CO. Das kommt einem doch bekannt vor, oder?

Inzwischen hat die Firma I:CO jedoch eine eigene Homepage, die ich vor wenigen Wochen noch nicht im Netz fand.

Dort stehen andere Infos als die, die ich bisher hatte. Vor wenigen Wochen hieß es: I:CO verkauft die gebrauchte Kleidung wieder. Und ich war sauer, das roch nach Greenwashing und auf Profit auf Kosten anderer Hersteller. Auf der Page präsentieren sie sich gleich ganz anders.

Die I:CO-Formel: Rewear und Upcycling
Um diesen geschlossenen Produktkreislauf realisieren zu können,  heißt die Lösung für uns  REWEAR & UPCYCLING. REWEAR bedeutet, dass Tragbares zunächst weitergetragen wird. Dies garantiert, dass die Energie, die einmal in ein Produkt geflossen ist, respektiert und optimal genutzt wird. Ein Auto wird schließlich auch nicht entsorgt, nur weil uns die Farbe nicht mehr gefällt. UPCYCLING bedeutet, dass aus der ausgetragenen Textilie oder dem ausgedienten Schuh ein neues Produkt in gleicher oder sogar besserer Qualität entsteht.  Nicht mehr Tragbares wird in einen UPCYCLING- Prozess geführt und somit in einem Kreislauf gehalten. Damit aus einer Jeans in Zukunft auch wieder eine Jeans entstehen kann. (von: http://www.ico-spirit.com/de/ico-story/)

Gut, Information macht schlau – das System find ich letztendlich doch gut. Und ich finde gut, dass sie mit konventionellen Anbieten kooperieren. Und vor allem finde ich gut, dass das System endlich transparent ist. Aber: Wer verdient am Wiederverkauf? Das frage ich mich immer noch – die Auftraggeber, also der Textilschwede und Intimissimi, oder I:CO selbst?

Warum ich oben „noch nicht“ geschrieben habe: Lovely Yesmin, Gewerkschaftspräsidentin einer Näherinnengewerkschaft in Bangladesch, hat wiederholt die Aussage getätigt, dass ein Boykott der Fast-Fashion-Produkte der falsche Weg ist. Mehr dazu ein anderes Mal, dieser Gedankengang rumort seit Monaten in mir. Als Ausrede, dass ich doch wieder dort shoppen gehe, will ich das Argument aber nicht gelten lassen.

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5 Gedanken zu „Abwrackprämie für BHs und Slips

  1. Zu deinem letzten Absatz: Ja, ich verstehe, dass Boykott evtl. nach hinten los geht (weniger Umsatz führt wahrscheinlich zur Suche von noch billigeren Produzenten… Oder so ähnlich, bin keine Expertin auf dem Gebiet). Aber was ist dann der richtige Weg? Irgendwie sehe ich schwarz, dass Unterschriftensammlung oder regelmäßiges Fragen nach den Produktionsbedingungen seitens der Konsumenten in Geschäften wirklich jemand Verantwortlichen interessiert… Wahrscheinlich ist wirklich der einzige Weg, die Themen immer wieder wie du z. B. in die Medien und ins Gespräch zu bringen.

  2. […] was in unserem Essen alles drin ist. Und weil Nunu diese Woche einen tollen Artikel zum Thema Abwrackprämie geblogged hat,  also da ist mir die Geschichte von Tante Dora´s Hollersaft […]

  3. […] Kleiderrücknahmen der großen Unternehmen sind kein Re-, sondern Downcycling, weil man aus den bunten Stoffen aus […]

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