Wie stehen Inflation und Zinsen im Zusammenhang?

Grundsätzlich kann man sagen, dass günstige Zinsen zu mehr Kreditvergabe führt. Es wird also mehr Geld ausgegeben und konsumiert. Die Wirtschaft profitiert davon und die Inflation steigt. Auf der anderen Seite kann man sagen, dass höhere Zinsen zu einer höheren Sparrate führen, da sich das sparen mehr lohnt. Wenn mehr gespart wird und weniger ausgegeben wird, führt das zu einem langsameren Wirtschaftswachstum und zu einer fallenden Inflation. Am Ende des Tages geht es jedoch immer um den cleveren Vermögensaufbau durch Aktien!

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Inflation und Zinsen?

Die großen Notenbanken (wie z. B. die FED oder die EZB) treffen sich regelmäßig um die Lage im eigenen Währungsraum zu beurteilen. Grundsätzlich verfolgen die Notenbanken eine ausgeglichene Preissteigerung von circa +2 Prozent im Jahr. Durch geldpolitische Instrumente und wirtschaftlichen Indikatoren werden die Entwicklung der Verbraucherpreise beeinflusst. Wenn die FED oder die EZB die Zinsen steigern, dann versuchen die Währungshüter die fortschreitende Inflationsentwicklung einzugrenzen, ohne jedoch die Wirtschaftsentwicklung „abzuwürgen“.

Da die Entscheidungen der Notenbanken großen Einfluss auf die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung haben, werden sie genau beobachtet. Auch die Entwicklung der Wechselkurse werden durch Zinsentscheide beeinflusst. Steigende Zinsen in den USA und gleichbleibende in Europa führen grundsätzlich zu einem stärkeren Dollar.

Wann steigen die Zinsen an?

Gleich vorweg: Es kommt drauf an. In Japan z. B. waren die Zinsen seit dem Jahr 1994 bei quasi null, während das Wirtschaftswachstum dort auch quasi nicht stattfand. Die Dauer der Niedrigzinsphase hat also keinen Einfluss auf die Entwicklung der Zinsen. Festhalten kann man auf jeden Fall, dass die Zinsen nicht von heute auf morgen steigen. Es ist vielmehr eine Entwicklung über mehrere Monate und Jahre.

Die Zinsen sind grundsätzlich die Kosten (oder Gebühren) für das Kapital und werden somit von Angebot und Nachfrage des Kapitalmarktes beeinflusst. Wenn viele Wirtschaftsteilnehmer Kapital nachfragen (z. B. durch Kreditkarten, Konsumkredite oder Wohnbaukredite), dann steigt die Nachfrage nach Kapital und die Zinsen steigen. Diese Marktfunktion gilt auch für den Fall, wenn weniger Kapital nachgefragt wird.

An dieser Stelle kommen jedoch die Zentralbanken ins Spiel. Ohne die Zentralbanken würde sich der Zins an Hand der Marktteilnehmer entwickeln. Es wäre ein ständiges Auf- und Ab. Die Zentralbanken können durch Geldmarktpolitische Instrumente den Markt beeinflussen. Sie können z. B.

  • Anleihen am Markt kaufen oder verkaufen
  • Aktien am Markt kaufen oder verkaufen (wie aktuell z. B. in Japan)
  • Refinanzierungssätze der Geschäftsbanken ändern
  • Mögliche Sicherheiten für Übernachtkredite ändern
  • Usw, die Liste der möglichen Optionen ist vielfältig und unsere Währungshüter in Frankfurt und Washington sind bei den Innovationen auch sehr erfinderisch.

Die Grenze der Wirksamkeit solcher Instrumente sind fließend und können nur sehr schwer benannt werden. Allerdings gibt es gesetzliche Grenzen. Notenbanken sind grundsätzlich unabhängige Institute und können von den Regierungen nicht beeinflusst werden. Allerdings werden z. B. in den USA die Notenbanken Chefs vom Präsidenten ins Amt gehoben. Und ein Präsident wird sich keinen grundsätzlichen Gegner der eigenen wirtschaftspolitischen Ziele ins „Nest“ setzen. Der/Die nächste FED Präsident soll laut Trump schon in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden.

Weiterhin wird aktuell vor allem in Europa der Vorwurf der Staatenfinanzierung durch die EZB laut. Die EZB kauft monatlich Staatsanleihen der verschiedenen Mitgliedssaaten an. Dies hat nach Jahren des Ankaufens jedoch so große Züge angenommen, dass viele von Marktverzerrung und Staatenfinanzierung sprechen. Unsere vielseits bekannten Strafzinsen für Verbraucher sind eine weitere Entwicklung der Niedrigzinspolitik.

Welche Auswirkungen haben die niedrigen Zinsen auf den Aktienmarkt?

Zinsen, die Kosten für die Überlassung von Kapital, entscheiden über das Wohl und Weh an den Aktienmärkten. Die EZB kann mit dem Zinssatz für die „Übernachtkredite“ für Geschäftsbanken das Börsengeschehen beeinflussen. Dabei ist jedoch die Reaktionszeit zu beachten. Die Zinssätze und das „Zinsumfeld“ wird oftmals über Monate oder Jahre hinweg verändert. Die Reaktionen an den Börsen (nach einer Zinsentscheidung der Notenbank), sind oftmals kurz nach der Veröffentlichung an den Kapitalmärkten zu sehen.

Zurecht fragen sich also viele:

„Was passiert mit den Zinsen?“

„Wird die EZB die Zinsen erhöhen?“

„Wie geht es mit den Zinsen weiter?“

Der Interbankenzins ist das entscheidende „Zünglein an der Waage“. Durch diesen Zins kontrollieren die Notenbanken die Kapitalmärkte. Wie oben bereits beschrieben führt eine Zinserhöhung zu einer geringeren Nachfrage nach Geld. Dies hat Einfluss auf das Ausgabe- und Konsumverhalten sowie auf die Investitionsfreudigkeit der Investoren.

Besonders großen Einfluss haben Veränderungen der Zinsen für kapitalintensive Unternehmen sowie Banken und Kreditinstitute. Da Banken mit „Geld handeln“ wird deren „Rohstoff teurer oder günstiger“. Genau wie bei Rohstoffunternehmen kann man ganz allgemein auch sagen, dass steigende Zinsen zu besseren Geschäften bei Kreditinstituten führen und umgekehrt.

Quelle: Investopedia

Ich empfehle daher grundsätzlich den Bankensektor bei absehbaren Zinssteigerungen besonders zu beobachten und etwaige Investments zu prüfen. Der bisher stark gebeutelte europäische Bankenmarkt kann durchaus einen Blick wert sein. In meinem Handbuch der Aktienanalyse gehe ich auf die Sondersituation der Banken noch einmal gesondert ein.

Abschließend möchte ich noch hinzufügen, dass die Entwicklung der Zinsen durch die Notenbanken keine „Schwarz oder Weiß Entscheidung“ ist. Nur weil die Zinsen fallen, kann man nicht von mehr Kapitalnachfrage ausgehen. Es spielen an den Börsen (wie immer) mehrere Faktoren eine Rolle. Kurzfristig ist einer der wichtigsten Einflussfaktoren immer noch der Börsenteilnehmer selbst. Die Psychologie an den Märkten ist ein wesentlicher Faktor und sollte niemals unterschätzt werden.

Langfristig bin ich jedoch vom Einfluss der Noten Bänker auf die Kapitalmärkte überzeugt. Auch Warren Buffett hat in diesem Interview erwähnt, dass die aktuell sehr hoch bewerteten Aktienmärkte durch das derzeitige Zinsniveau relativiert werden muss.

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