Wirtschaftsaufschwung : Mehr Vollzeit als Teilzeit

In Niederösterreichs Betrieben konnte keine einzige Vollzeitstelle geschaffen werden, dafür hat sich die Teilzeitquote in den letzten zwei Jahren auf 28 Prozent erhöht.

In Niederösterreichs Betrieben konnte keine einzige Vollzeitstelle geschaffen werden, dafür hat sich die Teilzeitquote in den letzten zwei Jahren auf 28 Prozent erhöht.

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Die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten in Österreich ist auf 1,36 Millionen gestiegen, womit wir EU-weit den zweiten Platz in Bezug auf die Teilzeitquote belegen. „Im Jahr 1992 arbeiteten 3,11 Millionen Menschen in Österreich Vollzeit und nur etwa 310.000 Teilzeit. 30 Jahre später im Jahr 2022 ist die absolute Zahl der Vollzeitbeschäftigten auf 3,09 Millionen Personen gesunken, dafür ist die Anzahl der Teilzeitarbeitenden auf 1,36 Millionen gestiegen“, analysiert Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ), die aktuelle Situation.

Laut einer Market-Umfrage sind 90 Prozent der Teilzeitbeschäftigten mit ihrer Arbeitszeit und ihrem Arbeitsplatz zufrieden. Die Zufriedenheit ist teilweise höher als bei Vollzeitbeschäftigten. Fast 70 Prozent der Teilzeitbeschäftigten können die Anzahl ihrer Arbeitsstunden selbst bestimmen. Teilzeit ist stark nachgefragt. Dass Betriebe keine Vollzeitstellen anbieten, ist dagegen selten ein Grund für Teilzeitarbeit. Dies bestätigen auch die Zahlen des AMS: Auf eine offene Teilzeitstelle kommen 3,7 Arbeitslose mit Teilzeitwunsch, bei Vollzeit beträgt das Verhältnis 2 : 1.

Auch in Niederösterreich hat sich die Situation in den vergangenen 30 Jahren nicht verändert. „In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Teilzeitquote in 28 Prozent der Betriebe erhöht“, betont Johannes Schedlbauer, Direktor der WKNÖ. „Das zeigt deutlich: Die Teilzeitquote in Österreich steigt immer mehr an, im Zehnjahresvergleich um etwa ein Fünftel.“ Dieses Verhältnis erhöht die Produktionskosten und beeinträchtigt die internationale Wettbewerbsfähigkeit, weshalb Niederösterreichs Gewerbetreibende Alternativen fordern, die eine umgehende Umkehr dieses wirtschaftsfeindlichen Trends bringen.

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  • Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich
    „Wir müssen endlich Verbesserungen im Steuerrecht schaffen, um mehr Menschen für Vollzeitarbeit zu motivieren. Auch vor dem Hintergrund, dass uns laut einer Studie bis zum Jahr 2040 allein in Niederösterreich 60.000 zusätzliche Arbeitsplätze fehlen."

    Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich

Anreize für Vollzeitarbeitskräfte

„Wir müssen endlich Verbesserungen im Steuerrecht schaffen, um mehr Menschen für Vollzeitarbeit zu motivieren. Auch vor dem Hintergrund, dass uns laut einer Studie bis zum Jahr 2040 allein in Niederösterreich 60.000 zusätzliche Arbeitsplätze fehlen. Das hätte BIP-Verluste in Höhe von 7,9 Milliarden zur Folge. Lassen wir uns von aktuellen Arbeitsmarktsituationen nicht blenden. Der Arbeitskräftemangel wird uns weiter beschäftigen“, mahnen Ecker und Schedlbauer.

Die WKNÖ fordert auf Basis eines Gutachtens von Univ.-Prof. MMag. Dr. Daniel Varro LL.M (Universität für Weiterbildung Krems) folgende Maßnahmen: einen Freibetrag bei Vollzeitarbeit, um die Bemessungsgrundlage der Einkommensteuer zu senken, einen Absetzbetrag bei Vollzeitarbeit und eine Senkung des Steuertarifs in den mittleren Tarifstufen, damit bei höheren Einkommen die Steuerbelastung sinkt. Zusätzlich sollen die zweite und dritte Einkommensteuerstufe angehoben werden.

„Diese Maßnahmen sind notwendig, um Vollzeitarbeit attraktiver zu gestalten und unserem Mitarbeitermangel in allen Branchen erfolgreich zu begegnen“, betont WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker.