INISDE ISELOTTE: WIE UNSERE GESELLSCHAFT UNS OBERFLÄCHLICH UND KRANK MACHT 


Hallo meine Lieben!

Ich habe über dieses Thema zwar schon relativ häufig bei Instagram meine Meinung vertreten, ich hatte jedoch das Bedürfnis, jetzt noch mal in einem längeren Post etwas zu der Thematik zu verfassen, da ich vor ein paar Tagen mal wieder ein schockierendes Erlebnis hatte.
Ich saß schön in meiner Freistunde in der Uni, als meine Schwester mir zwei Fotos von zwei Mädchen schickte, die Produkte eines bekannten deutschen Online Handels für Kleidung präsentierten. Was ich dann beim genauen Hinsehen sah, hat mich einfach nur traurig gemacht. Diese beiden Mädchen, die meiner Meinung sowieso schon ZU dünn waren, wurden eiskalt so retuschiert, dass ihnen die Waden „abgeschnitten“, also schmaler gemacht wurden (wo ich mich schon fragte, wie man von einer eh schon nicht vorhandenen Wade noch was wegnehmen kann). Übrigens: Ich möchte hier darauf hinweisen, dass ich keine dünnen Menschen kränken will, die einfach von Natur aus so sind. Es geht mir um Menschen, die krankhaft, also gesundheitsgefährdend dünn sind. Jedenfalls, diese Retusche war nicht nur an sich schon schlimm genug, sie war auch noch schlecht, weil man sie genau sehen konnte! Da fragte ich mich wie so oft nur wieder: WAS IST NUR LOS MIT UNSERER GESELLSCHAFT?

Ich möchte hier jetzt mal zu gewissen Dingen, auch auf Gefahr hin, dass viele es anders sehen, meine Meinung sagen, weil ich wirklich finde, dass es in diesem Bereich mehr Aufklärungsarbeit geben MUSS. Alles um uns herum, unsere Mitmenschen, die Medien, vor allem Social Media, beeinflussen uns inzwischen so dermaßen in unserem Denken und unserer Selbstwahrnehmung, dass ich mich wirklich oft frage, was eigentlich in uns Menschen gefahren ist.


WIE DIE MODEBRANCHE UNS KRANK MACHT

Siehe das Beispiel oben. Sowieso schon zu dünne Mädchen werden einfach noch dünner gemacht, um einem Ideal zu entsprechen welches sich die Modebranche ausgedacht hat. Ich liebe Mode und Kleidung, ich liebe es mich neu darin auszuprobieren und meine Identität damit zu unterstreichen, aber ich hasse was die Branche mit den Köpfen der Frauen macht. Eine Freundin zeigte mir letztens ein Kleid, das sie sich gekauft hatte. Sie ist eine so hübsche Person mit einer wirklich sehr sehr schlanken, fast Model-artigen Figur. Das Kleid welches sie kaufte war in Größe L ausgezeichnet. Die Frage, die sich mir da stellte war: Ist das noch normal? Bei solchen Dingen braucht man sich nicht mehr wundern, dass so viele Mädchen krank werden, sich für zu dick halten und sich unwohl fühlen, weil sie eine L tragen müssen. Ich boykottiere inzwischen auch gewisse TV Sendungen, in denen junge, gerade heranreifende Mädchen als „zu dick“ für den Modeljob bezeichnet werden. Wie soll sich ein normales Mädchen, mit einem normalen Körper, der vielleicht keine 40kg wiegt, bei all diesen Einflüssen von außen noch wohl fühlen und sowohl körperlich als auch psychisch gesund heranwachsen?


WIE DIE FITNESSBRANCHE UNS KRANK MACHT

Auch die Fitnessbranche macht es nicht besser. Ich bin ein absoluter Freund von Sport. Sport ist wichtig, um gesund und fit zu bleiben, Sport macht lebendig. Und ja, es gibt auch solche, die das den ganzen Tag, jeden Tag tun und ihre Erfüllung darin gefunden haben und das vielleicht sogar schon beruflich machen. Jetzt kommt jedoch das große ABER: Muss das etwa jeder tun? Muss jeder einen straffen Körper mit Sixpack haben? Ist das das einzige, was im Leben zählt? Ich will hier niemanden kritisieren, jeder muss selbst wissen, wie er lebt und was ihm Spaß macht. Und es gibt auch inzwischen Gottseidank schon viele Accounts die eine andere Message senden, jedoch auch immer noch viele, die ein wie ich finde sehr falsches Bild von gesunder Ernährung einem gesunden Sportverhalten repräsentieren. Wie gesagt, wenn jemand das aus voller Überzeugung tut und Spaß daran hat, soll er das tun. Was ich jedoch bedenklich finde sind Sprüche wie „Jeder kann abnehmen, ihr könnt alles schaffen, wenn ihr nur hart genug an euch arbeitet!“. Solche „motivierenden“ Worte sind natürlich richtig und auch sehr wichtig für Menschen die stark übergewichtig sind. Diese sollten auf jeden Fall unbedingt aus gesundheitlichen Gründen Gewicht verlieren. Man muss aber auch bedenken, dass nicht nur übergewichtige Menschen sich diese Posts ansehen, sondern zu großen Teilen junge Mädchen, die ganz normal aussehen und aufgrund solcher Vorbilder krampfhaft auch versuchen wollen so auszusehen. Es werden inzwischen überall Programme angepriesen, die die Menschen endlich erlösen und auf den „richtigen Weg“ bringen sollen. Wenn ich sowas lese, kann ich nicht begreifen was das soll. Ja, es gibt durchaus sicher Menschen, die Probleme haben, auf eigene Faust abzunehmen und diszipliniert zu sein. Für solche Menschen kann das eine Hilfe sein. Hier stellt sich aber auch wieder die Frage: Für WEN ist das hilfreich? Sicher nicht für 16-jährige Mädchen, die ein normales Gewicht haben und nur aufgrund eines Fitnesswahns unbedingt Gewicht verlieren wollen. Das hilft keinem, sondern führt geradewegs in die Essstörung. Fitness schön und gut. Man kann motivieren und Mut machen! Aber man sollte auch Aufklärungsarbeit leisten. Etwas dafür tun, dass andere ihren Selbstwert stärken und sich annehmen wie sie sind. Denn das ist ein viel größeres Problem in unserer Gesellschaft als unsere untrainierten Körper.


ESSTÖRUNGEN UND IHRE FOLGEN 

Auch wenn leider immer noch viele das nicht sehen wollen: All die Punkte, die ich gerade genannt habe, führen in sehr vielen Fällen dazu, dass die Menschen in unserer Gesellschaft krank werden. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Aber jeder sollte für sich reflektieren, welchen Stellenwert man Äußerlichkeiten zuschreibt, und wie man seine Ansichten über solche vermittelt. Dass ich mir das nicht ausdenke, zeigen uns die blanken Zahlen. Mehr als jedes vierte Mädchen in Deutschland ist essgestört. Diese Information sollte man sich erst mal wirklich durch den Kopf gehen lassen. Wie sollte es in unserer Gesellschaft auch anders sein? Abnehmen wird inzwischen als DER Weg zum Glück, zur eigenen Erfüllung, präsentiert. Das fatale daran: Nicht jeder Mensch ist dafür gemacht, dünn zu sein. Und das ist auch gut so! Das ist aber das, was viele Heranwachsende nicht verstehen. Sie kennen ihren eigenen Körper noch zu wenig, um zu wissen, was gut für ihn ist. Sie denken, wenn XY es geschafft hat, 20kg abzunehmen, muss ich das auch schaffen. Oder ich bin einfach zu faul. Dass das nicht stimmt, muss viel mehr thematisiert werden. Jeder Mensch ist anders, hat eine andere genetische Ausstattung und Veranlagungen. Es gibt Menschen in allen vorstellbaren Formen, und das ist nicht falsch. Falsch ist, dass nur eine Form zur richtigen gemacht wird und das in den Köpfen der Menschen hängen bleibt. Anstatt also Millionen von Euros in Diät Programme oder Werbung mit viel zu dünnen Models zu investieren, sollte man lieber die Stärkung der Psyche unserer Gesellschaft im Blick haben. Denn das ist auch für andere Bereiche des Lebens enorm wichtig. Wenn unsere Psyche erst ein mal dahin ist, ist es schwer, sie wieder zu reparieren. Das sollte jedem bewusst sein. Und Oberflächlichkeiten machen es nicht besser. Essstörungen sind ein ernstes Thema, vor allem wenn sie mit psychischen Erkrankungen einhergehen. Zwischen 1998 und 2012 starben in Deutschland pro Jahr zwischen 33 und 100 Menschen an Essstörungen, ca. 90 % davon waren Frauen (vgl. Statistisches Bundesamt, 2014, Todesfälle) und inzwischen sind es sicher noch mehr geworden. Wenn ich sowas lese, geht es mir schlecht. Ich frage mich in was für einer Welt wir leben, in der es nur darum geht, wie wir aussehen. In meinem eigenen privaten Umfeld musste ich oft erleben, wie oberflächlich und manipuliert die Menschen inzwischen sind.
Achtet vielleicht selbst mal drauf: Hat jemand abgenommen, wird man mit bewundernden und respektvollen Blicken betrachtet und mit einem „Wow, du hast ja abgenommen“ gelobt. Ist das Gegenteil der Fall und man hat vielleicht mal ein paar Kilo zugelegt, wird man mit mitleidigen Blicken angesehen, nach dem Motto „Da ist dir aber was Schlimmes passiert“. Dann folgen mutmachende Worte wie „Naja, das wird schon wieder“. Sowas ist definitiv angebracht, wenn es bei jemandem vollkommen aus dem Ruder läuft und er immens zunimmt. Wie gesagt, kann dies aber auch körperlich wirklich schädliche Folgen haben. Nicht normal ist es meines Erachtens jedoch, wenn eine Frau von 50kg auf 60kg zugenommen hat und sich deshalb schlecht und unattraktiv fühlen muss. Warum wird Abnehmen jetzt schon als etwas so tolles angesehen, dass betroffene Personen direkt gelobt und bewundert werden müssen, weil sie „das geschafft haben“, jedoch bemitleidet werden müssen, weil sie mal ein paar Kilo zunehmen? Der Körper verändert sich auch. Auch das ist eine Sache, die man leider hinnehmen muss. Ein 16-jähriger Körper ist anders als ein 30-jähriger. Und warum muss das denn etwas sein, womit man sich so schwer tun muss, wenn doch Akzeptanz für alle Arten von Menschen das ganze schon viel einfacher machen würde? Warum muss man das Gewicht des anderen ständig thematisieren und kann nicht einfach zu jedem Menschen, wie viel er auch wiegen mag, einfach sagen, dass er toll aussieht, dass er tolles leistet, ein toller Mensch ist? Das würde unserem Zusammenleben in dieser Gesellschaft so viel mehr geben, als diese ständige Fixiertheit auf unser Äußeres. Ich habe selbst lange gebraucht um herauszufinden, wer ich bin und wie ich sein will. Mit dem Alter verändern sich die Ansichten und man blickt anders auf die Dinge. Es gibt jedoch viele, die das nicht können. Deshalb sollte man seine Stimme nutzen um andere wach zu rütteln. Abnehmen schön und gut. Aber die meisten wissen nicht einmal welchen Preis sie dafür zahlen. Wie sie ihren Körper kaputt machen und wie dieser es ihnen irgendwann wieder zurück zahlen wird, diese Erfahrung musste ich selbst zu Genüge machen.

Wusstet ihr zum Beispiel, dass eine Fettzelle, wenn wir abnehmen nicht verschwindet, sondern nur kleiner wird? Man sagt, es braucht im Schnitt sieben Jahre, bis eine Fettzelle vollständig verschwindet. Das bedeutet, wenn wir abnehmen, leeren wir diese Zelle zwar. Aber sie will immer wieder alles dafür tun, wieder gefüllt zu werden. Das ist unter anderem ein Grund für Jo-Jo Effekte, unter denen so viele, die ständig Diäten machen, leiden müssen. Das bedeutet im Klartext, dass man sieben Jahre lang ein Diät durchziehen müsste, damit der Körper sich wirklich an das neue Gewicht gewöhnt und die Fettzelle endgültig „löscht“. Für mich hört sich das nur nach Kampf an. Nach einem Kampf gegen sich selbst und die eigene Natur. Deshalb finde ich es SO wichtig, herauszufinden, was die eigene Natur eigentlich ist. Manche können sicher noch etwas (vor allem LANGSAM!) abnehmen, weil ihr natürliches Idealgewicht, welches der Körper bestimmt, ein niedrigeres ist. Manche können das aber nicht. So viel zum Thema „Ihr könnt alles schaffen“. Kann man sicher, aber zu welchem Preis?

Diese Frage sollte jeder von uns sich stellen und dabei ehrlich zu sich sein. Ist mein natürliches Idealgewicht eigentlich niedriger und ich hab einfach bisschen viel geschlemmt? Oder bin ich eben wie ich bin und Gewichtsverlust geht bei mir nur mit großem Verzicht und Kampf einher?
Ich denke, das herauszufinden, ist schwer. Aber man kann es schaffen. Jeder soll so leben wie er mag, sollte sich jedoch stets fragen ob ihm das alles gut tut, oder ob er sich selbst einschränkt und sich die Lebensfreude nimmt. Diese Frage kann nur jeder für sich selbst beantworten. Aber dennoch ist mein Anliegen einfach nur aufmerksam zu machen. Seid gut zu euch. Respektiert und schätzt eure Gesundheit und euren Körper und lernt, euch zu lieben wie ihr seid. Und auch wenn ihr euch verändern wollt, ist das wichtig. Denn niemand verändert sich auf Dauer und beständig aus Selbsthass heraus, sondern wenn dann Schritt für Schritt aus SELBSTLIEBE und AKZEPTANZ. Sucht euch Vorbilder, bewundert Menschen, aber versucht nicht krampfhaft wie sie zu sein, wenn ihr eigentlich Jemand anders seid. Jeder Mensch ist einzigartig in seinem Wesen und es ist so wichtig, sich das bewusst zu machen.
Und von Seiten aller Blogger würde ich mir wünschen, sich wirklich zu überlegen, wie man seinen Einfluss positiv nutzen kann. Ich finde als Person mit einer gewissen Reichweite sollte man sich der Verantwortung gegenüber seinen Followern und Lesern bewusst sein. Wir sind Vorbilder, die von anderen bewundert werden und die Einfluss auf das Denken, besonders junger Menschen, haben. Das sollte jedem von uns klar sein. Weder ich, noch irgendjemand anders kann mit einem Schlag die Welt verändern, aber wenn jeder für sich überlegt, wie er diese Gesellschaft besser machen kann, wäre damit schon ein großer Schritt getan. Vor allem für uns selbst.
In dem Sinne: Bleibt wer ihr seid, lasst euch von niemandem sagen, wer ihr zu sein habt und stärkt euer Selbstwertgefühl. Jeder Mensch ist wertvoll, egal ob dick oder dünn, egal ob muskulös oder etwas fülliger. Und auch wenn die Mode- und Fitnessbranche euch was anderes sagen, extrem dünne Menschen sind nicht das Maß der Dinge und gehören vor allem auch nicht der Mehrheit an. Das zu sehen und zu erkennen, dass „normal“ sein, also so wie man eben ist, was richtig tolles sein kann, sollte in unser aller Interesse liegen.

7 Gedanken zu “INISDE ISELOTTE: WIE UNSERE GESELLSCHAFT UNS OBERFLÄCHLICH UND KRANK MACHT 

  1. Vivien schreibt:

    Danke. Du hast großartige Worte dafür gefunden. Es ist so viel wichtiger, dass man sich selbst akzeptiert und zu lieben lernt und das Leben zu genießen. Wir alle haben nur dieses eine Leben!

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  2. Barbara schreibt:

    Du hast soooo Recht! Ich folge auf Instagram einigen Fitnessaccounts (zugegebenermaßen hauptsächlich wegen der teilweisen tollen Rezepte) und finde einige Entwicklungen echt toll. Aber manche sind so dünn, das es auf mich krank wirkt. Und diese Mädels sind ja für viele andere Vorbilder! Auch ich habe vor einiger Zeit viel abgenommen, mir ging es echt gut damit aber es hat mich schon erschreckt wir viele Leute mich darauf angesprochen haben! Personen mit denen ich teilweise fast nichts zu tun habe… Ich habe leider mein Gewicht nicht halten können, Gott sei Dank ist es mir erspart geblieben dass ich darauf auch angesprochen wurde. 😉
    Also auch wenn ich jetzt etwas abgeschweift bin 😁 wollte ich eigentlich nur sagen wie toll ich deinen Beitrag finde! Danke dir!

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  3. Steffi schreibt:

    Voll und ganz auf den Punkt gebracht. Es ist so wichtig mit sich selbst „im Reinen“ zu sein. Die Balance zu finden, die auf einen persönlich abgestimmt ist, das zu einem passt, das man lebt und voll dahinter steht – zu sich steht – dass man weiß wer man ist, denn ich finde gerade unsere Makel machen uns zu etwas einzigartigem. Zu leben und genießen zu können, nicht etwas vorzugeben was man eigentlich überhaupt nicht sein möchte. Es ist nicht ausschlaggebend ob man dick oder dünn ist, muskulös oder kurvig – wenn der Charakter hässlich ist. Klar ist es uns wichtig wie wir auf andere wirken aber unser TUN macht das aus nichts anderes.. Jedenfalls sollte es das.. Ich hoffe deine Worte finden Anklang in der Runde. Jedenfalls Hut ab dass du das hier geschrieben hast! Toll ❤

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  4. Meine Wenigkeit schreibt:

    Ähm… gebt diesen Social Media Müll doch einfach auf. Legt euch ein altes Handy zu, das nur SMS und Telefonfunktion hat und ihr werdet rundum glücklicher.

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