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ALEX GOPHER | KOTAI | SMITH-N-HACK | SEX IN DRESDEN | LAZYFISH | THOMAS NOLLER | FREAKS | 347 REVIEWS

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APRIL 2002. EUR 2.80 Schweiz: SFR 5,50

ELEKTRONISCHE LEBENSASPEKTE

MUSIK MEDIEN KULTUR SELBSTBEHERRSCHUNG

MONATSZEITUNG

Alles irie?

SAVE THE PIXEL

Miniml.com.

SOUL CENTER

Das Kriegsgerät wird immer kleiner und gemeiner. Atombomben in Bonbongröße sind die Old-Warfare-Variante von Nanowaffen und Kampfrobotern. Silicon Valley ist die neue Rüstungsindustrie. Ein Special zum Krieg der Zukunft. <Seite#25 ff>

Pixelfonts sind zum unentbehrlichen Standard für gute Websites und Flashprojekte geworden. Ein Interview mit Fontdesigner David Kroeger von miniml.com aus Milwaukee zum Stand der Dinge im Kreise-zuQuadraten-Business. <Seite#29>

Das dritte Album aus Brinkmanns "Soul Center"-Serie klingt mehr denn je nach 70er Soul-Samples, benutzt sie aber umso weniger. Der smarte Groove, der aus der Erinnerung kam und uns nun die wahre Seele nach aussen kehrt. <Seite#13>

IN DER TALSOHLE

DAZWISCHEN LIEGT IMMER EIN GUTER BREAK

Agenturleben nach dem Hype.

Jazzanova. Kollektiv abfahren.

TEXT: DANIELA KÜNNE | DANIELA@DE-BUG.DE

TEXT: JAN JOSWIG | JANJ@DE-BUG.DE / FOTO: NOSHE

KRIEG

Thomas Brinkmann in der GI-Disco.

Für einen Moment sah es so aus, als wäre alles ganz einfach. Junge Menschen saßen in luftigen Büros, erfanden erstaunliche Beschäftigungen und ergingen sich in Design. Das Netz schien eine einzige große Goldgrube, ernährte sie alle und jede Menge hochtrabende Erwartungen noch dazu. Alles ging so schnell, dass extra neue Zeiteinheiten erfunden werden mussten. Das Tempo, in dem sich Leben und Arbeit verwirbelt hatten, war aber so hoch, dass die Frage nach der Haltbarkeit der ganzen Konstruktion an den Rand gedrängt wurde. Was hätten sie auch tun sollen? Schon mal sparen? Für schlechtere Zeiten? Irgendwie war dazu auch keine Zeit. Die schlechten Zeiten aber kamen. Fast ein bisschen schadenfroh begrüßt von denen, die es immer schon gesagt und gewusst hatten, dass DAS so nicht mehr lange gehen konnte. Man sprach von Krise. Ein wenig zeitversetzt ereilte sie die Branche, abhängig von der Dauer des letzten laufenden Projektes. Ungefähr einigen können sich alle auf den Sommer 2001. Und heute? Die Talsohle sei erreicht, berichten die Medien und gehen zuhauf an der selbst beschworenen Krise zugrunde. Nun denn. Es gibt ja auch bewirtschaftungswürdige Tieflandebenen. Aber auch da wohnen und überleben Menschen, die mit Idealismus leben. Dem großen Agentursterben und allen Abgesängen zum Trotz hält sich eine erstaunliche Zahl kleiner Unternehmen zäh, munter und leidenschaftlich im Geschäft. In den Straßen der großen Städte sieht man plötzlich vermehrt Menschen an ihren Rechnern hinter mit Mattfolie beklebten Schaufenstern sitzen, debattieren und gestalten. Billige Ladenräume mit aufgebockten Holzplatten ergeben ein Kleinunternehmen, das meist irgendwas mit Events, Design und Ausstellungen zu tun hat. Man fragt sich: Was machen die da? Und so viele davon! Wie überleben so viele in einer Branche, die scheinbar den wirtschaftlichen Boden unter ihren Füßen verloren hat? Ist wirklich alles durch den vollzogenen Evolutionsschritt, der von vielen als Krise interpretiert wird, schlechter geworden? Oder birgt das allgemeine wirtschaftliche Abstoppen und Selektieren auch Chancen? Für eine Neubewertung von Prioritäten zum Beispiel, privaten und ökonomischen? Die folgenden Antworten stammen von einer Handvoll willkürlich ausgesuchter Berliner und Hamburger Klein- und Kleinstfirmen. <Seite#o4FF> Laut bundesdeutschem Gerichtsurteil sind deutsche Bahnhöfe öffentlicher Raum. Die Ausgrenzung von nicht-konsumorientiertem Publikum ist nicht zulässig. Bahnhöfe sind für alle da. Nur die Deutsche Bahn AG hätte das gerne anders. Jazzanova-Musik ist für alle da. Nur der innere Differenz-Kritiker mancher professioneller Rezipienten hätte das gerne anders. Zum Beispiel meiner? Dabei "derive" ich so gern über Bahnhöfe. Warum fühlt sich nur mein inneres PopperSchwein so sehr von Jazzanova gekitzelt? Das, das auch Joni Mitchell, Minnie Ripperton und Chico Buarque nur mit schlechtem Gewissen hören kann, eigentlich alle Musik, die mit Jazzakkorden und Anti-Affektierungen dezent klotzt? Vielleicht weil ich mich weigere, ein Nutznießer der "feinen Unterschiede" zu sein? Das Schöne ist bei Jazzano-

va so sehr das Schöne, kann es da noch das Wahre sein? Was hat mein Feldversuch mit Jazzanovas Debutalbum "In between" über Ghettoblaster am Ostbahnhof in Berlin ergeben? Die rumlungernden Hip Hop-Kids in Sir Benni Miles und Fishbone (tja, schräge Kombi, sehen die Kids anders) springen auf Jazzanova an wie nichts. Das ist Hip Hop, dessen abstrahierte Essenz, zu Vibraphon kann man breaken. Da kommt es her und von da ist es nie weg gewesen. Alle Verfeinerungen ergeben sich nur, weil irgendwann die Rapper, die mit Jazzanova vor Jazzanova zusammenhingen, ihre Mikros verpfänden mussten, jedenfalls irgendwie ins Hintertreffen gerieten, und dann eben Instrumentaltracks anstanden. <Seite#10FF>

COLETTE

SEX IN DRESDEN

FREAKS

In dem Pariser Konzeptshop "Colette" wird exklusiv angeboten, was den Gründerinnen Colette und Sarah Rousseaux gefällt. Kunst mit Kommerz, Schönes mit Praktischem, Herz mit Hirn und Geschmack statt Kasse. <Seite#08>

Im Hygiene Museum Dresden fragen zeitgeschichtliche Dokumentation und Kunst in einer unfangreichen Ausstellung nach dem Umgang mit Sex. Von Anti-Onanier-Exponaten bis zu Rosemarie Trockels Strickkunst. <Seite#33>

Die Londoner Solomon und Harris schieben als "Freaks" ihre Version von discoverdrehtem Minimalhouse an Rave-UK vorbei und ein Konzeptalbum über Künstler nach, die in die Kanalisation abgeschoben werden. <Seite#22>

Kultur.

Medien.

Musik.

Die Wiege des Konzeptshops.

A BETTER TOMORROW................................................................... <SEITE#02> MODEAUSTELLUGEN IN DER SCHWEIZ......................................<SEITE#05> THOMAS NOLLER.............................................................................<SEITE#28> FREQUENZEN IN FRANKFURT.......................................................<SEITE#30> ULF POSCHARDT UND DIE RENNAUTOS................................... <SEITE#30> 2/5 BZ'S ISTANBUL CU-UP............................................................... <SEITE#32> GO TO IM APRIL................................................................................<SEITE#36>

Aufklärung in der Ausstellung.

ANGRY MONKEY............................................................................<SEITE#27> SERVER..............................................................................................<SEITE#29> FILM: ON_LINE................................................................................<SEITE#31> BILDERKRITIKEN............................................................................ <SEITE#32> PORTABLE MONOPOLY.................................................................<SEITE#34> MUSIKTECHNIK: ABLETON LIVE................................................ <SEITE#35> MUSIKTECHNIK: LOGIC 5.............................................................<SEITE#35>

Sonderkommando UK-House.

WECHSEL GARLAND.....................................................................<SEITE#03> DYNAMO..........................................................................................<SEITE#12> LAZYFISH..........................................................................................<SEITE#14> SI CUT DB.........................................................................................<SEITE#14> NIKAKOI............................................................................................<SEITE#15> SMITH-N-HACK.............................................................................. <SEITE#19> HERRMANN & KLEINE..................................................................<SEITE#20>


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DEBUG VERLAGS GMBH Brunnenstr. 196, 10119 Berlin Email Redaktion: bug@de-bug.de Anzeigenleitung: marketing@de-bug.de Abo: abo@debugOS.de Fon: 030.28384458, Fax: 030 2838 4459 HERAUSGEBER: Alexander Baumgardt, Mercedes Bunz, Jörg Clasen, Jan Rikus Hillmann, Sascha Kösch, Fee Magdanz, Riley Reinhold, Anton Waldt, Benjamin Weiss REDAKTION: Mercedes Bunz (mrs. bunz@de-bug.de), Marcus Hauer (yuko@de-bug.de), Thaddeus Herrmann (thaddi@debug-digital.de), Jan Joswig (janj@de-bug.de), Sascha Kösch (bleed@de-bug.de), Daniela Künne, Anne Pascual (miu@de-bug.de), Sven von Thülen (sven.vt@debugOS.de), Clara Völker (caynd@debug-digital.de) REVIEWREDAKTION: Sascha Kösch (bleed@de-bug.de), Jan Ole Jöhnk (janole@lebensaspekte.de), Stephen Lumenta (stephen@de-bug.de)

A BETTER TOMORROW

BILDREDAKTION: Ole Brömme (ole@de-bug.de) REDAKTION NEW YORK: Nico Haupt (nicohaupt@gmx.li) REDAKTION WIEN: Anton Waldt (waldt@debug-digital.de) TEXT: ANTON WALDT | WALDT@QUINTESSENZ.AT

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Der Frühling ist seit der deutschen Romantik eine besonders brutale Jahreszeit. Sie verleitet zu unguten Übersprungshandlungen, insbesondere bei Personen, die feststellen müssen, dass Coolheit ein vergängliches Gut ist, das - einmal verdörrt - auch nicht mehr nachwächst. Besonders bitter wird das jahreszeitliche Erwachen, wenn eine ganze Generation, die sich nach ihrem Durchschnitts-Lieblings-Auto benannt

ditalienischen Stadt Cremona den Dom betreten, die Hosen ausgezogen und sich dermaßen entblößt vor dem Altar postiert. Danach schnupfte er vor den anwesenden Gläubigen Kokain. Die von einem Priester per Handy benachrichtigte Polizei nahm den Unhold fest, während er noch beim Rüsseln war. Er wehrte sich allerdings mit Tritten, Bissen und Faustschlägen so erfolgreich gegen die Verhaftung, dass zwei

DER FRÜHLING IST SEIT DER DEUTSCHEN ROMANTIK EINE BESONDERS BRUTALE JAHRESZEIT.

und dem Hippen schon im Kindergarten abgeschworen hat, Phantomschmerzen am Zeitgeistfühler beklagt. Das Lieblingsprojekt dieser armen Menschen ist selbstredend der verklärende Rückblick und wer frühzeitig aufgeatmet hat, weil das Schlimmste schon überstanden schien, der sollte sich warm anziehen, denn im Wonnemonat April startet RTL die 80er-Show mit Oliver Geissen

Polizisten leicht verletzt wurden. Anschließend gab die Zierde der Fleischer-Innnung zu Protokoll, dass er von einem Kreuz im Dom Stimmen gehört hätte, die ihn aufforderten, sich auszuziehen.

TON STEINE SCHERBEN Während die Generation Sack sich am "Prada Meinhoff"-Chic ergötzt, zeigen echte Player, was eine Amok-Harke ist. In wahrhafter Kamikaze-Manier ließ Leo Kirch sein Zentralorgan Pro7 zur GENERATION SACK Ein 42-jähriger Wiener Fleischhauerei- besten Sendezeit linksradikale ParaBesitzer ist Mitte März dem Ruf des noia zur Wahrheit verklären: Die dritte Herren gefolgt und hat dazu in der nor- Generation der RAF war eine ABM-

Maßnahme des Verfassungsschutzes. Erst wurde Herrhausen im Auftrag von US-Banken und dann in Bad Kleinen ein unliebsamer Zeuge dieser Vorgänge gekillt. Und um der ohnehin schon unglaublichen Produktion die Krone aufzusetzen, musste die Ikone des "Ballermann"-Sequels Reiser-Songs singen, bevor ihn die Dunkelmänner in Müllmannuniformen [!] hinmeucheln. Wenn Kirch dieses Jahr wirklich zum Sozialfall wird und den Bajuwaren damit gleichzeitig vom Kanzleramt fernhält, sollen ihm alle Sünden erlassen sein und dafür an seinem Grab eine "Phantom"-Endlos-Schleife laufen. ANALOG IST BESSER Der Internationale Suchtstoffkontrollrat [INCB] der Vereinten Nationen [UNO] hat unterdessen vor dem Internet als neuem Absatzweg für Rauschgift gewarnt. Über das weltweite Netz würden Drogen verkauft und in geschützten privaten Chatrooms würden

von Rauschgifthändlern und OnlineApotheken Medikamente angeboten, heißt es im INCB-Jahresbericht für 2001. Dreiste Drogenhändler bedienten sich zudem "neuer Technologien wie der Verschlüsselung von Botschaften", um die Lieferung und Verteilung von Suchtstoffen zu organisieren und sich "vor Aufdeckung durch die Polizei zu schützen". Für die Geldwäsche von Einnahmen aus dem Rauschgifthandel würden elektronische Überweisungen genutzt. "Cybercrime" sei leicht zu begehen, erfordere nur wenige Ressourcen und sei äußerst schwer aufzuspüren, warnte der INCB. Zur Verfolgung solcher Verbrechen sei eine verbesserte internationale Zusammenarbeit nötig. Für ein besseres Morgen: Nötigenfalls den Winterschlaf verlängern, jedwede RAF-Erinnerungsarbeit Pro7 überlassen und unbedingt und zu allen Gerichten die Schily-Soße meiden.

VERTRIEB: ASV Vertriebs GmbH, Süderstrasse 77, 20097 Hamburg Fon: 040/347 24042 Fax: 040/347 23549 EIGENVERTRIEB (PLATTENLÄDEN): Fon: 030 2838 4458 ABOBOTS EURES VERTRAUENS: Sven von Thülen, Clara Völker 030.2838 4458 /email: abo@debugOS.de DEBUGTERMINE: dates@debug-digital.de Stichtag Maiausgabe: 09.04.2001 GESCHÄFTSFÜHRER: Sascha Kösch MARKETING UND ANZEIGENLEITUNG: Email: marketing@de-bug.de Mari Lussmann, Andreas Sachwitz Fon: 030/2838 4457 - 030/2838 8891 Es gilt die Anzeigenpreisliste Januar 2002 V.I.S.D.P.: die Redaktion DEBUG FILE SHARING: www.telepolis.de, newstoday.com, 72dpi, reservocation.com

DELETE BUG Die Frühjahrsmüdigkeit scheint hier in der wetterfühligen Redaktion ein wenig übereilt ausgebrochen zu sein. Verminderte Konzentrationsfähigkeit galore. Anderweitig ist schwerlich zu erklären, warum das bewährteste journalistische Tagteam seit Woodward & Bernstein auseinanderdividiert wurde. Also, das Interview mit Fumiya Tanaka führten Aljoscha Weskott und Alexis Waltz. Desweiteren wurde das Coloma

Foto nicht von Alfred Jansen, sondern Die URL des MIT-Press-Verlages lautet von Heike Sieber geschossen und das übrigens nicht co.uk sondern einfach schöne Laub Foto steuerte Noshe bei. http://www-mitpress.mit.edu/. Unser Dank geht an Till Bovermann, der uns Im XBox-Artikel fehlten, wie das ab- darauf aufmerksam gemacht hat. prubte Ende des Textes vermuten ließ, ein paar Worte. Hier nochmal die letz- Christian Meyer wollte in seinem Beiten zwei Sätze vollständig und zum ge- ge-Artikel gewieft auf Mouse on Mars' nießen: "Mainstream-Blackbox oder Albumtitel "Idiology" verweisen, aber beim Redigieren wurde aus dem idioloHammerplattform. Update folgt." gisch ein schnödes ideologisch. Wie

unfair, ungewollt und unverzeihbar. Und zu guter Letzt das allerschlimmste, denn das neue Album der Elektronika-Highlander Boards of Canada heißt nicht Geodaddi, sondern Geogaddi. Die BOC Conspiracy-Seite sagt dazu: Geo: geometric; Gad: to run wild, to be uncontrolled; Di: two, twice, double. Aha.


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Elektronika

ADDIEREN STATT REDUZIEREN Wechsel Garland Jörg Follert entkommt als Wechsel Garland den Fallen, in die ihn die Rezeption seines "Wunder"-Projektes schubsen wollte. Anti-reduktionistische Elektronika - ach ne, eben kein fixiertes Genre - mit Dub ach Mist, schon wieder die Falle - für einen Alltag, der kein Grau kennt. TEXT: KERSTIN SCHÄFER | KERSTIN@DE-BUG.DE / FOTOS: ANDREJ GOROKHOV

Starten wir doch mal den Versuch eines Textes. Jörg Follert aka Wechsel Garland hätte ihn vermutlich am Ende am liebsten als Gegenentwurf zum herkömmlichen Musikjournalismus gehabt. Klar, es gibt gleich von Anfang an das schwierigste aller Pro-

ben, was nicht so super catchy ist, um von vor- Wechsel Garland ist eben ein unerwartet neherein nicht gleich im Klischee zu landen.” harter Brocken. Und das nicht nur, wenn man über ihn schreiben will, sondern weil er Musik mit links in Zusammenhang mit WUNDER GESTERN UND HEUTE Aber um noch mal zu den Definitionen einem durchweg kritischen Alltagsbewuszurückzufinden: der Prozess der Produktion stsein stellt.

WEB

SERVICEPOINT

Das komplette Interview mit Wechsel Garland gibt es unter www.de-bug.de online zu lesen.

Wechsel Garland "Liberation von History“ erscheint bei Karaoke Kalk / Indigo.

DIE VERNIEDLICHUNG VON WUNDER LIESS FOLLERT SCHNELL GRAUE HAARE WACHSEN.

bleme: die Bedeutung. Für Wechsel Garland, dessen neues Album "Liberation von History" die Tage auf Karaoke Kalk erscheint, ist Bedeutung seit seit seinem ersten Release als Wunder ein Problem. “Ich fand es schon damals immer ziemlich blöd, nur einen Karton zu haben. Wenn ich etwas benutze, ist es eigentlich egal was, ob ein Sample oder irgendwas anderes. Hauptsache es ist von Bedeutung. Bei Wunder hatte es auf jeden Fall eine Bedeutung gehabt. Die soll auch bleiben. So dass man sich nicht wiederholt und es dadurch eigene Bedeutung verliert, nur um einen hohlen Karton zu füllen. Das gilt auch für Wechsel Garland, das ist an sich schon vom Namen sperriger und nicht so mit Bedeutung aufgeladen. Jedes Mal einen neuen Projektnamen finde ich aber auch blöd, Pseudonymwahnsinn. Es ist besser was zu ha-

seines ersten Albums Wunder war noch eher wie das Aufnehmen eines Lieblingstapes für Freunde. Eben die eigenen Vorlieben ausstellen. Samples waren die offensichtlichen Links zum Leben nach außen. Doch die Rezeption des Albums, immer schön unter dem Verniedlichungsaspekt, also die Generierung DES Klischees für Wunder, ließ ihm bald graue Haare wachsen. “Dieser Verniedlichungsaspekt: alles ist schön, alles ist nett, das ist für mich bedeutungslos, das fühle ich auf keiner Ebene. Alles was nett ist, ist langweilig, weil ohne Ecken und Schwung. Da gibt es dann auch ein Problem mit Musikjournalismus. Wenn man eine nette Person dahinter vermutet, dann wird auch der ganze Text gleich zu rund, ohne Ecken.”

“Ich bin gegen Mikrokosmen, gegen in sich abgeschlossene Systeme, denn davon gibt es einfach zur Zeit zu viele. Wie ordnest du dich ein, keine Etiketten, das will ich einfach nicht. Lieber Botschafter zwischen den Welten sein. Es wird immer nach dem neuen Ding gesucht, aber total unter Ausschluss des Davorgewesenen. Elektronik ja, Rock nein, nur unter diesem Ausschließen. Nichts wird integriert, eine vermeintlich neue Freiheit. Ich habe immer das Gefühl, dass Geschichte da eine Substraktion ist, keine Addition.”

volkswirtschaftlichen Sinne gelten. Die Idee, die er nun mit Wechsel Garland verfolgen könnte, ich weiß es nicht, wäre zu versuchen, die Reduktion des Inhalts so weit wie möglich auszuschließen, also so viele Ebenen wie möglich in die Musik einzuziehen, zum Beispiel über Musik, Text, Titel, so dass für jeden eine andere Lesbarkeit entsteht. Wichtig ist dabei aber, nichts einen zu wollen, was uneinig ist. So gesehen kann "Liberation von History" auch als eine Art Collage, Puzzle betrachtet werden, das jegliche Couleurs musikalischer HerWechsel Garland versucht ein Panorama kunft benutzt, ohne in eklektizistischen musikalischer Geschichte, Gegenwart und Überbau zu fallen. des Alltags herzustellen. Dabei bedient er sich elektronischer Mittel, also unter Slash Durch den Versuch, die Welt dann doch irElektronika als (für ihn ungeliebtes) Eti- gendwie abzubilden, weil Alltag auch für kett, möchte aber nicht als Produzent im Wechsel Garland nicht der "graue Alltag"

ist, sondern eher ein stabiles Gebilde, das inmitten von Routinen eine einzigartige Freiheit zum Kreativ-Sein schaffen kann, kommt die “Schizophrenie des Lebens” dann für ihn in Gestalt der Doppelseitigkeit von Vinyl daher. Wichtig für ihn ist es deshalb, auch einen Punkt außerhalb dieser zwei Seiten der Schwarz-Weiß-Malerei zu finden. Den kritischen Blick auf die Welt, den Alltag, zu dem eben auch das Musikmachen gehört (“Alles andere wäre ja auch nur eine Form von Eskapismus...”). “Ich möchte bloß eine Position finden, die relevant ist. Die verschiedene Seiten darstellt, sie nicht runterreduziert, sondern eine Art von Panorama entwirft, das die verschiedensten Dinge umfasst.”


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New Economy

IN DER TALSOHLE Agenturleben nach dem Hype TEXT: DANIELA KÜNNE | DANIELA@DE-BUG.DE

Wer sich selbständig macht, hatte bislang vor allem einen hohen Anspruch an Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit. In der Tieflandebene ist Selbstständigkeit eher die reale Alternative zur Arbeitslosigkeit. SERVICEPOINT

AKANTO | www.akanto.de | besteht seit: Januar 2002 bietet: Projektsupport. Dazu gehört u.a Interimsmanagement,die Unterstützung des Briefings von Dienstleistern, die Moderation von Projektgruppen sowie punktueller Input zu Projekt-Planung. FOTOSPORT | www.fotosport.de bietet: Fotos PLAYFRAME | www.playframe.de | besteht seit: August 2001 entwickelt und realisiert: übergreifende Markenauftritte in digitalen Medien mit den Schwerpunkten Contenformat-Entwicklung und Communication Services. ROTOROT | www.rotorot.com | besteht seit: September 2001 konzipiert und gestaltet: Kommunikation und Design im klassischen Medien-Bereich und für das Internet. 4=1 / www.viergleicheins.de | besteht seit: 1991 bietet: Dienstleistungen für Unternehmenskommunikation mit neuen Medien in den Bereichen Business to Business, CD ROM, Internetauftritte, Datenbank-generierte Produktkataloge und Softwarelösungen.

GRÜNDUNGSGRÜNDE "Wir waren gesättigt von den großen Agenturmaschinen", berichten Bärbel Hiedl und Peter Bünnagel von rotorot, einer zweiköpfigen Kommunikations- und Designagentur. "Das ist schon toll jetzt – man darf alles selbst entscheiden! Das braucht einerseits Mut, aber man kann ja jeder Zeit wieder zurück in die Festanstellung - dachten wir damals zumindest." Eine eigene Firma bedeutet Selbstbestimmtheit und Stress. Und das Tollste: die Jobbezeichnungen darf man sich selber dichten. Trotzdem finden sich auf den eingesammelten Visitenkarten keine exotischen Untertitel. "Wir waren antizyklisch zu den Allmachtsfantasien der New Economy unterwegs", erzählen Vicky Tiegelkamp und Patrick Boltz vom digitalen Me-

DIE NEUE BESCHEIDENHEIT Auffällig ist der Verzicht auf lichte Glasund Edelstahletagen. Der fehlende Glamour der Behausung erklärt sich aus eher konservativen Investitionsstrategien. rotorot: "Wir wollten nie die dicke Berlin-MitteNummer mit Marmorschild. Für uns war es wichtig, mit geringen Kosten zu starten und zum Beispiel selbst zu renovieren.” Playframe: "Ohne Gewinn keine Investitionen. Diese OldSchool-Finanzplanung hat uns wahrscheinlich gerettet." Maximal sechs, manchmal sogar nur ein Mensch, bilden die unternehmerischen Mikroorganismen. Das ist kein Zufall, sondern Absicht. rotorot: "Wir sind eine kleine Zelle, die überall andocken kann. Dadurch schleppen wir nicht diesen Fullserviceapperat mit uns herum."

Keiner der Befragten fühlte je einen Drang zu Börse oder Venture Capital. Anschluss verpasst? Guido Randzio von Viergleicheins, einer IT-orientierten Agentur, hält dagegen: "Die Gier ihrer Erwartungen hat die New Economy in die Knie gezwungen. Wir wollten lieber interessante Sachen machen." Und Playframe ergänzen: "Wir haben uns als GbR gegründet in einer Zeit, als die Leute die Börsenralley rauf und runter fuhren und Wirtschaftsbegriffe in Lifestyle übergingen. Wir waren medienerfahren und zu alt für Popstarallüren. Wir wollten UNSERE Firma gründen, nicht die Firma eines Venture Kapitalisten." Auch das geteilte Misstrauen gegen Wachstum ist Methode. Viergleicheins: "Wachstum ist das Schlimmste, was einer Firma passieren kann. Es bringt nur Pro-

DAS POPSTARSEIN DEN POPSTARS ÜBERLASSEN UND DIE ARBEIT GUT MACHEN. DANN KANN MAN DA DRAUßEN AUCH ÜBERLEBEN. dienstudio Playframe. "Wir wollten beide auch als Geschäftsleitung in der Produktion bleiben. Das geht nur in einer kleinen Firma. Die Kunden schätzen es außerdem, wenn sie direkt mit dem Chef über das Projekt sprechen und sich nicht an einem CEO, CFO oder sonst wem vorbeischlängeln müssen."

Das ist Balsam auf die häufig ängstlichen Nerven der Kunden. Abgeschreckt durch ärgerliche Erfahrungen mit zu riesigen Budgetgräbern aufgeblasenen Projekten tendieren sie dazu, kleinere Agenturen anzuheuern, bei denen nicht jedes Projekt einen komplizierten Überbau mitfinanzieren muss. "So erscheint man ungefährlicher als Heute ist die Firmengründung nur noch im mit 15 Mann im Gepäck, die alle mitversorgt günstigsten Fall eine freie Entscheidung. werden müssen", sagt Akanto. Anja Kantowsky von Akanto-Projektsupport bestätigt das: "Die Gründe sind heute Um die Größe der Projekte durch diese oft ganz anders als früher. Da machte man Aufstellung nicht zu sehr zu limitieren, sich selbständig, weil man gute Kontakte hat- schließen sich kleinere Unternehmen unte oder eine ausichtsreiche Geschäftsidee." In terschiedlicher Kompetenz für konkrete Zeiten der Krise kommen von außen aufge- Projekte zusammen. rotorot: "Eine Überlezwungene Gründe wie Kündigung oder das benstrategie ist die Bildung von MikrogrupScheitern der Firma, bei der man angestellt pen, in denen wir die Jobs schaukeln, danach war, hinzu. Woher nimmt man in einer sol- löst man sich wieder auf." Das Netzwerk chen Situation das Selbstbewusstsein, sich funktioniert scheinbar harmonisch, kennt selbst aufzustellen? Akanto: "Ich dachte, ich man sich doch häufig von einer gemeinsasetz mich mal hin und schreibe auf, was ich men Vergangenheit in einer großen Agenschon immer machen wollte. Das endete in tur. So treffen sich nicht selten der ehemaeiner zweiwöchigen Totaldepression. Dann lige IT-Chef und der Art Director wieder in kam der 11. September und ich stellte fest, es einem Team. Das garantiert eine reibungsgibt Schlimmeres, als in einer Lebenskrise zu losere Zusammenarbeit. Ein weiterer sein. Das und der Blick auf meinen Kon- Grund, die ehemaligen Agenturriesen tostand befreite mich von dem Selbstverwirk- nicht nur spöttisch zu erinnern: Das dort lichungsdruck. Ich suchte nicht mehr nach ei- erworbene Wissen und die mitgebrachten nem Lebensgesamtkonzept, sondern begann Referenzen ebnen den Weg bei der Projekmit einer kurzfristigen Überlebensstrategie." takquise.

bleme, wenn du keine Zeit mehr für Entscheidungen hast, zum Beispiel wieviele und vor allem welche Leute du einstellst." Und wieder Playframe: "Mit der Entscheidung: wir wollen eine kleine Firma sein, setzt man sich Grenzen für den Reichtum, den man erzielen kann. Man muss sich fragen, ist mein Ego zufrieden damit? Wir haben auf den Glamour verzichtet und damit auf die Achterbahn." RÜCKKEHR ZU MULTIMEDIA Trotz aller Wendigkeit in der unternehmerischen Aufstellung machte sich die Krise durch das wochen-, manchmal monatelange Fehlen von Aufträgen bemerkbar. Auch jetzt vergeben Kunden Projekte eher vorsichtig. "Nicht nur unserer Branche, sondern der gesamten Industrie geht es schlecht", meinen Viergleicheins. "Deshalb werden Etats zögerlicher vergeben. Denn auch dort haben die Leute Angst, dass eine Fehlentscheidung ihren Job kostet." Die Budgets sind kleiner geworden und die Kunden zynischer. Sie versuchen angesichts des Heers an um Projekte rangelnden Agenturen die Preise zu drücken. Es bedarf Fingerspitzengefühl und Selbstbewusstsein, ihnen klarzumachen, dass sie für die neuen schmalen Preise nicht die gleichen Leistungen erwarten können. Das Ruhebett des finanziellen Gewissens – eine langfristige

Kundenbeziehung - ist unter diesen Umständen schwierig aufzubauen. rotorot bedenken: "Die Gefahr besteht, dass kleine Unternehmen wie Tagelöhner ad hoc einspringen und ausgesaugt werden." Hinzu kommt, dass viele Unternehmen eigene Kräfte im Online - und IT-Bereich aufgebaut haben und deshalb seltener externe Dienstleister einbinden. Das verlangt das Anbieten sehr spezifischer Leistungen. Akanto ergänzt: "Die Firmen erwarten von Dienstleistern neue Impulse und keine deprimierten, unter Druck arbeitenden Leute." Umfang und Inhalt der Projekte haben sich verändert. "Die großen Agenturen waren die richtigen Konstrukte für die Projekte der letzten Jahre. Der Trend war, sich riesige funkelnde Paläste im Internet zu bauen. Jetzt geht der Wunsch eher in Richtung kleinere Seiten, die von großen PR-Kampagnen begleitet werden." Zuvor konzentrierten sich Agenturen vor allem auf die Umsetzung von Webprojekten, heute ist wieder wahres Multimedia gefragt: "Wir machen die Videocontent-Projekte, derenwegen wir uns damals gegründet haben, aber daneben noch verschiedenen andere, oft auch kleine Projekte", sagen Playframe. "Durch unsere Erfahrungen im klassischen Medienbereich können das zum Beispiel Imagefilme, Präsentationen oder Events sein." Das ist jedoch kein Rückzug. "Wir wollen Multimedia, nicht elektronisches Monomedia", geben rotorot als Statement. "Das soll sich auch in den Leuten ausdrücken, mit denen wir arbeiten. Wir teilen unser Büro mit dem Fotografen von FOTOSPORT und

setzen gemeinsam Print- und Netzprojekte um." DAS BAD UND NICHT DAS KIND Auf den ersten Blick könnte das Anlass für einen tiefen Zweifel nicht nur an der New Economy, sondern an der Tragfähigkeit ihres Gegenstandes – an Netz und digitaler Technologie - sein. Hier allerdings sind sich alle Befragten einig, auch in Zukunft wird es noch Projekte geben. Viergleicheins: "Jedes Unternehmen hat Potentiale, die sich mit digitalen Technologien besser nutzen lassen. Man muss ihnen nur beweisen, dass sie mit unseren Anwendungen besser dastehen als ihre Konkurrenten." Auch die Fehler der Vergangenheit können den Boden zukünftiger Projekte bilden. rotorot: "Wir sehen ein Akquisefeld in Relaunchs. Es gibt eine Menge Leichen im Netz." Und Dank der Krise des neuen Marktes entkoppeln sich innovative Medienideen wieder von der Börse. Das macht den Weg frei für einen neuen Anfang. Playframe: "Die Medienlandschaft verändert sich nach wie vor fundamental. Man hat diesen Satz nur in wenigen Monaten vier Millionen mal geschrieben und an hohe Profiterwartungen geknüpft. Der Bedarf an Kompetenzen ist immer noch aktuell. Es ist nur an der Zeit, erwachsener damit umzugehen: Das Popstarsein den Popstars zu überlassen und die Arbeit gut zu machen. Dann kann man da draußen auch überleben."


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Mode

MODESHOOTINGS Zur Kunst geadelt TEXT: ANNE PASCUAL | MIU@DE-BUG.DE

Wann ist ein Foto eigentlich ein Modefoto? Schon seit einigen Jahren kann man beobachten, wie die Modeshootings zwischen Kunst und Auftrag driften und zu einem beliebten Gegenstand der Kunst werden. Dieses Frühjahr gibt es in Hamburg und Winterthur bei Zürich gleich zwei Ausstellungen zum Thema. SERVICEPOINT

Archeology of Elegance – 20 Jahre Modephotographie 1980-2000 Deichtorhallen Hamburg, 26. April 2002 - 25. 08. 2002 http://www.deichtorhallen.de Katalog: Hrsg. von Ulf Poschardt und Marion de Beaupré. Mit Texten von Stéphane Baumet und Ulf Poschardt Schirmer-Mosel, EUR 78,00 ChicClicks Modefotografie zwischen Auftrag und Kunst Fotomuseum Winterthur, 15. Juni bis 18. 08. 2002 http://www.fotomuseum.ch/ Katalog: Hrsg. Institute of Contemporary Art, Boston, Ulrich Lehmann, Jessica Morgan, Vorwort von Jill Medvedow, Texte von Ulrich Lehmann, Gilles Lipovetsky, Urs Stahel, Olivier Zahm, Annelie Lütgen Hatje-Cantz, EUR 58,00

Wolfgang Tillmanns und Inez von Lamsweerde waren in den Neunzigern die Vorreiter, die die Grenze zwischen Kunstfoto und Modeshooting unkenntlich machten. Gleich zwei klassische Kunstorte arbeiten in diesem Frühjahr weiter an dem Verwischen dieser Grenze und zeigen Modefotografien: In den Deichtorhallen Hamburgs blickt "Archeology of Elegance" zurück, "ChicClicks" präsentiert dagegen zeitgenössische Positionen im Schweizer Fotomuseum Winterthur. CHICCLICKS Wer die Bilder im Ausstellungskatalog von "ChicClicks" betrachtet, merkt gleich, wie sich die klassischen Definitionen des Schönen aufzulösen beginnen. Olivier Zahm, Herausgeber der französischen Zeitung Purple, die selbst zwischen Mode und Kunst changiert, stellt in seinem Katalogbeitrag heraus, wie

von "Lifestyle" oder "Attitude" zu hinterfragen. Im Gegenteil: die dort versammelten Bilder haben diese Begriffe etabliert und ihnen ihre Macht verliehen. Präsentiert "ChicClicks" eher die ungewöhnlichen, neuen Ansätze der Modefotografie, suchen die Macher von "Archeology of Elegance" nach den "Time Codes" einer visuell geprägten Kultur. Dazu hat man die vielfältigen Entwicklungen der Modefotografie in den letzten 20 Jahren kurzerhand auf vier Begriffe verteilt: Punkrock, Glamour, High-Tech und Futurismus - sowie Kunst. Statt einer Infragestellung des Sichtbaren dienen die Bilder der Abbildung kultureller Strömungen wie zum Beispiel der materieller Exzesse der 80er Jahre. Ulf Poschardt, Mitkurator der Hamburger Ausstellung, betont denn auch in seinem Katalogbeitrag wenig einfallsreich die Verführungskraft der Bilder, die für ihn unterschiedliche Haltungen widerspiegeln: zunächst ihre Inszenierung und irgendwann auch ihr Scheitern.

TALK THE TALK. WALK THEWALK. IN BASE LONDON SHOES. PRÄSENTIERT "CHICCLICKS" DIE UNGEWÖHNLICHEN, NEUEN ANSÄTZE DER MODEFOTOGRAFIE, SUCHEN DIE MACHER VON "ARCHEOLOGY OF ELEGANCE" NACH DEN "TIME CODES" DER KULTUR.

das kommerzielle Modefoto zum Indikator des Zustands einer flexiblen, narzisstischen Gesellschaft wird, sich aber keinesfalls darauf beschränken lässt. Denn auch wenn Modefotografie in den meisten Fällen kontrolliertes und kontrollierendes Bild zugleich ist, gilt es die Ausnahmen unter ihnen ausfindig zu machen. "ChicClicks" ist genau das sehr gut gelungen: Experimentelle Beispiele, wie es z.B. die Fotos von Anders Edström oder Laetitia Benat sind, verzichten auf illusorische Effekte und halten stattdessen ganz besondere, subtile Momente fest. ELEGANZ Solche Bilder werden in der Ausstellung der Hamburger Deichtorhallen eher selten zu sehen sein. Die Künstlerliste mit Namen wie Herb Ritts, Ellen von Unwerth, Peter Lindbergh, Robert Mapplethorpe oder Sarah Moon setzt auf Namen, die einem breiten Publikum bekannt sind. Dabei scheint es unwahrscheinlich, dass gerade diese es schaffen, die Oberflächlichkeiten

BILDERWALD Beide Ausstellungen sind einen Besuch wert, denn "Archeology of Elegance" präsentiert genau das Zentrum der Mode-Image-Herstellung, das von ChicClicks dekonstruiert wird. Und das eine wäre nichts ohne das andere. Vor allem aber wird man diese Bilder weiterhin dort finden, wo sie ihre Berechtigung und Bedeutung erhalten: In den englischen Zeitungen "i-D" und "The Face", die immer noch den Ton angeben, in der französischen "Purple" und der holländischen "Dutch" oder in "Self Service". Das sind alles Zeitschriften, denen es zu verdanken ist, dass Fotografen wie z.B. Inez van Lamsweerde, Juergen Teller, Terry Richardson oder Mark Borthwick ihre Sicht einer sich ständig verändernden (Mode-)Welt ablichten konnten und dabei manchmal das Flüchtige, den Glamour oder auch den Schmutz zeigten.

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Design

COLETTE BAR

DIE WIEGE DES KONZEPTSTORES Colette hat Geburtstag

TEXT: ANNE PASCUAL | MIU@DE-BUG.DE

SERVICEPOINT

Die Wiege des Konzeptstores liegt in Paris: Colette, ein Laden für "styledesignartfood" ist 1997 von Madame Colette Rousseaux und ihrer Tochter gegründet worden. Ihre Idee, Objekte aus verschiedenen Kontexten, Orten und Preisklassen zusammenzubringen, ist seitdem oft kopiert worden. Ihre persönliche Note ist jedoch unerreicht. Jetzt wird der Laden, der sich nicht zwischen Kultur und Kommerz entscheiden möchte, fünf Jahre. Ein Porträt. DER ORT Wenn man Colette das erste Mal besucht, wird man zunächst von der Vielfalt der schönen Dinge erschlagen. Die verschiedensten Objekte auf 700 qm, zwar auf drei Etagen verteilt, aber dennoch geballt vor sich zu sehen, ist dann doch etwas viel. Meist macht es Mühe, sich an den einfachen, beleuchteten Vitrinen vorbei zu schieben, so voll ist es hier. Nur die Schaufenster sind fast leer, setzen einzelne Objekte in den Mittelpunkt des sonst vorbeirennenden Interesses. Denn eigentlich ist Luxus an dieser Stelle der Stadt keine Seltenheit, sondern ein fester Bestandteil: die großen Modehäuser haben hier, im ersten Arrondissement, ihre Boutiquen. Die Rue Saint-Honoré, auf der sich Colette befindet, verläuft parallel zu der Rue de Rivoli, die wiederum den Louvre, die Tuillerien sowie die sich daran anschließende große Achse, Place de la Concorde, Champs Elysée und Arc de Triomphe verbindet. Eingebettet in die Geschichten des großen Maßstabes, egal ob es Architektur oder Warenwelt betrifft. Doch Colette konzentriert sich nicht auf Luxus, sondern auf das Be-

signer, die hier angeboten oder ausgestellt werden, ist das natürlich zunächst egal. Colette remixt Kontexte, erweitert damit Horizonte und verschafft auch kleineren Projekten ein breiteres Publikum. DAS KONZEPT Das Herausragende an Colette ist trotz der vielen, exquisiten Dinge, die es dort zu kaufen gibt, etwas Unsichtbares. Es ist auch nicht der Ort, diese saubere, hell erleuchtete Verkaufszone, bei der elektronische Musik als Muzak im Hintergrund clickert. Colette ist ein Konzeptstore, der, seitdem er am 20. März vor 5 Jahren eröffnet wurde, viele Nachahmer anderorts gefunden hat, aber natürlich nicht mit dem selben Erfolg. Gegründet hat ihn Madame Rousseaux, deren Vorname tatsächlich Colette ist. Die Idee allerdings stammt von Sarah, ihrer heute 25jährigen Tochter, der nach Abschluss ihres Kunstgeschichtsstudiums an der Elite Schule "École du Louvre" einfiel, Design, Mode, Kunst, Musik, Food und neue Technologien an einem einzigen Ort, in einem gemeinsamen Ladengeschäft unterzubringen. So kommt es, dass sich im

Colette - styledesignartfood - findet sich 213, rue Saint Honoré, 75001 Paris

schriften, aktuelle Kunst- und Designbücher, aber auch Musik zusammenstellt. Gleich darüber ist der Galeriebereich, der wechselnde Ausstellungen von Künstlern und Designern wie John Maeda, Claude Closky, Bless, Hussein Chalayan oder Tomato zeigt. Und weil Lebensart mit dem Essen zusammenhängt, kann man sich in der untersten Etage neben gesunden Snacks eines aus 300 verschiedenen Sorten Wasser aussuchen. DAS GEHEIMNIS Es ist nicht das Konzept per se, das Anziehungskraft besitzt, zumal diese Form des erweiterten Verkaufsszenarios inzwischen auch von Labeln wie Giorgio Armani in der Pariser Dependance kopiert wurde. Es ist wohl das Händchen der "unsichtbaren" Macher, die das Geschäft zum Leben erwecken, indem in ihrem speziellen Stil Obshowroom jekte aus verschiedenen Kontexten suchen, die in den Vitrinen nebeneinander etwas besonderes werden. Es heißt, Colette Rousseaux stehe sogar selbst unerkannt neben den anderen Verkäufern parat, um die Kunden zu beraten. Sarah, die "künstleWEB LINKS

COLETTE KONZENTRIERT SICH NICHT AUF LUXUS, SONDERN AUF DAS BESONDERE.

sondere. Obwohl es Dinge in jeder Preisklasse zu kaufen gibt, überwiegt der Eindruck, dass die Prada Artikel, der mit Nerz bezogene Shopper und die güldene Sicherheitsnadel nur wegen der reichen Abnehmer dort hingelangt sind. Der typische Louis Vuitton Käufer ersteht hier CDs von Oval oder Chicks on Speed, die er sonst wahrscheinlich nie im Leben hören würde. Die jungen, unbekannten Künstler und De-

Erdgeschoss Beautycare-Artikel und Designobjekte wie Möbel und Schmuck neben elektronischen Gadgets aufreihen. Steigt man die Treppe hoch, sieht man die neusten Kollektionen junger Modedesigner, und zwar sowohl von mittlerweile gut verkaufenden Belgiern als von auch noch unbekannten Neuentdeckungen. Ganz hinten durch, in den Mezzaninen, steht man in einem Bookstore, der internationale Zeit-

rische Leiterin" und Chefeinkäuferin, ist meist in der ganzen Welt unterwegs, auf der Suche nach neuer Inspiration, die dann in den Vitrinen landet. Das Angebot wechselt wöchentlich. Es ist ihr Geschmack, der sich in dem Store widerspiegelt. Sie wählt das Angebot nach persönlichen Kriterien aus. Das Exklusive, verbunden mit dem Reiz des Persönlichen macht es wohl, dass diese subjektive Auswahl etwas Verführeri-

http://www.colette.fr/

sches hat. Gegenstände, die einem an anderen Flecken oder in einer anderen Situation nie auffallen würden, kriegen hier das Hipness-Siegel mit Bewunderungsgarantie. Es sieht fast so aus, als ob der Style, den Colette prägt, deshalb immer bekannter wird, weil ihn so wenige tatsächlich verkörpern. Ein familiäres System, das sich eine persönliche Note erlaubt und indem nicht selten Freundschaften mit Künstlern und

Designern die Grundlage für Geschäfte bilden. Um das Gerücht weiterer Filialen in New York und Tokyo zu entkräften, gibt Colette in ihrem "Denim Report N° 5" offiziell bekannt, demnächst eine neue Filiale auf dem Mond zu eröffnen.



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Fusion

HIP HOP IST UNSERE BURG Jazzanova, ein 3-faches Mea Culpa & me

TEXT: JAN JOSWIG | JANJ@DE-BUG.DE / FOTOS: NOSHE SERVICEPOINT

Kaum zu glauben. Man hat sich schon so an das Warten auf das Debut-Album der Remix-Wizzards Jazzanova gewöhnt, dass man vom plötzlichen Eintreffen ihres Erstlings nahezu überrumpelt wird. "In between" ist da und stellt mögliche Fusion-Bedenken klar, richtig und schön.

Radio Multikulti Sonntagabendshow von Jazzanova, gehostet von Cornelius Tittel, im wöchentlichen Wechsel mit Gilles Petersens "World Wide Show", Sonntag, 22-24 Uhr, UKW 106.8 und Kabel 91.6, auch online http://www.multikulti.de Jazzanova, "In between", erscheint Ende April auf JCR.

Statt zwei geschichteter Sampleloops kamen vier, fünf, und die wurden auch noch verschoben, eben komplizierter, aber ganz einfach komplizierter, naturgegeben gewachsen ohne jegliche schnöselige Absichten. Ein Schuft, wer je was Anderes gehört hat. Ich. Aber ich erlebe meinen ersten Entwicklungsroman - alles, was Lolle in “Berlin, Berlin” noch bevorsteht - mit lockeren 30+ an Jahren. Danke, Jazzanova, dass ich endlich das jahrelange Reue-Schuldtrauma, das mir nach dem ganzen “reueloser LacosteKonsum”-Betrug von '82 mit Yuppie-Folgen auf den Schultern hockte, abschütteln konnte - genauer gesagt, “In between” hat es mir abgeschüttelt – und ich diese Musik mit all ihren Rimshots, dem Inbegriff naserümpfender Elfenbeinturmigkeit, als das hören kann, was sie ist: der Sieg der Liebe über die Rebellion. Zum Beispiel die Rebellion zwischen den Generationen. Mit ihrem Drumprogramming könnten sie einen Jazzdrummer wie Doug Hammond nicht nur durch Präzision und Komplexität, sondern auch durch Lebendigkeit und Beweglichkeit glatt in die Identitätskrise stürzen. Aber der ehemalige

ALEX: Das ist uns egal. Wir haben alle unsere Acid Jazz-Zeit gehabt. Wir haben uns in dieser Zeit getroffen. Wir waren aber nie Speerspitzen dieser Bewegung, weil wir a) noch gar nicht da waren und b) nie Jamiroquai aufgelegt haben. Wir haben versucht, es für uns zu definieren. Wenn Jazz tanzbar ist, und das ist das allererste Anliegen, dann wird er aufgelegt. Das hat sich aber nie in irgendwelche Funky-Klischees verloren. Es war die Liebe zu DEBUG: Die musikalischen Quellen, auf die komplexeren Arrangements, zu komplexerer ihr zurückgreift, sind immer 70er Funk, Jazz, Musik. Jazz ist da eine sehr gute Schule. Recloose spielt in Detroit beim Auflegen auch Rare Groove... ALEX: Das ist uns schon ein paar Mal begeg- erst mal zwei Stunden Jazz. net, dass Leute uns in Schubladen stecken. Der Horizont ist nicht wirklich absteckbar. Wir DEBUG: Würdet ihr sagen, dass der Begriff hören Rock, wir haben alle einen gemeinsa- “Jazzanova” im Verhältnis zu dem, was ihr men großen Nenner, der heißt Hip Hop. Das macht, noch glücklich gewählt ist? Jazz ist ja schlägt sich auch in dem nieder, was du rhyth- im Gegensatz zu Pop erst mal Improvisatimusorientiert nennst. In dieser Schublade zu on. sein, das haben wir uns nicht ausgesucht. Da ROSKOW: Nicht wirklich. Es gibt sehr durchsind eine Überzahl von Leuten drin, die wir arrangierten Jazz, von der ersten bis zur letzauch scheiße finden. Das muss man mal ehr- ten Minute. lich sagen. Eine große Schnittmenge liegt tief ALEX: Allein der Fakt, dass sich Leute diese in der schwarzen Musik, davon gehe ich aus. Frage stellen, ist es wert, den Namen beizubeAber der Weg dorthin lässt sich nicht über halten. Wir haben ihn uns am Anfang sammlerisches Nerdtum beschreiben, son- blauäuggig als DJ-Team gegeben. Für uns sagdas Wichtige und letztlich Entscheidende bei Jazzanova die rhythmische Architektur. Wie baut ihr als Sechser-Kollektiv daran? ROSKOW: Das ist eine Ideenfindung von DJs und Produzenten, also allen Sechs mit ihren verschiedenen Fähigkeiten, zusammen. Das Ausarbeiten ist mehr bei uns (Roskow Kretschmann und Stefan Leisering) anzusetzen. Grundlegende Ideen kommen aber von allen.

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ES IST GERADE INTERESSANT, DAS ZU KOMBINIEREN, WAS MAN ALS GEWÖHNLICH EMPFINDET.

Charles Mingus-Sideman ist so neidlos begeistert, dass er auf “In between” dann eben als Sänger seine Props gibt: Liebe aus allen Richtungen. Zum Beispiel die Rebellion zwischen den Formaten: Vom 60er Freefolk-Gesangsstilisten Tim Buckley, dessen Vibraphonist David Friedman “In between” luftig länglich eröffnet, bis zu Carl Craigs und Reclooses Detroit-Techno, dem sie mit der letzten EP “Days to come” einen fauchigen Überburner zur Seite stellen, sind sie per se bereit, alles verstehen und vieles lieben zu lernen und zum hochgradig wiedererkennbaren Jazzanova-Sound zu amalgamieren. Die Welt ist Jazzanova, Jazzanova ist die Welt und alles hängt mit allem zusammen: Die Liebe zum Reissack in China. Und was soll überhaupt die Gegenüberstellung? Liebe ist doch die größte Rebellion. Was Jazzanova mit “In between” als dem Soul-Modell, das Retro Nuevo Soul, R&B und klassenentgrenztes Coming of Age knieerweichend überhöht, so fett unterstreichen, dass man “In between” nur als eines feiern kann: Die Bibel aller Nicht-imStehen-Pinkler (und das sind ja wohl alle). Stefan Leisering, Roskow Kretschmann, Jürgen von Knoblauch und Alex Barck im Gespräch. DEBUG: Für mich ist das Überraschende,

te er eine Menge aus: viele Sachen zu machen, das improvisierende Moment zu haben und dieses durch unsere Art zu produzieren und aufzulegen in einen neuen Kontext zu bringen. Wir wollen die Leute nicht überzeugen, Jazz zu hören. Jazz ist auch ein Träger von einem Gefühl und einer Einstellung, Musik zu machen. Jazz wird als Begriff immer dann rangenommen, wenn Leute Jazz nicht mögen. “Das ist DEBUG: Bestätigt ihr solche Vorurteile halt Jazzanova, das kann mir nicht gefallen.” aber nicht, wenn ihr auf “In between” mit Leuten wie Rob Gallagher oder Valerie Eti- DEBUG: Aber es geht immer um einen beenne und nicht zum Beispiel Recloose zu- stimmten historischen Ausschnitt von Jazz. Freejazz-Elemente kommen nicht vor, etsammenarbeitet. ALEX: Hast du das neue Recloose-Album was Überblasenes, bewusste Atonalitäten. gehört? Da warte mal ab... Wir kennen Im Jazz-Umfeld beschränkt ihr euch? Recloose sehr gut, wir kennen aber auch Rob ALEX: Du kannst uns ja nicht auf Jazz festnaund Val sehr lange. Wir haben nicht gesagt, geln. Der Name gibt uns auch Freiheit. Du wir brauchen jetzt die Jazzleute. Das sind die kannst ja nicht sagen, dass Klaus immer ausLeute, mit denen man über Jahre Kontakt ge- sieht wie Klaus. Wir definieren uns nicht als halten und gepflegt hat. Klar, dass man mit ih- die Jazztypen, wir machen keinen Jazz. nen zusammenarbeitet. Wir wissen gegensei- ROSKOW: Was du mit “Improvisation” tig, was uns gefällt, wir schätzen unsere Ar- meinst, ist eine gewisse Spontanität auf der beit. Wir würden Rob Galliano nicht eindeutig Bühne, die aus einer spielerischen Technik mit als Figur der Acid-Jazz-Szene bezeichnen. den Instrumenten entsteht, aus dem Bauch Wenn man das Earl Zinger Zeug hört, das er individuell gesehen. Dass Jazz aber nicht darauch macht, dann liegt es sehr nah, mit ihm auf zu reduzieren ist, dass es auch anderen Jazz gibt, der total durcharrangiert ist, müsste zu arbeiten. klar sein. Dass wir mehr den Hang zu durchDEBUG: In der Außenwirkung ist er aber arrangierten, sehr detailverliebten Sachen haein Aushängeschild von Acid Jazz. Wenn ben, hört man, glaube ich. Schon aus dem man ihn einlädt, ist das ein Kommentar zu Bauch heraus, aber mit einer gewissen Übereiner gewissen Linie von Acid Jazz direkt zu sicht, was in einem Stück passiert. euch. dern ist das, was wir empfinden. Ich habe mehr Rock gehört in meiner Jugend, die Produzenten-Jungs Hip Hop, Jürgen Reggae, dann ist das auch Bestandteil unseres Horizonts. Der Jazzanova-Sound ist das Zusammenspiel aller dieser Faktoren. Kein geplantes: Wir sind jetzt die Leader der Nu Jazz-Szene. Dazu wird man gemacht.

http://www.sonarkollektiv.de/ (im Aufbau)


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Broken Beatz

DEBUG: Bei solch akribischem Arbeiten hast du aber nicht das Gefühl, zum TechnikPedanten zu werden? ALEX: Die Technik muss ja nicht im Vordergrund stehen. Bei vielen Stücken des Albums könnte man glauben, das sei ein Live-Drummer. Gerade hat mich Gilles Peterson angerufen, welchen Drummer wir bei “Another New Day” benutzt hätten. Es ist alles programmiert. Das kann man als eine Art Kunst verstehen, das wird aber nie im Vordergrund ste-

Fähigkeit zu sagen: okay, wir lassen es so. Lie- DEBUG: Das Tolle an zum Beispiel 2Step war gerade, dass die Stimmen ins Arrangebe verlangt Anstrengung. ment hineingeschnitten wurden. Ihr haltet DEBUG: Aus dem Bauch und intuitiv euch an die klassische Aufteilung Instrustimmt ja nicht bis zum letzten Grad. Stich- mentalarrangement/Leadgesang? wort Brasil. Dass ihr das zurückgenommen STEFAN: In Remixen haben wir die Stimmen habt, war sicher eine bewusste Entschei- zercuttet oder als Geräusche verwendet. Beim Album war das ein neuer Entdeckungsschritt dung. mit der klassischen Rolle der Stimme. ALEX: Ne. STEFAN: Das ist eine Entwicklungssache. “The One-Tet” vom Album ist eine Art 6/8, 4/4 DEBUG: Auch um zu testen, was im Format

DIE MUSIKALISCHEN GRENZEN SIND IN DEN LETZTEN FÜNF JAHREN ZUSEHENDS VERSCHWOMMEN. WIR WÜRDEN UNS FREUEN, DARAN MIT SCHULD ZU SEIN.

hen. Es wird immer dazu benutzt, einen Song - und wir wollten für das Album Songs machen - zu tragen. Den Song via Rhythmus transportieren. ROSKOW: Ich würde das nicht auf den Techniker reduzieren. Auch eine Band mit Instrumentalisten muss die Instrumente beherrschen und verstehen können. Der Sampler ist für uns ein Instrument und keine technische Herangehensweise an Musik. DEBUG: Würdet ihr sagen, dass Hip Hop die Basis für Jazzanova ist? ALEX, STEFAN, ROSKOW, JÜRGEN: Ja! STEFAN: Das merkt man schon an der Wichtigkeit des Rhythmus’, allein in der Lautstärke und wie akzentuiert und kräftig die Drums sind. Im Vergleich zu Acid Jazz, wo die Drums im Hintergrund so ‘höh’ (lautmalerisch illustrierte Schlaffheit) untergehen, was weiß ich. Zu der ganzen Acid Jazz-Zeit habe ich eigentlich nur Hip Hop gehört, außer vielleicht zufälligerweise Galliano, der kam noch vorbei. Auch wenn Hip Hop sich auf ähnliche Wurzeln bezieht, ist es eine ganz andere Herangehensweise, die Monotonie, die Wichtigkeit der Drums. Bei mir kam Hip Hop schon als Phänomen der 80er Jahre, damit kann man noch groß geworden sein. Man ist nicht nur mit nicht-schwarzer Musik aufgewachsen, sondern auch mit Hip Hop. Hip Hop hat einen lange geprägt, bevor man Musik gemacht hat. Hip Hop ist aber längst nicht mehr die Musik, die nicht zur deutschen Umgebung gehört, sie ist selbstverständlich mit dabei. DEBUG: Kennt ihr so etwas wie einen Spaß an Vulgaritäten? Wie bei Gabba zum Beispiel? Der ist aus eurer Musik ausgesperrt, würde ich sagen. .ALEX: Mit der Frage unterstellst du uns viel zu viel Konstruiertheit. Du kannst nicht davon ausgehen, dass wir Musik designen. Das ist für uns ganz normale Musik, meine Mutter kann das hören, mein 10jähriger Cousin. Du kannst nicht sagen, dass das eine hochstilisierte Musik ist, davon will ich total Abstand nehmen. Es ist die Musik, die wir mit unseren Mitteln machen. Und diese Mittel hat jeder. Es verbringt nur nicht jeder soviel Zeit damit. Das ist ja das Traurige. Ich bin DJ, ich weiß, es gibt Sachen, die funktionieren mit nur einem Groove. Aber wir sind definitiv nicht so drauf. Gute Alben haben immer Zeit gebraucht. Die Alben, die wir mögen, da merkt man, dass viel Liebe reingesteckt wurde, nicht unbedingt viel Geld. Und bei denen das halbe Jahr ausgehalten wurde für den letzten Schliff, der es unter Umständen unvergesslich macht. DEBUG: Liebe verlangt Akkuratesse? ALEX: Nicht unbedingt. Es gibt Nummern auf dem Album, die wurden in zwei Tagen gemacht, die waren einfach da. Wenn du dein Leben auf einer Sache aufbauen willst, musst du dich verdammt noch mal anstrengen. Und anstrengen heißt ja nicht immer bis ins letzte Detail. Anstrengen heißt auch manchmal die

Brasil, Afrobrasil Variante. Wir haben uns damit viel auseinandergesetzt. Wir haben nicht einfach Brasilperkussion über Housebeats gesetzt, sondern viel entdeckt. Wo sitzt welcher Schlag? Das ist ja auch extrem schwer, dieses Gespielte in den Computer zu übersetzen, es nicht einfach zu sampeln und übereinander zu legen, sondern zu programmieren. Da dringt man immer tiefer in die Materie ein, wie Polyrhythmik funktioniert. So kommt man auf immer abstrahiertere Sachen zurück. Abstrahiertere Brasilbeats klingen viel eher nach Afrobeats. JÜRGEN: Man entdeckt, dass es so etwas wie Brasil gibt, lass es fünf Jahre her sein, und dann versucht man, mit diesen Beats zu arbeiten. Es interessiert uns nicht im Studio, ob es einen oder 20 Brasil-Sampler gibt. Außerhalb des Studios reden wir natürlich darüber, aber innerhalb ist es eine Spielwiese, Gott sei Dank. ROSKOW: Wir haben einen sehr natürlichen Musik-Forschungsdrang. Wenn man diesen Ansatz an Musik hat, ist der Weg von Jazzanova klar nachzuvollziehen.

Song noch geht? STEFAN: Eigentlich schon. Bei “Soon” haben wir Belastungsgrenzen – wo ist vorn und hinten, was soll das – ausgetestet. Es ist gerade interessant, das zu kombinieren, was man als gewöhnlich empfindet, eine schöne Stimme oder Struktur, mit etwas Rauhem. So kann man die Leute damit konfrontieren. Sie müssen mit dem Song die ungewöhnlichen Beats aufnehmen, sich damit arrangieren, dass es keinen geraden Beat gibt, keinen Hauptschlag.

DEBUG: Es wäre euch bei allem Forschen aber zu albern, einen Countrypart zu sampeln? ALEX: Das haben wir schon gemacht, nur unmerklich. Das ist das Jazzanova-Ding. Die Art, wie wir etwas benutzen, ist eben nicht so offensichtlich. STEFAN: Man könnte vielleicht denken, wir nähmen die Elemente nur aus einem Bereich. Aber es ist viel eher die Art und Weise, wie es zusammenkommt. ALEX: Es geht weg von dem offensichtlichen Bekenntnis: Ich sample den, weil ich Fan von ihm bin. Unsere Arbeitsweise ist eine andere. Wir stellen uns unsere Instrumente zusammen, die wir neu programmieren. Samples in einer Tonlage mit einer Geschwindigkeit limitieren einen. STEFAN: Da kommen wir auch noch mal auf Hip Hop zurück. Das ist die Schule, da fängt man mit Loops an, Beat loopen, Sound loopen. So ein Track besteht dann aus zwei oder drei Elementen. Wenn man mal instrumental arbeiten will, muss man das erweitern, Loops zerschneiden, mehrere Sachen übereinander legen, die man aus- und einklicken kann, das wird über die Jahre immmer komplexer. Es ist die selbstauferlegte Befreiung von den Grenzen des Loops.

DEBUG: Also werdet ihr doch noch die nächsten Neptunes? ALEX: Die müssen sich auch demnächst was Neues einfallen lassen. Die machen aber schon extrem lustige, frische Sachen. Die Leute respektieren das mittlerweile mehr, als dass sie erwarten, House muss so sein, Hip Hop muss so sein. Es sind die Sachen mit HybridCharakter, bei denen wir in 'Hab Acht'-Stellung gehen, bei denen man gar nicht mehr weiß, was ist das jetzt eigentlich, was macht Aphex Twin da, ist das Drum and Bass? Das sind Leute, die uns viel näher sind, auch wenn sie in einem anderen musikalischen Genre arbeiten, als viele, die sagen, he, wir machen so jazzy Zeugs. Und das ist das große Missverständnis. Wir haben nur schlicht das Bedürfnis, eine ganz normale Musik zu machen, die sich aus der Umgebung, aus dem heimischen Plattenschrank zusammensetzt. Das tut keinem weh, denn jeder ist so, jeder fand Kylie Minogue lustig. Das Einzige, was die Leute noch empfinden müssen, ist eine gewisse Realness. Das ist der Punkt, an dem sich diskutieren lässt. Ist das eine Maske, die sagt, ich mach jetzt NuJazz? Oder jemand, der was anderes macht, aber sehr authentisch. Deshalb sind uns Leute wie Pole näher als Mo'Horizons, die ein paar gute Dinger haben, aber letztendlich mit einer anderen Attitüde an Musik herangehen. Das Dahinter spielt eine total wichtige Rolle, der Moment, an dem es dich berührt, wird immer dafür verantwortlich sein, ob du diese Musik gut finden kannst. Das ist bei uns unter Umständen Folk, Hip Hop und Klassik und House und Minimaltechno. Da kann man nicht so sagen, Jazz. Das ist es nicht. Aber vielleicht ist einfach die Fähigkeit, alles zu erforschen, zu ergründen, Jazz. Das ist viel wichtiger für uns, als ewig SambaRöckchen zu zitieren.

DEBUG: Auf über der Hälfte der Albumtracks arbeitet ihr mit Sängern, Sängerinnen zusammen. Deren Stimmen habt ihr nicht nachbearbeitet. Habt ihr sie aus eurer charakteristischen Postproduktion ausgeklammert? ALEX: Beim Album mussten wir im Unterschied zu vielen Remixen nicht nachbearbeiten, weil wir im Studio mit den Sängern probieren konnten, bis es saß. Wir haben versucht, alle herzuholen und hier mit ihnen aufzunehmen, Essen zu gehen und in Berlin rumzuschlawinern.

DEBUG: So wie es gerade in R&B passiert? ALEX: Das ist vergleichbar. Die würden es bounciger machen, aber das ist für uns immer wieder sehr interessant, was da passiert. Die Grenzen verschwimmen. Missy Elliott auf Platz 1 in den USA, damit kann ich leben. Das zeigt uns, dass die Grenzen von vor fünf Jahren zusehends verschwimmen. Wir würden uns freuen, daran mit Schuld zu sein. Im Gegenzug profitieren wir auch davon, weil die Leute vorbereitet sind.

ES GEHT WEG VON DEM OFFENSICHTLICHEN BEKENNTNIS: ICH SAMPLE DEN, WEIL ICH FAN VON IHM BIN. UNSERE ARBEITSWEISE IST EINE ANDERE.


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House

'OUSE DE PROFILE BAS Alex Gopher TEXT: SASCHA KÖSCH | BLEED@DE-BUG.DE / FOTOS: ANTOINE BARDOU-JACQUET

Alex Gopher, Demon und ein Atari erfinden als WUZ House nicht neu - sie erschaffen aber trotzdem etwas, was man schon immer auf einer Houseparty hören wollte. Zwischen Rotwein und ProTools ist Alex Gopher mindestens wie sein Label: einfach solid. Nachdem französische Housemusik fast schon zu einem Schimpfwort geworden ist, das sich in ungefähr so anfühlt wie ein jahrelang in der hintersten Schmuddelecke eines Club-Lagers liegengebliebener Kaffeefilter aus besseren Tagen, ist es eine richtige Erholung, mit jemandem wie Alex Go-

che, sie hierzulande auf einen Stil runterzubrettern, der die Clubs des Montmarte beherrscht, irgendwie immer noch als etwas, das man für sich produziert, eben weil es die Clubs dafür nicht gibt. Also setzte er sich mit Demon - den sie leider für Solid nicht haben signen können, weil auch er

sich von einer Houseparty eigentlich immer erträumt hat, ohne dass es einen überraschen, aber dennoch so wie man es nie erwarten würde. Alte Bekannte, Basslines, Chicagoreferenzen und vor allem diese Momente, in denen man mittendrin in der Linearität die Ordnung vergessen hat und

KEINE REVOLUTION, ABER TROTZDEM EIN ÜBER SICH HINAUSGEHEN.

pher zu reden. Sein (und Etienne de Crecys) Label "Solid" blieb sich selbst im größten Filterhouseansturm der Postairdaftpunkchartkavallerie eigentlich immer treu. Heißt ja auch so. Und die Sublabels Poumtchak und das Label von Demon, 20000ST, ließen sich auf jede noch so nahe Fnac Verheißung vom schnellen Euro (sagt man jetzt so?) nie ein. Dabei muss der Druck groß gewesen sein, schließlich stammen sie ja alle irgendwie aus der gleichen kleinen Posse. Sie alle blieben lieber, trotz Kollaboration mit großen Multinationalen wie Sony oder V2, sich selber treu mit einer Politik des "profile bas". Nicht mal ein eigenes neues Album wollte Alex Gopher nach "Me, my Baby and I" machen, denn in dem Paris, in dem er lebt, sieht man Housemusik trotz aller Versu-

unabhängig bleiben wollte - und seinem Atari zusammen und erfand für sein schon auf einigen EPs auf Poumtchak benutztes "Wuz" Pseudonym "House eben nicht neu". Auch eine Haltung, in House vielleicht eine der sichersten Wege zu guten Tracks. "Wir wollten lieber ein wenig zurückblicken auf das, was wir von House schon 96 haben wollten, so wie wir es auch mit Solid eigentlich machen wollen, und haben uns anders als auf meinen Solotracks mehr auf House als Bewegung konzentriert, was dann dazu führte, dass sich natürlich auch ein wenig Housegeschichte mit einschlich." CHIPS IM OHR Und so findet man, ist man erst mal im Album über die ersten Tracks mit dem letzten Anklang an Funk und die 70er Sounds hinweg, immer mehr Blicke auf das, was man

sich ein Track wie "Keep On Dancing (Last Man Standing)" schon mal in darken, fast abstrakten Filterpassagen auflösen kann, in denen man nicht mal mehr weiß, ob man noch im Club ist oder schon zu Hause, mit diesem Moment des ewigen in den Ohren Drehens. "Wir haben versucht, uns, grade weil wir mit Demons Atari gearbeitet haben, von dieser Loopstruktur zu lösen, die die Basis der Tracks ist. Wir wollten die Bars vergessen, diese Idee, alles immer in 8 Takten zu arrangieren, und haben gelegentlich mal einen Vocoder mit Samples gefüttert, nur um aus den gesetzten Harmonien auszubrechen." Eine Revolution von innen also. Oder eben resolut keine Revolution, aber trotzdem ein über sich Hinausgehen, das so typisch für die Konsistenz von House ist, dieses Unfassbare, das grade, weil es dennoch so seriös und bekannt klingt, die eigenen Parameter

SERVICEPOINT

ON TOUR

"Alex Gopher & Demon present WUZ" ist grade auf Poumtchak/Solid/v2 erschienen

02.05. Stuttgart - Suite 212 03.05. Frankfurt - King Kamehameha Club 04.05. Berlin - Polar tv / No Ufo Homebase 05.05. Köln - Stadtgarten

manchmal einfach sprengt. Dort wo Implosion und Explosion irgendwie zusammentreffen, ohne viel Aufsehen darum zu machen.

zige "neue" französische Act, der ihm einfiel, war dann auch logischerweise jemand, dessen Namen er nicht mehr wusste, nur seine Herkunft aus der Hardcore Szene und auch nur dieser eine Track. Das Neue muss in Paris logisch von ganz woanders her kommen. Weshalb er, dessen zentrale Produktionsachse eigentlich schon immer der Sampler gewesen ist, die Kiste demnächst einmottet, um komplett auf Protools umzuschwenken. "Das kann dann all das, was ich selber nicht spielen kann, irgendwie technisch gut klingen lassen", vor allem aber schafft es dieses Draußen, dass etwas Neues entstehen kann, ohne dass man selber einen Fuß vor die selbstgebaute Tür setzen müsste, aber auch ohne sich eingeschlossen fühlen zu können.

Und Frankreich ist nun wirklich nicht dafür gemacht. Sprengungen. Lieber unter sich bleiben, lang gepflegte Freunde wieder treffen, zusammen Essen gehen, etwas tun, wo genau so viele Leute an einen Tisch passen, wie man schon in der Schulzeit kannte. (Gopher war mit Etienne auf dem Lycée, mit Air in der Indieschule usw.) Weshalb seiner Meinung nach auch die Clubszene nie wirklich in Gang kommt. Man bleibt lieber unter sich. Und weshalb auch die eine Szene nichts von der anderen weiß und in streng separierten Plattenläden funktioniert, obwohl Paris nun wirklich nicht das Flair einer unüberschaubaren Großstadt hat. Der ein-

Techno

AUSSEN VOR Dynamo TEXT: THADDEUS HERRMANN | THADDI@DE-BUG.DE

Dynamo, Traktor & Log, das lose Berliner Kollektiv mit dem Label DIN im Mittelpunkt ist, gemeinsam mit angeschlossenen Künstlern wie Arovane und Monolake, dafür verantwortlich, dass Techno und Elektronika aus Berlin nach wie vor frisch und bahnbrechend sein kann. Von Dynamo liegt nun eine Werkschau auf CD vor. Die Details können wir gleich zu Beginn abhaken. Wer für welchen Track verantwortlich war, wer was sequenziert hat und wer die zündende Idee hatte, daran kann und will man sich bei Dynamo (wir einigen uns

hier mal auf diesen Projektnamen, denn egal ob nun eben dieser Dynamo oder Log oder Traktor auf den Platten steht, es sind immer dieselben Menschen hinter den Maschinen) nicht erinnern. Einfach, weil es nicht wichtig ist. Genauso wenig wie Namen und die Gesichter dazu. Nicht, weil man diesen ohnehin brütenden Mythos um Berliner Elektronik aus dem Hardwax Umfeld schüren will, sondern weil die Platten, die fertigen Produkte genug erzählen, und alle die, die mehr wissen wollen, keine Schwierigkeiten haben sollten, die hier gefragten Assoziationen auch zu Ende zu denken. Was zählt, kann man hören und muss es nicht erzählen. Die kürzlich er-

schienene CD "Außen Vor" kompiliert Tracks, die bis in die Anfangsphase des Projekts zurückreichen. Das war 1995, als die erste Traktor 12" in einer Auflage von 250 Stück erschien. Nicht etwa, weil hier nach

dem schon damals bekannten Verfahren Limitierung = garantierter Hype verfahren wurde, sondern weil man sich dem Herstellen von Schallplatten ganz sachte und vorsichtig nähern wollte. Seitdem arbeitet und feilt Dynamo an einem Sound, der Seinesgleichen sucht, also mit Klängen arbeitet, die von anderen Produzenten höchstens zögerlich ausgelotet werden, auch wenn sie sich der Berliner Schule (ihr wisst, was ich meine, und Dynamo zählen wir einfach mal dazu) mehr als verpflichtet fühlen: Rauh, industriell, verschroben und scharf kicken einem die Tracks jenseits jeglicher standardisierter Formeln und (Techno)Gentlemen Agreements um die

Ohren, sind dabei extrem feingliedrig gebaut, knochenknarzig und doch eigentlich weit und tief, kurz und gut: allem Anderen da draußen außen vor, was hier soviel bedeutet wie haushoch überlegen.

RHYTHM, FUNK, TECHNOLOGY Das ist es eigentlich schon. Was viele als ewige Selbstreferenz an vorgestern verwerfen, ist bei Dynamo gleichbedeutend mit einem musikalischen Lebensmotto, das man ja im Idealfall auch nicht in regelmäßigen Abständen aufstellt, verwirft und neu sucht. Der Rhythmus ist der Mittelpunkt. Wenn etwas nicht groovt, nicht mitreißt und nicht hakelt, wird es sofort wieder verworfen, verrät man mir. Der Funk ergibt sich wie von selbst und die Technologie war und ist das entscheidende Mittel zum Zweck und Ursprung des Ganzen, Grund und Motivation. Technologie heißt bei Dynamo aber nicht, die Fachmagazine immer

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Dynamo, Außen Vor, ist auf DIN / EFA erschienen.

http://www.din-records.de

als erster zu haben und zu lesen, grundsätzlich mit der neuesten Hard- und Software zu arbeiten und zu experimentieren. Dynamo, das ist die Beschränkung auf das Wesentliche. Das Studio ist übersichtlich: eine Maschine, um genau zu sein, ackert an den Tracks, die schon zu Beginn des Projekts aus zweiter Hand zu erstehen war und für die 16 Bit ein Fremdwort ist. Der Rechner wird nicht als PlugIn-Schleuder, sondern lediglich als scharfe Schere verwendet. Gräbt man sich durch den Berg an 12"s oder folgt Schritt für Schritt der CD, wird klar, warum der immer perfektere Umgang mit dem einem zur Verfügung stehenden Equipment wichtiger ist und es um das

Erlernen einer gewissen Virtuosität auf dem Instrument geht. Ein Monster PlugIn, dass man innerhalb von zwei Monaten auf 24 Platten hört, ist letztendlich rausgeschmissene Zeit. Von Jahr zu Jahr und Platte zu Platte hat sich das Konzept immer weiter verfeinert, wurde tiefer durchdacht und die Technik mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. Immer noch außen vor und immer noch weit vorne dreht sich der Dynamo weiter und zeigt, wie man auch ohne Anbiederung an angebliche Hipness seine Soundvorstellungen vorantreiben kann. Rhythm, Funk, Technology eben.


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House

BITTE ETWAS SMARTER Thomas Brinkmann, Soul Center III TEXT: ULRICH GUTMAIR | ULRICH.GUTMAIR@NETZEITUNG.DE

Der Kölner Thomas Brinkmann erinnert in seiner Sonderserie "Soul Center" an die smarte GI-Disco vor Techno, ohne technisch hinter Techno zurückzufallen. Mit "Stax"-Soulsounds als abstrakter Matrix lädt er die Körper wieder mit Politik und Sexualität auf, bevor er im mobilen Studio nach Südeuropa aufbricht. "Right on." Es hat seine Logik, mit Thomas Brinkmann am Telefon zu reden: Unter den Produzenten von elektronischer Musik, die sich im weitesten Sinn über eine im Viervierteltakt pumpende Bassdrum definiert, gibt es wohl keinen, der so ausgiebig mit Sprache arbeitet wie Brinkmann. Nach den "Studio 1"-Remixen, die Brinkmann aus dem Nichts plötzlich zu einem gefragten Namen machten und dem Label "Profan" einen internen Bestseller bescherten, veröffentlichte er auf dem kleinen Kölner Label "Supposé" eine CD mit Stücken, die um

tronischen Maschinen. Die Tatsache, dass I, II und III von CD zu CD immer mehr nach originalen Orgelharmonien und kurz angeschlagenen Funk-Gitarren klangen, ließ es irgendwie als selbstverständlich erscheinen, dass Brinkmann auch bei Nummer III den Sampler angeworfen hatte, um den Spirit afroamerikanischer Musik der frühen Siebziger, eben von "Wattstax" einzufangen, dem "Live Concert Music From The Original Movie Soundtrack". Umso verblüffender, wenn sich diese unhinterfragte Grundannahme, die man mit vielen anderen SERVICEPOINT

WENN DAS WORLD TRADE CENTER RUNTERKOMMT, IST DAS

"Soul Center", die Dritte, ist auf Novamute erschienen.

EINE SACHE. DASS ABER EINE STADT WIE DETROIT AUSSIEHT, ALS HÄTTE EIN KRIEG STATTGEFUNDEN, IST EINE ANDERE. UND DIE LÄUFT SO NEBENBEI. Sprache kreisten. Genauer gesagt hatte sich Brinkmann aus einer Kompilation mit Sprachaufnahmen verschiedener Poeten und Theoretiker bedient, um das Wort als gesprochenen Gedanken wie als rhythmisches Stück Klang zum Angelpunkt für die eigene musikalische Produktion zu machen. Auf "Totes Rennen" setzte Brinkmann unter anderem seine mit geometrischen Einkerbungen versehenen Vinylplatten ein, "mein Low Budget Sequenzer." Die Technik, existierende Tonträger zu manuell programmierbaren Sequenzern umzufunktionieren, hatte Brinkmann schon 1978 entwickelt, als er bekifft eingeschlafen war, der Technics unbeirrt die Nadel über die Endrille springen ließ und ihn dazu inspirierte, mit dem Messer auf der Platte tätig zu werden. Ein Sample des Kybernetikers Heinz von Förster brachte diese Faszination an der Wiederholung genauso auf den Punkt wie die ekstatische Monotonie sich loopender Körperrhythmen, die wiederum ganz realer Ausdruck einer offenen Haltung zur Welt und zu den Mitmenschen ist: "Bitte nie zu sagen: Das kenn' ich schon. Das ist die größte Katastrophe. Immer wieder sagen: Ich hab' keine Ahnung, das möcht' ich nochmal erleben." DAS WEIßE IM SCHWARZEN Vor seiner Karriere als Sound-Minimalist war Brinkmann von der Düsseldorfer Kunstakademie geflogen, an der er unter anderem bei Oswald Wiener studiert hatte. Mit Soul Center Nummer eins wandte er sich weiter von intellektuellen weißen Männern ab und einer anderen großen, allerdings weniger kanonisierten Tradition kultureller Produktion zu: Motown, "dem Weißen im Schwarzen," wie er am anderen Ende der Leitung erklärt. Es folgten Soul Center II und III, die beide auf Stax-Aufnahmen beruhen, nämlich den Stax-Compilations "Wattstax" Vol. 1 & 2 von 1972/73. Soul Center transportiert die lässigen Grooves und eine Idee von Arrangements schwarzer Popmusik in die Schaltkreise von elek-

teilt, als völlig falsch herausstellt und Brinkmann selbst immer wieder mit der Behauptung konfrontiert wird, diesen oder jenen Sound würde man doch ganz genau kennen. Die angeblich bestens bekannten historischen Quellen lassen sich dummerweise am Ende dann doch nie benennen: Bis auf unerhebliche Ausnahmen, etwa einer Percussionline auf Soul Center III, stammt die Musik aus Brinkmanns Gedächtnis und Maschinenpark. Es sind nur die Stimmen schwarzer Musiker, die die Brinkmannschen Grooves wie Geister bevölkern. "Yeah, right on. Can I ask you something? Yeah! I said: Can I ask you something? Yeah!" Es sind tatsächlich Geister, nämlich Boten aus einer entlegenen Vergangenheit, einem utopischen, weil unwahrscheinlichen Ort namens Soul Center, der tatsächlich einmal existiert haben muss, in einem Ort, dessen Verein vor Äonen in der Bundesliga gespielt haben soll: Mönchengladbach. SAY NO TO "YES" Nachdem der junge Brinkmann seine ganz frühen Jahre der musikalischen Sozialisation mit Yes, Emerson, Lake & Palmer sowie teutonischen Psychedelikern wie Can, Amon Düül und Brainticket im räucherstäbchengeschwängerten Ambiente einer damals üblichen "verkifften Angelegenheit" verbracht hatte, erlebte er die von einem Holländer betriebene Disco Soul Center "als Befreiung". Das Klientel setzte sich aus GIs aus Bad Kreuznach und anderswo, anderen Holländern, sowie der ortsansässigen Jugend zusammen, die sich in einem langen Schlauch zwischen Hollywoodschaukeln auf dem Dancefloor tummelten, in einer Geschwindigkeit von 80 bis 110 Beats per Minute. Im Rückblick fallen die Worte "Arsch" in Bezug auf die Musik und "fast sexuell anzüglich" im Hinblick auf die soziale Interaktion. "Just say: I like, in fact I love, what you're doin' to me." Im Soul Center wurde zu 100 Prozent schwarze Musik gespielt, Funk, Soul, Reggae und Dub -

außer Kraftwerk, "wie man immer wieder DETROIT ALS GROUND ZERO Den Druck, der aus der "Misslichkeit einer betonen muss". konkreten Situation" entsteht, hat Brinkmann bei mehrfachen Besuchen in Detroit DISCO VOR DISCO Im Soul Center konnte man "Disco vor Dis- in seiner ganzen Brutalität in Augenschein co" erleben, eine Erfahrung, die Brinkmann genommen: "Wenn das World Trade Center durch die Stimme George Clintons kom- runterkommt, wo wahrscheinlich keiner von munizieren und kontextuell erweitern läs- uns irgendwelche Freunde sitzen hatte, ist das st: "12 inches before there were 12 inches." eine Sache, dass aber eine Stadt wie Detroit Soul Center ist damit auch ein Kommentar aussieht, als hätte ein Krieg stattgefunden, ist zur desolaten Lage auf mitteleuropäischen eine andere, und die läuft so nebenbei." Die Dancefloors, auf denen sich zunehmend ei- Fakten sprächen da für sich: Eine Stadt, dene angestrengte Form des "Aerobic" breit- ren Großraum vor den Riots von 1968/69 macht: "Soul Center ist der Wunsch, dass das über acht Millionen Einwohner hatte, ist inalles auch smarter stattfinden könnte", und zwischen unter eine Million geschrumpft. die Erinnerung an einen Ort, an dem dieser Ein Umstand, der sich einer gerade in Derückwärtsblickende Wunsch noch eine troit über Jahrzehnte massiv wirksamen Selbstverständlichkeit gewesen ist: Die Spekulation verdankt. In der einzigen amevon Brinkmann benutzten ekstatischen rikanischen Stadt mit einem europäischen Schreie der Stax-Fans holen sich die nicht Grundriss, von dem französischen Comte mehr vorhandene Euphorie des Danceflo- de Cadillac gegründet, zerfällt die Innenstadt - heute leben in Downtown 80 Proors in die Musik zurück. zent Schwarze. Weiße sieht man nur in Autos die zerstörte Innenstadt durchqueren. POLITISCHE MANTRAS Aber nicht nur mit der "dionysischen Ent- "Ground Zero ist da ein sehr relativiertes Bild, grenzung" ist es offenbar generationswech- um das mal vorsichtig auszudrücken, und das selbedingt vorbei, die Technokultur der haben die Amerikaner alleine hingekriegt." 90er musste sich für Brinkmann schon des- Brinkmann empfiehlt die Lektüre von Jerry wegen ins Aus katapultieren, weil sie kon- Herrons "Afterculture: Detroit and the Husequent "gesellschaftlich relevante Dinge ne- miliation of History", erschienen bei der giert" hat. "I don't know, I don't know, I don't Wayne State University Press. Missy Elliot know, I don't know what this world is, I don't und Timbaland kommen aus der ehemaliknow what this world is, I don't know what gen Hitsville USA, Parliament kann man in this world is coming to." Ein Stax-Sample, verschiedenen Besetzungen immer noch das man auch auf Public Enemys "It Takes a jede Woche sehen, erzählt er. Nation of Millions to Hold Us Back" hören kann, wird von Mr. Brinkmann so lange ge- Ein Telefonat, ein nicht abreißender Fluss loopt, bis es die Form eines Mantras an- von Anekdoten, Geschichten und Erinnenimmt, das dem Beat seinen ganz eigenen rungen. Irgendwo zwischen den Nullen Sinn gibt. So geht Soul Center über die Sen- und Einsen von Soul Center sind auch sie sibilität gegenüber dem eigenen Körper gespeichert. In der Ohrmuschel bleibt nur und für konkrete soziale Situationen hin- Rauschen, Thomas Brinkmann setzt sich in aus und einen Schritt weiter zur Frage, wo- sein mobiles Studio, ein VW-Bus, und reist her dieser immense schwarze "Beitrag zur ab Richtung Südeuropa. Diesmal nimmt er amerikanischen Kulturgeschichte" eigentlich ein Mikro mit, hat er noch gesagt. "How far herkommt, der offiziell weiter unterbewer- do you wanna go? Right on." tet bleibt, weil Jazz im Museum nicht unterzubringen ist.

FINDER < #14 LAZYFISH/MEWARK> Reaktor in Russland. Auf dem Kanzleramt Unterlabel K20 tragen Lazyfish/Mewark einen großen Teil dazu bei, dass Russland verstärkt auf der Landkarte für elektronische Musik erscheint. <#14 SI-CUT.DB Holz auf Holz im tiefergründigen Groove. Der Engländer Douglas Benford aka si-cut.db lädt zu Parties in Internetcafés gegen das Stählerne in elektronischer Musik. <#19 SMITH-N-HACK> Die Berliner Errorsmith und Soundhack cutten auf ihrem gemeinsamen Album "Tribute" die Disco, bis sie vor Hyperventilation glücklich quietscht. <# 22 FREAKS> Die bessere House-Musik formiert sich in UK im Netz. Luke Solomon und Justin Harris zeigen mit Label und Website "Music for Freaks" dem Rave-Business die funky Schulter. <# 23 KOTAI> Kotai vom "Elektro Music Department" steigert auf seinem WMF Records Album Politik, Poesie und Geheimwissenschaft im 4/4-Takt. Die Welt und das Ich im Oldschool-Techno-Drive. <# 26 HERMANN & KLEINE> Plinkerpop: verspielte Melodien, fusselige Flächen und Kopfnick Rhythmen in Mengen. "Our Noise" ist da, um den Mehrwert aus Elektronika und Indietroniks zu fusionieren.


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Elektronika

BITTER SWEET MELODY MONSTERS Lazyfish TEXT: JOACHIM LANDESVATTER | JOACHIM.LANDESVATTER@NATIVE-INSTRUMENTS.DE

Nach Solar X, SCSI 9 und Fizzarum schickt sich nun Lazyfish an, der elektronischen Musik aus Russland einen funkelnden Stern hinzuzufügen. Gemeinsam mit dem Kollegen Mewark hat er ein Album vorgelegt, dass trotz wochenlanger Programmiersessions in Reaktor lässig und fluffig deep einen Hit nach dem nächsten raushaut. Zu elektronischer Musik aus Russland fällt den meisten nicht allzuviel ein. Einige wenige Acts traten zwar bereits auf den deutschen Labels Trapez oder Salo in Erscheinung. Auch ART-Tek oder der Produzent Solar X sind bekannt. Ansonsten ist in diesem Bereich in der Regel eher nichtswissendes Schulterzucken angesagt. Das könnte sich durch das Duo Lazyfish / Mewark ändern, die jetzt zusammen auf K20, einem Kanzleramt-Unterlabel, ihre erste gemeinsame LP veröffentlichen. Stilistisch kann man die Platte im Fach mit der allumfassenden Stilbeschreibung "Elektronika" in etwa zwischen Boards Of Canada und Monolake einordnen, wenn auch die Tracks eigentlich einen viel größeren Bogen spannen. Warp-artige, zuckende Beats folgen auf melancholische Akkorde. Verspielte Mikrostrukturen endlos bearbeiteter Sounds fließen dahin, der CD-Player steht auf Repeat. Deepness an allen Ecken und Enden. Langeweile kommt nie auf, obwohl die beiden darauf verzichtet haben, die Tracks an der Oberfläche so kompliziert wie nur möglich zu machen. Lazyfish ist neben der Musik als Instrumenten- und Sounddesigner für die Berliner Audiosoftware-Schmiede Native Instruments tätig, Mewark arbeitet als Sounddesigner und Jingle-Produzent für MTV Russland. REAKTOR SKATER Angefangen hat Lazyfish als Bassist in einer Rock-Funk-Band, was für ihn als Skateboard-Freak musikalisch 92-93 auf der Hand lag. Nachdem er dann aber die Musik von Front 242, Coil, Ministry und Godflesh zu Ohren bekam, reichte ihm die ChilliPeppers-Nachäfferei nicht mehr. "Ich wollte Musik für mich finden, die etwas 'schwieriger' sein sollte, damit meinte ich vertrackte Mu-

sik, die schwer zu produzieren und schwer zu spielen ist. Als Resultat dieser Suche fand ich eine Trash-Hardcore-Metal-Band, in der ich mit sehr coolen, technikversierten Typen gespielt habe." Mit Freunden gründete er in dieser Zeit das Skateboard-Label "Lazyfish". Lazyfish-Decks wurden schwarz bis nach Polen, Jugoslawien und die Tschechische Republik exportiert. Eine SkateboardVerletzung zwang ihn dann dazu, ein halbes Jahr zu Hause rumzusitzen, wobei ihm schon nach einer Woche die E-Bass-Klimperei auf die Nerven ging. "Da habe ich Freunde gefragt, ob sie nicht eine Drummachine hätten, mit der ich rumspielen könnte. Sie gaben mir eine Yamaha RY-20 und ich lernte, dieses 'Rhythm Module' zu programmieren. Währenddessen habe ich ganz vergessen, dass ich einen Bass hatte, der verstaubte so langsam in der Ecke!" Wieder genesen von der Skater-Verletzung kaufte sich Alexander sofort einen Computer, in der Hoffnung, damit mehr technische Möglichkeiten zu haben als mit dem RY-20. Von den üblichen Programmen wie Cubase, Cakewalk etc. war er aber enttäuscht. An die Software heranzukommen, war kein Problem: "An dieser Stelle muss ich dem Piraten-Software-Markt danken, der gar nicht so weit vom Moskauer Zentrum entfernt lag. Dort war es möglich, jede Software billig zu kaufen, was meiner Meinung nach sehr gut für Anfänger ist, die nicht viel Geld haben und Programme ausprobieren möchten." Auf einer dieser Disks fand er einen Crack des Native Instruments Programmes "Generator" und war sofort an der Software interessiert, die das Kreieren eigener Instrumente und Effekte ermöglicht. "Am Anfang habe ich gar nichts verstanden und mich dann immer mehr eingearbeitet. Irgendwann war ich dann an einem Punkt, an dem ich sagte: Ich will meine Musik nur noch

mit diesem Programm machen. Ich war süchtig danach. Damals hatte ich auch keine moralischen Probleme damit, illegale Software zu benutzen, obwohl natürlich auch von den Software-Piraten dazu aufgerufen wird, Programme zu kaufen, die man häufig benutzt. Das Nachfolgeprogramm von 'Generator' hieß 'Reaktor'. Und das konnte für ein Jahr lang nicht gecrackt werden. Das bedeutete für mich, dass ich die User-Library auf der NIWebsite nicht nutzen konnte. Dort kann man Instrumente anderer User downloaden und eigene uploaden. Ich habe dann einen Brief an NI geschrieben, in dem ich meine Situation schilderte und gefragt, ob ich nicht im Austausch für meine eigenen Instrumente eine legale Kopie von Reaktor bekommen könnte. Glücklicherweise haben sie sich durch meine Aktivitäten in der User-Library an mich erinnert. So begann unsere Zusammenarbeit." Mittlerweile hat sich Lazyfish den Ruf eines genialen Reaktor Instrumenten-Designers erarbeitet. Für die letztjährige Native Instruments-Compilation "Komfort Labor presents Native Lab" steuerte er den am Computer manipulierbaren Track "Mewark Stoderaft" bei. Dabei fusselt Lazyfish gerne rum. "Wenn ich einen einfachen, gewöhnlichen Sound brauche, dann öffne ich meine Lieblings-Software und fange an zu suchen. Dann fange ich an, an den Strukturen der Synthesizer herumzubasteln und merke Stunden später, dass ich 25 Fenster mit Strukturen geöffnet habe. Den eigentlich gesuchten Sound habe ich aber immer noch nicht gefunden! Es ist dabei schwer zu sagen, wann die Arbeit an einem Track anfängt und beendet ist. Vielleicht baue ich in einem Monat TonGeneratoren und Effekte und nehme dann an einem Tag 20 Ambient-Tracks auf. Am nächsten Tag lösche ich davon wieder 18. Ein Track kann auch ohne Percussion-Sounds, Sweeps oder Noises schon gut klingen, einen Monat

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Lazyfish/Mewark, ist auf K20 / EFA erschienen.

http://www.k20-records.com

später habe ich dann aber wieder ein Dutzend neue Sounds und lade die dann noch dazu. Ich greife auch oft auf Drum-Presets zurück, die ich vielleicht schon vor einem halben Jahr gemacht habe." Auf die Frage nach dem Stellenwert elek-

les ist ein Fake. Das wirkliche Leben findet in Russland statt. Hört auf, Kaugummi zu essen, Kaugummi ist böse! Großvater Lenin schaut euch aus dem Himmel zu, lasst uns das kommunistische Paradies bauen'. In Moskau und St. Petersburg verändert sich alles viel schnel-

KANN JEMAND DEN KOMMUNISMUS IN REAKTOR BAUEN?

tronischer Musik in Russland antwortet Lazyfish: "Elektronische Musik ist in Russland nicht so populär wie in Deutschland, doch das ändert sich gerade ziemlich schnell. Während des Kommunismus war das Land einfach zu isoliert und deswegen gab es in manchen Gebieten keinen Fortschritt. Nachdem man 70 Jahre lang an dem kommunistischen Paradies gebaut hat, kann man nicht so schnell die Angst vor einem nicht-sozialistischen Leben verlieren. Uns wurde ja in der Schule gesagt: 'Orientiert euch nicht am Westen und den USA, dort gibt es das richtige Leben nicht, al-

ler. Vor fünf Jahren war Moskau eine ganz andere Stadt, jetzt ist es tausend mal besser und davon profitiert auch die Musik. Die Jugendlichen erschaffen sich ihre eigene Kultur und fragen ihre Eltern nicht mehr, wie das gemacht wird." Lazyfish ist nach wie vor in der Skater-/BMXer-/Snowboarder- und MountainbikerSzene verwurzelt. Wir dürfen dankbar sein, dass er dem typischen stumpfen Crossover-Sound abgeschworen hat und unsere Ohren mit Partner Mewark stattdessen mit bitter-süßen Melodie-Monstern verwöhnt.

Elektonika

FORESTDUB Douglas Benford aka si-cut.db TEXT: OLIAN | OLIAN@WEB.DE / FOTOS: IRIS@SPRAWL

Weg mit der Kälte aus der elektronischen Musik, fordert der Londoner si-cut.db und versucht sich an einem tiefergründigen Groove, der dem Dub das Holz klaut und den Blick vor die Front richtet. Leider fiel si-cut.db's letzter Auftritt in Deutschland auf einen Montag Abend. Die wenigen, aber aufmerksamen Zuhörer verloren sich im weitläufigen E-Werk. Dabei wäre das Berliner Publikum beim Club Transmediale auf die Musik des Engländers Douglas Benford gut eingestimmt gewesen. Einige Tage vorher performte Pole am selben Ort, und Douglas gibt gerne zu, dass die Produktionen von dessen Label Scape oder die von Mille Plateaux, Chain Reaction oder Staubgold auf ihn "abgefärbt" haben. Reduktion und Dub prägen das jüngste si-cut.db-Album "Enthusiast". Ein kontinuierlicher Beat fehlt selten, doch si-cut.db setzt auf einen besinnlichen, tiefgründigen Groove.

ner Phantasie schnell im Wald. Zirpende Insekten füllen luftige Höhen. Bodenständig zupft ein hypnotisierter Grizzly einen pausendurchsetzten Basslauf. Dazwischen tropfen Keyboardsounds wie nach einem Regen von Blatt zu Blatt und hinterlassen ein wippendes, langsam ausschwingendes Mobile. Nur ein Stückchen weiter bearbeiten Spechte Äste unterschiedlichster Klangfarben. Rhythmisch versiert, unsere gefiederten Freunde, sie scheinen dabei zu lächeln.

Was für ein Mensch verbirgt sich hinter dem Projekt si-cut.db? "Ich nehme meine Musik sehr ernst. Für mich beinhaltet sie die großartige Möglichkeit, neue Wege zu gehen", sagt Douglas Benford über sich selbst und seine Arbeit. Am Abend vor Konzerten TIMBER Wer um die Verwendung von Holzgeräu- geht er zeitig zu Bett, und auch nach einem schen in Douglas Musik weiß, steht mit sei- Auftritt verabschiedet er sich schnell. Ins-

gesamt also ein ruhiger Typ. Nur wenn er über Musik spricht, wird er lebhaft. Enzyklopädisches Wissen paart sich mit manch bissigem Kommentar: "Mit den Jahren habe ich an Erfahrung gewonnen. Ich höre es, wenn die Leute faul sind oder kein Gefühl für Musik haben, die 'Let's make it funky by sampling this old drum loop'-Haltung. Das habe ich selber alles schon gemacht." Aus diesem Grund beschloss Douglas, das "Kalte und Stählerne in der elektronischen Musik" in seiner eigenen Arbeit zurückzudrängen. An einem sonnigen Nachmittag aufgenommene Holzgeräusche waren der Ausgangspunkt für ein persönliches "Drum Kit". "Holz ist ein warmes, angenehmes Material". Zugleich schränkt er ein: "Auf 'Enthusiast' sollte nicht alles nach Holz klingen. Mit diesem Element wollte ich meiner Musik lediglich ein natürliches Furnier geben."

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"Enthusiast" ist auf bip-hop (bleep 07) erschienen.

http://www.bip-hop.com http://www.dfuse.com/sprawl

DER WALD IM INTERNET si-cut.db macht das Experimentieren zum Postulat. Keine Platte soll der vorherigen ähneln. "Es ist doch sinnlos, jedes Mal dieselbe Methode zu verwenden!" Wahrscheinlich hat der heute 40-jährige Douglas deshalb von "intelligent Electronica" bis "Drill and

mer einen Avantgarde Touch in meine Arbeit legen." Douglas Benfords aktuelles Label Sprawl startete er zusammen mit Iris aka BitTonic vor sechs Jahren. Die Geschichte begann mit gemeinsam organisierten Clubabenden für experimentelle elektronische Musik - "in einem Internet-Café, just to be different." Sprawl war die logische Er-

ICH WILL IMMER EINEN AVANTGARDE TOUCH IN MEINE ARBEIT LEGEN. Bass" schon alles durch. Er produzierte mit so unterschiedlichen Leuten wie Momus, Andrew Weatherall und St. Etienne. Zu dieser Offenheit inspirierten ihn frühe Einflüsse wie Brian Eno oder Human League. "Wie ich waren sie keine gelernten Musiker, sondern Leute mit Ideen. Ich glaube, ich will im-

gänzung dieser Veranstaltungen. "Die Musik sollte uns ansprechen und nicht irgendwelche grauenhaften Londoner Journalisten." Da haben wir ja nochmal Glück gehabt.


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Elektronika | Südkaukasien

GROOVE AUS SÜDKAUKASIEN Nikakoi

TEXT: ANETT FRANK | ANETTFRANK@GMX.DE / FOTOS: KAI VON RABENAU

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Nikakoi, “sestrichka” ist auf [komfort.labor] / WMF Records erschienen.

In Sachen elektronischer Musik ist Georgien dunkelste Diaspora. Mika Machaidze aka Nikakoi aus Tiflis tritt nun an, das endlich zu ändern. Mit einem Album auf WMF Records und einer umtriebigen Posse junger Künstler zwingt er einen, sich Georgien definitv auf den Zettel zu schreiben. Man muss sich das mal so vorstellen: Georgien ist eine Kaukasusrepublik, in der man im ehemaligen Paradiesgarten der UdSSR auch mit korrupten Strukturen groß geworden ist. Georgien ist auch der Staat an der südlichen Grenze zu Russland, dem es versagt blieb, nach der Unabhängigkeitserklärung 1991 gegenüber dem sowjetischen Imperium tragfähige politische Strukturen zu entwickeln. Darunter hatte auch der staatlich kontrollierte Kulturbetrieb zu leiden. Neben anderen praktisch immer noch Nicht-Existenzen, wie zum Beispiel Plattenläden, die frische elektronische Pressware aus dem Rest der Welt verkaufen oder der Internetnutzung als Haupt-Kommunikations- und Informationsbeschaffungsmedium, ist sowas wie eine elektronische Infrastruktur, geschweige denn so etwas wie Clubkulturen mit angeschlossenen Szenen

übertreibe natürlich ein bisschen, aber so in etwa kommt es schon hin. Insgesamt akzeptiert die georgische Bevölkerung diese Art von Musik überhaupt nicht. Die Kids hören lieber Retorten-Pop aus Georgien oder eben westeuropäische Mainstream-Charthits. Man kann sich natürlich schon über das Netz informieren, will man aber einen Track downloaden, kann das gleich mal bis zu 3 Stunden dauern das macht keinen Spaß." Es grenzt im wahrsten Sinne des Wortes an ein Wunder, wenn jedes halbe Jahr mal so etwas wie eine Party mit DJs etc. aufgezogen wird. Nika: "Ein Bekannter von uns wohnt etliche Kilometer von meiner Heimatstadt Tifilis entfernt. Er leiht uns seinen einzigen Turntable, wenn wir ihn mal brauchen." Irgendwie fällt es schwer, sich klar zu machen, wie man dort ohne eine musikalischinspirierte Szene o. ä. "überleben" kann.

men. GOSLAB erinnert damit an die sowjetische Geschichte des Landes, als noch alles GOS war, impliziert aber im gleichen Gedankenzug den Willen zum Progress. Nikas Projekte sind Teil und musikalisches Verbindungselement eines gemeinsamen inhaltlich-kollektiv-moralischen Denkansatzes mit Kunst umzugehen und diese auszudrücken. Bereits letzten Sommer hat Nikakoi seinen Einstand im Berliner WMF gefeiert, mit dem Effekt, dass ein Track von ihm auf einer "[komfort.labor]" CD landen sollte. Die Idee mauserte sich nach der Sichtung von Nikas breitwandig angelegten Produktionen zum ersten Artist-Album "Sestrichka" auf dem "WMF Records"- Sublabel für experimentellloungige Elektronika. Nika war, wie so viele, neben georgischer Musik elektronisch zu allererst von ÜberWEB LINKS

IN GEORGIEN GIBT ES VIELLEICHT 50 LEUTE, DIE DEINE MUSIK KONSUMIEREN, UND VIELLEICHT ZEHN, DIE SELBER WELCHE PRODUZIEREN. augenscheinlich kaum vorhanden. Nikakoi (russ. für Niemand) aka Nika Machaidze kommt aus Tiflis und ist einer der Wenigen, die in Georgien elektronische Musik produzieren. Dabei macht er seinen Namen zur Einstellung. Elektronische Musik zu machen, ist für ihn nichts Außergewöhnliches. Es ist für ihn eine Art Volksmusik im Sinne von: "Jeder kann es tun und daran partizipieren". Nika dazu: "In Georgien gibt es vielleicht 50 Leute, die deine Musik konsumieren, und vielleicht zehn, die selber welche produzieren. Ich

Aber glücklicherweiser, gibt es ja GOSLAB. mutter Warp, sprich von Aphex Twin und Autechre beeinflusst, nicht auch zuletzt GOSUDARSTVENNAIA-LABORATORYA durch einen Zufall. Seine Cousine (Ein GOSLAB meint ein multimedial offen arbei- großes Dankeschön hiermit an Salome, die tendes Kollektiv aus befreundeten jungen beim Interview ihre Rolle als Übersetzerin Künstlern, die sich neben elektronischer und Künstlermanagerin professionell und Musik vorzüglich mit Fotografie, Malerei, sympathisch durchzog) war Anfang der Raum-Installationen, Mode, Dokumentar- 90er in Deutschland und hat sich von den und Kurzfilmen, sowie mit Performances im Schaufenster eines Plattenladens ausgeauseinandersetzen. Der Name GOSLAB stellten Covern inspirieren lassen. Wieder setzt sich aus dem russischen Wort "Gosu- zurück in Tiflis stieß der Inhalt der Eindarstvennaia" (staatlich) und der Kurzform kaufstüte auf gespitze Ohren und prägte von "Laboratorya" (Laboratorium) zusam- Nikas musikalischen Werkprozess. Das Al-

Mehr Information (Diskographie und Projekte) über Nikakoi und Goslab (bspw. auch das Video “city lights [tutta2]”) unter: www.wmfrec.com E-mail Kontakt: goslab@web.de bum "sestricha" (Schwesterchen) versprüht auch einen Spirit, der von einer Sehnsucht nach Kindheitserinnerungen voller Glück in dem für ihn, wie er es sagt, paradiesischen Zustand zeugt. Neben Beats von der knackigen Art geben sich auch sanfte Melodien elegant den wavigen Gesangseinlagen von Tusia (Goslab) und Nika hin. Das "climb" Stück ist ja ein Traum von einer Mischung aus melodieverliebtem, kindlich-naivem Tagtraum und experimentellem Zerhackstück-Schnuspel. Das Duett "city lights [tutta 2]" der beiden birgt hingegen die sanfte

Melancholie und Gedankenverlorenheit mit temperiertem Downtempo. Und richtige Hit-Qualitäten hat "orudila", das mit georgischen Volksmusik-Sampels und mit derbem Charme dem gewohnten, etwas zur Verstockung geneigten und der gepflegten Langeweile anheim gefallenen Publikum in der "Russendisko" das Feiern beibringt. Fakt ist: Es wird eine Nikakoi-Maxi geben, die den bereits erwähnten Club-Smasher und auch die beiden Vocal-Stücke auf Vinyl erhältlich macht - ich kümmere mich dann schon mal um ein Exemplar.


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Elektronika | Normandie

DOING IT DAT STYLE, DING DONG Dat Politics TEXT: SASCHA KÖSCH | BLEED@DE-BUG.DE / FOTOS: KAI VON RABENAU

Das französische Laptop-Trio "Dat Politics" fusselt sich auf dem neuen Album "Plugs Plus" professionell durch verspielt alberne Anti-Minimalismen, in denen Sänger gegen das Sample-Copyright eingesetzt werden und 80er Kitschsounds danach fragen, wem eigentlich welcher Sound gehört. Mit Grüßen aus der Normandie. WEB LINKS

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Dat Politics “Plugs Plus” ist auf Chicks on Speed records erschienen.

Die gegenwärtige Vorstellung von Laptop Musikanten ist die, dass die Menge an CPU sozusagen eins zu eins zu der Gehirnmasse addiert wird. Das führt dazu, dass der Laptop Musikant an sich eine Art intellektueller Mutant ist, dessen Kopf so schwer wird, dass er sich (uff) erst mal setzen muss. Ergonomisch nicht einmal sinnvoll wird so eine Synthese aus Mensch und Maschine in einen performativ-taktil-sexuellen Langweiler umgewandelt, der unsere herausragende Jugendkultur sein soll. Klar, dass in einem so massiven amerikanischen Peerpressure-Dilemma Leute wie Kid606 oder

immer schon eine Band. Wir mögen nicht im Kunstkontext spielen. Wir sind keine Intellektuellen. (Dat Politics, das sind wir, ja ja ja, so heißen wir, hallo ihr….). Was hat man ihnen angetan, dass sie sich glatt darauf vorbereiten, im Mai in einen Torturbus zu steigen? Dat Politics waren zum Teil früher mal Tone Rec, veröffentlichten auf SubRosa (wird das Label eigentlich mit Kulturgeldern finanziert?) ruhigere Tracks für das gepflegte Homelistening der Klangexperimentalistenelektronikfreunde und wollen da eigentlich nie wieder hin. Da das viele noch nicht wissen, werden sie aber gerne immer

ten müssen, bin ich mittlerweile zu folgendem Glauben gekommen: Dat, obwohl all das eben Genannte immer noch gilt, löst sich noch viel mehr in seine Einzelbestandteile auf: Digital Audio Tape, ohne dass man sie – wichtig! - ausgesprochen hören müsste. Wobei Tape dieses atavistische Band meint, diesen Magnetismus, der einen über die vielen Grenzen des Digitalen hinweg zusammenhält. Schön gesagt, oder? Das Tape verbindet dann die Politics noch viel enger mit dem Digital Audio (ich bestehe darauf, dass das digital in "Digital Audio" fast substantivische Qualitäten hat), so dass sich

DAT POLITICS WEICHEN JEDEM INTELLEKTUALISMUSVORWURF SO ELEGANT AUS WIE EINEM HAUFEN SCHEISSE AUF DEM GEISTIGEN FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE UND PROFIRETROZYNIKER. Hvratski, die frei nach Leroi-Gouran die Trackpad-freie Hand zur Symbolisierung ihres Status als freie Menschen gerne mit einer Bierflasche füllen, mit dem nackenmuskelstützenden Kopfnicken eine rhythmische Synthese komplexer additiver Mechanik eingehen, auf die D&G stolz wären. Sicherlich wäre es auch an der Zeit, elektronische Musik nach ihren anti-evolutionistischen Paradigmen und den Taktiken des anti-dialektischen Aufruhrs gegen den konstanten Fluss der Re-Zwangsheterosexualisierung (sprich Hegelianisierung, Lifestyleassimilierung, sozialdarwinistische Defragmentierung, sprich alles, was falsch läuft) unserer lieben Clubwelt zu untersuchen und in ihrem stetigen tapferen Kampf zu unterstützen, wo es nur geht. Nur, mit welchen Mitteln und warum mit Dat Politics, die ihre Laptops doch Portables nennen können und mit diesen als Accessoire nahezu jedem Intellektualismusvorwurf so elegant ausweichen können wie einem Haufen Scheiße auf dem geistigen Friedhof der Kuscheltiere und Profiretrozyniker. NIX LOS IN LILLE (ACH?!) Also sichtlich gut gelaunt tummeln sich die mittlerweile auf drei Personen reduzierten Lillianer (Die vierte, Aelters, ist ausgestiegen, um auf ihrem Killer 1000er Auflage CDLabel Ski-pp allein zu produzieren) zur Zeit mit ihren drei Grundfesten der Selbstbestimmung eigentlich woanders: Wir waren

noch auf Veranstaltungen gebookt, die im Triumvirat aus Powerbook, institutioneller Stringenz (SubRosa) und Theorie-PraxisAmalgamen der 80er eine Art gemeinsamen Nenner der möglichen Re-Appropriation einer verlorenen Jugend suchen. Und so müssen sie gegensteuern, schließlich bestimmt dies, wo, wie und wann sie aus Lille rauskommen. Dort kann man zwar gut und billig als "Künstler" leben, aber nach ausgiebigen Dinnern mit "zufällig" vorbeigedroppten Freunden werden dann doch nur angesäuselt im eigenen Studio neue Tracks mit Gastgesang aufgenommen (auch gut, aber nicht alles)."Es ist nach Dat Politics einfach nicht mehr leicht möglich, sich auf 'Minimales' einzulassen, aber vielleicht haben wir ja nach der Tour genug davon, 'lustig' zu sein." Vor der Tour ist nach der Tour, also erst mal Schluss mit lustig. MITTEN IM MEDIUM Nachdem ich eine Weile lang geglaubt habe (wie vermutlich auch viele Franzosen, die ihre Bekennerfanpost aus Unwissen an Dat Politics "in English" mailen), dass das Dat in Dat Politics irgendeine Sinn-Zusammenziehung aus flämischer Präposition und dem materialistischen Ausgangspunkt musikalischer Produktion sei, die wie ein Stolperstein vor Politics steht, ohne welchen das Politics aber auch nicht aufrechterhalten werden kann, ich Dat Politics also für ironisierende, regionale E-Marxisten habe hal-

aus dem Namen ein Loop, eine Schleife der ständigen Aufnahme und Wiedergabe bildet - eine mediale Schleife, aus der sich Dat Politics irgendwie, wie so viele Acts mit (u.a.) Powerbook, am besten heraus verstehen lassen. Auch als die notwendige Mediatisierung und Materialisierung der Politik, die man ist; jenseits der Reinstitutionalisierung in Kunstkontexte als etwas, das sich gerne Band nennt, egal wie man es ausspricht. Exkurs: Sind wir nicht alle ein bisschen Kid? Bei z.B. Kid606 sind das Medium und Material Tracks. Spezifische Tracks zwischen Drum and Bass und R'n'B/HipHop, fertige Tracks, deren Auftauchen vor allem den Grund späterer Zerstückelung haben. DSPDekonstruktivismus, der natürlich Copyright-Probleme ins Visier nimmt (schon mal gemerkt, wie wichtig ihm Missys "Don't Copy Me" ist?). Aber nicht wie die Klassiker unter den Bootleggern, die quasi das 1x1 dessen nachträglich ausbuchstabieren und das Recht auf Dekontextualisierung deklamieren (also 1©+1©=kein Zeh), was bei Kid schon jenseits von Fließkommas ein Eigentum in komplexen Prozessen auflöst, sondern entdecken, dass in jedem "Don't Copy Me" schon längst die berechnete Kopierbarkeit steckt, mit der man brachial komplex Spaß haben muss, will man sich in den globalen Finanzmärkten irgendwie unterhalten.

PLUGS PLUS POP Dat Politics gehen nicht einen Schritt weiter, was das Unnötigste wäre - das wissen sie genau -, sondern nehmen sich andere Medien vor, die in den Kreislauf ihrer DSP Postproduktion "gepluggt" werden. Z.B. Software. Anstatt geradewegs in den Unilateralismus von DSP zu laufen, unterfüttern sie ihre Tracks immer mit Sounds eines retrobilligen Programms (aus Deutschland, Namen vergessen), das eine Basis von "80er Kitschsounds" liefert und damit die Frage stellt, wem gehören eigentlich die Sounds. Hat man die wirklich mit dem Programm mitgekauft? Hat man mit dem Programm eine Ideologie, eine Geschichte mitgekauft? Ist das Programm, das man benutzt, nicht das eigene Programm? Oder man selbst etwa ein Sideproduct des Programms? Oder war es nur diese bestimmte Zeit, dieses scheinbare goldene Zeitalter der Prä-Sample Ära mit all seinen copyrightfreien Klängen, in der das Programm noch wie ein Instrument war, dessen Urheberrechtsanspruch auf seine Sounds sich quasi mit seiner Materialisierung verflüchtigt hat? Weshalb sie auch jetzt, noch bevor man die verführerisch irreführende Stringenz zwischen Biogencopyrights und der Stimme halbwegs angedacht hat, viele Sänger und Sängerinnen auf ihrer neuen Platte "Plugs Plus" haben.

THE FINAL FUSSEL Während es bei Menschen ja durchaus normal ist, sie unter Aspekten des Pay Per Use zu betrachten, was bei Eigentum grade erst normal wird und uns exemplarisch gerade bei Musik versucht wird einzuimpfen, instrumentalisieren Dat Politics schon jetzt die möglichen Reste eines Prä-EigentumsPost-PPU-Menschseins, das vermutlich in der digitalen Gesetzgebung die widersprüchlichsten Zwischenräume der nächsten Jahrzehnte aufmachen dürfte. Warum? Um eine neue Dimension medialer Komplexität anzusteuern, die wieder nach dem unscheinbaren Band zwischen "Analogem" und "Digitalem" sucht, die damit genau das wird, was Dat Politics gerne für sich reklamieren: Professionelle Bastler. Bricoleurs, wie sie sagen würden, was im französischen weniger nach institutionalisiertem Märklinprofessionalismus klingt, weil "Bricoleurs" irgendwie alles auch immer nur halb machen, vorläufig, weil "Bricolage" Heim- und Handarbeit genau so ist wie Fälschung und obendrein seit den 60ern einen theoretischen Ruf hat, als einzig mögliche politische Position, die sich nicht vereinnahmen lässt, also wie selbstverständlich und nebenbei wie Pop für die ganze digitale Familie klingt. Professionelle Fussler, es kann nie genug davon geben.



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Handarbeit

WAS LOOPT DENN DA IM SCHWARZWALD? Institut für Feinmotorik

TEXT: ANETT FRANK | ANETTFRANK@GMX.DE / FOTOS: CLAUDIA RORARIUS

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www.staubgold.com

Schwingungen, Kratz- und Knackgeräusche von Plattenspielern durch einen Monokompressor gedreht Institut für Feinmotorik vereinen die Leidenschaft für unkonventionelle Produktionsweisen und öffnen sich so der Weite des minimalen Raums.

FEINMOTORISCHES NADEL-RHYTHMUS-SCHNIPSEN Institut für Feinmotorik – ihr Name ist Konzept und die personelle Besetzung stammt aus dem Schwarzwald. Das Motto: Eine im besten Sinne "schwache" Musik zu machen. Die vier Musikbesessenen aus Bad Säckingen teilen ihre Leidenschaft zum unkonventionellen Produzieren von Klangerlebnissen mit rhythmischer Fügung. Was soll`n das sein? Nun, man nehme acht Plattenspieler und platziere beispielsweise verschiedene Materialien, wie z.B. kleine Auf-

Und was für eine. Hier zählt noch Authentizität und die Liebe zum Experiment. Diese sind nun wiederum auf CD oder Longplayer gebannt. Mit "Penetrans" präsentiert uns das Kölner Label "Staubgold" die Versuchsergebnisse der Feinmotoriker aus zwei Jahren Forschungsarbeit und die durchdringen Sphären und Räume, die gerne zwischen kategorisierten Zuschreibungen wie Clicks & Cuts und minimalem Techno springen. Die unkonventionelle Art der Klangerzeugung ist zweifelsohne an die Materialästhetik gebunden, aber daneben,

tivem Aufbau, wobei das Meiste die Maschinen von alleine machen. Man braucht nicht unbedingt viel eingreifen, damit es toll klingt. Aber das Publikum will beim Anblick auch intervenieren. DEBUG: Ein Freund von mir wollte auch die ganze Zeit immer an einem Gummi schnipsen und hören, was passiert. Lasst ihr das zu? DANIEL: Wir forcieren das bei der Live-Performance nicht unbedingt, aber wenn`s geschieht, ist es auch gut. Den performativen DISKOGRAPHIE

WIR DOKUMENTIEREN ALL DIE GERÄUSCHE, DIE DURCH DIE CD ZUM VERSCHWINDEN GEBRACHT WERDEN. DAS IST EINE VON VIELEN MÖGLICHKEITEN, MUSIK ZU MACHEN.

10" s/t, Selbstverlag, 1997 12" "Archivmaterial", Selbstverlag, 1997 VHS-Video "Störungsfrei", Selbstverlag, 1997 Mini-LP "wenig Information: kein Titel", Staubgold, 1999 LP "negemergenz", Fusetron, 1999 CD "CD-Projekt" (Compilation), Feinmotorik, 1999 CD/LP "penetrans", Staubgold, 2002 Die CD/LP "penetrans" ist auf staubgold erschienen.

kleber oder mit Tesafilm befestigte Pappschnipsel auf dem Teller. Hinzu kommen laut CD-Innencover: vier günstige DJ-Mixer, zwei vielseitige Mono-Kompressoren, ein gängiger Mehrspurmixer und null Schallplatten - alles in allem wird so die modifizierte Soundtüftelei per AbnehmerNadel hörbar gemacht. Der Turntable fungiert dabei quasi als "leeres Instrument", das die Schwingungen, die Knack- und Kratzgeräusche oder Vorbeischluffsounds veräußert. Durch ein pfiffiges Arrangement der einzelnen Geräusche wird per Drehmoment 33 bzw. 45 ein Output erzeugt, das kompositorisch glänzt und der Kopfnickerfraktion via klanglich-rhythmisch-arhythmischer Modulation mächtig eins hustet, sich aber dennoch absolut eingroovt - mehr, viel mehr, als der '99 auf Fusetron erschienene Longplayer "negemergenz". Namen sind ja wie gesagt Programm.

oder sagen wir doch lieber ganz weit im Vordergrund sind die Tracks sowohl an frischen, "unerhörten" Sound-Brillianzen, als auch an vertrauten musikalischen Mustern trächtig. Ein Fest für Freunde der Weite des minimalen Raumes. MAN HÖRE UND STAUNE DEBUG: Gefällt es euch, live zu spielen und damit auch immer Gefahr zu laufen, dass das visuelle Element eurer Performance, sprich: 'da stehen acht Plattenspieler und die Typen zelebrieren ohne Platten mit Nadelzerstörungsgeräuschen einen Soundteppich', dass dieses Bild den Aufmerksamkeitsfokus des Hörens überformt? MARC: Es war gut, dass das Publikum bei unserem Auftritt im E-Werk auch recht nah an die Installation herangekommen ist und ein Paar auch getanzt haben. Das schaffen wir leider noch nicht so oft, weil das ganze präsentierte Ambiente doch eher den Charakter von einem experimentellen Kunstaufbau neben eben dieser 'Kunstmusik' hat. Im Vorfeld hatte ich erst ein bisschen Bedenken, von wegen Medienkunst-Schnickschnack. Kurz: Für uns ist es schon schwierig, wenn wir immer nur auf die Machart reduziert werden, weil die doch relativ ungewöhnlich ist. Es ist auf die Dauer auch ein bisschen unbefriedigend, wenn es nicht auch von der Musik oder von den Klängen her gesehen, die wir da erzeugen, Existenzberechtigung hat. Das Risiko ist auf jeden Fall da, dass die installative oder visuelle Präsenz attraktiver ist, als die akustischen Klänge, die dabei herauskommen. DANIEL: Für mich steht die Musik absolut im Vordergrund. Die Live-Performance ist für mich ein Nebenprodukt oder ein Abfallprodukt.

OH OHRENSCHMAUS -... JA DAS IST KUNST! Zum festen Stamm gehören Mark Brüderle, Florian Meyer, Daniel van den Eijkel und Marc Matter. Leider waren nur zwei von ihnen zur "Transmediale" Anfang Februar ins E-Werk nach Berlin gekommen. Aber dass nur vier von eigentlich acht Händen am Pult herumhantieren, tut dem visuellen Effekt (puh, schon wieder) keinen Abbruch. Dem Klangarrangement fehte allerdings live das eine oder andere Händchen. Daniel dazu: "Die Live-Performance ist eine Bastelei. Der Musiker-Anspruch ist dabei auch nicht so hoch, es handelt sich mehr um ein Spiel, um einen Scherz." Die Perfektion wird dafür auf dem Album ausgelotet. Marc dazu: "Wir dokumentieren all die Geräusche, die durch die CD zum Verschwin- Der Einstieg in das klangliche Arrangement den gebracht werden. Das ist eine von vielen funktioniert zunächst über die Setzung eines einzelnen Geräuschelements mit addiMöglichkeiten, Musik zu machen."

Akt, dem das interaktive Element inhärent ist, finden wir schon spannend. DEBUG: Ist euch bei einer Live-Performance schon etwas peinliches passiert, etwa, dass ein Gummi wegschnipst oder sich tonerzeugendes Material vom Teller löst? DANIEL: Immer wenn wir live spielen ist das ein einziger großer Unfall. Sei es ein Geräusch, das falsch gesetzt ist oder diese Art Rauschen, die nicht passt, oder eben auch Zufälle, aber das macht es doch im Endeffekt aus, warum wir das machen. Und Unfälle...es schnipsen halt manchmal die Gummis weg und wenn dann noch ein Metallteil mit durch den Raum fliegt, wird`s gefährlich. Dann sind wir so ziemlich am impovisieren. DEBUG: Welchen Materialnutzungswandel habt ihr seit der ersten Veröffentlichung durchlaufen? MARC: Angefangen haben wir mit VinylGeräuschen, wobei wir nie die Nutzrille abgespielt haben, sondern nur den äußersten Rand, die Leerrille oder das Papier. Und wir haben bspw. mit einem Daumennagel die Plattenspieler zum vibrieren gebracht - der Effekt ist ein tiefes Brummen. DANIEL: Bei den folgenden Veröffentlichungen war diese Art zu produzieren bereits aufgebrochen. Inzwischen sind wir zur Sounderzeugung vollkommen auf CD umgestiegen und spielen gar kein Vinyl mehr, aber weiterhin mit Gummis und Papierschnipseln. Ich bin gespannt, was sich noch für Möglichkeiten ergeben werden. DEBUG: Es gab ja einige Kooperationen mit befreundeten Instituten, bspw. eben mit dem Institut für Informatik und Gesellschaft in Freiburg oder mit dem Fusetron Label aus Minneapolis. Was hat euch zur Zusammenarbeit mit diesen im weitesten

Sinne Klangforschungsinstituten bewogen? DANIEL: Es passt zu unserer Musik, sich darüber Gedanken zu machen, wie Klänge, Grooves, wie überhaupt Musik entsteht. Man könnte ganz konstruktivistisch sagen: Musik entsteht erst im Kopf. Und wenn man sich dann mal einen Synthesizer anschaut, oder ein Keyboard, dann gibt es 127 definierte Klänge, die haben quasi alle schon eine Bedeutung und man weiß auch, welche Effekte man mit welchen Klängen mehr oder weniger erzeugen kann. Das ist eben alles schon relativ definiert. Ich finde es spannend zu beobachten, wie aus irgendwelchem Schrott auf einmal auch etwas entsteht, dem man dann eine Bedeutung zuschreibt, auf das man dann auf einmal tanzen will, wo man denkt, es ist Musik, dabei ist es in 'Wirklichkeit' nur ir-

gendwelcher geloopter Krach. DANIEL: Fusetron steckt eher so den Bereich von japanischem Noise bis zum Freejazz ab, wobei wir dann eher die poppigeren Vertreter auf dem Label sind. Wir werden in dem Dunstkreis elektronischer Musik rezipiert. Wohingegen auf Staubgold wir dann doch die trockenere Ecke beziehen. Das ergänzt sich ganz gut. Und wenn ich euch jetzt noch ergänzend verrate, dass die beiden von so einem schönen Label wie Profan und einem Halbgott wie Pentax aka Sweet Reinhard (Voigt ) beeinflusst waren und sind, dann sagt das ja wohl alles.


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Cut-Up House

BERLIN DISCO REAKTOR Die Smith-n-Hack vs. Bohannon Akte

TEXT: PAUL PAULUN | TRAVELER@DE-BUG.DE. / FOTOS: TASCHE

WEB LINKS

Zwischen schnörkellos und famos gejammt geben sich die Berliner Smith und Hack die Ideen in die Hand und ihren Tracks so den rechten Glanz. Damit vermeiden sie auch auf ihrer gemeinsamen Platte "Tribute" mittels graziler Referenz die Gefahr, in Zusammenhänge gestopft zu werden.

Smith-n-Hack, Soundhack, Soundstream, Errorsmith und MMM-Platten sind erhältlich bei Hardwax (www.hardwax.com) mp3 Hörproben und mehr Infos auf: www.smith-n-hack.de, www.errorsmith.de, www.zentrale-mmm.de

DISKOGRAPHIE

Einem euphorischen Review zu Smith-nHack's "Tribute"-Album in einer der letzten Ausgaben war zu entnehmen, dass Errorsmith und Soundhack nicht nur zu den absoluten Lieblingen von Herbert gehören, sondern auch dem Begriff "Disco" neues Leben durch das Anreichern von Technoinhalten mit Funkyness einzuhauchen vermögen; damit einher ging der erste Platz in den Redaktionscharts. Da scheint der Augenblick gekommen, sich mit den beiden auf eine Tasse Kaffee zusammenzusetzen, um zu erfahren, wie man so etwas macht, wie es da-

PHANTOM An wen dieses Album ein Tribut ist, muss aufgrund des geltenden Copyrights ein wenig im Dunkeln bleiben, dürfte sich dem aufmerksamen Hörer (und Cover-Exegeten) allerdings erschließen, wenn auch nicht dadurch, dass hier 1:1 kopiert und geshuffelt worden wäre. Es ist eine Größe der 70er Jahre, deren Reiz für Smith-n-Hack in ihrer sympathischen Vielseitigkeit besteht; darin, dass sie so wenig greifbar ist, man sie genauso mit Disco und treibendem Funk in Zusammenhang bringen kann wie mit im

ner Fragestellung grübeln; vor allem aber werden überhaupt Entscheidungen getroffen, anstatt sie, wie das leicht passieren kann, wenn man allein zu Hause vor dem Rechner sitzt, zu vertagen und vielleicht doch lieber dem Impuls eines Besuchs im Plattenladen zu folgen, um u.a. nach alten Funk- und Soulplatten zu graben, die man sich später gegenseitig vorspielen kann. Das Aufeinandereinlassen der beiden resultiert in einem Miteinander von Konstruktion und Jams, bei dem Smith die reduzierte, schnörkellose und auf den Punkt gebrachte

TRIBUT AN EINE PERSON, DEREN MUSIK VON HUMOR UND GUTEM GROOVE GEPRÄGT IST.

zu kam und warum Labels unter den richti- positiven Sinne schnulzig naiven Balladen. gen Umständen längst überflüssig sein kön- Eine Person, deren Musik von Humor und einem guten Groove geprägt ist und die leinen. Zeit für klare Standpunkte. der im Gegensatz zu James Brown, George "Tribute" ist die erste Zusammenarbeit der Clinton, Otis Redding, Al Green, Marvin beiden, auch wenn sie sich schon seit langer Gaye oder Giorgio Moroder etwas in VerZeit kennen. Auch die Überlegung, etwas gessenheit geraten ist, obwohl mit ihrem gemeinsam zu produzieren, wurde aller- Namen durchaus auch große Hits verbundings erst in dem Moment konkret, als man den sind. die Idee einer Split-E.P. verwarf und sich un- Bei ihrer Arbeit mit Samples dieses Charakveröffentlichter Vorläufer in Form eines ge- ters streben Smith-n-Hack jedoch keine wie meinschaftlichen Umgangs mit Material auch immer geartete Transformation seines von Aretha Franklin sowie einem zwi- Stils in ein neues Gewand an, auch wenn sie schenzeitlich nahezu in Vergessenheit ge- sich erlauben einen sehr freien Umgang mit ratenen Jungletrack entsann. Sie arbeiten dem Material erlauben. Angefangen bei der mit einem eher langsamen Tempo und einer Suche nach geeigneten Stellen über den relativ geringen Veröffentlichungsdichte. von Smith durchgeführten Bau vergleichsDer übliche Veröffentlichungsdruck läßt weise einfacher Instrumente in der Comsich durch ihre autarke Haltung gut ignorie- munity-Musik-Software "Reaktor" von Natiren, schließlich fühlen sie sich in erster Linie ve Instruments bis zur abschließenden Kondem Anspruch verpflichtet, dass die Ergeb- struktion eines Ablaufs der nunmehr angenisse über den Augenblick hinaus Bestand reicherten Elemente in Cubase, bei der haben sollen. Somit dürfte noch manches Hack die Maus führt, werden Anregungen Material auf den Festplatten schlummern, vom jeweils anderen aufgegriffen. Außer das in Kürze in Form einer dafür adäquate- dieser gegenseitigen Bereicherung ist auch ren Maxi hinterhergeschoben werden kann. der Prozess der Entscheidungsfindung ein konzentrierterer, wenn zwei Köpfe über ei-

Einfachheit, die auch seine eigenen Produktionen ausmacht, schätzt und Hack das von Smith beigesteuerte Element des Jammens als sehr wertvoll ansieht. PHÄNOMEN Live lassen sich Stücke, die einer solchen Verbindung entspringen und eigentlich zuende gebrachte DJ-Tools sind, natürlich nur bedingt umsetzen, ohne dem Publikum oder sich selbst etwas vorzumachen. Einzig die wenigen Stücke der C-Seite des Albums böten überhaupt das Potential zu einem Live-Umgang, an dem Smith-n-Hack grundsätzlich Spaß hätten, weil dort Spielraum für Variationen gegeben ist, jedoch wäre die Vorbereitungszeit eine solch große, dass ihr allenfalls durch ein interessantes Angebot eine höhere Priorität eingeräumt werden könnte als den momentan in der Schlussphase stehenden Solo-Projekten in Form von Errorsmith-LP, Soundkit-EP sowie der schon erwähnten Smith-n-Hack 12”. Auf einer Bühne wird man Hack also weiterhin nur rockend als DJ mit Sets erleben, die ein weites Spektrum anbieten, in dem auch ältere Stücke ihren Platz finden,

SMITH-N-HACK: - Tribute 2x12", (gerade rausgekommen) HACK: - Soundhack 1, 12" (1997) - Soundhack 2, 12" (2000) - Soundstream 1, 12" (1999) - Soundkit 1, 12" (upcoming) - Soundhack: Remix von Anthony Shakir's - "like a dream" auf Cliche (upcoming)

wohingegen Smiths Ambitionen, sich auflegenderweise mit einem Dancefloor zu konfrontieren, eher gegen Null tendieren. Anders sieht es mit Errorsmith-Live-Sets aus, von denen es in letzter Zeit manche gab. Auch diese sind mit einiger Vorarbeit verbunden, die beim Spielen einen flexiblen Umgang mit verschiedenen Reaktor-Instrumenten und ein Reagieren auf bzw. das Kreieren von Situationen ermöglicht. Dabei profitiert Smith von einer während seines Informatikstudiums gelernten Abstraktionsfähigkeit, die eine strukturierte Herangehensweise beim Umsetzen von Ideen durch zielgerichtetes, fokussiertes Arbeiten erlaubt. Für ihn erweist es sich als ideal, sein programmiermäßiges Wissen mit dem Musikmachen zu verbinden. Darüber hinaus bietet es eine gute Grundlage für seinen Job bei der Softwarefirma Native Instruments. FOKUS Smiths Kollege Hack schafft es mittlerweile, sich ausschließlich durch Plattenverkäufe, Lizensierungen von seinen Tracks für CD-Compilations und gelegentliches Auflegen zu finanzieren, was einigermaßen befreiend ist, nachdem ihm gegen Ende sogar zwei Tage Arbeit die Woche in seinem gelernten Beruf als Raumausstatter zu viel verlorene Zeit bedeuteten. Interessant ist dabei, dass das sogar jenseits eines Labels funktioniert. Für Smith und Hack fallen Act

SMITH: - MMM 1 (Projekt mit Fiedel), 12" (1996) - MMM 2 (Projekt mit Fiedel), 12" (1997) - Erik<<MMM: Surrogat Remixe auf CD 'Soul' (Kitty-Yo) (1996) - Erik<<MMM: Kreidler Remixe auf cd & 12" 'Resport' (Stewardess #4) (1997) - Disco Consultant (Projekt mit I-Sound): "Sleep Dept" - Track auf CD & 12" - 'Roots, Rock, Ravers EP' (Transparent #1) (2001) - Errorsmith 1, 12" (2000) - Errorsmith 2, 2x12" (upcoming) und Label zusammen, sowohl was ihre eigene Arbeit angeht wie eben auch bei der aktuellen Coproduktion. Sie sehen für sich keinen Sinn in einem Label, schließlich geht es ihnen nicht darum, etwas zu repräsentieren, sondern nur um das jeweilige Projekt und dessen Fokus. Vertrieben werden die Platten über das Berliner Hardwax, zu dem sie eine enge persönliche Beziehung haben und das für eine zufriedenstellende Bezahlung sorgt. Stressfreier und mit weniger Zwischenstellen kann der Transfer von eigenen Tracks hin zum Käufer mit einhergehendem Erwerb von Zahlungsmitteln wohl kaum verlaufen. Lizensierungen von ihren Stücken auf anderen Labels stehen Smith und Hack positiv gegenüber, so lange der Kontext vertretbar ist und damit keine weiteren Verpflichtungen verbunden sind. Bei Veröffentlichungen auf anderen als befreundeten Labeln gibt es ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Gefahr, in Zusammenhänge gestopft zu werden oder Zeit auf PR-Aktionen verwenden zu müssen, die man lieber aufs Musikmachen verwenden möchte. Für Smith und Hack ist es ein extrem wichtiger Aspekt, unabhängig zu bleiben und alles so weit wie möglich in Eigenregie zu regeln. Ein Gedanke, der auch aus der Erkenntnis resultiert, dass wenn durch eine Aufweichung ihrer Haltung etwas zu gewinnen wäre, dafür ein Preis zu zahlen wäre.

“Melodien einer Erinnerung von Zukunft“ Mike Meiré

Die Ersten unserer Art | Das Album ab 02.04.

FLASH UND GORDON LIVE 17.04.02 26.04.02 27.04.02 10.05.02 23.06.02

TANZHALLE ST. PAULI, HAMBURG KAUE, GELSENKIRCHEN (EINSLIVE “DAS ERSTE MAL“) BARRACUDA BAR, KASSEL GREND, ESSEN UMSONST UND DRAUSSEN, WÜRZBURG Weitere Termine in Vorbereitung

DIE SINGLE: Frauen in Autos bereits erschienen

www.meistersingerkonzerte.de

HÖRPROBEN UNTER

www.flash-und-gordon.de

P+© 2001 Motor Music. a division of Universal Music GmbH

www.motor.de


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Elektronika

ICH WILL EINE BAND GRÜNDEN Hermann & Kleine TEXT: RENÉ MARGRAFF | THECRASHKID@GMX.DE / FOTOS: PATRICIA LEWANDOWSKA SERVICEPOINT

"I'm a Cork on the Ocean", sangen die Beach Boys in ihrer Sonnen-verfinstersten Phase. Thaddeus Hermann und Christian Kleine drucken ihr "Herrmann & Kleine" auf den Korken und tanzen Wolken-aufgeklart über die Flageolett-Wellen. Geduld ist immer noch nicht meine Stärke… "Na endlich!" dachte ich mir vor ein paar Monaten, als ich eine CD von City Centre Offices in den Briefkasten bekam. Drin war Christian Kleines Debüt "Beyond Repair+-". Genau das gleiche "Na endlich!" dachte ich mir vor kurzem dann wieder. Dieses Mal Post von Morr Music. Im Umschlag: "Our Noise" von Herrmann & Kleine. Feinster Plinkerpop-Nachschub, von dem ich nie genug zuhause haben kann. TO HERE KNOWS WHEN Lange hat es gedauert, Thaddeus Herrmann weiß gar nicht mehr warum. Ich kann es allerdings ahnen. Während Christian Kleine zwei super Soloplatten veröffent-

lich erweitert und verfeinert. Angekündigt hatte sich das ja schon mit ihrem Remix für Lali Puna und Bomb the Bass. Auf "Our Noise" gibt es Tracks wie "Her Tune" oder "Headlights", die auch auf "Kickboardgirl" gepasst hätten: Stehende Akkorde und Panoramamelodien erzeugen das, was ich Deepness nenne. Dazu gibt es dann sich überschlagende Beats, die zwar vertrackt und teilweise knarzig gefiltert werden, aber nie vergessen, dass sie vor allem eines sollen: kicken. "Her Tune" ist auch der Abschied vom Kickboardgirl. Wo sie hin ist? Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat sie sich vom Trendsport verabschiedet und sitzt nun auf einer Bank am Ufer des Flusses, den die Rücksei-

Herrmann & Kleine "Our Noise" erscheint auf Morr Music

gar nicht. (Wo verdammt noch mal bleibt eigentlich das Shoegazer-Revival?!) Also passt es ganz gut, dass die zweite Seite des Albums mit "Blue Flower" von Slapp Happy beginnt, einem Stück, das neben den Anorakhelden Pale Saints auch schon Mazzy Star gecovert haben. Gesungen wird das Stück bei Herrmann & Kleine von Ariane Hensel. Ich dachte erst, ich hätte versehentlich eine Belle & Sebastian-LP aufgelegt, dann kam allerdings eine solide Gitarrenwand ums Eck und erst als ich mich auf die Beats konzentrierte, erkannte ich, dass das tatsächlich Herrmann & Kleine sind. Um das ganze Geschreibe über alte Gitarrenbands hier dann mal abzuschließen, sei noch erwähnt, dass es auch von Galaxy 500 WEB LINKS

IM ELEKTRONIKA-WALD WANDERN DIE BEIDEN ALSO EHER DIE INDIETRONICS-PFADE. FEIN SO. licht hat und nun die Audiosoftware-Entwickler von Ableton unterstützt, hat Thaddi neben seinem Job bei einer Zeitschrift für elektronische Lebensaspekte das Label City Centre Offices einen ganz großen Schritt weiter nach vorne gebracht. Die Platten von Ulrich Schnauss und Static seien nochmals ganz arg empfohlen. Im letzten Herbst hörten Thaddi und Christian dann endlich mal an, was sie an zahlreichen Sonntagnachmittagen zuvor aufgenommen hatten. Gut, dass sie erkannten, dass es Zeit war, den ersten Herrmann & Kleine-Longplayer endlich fertig zu stellen. BLOWN A WISH "Our Noise" geht vor allem so: verspielte Melodien, fusselige Flächen und KopfnickRhythmen galore. Diese Musik rettet bestimmt nicht nur mir Tage und manchmal sogar Wochen. Was auf den EPs "Transalpin" und "Kickboardgirl" begann, wird auf dem erstem Album von Thaddeus Herrmann und Christian Kleine selbstverständ-

www.kickboardgirl.com www.morrmusic.com

te des Covers abbildet. Dabei hat sie die eine Platte gibt, die "This is our Noise" heißt. mente nicht schlimm supervirtuos ein neue Herrmann & Kleine im Kopfhörer und Schon gut, genug Details für Nerds. Kom- (Stichwort: "Echt gut gespielt, ey…"), sondern rufen wirklich Lust auf mehr Klänge men wir zu aktuellen Dingen… schreibt eine Postkarte nach Berlin. dieser Art hervor. Wie was dann aufgenommen worden ist, interessiert nicht wirklich, Trotzdem kein Grund depressiv zu werden, WHAT YOU WANT finden sich auf "Our Noise" doch so viele In einem Artikel für die Groove schrieb denn nichts ist langweiliger als Tech-Talk. schöne Momente, die zeigen, dass auch Thaddi: "Ich will eine Band gründen!" und Thaddi und Christian schon wieder unter- schwärmte über Bands wie Hood oder Frid- LOOMER wegs sind und sich nicht auf ihrem eigent- ge. Nein, auf Ohrenpfeifen in engen Christian Kleines Soloplatten sind ruhiger lich doch schon sehr perfekten Sound aus- Proberäumen mit nörgelnden Bassisten als "Our Noise" und Thaddi meint, dass es ruhen. Das wäre zwar auch nicht weiter oder cholerischen Schlagzeugern hat nie- wohl schon definitiv er sei, der für die verschlimm gewesen, doch mit den Neuerun- mand Lust, aber wenn eines in den letzten zerrten Sounds zuständig sei. Eine klare gen ist es logischerweise schon spannen- Monaten klar wurde, dann das: Egal wie Rollenverteilung aber gibt es bei Herrmann der. Einige Stücke auf "Our Noise" sind et- viel Rechenleistung der Rechner hat und & Kleine nicht. Beide basteln an Beats und was ruhiger ausgefallen und auch die Gi- wie viele Plug-Ins das Audioprogramm Melodien gleichermaßen. Sicherlich haben tarre kommt häufiger zum Einsatz. Gleich schafft, charmanter, innovativer und lie- aber beide dabei unterschiedliche Schwerder Opener "Drop" hypnotisiert mit tiefen benswerter sind oft die Platten, bei denen punkte. Christian Kleines Arsenal an hiBassakkorden und flirrenden Flageolett- auch traditionelle Instrumente, Stimmen phoppigen Beats und glasklaren Synthieoder sonstige Anzeichen von menschli- tröpfeleien scheint genauso unerschöpfGitarrenklängen. Im Elektronika-Wald wandern die beiden chem Leben hörbar werden. Bitte versteht lich zu sein wie Thaddis Gespür für das koralso eher die Indietronics-Pfade. Fein so. das nicht als "Analog ist besser"-Plädoyer. rekte Filtern und Zerknirschen von Breaks Bei Thaddi lagen in letzter Zeit die alten Was neu ist bei den erwähnten Bands: Im und Drones für die Unendlichkeit. Platten von Slowdive oder Adorable wieder Gegensatz zu den vielen Dudel-Pohäufiger auf dem Plattenteller. So allein, strockies brachten diese Platten und auch Die unterschiedlichen Charaktere von wie er zunächst glaubte, ist er damit aber die von Dntel oder Múm die "echten" Ele- Herrmann & Kleine können sehr gut bei Li-

veauftritten beobachtet werden: Christian Kleine schaut meist konzentriert auf seinen Monitor oder begleitet auf der Gitarre, Thaddi steht zeitgleich in etwa einem Meter Abstand vor seinem Laptop und rockt und nickt, je nach Lautstärke der jeweiligen Beats, eifrig mit. Kann das bitte mal jemand als Comicstrip malen? Das Wirken von Christian und Thaddi konzentriert sich auf Berlin. Hier wird gearbeitet und produziert. Hier sitzen auch die Freunde wie etwa Thomas Morr. Dennoch wurde mir versichert, dass Herrmann & Kleine genauso gut aus Kassel oder sonst wo her kommen könnten und vermutlich genau die gleiche Musik dabei herauskäme. Bleibt nur zu hoffen, dass die Tour der beiden zusammen mit Static im Frühjahr auch in eure Nähe kommt.


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Techno

NIEDERFLUR UND CLUBSESSEL MISC "Misc" ist das technotanznaheste, aber beunruhigend technotanznahe Kölner Projekt von Christopher Bleckmann und Hannes Werner, die als "Van Delta" und "Niederflur" Drum and Bass-Bausteine in Larry Heard-Atmosphären wickelten. TEXT: ALEXIS WALTZ | ALEXIS@CLASSLIBRARY.NET / FOTOS: SEBASTIAN LOCKER

Christopher Bleckmann und Hannes Werner haben immer alle möglichen Arten elektronischer Musik geliebt. Nie haben sie nur hinter einem Stil, einem Weg die

man als Van Delta beinahe formalistisch House-Tracks aus den Basslines, Drums, Samples von Drum and Bass Stücken zusammenbauen, deren Groove aus dem

alltags-surrealen Ansagen der Kölner Niederflur-Bahn. Nicht mehr wie zum Beispiel bei Aphex Twins "Polygon Window" steht die U-Bahn für einen Futurismus des in-Be-

WO IST DER MOMENT, AN DEM DER ALLTAG NUR NOCH VERDUTZTHEIT PRODUZIERT?

Deepness vermutet, die zu erreichen das letzte Ziel des eigenen Musikmachens wäre. Vielmehr ist man von etwas gekickt wie Mitte der Neunziger von der einmaligen Atmosphäre des Drum and Bass und konstruiert sich darin ein experimentelles Koordinatensystem. Man begann mit komprimierten Breaks, die zugleich das Potential zum Stolpern und zur Verdichtung in sich haben. Oft geht es um den Moment, an dem entschieden wird, in welche Richtung es kippt. Die Breaks können sich verhaken oder auf den Dancefloor zulaufen. Später hat sich die Produktionsweise Drum and Bass als anderswo anschlussfähiger erwiesen. Man war nicht "immer schon" verbindlich an die Musik angeschlossen wie ein DJ Hype und hatte auch keine Ambitionen zum vielsagend/ nichts-sagenden Schweigen à la Shut Up & Dance. Daher konnte

Genre herausfiel. Bleckmann und Werner arbeiten oft mit solchen Kontextverschiebungen. Es scheint, als müsse jedes Projekt der beiden durch ein formalistisches Nadelöhr gehen, damit für eine Zeit ein neuer Raum erschaffen wird, den man dann bevölkert, der aber ohne viel Herzblut zu vergießen auch wieder verlassen werden kann. Hannes beschreibt die eigenen Arbeitsweisen analytisch-präzise und faktenorientiert-rational. Dann gibt es auch Momente, die sich von diesem Diskurs nicht einholen lassen: die Atmosphäre von Drum and Bass, die Basslines in den Tracks als Niederflur, dem ersten Techno-Projekt und der größten Sensation der beiden. Niederflur bringen Techno an einen Nullpunkt. Die Beats sind langsamer als bei Larry Heard, immer kurz davor einzuknicken. Anstelle von Raveimperativ-Vocals gibt es die

wegung-Seins. Niederflur handelt eher von Momenten, in denen der Alltag nur noch Verdutztheit produziert. Dann bricht der Bass in die Mitte der Takte und schafft ein ganz anderes Tempo und eine Notwendigkeit, die man in Techno nicht kannte. Man musste den Punkt suchen, wo fast nichts mehr ging, um ein anderes Bewegungsmoment einzuführen. Hannes: "Bei Niederflur laufen die Bässe, anders als bei Drum and Bass, entgegen der Bassdrum. Die Idee war, die Frequenz und den Verlauf eines Drum and Bass Basses zu benutzen, aber wir wollten bremsen. Wir wollten langsame Musik machen. Wenn wir beschleunigende Basslines à la Drum and Bass gesetzt hätten, wäre es wieder rockig geworden. Deshalb haben wir das Ganze gezogen und so entsteht eine Melodie, die sehr harmonisch und nett ist und es entsteht eine Atmos-

SERVICEPOINT

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Anfang April erscheint das Clubsessel-Album auf K2O, die CD-Zusammenstellung der drei Niederflur-12 Inches folgt im Mai auf Minus, ebenso Miscs "Slope EP" auf Force Tracks

http://www.hybridmusicclub.de

phäre, die den Rhythmus bricht. Diese Musik ist nur Rhythmus, auch wenn es kleine Melodie-Einsprengsel gibt. Man muss den Bass als rhythmisches Element begreifen. Eine Kickdrum in dem Tempo überhaupt grooven zu lassen, ohne eine gerade Hihat, haben wir als Herausforderung begriffen. Und es lässt mehr Raum für die verzackten Rhythmen in den Percussions und Hihats. Es sind unlogische Rhythmen, die erst als System Sinn machen." Der strenge Experimentalismus der beiden legt nicht gerade nahe, dass sie doch den Dancefloor als das Spannungszentrum ihrer Musik ansehen (Hannes: "Ich war schon vor zehn Jahren im Tresor."). Um sich auf diesen zu begeben, hat man das Pseudonym Misc erschaffen. Im Liveset werden Leerstellen ohne Ende produziert. Genaues Sounddesign schafft Raum, der

begehrt, gefüllt zu werden. Man lässt das Publikum zappeln, bis es nach der Hookline schreit, und erarbeitet sich eine breite Angriffsfläche. Es ist nicht mehr zu ahnen, aus welcher Ecke die Effekte kommen. Die Hinwendung zum Dancefloor fällt mit ihrem bis dato sperrigsten und beunruhigendsten Projekt zusammen. Der Clubsessel bewegt sich mitten im Zentrum des Lounge-Gefälligkeits-Diskurses. Die Basslines beschwören eine meditative Ruhe, die aber ein besonders unfassbares Potential schafft. Einerseits gibt es ein Schwanken, eine Bewegung, die man als das Minimum von Tanzen verstehen kann, andererseits etwas Soundtrackhaftes. Wäre da nicht dieses traumhaft-bodenlose Moment, stünde man unangenehm real vor der Hecke, aus der gleich der Mann mit dem Messer tritt.

D ER S O U N D T R A C K

M IT EX K L U S IV EN S O N G S V O N M O S D EF & M A S S IV E A T TA C K , EV E & FA T B O Y S L IM , C Y P RES S H IL L & RO N I S IZ E, RED M A N & G O RIL L A Z , M Y S T IK A L & M O B Y U N D V IEL EN M EH R...

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House

KATERSTIMMUNG UND MIKROWELLEN Freaks TEXT: FELIX DENK | FELIX@DE-BUG.DE / FOTOS: DAVID WINDMILL SERVICEPOINT

Die Londoner Luke Solomon und Justin Harris sind als "Freaks" die verdrehten Minimalhouser mit 5-fach transformiertem Discospleen, die gegen die englische Ravefront ihre eigene Web-Community mit Gratis-Downloads und Schlappohrenmützenbestellservice lancieren.

Liebe ist schön, dachte Gott und schuf den Valentinstag. Dieses Ereignis wird hierzulande ja nicht so gepflegt, in England aber um so mehr, und als ich am 14.2. in London in einer Bar unweit der Oxford Street auf die Freaks warte, bin ich der Einzige, der nicht knutscht, küsst, Händchen hält oder Blumen schenkt. Zum Glück taucht Luke Solomon bald auf und mit ihm Diz, ein DJ und Produzent aus Chicago, der auch gerade in London ist. Beide sind einigermaßen verkatert, da sie am Vorabend gemeinsam bei "Space" aufgelegt haben, einer Klubnacht, die Luke zusammen mit Kenny Hawkes seit sieben Jahren betreibt und die in der folgenden Woche vorerst zum letzten Mal stattfinden wird. Wenig später kommt der andere Freak, Justin Harris, und gemeinsam erzählen sie übernächtigt, aber angenehm mitteilsam, womit man sich so rumschlägt, wenn man Produzent und Freak ist. Das war komisch: Die Freaks veröffentlichen ein neues Album und keiner bekommt es mit. In kaum einer Musikzeitung war eine Rezension zu finden, und auch in den Plattenläden wurde die Ende November veröffentlichte Platte auch erst im Januar gesichtet. Nicht gerade eine üppige Resonanz für eines der interessantesten Houseprojekte von der Insel. Bei diversen Bloody Marys und teuren Pommes erzählen die Freaks, wie "Meanwhile back at the Discotheque" in England ankam. Luke: "Also es gibt schon Leute, die die Platte gekauft haben." Justin: "Ein paar hundert vielleicht." Luke: "Die verfolgen recht genau, was wir machen, darauf kann man aufbauen. Es gibt so viele Produzenten, die sich prostituieren und für 20 verschiedene Labels produzieren, weil sie wissen, dass sie dafür Kohle kriegen und DJ Bookings obendrauf.". Pfui, Ausverkauf! Die Freaks steuern dagegen und setzen Dedication gegen übertriebene Professionalisierung, was besonders in England nicht ganz einfach ist, da dort Rave und Big Business immer schon Hand in Hand gingen. Auch deshalb haben sich die Freaks mit ihrem Label "Music For Freaks" eine eigene Plattform für ihre Produktionen geschaffen. Von "Classic", das Luke

Solomon seit 1996 mit Derrick Carter betreibt, ist Music For Freaks nicht wirklich getrennt, die beiden Labels funktionieren eher wie Geschwister. DUBBY DISCO – SLOMO TECHNO Spricht man die Freaks auf so was wie musikalische Einflüsse oder Ähnliches an, kommt dieses typische "Wir-sind-von-all e m - u n d - j e d e m - b e ei n f l u s s t- u n d - v e r schließen-uns-vor-Nichts" und so weiter. Das hat aber nichts mit falsch verstandenem Pluralismus, oder gar Konturlosigkeit zu tun, sondern eher mit gezieltem Antipurismus. Das Projekt Freaks startete zu einem Zeitpunkt, an dem U. K. House mächtig in Bewegung geriet. Unter dem Begriff Nu Skool House pushten die Idjut Boys, Basement Jaxx oder Faze Action eine neue Formensprache, die Handbag den Rücken kehrte und stattdessen den Schulterschluss aus Diskogrooves und afroamerikanischer Percussion wagte. Den minimaleren Ausläufer bildeten Labels wie "20:20 Vision" oder "Phono", wo Herbert seine ersten Maxis veröffentlichte, auch Swag (als Point Blank) zu finden waren und nicht wenige erstmals über Namen wie Morgan Geist und Titonton Duvanté stolperten. Oder eben über die Freaks, die hier ihre notorisch verdrehten Grooves veröffentlichten, die mal funky, mal eher techy daherkommen, aber immer eindeutig uneindeutig bleiben. Freaks Tracks leben davon, dass Dinge zusammengeführt werden, die man vielleicht nicht so zusammen denkt. Ein klassischer House Entwurf, gepaart mit Garage Sophistication schimmert auch bei hohem Abstraktionsgrad noch durch die Tracks. Die schon erwähnte Space Klubnacht, auch ein Kind dieser Zeit, umschrieb ihre Musikpolitik als Dubby Disco und Slomo Techno, was in seiner Gegensätzlichkeit auch auf die Freaks zutrifft. Wenn man sich im Studio die Nächte um die Ohren schlägt, um allerhand Kapriolen auszuhecken, überraschende Kniffe einzubauen und seine Tracks "Doobiedoo (woohoo)" nennt, empfindet man Klassifizierungsversuche schnell als einengend. Freaks, was denkt ihr über den Begriff Microhouse, der gerade die Runde macht?

MICROHOUSE - MIKROWELLE Luke: "Das ist alles ein riesiger Quatsch. Ich wurde neulich interviewt und da sollte es auch um dieses Mircohouse Ding gehen. Das war schwierig, weil damit ja auch Sachen wie LoSoul oder Isolee gemeint sein sollen, auf die ich total stehe und ich mich freue, wenn die Publicity bekommen, aber gleichzeitig das Etikett voll daneben ist. Der Journalist wollte dann noch eine Mircohouse Top 10 von mir haben. Da habe ich dann Nummern von Kraftwerk, Funkadelic und Armand van Helden reingeschrieben." Gelächter am Tisch, mehr Drinks werden bestellt und Justin grübelt: "Worauf soll sich denn das ‘Micro’ beziehen? Mikroprozessor, Mikrochip? Vielleicht Mikrowelle? Ich kann nicht glauben, dass man jetzt schon mit einer Mikrowelle Housetunes produzieren kann."

www.musicforfreaks.com

MUSIKER IN KANÄLEN - FREAKS AN BORD Das Gegengift gegen gelangweilte DJs und ein zu routiniert eingependeltes Clubgeschehen wird "The Man who lived Underground" heißen und basiert auf einer Geschichte, die ein befreundeter Drehbuchautor geschrieben hat. Sie spielt in der Zukunft und handelt von einem Menschen, der sich von der Gesellschaft abwendet und in unterirdischen Kanälen haust. Dort bastelt er aus allerhand vorgefundenem Technikschrott neue, merkwürdige Geräte,

sich also auf die Hörer und weniger auf die Macher. Mehr Freaks an Bord holen soll das Ziel der Mp3 Tauschbörse sein, bei der jeder seine Tracks ins Netz stellen und anderer Leute Sachen runterladen kann. "Das ist so ein Family Thing", versichert Luke, als wir die Bar verlassen und er von der am Wochenende anstehenden Classic Party im "The End" erzählt, "da kommen alle unsere Freunde." Am Samstag zeigt sich, dass die Freaks einen recht großen Freundeskreis haben. Der Laden ziemlich voll, die Crowd eher jung und londontypisch in hip-

FREAKS TRACKS LEBEN DAVON, DASS DINGE ZUSAMMENGEFÜHRT WERDEN, DIE MAN VIELLEICHT NICHT SO ZUSAM-

Auch wenn es in Zeiten von Nanoloop nicht mehr besonders abwegig erscheint, mit der Mikrowelle Tunes zu produzieren und man da bestimmt interessante Töne rausholen kann, haben die Freaks eine andere, unter elektronischen Gesichtspunkten eher noch exotischere Soundquelle erschlossen: eine Band. Was hat es damit auf sich? Justin erklärt: "Also wir sind sechs Leute, Luke und ich, Diz wird ein paar Vocals beisteuern, ebenso Stella, die auch schon mal für uns gesungen hat. Dann haben wir noch einen Bassisten, Rob, und einen Gitarristen, der sich Johnny Rock nennt." Luke freut sich über den verwegenen Namen und ergänzt: "Die Idee dahinter ist schon, dass man damit in die Clubs gehen und das als Live Format mit DJ Sets kombinieren kann. Außerdem wollen wir verkleidet auftreten!" Soso. Bei dem neuen Projekt der Freaks geht es darum, weitergehende Gestaltungsmöglichkeiten zu schaffen. Aber wird das Ganze denn überhaupt noch elektronisch klingen? Luke: "Ja schon, der Bassist beispielsweise hat so eine verrückte Maschine, mit der er über den Bass alle möglichen merkwürdigen Sounds erzeugen oder Gitarre spielen kann." Justin: "Um ehrlich zu sein, wissen wir auch nicht so genau, wie das Ganze am Ende klingen wird." Luke: "Es soll halt auch um den Spaß gehen." Justin: "Das Clubding ist doch eh viel zu Ernst."

MEN DENKT.

mit denen er Musik macht. Die Analogie ist deutlich. Justin exegetisch: "Es geht gleichzeitig um Isolation und Produktivität, und um Musik als letztem Kanal, um zu kommunizieren." Der erste Track des neuen Albums, Washing Machine, macht als White Label schon die Runde und dürfte bald in die Läden kommen. Wem das zu lange dauert, hat bald Gelegenheit, den Track als Sneak Preview auf musicforfreaks.com zu hören. Überhaupt soll die Freaks Homepage, die schon jetzt mit Telespielen und einer Jukebox mit DJ Sets von Luke und Justin und allen Mff Releases ausgestattet ist, aufgerüstet werden. Luke erklärt den Plan: "Die Idee ist es, so etwas wie Napster zu starten, wo man Musik bekommt und eine Community schaffen kann. Bei 'Grateful Dead' gab es ja auch so eine Bewegung. Die haben das Publikum aufgefordert, die Konzerte mitzuschneiden und dann haben die Leute die Tapes getauscht. Wir finden das großartig. Es wird kostenlos sein, die Leute sollen involviert werden und Teil von etwas werden." Musik wird hier als soziale Praxis behandelt. Nicht umsonst heißt das Label Music For Freaks, bezieht

per Designer Sportswear gekleidet. Die Schlange vor den Wasserspendern ist länger als die an der Garderobe, Prioritäten wurden gesetzt und die Party rockt entsprechend. Derrick Carter hat gerade angefangen aufzulegen und schafft es auch mit abseitigeren Grooves, den Dancefloor bei Laune zu halten. Ali und Basti Schwarz mit dem für Engländer völlig unaussprechbaren Namen "Tiefschwarz" beschallen währenddessen die Lounge und spannen den Bogen stilistisch recht weit. Danach kommt Rob Mello an die Regler, spielt erst mal dreist Disco Hits und wird dann langsam bleepiger. Rob Mellos letzte Platte auf Classic, wie Luke erzählt, wurde sogar im Penthouse rezensiert, was Rob sehr gefreut haben soll, da er nun endlich einen guten Vorwand hatte, sich das Magazin mal zu kaufen. Später runden Iz und Diz dann den Abend mit einem Deephouse Set ab, bis die letzten Familienmitglieder etwas derangiert um 7 aus dem Club stolpern und den Heimweg antreten.


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Techno

DER TECHNO-TIGER Kotai Klaus Kotai, ein Drittel des Berliner "Elektro Music Department", hat auf WMF Records sein erstes Album "Kotai" veröffentlicht, das ruppige Old-School-In your Face-Tugenden mit Agit-Poesie-Gesang zu einem düster-energetischen Technomonolithen verdichtet. Das Blues-Subjekt und das Techno-Unsubjekt ringen bei Klaus Kotai zwischen den Themen "schwuler Jesus", "Mut zum Selbst im Gesang" und "52-Bomber über unserem friedlichen Techno-Vorgarten" miteinander. Ein Freestyle-Rap zu einer exemplarischen Biografie immer an der Front von New Wave bis Minimaltechno, die sich auf keinem "retro" ausruht. TEXT: ALEXIS WALTZ, ALJOSCHA WESKOTT | ALJOSCH@YAHOO.DE, ALEXIS@CLASSLIBRARY.NET

KOTAI UNGEFILTERT, DER ORIGINAL SOUNDTRACK: THE CALL Aus Konzerten und Auflegen entwickelte ich eine persönliche Set-Form. Eigenes Material von DAT wurde assoziativ ergänzt. Das habe ich zu einem Set konzentriert mit nurmehr Gesang und nurmehr eigenen Nummern. Ich habe nicht immer von vornherein eigene Texte entwickelt. Bei "The Call" etwa nahm ich von "Little Doll" von den Stooges. Ich habe spontan Stehgreif-Nummern gesungen, in diesem Fall eine Coverversion. Es war ein Stooges-Medley mit "Little Doll", "Ann" und "1969". Weil es mir gefallen hat, habe ich "Little Doll" gelassen und verwandelte es in "Oh My Lord", weil die Art zu singen etwas Gospelartiges hatte. Ich fand es sehr lustig, sich im Gespräch mit Gott Gott zigarettenrauchend vorzustellen. Dazu das Moment, das Gott zur Queen wird. Wenn man die Stooges-Nummer erkennt, ist mein persönlicher Bezug klar. Wenn man sie nicht kennt, ist es ein stranger Text. Es ist kein Statement über die Kirche, wenn jemand sagt "Oh My Lord I won‘t forget, smoking on a Cigarette", dieses Bild reicht mir schon. Das ist super abgefahren. Wenn man jetzt konkret weiter denkt: Hat der eine Erscheinung gehabt, wo er Zigaretten raucht? Warum soll Jesus keine Zigarette rauchen? Wenn der jetzt kommt und sagt, soll ich dir helfen, mein Sohn, warum sollte er dann nicht eine Rauchen? Und wenn jetzt einer homosexuell wäre und Jesus gefällt ihm, natürlich funkt‘s dann, warum nicht? Ich weiß nicht, wie Jesus das blocken sollte. Macht er sich dann hässlich? Er ist kein Gay-Typ, aber stinkend? Wenn man sich es konkret vorstellt, wenn er vor dir steht, spielt es schon eine Rolle, ob er schmutzige Fingernägel hat oder Mundgeruch. Wenn man jetzt aufs Klo geht und neben ihm steht, kann man dann nicht? Ist es ein Typ wie jeder andere? Man hat tausende Gedanken, wenn man sich das vorstellt: wie wär das? Hätte man diese Gedanken nicht? Weil er der Erlöser ist: Der hat keine bösen Gedanken, der schaut mir nicht auf den Schwanz.

Teil des Umfelds um das Fanzine "59 to 1" und spielte Bass bei Tokio Schwanstein. Die Bands, die damals wichtig waren: (Nick Caves) Bad Seeds, (die Einstürzenden) Neubauten, The Fall, also ziemliche Kaliber. Wer durchsteht alle Prüfungen? Es wurde eine finale Radikalität angestrebt, man wollte sich als Genie sehen, dem alles erlaubt ist. Dann kam HipHop, Eric B. & Rakim, England mit Soul II Soul oder Coldcut. Um 1990 war ich öfter in London, hörte Fantasy FM, dann Dance Music wie Exorcist und Vinyl Solution. Dann "Techno – The New Dance Sound From Detroit". Das wars für mich. Das ist Musik mit Rhythmus, Atmosphären, Vocals, da ist alles drinnen und alles möglich. Auch die Identität spielte keine Rolle mehr. GESANGS- UND KÖRPERPFLEGE Die Musik um Gesang erweitern. Man muss mit der Sängeridentität, mit der man konfrontiert wird, leben können. Man darf kein Problem damit haben, sich zu hören und in eine Rolle zu schlüpfen. Deutsch singen war für mich nie ein Thema. Also hat das Singen etwas Künstliches, das macht es zugleich einfacher und komplizierter. Es gibt Akzentprobleme, Fremdsprachenprobleme, welche Worte kann ich gut singen, sogar welche Vokale, welche Wendungen? Gibt’s eine zeitgenössische Form jenseits von Strophe und Refrain und Worten und Samples? Jeder Text hat eine Konsequenz oder eine Logik, wie er vorkommen kann. Der Text kann montagenhaft, collagenartig, assoziativ und inhaltlich abweichend lautmalerisch manipuliert werden. Wenn ein Wort nicht singbar ist, steht es nur im Booklet. Gedankenzusammenhänge kommen auszugsweise vor. Die Folge von Geschichte und Resultat, die in Strophe und Refrain immer wieder vorkommt, gibt es nicht. Wie oft muss ein Pop-Song gesungen werden, bis er stimmt, und wie oft kann ihn der Sänger überhaupt gefühlvoll wiederholen? Manche Wiederholungen und Phrasierungen sind aus dem Freestyle-Gesang entstanden, wo es keine fixe Vorgabe gibt. Durch das SERVICEPOINT

WENN MAN DIE STOOGES-NUMMER

Kotai,"Kotai" ist auf WMF Records erschienen.

ERKENNT, IST MEIN PERSÖNLICHER BEZUG KLAR. WENN MAN SIE NICHT KENNT, IST ES EIN STRANGER TEXT.

Das ist ihm egal. Der braucht nicht angeben, dass er schon mit tausend Frauen geschlafen hat. Das kann man wieder transformieren auf jemanden, den man gerne als Freund hätte. So gesehen ist Jesus eine Figur wie jede andere. Über irgendwelche Figuren auf der Straße oder im Nachtleben würde ich nicht so singen, das wäre Alltagsdokumentarismus, wie das Lou Reed macht: "Ich habe einen Typen gesehen, der ist schwul", oder keine Ahnung. Diese Art der Beobachtung funktioniert nicht mehr. Wenn er jetzt aus dem Fenster schaut und einen Typen sieht, kann er über den keinen Song mehr schreiben. Er ist nicht der Poet von New York, er konnte es nur im Zusammenhang mit der Szene sein. Er beobachtet eine Messerstecherei und schreibt einen Song, eiskalt dokumentarisch, nie wertend. Das geht jetzt nicht mehr. 1976-88 Für mich als Jungendlichen gab’s Disco, Afterhour-Partys, Schwulendisco. Dort war alles okay, was funktionierte Bee Gees, Amanda Lear, Supermax. Schwarze Tanzmusik war nie wichtig. Als Punk, New Wave passierte, hatte ich schon ein wesentlich distanzierteres Verhältnis zur Musik, man stand in weißgestrichenen Bars. Die Ramones über die Cars bis zu Jesus and the Mary Chain war aber trotzdem wichtig. Danach gab es eine musikalische Auszeit. Ich wurde Cineast, habe mir alle Filme angesehen, davon ist schon einiges übrig geblieben: unter anderen Jean-Pierre Melville, Jean-Luc Godard, William Friedkin. Als ich nach München zog, ging es wieder um Musik. Ich war

Stück drängt sich eine Melodie auf, dann fragt man, wie phrasiert man es? Oft wird Lautstärke durch Kompressoren auf dem gleichen Level gehalten, meine Stimme taucht weg, und gerade die Momente, die zwischen Freestyle und Effektbearbeitung entstehen, finde ich spannend. Umgekehrt wirken die Effekte erst bei langen Passagen, die über ein verfremdetes Vocalsample hinausgehen. Einige Texte entstehen, wenn die Musik läuft und wenn ich vor Leuten bin. Bei dem Track "BA3 BREATHING" ging es darum, sich eine vordergründig sinnliche Erfahrung in einer Kriegs-Situation vorzustellen: THERE IS SOMETHING IN THE AIR HIGH UP IN THE SKY – B 52. Von einem alltäglichen Wohlbefinden auszugehen und sich zu fragen, wie ein Vater die Frage des Kindes beantworten kann, was da am Himmel fliege, wenn das kein Vogel ist, sondern ein Bomber, der einem Bomben auf den Kopf schmeißt. THINGS YOU LOVE YOU CLEAN: Es scheint um Intimität, Körperpflege, Wertschätzung zu gehen, Tatsache ist, dass einige Leute ihre Vorgärten von Minen reinigen müssen. Das Politische soll in einer solchen intimen Idylle gedacht werden und nicht als kritische Sendung im Anschluss daran. Es geht darum, den persönlichen Zusammenhang zu suchen und zu überlegen: Was kann ich bewirken? Und wenn man keine Möglichkeit findet: Dann weitersuchen. FIN


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Crossmarketing

VOM UNTERWÄSCHEHÄNDLER ZUM MILLIONÄR Happy Walters Dance-HipHop-Elektronik-Soundtrack zu "Blade 2" TEXT: HARALD PETERS | PETERSDOM02@T-ONLINE.DE

Eine Idee, die alt ist, ist deswegen nicht unbedingt nicht mehr gut, meint Happy Walters und entwirft nach dem Prinzip der endlosen Kreuzungsmöglichkeiten Mainstream-Soundtracks. Für "Blade 2" hat er u.a. Mos Def, Massive Attack, Roni Size und Bubba Sparxx in einen Topf geschmissen. Happy Walters hängt auf dem Stuhl wie ein Segel in der Flaute: die Beine nach rechts, den Oberkörper vornüber nach links, den linken Arm mit dem Ellenbogen auf dem Tisch, den Kopf in der Hand, dazu die rechte in der Schüssel mit den Gummibärchen, die er sich gelegentlich, und zwar stets dann, wenn er ansetzt, etwas zu sagen, in

tungsindustrie fand. Heute ist Happy Walters jedenfalls Präsident von "Immortal Entertainment", einem von ihm gegründetem Unternehmen, das aus seinem ehemals kleinen Independent-Label Immortal Records (Korn, Incubus) erwuchs und heute die Abteilungen "Immortal Film and Television" ("Life without Joe", "Ghetto Super-

und Silkk The Shocker und so weiter - eine Crossoverwut, die bei Walters Methode hat. Schon für "Judgement Night" kombinierte er Metal mit Rap, für "Spawn" dann Rock mit Elektronik. Dass der "Blade 2"-Soundtrack sich allerdings über weite Strecken so anhört, wie sich einerseits HipHop, andererseits aber auch manches aus SERVICEPOINT

MAN MUSS AUFPASSEN, DASS DIE IDEEN NICHT ZU ALBERN WERDEN.

erheblichen Mengen in den Mund schaufelt. Ob Happy Walters a) müde ist oder b) keine Lust hat, ist schwer zu sagen, andererseits: Wer ist überhaupt Happy Walters? AM COLLEGE FÜR'S LEBEN LERNEN Das ist wiederum eine umfangreiche Geschichte. Und vor allem: Wo fängt sie an? Damals, als er sich entschloss, Soundtracks zusammenzustellen? Oder weit vorher, als er sein Label "Immortal Records" gründete? Oder noch weiter zurück, als er Manager von Cypress Hill, House of Pain, diversen Wu-Tangs und noch ganz anderen war? Tatsächlich beginnt die Geschichte in der Universität von Michigan, als er als Student in den Vorlesungspausen Boxershorts mit College-Logos vertrieb und so den irgendwie passenden Einstieg in die Unterhal-

star") sowie "Immortal Management" (Jet Li, Dennis Rodman) umfasst. Weil ihm das allein offenbar nicht genug war, hat er ganz nebenbei noch "Sidewinder Music" gegründet, ein Unternehmen, dass sich auf die Betreuung von Soundtracks spezialisiert hat. In den letzten acht Jahren waren es ungefähr 40. Happy Walters ist knapp über 30. Man sollte sich nicht wundern, dass Happy Walters irgendwie müde scheint. Zumal er gerade im Begriff ist, sein neuestes Projekt fertigzustellen, den Soundtrack zu "Blade 2". Die besondere Idee dabei war es, unterschiedlichste Elektronik- und Dance-Produzenten mit unterschiedlichsten Rappern im Hinblick einer visionären Grenzüberschreitung zu koppeln. Massive Attack mit Mos Def, Chrystal Method mit Bubba Sparxxx, die Dub Pistols mit Busta Rhymes

V/A, Blade 2, ist auf Virgin erschienen.

dem Dance-Bereich schon seit längerem anhört, soll an dieser Stelle nicht weiter stören. Hier zählt allein die Idee. Und was kann die Idee dafür, dass es das, was aus ihr folgt, schon gab, bevor die Idee überhaupt gedacht wurde? Um konkret zu werden: "I Against I" von Mos Def und Massive Attack klingt exakt wie ein Stück aus dem über zehn Jahre alten Massive Attack-Debüt - also super. GONE WITH THE GUMMIBÄRCHEN Für den tieferen Zusammenhang zwischen Dance und HipHop und dem Schicksal des schwarzen Vampirs Blade weiß Happy Walters allerdings eine vernünftige Erklärung, nur kann man sie leider nicht verstehen, weil er sich gerade eine Überdosis Gummibärchen in den Mund geschoben hat.

Nur soviel: "Alle Beteiligten haben gern an dem Projekt mitgearbeitet"; "Ich hasse es, die Tracks zu produzieren, aber wenn ich damit fertig bin, liebe ich sie alle", "Ich bin immer noch mit Cypress Hill befreundet"; "Ich habe aufgehört, Rapper zu managen, weil es auf Dauer mühselig wurde, sie aus dem Knast zu holen"; "Ich habe schon eine neue Idee, aber

ich warte noch auf den richtigen Film"; "Man muss aufpassen, dass die Ideen nicht zu albern werden"; "Wenn du Blut magst, wirst du Blade 2 lieben"; "Alles andere kannst du in meiner Biografie nachlesen"; "Oder hast du noch Fragen?" - Nein.


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Krieg | New Economy

GESUND KÄMPFEN KRIEGSWIRTSCHAFT IM SILICON VALLEY

TEXT: ANTON WALDT | WALDT@QUINTESSENZ.AT

Wie die USA die IT-Branche retteten, oder: Der staatliche Businessplan, der Venture-Kapitalisten gegen Wehretatsbeamte ersetzt. Mit einem sensationell aufgestockten Rüstungsbudget wird die Achse des Bösen zerbrochen und Silicon Valley geflickt. Ein sehr amerikanisches Husarenstück.

"Die neueren Kriege haben durch das Bestreben der Regierungen eine regelmäßige, zusammenhängendere Gestalt bekommen, der kriegerische Zweck herrscht überall vor und fordert auch in Rücksicht des Unterhalts solche Einrichtungen, dass ihm überall Genüge geschehen könne." (Carl von Clausewitz: "Vom Kriege")

in den nächsten fünf Jahren besticht. DER FETTE KUCHEN In diesem Jahr wird das US-Militärbudget um lässige 48 Milliarden USD (55,6 Milliarden Euro) und das Budget für die Zivilverteidigung auf satte 38 Milliarden USD aufgestockt. Die Erhöhung des Verteidigungsbudgets ist dabei die deutlichste seit 20 Jahren, der Wehretat beträgt jetzt 379 Milliarden USD - bei einem Gesamtbudget von 2,1 Billionen USD. Präsident George Bush jr. plant zudem für die kommenden fünf Jahre weitere Erhöhungen der jährlichen Verteidigungsausgaben um insgesamt 120 Milliarden USD auf 451 Milliarden USD. Und dieser fette Kuchen, mit dem die US-Industrie gemästet werden soll, bekommt noch durch diverse weitere Sicherheitsausgaben, die in anderen Budgetposten stecken, einen leckeren Zuckerguss. Zum Beispiel mit den 1,8 Extramilliarden für den Bereich Strafverfolgung. Mit dem Geld sollen explizit nicht nur die staatlichen Apparate aufgebläht werden, ein Großteil soll in neues Equipment für Militär-Gadgets, Überwachung, Profiling und den Informationsaustausch gehen. So kann Bush wenigstens Reste seiner Marktgläubigkeit in die neue staatliche Planwirtschaft herüberretten und gleichzeitig die heimische High-TechIndustrie an den bequemen Tropf mit Steuergeldern hängen.

Vor nicht allzu langer Zeit hatten die USA noch Unternehmer, die versprachen Gold aus digitaler Scheiße zu zaubern, und einen frisch gewählten Präsidenten, dessen Glaube an die freien Kräfte des Marktes seine Gottgefälligkeit locker ausstach. Dann ging alles irgendwie schief und die digitale Scheiße blieb hartnäckig unverkäufliche Scheiße und ein Präsidentenkumpel setzte den Petersdom der freien Marktwirtschaft namens "Enron" in den Graben. In der Zwischenzeit hatten, zum Glück für den Präsidenten und die entzauberten WunderUyynternehmer, gemeine Fieslinge das World Trade Center niedergemacht und damit ganz neue Optionen eröffnet, die dem staunenden TV-Publikum unter dem genialen Claim "The end of the world, as we knew it" aufs eindringlichste nahegebracht wurden. Rund zwei Jahre nach dem Platzen der Dotcom-Blase können jetzt weite Teile der US-IT-Branchen wieder auf solider Basis Hoffnung schöpfen. Statt auf Risikokapital wankelmütiger Investoren kann das Silicon Valley auf staatliche Planwirtschaft setzen, die durch garantierte Budgetsteigerungen DAS COOLNESS-PROBLEM

STATT AUF RISIKOKAPITAL WANKELMÜTIGER INVESTOREN KANN DAS SILICON VALLEY AUF STAATLICHE KRIEGSWIRTSCHAFT SETZEN.

Eigentlich ist alles nett hergerichtet und die gescheiterten Dotcoms müssten sich nur noch in die gemachten Betten des Pentagons kuscheln, dummerweise werden hier aber gänzlich andere Schlafgeschichten erzählt, als dies bei den Risikokapitalgebern der Fall war. Statt Fonds-Managern, die danach gieren, ihre Millionen coolen Nerds aus der Garage in den Rachen zu werfen, müssen jetzt Beamte in Uniform überzeugt werden und die haben in ihren Aktenkoffer nicht Fantasie, sondern Formulare. Damit die wunderbare neue Planwirtschaft nicht an dummen soziologischen Hürden scheitert, muss also ein bis-

schen solide Vermittlungsarbeit geleistet werden und das ist Chefsache: US-Vizepräsident Dick Cheney, der gemeinhin als Macher hinter seinem arbeitsfaulen Präsi gilt, ist persönlich ins Silicon Valley gereist, um der Sage von den gefüllten Töpfen Nachdruck zu verleihen. Als Kulisse wurde das Tech Museum of Innovation in San Jose gewählt, wo das Valley seine eigenen Erfolge feiert. Cheney rief in einer Rede die versammelten IT-Industrievertreter dazu auf, sich an der Entwicklung von Militär- und Sicherheitstechnologien zu beteiligen - und daran gut zu verdienen. Der Vize-Präsident mixte in seiner Rede nahtlos den patrioti-

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Krieg | Nanotechnologie

<#28> ANGRY MONKEY DVD-Designer Jean-Paul Leonard plaudert die Geheimnisse von interaktivem Storytelling aus. Für eine ungeduldige Kultur.

NANOWAFFEN: KAMPF DER MOLEKÜLE

<#29> MINIML.COM Pixelfonts sind im Vormarsch! Einige der Schönsten verdanken wir Craig Kroeger.

Nächste Generation Kriegstechnologie

TEXT: NICO HAUPT | NICOHAUPT@YAHOO.COM

WEBLINKS

Nicht erst seit dem Golfkrieg fallen in den USA Militär, Science Fiction und Realität zusammen. Die Verabschiedung des jüngsten Mega-Militärbudgets in den Staaten macht ein Forschen an militärischer Nutzung der Nanoebene nur wahrscheinlicher. Man plant den Krieg der Zukunft: Nanowaffen.

Nanowaffen, die nächste Waffengeneration, ist ein komplexes Gemisch aus Sensoren, Lasertechnologie, Biochemie und kinetischen Waffen. Die meisten Infos über Nanowaffen lassen sich nur mühsam zusammenstellen, da sie "classified" sind. Seit 1974 werden beispielsweise unkonventionelle Waffen unter dem harmlosen Begriff "Operations other than War" oder "Non Lethal Defense" zusammengefasst, darunter fällt seit 2 bis 3 Jahren auch die "Nanoweaponry". Nano steht hier nicht nur für Nanotechnolo-

schen Appell, sich an der Landesverteidigung zu beteiligen, mit der Aufforderung, vom Rekordmilitärbudget zu profitieren. Zunächst betonte er, dass die gewachsenen Budgets auch für eine Reihe von technologischen Entwicklungen ausgegeben werden sollen, von Datenbanken für die Terroristensuche bis hin zu High-Tech-Waffen. Anschließend äußerte er die Hoffnung, dass ein Großteil der Entwicklungsarbeit im Silicon Valley geleistet werden könnte, um dann im Finale den großen Sinndreh hinzulegen: "Diese Technologien könnten in fünf bis zehn Jahren auch sie (die versammelten IT-Manager) beschützen."

gie, sondern allgemein für Mikroprojekte. Ende der 90er Jahre fanden sich in dieser Liste chemische Laser, elektromagnetische Frequenzen, unbemannte Miniflugkörper, isotopische Radiatoren oder der sogenannte intelligente Staub, deren Fusselteile nicht nur untereinander kommunizieren, sondern Träger für jede Art anderer Gemeinheiten sein können. Hier ein SchlagwortÜberblick über die wenigen Anhaltspunkte, die in der letzten Zeit zwischen Spekulation, Manipulation und Paranoia durchge-

http://sysopmind.com/sing/PtS/strategy/misc/nanotech.html http://www.nanoindustries.com/ http://www.mactech.com/articles/develop/ issue_14/122-126_Neophyte.html http://info.astrian.net/jargon/terms http://rave.org/links/jargon/g/graygoo.html http://www.rand.org/scitech_area/ http://www.earthpulse.com/ Und für eine ruhige Stunde: "911-Ask them! (Top 500 FAQs)" http://forums.delphiforums.com/ground_zero2001/messages/?msg=710.1 sickert sind. Zum vormerken und selbst gend, die atomare Struktur des Körpers manipulieren zu können. Das Gefährliche darweiter im Searchengine-Blick behalten: an: Ist es einmal möglich, jedes Molekül im menschlichen Körper zu lokalisieren, könnAI-NANOCOMPUTING Künstliche Intelligenz mit Hilfe von Bakte- ten auch einzelne Moleküle von eingeriensystemen, die sich im Körper einnisten schleusten Nano-Apparaten gezielt neu und steuerbar bleiben, ein wichtiger Faktor, skaliert und verdoppelt werden. Atom-Bugdamit die "eigenen" Leute nicht befallen ger bezeichnen hier eine künstlich produwerden. zierte Krebserkrankung, die bei schnellem Ablauf Gruselfilm-mäßig zum Platzen führt, ATOM-BUGGER bei langsamer zu qualvoller Erkrankung. Hoffnung der Nanotechnologie ist grundle-

<#30> FREQUENZEN [HZ] Dunkle Strobogänge und Sinuswellen bespielen die Frankfurter Schirnhalle. Die Ausstellung revisited. <#33> SEX IN DRESDEN Kunst, Wissenschaft, Technologie, Aktivismus: Die Ausstellung "Sex - Vom Wissen und Wünschen" nähert sich dem Thema von vielen Seiten. <#35> Abelton Live und exklusiv: ein halbes Jahr nach Erscheinen integriert Version 1.5 die Funktionen, die sich User und Entwickler sehnlichst gewünscht haben. <#26> Krieg mit Robotern <#28> Typospace <#29> Server_Webdesign <#30> Poschardt-Buch <#31> Online_Kino <#32> Bilderkritiken <#32> Video-Kunst <#34> Gameboy-Beleuchtung <#34 - #35> Musiktechnik <#36> Goto-Events


NANOWAFFEN FF

Krieg | Roboter

CARBON DIOXID ATTACK Blutplasma, das mit Carbon Dioxid aufgepeppt wird, um Körper-Temperaturen zu beeinflussen.

FEMTO-RÖNTGENSTRAHLEN Das Ernest Orlando Lawrence Berkeley-Labor arbeitet an mikropischen, neuen Trägern, die nur eine Millionstel Sekunde ausmachen und daher schwer zu bemerken sind.

BEWAFFNETE KAMPFDRONEN IN AKTION Die Geheimwaffe der USA: Roboter an die Front

GOOS Ursprünglich stammen sie aus der Science Fiction Literatur und sind Nanobots, die das Ozon und die Stratosphäre beeinflussen sollen.

HAARP-PROJEKT Ein Transmitter-Experiment des Pentagons. Nach der offiziellen Version wird beim Haarp-Projekt versucht, mit Hilfe der Plasmaphysik drahtlose Signale über die Ionosphäre zurück zur Erde schicken zu können. Man munkelt aber auch von Wetterbeeinflussung und Gehirnstrommanipulation.

MEMISCHER KRIEG Bezeichnung für den Kampf von Molekülen im eigenen Körper.

NANO-BARCODES Die Firma SurroMed entwickelt gerade einen Code, der DNA-Strukturen, Proteine und Moleküle zum Ausgangspunkt einer Überwachungsaktion nimmt. Die Funktionen von Molekül-Codes sind vielfältig: Von Sicherheitscodes bis zu Überwachungsaktionen per Intelligentem Staub.

NANO-ELEKTRONIK Elektronik auf molekularer Ebene. Die wichtigsten Bestandteile der Nano-Elektronik bestehen in chemischer Aufdampfung, intelligentem Kleber, ultraschnellen Halbleitersystemen und Infrarot-Filter.

TEXT: ANTON WALDT | WALDT@LEBENSASPEKTE.DE

Präsentierten die USA am Golf ihre immer perfider werdenen Waffensystem noch stolz der zensierten CNN-Öffentlichkeit, hält sich das Pentagon in Afghanistan eher bedeckt. Dabei sprechen Experten von einem "Wendepunkt der Militärgeschichte". Die Front ist voll von Robotern.

"Von der körperlichen Anstrengung ist hier am Ort hauptsächlich die Rede, weil sie wie die Gefahr zu den vornehmsten Ursachen der Friktion gehört, und weil ihr unbestimmtes Maß sie der Natur elastischer Körper ähnlich macht, deren Reibung sich bekanntlich schwer berechnen läßt." (Carl von Clausewitz: "Vom Kriege")

NANO-TUBEN Gelten im Militär als "classified" und sind damit offensichtlich existent. Nano-Tuben sind Transportersysteme für Nanoinstrumente wie zum Beispiel "Nanopanzer". Die Firma "Carbon Nanotechnologies Inc." in Houston kann man sich etwa als die Zukunftsversion von Mannesmann-Röhrensystemen vorstellen.

NANOREPLIKATOREN Eine Gen-Datenaufzeichnungsmaschine, die eine komplette Molekülanordung im Körper spiegelt und woanders reproduzieren kann. Dazu gehört auch eine "Nano-Uhr", durch die sich die Replikatoren an- und ausschalten können.

Drone "RQ-1 Predator" in Afghanistan für einen "revolutionären Schritt bei der Kriegsführung". Bisher ist allerdings wenig über die Art des Einsatzes der Maschinen bekannt und die Desinformationspolitik des Pentagon dürfte auch dafür sorgen, dass dies so bleibt. Sicher scheint aber, dass die Flugroboter bereits einige Male Raketen abgefeuert haben. Die Kriegs-Autoritäten

WIRD DURCH EINE RÄUMAKTION DES FEINDES EINE BRESCHE IN DAS MIENENFELD GESCHLAGEN, "HÜPFEN" EINZELNE MIENEN BOLZENGETRIEBEN UND PRO SPRUNG BIS ZU ZEHN METER WEIT, BIS DIE LÜCKE GESCHLOSSEN IST.

NEURO-RANDOM-CROSSING Gehirnneuronen sollen per Zufallsanordung überkreuzt werden und stören so den Gehirnkreislauf.

SNS IONEN-BEAMING Beruht auf der Strahlung der Elektronen. Vertreter ihrer Erforschung: Berkeley Lab, Argonne, Brookhaven, Jefferson, Los Alamos und die Oak Ridge National Laboratories.

SPINTRONIC DEVICES Spintronen sind neuartige Elektronen, die eigenständiger agieren sollen als die bisherigen. Natürlich ist auch das unter Verschluss, wird aber am DARPA entwickelt.

SPSS Unter SPSS versteckt sich eine neue Generation an Protonenwaffen: Short-Pulse Spallation Source Enhancement Project (SPSS) des Los Alamos Neutron Science Centers, das mit der University of California verbandelt ist.

SMALL WONDERS Klingt ebenfalls niedlich, ist aber auch classified. Eine Entwicklung der National Nanotechnology Initiative, hinter der wir noch nicht wissen, was da steckt.

TRANSNEURONIK Auch als "Group Mind Weapons" bekannt. Die Technik beruht auf der Erforschung der Kommunikation von rechter und linker Gehirnhälfte und ihrer Vertauschung (!). Das US Global Strategy Council, Research Associates Inc. (Sara) arbeitet an dieser Technologie.

Uncle Sam hat seinen Clausewitz selbstredend gelesen und wie kein anderes Land die Faktoren Angst und Schweiß aus der Kriegsführung möglichst weitgehend eliminiert. Automatisierte Systeme oder Roboter sind dabei die Mittel der Wahl, weil die BlechRekruten garantiert niemals nach Mama verlangen, statt munter auf den Feind einzustürmen, oder nach einem Päuschen an der Gulaschkanone gieren, statt deftig drauf zu halten. Während beim Golfkrieg noch der waffentechnische Fortschritt im Fokus einer staunenden Öffentlichkeit stand, die teils fasziniert, teils empört, Videos der "ferngelenkten Präzisionswaffen" bestaunte, hat der letzte Automatisierungsschritt während des AfghanistanFeldzugs weitgehend unbeachtet stattgefunden, obwohl hier erstmals echte Kampfroboter zum Einsatz kamen, die eine Kriegsführung vom Bildschirm aus ernsthaft ermöglichen. BEWAFFNETE KAMPFDRONEN IN AKTION Die USA haben in Afghanistan zum ersten Mal ein unbemanntes und ferngesteuertes bewaffnetes Flugzeug in den Kampf geschickt. Militärexperten halten den Einsatz der mit Anti-PanzerRaketen des Typs "Hellfire" bestückten

vom "Jane's Defense Magazin" sprechen auf jeden Fall von einem "Wendepunkt in der Militärgeschichte", da die USLuftwaffe nun Aufklärung und Angriffe aus geringer Höhe in kürzester Folge verknüpfen könne, ohne das Leben von Piloten auf's Spiel zu setzen. Der Kampfroboter ist eine Kombination aus zwei relativ bewährten Systemen, was Militärs bekanntlich sehr schätzen, da das Debuggen auf dem Schlachtfeld eine lästige Angelegenheit ist. Der "Predator" der Firma General Atomics Aeronautical Systems (GAAS) ist ein propellergetriebenes UAV (Unmanned Air Vehicle). Es fliegt entweder selbstständig auf einem festgelegten Kurs oder wird über eine mobile Kontrollstation gesteuert. Die Drohne kann in einer Höhe bis zu 7.620 Metern operieren und sich 40 Stunden in der Luft halten. Die maximale Zuladung wird von GAAS offiziell mit 204 Kilogramm angegeben - was für vier "Hellfire"-Raketen ausreicht. Die eingesetzten Raketenmodelle "AGM114A" und die "AGM-114L Longbow" sind Luft-Boden-Waffen, die bislang beispielsweise von Helikoptern aus abgefeuert wurden und eine Reichweite von sechs bis acht Kilometern haben. Einmal abgefeuert, navigieren sie sich über verschiedene Funksysteme

selbstständig zu mobilen oder feststehende Zielen. Die USA dürften jetzt auch an einer Bewaffnung des unbemannten Aufklärungsflugzeuges "RQ4A Global Hawk" arbeiten. Die Drone, die noch getestet wird, hat eine so große Reichweite, dass sie künftig Waffen über Kontinente hinweg zu den Einsatzorten tragen könnte. HÜPFENDE PANZERMINEN Ein weiteres System ist zwar offensichtlich schon ausgereift, ob es auch eingesetzt wurde, ist unterdessen noch völlig unklar: Die DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) des US-Verteidigungsministeriums hat ein "selbstheilendes Minenfeld" entwickelt. Die Antipanzer-Minen kommunizieren dazu ständig ihre Entfernungen zueinander. Wird durch ein Fahrzeug oder eine Räumaktion des Feindes eine Bresche in das Feld geschlagen, "hüpfen" einzelne Mienen bolzengetrieben und pro Sprung bis zu zehn Meter weit, bis die Lücke geschlossen ist. Das vernetzte Minenfeld soll das "gemischte" ersetzen, bei dem Anti-Personenminen vor allem an den Rändern des Antipanzer-Feldes platziert werden, um eine Räumung zu erschweren.

ROBOTER ERZÄHLEN VOM KRIEG Aber auch die Zivilgesellschaft könnte künftig mit elektronischen Stellvertretern am Krieg teilnehmen: Chris Csikszentmihalyi vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat einen Roboter entwickelt, der die Aufgaben eines Kriegsberichterstatters erfüllen soll. Der über einen Satelliten verbundene und via Internet zu steuernde Roboter soll in Zukunft auf Schlachtfeldern und an anderen gefährlichen Orten zum Einsatz kommen und Informationen "unzensiert" und zugleich ohne Gefährdung von Menschen (kein Schweiß, keine Gefahr) direkt über das Internet übermitteln. "Natürlich ist es besser, wenn sich ein menschlicher Berichterstatter überall frei bewegen kann", meint Csikszentmihalyi, "aber da genau das eben nicht geht, habe ich mir gedacht, wenn das Militär Roboter einsetzen kann, warum nicht auch die Journalisten?" Der "Afghan Explorer" hat bereits erste Tests auf freiem Gelände erfolgreich hinter sich gebracht. Einen Meter lang und 65 Zentimeter breit, bewegt sich der Explorer auf Rädern mit 35,6 Zentimeter Durchmesser und hat einen Bildschirm und ein Mikrofon an seinem 1,3 Meter langen "Hals" angebracht, so dass er stehende Erwachsene problemlos interviewen kann.


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Design

UNGEDULDIGE KULTUR Jean-Paul Leonard ist ein Angry Monkey

TEXT: JAN RIKUS HILLMANN | AEONFLUX@DE-BUG.DE

Jean-Paul Leonard gehört zu den Gründern des Digital Media Studios Angry Monkey aus San Francisco. Ihr DVD Umsetzungskonzept und Design für den interaktiven Experimentalfilm "Time Code" von Mike Figgis fand international Anerkennung und gehört zu den wenigen Konzepten in diesem Kontext, die mutig und clever Narration mit Interaktivität in einem Digitalmedium kombinieren. Die Gründer der digitalen Kreativeinheit "Angry Monkey" aus San Francisco, Ben Olander, Jean-Paul Leonard und Tomas Apodaca haben sich auf die Fahnen geschrieben, Narration bzw. "Storytelling" in digitalen Medien zu kultivieren und durch selbstbestimmt navigierbare Geschichten Inhalte intensiver erfahrbar zu machen. Das interaktive Storytelling ist es auch, was in ihrem letzten Projekt überzeugte, eine für die Columbia TriStar konzipierte und produzierte interaktive DVD namens "Time Code". Diese DVD basiert auf einem non-linearen Film von Regiesseur Mike Figgis und der Kombination und gleichzeitigen Darstellung von vier Einzelhandlungen und Kameraperspektiven. Diese Einzelhandlungen werden in einem Splitscreen auf der DVD angeordnet und laufen dort gleichzeiting ab. Für eine ausgewogene Konstruktion sorgt Jean-Paul

Rhythmus und Bedeutung. DEBUG: Wie würdest du deinen Style bezeichnen? JEAN-PAUL LEONARD: Eher strukturiert als völlig frei, wobei ich nicht weiß, ob damit klar wird, was ich meine. Ich nähere mich Projekten auf einer sehr formalen Ebene, auch wenn Intuition natürlich eine große Rolle spielt.

DEBUG: Warum integrierst du überhaupt bewegte Bilder, um Dinge zu kommunizieren? JEAN-PAUL LEONARD: Zeit ist ein sehr kostbares Gut. Besonders, wenn es darum geht, sehr viele verschiedene Arten von Information zu transportieren, egal, ob Daten, Sub-Plots oder Charaktere. Der geschickte Umgang mit Zeit kann alles verändern. Vielleicht habe ich deshalb so großen Respekt vor guten Redakteuren.

DEBUG: Reflektieren die Produkte deine DEBUG: Gibt es ein kreatives Muster, dass Philosophie? JEAN-PAUL LEONARD: Aber ja. Die mei- das Design von bewegten Bildern, Druck, Photographie und Multimedia bestimmt sten schon. und charakterisiert? JEAN-PAUL LEONARD: Technologie beeinDEBUG: Ein Beispiel, bitte. JEAN-PAUL LEONARD: Oh Gott! Ich denke, flusst sämtliche Design-Disziplinen. Sie be"Time Code" ist ein sehr gutes Beispiel. Und einflusst sie auch in sehr weltlichen und am anderen Ende des Spektrums vielleicht lächerlichen Aspekten, zum Beispiel "Broad"Sub:Divison". Das ist ein vielschichtiges nar- cast Design" mit Navigationselementen oder

DAS FERNSEHEN IST FÜR UNSERE UNGEDULDIGE KULTUR VERANTWORTLICH. DIESE TATSACHE HAT DIE ART UND WEISE DES MOTION GRAPHIC DESIGNS BEEINFLUSST.

Leonards Background, der Architektur studierte. Der Name Time Code steht zudem Pate für den Navigationsansatz der Einzelhandlungsfragmente über einen Zeitstrahl. Der User hat die Möglichkeit, auf dem navigierbaren Zeitstrahl interaktiv zwischen den Handlungsfragmenten und Perspektiven zu springen, sie selbstbestimmt zu kombinieren und sich einen individuellen Film zu konstruieren. Soundsequenzen lassen sich interaktiv zu modellieren. DEBUG: Was bedeutet es, mit Animationen zu arbeiten? JEAN-PAUL LEONARD: In den frühen Tagen des Webdesigns hatten wir nur starre Bilder zur Verfügung, um Dinge zu kommunizieren. Von dieser Last sind wir jetzt befreit, wir können heute mit verschiedenen Ebenen arbeiten. Das empfiehlt sich natürlich nicht für jedes Projekt; allein die Möglichkeit zu haben, ist aber sehr erleichternd. Auf der kreativen Ebene hat man heute viel umfangreichere Möglichkeiten, Konzepte und Ideen zu vermitteln. DEBUG: Wie werden diese Bilder lebendig? JEAN-PAUL LEONARD: Durch Zeit und Assoziationen. Eine Assoziation zwischen Bild und Kontext oder anderen Informationen kann der Kommunikationsstart der eigentlichen Bedeutung sein. Das sehe ich sehr kritisch. Man braucht ein Gespür für Timing,

–interfaces... das ist ein bisschen albern. Oder aber der Missbrauch, den die ganze Multimedia-Branche mit Ideen betreibt, die sich aus spezifischen Möglichkeiten oder Einschränkungen bestimmter Programme entwickelt DEBUG: Was hat dich dazu veranlasst, dich haben, anstatt sich auf die Anforderungen des jeweiligen Projekts zu konzentrieren. Ich mit bewegten Bildern zu beschäftigen? JEAN-PAUL LEONARD: Zunächst habe ich denke da nur an die ganzen Flash-Intros, die Architektur studiert, was ja wirklich die ge- niemand braucht. naue Umkehr des zweidimensionalen Bewegungsdesigns ist. In der Architektur kreiert DEBUG: Wie wichtig ist Sound in diesem man eine statische Umgebung, die nur durch Zusammenhang? die Bewegung des Individuums erfahren wer- JEAN-PAUL LEONARD: Sehr wichtig! den kann. Jetzt versuchen wir, Erfahrungen durch einen entgegengesetzten Vorschlag zu DEBUG: Worin liegt die unterschwellige Stärke der Kombination von bewegten Bilvermitteln. dern und Interaktion? DEBUG: Ein kleines Assoziationsspiel: Was JEAN-PAUL LEONARD: Erfahrung. bedeutet dir Ästhetik, Originalität, Klarheit, Überzeugungskraft, Spaß, Handwerk DEBUG: Würdest du das Verschmelzen von Multimedia auf der einen und dem Filund Usability? JEAN-PAUL LEONARD: Kurz gesagt sind memachen auf der anderen Seite als eine das alles notwendige und sehr wichtige Kom- neue kreative Disziplin charakterisieren? ponenten bei allen Projekten. Lässt man auch JEAN-PAUL LEONARD: Es eröffnet neue nur eine weg, ist das Ergebnis nicht mehr aut- Möglichkeiten, die dem Zuschauer im Idealfall erlauben, in das Projekt in einer unvorhentisch. hersehbaren Art und Weise einzugreifen. Wir DEBUG: Wie entwickelst du Bildertechni- sind weit davon entfernt, das ganze Ausmaß dieser Entwicklung zu erleben, aber es gibt ken und strukturelle Ideen? JEAN-PAUL LEONARD: Ich nähere mich bereits gute Beispiele. Robyn Millers Compudem Projekt zunächst auf einer konzeptuellen terspiel "Myst" war multimedial mit filmiund strukturellen Ebene. Die visuelle Präsen- schen Einflüssen. Mike Figgis’ "Time Code" ist ein Film mit nicht-linearen, technologischen tation folgt dem Konzept. ratives Erlebnis, das sehr subtil funktioniert und so die Zuschauer respektiert. Es ist eine sehr formal strukturierte Konstruktion, auch wenn es sich hoffentlich nicht so anfühlt.

SERVICEPOINT

Dieser Artikel erschien zuerst in englischer Sprache im Buch "72dpi Anime", Die Gestalten Verlag 2001. Angry Monkey: www.angrymonkey.com / www.companywideshut.com Sub-Division (interactive Unterwasser-Comic-Seifenoper): www.sub-division.net Einflüssen. Wenn beide Seiten noch nahtloser und transparenter verwoben werden, wird das kulturell sehr interessant. Dass sich daraus jedoch ein eigenständiger, neuer Beruf entwickelt, glaube ich nicht. Dafür wird es bereits bestehende Genres stark beeinflussen und verändern. DEBUG: Wo liegen die Stärken und die Schwächen des interaktiven Storytelling? JEAN-PAUL LEONARD: Es vergrößert das Verständnis des eigentlichen Prozesses und des fertigen Produkts. Nichts fühlt sich fremd an. Der größte Nachteil des interaktiven Storytellings ist eindeutig das "Entscheide selber, wohin du gehst"-Modell. Der User wählt einen von mehreren möglichen Wegen einer sich immer weiter verzweigenden Erzählstruktur aus. Die Offensichtlichkeit dieser Möglichkeit überschattet die eigentliche Erfahrung, weil man sich einbildet, das sei jetzt non-linear, wo doch die wirkliche Erfahrung für den User ist, dass man dennoch auf einem bestimmten Weg 'eingesperrt' ist. Auch, wenn es nur einer von vielen ist. Das Interface beeinträchtigt auch, dass man wirklich in die Handlung eintaucht. Im Idealfall sollte das ja so nahtlos und transparent sein wie Theater. Es gibt eine Beziehung zwischen Darsteller und Publikum im Theater auf dieser Ebene. Aufführungen können sehr vom Publikum abhängen. Auch wenn sonst alles vorher festgelegt ist, ist es diese Beziehungen, die jede Aufführung besonders und einzigartig macht. Und das Publikum fühlt sich nicht einmal als aktiver Teil dieser Beziehung. DEBUG: Welche Wünsche und Ziele können mit dem interaktiven Storytelling erreicht werden? JEAN-PAUL LEONARD: Die selben wie bei jeder Art, Geschichten zu erzählen: Identifikation.

die Art und Weise, wie die Möbel aufgestellt sind. Aus diesem speziellen Blickwinkel heraus fügt sich dann die ganz besondere Interpretation des Zuschauers. Das Fernsehen ist für unsere ungeduldige Kultur verantwortlich. Natürlich hat diese Tatsache die Art und Weise des Motion Graphic Designs beeinflusst. DEBUG: Ist das Netz ein gutes Medium für 'bewegten' Kontent? JEAN-PAUL LEONARD: Unter Umständen. Es hängt von der Art und Weise und dem Umgang mit den Beschränkungen ab. DEBUG: Und die Zukunft? JEAN-PAUL LEONARD: Bewegte Bilder werden sich mehr und mehr durchsetzen. Je billiger es wird, desto mehr Werbetafeln mit bewegten Bildern wird es in Städten oder an Autobahnen geben, genauso wie im Supermarkt an der Kasse die kleinen Plastikklötze, die meine Einkäufe von denen des Kunden hinter mir trennen, bestimmt bald animiert sein werden. Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Positiv gedacht, könnte man so ganze Orte völlig verändern, so wie das futuristische L.A. aus Blade Runner vielleicht. Realistisch betrachtet wird es aber irgendwann niemanden mehr interessieren. DEBUG: SciFi-Filme wie Blade Runner wurden doch eigentlich von der Realität schon überholt. Wie können die bewegten Bilder die Gesellschaft da noch erobern? JEAN-PAUL LEONARD: Sie werden sie nicht erobern, sie werden uns nur missbrauchen! (lacht)

DEBUG: Welche Rolle spielt da 3D? Spiele werden immer realistischer. Ist Spatial-3D der nächste logische Schritt? Werden die nächsten Spiele auf einem Holodeck gespielt? JEAN-PAUL LEONARD: Vielleicht. Ich hoffe DEBUG: Inwieweit beeinflusst das Fernse- nur, dass unsere Träume und Ambitionen sich hen unsere Sehgewohnheiten und die vor- nicht daran messen, was zur Zeit technisch herrschenden Ideen beim Design der be- machbar ist. wegten Bilder? JEAN-PAUL LEONARD: Fernsehen ist so ein potentes Medium. Selbst die Position der Antennenbuchse im Wohnzimmer beeinflusst die Position des Fernsehers, und die wiederum


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Design

FLASHFREI UND PERSÖNLICH Webdesignstrategien von Thomas Noller

TEXT: BJÖRN HANSEN | BHANSEN@METADESIGN.DE / FOTO: THOMAS NOLLER / ABBILDUNGEN: REMEDI PROJECT

Eigentlich hat er in Amerika Printdesign studiert, aber als er Mitte der Neunziger mit typospace.com im Netz startete, überraschte er alle mit seinem Cutting-Edge Online-Design. Mittlerweile kolportiert er im Netz kreativen Stillstand, hat Metadesign Berlin und Method San Franciso hinter sich gelassen und lebt bei seinen Eltern in Darmstadt. Der Zug der Zeit?

technische Raffinesse bewundern, aber daDEBUG: Wo befindest du dich gerade? THOMAS NOLLER: In Darmstadt, bei mei- hinter ist nichts. Keine Botschaft, keine Meinung, keine Gefühle. Das ist tatsächlich alles nen Eltern. Oberfläche. DEBUG: Als ich ca. 1997 das erste Mal die Ich habe einfach irgendwann den Sinn und Version 1.2 von Typospace sah, war ich Zweck von Typospace nicht mehr gesehen, obziemlich beeindruckt. Die Site war gestal- wohl die Leute mir ja nach wie vor Mails terisch und technisch sehr aufwändig. Wie schicken und sich Sachen runterladen. Aber gehst Du heute mit Typospace um? Was hat es gibt ja Hoffnung: Im Augenblick bin ich sehr angetan von dem, was Hires in London sich geändert? THOMAS NOLLER: Die Site hat sich in den machen. Das ist konzeptionell und vom Deletzten 2 Jahren kaum verändert. Einmal, weil sign her sehr stark und die versuchen diesem

WEB LINKS

SERVICEPOINT

www.typospace.com www.metadesign.de www.method.com

Das komplette Interview gibt es bei www.bigsexyland.de/individuurls.html

eine falsche, weil vorgespielte, Achtung, und es ist eigentlich immer alles "great" und "fantastic". Da fehlt dann schnell das Maß und wenn sowieso alles toll ist, strengt man sich auch nicht mehr so an. DEBUG: Was ist deine derzeitige Position und Aufgabe bei Method? THOMAS NOLLER: Auf meiner Karte steht "Director of Innovation". Das klingt erst mal ganz toll, ist aber eigentlich ein Witz. Die hochtrabenden Titel bekamen wir, als es an-

I THOUGHT I WAS GOING TO GO SOMWHERE.

ich von Grund auf ein fauler Mensch bin, zum Zweiten, weil ich ziemlich viel beruflich mit Method zu tun hatte, zum Dritten, weil ich in New York mein Powerbook mit allen Daten und Updates im Taxi liegenließ (und niemals wieder sah) und zu guter Letzt, weil ich mich gefragt habe: was soll das eigentlich alles noch? DEBUG: Wenn man heute Typospace besucht, gelangt man auf die Seite "taking a break". Könntest du uns mehr darüber sagen? THOMAS NOLLER: Ich finde, dass das gegenwärtige Webdesign zu einem kreativen Stillstand gekommen ist. Man hat vor ein paar Jahren Flash entdeckt und jeder von Praystation bis Yugop schreibt immer aufwendigere Codes, die immer inhaltsleerer erscheinen. Joshua Davis, z.B., den kenne ich schon sehr lange. Wir haben 1995 zusammen in einem schäbigen Büro gesessen und für unsere damalige Schule gearbeitet (Pratt Institute in New York). Da waren wir beide noch völlig unbekannt. Das ist ein ganz interessanter Typ, mit einem sehr interessanten Lebenslauf. Ich fände es viel interessanter, wenn der mal was über sein Leben machen würde, als noch eine Version von sich überlagernden Farbflächen. Was ich sagen will ist: je älter man wird (und mit 37 gehöre ich ja schon zum alten Eisen), um so mehr sucht man nach den menschlichen, persönlichen, emotionalen Aspekten und um so uninteressanter werden diese Code-Kindereien. Ich finde, dass das sogenannte Cutting-Edge Webdesign furchtbar langweilig, kalt, akademisch und in zunehmendem Maße uninteressant ist. Man kann zwar die

Medium Emotion einzuhauchen, selbst wenn fing bergab zu gehen. Wie ein Verdienstorden sozusagen. Der Krieg ist verloren, aber da ihr das vielleicht gar nicht möglich ist. euch so tapfer geschlagen habt... Wenn es DEBUG: MetaDesign und Method stehen nach dem Alltag ginge, könnte da auch "Flash ja durch den Wechsel einiger Mitarbeiter in Designer", "HTMLer" oder einfach "Designer" einer gewissen Beziehung. Bei einem Neu- drauf stehen. anfang wirft man immer (wie bei einem Umzug) unnötigen Ballast über Bord. Was DEBUG: Abgesehen davon, dass die aktuhast du über Bord geworfen als du zu Me- elle Jobsituation sehr schlecht ist würde mich interessieren, was ein Grund wäre, thod gegangen bist? THOMAS NOLLER: Obwohl die zwei Jahre Method zu verlassen? bei Meta eine tolle Zeit waren, hat mich am THOMAS NOLLER: Die Gründe, warum ich meisten enttäuscht, dass die Geschäftslei- jetzt erst mal eine Auszeit genommen habe, tung überhaupt keine Ahnung davon gehabt sind rein persönlicher Natur und haben mit hat, was die da für ein Wahnsinns-Team ha- Method eigentlich gar nichts zu tun. Aber wie ben. Mit diesen Leuten hätte man so viel be- immer, so gibt es eben auch bei Method interwegen können, aber das haben die nie ge- ne Machtkämpfe und Profilierungsgehabe blickt, außer vielleicht Erik Spiekermann, der und aufgrund der schlechten Marktsituation aber damals schon so gut wie ausgebootet stimmte die Bezahlung auch nicht mehr. Man war. Als Konsequenz hat sich dieses Team darf sich vor allem nicht einreden lassen, dass dann ja aufgelöst, weil da von der Geschäfts- es in einem Geschäftsverhältnis so etwas gibt leitung zu wenig Anerkennung kam. Die an- wie eine "Familie". Das ist fatal. Wenn der dere Sache, die mich bei Meta immer total Zeitpunkt kommt, so wie jetzt mit der Marktauf die Palme gebracht hat war, dass einfach lage, hören solche pseudo-familiären Verbinzu viel gelabert und zu wenig gemacht wurde. dungen sehr schnell auf. Method ist da wie jeAm "Ende" hatten wir fast mehr Projektma- de andere Firma, selbst wenn sein Ruf anders nager als Designer und 70% meiner Zeit ging ist, was mich immer amüsiert. Es gibt immer für Meetings drauf, manchmal sogar Mee- genügend Gründe, jemanden zu verlassen. tings, um Meetings anzusetzen. Da stimmte DEBUG: Wodurch wirst du am besten inetwas fundamental nicht mehr. Aber was "Ballast abwerfen" betrifft: Eigent- spiriert? lich nimmt man Erfahrungen eher mit, und THOMAS NOLLER: Meistens von persönlidann stellt man fest, dass es woanders genau- chen Erfahrungen. Es gibt eine Handvoll Leuso ist. Bei Method gab es vergleichbare Pro- te aus meiner Vergangenheit von denen ich bleme. Es kamen noch die unterschiedlichen sehr viel gelernt habe und die mich durch ihre Kulturen hinzu. In Deutschland ist man ja im- Arbeit und ihre Persönlichkeit inspiriert hamer sehr ehrlich mit seiner Meinung. In Ame- ben. Einer davon ist unser ehemaliger Kollege rika, vor allem in Kalifornien, nicht so. Da Alexander Baumgardt (Gruß, wenn er das waltet schon manchmal zu viel Vorsicht und liest). An ihm habe ich immer seine Disziplin,

seine Leidenschaft und sein Talent bewundert. Und ein wenig auch sein Durchsetzungsvermögen. Ich habe selten einen Gestalter getroffen, der mich mit jedem seiner Designs so überraschte, der immer etwas Neues schaffen konnte, dabei aber doch immer unverwechselbar seine Handschrift mit einbrachte.

tos. Dann habe ich noch einige kleinere Sachen vor. Vielleicht sogar ein Update von Typospace in der nahen Zukunft. DEBUG: Wo würdest du am liebsten leben? THOMAS NOLLER: Barcelona. Das ist für mich die perfekteste Stadt, in der ich bis jetzt war. Weltstädtisch, aber doch intim. Viel Geschichte und dennoch modern. Liegt am Meer, es ist meistens warm, tolle Architektur, Bars, Restaurants und Museen. Die Katalanen, die ja ein wenig "Deutsch" sind: sehr fleißig, eher verschlossen, aber dann doch eben südländisch. Und immer sehr elegant gekleidet (sogar die älteren Menschen). In der Stadtverwaltung herrscht ein sehr ausgeprägtes Schönheitsverständnis. Alles von der Architektur, über Straßenschilder, bis zum Erscheinungsbild städtischer und staatlicher Einrichtungen, passt da zusammen. Und Nou Camp ist das größte Stadion in Europa und der FC Barcelona einer der geilsten Fußball Clubs.

DEBUG: Was prägte Deine visuelle Sprache am meisten? THOMAS NOLLER: Das wechselt. Natürlich war das erste Typospace von so Leuten wie David Small oder Earl Rennison vom MIT geprägt. Deren Arbeiten waren sehr abstrakt und wissenschaftlich, aber dennoch sehr poetisch. Jetzt würde ich zu einem eher persönlichen Stil tendieren. Ich habe jetzt seit langem mal wieder angefangen, Fotos zu machen, persönliche Bilder aus dem Alltag, die ich irgendwie noch verwerten will. Aber im Großen und Ganzen tendiere ich zu einer Art reduzierten, visuellen Sprache. Da geht es immer darum sich zu fragen: was kann man noch wegstreichen? Muss das wirklich da DEBUG: Wirst du zurück nach Berlin komsein, oder sage ich nicht dasselbe, wenn ich men oder bleibst du in NY? das auch noch wegnehme? THOMAS NOLLER: Ehrlich gesagt: weiß nicht. Im Moment bleibe ich in Deutschland, DEBUG: Gibt es freie Projekte, die du ne- aber es kann jeden Augenblick weitergehen. benbei schaffst? Welche sind das und mit New York, San Francisco, Berlin, Barcelona... wem arbeitest du dabei zusammen? oder vielleicht Darmstadt, meine Heimat? THOMAS NOLLER: Konkret gibt's eigentlich Das wird nämlich immer wichtiger. Heimat. nichts. Ich habe halt so ein paar Ideen wie diese Tagebuch/Foto Site, die ich jetzt langsam DEBUG: Vielen Dank für das Interview... angefangen habe. Das geht so in die Richtung: mehr Persönliches, mehr Erfahrungen, weniger Code Zauberei. Das wird eine DHTML Geschichte - völlig Flash-Frei, ganz einfach, mit großem Schwerpunkt auf die Fo-


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Design

DAS MINIMALE PIXEL miniml.com

Pixelfonts sind zum unentbehrlichen Standard für gute Websites und Flashprojekte geworden. Damit das auch weiterhin so bleibt, arbeitet der Designer Craig Kroeger seit zwei Jahren an immer wieder neuen Schriften. Warum Bauhaus und LCD zusammengehören, erzählt er im Interview. TEXT: MARCUS HAUER | YUKO@SCHOENERWISSEN.COM

Wenn Retro auch eine positive Seite hat, dann sicherlich im Zusammenhang mit dem Pixelkult der letzten Jahre. Wurde doch auch immer zwischen all dem 80er

Technologie für "Windows XP", die allerdings nur auf Laptops funktioniert. Eine der wichtigen Sites für Pixelschriften ist miniml.com. Dessen Betreiber, der 27-

dukt einer Idee von ästhetischem, funktionalem Design sind, wodurch sich Leute zusammen finden. Diese Ideen haben einen starken Bezug zur Idee des Bauhaus - von der Wahr-

WENN'S NACH MIR GINGE, WÄRE ALLES IN "HELVETICA" GESETZT. ES IST MIR EGAL, WENN ES LANGWEILIG AUSSIEHT.

Konsolen-, Amiga-, C64- und SpielhallenSchick auch das gefunden, was man Zukunft nennen darf. Pixelfonts sind genau das. Etwas, dass zwischen Not und Mode geboren wurde. Diese Schriften werden entwickelt, um zu verhindern, dass sie unscharf auf dem Bildschirm wiedergegeben werden, und möglichst so klein sind, dass man große Menüs damit bestücken kann ohne den halben Bildschirm damit zu füllen. Teilweise steckte auch ein Retrofuturismus dahinter, indem Nerds versuchten all ihre alten Computerschriften in die neue Web- und Flashwelt zu retten. Ganz wichtig dabei, dass hier kein Imperium oder eine Technologie dahinter steckt, sondern viele Webdesigner einfach irgendwann meinten, sich eine eigene Screenschrift bauen zu müssen und ganz nebenbei immer mehr große Companies diese kostenlosen Gadgets benutzen. Auf der anderen Seite entwickelt die Industrie immer ausgefeiltere Antialiasing Techologien, um Schriften auf dem Bildschrim immer perfekter aussehen zu lassen. Neueste Entwicklung hier ist Microsofts "ClearType"

jährige Craig Kroeger aus Milwaukee, gibt heit zum Medium. In meinem Fall ist der Bildschirm das Medium und das Pixel die WahrAuskunft über Pixel und Schnitte. heit. Außerdem bin ich extrem beeinflusst DEBUG: Wann hast du damit begonnen Pi- von den Zielen der "De Stijl" Bewegung, speziell Mondrians Arbeit. Der Bildschirm gibt mir xelfonts zu machen und warum? CRAIG: Ich habe im Herbst 2000 damit be- eine noch höhere Präzision, und viel wichtiger gonnen, zur gleichen Zeit, in der ich mich mit ist mir, damit eine weltweite Nutzerschaft den Untiefen von Flash beschäftigt habe. Ich anzusprechen. kam nicht damit klar, Typo in Flash zu benutzen, weil mich das Antialiasing gestört hat. DEBUG: Wie lang brauchst du ungefähr für Eigentlich waren es also nur persönliche das Realisieren deiner Schriften? Gründe. Plötzlich merkte ich aber, dass viele CRAIG: Meist zwischen zwei bis sechs WoLeute an derselben Sache arbeiteten. Das chen, es kommt natürlich darauf an, wie ähnMerkwürdige daran ist, dass ich seitdem noch lich die Schrift einer vorherigen ist. Die eikeine Zeit hatte, überhaupt mit Flash zu ar- gentliche Arbeit ist ziemlich ermüdend, aber beiten, weil ich ständig damit beschäftigt danach, wenn ich das Resultat sehe, bin ich wieder mit mir versöhnt. war, neue Fonts zu bauen. DEBUG: Hattest du eine Vision im Kopf, als du dich daran versucht hast, und hattest du Einflüsse? CRAIG: Mein wichtigstes Anliegen war, zu einem besseren Design beizutragen, dabei war mir nicht klar, dass ich etwas so Einflussreiches mache, als ich damit begann. Das Beste daran ist, dass die Schriften das Nebenpro-

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WEITERTE PIXELFONT SITES

Die Website von Craig Kroeger www.miniml.com

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den Druck entwerfen? CRAIG: Wer weiß, vielleicht wenn ich älter bin. Ich sehe aber zur Zeit keinen Grund für noch mehr Drucktypo. Print wirkt zur Zeit immer so unordentlich und ungenau auf DEBUG: Wird es noch mehr Pixelfonts in mich. Der LCD Screen hat mich verdorben. Zukunft von dir geben? CRAIG: Ich arbeite eigentlich immer an neu- DEBUG: Was machst du eigentlich noch en. Vielleicht bin ich ja Ende dieses Jahres aus- neben dem Produzieren von Pixelfonts? gebrannt, aber zur Zeit fühle ich mich noch CRAIG: Ich arbeite an einer "PocketPC" Flash Version des "Tao De Ching", ein weiterer gut. wichtiger Einfluss auf meine Philosophie. DEBUG: Würdest du auch eine Schrift für Außerdem mache ich Musik für Websites, im

Moment gerade für Richie Hawtins neue Seite, was hoffentlich ein nettes Projekt wird. DEBUG: Wann wird man sie online bewundern können? CRAIG: Wenn alles gut geht ab 1. Mai. DEBUG: Was ist dein Alltime Favourite Pixelfont bzw. Font? CRAIG: Die "Helvetica". Nichts ist so perfekt neutral. Wenn es nach mir ginge, wäre alles in "Helvetica" gesetzt. Es ist mir egal, wenn es langweilig aussieht.

SERVER

TEXT: NEWSTODAY

CARLOS ANN | www.carlosann.com Diese von Area 3 (www.area3.net) aus Barcelona designte Seite ist die Promotionwebsite für das letzte Album von Carlos Ann. Ungewöhnlich daran ist vor allem die unkonventionelle Herangehensweise. Wie auf jeder anderen Promoseite auch gibt es hier natürlich News, Samples, Biographie, Discographie und so, aber das alles so gut gemacht, dass man lange bleiben möchte, um die versteckten Schätze zu entdecken, die auf den Seiten verteilt sind. Der Style ist sehr zeitgemäß freundlich und leicht ironisch, was das ganze Erlebnis noch vertieft.

genehm leichten Sehen ermuntert. Besonders auffällig ist die unglaubliche Masse an Arbeiten in ihrem Portfolio, deren Qualität durchgängig hoch ist.

BEPOSITIVE | www.bepositivedesign.com Mit Dependancen in Bangkok, Chicago und Minneapolis spezialisiert sich Bepositive auf kommerzielles Design, CI, Branding, Werbung und interaktives Design. Manche ihrer Portfolio-Arbeiten sind zusammen mit Segura, Inc. (www.segura-inc.com) entstanden, aber alle haben die gleiche starke visuelle Qualität. Auch hier ist die Menge der Arbeiten verblüffend groß. Man kann ohne weiteres mehrere Stunden auf ihren FORM | www.form.uk.com Form ist ein Grafikdesign Studio aus Lon- Seiten herumbummeln und ihre inspiriedon, das 1991 von Paul West und Paula Ben- rende Arbeiten ansehen, ohne dass einem son gegründet wurde. Sie konzentrieren das Interface im Weg liegt. sich auf Plattencover, CI, Video, Webseiten, Anziehsachen (www.uniform.uk) und STRUGGLE INC | www.struggleinc.com anderes. Das Interface ist recht gewöhn- Struggles aus Chicago in Illinois kommen lich, aber die Arbeiten der Firma sind so ganz ohne Anstrengung und farbenfroh atemberaubend, dass die Transparenz des mit den Bildern auf verschieden UnterInterfaces sehr gut passt und zu einem an- gründen von Cody Hudson daher, der mit

seinen magischen Pinseln den Kunstwerken Leben einhaucht. Während die Standardauswahl einem mit ihrer linearen Benutzerführung schon ganz schön beschäftigen kann, gibt es bei Codys kommerziellen Projekten und seinen urbanen Kriegsstrategien für das Label "Chocolate Industries" und "PK Militia" noch viel mehr Bilder. Das einzige Enttäuschende an der Webseite ist, Stuggle mit leeren Händen wieder verlassen zu müssen, weil man die Original-Bilder nicht kaufen kann. PLEIX | www.pleix.net Diese "virtuelle Community digitaler Künstler" aus Paris demonstriert ihre Fähigkeiten mit 4 Clicks. Die Rubriken Bliep:No, Beauty Kit, Simone und Bliep:More hypnotisieren einen mit ihren politischen, abstrakten und clever gemachten Quicktime-Kreationen. Fangt mit Bliep:No an, deren Zufallsformen und dekonstruierte Sounds einen sprachlos lassen. Lacht euch über den Humanismus des Schönheitssets für kleine Mädchen kaputt, der in vier gefakten Wer-

bungen die Schönheitschirurgie promotet, hängt mit Simone Erinnerungen in einer direkteren Art nach, als ihr es als Kinder hättet tun können und nehmt dann Bleip:More als Ausstieg.

zweite Ausgabe von D5ive heraus und verbindet Erdfarben mit schweren Herzklopfsounds und Maschinengeratter, die uns an einen Krieg erinnern, der nie stattgefunden hat. Paul's Gespür für Bewegungen und die hervorragenden Übergänge lassen einen durch sein Portfolio von Kunst, D5IVE | www.d5ive.com Eine Sammlung instinktiver Gedanken und Druck und digitalen Bildern und WerbeaufIdeen, in denen man auf jeden Fall eine trägen rauschen, ohne dass man jemals Menge Münder, Holzteile, Militär-Bilder wollte, dass es aufhört. und Reisblätter finden kann. Paul Drohan aus Escondido in Kalifornien gibt schon die


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Kunst

NACHTS UM 5 IM DROGENRAUSCH Frequenzen [Hz] in der Frankfurter Schirn-Kunsthalle Dunkle Strobogänge, ultralaut dröhnende Basskammern und Sinuswellen-getränkte White Cubes erwarten die Besucher von "Frequenzen". Die Ausstellung befreit elektronische Musik aus ihrer Rolle als Dienstleister, die sie in der Kunst meistens gespielt hat. Vorbei mit loungiger Ambientuntermalung und dem Partyhintergrund auf Eröffnungsfeiern. Ein Verhältnis wird erwachsen. TEXT: ARAM LINTZEL | ARAM.LINTZEL@GMX.DE / FOTOS: NORBERT MIGULETZ

Längst ist es nichts Sensationelles mehr, wenn im Museum Kunstformen präsentiert werden, die nach traditionellem Verständnis dort nicht hingehören. Auch clubkulturellen Alltagshedonismus, schluffig-ambientöse Sitzkissenästhetik, Partysituationen - also "Sounds" im Allgemeinen - hat

gewinnen die Oberhand. Statt wohliger Synästhesie definieren Störgeräusche und Irritationssignale die von (vorwiegend männlichen) Künstlern gefüllten "audiovisuellen Räume" der Schirnhalle. Bis zum 28. April läuft die internationale Ausstellung, die sich im Spannungsfeld von Versuchsan-

Wie beim Blinde Kuh-Spiel fühlt man sich desorientiert und isoliert. Beim Eintreten in Ryoji Ikedas dunklen Korridor "spectra II" gerät man zum Beispiel ins Blitzgewitter des Stroboskops; rote Laserstrahl-Linien durchkreuzen hier den Raum und stören die Orientierung. Wie nachts um 5 im Dro-

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WOHLFÜHLIGES FLANIEREN IST IN "FREQUENZEN" NICHT

www.schirn-kunsthalle.de

VORGESEHEN. DAS IST GANZ GUT SO.

man in Museumsräumen schon erlebt. Da musste sich Max Hollein, der neue Direktor der Frankfurter Schirn-Halle, schon etwas einfallen lassen, wenn er und seine Institution auf der Hipness-Skala nach oben gelangen wollten. Sein Debüt "Frequenzen [Hz]" ist ein nicht uninteressanter neuer Versuch, "das Andere" des Museums, das Ephemere, Vibrierende und Popkulturelle einzuladen. Gemeinsam mit seinen Co-Kuratoren/Beratern Jesper N. Jorgensen und Carsten Nicolai verlässt Hollein die gängigen Pfade des Museum/Pop/Musik-Trialogs: Weder Club- noch Ambientästhetiken

ordnung und Verstörung, Technik und Ter- genrausch wankt, schwankt und krankt der Körper durch Ikedas Terrorzone. Nebenan ror, Physik und Punk bewegt. lässt Franz Pomassls Rotunde tief brummende Sinustöne auf den menschlichen BLINDE KUH IM STROBOGANG Bei der Eröffnung Anfang Februar dürften Organismus los, in einer zweiten Installatisich die zahlreich erschienenen Besucher on erprobt er dann die Effekte hoher Frezunächst wie das Material eines wahrneh- quenzen auf die körperliche Befindlichkeit. mungstheoretischen Großversuchs ge- Unwohlsein stellt sich auch bei Tommi fühlt haben. Wie passive Elementarteil- Grönlunds und Petteri Nisunens Installatichen wurden sie durch dunkle Strobogän- on "Ultrasonic" ein, in der die Spiegel zweige, ultralaut dröhnende Basskammern und er Suchscheinwerfer hohe Tinnitus-Fresinuswellen-getränkte White Cubes ge- quenzen reflektieren und ein fiependes schoben. Wohlfühliges Flanieren ist in "Fre- Klangflimmern generieren. quenzen" offensichtlich nicht vorgesehen.

KLANGTERRORISMUS & PSYCHOTOLLHEIT Summa summarum entsteht durch solche und ähnliche Werke ein enervierender Stimulus-Response-Parcours. Wahrnehmungsschwellen werden ausgetestet und abgetastet; in den besten Momenten gerät man in den Zustand jener "Psychotollheit", die der Futurist F.T. Marinetti in einem seiner Manifeste visionierte. Co-Kurator Carsten Nicolai betont hingegen die wissenschaftlich-analytische, fragmentierende Vorgehensweise der Ausstellung. Tatsächlich ist es in den Räumen der Schirn gut gelungen, die einzelnen Elemente, Sounds und Impressionen auseinanderzuhalten, anstatt sie in einem großen Gesamtkunstwerk zu versöhnen. Die Ästhetik der Ausstellungsräume tut ihr Übriges, dass Behaglichkeit gar nicht erst aufkommt: die hyperweißen, wissenschaftlich-kühlen und somit schattenfreien Räume und Flure schaffen eine aseptische, oft auch klaustrophobische Atmosphäre. Der Besucher wird zur Funktion des Raumdesigns und wandelt wie ferngesteuert durch die eigens für die Ausstellung installierten Schaumstoffwände. Neben dem dominanten Klangterrorismus gibt es aber auch Ausnahmearbeiten, die sich schonender dem Thema der Ausstellung nähern. So etwa Carl Michael von Hausswolffs "Parasitic Electronic Seance", die elektronische Frequenzen aus dem Stromnetz des Gebäudes in Sound-Signale und visuelle Klangkurven verwandelt. Auch Carsten Nicolais Installation "Frozen Water", in der niederfrequente Bässe Wasser in Schwingung versetzt, und Angela

Bullochs Arbeit "Geometric Audio Merge" sträuben sich gegen den vorherrschenden Nerv-Imperativ. Bulloch zeigt ein minimalistisches Podium mit fluoreszierenden TVBildröhren, die das Mischen von bis zu 1,6 Millionen Farbtönen erlauben. Statt trickreicher Störgeräusche gibt es in dieser Soundplastik ein amtliches Chic-Loop zu hören. AUSDEHNUNG DER TECHNO-ZONE Nach dem ansonsten befolgten Motto, dass in der Kunst "Ambient am End'" sei, verlief dann auch das Eröffnungskonzert von Russell Haswell. Als er die Empfangshalle aus der "Am-Boden-mit-dem-LaptopLiegeposition" mit Noise-Frequenzen beschallte, stürzten einige der in Frankfurt/Main noch in Fleisch und Blut existierenden Kunst-Großbürger schockiert hinaus. Das von Carsten Nicolai zusammengestellte Musikprogramm (bis zum 8. März waren 31 Acts zu sehen, darunter Ekkehard Ehlers, Monolake und Senking) bildete aber sicherlich die eigentliche Attraktion der Show. Für all jene, die den Weg nach Frankfurt/Main auch bis zum Finale am 28. April nicht finden, steht zudem ein üppiger Katalog mit Texten von Diedrich Diederichsen, Daniel Birnbaum und Will Bradley u.a. bereit. Darin werden beachtliche historische Referenzbogen aufgespannt und die in "Frequenzen" vertretenen Künstler in die Fortschrittsgeschichte der Avantgarde eingemeindet. Vielleicht ist genau dies der Grund, weshalb das deutsche Feuilleton umfangreich und wohlwollend auf "Frequenzen [Hz]" reagierte...

Lifestyle

FORWARD THINKING Ulf Poschardt will seinen Sportwagen öfter stehen lassen

TEXT: DAVID WEBER | DAVID.WEBER@BERLIN.DE

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Man erwartet Pop - und bekommt Kulturkritik. In seinem neuen Buch "Über Sportwagen" bereitet (noch) Maserati-, äh, Ferrari-Pilot Ulf Poschardt sich und uns darauf vor, die Helme abzunehmen.

Per philosophesker “Vorrede” auf anthropologische Drehzahl gebracht und die Ziellinie Suggestivfrage (“Gibt es Chancen auf Entschleunigung?”) schon fest im Blick, unternimmt der Autor kulturwissenschaftliche Spritztouren in apokalyptischer Landschaft. Das Problem: “Alle Menschen irren”, nach dem Urfall (Virilio) sind sie im Unverweilen (Heidegger), suchen nach Halt und scheitern (irgendwie Sloterdijk). Früher, als der Sportwagen noch ein kerniges Analoggerät mit Sitzschale und ohne Elektronikhilfen war, versprach er Authentizität und

leibliche Erfahrung, wurde von entschlossenen Individualisten mit heroischer Intuition gesteuert: rauh und roh, war er das “Auto der Zukunft” (McLuhan), Modem der Kommunikation mit Welt. Tatsächlich waren damals schon Mythos, Fetischisierung und Blutzoll im Spiel; später kamen die Staus dazu. Ist man ehrlich, so liegt die Wahrheit des Sportwagens im Tod seiner Opfer. Gründe genug also zum Bremsen, zu Metanoia, ach was: zur Kehre! Allein: “Die Kehre ist auf der Autobahn nicht möglich.” Also muss Poschardt in ein größeres Pro-

jekt investieren: Es geht um eine ökologische Entsorgung des Autos (nicht bloß des Sportwagens!) durch den Beistand der Kultur, qua: “Kultur|Technik”. Die Vermählung, der Merger von derzeit überbewerteter Technik und “unterzeichneter” Kultur soll schöne Erträge in “gesellschaftlicher Homöostase” erbringen - und den Autor als “cultural consultant” aufstellen? Der denkt auch sonst recht privat: Lange genug scheint er das Rasen als die “Penetration der offenen Landschaft” genossen zu haben, jetzt fällt sein Blick öfters auf den leeren

Ulf Poschardt: Über Sportwagen. Merve Verlag Berlin. 12 ¤

MEHR CRUISEN, MEHR ROLLEN, MEHR WAMS.

Beifahrersitz. Sollen schizophrene Schübe wie beim späten Crockett (Miami Vice) ausbleiben, müssen die Sucht nach Geschwindigkeit und Beschleunigung bekämpft werden, der Kampf gegen den Rest der Welt muss aufhören. Mehr Cruisen, mehr Rollen, mehr WamS. “Dann könnte der Todes- in einen Fortpflanzungstrieb umschlagen.” Auf dem Weg dahin wird der Leser aber durchaus gut unterhalten: Der Text dreht Schleifen um Autobahnen und Karten, die Geschwindigkeits-Literatur des Beat und Roadmovies; am besten ist

Poschardt da, wo er phänomenologisch genau beobachtet (Fahrverhalten, Sitzpositionen, usw.) oder erklärt, wie man sich bei Ferrari-Pannen hilft (Buch unters Auto!). Wenn er, untertourig und leider selten, kurze lakonische Sätze schaltet, ahnt man, wie Text bei “lässigem Standlicht” (das gesuchte schnelle Schreiben?) aussehen könnte. Allzubald aber wird wieder Fahrt aufgenommen Richtung Erlösung “in den Armen des Anderen”. Keiner soll sich also wundern, wenn Poschardt demnächst Sharan fährt. ••_•••


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Kino

MEIN MODEM MACHT "PEEP" "On_line" von Jed Weintrob Der Spielfilm "On_Line" von Jed Weintraub dramatisiert nicht nur die Eigenarten von Sex vor Webcams, er versucht gleichzeitig dessen spezifische Ästhetik eins zu eins umzusetzen und den Kinozuschauer so zum Desktopvoyeur zu machen. TEXT: VERENA DAUERER | VDAUERER@T-ONLINE.DE

Der New Yorker Jed Weintrob saß bisher arbeitstechnisch zwischen Konsole und Fernsehsessel. Als AtariKid mit eigener Firma stellte er Videospiele mit integrierten Filmen bzw. Filme mit passenden Unterhaltungssites her. Die Schnittstelle von Technologie und menschlichen Beziehungen reizte ihn schließlich für einen Feature-Film. Seine Komödie "On_line" streift

Als Vorlage für die Charaktere verwurstete Weintrob seine Netzerfahrungen der letzten Jahre: "Die Figur des älteren Sexarbeiters Al basiert auf einem New Yorker Freund. Nach einer gescheiterten Beziehung trieb er sich nur noch in Video-Chatrooms herum. Dort traf er einen Typ, sie mailten sich und hatten am Schluss Sex über ihre Webcams, d.h., es lief aufs Masturbieren raus. Danach

WEB LINKS

"ON_LINE", USA 2002, 97 Minuten,

AUßERGEWÖHNLICH IST BEI "ON_LINE" VOR ALLEM DIE DARSTELLUNG

REGIE: Jed Weintrob BUCH: Andrew Osborne und Jed Weintrob MIT: Josh Hamilton, Harold Perrineau Jr., Isabel Gillies lief im Rahmen der Berlinale, Verleih noch unklar

VON BEZIEHUNGEN ÜBERS WEB.

die Themen Sex im Internet, Exhibitionismus/Voyeurismus und Cyber Communities. Aber auch stilistisch orientiert sich der Film an der Schnittstelle und ist in der Ästhetik einer Desktop Oberfläche gefilmt: haufenweise Bilder von Webcams und Schauspielern, deren Körper oft nur im Browserfenster zu sehen sind. "Wann immer es eine neue Technologie gibt, loten wir offensichtlich ihren sexuellen Gehalt aus, wie man an der Popularität der Webcams sehen kann. Hier war die Frage: Wie fühlt es sich an, im Netz zu sein? Einerseits sollen sich Computer-Screen und Filmleinwand miteinander verbinden und andererseits der Zuschauer das Gefühl des Online- und Voyeur-Seins haben, indem wir ihm mit Split Screens mehrere Bilder zur Auswahl geben", sagt Weintrob. Zugang soll der Zuschauer über eine mainstreamkompatible Komödie finden und nicht einen düsteren Kunstfilm über kontaktgestörte Surf-Junkies vorgesetzt bekommen, wie er sagt. Die Story ist einfach gestrickt und handelt von einsamen Menschen in New York, die Anschluss suchen: John (Josh Hamilton), verlassen von seiner Verlobten, verkriecht sich vor dem PC und guckt fortan einem Camgirl namens Angel ins Schlafzimmer. Mit seinem Kumpel Moe gründet er die Sex-Website "Intercon-X", bei der sich die Kunden zu erotischen Video-Chat-Sessions mit heimischen Sexarbeitern, also College Girls, Männern oder Hausfrauen einloggen und einen Strip, Masturbation oder ähnliches vor der Wohnzimmerpalme hingelegt bekommen. John wagt sich an ein echtes Date mit seiner Sexarbeiterin Jordan, die gleich bei Moe landet. Der anschließende Beziehungsknatsch wird mit Moes Freundin über diverse Chatrooms bis hin zu einer Selbstmord-Website ausgetragen. Dann ist da noch Al, einsamer schwuler Sexarbeiter und einziger Anlaufpunkt für den verzweifelten Jungen Ed aus der Pampa.

haben sie erst miteinander telefoniert und er lud ihn zu sich ein. Als der vor seiner Tür stand, hatte er ihn schon an seinen Schritten erkannt, wie er sagte, denn er schien ihn so gut zu kennen, physisch." Außergewöhnlich ist bei "On_line" vor allem die Darstellung der Beziehungen übers Web und dem WebSex, denn der Film passt sich deren Modalitäten in seinem Making-of an, d.h. die Umgebung wird nachgestellt. Jed erzählt: "Bei allen Szenen, in denen die Figuren miteinander über Webcams reden, verteilten wir die Schauspieler auf zwei Apartments, die wir über ein lokales Netzwerk verbanden und damit eine InternetUmgebung kreierten. Im einen war die Filmcrew, im anderen waren ein paar festinstallierte Kameras. Die Dialoge wurden nacheinander aus der Sicht beider Personen mit zwei Webcams und vier DV-Kameras gefilmt. Das machte es ziemlich komplex." Schon das Casting geschah via Webcam. So forstete Weintrob für die Darstellerin der Angel die Seiten von Camgirls ab, schließlich basierte die Figur lose auf Jennifer Ringley, der Jennicam.org. Er fand die Seite eines Mädchens aus Ohio und hielt mit ihr die Audition über Webcam ab. Als später nach dem Dreh zusätzliches Material gebraucht wurde, mailte sie ihm einfach ein von ihr mit der Webcam aufgenommenes File zu. Eine Übertragung des Themas auf die Produktionsweise und Ästhetik von “On_Line” liegt da offensichtlich vor den Füßen. Schließlich stellt Jed den Kommunikationsalltag übers Web in einem Medium nach, das eine Weile schon den veränderten Lifestyle gerne authentisch reflektieren möchte. Der Film tut sich aber wegen seiner effektheischenden Konventionen etwas schwer.


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BILDERKRITIKEN

Kunst

Richard Drew (AP): A Person falls from the North Tower of World Trade Center, New York, 11. Spetember. www.worldpressphoto.nl/contest.jsp Hollywood-Dramaturgie verlangt es, den Blick auf die einzelne Figur zu richten, um am individuellen Erleben das klassische narrative Handlungsmuster zu entfalten. Die Katastrophe darf sich nicht in der Ferne abspielen, sondern muss durch ein Schicksal jene emotionalen Qualitäten erhalten, die das Drama des Helden auf ein schluchzendes Publikum zurücküberträgt. Der Fotograf Richard Drew hat sein Objektiv so nah wie möglich auf einen Menschen gerichtet. Aber statt einer Geschichte ist ihm ein Muster geglückt. Die Katastrophe ist so groß, dass sie beim Blick auf den einzelnen Beteiligten nicht mehr abgebildet wird. Der Turm, der in wenigen Minuten zusammengestürzt sein wird, zeigt sich als grafisch geglückter Hintergrund. Die Figur führt vor dem Muster eigenartige Bewegungen aus. Es sieht aus, als würde sie kriechen oder Turnübungen machen, wenn man das Bild auf dem Kopf betrachtet. Das Opfer ist namenlos, ein Gesicht wird man auch bei größerer Auflösung nicht erkennen können. Es bleibt der Phantasie oder der kalifornischen Fiktionsfabrik vorbehalten, sich zum Bild das Schicksal eines Angestellten auszumalen. Der Schrecken des Ereignisses würde dann nicht als Figur vor Grund, sondern Held vor Handlung gezeigt. Die erste Lösung setzt Vorstellungen frei, die zweite fängt sie wieder ein und verwandelt sie in Kinotränen. Das Foto hat den 3. Preis im Wettbewerb um das Pressefoto des Jahres 2001 in der Kategorie "Spot News" gewonnen.

NO TURISTIK - NO EGZOTIK 2/5 BZ's Istanbul Cut-Up

TEXT: PAUL PAULUN | TRAVELER@DE-BUG.DE / FOTOS: SERHAT KÖKSAL

Unter "No Turistik - No Egzotik" fasst Serhat Köksal vom Istanbuler 2/5 BZ-Projekt seine audiovisuellen Multimedia-Inszenierungen zusammen. Türkische Fremd- und Selbstabbildung im Breakbeat-Hechsler, die auch John Peel begeistert.

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WEB LINKS

http://www.2-5bz.com mp3: http://www.geocities.com/iki_besbz

Tempo und Vielfalt in einen surreal anmutenden Strudel aus Kung Fu-Kämpfen, türkische Liebesfilme mit großer Leidenschaft und verliebtem Geshakere, Politikerfratzen und fragmentarische Bosporusimpressionen, deren musikalische Entsprechung sich in nervös herumschlagenden und freikämpfenden Breakbeats manifestiert, die mit Samples aus eben diesen Filmen verwoben sind. Dass das Videoband von Spuren der Abnutzung geprägt ist, die nicht nachträglich dazu gerendert sind, verleiht dem Ganzen ebenso wie die roughe Soundqualität eine authentische Komponente. 2/5 BZ aus Istanbul gibt uns in Gestalt von Serhat Köksal mit Hilfe von seiner Bekannten Banu ein Interview über seine Arbeit. Fünf Jahre des Ausprobierens sind dem ersten Release vorausgegangen, während derer es auch keine Konzerte

getragenen, grellen Schminke recht psychedelisch anmuten. Serhat empfindet diese Phase des türkischen Films als eine sehr kreative und phantasievolle, deren Produktionen weit mehr einem inneren Anliegen entspringen als das heute der Fall ist. Durch die Einführung privaten Fernsehens 1991 gab es verstärkt die Möglichkeit, Bilder aus solchen Filmen mitzuschneiden. Bis zu diesem Zeitpunkt war man auf den gelegentlichen Fund von Videokassetten auf Flohmärkten angewiesen, da die Türkei nach dem Militärputsch 1980 medientechnisch betrachtet eine sehr ruhige Zone mit äußerst wenigen Fernsehkanälen war, auf denen ein sehr eingeschränkter Sendebetrieb mit vorwiegend US-amerikanischen Produktionen herrschte. Für 2/5 BZ nimmt das Bildmaterial einen ebenso hohen Stellenwert ein wie die Musik. Demzufolge

das er sich groß Gedanken macht. Eine Einstellung, die zum einen aus der sympathischen Haltung resultiert, dass, was illegal ist, auch nicht zensiert werden kann. Darüber hinaus schätzt er das Risiko, aufgrund einer künstlerischen Auseinandersetzung und der relativ geringen Verbreitung seiner Erzeugnisse Ärger zu bekommen, als ein kalkulierbares ein. Wenn Sachen heikel erscheinen, wie die veröffentlichte Liste mit den Kennzeichen von knapp 300 Zivilfahrzeugen der Polizei, die sich zudem über ihr Erscheinungsbild als weißer Renault zu erkennen geben, reicht es einfach, keine Kontaktadresse anzugeben. Inspiration für solche Aktionen ist das Wirken von Aziz Nesin, eines Publizisten, der aufgrund seiner zynisch-kritischen Art der Geschichtsschreibung allerdings schon einige Zeit im Gefängnis hat verbringen müssen.

gan 'No Turistik - No Egzotik' entgegen. Schließlich beziehen sie aus eben dieser Kultur ihre Haupteinflüsse. Und der wichtigste ist, in Istanbul zu leben und die dortige Luft zu atmen. Nach westlichen Einflüssen befragt, kommt nach langem Überlegen gerade eine Handvoll Namen zustande, die überraschenderweise Tim Hodgkinson, Henry Cow, Fred Frith, Chris Cutler und -hey!- Lee Perry lauten. Auch wenn die Montagetechnik der Bilder sehr cut-up artig gehalten ist, hat das seinen Ursprung nicht in einem wie auch immer gearteten Kopieren, sondern versteht sich vielmehr als 'Istanbul Cut-up'. Istanbul ist auch die Stadt, in der die meisten der seltenen Auftritte des Projektes in Bars, selbstverwalteten Schuppen oder Clubs innerhalb von Strukturen stattfinden. Auch dort gab es Anfang der 90er eine ungezwungene Art, Orte für

VON JOHN PEEL WURDE ER SEIN ISTANBUL CUT-UP ZUM TÜRKISCHEN LIEBLINGSPROJEKT ERKLÄRT.

Frank Breuer: "McDonalds" aus der Serie "Logos". Photographie 3/2002 In Amerika nennt man den Stil der zu Höchstpreisen gehandelten Becher-Schüler "Dusseldorf Photography". Das Triumvirat Ruff, Struth, Gursky hat man zum schlichten Gruffsky verkürzt. Auch Frank Breuer ist ein Becher-Schüler. Was tun als Dusseldorf-Nachzügler? Welche Variation der monumentalen Industrie-Sachlichkeit imitiert nicht die berühmteren Vorläufer und bleibt trotzdem beim BecherStyle? Zugabe von Menschmaterial. Der Mensch verhält sich zum Becher’schen Monument wie die winzigen Helden zu einer groß komponierten heroischen Landschaft im Stil von Poussin oder Claude Lorrain. Breuer hat vier Jungs aus Hagen unter dem Zeichen des großen Hackfleichklopsbraters zusammen mit ihren Statussymbolen aufgestellt. Kurz nach Sieben, sagt die Uhr an einem sonnenlosen Tag im Ruhrgebiet. Das Verhältnis der Figuren zu den sie umgebenden Gebäuden könnte dasselbe sein wie das Verhältnis von Menschen zu einer Serie von Architekturfotografien. Sie wären nicht da. Aber die Jungs schauen in die Kamera. Weil sie sehen, was geschieht, sind sie nicht mehr nur Staffage. Ihr Blick ins Objektiv ist der Blick des Fotografen über den Tellerrand der Dusseldorf-Schule.

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gab. Ursprünglich ging Serhat in häuslicher Umgebung seiner Idee nach, Bilder aus türkischen Filmen mit Musik zu koppeln. Jedoch gab es schnell musikalische Unterstützung von drei Freunden und seit geraumer Zeit arbeiten sie in einem losen Verbund aus bis zu sechs Leuten, an dem allerdings nicht immer alle gleichzeitig teilhaben - die einmonatige Tour mit 23 Gigs in sieben Ländern bestreitet Serhat sogar ganz allein. Diesen wechselnden Konstellationen ist es vermutlich auch geschuldet, dass jedes Konzert seinen eigenen Schwerpunkt hat und Brückenschläge zwischen Breakbeats, technoiden Elementen und türkischen Instrumenten wie der Elektrosaz versucht werden. TÜRKISCHE FERNSEH-KULTUR Beim Bildmaterial liegt das Augenmerk auf türkischen Filmen der 60er und 70er Jahre, die oftmals aufgrund der leuchtenden Farben sowie der dick auf-

bringt Serhat außer am Kopierer vervielfältigte Hefte mit Infos über das Musikprojekt auch ein unregelmäßig erscheinendes Fanzine heraus, das sich ausschließlich mit Themen des türkischen Filmes befasst und neben Interviews mit Schauspielern auch solche mit Filmmusikkomponisten, Geräuschemachern und Synchronsprechern beinhaltet. WAS ILLEGAL IST, KANN NICHT ZENSIERT WERDEN Auch wenn im die Musik begleitenden Bildmaterial gelegentlich die fiesen, regungslosen und kalkulierenden Gesichter von türkischen Politikern auftauchen oder in einem Stück die von Rechten an kritischen Schriftstellern und Künstlern in einem Hotel durchgeführten Morde thematisiert werden, versteht Serhat sich nicht als jemand, der explizit politisch handelt. Demzufolge ist auch Zensur kein Thema, über

Vertrieben werden die Publikationen und Tonträger auf Serhats Label "Gözel" in Eigenregie, was natürlich eine Anstrengung bedeutet, aber eben erledigt werden muss. Auch die massive Propaganda John Peels, der 2/5 BZ 1994 anlässlich seines für die BBC durchgeführten musikalischen Streifzuges durch die Türkei für sich entdeckt und zu seinem türkischen Lieblingsprojekt erklärt hat, ändert nichts daran, dass der größte Teil der bis zu 1800 Kassetten- und CD-Kopien/Release im Land verbleibt, wo sie ihren Weg über ein Netzwerk von sich vornehmlich in Istanbul, Ankara und Izmir befindenden Plattenläden nehmen, die dem erweiterten Freundeskreis entstammen.

sich zu erschließen und Sachen auszuprobieren. Und so orientieren sich viele Clubs seit geraumer Zeit in eine Richtung, die sich in erster Linie einer Funktionalität verpflichtet fühlt und die Selektion des Publikums über Eintritts- und Getränkepreise vornimmt wie auch der Club Bilsak, in dem 2/5 BZ ihre ersten Auftritte hatten. Serhat hat jedoch den Eindruck, dass mit der neuen Generation eine Belebung einhergeht und die Aussichten auf eine Änderung zum Besseren nicht so schlecht stehen.

ARTE-EROBERUNG 2/5 BZ sind jedoch auch an Anwendungen ihrer Erfahrungen in neuen Kontexten interessiert und man wird ganz unmittelbar ihre Filmmusik in einer auf ISTANBUL CUT-UP Dem von Serhat als überhebliche Blick 'Arte' zu sehenden Dokumentation vieler Westler auf alles Außereuropäi- über Teheran begutachten können. Absche und eben insbesondere auf die warten. türkische Kultur setzen 2/5 BZ den Slo-


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Ausstellung | Sex

VOM WISSEN & WÜNSCHEN Sex im Hygienemuseum Dresden

TEXT: KATHRIN PETERS | KPETERS@KHM.DE

Kunst, Wissenschaft, Technologie, Aktivismus: Die Ausstellung "Sex - Vom Wissen und Wünschen" zeigt eine komplexe und interessante Annährung an die Thematik von vielen Seiten: Vom Anti-Onanier-Apparat über den Orgasmus als Revolte zum Auseinandertreten von Fortpflanzung und Sexualität. Doch auch in einer Ausstellung über Sex trennen die Geschlechtsteile noch die Menschen beim Gang zum Klosett. Eine Ausstellung über "Sex" weckt Erwartungen, zumal, wenn sie in einem Museum zu sehen ist, welches das Wort "Hygiene" im Namen trägt. Von einem Projekt zu Sexualaufklärung, Geschlechts- und Infektionskrankheiten bis zu einer Kritik des öffentlichen Redens und Zeigens von Sex wäre einiges denkbar gewesen. Das Ausstellungsteam hat gut daran getan, nicht zu verdoppeln, was an soft-pornografischem Material auf der Straße liegt. Statt Bilder, Texte und Filme zu zeigen, die Lust erregen (oder erregen wollen), tritt sie einen Schritt zurück und thematisiert unsere Obsession für Sex als "Lust, die Lust zu wissen", wie Foucault einmal bemerkte. In ihrer ersten Abteilung "Wissen" sind Materialien aus der Zeit um 1800 bis heute versammelt. Sie zeigen eine Geschichte der Sexualität, denn entgegen aller Behauptungen ist Sexualität kein ahistorisches Phänomen. Als Wissenschaft formiert sie sich in der Biologie und Botanik zunächst namenlos, d.h. ohne dass man sie bereits als "Sexualität" bezeichnet hätte. Die ausgestellten Wachspräparate menschlicher Geschlechtsorgane (178486) aus Sammlungen von Geburtshilfen sind beeindruckende Exponate dieser Anfänge. Überhaupt: Selten kann man behaupten, dass irgendetwas für sich spräche, aber in dieser Zusammenstellung von Bilder, Büchern und Objekten treten tatsächlich die zentralen Leidenschaften hervor, um die alles kreist. ORGASMUS UND REVOLTE Der Kupferstich aus de Sades "Justine" (1791) wird das Expliziteste bleiben, was die Ausstellung überhaupt zu bieten hat. Der libertinäre Befreiungsdiskurs um 1800, der für sich in Anspruch nahm, den freien Bürger nur durch eine gesetzlose "Geilheit" verwirklichen zu können, tritt in bemerkenswerte Wechselwirkung mit der politischen Pornografie der 1970er Jahre, in der mit Filmprojekten wie "Sexokratie" (Uve Schmidt) eine "Gleichrangigkeit von Orgasmus und Revolte" postuliert wurde. Ebenso gibt es eine erstaunliche Parallele zwischen der Arbeit "Psychopathia Sexualis" des Arzt und Psychiaters Richard Krafft-Ebing, der für seine Untersuchungen zur Perversion Geständnisse von Sexualverhalten sammelte, und der ca. 50 Jahre später erscheinenden Studie von Alfred C. Kinsey "Das sexuelle Leben des Mannes" (1948). Gleichermaßen auf der Suche, aber auf der Suche nach einer anderen "Wahrheit des Sexes" sind die Jugendlichen, die in einer merkwürdigen Vermischung von privatem Geheimnis und öffentlicher Preisgabe ihre sexuellen Fragen an die Jugendmagazi-

ne in Ost (Junge Welt) und West (Bravo) richten und scheinbar systematisch diejenigen verpassen, die ihnen mit ihren Verhütungsmittelkoffern von Pro Familia entgegenkommen. Noch schmunzelnd über die hölzernen Gliederpuppen, die die verschiedenen Stellungen beim Geschlechtsverkehr veranschaulichen sollen (1966), findet man sich wieder den harten Fakten der sexuellen Anatomie ausgesetzt: Zwischen "Wissen" und dem nächsten Bereich "Praxis" befinden sich die Toiletten - eine für Männer, eine für Frauen. Dass sich niemand dieses Zwischenraums angenommen hat, um die Belange der Ausstellung über den engen Bereich der Musealisierung in die alltägliche Welt heraus zu treiben, ist erstaunlich, denn in "Praxis" wird das Thema "Toilette" als Zwangsheterosexualismus aufgenommen: Es findet sich dort ein Exponat mit dem Vorschlag einer Aktivistengruppe, regelmäßig eine dritte Toilette einzurichten. Aufschrift: "Zwitter". SPAß VS. FORTPFLANZUNG Insgesamt bekommt man in diesem Raum, der das aktuelle Auseinanderdriften von Sexualität und Fortpflanzung thematisiert, den Eindruck, dass er ein wenig in jenem Aufklärungsdiskurs steckengeblieben ist, der vorher so anschaulich analysiert wurde. Zur Präsentation von In-Vitro-Fertilisationstechnologie und medizinischen Bildern von Hormonen und Befruchtungsvorgängen wünscht man sich ein wenig mehr Distanz: wie Hormone "aussehen" ist wohl weniger wichtig als die Frage, wozu diese Bilder nützlich sind, wer diese Visualisierungen braucht und was sie überhaupt zeigen. Warum ist es notwendig, Eltern intersexueller Kinder zur Operation zu raten oder zumindest zu einem "eindeutigen Erziehungsgeschlecht"? So interessant die Zeittafel zur Rechtsprechung in Sachen Sexualität von 1851 bis 2001 ist, so zeigt doch die Bundestagsdebatte um das Embryonenschutzgesetz in einem Fernseher der Ausstellung unfreiwillig auf, wie sehr die Politik eine Entwicklung zu regulieren versucht, die sich in den biomedizinischen Labors längst verselbständigt hat. Ist es also tatsächlich so, dass Identitäten, Sexualpraktiken und Familienmodelle zur Verhandlungssache, zu Entscheidungsfragen geworden sind? Was aus der veränderten Lage resultiert, beantwortet die Ausstellung treffend in ihrem sehr empfehlenswerten Katalog. Dort steht im Geleitwort der DKV (Deutsche Krankenversicherung), Partner des Deutschen Hygiene-Museums, dass Mediziner "herausgefunden haben, dass Menschen mit einem erfüll-

SERVICEPOINT

Die Ausstellung "Sex. Vom Wissen und Wünschen" im Deutschen Hygiene-Museum Dresden läuft noch bis zum 11. 08. 2002. Das Begleitbuch zur Ausstellung wurde herausgegeben von der Stiftung Deutsches Hygenie Museum und ist im Hatje Cantz Verlag erschienen. Es kostet 19,80 EUR. Infos im Netz: www.dhmd.de

EINE KRITISCHE AUSSTELLUNG, DEREN KONSEQUENZ VOR DEN TÜREN IHRER EIGENEN TOILETTEN HALT MACHT: NUR FÜR JUNGS. NUR FÜR MÄDCHEN.

ten Sexualleben weniger krank sind und länger leben." Das Interesse der Biopolitik an der Sexualität ist nicht länger auf eine gut funktionierende Fortpflanzung eines heterosexuellen (Ehe)Paares fokussiert. Innerhalb eines neoliberalen Rahmens, der jedem gestattet, auf seine Weise glücklich zu sein, wird die eigene körperliche Gesunderhaltung ständig angemahnt. Eine Krankenversicherung, die sich in Zeiten des Abbaus staatlicher Versicherungssysteme selbst als "Gesundheitsmanager" tituliert, weiß, wie sie ihr Klientel, also uns alle, in die Pflicht nimmt: mit dem Verweis auf Eigenverantwortlichkeit. Willkommen in der Kontrollgesellschaft!

Sex nicht so einfach bestellt ist. Carolee Schneeman filmte 1965 den Liebesakt mit ihrem Freund und versuchte, das sexistische Blickregime zu durchkreuzen, indem sie die Filmoberfläche zerkratzte und versengte ("Fuses"). Im selben Jahr forderte Yoko Ono das Publikum ihrer Performance "Cut Piece" auf, ihr die Kleider vom Leib zu schneiden. Dass Frauen auf besonders prekäre Weise in sexuelle Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse eingelassen waren und sind, führt auch das Video Piet Eekmanns von 1997 vor, in dem seine Oma von ihren Männern erzählt. Der zweite dieser Männer, berichtet sie erstaunlich offen, hätte den ehelichen Verkehr nur in Kleidung vollziehen können oder wollen. Es war für sie eine unangenehme, ja schmerzhafte ANNÄHERUNGEN DURCH KUNST Die künstlerischen Beiträge der Ausstel- Angelegenheit, so dass sie trickreich lung, die u.a. von Rosemarie Trockel und versuchte, "the duty of sex" nur in mehrAstrid Wege ausgewählt und zusam- wöchigen Abständen nachzukommen. mengestellt worden sind, machen dagegen immer wieder klar, dass es um den


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Games

ES WERDE LICHT Gameboy mit Beleuchtung TEXT: NILS, HEIKO | NILS@PINGIPUNG.DE, HEIKO@PINGIPUNG.DE

Ob programmierte Identitäten für Sonys Hund Aibo oder Hintergrundbeleuchtung für den zappendustren Gameboy: Immer wieder lassen sich Kunden nicht von den Markenanwälten großer Konzerne abschrecken und bügeln deren Versäumnisse auf eigene Faust aus. In der heutigen Folge "Basteln für eine bessere Welt" sprachen wir mit Gameboy-Beleuchter Adam Curtis. Jeder "Gameboy Advance" Besitzer (GBA) beißt sich aus Ärger über Nintendos Produktdesign schon regelmäßig in den Daumen: der kleine Bunte für immerhin 99 Euro ist mit einem unbeleuchteten, spiegelnden Display ausgestattet. Kontrast und Helligkeit kann man zwar am heimischen Fernseher regeln, bis man lustig wird, der GBA braucht das wohl nicht. Denn Ninten-

Von mehreren Firmen wurde schon früh Abhilfe in Aussicht gestellt. Auf der Webseite der deutschen Firma "Dream Electronics" ist aber trotz einer schon lange dort stehenden Ankündigung, als einzige Firma weltweit ein derartiges Kit anzubieten, nichts von dem Produkt zu finden. Die Computerzeitung "ct" bekam ihr eingeschicktes Gerät unmodifiziert zurück.

soviel Unterstützung erfahren, dass ich mehr WEB LINKS als motiviert wurde, das auch durchzuziehen. www.portablemonopoly.com www.dream-electronics.de DEBUG: Wie viele GBAs musstest du in deiner Experimentierphase begraben ? ADAM: Eigentlich nur einen, und den auch ganz zu Beginn des Projektes. Ich zerbrach das LCD, als ich versuchte, es wie ein Idiot aus dem Gehäuse zu biegen. Meine anderen bei-

ICH HABE MICHT DAZU ENTSCHLOSSEN, NUR DEN NACHRÜST-KIT ZU VERKAUFEN, UMGEBAUTE GBAS WÜRDEN AUF JEDEN FALL DIE NINTENDO-ANWÄLTE AUF MEINE SCHWELLE BRINGEN.

dos Argument: möglichst hohe Spieldauer mit einem Set Batterien. Nun ja, 12 Stunden mit nur zwei Mignon-Batterien (im alten Gameboy waren es noch vier) sind wahrlich nicht schlecht, aber die fehlende Hintergrundbeleuchtung sorgt dafür, dass in 10 von 12 Stunden der Gameboy Advance nur ungern bespielt wird, da er in diesen suboptimaler Lichtverhältnisse eher als Taschenspiegel denn als 32 Bit-Wunderkasten funktioniert. Die gemeinhin bekannten Lichtlösungen "von außen" durch aufsteckbare Lampen-Kits sorgen nicht wirklich für Abhilfe, da das Licht auf dem Display reflektiert. Es ist klar: Hintergrundbeleuchtung ist die einzig ernstzunehmende Lösung.

Gerüchte um Nintendo flüsterten nun von entsprechenden Plänen für ein Nachfolgemodell. Weiter ist schon Adam Curtis aus Iowa, Amerika, dessen Einbaukit ab sofort lieferbar ist. Kostenpunkt: 35 $. De:Bug sprach mit dem sympathischen Amerikaner:

DEBUG: Was ist dein professioneller Background, der es dir ermöglicht, den GBA in dieser Form zu bearbeiten ? ADAM: Ich studiere Ingenieurswissenschaften an der Iowa State University, aber es ist in erster Linie meine Verbissenheit, die diesem Projekt zum Erfolg verholfen hat. Ich wusste, wenn ich die Homepage einmal starte, es kein Zurück mehr geben kann. Seitdem habe ich

ben, ohne mit bekannten Zubehöranbietern den GBAs laufen aber - auch umgebaut - wei- zusammen zu arbeiten. ter wie geschmiert. DEBUG: Dein Light-Kit besteht aus einer DEBUG: Hat sich Nintendo schon bei dir Leuchtfolie, die hinter dem LCD angebracht wird, sowie der für den Anschluss gemeldet? ADAM: Nicht persönlich, nein. Die waren nötigen Kabel und Knöpfe. Wird der Umaber schon auf meiner Homepage, wissen al- bau unproblematisch möglich sein? ADAM: Also jedem, der z.B. schonmal einen so bescheid. Mod-Chip in eine Konsole eingebaut hat, sollDEBUG: In welcher Form wirst du das Kit te auch der Umbau des GBA gelingen. Die verkaufen? Nur einzeln oder auch umge- Herausforderung besteht darin, das Gehäuse aufzubekommen, da Nintendo Spezialbaute Grundgeräte ? ADAM: Ich habe micht dazu entschlossen, schrauben benutzt hat. Außerdem sollte nur den Nachrüst-Kit zu verkaufen, umge- möglichst wenig Staub und anderer Schmutz baute GBAs würden auf jeden Fall die Nin- im Gehäuse bleiben, weshalb ich jedem emptendo-Anwälte auf meine Schwelle bringen. fehle, nach erfolgtem Umbau mit einem kleiAußerdem möchte ich die Kits direkt vertrei- nen E-Technik-Staubsauger das Gehäuse aus-

zusaugen. Der Einbau an sich ist mit einigen Lötstellen und dem Anbringen des An/AusSchalters am Gehäuse getan. DEBUG: Wie sieht das mit dem Stromverbrauch nach Einbau der Beleuchtung aus? ADAM: Nintendos Argument entsprechend, auf die Hintergrundbeleuchtung verzichtet zu haben, damit die Batterien möglichst lange halten, sinkt die Batterielebensdauer mit eingebautem Kit auf ca. zwei Stunden. Daher habe ich einen Schalter beigelegt, damit durch Abschalten des Lichts die Batterien geschont werden können. DEBUG: Adam, astrein.

Musiktechnik

FREEWARE ARENA TEXT: BENJAMIN WEISS | NERK@DE-BUG.DE

Ganz für lau kann man im April seinen Rechner mit einem polnischen Hall und einem staatenlosen Plattenspieler-Emulator beglücken. Damit das Geld für die ersten Eisbecher im Freien verprasst werden kann. Schönen Download noch.

PSP PIANOVERB Ein neues Freeware PlugIn von der immer besser werdenden polnischen Firma PSP ist das PianoVerb, das das chrakteristische Hallverhalten von Klavierseiten emuliert. Hierfür stehen zwölf String Operatoren bereit, die jeweils auf eine festgelegte Tonhöhe (von 55 Hz / A bis 103,8 Hz / G#) gestimmt sind. An Parametern gibt es Decay Time (Länge des Halls), Damping (Grad der Dämpfung), Transpose (zum Transponieren

in Halbtönen in einer Bandbreite von -24 bis +24), Tune (zur Stimmung in Cents, von +100 bis -100), Detune (zum Tune unabhänngigen Verstimmen in Prozent), Mix (entspricht Wet/Dry) und Output. Das Besondere an diesem PlugIn ist der im Vergleich zu sonstigen Hall PlugIns, die immer vor allem teuer (möglichst einem teuren Hardwarehall entsprechend) klingen wollen, der sehr charakteristische, weiche, glockenartige Klang. Mit 480 KB ein

schneller Download, der sich lohnt! www.pspaudioware.com, Mac und PC, VST

Nachfolger der originalen Afri-Cola, die das altgeliebte Rezept in die Flasche mit dem Schlund-gleich geschlungenen Fragezeichen abfüllt. Einen Kasten mit dem lecker klebrigen Flüssigkoffein verlosen wir an den Bedürftigsten, äh, Durstigsten. Postkarte mit "Ich hasse Aperol" an die Redaktion: De:Bug, Brunnenstraße 196, 10119 Berlin

WON Auf zur Jagd in Planten un Blomen. Die wetterfeste und pestogrüne Spievak-Jacke geht an: Felix Koschinsky, Hamburg. Glückwunsch und talli ho.

TURNTABLIST PRO - PUBLIC BETA 5 Nun ja, ein Effekt, der einen Plattenspieler samt üblicher Features wie Scratchen und schnell und langsam drehen emuliert, klingt vielleicht nicht so prickelnd, ist aber auf jeden Fall beim Turntablist Pro (Public Beta= aber trotzdem ohne Absturz bei mir) eine lustige Sache. Geladen werden kön-

WIN & WON

WIN Was bringt der Blind-Trinktest? Afri Cola schmeckt nicht mehr nach Afri-Cola. Und das Koffein ist auch futsch. Skandal! Das hält man ja im Kopf nicht aus. Doch der Hamburger Uwe Lübbermann reicht den rettenden Strohhalm, den man in seine "Premium-Cola" stecken kann (www.premium-cola.de). Premium-Cola, der legitime

nen bisher nur WAV Files, weitere sollen in der Releaseversion kommen. An Parametern gibt es je einen Drehregler für die Anlauf- und Abbremsgeschwindigkeit, einen Button, der Note On Events dem Power Button zuweist, sowie einen Scratchschieberegler und einen zum Pitchen (in einer Bandbreite von +/- 50 %). Dazu kann man noch Dinge wie das Gewicht des Plattenarms oder die Abspielrichtung einstellen. Sämtliche Parameter lassen sich, damit es

ein wenig Kontrolle gibt, glücklicherweise per MIDI-Controller fernsteuern. Die Klangqualität ist nicht allzu berauschend, aber zielloses Rumdaddeln macht mit dem Turntablist viel Spaß und führt zu den eigenartigsten Ergebnissen. www.bioroid.com/turntablist/ Mac und PC, VST


<35> - DE:BUG.58 - 04.2002

Musiktechnologie

EIN SLICKER PANZER Logic 5 Update: Sequenzen ohne Grenzen TEXT: BENJAMIN WEISS | NERK@DE-BUG.DE

Seit rund einem Jahr angekündigt, hat Emagic nun endlich ihrem Sequenzer-Schlachtschiff Logic Audio ein Rundum-Update spendiert. Mit neuem Kopierschutz, neuen Plugs und Instrumenten, von Grund auf renovierter Automation und einer neuen Hardware Control in der Hinterhand, muss sich Konkurrent Steinberg zukünftig noch viel wärmer anziehen. Eigentlich sollte es schon früher kommen, und eigentlich sollte ich dazu gleich noch Logic Control testen, aber die Ankündigungen der Marketingabteilung bei den großen Softwarefirmen speisen sich anscheinend größtenteils aus Wunschträumen. Schließlich kam Logic 5 ohne Logic Control, aber mit fast allen angekündigten Verbesserungen, was ja auch schon mal nicht schlecht ist.

vorhandenen Automation), Write (Schreiben der Automation), Touch (nur wenn ein Regler bewegt wird, werden neue Automationsdaten hinzugefügt), Latch (wie Touch, nur dass der letzte veränderte Wert beibehalten wird) noch komfortable Funktionen zur grafischen Bearbeitung bereit. Neben den üblichen Werkzeugen wie Pfeil, Stift und Radiergummi können vier Kurvenvari-

ohne das Originalsignal zu verfälschen und arbeitet erstaunlich prozessorschonend. Auch die anderen neuen sind größtenteils überzeugend und haben, verglichen mit den in der letzten Version vorhandenen Plugs, einen z.T. deutlich besseren Sound. Ein paar neue Instrumente gibt es auch und zwar drei Varianten eines Synthesizers: ES M (monophoner Basssynthesizer), ES E

SERVICEPOINT

BEWERTUNG: •••• PREIS: Vollversion: 999,- ¤, Update von Logic Audio Platinum 4: 169,- ¤, Update von Logic Audio Platinum 3: 399,-¤ PC: Athlon/Duron oder Pentium 300 MHz, Windows 98 SE/Me/2000/XP, 128 MB RAM, CD-ROM- oder DVD-Laufwerk, freier USB-Port für XSKey MAC: 604/250 MHz, ab Mac OS 9.1, 128 MB RAM, CD-ROM- oder DVD-Laufwerk, freier USB-Port für XSKey INFO: www.emagic.de

KOMPATIBEL IN VIEL MEHR RICHTUNGEN, KILLER-AUTOMATION UND VIELE FEINE DETAILS. LOGIC 5 IST EIN SLICKER PANZER.

AUTOMATION Eine der Hauptneuerungen ist die deutlich erweiterte und verbesserte Automationsfunktionalität von Logic 5. Hier wurde fast alles neu programmiert, was sich positiv bemerkbar macht: die Automationsfeatures der intern mit 32 Bit rechnenden neuen Engine sind nicht nur umfassend (alle Parameter, VST PlugIns eingeschlossen, können automatisiert werden), sondern auch, entgegen der bisherigen Automationswust in Logic, übersichtlich und logisch aufgebaut. Alle Automatisierungen werden direkt im Arrange Fenster dargestellt und können unabhängig oder mit den dazugehörigen Spuren verschoben und kopiert werden. Zur Editierung stehen neben den Automationsmodi Read (lesen der bisher

anten auf die Automation angewendet werden, was auch mit mehreren Automationspunkten möglich ist. Die Parameter werden mit Namen und Werten dargestellt, so dass immer klar ist, was automatisiert wird. NEUE PLUGINS Natürlich, wie sich das bei einem größeren Update eines Softwaresequenzers gehört, gibt es eine ganze Reihe neuer PlugIns. Als Effekte sind dazugekommen: MultiBand Compressor, Stereo Spread, Denoiser, Exciter, Limiter, adaptiver Limiter, DeEsser, Phase Distortion, Clip Distortion, SubBass und Tremolo. Der MultiBand Compressor ist ein echtes Highlight und arbeitet mit vier Bändern, vergleichbar mit dem C4 von Waves. Er ist logisch aufgebaut, klingt druckvoll,

(achtstimmig polyphoner Synthesizer für Pads) und ES P (ebenfalls achtstimmig polyphon). Sie sind im Klang alle recht gut, brauchen verhältnismäßig wenig Prozessorleistung, alles in allem aber auch recht unspektakulär und nicht viel mehr als eine absolute Basisausstattung. NEUE DATEIFORMATE Neben einem komplett neuen Songformat, das naturgemäß nicht nur Vorteile bringt (so können ältere Logic Versionen Logic 5 Songs nicht öffnen, es gibt zwar die Möglichkeit im alten Format abzuspeichern, was aber wegen der Neuerungen nicht als verlustfrei bezeichnet werden kann) ist die Unterstützung von Fremdformaten erweitert worden: Logic 5 kann ReCycle 2.0 Files so-

wohl direkt ins Arrange Fenster als auch in den EXS24 laden und unterstützt im Gegensatz zum Konkurrenten Cubase das OMF Format (wer viel mit Leuten zusammenarbeitet, die andere Audioplattformen haben, wird es zu schätzen wissen: mit ihm können Audioarrangements zwischen verschiedenen Programmen getauscht werden, bisher unterstützt von Nuendo und ProTools). Darüber hinaus wird auch Open TL unterstützt, was die Kommunikation mit diversen Tascam HD Rekordern ermöglicht. Alles in allem hat Emagic beim Update etwas zustande gebracht, was man sich gemeinhin von einem Update erhofft, aber in den seltensten Fällen bekommt: viele Unstimmigkeiten (Automation, halbherzige Integration von VST Instrumenten (auch

hier sind alle Parameter automatisierbar)) wurden ausgeräumt, dazu gibt es als Sahnehäubchen eine Handvoll neuer PlugIns, die zum Großteil auch noch wirklich gut klingen, ohne dass ein Schwall neuer Bugs hinzugekommen wäre. Das einzig wirkliche Problem, was ich hatte, war die Benutzung meiner Motu 828, deren ASIO Treiber von Logic nicht erkannt wurde. MacOS X Kompatibilität gibt es weiterhin nicht, die hat die Konkurrenz (mal abgesehen von den kleinen, aber effizienten Softwareschmieden wie Ableton) bisher aber auch noch nicht auf der Pfanne. Die Integration von Logic Control soll so schnell wie möglich nachgeliefert werde, was wahrscheinlich zur Musikmesse in Frankfurt passieren wird.

Musiktechnik

HÖHER, SCHNELLER, WEITER Abletons "Live" jetzt im 1.5 Update TEXT: THADDEUS HERRMANN | THADDI@DE-BUG.DE

SERVICEPOINT

Ungefähr ein halbes Jahr nach Erscheinen legt Ableton das erste große Update für "Live" vor. Neben diversen Bug-Fixes haben die Entwickler vor allem Features in die neue Version integriert, die bei den Usern auf der Wunschliste ganz oben standen. Ein Blick auf die Displays diverser LaptopLiveacts im letzten halben Jahr hat gezeigt, dass über "Live" nicht nur alle reden, sondern es tatsächlich auch benutzt wird. Ein gutes Zeichen. Ohne großes Papperlapapp

User sehr erfreut sein dürften, führte die FRÜHJAHRSPUTZ Zunächst mal zu den praktischen Kleinig- Sezierung eines Files bislang doch mitunter keiten. Live 1.5 spricht mehrere Sprachen. zu ganz schönen Kopfschmerzen. Die uns vorliegende Beta-Version konnte bereits Deutsch und Französisch, das ferti-

EIN BLICK AUF DIE DISPLAYS DIVERSER LAPTOP-LIVEACTS IM LETZTEN HALBEN JAHR HAT GEZEIGT, DASS ÜBER LIVE NICHT NUR ALLE REDEN, SONDERN ES TATSÄCHLICH AUCH BENUTZT WIRD. und völlig überfrachtetem Funktions Overkill tat Live von Beginn an das, was es sollte: Audiofiles im Sequencer-artigen Betrieb zu prozessieren. Und wie (s. Testbericht in De:Bug 55). Nachdem die Version 1.1 das Programm bereits OS X fähig machte (Logic und Cubase träumen davon noch), werden nun mit der Version 1.5 Funktionen integriert, die sich beide Seiten, User und Entwickler, sehnlichst gewünscht haben.

ge Update wird dann auch des Japanischen mächtig sein. Desweiteren wurden kleine Bugs bei der Menüerklärung glattgebügelt. Einen großen Schritt nach vorne hat die Unterstützung von Midi-Faderboxen gemacht. Das neue Update versteht sich prächtig mit Motorfadern und Endlosreglern. Endlich, kann man da nur sagen, wer will schon auf seinen "Motormix" verzichten. Auch der Umgang mit den Warp-Markern ist jetzt viel intuitiver und logischer, worüber wohl viele

IST DA WER? Auch in Sachen Kommunikation mit dem Rest der Welt (intern und extern), hat sich einiges getan. So kann Live nun auch MIDImäßig den Takt angeben, sprich als MasterSource agieren und sämtliche andere Hardware-Einheiten im Studio oder auf der Bühne Clock-technisch versorgen. Noch ein endlich! Aber nicht nur auf den Ports, sondern auch intern auf dem Motherboard wird jetzt heftigst geschnackt. Live ist jetzt

Das Update 1.5 gibt es demnächst für alle registrierten User kostenlos zum Download unter: http://www.ableton.com

in beide Richtungen Re-Wire fähig, kann also problemlos in Logic Audio oder Cubase eingebunden werden, was auf einem entsprechend schnellen Rechner wiederum die leisen Rufe nach (von uns aus ganz rudimentären) Midi-Implementationen einfach ausklickt. Fortan können traditionelle Sequenzer eventuelle Midispuren steuern, während der Spaß im Umgang mit dem Audiomaterial in Live nicht verloren geht. ICH WILL EIN FILE SEIN... Auch das ist jetzt viel einfacher. Über die "Render To Disc" Funktion im Arranger können nun frei definierbare Abschnitte als AIF oder WAV direkt auf die Platte gebounced werden. Der Umweg über das Session Fenster bleibt einem also zukünftig erspart.

entweder schlecht (umsonst) oder richtig teuer (z.B. TC). Live schafft hier mit einer Eigenentwicklung Abhilfe, die sich vor teuren High-End Produkten nicht verstecken muss, im Gegenteil. Auch der Rest der Effektabteilung wurde komplett überarbeitet und v.a. Resourcen-sparender angelegt. Wird ein PlugIn in der neuen Version zwar bereitgestellt auf einer Spur, aber nicht verwendet, sinkt die CPU-Auslastungsleiste deutlich nach unten ab. Das garantiert entspanntes Durchatmen beim Arbeiten.

FAZIT Mit der Version 1.5 haben die Abletons ganze Arbeit geleistet. Abgesehen von der Tatsache, dass ein so umfangreiches Facelifting bei anderen Firmen nie und nimmer kostenlos wäre, hat man hier auf User- und Entwicklerseite offenbar sehr ähnliche Vorstellungen von der Zukunft von LIVE. Ein ...UND KLINGEN. Mit Hall zum Beispiel. Den gibt es jetzt auch gutes Zeichen. in der neuen Version. Und... mal ehrlich: Eigentlich sind Reverb PlugIns auf VST-Basis


PRÄSENTATIONEN

Goto

GOTO IM MÄRZ

TEXT: ANNE PASCUAL | MIU@SCHOENERWISSEN.COM

EMAF - EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL Osnabrück, 24. bis 28. April 2002 Das EMAF bietet von allem etwas: Festival, Kongress, Ausstellung, Medienkunstpreis, Preis der deutschen Filmkritik, das alles steht im Zeichen der neuen Bilder und neuen Geschichten in den neuen Medien. Es werden Filme, Videos, multimediale Installation, Performances und Internetprojekte gezeigt, außerdem aktuelle Produktionen aus der Independentszene Chinas und Koreas vorgestellt, sowie die neuesten XS-Movies für Internet, Mobiltelefone und Handhelds. Wem die Beine schwer werden oder die Augen müde, kann sich in die Electronic Lounge legen und den VJ Battle verfolgen. www.emaf.de

12. INTERNATIONALES BOCHUMER VIDEOFESTIVAL Bochum (D), 25. bis 27. April 2002 Wer mit seinem Videorekorder oder besser noch mit seiner Videokamera ganz viele witzige Sachen macht, dem könnte auch in Bochum einiges geboten werden. Im Musischen Zentrum der Ruhruniversität wird zwischen Party und Vorträgen ein Wettbewerb stattfinden zu dem 400 Arbeiten eingereicht wurden. Ausserdem werden noch 6 VJ Teams gegeneinander antreten, um euch vom visuellen Gegenteil zu überzeugen. Und das beste ist, dass es das alles für umsonst gibt. Toll! www.videofestival.org

VERSION>02 MCA Chicago (USA), 18. - 20. April 2002 Laut eigenen Angaben inspiriert von Festivals wie "Next 5 Minutes" oder "Net.Congestion" half Geert Lovink kurzerhand, das Modell über den großen Teich zu exportieren. Im Vorfeld dieses Festivals für digitale Kunst & Technologie befragten die Veranstalter (das Magazin für zeitgenössische Kunst "select" und das MCA - Museum of Contemporary Art Chicago) zunächst Produzenten, Designer, Künstler, Filmemacher, Programmierer, taktische Medienprovokateure, sowie andere kritische Köpfe nach ihren Vorstellungen über "digitale öffentliche Räume". Den unendlich vielen unterschiedlichen Ergebnissen entsprechend, splittet sich nun das Festival in mehrere Sektionen, wie der Roundtable-, Stage-, Screen-, Lab-, Net, Street- und Print-Version. http://select.lumpen.com/version/html/ index.php NUMER Paris (F), 19. - 20. April 2002

abo

nnement

ALLE DE:BUGS VERGRIFFEN ? ZU ANSTRENGEND, DE:BUG ZU JAGEN ? UNSER MONATSANGEBOT: EIN JAHR DE:BUG MIT CD-PRÄMIE, SOLANGE DER VORRAT REICHT (merke: zahlungseingang entscheidet)

Zum zweiten Mal finden in Paris die "rencontres internationales du design interactif" statt, diesmal gleich viel größer und an anderer, prominenter Stelle, nämlich im Centre Pompidou. Leider liegt uns das Programm von Numer bis jetzt nur in Stichworten vor, aber es klingt vielversprechend: Interfaces, AI, Process, Formation, Innovation, Applications, Spiel und Fiktion, Kommunikation und Service, Event, Zapping. Neugierig warten wir darauf, wen die Veranstalter diesmal aus Anderswo hinfliegen und ob inzwischen tatsächlich mehr französisches Design vertreten sein wird. www.numer.org

Stefan Sagmeister, Tomato Interactive, Vector-Scan, Devil Robots, Wireframe and Neville Brody of Research Studio. http://www.freshconference.com/fc3/

READ_ME FESTIVAL 1.2 Moskau (RU), April Irgendwann im April werden die Gewinner des "read_me" Festivals prämiert. Ausgeschrieben wurde der Wettbewerb um die "beste" künstlerische Software oder andere experimentelle Software Manipulationen durch das Macros Center in Moskau. Die fünfköpfige Jury besteht aus Amy Alexander, Cue P. Doll, Florian Cramer, RTMark und Alexei Shulgin. Wer sich beeilt, kann im Netz die eingereichten Arbeiten einseIDN FRESH hen und darüber abstimmen. Singapur, 26. April 2002 Die Fernflieger, die bei den letzten IdN www.macros-center.ru/read_me/aboutFresh Konferenzen weder in Hong en.html Kong noch in Sydney zugegen war, zieht es diesmal vielleicht in das ferne KONTROLLFELDER. PROGRAMMIESingapur. 15 Design Experten und ihre REN ALS KÜNSTLERISCHE PRAXIS überquellende Kreativität wollen eure Dortmund, 5. April - 5. Mai 2002 Aufmerksamkeit: Büro Destruct, Digit, Passend zum read_me, aber gleich bei Futurefarmers, K10K.net, Joshua Davis, uns um die Ecke, ist die Ausstellung

"Kontrollfelder" im Dortmunder Medien Kunstverein "hartware". Hartware präsentiert Arbeiten von I/O/D, Thomas Kamphausen, LAN, Antoine Schmitt, Joan Leandre, Simone Schießl, Peter Traub u.a.. www.hartware-projekte.de PLAYING WITH THE FUTURE - DEVELOPMENT AND DIRECTIONS IN COMPUTER GAMING Manchester (GB), 5. bis 7. April 2002 So ein schöner Titel und ein Thema mit großem Potential. Spieler und SpieleEntwickler treffen hier auf Soziologen, Psychologen, Game Designer, Kulturwissenschaftler und Ökonomen, aber auch auf Vertreter der Spiele Industrie. Alle zusammen bereden sie technologische, gesellschaftliche und ökonomischen Perspektiven der Spielewelten. In Manchester, fern ab vom Konsolenkrieg, wird spielend nachgedacht. www.cric.ac.uk/cric/gamerz/cfp.htm Diese und mehr GOTOs gibt es ab sofort auch unter www.de-bug.de.

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JAZZANOVA - IN BETWEEN (JCR/COMPOST) Zuguterletzt - mit groß unterstrichenem 'gut' - hat das Jazzanova-Kollektiv sein Debut-Album fertiggestellt. Der Spaß am Feilen im Kleinen und am Gefühl im Großen glänzt aus jedem Songdiadem. Was hier glitzert, ist wirklich aus Gold.

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ANGELIKA KÖHLERMANN - CARE [TOMLAB 17]

<#37> CDs

Wie kann man erklären, dass leicht nicht easy ist? "Care" zwingt dazu. Das Incredible Strange Music-Erbe eines Martin Denny oder Esquivel mit all den Glockenspielen, Rauchorgeln, Spieluhrsounds, Fußtrappelperkussion, Hawaii-Sonnigkeiten jenseits von Pauschalurlaub, diese Welt aus privaten Spleenigkeiten, die sich auf brutal politische Weise zur Weltversöhnung anbietet in ihrer militanten Paradieshaftigkeit, ist eben bekennend leicht, aber das Gegenteil von easy. So massiv leicht in einer kategorischen Weise, die die Pfeif- und Summ-Melodien der Diminuitiv-Hits in einem knuddelig autodestruktiven Move vom insistierenden Rechner abwürgen lässt, dass sie jeden Sumo-Ringer an Nachdruck wegpustet. Lofi-Selfmade-Chansons, die sich einen Scheiß um die Grenzen von Elektronik und Folk kümmern, die einen daran glauben lassen, dass die Strecke zwischen dem "Star Treff" auf der Reeperbahn [hallo "Star Treff", du hast meinen Hamburgbesuch gerettet] und Bambi doch nicht so weit ist, reichen hier ganz unsentimental den Stecken unaufdringlicher Nischenveredelung weiter, ohne sich in die Nische zurückziehen zu wollen. "Care" ist so attraktiv, da werden Welt und Nische eins. "Just come nearer please." JEEP •••••

<#41> DEUTSCHLAND <#43> DRUM AND BASS <#43> HIP HOP <#43> NETAUDIO <#44> UK <#45> CONTINENTAL

CD

<#47> BÜCHER

HERRMANN & KLEINE - OUR NOISE [MORR MUSIC 026]

<#47> AMERIKA

Herrmann und Kleine sind zurück von ihren Rundreisen mit dem Kickboardgirl, das jetzt irgendwo alleine ihre Runden dreht und dafür auch gleich einen Gedenktrack bekommt. Gut so. Die beiden Jungs haben sich derweil zu sonntäglichen Studiosessions getroffen und endlich ihr Debutalbum eingespielt. Und es ist, wer hätte etwas anderes erwartet, großartig geworden. Wieder gibt es wunderschöne Melodien, die stimmungsmäßig genauso wie die Bilder auf dem Cover zwischen Spätsommer und Winter hin und herpendeln, luftige Elektrosounds, forsche, verzerrte Headbangerbreaks und eine gute Portion Indievergangenheit mit knalligen Crashbecken und Vocals von Ariane Hensel, die hier den Track „Blue Flower“ neu besingt, dem Mazzy Star und die Pale Saints einst zu Shoegazer-Ruhm verholfen haben. Überhaupt Indie: Egal, ob über dem HipHopScratchBreak bei „Drop“ oder beim breitmarshallwandigen „Wonder“, auf „Our Noise“ transferrieren Herrmann & Kleine die Indietronics auf ihre Powerbooks, kreuzen sie mit japanischen 808-Sounds und fusseln MAX-Patches obendrüber. Manchmal schütteln die beiden sogar alten Ambientplatten interludemäßig die Hand und spätestens da weiß man, dass man mit dieser Platte nichts falsch machen kann. Toll. SVEN •••••

OSYMYSO - INTRO-INSPECTION [OSYMYSO.COM]

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

HEINZ VON FÖRSTER - SHORT CUTS 5 [FRANKFURT 2002] In gewisser Weise ist er ein Großvater der Systemtheorie, Heinz von Förster, und was für einer. In der unglaublich günstigen Einführungsreihe "Short Cuts", die von der Merve-Bande Heidi Paris, Peter Gente und Martin Weinmann für den Verlag Zweitausendeins herausgegeben wird, sind als fünftes Buch der Reihe Texte von Heinz von Förster erschienen. Der Physiker und Philosoph, daneben Professor für Schwachstromtechnik und Rechentechnik, dessen Onkel Ludwig Wittgenstein gewesen ist, sollte bei jedem Musiker mit Theoriebegeisterung im Schrank stehen, schließlich hat er schon 1966 eine Konferenz über "Music by Computers" veranstaltet. Von seinem spielerischen Umgang mit Texten zwischen Philosophie, Naturwissenschaft und Kunst kann man heute nur träumen, darüber hinaus sind die Texte intelligent und amüsant zu lesen. Überschriften wie "Warum sind Computer musikalisch?" oder "Ethik und Kybernetik zweiter Ordnung" beweisen das und versprechen nicht zuviel. 9 EUR. MERCEDES •••••

[•]-nein [•••••]-ja

DESMOND WILLIAMS - DELIGHTS OF THE GARDEN [18TH STREET LOUNGE MUSIC / EFA] Gut Ding will bekanntlich Weile haben und Desmond Williams scheint genau nach diesem Muster zu verfahren. Schließlich hat er bereits mit der Dub-Legende Scientist zusammengearbeitet und ist seither eine zentrale Figur für das Thievery-Corporation-Label und Resident in der 18th Street Lounge. Da hätten so manche vom Kapitalismus zersetzten Idealisten längst alle Vorsätze über Bord geworfen. Ein Sell-Out wird hier jedoch sicher nicht stattfinden. Zwischen Downbeat- und TripHop-Beats offenbart der gebürtige Jamaikaner seine Weltoffenheit durch die Einbindung von Latin, Jungle und natürlich Reggae - ohne dabei seichte und nervige Ethnoklischees zu bemühen. Dabei verzichtet er auf jeden fetten Sound und bleibt auf seinem Albumdebut bewusst dezent, so dass sich die Tiefe erst Stück für Stück offenbart. M.PATH.IQ •••• REPEAT ORCHESTRA - THEMES FROM REPEAT [A TOUCH OF CLASS] Nach einer ganzen Menge 12"es kommt nun endlich mal ein CD Release von Repeat Orchestra, dem anderen Projekt von Antonelli, das die Reduktion seiner eh schon sehr trockenen Tracks auf die Spitze treiben kann, ohne dabei das heimliche Popflair seiner Produktionen zu verlieren, im Gegenteil, es steht hier wie neu und überklar mitten im Zentrum. 12 Tracks kleinstteilig leichter Rhythmen und herzergreifender Stings

<#48> DATES

FAVORITEN

BUCH

V/A - HOT PEPPERS Eine Marketing-CD eines Lebensmittelherstellers soll hier auf Grundlage von Breakbeats und Housetracks scharf gewürztes lateinamerikanisches Flair verbreiten. Auserwählt für dieses hehre Vorhaben wurde DJ Tosh, eigentlich bekannt für das Präsentieren etwas härterer Beats und Sounds. Nun wird es kein Leichtes sein, für eine extrem breitgefächerte Zielgruppe, die ja eigentlich auch nur pseudomexikanischen Fastfood futtern soll, eine musikalisch hochanspruchsvolle Compilation zu erstellen. Also eine Ansammlung mainstreamige Weichspülbeats ist's geworden, der Auftraggeber wird's beim Briefing schon mit angesagt haben, von scharf geschossen, wie im Info versprochen, nichts zu spüren und heiß ist mir auch nicht geworden. FABIAN •••

<#48> PRÄSENTATIONEN

NETAUDIO Unser Verrückter des Monats kommt im April aus Brighton. In diesem englischen Sprachschulseebad lebt der Kumpel von Si Begg, Star-DJ bei ”King Of The Boots”, dem Ministry Of Sound für Booty CutUp-Kids, ehemals Napster-süchtig, jetzt resozialisiert und Sampler-arbeitstüchtig. Berühmt wurde der smarte Küstenbewohner durch seine Kaninchenliebe (”Bright Eyes”), die leider aufgrund mangelnder Lobbyarbeit von Simon & Garfunkel nie zu einem Majorrelease fand. Richard X war da cleverer, doch davon ein andermal. Auf der exklusiven Abbildung links seht ihr Osymyso inmitten dem Traum seiner Plattensammlung, mit der am liebsten vor seinen Freundinnen angeben würde, wenn es sie (beide) wirklich gäbe. 101 Tracks in 12 Minuten, aus denen anderer Bootlegger mit Sicherheit ganze LPBoxem oder locker 240 7“s gemacht hätten. Nicht so der Küstenfreak. Bei ihm bekommt kein Track mehr als 20 Sekunden Zeit, und das ist schon geprahlt. Im berühmt-berüchtigten 80er-Midtempo-Plastik-Pseudo-Aggro-Flow (Frankie Goes To Hollywood, Soft Cell, Ultravox), verlinkt mit vermeindlichen Klassikern (Pink Panthe r, Kings, Beatles, Stones, Flying Pickets, Derrik B.) und der wundebaren Welt des Bravohits (Barbie Girl, INXS, Britney et al). Klar, dass solche Menschen mit dem iPod auflegen. Und künftig nicht mehr Depeche Mode sampeln wollen. Denn was er hier macht, Dinge zusammenzupasten, die noch nicht mal voneinander gehört haben, macht er von 9 bis 5 auch mit Videomaterial. Und das gefiel der BBC so gut, dass er inzwischen sogar für die Mutter aller Broadcaster arbeiten darf. Irgendwie muss er seinem Provider ja auch den Traffic auf seiner Seite bezahlen. DE:BUG OFFICE CREW •••••

CD

<#47> DRUM AND BASS

von den 12"es, mit einem Bonus. Unbedingt hören, wer es http://www.adnoiseam.net noch nicht alles kennt. http://www.needle-sharing.com BLEED ••••• http://www.tarmvred.net BLEED ••••-••••• HYPO - JINGLES & SINGLES [ACTIVE SUSPENSION 04 12"MINILP] ELECTRONICAT - BIRDS WANT TO HAVE FUN Tja, es wird nix helfen. Ich muss ja jetzt schon mitpfeifen. Die- [ANGELIKA KÖHLERMANN / AK012] se kurzen Klangepisoden, man könnte sie fast Songs nennen, Der Preis für die am dreckigsten verzerrte Bassdrum geht in gehn sofort rein und begleiten einen den ganzen Tag. Wenn diesem Monat an Electronicat. Wir gratulieren einem Weltennicht, empfiehlt sich eine Überspielung auf Minidisc. Dann bummler, der kürzlich noch für Depeche Mode am Remixen mit den Öffentlichen durch die Stadt fahren. Gesichter beim war und auf seinem neuen Album alle Regler nach rechts Lesen beobachten, oder Warteformationen am Bahnsteig auf dreht und richtig dick den sleazy Freak raushängen lässt. StoiSynkronität untersuchen. Dann stellt sich diese Melancholie sche Drumcomputer rocken geradeaus, der Bass ist immer ein, die das einzig Schöne an Pop ist. Denn der steckt hier drin, dicht und breit und toll bratzig und alles klingt nach Kunstleobwohl noisy und kaputte Sounds diese Jingles & Singles be- der und diesen komischen Geschichten von Menschen wie völkern und Anthony Keyeux aka Hypo VVM und Oval als sei- Marc Almond, die man nie geglaubt hat. Hier kommt der Emune Referenz nennt. Obwohl, das ist ja auch Pop. Wie auch im- lator. Schwül hier in diesem Club, und dann kommt auch noch mer. Hypo schafft hier jedenfalls extrem lässig Lo-Fi Elektro- GD Luxxe und die Gitarre vorbei. Das hier ist Retro aus purer nik mit Ansätzen aus fast allem von Music Concrete über Noi- Liebe und hey, ohne Wave... wo wären wir da heute? Ich finds se bis Country House zu veredeln, ohne dass das jemals belie- prima. big klingt. Keines der Stücke scheint sich an das vorherige zu http://angelika.koehlermann.at erinnern. In Copita wird wild gefiltert, Paris-Roubaix grooved THADDI •••• ganz schön doll und in Undercovered singt Reika Underwater und das klingt auch so. Das sehr gelungene Coverdesign ist V.A. - SONIC YOUTH PRESENTS ALL TOMORROW'S von einem Menschen namens Karel Gott. Kommt mir auch ir- PARTIES 1.1 [ATPR 2] gendwie bekannt vor. Nothing stays the same. Großartig. Aus dem sogenannten Bowlie Weekender, von Belle & SebaTASCHE ••••• stian initiiert, sind die All Tomorrow's Parties [der amerikanische Ableger] entstanden. Bei diesen Festivals treten, frei von PANACEA / NEEDLE SHARING / TARMVRED - PANACEA Werbung, Promotion, also ohne einen Anschein der KommerSHARES NEEDLES WITH TARMVRED [AD NOISEAM] zialisierung aufkommen zu lassen, unterschiedliche Bands Die Prenzelberger haben doch wirklich ihren Spass. Riot auf, um wohl ein marxistisch, globalisierungskritisch angeSquad Drumandbasser mit einer neu aufgefrischten Vision hauchtes Statement zu setzen. Ob sie das schaffen, sei mal davon den Breaks, die die Welt aus den Angeln heben, und wie- hin gestellt, eigentlich geht es hier ja auch nur um diesen der mal haben sie so recht. Relaxte Darkness, in der das Pathos Sampler der von Sonic Youth zusammengestellt wurde. Diese fast in beschaulicher Größe aufgegangen ist, in der die Sounds haben denn aus ihrem musikalischen Umfeld die auf dem Alwie flüssiges LSD von den Beats tropfen, als wäre Soul der bum gefeatureten Bands rekrutiert und das hört sich genauso mittlere Buchstabe, und wenn Panacea z.B. die Achse der Be- an, wie man es erwartet: Indie Rock - Pop, Folk, Hip-Hop, elekats in den Untergrund von Noiseclicks verlegt oder Tarmvred tronische Noise-Tiraden und andere Experimtente werden abdie Kanten böser Alb-Träume zwischen die Pianos rammt, geliefert. Die Stimmung schwankt von harmlosen Singer/Sondann ist das alles dennoch große Inszenierung und grade gwriter Gesäusel bis zu epileptischen Elektro-Computer Andurch die etwas alberner gelagerten Tracks von Needle Sha- fällen, die wohl "sophisticated" sein sollen. Einerseits zu ring ist die CD dann perfektes Homeentertainment und weit schräg, andererseits zu seicht - weiß nicht. wuchtiger als jedes Kino je sein kann. LUM ••-•••

V.A. - FROM THE DECKS OF MARSCHMELLOWS [AUDIOPHARM / SPV] Mit dem Beitrag der Frankfurter Der Kraft und Wicked E startet eine neue Mix-Reihe auf Audiopharm, die uns die Plattentaschen einiger Lieblinge aus dem Breakbeat- und NuJazz-Sektor etwas näher, ja bis ins traute Wohnzimmer bringt. Der Kraft mixt auf CD 1 die Clubvariante des NuJazz ab, während Wicked E auf CD 2 größtenteils BigBeat und Breakbeat vermengt. So kann man sich aussuchen, ob man eher zu Herbert, Swag, Jazzanova, 4Hero, Dublex Inc., Voom:Voom und Charlie Dark oder zu Ballistic Brothers, Rennie Pilgrim & Meat Katie, Strike Boys, Krafty Kuts & Dr. Luke und Paris grooven möchte. Die Marschmellows sind natürlich auch mit zwei neuen Nummern und Remixen vertreten. Advanced clubbing. M.PATH.IQ •••••-•••• MAD PROFESSOR MEETS SCIENTIST AT THE BOUND TABLE WITH LSP [ARIWA, ZOMBA] Ein deutschsprachiges Reggaelexikon nennt die Klänge des Mad Professors "eine Mischung aus Dub, Techno und House". Das geht mir zu weit. Seine Musik ist nämlich auch auf seinem neuen Werk fetter Dub reinsten Wassers. Die Auswahl der stark digitalen Sounds ist in diesem Zusammenhang allerdings ein wenig ungewöhnlich, die fetten Unterwasserbässe sind ziemlich einzigartig. Und dann ist da natürlich noch seine Vorliebe für reggae-fremde Beats aus Drum'n'Bass und Hip Hop. Diese Zusammenarbeit mit dem Scientist verarbeitet zusätzlich verzerrte Gitarren, R'n'B, Lee Perry, Akkordeon- und Richard Clayderman-artige Klavierklänge, lachende Kinder und startende Düsenflugzeuge sowie haufenweise andere Geräusche. Vielleicht nicht sein Meisterwerk, auf jeden Fall eine groovende und abwechslungsreiche Dubreggaeplatte. ASB ••• JECK, PHILIP/ OTOMO YOSHIHIDE/ MARTIN TÉTRAULT: „INVISIBLE ARCHITECTURE #1" - VAINIO, MIKA/ CHRISTIAN FENNESZ: „INVISIBLE ARCHITECTURE #2" [AUDIOSPHERE] Das neue "Audiosphere"-Label, eine Verbindung von Audioview und Sub Rosa, veröffentlicht in der Reihe "Invisible Architecture" Live-Aufnahmen von Zusammenarbeiten von zwei oder mehr experimentierfreudigen Klangforschern. Den Anfang macht ein ganz besonderes DJ-Treffen, nämlich eine Per-

Akufen Album [Force Tracks] Akufen - Psychometry Rmxs. Vol.1+2 [Trapez] Hypo - Jingles & Singles [Active Suspension] Anne Westphalen - [Sue Mi/006] Geoff White/Sutekh [Edit Records] O.Lamm - Snow Party [Active Suspension] Daniel Wang - Panoramic [Playhouse] Herrmann & Kleine - Our Noise [Morr] Newworldromantic - Spirit [Delsin] Soul Center III [Mute] Phantom Ghost/Efdemin [Dial 010] Angelika Köhlermann - Care [Tomlab] Thomas Jirku - Just You And Me[Revolver/007] Farben - Don't fight Phrases [Klang] Hanno Hinkelbeinn - [Null Records/0.4] Remote Viewer [City Centre Offices] One:Soul - [Hard:Edged] Smyglyssna - We Can Fix It [Vertical Form] Carl Finlow - Electrilogy Pt. 2 [Device] Christ - Extended Play 1 [Benbecula] Digital - Dubzilla [Function] Fullswing - Edits [Orthlorng Musork] Anti Pop Consortium [Warp] Boards of Canada - Geogaddi [Warp] Brett Johnson - Bounce [Classic] Closer Musik [Kompakt] Farben [Klang Elektronik/065] Folie_Misspass[Mitek/04] Jacek Sienkiewicz [Klang Elektronik/064] Sueme - A La Carte [.Com Recordings/005]

formance mit Kofferplattenspielerarrangeur Philip Jeck, Turntablist und Gitarrist Otomo Yoshihide und dem Vinylbastler und Improvisator Martin Tétrault. Wir hören eine spannende Collage aus Plunderphonics und konkreten Klängen, die durchaus auch als Hintergrundmusik missbraucht werden kann. Teil 2 der unsichtbaren Architektur ist eine Zusammenarbeit von Pansonics Mika Vainio mit Christian Fennesz. Abstrakte und verstörende Sounds und gemeine Maschinendrones lassen hier zwar wenig Fröhlichkeit aufkommen, sorgen aber für eine gute Stunde Spannung unter dem Kopfhörer. So kann das neue Label gern weiter machen. ASB •••-•••• CYBERNET SYSTEMS - ROBOT MOVEMENTS [BATTLE TRAX] Wer lange Zeit dachte, Bassjunkie wäre sowas wie die Begeisterung für Bass, dem dürfte langsam klar werden, dass Junkie ein Abhängigkeitsverhältnis markiert, und dass die immer dark sind. Die Elektroposse der Übererfüllungsphantasien merkt, dass ihr Bild vom Robot langsam ausstirbt, wäre ja auch zu schön gewesen, und dass man sich langsam von den 50er Scififantasien verabschieden muss, vielleicht war mit Terminator ja wirklich alles vorbei. Die Tracks dazu Untergangsphantasien in Elektronik und Stahl, die schon auf dem zweiten Track die entscheidende Frage stellen: Werde ich träumen? [wenn ich Tod bin, Borg bin, Maschine bin usw.] So, und jetzt, Menschmaschinen, ab an den runden Tisch und neue Verteilungen und Überscheidungen aushandeln, denn sonst bleibt irgendwann nur noch die perfekte Produktionsweise und eine weitere Leiche auf dem großen Berg des Muckertums. http://www.bassjunkie.com BLEED •••-•••• ITALYBYDATI [DISTURBANCE] Früher war dieses Label mal dafür bekannt, dass sie die ersten Atom Heart Platten und Ähnliches releast haben, mittlerweile kommen verschiedenste Dinge heraus, u.a. sowas wie diese recht loungige Breakbeat CD mit Scratcheinlagen und Hörspiel 50er Jahre Italiensounds aus dem Tourismusbilderbuch für Wagemutige. Manchmal schon etwas sehr daddelig, aber gut für Kaffefahrten nach Bari. BLEED ••-••••


<38> - DE:BUG.58 - 04.2002

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Aardvarck: Nozum

Aardvarck: Find The Cow

Dimension 5: Control Complex

Delsin 023 (Euro 12" @ ¤ 9,00) Aardvarck's twisted+tricky,moody detroit rooted downtempo techno incl. Attica Blues Rmx- TIP! 35834

Delsin 024 (Euro Do LP @ ¤ 17,00) blue atmospheric broken' downtempo & techno jazz cuts -TIP!!! 36407

Delsin 025 (Euro 12" @ ¤ 9,00) nice straight groovin' deep + epic detroit techno w/ club appeal 36053

Millsart: Every Dog Has Its Day II

Jeff Mills: UFO

Millsart: Every Dog Has Its Day III

Axis 023 (US Do 12" @ ¤ 25,00) Jeff Mills prod. deep ambientish & funky lush groovin´& jazzy techno tracks 32241

Axis 024 (US 12" @ ¤ 9,50) hard & ruff fast pumpin´ "Waveform Vol 1 like" techno tracks 34138

Axis 026 (US Do 12" @ ¤ 21,00) Jeff Mills prod. deep ambientish & funky lush groovin´& jazzy techno tracks

Underground Resistance: Acid Rain EP Shockwave 1008 (US 12" @ ¤ 9,50) var. styled spacey acid tracks A CLASSIC A1004

Robert Hood: Kick Dirt EP M-Plant 324 (US 12" @ ¤ 11,00) drivin´minimal chord flav. Detoit techno 36492

A Number Of Names: Shari Vari Rmxs Puzzlebox 006 (US Do 12" @ ¤ 15,50) electro & techno mxs. by Ectomorph, Godfather,M. Grant, E.F.Fowlkes,... 36634

Monolake: Gravity

Monolake: Ionized

Monolake: Bicom

[ ml / i ] 006 (D CD @ ¤ 15,50) excell. ultra deep & wide 'nautical' grooves & soundtextures - TIP!!! 32775

[ ml / i ] 007 (D 12" @ ¤ 8,50) clear vinyl, super deep electro-esque rollin' atmospheric tracks - TIP! 33870

[ ml / i ] 008 (D 12" @ ¤ 8,50) brilliant r'n'b-ish downtempo, twisted clubby (post) electro & wicked cryptofunk - TIP!!! 35195

Paperclip People: Remake Uno / Duo

Paperclip People: Throw / Basic Reshape

Planet E PCP 1 (US 12" @ ¤ 9,50) Carl Craig reworking of a Manuel Göttsching classic

Planet E PCP 2 (US 12" @ ¤ 9,50) contains extra deep Basic Channel Reshape 3071

A350

Manuel Göttsching: E2-E4 Spalax (Euro LP @ ¤ 15,50) Rerelease Of A Classic LP!, Basis For Sueno Latino & Carl CraigTracks 12699

Carl Craig: The Climax orginal Planet E 65263 (US 12" @ ¤ 11,00) re-release of a classic track from the 1990 incl a new Basic Channel reshape 34148

Pub: Do You Ever Regret Pantomime ?

A Fat Cat Compilation: Across Uneven Terrain

Ampoule LP 001 (UK Do LP @ ¤ 18,00) finest blue & wide sounding ambientish groovin' listening excursions - TIP!!! 34377

Fat Cat LP 001 (UK Do LP @ ¤ 18,00) one of the most upfront labels revisited,w/Process,Fonn,MiceParade 26280

808 State: Newbuild

Baby Ford: Normal EP

Rephlex 080 (UK 3X EP @ ¤ 21,00) re-launch of ‘88 acid/house monster classic - do not miss! 26349

Rephlex Bford 15 / 1 (UK 12" @ ¤ 9,00) prod. 1990, a classic Baby Ford vocal tune + AFX killer-edited rework! 25411

Cylob: Cut The Midrange, Drop The Bass Rephlex 121 (UK 12" @ ¤ 9,00) makes the Mac sing&swing b/w'what shall we do with a drunken sailor' - HIT! 35779

Wayne Jarret: Mini Showcase

Horace Andy meets Naggo Morris

The Meditations: I Love Jah

Wackies 1716 (Reggae 10" @ ¤ 12,50) reissue of a classic + rare mini album, brilliant early 80's Bullwackie prod. 36145

Wackies 1722 (Reggae 10" @ ¤ 12,50) reissue of a classic + rare minialbum, brilliant early 80's Bullwackie prod. 35954

Wackies 510 (Reggae LP @ ¤ 14,00) re-issue of early 80's Bullwackie productions, roots reggae w/ male vox 36614

Carl Bradney / Big Youth: Slipping Into Darkness

V/A - Soul From Jamdown: Darker Than Blue

Wailers Band / Rhythm & Sound: Higher Field Marshall / No Partial

PK 4 (Reggae 10" @ ¤ 10,00) from 'DarkerThanBlue' compil.,70's reggae versions of soul classics - TIP!!! 35322

PK 5 (Do LP @ ¤ 22,00) 70s reggae versions/ interpretations of soul classic - ESSENTIAL! TIP!!! 35324

PK 6 (Reggae 10" @ ¤ 10,00) re-release of classic super rare dub b/w 'updated' version - KILLER!!! 35321

Otto von Schirach: Boombonic Plaque

Kosmik Kommando: Universal Indicator 5 Ultra Violet

Otto von Schirach aka El Santo: El Golpe Avisa

Schematic 022 (US 12" @ ¤ 11,00) absolute unique ultra rough + compressed beat scapes + sound collages - TIP! 36701

Beta Bodega 003.5 (US EP @ ¤ 11,00) continuing the legendary Rephlex series: dynamics in modern acid! 36035

Rice and Beans 006 (US LP @ ¤ 11,00) 8 tracks, noisy&rough abstract new school hip hop and beyond - TIP!!! 36032

Diese Liste kann nur eine Auswahl aus unserem Angebot sein. Wenn diese Liste vom Drucker kommt, sind manche Platten vielleicht schon vergriffen und andere wieder neu reingekommen (wir setzen nur Platten in die Liste, die wir zu dem Zeitpunkt des eintippens auch wirklich am Lager haben!). Deshalb bei Bestellung bitte möglichst Ersatztitel angeben. Normalerweise bekommen wir jeden Tag Lieferungen mit Neuheiten oder Nachbestellungen. Bestellung telefonisch oder schriftlich und bitte die Bestellnummern angeben. Preisangaben unter Vorbehalt (Einzelne Tippfehler können bei den Preisen genauso wie bei Titeln oder Labels vorkommen). Versand erfolgt per Nachnahme oder Bankeinzug mit Paketpost. Innerhalb Deutschland berechnen wir als Versandspesen pauschal: Paketpost standard NN: ¤ 6,90 (dazu kassiert die Post noch ¤ 1,53 NN Gebühr) / Paketpost Bankeinzug: ¤ 3,30 (eine Standardsendung sollte normalerweise innerhalb 48 Stunden ankommen). Bei einem Rechnungswert über 300,übernehmen wir die Versandkosten für Standardsendung (nur Inland). Expressversand ist gegen Aufpreis möglich. Wenn eine Lieferung durch Verschulden des Empfängers zurückgeht, müssen wir die entstandenen Porto- bzw. Rückportokosten berechnen. Großhandelsanfragen sind willkommen. Nachdruck oder Vervielfältigung dieser Liste (auch auszugsweise) ist nicht erlaubt.

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CD

[•]-nein [•••••]-ja

MINA - EXPANDER [BUNGALOW] Mina werden auf diesem Album von Freunden und Anverwandten der Berliner und Wahlberliner Szenen gemixtrüttelt und verrührt. Rechenzentrum z.B. die astrein wummsende Clickertechnodunkelkammerstimmung als Blowup ihrer selbst versuchen. Oder Freischwimmer mit ihrem "endlich mal ne Indieband samplen" Kinderschlagzeug meets Housechansonmix. Erobiques Alleinunterhalter-Harmoniewechsel-Hemdwechsel-Säusel-Pop für alle, die früher nie in die Disco gekommen sind, skip, Minas Bonusquantenwallofsoundrock, Jim "Knopf" Bimbambimmelbahn-MegaMix und viel anderes viel substantivisch aufgeheiztes Crossgenretum ist noch drauf. Drüber sein hilft, amüsant ists aber immer. http://www.bungalow.de BLEED •••• MINA - EXPANDER [BUNGALOW] „A To B" leider nie gehört, "Kryptonite" im Plattenschrank. Also fast unvorbelastet an den „Expander" ran. Rückmischungen und Coverversionen, teils von Mina, teils von Freunden und Bekannten angefragt und zu einem Mix verzwirbelt. Ist ja auch egal, fängt jedenfalls prima an: Rechenzentrum mit einem schrägminimalen House in seichter Geisterstimmung; anknüpfend Freischwimmer [Geier & Yoshino-produziert] mit Elektronikahouse. Danach ein unverschämtes Keyboard-Intro von Carsten Erobique. So ist die Nacht noch weitere, auch mal gitarrig-ruppige [Sitcom Warriors z. B.] 10 Tracks lang, mit u. a. Micha Acher, Neoangin, Sinken, Schneider TM und Mina selbst. Es darf getanzt werden. Ich glaube, das ist DieWelt-ist-nicht-nur-schlecht-Disco! Und jetzt möchte ich doch noch die Originale kennen lernen, obwohl die Dinger auch wunderbar ohne Referenzen funktionieren. Dann also erstmal „Repeat" drücken und den Interregio nach Berlin nehmen. http://www.minamusik.de CJ •••• RUISORT - ACAPULCONOW [CERTIFICATE18] Hä? Certificate 18 hatte ja neulich schon einen Mexicaner, aber der hier erwähnt in seinem Info Bilderbuch Biographien, die doch gar nicht stimmen können, als Referenzen, oder? Kraftwerk, The Orb, Howie B, Kruder Dorfmeister und Atom Heart? Nunja. 8 Tracks von Alvaro Ruiz zwischen fluffig floatenden Downtempobreaks mit viel Stimmung und dezenten klassischen Anflügen in Richtung Piano und Miditriggeramusements, Retrosamples aus der Prävinylära, skurrilen Vocoderpassagen zu rockend angezerrten Basslines, mit Jazzausläufern, ein wenig Chacha zum Wohlfühlen zwischendurch und noch so Einiges andere exotische Gebreake. Amüsante Platte. Die manchmal etwas zuviel verspricht, aber dennoch immer bezaubernd ist, so als könnte Musik gut gekleidet sein. http://www.certificate18.com BLEED •••• THE EPIDEMIC - I AM COMPLTELY OPRATIONA L [CHE RECORDS/005] Powerbook und Gitarre entwickelt sich immer mehr zum neuen Dreamtream, was Produktionsmethoden angeht. Das ersetzt und verändert 4Spur und Gitarre von damals. Andy Dixon aka The Epidemic macht das Label und singt auch noch dazu, verhaspelt sich und nimmt das auseinander, lässt die Gitarren durcheinander plinkern, legt sympathisch einfache Beats dazu, ein wenig Geräusche eines neuen Indiefolkkosmos, der ja bekanntlich beim Chip anfängt und zwischen den Wipfeln der Bäume aufhört, macht Tracks, die viele Parts haben dürfen, weil sie so szenisch arrangiert sind, so etwas von einem durchfahrenden Auto haben, wie der Opener "Westcoast as a Robot" nahelegt, die aber eben auch diesen kleinen Bruch nutzen, den mal eben dahingespielte Passagen auf der Gitarre erzeugen und wie ein kleines schwarzes Loch der Seele in sich die Zeit versenken. Indietronics für globale Slacker und Menschen, die beim Spazierengehen gerne vor sich hinpfeifen. http://www.acherecords.com BLEED ••••-••••• FLY PAN AM - CEUX QUI INVENTENT N'ONT JAMAIS VECU [CONSTELLATION] Siebdruckcover - aufwendig. No-Wave-Funk - furztrocken. Es hat sich nichts geändert beim Sound of Fly Pan Am. Ein Stück wie „Jeunesse Sonique, Tu Dors [En Cage]" verdeutlicht : hier wird gesurft, und zwar auf Grenzen, die es schon länger nicht mehr gibt. Analoges und Digitales, Rock und Elektronik, Musik und Kunst [Experiment], Repetition und Innovation usw. Fly Pan Am machen das schon ganz klasse und konsequent. Allerdings benötigt man mittlerweile eine ganze Weile Geduld, um sich einzuhören und die auch schönen Momente in stoischen Zehnminütern zu entdecken - und die gibt es etwa in Form des verschroben-kinderzimmerartigen „ArcadesPamelor". Die acht Songs unter dem Aspekt ‚schwierig' abzustempeln, wäre zu einfach. Klar arbeiten Fly Pan Am mit einem Soundlaboransatz, sie forschen. Die Frage bleibt aber, wie weit man mitforschen will und kann. http://www.cstrecords.com CJ ••• V.A. - INGREDIENTS STEP 4 [COOKIN´/ GOOD LOOKING] Der Output von frischem Downbeatmaterial bleibt dank Cookin´ erneut ungebrochen. Perfekt produzierter, an Jazz, Funk und HipHop orientierter Chill-Out für die elektronischen Sofas unserer Welt. Überraschend ist dieses Mal die Menge an neuen Artists, die dem Gesamtbild keinen Abstrich machen. Insbesondere ELT und Rebirth Of Conscience überstrahlen noch die „Alte-Herren-Mannschaft" um Cedar, Solaris und Sonic Generation. Für Liebhaber ist das ein erneutes Muss, allen Anderen wird die „logical Progression" des Sounds wohl doch zu kurz gekommen sein. M.PATH.IQ •••• COOKIN' INGREDIENTS STEP 4 [COOKIN' RECORDS] Manchmal tut etwas Abstand ganz gut. Nachdem die Veröffentlichungen aus dem Großhause Good Looking/Cookin' etc. über die letzten Jahre beinahe unüberschaubar wurden, half nur eine gewisse Art von Ignorierung. Dadurch wurden die eigenen Aufmerksamkeitspotenziale allerdings befreit, um sich nun erneut auf das Spiel einzulassen. Und es funktioniert prima: „Step 4" der Ingredienzen bietet wunderbaren Downbeat alter und neuer Gesichter auf diesem Sektor. Neun überaus edel produzierte Tracks voller Funk, Soul, Jazz und HipHop stellen einen perfekten Ausschnitt aus dem High End des aktuellen Sofa Hops vor. Nicht nur für Besserverdienende und nicht nur für den Urlaub oder Sex. Vor den relaxten Beats von Nebo [mit erotisierenden Vocals von Alona Dontsova], Sonic Generation oder Solaris sind wir alle gleich. Beinahe. Gleich neben Dr. Rockits „Café De Flore" einsortieren bitte. http://www.glo.uk.com CJ •••• KARIN KROG - RAINDROPS, RAINDROPS [CRIPPLED DICK] Mit dieser Scheibe scheinen sich die Jungs und Mädels von Crippled Dick die ehrgeizige Aufgabe gesetzt zu haben, etwas Grundlagenreanimierung in Sachen LoungeJazz zu betreiben. Die Stücke entstanden größtenteils Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre. Damals experimentierte die Norwegerin Karin Krog nicht nur mit dezenten Modulationen ihrer einzigartigen Stimme. Sie setzte elektronische Effekte genauso selbstverständlich ein wie ihre zahlreichen Gäste aus der Jazzelite. Don Ellis, Archie Shepp, Jan Garbarek und viele andere sorgen bei dieser Zusammenstellung dafür, dass die Musik erstaunlich unverbraucht klingt. Von völlig tanzflächenkompatiblen Rare Grooves bis zur Ballade bleibt alles gekonnt eigen, ohne irgendwann den akademischen Jazz zu sehr

zu betonen. Aber dann wäre diese Scheibe hier auch falsch. So bekommt Karin Krog völlig zurecht einen neuen Kontext dazu. Und ein Remix von Matthew Herbert steht auch in Aussicht! Eine echte Perle. M.PATH.IQ ••••• TAUSENDSCHØEN - YONMADE [DACHSTUHL] Oder 1000schøen, wie man will. Kommt auf die Perspektive an. Ob Bild, oder Klang, wobei das hier auch keine triftige Unterscheidung ist. Yonmade stellt beides aus, als Galerie auf CD-ROM, ebenso akustisch als Silberling, das ist unbedingter Mehrwert: Ein Zwei-Komponenten Ereignis, schwarz und weiß, und alle Phasen bespielbarer Unschärfe. Bitte, ein bisschen Farbe? Gehe auf www.toooschoen.de, vergiss nicht die Cheque-Karte, nehme nur die, die noch frei ist. Da bleibt Unsereins dann doch lieber Purist, 0 und 1, SCHLICHTHEIT. Und Rhythmus selbstverständlich, gestaucht, gespannt, "Nautilus", "Nearanalog" oder einfach "Quarks". Mit minimalistischen Beats, die sich zu dichten Dronewolken verweben. Lautlos taucht irgendwo ein Rhythmus auf. Und auf! LOS! Ein Spiel, bei dem man nur gewinnen kann, wo gibt´s denn so was? Unter tarkatak@nwn.de XENYA •••• AUDIBLE - LOW LIFESTYLE [DC] Wow! Captain Future kifft und fährt mit Yul Brynner überblickverlierend durch Westworlds Vergnügungsparks. Bill Youngman kommt aus New York, lebt in Berlin und produziert, neuerdings als Audible [sonst u. a. für Neil Landstrumms Scandinavia Records], die dazu gehörige elektronische Musik. Anfangs, bei „Beneath" und „Hulo" sind noch für DC typische HipHop Beats zu vernehmen, doch dann flattern die Tracks deutlich in Warp-Richtung: „Spinett", „Scrapp Woman" und das wundervolle „Estress Audio" sind kranky Breakbeats mit Großstadtnachtumherschweifatmo. „Sludge" klotzt schon fast großmaulig mit Elektronika. Gefrickelt wird von Audible, aber nur in eben erträglichen Maßen, dafür packt Youngman ein bisschen Space Jazz mit rein. Von vielem etwas in genau der richtigen Mischung. Ganz starkes Debüt eines Nichtdebüttierenden. So kann das Frühjahr beginnen und nicht mehr enden! CJ •••••

HONS - FERNER LIEFEN [FERNER LIEFEN RECORDS] Hons aus Österreich macht, was er will. Und zwar möglichst alles auf einmal. Bratgitarren, die an meine Jugend im Zeitalter des Schweinerock erinnern, Kirmesgeräusche, Easy-Listening-Orgeln, Junglebeats, Stimmen, die mal geheimnisvoll flüstern und mal banal telefonieren, ein Kinderglockenspiel und haufenweise andere Klänge. Die Musik? Ein bisschen Musique concrète, ein wenig Rock und viele Geräusche erinnern an eine Tonspur ohne Film, an heimlich belauschte Telefongespräche oder Fernsehgeräusche aus dem Nebenzimmer. Eine irgendwie ziellose Produktion, die aber trotzdem nicht langweilig wird. ASB •••

terschied kennen. Also Schrammelpop basteln wenn sie Lust haben, die Casios misshandeln, die technischen Klein- und Kleinstgeräte voll im Griff haben, längst aber auf ein Powerbook gespart haben oder es ihrem großen Bruder abgekauft haben, der dafür als Entschädigung zu jedem der Tracks mit seinem Gitarrenverzerrer hineinbrüllen darf, und überhaupt, wie ging noch mal Disco? Wie war Karaoke? Was macht Remote Viewer in seiner Freizeit? Und wieviel Trash verträgt die Welt. Eigentlich hätte diese Platte nicht aus Amerika kommen dürfen, denn sie ist so absolut antiamerikanisch, dass man schon Angst um das Label bekommt. http://www.intellectos.com BLEED •••••

OZY - TOKEI [ FORCE INC] Normalerweise würde man die Isländer wie Ozy und den Rest der Thule Bande sofort auf Eis legen. Channeldub der weitläufigen Sorte, aber irgendwie verführt es einen dann doch wieder, wenn es wie hier schon fast an Elektronikasounds knabbert, dem Ganzen mit knisternden, vor allem aber leicht federnden Klängen einen Untergrund gibt, der mindestes soviel von Pop, Melancholie und groovender Begeisterung hat, wie von dem ansonsten eher mythisch orientierten Übervater Dub. Passagen mit Percussion treffen auf endlose Schichtung von Akkordsounds, hintergründige spanisch-angloamerikanische Partylaune lauert hinter den fast zu Abstraktionen hochstilisierten Dubsounds, und zwischen den klareren Beats steckt immer genügent Microrhythmik, um auch die feinsten Ohren noch mitzureissen. http://www.force-inc.com BLEED •••••

INTERMEDIUM FROM ONE2TWO [INTERMEDIUM REC.] Anlässlich des Medienkunstfestivals "Intermedium2" in Karlsruhe erscheint nun auch der "unvermeidliche Labelsampler" von Intermedium Records, jener Firma, die sich seit einigen Jahren in Zusammenarbeit mit der Hörspielabteilung des Bayrischen Rundfunks um die Verbreitung äußerst spannender Klänge zwischen Hörkunst und intelligenter elektronischer Tanzmusik verdient gemacht hat. Die Compilation versucht einen Überblick zu geben über die Veröffentlichungen seit der "intermedium1" im Jahre 1999. Kein leichtes Unterfangen bei der Vielfalt der dort erschienenen Produktionen von Hans Platzgumer, Console, Philip Jeck, Andreas Ammer, DJ Spooky, Kid 606, Move D und vielen, vielen anderen. Ein für den Geldbeutel ziemlich gefährlicher Appetizer, der sicher den einen oder anderen weiteren Gang in den Plattenladen nach sich ziehen wird. ASB •••••

V/A - BOOMTRONICSFREAKABOOM Eine fulminante Werkschau eines der besten Breaks-Labels des letzten Jahres kommt hier auf einer Doppel-MixCD daher. Neben bereits veröffentlichten Tracks und einigen Remixen, sind ein Großteil der Songs exklusive Tracks, die von den bekannten Label-Acts wie Koma & Bones, Kraymon, 2 Sinners, Switchshift, Junk Magnet, etc. beigesteuert werden. Von relaxt verspielten Entspannungs-Beats bis zu fett rockenden Breaks-Monstern zeigt uns Labelboss Justin Owen aka Databass wie man sich die ungeraden Beats in diesem Jahr vorstellen kann. Eine PräAUDIBLE - LOW LIFESTYLE [DC RECORDINGS] sentation von Funky-Progressive-Nuskool-Electro-TechBill Youngman, den die meisten eher durch seine EPs auf breaks auf höchstem Niveau. Scandinavia oder Tracks im Umfeld von Brightoner Bass- FABIAN ••••• line Rock kennen, dürfte mit dieser Platte überraschen. Schließlich hört man nicht alle Tage diese Art von Unter- I - I [GLITTERHOUSE] gangs Downtempo Schmock. Recht einfach und gele- I geben keine Interviews, Infos, Namen etc. heraus. Aber gentlich funky wie frühe Lee Norris Sachen, manchmal sie kommen aus Düsseldorf und sollten eigentlich D aber auch etwas dark und mit unüberhörbaren Elek- heißen. Schade. Während des Konsums ihrer sieben lantroeinflüssen, daddelt die CD so vor sich hin und dürfte es gen und langsamen Stücke können wir alle ein bisschen schwer haben, in jedem Umfeld, gerade weil die Tracks sinnieren, wer sie denn sein könnten und die üblichen [die manchmal auch in Drum and Bass Gefilden herum- Verdächtigen an uns vorbeischweben sehen und hören. stolzieren] so eine Art von leichtem Understatement ha- Das scheint zu diesem Spiel zu gehören. Prinzipiell ist das ben. Ist aber trotzdem nett [die light Variante] und gele- jedoch vollkommen egal und sollte in drei Minuten abgegentlich wie auf "Sludge" z.B. auch überraschend intensiv. hakt worden sein. Denn wichtiger: I richten sich faszinieBLEED •••• rend-gemütlich in der Nische zwischen Tortoise und Bohren & Der Club Of Gore ein. Und das macht sie stark. Kein STEINBRÜCHEL - ZWISCHENRAUM [DOMIZIL 15] Abkupfern, kein x-ter Kraut- oder Postaufguss. Düster Es fängt an mit 20 Sekunden Stille. Dann werden vier Se- schleichende Downtempomonster mit Loops, Samples, kunden verhaltenes Granulat geworfen, um erneut im Synthies und Bandinventar, die es schaffen, lange Haare, Schweigen zu versinken. Klangfragmente, die potenziell Pilze, Pullunder und Hornbrillen von der nächtlichen in ihrem Anteil steigen, werden mit ihren potenziell klei- Straße zu scheuchen und sich ihren soundtrackartigen ner werdenden Zwischenräumen konfrontiert. Verhält- Weg walzen. Unbedingt ein Promo an David Lynch nissmäßigkeiten, die fast wie mathematische Klammern schicken. Warum haben die Stücke eigentlich Namen? um mehr oder weniger dichte elektronische Materie ge- Haben sie doch gar nicht nötig! setzt werden. Das könnte in jedem Moment auch ausbre- http://www.glitterhouse.com chen, hat sich aber hier entschieden, ganz streng zu sein. CJ ••••• Pausen sind halt nur da, wenn sich jemand für sie entscheidet. Und zwischen den Pausen scheinen die Sounds LIQUID STYLE SESSION sich mental auf die nächste Stille vorzubereiten. Es wird LIVE@ANTONITER SUPERJAM [GROOVE ATTACK] sehr verhalten oszilliert, gefisselt und geflutet, nie so, Das hat man noch nicht gehört. Anlässlich des Antoniter dass sich ein Arrangement in den Vordergrund stellt. Die- Superjam vereinen sich ein Saxofonist, ein Organist, ein se kühle und konzentrierte Zurückhaltung klingt fast ein Percussionist und zwei, die jeweils die Turntables und wenig steif oder zumindest sehr sehr ernst. Deshalb soll- Notebooks bearbeiten, um in der Kölner Antoniter Kirche te man beim Hören unbedingt Himbeereis essen, oder sich in dieser bizarren Kombination auf eine wilde Improirgendetwas anderes, das schmilzt. visation einzulassen. Das soll jetzt aber bloß keine FreeTASCHE •••• jazz- Assoziationen wecken. Sie beginnen ihre Lieder meist langsam und steigern sich dann im weiteren VerPITCHTUNER - FLIGHT UP THE WINDING STAIRS lauf in immer höhere Sphären, heben unmerklich ab und [DOXA] durchbrechen unbekannte Klang-Schallmauern, bis man Ich fürchte ja, das ist die Partymucke für besserwisseri- nur noch in verhallten Räumen dahinhinschwebt. Mit sche Kulturwissenschafts-Studenten. Zwischen Pizzicato dem langsamen Ausklingen der letzten Töne setzt man 5, Depeche Mode, Les Rita Mitsouki, Schenkelklopf hier wieder unmerklich auf dem Boden auf und wird mit dem und Plastikspielzeug da laufen alle in so engen, längsge- steinerndem Nachhall der Kirchenmauern allein gelasstreiften Hochwasserhosen rum und fühlen sich wie in ei- sen. nem Antonioni-Film, sind aber nur in der Sesamstraße. LUM •••• Der perfekte Soundtrack, um in roten Aufblas-Sesseln in "Wallpaper" zu blättern hinter einem Hipster-Grinsen, PHIL RANELIN - REMIXES [HEFTY/037] das jegliche Bedeutungsschwere abwiegelt, aber weitaus Phil Ranelin ist Jazzmusiker, kam von Indianapolis nach mehr sympathisch als blasiert ist. Detroit, spielte mit allen Größen der Stadt, war Motown JEEP •••-•••• Studiomusiker, gründete eine Band namens Tribe, zog dann nach LA, um mit Freddie Hubbard zu spielen, und TOWA TEI - BEST [EASTWEST] während der Labelowner von Hefty John Hughes die TaDer kleine Japaner, den eigentlich alle nur Towa nennen, pes der Orginal Tribe Aufnahmen als CD rereleast, freuen hat schon Einiges erreicht: Nach seiner Arbeit bei Deee- sich die Remixer, endlich mal mit Jazzoriginalen arbeiten Lite und der Hymne „Groove Is In The Heart" ging er sei- zu können, deren Sounds wirklich etwas hergeben. Prefuner Wege, veröffentlichte 4 Alben, arbeitete mit Bebel se, Kirk de Giorgio, Jan Jelinek, Telefon Tel Aviv, Morgan Gilberto, Kylie Minogue, Jam & Lewis, Maki von Pizzicato Geist, El P, es ist irgendwie zwischen Posthiphop und Five und vielen anderen. Japanische Crazyness, gepaart Postjazz, Postdisco und Postminimalia eine Szene entmit akutem Popappeal, zeichnete ihn immer aus. Seine standen, die sich solchen Projekten extrem lässig nähern Offenheit für Trends wird auf dem von ihm selbst compi- kann und am Ende eine CD enstehen lässt, die soviel lierten Best-Of erneut deutlich. Neben den Hits „Techno- Groove hat und soviel Technik, wie man irgendwie immer va", „Butterfly" und „Luv Connection" gibt es noch nicht nur ertragen kann, sondern fast schon braucht und Sprengsel aus R´n´B, House, 2Step, Walzer und Ambient die einige zum Anlass gewählt haben, dann doch mal die zu lauschen. Die Qualität wird durch die beigefügten Ra- eigenen Ufer zu verlassen. Lasst euch überraschen. ritäten, die auch Sammler nicht in Begeisterungsstürme http://www.heftyrecords.com versetzen werden, allerdings nicht gerade gesteigert. Ein BLEED ••••• unterhaltsamer bis kurzweiliger Trip ist es aber allemal. M.PATH.IQ ••••-••• ROCK OUT - SOUND CHECK [IDEAL RECORDINGS/008] V/A - EVSC:01 [EXPANDING RECORDS] "Schwedens feinstes Freeform Jazz-Punk-Duo", sagt das Nach der zusammenfassend doch mehr als gelungenen Info. Und so absurd das klingt, da ist was dran. Vor allem 7"-Serie auf Expanding werden jetzt hier die Highlights aber sind die witzig. Denn der Mensch an den Turntables auf CD zusammengesucht und mit ein paar unveröffent- scheint sich darauf verlegt zu haben, schluffige Jazzzwilichten Stücken und Remixen aufgefüllt. "Benge" beginne schenpassagen alter Swingtracks in eine Art lässiger sehr sachte mit einer ganzen Sammlung dieser unwirkli- Handgelenksübung einzuschleifen, und der Drummer ist chen Sounds, die nach Mondfahrforschungslabor im ein wenig irrsinnig, und das Ganze wird von Sekunde zu Himmelbett klingen und gleich noch eine ganze Bärenfa- Sekunde unglaublicher, so dass man einfach gar nicht milie in Seifenkisten über Island chauffieren. Und es mehr glauben will, dass es wirklich Menschen sein könnbleibt groß. So aneinander gereiht funktionieren die ten, die das produzieren. Unwahrscheinlich, aber wie imTracks von Abfahrt Hinwil, Stendec, Vessel [hab ich eine mer wahr. Nach dieser Platte werden die JazzfestivalorSingle verpasst?], Fibla oder aber die Remixe von Jan Je- ganisatoren wohl Sturm laufen und die Turntableisten linke und Zorn für Benge und Tennis einfach großartig. Posse sich fragen, ob sie da nicht ein paar Steine zuviel Hier wurde nicht uninspiriert compiliert, sondern mit viel losgetreten haben. Lustig und groß. Liebe zum Detail ein perfekter Soundtrack hingeflufft. http://www.idealrecordings.com Weiche, runde Tracks voll frühlingshafter Melancholie. BLEED ••••• http://www.expandingrecords.com/ THADDI ••••• SONIC CIRCUITS IX - INTERNATIONAL ELECTRONIC MUSIC FESTIVAL [INNOVA RECORDINGS] GALLIANO - FRÉDÉRIC GALLIANO AND THE AFRIDurchaus angenehme Compilation mit Tracks aus einer CAN DIVAS [F-COMMUNICATIONS / PIAS] Posse elektronischer Musik, die uns eher selten begegSchon früh hat sich Frédéric Galliano für lateinamerikani- net, weil sie wohl auf Festivals und in Kunstsurroundings sche und afrokubanische Musik interessiert. Später kam stattfindet. Aber auch da gibt es gelegentlichh einen Boder Jazz dazu, der ihn sogar beim Jazzfest in Montreux nuspunkt für Funk und trotz aller Nähe zu neuer Musik auftreten ließ. House und andere elektronische Facetten gibt sich die CD Mühe, richtig poppig zu wirken. Also, wer integrierte er wie selbstverständlich in seine DJ-Sets. Die- sowas wie experimentellen Klang mit einer Prise von Unse Fähigkeiten setzte er auch während seiner dreijähri- terhaltung liebt, und dazu noch ein bisschen Shockwave gen Reisen über den afrikanischen Kontinent ein. Er lern- gern hat, hinein, denn es gibt Einiges zu entdecken. [Webte rund 50 Musiker kennen und schätzen, die mit ihm an seite checken, ist definiv harter Stoff, wie man so sagt]. einer Fusion der Stile arbeiteten. Und einige unaus- Ach und: Menschen mit Intellektuellenressentiments bitsprechliche Diven singen derart selbstverständlich über te noch mal über Los ziehen. die zumeist an [Broken]House orientierten Beats, dass http://www.innova.mu man das Gefühl bekommt, dass die Reise neben musika- http://www.composersforum.org lischen auch spirituelle Ergebnisse mit sich brachte. Ritu- BLEED ••-•••• elle Trommeleinlagen bleiben allerdings aus. Europäische Rhythmen und Harmonien geben genau so viel Raum THE INTELLECTOS MANIFESTO [INTELLECTOS] frei, dass das Ergebnis nie befremdet, sondern auf un- Philadelphia, oh Philadelphia. Das ist einfach zu frech. Eikomplizierte Art Gemeinsamkeiten aufzeigt. Prädikat: ne Compilation mit 21 Tracks von nahezu ebensovielen Wertvoll. völlig unbekannten Bands vorzulegen, die auch noch alle M.PATH.IQ •••• gut sind. Und die alle zwischen C86 und C64 keinen Un-

JUNGLE JAZZ VOL.5 [IRMA] Hässliches Cover, schrecklicher Name. Diese Compilation wirkt auf den ersten Blick wahrlich nicht sehr sympathisch. Schade eigentlich, denn man hat hier eigentlich eine recht geschmackvolle Zusammenstellung von Drum'n'Bass Stücken, die zum größten Teil von der Reinforced Posse fabriziert wurden. Darunter findet man den M.I.S.T. Remix von 4 Heros 9 by 9, Klute im Matrix Remix und eine brandneue Sci-Clone Interpretation von Dom um Romaos Klassiker "Lake of Perservance". Nicht wirklich notwendig das Ganze, aber trotzdem sehr nett zum anhören. LUM •••• CHRIS DOOKS - TO LOOK NORTH [ISIS] Ah wie nett. Chris Dooks [aka Bovine Life] kommt ja aus dem Norden von England. Dahin durfte er für dieses Album zurück, visuell archivarisch zumindest, denn als Teil einer Kunstgeschichte bekam er Zugang zu Filmarchiven und durfte daraus einen Remix machen. Nichts lieber als das. Also Zersplittern von Erinnerungen und ein Kaleidoskop von Stimmnuancen, von Ausdrücken, von Nebensächlichkeiten machen, die das Flair einer Gegend zeigen können, die immer auch die eigene Situation ist. Zusätzlich zu den Tracks, die aus viel Stimme und [klar] Foundsound mit all seinen aufnahmespezifischen Restund Nebengeräuschen nebst ein paar Beats und Konstruktionen von Sequenzen bestehen, gibt es auf der CD auch ein paar Videos, denn schließlich war Chris lange Zeit Filmmacher bevor er Musiker wurde. Beides kann er gut und beides hat etwas so dicht Stimmungvolles aus wenigen Elementen und einer schnittweisen Reduktion zusammengeführt, dass jeder mit einem Herz für den Norden Englands diese Platte lieben wird. http://isisarts.org.uk http://www.bip-hop.com BLEED ••••• CLUBSESSEL [K20] Ein Album voller sweeter leicht darker Dubtracks die von normalem Housetempo bis hin zu Ambient gehen und gelegentlich etwas tunnelig wirken, so als hätte die Idee dazu irgendwie gelautet, einen Sound festzunageln, irgendwo im Dunkel des Vorbeigleitens. Irgendwie entwickeln meiner Meinung nach hier die Tracks mit Bassdrum mehr Charme, weil ansonsten die Bedrückung doch schon etwas stark werden kann und durch die Federn dichten Grooves dem Sound irgendwie trotz aller Gewitterfrontbedrohung eine Dimension der Leichtigkeit zukommt. BLEED •••• SMITH & MIGHTY - LIFE IS... [!K7] Life is... eigentlich Entwicklung, alles fließt, ein langer [ruhiger] Fluss und Ähnliches. Stillstand jedenfalls nicht. Aber das sehen Smith & Mighty anscheinend anders, vielleicht fernöstlich, in sich ruhend: seit Ewigkeiten veröffentlichen sie eher spärlich ihre Melange aus Hip Hop, Soul, Drum 'n' Bass und Dub, als wäre seit der ersten Massive Attack LP nicht mehr viel passiert. Und die Ausformulierung ihrer Version dieser früh-90er Musik ist zudem nicht sehr risikofreudig, sondern will mit der offensichtlichen Erfüllung der Erwartungshaltung den einfachsten Weg gehen. Aber vielleicht ist es ja auch gar nicht so einfach, immer die gleiche mittelmäßige Platte anders einzuspielen. Der Beipackzettel nennt das übrigens Zeitlosigkeit! MEYER ••• WECHSEL GARLAND - LIBERATION VON HISTORY [KARAOKE KALK] Lassen wir, so schwer das fällt, alle Kontexte und Zusatzinformationsangebote zu diesem Tonträger einmal weg: Neun Tracks, auch auf CD eingeteilt in zwei Seiten à vier bzw. fünf Stücke. Beginnend mit äußerst traurig-schönen Dingern wie „Gift" oder „Das Love Klischee". Stolper. Klischee? Komisch: gerade in so einen Track fallen gelassen, schwirrt einem dieses Wort im Kopf herum. Spielt hier jemand mit uns? Na hoffentlich, denn darum geht es doch, seit Pop erfunden wurde. Elektronik, ergänzt um bandverdächtige Strukturen, ohne Posen. Aber auch das könnte nur eine Klischee-Evokation sein. Über den Geräten gebeugte, junge, nachdenkliche Herren. Stopp! Zuviel Assoziationen, schnell zurück in die Sounds gestolpert: „Verbluten" verblutet beinahe wendersartig, „Eins aus Tausend" ist heavy Easy Listening. Dann wird alles noch mal ganz anders, fängt gar an zu schwingen: „The Master" mit Vocals. „Twoheaded Horse" mit gebrochenem Dub. Titeltrack mit James-Bond-Break. „Better Sight" als vorfinaler Ausbremser. „Steps" als orchestrales Aufseufzen mit Unterseegeigen. Pures Hedonismus-Angebot mit doppelten Böden: klappt die K-Falle zu, machts erst richtigen Spaß. http://www.karaoke-kalk.net CJ ••••-••••• VELMA - PANORAMIQUE [MNARSITIK] Hey, für so einen Labelnamen existiert gar keine ständige Namespace Verkleinerung. Von der Warte aus also stimmt erst mal Alles. Aber was ist das für eine Platte mit Jan Jelinek, Alog, Köhn, Ma Cherie For Painting, Terre Thaemlitz und Bruce Gilbert Remixen? Was will man uns da eigentlich erzählen? Also von vorn. Velma sind Schweden, das sieht man schon an den Pollundern. Vor ein paar Jahren haben sie eine Platte gemacht die Parole hieß. Wie das Linguistenhauptseminarstandartfragending. Sie war wunderschön. Und es gab sie nur so selten. Also nochmal re-issue machen und mit Leuten, die wohl irgendwie diese Platte ebenso geliebt haben, oder von dieser Platte geliebt wurden, das kann man heutzutage ja nicht mehr unterscheiden. Und, na was wohl, es ist immer noch wunderschön, nur wunderschön viel länger und mit viel mehr verschiedenen Nuancen von schön und von noch schöner und eh schon viel zu schön, um noch weiter drüber zu reden. Hört selbst. http://www.mnarsitik.com BLEED •••••


<39> - DE:BUG.58 - 04.2002

CD

[•]-nein [•••••]-ja

MUM - THE SZABOTNIK 15 MISSION [KLEIN] Klein Records steht außerhalb des typischen Schubladendenkens. Und mit den Sofa Surfers und Mum haben sie zwei wichtige Wiener Acts unter Vertrag. Mum beweisen ihre konzeptionelle Offenheit, die nicht mit Orientierungslosigkeit zu verwechseln ist, auf ihrem zweiten Longplayer besonders eindrucksvoll. Breakbeatfunk, Beats mit GuteLaune-Faktor, Illbient... Insbesondere „The Hallways of Always" dürfte bald einige BigBeat-Sets auflockern. Stefan Jungmair und Paul Schneider haben sich zwar in der Jazz- und Improvisationsszene kennengelernt und haben beide mit Punkrock angefangen, doch die gemeinsamen Visionen lassen keinen Raum für eitle Soli. Organisch soll es sein, grooven und eine große Portion Ironie rüberbringen. Und das tut´s. M.PATH.IQ •••• DECOMPOSED SUBSONIC - GRADIENTS [WARE] Und schon wieder ein Album von Decomposed Subsonic, der hier nach seinen großen Partyerfolgen mit "Blaue Löwen" so sicher ist, dass er viel mehr wagt als auf der letzten Platte. Mit "Blue Bits [yeah!]" beginnt er die CD mit dieser ständig hinaufgeschobenen Euphorie von Swing, die man mit ein paar Nebenklecksen aus Clicks und diesen an die große weite Küste des Dancefloors geschwemmten Stakkatos einfach immer weiter in sich hineinsaugt, bis einem völlig egal ist ob denn nun wirklich so etwas wie eine Bassdrum jemals existiert hat. "Part Of The Machine" mit dem Coloma Sänger bleept sich hinterrücks ein, um dann mit stark gepflockter Bassdrum den Dancefloor in ein unheilvolles Neonstroboskoplicht zu tauchen, "Wi-

re Brush" übernimmt, wo SND und Pansonic als Triumvirat viel Platz gelassen haben, um einem die Magengrube auszuhebeln, und auf "Étoile Bleu" findet das alles zu einem groovig dichten Discofloorschimmerlicht zwischen Popmusik und Dancefloor, das keine Schnittmenge sein muss, sondern mittendrin mehr mehr und noch mehr Platz schafft. Ach, und viel mehr. Brilliantes Album. BLEED ••••• THE BRÜNKNAHM PROJECT [KNITTING FACTORY] Knitting Factory kann auch schon mal ganz schön deep werden, wie diese Platte von Saundi Wilson und einer Menge Gästen beweist. Ich habe, nö, nicht die geringste Ahnung, wer Saundi Wilson ist, oder wie diese CD zustande gekommen ist, aber es klingt einfach zu swingend, meist auf der Basis von Breaks erfundene Tracks mit subtil in Szene gesetzten Jazzsituationen bis -Situationisten, vielen gespielten Instrumenten an der Grenze zu Free, mit Schnippseln aus so geschichtsträchtigen Hintergünden, dass ich gar nicht drüber nachdenken möchte, was ich alles nicht weiß, noch je hören werde, aber trotzdem bleibt von dieser Platte vor allem die Leichtigkeit des Swings einer Fusionidee, die kein Nujazzer dieser Erde in den nächsten Jahren erreichen können wird. http://www.knittingfactory.com BLEED ••••• V.A. - DEEP CHORDS [LAB] Weiterhin Erfolge aus den Lab-oratories. Heute wurde die Schnittstelle zwischen NuJazz, [Deep]House und Broken Beats seziert, noch so manch unerforschtes Moment detailliert protokolliert und sofort der Öffentlichkeit offenbart. Diese Momente sind insofern besonders spannend, als dass sie bei vielen Gelegenheiten funktionieren, bedienen sie doch den typischen Lounger genauso wie den relaxten Tänzer. Sicher umschifft DJ Shaddy durch seine mit dem Filetmesser durchgeführten Auswahl die Felsen der Beliebigkeit. 10 der 11 Tracks sind bisher unveröffentlicht, 6 exklusiv und unerhört gut. Bei Interpreten wie Intuit, Meitz, Intega, Freestyle Man, Sebo K. & Vikter Duplaix und

Schnute sollten auch wenig Wünsche offen bleiben. Bewusst wurde auf die ganz großen Namen verzichtet, nicht aber auf das Niveau. Dezent verspielt bis progressiv offenbart sich den kleinen Haaren im Ohr stets neue Bewegung. Von der Theke ins Sofa, auf die Tanzfläche, an die Theke... M.PATH.IQ ••••-•••••

fleissig zur nächsten hangeln und zwischendurch gerade mal kurz dazu kommen nach Luft zu schnappen. Es tritt ein sehr spezieller Humor zutage, der das vollkommen merkwürdige Terrain zwischen albern und sperrig, unbeholfen und zielsicher, schwer und leicht sowie Kirmes und Psychatrie auf sehr unberechenbare Weise erschließt. Ob gegen Ende ihnen oder mir die Puste dabei ausgeht, lässt sich JAN GAZARRA - I`VE COME TO SEE YOU ONCE nicht mit Sicherheit sagen, tut aber auch nicht viel AGAIN [LADOMAT] zur Sache. Vielleicht hat die Singersongwriter Phase von elek- http://www.molr.terra.pl tronischer Musik ja grade erst begonnen, und des- P_ •••• halb sind auch immer diese ersten zarten Schritte mit folkiger Gitarre, dieser bezaubernd zwischen KOTRA - STIR MESH [NEXSOUND] Natürlichkeit und Melancholie, zwischen Technik Ok, wer denkt in der Ukraine würde nur Elektroniund Lofi geschluckte dicke Kloß im Hals, und all un- ka produziert oder vielleicht mal ein Technotrack, sere Freunde der Besinnlichen Coolness dabei. Hier stop. Hört euch das mal an. Hitechkratzbürstendijedenfalls ist das so. Jan Gazarra macht Tracks mit gisound der besonderen Art, der stellenweise knatLawrence, oder Thies, Mit Polzin oder anderen, läs- tert wie ein in die Chips geladenes Maschinengest viele zu Gast singen und wie um ein Lagerfeuer wehr, dann fies in die Ohren sticht wie ein Eispickel, versammeln, das gar nicht erst brennen muss, dann zwischen verschiedensten Medien breakt als Hauptsache es groovt und man kann von dieser wäre es alles nur eine Frage des Packetswitchings, verschrobenen Hamburger Sicht auch noch ein der Subsonischem den Hals, Hypersonischem den paar Randbemerkungen auf den Rest von Popmu- Himmel abdreht und am Ende auch noch so tut, als sik machen und keiner kann einem was, weil alles wär das Alles ja doch nur Funk. Spassige digitale bis hin zum Traum von den Gesellschaftstänzen al- DSP Helden Platte für Freunde von Musik jenseits les so gut durchgestylt ist, dass man gar nicht von Mego etc. scheitern kann. Sondern nur mit Gazarra das Glück http://www.nexsound.org suchen gehen. http://www.generator.kiev.ua/kotra http://www.lado.de BLEED •••• BLEED ••••-••••• THE GUY WHO INVENTED FIRE - I DIDNT GET REQ - SKETCHBOOK [WARP] WHERE I AM TODAY [INTELLECTOS RECORDS] Das Label nennt es Ambient-Hip Hop, und darauf Endlich mal jemand, der es nicht draufschreibt. Ich kann man sich durchaus einlassen: fernöstlich ge- will Suicide sein oder so. Sondern der weiss, warum prägte Flötchen, Gongs, Glöckchen- und Stäbchen- das gar nicht sein kann, weil man nie weiß was man

die ganze Welt mit ein paar von den eigenen Sockeln trudelnden Sounds umarmen, und alles bleibt dabei so leicht und schlafwandlerisch schön, dass wir jetzt erstmal für ein paar Tage im Bett versinken um mit uns selber Kissenschlacht zu spielen und herauszufinden, was um alles inderwelt Folie_Misspass eigenlich heißt. http://www.mitek-web.net BLEED •••••

Klöppeleien sortieren sich auf minimalistischen Hip Hop-Beats im Übungsraum-Sound - also das Gegenteil von fett! Hin und wieder werden die Beats warpmäßig zerlegt, was ja zum guten Ton gehört und eigentlich selbstverständlich sein sollte. Das alles erinnert sehr an die rhythmischen Experimente der New Wave-Legende This Heat, und ist daher kaum auf Hip Hop-Veranstaltungen zu suchen, sondern eher in freigeistigen Lounge-Beschallungen. MEYER ••••

Die Tracks rocken wie ein Monster, ohne jemals in dieses Fahrwasser von PostKylie Begeisterung zu tapsen, bleiben böse und frech in den Sounds und kicken jenseits aller Minimalismen in ein neues Gebiet von elektronischer Disco vor, das einfach und gewaltig zugleich ist. Lustige heitere Tracks mit verschliffenen Stringerinnerungen und pumpender Zeitlosigkeit eines Willens zur Popmusik, der sich gar nicht nach den alten Richtlinien messen lassen will, sondern einfach erst mal für ziemlich ausgelassene Partylaune sorgt. Selbst die Reste von Clicks und Shuffles haben hier irgendwo ihren Platz verlassen und strömen auf die Tanzflächen. Fein. http://www.force-inc.com BLEED ••••-•••••

sein will, man muss sich nur erst mal irgendwo verloren haben, denn sonst könnte man ja nirgendwo hinwollen, denn was wäre dann da schon ausser dem, was man weiß. Minimale kondensierte elektronische Lofimusik, die ständig an sich selbst zerbricht, so schwer scheint das Alles zu sein, von der man denkt, die CD liefe zu langsam, die so angebröselt in ihrem Lofisound ist, dass man ihr einen digitalen Stups geben wollte, aber vielleicht fällt sie dann gleich in ein großes Loch. Und doch ist es sehr sehr charmant, was da auf diesen 6 Tracks passiert. Und so weit weg, dass es fast schmerzt. MINIMA_LIST [LIST] http://www.intellectos.com Ein neues französisches Label für clickende wun- BLEED ••••-••••• dervolle Musik, das sich erst mal auf einer Compilation vorstellt, die vermutlich in den Clickcharts O.LAMM- SNOW PARTY [ACTIVE SUSPENSION] dieses Jahr ganz oben stehen muss, denn sie weitet Diese 10 Tracks sind einfach unglaublich. O.Lamm den Begriff mit Leuten wie Sogar, Charles Curtis, ist vielleicht soetwas wie das Missing Link zwiKkomet, Otomo Yoshihide, Taylor Deupree, Sol, schen Oval und dem nächsten Schritt, den man Speakerine, Alaan Licht und vielen anderen soweit noch längst nicht anvisieren kann. Er macht Tracks aus, dass am Ende nur noch die Faszination für die- aus Bruchteilen, würde als letzter behaupten wolse fast unscheinbaren Sounds an den Grenzen des len, daß er etwas neues erfindet, tut es aber doch, Hörbaren übrig bleibt. Schon der erste Track von weil er einfach nicht anders kann, weil keins der tySogar [aka Jürgen Heckel] lässt einen von einer pischen Muster hier länger ausgehalten werden als Welt träumen, in der das Popmusik ist, einfach weil ein paar Sekunden und das ganz so sprudelt voller Popmusik ja auch mal Schönheit, Reinheit, Un- digitaler Ideen und Sounds, dass einem der Titel glaubliches heißen könnte, weil es aufregend sein erst beim dritten Hören einleuchten wird. Es ist eikönnte, Popmusik zu sein, unwahrscheinlich und ne sehr warme Musik über sehr kalte Dinge, eine unhinterfragbar brilliant. Und glaubt nicht, einer sehr euphorische Musik über sehr trockene zurückder Acts würde einen hier enttäuschen. Ein Label, genommene Ideen, eine extrem upliftende Musik das man auf jeden Fall im Auge behalten sollte. mit sehr kryptischer Dichte. Es ist einfach unmöghttp://www.list-en.com lich, aber wahr. Perfekt. BLEED ••••• http://www.activesuspension.org BLEED ••••• MOLR DRAMMAZ - BOAZERIA [MIK 19/2002] Nicht ganz undramatisch, was hier passiert. Einge- FOLIE_MISSPASS [MITEK/04] stimmt wird man durch abgefedert hämmernde Stefan Thor heisst Clickpopper, der diese CD proRhythmen, welche sehr skurril anmuten, in der Art duziert hat, und er sollte auf unserer Liste von digiwie sie im Verbund mit Blasinstrumenten auftre- talen Helden heute deshalb ganz oben stehen, weil ten. Aber das bildet nur den Auftakt für ein ab- erstens hat er in seiner CD ein digital verpixeltes wechslungsreiches Feuerwerk dicht gehaltener Ar- Marsupilami versteckt, zweitens zauseln die Track rangements, die innerhalb absurder Settings be- extrem unterhaltsam zwischen so etwas wie Histändig einen neuen Fokus aufmachen und mich an techclicksound und Perry-style Albernheiten herin tschechischen Farben gehaltene Cartoons den- um, nehmen tiefe lange Unterwasserzüge in Synken lassen, in denen sich die Charaktere von einer chronballettschwimmen und Revue-Digitale, lasSituation, in der die Kacke mächtig am dampfen ist, sen Harmonien knuspern und würden am liebsten

FRANK BRETTSCHNEIDER & TAYLOR DUPREE BALANCE [MILLE PLATEAUX] Balance ist im Allgemeinen das, was einen davor bewahrt, auf die Nase zu fallen. Alles andere ist Mystik. Die beiden sind aber wie für einander gemacht. Immer etwas trockener als der Rest der Clicksposse, immer auch nicht so vorzeigebilderbuchsoundunifikatorisch, immer etwas in Richtung White Cube Techno, den es, das wissen die beiden wohl genau, nie geben wird und schon gar nicht braucht. Die Tracks sind feinst strukturiert, nie ein falscher Ton, Sinusbasen und Seziertes aus der Welt, alles maßgeschneidert und fast, ja fast ein wenig funky, fast so schön, daß die beiden sich in ihre Sounds verlieben und sie auf die kybernetische Reise schicken, wie man Kinder in ein Ferienlager verabschieden würde, etwas mit Angst, aber doch froh, dass man den Film hinterher im Kino sehen kann. Freunde der Clicks. Das ist es diesen Monat. http://www.force-inc.com BLEED •••••

zwischen Zeit und Raum der einzelnen Bestandteile haltend. Ambient ohne dabei schluffig oder trancig zu sein und voller Fragen und Überraschungen. http://www.luckykitchen.com P_ •••• VARIOUS - SAMPLE MINDS [MEDIENKUNST TIROL 2001-02/03] Doppel-CD, die anhand von 41 Tracks und über 30 Künstlern einen Eindruck von dem vermitteln möchte, was sich über einen Zeitraum von 1 3/4 Jahren in Innsbrucks Tiroler Kunstraum zum Thema 'Sampling Culture' zugetragen hat. Interessant zu sehen, wer alles kein Problem damit zu haben scheint, seinen Namen in Verbindung mit dem Logo der Kulturabteilung des seit geraumer Zeit faschistisch angehauchten Bundeskanzleramtes zu sehen: Fon, FX Randomiz, Jan St. Werner, Voice Crack, Station Rose, Gerwald Rockenschaub, Vicki Bennet, Hans Platzgumer, der Supposé Verlag, Pomassl... Traurige Sache das, aber vermutlich wundert sich der ein oder andere aus dieser Reihe über sein Erscheinen auf dieser Compilation genauso wie Thilges 3, deren verschaltetes Equipment ungefragterweise für das Coverfoto hat herhalten müssen. Adäquaterweise pendelt das musikalische Spektrum zwischen harmlosen, langweiligen und uninspirierten Nettigkeiten - ganz so wie man sich österreichische Staatskunst halt so vorstellt. Release für eine apathische Zielgruppe, der eh alles egal ist. P_ •

NAOMI - EVERYBODY LOVES YOU [MOLE LISTENING PEARLS] "Hat dich eh jeder lieb, deswegen schenken wir dir Pop-Songs, damit du dich in deinem Ruhm sonnen kannst.", haben sich wohl Naomi in ihrem Studio gedacht. Von ihrer ersten Eps, die noch stark an Frankreich mit einem Schuss House erinnert haben, sind sie nun dazu über gegangen, sich an Songwriting zu wagen. Da wird gesäuselt, ein bisschen gehouselt, die Biene Maja fliegt an einem vorbei man soll wohl die rosarote Brille nie mehr abnehmen - und man fragt sich, warum die Jungs in ihrem Berliner Kabuff denn unbedingt wie französische Popper klingen wollen. Ok, wie Popper, denen der Elektro-Schalk im Nacken sitzt, aber jetzt mal ehrlich, überlasst den Kitsch den Profis und besinnt euch wieder auf eure alten Tugenden, sonst haben euch bald nicht mehr alle lieb. LUM ••

ROUGH TRADE SHOPS - ELE CTRONIC 01 [MUTE] Wie Mute dazu kommen, den 25 Jährigen Geburtstag von Rough Trade Shops zu feiern, wissen wir auch nicht. Es gibt dazu auch eine Indie/Punk 4er CD Box, aber Elektronische Musik ist den Londonern eben doch immer wichtiger geworden, so dass das zumindest auch repräsentiert werden wollte. Diese Doppel CD will keine Elektronikgeschichte erzählen, die Tracks sind eher irgendwie arrangiert und entsprechen nicht unbedingt einer Szene. Klar sind die Großen Namen dabei, die England so MRI - ALL THAT GLITTERS [FORCE TRACKS] kennt, Urväter Kraftwerk, Can, Brian Eno, NewOrHey hey hey, hier kommt die große Discowelt in ra- MOKIRA - PLEA [MILLE PLATEAUX] der, Human League, The Normal und John Cage, biateren Schritten auf uns zu als wir das MRI je zu- Ah, Mr. Tilliander mit einer neuen Clicker Platte. Aber auch sowas eher Obskures wie Rod Freeman getraut hätten und widmen es auch noch Aaliyah. Wir lieben das. Brauchen wir nicht erst zu betonen. und es gibt einen Querschnitt durch Alles, was sich

Einfache kybernetisch brilliante Loops aus den Angeln gehoben und mit einem leichten Seitenblick auf SND versetzte Sounds, deren Klarheit mit jeder Umdrehung zu einer Vision werden kann, ohne dabei zu klingen, als ginge es darum, irgend etwas ganz anders machen zu müssen. Funky, quadratisch, skurril dicht und trotzdem leer wie ein Stück Prisma, verdreht und ständig neu verortend, ohne irgend etwas innerhalb seiner Strukturen berühren zu müssen. Auf manchen der Tracks wird Mokira hier sogar richtig dunkel, ohne allerdings das Pathos von Kunst zu bemühen, auf anderen schleicht sich eine derbe Funkyness ein, ohne dass man wissen würde, wovon er nun gerade eine Art Körperlichkeit holen könnte und auf wieder anderen Tracks ist alles einfach nur perfekte, unglaubliche V.A. - LOOKING BACK 5 [LOOKING GOOD / Klangarchitektur, die monumental sein darf, ohne GOOD LOOKING] an Groove zu verlieren. Brilliant. Der Begriff „Atmospheric Drum´n´Bass" wurde be- http://www.mille-plateaux.net reits vor Jahren von Good Looking definiert. Nun BLEED ••••• greifen sie zum bereits 5. Mal in den Backkatalog und präsentieren uns Tracks von Seba, Pariah, So- VISIONS OF EXESS - SENSITIVE DISRUPTION nic Generation, Rantoul und anderen, die es bisher [MINUS HABENS] nur auf Vinyl gab. Durch progressivere Beats und Das italienische CD Label kommt hier wieder mit erhöhtes Tempo fallen lediglich Nu Moon und Ran- einer darken soundtrackartigen Platte ein wenig toul aus dem klassischen Rahmen heraus. Und der altmodischer Sampleelektronik, die auf dem Untersollte eigentlich hinreichend bekannt sein. Insge- ton von Elektronika bis Drum and Bass vor allem samt klingen genau deshalb auch zu viele eigent- darke Szenen entwirft, die ein wenig ungemütlich lich gute Tracks wie längst gehört. Zu indifferent. werden können. Für Freizeitparanoiker. M.PATH.IQ ••••-••• BLEED ••• JOSHUA ABRAMS - BUSRIDE INTERVIEW [LUCKY KITCHEN 015] Ein Release wie eine Slideshow mit vielen kurzen, episodenhaft gehaltenen Einstellungen von Sprache, diversen Wellenformen, Wasserplätschern, Blasinstrumenten, gezupften Saiten, hypnotisch verspielten Loops... Alles sehr pur gehalten und schnell stellt sich das Gefühl ein, einer Erzählung in fremder Sprache zuzuhören, deren Klang und Rhythmus einen stellenweise wundersam verzaubern können. Ein abstraktes Vergnügen, das einem so wie es ist genügt: harmonisch, ohne sich an Harmonien zu halten, oft jenseits der Metrik, frei von Pathos und akademischen Muff und trotz der vielen harten Brüche eine sehr gelungene Balance

WINTERBRIEF - TAKE THE TOWN [INTELLECTOS RECORDS] Ha. Doch, Elektonik Punk kann auch richtig gut sein. Wer hätte jemals dran gezweifelt? Die beiden Kids aus weiss der Teufel wo rocken sich durch funky arrangierte Samplepunktracks mit leichtem Breakbeatmonsterappeal, singen drüber, als wären sie die unehelichen Kinder der B52s und der Slits und einer Überdosis Kleinkinderserienfunk, und gewinnen mit jedem Track. Fast albern, wie wenige Leute genau so einen Sound machen. Riot the Computa! Schnell, bevor es ihn nicht mehr gibt. http://www.intellectos.com BLEED •••••

ganz gut verkauft im Laden, Oval, Farben, Blechdom, ToRococoRot, Aphex, Autechre, Terre Thaemlitz, PanSonic bis hin zu ein bisschen Indietronics mit Stereolab, Morgenstern und Schneider TM. Nette Compilation, die man ganz gut so quer durch die Jahrzehnte hören kann. BLEED •••• TRACKMARK - NEIN CLUBBING [GRANULAR/BYTEBURGER] Sehr merkwürdige und verdammt gute CD aus Stasbourg, ihr wisst schon, die Stadt die immer so beschaulich klingt, in wirklichkeit aber ein Herd sozialer Unruhen ist. Was machen die für einen Sound? Albern, verspielt, sehr digital, die Retroszene mit ein paar gut geschredderten Granularattacken in Panik versetzend, aber dennoch irgendwie poppig und höchst sympathisch wie ein Spielzeug das man auf der Tastatur hat liegen lassen und das von dort aus nun in alle Bereiche die es erwischen kann vordringt und einem vermutlich übermorgen vom Screen aus ein letztes Hallo winkt. http://byteburger.free.fr BLEED ••••• THE!SHE - BURGUNDY [NO.NINE / PAULS MUSIQUE] Nachdem Me Raabensteins Soloprojekt bereits auf dem No.Nine-Sampler "Fragments" mit zwei Stücken vertreten war, nun also das Album. Wer ein Faible für alte, große und noble Lokalitäten mit mindestens eben solchen Weinkarten hat, wird hier nicht nur mithilfe des Covers in die Welt des guten Tropfens entführt. Die existiert primär im Kopf und ist ein Kind der Elegie. Züge beladen mit Besinnlichkeit, Erinnerungen, Romantik und kreativen Gedanken fahren vom Hypothalamus zum Herzen und retour. Der Soundtrack für diese Momente besteht für den Berliner Raabenstein aus reduzierten und schweren Beats, gepaart mit NuJazzelementen und multiplen, unterschwellig suggestiv wirkenden Sounds. Mir jedoch fehlt neben dem Schwermut mehr positive Aussicht und die Erleichterung von Waggons, die vom Herzen fallen. M.PATH.IQ •••


<40> - DE:BUG.58 - 04.2002

CD

[•]-nein [•••••]-ja

TEAMSHADETEK - NATURAL SELECTION [NONRESPONSE] Die Kids vom Shadetek Label mit den lustigen Namen ZatsOner und SOZER_SHT releasen eine kleine MiniCD mit Sessions, die sie im Sommer letzten Jahres aufgenommen haben. Sehr knabbernd und digital, aber ebenso ruhig in den Hintergründen bringen die beides es fertig, dass man nicht nur chillig am feingesponnenen DSP-Soundcocktail nippen kann, sondern ebenso mit dem Kopfdazu breaken, mit den Füßen wippen, und noch so einiges andere tun kann. Sehr feine Platte mit vier weder albernen noch mystischen Tracks, die stellenweise tatsächlich ein wenig an HipHop erinnern, weil sie einfach so lässig wirken. Elektronika-Freunde: nicht vom ersten Track, der etwas sounddesignmäßiger wirkt, abschrecken lassen. http://www.nonresponse.com www.wearechangeagent.com BLEED ••••• LOESS [NONRESPONSE] Clay Emerson und Ian Pullman mit ihrer ersten CD für das sympathische Label Nonresponse. Tiefergelegte Beatelektronikatracks mit smoothen Flächen und weit ausufernden Harmonien, sehr angenehm angeknisterten Sounds, die auf einzelne Monumente von Founsound treffen, die wie kleine Kunstwerke in der Gegend herumstehen, leichte Wellen aus blubbernden Sequenzen und langsam auf den Geschmack des Grooves kommenden Synths. Alles in allem eine CD voller Tracks die zunächst so klingen wie IDM aus dem Bilderbuch, dann aber immer subtiler werden und genaues konzentriertes Hinhören am liebsten haben, denn die Sounds beginnen erst dann so richtig zu mutieren. Schön. http://www.nonresponse.com BLEED ••••• CODEC SCOVILL - CLINICAL IMPERFECTIONS [NONSRESPONSE] In Philadelphia hat man viel Zeit. Clay Emerson, Alfredo de Matteis und Ian Pullman suchen nach Sounds, nach einfachen Sounds aus egal welchen Quellen des Audioabfalls, den unsere Welt so zu bieten hat und greifen dann alle mal tief in die Effekt-Lehm-Kiste aus der Gott die Welt geschaffen hat um zu sehen, was sie damit machen können. Es geht also weniger um die Struktur als um das, was sich an der Grenze zwischen Machen und genau Hinhören trifft. Weniger um das Arrangieren als vielmehr ums Modelieren. Das kann logischerweise sehr streng klingen, sehr monoman, dunkel und gelegentlich sogar industriell, wie Entstehungsprozesse eben sind, ist in den besten Fällen aber auch willkommen harscher Fluss von geätztem Klang. Leicht bedrohlich. http://www.nonresponse.com BLEED •••• LAZY TRANSMISSIONS [NORDIC TRAX] Nordic Trax aus Vancouver ist eines von diesen smarten neueren Houselabels von überm Teich, die so neu gar nicht sind, aber hierzulande so langsam und völlig zu Recht ins Blickfeld geraten. Einen Überblick über das Programm verschafft Lazy Transmissions, einer Mix CD von Labelgründer Luke McKeehan. Den einzelnen Tracks wird viel Raum gelassen und so entsteht ein relaxter Vibe aus anorganischem, shuffeligem Deephouse, modern im Soundbild und meist leicht dubbig zurückgelehnt. Mit Tim Shumaker [als Home&Garden und TO], JT Donaldson & Chris Nazuka und Joshua Michaels [also Iz] hat man einge der wichtigen Namen an Bord, aber auch die Eigengewächse des Labels wie Mtrax, Morgan Page und Gavin Froome sind nicht minder überzeugend. Schöne CD und ein gutes Label, das man im Auge behalten sollte. FELIX ••••-••••• SOUL CENTER - SOUL CENTER III [NOVAMUTE CD 89] Thomas Brinkmann ist so unausweichlich schnippfunky mit seinem dritten Teil der GI-Disco-Hommage "Soul Center" wie nie. Digital frittierte 70er Funksounds [naja, könnte genauso gut Talking Heads oder Laurent Garnier sein] umspringen einen knackig wie Hölle in einem fröhlichen Energieüberschuss, der immer mehr Schwitzkasten wird. Weniger düster als die II und weniger loopig als die I setzt Soul Center III am ehesten den grandiosen Ulla/Vera-Wurf aus der Ernst-Serie fort. Jeglichen Konzepthuberei-Vorwurf schäumt Brinkmann knallig weg, hier ist er der Entertainer, dem James Browns Hermelinmantel nicht von den Schultern rutscht. JEEP ••••• BLOCK 16 - MORNING SUN REMIXED [NUPHONIC / ZOMBA] Raj Gupta, Pete Zivkovic und Glen Gunner a.k.a. Block 16 konnten sich nach dem Release ihres Albums vor Remix-Anfragen kaum retten. Charlie Dark [Attica Blues], Rollercone und Fug sind z.B. dabei. Und dadurch bekommen wir ein zweites Mal die Gelegenheit, die Sonne zum Frühstück rein zu lassen, auch wenn sie gar nicht scheint. Das Ergebnis sind neun [f]lauschige Tracks, die ihre Tiefe erst mit der Zeit offenbaren. Immer eine dezente IbizaAtmosphäre verbreitend - House gepaart mit vielen Vocals und gelegentlichen Bongos. Für erste Abwechslung sorgen Brennan Green & Daniel Wang, die „Electrokution" in epischer Breite mit Electro, Dub und Rock verquirlen. Tony Assassin und Charlie Dark erweitern das Sortiment um reinen Dub und Broken Beats. M.PATH.IQ •••-•••• FREEFORM - AUDIO-TOURISM REMIXES [QUATERMASS, EFA] Vor einem knappen halben Jahr erschienen Freeform aka Simon Pykes' musikalische Schnappschüsse und Reiseerinnerungen an Vietnam und China in gesampelter und neu arrangierter Form

V.A. - OFF LIMITS 3 - OFF LIMITS 3 [RECREATION/SONAR KOLLEKTIV] Zwischen Remix-Arbeit und DJing auf der großen weiten Welt, hat Steffen Berkhahn, auch bekannt als Dixon, mal wieder Zeit gefunden, eine Mix CD abzuliefern. Die illustriert auch schön seinen letztjährigen Werdegang: von Latin Rhythmen kehrt er wieder zurück nach Detroit, dem 4/4 huldigen, und schüttet noch eine gehörige Portion 80er-Hommage dazu. Die Tracklist liest sich dann auch fast wie eine Best-Of 2001 Zusammenstellung mit kleinen Techno-Überraschungen, verbunden durch Dixons tightes Mixing. Morgan Geist, Meitz, Jazzanova, Soha, Atjazz und auf der anderen Seite John Tejada und Black Strobe, wer also selber keinen PlattentelV.A. - FAZE ACTION PRESENT ABSTRACT FUNK ler hat, kann sich hiermit wieder auf den neuesten THEORY [OBSESSIVE / LOGIC] Stand bringen. Ganz nett. Die Reihe für die Theorie des abstrakten Funks geht LUM •••• in die 8. Runde. Carl Craig, Freddy Fresh, Mixmaster Morris, Ian O´Brian und andere haben bereits ihre PLUXUS - AGENT TANGENT EP [ROCKETGIRL] Lektionen doziert. Und alle schlagen sie unter- Schweden haben einfach zuviel Zeit, und ein zu schiedlichste Kapitel auf. Nachdem Nuphonics Fa- schönes soziales Netz, als dass da was Anderes bei ze Action eben noch einen aktuellen Brasilhouse- rumkommen könnte als so eine Platte mit niedliSampler zusammenstellten, gehen sie nun weit chen 5 Tracks plinkernder Kleinkinderdiscomusik zurück. Die Gebrüder Simon und Robin Lee liefern für Gameboyfanatiker und Freunde der digitalen discoiden Funk und Spacegrooves aus besseren Flötensounds. Jeder der Tracks für sich ein Hit, jeZeiten. Songs der 60er und 70er, die sie selbst zu so der ein Bonuspunkt, jeder ein Monster, das sich in mancher Produktion inspirierten, besinnen den einen Regen aus Dollarzeichen auflöst und alles Hörer zurück auf die Wurzeln und beweisen den ganz schön rasant mit viel Kleingetier zusammenWert der neuen Suche nach den lost Tracks alter getriggert. Pingpongpixelpunk. Tage. Space, Brian Bennett und die Beach Boys [!] http://www.pluxemburg.net sind dabei. Insgesamt vergleichsweise schlicht, BLEED ••••-••••• weil ohne Pomp und Tempo, aber mit viel Gefühl. M.PATH.IQ •••-•••• DJ LOGIC - THE ANOMALY [ROPEADOPE] DJ Logic ist New Yorker DJ mit offensichtlichem HiFULLSWING - EDITS [ORTHLORNG MUSORK] pHop Background und schafft es, mitsamt einer Die CD zum 5er 10" Release der Tracks von Mathieu, grßsartigen Band famos herumzuimprovisieren, der Tracks von Acts wie Laub, Clayton, Antenne, ohne dass dabei ein klares Konzept fehlt, die CD Autopoiesis, Monolake, Rabelais und anderen so klingt funky und innovativ, ohne durch die Vielfalt intensiv remixt mit seinen Vorlieben für Granular- zum Konsensmonster zu mutieren clickerndes, bis man kaum noch weiss, woher die http://www.ropeadope.com Sounds hätten kommen können, noch ahnt, was ein CAYND ••••• Remix mal war, aber ständig weit weg in diesem Prozess ist, der Bahnen und Linien, Räume und Ge- ANDREW PEKLER - STATION TO STATION stalten durcheinander webt, als gäbe es nur diese [~SCAPE] eine Welt von Sound, in der alles ineinandergreift Irgendwie ein klebriger Humor, sein Album so zu und nichts ohne das andere existieren könnte. Sehr nennen. Oder Tracktitel wie "Tubular Hells Bells" zu schöne Tracks, die von Mal zu Mal, je mehr sie sich haben, aber Mr. Pekler rettet uns mit den ersten Soin den Prozess ihrer Wiedererkennbarkeit einge- unds dieser Platte schon aus jeder Nostalgie für Jaschliffen haben, immer noch schöner werden. zz oder sonstige Breitwand Pophelden, denn es http://www.musork.com geht einfach um dunkle cool swingende Jazztracks BLEED ••••• mit elektronischen Dubs und ziemlich kickenden spartanischen Beats, die Xylophone und KonSQUARE CITY - SKETCHES OF THE CITY trabässe, die Keyboards und Fiepser drehen sich [PAGODA] nochmal ganz unbekümmert neu durch die Genres, Etwas merkwürdige breakige CD mit Tracks irgend- als hätte es nie so etwas wie eine Beschränkung wo zwischen Downtempo und Elektrofunk, die eine durch Stil gegeben und in gewissen Momenten ist ständige Vorliebe für manche Art von Detroit Scifi Pekler sogar richtig "free". Nicht nur sein bestes nicht verheimlichen können, aber irgendwie selten Projekt, sondern auch seine besten Tracks bislang den Punkt überschreiten, wo es dann vom ganz und einer der interessantesten Versuche, Jazz und schönen Soundesign in eine geschlossene, über ei- Elektronik nicht "zusammenzubringen", sondern nen ganzen Track getragene Atmosphäre und hin- miteinander spielen zu schicken. aus geht. Am besten da, wo es am klassischsten ist. BLEED ••••• Sonst etwas zu flausig. BLEED •••-•••• TOMAHAWK - THE MEANING OF LOVE [SELLWELL] MONSIEUR CHARLES - MISSION DELUXE Etwas hoch gegriffen der Titel, aber Sellwell darf [PARASOL / UCMG] das. Das Debut Album von Tomahawk, aka Tom Fabien Lelarge und Didier Lécheneau aus Dijon ge- Müller, einer der ganz Wenigen, die meiner Meihen einen inzwischen nicht mehr so ungewöhnli- nung noch so etwas wie einen Retrobilderbuchdochen Weg: Der eine studierte klassische Musik und wntempoloungesound machen dürfen, ist logispielte Jazz und der andere produzierte Techno scherweise voller funkiger Breaks und Samples aus Marke Detroit. Die Fusion beider Ansätze führte dem Gangster und -Agenten Umfeld, voller Funky auch sie zum NuJazz. In Frankreich bereits umju- Flöten und Exoticareferenzen, und mit Sicherheit belt, sollen sie nun auch andere Märkte erobern. dürfte diese Platte in jeder Lounge zu dem angeUnd das könnte auch gelingen. Denn geboten wird nehmsten gehören, was man so an Klassik zu bieten größtenteils Jazz-House, der den Vergleich mit hat. Erinnert stark an frühe Ninja und Mo Wax PlatSt.Germain nicht scheuen muss, ja sogar provo- ten. Was ja eh zu selten ist, hat aber einen gewissen ziert. Was bei Ludovic Navarre allerdings die Facet- Cowboyunterton, der dem Ganzen noch eine fast ten klare Arrangements und Dub sind, sind hier Vo- komische Nuance gibt. cals und mehr Jazz. Dabei wird der Groove für den BLEED •••• Dancefloor nur selten reduziert. Quelle surprise! M.PATH.IQ •••••-•••• SUGAR PLANT - DRYFRUIT [SHIBUYAHOT] Business as usual. Angezerrt fröhliche Indietracks EXPERTISE [PROSPECTRECORDINGS] von Japanerinnen, die sich nicht ganz entscheiden Compilation eines neuen Labels aus Holland, Hil- können, ob sie voll und ganz im Regalkitsch versinversum, die mit einem Rooster an Acts kommen, ken wollen oder lieber doch hinter der rauhen von denen man einige schon ganz gut kennen soll- Oberfläche ein weiss glühender Kern steckt. Die jate, wenn man sich bei Elektronica ein wenig aus- panische Girlgroupvariante von Felt, würden wir kennt. Loess, Funckarma, Multiplex und EU z.B. Die sagen. Wer Indielounging mit unhinterfragbarem aber alle so gut sind, dass man wohl schon jetzt Slackerstyle mag ist hier richtig weiß, dass man sich mit diesen Releases die kom- http://www.sugarplant.com menden Jahre eindecken können wird, vielleicht BLEED •••-•••• sollte man sich nach japanischem Vorbild schon mal einen dritten Job suchen. Musik zwischen klin- V.A. - BLUEPRINTS VOLUME 2 gelnd schönen Electronica Tracks der technisch [SLIP´N´SLIDE BLUE] versierten Art, knarzig fusseligen Hyperbreakso- Es soll ja Leute geben, denen House zu doof ist. Imundtracks, knuffeligen Pappteller-Kindergarten mer nur geradeaus, monoton und langweilig. Auch Amusements und vielem mehr aus aller Welt. Klas- wenn das viel zu oft nicht wegzudiskutieren ist, hier siker. Mit dabei: Ad-Jap, Stares As Eyes, Frank Mur- will ich es versuchen. Der Mix der Aloha Pussycats der, Delet_ER_Boy, The Tendrils Of Emptyness, Mr. beweist nämlich, dass mit Hilfe von guten Tracks, PRojectile, Adam Johnson, Jonas, Gridlock, Slem- einiger Broken Beats, etwas Jazz und gutem Mixing per, Disassemble und Witsy. Tja. Es kommt was auf durchaus nicht nur der Sophistication- sondern uns zu... auch der Unterhaltungsfaktor steigt. Insbesondere BLEED ••••• Max Fresh a.k.a. Hidden Agenda, King Britt, Romatt und Atjazz arbeiten mit intelligenten Beats. Tenth THE ROGER TUBESOUND ENSEMBLE - PLAYS & Parker steuern Spoken Words bei, Minus8 und JUST NOTES [RATHER INTERESTING] Voom:Voom liefern den derzeit so begehrten ComErm, ja, das ist ein Jazzalbum. Ein Swingalbum. Ein post-Jazz-Bonus. Dazu noch etwas Deepness [Eddy Midialbum. Ein DSP-Album, ein Monster, ein Hy- & Dus], Detroit [Maas Chi] und Mutant Jazz´ „Red brid, eine Effekthascherei, ein großer Spass, eine Skies" erstmals auf CD. Vielleicht der größte gePartyplatte, ein Konzeptalbum, eine Idee gemeis- meinsame Nenner, den House bieten kann. selt in Sound, ein flüssiges Amalgam aus Klängen, M.PATH.IQ ••••-••••• das einem ständig durch die Finger rauscht und in den Ohren pocht wie ein mit Bergen voll Koffeein V.A. - KLUBBJAZZ 3 [SLIP´N´SLIDE / KICKIN´] vollgestopfter Organismus, der seine Gliedmaßen Jazz bekommt man auch beim dritten Teil der nicht mehr unter Kontrolle hat, weil alles so funky Klubbjazz-Reihe nur am Rande. Im Vordergrund vor sich hin wippt und ständig neue Varianten und steht 128 BPM-Handtaschenhaus. Ein bisschen Rhtyhmen entdeckt, die eigentlich gar nicht statti- feminine Vocals hier, ein Saxophon-Part da, eine finden düften und für die man keinerlei Erklärung kleine Prise Latin... Mittendrin Nick Holders braucht und, ja, das klingt irgendwie, wie ich mir „Sambafrique". Das Ganze amtlich gemixt von Leimmer insgeheim, wenn ich mich an gar nichts wis Dene & the Aloha Pussycats. Aber mal im Ernst: mehr erinnere, Charlie Parker vorstelle. Doch doch Was bringt ein guter Mix, wenn die Mucke so bedoch, das ist es. langlos ist? BLEED ••••• M.PATH.IQ •• unter dem Namen Audio Tourism. Bei diesem klanglich äußerst spannenden Material war es natürlich klar, dass eine Remixversion folgen musste. Hier ist sie. Shudo und Masht'ta lassen dabei gamelanartige Instrumentalsounds durchklingen, Tal braucht ein paar Minuten, um aus seinem Track den abstrakten Hip Hop heraus zu schälen, Bill Laswell hilft bei der Auferstehung des Asian Underground, Atom TM knistert und groovt minimal, Autechre swingen verhalten und Golongib & Octopus Inc. bauen eine schöne konkrete Collage. Am meisten überzeugt allerdings Jan Jelineks unglaublich warmer und lebendiger Eröffnungstrack. ASB •••-•••••

V.A. - NORTHERN LIGHTS [SLIP'N'SLIDE BLUE] Jaja, die nordischen Leuchten kriegen jetzt ihre eigene Compilation, um zu zeigen, was denn die Skandinavier alles musikalisch zu bieten haben. Natürlich wurden wieder Künstler wie Nuspirit Helsinki, Jimi Tenor, Hâkan Libido und eine Hälfte von Royksopp [nämlich Torbjorn Brundtland in Form von Le Big Sloppy Kiss Allstars] ganz nach vorne geschoben, als quasi Aushängeschild. Wer die Menschen kennt weiß, worauf er sich da vorbereiten muss: alle haben sie einen unerklärlichen Hang zu cleanen Sounds, Kontrabässen und Streicherflächen, um so einen Versuch zu starten, die Atmosphäre von Pinienwäldern und Elchüberquerungen in Klangwelten zu vermitteln. Alles unheimlich deep, alles unheimlich ruhig, alles irgendwie langweilig, denn wer so bewusst versucht, keine Aufmerksamkeit für die Musik zu erlangen, der sollte besser in der Innenstadt Panflöte spielen. Dem Einzigen, den man alles verzeihen kann, ist Jimi Tenor, der hilft mit dem letzten Stück, dass man aus seiner Langeweile wieder erwacht. LUM •-•••• V.A. - COMING HOME 2 [STEREO DELUXE] Oli Rösch a.k.a. DJ Deluca liefert den zweiten Teil einer der relaxtesten Soundtapeten überhaupt. Dieses Mal gestaltet sich der Hauptteil dezent beschwingt durch latinfizierten NuJazz und erstaunlich frisch. Neben den sicheren Kandidaten Koop und Butti 49 fallen aber auch S-Tone Inc., Dee Felice Trio und besonders Bobby Hughes Combination positiv auf und erinnern dabei an Llorcas „Indigo Blues". Angereichert mit verspielten Beats und warmen Vocals ergibt sich eine äußerst homogene und unverbrauchte Mischung, die die Vorfreude auf den Chill-Out daheim mit jedem massenkompatiblen Track auf Parties mit längst ver[b]rauchten Tapeten steigert. M.PATH.IQ ••••-••••• STRIKE BOYS - GRAPEFRUIT FLAVOURED GREEN TEA TIME [STEREO DELUXE] Tommy Yamaha und Martin Haiser veröffentlichen endlich ihr Album auf Stereo Deluxe. Nach ihren Releases auf Wall of Sound haben die Nürnberger ihren Sound reichlich geändert. Wer die Singles „Vida la Revolution" und „Dope" kennt, weiß aber auch noch nicht, was uns blüht: Disco-Funk trifft auf House, BrokenBeats und Downbeat - inklusive Gitarrenlicks und Vocoder. Tracks wie „Music is in the air" oder „Don´t stop the music" oder die von Eddie Greene beigesteuerten Zeilen „Where will we go without Soul?" lassen allerdings hin und wieder etwas Tiefgang vermissen. Insgesamt aber eine lebendige Mischung, zu der man auch Kaffee trinken kann. M.PATH.IQ ••••-••• V.A. - STONED ASIA MUSIC 4 [STONED ASIA / KICKIN] Nach lateinamerikanischen und afrikanischen Einflüssen machen sich schon eine ganze Weile auch asiatische Klänge in der elektronischen Musik breit. Und den Hörer gleich mit. Denn unter anderen Bedingungen würden die meisten vermutlich gar nicht erst die hier von Pathaan präsentierte Mischung aus hypnotischen Downtempobeats, Sithars und indischem Gesang ertragen. Den hört man schon oft genug, wenn man indisch essen geht, oder? Für echte Ethnos hat das Ganze dann auch noch zu viele Beats und schwebt damit im luftleeren Nirvana zwischen asiatischen Musik und der Elektronik der Industrienationen. Nur zum Runterkommen nach einer schlechten Goa-Party! M.PATH.IQ •• ELECTRIC FLATLAND [SUB ROSA] Belgier haben es schwer. Seit den ersten Technotagen sind sie eigentlich immer nur die Bösen. Nun. Auf dieser Compilation mit 16 Tracks wollen die Macher von Subrosa zeigen, dass es in Belgien vor allem gute Musiker gibt, die etwas wagen und die sich nicht so leicht unter den einfachen GutBöse Harmonien erwischen lassen. Object, Géographiquee, J-Drik, Mash`ta, Köhn, Jardin D`Usure, P`Chu, Seal Phüric, Ultraphonist, Urawa, Todor Todoroff, Martiens go Home, Kern, Rm, The Joint Between und Frédéric Marbaix heißen die Acts, die hier zwischen Click-Operetten, muffelig gedämpfter Electronika-Brut, Vocoder Symphonien der 3ten Art, schön gepflegt Ambient-digitalem, Kirmeserinnerungsschleifen, konkreter Kellerkindermusik und natürlich fusseligem Elektroexperiment mit Elektroden statt Ohrmuscheln und Vielem mehr für eine tatsächlich so unterhaltsame Stunde mit Belgien sorgen, wie man sie schon lange nicht mehr gehabt hat. Vielleicht kann man ja da mal Urlaub machen.... Nicht nur die beste Subrosa Platte seit langem, sondern vor allem Regionalsieger in allen Klassen. BLEED ••••• TEMPONAUTA - 155.521.981.589.103 [TEHNIKA] Das was so aussieht wie eine kaputte IP Adresse, ist nicht nur der Titel des Albums von DJ Bizzy und DJ Dojaja aus Slovenien, sondern auch das Alter unseres guten alten Kumpels, des Universums. [sagt der Tehnika Promoter zumindest und der muss es ja wissen]. Und es [das Album, nicht das All] besteht aus schlichten schönen klaren Technotracks zwischen Posthood und swingenderem leichten Detroit Sound. Klar und leicht mit angenehmem Partyflair a la Popup und ab und an mit schwerer klonkigen Rhyhtmen. Fein. BLEED •••• ON THE ROAD 2 [TERMINAL M] Monika Kruse pendelt ja immer so ein bisschen zwischen der großen Rave-Öffentlichkeit und dem distinguierteren Klubpublikum und ungefähr diese Schnittmenge versucht die CD einzufangen. Ein bisschen pädagogisch setzt der Mix mit Jeff Mills' Condor to Mallorca ein, gefolgt von Rob Hood als The Vision und dem E-Dancer hinterher. Dann wird

erst mal geballert mit kurzen Chicago Einschüben bis es am Schluss noch mal Funk D'Void etwas versöhnlicher wird. Die CD ist unaufgeregt gemixt, spart auch nicht an Hits dafür aber etwas an Überraschungen, da auch der mittelinteressierte Clubber bis auf wenige Ausnahmen die Nummern kennen müsste. Schon sehr solide das Ganze, aber wo On the Road 2 sich von dem Meer an Techno Mix CDs absetzen soll, ist mir nicht ganz klar geworden. FELIX •••-••••

fest, bis die Schleifigkeit kaum noch zu hören ist und die Akzente eher von vorsichtig gesetzten Beats und funkelnden Sounds kommen, die hier allen Platz bekommen, die sie zur Entfaltung brauchen. Pan American funktioniert extrem sachte und behutsam, hier passiert nichts, wenn es nicht unbedingt sein muss. Meistens erzählen die wundervollen Melodie-Mobilés schon mehr als genug. Und wenn das nicht reicht, wird der Bass ausgepackt, der tief und warm die Eckfrequenz der Nautilus sucht, um Captain Nemo endlich wieder zum AufCOSTES - BIBLE AND MACHINE GUN tauchen zu bewegen. Wunderbarer Highway-Dub, [TOCHNIT ALEPH 036] komplett in Schwarz-Weiss. An Costes erstaunt mich immer wieder seine THADDI ••••• Chamäleonhaftigkeit, die es ihm erlaubt, in ständig neue Rollen zu schlüpfen und diese mit einer BOARDS OF CANADA - GEOGADDI [WARP] Glaubwürdigkeit zu verkörpern, dass einem Akustik und Visualität hängen bekanntermaßen schwindlig werden kann. Diesmal positioniert er eng zusammen. Wie nah, das zeigen Boards Of sich unter Zuhilfenahme von allerlei Kunstfiguren Canada, die nicht nur Filme, Projektionen und Foin eher abseitigen Situationen im Staate Israel und tos produzieren, sondern auch Sounds, die wie Bilum diesen herum. In diesen spürt er beispielsweise der funktionieren und gar nicht erst analysiert wereinem nackten gekreuzigten Mädchen in Gaza den sollten. Dabei würden die Boards genügend nach, berichtet aus der Perspektive des Arabers, Stoff für Examensarbeiten bieten: diverse Pseudder sich nächtens zum bezahlten Sex mit dem Sohn onyme stehen für ebenso diverse Aktivitäten. Und eines Rabbiners unter einem Zitronenbaum einfin- immer wieder tauchen beiläufige oder unterdet, schildert die Schuldgefühle desjenigen, dessen schwellige Botschaften auf [achte auf die Samples!] Eltern von den Nazis in Auschwitz ermordet wur- - ein Track heißt gar „The Devil Is In The Details". Jeden oder erzählt die Geschichte der Zusammen- denfalls sollte das bei den zunächst wunderschön hänge zwischen Israelis, Arabern, Kakerlaken und anmutenden Klängen nie ganz in Vergessenheit gedem Brot. Explosiver Stoff, der stets im passenden raten. Tracks wie auch Kontexte erscheinen stets Tonfall vorgetragen wird, ein breites Spektrum an etwas mysteriös, was den Boards auch schon mal Zuständen wie Verzweiflung, Aggression, Gier oder die Schublade Psychedelic einbrachte. Hört man Wahnsinn leidenschaftlich verhandelt und dabei die 23 [!] neuen Stücke, so fühlt man sich tatsächvon der großen Intensität einer Liebeserklärung ist, lich in elektronische Dreamlands versetzt. Mit die einen nicht gleichgültig lassen kann. stumpfem Hippietum hat das aber wenig zu tun http://www.costes.org Marcus Eion und Michael Sandison entwerfen hier P_ ••••• eher eine Warp-taugliche Mini-Oper. „Geogaddi" wirkt wie eine sich selbst bewegende StadtlandGROOVE GALAXI - INTERSTELLAR HI-FI PAschaft, in die der Zuhörende eintritt und durch die TROL [TRAUMTON] er oder sie sich fahren lässt, an der Hand von meAuf das Image der Haus-Band des Mojo-Clubs le- lancholischen Sounds und stockenden Beats. Seltgen die Jungs von Groove Galaxi wenig Wert. Nicht sam und groß und mit eiernden Hits wie „1969" zuletzt führt man die Acidjazzgemeinde damit in oder „Alpha And Omega". die Irre. Die Entwicklung der Community um Sönke http://www.boardsofcanada.com Düwer [Drums & Sampling] und Markus Kuczewski CJ ••••-••••• [Organ, Keys, Fender Rhodes] geht nämlich vom GrooveJazz zum NuJazz. „Zen Vier" und „Dance Ela- MARC USHMI MEETS REVEREND GALLOWAY tion" belegen das eindrucksvoll. Effekte und Samp- ON ERNST BUSH [WHATNESS/003] ler waren schon vorher Bestandteil ihrer Sets, doch Oh. Hat man die Entstehungsgeschichte des Alihr Sound entwickelt sich unaufhaltsam weiter. bums [die leider nicht dabei ist, obwohl lustig, SteDichte Sphären, präzises Drumming, sensible Blä- phen Galloway, Sänger, interpretiert während Ausser, weirde Einlagen und Overdubs, aber keine Jazz- stellung Ernst Busch`s lustige Arbeiterlieder in Wisoli. Dennoch sind die Hamburger im Kosmos des en, Schmickler macht hinterher ein Album draus NuJazz eine sehr eigenständige Galaxi. Schließlich verkürzte Version] hinter sich, dann gehts überrahaben sie sich bei einem Jam kennengelernt und schenderweise erst mal ab in fluffig dichte Housekönnen ihre Platte auch live präsentieren. Und wie! musik mit Soulswing. Manchmal erinnert das verM.PATH.IQ •••••-•••• ständlicherweise an Geez`n`Gosh oder Supercollider, und die Arrangements sind vielleicht zuweilen KAFFE MATTHEWS/ANDY MOOR - LOCKS ein wenig Brinkmannsch dicht, letztendlich aber [UNSOUNDS02 CD] ein willkommener Grund, sich für ein paar Stunden Andy Moor, Gitarrist bei The Ex und unsere Kaffe, in die verschroben kickende Politdisco zu wagen der wandelnde Liveconverter, stellen hier eine Aus- und hey, ein Track wie "Land! Sie bereit, vorwärts wahl ihrer gemeinsamen Liveperformances vor. Die die Zeit." dürfte sogar das letzte Herz auf Heimweg beiden loten dabei die Möglichkeiten von Kommu- durch das belgische Viertel davon überzeugen, nikation an sich aus. Hier unterhält sich alles mit al- dass man das besser gar nicht formulieren kann. lem. Die Gitarre hört Kaffe zu. Andy hört der Gitar- http://www.whatness.de re zu und jedes Rauschen, Knacken, Verzerrren von BLEED ••••• Kaffe ist ein Kommentar zum gerade Erzählten. Immer wieder werden Teile gesampelt und geloopt, KOTAI - KOTAI [WMF RECORDS CD08] als wollte man sich die Passagen unbedingt mer- Wenn Hip Hop das CNN für Public Enemy ist, dann ken. Aber genauso wie sich Worte verändern wenn ist Techno das CNN für Kotai. Ein Kanal, in den man man sie öfter sagt, klingt das jedesmal anderes. Wie Mitteilungsdrang hineindrängt, bis es allein wegen bei Hüpfseilspringen, Carrerabahn fahren oder an- dieses Drängens schon geil klingt. Auf diese deren 'locked grooves', in denen Differenz und Wie- Schnapsparallele muss man nicht erst kommen, derholung kein Widerspruch sind. Beide kennen weil Kotai im Gegensatz zu seinen Elektro Music dabei scheinbar die Spielregeln so gut, dass sie sie Department-Platten hier auf jedem Stück singt, Bejederzeit on the fly verändern können ohne aus deutung über Sprache einbringt, sondern weil sein dem Konzept zu kommen. Sehr konzentriert, ob- dunkel knarziger, breitschultrig nach vorne preswohl das Alles so spielerisch klingt. Bemerkens- sender Oldschooltechno immer herausfordert: sag wert ist auch der Edit. Teilweise sind Stücke aus ver- was dazu, verhalt dich dazu, sonst überrenne ich schiedenen Liveimprovisationen zusammenge- dich. Hier kommt mein Einsatz, wo bist du? Techno setzt. Die subtilen Brüche nimmt man im Stück als Diskussionskultur, diskutieren auch auf Körpeselbst nur als Dichte, Dynamik und Timing war. An rebene, hier wird sie mit dem Imperativ eines Punkden jeweiligen Stellen sind aber auch IDs gesetzt, Zeitzeugen eingeklagt, der Stooges und Suicide so dass klar ist, es geht nicht um Homogenität. und Sisters of Mercy kennt und die Nase voll hat Ich könnte glatt anfangen, Gitarre zu mögen! von liberalästhetischen Minimalverfeinerungen. TASCHE ••••• Stellt man ihn neben Green Velvet, hat man schon mal zwei der Musketiere oder das halbe A-Team. SMYGLYSSNA - WE CAN FIX IT JEEP ••••• [VERTICAL FORM / VFORM015CD] Tausendsassa Smyglyssna [hat schon mal jemand SUBA - TRBUTO über einen potentiellen isländischen Kinderfern- [ZIRIGUIBOOM/ CRAMMED DISCS] sehstar mit diesem Namen nachgedacht, dessen Wenn es so etwas wie Märtyrer in der Musikszene Sendung dann in der ganzen Welt läuft und Kinder gibt, dann ist dies wahrscheinlich die Art, wie man rund um den Erdball voller Aufregung vor dem Bild- sich ihren Tod vorstellt. Suba starb bei einem Brand schirm sitzen und den Namen des Helden immer in seinem Studio, gerade nachdem er sein Album und immer wieder wiederholen und sich die Eltern "Sao Paulo Confessions" fertiggestellt hatte und im mittlerweile wundern, warum ihre Kids sich jeden Begriff war, trotz serbischer Herkunft, zum Tag eine Stunde diesen Typen da reinziehen, der ei- berühmtesten und gefragtesten brasilianischen nen Quietschebeat nach dem nächsten baut?], also Produzenten zu werden. Auf vorliegendem Album dieser Skandinavier eben ist funkverliebt, hat zollen befreundete Musiker und Produzenten ihren Pitchtuner und Flanger so perfekt im Griff, dass er Tribut. Übliche Verdächtige wie Phil Asher, Jurymseiner gesamten Breakbeatsammlung eine kom- an, Funky Lowlives und Buscemi steuern Remixe plett over-the-top Tonalität andichtet und kno- bei, die vormals nur auf Vinyl vorhanden waren und chentrocken in die Küche torkelt, um sein Geschir- natürlich darf der große letztjährige Clubhit "Samrorchester anzuschmeissen. Derweil fungiert der ba do Gringo Paulista" in der Zero dB InterpretatiWäschetrockner als Oszillator und der Bitcrusher on nicht fehlen. Aber auch brasilianische Künstler als Bouncer. Funk also, wie gesagt. Und Disco. Nur aus Subas näherem Umfeld sind vertreten, um dies anders. HipHop sowieso immer. Was auch sonst. ein würdiges Abschiedsgeschenk zu machen. Alles Dann wieder Detroit, kurz vor der finnischen Inva- sehr Brasil, aber nicht so halbherzig geklont, wie sion. Prozessierter Percussionbreakwahnsinn. Bis manch eine "brasilloungingbelanglos" Compilatiam Ende das Rhodes kommt und einem die Fragen on, sondern sehr authentisch und sehr gefühlvoll. beantwortet, die sich in den letzten 30 Minuten so LUM •••• angesammelt haben. http://www.verticalform.com MUSIKSYSTEM - ELECTRIC [MUSICSYSTEM] THADDI ••••• Kompilation der Dänischen Monstergroup mit Acts von einer weitreichenden Allianz von Pulsinger, PAN AMERICAN - THE RIVER MADE NO SOUND Engkilde, Björn Svin, Le Car, Superflex, Manuela [VERTICAL FORM / VFORM017CD] Krause, Jeans Team und anderen, die im weitesten Was Mark Nelson, der neben seiner Rolle bei Lab- Sinn irgendwie Elektro machen, egal ob spielerisch radford sein Pan American Soloprojekt fleißig aus- albern oder deep und mit Soundscapecharakter. Albaut, anfasst, wird zu Gold. Den Blick immer fest les Exclusivtracks und glücklicherweise nie in die auf der dubbigen Schleifigkeit, die vor Jahren schon darkere Richtung von Elektro driftend, ein Fest für in Berlin für den elektronischen Sektor zum Patent Freunde des nicht genrefizierten Genres. angemeldet wurde, drückt Nelson hier alles schön BLEED ••••

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CD

[•]-nein [•••••]-ja

SUTEKH - FELL [ORTHLORNG MUSORK] Ok, klar, ihr denkt alle Sutekh, kennen wir, das ist doch der Freejazzer aus San Francisco... Moment. Was ist denn hier passiert. Sutekh kümmert sich erst mal gar nicht um seinen Ruf. Sondern experimentiert wie schon lange nicht mehr mit ganz anderen Sounds und Ideen. Er würfelt die Sounds durcheinander anstatt wie sonst schnell auf das anvisierte Microdubziel zu kommen. Er wirkt krasser, brachialer bei aller algorithmischen Feinheit. Die Tracks wühlen in Sinuswellen, Jazzsamples der unstrukturierten Art [falsch gesagt, aber ihr wisst was ich meine], in scheinbar weniger bearbeiteten direkteren Sounds, in Kammermusikalischen Digitalwelten und erst auf dem 4ten Track findet man ihn als Synthese dieses neuen Sounds und dem was man bislang so Sutekh genannt hat wieder, und er könnte der beste Freund von Farben werden. Eine deepe aber auch ein klein wenig anstrengende Platte. http://www.musork.com BLEED ••••-•••••

meint. Die Platte wirkt wie ein Monument für diesen dritten Weg weg vom Dancefloor aber auch wieder zurück, ganz wie die Lounge selber, wo man ein Testbed hat, in dem es den Gegensatz und vermeintlichen Zwang zu tanzen und schranzen nicht kennt. Kyborg feat. Sarah Marrs zischeln wohlig, Elting Lieb verlieben sich in ihre eigenen Dubs, Ratzinger weht mit Bahnhofsatmosphäre zum Aufbruch, Lopazz jazzen elegisch eine neue Elektronica Coolness, Alex Cortex zeigt dass Detroit eigentlich "Immer" heissen müsste, Clark Kent kräuselt sich in Microhouse-Reduktionen, Jamie zeigt wiedereinmal das er das einzig mögliche Erbe von Mark Stewart ist, Rechenzentrum proben Einsamkeit am Laptop, Lars Fenin schunkelt sich hoch zu Househymnen, Apparat entführt uns auf ein knisterndes Bad in akustischer Eiscreme, Alva Noto lassen die Restgeräusche in den Ohren klingeln, Kim Cascone streut Salz auf deren Wunden und mit Spacetank beschliesst sich eine wundervolle Compilation auf der alles stimmt. BLEED •••••

LOUNGE ESSENZEN - 02 [DIE LOUNGE] Die zweite Compilation CD der unglaublichen Institution der Mannheimer Lounge von Dominick, Roland und Katja beginnt mit einer Liebeserklärung von Dominick Baier in einem Track der "Love.Lounge" heisst und das auch genau so mit seinen schönen schweren Harmonien und clickernden Beats

THE PERIPERAL FIX - VOLUME ONE [LO-FI STEREO] Eine Mix-CD auf Lofi, das dürfte uns alle überraschen. Vor allem wenn es nicht eine Labelschau sein soll, sondern einfach ein Mixtape mit Hang zum grossen Hit, wie man es von manchen Kölner und Berliner DJs kennt. Opel Bastards, Bergheim,

Jeans Team, Louie Austen, Dexter, Superpitcher, Schaffhäuser, Martini Brös, all das nicht wirklich überraschend stellenweise einen Hauch zu Retropop aber dennoch ein Versuch zu zeigen was innerhalb der deutschen [mit ausnahmen, klar] Houseszene in den letzten Jahren an Wandlungen in alle möglichen Rock, Pop und Funk Richtungen passiert ist. Wen die Tracks schon im Club immer genervt haben, der sollte sich dieser CD allerdings vorsichtig nähern. BLEED •••-••••

mentiert das auf 14 Tracks in sehr vielseitiger Weise die nie über bekanntes hinausgehen will, aber dennoch alles so frisch klingen lässt als wäre es grade erst erfunden worden. Schöne und eine der deepesten Housealben jenseits von Minimalismus aus Deutschland. BLEED •••• DAEDELUS - INVENTION [PLUG RESEARCH] Daedelus kommt aus Los Angeles und scheint ein Faible für Barock zu haben. Zumindest legt das sein Coverartwork, das irgendwo zwischen Romatizismus und Gothicchic hin und her mäandert, nahe legt. Rückschlüsse auf seine Musik sollte man daraus aber nicht ziehen, hat der Kumpel von Scott Herren und Madlib doch eine sehr entspannte Soundcollage, die sich sehr nach alten [Stummfilm]Soundtracks, Jazzplatten und was weiß ich noch anhört, zusammengebastelt. Sehr schönes Hörspiel. SVEN •••••

OPOPOP - JUICIO FINAL [ALKU] Alku ist ein sehr merkwürdiges Label. Falls ihr es noch nicht bemerkt habt. Die Spanische Entsprechung zu Mego wäre vielleicht eine gute Umschreibung. Opopop der hier eine MiniCD mit einem Ganzen Haufen kurzer ineinandergeblendeter Tracks macht, knuffelt sich durch blubbernd digitale Granularsounds und fühlt sich sichtlich wohl in den 10 Minuten digitalem Schreddersound den er veranstaltet. Für Menschen die ihre Ohren gerne mal ab und an freispülen. BRIAN HARDEN - INSTINCTIVE STATE OF... BLEED •••• [MOODS AND GROOVES CD1] Brian Harden ruft auf der ersten Moods and GrooDIGITAL SOUTH - SOUL OF KING [BOXER] ves-CD ganz kategorisch "Deephouse" mit all seiDas digital Soul Album hat sich als Thema die Gren- nen einzelgängerischen, Mantelkragen hochschlaze zwischen Lounge, House der amerikanischen genden Implikationen. Die große epische Geste vor Art, Soul, Dub und einfacher Faszination für die einem Yves Klein-blauen Setting, die immer so maSchönheit relaxter Sounds ausgesucht und instru- jestätisch, zeitunberührt, introspektiv klingt wie al-

les aus der Achse Detroit/ Chicago, dass überhaupt nicht weiß, warum es rechts und links der Stadtgrenzen gucken sollte. House-Solipsismus wortkarger Dichter in klassischer Souveränität, der es ab und an mit dem jazzigen Seelenauspinseln etwas übertreibt, einen viel öfter aber vor der Weisheit eines schlichten Handclaps kapitulieren lässt. JEEP ••• - •••••

nehmen dann Pan Americans akustischen Pfaden wieder auf, lassen die U-Bahn stehen, haken sich gegenseitig unter und laufen zum Strand. Und das ist ganz schon weit von London. Und so geht es immer wieder rundrum. Völlig klar, dass alle Beteiligten noch viel mehr zu bieten haben. Allen voran immer wieder Hiorthoy, der auch ein guter Pianist ist zum Beispiel. Ein Hammertrack jagd den nächsten und obwohl die vier Projekte doch eigentlich ganz unterschiedlichen Dingen verpflichtet sind, fügt sich hier ein Steinchen zum nächsten. Nahtlos. Perfekt. Folgendes bleibt nun zu hoffen: Kim Hiorthoy wird endlich berühmt, Corker ruft mal an, Iso68 verkaufen mir diese Fläche als Tapete und Pan American geht nur noch mit Gitarre und ohne Minidisc auf Tour.

V/A - PRO BONO PUBLICO [VERTICAL FORM / VFORM014CD] Spätestens mit dieser Compilation kann niemand mehr Vertical Form vorwerfen, nur von Chain Reaction beeinflusste elektronische Dubtracks rauszubringen. Hier läuft alles anders. Pan American, Kim Hiorthoy, Iso68 und Corker/Conboy und die Welt ist gerettet. Pan American beginnt und drückt, THADDI ••••• ganz unüblich, die Sonne komplett akustisch immer tiefer in den Horizont und wirft sofort die Frage auf, warum Herr Nelson nicht gleich noch ein drittes Projekt eröffnet. Genau hierfür. Kim Hiothoy aus Norwegen [wir erinnern uns gerne an sein Killeralbum auf "Smalltown Supersound"] präsentiert stolz den Prototyp seiner in Max programmierten Spieluhr und klimpert sich an den Fjord, um schnell noch ein paar Cover zu designen. Iso68 ziehen dann den Vorhang zu, damit es schon kuschelig wird für ihre Mischung aus unwirklicher Percussion, Soundtrack-Piano und einer verfilterten Fläche, die alles klar macht. Corker/Conboy

dial 10 v.a. - split phantom ghost / efdemin

DEUTSCHLAND [•]-nein [•••••]-ja DRAG DESASTER - QUEEN OF DRAG /DRAG ME [?] Hey, es darf gebootleggt werden. Hier Berliner Kids mit ihrer version vom alten Discokitsch-Klassiker "Queen of China Town" des ersten Discocyborgs Amanda Lear. Drüber, drauf, gut und rund. Die Rückseite ist funkiger und verspielter mit leichten Elektroanklängen und Sequenzen und noch mehr verliebt in die große Amanda und ihre Hightecheuroverführung namens "Follow Me". Sehr lustig. BLEED ••••-••••• DJ FRENCHBLOKE & SON - HAGGIS TRAX Feine Bootleg-LP mit allerhand Cut-Up Klassikern. Destinys Child trifft auf die Dead Kennedys, Phutures "Acid Tracks" auf Opus 3, Kraftwerk kommen vorbei, treffen HipHop, Anthony Rother muss dran glauben und seine Little Computer People für "Music Sounds Better With You" hergeben... alles was das Herz beghert. Wer ist DJ Frenchbloke? Kennt den jemand? Vinylfetischisten können immerhin erkennen, dass diese LP in Deutschland geschnitten wurde. Dann verliert sich die Spur. Bei dem ganzen Bootleg-Wahnsinn auf jeden Fall ein Highlight. THADDI •••• THE CHOKE PEOPLE - MEETING #2 [440HZ RECORDS/028] Extrem coole Platte wieder auf 440Hz, die in weiten Dubs schwelgt und diese upliftende Statik produziert, die einen auf der A-Seite von Franklin De Costy und Christian Christe mit ein paar einfachen Sounds auf ein Endlosigkeit eingroovt, aus der man gar nicht mehr raus will. Musik von und für einen anderen Planeten, in dem alles wie von selbst zu rollen scheint. Auf der Rückseite wird es mit Code & Structure erst mal orchestergrabentief und dunkel, während Byron Bogues dem Ganzen noch die fällige blubbernde Funkyness einspritzt. http://www.440hz.de BLEED •••••-••••• DOMINIK SCHUSTER - PRESSURE COOKER EP [77RECORDS] Der Münchner DJ releast hier ganz unauffällig 5 Tracks mit sicherer Post-Detroit Clubatmosphäre, die auf ihren Akkorden so dahingleiten, ohne jemals pathetisch oder zu futuristisch werden zu wollen und trotzdem einfach rocken können. Das hat etwas sehr sympathisch altmodisches, öffnet den Dancefloor für klare Claps und beständiges Pulsieren ohne zu viel Druck und lässt sich auf Tracks wie "The Sun Sets In The West" gerne auch mal auf experimentelleres ein und winkt uns freundlich gute Nacht mit dem ruhigen Housetrack "A Little Lullaby". Warum heißt das "Pressure Cooker"? Weil es sich an dieser Zeit orientiert, die rocken konnte, auch jenseits der technisch maximierten Überwältigungsstrategie. http://www.77records.de BLEED ••••-••••• ANONYME HOSPITESSEN [AREAL RECORDS/007] Schon albern, dass Areal ein Design/SchauspielProjekt vertont, und dafür mit Metope und Ada [Sängerin] einen ihrer poppigsten Tracks macht. Erst langes hackelig knochiges Intro, und dann bricht der Damm und mitten hinein in die 80er Popplockereuphorie. Auf der Rückseite dann zwei krudere Tracks, einmal Basteroids "Operation Gelungen - Patient Tanzt", dessen Humor ähnlich merkwüdig ist wie der Titel, das aber mordsmäßig trocken und angebröselt rockt wie nur Areal Tracks und sich elegant in immer mehr Schichten Pop kleidet. Als Abschluss dann ein wenig stimmungsvolle Feldaufnahmen im 4/4tel Takt von Schorf, der mit "Sterbezimmer1" der Party den Rücken kehrt und lieber die Alarmsirenen angeschaltet lässt. http://www.areal-records.com BLEED ••••• LAVA - VEM PARA FICAR [AUDIOPHARM] Eigentlich schön, wie hier mal Latineinflüsse und Samples nicht auf dem üblichen Backdrop aus vielzuviel Percussion und Fusionsounds landen, sondern eher auf einem pumpend deepen Housesound. Moodorama Remix tut es. Relaxt und hintergründig. Auf der Rückseite kommt dann ein etwas zu vollgestopfter Housemix mit breitwand Pianosolo von Brown, Smith & Grey und das eher komi-

sche Orginal, das gegen die A-Seite wirkt wie japanische Popmusik. http://www.audiopharm.com BLEED ••••

ven, manchmal etwas bedrückenden Grooves schlägeln sich durch warme dichte Stringsounds in Moll und entwickeln so ihren ganz eigenen Popcharme, der sich irgendwo zwischen 80ern und Detroit ansiedeln ließe, ohne sich auf ein Genre zu reLAVA - VEM PARA FICAR [AUDIOPHARM] duzieren. Deep und wuchtig. Die Audiopharm geht weiter in die Offensive. Für http://www.choke-music.de die Maxi zum Album des 34-jährigen Japaners DJ BLEED ••••-••••• Lava wurden Moodorama und Brown, Smith & Grey mit Remixaufträgen versorgt. Das Original sollte DADAMNPHREAKNOIZPHUNK - COMPLEX vielen bereits von Brazilectro 3 bekannt sein. Wie DINNER WARDROBE [COMBINATION] Lavas Mix aus Bossa und Elektronik im Allgemei- Nach The Green Man, Fellmann & Louise und nen würden auch die Mixe in diesen Kontext pas- Swimmingpool machen sie jetzt Dadamnphreaksen. Der Gesang der Brasilianerinnen Wilma de Oli- noizphunk daran, die Düsseldorfer Combinationveira & Jeanne Bastos wird von Moodorama in Crew weiter nach vorne zu bringen. Beats, leckere schlichte, träge Downtempobreaks und von Brown, Beats, Melodien und ´ne 303. Daraus schraubt das Smith & Grey in seichten Jazz und House getaucht. Hardfloor-Sideprojekt seine Tracks. Während beim Nett, aber nicht eben temperamentvoll. Opener noch die 303 verdächtig im Hintergrund eiM.PATH.IQ ••••-••• ne dezente BigBeat-Explosion provoziert, kommt es bei den restlichen beiden Tracks zu zwei DownTANZGENERATOR - REMIX EDITION 1 beat-Nummern. Cooles Material, dem man seine [AUTIST RECORDS] HipHop-Wurzeln noch deutlich anhört, auch wenn Simon Krach und und Ferri Borbás remixen die bö- auf jeden Rap verzichtet wurde. Nach dem Wechsel se Tanzgenerator Platte und während der fast knal- von K7! zu Combination bekommen wir hier lig minimale "Funkgenrator" Remix von Ferri sich flockigste Beatscience, die neugierig auf das Album auf ganz wenige Sounds beschränkt und ziemlich macht. lässig über die Basslinewellen surft mit einem So- M.PATH.IQ •••• und, der klingt als hätte er grade eine Heizung irgendwo installiert, ist die andere Seite "Sprachge- SWIMMINGPOOL - DIVER / BYPASS nerator" Rework von der Current Value und E-Men [COMBINATION RECORDS/009] Kollaboration [Simon Krach] eher die polternd Die Scheibenreiter von den Phoneheads und Antorockende Technovariante für Looptechnofloors. nelli sind wieder unterwegs mit ihrer amüsanten BLEED ••••-••• Mischung aus Dub-Minimalismus Vorlieben und Downtempo Glückseligkeit, die auf "Diver" das OLIVER HACKE - LICHTUNG EP Spektrum von Knarzig-Knallig bis Harmonisch-Ele[BACKGROUND/025] gisch mit links durchschreitet und am Ende mit eiWenn es so weiter geht mit Hacke, dann wird er nem großen Knicks von der Bühne geht, nebst Verspätestens Mitte des Jahres jedem bekannt sein. beugung vor der eigenen Größe. "Bypass" mischt Erst die phantastische EP auf Trapez, dann die Aku- auf der Rückseite verknuffelte Dubeffekte mit den fen Remixe und jetzt ein Background mit seinen Schnittmengen-Sounds von Pole and The Wailers smoothesten deepesten Tracks bislang. Manchmal und rockt mit der Bassdrum in der Hand durchs wamerkt man, wie weit Düsseldorf von Köln entfernt tig unbebongte Land der Clubhits. Nebst Bonus sein kann, denn auf diesen Tracks sind alle trocke- Dubstramental. neren reibenderen Köln-Minimalismen hintenan- http://www.combination-rec.de gestellt und das Zentrum der Tracks liegt auf BLEED ••••-••••• schweren harmonischen Breiten, in denen der Rest dann eher etwas ist, dass den gleitenden Effekt DIADEM - SATURDAY SESSION 2 [DESSOUS 23] nicht mehr durchbrechen will, sondern kräuseln. Wie man doch mit minimalen Abweichungen von Wenn das manchmal an Clickertracks erinnert, der Norm große Wirkung erzielen kann. Frankman dann bleibt doch diese eher theatralische Inszenie- und de Bear addieren als Diadem bei "Saturday Sesrung von Sounds in den Tracks von Hacke, die dem sion" zu ihrer sehr traditionsverpflichteten DeeGanzen einen anderen Dreh gibt, und am Ende phouse-Matrix nervöse Kastagnetten, und schon rockt er auch noch quer durchs Lofi Festplatten- stehen die Assoziationen Kopf und man muss neu Areal. Fein. verhandeln. Auch bei "Mel" und "The Day we felt BLEED ••••• Sadness" ist es der Sinn fürs crispe Detail, dafür, den Gurt doch etwas fester zu schnallen, der die beDOLE & KOM - GET FUNKY [BCC/031] tuliche Gemütspflege aus der Selbstgenügsamkeit Ein paar fluffig dahinperlende Jazzsamples und ein rettet. Anti-daddeliger Deephouse in seelenvoller hochtrainierter Beat, viel mehr brauchen die bei- Nüchternheit. den eigentlich gar nicht, um einen endlos vor sich JEEP •••• hin rockenden 4AM Track zu machen. Wie gut manchmal weniger sein kann. Auf der Rückseite PETE MOSS - THERAPY [DESSOUS 24] dann ein Mix von Kate & Joan, der einen leider ein Pete Moss bereichert zum zweiten Mal Steve Bugs wenig zu stark an Bongotrommler im heimischen "Dessous"-Label. Eigentlich mehr der unverblümtePark erinnert, die einem die Aussicht auf Frühling ren "Poker Flat"-Linie verwandt, bietet Moss hier schon jetzt vermiesen. zwei bassige, aber nicht feiste, atmosphärisch BLEED •••• weiträumige, aber nicht kitschige TechhouseTracks für den Rave mit Zwischentönen und eine DIGITAL SOUTH - HAPPINESS IS EASY Downtempo-Schleife, mit der man gut scratchen [BOXER 03] kann. Vor allem "Therapy" mit der dynamisch zwiDie These des Maxi-Titels wage ich anzuzweifeln, schenschlagenden, haarscharfen Perkussion über aber egal: Wie auch schon auf der ersten Auskopp- Sphärenflug entwickelt massiven Drive bei ausgelung von Digital South abwechslungsreichem Al- breiteten Armen. bum 'Soul of King' wird ein Remix von zwei der CD- JEEP •••• Tracks flankiert. M. Schaffhäusers Nachfolge als Remixer tritt M. Flux mit ‚yes sir sirty sir' an: fängt LITTLE BRUTAL RAVEBASTARDS - SERIES VOL2 ganz harmlos mit süßen Flächen an, wird zur Mitte [DHYANA RECORDS] hin mit kantigeren Beats und fies knarzenden Acid- Jean Bach mit einem grossen Wurf voller rotziger sounds aber deutlich böser. Bei den beiden Digital Technoravetracks aus den Kellern, die die Welt in Sounds Originals regiert hingegen wieder der war- einen Dark Room verwandeln möchten. Acidfiles me Bass neben stimmungsvollen Vocalsamples, aus vergangenen Zeiten analogen Glücks in einer ohne dabei an Energie einzubüßen. Das Kölner La- Handvoll Maschinen, wie sie mal oft und vielgebel Boxer Records, Nachfolger von Mehrwert, ist spielt früher bei Bunker rauskamen. Dunkel, fiepmit seinen nur 3 Maxis und 2 Alben ziemlich weit sig, kratzend und auf die Dauer vielleicht doch etvorne und kann vor allem ein ganz eigenes Profil was einseitig. Eher ein Manifest als eine Platte. aufweisen . http://www.littlebrutalravebastards.de MEYER ••••-••••• http://www.dhyanarecords.com BLEED •••-•••• CODE & STRUCTURE - LIBERATION EP [CHOKE MUSIC/018] PHANTOM GHOST/ EFDEMIN [DIAL 10] Sehr melodiös sind Code & Structure mit dieser Phantom Ghost sind die Schattenreich-Streber, die Platte geworden. Die dichten, manchmal perkussi- sich ihre Latte extra hoch hängen. "These Days"

muss es sein, und dabei haben sie bestimmt viel eher an Nico als an Jackson Browne gedacht. Ja, Nicos Version von 1971 ist einer der Höhepunkte unaffektierten Abfindens mit dem Verlust jeglichen Erlösungsversprechens. Und ja, Phantom Ghost mit Dirk von Lowtzows Gesang treiben den schlafwandelnden Folk in die weithallige Verlassenheit eines sich entziehenden Verwaschenen-Grooves und wieder zurück, ohne auszurutschen. Eine Techno-Oper en miniatur, die es mit knapper Bravour schafft, nicht an ihrer Prätentiösität zu scheitern. Efdemin clicken sich hintergründig in die gedankenschwere Romantik aller Nachtschwärmer, die nichts so sehr hassen wie das Wort "Nachtschwärmer", selbstbewusstes Emo-Minimal on top, wie man es von Dial liebt. JEEP •••••

zwischenzeitlich wieder in weiches Gras zurückgeworfen, in einem zweiten Anlauf die Oberkante erklimmen lässt. Überzeugende Club-Rocking-Tracks. FABIAN •••••

SCSI 9 - MOVE YOUR BODY BOOGIE [FREIZEITGLAUBEN/005] Ha. Moskauer Deephouse-Lyrik deutet der Titel der 12" ja schon an, und wer Anton Kubikov kennt, weiß, dass er sich auf einige Überraschungen in den Sounds gefasst machen muss, ohne dabei aus dem sicheren Gleichgewicht dichter Grooves zu geraten. Kubikov macht hier seine Weltreise mit schwerem Dub im Gepäck nach "Erusalem", als Expressway Killerfunk Dampflok auf "Moscow-Chikago" und ganz down mit den fusseligen Rauschtriggern zum wohligen Abschluss auf "Life In Peru". So soft, als wäre der Dancefloor ein Himmelbett. GADGETS [ELP] http://www.freizeitglauben.de/ Ein ganzes Album voller schöner leicht detroitiger BLEED ••••-•••• Technotracks in allen Geschwindigkeiten von Gadgets, denen meist eine schwer schwelende, leicht HAL 9000 FEAT. SYLVIE MARKS melancholische Grundstimmung mit viel Dub zu- NO WAY BACK EP [FREU_ND] grundeliegt, auf der funkig klare Beats für einen Es war immer schon schwer, um genau zu sein fast Clubsound sorgen, der so ausgelassen und groovig unmöglich, Hal 9000 nicht zu mögen. Die hard to vor sich hin schliddert, dass man sich sofort in je- get 7"es des Labels waren immer für allerhand dedem der Tracks wohlfühlt. Corrado Izzo und Tatu zente Merkwürdigkeiten und Elektronikperlen der Metsätähti von Velcro Fastener kümmern sich um obskuren Art gut, in jedem Fall immer besonders. nichts als die interne Übereinstimmung von So- Auf Freu_nd geben Hal 9000 und Sylvie Marks ein unds und Grooves, und wirken dabei so entspannt Gastspiel und bescheren uns fünf ziemlich unterwie nur ganz wenige Technoalben. Sehr schön. schiedliche Tracks, die mal eher so Lofi Elektro http://www.elpmedien.com Chansonartig daherkommen, dann wieder als alBLEED ••••-••••• berne Distorsion Clubrocker. In jedem Fall hat die Ep etwas unheimlich persönliches, ohne dass sie DANILO VIGORITO - WINTER EP [EPISODE 09] sich irgendwie anbiedert, was wahrscheinlich stark Nach den letzten etwas dumpferen, technoideren mit Sylvie Marks Stimme zusammenhängt. Funky Veröffentlichungen auf Episode kommt mit der 3- Shit, das! Track-EP von Danilo Vigorito wieder klar akzentu- FELIX ••••• ierter, straight nach vorne gehender Techhouse mit Dubelementen. Vor allem A1 und B1 können mit ASEM SHAMA - SILICON DEMON wuchtig schiebendem Bass, Minimalmelodien und [GHOSTLINE/005] aufsteigenden Flächen zu richtigen Club-Brennern Tatsächlich wird Asem Shama mit jedem Release werden. b2 ist dann wieder gewöhnlicher Dubhou- besser. Auf "Pandora" reißt er einen dunklen Track se, wie man ihn immer noch haufenweise zu hören an, in dessen tiefer Spur gespenstisch quietschenbekommt. de Effekte mit den immer zerrenderen Basslines MEYER ••••• ums Überleben ringen und tut das mit so ausgefeilt coolen Sounds, dass er mitten drin genug Platz hat, G-MAN - AVANTI [FORCE INC.] um die Effekte bis an ihre Grenzen zu zerren und jeGez Varley igelt sich ein. Die A-Seite ist ein massi- den Ravefloor aus den Angeln zu heben. Und man ver, darker Technotrack mit stark abstrahierten hat dabei nicht einmal das Gefühl, dass es mal so Dubsequenz, der so gar keine Referenz auf irgend- was wie Looptechno gegeben haben könnte. Der etwas wie Zeitgeschehen zulassen will. Die B Seite Titeltrack kickt mit stechenderen Rhythmen und ist ein bisschen gemächlicher, nicht ganz so dunkel Acid-Basslines, die sich vor lauter Reminiszenz und etwas ruhiger moduliert, aber immer unter- räkeln, um eine Art Vortex 2002 zu erfinden. Hart, schwellig dubby. Trotzdem eine sehr solipsistische böse, funky wie die Hölle und irgendwie fast Heaund irgendwie bedrückende Platte. vy-Metal. Warum auch nicht. FELIX •••-•••• http://www.ghostline.org BLEED •••••-•••• BABY FORD - ALL & NOTHING [FORCE TRACKS/041] PHAGE - VOLKSPARK EP [INTIM 09] Eine selbst für Baby Ford ungewöhnlich dunkle EP, Das Berliner Label Intim präsentiert einen Neuzudie auf der A-Seite alles in diesen röhrenartigen gang. Phage ist Marco Resmann. Dass er den HouTunnelsound legt,, den das statisch aufgeladene se gerne im Jazz badet und dabei tiefe und zugleich Hintergrundsample erzeugt und darin mit knorpe- minimale Mengen vor seinen Decks vereint, ist ja lig kantigen Basslines, deren Ecken im Raum abge- schon bemerkenswert. Aber auf dieser Maxi hört schliffen werden, immer unheimlicher und dichter man überdies auch Entspannung und Feingefühl wird, wie es nur Baby Ford kann. Auf der Rückseite schmeichel, toll! "Weekend" ist neben dem Titeldann mit upliftenderem Tempo und Dubs eins die- track besonders weich und rund. Dabei bekommt ser typischen Ford Tools und ein knalliger Techhou- man aber auch immer auf der sanften cruising-tour setrack zum Abschluss, der die Party wieder aus der den Groove frei House. Bei "First may" muss man tiefen Konzentration reisst. nach vorn, sofort auf die Tanzfläche. "Busy EleBLEED •••••-•••• ments" überzeugt durch lustig schnittige Geräuschfetzen, die vom Vocal- und Combostyle TDJ ROME - VERMOND CURRY meiner Meinung nach aber sofortigst entschärft [BABE SODAGROUND LIFTAZ] werden. Gutes Arrangement in Gänze, das EinAls alternativen Dancefloor bezeichnet die Ground druck macht. Absolut korrektes Debut. Liftaz-Crew den Style des Labels, der sich u.a. im ANETTF •••• Dreieck zwischen Drum'n Bass, Break- und Freestylebeats bewegt. Mit dem hier vorliegenden, inzwi- A NUMBER OF NAMES - SHARI VARI REMIXED schen sechsten Release der Berliner, die daneben [GIGOLO] auch noch die gleichnamige erfolgreiche Partyrei- Ein weiteres Kapitel in dem Fortsetzungsroman he in verschiedenen Lokationen veranstalten, darf man Tracks wie Shari Vari remixen, bzw. geht bringt TDJ Rome aka Jerome Froese zwei Big/Bre- das überhaupt eröffnet Gigolo mit den A Number ak-Beat Tracks, die es in sich haben. Bei Vermond of Names Remixen. Mit Shari Vari sind ungefähr alCurry peitschen einen die Beats, angetrieben von le Carls, Derricks, Kevins et. al. aus Detroit aufgeVocal-Samples durch den Song. Der Flipside merkt wachsen als sie abends heimlich unter der Bettman die feineren elektronischen Einflüsse an, die decke Electrifying Mojos Radiosendung gehört haFroese, Sohn von Tangerine Dream-Gründer Edgar ben. Der Klassiker kommt jetzt unters Messer und Froese und seit einigen Jahren auch deren Mitglied, wirft das altbekannte Dilemma auf: Soll man Remiverinnerlicht hat. Bedächtig, ja experimentell be- xe dieser Art grundsätzlich pietätlos finden? Dann ginnend drückt man sich dann, unterstützt durch tappt man natürlich voll in die Modernitätsfalle, da ein fettes Gitarrenbrett, eine Soundwand hoch, die, ohne gezielter Respektlosigkeit gegenüber Ori-

ginalität kein Techno [und kein House, Electro, Disko, Hip Hop... ihr wisst schon] Andererseits, muss man sich immer an die Klassiker hängen? Und dann auch noch so explizit? Hier also das neue Anschauungsmaterial: Vitalic und der Hacker machen einen darken Retrorock Mix mit einer stechenden Acid Line gegen Ende. Ein neotraditionalistischer Ansatz insgesamt. Ectomorph dagegen minimalisiert das Ganze, zerschnipselt und filtert die Sequenz und übernimmt ansonsten nur den Vocal des Originals. Das ist schon ziemlich gut, wie der New Wave Flair ohne New Wave Elemente aufrechterhalten wird. Ob man das wirklich braucht, weiß ich jetzt aber auch nicht. FELIX •••• STATION ROSE - LIVE @ HOME 4 [GUNAFA/009] Ich hab nicht mitgezählt, aber das ist mindestens der tausendste Release der Video-Multimediastream-Aktivisten und -innen. "So Far", ein dark knisternder Groove hochgerüstet komprimierter Brutzelphantasien, "WYSIWYG" ein statisch aufgeladener Bösewicht-Track für Kleiderständer-Partys und "Nature Is Cool" ein desolat disloziertes Stück weggebrochener Gradlinigkeit in wilden Laborsituationen. Etwas düster und stickig, ansonsten aber korrekte Tracks. http://www.stationrose.com BLEED •••• LUYGI VAN - GLUPI KALUPI [HOLZPLATTEN/054] Knallige funkige Technotrack der detroitig akkordlastigen Art mit scheppernden Beats und gut rockenden Breaks auf schliddernden Hihats, knochentrockener Funkyness und lässigem Groove, die mich stellenweise an früh90er Techno der besten Jeff Mills Phase erinnern. Brettern! Aber in Style. BLEED ••••-••••• HERR PITZELBERGER - THE STYLINGS OF HERR PITZELBERGER [HÖR ZU!] Herr Pitzelberger of Shitkatapult Fame gibt sich mal wieder die Ehre und liefert eine von den Platten ab, bei denen man nie so genau weiß, ob man sie jetzt auf der richtigen Geschwindigkeit hört. Ich rezensiere sie jetzt mal auf 45 - wäre natürlich hochgradig peinlich wenn das nicht stimmt - was zur Folge hat, dass wir von Herrn Pitzelberger 4 kickende Minimaltechno Tracks serviert bekommen, die mal eher loopig daherkommen und manchmal einen gewissen Hang zu merkwürdigen Space Synthie Sounds haben wie zum Beispiel der B1 Track, der mir auch gleich am besten gefällt. Disko Obscura, Charmant! FELIX •••• BOY FROM 79312 - FROM 4H EP [HÖRSPIELMUSIK/029] Danilo Cecere hat diese Tracks hier gemacht, vielleicht sollte man gezimmert sagen. Denn es rumpelt in dieser Kiste so gewaltig, dass man erst mal alles vorher vergisst. Knorkige Chicagomusik? Knifflig pappige Brighton-Modulationen? Tischtennisrockouts? Egal was, jeder der Tracks rockt so pappig und unbefangen vor sich hin wie nur die besten der knatternden Basslinerocker es können. Tarrida, Schmidt, Alfa, Czubala usw. gepaart mit einem Hauch spröder Krabbeligkeit und dem sicheren Verständnis, dass jeder Track eine Waffe ist, egal ob aus Plastik oder nicht, und obendrein auch noch so grundlegende Fragen stellt wie: "Woher kommt der Krach?". BLEED ••••• THOMAS SCHUMACHER WHO´S YOUR DADDY [TSX/001] Neues Sublabel von Spielzeug als Bootytech-Label für Schumacher? Könnte glatt sein, so unverschämt wie er hier klaut, was sich nicht an seine Breaks genagelt hat, und mit rotziger Post-Brighton-Bassline und knorken Killerbeats unterlegten Rave-Funk lostritt, als hätte er das Genre erfunden. Man kann gar nicht anders, als sich die Bremen Boot-Camps als neues Zentrum der Techno-Gemeinde vorzustellen. Die Flipside kommt ohne Vocals, dafür mit Dubeffekten für die etwas Zaghafteren unter euch Massenmanipulations-Willigen. Sehr nett. http://www.spielzeugschallplatten.de BLEED ••••-•••••


<42> - DE:BUG.58 - 04.2002

DEUTSCHLAND VICTOR DAVIES - SOUND OF THE SAMBA [MAW REMIXES][JCR 24] War ja zu erwarten. Herr Davies kriegt von den Samba-philen Masters at Work seinen ganz persönlichen Sound of the Samba geremixt. Das Ganze klingt dann auch fast genauso wie das Original. Zuerst wird leise vor sich hin gesäuselt und dann nach kurzer Pause geht es ab mit Trommeln und Trompeten: in guter Carneval House Manier eben. Die 2 Remixe unterscheiden sich nur dadurch, dass der "Full Intro Mix" auf den unnötigen Beat am Anfang verzichtet, und auch das ausschweifende Orgel-Solo am Ende wurde dankenswerter Weise unter den Teppich gekehrt. Es bleibt totzdem ein Rätsel, warum hier noch eine 2. VInyl mit Instrumental, Beat und Accapella mitgeliefert wurde. Wirklich brauchen kann dies niemand. LUM ••-••• JOHANNES HEIL - HEILSTYLE ...FOREVER [JH RECORDS/005] Er mag es mächtig. So jedenfalls denkt man erst Mal bei Johannes Heil, der seinen Eltern vermutlich [angenommen mal er heißt so], tagtäglich für diesen technoid perfekten Namen dankt. Die Doppel 12" mag es allerdings sowieso. Egal ob ruhig und komprimiert mit leicht angedubten Shuffles, ob konzentriert pushend und in sich gesammelt, ob mit fahnenschwingenden Stringsounds quer über den Atlantikgraben segelnden Disco-Detroit Hymnen, ob knuffelig mit Synthesizer-Sounds der ersten Generation vollgesäuselt losswingend, dunkel in dem Strickwerk aus Sequenzen nach der Wahrheit der Matrix suchend, oder mal eben böse und rotzig die Letzten, die noch stehen, aus dem Körper zu pusten. Alles an dieser Platte ist sympathisch. Sympathie für Sound, die immer auch Sympathie für Techno ist. BLEED •••••-••••

[•]-nein [•••••]-ja DISX3 - WAVES VOL1 [KONSEQUENT/023] Kowalski gönnt sich eine Pause von deepen PostDetroit-Tracks und rockt hier erst mal mit leichtem Discoflair und früh-neunziger Raveattitude ins Glück der Nacht hinein. Auf der Rückseite dann konzentriertere Tracks mit mehr Tiefe, deren Fröhlichkeit aber unüberhörbar selbst die dunkelste Fläche noch aufhellt. Platte für Partys, die einfach drüber sind und auch gerne sein wollen. BLEED •••• SPILLER - CRY BABY [KONTOR] Groove Jet war ja eine von den Nummern, die es leider wirklich selten gibt. Die hielt in jeder Autobahnkreuz Großraum Disko die GoGo TänzerInnnen am wackeln und konnte trotzdem unpeinlich in ein distinguiertes Houseset eingebaut werden. Das lag nicht nur an dem hübschen Streicherpart mit Glöckchenverzierung, sondern vor allem an Sophie Ellis Baxtors so völlig beiläufig gesungenen Vocals. Mit Cry Baby ist Spiller leider kein Wiederholung gelungen. Cry Baby kommt mit Diskobassline und penetrant gefiltertem und stark nach vorne gemischten Vocal daher, als wollte Spiller Daft Punk rechts überholen. Auch das Arrangement ist auch auf der Suche nach dem rechten Punch völlig unrund geraten. Auch der Röyskopp Mix ist leider nix, um genau zu sein ist der sogar noch schlimmer, weil die es eigentlich besser wissen müssten. Schade. Erschienen auf dem Label deines Vertrauens, Kontor. FELIX ••-••• C. SOEHNGEN - POUR LES FOUX [KONVEX | KONKAV/015] Oops, da haben die Remixe wohl etwas länger gedauert. Schaffhäuser schnappt sich den Track und wirkt so, als würde er in Trockenheit Steve Bug Konkurrenz machen wollen, schwenkt aber dann ab in hintergründig poppige Akkorde und lässt die Vocals zittern, bis er sich ganz seiner minimals-Discovorliebe widmen kann. Ein Hit. Das Orginal ist ja ein Downtempotrack mit kuschelig schluffigem Beatdub in jazziger Note, und der "Schutt und Asche" Track versucht so etwas wie eine Jazzvocalisten Variante von leicht überproduzierter Rhythm & Sound Seeligkeit zu sein. Aber Matthias macht hier niemand was vor. http://www.konvex-konkav.de BLEED •••••-•••

INVEXIS - LOVE IT [KAZUMI/029] Rockende volle Tracks in 4 Mixen. Ivexis Original zimmert rastlos zwischen den abgerissenen Vocalschnippseln und bestialisch triggernden angefilterten Breaks, der Luygi Van Mix kontert mit konzentrierten Backspins und einer Anhäufung von geschichteten Radiotestgeräuschen, Diego verlegt die Hitsounds ein paar Etagen tiefer und wühlt in euphorischen Basswellendubs,die irgendwann in einem Meer aus hintergründigen Bleeps aufgehen, während Andreas Kremer dem Ganzen etwas Maschinenöl einspritzen möchte. Ruff. EMEN FEAT. KRYLON SUPERSTAR - HET`RO ON BLEED •••• THE METRO [KORREKT GESPRENGT/004] Killertracks aus Berlin, die dem hier wohnenden JaJACEK SIENKIEWICZ - SLOPE mie Lidell und sogar Air Liquid mit knuffigeren [KLANG ELEKTRONIK/064] rockenden Beats Konkurrenz machen können. Sehr coole trocken-digitale Technotracks, die Jacek Krylon Superstar trägt mit den soulig coolen Vocals Sienkiewicz hier für das Offenbacher Label nahezu den gesamten Track durch seinen schleppenden zum gleichen Zeitpunkt macht, wie sein Album bei Funk, so dass man kaum glaubt, wie wuchtig das InSven Väths Cocoon. Egal, ob er grade pumpende strumental auf der Rückseite ist. Berlin hat Funk! klare Dancefloortracks macht oder dunklere kni- BLEED ••••• sterndere Microdubs, in Jacek`s Musik gibt es immer dieses Moment des Aussergewöhnlichen, die- SOPHIE MIT DATAFLOW - THIS ONES FOR ME sen unausrottbaren Versuch, einen Schritt weiter [KORREKT GESPRENGT/005] zu gehen, ohne mit den Konventionen brechen zu Die zweite 10" der Direct Injection Serie auf dem müssen. Das evolutive Moment von Techno. Der Ti- Berliner Label, das hier mit etwas darken Vocals teltrack hat eine fast magische Dichte und eine ge- und düsterem Elektrosound für mich etwas zu klebdämpfte Funkyness, die ihn wohl zu einem der rig wirkt, und erst auf der Version eine Leichtigkeit schönsten Dancefloortracks des Monats machen und vor allem die coolen 808 Subbässe rausholt, kann, und mit "Contrast" bewegt er sich noch wei- die dem Ganzen sympathischen Flow neben der Leter in diese kammermusikartige Schönheit und Re- derrockigkeit verleihen und gleichzeitig auch noch striktion hinein, während auf "Impedence" alles lässig wie ein Grillezirpen zwischen dem Groove groovt und "Contrast" die eher dichte Modulation hängen bleiben. von Technodub perfekt illustriert. BLEED •••-•••• BLEED ••••• LARS SOMMERFELD - IF YOUR BODY COULD BAZILLE NOIR - TÜRBLÄSER EP TALK [KURBEL] [KLEIN / PP SALES] Lars Sommerfeld ist ein neuer Artist auf Kurbel und Nach dem Debut-Album auf Jubilee nun eine Maxi passt mit seinem CutUp Diskowahnsinn bestens auf Klein. Bitte. Da ist man für eigene Ansätze und auf das Label von Richard Bartz. Die vier Tracks auf Ideen offen. Stefan Ebinger und Jens Paulsen sub- If your body could talk sind äußerst sprunghaft und sumieren HipHop, Downbeat, Funk und Bossa mit beziehen genau aus dieser rabiaten Abruptheit ihre teilweise schmutzigen, aber immer augenzwin- Funkyness. Manche der stark nach vorne gemischkernden Soundspielreien und Samples. Schon die ten, funkigen Basslines und einige der GitarrenTitel „Türbläser" und „Electro Nippes" zeigen das. parts wirken fast handgespielt, vielleicht weil sie Freestyle mit hohem Geschick und Unterhaltungs- ziemlich unbearbeitet bleiben und kaum mit Effekwert vom Sixties-Kult-Soundtrack-Flair über Old- ten oder Filtern versehen wurden, was fast schon school bis zur so unterschätzen Heim-Orgel. Damit an Smith & Hack erinnert. Coole, sehr ruhelose sind sie bei Klein an der richtigen Adresse. Bei mir Scheibe! auch. FELIX •••• M.PATH.IQ ••••• V.A. - IN-DIFFERENT [LAB 016] HEADROOM - WE HAVE TAKEN CONTROL Auf dem Sha Ka Ree-Sublabel Lab wird schon eine [KOMPLEX RECORDS] Weile nach den zeitlosen Werten in elektronischer Klar, ein sicherer Raveblaster dieser Track, im Sel- Musik geforscht. Endlich gibt es nun auch Vinyl way Mix, genauso wie im Headrom Style. Selway zum In-different-Sampler Nummer 3. Hanni Tekerockt stumpf und präzise durch ein Gewitter aus stes vocalbetontes R´n´B-Nummer „Player" gibt es tiefergelegtem Vocoder und rotziger Bassline, zu im deepen Original und im House-Remix von Comschrubbender Percussion und Oldschool Belgien- posts Worldless People. Der DJ-Faktor erhöht sich trancerock-Nervosität. Headroom konzentrieren aber auch durch Bolds „Baida" und „Coming Down" sich mehr auf die silbrig glänzende Strasse der von Future Loop Foundation. Live-NuJazz mit Glöckchensequenzen und peitschenden Beats, wo- Moog und Trompete wie im Hochsommer bzw. mobei sie ab und an mal eine Filterabzweigung ver- numental an Beats und raumöffnenden Klängen passen. Lässig. Grossraumraveranto. feilend. Vielseitig und doch jederzeit stilsicher. BLEED •••• M.PATH.IQ •••••-•••• V.A. - DEEP CHORDS [LAB 018 / PP SALES] Der Teaser zur CD gibt wie die gesamte Compilation noch vergleichsweise unbekannten Interpreten im DeepHouse-NuJazz-Broken Beats-Kontext die Möglichkeit, aus dem Schatten der ganz Großen direkt auf die Tanzflächen und in die Lounges dieser Welt zu treten. Ein hehres Ziel zugegebenermaßen. DJ Shaddy wählte zum einen die Smooth Pilots, die hier vom labeleigenen Act Schnute geremixt werden. Kristalliner NuJazz mit allen Elementen, die diese Musik derzeit so spannend machen: Reduzierte, gefühlvolle Vocals, Rhodes, diverse Gitarren- und Pianosamples, verspielte Beats... Zum anderen nahmen sich Daniel Paul & DJ Honesty a.k.a. Slope den finnischen DeepHouser Freestyle Man vor. Ein rollender, akustischer Bass wird von Chords umspielt, die sich zu einer enorm groovenden Variante von JazzHouse vereinen. Music for the soul. M.PATH.IQ •••••

PUBERTY LOVE - X-RAX EYES EP [LASERGUN/014] Schon wieder eine NY Platte. Diesmal Katya Casio und John Langdon mit ihrem schnuckelig bleepigen Retrotrack [für verspielte Abende voller alberner 80er Hits], der von Caretta, Pascalidis und Tampopo geremixt wird. Caretta in voller Dancefloor-Brachialität, Pascalidis extrem cool und mit runtergeschraubter Discoattitude für KnochenbrecherKicks, die glatt Green Velvet den Rang ablaufen könnten [was schnoddrige Basslines angeht] und mit dem etwas fusselig verdubbten Mix von Tampopo geht diese Platte in glücklicher Weise zu Ende, als wäre es ja nur ein kleiner Hit gewesen, der das alles veranlasst hat. Reizend. http://www.lasergun-records.com BLEED ••••-•••••

ULYSSES - AVIATOR SUNGLASSES EP [LASERGUN/013] Wer ist dieser New Yorker Elliot Taub? Die 4 Tracks von ihm passen jedenfalls nicht nur blendend auf Lasergun, sondern erweitern das Tech-Disco-SciFiUniversum des Labels noch um ein paar Bassdrums und vor allem massive und ungewöhnliche Hits. "Kevin Loves Me" rattert mit psychedelischer Weitsicht in ein harmonisches Inferno, "No One Is My Baby" lässt die Snaredrums in einem hyperaktiv relaxten Funk explodieren, "Aviator Sunglasses" hat als einziger Track ein vorgetäuschtes Retroflair, nur um allen zu beweisen, dass Cabaret Voltaire sicher vielschichtiger waren, als man glauben mag, und auf "Connie`s Groove" erfindet er smoothe Downtempo-Deephouse Sounds in einer solchen Direktheit neu, dass Theo Parrish vor Glück sicherlich den Mann gleich wegsignen würde, trotz Bleeps. Perfekt. http://www.lasergun-records.com BLEED ••••• SPACEBOYS VS. LAY & QUAKERMAN [LUPECA 09] Wie ging noch mal New Skool House? Jau, zum letzten Mal so. "Afro Comet" und "Dread on the Moon" exzerzieren voller gelassener Begeisterung die verkifften Qualitäten afroperkussiver Spacedisco im schluffigen XXL-T-Shirt vor. Hier wird nicht künstlerisch improvisiert, hier wird einfach die Disziplin sausen gelassen und der schlappmeierischste Dubfunk hingeflezt. Slackerdisco, der man nicht böse sein kann. JEEP ••••

HANNO HINKELBEINN - RUMBLEPOT EP [NULL RECORDS/0.4] Krass. "Where´s my doggy at" rockt mit frechen Sounds und brilliant lockerer Soundästhetik die letzten Untoten aus 15 Jahren Techno auf den Dancefloor und albert dabei noch ganz schön amüsant rum. Brighton kann man danach vergessen. Auf der Rückseite ein Trümmerhaufen von wildgewordenen Bassdrum in eierndem LFO Tanz und ein höchst amüsanter Versuch der Minimalposse, etwas Geisterstimmung einzuhauchen. Feine Platte. BLEED ••••• GOLDFISCH UND DER DULZ [PLAYHOUSE] Tja, manche Menschen heißen so. Ein neuer Act aus Bremen, der es extrem gut raus hat, sympathische kleinteilige Jazzsamples aus Fusionzeiten irgendwo in knisternde Microhouse meets Deephouse Tracks einzubauen, so dass man ständig neue Verschachtelungen entdeckt, die den Tracks jedoch nichts von ihrer smooth rockenden Zeitlosigkeit nehmen. Mal sind es Brazileffekte, mal abgehangene Gitarrenreste, mal erinnern sie an Drum and Bass Sounds und Harmonien, dann wieder an einen blubbernden Loungesound, aber irgendwie bekommt hier alles eine neue Basis aus vielseitigster modernster Housemusik. Perfekt. BLEED ••••• DANIEL WANG - PANORAMIC [PLAYHOUSE/058] Wenn mir eines Tages Gott zuwinkt [was unwahrscheinlich sein dürfte], dann möchte ich bitte, dass er aussieht wie Daniel Wang. Nett wäre auch, wenn so was wie "Panoramic" laufen würde. Mehr muss man sich gar nicht wünschen. Schluffig vor sich hin blubbernde Acid-Basslines zu harfig herumsäuselnden Harmonien und flausiger Work-Out mit Selbstvergessenheit eines dahingehauchten letzten Glücks. Auf der Rückseite zwei Varianten eines Tracks, der sich selber mit "2 Tracks We Made `99 for a Gay Leather Video" schon ganz gut selbst beschreibt. Ach Kinder, der Kitsch ist gar nicht so schlimm. Herzergreifende Musik. BLEED •••••

COBALT - TEMPEST EP[MALEC/004] Malec ist ein merkwürdiges Label. Die Tracks, die Gregor Trescher hier macht, wollen sich auf keinen der gerade "offiziellen" House oder Techno Subgenres einlassen und bleiben dafür lieber besonders klar. Einfach kickende, transparente Sequenzen und Sounds, die dennoch sehr frisch klingen. "Tempest" segelt über dunkle Synthglocken, "Sunglasses In Monza" empfiehlt einen Trip durch das Wirbeln von zu viel Hitze, verbogener Vision eines aufgelösten Teerbodens und das dunkle, detroitige "Uncertainty" könnte aus einer anderen Zeit her- LUXURY MAN - URBAN [POKER FLAT] eingerauscht sein. Sehr schöne Platte. Der Luxury Man heißt wahrscheinlich so, weil er BLEED •••• aus Luxemburg kommt. Zumindest könnte man ihm so am ehesten das doofe Pseudonym verzeiLO.MAX - SHIFTED EP hen. Sonst muss er sich für nichts rechtfertigen, [MENTAL.IND.RECORDS/003.1] nicht für seine bisherigen Veröffentlichungen auf Der Kassler Lo.Max rockt dunkle Killertracks mit Classic und Ovum, und auch nicht für sein Stück hechelnden Basslines und subtil runtergetuneten Urban auf Poker Flat, das hier in zwei Mixen daherRavefiltern, scheppernd lockerer Funkyness in den kommt. Der A-Seiten Mix ist ein unaufdringlicher, vielseitigen Drumsounds, Tracks, die eine von Soul dezent klöppeliger Housetrack, dessen Loop von verseuchte Welt mal eben von unten beleuchten mir aus auch den ganzen Tag laufen könnte. Der und einem ein breites Grinsen aufs Gesicht zau- Mix auf der B-Seite ist rhythmisch bisschen verbern, cool zittrige Brightontracks mit einer Über- trackter, kommt mit noch tieferen, grabenden Basdosis Streetwiser Vocalschnippsel und wenn es slines, lässt aber nicht diese gewisse Beiläufigkeit sein muss, steigert man sich auch noch am Lusine vermissen. Bisschen unscheinbar insgesamt, aber Icl Sound vorbei. Es ist noch soviel Platz zwischen trotzdem nett! dark rollenden Basslines und Elektronika, gut, dass FELIX •••• ihn auf Mental.Ind.Records Experten für uns ausforsten. JEFF BENNETT - DUB THIS! [POKER FLAT 23] BLEED ••••• Jeff zückt die zweite Poker Flat. Der Titel legt mal wieder das Programm fest und House mischt sich KWASS - OSAKA SEQUELS 4 auf "Breaking Time" unweigerlich mit leicht dump[MODULAR MUSIC CHANNEL/016] fen Rhythmusstapfer und läßt die schwedische Auf der A-Seite die typischen vollmundigen se- Heimat mit ihrer vielgepriesenen Weite durchquentiellen Technotracks, die man von Kwass so kucken. "Beach Dubbing" besticht durch Klarheit kennt, auf der Rückseite allerdings ein Tracks mit und sanft-schnittigem Vorausschritt. "Revocation" roheren Drumsounds und nur ein wenig schnurren- macht südländisches Temperament per verspielter der Basslines als Soundzentrum, was ein sehr fei- Percussioneinlagen spürbar. Sehr nett, wie immer. nes Tool ergibt. Sonst überladen. ANETTF ••••-••••• BLEED ••• BOY FROM 79312 - TRY TO RESIST EP DIGITAL ALKEMIST - RIGHT VERSION LEFT [POSSIBLE MUSIC RECORDS/001] [MOLE LISTENING PEARLS] Daniel Cecere mit seiner zweiten EP diesen Monat Costas Chrysogelos heißt der Athener, der diese neben der Hörspielmusik und hier wird es gleich drei Tracks produziert hat, und er weiß einfach was noch etwas breakiger und unheimlicher für die erkickt. Kickt? Mole Listening Pearls? Ja. Böse rocken- ste Platte des neuen Labels zum Possible Music der Jazztrack mit slammenden Basslines, die unter Vertrieb. Flaggschiff Gebreake und -knuffel der der Gürtellinie hinweg rocken, massive, vertrackte 3ten Art mit skurrilen Wendungen, völlig kaputt Beats über einer House-Bassdrum, angezerrt peit- rockenden Sounds in fröhlich herumwirbelnden Seschende Hi-Hats und verflucht funkige Synth-Ex- quenzen und, ja, Monstersound. Musik wie sie jekursionen lassen den Titeltrack wie einen Killerjam der lieben muss, der sich nicht sicher ist, ob er je einer High-Tech-Jazzband wirken. Auf der Rücksei- über das Einzellerstadium hinauskommen wollte. te ähnlich pumpende Tracks, die wegen der Pres- Roh, krass, Killer. sung nicht mehr ganz so viel Gewicht haben, aber BLEED ••••• dennoch durchblicken lassen, dass Jazz hier eher als ein Subgenre von House verstanden wird. Cool. DUB TAVLOR - DANGEROUS/TRAFFIC BLEED •••••-•••• [RAUMMUSIK] Dub Taylor ist ein guter, das zeigt er mit jeder weiGEB.EL - PEARL DIVER NO ONE teren Veröffentlichung. Einfach macht er es sich [MOLE LISTENING PEARLS] auch nicht: nach dem eigenwilligen, aber sehr gutDie Maxi zur gleichnamigen Mix-CD featured en Deephouse-Album Detect geht seine neue 12" Geb.Els "Wait A Long Time". Den Handtaschen- wieder ganz andere Wege. Traffic, die sich langsam DeepHouse mit Soulpop-Vocals für das Outdoor- in betörende Gemütlichkeit eingroovende B-Seite Barbeque kontrastiert der Remix von Minus 8. Der kann man zwar noch in Dub Taylors letztem Koskreuzt bei seinem persönlichen Freak-Out HipHop- mos verorten, Dangerous geht aber vollkommen Beats mit Jungle-HiHats und Bass wie schon auf neue Wege: mit rumpeldem Schub und zitternden seinem ersten Album auf eine eigene Weise. Der 80's Synties setzt er erfrischend neue Akzente in unbetitelte Bonustrack ist recht amtlicher Dee- der Adaption von 80er-Jahre Elementen. Wenn pHouse, bei dem sicherlich viele gerne wüssten, dann auch noch erstmals seine Stimme auf dem um was es sich denn da handelt. Track erscheint, ist er komplett in einem ParallelDurchwachsen.M.PATH.IQ ••••-•• Universum gelandet: das klingt - keine Angst, aufs Allerpositivste - nach Boney M! Believe me or not, J. ANTONI - DEEP RED EP [MORRIS/AUDIO] aber hört's Euch an. Stockholmer auf Schweizer Label: Antoni startet MEYER ••••• mit eine Kreuzung aus Deep- und Dubhouse, die mit ihren angerissenen Vocalfetzen mehr als SECOND LIFE FEAT. JIMMIE WILSON - INNER bloßes Tool ist. A2 ist verrauschter, rumpelnder LOVE [GIVE IT UP][RUNNING BACK 01] Dubhouse. Der Hit der Platte ist aber eindeutig das Thorsten Scheu aka Glance überholt alle Househypnotische ‚Mode 2 - Phase 1'. Mit tiefer Bassline Traditionalisten auf der Standspur. Das ist wirklich schraubt es sich langsam in Körper und Geist. Es ein muffiger, äh, mutiger Affront, 2002 so einen folgt ein langer Break, nachdem leider etwas dad- ostentativ beseelten Vocal-/Piano-Schwelger im delige 70's-Fusion Elemente auftauchen. Aber bis Schlepptempo hinzusetzen, der nichts anderes will, dahin ist's lang genug, und wer das dann nicht mehr als die Uhr fünfzehn Jahre zurückzudrehen. Die mag, kann dank des langen Breaks vorher ausblen- ganz eigene Version von 80er Revival, für die man den - klingt sowieso eher nach zwei aneinander- schon sehr sturköpfiger New Jersey-Dogmatiker gehängten Stücken [das suggeriert ja auch der Ti- sein muss. Aber das "Black Keys Rework" erinnert tel]. Beendet wird die Maxi mit einem Pendant zu sich im molligen Schwarze-Samt-Pathos so offenA2. herzig an Robert Owens "I'll be your friend", dass MEYER ••••-••••• man die Medaille für den Schwermuts-Monolithen mit Zeitlosigkeitsanspruch vergeben möchte. Ver-

hallte Grundschülerflöten, super! JEEP •••-•••••

ANNE WESTPHALEN - OF LOOPS AND QUOTES [SUE MI/006] Eine richtige Deephouseplatte ist das hier geworden. Laut Info hat Anne Westphalen Zitate von Justine Kurland genommen und darum minimale deepe dichte Musik gebaut, die genau so die smoothesten Momente auf Labeln wie Klang oder ForceTracks bilden könnte, jedenfalls auf "Blowup", deren Worte aber eine leichte Disorientierung verströmen, eine Erschütterung, ein etwas verstörendes. Auf "0.5cm" funktioniert es ähnlich, nur mit jazzigeren Sounds, die aber auch wie getupft klingen. http://sue.mi.cz BLEED •••••

MINDLAB - LICK RMX [SALO 16] Mal wieder `ne neue Salo. Diesmal das Orginal mit zwei Remixen an Board - auch schön. André Galluzzi und Paul Britschitsch geben ihrem "Lick" Mix eine satte Portion Treibstoff mit auf den Weg. Die HiHat bratzt, die Sounds rauschen im Wahn durch den Filter und versteuern sich auch gern ein bisschen, was das Stück durchaus angenehm und interessant macht. Der Vocal ist nicht mein Fall - ansonsten tanzt der Club. Zwei weitere Mix-Versionen runden das Scheibchen ab. Der Neal White Mix ist schön warm, leicht verstört, sowie mit zarten Dub-Sprengseln durchwoben und kommt nach sanftem Einstieg noch gut in Fahrt. Schönes Stück! DIVJAK/PRATTER - 45 RPM [SUEMI] ANETTF ••••-••••• Es hat schon so seinen paradoxen Charme. Catarina Pratter macht sich für die klassischen 3 Minuten REGIS & IAN RICHARDSON - UNTERGANG Tracks stark, Paul Divjak für Gitarrenriffs, beides [SANDWELL DISTRICT/001] untergegangen im Rausch allgemeiner ElektrifizieIan Richardson nimmt sich zwei Regis Albumtracks rung. Riffs lassen sich schließlich digital verschleivor und haucht ihnen eine ungemütliche, leicht in- ern, Vinyl-Medial retracken, und doch ist hiervon dustrielle darke paranoide Sichtweise ein, die ei- an der realakustischen Oberfläche kaum etwas zu nem unter die Haut kriecht und dort böse böse vernehmen. Das Paradoxe spiegelt sich eher in der zuckt und lähmt zugleich. Zementschwer rollende Struktur, bei Catarina Pratter z.B. an der AufspreiMaschinenhallen in full Effekt. Neues Berliner La- zung von "marrying an ordinary man" in eine siebel im Possible Music Vertrieb übrigens. benfache Clubsong-Variation. Paul Divjak hält sich BLEED •••• mit seinen "two-sides" zwar an die Regel, unterwandert sie aber mit einer Spiegelung von "as if" BUS - WESTEN [~SCAPE 10] und "so fine". Kantige Riffs verwandeln sich in disWas bekommen die Ohren zu entdecken, wenn krete Phaser-Beats und rauhen von unten die LiedDub auf pop up trifft? Nichts gerringeres als das Oberfläche auf, und in einer Gegenbewegung verhier! Thiel und Daniel Meteo sind Bus. Bus füllt auf sequenzen sich die Beats selber, werden an der "Westen" den Dub-Klangraum mit eingestreut elek- Oberfläche sichtbar. Hier ist die Melodie lediglich tronischem Schnurre-Kater-Bass und einer warm- als Ornament erlaubt. Eine endlose, rekursive herzig-harmonischen psyche-Starre loop-Melodika Schleife, die sich selbst verstärkt. Zwei hübsche diund anderen kleinigkeitigen Feinheiten. Da möchte gitale Mediendispositionen in Clubformat: Fragman sich zurücklehnen und alles außer den nimmer mentierung und Geschwindigkeit. Was will man satten Ohren erschlaffen lassen. Bei dieser Kombi- mehr? nation fällt es verdammt schwer sich aus der tief http://sue.mi.cz eingedrückten Polstersessel-mulde zu erheben, um XENYA •••• die Platte zu wenden. Doch geschafft. Beim "Spanisch Techno" wippt der Kopf bereits wieder zum MIJK VAN DIJK - HOW DEEP IS YOUR LOVE REReggae-Gitarren-Groove. Der "Westen" wird sich MIXE [SUPERSTITION] anschließend nochmal von AG Penthouse feat. Tja, kann nicht sagen, dass ich der typische Mijk van C&P im HdR-Remix vorgeknöpft. Anders gesagt: Dijk Fan wäre, aber wer kann aufrichtig an einer Burger und Antonelli Electric hauchen dem Stück Platte mit einem John Tejada Mix vorbei, vor allem, verplinkerte Sinnlichkeit ein, erinnern unter Ver- wenn der sich ausgedacht hat, jetzt mal einen richwendung von Filtereffekten am Song verwischt an tigen Ravetrack zu machen. Klar. Dunkel, verführeAir und machen aus dem Orginal eine verschlafene risch, an alte Hits der 92er Ära erinnernd, mit tieSchönheit. fergelegten UR-Sounds, dunklen Vocals, die von eiANETTF ••••• ner anderen Zeit künden und martialisch deep einsetzenden Detroitstrings. Tejada als Klon von Mr. OTHER MISTAKES EP [SOUNDSLIKE/005] Reese. Was sonst? Auf der Rückseite kommt dann Tatsächlich dürfte die Platte wohl in Anknüpfung auch noch Fabrice Lig dazu, und der hält sich ja eh an Herberts "Let´s all Make Mistakes" so heißen, schon immer in brillant klarer Weise an diesem didenn der Track, der von ihm hier mit drauf ist, hat gitalen Detroit Sound fest, so dass er eigentlich nur diesen zerstört hintergründig, cool swingenden die swingendsten Synthlines gegeneinander laufen Drive, den auch die EP hatte. Was liegt näher, als lassen muss, um den Track mitten ins Herz der Modann dazu noch ein paar Freunde einzuladen, die tor City zu pumpen. Brilliante Platte. ebenso vor nichts Angst haben? My Robot Friend http://www.superstition.de z.B., deren EP auf Decathlon gerade eben reinger- BLEED ••••• auscht ist und die hier einfach so weitermachen mit ihrer Suicide meets Indiepop Elektrosmoothness in PHEW - MORE PARAGON [SYNAPTIC WAVES] aller feinster Albernheit. Auf der Rückseite 8 Bit Dub Taylor kommt hier mir drei sehr klaren schilConstruction Set, mit einem kryptisch aus SID und lernden Tracks,deren Dubbige Art sich irgendwie Restgeräusch zusammengezuckelten Funk für de- anhört wie die Berliner Variante von Modernist. solate Festplatten vor dem letzten Gericht der De- Kollabierende Akkorde chromklaren Glücks, ultrafragmentierung und Si Begg mit einer weiteren Vi- klare und komprimierte Drumsounds, und hinter sion für das kommende Jahrtausend: "Semi Deta- allem smooth rollende Popharmonien. 3 Hits. ched Utopia". Schnelle, spaßige, vielseitige, swin- BLEED ••••• gende, kryptische, melancholische, irrwitzige Platte. STYLE IN - ROCK`N`ROLL STAR BLEED ••••• [TELEVISION RECORDS/001] Lauri Virtanaen von den Ural13 Diktatoren lässt hier TIMTIM - LOVELY NERD EP [SPIELWIESE 04] seinen finnischen Rockphantasien freien Lauf und Ach, ich hab`s ja heute mal wieder mit all meinen die Orgeln schwärmen, die Gitarren nudeln. Die Sinnen. Naja, bei dieser Scheibe ist mir das schon Bärte werden länger und der Retrohass immer klar. Ich fang gleich an zu heulen, so schön ist das. schärfer. Nun ja. Kann man sich eigentlich an GitarDas Infosheet platzt ja vor lauter Lobhudelei aus al- renseiten aufhängen? Auf der Rückseite so eine Art len Nähten. Recht hat se, die Frau Schäfer. Die Heavymetal Elektro für Computerspiel-Fans und Lovely Nerd EP ist die vierte Pressung aus der klei- ein Track für depressive Franzosendiskos. Ouch. nen feinen 7" Bpitch Sublabel-Reihe Spielwiese. BLEED •• Und Tim.Buktu [der Name war einfach unschlagbar], aufgrund diverser Namensstreitigkeiten jetzt AKUFEN - PSYCHOMETRY REMIXE TimTim, legt uns sein Herz zu Füßen. Neben den am [TRAPEZ/014] elektronischen Kasten erzeugten Akustikgitarren- Oliver Hacke, das Wunderkind von Trapez und jetzt Sound und den leicht melancholischen Melodiever- auch bei Background, releast hier seine Vostellung läufen überholt Andy Roß mit seiner Stimme den von Akufen auf zwei perfekten Remixen, die einerWeltrekord im Mädchenherzen brechen. Dafür gib- seits die Sounds und die funkige Sperrigkeit der Ort's von der De:Bug die Goldmedaille. ginale bestehen lässt, dem Ganzen aber ein smooANETTF ••••• theres ruhigeres Flair einhaucht, das dennoch kickt. Die B-Seite holt mit harschen HouserhythSCHUBERT - MURDERING YOURSELF men und klirrend aufbrechenden Sounds weit aus, [STATIK ENTERTAINMENT] um sich schließlich in einen der euphorischsten MiSchubert gehört zu den deepesten Deutschen Pro- nimaltracks mit störrisch piepsenden Hitqualitäten duzenten around. Auch wenn seine Releases eher zu entwickeln, ohne dieses schleifend Schleppenspärlich kommen. Auf der neuen EP auf Statik Ent- de,das manche seiner Tracks ausmacht, zu vernachertainment zeigt er uns wieder warum. Seine Liebe lässigen. zu dunklen hintergündigen Loops, die die Tracks in BLEED ••••• eine eigenartig verlassene Stimmung tauchen, treffen hier auf leichte Housebeats, auf verschrobene ANTON KUBIKOV - MUSIC FOR CURRYDOORS angebrochene Shuffles und auf eine grollend böse VOLII [TRAUM/023] Stimmung, die sich immer mehr in die Seele einni- Eine perfekte Platte für Traum. Anton Kubikov, der stet und einem die Ausweglosigkeit irgendwie als Welt liebster Vorzeite Moskower und bekennender ästhetische Rettung zeigt. Lyriker, knistert sich durch weiche Wellen aus graBLEED •••• - ••••• nuliertem Sound und lässt zwischen dem angerauschten Plinkern, das die Welt verzückt, ein wenig LAZAR - AND THIS IS HER, SMILING C-ROCK russisch erzählen, was logischerweise angemessen MIXES [STIR 15 26] deep klingt, schließlich ist es Geschichte. Einer der Oh Gott, das ist doch Musik für selbsternannte Tracks wirkt, als hätte er sich ein Vorbild an PhilipGentlemen, die mit offenem Schal Restauranttüren pe Cam genommen, dann ist er fast kammermusiaufhalten. Aber, weißt du, nur von diesen kleinen, kalisch freejazzig digital unterwegs und schafft versteckten Restaurants, die strikt einen Hauswein Landschaften, in denen jedes kleinste Geräusch anbieten und in keinem Führer stehen, ganz exqui- sich sofort in eine Reinterpretation der Welt versit. Glücklicherweise gibt es C-Rock. Der enthuma- wandelt. Schön und sehr sehr ruhig. nisiert Lazars Downtempo-Dämmerstunden-Elegie BLEED ••••• in schwarzer Spitze mit viel gezupftem und gestopftem Jazz zu einem Maschinen-disziplinierten [TST/009] Broken Beats-Track, der sich viel mehr über seine Wie könnte es auf diesem Label anders sein, kompakt schlängelige Perkussion-Postproduction rockende Looptechno-Tracks, die gegen Ende dann freut, als sich in Yuppie-Romantik einzuschleimen. noch ein wenig in Tribalhouse-Gewässern mitgrooAber vielleicht wollten Lazar ja den Soundtrack zu ven wollen. Tools halt. Nicht mehr, aber eben auch Bret Easton Ellis' "American Psycho" liefern? nicht weniger. JANJ ••-•••• BLEED •••


<43> - DE:BUG.58 - 04.2002

DEUTSCHLAND MARCEL JANOVSKY - SHOPPING/CENTER [TREIBSTOFF/020] Zwei sehr satte, fette Tracks von Janovsky, dem Labelchef von Treibstoff, der hier alles in die Beständigkeit klarer Grooves am Rande des Kölner PopUp Sounds legt und damit die Serie von poppigen Killerdubs in Highdefinition perfekt weiterführt. Zwei sichere Clubtracks, deren relaxte Funkyness sich wie in sich selbst spiegelt und hochschaukelt und bei aller Konzentration die Basslines nie vergisst. Schön. http://www.treibstoff.org BLEED ••••-•••••

[•]-nein [•••••]-ja Peitsche schrubbt die Disco zu Schrott, das macht Laune. Vier breit grinsende, abgewetzte Bretter mit voller Sympathiepunktzahl, die bestimmt DJ Rush gerne rausholt. JEEP •••• JEFF MILLS - LATE NIGHT [TRESOR ARCHIVE] Ich weiß nicht, ob die Archive Serie von Tresor irgendeinem Prinzip folgt. Wenn ja, habe ich es jedenfalls nicht verstanden. Denn außer, dass die Platten essentiell sind [und, äh, alt natürlich] scheinen sie nicht wirklich irgendwas gemeinsam zu haben. Andererseits ist Traditionspflege ja wohl ein honoriges Motiv, und wenn man dann noch einen nie veröffentlichten, dafür aber von Moriz von Oswald bei D&M noch mal neu gemasterten Mix von Late Night von der ersten Waveform Transmission in der Schublade liegen hat, dann wäre das schon fast fahrlässig ihn nicht zu veröffentlichen. Neben dem Original Mix ist dann noch eine ebenfalls neu gemasterte Version von Basic Human Design, sicher einem der revivalresistentesten Tracks von Jeff Mills. Nette alte Bekannte! FELIX ••••

FALKO BROCKSIEPER - OTHER PLANETS [TREIBSTOFF/021] Auf der A-Seite ein großer stolzierender Track minimalen Funks, der auf sanften Klonks und Basslines immer dichter und zeitlos beständig groovt sowie auf der Rückseite auch wieder Erinnerungen an Sweet Exorcist weckt, die im Gewand minimal kickender House-Ästhetik auf einmal nochmal eine Renaissance erleben können. Drei Tracks voller Understatement, versteckt relaxter Stimmungen und gut gelaunter Konzentration. http://www.treibstoff.org BLEED ••••• OLIVER DODD - LUCITE EP [WORLD ELECTRIC/014] ANGEL ALANIS & REES URBAN - BASTARD TRA- Killertrack, der jeden, der noch Zweifel hatte, davon XX VOL.1 [TRESOR 188] überzeugt, dass Elektro und Melodie nur dann ein Juppie, das waren noch Zeiten, als Dance Mania- Hit wird, wenn man die Melodie so rasen lässt, dass Platten der schlechtgepressteste Anarcho-Stur- sie vor bleepiger Begeisterung gar nicht mehr zu Techno-Scheiß waren. Die dreckige In-your-Face- stoppen ist. Abstriche gibt es für "Latex" nur in der

DRUM’N’BASS

kicken. Die beiden Tracks von ihnen selber bewegen sich eher in diesem locker shuffelnden Feld von Postdetroithouse in verschiedenen Tempit, der mit dichten Arrangements, leichten Dubs und warmen Harmonien spielt und dabei sehr leicht und, tatsächlich, frühlingshaft wirkt. BLEED •••• LOWTEC - SECRET CORNER[SOURCE RECORDS] Eine wundervolle Doppel EP mit deepen Tracks jenseits der Detroit Schallmauer von dem umtriebigen Lowtec. Langsam aufgebaute Tracks mit geschichteter Deepness, rollenden dunklen Grooves die manchmal fast verschwinden aber dennoch auf ihre eigene Weise funky sind. Das ist soweit von Clickhouse weg, so weit von Dub und so ultra angenehm in all seinen Variationen, daß man zu dieser Platte gerne alles machen möchte. Hätte so auch auf Moods and Grooves erscheinen können, wenn ihr wisst was das heisst. http://www.source-records.de BLEED *****

UNITARY - THE TURNING POINT [PLAYMADE MINUS SERIE/002] Die zweite EP des Playmade Cluboffshoots kommt von Niko Tzoukmanis, der hier vier smoothe weitausufernde Dubtracks mit ruhigen Harmonien und viel Groove macht, die manchmal ein wenig die Detroiter Percussionfreundlichkeit ausnutzt um die Strings von weit weg funky wirken zu lassen, manchmal aber auch die Rhythmussounds so dicht packt, dass am Ende nur schwer durchzufinden ist. Klassisch ATTILA JAHANVASH - HAUS DER JUGEND BLEED •••• [Z SCHALLPLATTEN/004] Erst das vierte Release auf Z Schallplatten und DIGITAL SOUTH - SPRING [BOXER/002] schon wagt man sich an ein kleines Album. Klar, Digital South bekommen hier erst mal als Teaser für warum auch nicht wenn es Tracks von Jahanvash ihr Album einen Mix von Mathias Schaffhäuser, der sind, der ja in der letzten Zeit mit seinem konsesich in letzter Zeit immer mehr auf geschliffene bis- quent dubbig-clickernden Sound mit grosser Nähe sigere Sounds verlegt, und mit digitaler Bearbei- zum ravigen Dancefloor einiges an Clubhits zu vertung eigentlich gerne auf die klassischen Hitmo- zeichnen hatte. Egal ob es Tracks sind wie das darmente verzichtet, nur um noch vielseitiger zu ke physische "Fremdstoffe im Blut" oder so merk-

würdig Dichte fast insektoid kickende wie "Mein Freund der Baum" Jahanvash Tracks sind immer ein sicherer Griff auf den beständig rollenden Dancefloor. http://www.z-schallplatten.de BLEED ••••

damit wundervoll auch floorkompatibel die ganze Angelegenheit. Mit dem kleinen Zusatzgeschenk [repaired mix] fühlt man sich auch gerne "lost again". http://www.sub-static.de ANETTF •••••

KABUKI - TEMPEST [HEAD TO TOE/002] Auf dem Killerlabel der Irma Posse die uns schon mit Total Science und den herausragenden Dom Un Romano Tracks glücklich gemacht haben kommt hier noch einer mehr von Kabuki, der sich immer deeper in die Broken Beats hineingegroovt hat und mittlerweile so klingt als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht. Ultratighte Production mit hyperfunkigen Detroitecken und ruhig grindenden Basslines aus der Drum and Bass Schule. Auf der Rückseite ein AtJazz Mix, der das ganze etwas lässiger angehen lässt und mit klassischeren Jazzsounds und Akkorden dennoch den deepen Groove ganz gut aufnimmt. BLEED •••••

MARK THIBIDEAU - B-FILMS [SUB STATIC/014] Ah Mr. Thibideau, der auch bei Repair dabei ist, kommt hier wieder ganz lässig von hinten mit drei seiner kickenden relaxten Tracks in denen die Sounds weit hinten agieren und smooth an den stacksigen dunklen Bassdrums vorbeiziehen. Unauffällig und sehr angenehm. Grooves für jede Zeit. Sehr lässig. BLEED ••••-•••••

REPAIR - HOLDING BACK FEARS E.P. [SUBSTATIC 13] Mit den Gebrüdern Thibideau beschert uns Canada pünktlich zum Frühlingsbeginn eine kleine Feinheit aus dem Hause Substatic. Neben dem Orginal, dessen sonnendurchfluteter Housevibe von einem zärtlichen Mädchenvocal verwöhnt wird, gibt's den Heldmix, der locker flockig und rhythmisch verplickert in die Ohren groovt. Absolut angstfrei und

FRANKIE PATELLA - MIXED MODE [INFARKT/013] Live vom lebendigen Zentrum von Deephouse meldet sich Infarkt mit einer Killer EP rotzig frech bumpender Housetunes für den Dancefloor zurück, die in tiefen Bassrutschen ein wenig mit Acid drohen, dann aber lieber doch gewissenlos aus der tiefe ihrer Seele schufflen und ab und mal einen etwas merkwürdigen Sound quer zwischen die behaarten Zähne legen um mit einem breiten Grinsen am Ende des Abends dazustehen als wäre alles gut was ist. Fein. Deep House mit Witz. Gibts doch gar nicht. Doch doch. BLEED •••••

[•]-nein [•••••]-ja

KEMAL & ROB DATA - PLAN B/LINEAR [TIMELESS 019] Kemal & Rob Data kehren zu Timeless zurück. Kemal überrascht auf der A-Seite mit einem extrem slicken, voll auf die Breaks konzentrierten Track, der sowohl verdammt funky als auch eine freundliche Einladung zum Headbangen ist und mit schönen Chords, leichtem Congaeinsatz und unaufdringlichen Science-Fiction Sounds sehr elegant im Offbeat den Dancefloor aufmischt. Auf der B-Seite gibt es dann wieder einen, für die beiden typischen, hypernervösen, extrem technoiden Roller, bis zum Anschlag aufgefüllt mit Percussions und Bleeps.

HIP HOP

B-Note, wegen zu forscher Neon-Bärchen-Bassline-Bummelei. Aber auch im Feld "skurrile Elektroröchelein machen Front gegen die Seuche des nicht auf die Elektronik zu schiebenden Kapitalismus", kann diese Platte hier einiges, und lässt die Statik auf "Corporate Whore" bedrohlich als Waffe brummen im Kampf Alien gegen Alienation. "Codec" zieht mit Lasergun-Schwertern durchs verlassene All und auf "Tokio Electric" zieht es auch dem letzten die Wave-Schminke hinter den Goggles hinweg. Coolster Rabiatenfunk. BLEED •••••-••••

Nicht meine Tasse Tee, aber Freunde des nervösen, synaptischen Zuckens mit der Extraladung Basswucht werden den Track lieben. SVEN •••••-•••• 60 MINUTE MAN & RAMJACK - WICKEDEST SOUND/LIGHT ME UP [INTERCOM] Intercom, das Label das sich für keinen übermotivierten Ravequatsch zwischen Gangsterfunk und Hardcoremayhem zu schade ist, enttäuscht einen auch auf dieser 12" nicht. Wickedest Sound rollt gut gelaunt mit Ragga-Vocalschnipseln und HardcoreSounds ein, um sich dann nach dem Break in ein

bleepiges, aufgemotztes Amenbrett voller OldSchoolsoundpartikel zu verwandeln. Das kann man total beknackt und b-mäßig finden oder eben lustig. Die B-Seite ist dagegen ein fast schon dezenter gerader Ravetrack mit ordentlich Bass unterm Po. SVEN ••••-••• TWISTED INDIVIDUAL - THE F-WORD/SWAB TEST [FORMATION] Twisted Individual schicken hier zwei solide, sportlich rollende Tracks mit schön bouncender Bassline, beziehungsweise schön bescheuerter Beschimpfungstirade und hochgepitchten Riff auf DJ

SS Label ins Rennen. Kann man machen. SVEN •••• NOOKIE/PARIAH/ETHEREAL/PETE RANN NIGHT FALLS/FUTURE BLUES/ZERO GARVITY/MIND FUELLOOKING GOOD 042/043 Nach seinem nicht ganz so überzeugendem Album zeigt Nookie hier, warum man von ihm neben Blame aus dem Good Looking Camp immer noch am meisten erwartet. Schöne jazzige Breaks, Nookies klassische Pianosounds und eine deepe Subbassline machen zusammen einen etwas old schooligen aber extrem schönen Inner City Funk Track. Die an-

deren drei Tracks von Pariah, Ethereal und Pete Rann sind Good Looking typische, ätherische Dancefloortracks, die sich erfreulicherweise nicht in feingeistiger Beliebigkeit verlieren. SVEN •••• DIGITAL - DUBZILLA [FUNCTION] Da ist es also, das erste Digital Album. Und man bekommt die volle Packung Raggavocalsamples, wabernde Dubs und Hallschleifen, Hardcoreinfizierte Synthies und natürlich jede Menge [Old School]Breaks. Interessant ist dabei wieder einmal wie er es immer wieder schafft diese Digitalypische Inten-

sität aus den Untiefen seiner Sounds zu generieren und dabei unglaublich funky und deep zu bleiben. Dubzilla ist genau da am stärksten, wo seine Tracks dem Albumtitel alle Ehre machen und er sich in verkifften Hallräumen aus scheidigen Beats und kickenden Breaks in dubbige Dancefloorweiten aufmacht. Seine teilweise fast schon paranoid-hysterischen Synthieattacken aus alten Hardcoretagen wirken in ihrer fordernden Offensichtlichkeit teilweise ein wenig ermüdend, wenn sie auch den Dancefloor mit Sicherheit zum Beben bringen. Gutes Debut. SVEN •••••-•••

[•]-nein [•••••]-ja

LONE CATALYSTS - THE CATALYST FILES [BUKA ENTERTAINMENT] Bereits erschienenene und bisher noch nicht erschienene Stücke im Format CD von der Gruppe Lone Catalysts aus Ohio, das sind Produzent J.Rawls und MC J.Sands, Gast ist u.a. Makeba Mooncycle. Hört sich noch immer schlicht und bewusst an, nächstes Jahr gibt es eine neue LP namens "Good Music", das ist dann in 2003. CAYND ••••• BENDER - WER IST...?/ SCHUBA GHETTO [HIDDEN TAPE] Zwei sehr unterschiedliche Tracks der Hamburger Neulinge: ‚Wer ist...?' ist ein ungewöhnlicher, basslastiger fast-style Track, der wegen der Geschwindigkeit etwas die Qualität des MC's mindert, der kaum mit kommt. Daher als Instrumental besser. ‚Schuba Ghetto' ist dann klassischer Hip Hop mit dem z.Zt. sehr präsenten freaky-style [siehe Bag-

NETAUDIO

gefudda] - wie immer mit der ca. 5 jährigen Verzögerung von Übersee kommend [O.D.B., Kool Keith und Busta lassen grüßen]. Trotzdem ein guter Track, der vor allem durch eine Portion Humor [danke dafür!] sympathisch ist. MEYER •••-••••

chen Punktabzüge wegen dummer Sprüche [Nutten, Schwuchteln, Polaken - alles im Angebot]. Bei soviel musikalischer Intelligenz, wo ist die geistige? Ich bitte mal wieder um die Instrumentalversionen der 5 Tracks! MEYER •••-•••••

BAGGEFUDDA - EP [KEHLKOPF] Aus Darmstadt kommen `se, machen natürlich auf total böse [Nightmare on Elm Street-Sample darf da nicht fehlen], sowohl musikalisch als auch vocaltechnisch. Metallisch-düster kling die Musik,und erinnert damit z.B. an die Swollen Members, was wahrlich kein übler Verweis ist. Und bei den coolen spooky Sounds kann ich wahrlich nur 5 Punkte zücken. Anders natürlich wieder die Lage beim Rap: zwischen ‚wir-sind-die-Coolsten'Stimmlage und dann doch gelungenem freaky-Style schwankt die Tonlage, nur das Hessisch cool klingt, ist mir neu! Und dann gibt's wieder die übli-

GONZALES - PRESIDENTIAL SUITE [KITTY-YO] Fast eine dreiviertel Stunde voller toller Lieder, alle zwar nicht sonderlich lang, dafür aber mit süßlichen Melodien, elektroiden Beats und lässiger Ironie. Es gibt gesungene Rapstücke, u.a. mit Peaches und Louie Austen, und auch Instrumentalstücke. CAYND •••••

bum schon eine heikle Sache, die ständig zwischen Hardcore-Hip Hop und Gospelgesang schwankte, aber immerhin noch viele reizvolle Momente [auch gerade in dieser Kombination] hervorbrachte. Jetzt hat er aber etwas tief in die Soulkiste gegriffen, und leider auch noch - ganz schön faul - in die nächstliegende. Und die enthält natürlich massenhaft klischeebesetzte vocalistische Gefühlsentäußerungen, die man wirklich nicht hören möchte. So ganz daneben ist das natürlich selten [‚Good Bye' ist so ein Beispiel des freien Falls - wirklich schrecklich!], aber man muss schon Einiges schlucken, bevor man mal ein wirklich durchgängig gutes Stück zu hören bekommt. Criminal Minded klang irgendwie besser. „Remember where you came from". MEYER •-••••

und Chick Corea sind sie inspiriert und von inhaltsleerem Rap halten sie offensichtlich nichts. Dementsprechend ist ihr Album anscheinend zum aufmerksamen Zuhören z.B. der reflektierten Texte gedacht und etwas schwer zugänglich. CAYND •••• WU CHRONICLES - CHAPTER 2 [WUTANGRECORDS] Eine Compilation, die nochmal daran erinnert, dass der WuTangClan eine tolle Truppe ist, siebzehn gute und nicht enorm populäre Stücke der letzten Jahre, mit dabei sind u.a. RZA, Method Man, Gravediggaz, D'Angelo, Gang Starr und der Rest der Bande. CAYND ••••

Plattencover mit dem Anti Pop Consortium drauf zeigt analog dazu drei Köpfe. Die dachten sich anscheinend HipHop, Warp dachte sich wohl, ok, sind wir dabei, ist ja tendenziell intellektuell, keine geradliniegen Muster, unstumpfe Sounds, vertrackte Reime und so, trotzdem latent aggressiv, passt. Tatsächlich clevere und auch fette Musik. CAYND •••••

N.E.R.D. - IN SEARCH OF... [VIRGIN] N.E.R.D. heißt 'No-one ever really dies', und die Neptunes, bekannt als HipHopHit Produzenten, kombinieren hier relativ ungrässlich HipHop, Rock und Pop, die CD gab es so schonmal letztes Jahr, allerdings nicht auf Platte, laut Plattenfirma ist diese Version 'überarbeitet und mit Band eingespielt', KRS ONE AND THE TEMPLE OF HIP HOP - SPIinhaltlich dreht sich alles weitgehend um das selbe RITUAL MINDED [KOCH REC.] ANTI POP CONSORTIUM- ARRYTHMIA [WARP] Thema und nervt auf die Dauer. Jetzt übertreibt er wirklich: spirituell geworden, ei- DARK LEAF - F... THE PEOPLE [UBIQUITY] Jeder Mensch hat einen Kopf, meistens das die CAYND •••• gene Kirche gegründet! Das war beim letzten Al- In Los Angeles sind Dark Leaf zu Hause, von Sun Ra Handlungen koordinierende Körperteil, dieses

[•]-nein [•••••]-ja

JEAN NINE - MUSIC IS A WOUNDED ANIMAL Jean Nine ist also Finne. Aber was war auch anderes zu erwarten von jemandem, der gerade mal seit ein paar Tagen 19 und in der Netaudio-Scene trotzdem schon so etwas wie ein alter Bekannter ist? Nur Finnen können das. Und nur Finnen können offenbar auch so spielerisch mit Electronica umgehen, wie Jean Nine das macht. Mit "Music is a wounded animal" schenkt er uns ein ganzes Album mit sage und schreibe 17 Tracks im Ogg Vorbis-Format, und was soll man sagen? Es ist groß, ganz groß. Von schlichten, glücklich machenden Electronica-Tracks wie "Eiri" über Lofi-Gametunes wie "Bubblemaster 19100" bis zu dramatischen Breakbeat-Eskapaten wie "Rock'n'Roll Slayed Our Children" gelingt Jean Nine einfach alles. Sogar kleine Trance-Ausflüge, wenn sie denn solche Titel tragen wie "Actually This Is a Barbecue Anthem". Der Track ist dann auch mindestens so intelligent wie sein Titel, so dass sich das erste Schauern schnell in eine wohlige Gänseh-

aut verwandelt. Ein Pflichtdownload. http://pp.kpnet.fi/jeannine/ JANKO ••••• PLIANT: MARUERA GUM LP Frühling ist die Zeit der Alben. Klingt zwar albern, scheint aber zu stimmen. Selten sind so viele Veröffentlichungen in CD-Länge im Netz aufgetaucht wie in diesen Tagen. Pliant, so verrät uns Monotonik, kommt aus den Staaten und der Schnittmenge von Videogames und IDM. Bei diesem Album dominieren dann eher die Videogames, weshalb die Tracks Titel tragen wie "Zelda's Windmill". Videogames wie Zelda sind für Pliant aber eben nicht mehr nur quietschbunte Jump'n'Run-Level, in denen es ständig fiepst und bleept, sondern Welten, in denen man sich verlieren und in die man sich auf tragische Weise auch verlieben kann. Dementsprechend geht es hier auch nicht so trashig zu, wie manche Leute es bei Videogame-Sounds aus irgend

einem Grund immer erwarten, sondern eher getragen bis melancholisch. Dabei aber immer spannend. http://www.monotonik.com JANKO ••••• THE GUMPA BROTHERS: BAKA SMAKA HASCHKAKA [RAP MIX] Keine Ahnung, was mich eigentlich an dieser Combo so fasziniert. Sie machen echt seltsame Songs. Mal völlig irrwitzig albern wie beim "Mix of 99 Hits", dann wieder rätselhafte Jazz-Collagen. Oder auch Hip Hop-Tracks wie diesen, die zumindest vom Vibe etwas in Richtung früherer DJ VadimStücke gehen. Sie sind Schweden und haben seltsame Songtitel, in denen ständig Wörter wie Hasch, Anal und Kaka in diversen Kombinationen vorkommen. Man möchte gar nicht wissen, was das alles heißt. Andererseits ist das bei Ikea-Möbeln natürlich genauso. Und irgendwie klingen Gumpa-Bro-

thers-Songs auch wie Ikea-Möbel: Als wäre jemand über der kryptischen Bastel-Anleitung verrückt geworden, hätte sie weggeworfen und einfach so losgelegt, dabei dann aber vergessen, um welche Möbel es eigentlich ging und seltsam-kreative Dinger zusammengeschraubt. http://www.mp3.com ••• - •••• JANKO DBLUE- FACES Dopedesign geht hier manchmal ein bisschen unter, weil das Netlabel einfach so wenig Output hat. Zur Erinnerung für alle, die es ganz genau wissen wollen: Ursprünglich war Dopedesign mal so etwas wie die Groove- Abteilung des Chillproductions.com-Labels, bis man eigene Wege ging. Und zwar zumindest Website-technisch ziemlich stylishe. Die Veröffentlichungen sind immer alle sehr professionell, schwanken manchmal aber arg ins Seichte ab. Nicht wirklich überraschend, dafür

aber sehr solide kommt auch dieser House-Track von DBlue daher, der dann auch gleich klar macht, warum das Label Dopedesign heißt. Deepe Sounds, funky Grooves und insgesamt sehr schick. http://www.dopedesign.com •••• JANKO VARIOUS ARTISTS- CADO Zur Feier des ersten vollen Dutzend Releases serviert uns das normalerweise eher aus dem Plattenladen bekannte Label Music for Speakers einen kostenlosen MP3-Longplayer mit Tracks von Sonar Lodge, Aardvarck, Madcap, David Caron, seinem Bruder David und Tam Tam. Der ganze Labelstaff also, und alle haben sich für die Downloads auch richtig ins Zeug gelegt. Sonar Lodge eröffnet die Tracklist ordentlich deep und funky, Aardvarck bleibt gleich da unten, lässt die Zügel aber eher schleifen. Madcap schmuggelt ein bisschen britische Nu School-Funkyness ein. David Caron entflieht der

Finsternis mit flirrend-ätherischen Sonntagmorgen-Sounds, sein Bruderherz macht genau da weiter und gibt dem Ganzen mit shuffelnden Drums eine entspannte Funkyness und Tam Tam schließlich lässt es mit vielleicht ein ganz klein bisschen zu entspannten Knistersounds ausklingen. Trotzdem eine prima Download-Compilation, schon weil die Mischung einfach stimmt. Soll heißen: Die Tracks passen in ihrer Vielschichtigkeit nicht nur optimal zusammen, sondern machen auch in genau dieser Reihenfolge Sinn. http://www.musicforspeakers.com JANKO •••••


<44> - DE:BUG.58 - 04.2002

UNITED KINGDOM

[•]-nein [•••••]-ja

THE FREELANCE HELLRAISER A STROKE OF GENIUS Der Bootleg-Wahn in England geht weiter. Der Freelance Hellraiser ist ein Superstar auf den diversen MP3-Seiten und lässt hier Christine Aguilera und die Strokes aufeinander trashen. Das passt wieder wunderbar perfekt, nur wenn man beide Originaltracks zum Kotzen findet, hat man auch an dieser 7" keine echte Freude. THADDI ••

IZ & DIZ - MOUTH [CLASSIC/065RMX] Der "Tounge Twister" Mix von Greens Keepers ist ein funky spleenige Bluegrass oder was immer da an Gitarre drinrumfluselt, Housetrack mit hohem Novelty und Albernheitsfaktor, aber natürlich höchst bravourös zum großartigen OpenairSchlachtfesthits hochgetuned. Der "Get Off My Mouth" Mix reduziert sich ein wenig auf wandernde Basslines, um neue Kraft in den Höhen zu finden, während Pépé so verdammt deep und subtil knisternd das Ganze klingen lässt, als könnte man ARTWHORE- FRANK EP [ADAPTED VINYL/004] auf einer Frühlingswiese jedes einzelne Kräutlein Vier Remixer, vier angenehm rockende Technot- sprießen hören, und dabei wäre alles auch noch esracks mit krummen Bassdrumdrops und klassischer sbar und funky. Superplatte. Raveästhetik. Mal kickender und etwas großrau- BLEED ••••• mintensiv, dann wieder cooler und zurückgenommener mit leichtem Detroit/Red Planet Flair und TOMMY GILLARD - PHASES zuletzt noch zwei richtige Detroit Klassiker. Sollte [CONTINUAL RECORDS/009] sich jeder, der darauf steht, unbedingt anhören, vor Sehr ruhig dahingleitende Technotrack aus dem allem auch wegen dem Downtempotrack am Ende, Postloopuniversum. Hier anders als bei manchen der wirklich zu den niedlichsten Tracks des Monats weniger tribal, sondern eher wieder in Richtung segehört. quentiell-analoger Bestimmtheit, dezent dunkel BLEED ••••-••••• und mit einem urbanen metallischen Cruiserflair zwischen Hypnose und strobenden Mittelstreifen. TERRY MITCHEL - TRACK ATTACK VOL.1 BLEED •••• [AUDIO TEXTURES/004] Terry verbindet hier auf 5 Tracks schonungslose Lo- MY ROBOT FRIEND - THE FAKE EP optechnoballerlaune mit ein wenig Drummachine [DEKATHLON RECORDS/001] Funkyness der frühen Chicagozeiten und rubberbo- Viel Platz hatten sie auf dieser Platte. So viel, dass lerot sich eins wenn er sich nicht grade laut man überall zwischen den Tracks noch ein bisschen schneuzt. Nett bis belanglos. Platz auf dem Vinyl gelassen hat. Und trotzdem haBLEED ••• ben noch 6 wundervolle Poptracks draufgepasst, die mit einem Hauch Punkyness, knuffelig losfiepMAN PARRISH - HIP HOP RE BOP [BREAKIN] senden Synthesizern und viel elegisch mitreißenNein, das ist kein Schreibfehler. Das re statt dem be dem Hitgesang auf kurzen Tracks alles sagen. Holsoll darauf Hinweisen, dass es sich hier nicht um prige Beats, leicht computerisierte Vocals, die nicht das Original sondern um Remixe des Man Parrish blöder Vocoder Trash sind, Indieattitudes von BritElectroklassikers handelt. Und die kommen von La- pop bis Gary Newman und jeder Track ein Ohrbel Chef ED DMX, der nahe am Original bleibt und wurm, den man nicht mehr los wird, sondern zu seiauch die Struktur mit Vokal, Break und Drumloop nem Robot Friend macht. Retro-Pop-Platte des Moübernimmt. Mike Dred macht einen albernen Di- nats. stortion Polka Mix und die Bearbeitung von Bass http://www.dekathlon-records.com Junkie kommt ziemlich flott daher und klingt ein http://www.myrobotfriend.com wenig Miami Bass inspiriert. Was Man Parrish wohl BLEED ••••• über die ziemlich respektvollen Neubearbeitungen sagen wird? Ob er die Mixe selbst mal spielen wird CARL A. FINLOW - ELECTRILOGY PT. 2 auf seiner Klubnacht Sperm, die in einem New Yor- [DEVICE / IRQ003] ker Laden namens The Cock stattfindet? Oder ob er Ich fange mal auf der B-Seite an, weil dann hab ich's sie als Soundtrack für die von ihm betriebenen hinter mir. Finlow, der mit dem ersten Teil dieser kommerziellen Pornoseiten im Netz verwendet? Trilogie einen Monsterhit hatte, unbedingt gut so Aufklärung vielleicht demnächst unter: übrigens], versaut es hier mit seiner Vocalnummer http://www.manparrish.com. komplett. Finlow verwechselt Electro mit EBM, FELIX •••• patscht peinlichst von Fettnapf zu Fettnapf, die Lyrics geben einem den Rest. Nitzer Ebb konnten das PAUL MAC - C-SIDES VOL.4 [C-SIDES/004] früher besser. Die A-Seite rettet das Unternehmen Postlooppercussiontracks der Extraklasse. Paul Finlow zum Glück. A1 ist großartiger Synthiepop, Mac wirbelt mit Percussion Sounds in einer solchen der klingt, wie die Computer bei den Avengers ausBandbreite um sich, dass einem vor Energie schon sahen, und der voller Mitteilungswillen seine Soschwindelig werden kann, und plötzlich das Ganze unds über uns auskippt. A2 gibt sich dann straighfast wie Brasiltechno klingt. Auf den dunklereren ter, adaptiert einen dieser mittlerweile bestimmt elektroideren Tracks dieser EP zeigt sich sein Ge- patentierten Skanfrom-Grooves, rotiert um ein spür für Detroit Sounds zu pushend grabenden paar Nintendo Samples, bevor er sich einfach nicht Bassdrums wieder, und dass es manchmal nur ei- mehr halten kann und zum funkelnden Liebeslied nen einzigen Sound braucht, um eisige Weite zu er- mutiert. Killer. Schade nur um die B-Seite. THADDI •••••-•• zeugen. Frisch und laut. BLEED •••• JAMES ECK RIPPIE/ COLIN A. SHEFFIELD - VARIATIONS [ELEVATOR BATH] INDUCEVE - MONOLEVEL [CLASSIC] Classic wird zur Zeit so funky und kickend, dass Das live improvisierte Debütalbum des Turntaman an dem Label einfach nicht vorbeikommt, und ble/Gitarren-Duos beginnt mit nervösen Samplesich vor allem rings um diese Posse so etwas,wie Rhythmen und entspanntem Harfennebel. Später ein Frieden der Minimalhouse-Posse hierzulande verzichten die beiden Soundtrackkomponisten und Techhouse-Gemeinde dort schließen lässt. Jes- komplett auf Beats und schaffen eine sehr schöne se Rose und David Taylor haben jedenfalls für und stimmungsvolle Atmosphäre aus Texturen, "Monolevel" ihren kompaktesten Groove mit rau- Ambient-Flächen und vorbeiwehenden Klangereigschenden Explosionen, ein wenig Funksamples und nissen und Tönen von Gitarren und Flöten. Auf jeunerklärlichen Strings so angereichert, dass jeder den Fall mehr als nur Hintergrundmusik. Liebhaber des pursten Chicago-Sounds seine Seele ASB •••• sofort an die Bassline abgibt. Auf "What Night [the Dub]" fahren sie diesen Understatement-Sound, ANDY BOWMAN - CODICES [GECKO/008] dann viele zeitlose Dubs und ein wenig Tribal-Per- Shuffelnde Basslinetracks mit cool angeschnittecussion, dann zu angesäuselter Partylaune, aus, nen Hihats und von der Leine gelassenen Ravesound verabschieden sich mit einem extrem sampe- unds, angeschliffenen Loopbreaks, die in schlichlig, wirr herzigen Downtempo-Track ,dem man an- tem Toolstyle vor sich hin bollern können, und stelsieht, als wäre er nicht nur essbar, sondern auch lenweise Sounds, die klingen als bestünde diese Platte eher aus Fräsresten als aus Plastik. Tool. noch schwer ununterscheidbar. Mjam, weg. BLEED ••••-••• BLEED •••••-•••• ATLANTIC FUSION - SANCTUARY [CLASSIC/045] Sehr smoothe Platte von Felix Hopkins, der die Serie funkiger Killertracks auf Classic für zwei smooth gleitende Oldschoolig verliebte Housetracks voller Flüstern und Verheissung unterbricht. Irgendwie zeigt sich zwischen den perfekten Sounds und Dubs hier diese Stimmung eines Detroit Aufbruchs, die u.a. "From Our Minds To Yours" markiert hatte, ohne allerdings jemals den Boden berühren zu müssen. Sehr breitwandige, extrem schöne Tracks. BLEED •••••

TONY THOMAS - HYPNOTIC EP [HONCHOS] Tony Thomas ist einer von den Tribal House Produzenten von der Insel, die bei Klubs an Kapazitäten von 2000 Leuten und mehr denken. Unterstelle ich jetzt einfach mal so, dürfte aber hinkommen, zumindest entsteht der Eindruck, wenn man seine Tracks so hört. Die sind in jedem Fall sauber und druckvoll produzierte Housetracks im UK Rave Gewandt, also Subtilitäten raus, Filter rein, und los gehts. Na gut, bisschen prollig ist das schon, aber manchmal ist so was ja genau richtig. FELIX •••-••••

FARBEN - SAYS: DON`T FIGHT PHRASES [KLANG ELEKTRONIK/065] Sehr smooth war Jan Jelinek ja schon immer. Jetzt, frisch verliebt, wie die Tracktitel andeuten könnten, ist er über beide Ohren smooth. Die Lieder berühren den Boden kaum noch, schliddern auf weichen Basslines durch präziseste Knattersounds und angerissene Illusionen aus Restgeräuschen, setzen seine Liebe zu Jazz zwischen die angedeuteten Welten, rudern durch einen akustischen Kosmos, den man am liebsten zu Hause als Kultur ansetzen möchte, damit er bei einem wohnt, und fassen irgendwie alles, was er sonst so verstreut auf einzelnen Projekten angedacht hatte [schon das großartig genug], zusammen zu vier Tracks, die uns darauf vorbereiten, dass gleich auch noch sein Album erscheint. [Und, kleiner Werbebreak für Freunde der Verpackungsdesign-Fraktion, eine längst fällige Umhüllung für die brav gesammelten Farben 12"es auf Klang]. BLEED ••••• FUJIYA & MIYAGI - ELECTRO KARAOKE [MASSIVE ADVANCE / MADV001] Fujiya & Miyagi spielen schon seit ein paar Jahren gemeinsam Fußball in Brighton und haben nun das Spielfeld ins Tonstudio verlegt, um an kleinen Miniaturen aus Elektronik und Gitarren zu arbeiten. Schön dronig und irgendwie krautig-portrockend plöckern hier ihre ersten beiden Tracks über die 7". "Electro Karaoke" singt dazu noch wunderbar und klingt nach einer dieser Pausenmelodien aus dem Fernsehen, kurz bevor Lieblingssendungen starten und in der Reihe noch kurz das Band eingelegt und das Testbild festgeklopft werden muss. "Rot" schließt sich da an, integriert noch ein paar komische Geräusche und lebt von einer endlos wattigen Harmonie. Tolles neues Label scheinbar. http://www.massiveadvance.com/ THADDI •••• MIGUEL MIGS - SATISFIED [NRK] Miguel Migs schickt ja regelmäßig Tracks zu NRK nach Bristol, auch wenn man manchmal den Eindruck hat, dass das nicht immer sein allerbestes Material ist. Nicht, dass die vorliegende E.P. verkehrt wäre, aber es gibt eben doch Besseres von ihm. Satisfied ist ein recht blumiges House Stück, das mit dem vollen Diskoprogramm aufwartet, also mit allerhand Glöckchen, Afro Percussion, Streichern, Walking Bassline und huhu schubidu Vocals ausgestattet ist. Sehr voll, aber nett. Wer es nicht ganz so harmoniesüchtig mag, der kann sich vielleicht am Old Skool Flava Mix erfreuen, bei dem die Disko Elemente nach hinten, und stattdessen eine zähflüssige 303 Sequenz nach vorne gemischt ist. Funky. Zum Abschluss gibt es noch einen Reggae angehauchten Mix mit lustigen Toasting Einlagen. FELIX •••-•••• BLOCK 16 - MORNING SUN REMIXED [NUPHONIC] Auf dem Teaser zur Remix-CD haben die Jungs und Mädels von Nuphonic uns die drei vermeintlich leckersten Remixarbeiten zum letzten Album von Block 16 gepackt. Brennan Green & Daniel Wang scheinen sich daraus einen besonderen Spass gemacht zu haben. In fast 14 Minuten stellen sie „Electrokution" völlig auf den Kopf und spielen mit Leichtigkeit mit Elementen aus Electro, Dub und Rock und sorgen für einige kultige Momente und irritiertes Augenbrauenzucken. Kost bearbeiten „The Land Is Yours" zu einer dezent groovenden House-Nummer, die mit variierenden Minimal-Percussionelementen arbeitet. Zu guter letzt reduzieren Rollercone „Find an Oasis" auf deepen, langsamen, instrumentalen, sphärischen House. M.PATH.IQ ••-•••• SUBWAY - SUBWAY TRACKS EP [NUPHONIC] Bei Nacht im Sommer im stillen Zeitraffer strömen und einfach nur einsaugen - so läßt man sich gerne besänftigen. Und das können Subway aka Michael Kirkman und Alan James besoners gut. Aber nicht nur das. Die Tracks EP ist sowas wie eine kleine Rundumschau der beiden, weisen sie doch mit den unterschiedlichsten Stilen in diverse Richtungen. "Testing" ist so ein besserer Elektro-NightflightStreichler - sehr schön. "Joy II" - hier treffen die gebrochenen Beats auf geloopte Melodie-und Gesangseinlagen - ebenfalls zu empfehlen. Das erste Stück der Platte imponiert mir persönlich nicht so derb. Muss wohl mal wieder was mit den Vocals zu tun haben, die aufdringlich versuchen sich an gedubbten Disco-Sound anzubiedern, ich weiss, ich bin schlimm. "Margaritha" hingegen ist mit ihrer housefloorigen Einstellung auch lustig - keine Ahnung, ich versteh immer: "hör mir uff"... ANETTF ••••-•••••

FUG - THIN AIR [NUPHONIC 173 / ZOMBA] Nuphonic scheint die Luft auszugehen. Die Luft ist dünn und da sollte man keinen Sport treiben und flach atmen. Musik für selbstvergessene Abende im Sofa ist nämlich auch der AtJazz-Mix, der uns hier mit und ohne den Gesang von Jess Williams dargeboten wird. Die hiphoporientierten Beats sind so down, dass sie zusammen mit diversen gedämpften Bläsern etwas wie Mut zur Langsamkeit eindrucksvoll referieren. Derartig mellow war AtJazz nicht mal auf seinem Album. Eine neue Bewegung wird daraus also nicht. M.PATH.IQ ••••-••• FENOMENON - VISJON.NORD EP [NUPHONIC 183 / ZOMBA] Die Norweger Hobie Rosenberg und Kay Brets haben eigentlich genau die Visionen, die jeder vom Sommer verschonte nordische Musikfreund so hat: Sonne! Laid-back den ganzen Tag Raffaelo futtern und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Warme Sphären, aufwendige Strings, Bossa, Samba und Jazz betören bis man anfängt, Palmen zu materialisieren. Zu drei eigenen Stücken gesellt sich noch ein Remix von Butti 49, der den Charme eines lauen Lüftchens in die endlose Hitze bringt. Und das ist ja auch schon wieder kein angenehmes Wetter. Schön, aber sehr seicht. M.PATH.IQ ••••-••• EU - TUNER E.P. [PAUSE 2 / PAUSE007] Neuigkeiten aus St. Petersburg mit frischen Tracks von EU, die hier zunächst alle Geräte einmal durchstimmen müssen, bevor die loopigen Beats hier den Taktstock schwingen und die Festplatten wieder mitsurren. EU beherrschen alles aus dem FF. Beats programmieren, alles abfucken, dann wieder mit dichten Melodien zur Versöhnung ansetzen, im letzten Moment wieder den Notausgang suchen. Was EU fehlt, ist die persönliche Note. Menschen, die solche Platten hier machen, gibt es zu Tausenden. Leider. Top Tools in einer Schublade, in der Tools nichts bedeuten. Ich höre mir das gerne an, folge den hübschen Basslines, checke die hiphoppigen Beats, bin sogar sehr angetan, weil das alles recht entspannt daherkommt und und nicht so nach Rechner stinkt, sondern sogar ein dick oldschooliges Flair versprüht, aber etwas ganz Entscheidenes fehlt mir hier einfach. Hmm. http://www.pause2.com/ THADDI ••• EDITION EIGHT - ALMOST SOMETIMES EP [PHYSICAL SOUL/002] Alles an diesem neuen Release des schwedischen Labels ist nett. Der Titel der EP könnte knuffeliger nicht sein, man möchte ihn in den Arm nehmen und sagen, ja, ja so ist das. Und der Labelname ist eh brilliant. Und dann noch diese nach oben flatternden schnellen Housetracks mit Detroitsegelpartien quer durch Gotham City beim Sonnenaufgang. Jerome, wie Edition Eight auch heisst, blickt schon auf eine lange Karriere von perfekten Releases zurück, die meisten davon hierzulande etwas unbekannter, aber diese kickenden euphorisierenden Tracks sollte man sich deshalb nicht entgehen lassen. BLEED ••••• BEN SIMS & KALPA - INDOOR CULTURE RMX [PURE PLASTIC/040] Doch noch ein Party-Smasher vom etwas dumpfelig gewordenen Pure Plastic Label, die hier irgendwie Looptechno-Beats mit para-barocken Melodien aus Outlander, Secret Cinema etc. Zeiten mischen. Würdiger Remix vom sehr guten Album. Das geht natürlich ans Raverherz, da kann man nicht anders, als Ben Sims "Hardgroove Mix" irgendwie doch noch [besser spät als nie] zu verstehen. Der Kalpa Mix auf der Rückseite hat einen Hauch mehr tribal Flair, und will sich erst nach eingehendster Prüfung der Beats darauf einlassen, mit ein paar Bonussamples doch noch etwas mehr als statisch gut gesicherte Grooves zu erzeugen, was aber keinesfalls diese Rewinds und Stakkato-DSPs gegen Ende rechtfertigt. Ausgelassenheit will geplant sein. BLEED •••• SURGEON & OSCAR MULERO - INDOOR CULTURE RMX [PURE PLASTIC/041] Und weil das Album weiter gefeiert werden muss, gibt es hier den GrandSeigneur der Szene, Surgeon, mit einem Remix, der eh auf einem ganz eigenen stilistischen Orbit herumgroovt. Beats angerauscht-digital, Sounds knuddelig aus dem Groove gesampled, und wie immer langsam in tiefe Konzentration verfallend, die hier aufgrund der Sounds des Originals irgendwie auch wie Detroit wirken. Oscar Mulero ist natürlich mit seinen dunklen

WMF RECORDS - WIR MACHEN WEITER ! WMF RECORDS SPECIAL DEAL:

CD/ LP008

WMF RECORDS FORWARD: EFA 62715-2/ -1

12”

WMFREC EP007 EFA-62714-6 pres. OFFPOP “SIMULATION EP” Das polnische Duo Offpop aka Swam und Radrik sorgen nach ihrem Überraschungsclubhit "Down" (Nighteffect.2/ wmfrec) mit vier neuen Tracks für frischen Ostwind auf den Floors. Simulation? Echt! | VÖ 12.04.

EP

12”

WMFREC EP009 EFA-62716-6 AUDIOVIDEODISCO pres. MITJA PRINZ “MITJA PRINZ” Als Dj gefeiert, vertauscht Mitja Prinz in letzter Zeit immer öfter die Turntables mit dem Studioequipment und macht jetzt auch als Produzent dem Namen Prinz alle Ehre : Fresh Fusion! | VÖ 10.05.

12”

WMFREC EP010 EFA-62717-6 pres. MITTE KARAOKE “PANDABÄR” INKL. EGOEXPRESS RMX Berlins neue Freizeithoffnung ist Mitte Karaoke: Der "Pandabär" führt - mit dem Egoexpress - durch den urbanen Nightlife Dschungel. Unbedingt probieren: den neuen "Suktinis": Schmeckt und funkt! "Aufschlag Mitte Karaoke" - das Album bald auf jedem Centrecourt und in jedem Cityclub! | VÖ 24.05.

WMF RECORDS REWIND: presents KOTAI “KOTAI” CD&LP PLUS “SUCKER DJ” EP EFA 62713-6 Kotai vom Elektro Music Department veröffentlicht seine Clubware als Soloprojekt auf WMF Records. Neun deepe, kryptisch-kongeniale Tracks mit Kotais unverwechselbarem Gesang, die auf Vinyl eine unvermutete Rave Qualität entwickeln: Die Appetizer EP008 "Sucker Dj" mit dem Highfish Remix ruled schon den Dancefloor - neue Versionen und exklusive Tracks folgen auf der LP! "Cool." (sagt die Groove)

CD

WMFREC CD007 EFA-62712-2 presents NIKAKOI / SESTRICHKA Nikakoi hat sich aus dem Stand mit dem ersten elektronischen Album aus Georgien überhaupt in die Herzen und Hirne von Europas Musikszene gespielt...

Synergieeffekte galore. (Groove) Absolut geeignet für Fernsehkaminfeuersimulations- oder Club-Abende (de:bug) for details check http:/ / www.wmfrec.com

[UXB/010] Sehr coole breakbeatige Elektronica Tracks mit extrem klaren Drums, reduziert unheimlichen Sounds und gelegentlich bleepigem Sound, der sich schon mal anhören kann wie HipHop für Elektroniker und Freunde von Computerspiele Musik, ohne dafür die typsichen Sounds benutzen zu müssen. CutupMAKATON & MAX DULEY - THIS IS NOT A PHO- funkyness der relaxten und stellenweise höchst luTO OPPORTUNITY [RODZKONEZ/009] stigen Art. Ui ui. Nicht zu nahetreten bitte, die beiden sind BLEED ••••-••••• echt nicht gut drauf heute. Da wird Gift ausgelegt noch bevor jemand daran naschen könnte. Bilder- CAPITOL K - PILLOW [XL RECORDINGS] buchtechno für Zwangsneurotiker und solche, die Sooooo schön! Gute Laune, Hallo! "Capitol K" noch keine Ahnung haben, wie man es werden macht auf dem Londoner Label Wohlfühlkino im könnte. Düster waren Makaton ja schon immer, akustischen Gewand. Kristian Craig Robinson hat aber jetzt. Puh. Auf der Rückseite, weil die Zusam- seinen Namen von seinen Eltern -haha, nein; Aufmenarbeit so viel Spass gemacht hat, dann noch ein gewachsen ist Kristian in Dubai und Borneo - was fast housiger Track und ein wenig chillige Old- für eine Mischung. Die dort gängige chinesischen schoolchords. Fein. Start einer breitangelegten Se- Supermarkt-Musikkulisse durch die Ohren aufgerie aus Kollaborationen für Rodz. sogenen und in Gedanken bei Sonic Youth, hat er http://www.rodz-konez.com beides plus diverse Gesprächsfetzen und DschunBLEED •••• gelgeräusche auf "Pillow" gepackt und zaubert uns damit eine freundlich chaotische Sound-Loop-Be[SHEER/016] at-Mischung. "Pillow" ist der geremixte Vorab-ApOrdentlich, gradeaus, ohne viel drumherum, Bass- petizer [u. a. mit einem Wagon Christ Mix] zum follinelastig und schnippisch in den Beats, Messer- genden Album "Island Row". Kann ich nur empfehschleifend in deeper Konzentration. Eine Tool-Plat- len! te die nicht zuviel verspricht aber alles hält. ANETTF ••••• BLEED •••-•••• LACKLUSTER - ALBUM SAMPLER V.A. - FENETIK MUSIK VOLUME 2 [DEFOCUS / FOC368] [SOMA / FENETIK] Hier geht es zunächst mal um ganz viel Respekt, Die Nice-Guys aus Glasgow schlagen wieder zu. So- denn Lackluster ist so jemand, der ungefähr 17 ma gewann bei den German Dance Awards den Tracks pro Tag macht, also einiges an Material zur Preis des besten internationalen Labels und schlug Verfügung stellt, wenn es darum geht, ein neues Aldabei z.B. Naked Music und Defected. Der Spirit ist bum zu kompilieren. Ich möchte mich da nicht bis zum Sublabel Fenetik durchgedrungen. Label- durchwuseln müssen. Danke also. Das neue Album Manager Paul Cawley schickt natürlich nur Acts, heißt "Wrapping" und kommt im Mai und hier also die aus der dortigen Szene kommen oder sie gut sechs Tracks auf einer schnuckelig eiernden Maxikennen, ins Rennen. Pablo, Sidewinder und Daniel single. Stöbert man oft im Netz rum, dann findet Ibbotson werden durch die neuen Signings Lights- man haufenweise Lackluster Zeug, das man defileepers und Anthony Teasdale komplettiert. 70s- nitv nicht braucht. Diese Tracks hier umso mehr. Retro-Funk´n´Soul-Flavour kombiniert mit der Herr Ruoho ist zurück bei seiner alten großen weiten Welt der advanced electronic music ist das Form, erfindet Melodie um Melodie, ist immer vielseitige und homogene Resultat. Smooth und deep und pendelt gleichzeitig zwischen fröhlich mellow groovende Offbeats, 2Step, NuJazz, aber luftig und grübelnd melancholisch, groovt ein bisnie traditioneller House. Sophisticated, aber trotz- schen dazu und fertig ist eine perfekte Platte. Wird dem mit eingebautem Partyfaktor. Far Out. der Rest des Albums ähnlich groß [wir gehen mal M.PATH.IQ ••••• davon aus, was sollte bei einer solchen basis schon schiefgehen], wird er fein, der Mai. CARL A. FINLOW - LIMITATIONS EP THADDI ••••• [SURMUZIQUE/002] Sehr trocken dahinrollende Flugzeugträger-House- PLANKTON - LADY GODIVA OPERATIONS musik, die Finlow hier auf der A-Seite erst Mal wie- [STÅLVERK RECORDS] der produziert hat, schließlich muss man ja nicht je- Transparente 10" aus, wie wir vermuten, Schweden. den Tag Elektrohits basteln. Bugwelle aus Bass und Plankton ist eine Band, mit Schlagzeug, MS20 und mitten rein ein paar haushohe Spritzer aus Akkor- diversestem anderem Instrumentarium, die mal den, die sich im Fahrtwind der Sonnensegel bre- auf einer Basis von rockenden Drums, mal eher chen. Ach, Sci-Fi. Sehr machoider Work-Out-House Computerstyle eine bezaubernde Art haben, sehr für endlose Armruderer. Auf der Rückseite dann melodische Tracks mit leichten Glöckchensounds wieder leichter angebreakt, aber ohne gleich aus und viel Gefühl für den außergewöhnlichen Sound unserem Lieblings-Minimal-Funk-Weltumarmungs- zusammenzubringen zu Stücken, die sich längst Groove herausfallen zu müssen und als Bonus noch über die Mischungsverhältnisse zwischen Elektroein Track mit herumnudelnd unterdrückten nik und Band nicht mehr wundern, sondern alles Funklicks unter Hochsicherheits-Dämpfern der dran setzten, daraus einen Sound zu zaubern, der Finlowschen SilverSurfer Ästhetik. einem nicht mehr aus dem Kopf geht. Sehr sweet. BLEED ••••• BLEED ••••• Alarmglöckchen-Mobiles zufrieden, und wir eigentlich auch, aber trotzdem jagt er uns noch verwaschene Vocalfragmente durch die Ohren, die wie kleine Feen ihren Weg durch den Groove finden. Ein FM-Synthese Märchen. BLEED •••••-••••

4 HERO - HOLD IT DOWN REMIXE [TALKING LOUD 113-114] Kaffee ist ja wohl die neue Droge. Zumindest in West London und assoziierten Gebieten. Der Neosoul von "Hold it down" gewinnt in den Remixen seine spannungsreiche Größe zumindest aus einer Beat-Überschlagung, die nur mit exzessivem Kaffeemissbrauch zu erklären ist. Und die Bugz in the Attic-, Kaidi Tatham- und selbst die Osunlade-Remixe bringen "Hold it down" gegenüber der 4 HeroVersion auf drei, vier pointierte Spitzen mehr. Vor allem der Bugz-Remix ist ein kraftstrotzender ParaDrum and Bass-Track, der Soul zum Jumpen bringt und mit dem eingestreuten Rave-Signal einen ironischen Abstand zu übertriebener Seriösität beweist, so dass man gleich den gesamten Trupp umarmen möchte. JEEP ••••• V.U.L.U.A. - THE SYNTHESISER GREATEST VOL1 [URAL 13] irgenwie weiß ich zurzeit mit den Ural 13 Tracks nicht soviel anzufangen. Sie versuchen den früher sehr übertriebenen, fast schon albernen Sound hier jedenfalls etwas ruhiger zu halten und wenn nicht Legowelts lustige Fulltimediscoballerei drauf wäre, dann würde man sich fast fragen, welche Traurigkeit auf einmal da oben in Finnland herrscht, dass sie auf so runtergetunten herzzerreisenden Stücken wie "Suburbia" landet. Da hilft auch kein kleiner Pseudoaufkleber mit "Super Disco Mix". BLEED •••-••••

ARNE WEINBERG - CRUSADE [STARBABY RECORDS/006] Drei goldige Tracks von Arne Weinberg, der u.a. auch auf Ground Zero releast. Zunächst einer, der so funky und glücklich discoid ist, dass man an Tejada denkt, der zuviel in die Sonne gesehen hat, und nun wissend auch noch den Letzten zum Strahlen bringen kann. Dann ein lockeres kuscheliges kleines Elektrostück mit flirrend losfiepsenden Kondensstreifen aus Melodie, und auf der Rückseite eine bisschen intergalaktische Kammermusik für Tanzfreunde. Brilliant wie immer und wie immer mehr als man erwarten könnte. Welcher mag nun der Fabrice Lig Remix gewesen sein? http://www.starbabyrecords.com BLEED ••••• CARL A. FINLOW - SHOW DOWN EP [SUR MUZIQUE] Sur Muzique ist ein holländisches Label und kommt hier mit drei neuen Carl Finlow Tracks an den Start. Show Down ist ein Tech House Track mit einem für den sonst so detailverliebten Finlow recht sparsamen Synthi Arrangement und einer simplen, aber unglaublich druckvolle Bassline, die im Club vermutlich Tote wecken kann, bei mir zuhause in jedem Fall aber meine Nachbarn, also schnell zur BSeite, auf der sich zwei Random Factor-affine Disko/New Wave Obskuritäten befinden. Vor allem Deflector kommt mit Breakbeats und 303 Gefiepse recht frisch daher. Charmant! FELIX ••••


<45> - DE:BUG.58 - 04.2002

CONTINENTAL O.LAMM - MATIÉRE À MICROMÉTRIE [ACTIVE SUSPENSION] Schon eine ganze Weile draussen, aber sie erreicht uns erst jetzt, diese erste Platte von O.Lamm, von dem gerade ein ganzes neues Album mit wesentlich digitaleren Tracks erscheint. Hier noch in relativ spleeniger Indielaune mit einem Hang zum Kölner Dampftopfsound, zu abgeschnittenen Vocals, frisch abgebrochenen Grooves und vollmundig fast technoiden Brutzeleien zwischen den Effektsteinbrüchen. 7 abenteuerliche Reisen durch einen Microcosmos, dessen Involution grade bevorsteht. http://www.olamm.fr.st http://www.activesuspension.org BLEED ••••-•••••

[•]-nein [•••••]-ja durch das Gebläse, das den Zirkus nebenan mit Luft versorgt, der ein Orkan ist, die knuffigen Beats rappeln wie Styropor unruhig auf ihren Sitzen herum, bis sie endlich drankommen und irgendwie klingt das auch noch alles nach Hit, nach großer Popmusik, nach Glück und nach Musik, die man aufessen möchte so lecker ist sie. activesuspension@hotmail.com BLEED ••••• SEAMONSTER1 - TSUNAMI AUDIO PRISM [AMPHIBIENT BROADCASTING PHASE03] Neben der 7" erscheint gerade auch dieses Album der Schweden, auch hier wieder aufwendigst deep in Verpackungkunst- und Designobjektästhetik. Anders als bei der 7" zeigen sich hier ihre Vorlieben für knuffige Oldschoolsynths, für weiche weite Teppiche aus Klang, für die einsam durch digitale Wälder streifende Gitarre mit Freunden und anderes Magisches deutlicher, und die psychedelischen Einflüsse treten etwas weiter in den Hintergrund, was sie aber nicht davon abhalten kann, kurze Ausflüge in minimal-Drone zu unternehmen und mit einer Packung eisgekühlter Balladen wieder hereinzuschneien. http://www.westberlindistro.de BLEED •••••

MELODIUM [ACTIVE SUSPENSION/AS11] Melodium liebt seine Gitarre. Irgendwie wirkt sie aber längst nicht so aufdringlich wie in manchen Bands, sondern versteckt in einem weichen wolkigen Hauch aus Effekten und Dubs, in rauschig angeflauschten Beats, in dahinplinkernden Erinnerungen an Melodien die sich selber ständig doppeln, und wenn man ihm, wie auf den kurzen Tracks dieser 7" dann auch mal ein wenig Zeit lässt, dann dekonstruiert er auch noch auf dem Laptop in merklicher Programmer-Nervosität dazu. Eher aber elegisch und charmant. http://www.activesuspension.org TAYLOR DUPREE [AUDIO.NL/018] BLEED ••••-••••• Eines der schönsten Klickerlabel der Niederlande bringt hier vier sehr konzentrierte, stille Tracks von SHINSEI - LE BRUIT ME TIENT EN VIE Taylor Dupree raus, die fast klingen wie Glasfaser [ACTIVE SUSPENSION/AS12] in Ton. Zirpend und geladen, transparent bis in den Shinsei lassen die Sounds fließen. Irgendwie ma- letzten Sound und mit einfachen Beats unterlegt, chen sie das. Irgendwie löst sich auf so einer 7" wie ist diese Platte voller Musik ,die einem die Melandieser die Grenze zwischen Lofi und Powerbook in cholie des Unsichtbaren nahelegt. Nehmt sie. nichts auf. In einem kleinen Wirbel aus Melodien BLEED ••••• und knorpeligen Breaks in trötig wildgewordenen Tasten, die sich bewegen. als wären sie ein Mobile JACK OF CLUBS - GHOST JACK [BIPOLAR/2012] oder der Erfüllungsklave einer IDM Geisterhand. In Definitiv die beste Platte des Labels und ein Meiden schönsten Momenten ist Shinsei hören wie sterwerk in Geisterjack, das sagt ja schon der Titel, aus dem Fenster zu sehen, auf dem der Regen hin- die lügen übrigens überraschend selten, wenn man abtropft und so alles in ein explodierendes Univer- weiss wie man sie lesen muss. Skurrile ultraklare sum aus blasig aufgeworfenen Dimensionen ver- Stringsounds zu trocken knalligen Beats und dropwandelt, aber dennoch unmissverständlich die penden klackernden Sounds, die tatsächlich ein Stadt ist, die man so kennt, manchmal aber könn- wenig von Robert Hood haben, aber eben die dunten sie auch arbeitslose Messdiener sein. kle Seite dieser Art linear schnittigen Minimalishttp://www.activesuspension.org mus sein würden. Auf der Rückseite einmal die perBLEED ••••-••••• fekte Melange aus frühem Chicago und Detroit Sound und einmal hyperböser angezerrt nervöser MY JAZZY CHILD - LOOPS, STINGS & BELLS Technosound für die Zerstörtenfront. [ACTIVE SUSPENSION/AS13] BLEED •••••-•••• Mit einer reihe von Releases auf dem obskuren Französischen Label Évenement ist My Jazzy Child JAMES RUSKIN - CORRECTION CENTER definitv der konzentrierteste, experimentellste der [BLUEPRINT/018] Active Suspension Acts neben O.Lamm. Die Stücke Man versteht das. Sofort. Dark und dunkel dem Tifür dieser EP erinnern uns natürlich an manche Ek- tel angepasst sind diese Tracks von Ruskin einfach kehard Ehlers Platte, einfach weil sie so digital und nur rockende Tatsachen, der unausweichlichen alldeep schichten, weil sie als Basis gerne Streichin- täglichen Gewalt in einer Szene von verlorenen Ilstrumente nehmen, aber sie sind trotzdem ganz lusionen und mechanisch vervollständigter Beweanders gemacht, basieren mehr auf Loopexperi- gung. Diese gehen zum angekotzten Eskapismus menten wie bei Jeck, können, wenn man sich drauf hin, der dennoch seine eigenen Hartnäckigkeit gar vorbereitet hat, auch schon mal richtig nach Neuer nicht als Problem sehen kann, schließlich schießt Musik klingen und bleiben trotzdem irgendwie un- man sich lieber auf etwas perfekt ein, als erschosterhaltsam und spielerisch genug, um immer vor sen zu werden. Auf der B-Seite findet sich dann allem Stimmung zu erzeugen. auch schon mal ein fast elegisches Stück Trauer mit http://www.activesuspension.org Breaks. Für Freunde der dunklen Gerechtigkeit. BLEED ••••• http://www.blueprintrecords.net BLEED •••• AEROSOL [ACTIVE SUSPENSION/ASS03] In der Serie von 12" inches stellt sich hier noch ein ANDREAS FREY - TRIBAL SPIRIT [BUZZ/009] weiterer der Active Suspension Acts vor. Aerosol. Tony Verdi, DJ Libre [Frey] und Tim Baker mit Mixen Ein Däne, der zusammen mit Manual als Limp Mu- dieses Tracks, rings um die manchmal vergessene sik macht und für Active Suspension sehr deepe ru- Heritage Technos. Afrika. Tony Verdi jedenfalls hig melodische Track mit schweren Akkorden und zieht gnadenlos einen Techno-Hit mit ruhig und wenig Bewegung hinhext, deren gebrochene Beats satt sitzendem Killerinstinkt ab, der trotz hoch geimmer wieder kleinste Details dazuzaubern, die pushtem Workout-Sound nicht zu verachten ist, sich trotz aller schleichender Akkorde selber bre- einfach weil er alles so gut zusammenschweißt, ohchen können und mit clickernd unwirklichen, ne dabei ein paar Abwegigkeiten zu verbieten. Das manchmal auch wildernd elektronisch fehlkonstru- Original ist dagegen fast schüchtern und möchte ierten Sounds arbeiten, die in den Teppich aus Ele- die Breaks gerne etwas metaphorisch, während ganz einfach so hineinrocken, als wäre genau diese Tim Baker dem Ganzen ein Afro-Remake verpasst, Form des Bruchs das, was man sucht. Wem BOC zu dass sich auf das Tribal-Hit Feeling stürzt und Kitsch sind, SND nicht Indie genug, und überhaupt manchmal etwas platt dabei wirkt. Haarscharf an fast alles zu weit weg, der sollte sich mal Aerosol Ibiza-Clubsound vorbei. anhören. Sehr smooth. BLEED •••• http://www.activesuspension.org BLEED ••••• SUEME - A LA CARTE [.COM RECORDINGS/005] Eines der am meisten vernachlässigten Genres HYPO - JINGLES & SINGLES elektronischer Tanzmusik ist der japanische Jazz. [ACTIVE SUSPENSION/ASS04] Kein Wunder, dass Sueme, einer meiner absoluten Bester Titel für so eine Platte. Denn Hypo rasseln Lieblingsjapaner, auf dieser verfressenen Platte sich wirklich durch jede Menge kurzer Tracks, die in sich dem Thema mit "Hot Sake" erst mal annimmt. bester Minipop-Euphorie quer durch die Land- Und wie das rockt, wie er jede kleine noch so plinschaften aus Seifenkisten, Käse-Rasen, Hightech- kernde Note [???] zu einer rabiaten Funkyness Schokolade und Knallbonbon-Litographie-Rasen treibt, die einen einfach umhaut! Groß weiter ohne auch nur einmal kurz Atem zu holen. Die ru- geht's mit "Wasabe Tart" in knusprig hyperaktivem higeren Tracks sind so sweet, dass man sofort jegli- Zischelfunk und auf "Dashimaki" erinnert er erst chen Glauben an die wahre Welt verliert, bah, die mal wieder an seine bisherigen Eps, weil es so knorüberzerrten Effektwege wedeln wie frische Luft pelig kantig rockt und natürlich ist "Raw Fish" eins

seiner Grundnahrungsmittel, bei dem sich der Magen um sich selbst dreht und einem das viszerale Glück kompletter Japanophilie näherbringt. Allerliebst. BLEED ••••• MFON - BLACK JESUS [DAFUNK RECORDS/007] Yo, wenn Chicago so geht, dann ist alles perfekt. Von damals noch, als Chicago das Zentrum der Welt war, wird die Lofibeatattitude übernommen, die Bassdrum bratzt fein, und dazu schillern die Billigpianos und die Percussion rockt. Was will man mehr von einer Welt, in der "Black Jesus" die richtige Aussage ist? "13th Apostel" kickt genauso, aber nur mit Beats und Basslines und "Revelation" geht besinnlich in die Downtempo Darkness mancher Detroiter HipHop Tracks aus dem Off. Ravespass für die ganze Familie. http://www.dafunkrecords.com BLEED •••••-•••• CODE OF HONOUR [DANCEFLOOR KILLERS/005] Klar, wenn die Ferox-Kobayashi-Raverecken sich schon mal zu einem letzten Abendmahl zusammentun, um der Welt beizubringen wie man wirklich ravet, dann wird niemand in Frieden gelassen und von Caretta über Hacker, Vitalic, Torgull, Kentaro Kaji bis C Denza und Allesandro F. rocken sich alle die Seele aus dem Leib, um die Welt vor Daft Punk und Verdammnis zu retten. Schnuckelige Bratzelmusik von tiefergelegter Neurosendisko bis Dominator Partypop. http://www.dancefloorkillers.com BLEED •••• $TINKWORX - TODAS LAS NOCHES [DELSIN/028] Schwer zu fassen, was diese EP eigentlich ist. $tinkworx, der auf Bunker und Rushour sowie Downlow releast hat, macht für Delsin Tracks, die zwischen flirrend smoothem Downtempo Detroit House, klassisch angerissen cooler ständig abgebrochener Discoeuphorie, knallig spleenig smoothem herumgeistern, von Rolandfiepsern auf sattem Techhouseuntergrund, klassischen Detroit Second Wave Sounds und funkigen Cowbellsymphonien liegt. Alles perfekt und mit rollendem Basslineboogie. Eine der clubbigsten Delsin Releases. http://www.delsin.org BLEED ••••• KAIHOSA - #3 [EAT THIS RECORDS] Wer den besten Aphex Twin Track noch im Ohr hat [Namen vergessen] und zufällig L`Usine kennt [count to three], der muss sich das nur noch als Dancefloor-Smasher vorstellen und weiß, dass er ohne dieses transparente Vinyl hier gar nicht mehr auflegen gehen, leben, sonst was tun kann. Klar? Der Hit heißt charmant "UPCGRIQR" und Kinder, das macht süchtig. Next ist Gosub`s "Overtown", ein düster geschreddertes Kuhglocken-Monster aus der tiefen Hölle der James Bondage Phantasien. Umdrehen, Rille suchen, und ab mit dem Kanadier Mitchell Akiyama in die smooth verknisterten Welten zwischen Rave-Domination-Resten in aufgelösten Wattebäuschen aus Sound und tropischen Knuspergrooves und mit Hex hinunter ins bilderlose Trauma aus weich angezerrten Basslines und melancholischem Hangover monolithischer Unüberwindlichkeit. Eine der besten Platten des Monats. http://www.eatthisrecords.com BLEED ••••• AQUA BASSINO - BABY C`MON REMIXES [F COM] Der Titel sagt es schon. Gefällig schluffig gehts auf dem Orginal von "Baby C`Mon" zu. Leicht angegospelt und mit dezentem Zuckerguss in House und Shuffle. Klar, dass Soul Designer da erst mal aufräumt und klarstellt, dass Gospel richtig kicken muss, um mit Gott zu reden. Fabrice Lig übertrifft sich mal wieder selbst. Hipster euphorischster schreiendster Detroittrack des Monats. Zum Abschluss und zum Chillen gibt es auf der Rückseite einen wie wohl schon länger sehr musikalischen Remix von Ron Trent, der sich etwas zu sehr aufs Spielen von Tasten einlässt. http://www.fcom.fr BLEED ••••-••••• KRIS DIOR - POTATOE BUG [FEIS/014] Ah, ein Fest für die angebrutzelten Ohren der knarzig rockenden Feinschmecker und Rave-Enthusiasten, die nie genug von einem ordentlich durchgebratenen Dominator-Aas haben können. Dark rollend, wie ein rotziger Killer-Drum'n'Bass-Track, stampfend, wie die Seele von Belgien, fies kickend, wie eine Feis Platte. Echt lecker dieser "Potatoe

Bug". Auf der "KD Deconstructed" dürfen die Bassgefüllten Schenkel geklopft werden und gut mit DSPs durchgelüfteter Waber-Psychedelik die Hauptrolle übernehmen. Motherfucker Raveplatte! http://www.feismusic.com BLEED •••••

Breaks bestehen gerne aus trockenen elektroiden Snarewirbeln, die Basslines sind aufgerissener Funk der feinsten Art, aber irgendwie bleibt "Stronghold" doch etwas zu schnell und pathetisch, während die Congaseite "Rolling Thunder" zwar irgendwo zwischen Function Sound und Cause4Concern funktioniert. Kompakter Sound, aber ein wenig vermisst man noch das UnverLAMONDE - DR. SMITH [FEIS/015] schämte, das über den Style Hinausgehende, was Tube Jerk, Tarrida und Lamonde in geselligster einen Killertrack ausmacht. Klondoc-Laune mit robbenden Basslines, Exkursio- BLEED •••• nen in die darken Zonen des Gehörns, die bei Tube Jerk in gewisser Weise acidlastig und so hyperde- MUSTAFA KNASTR & KOMPROTR EPLEKTIKA lisch angehittet ausfallen, so dass nach dem Break [IDEAL/009] Galeeren voller Crashbecken den Floor in einen Sehr schöne, aufwendig gefaltete 7" mit skurril eiHexenkessel verwandeln dürfen, bei Tarrida eher ernden Tracks zwischen Indiemusik und verwirrt dark und verwegen dimensionsmanipuliert elek- bezaubernden Breaks, geschliffen schlierig kaleitroid kommen, während sich Lamonde, ganz guter doskopartigen Sounds auf der einen Seite und Gastgeber, das Ende der EP für seinen Strobege- schön schaurige Gitarrenmusik am Rande der Psywitter-Funk aufgespart hat, der Techno noch mal chedelik auf der andern Seite. Eine Platte, die ganz von Vorne anfangen möchte, notfalls im Al- ernsthaft angetreten ist, die Textile Ranch 7" von leingang, vor allem aber als "No Work". neulich vom Lieblingssingleplatz zu verdrängen. http://www.feismusic.com Seamonster 1 ist eine schwedische Band und ihre BLEED ••••-••••• Platte gibt es wie einen Haufen anderer Juwelen bei dem Berliner Vertrieb Westberlindistro. PATRICK PULSINGER - „...PRESENTS EASY TO http://www.listen.to/seamonster1 ASSEMBLE- HARD TO TAKE APART PART 2" http://www.idealrecordings.com [FORM & FUNCTION] http://www.westberlindistro.de Jazz in De:Bug? Mit Patrick Pulsingers zweiter 12" BLEED ••••• aus der Reihe „Easy To Assemble- Hard To Take Apart" geht das. Der Elektroniker improvisiert mit ENDRIK SCHROEDER - ROBOTIC EP kompletter Jazzband aus Drums, Kontrabass, Trom- [INTERFACE/005] pete und Saxofon zwei Titel als Vorgeschmack auf Zunächst denkt man, dass sich diese EP voll und sein kommendes Album. Das Ergebnis liegt - ange- ganz in die Detroitelektromeetsphuturewelten reichert mit einigen digitalen Störgeräuschen - ir- stürzen will, aber dann kommen langsam die gendwo im Spacejazz zwischen Alice Coltrane und Strings aus den Hintergründen rausgekrabbelt und Sun Ra. Der dritte Track kommt als komplett pro- die Discobasslines und das Ganze bekommt so ein grammierter Fusion-Dub mit Samples der Live- freundliches Detroitstringretro meets Popmusik band. Spannende und swingende Musik. Und da Flair, hoffentlich hört Mike nicht zu, dass man es sag noch einer, Jazz würde komisch riechen. einfach lieben muss. Die weiteren Tracks übertreiASB •••• ben es vielleicht ein wenig mit Techno meet Hipsterbassdrum meets Elektroretro Ideen. DANIEL GRÖNLUND BLEED ••••-•• FUNCTION NOT FASHION [GFR/006] So könnte man sagen. Die Schweden, lange Zeit DR. NACHTSTROM - LEIDENSCHAFT [MEGO] Hort der geradlinigsten Looptracks und Verweige- Das Cover, anders als der Name dieses lustigen rer jeglicher Kleinteiligkeit neben dem schrubbend Megoacts, der dunklen Wiener Psychoexotismus funktionalen Groove, neulich irgendwann mal so in verheisst, verspricht Cutupphantasien. Die WahrVerruf geraten, dass selbst die Hartgesottensten heit dürfte wohl irgendwo dazwischen liegen. unter ihnen schon mal einen Deephousetrack ver- Denn ab wann gibt es eigentlich bekiffte Cutups? suchen, besinnen sich auf dieser EP der glorreichen Und was bedeutet das für die Dimensionen die Ursprünge und lassen Mr.Grönlung einfach die Fil- man mischt, wenn sie nicht mehr Sozialrealismus terwände zwischen kompakt knalligen Grooves sind, sondern eh schon ein Gemisch aus Entertainrauf und runterlaufen. Ein wenig Tribal hecheln, mentindustrie und privatem Drogeneskapismus, und lang lebe die große Sause des Geradeaus- so sehr vielleicht, dass man gar nicht mehr weiss, Seins. Klar ist das langweilig, aber wer wollte es was daneben eigentlich noch so an historischen kurz? Fragmenten funktionieren könnte. In den besten BLEED •••-•••• Fällen ist das die Rache Wiens an sich, seinem persönlichen Medienkruderdowntempohype, an seiTOTAL SCIENCE - SUGAR SWEET ner Klassikvergangenheit, an seinem Wunsch, das [HEAD TO TOE/003] andere Paris zu sein, in den weniger guten ist es Die versprochene Total Science Platte mit einem einfach beklemmend überproduziert. Ob NachtsHidden Agenda Mix, was will man mehr, da muss es trom überhaupt aus Wien kommt lassen wir mal nicht immer Drum'n'Bass sein. Das Label, das uns dahingestellt. vor einiger Zeit mit Dom um Romano und gerade http://www.mego.at eben mit Kabuki Tracks schon aus dem Tiefschlaf BLEED ••-•••• zwischen Broken Beats und Detroit herausgerissen hat, kickt hier mit "Sugar Sweet". Das ist ein brillant BREAK 3000 FEAT. ZUSI - THE ELECTRONIC zwischen den Flächen wehender Beattrack der KINGDOM EP [MEUSE MUSIQUE/001] hymnischsten Art und lässt Hidden Agenda eine Etwas notorisch nuschelnde Elektrovocaltracks Art hyperprismische Housemusik daraus machen, mit leichten IDM Glöckchensounds und nicht zu in der jeder Sound herumwirbelt und Verwirrung sehr auf Retro ausgerichteten Sounds, die einem stiftet, ohne einen orientierungslos zu machen. aber weder vermitteln, dass es großartig ist, nun Sehr fein. wieder Elektro zu hören, weil sie nicht heraussteBLEED ••••• chen und nicht rabiat genug sind, einen aber auch nicht dazu bringen, die etwas seichte Melancholie DER SCHWIMMER [HEY 0401] mit in den eigenen Solipsismus zu übernehmen. Zwei Seiten, eine Platte - Songs versus Tracks. 5:5. BLEED ••• Einerseits sehr persönliche im Singer/SongwriterStil gehaltene Lieder, die mal vom Sichvernachläs- PSILODUMPUTER - FULL OF SID / MICROCOMsigtfühlen und Einsamkeit künden, dann kuschlig PO REMIXES [MICROMUSIC / DOMIZIL] wie ein Nest daherkommen oder von träumeri- Micromusic goes Vinyl. Endlich. Und dann auch scher Unverbindlichkeit sind. Ob man diesen Wer- noch mit Psilodumputer, dem erklärten Stern unken immer so nah sein möchte wie sie einem kom- serer Lieblings-MP3-Seite. "You're So Full Of Sid" men ist eine Frage, der man sich nicht entziehen kennen wir alle von diversen besäuselten Abenden kann. Auch die Instrumentals lassen in ihrer Prä- auf der Tanzfläche und auf Vinyl rockt es gleich senz wenig Distanz zu. Bei all der Beschwingtheit nochmal so schnell. Ein kickendes C64-Tool mit jedieser blumigen Melodien des Glücks scheint mir der Menge Tricks und Skills, frisierter HiHat und doch -pardon- eine gewisse Verbissenheit durchzu- Blubberspass. Sami lässt es in seinem Discobitch schimmern, die zu selten durch spielerische Leich- Remix ein wenig langsamer angehen, knipst die tigkeit oder überraschende Wendungen wettge- Lichtorgel an und orgelt sich und uns an den Kanal, macht wird - aber vielleicht bin ich ja auch nicht wo dann alle kleine Steinchen ins Wasser plumplocker genug für solche Angebote. sen lassen am Sonntag. Bei Paza's Bearbeitung sind http://www.heyrec.org wir dann schon bei Nintendo's Game & Watch VerP_ ••• sion von Popeye und zwar ungefähr im 18. Level. Drop Da Bomb lässt fünfe grade sein, rechnet alles POLARITY & SHROOMBAB - STRONHOLD / noch weiter runter und pfeift eine BergsteigermeROLLING THUNDER [HIGH TENSION] lodie dazu, die vor allem in Japan sehr beliebt zu Sehr rockige Track von diesem neuen österreichi- sein scheint. Und zum Schluss erklärt Psilo dann schen Drum and bass Label von DJ Shroomban. Die selbst nochmal, warum BigBeat per se gar nichts

Schlimmes ist und wie wundertoll das Knall machen kann. Megapäng. Ui. THADDI ••••• GAVIN FROOME - POST & BEAM [NORDIC TRAX] Ein Album voller schöner deeper Housetracks. Eine Handvoll Melodien, ein paar leichte Vocalfragmente, eine Andeutung von Jazz, klare Beats, runde warme Basslines. Viel mehr braucht man zu diesem Album eigentlich nicht zu sagen und trotzdem ist es sehr schön und mehr. Beliebig schön, ab und an eine Andeutung von Kitsch, aber trotzdem irgendwie perfekt. Latenight-Housetracks, die keine Fragen offen lassen. http://www.nordictrax.com BLEED ••••-••••• PRECYZ [NYLON 12012] Die Portugiesen! Nylon leistet seinen Beitrag zu zeitgemäßer Musik. Precyz haben hier bereits ihr Album-Debut releast und waren auf dem LabelSampler „Showcase 2" dabei. HipHop- und BossaBeats, Funk-Bässe und Clicks & Cuts ergeben in Portugal eben keine kopflastige NuSound-Science sondern BrasilBreaks-TripHop für den man einen erhöhten Lichtschutzfaktor braucht. 3 coole Tracks, die um einer Saltfish-Remix bereichert werden, der zugunsten von Dubbässen auf Südamerika verzichtet. Hypnotisch. M.PATH.IQ •••••-•••• THE PRIVATE LIGHTNING SIX [POMELO/012] Endlich mal wieder eine Pomelo. Tejada, Tarrida und Roberto Rodriguez Mix dieses schon '96 auf Gelb erschienenem Track der Supergroup aus Pulsinger, Tunakan, Gollini, Potuznik und Sokol. Da kann man nicht dran vorbei. Tejada zeigt sich von seiner skiffelnden Beatseite mit pumpend klaren Elektrobeats und herumschwirrend discoiden Melodien in ständigem Stop-Go Groove. Tarrida ganz zerknautscht in dunkler Terror-Moshpit für Otaku Laune. Das Original [von dem Tejada viel gelassen hat] swingt mit seinem außergewöhnlichen Gleichgewicht aus klaren, klingelnden Sounds und 909 Swing, der in skurrilste Jazzkeller-Backrooms reinschnüffelt einfach perfekt über Jahrzehnte hinweg und Roberto Rodriguez bringt die heimlichen Detroitreferenzen des Tracks ganz in den Vordergrund und überlässt es der 808 sich den Weg durch die dichten deepen Sequenzen freizuschlagen. Funky. http://www.pomelo.org BLEED ••••• ROY CORDU - PARCE-QUE JE REVE JE NE LE SUIS PAS PARTE 1 [RUSH HOUR/007] Scheinbar aus Amsterdam lässt sich Roy Cordu hier nicht eine Sekunde Zeit, um einem ans Herz zu gehen. Die Tracks haben einfach dieses herausragend Warme, das man bei BOC und Ablegern so oft umsonst sucht, knistern spannungsvoll und wickeln einen mit soviel Charme und elegischer Einsamkeit um den Finger, dass man schon anfängt, sich zu überlegen, wie man eine Schallplatte eigentlich füttern kann, ob man ihr ein Bett bauen sollte, ob sie wohl morgen wieder kommt und ob überhaupt, da wo sie herkommt, noch mehr dieser unglaublichen Wesen wohnen. Wie das klingt? Unglaublich. Viel zu schön. Wir haben das nicht verdient. http://www.rushhour.nl BLEED ••••• OLIVER HO - FUSION MIX [RXXISTANCE] 4 Tracks von der CD von Oliver Ho, die natürlich wie immer perfekt sind, hier fast ästhetisch zu einer neuen Form von Klarheit gefunden haben, die weiter von Loopstyles gar nicht weg sein könnten und mit ruhigen, stellenweise fast detroitig minimalen Sounds und Effekten, die minimalen Verschiebungen immer noch mit Tribal-Effekten füttert. Irhendwie ist das aber schon so gestramlined, dass man schon das Gefühl hat, bald gehört er zur Broken Beats Szene. http://www.housedarret.com BLEED •••• SOULPREACHER - OUTCOME EP [SERIE RECORDS/009] Der erste Track dieser EP lässt die Grooves mit ein paar Effekten im Wind flattern und erfindet darüber skurrile wuselnde Soul-Keyboard-Licks, die das Ganze so wirken lassen, wie einen übershuffelten Gangster-Technotrack der im eigenen Käfig Amok läuft. Danach geht die Platte leider zu typisch dunklem Chicago-Ballersound über, der recht belanglos vor sich hinsumpft und selbst die Handvoll Strings gegen Ende machen einen nicht mehr Aufmerksam. BLEED ••••-•••

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CPEN - FOLLOW THE SHINE [AESOTERIC] Chris Penn, den man ja schon auf seinen Veröffentlichungen auf Seasons/Earthtones begegnet sein kann, kommt hier mit neuen Tracks auf Aesoteric, dem Label von Waric Camoron und dem umtriebigen Brett Johnson, das in letzter Zeit mit den E.P.s von Sebastian Amore und Iz & Diz ja schon ein paar Treffer am Start hatte. Der A1 Track auf Follow the Shine ist eindeutig die beste Nummer, kommt mit leicht techigen Sounds, die durch gemurmelte Vocals und eine funky Pianoline aufweicht werden. Ein schöner, schwebender Housetrack. Bei den übrigen Stücken ist die Instrumentierung nicht so tight in den Groove eingepasst, was sie ein bisschen düdelig rüberkommen lässt und man sich bei dem Übermaß an Feinheiten irgendwie nach etwas Dreckigem sehnt. FELIX •••• MICHAEL FORSAW - SOULLESS SYNTHETIC HEARTBEATS OF UNCONCERNED ANDROIDS [CORE/008] Ganz schön brutal. Forsaw auf dem HumanBeatBox mit Killertrashdrumwirbel Trip. 4 Böse böse Tracks die soviel Spass machen, dass man am liebsten schon wieder mal alles gepflegte Minimale aus seinem Gedächtnis rauspusten möchte. Michael Forsaw ist der James Brown unseres Jahrtausends. Punkt. BLEED •••••

Soundtrack zu einem alten Ami-Schinken der 60er. Die stehen natürlich auch auf der inzwischen vierten Maxi im Zentrum. Ein elektrifizierter HipHopFunk-Groove wurde mit Sounds der indischen Langhalslaute a.k.a. Sitar, Scratchings, einem Vocalsample und einem Minimalorgelgroove kombiniert. Zum Original gibt´s aber noch die Beats ohne Vocalsamples und einen Remix von Q-Burns Abstract Message. Gekreuzt mit funky House-Beats und einer tiefen Basslinie sinkt zwar der Retroschick-Effekt, dafür steigt aber die Dancefloorkompatibilität. http://www.thunderballdc.com M.PATH.IQ ••••-••• DESMOND WILLIAMS - THIS MORNING [EIGHTEENTH STRRET LOUNGE / EFA] Auf der 10-Inch zum neuen Album [Siehe CDs] stehen Williams Roots im Vordergrund. Dub und Reggae werden mit sehr überlegt und reduziert eingesetzten Elementen wie Scratchings, Vocals, Delays oder [rückwärts abgespielten] Gitarren gekreuzt, so dass das Ergebnis in der gesamten Downtempogemeinde Freunde finden wird. Genau dafür haben ihn Thievery Corporation damals ins längst gemeinsame Boot gezogen. Nicht spektakulär, aber cool, souverän und abgeklärt wie ein Rastafari bei der Haarprobe. M.PATH.IQ •••-••••

SHEFFIELD/RIPPIE - VARIATIONS [ELEVATOR BATH 012] Sich einfach so beim ollen Cage bedienen und den Titel 'Variations' für sich zu proklamieren, dazu gehört schon Chuzpe. Angesichts der Sorgfalt der bisherigen Releases des Labels ist jedoch zu erwarten, dass Colin Andrew Sheffield Cage-fest genug ist, um die Wahl des Titels in Ordnung gehen zu lassen. Das gleichmässig stumpf schillernde Vinyl der A-Seite bietet einen seltenen Anblick und beherbergt einen 17 minütigen elegischen Track, der melodiös und munter vor sich hinwippt. Ständig überlagern sich immer neue Loops einer Melodie, die einen an Country, Esoterik, Gas und Basic Channel denken lassen. Dennoch besitzt das Stück eine ganz eigene Aura, was nicht zuletzt an den Knacksern und Aussetzern liegt, mit denen dieses Konstrukt klarkommen muss. Wie ein roter Faden ziehen sich diese 'Störungen' durch den Track, gewinnen mal brutal die Oberhand, um dann wieder dezent im Hintergrund zu landen. Sehr souverän in seiner Vielschichtigkeit, so dass die düster dronigen Tracks der B-Seite es in ihrer Strenge etwas GEOFF WHITE / SUTEKH - NETWORK ONE schwer haben, da mitzuhalten. [EDIT RECORDS/002] http://www.elevatorbath.com Highend-Dubtracks für jeden, der es liebt sich in P_ ••••• klickernd, weiträumigen Arrangements aus disparaten Sounds hängen zu lassen. Die vier Tracks ha- KEITH TUCKER - STICK IT IN YOUR EAR ben das Arsenal an Sutekh Sounds geplündert und [END TO END] es von Geoff White reinterpretieren lassen. Heraus Genau solche Platten möchte man von Mike Grants kommen krude Wavelaboratorien in Filterozeanen, End to End Label haben. Keith Tucker liefert drei schnarrende Glückseligkeit in Kleinstteilen, die nie unglaublich deepe Stücke ab, die für seine Verhältlangweilig werden und, trotz gelegentlichen Ver- nisse ziemlich langsam und mit gerader Bassline wirrungsstrategien, in quasi-lebendigen Wuselst- daherkommen. Der lange Track ist bleepig und unts kicken, als wäre hier ein auf Dub gepolter Aku- leicht distorted, mit Streichern unterlegt und einer fen am Werk. Eine Platte, die man das ganze Jahr Frauenstimme, die einem das Abschalten der lokaüber spielen kann, weil sie so verdammt vielseitig len Radiostation WDTR verbietet. Auf der B-Seite klingt, ohne ihren eigenen Style dabei zu vergessen wird es vom Tempo noch etwas langsamer dafür und vermutlich am besten auf Open-Air-Raves im aber mit Pianos und bei dem abschließenden Sci Fi frühen Morgen wirken wird, wenn sich die Reste Hörspiel bleiben die Beats schließlich ganz weg. von Natur eh längst in eine große elektronische In- Hymnische, klassische und irgendwie unangreifbadustrieanlage verwandelt haben, und der Rasen re Platte. kleine Blitze von sich gibt. FELIX ••••• BLEED ••••• VINCENT HALLIBURTON - RM1X FILES EP THUNDERBALL: - STEREOTONIC [FERRIS PARK] [EIGHTEENTH STREET LOUNGE / EFA] Wer die erste Ferris Park von S. Fergusson nicht hat, Das Album "Scorpio Rising" ist ein cooler, fiktiver der sollte sich jetzt ärgern, denn die ist der HamGEOFF WHITE - SEX CELLS [EDIT RECORDS/001] Für die erste EP auf diesem neuen Label hat Geoff White sich wohl gedacht, gleich drei Schritte auf einmal zu nehmen. "Sexport Audio" gehört zum coolsten, was er bislang so produziert hat, schwelgt in warmen Untertönen und knistert drüber hinweg. Eine knallig knisternde Ästhetik, die den wild herumfunkenden Sequenzen eine Welt aus Soundscapes zu Füßen legt, in der alles irgenwie magisch wirkt. "Selfless Ambition" dreht diesen Sound dann durch einen technoideren Reißwolf, in dem die holzig aggressiven Splitter stecken bleiben und noch die letzte Faser des Raverglücks in eine aufgewühlte Masse aus Molekülen verwandelt. "Microdubs" nimmt sich dann die beliebten Dubstyles vor und verlegt sie in eine Welt aus Kleinsteffekten, in der man dem Titel eigentlich längst nicht mehr trauen kann, als den einzelnen Fragmenten. Tja, minimal war mal, Micro-House ist tot, es lebe Nanomusik. http://www.possiblemusic.de BLEED •••••

mer, oder schnell noch versuchen, sie irgendwo zu bekommen. Mehr als nur einen Trost im Misserfolgsfall bietet allerdings Vincent Halliburtons sehr gute E.P. auf dem jungen Label aus Highland Park, Michigan. Ähnlich wie die ersten beiden Veröffentlichungen auf Ferris Park kommen die Housetracks auf sehr charmante Weise altmodisch daher, sind üppig mit Streichern und Rhodes Akkorden instrumentiert und haben diese tighten Drumpatterns, die man zuletzt vermutlich auf irgendeiner NuGroove Platte gehört hat. Sehr schwärmerische und zeitlos schöne Houseplatte. FELIX ••••• DUBUCCANEERS - NEBEL EP [FORM&FUNCTION] Zwei solide Techdubtracks, die ein wenig arg in poppigen Gefilden wildern mit ihren soliden RaveHarmonien, aber durchaus das Zeug haben, Swayzak als Vorzeigeraver der minimaleren Art abzulösen. BLEED •••-•••• CENIK [ISOPHLUX/025] Nachdem man sich auf diesem Label mit ein paar Techno EPs und rockendem Elektro freigeschossen hat, kann nun endlich wieder mal eine Platte erscheinen, für die man das Label von Anfang an so geliebt hat. Knusprige Beat-Tracks mit technoider Soundästhetik, aber dennoch sehr melancholisch und kniffelig. Trocken analog mit digitalem KillerPostproduktions-Wahn, ein wenig wie Phonem, ein wenig DSP Kammermusik, ein bisschen IDM Restgeräusch. Stellenweise abenteuerliche Breaks und Effekte, aber wenn man ihnen genügend Raum lässt wirkt selbst diese Art der Dekonstruktion groovy. http://www.isophlux.com BLEED ••••-••••• KINGS OF PUNANI - ROCKING DOWN THE HOUSE / FANTASY GIRL [KOP/001] Yo. Wer schon wie Alanis und Christian Smith die Frechheit besitzt, sich Kings Of Punani zu nennen, der macht auch noch andere böse Dinge. Nämlich einfach kickende Housebeats mit Acidbassline zu einem der Hits des Monats, der nur eine Sequenz braucht, nur eine Idee, um alles zu rocken. Außerdem, wer kommt an diesem Sample schon vorbei? Ach, und Fantasy Girl? Gewaltig, stumpf und rockt. BLEED ••••• CORNELIUS - DROP [MATADOR] Achtung: Herbert Mix. Wie immer ein Killer und sichtlich erfreut muss Matthew gewesen sein, als sein Manager ihm die Soundfiles für diesen Remix auf die Festplatte gelegt hat, denn da ist ja richtig was zum spielen drauf. Das nutzt er aus und knuffelt funkige Basslines neben Lieblings-Wassergeräusche, lässt die Stimmen in japanischen Kanonweiten aufgehen wie Blümchen und rockt uns alle unter den Tisch. Dazu das Original und ein Kings Of Convenience Mix, die eigentlich die typische Rückseite bilden. BLEED •••••-••• BRIAN HARDEN - INSTINCTIVE STATE OF REMIXES [MOODS & GROOVES/014] Ach, allein schon die Basslines sind ein Fest. Deep und so smooth, dass es einen blendet, beginnt der "Deez Down South Mix" mit den ersten Reworks des Harden Albums und hinterlässt diese glückselige Stimmung von Abenden, an denen einfach alles stimmt und dennoch jeder Track unglaublich frisch klingt. Brians BHO Mix verlässt sich mehr auf die Vocals und versetzt die jazzig herumflatternde Stimme in ein leichtes Netz aus Grooves und verspielt hangelnden Detroitmelodien. Mike Grant`s Remix schichtet die Basslines zu dichten Wellen

und lässt aus ihnen langsam die Strings, die mehr alles alles andere den Sound von Detroit bestimmt haben, wachsen, um mit einem kleinen E-Pianosolo dann komplett relaxte Deepness zu zeigen. Und der Abschluss Mix shuffelt ebenso peacig. Sehr sehr schön reminiszente Platte. http://www.moodsandgrooves.com BLEED ••••• SANDY LEVINE - INTACT EP [MUSIC-IN-FORMATION/003] Wer bei diesem Detroiter Label an Detroit Sounds denkt, der muss erst Mal nachsitzen, denn das Label will neue Acts, mit anderen Styles aus dieser Stadt zeigen. Und das gelingt mit Sandy Levine ziemlich gut, denn "Psycho" z.B. ist ein brachialer Monstertrack mit Gummi-Bassline und Acidflavour, der industriellen Hammerschmied-Art. "Untitled" knarzt skurril knorpeligen Acid, den manche unter euch an PCP erinnern könnte und "Marathon" will Aliens töten. Böse, pathetisch rockende Trashplatte für Freunden gut durchgezerrter Basswellen, die jemandem, der da vor vielen Jahren schon durch ist, vermutlich etwas befremdlich erscheinen könnte. BLEED •••-••••

http://www.parallelsite.net BLEED •••••-•••• SNAP MODE - TECHNORGANISM [RELIEF RECORDS] Ach, ab und an, da gönnen wir uns eine Relief Platte, vor allem, wenn sie so schön altmodisch die Qualitäten des gequält stolzierenden SnarewirbelAcidparade-Marschgrooves vor sich her trägt, wie diese auf ihrem Titeltrack, Thematrack, Supersnap. Auf der Rückseite etwas abgehangenere discoide Grooves, die die Freunde von KMS entzücken dürften, und eins der ältesten Lachsamples der Technogeschichte noch mal richtig kicken lassen. Verdammt gut diese Platte. Mit Bonus-Trashpianohouse-Chicagorockout-Track. Yo. http://www.reliefrecords.com BLEED •••••

SHAPES & FORMS - BLUEPRINT EP [RESTRUCTURED/002] Und weiter gehts in ganz anderen Styles mit Shapes & Forms. Ein schwergewichtiger Granulartechdub der postdetroitig sequentiellen Art namens "Cygnus" fährt majestätisch und unbeugsam auf den Dancefloor wie ein Flugzeugträger, und "Shifted" installiert sich dort mit ähnlicher Breite, aber JOHN TEJADA - MUSIC FOR DOUBLES noch ruhiger und mit einem Hauch mehr Basic [PALETTE RECORDINGS/019] Channel Flair, während "Plagiarism" einem die BasKlute? Ja klar, Klute, schließlich macht Tejada auch sdrum ins Vampirherz pflockt. Drum and Bass Tracks. Da kann Klute für ihn schon BLEED •••• mal einen gespenstischen Housetrack machen. Aber nicht nur er wagt sich an das Unmögliche, THOMAS JIRKU - JUST YOU AND ME sondern auch DJ Abstract mit einem knuffigen, [REVOLVER/007] kompakten Highspeed-Plinkerhouse-Track in Old- Was hatten wir eigentlich gedacht, wo Thomas Jirschoolfantasien. Dan Curtain mit einem glücklich ku herkommt? Der Tscheche aus Toronto jedenfalls glucksenden Discomix als Kindereisenbahn Snap- bringt einen mal wieder mit seinen ultrapräzisen, feuerwerk und Titonton grummelt ein wenig analo- minimal massiv kickenden Tracks aus dem Gleichges LFO Killerbumperzeug dazu. Höchst unterhalt- gewicht. Wer immer schon wissen wollte, wie SND sam und für Palette eine willkommene Abwechs- auf dem Dancefloor klingt und wie die Bassbins aus lung aus dem ansonsten höchst perfekten House- dem Nichts einen so extrem pumpenden Groove sound von Leviste und Tejada. Musik für Kinder vor machen, dass sogar das letzte kleine Minimalstallem. Aber die sind eh meist doppelt. geräusch, was irgendwie an den ästhetisch, extrem BLEED ••••• transparenten Filtern kleben geblieben ist, noch klingt wie eine Erfahrung, der ist hier richtig. Jeder SILVER - GLASS HOUSE [PARALLEL/013] also. Zwei wahnsinnig schöne Tracks, die so leicht Das New Yorker Label Parallel hat sich mit seinen sind, dass man sie kaum glauben kann, aber trotzletzten Produktionen ja schon mitten in die Herzen dem so deep wie eine zeitlose Gewissheit. P.S: auf aller Liebhaber minimaler Clubmusik gepusht, und der Revolver Website sind schon jetzt Audioteaser dieses Release dürfte wohl endgültig auch beim der nächsten drei Releases von Pan/Tone, DeadbeLetzten den Durchbruch schaffen, denn die Tracks at und Akufen!!! sind einfach zu sweet. Paolo Dinola würfelt Dubs http://www.techno.ca/revolver und kool Detroitig nostalgische Basslinesequen- BLEED ••••• zen, warme Chords und zeitlose Weite so elegant durcheinander, dass jeder Track einer dieser un- TRISTEZA - MIXED SIGNALS scheinbaren Hits werden könnte. Man könnte es [ROCKET RACER/015] fast für eine Palette halten. Ein Album voller Remixe, das Leute wie Marumari, http://www.parallelsite.net Fridge, Verbose, Styrofoam, Lackluster und viele BLEED ••••• andere featured, kann nur brilliant sein. Und mit diesen 14Tracks gelingt der Compilation, was manVELOCETTE - JULY & AUGUST / A.M.I.N.D. che im Feld zwischen Knisterstyles und Elektronika, [PARALLEL/1012] zwischen Indietronics und Postrock einfach ver"July & August" [komplett neu arrangiert] ist einer missen lassen: Geschlossenheit. Vielleicht liegt es dieser sehr einfachen, aber dennoch immer heraus- ja am Ausgangsmaterial [Tristeza`s Alben waren ragenden Tracks, der nur aus ein paar Sequenzen, auf Marumari und TigerStyle], vielleicht aber einklapprigen, knalligen synthetischen Pianosounds, fach nur daran, dass sich hier ein Netzwerk von Mudie Morgan Geist und Tejada lieben würden, sikern gebildet hat, für die vor allem die Brillianz trocken eingetüteten Bassdrums und ein paar we- der Freundschaften im Mittelpunkt steht. Träumenigen Effekten einen Hit macht, der so quirlig wie risch wundervolles, verspielt leichtes, dahindriftenunkonstruiert wirkt, dass man kaum weiß was da- de pastellige Melancholie, smoothe Jams durch die nach kommen sollte. Extrem frisch. Die Rückseite Echowelten, kniffligst charmantester Popambient, [Auskopplung aus der CD-Version des Albums und sogar Simon Raymonde von den Cocteau Twins "Changes In The Rhythm Of Life"] wirkt dagegen al- hat hier einen brillianten Powerbookambienttrack bern, altmodisch Detroitig mit elektroid flinken Se- drauf. Ein Album an dem man nicht vorbei kommt. quenzen und merkwürdigen Breaks, hält aber an BLEED ••••• dem Sound fest, den Velocette vor langer Zeit schon geprägt hat und lässt einen gutgelaunt in Erinnerungen schwelgen.

DECAL - FORGET THE 80’S [SATAMILE] Programmatisch betietelte Electro E.P. aus New York, die eine großen Bogen um alles New Wavige, Retro Rockige und sonst wie nach den 80ern klingende macht. Die drei Tracks sind sehr schnell und ziemlich oldschoolig analog gehalten und kontrastieren die präzisen nur kurz angetippten rhythmischen Elemente mit tiefen, dronigen Flächen. Hätte in der Form auch auf Direct Beat erscheinen können. Mit der B2 Nummer ist dann noch ein Hardcore Track am Start. Knallt! FELIX •••• LEE ANDERSON - RUMPSTEAK EP [SHITKATAPULT/027] Robben und Rocken. Diese EP führt die Serie der grabend dunklen Killertracks auf Shitkatapult fort, die irgendwann mal von T.Raumschmiere angebraten wurden. Anderson rockt resolut und trocken mit 4dimensionalen Trucker-Basslines und gequietschem Glück, pappt sich in den Pausen ein wenig Funk zwischen die Kolben, träumt auf "Streetvomit" von einem Gegenrezept gegen diesen schlüpfrigen Schleim der Demoprävention, der gerade in den Staaten als Sprühdose vom Militär erfunden wurde, und heilt auf dem kickend klar minimalen "Kugel Fisch" sämtliche Brüche mit knuffeligen Shuffles. Feine Platte. http://www.shitkatapult.com BLEED ••••• KAI ALGÉ - THE KAIZER EP [TRACK MODE] Auch Track Mode ist für alle Liebhaber deeper Housegrooves eigentlich immer ein richtiger Griff. Musik für die Stunden nach Sonnenaufgang, wo die Nacht nur noch in ein paar Augen leuchtet, die Chords merkwürdige Brüche bekommen und hinter ihnen eine Welt auftaucht in der man nur eintauchen kann, sonst nichts. Kein wunder dass "Surrounded" dann auch so um einen herumschleicht wie eine Katze die man nicht mehr füttern muss, und seltsam sein kann ohne einem dabei unbekannt vorzukommen. BLEED ••••• ANDRES - OUT IN THE OPEN [MOODS AND GROOVES/015] Chillig deepe Housetracks mit leichten Funkanklängen von Andres auf Mike Grants Label die gerne soulige Vocals hinten im Track mitanklingen lassen ohne deshalb irgendwie nach dem üblichen Vocalhouse zu klingen. Leicht und lässig auf 3 Tracks ohne etwas mehr von einem zu wollen kickt diese Platte wunderschön und zeitlos vor sich hin wie ein pulsierendes an der Öffnung zur letzten Nacht. BLEED ••••• AIR - DON´T BE LIGHT REMIXE [SOURCE] Die Beste, der möglichen Auskopplungen des Air Albums ist diese 12" mit Remixen von Oizo und Hacker. Den Auftakt macht allerdings der Kifferelektro-Rocktrack [von Air daselbst]. Aber dann. Aber holla. Oizo in Full Effekt mit knubbelig funkig verschrobenen Beats und rockendstem Killerfunk, den nur er oder Ark so hinbekommen. Alles halb erstickt und trotzdem irre cool, alles lässig und verspielt, aber trotzdem smooth und wirr. DetroitElektro von einem anderen Planeten. Hacker hat für seinen Mix gleich die B-Seite komplett bekommen, schließlich will man in der neu erstarkten Indie-Disco Frankreichs ja auch einen richtigen Retro-Hit haben, wenn man schon nach Air ruft. Extended Mix, Maxi Supersound Style für Discofanatiker. BLEED •••••-•••


<47> - DE:BUG.58 - 04.2002

BÜCHER

[•]-nein [•••••]-ja

GIORGIO AGAMBEN MITTEL OHNE ZWECK. NOTEN ZUR POLITIK. [DIAPHANES 2001] Schon vor der langerwarteten Veröffentlichung von Homo Sacer im Suhrkamp Verlag brachte der kleine, aber anerkennenswert ehrgeizige Konkurrent "diaphanes" ein italienisches Büchlein Agambens heraus: "Mittel ohne Zweck. Noten zur Politik" lässt sich sowohl einleitend als auch begleitend zu Agambens Großprojekt "Homo sacer" lesen. Es sind prägnante und aktuelle Fragestellungen zur Politik, laut eigener Aussage Skizzen und Bruchstücke, die zu drei Teilen geordnet wurden: Im ersten diskutiert Agamben die zentralen Stichworte seiner politischen Theorie: Lager, Menschenrechte, Lebens-Form, Volk. Diese politische Abteilung wird im zweiten Teil ergänzt durch Überlegungen zu kulturellen Formaten, die jedoch kein Stück weniger politisch sind: Sprache und Nation, Ausstellung und Angesicht und eine Anmerkung zur "Gesellschaft des Spektakels" des französischen Situationisten Guy Debord, dem der gesamte Band gewidmet ist. Abschließend folgen dann Überlegungen, die von aktuelleren Beobachtungen ausgehen: Anlässlich des Golfkriegs [den man hier erschreckend problemlos durch den Afghanistankrieg ersetzen könnte] skizziert Agamben die Polizei als heutige Figur des Souveräns; er konstatiert neben dem Niedergang des Staates eine auf Wohlstand konzentrierte Gesellschaft und fragt: Ist in dieser Konstellation überhaupt eine "politische Gemeinschaft" möglich? Ein paar tagebuchartige Notizen zur absurden italienischen Situation der Politik schließen dann den Band ab. Diaphanes, die sich immer sorgfältig Mühe mit ihren Büchern geben, ist auch hier eine sehr schöne Ausgabe gelungen. Ganz entgegen dem allgemeinen Trend lässt der Verlag den Texten Platz - der Text ist angenehm lesbar gesetzt, freie Seiten trennen großzügig die Gedanken. Macht Spaß, dieses Buch zu durchstöbern. MERCEDES ••••• ROBERT DARNTON - POESIE UND POLIZEI. ÖFFENTLICHE MEINUNG UND KOMMUNIKATIONSNETZWERKE IM PARIS DES 18. JAHRHUNDERTS - [SUHRKAMP 2002] Richard Darnton ist Geschichtsprofessor in Princeton und ein schlauer Hund. Nicht zum ersten Mal wie Recherchen ergeben haben - lockt er einen mit einem laut winkenden Verweis auf Aktuelles zu einem ganz anderen Thema. "Öffentliche Meinung und Kommunikationsnetzwerke im Paris des 18. Jahrhunderts" ist nicht, wie suggeriert wird, als Vorgeschichte des heutigen "Informationszeitalters" geschrieben. Mit Kommunikation oder Netzwerken hat das Buch nichts zu tun, sondern mit Gedichten, Königswitzen, Kerkern und der Polizei. Darnton ist Fachmann für französische Geschichte des 18. Jahrhunderts, und auf diesem Gebiet hat er einiges Interessantes aus den Archiven hervorgezogen und sehr viel Wissen gesammelt. Leider hat der Autor aber von Theorie überhaupt keine Ahnung, was ja auch kein Stück dramatisch wäre, wenn er sein aktuelles Buch nicht auch noch unbe-

dingt durch eine misslungene Rezeption des Begriffs der "Öffentlichkeit" zwischen Habermas und Foucault rahmen lassen würde [alles unbrauchbar natürlich, was die beiden so treiben], die er forsch vorschnell hinfort wischt. Alles in allem schon ein bisschen zu viel geschummelt. MERCEDES •• - ••• PETER GEIMER [HRSG.] - ORDNUNGEN DER SICHTBARKEIT - [SUHRKAMP VERLAG] Seit einigen Jahren versucht sich ja die Kunstgeschichte aus dem einschränkenden Klammergriff des Begriffes "Kunst" zu befreien und gemäß der zeitgenössischen Tendenz der letzten Jahre zu einer "Bildwissenschaft" zu werden. Die Fotografie könnte ihr auf dem Weg dorthin helfen, denn eigenartiger Weise führt genau die Tatsache, dass sie, die Fotografie, in der Kunstgeschichte nie eine feste Heimat gefunden hat, zu den neuen Fragestellungen, denen es der Kunstgeschichte mangelt. Peter Geimer, der am Max Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte arbeitet, hat es in dem von ihm herausgegebenen Sammelband nicht nur geschafft, Analysen aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft und Technologie jenseits der üblichen Polarisierungen zu versammeln; er hat auch internationale Wissenschaftler aus Israel über die USA bis nach Frankreich und zurück nach Konstanz für Beiträge gewonnen und ist nicht in das Manko der deutschen Forschergemeinde geplumpst, die sich allzu gerne darauf beschränkt, das eigene Umfeld einzuladen oder zumindest durch Fußnoten zu adeln, anstelle den Blick über den Tellerrand zu hieven. Vom Großteil der 12 Beiträge sollen im Folgenden nur einige exemplarisch zwecks erster Einsicht vorgestellt werden: Lourraine Daston und Peter Galison stellen die "Objektivität" der "naturgetreuen" Abbildung der Fotografie älteren Modellen von "wahren" Abbildungen gegenüber. Georges DidiHubermanns reflektiert eine frühe Fotografie von Victor Regnault. Tal Golan beschreibt die Veränderung des Dispositivs "Gericht" auf Grund des neuen Beweismittels "Fotografie" und der Literaturwissenschaftler Christoph Hoffmann analysiert ballistische Versuche von Ernst Mach und Peter Salcher, die den Moment sichtbar machten und damit ihr eigenes Forschungsfeld erzeugen. Schon diese wenigen Beispiele zeigen, dass die Forschung über Fotografie genau an jenen Fragestellungen und Grenzen des Bildes arbeitet, zu der die Kunstgeschichte gerne kommen möchte, allein - die Kunst verstellt ihr immer wieder den Weg. Ein Sammelband, der der Kunstgeschichte einen Stupps geben könnte. 15 EUR. MERCEDES ••••• LOUIS MARIN - ÜBER DAS KUNSTGESPRÄCH [DIAPHANES 2002] In Frankreich ist Louis Marin eine zentrale Größe nicht nur der Kunstgeschichte, sondern überhaupt der Theorie. Derrida hat ihm ein, ich glaube sogar zwei Vorträge gewidmet und sich mit seiner stark semiologisch orientierten Arbeit auseinander gesetzt, und auch ins Englische ist Marin schon trans-

feriert und viel diskutiert worden. In der Tat ist Marin einer der Kunsthistoriker, die die Aufmerksamkeit ihres Faches wieder zurück auf ihr wichtigstes Handwerkszeug führt: der Sprache. Immer wieder geht es Marin um das unentschlossene und schwierige Verhältnis von Sichtbarem und Sagbarem. In Deutschland hat man ihn bisher unübersetzt liegen lassen, bis jetzt diaphanes an einer Werkausgabe arbeitet, von der nun der erste Band vorliegt. Man kann sich vielleicht etwas wundern, warum als erstes "Über das Kunstgespräch" erscheint, ein Buch, in dem Marin vor allem über seine eigene Arbeitsweise reflektiert. Marin ist selbst nicht einfach zu lesen - er bevorzugt komplizierte Konstruktionen seiner Gedanken und neigt manchmal etwas zu ausschweifenden Reflexionen - und gerade wenn nicht die Kunst das Gegenüber seiner Sprache ist, sondern die eigene Arbeit, überfordert einen "Über das Kunstgespräch" stellenweise. Doch man kann gespannt sein auf die folgenden Bände, die das Verhältnis von Bild und Wort produktiv verkomplizieren. MERCEDES •••• MARKUS KRAJEWSKI - ZETTELWIRTSCHAFT [KADMOS ] "Zettelwirtschaft - Die Geburt der Kartei aus dem Geiste der Bibliothek" - ist in der Buchreihe "copyrights" erschienen, die von Systemtheoretiker Dirk Baecker herausgegeben wird. Der Kulturwissenschaftler Markus Krajewski verfolgt die Entstehung der Kartei und ihrer Technologie-Transfers von Europa in die USA und wieder zurück. Die Geschichte des Ordnungssystems - genealogisch als Vorform des Computers gelesen - beginnt beim Schweizer Mediziner, Polyhistoriker und passionierten Bergsteiger Konrad Gessner zu Beginn des 16. Jahrhunderts, dessen handgeschnittene Zettel als ein Ordnungsystem auch für die Bibliotheken Verwendung finden und von dort um 1900 ihren Weg über den Atlantik in die Holzschubladen des amerikanischen Bürosystem einschlagen. Fachlich versiert, aber in dem überzeugend kurzweiligen Stil geschrieben, den man in Friedrich Kittlers Umfeld pflegt, verfolgt Krajewski die Genealogie der Kartei. Und gerade in Zeiten, in denen auf beinahe jedem Schreibtisch ein Computer herumlungert, kann man über Ordnungssysteme nicht genug wissen. 17,5 EUR MERCEDES ••••• JEANNOT SIMMEN [HRSG.] TELEMATIK - NETZ, MODERNE, NAVIGATOREN [WALTER KÖNIG VERLAG 2002] Telematik entstammt der Symbiose aus Telekommunikation und Informatik, und um diese Wortschöpfung mit einem Back-Up zu versehen, hat man sich anlässlich des von der Universität Essen herausgegebenen "Design Awards" eine Symbiose aus Reader und Katalog erstellt, in dem es an jungen Designern flankiert von meist altbekannten Herren der deutschen Medientheorie nicht mangelt. Peter Weibel wärmt noch einmal den Mythos einer durch Technik möglich gewordenen körperlosen Raum-Zeit-Erfahrung auf, der aus dem Subjekt

mit fixierter Identität eine variable Identität macht. Norbert Bolz diagnostiziert den Skandal als Moral der Massenmedien. Herausgeber Simmen verfolgt den Strahl der Information zurück zu historischen Religionsbildchen ebenso wie sich Oliver Grau der Virtuellen Realität historisch nähert, während Christoph Asendorf das Problem der Distanz auf seinem Weg durch Paul Valéry, Aby Warburg, Heidegger, McLuhan und Lewis Mumford als Voraussetzung jeder zivilisatorischen Ordnung liest. Und als Schluss des ersten Teils schreibt Andreas Janser über die Technologie des Drahtlosen im Kino und in Filmen wie dem von Heinz Rühmanns "Die Ente klingelt um halb acht" bis hin zu James Bond. Dann folgt der Part mit den Design-Einreichungen, von denen wir nur die ersten drei vorstellen: 1. Preis ging an einen elektronischen Plastikfüller zwecks Digi-Handschrift von Elgin Meike Töpfer, der 2. an eine veränderbare Wand, die Körperabdrücke speichert [Tobias Schmidt], der 3. an ein Kindernet als Local-Area-Network. Abgeschlossen wird das Buch durch sogenannte Basis-Texte von Paul Valéry, Villem Flusser, Eduardo Cac, Wolf-Dieter Klemmt und vor allem eine Zukunftsreise mit Erich Kästner, die wirklich sehr amüsant ist. 20 EUR MERCEDES •••_•••• RICK POYNOR OBEY THE GIANT: LIFE IN THE IMAGE WORLD [BIRKHÄUSER 2001] Rick Poyner ist Schreiber und Design Kritiker, der 1990 das Graphik/Design Magazin "Eye" gründete, wo er bis 1997 als Redakteur blieb und heute noch Kolumnen schreibt. Dieses Buch ist eine Sammlung von kritischen Essays zu Medien und Kultur, die vorher schon in verschiedenen Magazinen und Büchern veröffentlicht wurden. Poynor betrachtet die Rolle des kommerziellen Designers in unserer Konsumgesellschaft und die globalen und individuellen Auswirkungen der Mediensättigung. Wie gehen wir mit Werbung, Marken und der Globalisierung um? Diese Themen werden alle beleuchtet. Poynor legt alles unter das Mikroskop wie z.B. das "Wallpaper" Magazin, die "Lomo" Kamera, den "Diesel" Grafik Sex, Tibor Kalman, das "RayGun" Magazin, die Cover von "Stereolab" Platten, "Bluewater" Einkaufszonen und viele andere. Außerdem enthält das Buch Essays, die Poynor über das "First Things First" Manifest geschrieben hat. "First Things Next" beschäftigt sich mit den erhitzten Debatten, die die Revision des Originals "First Things First 2000" mit sich gebracht hatte. Auf verschiedenen Ebenen ist "Obey the Giant" ein lang ersehnter, veränderter Benchmark dessen, was war und wo wir vielleicht als visuelle Kommunikatoren und als Gesellschaft landen. http://www.birkhauser.ch JK ••••• CURT CLONINGER FRESH STYLES FOR WEB DESIGNERS [NEW RIDERS 2001] Schubladen haben ja eigentlich etwas Negatives an sich. Dieses Buch ist da wirklich einmal anders.

Curt Cloninger, der eigentlich im Netzkunstumfeld unterwegs ist [www.lab404.com], wagt sich hier an das leidige Thema Klassifizierung von Websites in so lustige Kategorien wie Gothic Organic Style [www.entropy8.com], Mondrian Poster Style [www.once-upon-a-forest.com], SuperTiny SimCity Style [www.k10k.net] und natürlich 1950s Hello Kitty Style [www.futurefarmers.com]. In einem sehr angenehmen Überblick werden Technik und Kultur des Webdesigns zu einem Rückblick der letzten drei Jahre herangezogen, um dem Leser zu zeigen, wie kommerzielle Sites und persönliche Spielplätze sich die Bälle zuspielen. Kleine technische Einführungen zu vielen leidigen Themen werden ungefragt und an den richtigen Stellen eingestreut. Durchdacht. EUR 48,00. http://www.newriders.com YUKO •••••

De:Bug von 1997, um dann direkt die Blätter von einem Baum fallen zu lassen. Toller Verlag! Jeweils EUR 64,00. http://www.friendsofed.com YUKO •••••

MARIO PRICKEN KRIBBELN IM KOPF [VERLAG HERMANN SCHMIDT 2002] Merkwürdiges Buch. Auf jeden Fall ist es ein Bestseller und liegt jetzt in der zweiten Auflage vor. Da hat sich also ein Agentur Berater [Consulter] dazu berufen gefühlt, den Leuten Kreativitätstechniken und Brain Tools für Werbung und Design beizubringen. Die üblichen Floskeln und Phrasen für den kreativen Autisten, der immer noch meint, es gäbe so was wie Ideenkiller und man könnte diesen mit Effektscribbles beikommen. Der zweite Teil ist dann das Übliche - wir stellen die wichtigen und DAVIDE POGUE ausgezeichneten Kampagnen vor – ohne sich großMAC OS X: THE MISSING MANUAL artig von irgendwelchen Jahrbüchern zu unter[O'REILLY 2002] scheiden. Danke. EUR 65,00. Langsam aber sicher kann man getrost auf Apples http://www.typografie.de neues Betriebssystem umsteigen, und wem das Mi- http://www.idea-engineering.com ni-Handbuch [20 Seiten], die Online Hilfe und di- YUKO •• verse andere Readmes nicht weiterhelfen, oder noch besser, wer lieber so ein richtiges Buch neben HARUKI MURAKAMI dem Computer liegen hat, der kann hier mit O'Reil- TANZ MIT DEM SCHAFSMANN lys "Missing Manual" Serie eigentlich nichts falsch [ROMAN DUMONT 2002] machen. Neben so praktischen Rubriken wie "Whe- Endlich wieder ein neues Buch von dem Autor von re'd it go?", die den Weg zu den verschwundenen "Mister Aufziehvogel", "Naokos Lächeln", "Wilde Features von Mac OS 9 im neuen System aufzeigt, Schafsjagd": Haruki Murakamis "Tanz mit dem gibt es auch die für den Newbie so wichtigen Ein- Schafsmann" wurde ins Deutsche übersetzt und führungen, die wirklich bis ins Detail ausgeführt ist wieder ein Beweis, warum er mittlerweile zu werden. Für Fortgeschrittene wird der Terminal meinen Lieblingsautoren gehört. Murakamis Tokinäher erklärt und im Kapitel "Hacking Mac OS X" oter, resigniert über den fortgeschrittenen Kapitawird zwischen dem einfachen Ersetzen des Start- lismus, gelangweilt von seiner Arbeit als freier ReUp Screens und einigen wichtigeren Sachen vieles dakteur – ein kulturelles Schneeschaufeln – und vorgemacht. Leider nicht so schön anzusehen wie verlassen von jedem, mit dem er eine emotionale die "In a Nutshell" Serie. Nützlich. EUR 28,00. Bindung eingeht. Sein Leben, in seinen eigenen http://www.oreilly.de Augen belanglos, lebt von Kleinigkeiten und BaYUKO •••• nalitäten, die auf haarspalterische Art beschrieben werden, dass die Unterscheidung zwischen THE 4X4 SERIES relevanten und unwichtigen Lebensinhalten verGEOMETRY & CHAOS / LIGHT & DARK / LIFE & schwimmt. Er sucht einen Neuanfang und verfolgt OBLIVION / TIME & STASIS seine Erinnerung zurück in das Hotel Delfin, das [FRIENDS OF ED 2002] ihm in Albträumen erscheint und als Ursprung alWas soll man dazu sagen? 4 Bücher. 4 Themen. 4 ler späteren Ereignisse in Erscheinung tritt. Von Menschen. Der sympathischste Versuch, Design hier aus begibt er sich auf einen "Tanz", um die und Konzept mit Namen [Adrian Ward, Jeremy Tai sich entknotenden Handlungsstränge zu verfolAbbett, Lia, Golan Levin] zu verbinden, ohne dabei gen. Sein Leben nimmt einen unerwarteten Wanpeinliche "Hands-on" Bücher zu produzieren. Da del: Er wird in surreal anmutende Situationen verwird Persönliches mit Professionellem, Handliches wickelt, die mit einer Selbstverständlichkeit bemit Substantiellem und Wichtiges mit Detaillier- schrieben werden, dass der ständige Spagat zwitem verbunden. Das Beste daran, die Themen wer- schen Realität und Phantasie unmerklich zu einer den jeweils um bestimmte Arbeitsweisen der aus- Einheit wird. Die Geschichte lebt von den nüchgewählten Personen gruppiert. "Time and Stasis" ternen Beobachtungen des Erzählers, der auf irodreht sich um Photoshop und Flash, "Life and Obli- nische, aber auch auf ernsthafte Art ein überaus vion" kümmert sich um generatives Design, "Light intelligentes und umsichtiges Zeitzeugnis ablieand Dark" um Photoshop und Illustrator, sowie fert [der Roman wurde in den 80er geschrieben]. "Geometry and Chaos" richtet die Aufmerksamkeit Stellenweise nachdenklich, oft satirisch, auf jeden auf Photoshop und 3D. Adrian Ward führt in das Fall eine reinste Freude, dieses Buch zu lesen. Programmieren von Plug-Ins für Auto-Illustrator Wunderbar. ein. Und Jeremy Tai Abbett zitiert sein Interview in LUM •••••

Die Blaupause der neuen Weltordnung Empire – der internationale Raubkopier-Erfolg jetzt in deutscher Übersetzung Die Zeit des Imperialismus und der Nationalstaaten ist zu Ende. Michael Hardt und Antonio Negri führen zum Verständnis des nächsten Kapitels der Weltgeschichte den Begriff des »Empire« ein, der für die neue globale Form der Herrschaft steht: Ein grenzenloses Netzwerk aus Institutionen, Konzernen und informellen Organisationen. Macht tritt den Beherrschten nicht mehr nur als etwas Externes (Verwaltung, Polizei, Armee etc.) entgegen, sondern wird

GAMES

in den Körpern, Seelen und Affekten der Menschen selbst produziert: Biopower. Die Verinnerlichung der Herrschaftsmechanismen garantiert die soziale Kontrolle im Empire. Doch dieses allumfassende, biopolitisch kontrollierte System ist verwundbar. Da alle Organisationen sich von Hierarchien zu dezentralisierten Netzwerken wandeln, kann man das Netz auch an jeder Stelle kappen. Gerade in den neuen Arbeitswelten, wo intellektuelles Wissen und die Hoffnung auf

Veränderung zusammenfließen können, verorten die Autoren eine Art neues »Proletariat«. Von dort aus entwickeln sie den Gedanken der Vielheit – »multitude« – der Menschen, die nach Wegen zu einer neuen Gesellschaft sucht. »Das ›Kommunistische Manifest‹ unserer Zeit« Slavoj Žižek 461 Seiten · Gebunden · ¤ 34,90 · www.campus.de

[•]-nein [•••••]-ja

FLOIGAN BROS [DREAMCAST/SEGA] Knobel und Run im Tex Avery Cartoon-Style. Die Gebrüder Floigan, Moigle und Hoigle, sind ein ungleiches Duo: Moigle ist rundlich, groß und tumb, Hoigle dagegen der kleine smarte Denker. Wie so oft in solchen Games geht es darum, die individuellen Skills der Charaktere mit Pfiff zu kombinieren, hier um sich z.B. gegen biestige Vögel oder Katzen mit neun Leben zu verteidigen und dabei Teile für eine geheime Bastelei von Moigle zu sammeln, soundtechnisch von unaufdringlichen Jazz-Schleifen untermalt. Damit Moigle stets bei Laune bleibt, muss sein Bruder ab und zu mit ihm Verstecken spielen, Schmetterlinge fangen oder ihm Leckerlies anbieten. Auf der Haben-Seite des Spiels stehen einige Lacher, ein angenehm entspanntes Gameplay und Slapstick-Einlagen im Stile der drei Stooges. Arg im Soll dagegen ist die hakelige Kameraführung, das manchmal schlicht nicht reagierende Button-Interface und der geringe Umfang. Zieht man in Betracht, das Floigan Bros fast seit Beginn der Dreamcast auf den Ankündigungslisten steht, fragt man sich doch, woran während der gesamten Lebensspanne von Segas Konsole eigentlich gearbeitet wurde. Für absolute Beginner trotzdem ein netter Spaß am verregneten Sonntagnachmittag. BUB ••• STATE OF EMERGENCY [PS 2/ROCKSTAR] Ultrabrutaler Massensplatter. Je mehr Videospiele zum globalen Pop werden, desto eindeutiger streben selbst Gamecompanies in die Richtung eines vermarktbaren Images. Rockstar Games möchten da gerne die bösen Buben sein, mit dem Pendant zum Explicit Lyrics Sticker auf dem Cover. Nach dem Superhit G.T.A. 3 und dem durch ein geplantes Afghanistan-Szenario in Verruf gekommenen Smuggler’s Run 2 jetzt das: Man spielt diverse Aktivisten einer Untergrund-Rebellen-Organisation, die sich gegen den weltumspannenden Konzern, welcher die Menschen durch Shopping glücklich machen möchte, martialisch zu Wehr setzt. Parallelen zu aktuellen Globalisierungsprotesten liegen nahe und sind durchaus intendiert. Im Entwicklungsstadium des Games hieß der Feind noch „American Trade Organisation“ statt jetzt einfach „The Corporation“. Die schwarzen Outfits der Konzernpolizei, die an die Uniformen der Einsatzkräfte in Seattle erinnern, findet man dagegen auch in der vorliegenden Version. Dem Spieler stehen zwei Modi zur Auswahl: das arg zur Sache gehende „Kaos“ in verschiedenen Varianten oder die leider manchmal etwas redundante, missionsbasierte

„Revolution“. Beide gestalten sich relativ simpel. Zerstörung rules: Mollies in Kleidergeschäfte, Granaten in Banken und Angehörige des Konzerns oder diverser Gangs z. B. mit dem Hackebeil bearbeiten. Trotz kleiner Mängel setzt das Game zumindest grafisch neue Maßstäbe. Auch bei 50 Menschen, die wirr in der Gegend herumlaufen und mit just geplünderten Waschmaschinen unterwegs sind, geht die Engine kein bisschen in die Knie. Ob mehrfach kodierter Chefrocker oder abzulehnender Protestchic in Warenform sollte jeder selbst entscheiden. Nichts für Kinder, aber für mich. BUB ••••• WIPEOUT FUSION [PS 2/SONY] Future-Raserei. Oft wurde es verschoben, endlich ist es da. Wipeout allein sorgte beim Launch der PSX für Schiffsladungen verkaufter Hardware-Einheiten. Der damals ultrafrische Einsatz von Musik, das Design von Designers Republic und eine flüssige Spielbarkeit machten das Game über Nacht zur Genre-Referenz. Einige Sequels später wollte man eigentlich schon zum Erscheinungstermin der PS2 neue Standards setzen. Das Spiel ist ganz der alte Freund: Man düst mit seinem Renner durch futuristische Tunnels gegen andere Fahrer in verschiedenen Spielmodi und kann dabei jede Menge Zusatzmaschinerie aufsammeln. Für danach gibt es Goodies en Masse freizuspielen, was durch die anspruchsvolle Steuerung mit zwei individuellen Bremsen wie immer so seine Zeit dauert. Der Soundtrack setzt erneut auf die grossen Beats, diesmal mit leichter Trance-Infusion und wurde mit Acts wie Timo Maas oder Orbital sehr auf den britischen Markt abgestimmt. Wipeout ist gut und handwerklich solide gemacht, erreicht im 2002 Update aber trotz dickerer Plattform kein neues Level. BUB •••• FUSION FRENZY [XBOX/MICROSOFT] Konfuse Minispielkollektion. Nach dem Überraschungserfolg der Mario Parties für das N64 und dem eher mäßigen Sonic Shuffle leistet sich auch Microsoft eine Sammlung diverser Quickies für bis zu vier Spieler. Nach Zahlung des Eintrittspreises von 70 Euro für das Game und noch einmal 120 Euro für drei Zusatzpads kann es losgehen. Wie alle Spiele des Start Line-Ups der XBox hat auch dieses eine komplett deutsche Sprachausgabe, schließlich möchte man viele neue glückliche Kunden gewinnen, aber nur bei Fusion Frenzy nervt diese wirklich, wirklich, wirklich. Auch wird man das Gefühl nicht los, dass dieselben Sprecher gleich bei allen

Games am Mikrophon standen. Über 40, teilweise von anderen Titeln inspirierte Minispielchen stehen zur Auswahl, die meist bei der zweiten Runde schon nerven. Zu viert vielleicht ein Spaß, aber eigentlich eher nicht. BUB •• PROJECT GOTHAM RACING [XBOX, MICROSOFT] Umfangreiches Straßenrennspiel für Menschen, die schnelle Autos mit etwas mehr PS lieben. Dem Vorgänger Metropolis Street Racer [Dreamcast] sieht dieser "Next Generation"-Titel überraschend ähnlich. Die Reflektionen auf den [nun auch zerbeulenden] Autos sind sichtbar feiner geworden und der Umfang um einiges aufgebockt. Ansonsten bleibt vieles beim Alten. Auf den Fahrstil gibt es Punkte ["Kudos"], dieses System wurde für PGR vom Frustfaktor entschärft, was dem Gameplay guttut. Verschiedene Aufgaben wie Zeit- oder Kopf an Kopf-Rennen, Überholen, Fahren auf Kudo-Zielvorgabe etc. wollen wie bei MSR gelöst werden, um stufenweise Autos und so freizuspielen. Auch das Fahrverhalten der Boliden ist einwandfrei. Die Großstädte, die beheizt werden dürfen, sehen aber noch genau so steril und unbelebt aus wie bei MSR und sowas muss nicht sein. Die wenigen Radiostationen bieten vor allem Truckern und Rockern das richtige Feel an lizensierten Tracks [im CD-Modus übrigens mit "Kursen" übersetzt !!], Elektronik bleibt Mangelware. Die persönlichen Faves können aber von der Xbox-Festplatte kommen, vorausgesetzt man hat vorher ein paar Titel digitalisiert. Wer Autoposter in sein Zimmer hängt und in Tempo 30 Zonen den Verkehrsminister verflucht, findet das Game sicherlich klasse. Uns anderen macht es immerhin eine Weile Spaß, gerne auch gegeneinander. Ein guter Racer aber ohne den springenden Funken. Eins noch: Den Vorgänger gibt´s mittlerweile samt Dreamcast -gebraucht- fuer den selben Preis. BOB ••• - •••• ADVANCE WARS [GBA, NINTENDO] Rundenbasierte Strategie in Vogelperspektive, zumindest bei uns eine Premiere im Handheld-Sektor. Die fortgeschrittenen Kriege sollten eigentlich in Europa schon Ende November erscheinen. Angesichts der weltpolitischen Lage entschloss sich Nintendo, den Titel zu verschieben, am 11. Januar kam es nun ohne großen TamTam heraus. Das Game ist wie jedes gute Strategiespiel einfach zu erlernen, kommt mit wenig Optionen aus und gerade deswe-

gen macht es viel Spaß. Gekämpft wird je nach Karte zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Es gibt eine Handvoll Geländeformen, wechselhaftes Wetter und gut 20 verschiedene Einheiten mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen. Neun Feldherren [und -damen], die alle besondere Skills besitzen, dürfen nach und nach freigespielt werden. So schießt z. B. der schüchterne Grit aus Entfernung besonders gut, während Mechaniker Andi reparieren kann und Powergirl Samis' Fußsoldaten am schlagkräftigsten sind. Im Campaign-Modus kommt heraus, dass sich eigentlich alle kennen, der Krieg scheint eher Freizeitsport. Subtil ausgeblendet bleiben Landgewinn, Nationalitäten und anderer historischer Murks. Im Spiel selbst werden Städte und Produktionsstätten eingenommen, Einheiten hergestellt und bedacht übers BitmapSchlachtfeld bewegt. Gegen die CPU spielt´s sich gerade in den ersten Missionen recht einfach, erst gegen bis zu drei menschliche Kontrahenten entwickelt dieses Spiel sein volles Potential: Der GameBoy wird herumgereicht und jede[r] MitspielerIn sieht nur den Ausschnitt, der in Sichtweite der eigenen Einheiten liegt. Das Richtige für gemeinsame Bus- und / oder U-Bahnfahrten, wenn man sich schon alles gesagt hat. Bonbonfarbene Gefechtsstation mit erfreulich gutem Nintendo-Gameplay. BOB ••••• 18 WHEELER [DC, SEGA] Rennspiel. Riesen der Landstraße, aber doch hektisch. Zack Arcade Modus; Welcome to America. Deine Mission: verschiedene Lastwagenladungen auf vier Strecken durch das gelobte Land zu bringen und dabei möglichst fix sein. Schnell einen der wohl nach Wrestlingkämpfern benannten Trucks gewählt und rauf auf den Highway. Zwischendurch und auch dabei wird das Ganze von unspektakulärem Country und Rock mit Digipapp-Gitarren untermalt. Grafisch wird Gewohntes geboten und Atmosphäre beim Fahren stellt sich durch eine gute Steuerung sowie tief brummendem Motor ein. Der in Racern scheinbar obligatorische Hubschrauber über der Fahrban wurde auch nicht vergessen. Unpassend finde ich, das Zusatzsekunden fürs knappe Zeitlimit in zu überbretternden Bonusautos versteckt sind. Aufkommende Wirbelstürme erschweren die freie Fahrt ebenso wie der Feierabendverkehr. Die Parking Challenge, in der man seinen Zig-Tonner an Kisten und Kanten vorbei auf bestimmten Markierungen zum Stillstand bringen muss, vermag angesichts der kniffeligen Kurzweil zwar zu begeistern, reicht aber nicht. Ein Trucker-

spiel für kleine Cowboys, die gerne Rennen fahren. Mir zu amerikanisch. Wird auch für PS2, GC und Xbox erscheinen. BOB •• - ••• ESPN INTERNATIONAL WINTERSPORTS [KONAMI, PS2] Eine Warnung vorweg: Olympia ist vorbei, aber den offiziellen Lizenztitel sollte man sich mangels Gameplay nicht kaufen und er wird hier deswegen auch nicht besprochen werden. ESPN jedoch ist nicht nur graphisch besser, auch das Gameplay ist immerhin eines. Wählen darf der Konsolero zwischen insgesamt zehn Disziplinen [Alpinski - Abfahrt, Slalom], Skispringen [90m / 120m], Viererbob, Curling, Eisschnell- und -kunstlauf, Buckelpiste und Snowboard-Halfpipe], wobei Snowboarden den Boys und Eiskunstlauf den Girls vorbehalten bleibt. Man darf nämlich zwischen acht Athleten oder -innen der typischen Nationalitäten wählen, die mit Phantasie-Namen [z. B. deutsch: Hans Gross], aber dafür gleich in allen Disziplinen antreten. Vor den Wettkämpfen gibt´s 'ne Vorschau mit der genauen Steuerung, dann geht´s los: bestimmte Tastenkombinationen im richtigen Takt gedrückt, zielgenau gefahren oder gut taktiert ist je nach Disziplin schon halb gewonnen. Am wenigsten Spaß macht v. a. Slalom aufgrund der peniblen Disqualifikation. Eisschnelllauf ist guter alter Waggle-Style [Button-Heißgedrücke] - Snowboard, Buckelpiste und Eistanz warten mit Benami-Elementen auf. Bei Abfahrt und Viererbob steht der Rennfaktor im Vordergrund und die beiden Skispringen sind recht technisch umgesetzt. Bleibt noch Curling und das macht nicht nur am Fernseher überraschend viel Spaß, sondern auch gegen den besten Freund. A propos: ESPN richtet sich vor allem an bis zu vier Multiplayer, der Single-Modus ist viel zu arm, Karrieremodus gibt´s nicht. Auch merkt man, dass seitens der Programmer die wahre Olympiade ruhig ein halbes Jahr später hätte stattfinden können - hier musste wohl ein Titel fertig werden, um die Couchpotatoes vom TV ablösen zu können. Amüsant aber nicht mehr. BOB •••

druck fertiggestellt wurde, anscheinend merkten die Leute, als es soweit fertig war, dass irgendwie noch etwas fehlt. So findet man kurze, ohne Radiosity gerenderte Film-Snippets sowie die obligaten Making-Of-Interviews mit auf der DVD. Das hat aber nichts mit dem Spiel zu tun und macht auch keinen wirklichen Mehrwert aus. Im Spiel selbst hüpft man durch mager designte Level, sammelt Monsterschleim auf und erschreckt per Tastenkombination sogenannte Nervis, die Kid-Roboter aus der Anfangsfilmszene beim Erschreck-Training. Fünf muss man pro Level erschrecken, dann gibt´s ein Filmfitzelchen und man darf in das nächste. Nach vier so absolvierten Levels gibt´s ein kurzes Rennen [hochoriginell] und nach diesem einen neuen Abschnitt. Auch bei den Settings herrscht bekanntes vor und hat nicht unbedingt viel mit dem Film zu tun: Neben dem Stadtpark gibt es die [natürlich ägyptische] Wüste und eine Eiswelt, wow. Das Geld für dieses Trauerspiel sollten Monsterliebhaber lieber in richtig dick Kino samt Popcorn investieren oder sich die DVD kaufen. BOB • - ••

POCKET MUSIC [GBA, RAGE / UBI SOFT] Der jüngste Spross der bekannten Music / Music 2000 – Sequels [PlayStation], diesmal ohne Videoclip-Funktion. Auch auf GBA steht das Basteln von sog. Riffs im Vordergrund, die wie in diversen MusicMakern Legostein-gleich zu Tracks zusammengebastelt werden wollen. Gut 500 Samples in rauschiger 8Bit-"Qualität" stehen zur Auswahl und das Arrangefenster verfügt über sechs Spuren. Für ernsthaftes Beat-Gefrickel sind aber die Samples entweder mit mangelhaftem Attack [so dass es rauscht und knackt] ausgestattet oder ästhetisch schlicht schlecht: zu viele Papp-Percussion-Sounds und v. a. die lizensierte "My Name Is" [by Eminem]Version nehmen unnötig Platz im knappen SampleROM weg, selbst samplen darf man schon gar nicht. Immerhin dürfen kleine ADSRs, ein Vibrato und die Tonhöhe frei definiert werden. Das umständliche Prinzip, erst die "Riffs" zu basteln, und die danach im Arrange-Fenster zusammen zu setzen, sorgt auch wg. der auf sechs Symbole limitierten Auszeichnungsmöglichkeit für Frust und InDIE MONSTER AG - ABENTEUER AUF DER transparenz. Wer auf die 8Bit-Ästhetik steht sollte SCHRECKENSINSEL [PS2, DISNEY] sich das ruhig mal anhören, aber zum mobile Beats 3D-Welten auf PSOne-Niveau, Texturen unter Basteln bleibt weiterhin Nanoloop die erste und N64-Güte und ein schnarchiges Gameplay zeich- abwechslungsreichste Wahl. nen den Titel aus, der den Namen Pixar im Vor- BOB ••• spann wohl nur als verkaufsfördernde Maßnahme trägt. Man merkt, dass dieses Game unter Hoch-


<48> - DE:BUG.58 - 02.2002

FROM DE:BUG WITH LOVE.

TERMINE. ZUSAMMENSTELLUNG: TJOSS MAY | PACMAN@DEBUG-DIGITAL.DE

On tour & On air. DEEP HOUSE JOINT VENTURE FEAT. CARSTEN

Frankfurter Hof / 17.04. - Heidelberg, Karlstorbahn- 19.04. - Köln, Studio 672 / 21.04. - Bremen, Schlacht- THE NOTWIST

HELMICH / INGO SÄNGER

hof / 18.04. - München, Amerika-Haus / 19.04. - Wi- hof [mit Le Tigre & Goldene Zitronen] / 23.04. 14.04. - Köln, Live Music Hall / 24.04. - München,

05.04. - Feldkirch, Rauch Club / 06.04. - München, en, Szene / 20.04. - Schorndorf, Manufaktur / Hamburg, Fabrik [mit Le Tigre]

Alabama

Nacht d. Gewohnheit At Club Pathos / 19.04. - Jena, 21.04. - Dresden, Parkhotel Weisser Hirsch / 23.04. Kassa / 20.04. - Bielefeld, Kamp

- Berlin, Passionskirche / 29.04. - Hamburg, Fabrik

MOONBUGGY & PITCHTUNER

HOMETRAINER

04.04. - Köln, Liquid Sky / 05.04. - Berlin, Bastard / 19.04. - Bayreuth, Glashaus [vs. FC Shuttle, DJ LAMBCHOP

PEACHES

06.04. - Dresden, Scheune

event] / 20.04. - Berlin, Sternradio

15.04. - Duisburg, Hundertmeister / 16.04. - Mainz, 18.04. - Frankfurt/Offenbach, Robert Johnson /

On the floor. Donna Regina Tournee

Mit "Northern Classic" hat das Ehepaar Jansen die Romatik grauer Haare in einen Eisprinzessinenzopf aus Melancholia-verklärten Wiegenliedern für Strickpulloverträger geflochten. Das ist zu viel Nominal-Schmonzes? Besucht eines ihrer Konzerte - ja, 'Konzert', hier stimmen alle festlichen Konnotationen - und meldet euch dann wieder. Wenn ihr es vor lauter Verklärung überhaupt noch könnt. Enchantment à la Lufthansa.

14.03. Johanniskirche Düsseldorf / 18.04. Cosmotopia Dortmund / 19.04. Sternradio Berlin / 20.04. Scheune Dresden / 21.04. Café Central Weinheim / 22.04. Dynamo Zürich (CH) / 23.04. Artclub Delütz Freiburg / 24.04. Travellers Stuttgart / 25.04. Desi Nürnberg / 26.04. Club Zwei München / 27.04. Zeughaus Passau / 28.04. B72 Wien

guel Ayala, MC Ronin, MC Glacius, Walter B 38, ROSTOCK - MS STUBNITZ

BAMBERG - MORPH CLUB

HAMBURG - ASTRA-STUBE

13.04. - Achim Weber, Lesung: Norman Ohler

01.04. - Luka Skywalker / 02.04. - Dianogah / 04.04. Miss Dee, DMC Quincy / 26.04. - Tobias Thomas, 06.04. - 2raumwohnung [live], Beroshima [live], - ElectroSun [live] / 05.04. - Ralf K. / 08.04. - Lars Michael Mayer / 30.04. - Chestnut [live & DJ-Set], Miss Yetti

BERLIN - BASTARD

Vegas / 09.04. - Nanoloop 1.0 Release Party / 11.04. Arj Snoek, Tree Cooper SALZBURG - POSTKUTSCHE

05.04. - Moonbuggy [live], Pitchtuner [live] / 14.02. - Zimbo / 14.04. - Osaka Bondage / 15.04. - Cheval - Tristeza, Sir / 30.04. - Rope, Rechenzentrum [tbc]

de Frise / 16.04. - Baze.djunkiii / 25.04. - Black LAHR - UNIVERSAL DOG Bunny / 27.04. - Herrmann & Kleine, Multipara

30.04. - The Advent

HAMBURG - GOLDEN PUDEL CLUB

LEIPZIG - DISTILLERY

STANS - STANSER MUSIKTAGE-FESTIVAL

BERLIN - GLASHAUS 27.04. - Gus Gus [DJ Set + live]

30.04. - Sahara, Shroombab, MC Emma Dillemma

06.04. - Solarium [live], Cinematic orchestra [live],

01.04. - Stanley Ipkiss / 05.04. - Marc Snider, Zoran 05.04. - Bob Humid feat. Twila.Too [live], Sketch, Cio, Solotempo BERLIN - ICON

Zupanic / 06.04. - Bonnie, Lawrence / 12.04. - Marc Francis, Smooth Pilots feat. Mr. Muff, Isa & Frank

07.04. - J-Live, 71&Esoteric, Apathy, KsKils / 12.04. - Snider, Zoran Zupanic / 13.04. - C.Jost, Lawrence / Filburt / 06.04. - Mitja Prinz, Kiki & Phonique, Ar- ST.GALLEN - GRABENHALLE Spooky, Vadim, Hype, Phonomat / 13.04. - Metro, 15.04. - Apogee [live], Stanley Ipkiss / 19.04. - Marc min, Crushed Influence [live] / 13.04. - Frankman, 13.04. - Adam Freeland, Tweak, Scrooge N'Dee, Emisz, White MC / 20.04. - DJ Suv, MC Tali, Snider, Zoran Zupanic / 26.04. - live: Kotai, C.Jost, de Bear / 19.04. - Style Confusion Soundsystem [liAppollo, Obiwan, MC Santana / 27.04. - Appollo, Lawrence / 28.04. - Manual [live], Morten Bagai, ve], Tronic, Derrick N'Dee, MC Mace

Yell, Tigernuts: MC Eye, Felix Kubin, Mark, DJ's: LEIPZIG - MORITZBASTEI BERLIN - OSTGUT/PANORAMABAR

Lord Fried, Rich, Chalodde, Bitcore Marock

STUTTGART - NEUE HEIMAT AT PRAG 06.04. - Björn Svin [live], Attuk, Frank Yentner /

Ralf Köster, Superdefkt / 30.04. - live: Viktor Marek, 30.04. - Dave Tarrida, Kriek

13.04. - Tobias Schmidt [live], Daniel Früh, Shon / 20.04. - B-Tek, Darko Esser, Daniel Benavente / 27.04. - Daniel Benavente, Attuk, Daniel Früh

05.04. - Panorama Bar: Sammy Dee, Zip / 06.04. Maral Salmassi, André Galluzzi, Panorama Bar: HAMBURG - HAFENKLANG

LUZERN - BOA KULTURZENTRUM /

Yannick, Dave DK / 12.04. - Panorama Bar: El Bee 26.04. - Sonic Dragolgo [live], Homebass, FUMETTO-FESTIVAL

STUTTGART - ORANGE

Bad, Chica Paula, Michelle Grinser / 13.04. - Navid, Baze.DJunkiii

20.04. - Global Goon [live], Hans Platzgumer, Cio / 20.04. - Roland Casper, Good Groove, Vanguard [li-

Dave Du Monte, Panorama Bar: John Tejada, Linda

26.04. Solotempo [live], Rob Hall, Spezialmaterial ve]

Lamb [live], Boris, Mo / 19.04. - Ian Pooley, Trac- HAMBURG - PHONODROME

Djs

torheads, Panorama Bar: Wimpy, Conzuela Koma- 12.04. - James Ruskin, Savvas Ysatis [live], Harre /

STUTTGART - SUITE 212

tosa Lagousi / 20.04. - Secret Cinema [live], Cora S., 27.04. - Anthony Rother [live], Carson Plug, Ben / MANNHEIM - ALTE FEUERWACHE

06.04. - DJ Eastender / 13.04. - Alex Dallas

Marcel Dettmann, Panorama Bar: Dialogue [live], 30.04. - Sparc, Ben Kenobi, MixwellDa und Meru 11.04. - G-Man [live], Elting_Lieb = MRI [live], Tom Clark, Sebo K, Djama aka Soopa-fi, James Fla- aka DJ Prime Time

M.rahn, Falko Brocksieper / 18.04. - Spacetank [li- WEINHEIM - CAFE CENTRAL

vour / 26.04. - Panorama Bar: Justin Harris, Marco

ve], Farbrauschen [live], Dman [tbc] / 25.04. - 21.04. - Donna Regina / 23.04. - The High And Migh-

Will, Dave DK / 27.04. - Richard Bartz [live], Sammy HAMBURG - TANZHALLE ST. PAULI

Cloinc [live], Jan Bruhnke

ty, Smut Peddlars, Cage, Copywright

Dee, André Galluzzi, Panorama Bar: DJ Koze, Nick, 04.04. - Justin Case, Stanley Ipkiss, Tobias Thomas Sascha Funke / 30.04. - Panorama Bar: Sensual Phy- / 05.04. - Ronik, Ata / 06.04. - Nikakoi [live], Ralf MANNHEIM - MAIMARKTHALLE & BROADWAY WIEN - SUB sics [live], ND_baumecker, Boris

10/100, Stanley Ipkiss / 07.04. - Tristeza / 08.04. - CLUB

04.04. - Kon.Rad, Raw.Full, Dom.Nk, Phazes,

Elliott Murphy & Band / 10.04. - Laub / 11.04. - Dirk 06./07.04. - Jeff Mills, Richie Hawtin, Carl Cox, Gre- Rob.Stp, Shnek.MC / 11.04. - Perfect Combination, BERLIN - PODEWIL

Hey-ø-Hansen Tournee Économique

Darmstätter & Cassity / 12.04. - Turner, Deine Villa, en Velvet [live], Sven Väth, Gadgets [live], DJ Rush, Mat the Alien, MC Emotions, Aziz, Bionic Kid

17.04. - Frank Schültge aka F.S. Blumm, Vert, Guido Ronik / 13.04. - Ralf 10/100, Stanley Ipkiss / 14.04. - Dave Clarke, Anthony Rother [live], The YoungMöbius / 23.04. - Jim O’Rourke, Mirror, Elliott Parole Trixie / 17.04. - Flash & Gordon / 18.04. - Les sters [live], Kevin Saunderson, Michael Mayer, Tobi WUPPERTAL - 45RPM

Die Stars von De:Bug Hartwaren, Herr Hey und Herr Hansen, schlendern mit Melodika und Schmunzelgrübchen durch ihre Dubchansons und durch die deutschsprachigen Lande. Mit einem Höchstmaß an natürlicher Gelassenheit begießen sie ihre Folkietronics-Geranien, frönen der alpinen Abfahrtslaune, nicht ohne vorher die globale Hallgerät-Industrie heißlaufen zu lassen. Wer die zwei ausgeschlafenen Bänkelburschen in ihrem Heyoheads-Tross begleiten möchte, hier der Reiseplan. Rechtzeitige Reservierung ist wärmstens empfohlen.

Sharp, Reinhold Friedl

12.4. Passau, Zeughaus / 13.4. Wels, Schlachthof / 15.4. Wien, B72 / 19.4. Woergl, Kulturverein / 20.4. Landeck, Altes Kino / 21.4. Innsbruck, Workstation / 24.4. München, Substanz http://www.heyrec.org

BERLIN - TRESOR

BERLIN - STERNRADIO

frères checkolade [live] / 19.04. -

Neumann, Ricardo Villalobos, Ata & Heiko M/S/O

13.04. - Rainer Trüby, Guido Halfmann / 18.04. - Ka-

Jan Gazarra [live], Turner, Lawrence / 20.04. - Kis-

buki, MC Ronin / 20.04. - Yannick, Marcus Worgull

sogram [live], Ralf 10/100, Stanley Ipkiss / 21.04. - MANNHEIM - MS CONNEXION

/ 27.04. - Lars Vegas, Marcus Worgull

03.04. - Richie Hawtin, Steve Bug / 05.04. - Tom Thalia Zedek / 24.04. - Tex & Marfa / 25.04. - Tape- 12.04. - Drop Bass, Yen-Cee, Smoking Monkey, MC Clark, Mitja Prinz / 06.04. - Highfish, Diringer / te Label Night / 26.04. - Deine Villa, DJane Jennifer P, MC Devil, S.H.Rok, Jayze / 19.04. - Aziz, Kon.Rad, ZÜRICH - M4MUSIC-FESTIVAL 12.04. - Kiki, Ben E. Clock / 13.04. - Ata, Tobi Neu- / 27.04. - Ralf 10/100, Stanley Ipkiss / 28.04. - Oma Mat, Shnek MC, E.Decay & Loo-P, MC P / 26.04. - 12.04. - Apparat [live], Intricate [live], Solotempo mann / 19.04. - Donna Regina [live], Lexy / 20.04. - Hans

Loo-P, DJ Royce, E.Decay, Jan Sirup, MC Mankind / [live], Spezialmaterial, live: Barbara Morgenstern,

Haito, Hometrainer vs. FC Shuttle / 26.04. - Ark,

30.04. - Hype, Andy C, Bad Company, Kenny Ken, Cosili, Alura, Canson, DJ'sHelga, Snur, Bad Baxter,

Sascha Funke / 27.04. - David Duriez, Martin Lands- HANNOVER - H.DE.M. ky, Phonique

Ray Keith, Aphrodite, E.Decay, Shimmon, Chrissy Geroldstrasse 17: Kabuki Aka Makai, Mad B, Neuro

13.04. - André Galluzzi, Axel Bartsch, K-Vee, Martin Criss, MTC Yaw, Loo-P, Metro, ND, Bass T, Skywal- Technologies, Neevo, Patrick D, Crumbly Kat, Mc Landsky, Mr. Mellow, Marc Svenson / 20.04. - Miss ka, Soulsurfer, Ratpack, Nicky Blackmarket, Luna C, Ronin / 13.04. - Echolot: Luciano [live], CrowdpleaDjax, Olaf Zajonk, Dennis Diers, Michael Meyer, DJ Ratty, Nookie, Tobi, Jonathan etc.

Westbam, Haito, DJ Gessner, Die Freizeitgestalten jonk, Andi de Luxe, DJ T., San Fan Disco, Rausch & MÜNCHEN - PARKCAFÉ [live], Miss 85 B, Sammy Dee, Wolle E.I., Dana / Farbe

ser, Water Lilly, Nico 2M, Quark: live: TestTube, Galoppierende Zuversicht, Kaleidophone, Digitaline,

03.04. - Tama Sumo, MGI, Subtronic / 04.04. - Skeet, Andi de Luxe / 27.04. - Dave Tarrida, Olaf Za-

DJ's: Pasci, Sabaka, Don Ramon, Luciano

12.04. - Tiga, Hell, Linda Lamb, Number of Names ZÜRICH - ROHSTOFFLAGER / STRATOS

05.04. - Heras, Dastyle, Sven VT., Hwa Young,

05.04. - Krust, MC Dynamite, Die, DM Tree, Stratos:

N‘Dee, Ink, Hek 187, Defiant, MC Santana / 10.04. - KARLSRUHE - ELEMENT

MÜNCHEN - PATHOS

Tom Clark,Wimpy, Troy McClure / 13.04. - Bpitch 15.04. - Ellen Allien, B-Trak, Discomat

05.04. - Carsten Helmich, Ingo Sänger, Pole [live] / Goon, Kompiler / 06.04. - Laurent Garnier, Miss

Control, Line Up tba / 20.04. - Alexander Kowalski

27.04. - Rob Hall, Spezialmaterial

Kittin, Eric Borgo, Stratos: Plastique de Rêve, Crowdpleaser / 12.04. - Dani König, Mike Levan, Rene

feat. Raz Ohara [live], Heiko Laux, Di_Indicator, Lu- KIEL - LUNA CLUB

S, Stratos: Tweak / 13.04. - Johannes Heil [live], Paul

ke, Mad Max, Marc Snow / 24.04. - Phonique, Dave 12.04. - Daniel Haaksman, Daniel W. Best

MÜNCHEN - ULTRASCHALL

DK, Subtronic / 27.04. - Wimpy, Tom Clark, Dash,

05.04. - Boris Dlugosch, Herbie / 06.04. - I-F, Mi- Brtschitsch [live], Good Groove, Deetron, Stratos:

Dry, 3ST

KÖLN - ARTHEATER

chelle Grinser, Lester Jones, Robert Merdzo [live] / Paul Breitner / 19.04. - Tom Novy, Le Noir, Stratos:

13.04. - Thomas Gwodsz, Peter Grummich, Thomas 12.04. - Virginia, Domenic D'Agnelli / 13.04. - John Gallo, Pipo / 20.04. - Kenny Larkin, Gangsta, StyBERLIN - VOLKSBÜHNE

Schaeben KÖLN - GEBÄUDE 9

BERLIN - ZIEGELSTRASSE 23

Selway, Recyver Dogs [live], Mad Max, Steve D., ro2000, Stratos: Cwichlo [live], Mush, X&Trick / Roch Dadier, Dr. Kern, Maxim Terentjev / 19.04. - 26.04. - Gallo, Immer, Jason Storm, John Player, Palz

08.04. - Godspeed Your Black Emperor

Karotte, Chris "The Lord" Chord, live: Aux Out, Fink &Seffer, P. Bell, Rhythmic Bandits feat. Bega & Me-

06.04. - Kolt Siewerts, J-Cut, Cheetah, TGM/ The & Silly Antics, Neoton, Sojus & Die Fünfte Sonne, dooza, Stratos: Dustbowl, Marco Repetto, Reeto

11.04. - 808 State, Stereo MC's, Tyree Cooper, Green Man / 27.04. - X-Plorer, Ben Crunch, Jenz Trickbeat, Alex Aphex / 20.04. - Tobias Schmidt [li- von Gunten, John Smith, Crumbly Cat, Juschka, Westbam

One, Mr. Fidget, Dmc Quincy, MC Esha, Mission ve], Eva Cazal, Daniel Rajkovic, Lester Jones, Mark Mewa, Cloud X / 27.04. - Samuel L Session, Eric BorControl, Wicked

25.04. - Rechenzentrum

ARK Tournee

Whow, dieser Blick hypnotisiert. Die Musik dazu umso mehr. Das Aushängeschild des 'anderen' Franzosenhouses Ark zeigt auf drei raren Deutschlandauftritten, wie toll bunt man Minimalhouse ohne Dogmatik, aber mit Prince und Gitarre und Snoop Doggy Dog Photo Style feiern kann. Vielleicht verrät er uns auch, in welcher Banlieu dieses Graffiti zu bewundern ist. Pantomimische Rumpelstilzchen-Tänze und Beats im Karpfenteich bis Sonnenaufgang garantiert. Inhaber einer Carte Orange zahlen die Hälfte.

KÖLN - LIQUID KSY CLUB

Jost, Lawrence / 30.04. - Pure, Hansz, Roch Dadier, ZÜRICH - ROTE FABRIK

27.04. - Ming, Marcel Janovsky

Hometrainer, Lamé Gold [live], FC Shuttle

04.04. - Coil, Teleform, Marcus Maeder

NÜRNBERG - DESI

ZÜRICH - TBA

DÜSSELDORF - UNIQUE-CLUB 03.04. - Philipp Maiburg, Michael Scheibenreiter, KÖLN - SENSOR-CLUB

MC K-Ross / 10.04. - Feind Soul, Buckel / 17.04. - Ty- 05.04. - Sly Flynn vs. D-Nox, Chrisma / 06.04. - Mo- 20.04. - Ata / 25.04. - Donna Regina

27.04. - Solotempo [live], Rob Hall

son, Christian Hühn / 19.04. - DJ Aim / 24.04. - The ve D, Strobocop, Triple R / 12.04. - Annejoy, La Nina Green Man, Buckel, Christian Hühn

+ special guest / 13.04. - Fireball longside Killaforce OFFENBACH - ROBERT JOHNSON

ZÜRICH - TONIMOLKEREI

feat. Black Kappa / 20.04. - Mia, Strobocop, Triple R 06.04. - John Tejada, Losoul / 12.04. - Paul David, 04.04. - Putes Cigolana Ortcele [live], Pac acp DJ's FRANKFURT/M. - 190EAST

/ 27.04. - Eric D. Clark vs. Arj Snoek

Wood

ND / 13.04. - Vincenzo, Sasse / 18.04. - Peaches / / 05.04. - Phila Feldermelder, Djiad acp code name 19.04. - Ricardo Villalobos, Meat, Dorian Paic, Nebo / 06.04. - Nullelf, J. Smith / 10.04. - John Player /

12.04. - Martin Landsky, Charly Cyris, Mr Chris KÖLN - STATION

[live], Katch, Holsch / 20.04. - Justin Harris, Heiko 11.04. - Miuze Magazin: W. Bee = K. Bee - Andro We-

01.04. - Christian Meyer, Tilli Höntzsch / 06.04. - M/S/O / 25.04. - D. Diggler, Dorian Paic / 26.04. - kua, Olaf Breuning, Annelise Coste / 12.04. - Die FREIBURG - ART KLÜB DE LÜTZ

Christian Meyer, Soulution

Dandy Jack, Zip [live und DJing] / 27.04. - Ata / gallopierende Zuversicht [live], Bang Goes, Frag30.04. - Metro Area [live], Ata

23.04. - Donna Regina / 27.04. - live: Japaneese

26. 04. Berlin Sternradio / 27. 04. München Gun Club- Pathos / 03. 05. Genf (CH) Weetamix 04.05. Stuttgart Suite 212 (tbc.)

Meyer / 26.04. - Matthias Tanzmann, Marlow / go, Mikky B., Stratos: Robatronic, Sabaka 27.04. - Acid Maria, Mick Wills, Superpitcher, C.

DÜSSELDORF - JOHANNESKIRCHE

Noise Research, Grand Duel feat. Gipsy´Viv, Fink, KÖLN - STUDIO 672 Institut für Feinmotorik, Geekelektro

ment / 13.04. - Mathias Schaffhäuser, Styro2000 / 14.04. - Helga, Bad Baxter / 19.04. - Kotai [live], So-

05.04. - Michael Mayer, Maral Salmassi, Ural 13 Dik- OFFENBACH - ROTARI

lotempo / 20.04. - Immer, Robatronic / 24.04. - Me-

tators / 12.04. - Tobias Thomas, Michael Mayer / 06.04. - Tobias Thomas / 13.04. - Acid Maria

tastar / 27.04. - Highfish & Diringer, John Player

GÖRLITZ - PITCHWERK

13.04. - Lars Vegas, Marcus Worgull / 19.04. - Mich-

05.04. - Kiki, Sascha Funke

ael Mayer, Jennifer, Peaches / 20.04. - Kabuki, Mi-

DEADLINE FÜR ALLE TERMINE DER APRIL AUSGABE: 05.04.2002. MAILTO: PACMAN@DEBUG-DIGITAL.DE, BZW. FAX. 030.28384459


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