Buchbesprechungen 2022

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Julia Inthorn, Rudolf Seising (Hg.)

Digitale Patientenversorgung

von

Was wäre, wenn man noch vor ihremAusbruch über eine Krankheit Bescheid wüsste und man dadurch frühzeitig Maßnahmen ergreifen könnte, um dem Ausbruch der Krankheit vorzubeugen oder ihn einzudämmen? Was wäre, wenn man so viele Informationen über jede einzelne Krankheit hätte, dass man alles über diese weiß und somit eine ganz individuell angepasste Behandlung ansetzen könnte, ganz ohne lästige oder gefährliche Nebenwirkungen?“, fragen Florian Müller und Melanie Saverimuthu im Kapitel „‚Das Zukunftsmuseum‘ – ‚Science or Fiction?‘“ des hier besprochenen Buches. Wäre doch super – aber so einfach wird’s nicht gehen.

Wer neugierig ist, was derzeit schon alles geht in Sachen digitale Patientenversorgung, welche Hoffnungen, aber auch Ängste und Widerstände damit verbunden sind, der sollte das Buch der Herausgeber Julia Inthorn und Rudolf Seising lesen. Es gibt einen ausgezeichneten Überblick über den Stand der Wissenschaft, der technischen Entwicklung und der Diskussion über ethische Fragen der Digitalisierung der Patientenversorgung.

IT-gestützte Apparate und Verfahren halten in die Versorgung und Pflege kranker und pflegebedürftiger Menschen immer mehr Einzug. Anspruch des Buches ist es, sich „aus interdisziplinärer Perspektive den Fragen und Veränderungsprozessen, die durch den Einsatz digitaler Technik im Kontext der Patientenversorgung aufgeworfen werden“, zu widmen. Die kritische Überprüfung dieser Prozesse und Entwicklungen ist ebenso der Anspruch wie die Darstellung der bis dato vorliegenden wissenschaftlichen Forschungsergebnisse. „Anthropologische Grundlegungen sowie ethisch-normative Anforderungen an den Wandel, der durch den Einsatz digitaler Technologie in Medizin und Pflege“ entsteht, werden analysiert und deren Zusammenspiel diskutiert. Dabei kommen Autor:innen aus verschiedenen beteiligten Disziplinen zu Wort, neben Medizin und Informatik auch eine ganze Reihe Wissenschaftler:innen aus dem Feld der Ethik.

Der Einsatz von OP-Robotern wie Da Vinci oder von Beziehungsrobotern wie der Robbe Paro bei der Therapie dementer Menschen wird umfassend und durchaus auch konträr beleuchtet. Im Artikel „Healthy Smart Home“ wird eindrücklich beschrieben, was heute schon alles denkund machbar ist – je nach Gemütslage atemberaubend oder erschreckend, welche Szenarien sich da eröffnen. Die Problematik des gläsernen Menschen und speziell des Datenschutzes sind dabei erst andiskutiert beziehungsweise völlig ungeklärt. Der Beitrag von Karschuk und Huber zur „Entscheidungshilfe Prostatakrebs“ verdeutlicht, wie künftig Patient:innen mithilfe der durch Künstliche Intelligenz gewonnenen umfassenden Informationen über eine Erkrankung zu Partner:innen auf Augenhöhe für die Mediziner:innen werden können. Auch hier wird die Kehrseite beleuchtet: Was wird aus dem vertrauensvollen Arzt-Patienten-Verhältnis? Wie kann der Nutzen so gestaltet werden, dass er nicht einer privilegierten Akademikerschicht vorbehalten bleibt?

Zwei kritische Anmerkungen zum Buch seien erlaubt: Gleich drei Beiträge befassen sich mit den Anfängen der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Bei dem rasanten Tempo, mit dem sich die Informationstechnologie in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat, ist das für Praktiker:innen eher Schnee von gestern und die Lektüre der dafür aufgebrachten 72 Seiten eher von begrenztem Mehrwert. Und der inhaltlich interessante Artikel zu gesundheitsbezogenen Apps unter dem Titel „‚Meine‘ Daten – ‚meine‘ Verantwortung?“ ist streckenweise in einem schauderlich abgehobenen Wissenschaftsdeutsch geschrieben und somit eher mühsam zu lesen.

Davon abgesehen löst das Buch seinen Anspruch ein, nicht nur einen umfangreichen Überblick über den Stand der Digitalisierung in der Patientenversorgung zu leisten, sondern auch die wesentlichen ethischen und politischen Fragen in diesem Feld zu diskutieren.

Dr. Karlheinz Jung, Freiburg

Buchbesprechungen 95 Dr. med. Mabuse 255 1. Quartal 2022 elloggK Marjorie 256 Seiten, gebunden on Gisela GüntherAus dem Englischen v ORF.«tmram udnu tkcae pleerSed ng aithci,rgithcir g,ithci rennei sa, dhcunBie n –öhc, so shci lr rl , sogiztiowS .hcu Bsello evbiel ,senöhc rsednuw nir eüs f füaW Wa» »W
Zur Computerisierung
Diagnostik, Therapie und Pflege
transcript, Bielefeld 2021, 264 S., 30 Euro

Gertraude Ralle

Damit Krankheit nicht heillos verwaltet wird

dizin zu durchbrechen und machte sich für die tagesklinische Versorgung stark. So gründete und leitete sie zwei autonome Tageskliniken und war maßgeblich am Aufbau der gemeindepsychiatrischen Verbundarbeit eines Landkreises beteiligt.

besinnt. Angesichts immer dirigistischerer Maßnahmen, von den verpflichtenden Vorsorgen über Test- und Impfpflichten bis hin zur Kriminalisierung Andersdenkender, wird das immer schwieriger.

Wir haben uns in fast allen Lebensbereichen, so auch in der medizinischen Alltagspraxis, daran gewöhnt, dass es wichtiger ist, zu verwalten, zu dokumentieren und zu archivieren, als unseren Mitmenschen empathisch und helfend zu begegnen und sich die Ergebnisse unseres Handelns anzuschauen. In der Corona-Krise ist dies besonders deutlich geworden. Der Titel von Gertraude Ralles Buch „Damit Krankheit nicht heillos verwaltet wird“ deutet schon im Titel die Misere an: Krankheit wird Heil-los verwaltet, von Heilung ist nicht die Rede, sondern von verwalten,von managen, wie es etwa der Begriff „Disease Management Programm“ verschriftlicht.

Die Medizin ist zum Spielball eines durchkommerzialisierten Kampfes von Interessenvertreter:innen und Lobbyist:innen geworden. Der Begriff „Gesundheitswirtschaft“ und seine Bedeutung als stetig wachsender Markt zeigen das deutlich. Nutzer:innen des Gesundheitsbetriebes, seien es Patient:innen oder Gesunde, die das breite Angebot an Vorsorgen und von der Krankenkasse finanzierten oder als individuelle Gesundheitsleistung selbst bezahlten „Leistungen“ von „Leistungserbringern“ in Anspruch nehmen, sind nicht nur Kund:innen, sondern gleichzeitig die Ware selbst. Um diese Ware nicht zu verlieren, darf Sterben kein Thema sein. Die letzten Lebenstage sind gleichzeitig die teuersten.

Dr. Gertraude Ralle, geboren 1940, hat, aufgewachsen in der DDR, über 60 Jahre lang die Gesundheitspolitik im geteilten und dann wiedervereinigten Deutschland erlebt und aktiv mitgestaltet. Sie kennt die Gesundheitswesen beider gegensätzlichen politischen und ökonomischen Systeme. In der DDR war sie als Hilfspflegekraft, Medizinstudentin, Allgemeinärztin, Fachärztin, Dozentin in Krankenhäusern, Ambulatorien, Pflegeheimen, Kinderheimen und Betrieben tätig. 1983 kam sie in die Bundesrepublik, wo sie sich erneut um eine Anerkennung als Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie bemühte. Sie versuchte, die starren Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Me-

Ralle bleibt nicht dabei stehen, Miseren zu beklagen, sie gibt in ihrem Buch Antworten. Für die notwendigen Reformen braucht es aber den Mut, die gegenwärtigen Interessenlagen offenzulegen und anzugehen. Es braucht vor allem den Willen zur Änderung, und die Überzeugung, dass es nicht am reichlich vorhandenen Geld liegt. Der Wunsch nach Gesundheit, hohes Gut aller Menschen, darf nicht missbraucht und gewissenlosen Machtspielen geopfert werden. Die Qualität eines Gesundheitswesens kann nicht rein quantitativ an Leistungsmengen oder Geldausgaben, auch nicht nur an der Lebenserwartung, gemessen werden. Zwei Drittel der gesundheitsfördernden Faktoren sind nicht medizinischer Natur. Gesundheit an sich ist nicht teuer, wohl aber unsere Gesundheitswirtschaft.

Ralle schreibt sehr verständlich mit eindrücklichen Beispielen, etwa wenn sie gegenüberstellt, dass bei den Gesundheitsausgaben der Krankenkassen statistisch sieben Euro für Diagnostik einem Euro für die Therapie gegenüberstehen: „In den Alltag einer Hausfrau übersetzt, bedeutet das, dass sie sieben Stunden prüft, wo wie viel und welcher Dreck liegt, und wie man ihn am effektivsten beseitigen kann, um dann eine Stunde zu putzen.“ (S. 154)

Es muss nachdenklich stimmen, dass viele Gesundheitsbewegungen ihren Ursprung außerhalb der etablierten Gesundheitsversorgung genommen haben, etwa die Hospizbewegung. Dass auch sie heute vom Markt vereinnahmt wird, indem auch die Palliativversorgung als lukratives Feld betrachtet wird, mit der ethischen Falle, dass man doch Sterbenden nicht das Teuerste und Beste verweigern kann, ist traurig. Der Rezensent sieht keine Möglichkeit, dass sich das, von den Patient:innen abgesehen, für alle Beteiligten „gut“ funktionierende System von innen reformiert.

Die Menschen, eingelullt von den vorgespiegelten fantastischen Möglichkeiten der modernen Medizin, die die Medien nimmermüde wiederholen, müssen aufstehen und sich so lange diesem System verweigern, bis es sich auf seine Gebote, etwa das Nicht-Schadens-Gebot oder die Stärkung der Selbstheilungskräfte, zurück-

Robyn L. Gobin

Dr. Stephan Heinrich Nolte, Marburg

Das kleine Buch der Selbstfürsorge

Ü ber Selbstfürsorge wurde schon einiges publiziert. In diesem kleinen Band beschreibt die Autorin, eine US-amerikanische Psychotherapeutin, wie die Leser:innen selbst eigenaktiv Selbstfürsorge in ihr Leben integrieren können. Gleich zu Beginn macht sie deutlich, dass Selbstfürsorge häufig mit Verwöhnstrategien gleichgesetzt wird. In ihrem Buch gehe es jedoch um „eine viel substanziellere und ganzheitliche Angelegenheit“.

Das Buch ist in acht Kapitel gegliedert. Neben der Einführung und einem Schlusskapitel beschäftigt sich die Autorin mit den sechs grundlegenden Dimensionen des Wohlbefindens, wie diese vom USamerikanischen National Wellness Institute beschrieben werden: der körperlichen, sozialen, geistigen, beruflichen, spirituellen und emotionalen Dimension. Jedes Kapitel beginnt sie mit der Beschreibung der jeweiligen Dimension, um dann viele praktische Hinweise sowie Handlungsanleitungen mit konkreten Ideen zur Umsetzung zu geben.

Sie macht immer wieder deutlich, dass diese Tipps Möglichkeiten darstellen, mit denen die Leser:innen, an die sie sich in persönlicher Sprache richtet, experimentieren und schauen können, wie die je-

96 Buchbesprechungen Dr. med. Mabuse 255 1. Quartal 2022
Plädoyer für ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen
Büchner, Marburg 2021, 222 S., 24 Euro
Mit Stress umgehen lernen, Ängste reduzieren und Wohlbefinden fördern

weilige Maßnahme hilft. Vieles davon ist größtenteils umsetzbar, benötigt jedoch schon ein gewisses Maß an Selbstdisziplin, denn es bedeutet, die Komfortzone zu verlassen. Daher sind sicher die beschriebenen Ideen am Besten in einer professionellen Begleitung umzusetzen. Dennoch gibt die Lektüre viele Anregungen, sich zu überprüfen und Neues auszuprobieren, um damit Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.

Auch wenn es sich primär um ein Selbsthilfebuch handelt, konnte ich Inhalte in meiner beraterischen Tätigkeit nutzen. Der Band ist leicht zu lesen, erfrischend und ermunternd. Auch wenn viele der Inhalte bereits an anderen Stellen beschrieben sind, ist die Struktur, Komprimierung und lebhafte Erzählweise auf alle Fälle lesenswert.

Christiane Kreis, systemische Supervisorin, Frankfurt am Main

der Corona-Pandemie verfasst. Auf dünnes Eis deswegen, weil Historiker:innen bekanntlich bei der Einordnung aktueller Geschehnisse etwas zurückhaltend sind. Niemand ist sich dem aber mehr bewusst als der Autor selbst, der zu Recht anmerkt, dass Geschichte auch immer Gegenwart ist. Er ordnet die Geschehnisse der vergangenen zwei Jahre ein und nimmt sie zum Anlass, sich auf eine historische Spurensuche zu begeben. Dabei ist er nicht so sehr an medizinischen Entwicklungen wie der Suche nach Heilungsmöglichkeiten oderder Erforschung des Erregers interessiert, vielmehr geht es ihm um die Auswirkungen der Pandemie auf das gesellschaftliche Zusammenleben.

Helmut Schaaf Psychotherapie bei Schwindelerkrankungen

Junfermann, Paderborn 2021, 144 S., 18 Euro

In zehn kurzweilig geschriebenen Kapiteln durchleuchtet der Autor die Corona-Entwicklungen seit dem Ausbruch der Pandemie in Wuhan bis zum Sommer 2021. Im Fokus steht dabei die Frage, wie die deutsche Gesellschaft mit der Pandemie umgegangen ist. Ausgehend von den aktuellen Entwicklungen werden dabei immer wieder schlaglichtartig historische Rückblicke in die Seuchengeschichte unternommen, um die Gegenwart besser verstehen zu können. „Lockdown“, „Maskenpflicht“ und „Querdenker“ sind dabei nur einige Themen, die behandelt werden.

„ ... ein schlankes, kleines Buch von einem durch seinen Beruf und eigenen Erfahrungen mit der Menière-Krankheit motivierten Autor ... Fazit: Empfehlenswert für alle, die sich beim Schwindelpatienten auch etwas „schwindlig“ fühlen. Sie werden Klarheit finden und für die speziellen Probelme des Schwindelbetroffenen sensibilisiert. (Deutsches Ärzteblatt)

„Jedem psychotherapeutisch tätigen Arzt oder Psychologen zu empfehlen“

Eine Gesellschaftsgeschichte der Coronapandemie

D ie Corona-Pandemie ist in unserer heutigen Zeit allgegenwärtig und durchdringt wohl jeden Lebensbereich. Sie setzte im öffentlichen Diskurs nicht zuletzt auch ein ungebrochenes Interesse an Fragen der Medizingeschichte in Gang. Historiker:innen waren in den vergangenen beiden Jahren beinahe täglich zu Gast in politischen Talkshows und gefragte Interviewpartner:innen großer deutscher Tageszeitungen. Sie berichteten etwa über Quarantänemaßnahmen zu Zeiten der Pest oder erste Versuche mit Impfungen gegenPocken.

Der Münsteraner Historiker Malte Thießen hat sich nun bewusst auf dünnes Eis begeben und eine Gesellschaftsgeschichte

Ein zentrales Kapitel der Studie ist das Kapitel „Anfänge“, in welchem der Autor der Frage nachgeht, warum „wir“ nach den ersten Meldungen aus Wuhan nur zögerlich reagiert haben. Hierfür bietet Thießen überzeugend zwei Erklärungen, die immer wieder in den folgenden Kapiteln aufgegriffen werden. Als ersten Grund verweist er auf das „Othering“, welches seit Jahrhunderten als eine gängige Praxis im Umgang mit Seuchen gilt. Vereinfacht gesagt, sind es immer „die anderen“, die von solchen Krankheiten betroffen sind. Zu Beginn galt daher Corona als eine chinesische, allemal asiatische Krankheit. Europa schien weit entfernt. Als zweite Erklärung führt Thießen an, dass „wir“ uns derzeit in einem „Zeitalter der Sicherheit“ befinden. Obwohl Seuchen immer wieder ausbrechen, waren ihre Auswirkungen in den vergangenen Jahrzehnten überschaubar. Insbesondere bei den Pandemien der jüngeren Vergangenheit – SARS oder Schweinegrippe – machte sich schnell das Gefühl breit, es gehe schon alles gut.

Malte Thießen macht mit diesem Buch deutlich, wie gewinnbringend eine historische Auseinandersetzung auch mit ak-

Helmut Schaaf

Gleichgewicht und Schwindel Wie Körper und Seele wieder auf die Beine kommen. Eine psychosomatische Hilfestellung für Betroffene. Aus der Erfahrung von 20 Jahren stellt der leitende Oberarzt der Gleichgewichtsambulanz Hesse(n) die Grundlagen des Gleichgewichts von Körper und Seele vor. Ein hilfreiches Buch sowohl für Betroffene als auch für Ärzte und Therapeuten.

„Die Stärke dieses Buches ist, grundlegende Sachverhalte so darzustellen, dass auch Betroffene Zusammenhänge verstehen können, ohne dass Experten gelangweilt würden.”

med. Mabuse

Buchbesprechungen 97 Dr. med. Mabuse 255 1. Quartal 2022 www.asanger.de
(HNO-Nachrichten) ISBN 978-3-89334-609-7 4. erweiterte Auflage, 184 S., 19,50 E.
(Dr.
201/2013) ISBN 978-89334-611-0 7. aktualisierte Auflage, geb., 192 S., 19,50 E .

tuellen Entwicklungen sein kann. Die Lektüre dieses Buches hilft den Zeitzeug:innen selbst sehr dabei, etwas Abstand zu den Geschehnissen der vergangenen Zeit zu gewinnen und einmal darüber zu reflektieren. Der ein oder andere mag einwenden, die Corona-Pandemie sei ja noch nicht vorbei und daher sei die Halbwertszeit dieses Werkes nicht von großer Dauer. Demjenigen muss man entgegnen, dass es auch gar nicht das Ziel des Buches ist, die Corona-Pandemie abschließend zu beurteilen. Vielmehr geht es darum, den Umgang mit der Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 darzustellen und dadurch etwas über die deutsche Gesellschaft dieser Jahre zu erfahren. Daher wird diese Darstellung auch in einigen Jahren noch von großer Wichtigkeit sein.

weiteren über 100 Seiten (!) Literaturanhang liefert der Autor eine eindrucksvolle Studie, die nicht nur die Geschichte der DGSP und der Sozialpsychiatrie darstellt, „sondern auch in die jeweilige sozio-ökonomische und kulturelle Entwicklung (West)Deutschlands, insbesondere in die Entwicklung des deutschen Sozialstaates, des Gesundheitssystems und der Psychiatrie- und Behindertenpolitik“ einordnet.

Beginnend mit der Psychiatrie in der Nachkriegszeit und der Gründung der DGSP am 19. Dezember 1970 widmen sich die Kapitel jeweils einem Jahrzehnt bis zum Jahr 2020. Sie sind unterteilt in einen Abschnitt zur politischen Geschichte, dem sich ein Überblick zur Sozial-, Behinderten- und Gesundheitspolitik anschließt. Darauf folgen ausführliche Darstellungen zur Entwicklung der Psychiatrie und der DGSP in diesem Zeitraum.

Die DGSP setzt sich nach eigenem Selbstverständnis als unabhängiger, berufs- und expertenübergreifender Fachverband für die Weiterentwicklung und Verbesserung menschenrechtsbasierter Hilfsangebote für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ein und war dabei – das macht die Darstellung deutlich – der Treiber der Psychiatriereform in der Bundesrepublik.

Psychiatriereform in der Bundesrepublik Deutschland

Eine Chronik der Sozialpsychiatrie und ihres Verbandes – der DGSP

I m Jahr 2020 beging die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) ihr 50-jähriges Gründungsjubiläum. Auf einer pandemiebedingt online durchgeführten Festveranstaltung hielt Christian Reumschüssel-Wienert einen Vortrag zur Geschichte der DGSP.

Wie man im Vorwort seines Buches „Psychiatriereform in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Chronik der Sozialpsychiatrie und ihres Verbandes – der DGSP“ erfahren kann, arbeitete er zu dieser Zeit schon an einer umfassenden Darstellung, die mit dem Begriff der „Chronik“ eigentlich nur unzureichend charakterisiert ist. Denn dieses Buch will und kann viel mehr. Auf 350 eng beschriebenen Seiten und

Im Vorwort betont Christian Reumschüssel-Wienert seine lange Verbundenheit mit der DGSP, die er in ehrenamtlichen Funktionen, unter anderem als engagiertes Mitglied des Vorstandes und verschiedener Fachausschüsse, mitgeprägt hat. Aus dieser Rolle des Zeitzeugen, Akteurs und intimen Kenners des Verbandes und mit dem Handwerkszeug des Soziologen und Sozialwirts beschreibt und bewertet der Autor theoriebasiert, quellensicher und meinungsstark die Diskussionsprozesse in der DSGP als Reflex auf die gesellschaftlichen und fachpolitischen Entwicklungen und im Hinblick auf ihre Impulse für die Psychiatriereform in der Bundesrepublik. Dabei würdigt er prägende Persönlichkeiten wie Ursula Plog, Klaus Dörner, Heiner Keupp, Asmus Finzen oder Hilde Schädle-Deininger (um nur einige wenige Namen zu nennen). Eng mit diesen Personen verbunden war das Ringen zwischen den „Pragmatikern und kritischen Kritikern“ (M. Bauer) bei der Positionierung zu den Ergebnissen und Konsequenzen der Psychiatrie-Enquete und des Modellprogramms, zur Zukunft

der Großkrankenhäuser (Auflösungsbeschluss, 1979), zu den Auswirkungen der Ökonomisierung oder der Beziehung zwischen Therapeut:innen und Patient:innen („neue Einfachheit“). Auch bei der Geburt und Verbreitung der Idee der Psychoseseminare (Dorothea Buck und Thomas Bock), der Etablierung von Beschwerdestellen und der Unterstützung psychopharmakakritischer Ansätze (V. Aderhold) entfaltete die DGSP eine nachhaltige Wirkung auf die Fachwelt.

Nachdem die DGSP in den ersten 20 Jahren ihres Bestehens „die unbedingte Führerschaft“ in der Sozialpsychiatrie Westdeutschlands übernommen und zur Etablierung einer ausdifferenzierten sozial- und gemeindespsychiatrischen Landschaft beigetragen hatte, büßte sie, so die Einschätzung des Autors, ihr Alleinstellungsmerkmal „Sozialpsychiatrie“ ein. Aus diesem Erfolg heraus erwuchs die „Konkurrenz“: neue Akteure und Organisationen wie etwa die Aktion Psychisch Kranke (APK). Doch dass die DGSP bei Themen wie Teilhabe, Inklusion und Menschenrechten, bei der Zukunft des Maßregelvollzugs, der Flüchtlingspolitik und nicht zuletzt bei der Frage der „Zukunft der Sozialpsychiatrie“ auch weiterhin ein gewichtiges Wort mitzureden hat, davon ist der Autor überzeugt.

Die sehr lesenswerte Studie von Christian Reumschüssel-Wienert dokumentiert daher nicht nur die Geschichte eines Verbandes, der die bundesdeutsche Psychiatriereform geprägt hat, sondern formuliert für die DGSP und die Sozialpsychiatrie die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte.

transcript, Bielefeld 2021, 458 S., 45 Euro

98 Buchbesprechungen Dr. med. Mabuse 255 1. Quartal 2022
Campus, Frankfurt am Main 2021, 222 S., 24,95 Euro Christian Reumschüssel-Wienert

Es geht vielmehr darum, eine Haltung zu finden, die es uns erlaubt, die Begegnungsangebote des Anderen und die darin zum Ausdruck kommenden Bedürfnisse zu ‚lesen‘ und im Gegensatz selbst für unser Gegenüber lesbar zu sein“, schreibt Sebastian Kraus in dem einleitenden Kapitel „In Begegnungen lernen“. In diesem Buch wird deutlich, wie wichtig es für Begegnungen mit Menschen mit Demenz ist, immer wieder neu zu lernen, diese Interaktionen verstehend zu gestalten. Der Altenpfleger mit gerontopsychiatrischer Qualifikation bezeichnet seine Herangehensweise als begegnungsorientierten Ansatz und entfaltet diesen in mehreren Abschnitten zu verschiedenen Themenkreisen wie psychische und physische Grundbedürfnisse, Nähe und Distanz oder Identität und Erinnerung. Zunächst spricht er von den drei Vs als Grundlage für ein situatives Verstehen und als Voraussetzung einer dialogischen Begegnung: „1. Verhalten hat immer einen Sinn, 2. Verhalten ist Ausdruck von Bedürfnissen und 3. Verhalten ist Kommunikation“.

Im Folgenden entfaltet der Autor seine Annahmen, wobei er von drei basalen, psychischen Bedürfnissen ausgeht, nämlich Alltagsnormalität, emotionale Zuwendung und Identität, die er auf der Basis von jeweils drei Begriffen inhaltlich füllt. Die psychischen Grundbedürfnisse werden ergänzt durch drei physische Bedürfniskomplexe: Ruhe und Bewegung, Nahrung und Flüssigkeit sowie Wärme und Berührung.

Damit ist die Basis gelegt für die weiteren konkretisierenden Erläuterungen. Diese werden bereichert mit zahlreichen Fallbeispielen, die die theoretischen Ausführungen lebensnah werden lassen. Zudem stellen sie den Praxisbezug her und geben Ideen für Begegnungssituationen mit Menschen mit Demenz. Beides, Theorie und Praxis, greife ineinander, schreibt Kraus: „Das Theoretische wird im eigenen Handeln praktisch und unsere praktische Erfahrung in der kritischen Reflexion und Bewertung Teil der Theorie.“

Wie bedeutsam diese kritischen Reflexionen in sogenannten situativen Verken-

nungen sind, wird im Kapitel „Grenzsituationen“ erörtert.

In einem weiteren Abschnitt mit der Überschrift „Das nicht Planbare planen“ nimmt der Autor auch Stellung zu den Rahmenbedingungen der beruflichen Pflege. In diesem Kontext schreibt er: „Es fällt auf, dass im Rahmen der derzeitigen Aufnahmeroutine in den Pflegeeinrichtungen zwar versucht wird, die vorhandenen gesundheitlichen Risiken der dort einziehenden Menschen festzustellen, die konkreten Bedürfnisse der dort lebenden Menschen aber werden in der Regel indes weder bei deren Einzug noch zu einem späteren Zeitpunkt erfasst.“ Er benennt weitere Mängel und zeigt sinnhafte Veränderungen auf. Dies gilt ebenso für den Beitrag zur Begegnung mit Angehörigen. Im abschließenden Kapitel zum Thema „Leitbild und soziale Praxis“ kommt Kraus zu dem Schluss, dass für die Realisierung des begegnungsorientierten Ansatzes drei Faktoren zusammenwirken müssen: die Rahmenbedingungen des Kontextes des Sozialwesens und institutionelle Leitvorstellungen sowie eben auch die Haltung der Pflegenden und Betreuenden im Sinne „innerer“ Leitbilder.

Leider lässt das Buch einen Hinweis zum Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ vermissen. Dies erstaunt umso mehr,da die Ausführungen von Kraus viele Impulse zur praktischen Umsetzung dieses Expertenstandards geben. Wenngleich das Buch wohl für Fachpersonen geschrieben wurde, ist es auch für Laien gut lesbar und durchaus geeignet für Angehörige von Demenzbetroffenen und für in der Betreuung tätige Menschen.

Uta Bornschein, Krankenschwester, Pflegeexpertin, Kinaesthetics-Trainerin, Ostfildern

Eine Psychoundedukation Bilanz

Die Autoren beschreiben eine Vielzahl verhaltenstherapeutischer Methoden für die Behandlung von Essstörungen, die sie in langjähriger praktischer Erfahrung entwickelt, erprobt und zusammengestellt haben.

2022, 263 Seiten, broschiert, € 39,95 ISBN 978-3-7799-6500-8

Basiswissen für Nichtmediziner _innen

Die Komplexität des Zusammenhangs von seelischen, psychischen Prozessen und der Funktion des Gehirns entzieht sich oft unserem Verständnishorizont und es fehlen die notwendigen Grundinformationen, um die Befunde und ihre Bedeutung zu verstehen. Dieses Buch vermittelt das nötige Fachwissen auf verständliche Weise und erleichtert damit eine angemessene Hilfeplanung.

2., erweiterte und überarbeitete Auflage 2022, 282 Seiten, broschiert, € 19,95 ISBN 978-3-7799-3171-3

www.juventa.de

Buchbesprechungen 99 Dr. med. Mabuse 255 1. Quartal 2022
Kohlhammer, Stuttgart 2019, 197 S., 29 Euro Sebastian Kraus
Der begegnungsorientierte Ansatz bei Menschen mit Demenz Wahrnehmen, erkennen, begegnen

Psychosozial-Verlag

»Viele Jahrzehnte lang war ihr Schicksal vergessen. Doch seit einigen Jahren wird ihre Stimme immer lauter: die Stimme der Verschickungskinder. Seit Anja Röhl, selbst ein ehemaliges Verschickungskind, sich tagtäglich um deren Leid kümmert. Tausende Berichte ehemaliger Kurkinder hat sie inzwischen gesammelt.«

Ulrich Neumann und Philipp Reichert, Report Mainz, November 2021

plex und jedenfalls nur aktuell und auf konkrete Entscheidungen bezogen.

Anja Röhl hat mit Verschickungskindern gesprochen und 23 ihrer Erzählungen aufgeschrieben. Sie gibt damit den Menschen eine Stimme, denen als Kind nicht zugehört wurde. Ihre Geschichten sind detailreich, unsentimental und intensiv, sie bestechen durch ihre Unmittelbarkeit.

Das Buch geht wesentlich hervor aus Referaten einer Tagung im Frühjahr 2019 im schweizerischen Kanton Sankt Gallen. Die neun Beiträge beschäftigen sich entsprechend der beruflichen Qualifikation der Referent:innen mit ethischen, theologischen, medizinischen, soziologischen und juristischen Aspekten. Schon im Vorwort weist der Herausgeber darauf hin, dass die Praxis des assistierten Suizids in der Schweiz kantonal unterschiedlich ist. Dies ist auch ein Hinweis an die deutsche Leserschaft, um nicht verallgemeinernd von der liberalen Schweizer Praxis zu sprechen.

Ich versuche, die 230 Seiten in einigen wenigen Statements ansatzweise und beispielhaft inhaltlich zu veranschaulichen: — Der assistierte Suizid hat in der Schweiz in den vergangenen 15 Jahren stark (exponentiell) zugenommen; Vereine wie Dignitas, Exit und Exit international oder lifecircle haben sich gebildet, um den Suizidwilligen beizustehen; auch Suizidwillige aus dem Ausland wenden sich an diese Institutionen. Die zunehmende Nachfrage soll nicht geächtet oder fehlinterpretiert werden; der nachhaltige, wohlerwogene und eigenständige Wunsch nach Suizidassistenz von Patient:innen kann von Ärzt:innen akzeptiert und ihm entsprochen werden, aber er darf nicht von ihnen gefordert werden.

— Sterbewünsche und gegebenenfalls Sterbehilfewünsche sollen grundsätzlich thematisiert werden. Eine Suizidassistenz kannerst durch die nachhaltige, autonome Willensbekundung im Gespräch verständlich werden und erlaubt sein.

— Die Zahl der Suizide alter Menschen ist auffallend hoch und weist unter anderem darauf hin, dass Alt- und Älterwerden gesellschaftlich negativ konnotiert wird. Der natürliche Sterbeprozess sollte auch gemeinsam mit dem sozialen Umfeld in einem positiven Licht betrachtet werden. —Begriffe wie Autonomie und Würde sind auch in ihrer gegenseitigen Bedingtheit und im Zusammenhang mit unterschiedlicher Betroffenheit zu sehen und zu klären. Religiöse und spirituelle Aspekte gehören zum Sinnerleben vieler Menschen und stellen damit auch Rahmenbedingungen dar.

— Drei Voraussetzungen für die straflose nicht-ärztliche Suizidbeihilfe: keine selbstsüchtigen Gründe; nur Hilfe zum Suizid, keine Tatherrschaft; Urteilsfähigkeit des Suizidenten. Für die ärztliche Suizidbeihilfe gelten fünf strengere gesetzliche Voraussetzungen und standesrechtliche Einschränkungen. Die deutsche Rechtsprechung hat sich durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Februar 2020 im Sinne der Autonomie der Selbsttötungsentscheidung radikal liberalisiert. Die politisch gesetzgeberische Gestaltung steht allerdings noch aus.

Anja Röhl zeigt, welches System hinter den Kinderkuren stand, und geht möglichen Ursachen für die dort herrschende Gewalt nach. Das Buch ist ein erster großer Schritt zur Aufarbeitung eines bisher unerforschten Bereichs westdeutscher Nachkriegsgeschichte und zur Anerkennung des Leids Be-

— Die Substanz Natrium-Pentobarbital kann nur von Ärzt:innen verschrieben werden, insofern ist eine Demedikalisierung der Suizidhilfe zu bedenken oder zu fördern, etwa indem die erforderlichen Mittel auf anderem Weg bereitgestellt werden können.

— Sterbehilfe darf Menschen mit psychischen Krankheiten nicht verwehrt werden.Diese sind entsprechend der UN-Behindertenrechtskonvention anderen Menschen oder anderen Kranken gleichzustellen; der Annahme, der Suizidwunsch sei per se pathologisch, ist zu widersprechen. Der psychisch Erkrankte ist auch nicht grundsätzlich nicht urteilsfähig. Die Urteilsfähigkeit muss unabhängig und nicht diskriminierend geprüft werden. Die Bestimmung der Urteilsfähigkeit ist kom-

Die Fallschilderungen konkretisieren sehr berührend und glaubwürdig die auch aus der Praxis der Autor:innen gewonnenen Erkenntnisse. Sie zeigen auch, wie individuell und unterschiedlich ein jeder Tod, ein jeder Suizid und eine jede Suizidassistenz, aber auch die mögliche Krisenbewältigung betrachtet werden müssen.

Das Buch besticht durch eine Fülle wichtiger grundsätzlicher Gedanken und Argumente und es ist mithilfe des ausführlichen Sachwortverzeichnisses eine große Arbeits- und Orientierungshilfe bei dem notwendig umstrittenen Thema.

100 Buchbesprechungen Dr. med. Mabuse 255 1. Quartal 2022
Assistierter Suizid für psychisch Erkrankte Herausforderung für die Psychiatrie und Psychotherapie
2021, 232 S., 34,95 Euro
305 Seiten • Broschur • € 29,90 • ISBN 978-3-8379-3053-5
228 Seiten • Gebunden • € 24,90 • ISBN 978-3-8379-3117-4 Walltorstr. 10 · 35390 Gießen Tel. 0641-969978-18 · Fax 0641-969978-19 · bestellung@psychosozial-verlag.de www.psychosozial-verlag.de
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Sich selbst wertschätzen und gleichzeitig Sorgearbeit leisten zu können, das ist nach meiner Erfahrung die Basis für Zufriedenheit in der Pflegetätigkeit. Die hier vorliegende Promotionsarbeit setzt sich speziell mit den Herausforderungen und Bedingungen der ambulanten beruflichen Pflege auseinander. Die Idee der Fürsorge und der schützenden Selbstsorge werden intensiv und mit vielen praktischen Einblicken erarbeitet. Die aus dem täglichen Leben in der Pflege entstehenden Sorgekonflikte werden ausgesprochen praxisnah beschrieben und theoretisch beleuchtet. In markanten Kernaussagen werden Probleme aufgezeigt: „Dennoch ist Sorgearbeit, egal ob im Privaten oder als Beruf zumeist unsichtbar und wenig wertgeschätzt.“ (S. 95)

Mit Einführung der Pflegeversicherung 1995 wurde auch in der Pflege älterer Menschen der kommerzielle Gedanke verstärkt einbezogen. Der Text beschreibt punktgenau die zentralen Probleme, die daraus entstehen: „Den prägenden Einfluss der Marktlogiken auf die ambulantePflege verdeutlicht der Blick in das Arbeitsfeld: An isolierten Verrichtungen ausgerichtete Arbeitsaufträge in Arbeitsteilung von Pflegefachpersonen und Pflegehelfer*innen, niedrige Löhne, hoher Teilzeitanteil und Schicht- und Teildienste dominieren. Der Frauenanteil ist in der ambulanten Pflege sogar noch höher als in anderen Pflegesettings.“ (S. 64)

Frau Schniering setzt sich intensiv mit dem Spannungsfeld zwischen den notwendigen Sorgeherausforderungen und der Ökonomisierung der Pflegearbeit auseinander. „Die hier beklagte Standardisierung setzt Kalkulierbarkeit von Handlungen voraus. [...] In der zunehmenden Kontrolle und umfassenden Rationalisierung der Pflegearbeit nach Maßgabe zeitlicher Effizienzkriterien zeigt sich die Tendenz, Prinzipien des Taylorismus aus der Industriearbeit zu importieren. [...] Gesetzliche Vorgaben und sachfremde Interessen sind für die Pflege heute bestimmender als originär pflegerische Themen.“

(S.274) Beeindruckend scharf werden die Probleme hier erfasst.

In einer ungewöhnlich tiefen und qualitativ spannenden Literaturrecherche werden viele Ideen zum Thema aufgegriffen und speziell auf das Thema der ambulanten Pflege ausgerichtet. Gerade dieser ambulante Ansatz ist in der Fachliteratur eher selten und bekommt über diese Arbeit ein angemessenes Gewicht.

„Fürsorge, Autonomie der zu pflegenden Menschen und Selbstsorge der Pflegenden bilden damit moralische Prinzipien, die in der Pflege gleichwertig zum Tragen kommen müssen.“ (S.19) Das kann als Zusammenfassung der Idee erfasst werden. In einer breit angelegten Befragung über episodische Interviews von beruflich Pflegenden und einem intensiven Dialog zur Sorgearbeit werden nun einzelne Felder genauer analysiert und bewertet.

Die Idee der „Zerrissenheit“ bei der Arbeit oder die Theorie der „Resonanz“ (H. Rosa) bieten eine beeindruckende Basis für den Umgang mit Sorgekonflikten in der Pflegearbeit. Die „Zerrissenheit“ wird präzise erfasst: „Pflegende sind fortwährend gefordert, sich bewusst oder unbewusst zwischen Fürsorge, Selbstsorge und Gerechtigkeit zu positionieren. Als zentral [...] hat sich die Zerrissenheit Pflegender in der beruflichen Pflegebeziehung zwischen persönlichem Involviertsein und Verdinglichung herausgestellt.“ (S. 172) Verdinglichung als Schutz, als Selbstsorge – ein in der Praxis realer Ansatz, bedenkt man die Situation im häuslichen Umfeld der pflegebedürftigen Menschen, die Einflussnahme der persönlichen, meist familiären Pflegepersonen sowie die extrem engen Leistungsbeschreibungen in den Pflegeverträgen.

„Die zu pflegenden Menschen richten vielfältige Erwartungen an die Pflegenden.“ (S.243) Da werden möglichst kostengünstige Leistungspakete „eingekauft“ und dann in der Praxis weit mehr an Leistung erwartet. Die abstrakte Logik einer „kleinen Morgentoilette“ in der Abgrenzung von eventuell notwendigen umfangreicheren Pflegemaßnahmen stellen Tag für Tag für die Pflegekräfte eine große Herausforderung dar. „Das enorme Maß an emotionaler Beteiligung, das zu pflegende Menschen von Pflegenden einfordern, zeigt sich in Äußerungen wie du bist meine allerbeste Mama, die an die Pflegenden adressiert werden und Ausdruck der en-

gen Bindung aber auch der enormen Verantwortungsübertragung von zu pflegenden Menschen auf Pflegende sind.“ (S. 243)

Im Schlussabschnitt der Arbeit geht die Autorin umfassend auf Forderungen an die Politik, die Kassen und „uns alle“ ein. „Eine Auflösung der Zerrissenheit Pflegender kann [...] nur auf systemischer und gesellschaftlicher Ebene langfristig gelingen, indem Verhältnisse geschaffen werden, die pflegende und zu pflegende Menschen anerkennen und damit auch ihre wechselseitige Anerkennung nachhaltig ermöglichen. Individuelle Lösungsversuche der Anerkennungsvergessenheit, das zeigen die Ergebnisse dieser Studie, sind dagegen nicht dauerhaft erfolgreich.“ (S. 269) Sie positioniert die Idee von Primary Nursing und dem im Quartier verankerten Buurtzorg-Modell und empfiehlt eindringlich, dass Pflegenden substanzielle Entscheidungskompetenzen überlassen werden. Die beschriebenen „Schutzreaktionen“ der Pflegenden im Selbstsorgekonflikt sind kurzfristig für die Betroffenen eine Lösung, langfristig jedoch eine untragbare Last, die mit der Aufgabe des Berufes und der eigenen Ideale sowie psychischen Belastungen einhergehen.

Ich bin beeindruckt von der Komplexität der bearbeiteten Ideen und praktischen Bezüge dieser Promotionsarbeit. Manche Texte muss ich mehrfach lesen und durchdenken. Manche Aussagen und Theorien haben mich neugierig auf vertiefende Texte gemacht. Auf jeden Fall hat Frau Schniering mich auf eine abenteuerliche Reise durch die Herausforderungen der ambulanten Pflege mitgenommen. Das Ergebnis ist eine tolle Grundlage für den politischen Dialog auf allen Ebenen und für die eigene Reflektion der Pflegearbeit in der ambulanten Unterstützungsarbeit.

98 Buchbesprechungen Dr. med. Mabuse 256 2. Quartal 2022
Stefanie Schniering Sorge und Sorgekonflikte in der ambulanten Pflege
Eine empirisch begründete Theorie der Zerrissenheit
Nomos, Baden-Baden 2021, 317 S., 64 Euro

Drei Generationen Hebammenalltag

Wandel der Gebärkultur in Deutschland

Ärztinnen und Ärzte sind verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass bei einer Geburt eine Hebamme zugezogen wird“ – so heißt es im §4 Abs. 3 des deutschen Hebammengesetzes. Damit soll gewährleistet werden, dass in Deutschland keine Frau ihr Kind ohne die Hilfe einer Hebamme bekommen muss. Die Aufgaben der Hebammen, nämlich die Begleitung von Frauen während der Schwangerschaft und der Geburt sowie die Nachsorge bei Mutter und Kind, haben eine lange Tradition, veränderten sich jedoch auch immer mit wechselnden Rahmenbedingungen.

Marita Metz-Becker betrachtet diese Veränderungen vor einem ethnologischen und kulturwissenschaftlichen Hintergrund. Anhand von 30 narrativen Interviews mit Hebammen (25), Müttern (3) und Expert:innen (2) arbeitet sie heraus, wie sich die Arbeit seit den 1960er-Jahren in Westdeutschland verändert hat. Ziel der Analyse ist es, einen Einblick in die persönlichen Erfahrungen der Befragten zu bekommen und diese kontextuell zu verorten. Die Interviews wurden zum einen Teil in den Jahren 2015/2016 von Studierenden der Ethnologie und zum anderen Teil 2018 von ihr selbst geführt.

Das Buch beginnt zunächst mit einem Kapitel zur Geschichte des Hebammenberufs im 19. Jahrhundert; ein Kapitel zum Hebammenberuf in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schließt sich an. Die weiteren Kapitel thematisieren die Erfahrungen der Befragten. Zwei weitere Kapitel, nämlich die Diskussion um die sichere Geburt sowie verbandspolitische Forderungen, greifen aktuellere Diskurse zu den Rahmenbedingungen auf. Im Epilog fasst die Autorin ihre Analyseergebnisse zusammen.

Die ältesten der befragten Hebammen sind Ende der 1920er-Jahre geboren, die jüngsten Befragten in den 1990er-Jahren. Das Buch deckt die Erfahrungen seit den 1960er-Jahren ab. Wie im Titel des Buches erkennbar, handelt es sich hier um die Veränderungen des Berufs von drei Generationen. Während in den 1950er-Jahren

die Hausgeburt der Normalfall war, verlagerte sich die Geburt in den 1960er-Jahren zunehmend in die Krankenhäuser. Nachdem Ende der 1960er-Jahre die Krankenkassen in Westdeutschland die Kosten für Krankenhausgeburten übernahmen, wurde die Klinikgeburt zum Normalfall, zunehmend standen jetzt auch technische Hilfsmittel im Vordergrund. Die Hausgeburt wurde zur Ausnahme und geriet erst in den 1980er-Jahren wieder in den Blick.

Die Veränderungen in der Berufsarbeit über die Jahrzehnte zeigen sich in den Interviews sehr deutlich. Zum Teil äußern sich die Frauen kritisch zu den Arbeitsbedingungen. Gerade auch die lange im Beruf tätigen Befragten sind stolz auf ihr Expertinnenwissen und berichten, wie sie darunter litten, nach dem Wechsel ins Krankenhaus nicht mehr selbstständig arbeiten zu können. Die im Krankenhaus übliche gleichzeitige Versorgung mehrerer Frauen wird ebenso problematisiert wie die Ausbildung angehender Hebammen, die die Praxis unter eher schlechten Ausbildungsbedingungen erleben.

Das Buch ist gut strukturiert und es macht auch Freude, es einfach beliebig aufzuschlagen und zu schmökern. Die Aussagen der Interviewten bilden in langen Auszügen das Gerüst des Buches, die Widersprüche, die Probleme, die Erfolge der befragten Frauen werden dadurch gut nachvollziehbar.

Der Anhang liefert weitere Details zu den befragten Frauen. Schade ist, dass die Studierenden, die immerhin 14 der Interviews durchgeführt und transkribiert haben, nicht namentlich im Anhang genannt sind. Das Buch eignet sich hervorragend für die Lehre zur Hebammengeschichte, kann aber auch allen anderen Interessierten empfohlen werden. Nicht zuletzt regt es geschichtlich Forschende der Gesundheitsberufe dazu an, Erfahrungen von Berufsangehörigen stärker zu berücksichtigen.

Mathilde Hackmann,

Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie, Hamburg

Mathias Jung Hundeliebe Vom Kopf bis zur Pfote

Der Mensch führt eine Art Weltkrieg gegen Tiere. Er massakriert sie in den Schlachthöfen. Aber er liebt sie auch. Darum geht es in diesem Büchlein: Um die Liebe zu unseren Seelengefährten auf vier Pfoten.

Frauen, Männer und Kinder berichten über Treue, Zärtlichkeit und Trauer im Leben und Sterben ihres unvergesslichen Hundes. Dankbar erkennen sie, was sie von ihm lernten.

176 Seiten, 12,80 Euro ISBN 978-3-89189-231-2

Psychosozial, Gießen

Buchbesprechungen 99 Dr. med. Mabuse 256 2. Quartal 2022
Ev.
2021, 291 S., 34,90 Euro www.emu-verlag.de

Unser Immunsystem

Wie es Bakterien, Viren & Co. abwehrt und wie wir es stärken

Seit Corona beschäftigen sich mit Krankheitserregern und deren Bekämpfungen nicht nur Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen, sondern zwangsläufig fast alle: Viren, Spike-Proteine, Antikörper, Inzidenzen, R-Werte, RNA-Impfstoffe, die STIKO und das RKI sind in aller Munde.

Da ist es folgerichtig, ein Buch für die Öffentlichkeit zu schreiben, welches das Immunsystem, das ubiquitäre Organ ohne festen Sitz im Körper, in verständlicher, geradezu einfacher Sprache beschreibt. Eingebettet wird dies geschickt in eine fiktive Rahmenerzählung, in der der junge Medizinstudent den Mitbewohnern seiner WG das Immunsystem erklärt.

Nicht nur das Immunsystem, sondern auch die gesamte Mikrobiologie wird in etwas saloppen Ton, mit zum Teil drastischen Beispielen, erläutert. Wichtige Botschaft ist die Komplexität der gesamten Mikroökologie, das Zusammenspiel von Erregern und Immunsystem für eine erfolgreiche Symbiose, für das Wohlergehen des ganzen Organismus. Nicht allein ein Erreger, sondern ein gestörtes Gleichgewicht macht die Krankheit, ein weiteres Bekenntnis zum zurückhaltenden Einsatz nicht nur von Antibiotika, sondern auch von Seifen und Desinfektionsmitteln – heute geradezu ein Tabubruch. Das Kapitel zu Corona ist von einer erfrischenden Unaufgeregtheit und entspricht dem, was Hendrik Streeck in den Medien äußert: Wir werden und können mit dem Virus leben. SARS-CoV-2 ist ein normaler, für die meisten Menschen ungefährlicher saisonaler Erreger von Atemwegserkrankungen.

Hendrik Streeck, aus den Medien gut bekannt, ist der Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn. Nach einem Studium in Berlin und Bonn war er Postdoc Fellow an der Harvard Medical School, Assistant Professor am Massachusetts General Hospital der Harvard Medical School und leitete eine Abteilung im US Military HIV Research Program. 2015 folgte er einem Ruf nach Essen, wo er den Lehrstuhl für medizinische Biologie übernahm und im selben Jahr das Institut für HIV-Forschung gründete. Im August 2020 wurde Streeck in die COVID-

19 Expert Group der InterAcademy Partnership (IAP) gewählt. Dass es der vielgefragte und -beschäftigte Experte geschafft hat, in diesen Zeiten das Buch nicht nur allgemeinverständlich zu schreiben, sondern eigenhändig noch mit vielen launiglustigen Illustrationen zu versehen, wird auch an der im Nachwort kurz erwähnten Co-Autorin Heike Wolter gelegen haben. Manche Überschriften sind sehr schlagwortartig, manche Formulierungen sind etwas drastisch und reißerisch, aber das Ergebnis, komplexe Zusammenhänge einfach und beispielhaft zu erklären, ist gelungen.

Ich selbst hatte schon während meines Studiums Mühe, das Immunsystem auch nur annähernd zu verstehen und ein gutes Lehrbuch der Immunologie zu finden. Seitdem hat sich das Wissen exponentiell vermehrt. So konnte ich dann aus diesem einfachen, schlicht illustrierten Büchlein auch noch etwas lernen; es sei durchaus nicht nur Laien, sondern allen Heilberufen, auch Medizinstudent:innen, als gut lesbare Einführung anempfohlen.

Dr. Stephan Heinrich Nolte, Marburg

rapeutische Wirken einzubeziehen, das heißt, sie in ihrer konkreten Verortung zu sehen und die Aufmerksamkeit auch auf all das zu lenken, was sie umgibt. Entsprechend gilt es in Therapie und Beratung, forschend, fragend, intervenierend zu handeln und neue Perspektiven zu erschließen. Das vorgestellte Modell prägt dafür die drei Oberbegriffe Erdverbindung, Erinnerungspraxis und Resonanzkultur. Sie werden im Zusammenhang mit der sympoietischen Grundidee anschaulich ausgeführt und mit Praxisbeispielen sowie Auszügen aus Fallgeschichten angereichert (Kap. 4–6). Einleitend loten die ersten drei Kapitel mit der Skizzierung des eigenen Arbeitsansatzes wesentliche systemische Begriffe aus und stellen Bezüge zu umweltverbundenen und politisch-soziologischen Argumentationen her. Das siebte Kapitel gibt über Interviews Einblick in das Wirken von Kolleg:innen.

Natur-Dialoge

Der sympoietische Ansatz in Therapie, Beratung und Pädagogik

Nach „Systemische Naturtherapie“ ist das nun vorgelegte Buch bereits die zweite Publikation von Astrid Habiba Kreszmeier in der Reihe „Systemische Therapie und Beratung“. Mit dem sympoietischen oder auch natur-dialogischen Ansatz unternimmt sie eine erweiterte Neuordnung der fachlichen Grundlegung langjähriger naturtherapeutischer Praxis und Weiterbildung.

Das Buch plädiert dafür, den gesamten Lebenskontext von Menschen in das the-

Mit dem Begriff der Sympoiese wird gegenwärtig das Verhältnis von System und Umwelt oder Mensch und Kontext neu gewichtet und ausgefüllt. Schon immer haben systemische Herangehensweisen nach den Möglichkeiten der Gestaltungförderlicher Umgebungen für die Selbstorganisationskräfte (Autopoiesis) gesucht. Doch verschiebt Kreszmeier den Fokus nun zu einer wechselseitigen Wahrnehmung und Wirklichkeitserschaffung, wobei sie ausdrücklich auch nicht-menschliche Akteur:innen und menschengemachte Dinge einbezieht. Damit erfährt der Kontextbezug eine gewichtige Aufwertung und Umdeutung innerhalb systemischer Therapie, Beratung und Pädagogik. Zugleich wird der systemische Anteil des naturtherapeutischen Arbeitsansatzes prägnant herausgearbeitet.

Das Buch ist auch als Angebot zu lesen, den Arbeitsansatz über die therapeutischberatende Praxis hinaus für weitere Anwendungsbereiche anschlussfähig zu machen, etwa in der Bildung oder im Bereich gemeinschaftlich-gesellschaftlicher Gestaltungsinitiativen. Die Interdisziplinarität, die systemische Naturtherapie und Beratung ohnehin auszeichnet, wird somit unter dem Label „sympoietisch“ oder „natur-dialogisch“ deutlicher.

Die Anknüpfung an den Zeitgeist und Publikationen aus unterschiedlichen Fächern trägt dazu bei, eine positive Vision gelingenden Lebens im Kontakt mit der mehr-als-menschlichen Natur wie auch der von Menschen gemachten Welt zu ent-

100 Buchbesprechungen Dr. med. Mabuse 256 2. Quartal 2022
Piper, München 2021, 224 S., 22 Euro

werfen. Durch den Rekurs auf jüngere anthropologische Arbeiten einerseits und langjährige Praxiserfahrung in Seminaren und Beratungen anderseits werden grundlegende menschliche Ressourcen benannt wie etwa Liebe, Fürsorge, Kooperation. „Natur-Dialoge“ schreibt damit ein positives Menschenbild in die systemische Therapie, Beratung und Pädagogik ein.

Das Buch zeichnet sich dadurch aus, dass fachliche Gedankenstränge und Bezüge zu Inspirationsquellen und Freund:innen im Geiste durchgängig mit praxis- und lebensbezogenen Beschreibungen verwoben sind. Es vermittelt anschaulich und verständlich, was in einer solchen Therapie und Beratung geschieht, die die Menschen für einige Zeit in ein DraußenLeben führt, und was die therapeutische Praxis leitet. So wird der Arbeitsansatz im Detail greifbar, gerade auch für ein breites Publikum.

Die aufwendige Gestaltung des Buches mit Illustrationen, farblich hervorgehobenen Erfahrungsberichten und Übungsanleitungen sowie Stimmen von Klient:innen lädt zum Blättern, Lesen und Verweilen ein. Alles in allem: ein gelungenes Fach-Lesebuch!

Dr. Bettina Grote, Systemische Prozessgestaltung, Berlin

ven Forschung, wie ein Wagnisoder eine Reise, bei der nicht genau klar ist, was alles passieren wird und das Ergebnis nicht von vornherein feststehen kann. Das vorliegende Buch enthält dementsprechend sehr viele spannende und authentische Forschungs-(Reise)berichte.

Folgende Fragen bilden den roten Faden für die facettenreichen Beiträge: Was ist der Gegenstand einer qualitativ ausgerichteten Pflegeforschung? Welche Methoden sind geeignet, um den Gegenstand der Forschung passgenau zu erschließen? Welche methodologischen Fragen und Probleme ergeben sich? Wie ergeht es Forschenden im Feld der Pflege? Darf man über Verunsicherungen und Fehler sprechen? Wie lassen sich durch qualitative Forschung positive Veränderungen in der Praxis erreichen?

Eine Theorieentwicklung zu unterstützen, die eine hinreichende empirische Grundlage aufweist und dabei diskussionsfähig bleibt, sei das zentrale mit dem Buch verbundene Interesse, erklären die Herausgeberinnen in der Einführung.

Das erste Kapitel beginnt mit Grundlagen qualitativer Pflegeforschungen. Im zweiten und beitragsreichsten Kapitel berichten Forschende über ihre konkreten Erfahrungen in der Praxis. Im dritten Kapitel liegt der Schwerpunkt auf der Methodologie und auf Forschungsprogrammen. Das letzte Kapitel ist eine inhaltliche Zusammenfassung der beiden Herausgeberinnen.

raus, sich mit den eigenen Schwächen kritisch auseinanderzusetzen. Eine in der Forschung nicht unbedingt geübte Tugend, merkt sie an.

Partizipative Forschung wird in mehreren Beiträgen thematisiert. Dieser Forschungsstil kann durch die aktive Beteiligung der Beforschten zu deren Selbstbefähigung und Ermächtigung (Empowerment) führen. Sie werden praktisch zu Co-Forscher:innen. In dem Beitrag „Partizipative Forschung praxisnah und exemplarisch“ wird zudem deutlich, wie wichtig Wertschätzung gegenüber den Beteiligten ist. Beteiligung, Prozessorientierung, Offenheit und Kreativität kennzeichnen die vorgestellten partizipativen Forschungsprozesse, die auch viel Potenzial für partnerschaftliche Forschungen zu Themen wie Migration und Gender bieten.

Das komplexe Zusammenspiel zwischenForschungsthemen, verwendeten Methoden, beteiligten Personen und situativen Rahmenbedingungen in den Forschungsbeiträgen machen sie zu einem lebendigen Werk über qualitative Pflegeforschung. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Beiträge nicht unnötig überfrachtet und in einer verständlichen Sprache verfasst sind. Albert Einstein sagte: „If you can’t explain it simply, you don’t understand it well enough.“ Die Autor:innen scheinen ihre Forschung gut zu verstehen und tragen damit zum gemeinsamen Verständnis bei.

Sabine Ursula Nover, Birgit Panke-Kochinke (Hg.)

Qualitative Pflegeforschung

Eigensinn, Morphologie und Gegenstandsangemessenheit

Das zentrale Ziel der Pflegeforschung ist die Schaffung handlungsleitenden Wissens für die Pflegepraxis, für bestmögliche Entscheidungen in der individuellen Ausrichtung der Pflege. Für die forschenden Wissenschaftler:innen ist der Prozess der Forschung, vor allem der der qualitati-

Die inhaltlich vielfältigen Beiträge sind nicht nur wegen der unterschiedlichen Autor:innen und ihrer verschiedenen Perspektiven abwechslungsreich. Im Zentrum steht dabei nicht die theoretische Auseinandersetzung mit Forschungsansätzen und -methoden, sondern die Auseinandersetzung mit den beteiligten Menschen, den Forschenden und Erforschten.

Im zweiten Kapitel geht es in zwei beeindruckenden Beiträgen um die Verstrickungen der Forschenden in den Forschungsprozess und ihren Umgang damit. Birgit Panke-Kochinke beschreibt in ihrem Beitrag „Der Subjektivität einen Raum geben“ die Widersprüche und Konflikte zwischen der eigenen Perspektive und der Realität. Sie nutzt ein Forschungs- bzw. Feldtagebuch, um sich über ihre eigene Beteiligung am Forschungsprozess klarer zu werden und die eigene Perspektive kritisch hinterfragen zu können. Dies setzt ihrer Meinung nach, die Bereitschaft vo-

Den Herausgeberinnen kann man zu diesem fundierten, anregenden Buch gratulieren. Alle Leser:innen mit Interesse zu Pflegeforschungsthemen werden diesem spannenden und vielfältigen Forschungsfeld durch die Lektüre dieses Buches näherkommen.

Buchbesprechungen 101 Dr. med. Mabuse 256 2. Quartal 2022
Carl-Auer, Heidelberg 2021, 269 S., 34,95 Euro Nomos, Baden-Baden 2021, 438 S., 94 Euro

N.O. Body

Aus eines Mannes Mädchenjahren

Karl M. Baer wird 1884 mit uneindeutigem Geschlecht geboren. Die Eltern entscheiden sich dazu, ihn als Mädchen Martha großzuziehen. 23 Jahre später, 1907, veröffentlicht Baer erstmals seinen autobiografischen Bericht „Aus eines Mannes Mädchenjahren“ unter dem Pseudonym N.O. Body, der 2021 überarbeitet im Verlag Hentrich&Hentrich erschien. Es handelt sich um den Reprint einer Version von 1993, deren historisches Vor- und Nachwort durch aktuelle Kommentare gerahmt werden.

Neben seinem Namen anonymisiert N.O. Body im Bericht auch seinen Geburtsort und weitere persönliche Details. Dies tut der Eindrücklichkeit der Schilderungen jedoch keinen Abbruch. Das beklemmende elterliche Haus steht im Kontrast zu N.O. Bodys lebhafter Art, die jedoch seit der frühen Kindheit immer wieder von dem Gefühl getrübt wird, anders zu sein als die anderen Mädchen. Der Schmerz, ausgegrenzt zu werden, die Angst, dass „das Geheimnis“ herauskommen könnte und die Verzweiflung, sich im falschen Geschlecht zu fühlen, ist besonders unerträglich, weil N.O. Bodys Leid, wie er selbst schreibt, so leicht hätte beendet werden können; hätten die Eltern einfach offen mit ihr/ihm gesprochen. Doch ein offenes Gespräch hat es nie gegeben. So versucht sie/er so gut wie möglich als „ein Mensch unter Menschen“ (S.61) zu leben. Aber erst als N.O. Body kurz vor dem Suizid steht und sich einem Arzt anvertraut, reagiert dieser verständnisvoll und teilt ihm mit, er könne problemlos als Mann leben.

Dieser Arzt – Magnus Hirschfeld –schrieb das historische Nachwort zur Erstveröffentlichung. Darin verweist er auf die seelischen Konflikte, die mit einer falschen Geschlechtszuordnung einhergehen und plädiert für die Möglichkeit, die Geburt eines Kindes mit „unbestimmtem Geschlecht“ eintragen lassen zu können –eine Forderung, die erst 2018 gänzlich eingelöst wurde, wie Konstanze Plett in ihrem Nachwort zur rechtlichen Situation bei N.O. Body bemerkt.

Neben Plett stammen die neuen Kommentare vom Herausgeber Hermann Simon, der über Jahrzehnte die Lebens-

geschichte von Martha/Karl M. Baer rekonstruierte, und der Medizinhistorikerin Marion Hulverscheidt, die Baers Geschichte historisch einordnet und dabei auch einen Blick auf deren Rezeptionsgeschichte wirft. Die Kommentare sind dabei als Ergänzung zu verstehen, die versuchen, ein Schicksal begreifbar zu machen, aber das Geschriebene nicht zu kommentieren oder infrage zu stellen. Dass Simon die jüdische Herkunft von Baer rekonstruieren konnte, lässt dessen Bericht in einem neuen Licht erscheinen; und auch Hulverscheidt stellt im Anschluss Überlegungen zum Thema Beschneidung bei nicht eindeutigem Geschlecht an.

„Es gibt ein Wissen des Körpers, das stärker ist als alle Logik“, schreibt N.O. Body (S.91). Auch wenn man ihm (besonders aus heutiger Perspektive) nicht immer zustimmen mag, so regen seine Gedanken und seine Geschichten doch zum Nachdenken über das komplexe Thema Geschlecht an. Allein aufgrund seiner Einzigartigkeit ist dieser autobiografische Bericht unbedingt lesenswert. Die Nachworte und Kommentare bieten zusätzlich die Möglichkeit, sich näher mit den verschiedenen Fragen zu beschäftigen, diesich im Anschluss an die Lektüre von Baers Text stellen.

ten Kompass für 2030 zu stellen und den Analysen der Expert:innen Taten folgen zu lassen. Ausgangspunkt ist die These, dassdie 2020er-Jahre das Jahrzehnt der größten Herausforderung seit der Wiedervereinigung für das deutsche Gesundheitswesen darstellen. Dies betrifft sowohl eine kulturelle als auch strukturelle Neuaufstellung. Hintergründe dieser Anpassungsnotwendigkeit sind die demografische Entwicklung, die digitale Transformation, die Finanzierung des medizinischen Fortschritts unter den gegebenen ökonomischen Bedingungen, die „Wissensexplosion“ und die veränderten Rollenverständnisse von Gesundheitsberufen.

Das Buch ist gegliedert in 1. (nicht-widerspruchsfreie) Ziele der Gesundheitspolitik, 2. aktuelle und künftige Herausforderungen, 3. Einblicke in Reformwerkstätten und -perspektiven sowie 4. Einschätzungen der Expert:innen der Techniker Krankenkasse als „Fitnesscheck“ 2021.

Die Ziele von Gesundheitspolitik sind aus diversen Perspektiven aufgegriffen: juristisch, historisch, volkswirtschaftlich. Medizinische und ethische Perspektiven werden ergänzt durch die der Gesundheitswissenschaften, der Gesundheitsökonomieund des Gesundheitsmanagements. Das Interview mit dem Theologen Heinrich Bedford-Strohm zu „Barmherzigkeit: Ein Narrativ für das Gesundheitswesen“ macht Mut, die wirklichen Bedürfnisse der Patient:innen als Ausgangspunkt für die Neugestaltung des Gesundheitssystems zu verstehen.

Perspektive Gesundheit 2030

Das Buch ist als Handreichung für die Politik nach der Bundestagswahl 2021 konzipiert und adressiert alle Verantwortlichen im Gesundheitswesen. Über 60 Autor:innen konnte der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, gewinnen. Ziel ist, einen vernunftgeleite-

Die Autor:innen bauen ihre Beiträge z.T. auf einer Kritik an nicht konkreten Zielen vorheriger Gesundheitspolitik, verfehlten Wirkungen von Maßnahmen bzw. fehlender Zukunftsorientierung auf: Strukturen, Institutionslogiken und tradierte Kulturen. Grundsatzfragen eines gerechten Gesundheitssystems werden theoretisch begründet und ansatzweise auf praktische Politikansätze bezogen (z.B. Graumann & Simon).

Der zweite Teil des Buches fokussiert die Herausforderungen unterschiedlicher Art: Digitalisierung, „vorsorgende Demokratie: eine optimistische Staatsform“, COVID-19-Impfpriorisierung, Relaunch des Gesundheitswesens aus rechtspolitischer Perspektive, sektorenübergreifende Versorgung und Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, Transparenz und Legitimation des Gesundheitswesens, Investitionsförderung, Pflege und Akademisie-

94 Buchbesprechungen Dr. med. Mabuse 257 3. Quartal 2022
Hentrich & Hentrich, Leipzig 2021, 220 S., 22 Euro
Jens Baas (Hg.)
Gesellschaft, Politik, Transformation

rungtherapeutischer Gesundheitsberufe.

Die Komplexität und Unsicherheit neuerprobter Ansätze kommen hier exemplarisch zum Ausdruck.

Im dritten Teil werden Handlungsoptionen für die gegenwärtige Legislaturperiode vorgestellt. Beschriebene Ansatzpunkte sind: Gesundheitsversorgung und -forschung durch patient-reported Outcomes, Patient:innenenlotsen, Capitationmodelle, ambulante und stationäre Vergütungssysteme, Neuordnung der Krankenhauslandschaft, Accountable Care, interprofessionelle Zusammenarbeit und ein Plädoyer für ein integriertes dezentrales Gesundheitswesen. Deutlich wird, dass es eines „Innovationsspirits“ bedarf, der Neues auch zur Entfaltung kommen lässt. Dies braucht Zeit und klare Rahmenbedingungen, die auch über eine Legislaturperiode hinaus Veränderungsprozesse ermöglichen. „Change, we can believe in“ (Huss).

In der Bewertung und den Ausführungen im vierten Teil – „Fitnesscheck 2021“ – wird aus der Perspektive einer gesetzlichen Krankenkasse verdeutlicht, wie das Gesundheitswesen zukunftsfest gemacht werden kann.

Fazit: ein sehr breiter Blick auf die „Baustellen“ im deutschen Gesundheitswesen. Das Buch bringt Verantwortliche für die Gesundheitssystemgestaltung auf den neuesten Stand unterschiedlicher Betrachtungen, Einschätzungen der Ist-Situation und Vorstellungen und Ansätze für notwendige Weichenstellung im deutschen Gesundheitssystem. Aus der Perspektive der Sozialwissenschaften/Public Health fällt auf, dass die Bedeutung des „Sozialen“ –wie hinlänglich belegt – für eine effiziente und effektive Systemgestaltung noch weiter ausbuchstabiert werden muss. Begriffe wie Werteorientierung, Bedarfs- und Bedürfnisorientierung sowie Patientensouveränität und -orientierung kommen vor, doch stellt die aktuell stärker gewordene soziale Ungleichheit, die bekanntlich zu gesundheitlicher Ungleichheit führt und umgekehrt, Fragen an die Systemgestaltung. Debatten um Chancen der Verwirklichung von Gesundheit insbesondere vulnerabler und sozial schwächerer Gruppen gilt es wachzuhalten. Die aktuell ablesbaren Folgen der Pandemie (für die Gesundheit) können Lernprozesse im Gesundheitssystem befördern. Hier gilt es,etwa die Gesellschaft gendersensibler und differenzierter wahrzunehmen – was

auch bei Sprache beginnt. Die Diversität der Bürger:innen und Patient:innen wäre für Handlungsansätze ebenso zu beleuchten wie tradierte und hierarchische Stellungen der Gesundheitsberufe. Ein Blick auf Arbeitsbedingungen in systemrelevanten Berufen ist dabei nicht nur für die Pflegeberufe bedeutsam. Auch neue professionalisierte Partner:innen in der Gesundheitsversorgung (z.B. Gesundheitsfachberufe) stehen für eine Neuausrichtung des Systems zur Verfügung (Borgetto/ Pfingsten).

Der Herausgeber legt so ein interessantes, komplexes und detailreiches Buch mit enormer Fachexpertise vor. Es verdeutlicht einmal mehr die Notwendigkeit der gemeinsamen und organisierten Auswahl künftiger – vermehrt digitalisierter – Praxis. Die Umsetzungsverantwortlichen machen Vorschläge, doch benötigen sie verbindliche Zielvorgaben und verlässliche, über Bundestagswahlen hinausgehende legitimierte Experimentierräume. Die Zielperspektive 2030 ist knapp gesteckt und es gilt, jetzt angemessene Weichen für die künftige Gesundheitsversorgung für alle zu stellen – für Patient:innen, Berufe und Institutionen der Selbstverwaltung.

Prof. Dr. Heidi Höppner, MPH, Alice Salomon Hochschule Berlin

Betty Rosenfeld

Zwischen Davidstern und roter Fahne. Biographie

Mit seiner Veröffentlichung legt der Historiker Michael Uhl die Biografie einer jungen Frau (1907–1942) vor, die in der Zeit der Weimarer Republik in Stuttgart aufgewachsen ist und der faschistischen Verfolgung zum Opfer fiel: Betty Rosenfeld. Ihre Lebensgeschichte wird eingebettet in die politische und gesellschaftliche Entwicklung über 35 Jahre, die die Geschichte Deutschlands nach-

Neu bei Mabuse

Christina Pape, Georg Behringer Mamas MS heißt Moppi Summs

Ein Kinderfachbuch über Multiple Sklerose 2022, 54 Seiten, 21 Euro ISBN 978-3-86321-619-1

Die Blonskis mögen Wollpullover, grüne Dinge, kitzeln und Schuhe kauen. Die Blonskis, das sind Hilda, Fine und Pedro der Hund. Mama Hilda lebt mit Multipler Sklerose oder MS. Aber was genau macht es, das M und das S oder – wie Fine es nennt – das Moppi Summs? Ernst genommen, aber mit leichtem Herzen beantwortet dieses Kinderfachbuch Fragen zum Thema.

Für Kinder ab 4 Jahren.

w www.mabuse-verlag.de

Buchbesprechungen 95 Dr. med. Mabuse 257 3. Quartal 2022
MWV, Berlin 2021,
382 S., 64,95 Euro

haltig geprägt hat. Was aber macht ihre Lebensgeschichte so lesenswert, dass sie in einer Biografie von über 670 Seiten festgehalten wird? Es sind die Wendungen in ihrem Lebenslauf, die sie aus dem Kreis anderer Personen heraushebt und die eine interessante Folie bilden, um die gesellschaftlichen Strukturen und Veränderungen der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus auf den Ebenen einer Alltagsgeschichte abzubilden: Betty Rosenfeld ist eine von drei Töchtern einer bürgerlichen jüdischen Familie – der Vater ist Kaufmann und Inhaber einer kleinen Putzmittelfabrik –, sie absolviert eine Ausbildung zur Krankenschwester in einem katholischen Krankenhaus, arbeitet dann in einer jüdischen Einrichtung im stationären Bereich und der Gemeindepflege; sie verbringt ihre Freizeit häufig im Kreise der Naturfreunde und kommt dadurch in Kontakt mit emanzipatorischen und kommunistischen Ideen. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege führen dazu, dass sie diesen Beruf bereits sehr früh aufgibt. 1935 emigriert sie mit ihren Schwestern nach Palästina. Hier arbeitet sie zuerst wieder als Krankenschwester in einem Kinder- und Säuglingsheim, später in der Feldarbeit eines Moschaw, einer privaten Landwirtschaft mit genossenschaftlicher Verwaltung. Nach zwei Jahren verlässt sie jedoch den sicheren Zufluchtsort Palästina und reist über Frankreich nach Spanien, um sich dort den Internationalen Brigaden im Kampf gegen das faschistische Franco-Regime zur Unterstützung der spanischen Republik anzuschließen. Sie tritt in den Sanitätsdienst der Brigaden ein, arbeitet in den Krankenhäusern von Murcia und Martaró, später in den Feldlazaretten. Dort heiratet sie auch den Brigadisten Sally Wittelson.

Sie ist eine von Hunderten Frauen, die sich aktiv im Spanischen Bürgerkrieg zur Verteidigung der Republik engagierten. In der reichhaltigen Literatur zum Spanischen Bürgerkrieg wird ihnen jedoch nur eine Randstellung eingeräumt – sie werden als Begleiterinnen ihrer Männer wahrgenommen, ohne ihnen eine eigene Rolle zuzubilligen (vgl. hierzu R. Lugschitz 2018).Betty Rosenfeld tritt aus diesem Schatten heraus.

Im Juli 1938 nach Paris gereist, kann sie nicht mehr nach Spanien zurückkehren. Die Grenzübergänge sind gesperrt, die Brigaden lösen sich auf, der Faschismus in Spanien hat gesiegt, die Kämpfer

müssen über die Pyrenäen nach Frankreich flüchten. In Sévérac-le-Château kann sie sich zusammen mit ihrem Mann niederlassen und arbeitet für knappen Lohn in einer Fabrik. Im Juni 1939 werden sie und ihr Mann – wie viele ehemalige Spanienkämpfer – von der französischen Polizei verhaftet und in einem Lager hinter Stacheldraht interniert. Im August 1942 wird Betty Rosenfeld von Gendarmen abgeholt und in ein Auslieferungslager in der Nähe von Paris deportiert; von dort aus wird sie mit weiteren 1000 Männern und Frauen in Güterwagen nach AuschwitzBirkenau transportiert und am 9. September 1942, kurz nach dem Eintreffen des Zuges, ermordet.

Während seines Geschichtsstudiums suchte Michael Uhl nach deutschen Freiwilligen der Internationalen Brigaden. Bei Recherchen im Militärarchiv der Universität von Salamanca stieß er auf ein vergilbtes Dokument einer Krankenschwester „Betty Rosenfeld“, das Jahre später den Ausgangspunkt zu einer intensiven Quellenrecherche bildete. Von zentraler Bedeutung ist hierbei der Nachlass von Bettys Schwester Ilse in Kalifornien; zahlreiche Studien erfolgten in privaten und staatlichen Archiven in Deutschland, Frankreich, Spanien, Israel und den USA, Gespräche und Interviews mit Zeitzeugen wurden geführt und ausgewertet. Eine Vielzahl zeitgenössischer Dokumente werden als Illustrationen wiedergegeben.

Obwohl es sich um eine wissenschaftliche Veröffentlichung handelt – die Quel-

len zu den jeweiligen Kapiteln werden imAnhang angeführt – ist dieses Buch leicht lesbar, die Lebensgeschichte Betty Rosenfelds wird sehr anschaulich und nachvollziehbar erzählt. Wir erfahren viel über den Alltag des jüdischen Lebens in Deutschland, die politischen Entwicklungen in Deutschland, Spanien und Frankreich, über das Leben einer jüdischen Krankenschwester, die ihre politischen Vorstellungen aktiv umsetzt. Im Jahre 2006 wurden in Stuttgart Stolpersteine für die Familie Rosenfeld verlegt, einer auch für Betty.

Betty Rosenfeld ist Teil der Geschichte der Pflege, auch wenn oder gerade weil sie nicht dem tradierten Bild einer sich im Beruf aufopfernden Krankenschwester entspricht. Hilde Steppe, die nicht nur zur Pflege im Nationalsozialismus, sondern insbesondere zur jüdischen Pflege in Deutschland geforscht und veröffentlicht hat, formulierte 1993: „Geschichte der Pflege ist immer auch Frauengeschichte und Geschichte von Entwicklungsprozessen, Veränderungen und Enttäuschungen, Hoffnungen und Erfolgen“.

Heinrich Recken, Hamburger Fern-Hochschule

96 Buchbesprechungen Dr. med. Mabuse 257 3. Quartal 2022
Schmetterling, Stuttgart 2022, 672 S., 39,80 Euro Aufnahme von Betty Rosenfeld. Foto: Archives nationales

Klaus Sejkora, Henning Schulze

Das Ich in der Krise

Kern des Buches sind Geschichten von vier Menschen: Simone, Madeleine, Severin und Richard. Diese sind sehr detailliert beschrieben, ziehen sich als roter Faden durch, vertiefen die theoretischen Ausführungen und machen sie so verständlicher und leicht lesbar. Es empfiehlt sich, das Buch unbedingt bis zum Ende zu lesen, denn in Kapitel fünf erzählen diese vier Menschen ihre Geschichte nach Therapieende weiter, um deutlich zu machen, wie Menschen resilientes Leben gestalten können. Ebenfalls beschreiben andere, die den vieren sehr nahestehen, ihre Erfahrungen in der Beziehung zum jeweiligen Protagonisten. Gerade dieses letzte Kapitel habe ich beim Lesen als tief berührend empfunden.

In Belastungen, Krisen und Traumata erleben wir uns oft als hilflos. Sinn des vorliegenden Bandes ist es, Antworten zu

bieten, indem Resilienz mit den Mitteln der Positiven Transaktionsanalyse veranschaulicht wird.

An die vorgestellten Therapieverläufe der vier Protagonisten knüpfen sich theoretische Ausführungen an. So finden sich etliche Transkripte aus den Therapiesitzungen. Der Aufbau des Buches ist durch wiederkehrende Rückbezüge gut nachvollziehbar. Grundlegende Ergebnisse aus der Resilienz-Forschung von Emmy Werner haben die Autoren sehr prägnant zusammengefasst. Das unbewusste Lebensskript in der Entstehung und im Umgang mit Krisen wird ausführlich beschrieben und daran aufgezeigt, wie Menschen dieses Skript zum Umgang mit Belastungen, Krisen und Traumata entwickeln und sinnvoll nutzen können und wo dieses Skript hinderlich ist.

Einen weiteren Strang im Buch nennen die Autoren „Persönliche Impulse“. Diese Impulse in Form von Übungen sind als Einladungen an die Leser:innen zu verstehen, anhand der persönlichen Lebensgeschichte eigene Erfahrungen zu machen. Die theoretischen Ausführun-

gen gestalten sich damit noch nachvollziehbarer. Die persönlichen Impulse gehen teilweise recht tief und können in einem Buch lediglich Anregungen sein. Die gewonnenen Erfahrungen sollten dann eher in einer Psychotherapie oder einem Coaching bearbeitet werden.

Gerade für Menschen, die sich bisher noch nicht mit Transaktionsanalyse beschäftigt haben, kann dieses Buch ein wunderbarer Einstieg sein. Es ist sowohl für Therapeut:innen, Berater:innen und Coaches als auch für Menschen, die an ihrer eigenen Resilienz arbeiten möchten, sehr zu empfehlen.

Christiane Kreis, Systemische Supervisorin, Frankfurt am Main

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Hebammenverbandes
Junfermann, Paderborn 2021, 208 S., 26 Euro
Resilient durch Positive Transaktionsanalyse

Selbstbestimmt

Selbstbestimmung unter dem Vorzeichen der Menschenrechte, hierüber sprechen wir in selbstverliebten Zeiten gerne, das passt gut ins Konzept und zum Zeitgeist. Unter einer Ampelkoalition, die sich trotz Krieg und Bevölkerungsdurchseuchung in Zeiten der Pandemie damit beschäftigt, für Frauen „alles zu tun“, weil sie den sogenannten Werbeparagrafen §219a abschafft, ist es Mainstream, sich mit reproduktiven Rechten zu befassen. Und – das ist gut so.

Zwei taz-Journalistinnen und eine Grünen-Politikerin haben nun eine Streitschrift verfasst, die sich in fünf Kapiteln den Themenfeldern Bevölkerungspolitik, Verhütung, Schwangerschaftsabbruch, Reproduktionstechnologien und Geburt widmen. Mit ihrem Nachwort hat Barbara Unmüßig einen Schlusspunkt unter ihre offizielle Tätigkeit im Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung gesetzt.

Den „Report der Magd“ als Einstieg zu verwenden, holt junge Leser:innen ab. Den wichtigeren aktuellen Bezug stellt der Einstieg zum Kapitel „Bevölkerungspolitik“ dar. Dort wird das Manifest des mittlerweile zu lebenslanger Haft verurteilten Christchurch-Terroristen von 2019 zitiert, der sich auf die Geburtenraten bezieht. Auch der Attentäter von Halle im Oktober 2019 gibt dem Feminismus die Schuld an sinkenden Geburtenzahlen. In diesem Bedrohungsszenario, das „den großen Austausch“ heraufbeschwört, zeigt sich die antifeministische Haltung der rechtsextremistischen Positionen. Aber zeitigen bevölkerungspolitische Maßnahmen wie Ermutigung zu Kinderreichtum am einen, und Zwangssterilisation am anderen Ende wirklich messbare Erfolge oder handelt es sich hier um Mythen der Einflussnahme?

Das Kapitel zur Bevölkerungspolitik befasst sich im Weiteren mit der bekannten chinesischen Ein-Kind-Politik, deren Auswirkungen im sozialen Bereich nicht so absehbar waren und auch immer noch nicht sind. Erwähnenswert ist, dass in China keine schichtspezifische Vorgabe vorhanden ist. Auch Zwangssterilisationen in Indien und Peru werden thematisiert. Nicht erwähnt wird die perfide bevölke-

rungspolitische Maßnahme in Großbritannien, wo ab dem dritten Kind Strafsteuern zu zahlen sind, um so vorgeblich zu steuern, dass nur Menschen Kinder bekommen, die es sich auch leisten können. Einzuordnen sind auch die Verschränkung von Diskriminierung und Verhütung, insbesondere bei Women of Colour beispielsweise in den USA, die sterilisiert werden, und weiße Frauen, die vom Staat ermuntert werden Kinder zu bekommen, wobei hier der Bezugsrahmen stets die Gruppe und nicht die Einzelperson ist.

Verhütungsmittel sind Machtmittel, die als Bedrohung der Gesellschaft und der Paarbeziehung wahrgenommen werden, weil dadurch die Machtverteilung dynamisiert wird. Beim Coitus interruptus scheint der Mann das Zepter in der Hand zu haben, bei der Pille ist es die Frau. Das weltweit am häufigsten angewandte Verhütungsmittel ist hingegen die Sterilisation der Frau. Hormone sind dem Mann nicht zumutbar. „Alle Menschen, die verhüten wollen, sollten es können – doch niemand sollte dazu gedrängt werden“ –so formulieren die Autorinnen ihre Forderung.

Die Ausführung zum Schwangerschaftsabbruch zielt auf das Strafrecht in Deutschland. Beispiele aus Brasilien, Irland und Polen, eher religiös geprägte Staaten, werden pointiert dargestellt. Kanada wird als positives Beispiel erwähnt, weil dort die Zahl der Abbrüche seit der Entkriminalisierung vor mehr als 30 Jahren konstant bleibt. Die internationale Perspektive lässt eine Einordnung der deutschen gesetzlichen Regulierungen eher im konservativ-restriktiven Feld zu.

Gibt es ein Recht auf Reproduktion? Und wenn ja, für wen? Für heterosexuelle, verheiratete Paare mit gesichertem Lebensunterhalt oder für alle? Hier beginnt das Ringen auch der Linken, Progressiven, Liberalen und Grünen. Denn es gibt keine einfache Lösung, eher diverse Möglichkeiten, eine feministische Haltung zu konturieren. Seit 1967 führt die WHO den „unerfüllten Kinderwunsch“ als eine Krankheit auf, was nicht bedeutet, dass es sich hier um eine Krankheit handelt, sondern vielmehr um einen behandelbaren Zustand. Gleichwohl sind die Erfolgsaussichten gering, was die aggressive und plakative Werbung erklärt. Es wird wohl unterschiedliche feministische Positionierungen geben, die mal mit den Frauen zusammenstehen, die sich für eine Eizellspende oder Leih-

mutterschaft bereit erklären, mal mit den Menschen, deren unerfüllter Kinderwunsch dadurch erfüllt wird. Über Altruismus – das Zauberwörtchen hat die FDP in den Vorschlag des Koalitionsvertrags eingeführt – in Zeiten des neoliberalen Hyperkapitalismus zu diskutieren, weigern sich die Autorinnen.

Die in den vergangenen Jahrzehnten überhöhte Bedeutung der Geburt hängt gewiss mit dem überbordenden Einfluss der sozialen Medien zusammen, wo die Mitteilungsschwelle eher niedrig ist. Und da eine Geburt ein Erlebnis ist, fühlen sich viele bemüßigt sich mitzuteilen.

Erfrischend ehrlich gehen die Autorinnen auf das bürgerlich-akademische Ideal der natürlichen Geburt ein, wo die Sicherheit für Mutter und Kind gerne mal aus dem Blickfeld gerät. In diesem Kapitel sticht besonders hervor, dass die Autorinnen aus unterschiedlichen Perspektiven schauen und doch vornehmlich aus politisch-journalistischen Standpunkten heraus argumentieren und recherchieren. In den ausführlichen Anmerkungen dominieren Zeitschriftenartikel und Internetquellen – auch bei historischen Aspekten. Barbara Duden hat zu dieser Thematik überaus lesenswerte Bücher geschrieben.

Die Autorinnen versuchen sich an begriffskritischen Überlegungen zu Leihmutterschaft und Eizellspende, der Begriff der Fehlgeburt wird hingegen nur kurz reflektiert und keine Alternativbegriffe wie „glücklose Schwangerschaft“ angegeben. Hervorzuheben ist der intersektionale Ansatz, der insbesondere auf die Möglichkeiten des Rassismus und der Diskriminierung in dem sensiblen, körpernahen Feld der Reproduktion hinweist. Doch hinter dem Wunsch nach pluralen feministischen Positionen verbirgt sich ein deutlich parteipolitisches Statement der mitregierenden Grünen. Schön wäre es, wenn auch die anderen Parteien in Deutschland ähnlich fundierte Positionierungen verlauten lassen würden.

Marion Hulverscheidt, Ärztin und Medizinhistorikerin, Kassel

98 Buchbesprechungen Dr. med. Mabuse 257 3. Quartal 2022
Gesine Agena, Patricia Hecht, Dinah Riese
Für reproduktive Rechte
Wagenbach, Berlin 2022, 208 S., 22 Euro

Worte, Gesten und Blicke, die berühren

Demenz – bei diesem Wort assoziieren wir alles Mögliche; bis zu der Frage, ob es uns wohl selbst einmal „treffen“ wird. Vor allem fallen uns Geschichten ein, Geschichten über Betroffene, Angehörige, Pflegende oder Heime. Sie umfassen das ganze Leben und reichen von schrecklich bis wunderbar, von freudig bis ausgebrannt oder von traurig bis gerührt.

Da ist der Mann, der in seiner AltenWG erst vergeblich und dann wütend an einer abgeschlossenen Tür rüttelt und schließlich feststellt, „hier“ sei es „wie im Gefängnis“. Da ist die Frau, die ihrer Tochter ein Foto ihres Ehemannes zeigt und fragt, wer das ist. Und die auf die – wahrheitsgemäße – Antwort ihrer Tochter freundlich antwortet: „Das wüsste ich aber, wenn ich verheiratet wäre.“ Wer da „spontan“ reagiert und die Person einfach korrigiert, wird erst Ärger ernten, dann selbst frustriert sein und sich schließlich überfordert fühlen.

Es verlangt Einfühlung, Wissen und jede Menge Übung, in solchen Situationen einen offenen Konflikt zu vermeiden. Zu all dem will Erich Schützendorf in diesem Buch beitragen, aus dem die obigen Episoden stammen. Schützendorf, ein alter Kämpfer für die Alten und Gebrechlichen, ehemaliger Volkshochschuldirektor und Autor mehrerer Bücher über Alter undDemenz, hat dafür sieben Kolleg:innen zusammengetrommelt. Die kommen

aus Pflege und Sprachwissenschaft, Medien und Medizin, Psychologie und Weiterbildung. Alle verfügen über einschlägige Demenz-Expertise, die einige deshalb erworben haben, weil sie eigene Angehörige versorgten.

Kernthema des Buches ist die Kommunikation zwischen Menschen. Die gelingt selten, wenn sie einfach rational sein will, und im Umgang mit Demenzkranken schon gar nicht. Gute Kommunikation erfordert grundsätzlich mehr, als dass ein Sender einem Empfänger eine Information schickt, der sie verarbeitet. Sie setzt voraus, dass man etwa Gestik, Mimik, Gefühle, Assoziationen, Erinnerungen einbezieht. Wer das ignoriert, kommuniziert im normalen Alltag schlecht, mit Demenzkranken gar nicht mehr.

Dass Menschen mit Demenz oft nach Worten ringen, ist weithin bekannt. Weniger bekannt ist, wie kreativ sie Füllwörter und Umschreibungen verwenden, die man mit etwas Übung durchaus verstehen könnte. Gleichzeitig verstehen sie gesprochene Sätze oft anders, als das Gegenüber sie meint; so denken sie schon mal an einem einzigen Stichwort weiter. In beiden Fällen verhalten sie sich anders, als man das erwartet.

Wer mit Demenzbetroffenen in Kontakt treten will, muss deshalb nicht nur klare Sätze sprechen, die keine Kindersprache sind. Er oder sie muss auch die nicht-sprachlichen Kanäle der Kommunikation verstehen und nutzen: Gefühle etwa, wie sie Stimme, Mimik oder Gestik transportieren. Berührungen, auch zärtliche. Und angenehme Töne wie Kinderlachen, Waldgeräusche, Vogelgezwitscher, alte Automotoren oder Musik – ihre Musik, nicht irgendeine. Gelingende Kommunikation bezieht ein, dass sie Assoziatio-

nen und Erinnerungen weckt. Welche das sind, schätzen wir meist intuitiv ganz gut ein, doch bei Demenzkranken versagt die Intuition schnell: Jederzeit kann nämlich eine Empfindung, ein Erlebnis oder ein Begriff sie in ihre eigene, weit entfernte Vergangenheit versetzen. Dann reagieren sie, als sei diese Vergangenheit jetzt.

Das Buch wendet sich an Angehörige wie Profis, man kann es selbst lesen oder in einer Weiterbildung als Basis nutzen. Es gibt erklärende Texte, Erfahrungsberichte und Interviews, alles gut verständlich. Zeichnungen illustrieren einiges, viele Kästen enthalten Beispiele, Tipps, Merksätze, Zusatzinformationen und sogar Anleitungen zur Selbsterfahrung: Wie spricht es sich zum Beispiel, wenn man einen Korken zwischen den Zähnen hält? Oder wie fühlt sich eigentlich Demut an – in Körpersprache?

Die abgesperrte Tür in der Alten-WG oben katapultierte den wütenden Mann übrigens in seine russische Gefangenschaft, die freundliche Frau befand sich mental gerade in einer Zeit, als sie noch unverheiratet war. Wer als Gegenüber in einer solchen Situation nicht rechthaben will, sondern einfühlsam nachfragt, hat gewonnen. Dabei kann dieses Buch helfen – und so ist es für alle Beteiligten ein Gewinn.

Buchbesprechungen 99 Dr. med. Mabuse 257 3. Quartal 2022
Erich Schützendorf (Hg.) Kommunikation mit Menschen mit Demenz
medhochzwei, Heidelberg
2020, 170 S., 24,99 Euro

„Jubelnden Schwestern“ bringen Schwung in Ihren Alltag!

Postkarten „Jubelnde Schwestern“ und „Glückwunsch“ Staffelpreise: ab 1 Ex.: 1 Euro/Stück ab 30 Ex.: 90 Cent/Stück ab 50 Ex.: 80 Cent/Stück Nr. 16820 und Nr. 17876

Praktischer Magnet, ein originelles Geschenk, fürs Büro oder für zu Hause. Maße: 54 x 80 mm 2,95 EUR, Nr. 16888

Klemm-Mappe mit einer starken Dokumentenklemme Das über die Ecken gezogene Verschlussgummi hält den Inhalt zusammen und verhindert das Herausfallen von einzelnen Blättern. Die Mappe hat zusammengeklappt die Maße 25 x 32 x 2 cm. 9,99 EUR, Nr. 19848

Klappkarte mit passendem Umschlag Maße: 17 cm x 12 cm, gefertigt aus hochwertigem und stabilem Karton (280 g), Innenseiten blanko, beschreibbar 2 EUR, Nr. 19752

Hocker„Jubelnde Schwestern“

Bei diesem innovativen Sitzmöbel kommt unser Lieblingsmotiv ganz groß raus! Stabile, umweltfreundliche Holzwerkstoffplatten (MDF), mit Schutzlack, bis max. 150 kg belastbar. Das bewährte Werkhaus-Stecksystem macht den Hocker zu einem trendigen und langlebigen Sitzmöbel – und auch als Beistelltisch macht er eine gute Figur. Maße: H|B|T = 42 cm x 29,5 cm x 29,5 cm 24,90 EUR, Nr. 31912

Formschöner, stabiler Kugelschreiber aus naturfarbenem Birkenholz mit Aufdruck: „Für ein solidarisches Gesundheitswesen!“ Blauschreibende, auswechselbare Mine 2,99 EUR ab 10 Stück je 2,50 EUR, ab 30 Stück je 1,99 EUR, Nr. 19826

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Ob Stiftebox oder Spardose: Bei der Twinbox „Jubelnde Schwestern“ haben Sie freie Wahl! Maße: H|B|T = 8,5 cm x 8,5 cm x 11 cm 9,90 EUR, Nr. 31913

Porzellantasse mit farbigem Aufdruck, spülmaschinenfest, Inhalt 300 ml 9,95 EUR, ab 10 Stück je 8,95 EUR, Nr. 31197

Tissue-Box

Die Tissue-Box „Jubelnde Schwestern“ fällt ins Auge und ist bei Bedarf als trendiges und nützliches Wohnaccessoire schnell griffbereit. Maße: H|B|T = 9 cm x 26 cm x 14,5 cm. Zur Wandmontage geeignet. 11,90 EUR, Nr. 31914

Jubelnde Schwestern www.mabuse-verlag.de Die
„Glückwunsch“, Nr. 17876 „Jubelnde Schwestern“, Nr. 16820

Hendrik Schneider Korruption im Krankenhaus

Ein Buch mit 192 Seiten – das ist ja überschaubar und sicher flott studiert und gelesen, könnte man denken. Und das Thema hat im Krankenhauswesen durchaus an Bedeutung gewonnen.

Nein, es ist nicht leicht zu lesen, eher etwas mühsam, es sei denn, man hat Jura studiert. Die Texte sind durchgehend in typischem Juristendeutsch geschrieben – dies als Warnung vorneweg. Wenn es trotzdem für den Praktiker im Krankenhausmanagement, für Ärzte in leitender Funktion, für Apotheker und Einkäufer eine empfehlenswerte Lektüre ist, liegt es am Thema. Was die Lektüre etwas erleichtert sind die zahlreichen Praxistipps, die der Autor eingefügt hat.

Nun zum Inhalt: Wie schnell insbesondere Mediziner im Krankenhaus aus Sicht der Judikative vom Thema Korruption tangiert werden können, belegt der Autor mit dem Zitat einer Stellungnahme einer Staatsanwältin aus München:

„Bei der Frage, ob das Vorliegen eines Anfangsverdachts bejaht wird, setzt die Staatsanwaltschaft im Hinblick auf die Zahlungen an Ärzte voraus, dass auch eine Firma aus dem Pharma- und Medizinbereich nichts zu verschenken hat, sondern auf Gewinnerzielung angelegt ist. Die Forschung als Selbstzweck kann nicht Ziel eines wirtschaftlichen Unternehmens sein, sondern immer nur Mittel zum Zweck der Gewinnmaximierung. Daraus folgt, dass das Unternehmen für jede Zuwendung eine Gegenleistung haben will. Deshalb geht die Staatsanwaltschaft zunächst von folgendem aus: Wenn für eine Zuwendung eines Unternehmens keine Gegenleistung des Arztes erbracht wird, besteht der Verdacht, dass die Zuwendung für die Bestellung von Produkten dieses Unternehmens erfolgt. In diesem Fall leitet die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren ein.“

Der Autor teilt diese eher strenge Sicht der Dinge nicht. Anhand zahlreicher Beispiele macht er aber deutlich, dass die Rechtsprechung in Sachen Korruption und Vorteilsnahme im Gesundheitswesen längst nicht gefestigt ist.

Nach zwei anstrengenden Kapiteln über das Risiko Korruption und das rechtliche Basiswissen im Korruptionsstrafrecht fol-

gen die genannten Beispiele aus der Rechtsprechung, um dann in Kapitel 4 unter dem Titel „Compliance-Management Korruptionsprävention“ eine umfassende, sehrnützliche und praxistaugliche Anleitung für den Aufbau eines Systems zu geben, das hilft, Korruption zu vermeiden,aufzudecken und zu sanktionieren. Dabei ist positiv zu vermerken, dass der Autor nicht dazu neigt, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Ganz im Gegenteil empfiehlt er, nicht über die Forderungen des geltenden Rechts hinauszugehen.

Auch werden die Schnittstellen zum Qualitäts- und zum Risikomanagement gut erläutert.

Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus, Pflegekräfte, der Einkauf und die kaufmännische Leitung werden als wichtigste Risikoeignerinnen und -eigner adressiert. Die kritischen Handlungsfelder werden fürjede Gruppe benannt.

Zum Schluss befasst sich der Autor in einem überaus interessanten Kapitel zum Thema Hinweisgeber- oder Ombudssystem mit dem Nutzen und den Risiken eines Whistleblowing-Systems im Krankenhaus.

Die Sinnhaftigkeit, sich im Krankenhaus mit dem Thema Korruption zu befassen, begründet der Autor mit der Rechtslage und insbesondere mit den infolge des Herzklappen-Skandals deutlich präzisierten und verschärften gesetzlichen Regelungen. Dass er meint, ein Compliance-System wäre auch als MarketingInstrument von Nutzen, überzeugt allerdings wenig. Maßnahmen zur Vermeidungvon Korruptionsverfahren im eigenen Haus dienen dazu, nicht in Verruf zu geraten. Dass man solche Maßnahmen wirksam ergreift, darf von den Krankenkassen, den Patientinnen und Patienten und der Gesellschaft zurecht erwartet werden. Dazu ist das Buch eine gute Hilfe.

SozialeArbeitzeichnetsichdurch wiederkehrendePraktiken,Methoden undTheorienaus.DasKartensetbietetdieGrundlage,diesezuverstehen undzielgenauanzuwenden.Fürdie täglicheArbeitmitAdressat*innen,in professionellenTeams,Weiterbildungen,Supervisionen,inderPrüfungsvorbereitungoderHochschullehre.

75KartenzurVerbesserungund Professionalisierungsozialer Handlungen

AufdenPunktgebracht: Basiswissen… - fürdietäglichePraxis inTeamsundEinrichtungen sozialerArbeit - fürdieStudiums-,Seminar-und Prüfungsvorbereitung

DieKategorienderKarten: - ErkennendurchErkenntniskonzepte,BezugstheorienundTheorien - Verstehender Schlüsselbegriff - Handelnmit Arbeitsformen, Konzeptenund Methoden -

anhand verschiedener

www.juventa.de

Buchbesprechungen 97 Dr. med. Mabuse 258 4. Quartal 2022
Sprechen
Gesprächsführungen Jan V. Wirth / Helmut Lambers Soziale Arbeit – 75 Lern- und Praxiskarten zu Theorien, Methoden und Gesprächstechniken Mit einem ausführlichen Booklet, € 24,95 Bestell-Nr. 540008, GTIN 4019172400088 Alltags-und Lebensweltorientie Alltagstelltsichin stetsalskomple schwerdurchscha sokonkret assb Zeitennochmög ollziehtsichdu undihr Risik 34 48 dientderBearbeitungeinesKonfliktesals satzvereinbarer,emotionalbelastenderGegenvonW ten,Interessen,Zielen,Ansichten diezwischenPersonen.Zuunterscheidenist,ob einenFachkraftselbstTeildesKonfliktsistoder Konfliktzwischenzwnenzuklärenhilft. dazu, zureagier Zustand um 68 Konfliktgespräch 21 45 istderVersuch,dasMensch-S PsycheundSozialesineiner wiegesellschaftlichenProz ahrzunehmen.InderRück eigeneLebengeschiehtEin gesellschaftlicheLeben,wä fürdasEigeneundGeword ermöglicht,sichsinnhaft ontinuumszudefinier turierte ormderSelbstr
pro essionellenSetting derBiografiegearbeitet ReflexionderVergang egenw tzuversteh stalten.DurcheineEi lenLebensgeschicht undhistorischenZu Sinnperspektiven möglichkeitenerw BIOGRAFIEARBEIT
effektiv vermeiden, gegensteuern und aufklären
Kohlhammer, Stuttgart
2021, 192 S., 49 Euro

Bettina Bock von Wülfingen

Die Familie unter dem Mikroskop

Das Bürgerliche Gesetzbuch und die Eizelle 1870–1900

Was haben die Eizelle und das Bürgerliche Gesetzbuch miteinander zu tun? Mehr als man auf den ersten Blick meinen sollte, zeigt die Historikerin Bettina Bock von Wülfingen in ihrem Buch „Die Familie unter dem Mikroskop – Das Bürgerliche Gesetzbuch und die Eizelle 1870–1900“. Denn – so analysiert die Autorin – die Entdeckung der grundlegenden Physiologie rund um die Eizelle und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuches fallen in die Zeitspanne des ausgehenden 19.Jahrhunderts, in eine Zeit der Revolutionen, Umwälzungen und Neuentstehungen.

Für ihre Habilitationsschrift, die diesem Buch zugrunde liegt, bedient sich die Autorin daher einer Vielzahl von geschichtswissenschaftlichen Ansätzen, ließ Anthropologie, Wissenschafts- und Technikforschung, Gender, Queer und Postcolonial Studies einfließen, die sie auf den 400 Seiten geschickt miteinander verwebt.

Die Autorin zieht dabei nicht nur Parallelen zwischen gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Entstehungsprozessen, sie beschreibt ebenso die Wechselwirkungen zwischen den Revolutionen der Naturwissenschaften des späten 19. Jahrhunderts. Daneben erzählt sie auch deren Entstehungsgeschichte – anhand einer Vielzahl von Forschenden unterschiedlichster Fachrichtungen und den Konjunkturen zeitgenössischer Theorien, zwischen Kant und Darwin, dem Zoologen Haeckel oder dem Anatom und Mediziner Virchow. Das zeigt Bock von Wülfingen beispielsweise an der Zellstaattheorie, nach der die Zelle nicht nur Teil „von etwas Größerem sei, sondern selbst ein eigenständiges, lebensfähiges Ganzes“ (S.65). Ein Modell, das ebenso in die andere Richtung funktionierte – der Staat, dargestellt als Organismus, wenn es zum Beispiel um Fragen der Vererbung ging.

Einige Modelle entstanden gleichzeitig; die „politischen, rechtlichen und biologischen Zusammenhänge von Vererbung und Zeugung“ (S.303f.) nahmen so Einfluss aufeinander. Immer wieder arbeitet sich die Autorin an Begrifflichkeiten wie

dem „Vererben“ (S.301) ab, denn dabei kann es gleichermaßen um Titel, (soziales, kulturelles wie materielles) Kapital oder auch um biologische Anlagen gehen. Dafür blickt sie auch in andere europäische Länder und setzt sich mit der Begriffsgeschichte der Termini wie dem „Vererben“ im Englischen oder Französischen auseinander. Immer wieder hebt Bock von Wülfingen auch die Wechselwirkung der gesellschaftlichen Gewerke hervor. So normierte das Bürgerliche Gesetzbuch das Familienleben, beeinflusste gleichzeitig aber auch die biologische Forschung und Vorstellungen am Rande zum Unbekannten – gerade dann, wenn die Grenzen des Bekannten erreicht wurden.

Untergliedert hat die Autorin ihr Werk in insgesamt vier Komplexe, in denen sie „Erbschaft begreifen“, „Kinder zeugen“, „einen Haushalt teilen“ und „Eltern werden“ thematisiert. Die gedrungene Komplexität von Bock von Wülfingens Studie macht sie zu einer anregenden, wenn auch mitunter herausfordernden bis kleinteiligen Lektüre, für die der Titel kaum treffender hätte sein können.

Das Buch ist so nicht nur ein relevanter Beitrag zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Bock von Wülfingen legt mit „Die Familie unter dem Mikroskop“ wichtige historische Perspektiven, Einordnungen und Kontinuitäten vor, die zum Teil noch immer als hochaktuelle gesellschaftspolitische Debatten rund um geschlechtliche Arbeitsteilung, Gleichberechtigung, Care-Arbeit und die Normierung von Familie und Sexualität geführt werden. „Nicht erst die Herausforderung des Gesundheits- und Pflegebereichs durch das Covid-19-Virus seit 2020 half der Politik zur Erkenntnis, dass das dauerhafte Care-Defizit ein Risiko fur den Zusammenhalt der Gesellschaft darstellt“, folgert die Autorin (S.332).

Jonas Feldt, Doktorand an der Charité Berlin

Den Autorinnen ist es mit diesem Buch gelungen, ein übersichtliches und informatives Nachschlagewerk zu schreiben – eine gute Übersicht für gynäkologische Einsteiger:innen sowie erfahrene Mediziner:innen. Nicht nur medizinische, sondern auch relevante wissenschaftliche und kontrovers-politische Aspekte des Schwangerschaftsabbruchs und der gestörten Frühschwangerschaft werden beleuchtet. Durch die Streichung des §219a StGB hat die öffentliche Diskussion um das Thema Schwangerschaftsabbruch in Deutschland erneut Fahrt aufgenommen. Die Autorinnen gehen insbesondere in der Einleitung sowie dem Kapitel zu rechtlichen Grundlagen auf wichtige Komponenten der Diskussion ein. Eine Einordnung der aktuellen rechtlichen Grauzonen und politischen Realität in Deutschland, Europa und international macht die Komplexität um das Thema Schwangerschaftsabbruch deutlich.

Die pro Kapitel ausgesuchten Fallbeispiele zeigen die Vielfältigkeit der individuellen Anamnesen und Bedürfnisse der Patientinnen, die Beratung und Begleitung zum Schwangerschaftsabbruch oder Abort suchen, und die Komplexität der Versorgung in der gynäkologischen Praxis. Zusätzlich bieten die präsentierten Fälle besonders für den klinischen Alltag in Praxis und Krankenhaus hilfreiche Beispiele in Bild und Schrift. Die ausgewählten, laut Autorinnen mit Absicht nicht immer perfekt eingestellten, Ultraschallbilder repräsentieren für Kliniker:innen sehr gut nachvollziehbare Befunde, welche vor allem das konservative und ambulante Management unterstützen. Alles in allem ein gelungener und zum Nachschlagen für jeden geeigneter Text.

Feline Wowretzko, Gynäkologin in Weiterbildung, Hamburg

Wallstein, Göttingen 2021, 400 S., 40 Euro

98 Buchbesprechungen Dr. med. Mabuse 258 4. Quartal 2022
Jana Maeffert, Christiane Tennhardt Schwangerschaftsabbruch und gestörte Frühschwangerschaft Praxishandbuch mit Fallbeispielen
Springer,
Berlin/Heidelberg 2021, 193 S., 39,99 Euro

Allein oder einsam?

Die Angst vor der Einsamkeit und die Fähigkeit zum Alleinsein

Einsamkeit – ein Wort, das spätestens seit der Corona-Pandemie inflationär verwendet wird. Manche sprechen sogar von einer durch die Eindämmungsmaßnahmen verschärften „loneliness epidemic“. Doch werden wir immer einsamer und ist dies etwas, wovor wir uns fürchten und wogegen wir Maßnahmen ergreifen müssen? Diese Frage stellt Rainer Gross in seinem Werk „Allein oder einsam? Die Angst vor der Einsamkeit und die Fähigkeit zum Alleinsein“. In vier Kapiteln wird die Thematik aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und politische, soziologische und psychologische Dimensionen von Einsamkeit und Alleinsein vorgestellt. Ebenso wird der Unterschied zwischen den beiden Zuständen beschrieben.

Dabei wird deutlich, dass die Fähigkeit zum befriedigten Alleinsein nicht nur von vielen Philosoph:innen als Basis für Kreativität angestrebt wird, sondern auch in der Psychotherapie ein zentrales Ziel ist. Also prinzipiell nichts, wovor wir uns fürchten sollten. Demgegenüber kann leidvoll erlebte Einsamkeit auch pathologisch sein. Gross stellt dies anhand von psychischen Erkrankungen wie Trennungsangststörungen oder sozialer Phobie dar und geht auf Extremformen des sozialen Rückzugs wie Hikikomori in Japan ein.

In vielen Teilen des Buches finden sich blau unterlegte Kästen, in denen kurze Exkurse zu historischen Personen in ihrer Beziehung zur Einsamkeit, wie Bezüge zu Literatur, Medien und Musik und der

Verhandlung des Themas darin, hergestelltwerden.

Das Buch bietet einen breiten Diskurs zum Spannungsfeld Alleinsein und Einsamkeit. Es regt an, das persönliche Verhältnis zum Alleinsein zu reflektieren sowie sich eine gut unterfütterte eigene Meinung zum Thema gesellschaftliche Vereinsamung zu bilden. Der Autor versucht dabei die Thematik umfassend, mit historischen und internationalen Beispielen, zu hinterlegen. In der Komplexität der Auseinandersetzung wirken die angeschnittenen Inhalte teilweise etwas sprunghaft. Das Buch kann allerdings auch gut interessengeleitet entlang einzelner Kapitel gelesen werden.

erhält einen Einblick in die Grundlagen der Hypnotherapie nach Milton Erickson.

Patient:innen benötigen in jeder Phase ihrer Erkrankung eine therapeutisch wirksame Kommunikation, die sich an ihrem subjektiven Leiden und dem Bedürfnis nach Resonanz und einer vertrauensvollen, Halt gebenden Beziehung orientiert sowie ihre Autonomie und Kompetenz respektiert. In einzelnen Kapiteln wird für jede dieser Phasen aufgezeigt, wie ein Perspektivwechsel im Sinne einer Umorientierung von der Fixierung auf den Kampf gegen die Erkrankung hin zu angestrebten lohnenden Zielen erreicht werden kann. Dabei ermöglicht Hypnose Patient:innen Erfahrungen, dass etwas Positives gleichsam von selbst geschieht, ohne dass sie sich anstrengen und kontrollieren müssen. Sie eröffnet innere Suchprozesse, stärkt das erschütterte Vertrauen in den eigenen Körper und in die eigenen inneren Kräfte und fördert so die Zuversicht. Achtsamkeit wiederum vermittelt Einsicht, indem wir spüren, was ist, und fokussiert auf den gegenwärtigen Moment. Sie ermöglicht Akzeptanz und Selbstmitgefühl und fördert damit die „Freiheit, den unvermeidlichen Fakten gegenüber eine heilsame Haltung einzunehmen“ (S.157). Gemeinsames Ziel ist es, „aus dem Stressund Krisenmodus psychovegetativ ‚umschalten‘ und zur Ruhe kommen zu können [...] und damit Zugang zu individuellen Ressourcen und Möglichkeitsräumen zu verschaffen“ (S.138ff.).

Michael Harrer und Hansjörg Ebell vermitteln in ihrem fundierten Buch eine ganzheitliche Sicht auf das leibseelische Erleben onkologischer Patient:innen. Der/die in Hypnose Unerfahrene

ÉDOUARD LOUIS –

einer der wichtigsten Autoren der jüngeren Generation

Mit diesen Methoden wird angestrebt, dass Patient:innen mit der Zeit zur Selbsthypnose und zu eigenständigen Achtsamkeits- und Entspannungsübungen befähigt werden. „Viele Patienten erleben es [...] als höchst wertvoll, diese Erfahrungen dann selbst abrufen und dadurch et-

Buchbesprechungen 99 Aus dem Französischen von Sonja Finck 272 Seiten | 24,00 € (D) | 24,70 € (A) © Armin
Smailovic Böhlau, Wien 2021, 232 S., 28 Euro
Michael E. Harrer, Hansjörg Ebell Hypnose und Achtsamkeit in der Psychoonkologie

was zur Veränderung ihrer Befindlichkeit beitragen zu können“ (S.216), indem sie Selbstwirksamkeit, Kompetenz, Autonomie und ihre individuellen Ressourcen erleben. Darüber hinaus erhoffen sich onkologische Patient:innen oft auch eine Unterstützung ihrer Selbstheilungskräfte.

Weitere Kapitel widmen sich der Anwendung von Hypnose bei Schmerzen und anderen quälenden Symptomen wie beispielsweise Müdigkeit, Schwäche, Erschöpfung und Schlafstörungen, zur Unterstützung bei operativen Maßnahmen und während der Strahlen- und Chemotherapie. Darüber hinaus stellen Rezidivund Progressionsangst sowie Trauer und depressive Reaktionen wichtige Themen dar.

Im Falle eines Rezidivs oder einer Progression der Erkrankung sind Patient:innen und Behandler:innen mit Ohnmacht, Enttäuschung und der Frage konfrontiert, ob Hoffnung (noch) möglich sei. „Hoffnung ermöglicht es, Gegenwart aktiv zu gestalten“ (S.317). Manchmal benötigen Patient:innen Unterstützung dabei, sich einerseits auf Verluste und das Lebensende und andererseits darauf einzustellen, sich solange als möglich auf das Leben einzulassen.

Eine Krebserkrankung stellt immer auch eine existenzielle Erschütterung dar. Manche Betroffene erleben diese Erschütterung als Chance dazu, sich in ihrem Selbstbild und in ihrer Sicht auf die Welt neu zu orientieren. Ein solches posttraumatisches Wachstum beinhaltet häufig das Erleben von Sinnhaftigkeit wie auch einen neuen, vertieften Zugang zu Spiritualität und Religion – Erfahrungen, die sich auf dem letzten Teil des Weges in der palliativen Phase und beim Abschied vom Leben als hilfreich erweisen.

Michael Harrer und Hansjörg Ebell haben ein zutiefst von humanistischen Werten geprägtes, praxisorientiertes Buch verfasst, das sich in besonderem Maße durch die Betonung auf Verbundenheit, Resonanz, Empathie, Kommunikation und Wahrnehmung der Bedürfnisse der Patient:innen während der unterschiedlichen Phasen der Erkrankung auszeichnet. Eindrucksvolle Fallbeispiele verdeutlichen das Konzept und das Vorgehen der beiden Autoren. Vielfältige Anregungen zu konkreten Interventionen in den unterschiedlichsten Situationen werden vermittelt, sodass auch psychoonkologisch weniger erfahrene Psychotherapeut:in-

nen nach der Lektüre beginnen könnten, Krebsbetroffene zu behandeln. Ich möchte das Buch daher allen Psychotherapeut:innen und Behandler:innen von onkologischen Patient:innen, rein ärztlich-somatisch wie auch psychoonkologisch Tätigen,empfehlen.

Barbara Hauler, Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin, Weingarten

des Autors kann man nicht entkommen – weder als Person noch hinsichtlich aktueller gesellschaftlicher Fragen und Konflikte. Angesichts des Krieges in der Ukraine (nach Erscheinen des Buches) und dem Auftauchen autoritärer Ströme in der Gesellschaft gibt es kein Entkommen – das was ist, hat etwas mit dem zu tun, was war.

Jürgen Wiebicke

Sieben Heringe

Meine Mutter, das Schweigen der Kriegskinder und das Sprechen vor dem Sterben

Was hat es auf sich mit den sieben Heringen? Der Titel macht neugierig und es braucht lange, sehr lange, bis sie in Erscheinung treten – ganz im Tenor des Buches. Jürgen Wiebicke hat ein Buch über die letzte Zeit mit seiner krebskranken Mutter veröffentlicht und über die Gespräche mit ihr, die er aufschreibt. Erst zum Lebensende ist seiner Mutter das Sprechen über die Kriegserlebnisse möglich. Aus der Geschichte seiner Familie – mit den Exkursen zum Leben der Großeltern, des Vaters und anderer Verwandter – wird beispielhaft ein Bericht über die Generation der Kriegskinder in Deutschland.

Dieses Buch verbindet die Erzählungen der Kriegserlebnisse der nun Hochbetagten mit dem daraus resultierenden Erbe für die Nachkriegsgeneration. Was hat das lange Schweigen der Eltern mit den Kindern – mit der Nachkriegsgeneration – gemacht? Hier reiht sich der Autor mit seinem Werk ein in die inzwischen zahlreiche Literatur über Kriegskinder und -enkel. Doch dieses Buch ist durch seine Geschichten intensiv und geht unter die Haut. Den Reflexionen und Einlassungen

Aber zurück zum Buch: Die offene Auseinandersetzung in der Familie war lange scheinbar unmöglich; das Schweigen und die Härte gegen sich selbst sind Beispiele für die Disziplinierungen und die autoritäre Prägung der Kriegsgeneration. Viel Ernst und ganz wenig Leichtigkeit zieht sich als roter Faden durch die Berichte der Mutter – merkt der Autor an Das Erlebte ist zum Teil unvorstellbar und brutal. Erst zum Lebensende wird es möglich, darüber zu sprechen, doch das Erlebte war nie aus der Welt und prägte die nächste Generation, die – irritiert durch die nicht ausdrückbaren Gefühle – ebenfalls betroffen ist. „Wir alle sind Produkte einer seelisch kaputten Gesellschaft gewesen“, schreibt Wiebicke.

Die Erzählweise des Autors ist aufdeckend: Nichts wird mehr beschönigt und der Schleier der Verhüllung fällt als eine – nicht nur kognitiv, sondern tief empfundene – Notwendigkeit einer ehrlichen Auseinandersetzung. So ist es zwar ein Buch über eine Generation am Lebensende, doch vielmehr geht es um die Lesenden selbst. Ein Beispiel: „Erst seit einiger Zeit ist mir bewusst geworden, dass die Urangst, nicht satt zu werden, als unsichtbarer Gast bei uns immer mit am Tisch gesessen hat. Sie hat der Ausgelassenheit ihren Platz genommen.“ Die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit der Mutter lässt den Autor mit eigenen Fragen einer Bilanz eines nun auch fortgeschrittenen Lebens über 60 zurück. Wiebicke fragt: Sind wir nachgeborene Glückskinder, die bislang von der historischen Windstille profitierten?

So ist das Buch ein Angebot, um die Geschichten der Generationen zu verbinden. Erschreckend nah kommt die Gewissheit, zu dieser Generation zu zählen, die die alten Eltern verabschiedet und letztlich die nächste Generation ist, die eine Lebensbilanz zieht und ziehen muss. So stehen die Erlebnisse der Mutter neben den Assoziationen und Fragen des Autors. „Ob nachgeborene Generationen tatsächlich unbelastet aus dem Schatten treten und

100 Buchbesprechungen Dr. med. Mabuse 258 4. Quartal 2022
Carl-Auer, Heidelberg 2021, 395 S., 49 Euro

nach vorne leben können, steht ja gerade infrage, weil die alten Gespenster der Aggression und des Autoritären zurückkehren.“

Dies verweist auf die Notwendigkeit, die Dämonen der Vergangenheit zu verstehen und sich zu befreien. Voraussetzung dafür ist die unverklärte Sicht auf das, was den Eltern und Großeltern widerfahren ist und noch weiterwirken konnte. Das Buch handelt auch von Dankbarkeit für die Chance, den letzten Weg mit der Mutter gehen zu können. So kommt der „erste Satz (zu) spät“ und gefühlt der letzte Satz zu früh – doch dazwischen ist ein äußerst empfehlens- und lesenswertes, intensives und bereicherndes Buch zu finden.

Der Journalist und Radiomoderator ist bekannt als Autor der Zehn Regeln für Demokratie-Retter – ein Leitfaden zur Rettung und Neubelebung der Demokratie.

Prof. Dr. Heidi Höppner, MPH, Alice-SalomonHochschule Berlin

nig, und zwar um einen Appell der Vernunft, nicht der Moral. Ist es ein Lehrbuch? Ganz sicher, enthält es doch jede Menge Information, wissenschaftlich korrekte überdies. Doch gleichzeitig ist es viel mehr: ein Geschichtenbuch, ein Kunstwerk, ein Werkstattbericht. Das ist durchaus außergewöhnlich.

Gegenstand des „Psycho-Tisches“ ist das Prinzip „Trialog“ in der psychiatrischen Versorgung. Dieses Prinzip haben Dorothea Buck und Thomas Bock aus Hamburg vor Jahren vorgestellt, aber es ist aufwendig und (schon deshalb) nicht flächendeckend verfügbar. „Dialog“ kennt man ja, das ist ein nicht-hierarchisches Gespräch zwischen zwei Personen. „Trialog“ ist das Ganze zu dritt. Im Fall der Psychiatrie tauschen sich Personen aus drei Gruppen aus: Patient:innen, Angehörige und Psycho-Profis.

oder digital gestaltet. Viele illustrieren die Texte, andere drücken eigenständig aus, wie Menschen sich, die Welt und psychotische Gedanken visuell-künstlerisch erleben. So wurde aus dem Buch ein Gesamtkunstwerk.

Psycho-Tisch

Geschichten und Bilder aus dem Münchner Psychose-Seminar

Psychose. Bekannt ist dieser Aspekt psychischer Krankheit schon, verkannt aber auch. Der Volksmund übersetzt „psychotisch“ wahlweise mit wahnsinnig, irrsinnig, irre oder verrückt. Diese Wörter sind allgegenwärtig, allerdings selten als Beschreibung eines psychischen Phänomens. Vielmehr illustriert der Volksmund damit ungefähr alles, was er nicht versteht und negativ darstellen möchte. Und das ist nicht geeignet, um Betroffenen angemessen zu begegnen.

„Der Psycho-Tisch“ hält dagegen. Handelt es sich also um einen Appell? Ein we-

Praktisch berichtet dieses Buch über das „Münchner Psychose-Seminar“, das den Trialog mit mehreren Personen aus jeder der drei Gruppen pflegt. Sechs Termine zu je drei Stunden dauert so ein Seminar, an dem alle von allen lernen sollen und wollen. Psychose-Betroffene nehmen als Expert:innen teil, als Expert:innen ihrer Krankheit, wenn auch außerhalb akuter Phasen. Wie haben sie ihre Psychose erlebt? Wie ordnen sie Einzelheiten im Rückblick ein? Was haben sie bekommen, was hätten sie gebraucht? Dann: Wie erging – und ergeht – es den Angehörigen, als ihre Angehörigen krank wurden, krank waren oder jetzt wieder werden könnten? Und schließlich: Wie erleben die Profis psychotisches Verhalten? Thema ist durchgehend das Persönliche und Erlebte, allerdings dürfen die Profis zusätzlich ihr Wissen beisteuern. Hierarchie ist trotzdem nicht erwünscht.

Aus dem Münchner Psychose-Seminar ist noch etwas erwachsen: eine Schreibwerkstatt (professionell gecoacht von Jörg Zimmermann). Dort verarbeiten Psychose-Betroffene Geschichten aus ihrer Biografie und psychotische Erlebnisse, lyrisch,erzählend oder reflektierend. Die vielen Buchbeiträge aus dieser Werkstatt machen aus dem Buch nebenbei eine lebendige Geschichten- und Gedichtsammlung.

Mit 158 farbigen, hochwertig gedruckten Bildern ist es überdies ein ungewöhnliches Kunstbuch. Die Bilder stammen von Menschen aus allen drei Trialogparteien, sie sind gemalt, gezeichnet, fotografiert

Texte und Bilder sind auf sieben Kapitel verteilt. Die befassen sich mit dem Schreiben selbst, mit dem psychotischen Erleben, mit der Institution Psychiatrie einschließlich der Medikamentenfrage, mit den Risikofaktoren dafür, psychotisch zu reagieren, mit gesellschaftlichen Reaktionen auf psychotisches Verhalten, aber auch mit der Rolle des Wissens und seiner Vermittlung an die Betroffenen, also dem, was man „Psychoedukation“ nennt. Es wird persönlich reflektiert, wer was aus den Psychose-Seminaren mit nach Hause nimmt, es wurde aber auch wissenschaftlich evaluiert. Die Ergebnisse sind realistisch ermutigend: Das Psychose-Seminar ist für die Betroffenen ein Glücksfall, eine Glückspille ist es trotzdem keine.

Ins Leben gerufen hat die PsychoseSeminare der Münchner Psychologe Heinrich Berger, 58 haben bisher stattgefunden. Berger ist (federführender) Herausgeber des Buches, aber auch Teil eines fünfköpfigen Kollektivs aus zwei Profis und drei Betroffenen. Diese drei wiederum sind Profis in Sachen Aufklärung: Auf vielen Wegen arbeiten sie daran, über psychische Krankheit zu informieren und so der Allgemeinheit die Scheu oder gar Angst vor Psychosen zu nehmen. Wer das auch will, sollte zu diesem Buch greifen.

Dr. Barbara Knab, Wissenschaftsautorin, München, https://barbara-knab.de

Buchbesprechungen 101 Dr. med. Mabuse 258 4. Quartal 2022
Kiepenheuer&Witsch, Köln 2021, 256 S., 20 Euro Pabst, Lengerich 2020, 326 S., 30 Euro
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