Gegen kapitalistische Bildung! Weg mit dem mehrgliedrigen Schulsystem!

Ob Schüler:innen, Auszubildende oder Studierende. Fast alle jungen Leute verbringen große Teile ihres Lebens in Lehrinstitutionen, bevor sie als „freie“ Arbeiter:innen auf dem Markt ihre Arbeitskraft verkaufen müssen. Für uns als Jugendgruppe ist es daher enorm wichtig, sich mit Schule, Berufsschule und Universität auseinander zu setzen und zu verstehen, welche Funktion diese im Kapitalismus haben. 
Zunächst einmal lässt sich die in den Lehrinstitutionen vermittelte Substanz in zwei Gruppen unterteilen: Wissensinhalte und Erziehung. Gleichzeitig lassen sich dieses aber auch nicht strikt von einander trennen. Auch vermeintlich wissenschaftliche Erkenntnisse, die uns vermittelt werden, sind nämlich stark von der kapitalistischen Umwelt, in der sie gewonnen wurden, beeinflusst.
Im Folgenden werden zunächst diese beiden Aspekte erläutert:
Schule als Bildungsinstitution ist nichts schlechtes an sich. es ist wichtig Grundkentnisse zum Verständnis und zur Verständigung in unserer Gesellschaft zu erlernen. Allerdings ist kapitalistische Bildung eben weit mehr als neutrale Wissensvermittlung.
Erziehung in der Schule bedeutet Nachsitzen für zu häufiges Zuspätkommen, Respekt gegenüber Autoritäten, keine demokratische Mitbestimmung, zu reden, wenn der/die Lehrer:in es erlaubt, früh aufstehen und Konkurrenz zu den Mitschüler:innen. All dies ist für Schüler:innen banaler Alltag und die meisten werden sich nach neun bis 13 Jahren daran gewöhnt haben. Daher ist es umso wichtiger, sich über diesen Aspekt der Schule bewusst zu werden. In der Schule findet eine Erziehung zum/zur funktionierenden Arbeiter:in statt. Das alles ist nicht der Bösartigkeit der Lehrer:innen geschuldet, die mit Sätzen wie „später im Berufsleben kannst du auch nicht zu spät kommen“, die Jugendlichen langsam an ihre spätere Rolle als Arbeiter:in gewöhnen. Es ist notwendig für einen „funktionierenden“ Kapitalismus und insofern hat die Lehrkraft ja auch Recht: Zuspätkommen kann ein Kündigungsgrund sein. Kinder gewöhnen sich in der Schule außerdem daran, auch später große Teile des Tages keinen Einfluss auf die eigene Betätigung zu haben. Auch in Unternehmen und Betrieben wird nicht abgestimmt, was wichtig ist und was nicht, wieso sollte man die Kinder in den kapitalistischen Lehranstalten dann erst daran gewöhnen? Zwar gibt es „demokratische“ „Mitbestimmungsorgane“ für Schüler:innen, aber deren tatsächliche Macht ist begrenzt. Außerdem verwehren Schulleitungen ihren Schüler:innen nicht selten die wenigen Rechte, die die Schulgesetze für sie vorsehen.
Zusätzlich zur Erziehung wird den Schüler:innen außerdem eine Menge an Inhalten vermittelt. Auf diese vermeintlich neutralen und objektiven Inhalte lohnt es sich, einen Blick zu werfen. So wird zum Beispiel im Fach Wirtschaft gelehrt das der „freie Markt“ Wohlstand für alle brächte oder das, wie es in einem VWL (Volkswirtschaftslehre) Lehrbuch steht, Planwirtschaft und  Diktatur gleichbedeutend sind. Auch in Geschichte lernt man viel Falsches und Vieles gar nicht. Der massive Anteil, den die SowjetUnion an der Beendigung des Faschismus in Deutschland geleistet hat, wird kaum erwähnt. Viel lieber wird stattdessen der Hitler-Stalin-Paktins Bild gerückt, der bis heute genutzt wird, um den Faschismus mit dem Sozialismus der Sowjetunion gleichzusetzen. Die Hintergründe und Umstände, die zum Zustandekommen dieses Abkommens führten, werden dabei allerdings meist verschwiegen. In Ethik lernt man außerdem, dass jede Meinung gleichwertig sei. Was sich nach einer schönen Einstellung anhört ist tatsächlich höchst problematisch, da in der Konsequenz der Wert Wissenschaftlicher Erkenntnis herabgesetzt und der Istzustand manifestiert wird. Es lassen sich zu jedem Fach unzählige Beispiele anführen, die deutlich machen, dass auch die Wissensinhalte alles andere als neutral, ja durch und durch politisch gefärbt sind und oft nur dazu dienen, den Status quo aufrecht zu halten und zu rechtfertigen .
Neben der Aufgabe der Erziehung und der Vermittlung der Wissensinhalte kommt der Schule auch noch eine andere Funktion zu: Sie schafft eine Spaltung der Arbeiter:innenklasse mit Noten und Abschlüssen. Jugendlichen wird in unserer Gesellschaft häufig gesagt, dass es wichtig sei in der Schule gut aufzupassen, damit man später mal einen guten Job bekomme. Aber so einfach das oft klingt ist es nicht. Die Leistungen die Schüler:innen in der Schule erbringen sind bewiesenermaßen stark von der ökonomischen Situation der Eltern abhängig. Dem treten Faktoren, wie Herkunft, Geschlecht, Sexualität oder Religion hinzu, sodass besonders Schüler:innen, die einen aktiven oder passiven Migrationshintergrund haben, benachteiligt und oft sogar intersektional diskriminierend werden. Die Schule verschleiert solche Zusammenhänge und wirkt den unterschiedlichen Voraussetzungen, die zu schlechteren Chancen führen, nicht ausreichend entgegen. Stattdessen vermitteln Schulen teilweise rassistische Denkweisen und verstärken die Spaltung zwischen den Schüler:innen sogar noch durch die verschiedenen Abschlüsse, die später ein starker Wegweiser für den Platz in der Gesellschaft sind. Im Kapitalismus sind Schulen also ein Ort, an dem schon früh der Konkurrenzgedanke gesät wird. Einem Jugendlichen aus einem armem Elternhaus, der auf Grund dieser schlechten Voraussetzungen nur einen niederen Bildungsabschluss gemacht hat, wird als Erwachsener Faulheit unterstellt, wenn er mit finanziellen Nöten konfrontiert ist. Reaktionen auf Armut fallen dann häufig so aus: „Selbst Schuld, hättest du dich in der Schule angestrengt“. Auf der anderen Seite ist jedoch der extreme Reichtum eines Kapitalist:innen Kindes völlig unabhängig von dessen schulischen Leistungen, es erbt die Firma der Eltern, egal, welche Noten es in der Schule hat. Doch die Wahrheit hinter der vermeintlichen Chancengleichheit im Bildungsystem der BRD ist, dass diese nichts nützt, wenn die Startbedingungen unterschiedlich sind.
In Deutschland zeigt sich das durch das mehrgliedrige Schulsystem deutlich.
Dazu kommen die Vorstöße, mit G8 die Schulzeit zu verkürzen. Ähnliches gab es an den Universitäten mit der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen. Das Ziel davon? Uns schneller auf den Arbeitsmarkt werfen und unsere Arbeitskraft zu verwerten! Das ist Bildungspolitik für das Kapital.
Wir als Internationale Jugend wissen, dass die Schule im Kapitalismus nicht reformierbar ist. Demzufolge gibt es im Kapitalismus auch keine „gerechte Bildung“.
Wir kämpfen für die Überwindung dieses Systems ein und damit auch für ein anderes Bildungssystem im Interesse der Arbeiter:innenklasse! 
Auf dem Weg dahin gibt es aber auch heute schon Forderungen, für die wir kämpfen müssen.
Dazu gehört es, die Spaltung der Schüler:innen zu überwinden und für die Anschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems zu kämpfen. Dem Leistungsdruck und Konkurrenzkampf an unseren Schulen müssen wir konsequent entgegentreten, ebenso den Versuchen der Landesregierungen, die Schulzeit zu verkürzen.