Auktionskatalog 711, 28. März 2023

Page 1

AUTOGRAPHEN aus allen Gebieten AUKTION

28. März 2023

Hotel Bristol

Gartensaal

Kurfürstendamm 27

10719 Berlin

Katalog 711

J. A. STARGARDT

Antiquariat · Gegründet 1830 in Berlin

Seit 1885 im Besitz der Familie Mecklenburg

10707 Berlin · Xantener Straße 6

Telefon (030) 8822542 · Telefax (030) 8822466

info@stargardt.de · www.stargardt.de

BESICHTIGUNG

Montag 20. März bis Donnerstag 23. März 10 bis 18 Uhr in unseren Geschäftsräumen

Montag 27. März 10 bis 18 Uhr Hotel Bristol, Gartensaal

VERSTEIGERUNG

Dienstag 28. März ab 10 Uhr Nr. 1 – 349 ab 15 Uhr Nr. 350 – 698

KONTEN

Berliner Sparkasse ∙ IBAN: DE93 1005 0000 0950 0097 84 ∙ BIC: BELADEBE

Postbank Frankfurt a. M. ∙ IBAN: DE56 5001 0060 0011 6026 04 ∙ BIC: PBNKDEFF

ERKLÄRUNG DER ABKÜRZUNGEN

Interprétation des abréviations · Interpretation of abbreviations

E. Br. m. U. Eigenhändiger Brief mit Unterschrift (L.a.s. / A.L.S.)

Br. m. U. Brief von fremder Hand mit eigenhändiger Unterschrift (L.s. / L.S.)

Br. m. U. u. E. Brief von fremder Hand mit eigenhändiger Unterschrift und Empfehlungsformel (L.s. avec souscription aut. / L.S. and subscribed)

S. Seite(n) (p.)

O. O. u. D. (J.) Ohne Ort und Datum (Jahr) (s. l.n.d. / n.d.)

4o (8o) Quart-(Oktav-)Format (in-4o) (in-8o)

Bei den Maßen ist zuerst die Höhe angegeben Fast alle Abbildungen sind mehr oder weniger stark verkleinert

Die Preise in Klammern sind unverbindliche Schätzungen. Auf die Zuschlagspreise wird ein Aufgeld von 20 % erhoben, ggf. zuzüglich Mehrwertsteuer gemäß den Versteigerungsbedingungen

Les prix entre parenthèses sont des estimations. Il sera perçu une prime de 20 % en sus des prix d’adjudication; le total peut être soumis à la TVA selon les conditions de vente

Prices in brackets are estimates. A buyer’s premium of 20 % of the hammer prices will be charged by the auctioneers; the total may be subject to VAT according to terms of sale

Die Abbildungen und Zitate dienen lediglich der Orientierung der Kaufinteressenten; sie stellen keine Veröffentlichungen im Sinne des Urheberrechts dar. Alle Rechte an den zitierten Texten und den Abbildungen bleiben den Inhabern der Urheberrechte vorbehalten. Nachdrucke sind in jedem Falle genehmigungspflichtig.

INHALT 7 I. Literatur Nr. 1 – 183 111 II. Wissenschaft Nr. 184 – 271 159 III. Bildende Kunst Nr. 272 – 349 197 IV. Geschichte Nr. 350 – 499 261 V. Musik Nr. 500 – 690 347 VI. Theater und Film Nr. 691 – 698 352 Versteigerungs-Bedingungen 353 Conditions of Sale 354 Personenregister 358 Ortsregister 360 Verzeichnis der Auftraggeber Live online bieten, Scans aller Stücke: Invaluable.com Live online bidding, scans of all items: Invaluable.com

I. LITERATUR

An eine Dame, die Erziehung ihrer Tochter betreffend.

„…  Wenn ich nicht es bestimmt wüsste, dass es überall in der Welt verstreut solche Frauenseelen gibt wie die ihrige, hätte ich niemals den Muth gefunden, mich für die Frauenseele und ihre Wertschätzung einzusetzen! Deshalb bin ich so ruhig und gesichert und den Feindseligkeiten trotzend! Nur das Eine hat mich direkt tragisch getroffen, dass Sie Ihr süßes zartes Töchterchen besser aufgehoben meinen in ernsten tyrannischen Händen – – – . Das ist ein schrecklicher und fast verbrecherischer Irrtum … Wenn Ihr Kindchen eine Mimose ist, so betreuen und beschützen Sie sie um Gotteswillen doch als Mimose; und versuchen Sie doch nicht das Verbrecherische, sie in einem Steinfelde gedeihen zu lassen …“ Verso ein Briefentwurf von fremder Hand.

LITERATUR 8
I.
1 ALTENBERG, Peter, Pseudonym für Richard Engländer, 1859 – 1919. E. Br. m. U. Wien, „Café Central“, 12.V. o. J. 2 S. gr.-4o. Leicht gebräunt. Kleine Faltenrisse. (400.—)

2 ANDERSEN, Hans Christian, 1805 –1875. E. Albumblatt m. U. Dresden 28.II.1846. 1⁄2 S. 8o. Schwach fleckig. (800.—)

„Wenn ich denke an die schönen Stunden in Maxen und Dresden, seufze ich mit dem Tannenbaum – –‘vorbei, vorbei, alle Geschichten enden!’“

Die Besitzer des Guts Maxen bei Pirna, Major Serre und seine Frau Friederike, waren mit Andersen befreundet.

3 ARNDT, Ernst Moritz, 1769 – 1860. E. Stammbuchblatt mit Widmung u. U. Bonn 22.III.1848. 1 S. quer-8o. Leicht gebräunt, schwach fleckig. Auf ein größeres Blatt montiert (verso Albumblatt von fremder Hand, 1848; ebenfalls montiert). (400.—)

„Wer da viel will irre gehen, Frage Viele um den Weg. Grade wollen, grade sehen Findet sicherst Weg und Steg; Doch ein bischen Muth von oben, Doch ein bischen Gotteswort Will ich meinem Wandrer loben, Dieses hilft am besten fort.“

Die Widmung lautet: „Zur freundlichen Erinnerung / an EMArndt / aus der Insel Rügen …“

4

(250.—)

Der Umschlag ist an den Dichter „Heinrich Kruse / Lehrer an der gelehrten Schule in Preussisch Minden“ adressiert.

Vom stark überarbeiteten Gedicht lassen sich über 35 Zeilen – zum Teil nur Anfang und Ende – ausmachen.

I. LITERATUR 9
E. Gedichtentwurf (fragmentarisch) auf der Innenseite eines Briefumschlags. Mit Siegelrest und Poststempel (Bonn).

Geistessprühender Brief der 21-jährigen an „Lieber Alter“, ihren Schwager Friedrich Carl von Savigny. – Zunächst über die Vorlesungen des Phrenologen Gall, die sie zusammen mit „dem Linster“ (ihre Schwester Meline) besucht hatte.

„Gall hat einen genialistischen Vortrag … alles was er in seinen Stunden lehrt ist durchaus interessant für alle Menschen[,] mich interesiert es auchenbliklich aber Gott sey Dank nicht länger, wenn Du je die Gelegenheit haben solltest, ihn zu hören, so versäume es nicht, und auch die Gundel“ (Gunda von Savigny, ihre Schwester)

„nicht …

Er sagt von mir, ich habe ein Gut Gedächtnuß ein starkes Musik Organ einen zimlichen Kunsthügel, das Organ was aber am meisten sich auf meinem Schädel auszeichne sey der Mordsinn …“

Es folgt ein Abschnitt über ihre Freundin Karoline von Günderrode („der Günder“), deren Beziehungen zu den Schwestern Servière sie mit offenbarer Eifersucht verfolgt. „Die Serviers haben von ihrem Rheinischen Aufenthalt geschrieben wie sie in der seeligsten Ruhe im Genuß der herrlichsten Natur sich philosophischer Gespräche erfreuend mit ihrem Günder, die Süseste Wonne aus und einathmen u.s.w. daß sie sich aber nichts-desto weniger eines starken Apetits erfreuen, und daß ihre einzige Sorge sey wie sie genug zu essen bekommen die Schweine; ich kann nicht begreifen wie die Günderrode sich mit diesen herum treiben kann, ich hab sie fast aufgegeben, jedoch will ich ihr nicht unrecht thun, ich verlöhre am meisten dabey.

Die Linster ist Gesund wie ein Fisch im Wasser, er und ich sind die einzigen jungen Mädger die bey Galls Vorlesung sind, man spricht auch schon stark über unsere Aufgeklärtheit, als in der lezten Stunde vom Geschlechtstrieb die rede war und Gall das Organ am Schädel bewieß so sezten die Weiber ihre Hüte auf, ich aber hatte keinen Hut und sezte daher meinen Brill auf …

So eben fällt mir ein Brief von Arnim mit der Thür ins Hauß … Der Arnim ist mir wieder lieber seit ich hier bin[.] Ach Freunde in der Not! – ich glaube die Noth hat (nach Gall) ein sehr starkes Organ für die Menschliebe …“

10
I. LITERATUR
5 ARNIM, Bettina von, geb. Brentano, Ehefrau Achim von Arnims, 1785 – 1859. E. Br. m. U. „Bettine“. (Frankfurt a. M., Juni 1806). 2 S. 4o. Leicht gebräunt. (3.000.—) Bettina Brentano und Achim von Arnim heirateten am 11. März 1811.

6 E. Br. m. U. O. O. 20.V.1839. 3 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht gebräunt, einige kleine Flecken. In der Mittelfalte gebrochen. (3.000.—)

An ihre Schwester Ludovica („Lulu“) des Bordes, die verwitwet in Frankfurt a. M. lebte und der sie zur Geburt ihres ersten Enkelkindes gratuliert. – Lulu Brentano hatte 1827 in zweiter Ehe Peter Richard von Rosier des Bordes geheiratet und nach seinem Tod (1831) im Vorjahr eine junge Frau („Meline“) adoptiert.

„Liebe Loulou! Ich habe dir noch nicht geschrieben seit dem dich Melinchen zur glücklichen Großmutter gemacht hat, doch hab ich herzlichen Antheil an diesem Ereigniß genommen was den größesten Theil deiner liebenden Sorgen in Freude verwandelt hat, und deiner Zukunft eine neue Quelle der Liebe eröffnet. umarme doch von mir deine Kinder beide, die Lieder des Grafen Bentheim“

(Moritz Graf zu B., Melines Ehemann) „hab ich hier manchen Leuten zu lesen gegeben, und sein entschiedenes Talent fürs Naive, die ingeniose Gemüthlichkeit seiner Gedichte ihre Herzlichkeit, ist hier allgemein anerkannt von allen litterarischen Freunden man versteht hier so etwas besser, denn da der Norden nicht so unbefangne Naturen hegt wie der Süden, so ist diese unbefangenheit wo sie so freundlich sich zeigt … um so willkomner …“

Es habe sie amüsiert, dass in den von ihr frequentierten Zirkeln nicht nur von Bentheim, sondern auch ausführlich von Lulu die Rede gewesen sei, „ohne daß jemand wußte, daß ich deine Schwester sei[:] O Mdme Desbordes est une femme parfaite, pleine d’esprit pleine de grace et de tallents, mais c’est une femme d’ame, elle avant a paris une renommée de bonté[,] de finesse … ich hatte mein Vergnügen an diesem Gespräch wie du dir denken kannst und besonders ergötzte daß Einer mit einer Art von Eifersucht das große Wort führte und alles besser wissen wollte … dieser eine war kein andrer als Baron Martens“ (der württembergische General Carl von M.) „den du in Frkf. mußt kennen gelernt haben …“

Da der Baron nun vorhabe zu heiraten, bittet sie ihre Schwester, ihm bei der Wahl einer geeigneten Kandidatin behilflich zu sein. „… so wär es ihm allerdings wichtig eine Frau zu haben, die seine Stellung stütze und seine Pflichten theilte, sie muß Geist haben und Takt und feine Sitten, jung braucht sie nicht zu sein …, suche ihm eine Frau die Vermögen hat, denn in dieser socialen Stellung ist dies eine nothwendige Mitgift … es kommt dir wohl ganz wunderbar daß ich dir dieses schreibe, mir auch, aber ich hab die Verpflichtung dazu übernommen … nun ist natürlich kein ander Mittel mein Gewissen zu beruhigen als wircklich zu schreiben was ich denn hiermit gethan habe … Der Quälgeist hat mich jeden Tag gemahnt. – gehst du vielleicht nach Ems dies Jahr oder sonst in ein Bad so schreibe mir, meine Gesundheit die in einer Anstrengung bis jetzt geblieben, hat eine Erholung höchst nötig, es wär mir natürlich erfreulich wenn ich mit den meinen zusammen treffen könnte …“

Beiliegend ein Stammbaum der Nachfahren Peter Anton Brentanos, des Vaters von Lulu und Bettina (von fremder Hand) sowie ein dazugehöriges Begleitschreiben von Claudine „Seraphica“ Brentano.

I. LITERATUR 11

7* AUERBACH, Berthold, 1812 – 1882. E. Br. m. U. Berlin 2.IV.1879. 23⁄4 S. gr.-4o. Leicht fleckig. Kleine Rand- und Faltenrisse. Oberer Teil des Briefes wohl aus redaktionellen Gründen durchstrichen. (300.—)

An den Maler Paul Meyerheim, der ihn wohl um einen Nachruf bzw. „eine kleine Erinnerung“ an seinen im Januar des Jahres verstorbenen Vater, den Maler Eduard Meyerheim, gebeten hatte.

„… Also: / Es war am Abend des 70. Geburtstages von Fr. Meyerheim. Der große Kreis der Freunde war mit den Frauen in dem Atelier seines Sohnes Paul versammelt. Der froh belebte alte Meister ging prahlenden Antlitzes umher u. zeigte die schöne Glückwunsch-Adresse des Künstler-Vereins u. die so lustige als kühne Zeichnung Adolf Menzels. Musikständer wurden geordert und Vater Meyerheim spielte mit seinen beiden Söhnen Trio’s von Haydn.

Dort an der Wand hing das lebensgroße Bild des Vaters wie er so wahr u. schlicht vor der Staffelei sitzt – von Paul gemalt u. hier spielte er wie in Andacht versunken die Geige u. sein Antlitz leuchtete. Wenn Haydn ein Pastorale hätte malen können, er hätte ähnliche Bilder geschaffen wie E. Meyerheim, so in sich begnügt, so voll sanfter Lebensfreude …“

8 BALZAC, Honoré de, 1799 – 1850. Gedruckte Visitenkarte mit e. Zusatz. Ca. 4 × 7,5 cm. Papierlagen gelöst und separat neu hinterlegt. Etwas fleckig. Knickspur. (300.—)

Recto: „de Balzac.“, verso: „hôtel de la Bella / Venezia“.

9* BENJAMIN, Walter, 1892 – 1940. E. Br. m. U. Berlin 15.IX.1921. 2 S. 4o (5.000.—)

An (den Heidelberger Verleger Richard) Weißbach, mit dem er eine Zeitschrift mit dem Titel „Angelus Novus“ herausgeben wollte. Er hoffe, Weißbach im Winter in Berlin „für unsere Besprechung“ treffen zu können.

„… Ich bin mit einer ganzen Anzahl Manuscripte hier angekommen, die ich neu zunächst sichten werde. Erfreulicherweise sind Sachen von [Samuel] Agnon darunter, der seine Mitarbeit zugesagt hat. Sie erinnern sich vielleicht, daß ich in Heidelberg die Hoffnung aussprach ihn gewinnen zu können. Das erste Heft wird eine Erzählung ‘Die neue Synagoge’ von ihm enthalten. Weiter hoffe ich Beiträge eines holländischen Bekannten Henri Borel“ (niederländischer Publizist und Schriftsteller), „eines der größten Kenner Chinas, früher holländischer Konsul dort, bringen zu können. Es trifft sich sehr glücklich, daß dieser in nächster Zeit nach Berlin kommt. Vielleicht kann ich ihn zu einer Niederschrift über den Geist der chinesischen Sprache veranlassen. Ich selbst habe mich … mit einer Kritik der Goetheschen Wahlverwandtschaften beschäftigt, die ich für den Angelus vorbereite …“ – Die Abhandlung sollte später in zwei Teilen in den „Neuen Deutschen Beiträgen“ erscheinen (April 1924 und Januar 1925).

„… Beiliegend überreiche ich Ihnen meine Arbeit über Gewalt, die in diesen Tagen erschienen ist. Sie ist – wie ich wohl gelegentlich erwähnte, der zweite von drei politischen Aufsätzen, von denen der erste ebenfalls fertig ist (ich möchte ihn im Angelus bringen), der letzte sich noch im Werden befindet. Bevor ich Ihnen nun in einiger Zeit den Entwurf meines Prospektes übersende, hoffe ich wegen der Satzproben des Baudelaire noch Nachricht von Ihnen zu erhalten. Sie müssen ja wohl jeden Tag eintreffen …“ – Sein bedeutender Aufsatz „Zur Kritik der Gewalt“ war im „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“ erschienen. Seine Übersetzungen von Gedichten Baudelaires verlegte Weißbach erst 1923 als zweisprachige Ausgabe.

Zum Teil (erstes Drittel des Briefes) gedruckt: Walter Benjamin, Gesammelte Briefe, Band II Nr. 295 (nach einer Beschreibung im Stargardt-Katalog 628, 1983).

12
I. LITERATUR

Nr. 9

Die Titel der Gedichte lauten: „Der alte Orgelmann singt“, „Rosenopfer“ und „Fühle nur!“; das erste beginnt:

„Einst in meinen Jugendjahren Hab ich Liebe viel erfahren, In der Belletage sowohl Wie Sout’rain und Entresol.

Bin ein frecher Fuchs gewesen, Machte nicht viel Federlesen, Rupfte hier und rupfte da, Lina, Laura, Lucia …“ – Es folgen 10 weitere Strophen, mit zweimaligem Namenszug am Schluss.

„Rosenopfer“ (11 vierzeilige Strophen, ebenfalls mit Namenszug am Schluss) und „Fühle nur!“ (2 vierbzw. sechszeilige Strophen).

I. LITERATUR 13
10 BIERBAUM, Otto Julius, 1865 – 1910. 3 e. Gedichte, davon zwei mit Namenszug am Schluss. 6 S. gr.-folio. Grünliches Papier. Rand- und Faltenrisse. (250.—)

11 BJÖRNSON, Björnstjerne, 1832 – 1910. 10 e. Br. m. U. und 2 e. Postkarten m. U. Rom und Schwaz/Tirol 18.IX.1894 bis 9.IX.1895 und o. D. 23 S. 4o bzw. gr.-8o und die Karten. Leicht gebräunt (an den Rändern etwas stärker). Kleine Rand- und Faltenrisse. 2 Briefe mit Nadellöchern am Kopf. (600.—)

An den Musikkritiker und Kunsthistoriker Oscar Bie in Berlin, der 1894 die Leitung der „Neuen Deutschen Rundschau“ angetreten und Björnson wohl um seine Mitarbeit gebeten hatte. Gestaltet diese sich zunächst angenehm, so kommt es recht schnell zu Verstimmungen persönlicher und finanzieller Natur. Schwaz 1.X.1894. „…Von diesem heiligen augenblick ab haben Sie mich als festen mitarbeiter. Ich bin kein gelehrter u. auch kein essayiste – Aber ich habe dann und wann was ich propagandieren will. Von jetzt ab ist Neue Rundschau mein predigerstuhl – oder was Sie es nennen auf deutsch …“

Rom 25.X.(wohl 1894). Nachdem es zu ersten Unstimmigkeiten gekommen war. „… diese grobe deutsche art der mitarbeiter (der mehrheit davon) ist mir so ungebildet und grün. Nichts kann gesagt werden ohne schimpfereien, ohne rücksichtslose urteile. Ich möchte darüber einmal schreiben! Es ist eine deutsche unart. – – Nein, ich kann nicht über deutsche verfasser schreiben. z.b. über Hauptmann. Ich will nicht denen stützen, die ihn angreifen … Ich liebe seine oppositionelle natur, seine kämpferische neuerungen, seine anwendung der äusserlichen mitteln bis im unerklärlichen, seine farben, seine karakterbetrachtungen, … aber es fehlt ihm an horizont …“ Rom 26.III.1895. Wohl über finanzielle Probleme der Zeitschrift. „… Sie (und Ihre Frau) müssen meine ‘neue erzählungen’ (Albert Langen, Paris-Leipzig) lesen. Sie sind mir so sympatisch, ich will von Ihnen gekannt sein. Besprochen will ich am liebsten die erzählungen nicht haben  So komme ich endlich zu dem, was ich auf Herz habe diesmal. Ein redacteur wie Sie einer sind muss über schwierigkeiten in geldsachen gehoben sein, wenn er seine pläne legt. Haben Sie an Albert Langen gedacht? Der scheint mir der deutsche verleger der zukunft zu sein. U[nd] er ist ungeheuer reich …“

Schwaz 29.VIII.1895. Verärgert über nicht geleistete Honorarzahlungen. „… es ist nicht allein ein missverständniss, es ist unrichtig. / Was früher gedruckt war, natürlich, dafür kein Honorar. / Aber was ich originell für N[eue] D[eutsche] R[undschau] schreibe, wo habe ich gesagt dass ich das gratis u. warum sollte ich das gratis liefern? / Ich will nicht allein ein gutes Honorar haben, und das gleich, – aber damit sind meine verbündnisse mit Ihrem wehrten zeitschrift vorbei / Ich danke für viele gute briefe und manche aufmerksamkeiten …“

Schwaz 9.IX.1895. „… Lieber Hr. Doctor, das hier beginnt mir ein bischen unverständlich zu werden. Sie sagen, dass Ihre zeitschrift sich in verlegenheiten befindet. Dazu nehme ich ja rücksicht. Geben Sie mir 100 mark. Damit … auch die zeitschrift selbst bezahlt; mein abonnement nämlich. / Erinnern Sie, dass ich lebe von dem, was ich schreibe. Dazu muss auch rücksicht genommen werden …“

Erwähnt u. a. „Dr Sigurd Ibsen, mein schwiegersohn“, den späteren norwegisch-schwedischen Ministerpräsidenten, sowie Maximilian Harden.

Beiliegend 2 e. Br. m. U. an Reinhold Geheeb, Mitarbeiter des Albert-Langen-Verlags (Paris 1909 und o. D.) sowie 1 Portraitphotographie mit e. Widmung und Namenszug auf der Rückseite.

14
I. LITERATUR

„Du winkst zum Abschied nicht mal mit der Hand“

12 BORCHERT, Wolfgang, 1921 – 1947. 1 e. Gedichtmanuskript, 1 e. Gedicht und 5 e. Br., davon 1 ohne Unterschrift (dieser Brief in Gedichtform mit großflächigen Federzeichnungen am Rand). Bis auf den letzten Brief (Hamburg 5.III.1946, „Elisabeth-Krankenhaus“) alle Briefe o. O. u. D. (Poststempel und Absenderangaben auf den Umschlägen: Feldpost WeimarLützendorf 7., 11., 15. und 28.VIII.1941). 13 S. folio, 20 S. kl.-4o und 2 S. quer-gr.-8o. Grüne und schwarze Tinte, meist liniiertes Papier (qualitätsbedingt etwas gebräunt). Mit 4 Umschlägen. (12.000.—)

Frühe Briefe und Gedichte an und für Aranka Jaenke (1924 – 2018). Die Siebzehnjährige, gerade mit der Schauspielschule fertig, hatte wie er bei Helmuth Griem studiert und sich, brieflich Rat suchend, an ihn gewandt. Borchert gibt freimütig Auskunft, auch über sein Seelenleben, da er sich wohl ein wenig in die junge Frau verliebt hatte. –Geschrieben während seiner Grundausbildung in einer Kaserne in Weimar-Lützendorf.

Wohl Weimar 7. August

1941. „Meine liebe Aranka! / Sooo ein kleines Mädchen bist Du also noch ganze 17. Sowas Süßes! Nach Deinen Briefen hatte ich Dich mindestens auf 19 – 20 geschätzt. Daß für Dich die Prüfung – auch in der Volksoper?

– ebenfalls so ein unvergeßliches Erlebnis war, verstehe ich! Es war für mich auch einer der schönsten Tage meines Lebens! Da Du erst siebzehn bist, hätte ich dadurch ja eventuell sogar die Gelegenheit, einmal so etwas Unverdorbenes und Unberührtes kennen zu lernen – oder sogar lieb haben zu dürfen! Bisher habe ich immer nur mit dem Gegenteil zusammengelebt. Das hört sich furchtbar sachlich an, ist aber nicht so nüchtern gemeint. Oh – ich wollte das kleine siebzehnjährige Heiligtum schon beschützen – aber eines Tages würde sie doch dem allzu verlockenden leichten Leben aller Theatermenschen verfallen – mir ist es schon mit 16 so gegangen. Aber vielleicht bist Du als Frau stärker … … Ein winziges Gedicht, das schon gedruckt ist, hab ich noch im Kopf – es liegt bei diesem Brief. Es hat nur das eine Gute, daß es schön kurz ist!

I. LITERATUR 15

I. LITERATUR

(W. Borchert)

So klein bin ich nun doch nicht – immerhin 1.80! (Sowas Dummes) …“ – Das beiliegende Gedicht lautet:

„Sommerabend Sommersüß duftender[sic] Linde flüstert dies in träumende Winde:

Abend voll Glock wehet wie Hauch um seidige Locken heimlich im Strauch …“ – Es folgt eine weitere Strophe.

Wohl Weimar 11. August 1941. „… Du rührst in Deinem Brief … an einem der wesentlichsten Probleme des Theaterspielens: Spielen oder Leben auf der Bühne! Die großen männlichen Schauspieler der Theatergeschichte haben gesagt … selbstverständlich spielen! Die großen Frauen aber sagen … natürlich leben! … Selbst eine Rolle wie Hamlet – die Rolle der Rollen für mich! – muß gespielt werden! Siehst Du das ein? … Ich weiß nicht, womit ich das Vertrauen verdiene, daß Du mir gestehst von Deiner Reinheit … wenn es auch leider nur eine ferne Freude ist, von der ich persönlich kaum etwas habe – Leider! Auch hab ich leider noch nicht das Glück gehabt, ‘soetwas’ kennen zu lernen, denn ich hab bisher immer nur mit älteren Frauen … verkehrt – wieso weiß ich nicht! …

Was Du von der Reinheit schreibst und von der Wahrheit … dazu kann ich kaum etwas sagen … Und gerade auf mich macht das einen so starken Eindruck, weil ich zwar als unmoralisches Schwein verrufen – immer noch an die Reinheit und das Gute in der Frau glaube! Aber trotzdem – eine reife Frau, die schon alles hinter sich hat, kann auch noch unsäglich rein sein …

Vielleicht aber begegnet mir noch ein Engel! … sonst: ich glaube nur noch an die Kunst, die ewige und göttliche! Sie steht über allem! Sie ist alles!!! / Müssen wir Künstler nicht ewig ruhelos sein, ewig unglücklich, immer auf der Suche nach Erfüllung … ich werde immer Sehnsucht haben! Du auch?

Wonach ist gleich …

Ich war an der Landesbühne Ost-Hannover in Lüneburg engagiert und habe nur wenige Rollen gespielt. Immerhin im ersten viertel Jahr … drei Hauptrollen – wo kann man das sonst? … Es waren zwar alles nicht meine Rollen, ich bin mehr Franz Moor, Oswald, Wurm usw. Aber dieses viertel Jahr ist für mich mein ganzes bisheriges Leben …“

Weimar 28.VIII.1941. „… Wenn wir erst zusammen sind – oh, was haben wir dann alles für Schönes vor uns … Oh, es ist ein beglückendes Gefühl, wenn man weiß, da ist irgendwo jemand, der an einen denkt und ihn vielleicht sogar lieb hat … ich war der ganzen Welt so müde – nun kommst Du. Wieder beginnt das ewige Spiel – diesmal schöner, reiner, fast ein wenig heilig. Umso größer aber ist die Angst vor einem Ende. Es war immer dasselbe … Oft gehörte ich einem Menschen ganz – dann betrog er mich – oder umgekehrt! … Bei mir hat sowas noch nie ein halbes Jahr überdauert … Warum … soll es kein Glück sein, daß wir uns so gefunden – ich will an dieses Glück glauben, denn es gibt mir viel und ich brauche es. Uh – ich belästige das arme kleine Kind mit so viel extrem dummen Kram … ich bin nur sooo sehr meinen Stimmungen unterworfen – entschuldige, Du Liebe! Es wird ja auch alles viel schöner und klarer, wenn wir zusammen sind … ‘auf Gipfeln dacht ich mir den Tempel der Glückseligkeit, / wo ich, in Deinem Schoß den Kopf gebettet, träumend lag – / und unter uns die Welt!’ Sowas! Schon wieder fange ich an –aber wozu bin ich in der Reichsschrifttumskammer, wenn ich nicht dichte’ … Hoffentlich ist dies alles bald zu Ende, daß wir leben können! …“ – Am 10. September wurde Borchert an die Ostfront abkommandiert.

16

O. O. u. D. (wohl 1945/46). „1. Brief / An Meine / Verlorengeglaubte / Wiedergefundene / Aranka“; umseitig der in Gedichtform verfasste Brieftext:

„Kleine Meerfrau Aranka

Deine Augen glimmern –Muscheln schimmern

Manchmal auch – so ozeanisch unergründlich. Südseewindlich

Wehn Deine nächtlichen Haare

Über mein armes Herz im Boot: Schiff in Not! …“ – Es folgen 5 weitere Zeilen.

Zu dem kalligraphisch gestalteten Text die Zeichnung eines Meerjungfrauenkopfes und eines kleinen Seegelbootes („Wolf“), in dem ein Strichmännchen eine „SOS“Fahne in der Hand hält. Hamburg 5. März 1946. Aus dem Elisabeth-Krankenhaus, in das er im Dezember des Vorjahres schwerkrank eingeliefert worden war; die Hoffnung auf ein Wiederaufleben der Beziehung hatte sich nicht erfüllt: „… Du versprachst mir damals eine bestimmte Seite aus Deinem Tagebuch zu zeigen. Aber mit einem kranken Mann kannst Du nichts anfangen – und du hattest recht: ich werde immer kränker und liege nun schon einige Monate ganz dicht bei Dir. Davon hast Du natürlich nix gemerkt. Da ich ein großes Aufräumen veranstaltet habe, fiel mir auch mein lyrisches Tagebuch in die Hand – hier hast Du das Kapitel ‘Aranka’. / (Schickst Du bei Gelegenheit mal mein Buch: Frau in der Weltgeschichte? / Gruß / Wolfgang.“

Die Titel der Gedichte auf den 8 Seiten des „lyrischen Tagebuchs“ lauten: „Aranka / Die unbarmherzige Samariterin“, „Aranka / Wie eine Blume brach Dein Mund …“, „Solche Nacht“, „Aranka / Aranka / Aranka“, „Der Kuckuck“, „Aranka / Gieb Deinen Mund! Und nimm den meinen  …“, „Nocturno“ und „Aranka ……… / Du winkst zum Abschied nicht mal mit der Hand …“

Beiliegend über 30 Photographien aus der Zeit, vielfach Portraitaufnahmen und Rollenbilder Fräulein Jaenkes sowie 2 Portraitphotographien Borcherts (wohl aus Aranka Jaenkes Album). Sehr selten, besonders so früh.

I. LITERATUR 17

13* BROD, Max, 1884

1968. Zweimaliger e. Namenszug, e. Anmerkungen und Anstreichungen sowie eine e. Federzeichnung in: Friedrich Schubert, „Sophokles’ Antigone“ (F. Tempsky, Wien und Prag 1894, 3. Auflage). Gr.-8o. Orig-Leinenband, etwas unfrisch. Innen teilweise stärker gebräunt. Anmerkungen in Blei, Tinte und schwarzem Buntstift. (600.—)

Auf dem vorderen und hinteren Vorsatz zwei jeweils fast ganzseitige Zusammenfassungen des Werks: Vorderer Vorsatz: „Grundlinien der Handlung in Antigone. / Die Frage, deren Entscheidung das Drama behandelt, ist die: Steht Menschengebot oder Göttergesetz höher. Den Vorgang, an den der Dichter die Verdeutlichung dieser Frage knüpft, ist die Bestattung des Polyneikes. Das ersehen wir bereits im Prolog und zugleich in der best. Äußerung Antigones … Den Höhepunkt hat die Handlung erreicht, wenn Kreon die Strafe auch gegen den Sohn aufrecht erhält …“

Hinterer Vorsatz: „… Charakter Antigones / … von vornherein entschlossen, den Göttern um jeden Preis die Ehre zu geben und ihre Pflicht zu thun, dass sich die Schwester nicht anschließen will erscheint ihr als Verletzung heiliger Pflichten. Deshalb begegnet sie ihr schroff und bitter …“

Auf Seite 45 die Zeichnung: Teilansicht eines griechischen Tempels vor angedeueter Berglandschaft mit Feuerschalen im Vordergrund.

14 BUSCH, Wilhelm, 1832 – 1908. E. Albumblatt m. U. Mechtshausen 17.IX.1905. 1 S. quer-8o (Briefkarte). Umlaufender Goldschnitt. An den Ecken Knickspuren. (2.000.—)

„Was er liebt, ist Keinem fraglich. Triumphierend und behaglich Tritt es in die Seele ein Und befiehlt: So soll es sein! …“

15 E. Portraitpostkarte m. U. Poststempel: Halle 18.VII.1907. Adresse von fremder Hand. (3.000.—)

An Sabine Spiero, eine Verehrerin in Hamburg.

„… Und das mit Max u. Moritz ist alles wahr, so zu sagen. / W. Busch.“ – Die Bildseite zeigt Busch in seinem Garten mit Zigarre in der Linken (in der Platte bezeichnet: „Wilhelm Busch in seinem 72. Lebensjahr“).

Aus der Autographensammlung Ammann.

I. LITERATUR 18

16 E. Albumblatt m. U. O. O. 1907. 1 S. quer-gr.-8o. Leicht gebräunt. Kleinere Läsuren. Montagereste am Kopf. (1.600.—)

„Die Welt, obgleich sie wunderlich, Ist grade gut genug für mich. Wilhelm Busch. / 1907.“

17 CASTELLI, Ignaz Franz, 1781 – 1862. E. Br. m. U. Wien 11.V.1823. 1. S. 4o. Mit Adresse. Leicht fleckig. (180.—)

Empfehlungsschreiben an Johann Nepomuk von Poißl, Komponist und Intendant am Bayerischen Königlichen Hof- und Nationaltheater in München, für den Komponisten und Geiger Louis Schlösser.

„… Bey uns in Wien hat er seine Zeit vortrefflich angewendet und bey Seyfried die Composition, bey Maiseder das Violinspiel studirt. Sein moralisches Betragen ist von jenem anderer junger Leute vortheilhaft verschieden. Gehen Sie ihm auf dem dornenvollen Pfade der Kunst mit Rath und That an die Hand, es lohnt sich bey ihm der Mühe …“

18 CELAN, Paul, Pseudonym für Paul Antschel, 1920 – 1970. E. Br. m. U. O. O. 10.VIII. 1959. 2 S. folio. (1.600.—)

An eine Dame, die er um Verzeihung für „schlechtes Benehmen in Monterosso“ bittet, wo er sich kurz zuvor aufgehalten hatte.

„…  Meine Frau“ (Gisèle, geb. Lestrange) „ist seit ein paar Tagen mit Eric“ (sein Sohn, geb. 1955) „auf dem Land, morgen sind beide zurück, und dann wollen wir, alle unsere Jahre zusammenzählend, die kleine Eich-Nichte auf das behutsamste (und ihrem originellen Wesen angemessenste) durch alle Fährnisse der Großstadt hindurchlotsen. Bitte sagen Sie uns, was wir tun können, tun sollen, tun dürfen. Wir denken gern an Innsbruck – eine der wenigen Städte, die es mit uns (wie schon seinerzeit mit mir) auf das deutlichste gut meint. Wem das zu danken ist, das sag ich und sag ich nicht! …“

I. LITERATUR 19

I. LITERATUR

(P. Celan)

„es gibt sie, die Dichtung, quia absurdum“

19 2 e. Br. m. U. Paris 17.X.1960 und 19.I.1961. 4 S. folio und gr.-8o. Mit den Umschlägen. – Dazu 3 Sonderdrucke mit e. Widmung u. U. (3.500.—)

An Georg Drozdowski, Kulturredakteur der Klagenfurter Volkszeitung. – Der 21 Jahre ältere Drozdowski war wie Celan gebürtiger Czernowitzer aus der Bukowina. Celan hatte dem Schriftsteller Hubert Fabian Kulterer im Herbst 1960 Grüße an seinen Landsmann aufgetragen und erzählt, wie er diesen damals beim Tennisspielen in seiner Heimatstadt beobachtet hatte. Drozdowski hatte Celan daraufhin seine Bewunderung für dessen Schaffen ausgedrückt, „das unserem kleinen Auerochsen-Lande zur Ehre gereicht“. Er habe es jedoch nie gewagt, ihm zu schreiben, „weil ich fürchtete, Sie würden meinen Brief falsch und vielleicht sogar als Versuch auffassen, mich irgendwie ‘anbiedern’ zu wollen“.

17.X.1960. „… Ach ja, meine Tennisplatz- bzw. Zaungast-Erlebnisse im Volksgarten und auf der Schützenhöhe: bitte, unterschätzen Sie das nicht! Ich habe Sie darum genauso beneidet wie ums Gedichteschreiben

Verzeihen Sie, wenn ich heute nur diese wenigen Zeilen an Sie richte: ich muß in den nächsten Tagen nach Deutschland, nach Darmstadt, des Büchner-Preises wegen, und vor ein paar Tagen wanderte meine ‘Rede’ in den Papierkorb; ich muß jetzt noch schnell eine zweite zu Papier bringen – in ‘Korbferne’ diesmal“ (seine Büchner-Preisrede „Der Meridian“ hielt Celan wenige Tage später, am 22. Oktober).

„Aber ich werde da auch Gelegenheit haben, unserer Heimat zu gedenken: über unsern ‘halbasiatischen’ Landsmann und Büchner-Herausgeber Karl Emil Franzos

… daß Sie diese Zeilen über Ihre Freunde in Israel schreiben, ist mir das Wesentliche – nicht – verzeihen Sie dem um viele Jahre Jüngeren diese Bemerkung, sie ist wirklich herzlich gemeint – nicht das Urteil dieser Freunde. (Unser Herrgott hat ja bekanntlich mancherlei Kostgänger; ich habe da schon mehr Merkwürdiges, um nicht zu sagen Bitteres erlebt.)“ – Drozdowski hatte Celan mitgeteilt, er könne ihm „mit reinem Herzen und sauberen Händen“ gegenübertreten, „frei von aller Schuld, die eine bestialische Zeit auf das Volk Kants und Goethes gehäuft hat! Ich habe so viele Freunde in Israel, die meine mir selbstverständlich erscheinende Haltung anerkennen, daß ich keines weiteren Alibis bedarf“.

„Das Wahre geht den unendlichen Weg – erst als das zu seinem Ich Heimgekehrte, erst unter dem IchAkzent erreicht es den Andern …“

19.I.1961. Celan sah sich unbegründeten Plagiatsvorwürfen von Claire Goll ausgesetzt, der Witwe des Dichters Yvan Goll, dem er freundschaftlich verbunden gewesen war und für den er Gedichte übersetzt hatte; Drozdowski bekundete Celan „Herzlichkeit und Zu-ihm-Stehen“. „…  Diese Sache ist, glauben Sie es mir, nichts als das: Infamie. Mit Literatur hat das alles nur insofern etwas zu tun, als es sich um literarisches Gangstertum (lies und sprich: Gangstertum) handelt.

‘Gearbeitet’ wird mit den niederträchtigsten Verleumdungen, mit gefälschten Zitaten, Aussprüchen, Daten. Alles das ist ohne weiteres nachweisbar – man weiß es und reicht es bewußt weiter.

So bitter es ist, ich muß es hinzufügen: diese Sache ist, auf ihre Weise, ein Speculum Germaniae. (Unter so manchem anderen spielt hier die Umschreibung von ‘artfremd’ eine nicht unbedeutende Rolle.)

Ich habe einmal – in Bremen – gesagt“ (in seiner „Ansprache anlässlich der Entgegennahme des Literaturpreises der Freien Hansestadt Bremen“), „daß die Bukowina eine Landschaft war, wo Menschen und Bücher lebten –: aber auch das wollen diese Brüder – unter anderem! – nicht wahr haben; Dichtung –das darf es nicht geben, da stehe die ‘Welt’ vor…

Aber es gibt sie, die Dichtung, quia absurdum …“

Die 3 Sonderdrucke (lagen dem Brief vom 17.X.1960 bei):

1) William Shakespeare, „Zwei Sonette“ („XC“ und „CXXXVII“), ins Deutsche übertragen von Paul Celan (Die Neue Rundschau 71/1, 1960, S. 98 f.), mit e. Widmung auf dem Titelblatt: „Für Georg von Drozdowski, / herzlich und dankbar / Paul Celan / Paris, im Oktober 1960“.

2) Paul Celan, „Gespräch im Gebirg“ (Die Neue Rundschau 71/2, 1960, S. 199 ff.), mit e. Widmung auf dem Titelblatt: „Für Georg von Drozdowski, / vom Kukuruz her, / Paul Celan“.

20

3) 3 Gedichte, ins Deutsche übertragen von Paul Celan: Charles Baudelaire, „Der Tod der Armen“; Arthur Rimbaud, „Wiedergefunden“; Maurice Maeterlinck, „Und sollt er wiederkommen“

(Almanach S. Fischer 74/1960, S. 80 ff.), mit e. Widmung auf S. 80: „Für Georg von Drozdowski, / sein ergebener Paul Celan“ und e. Vermerk auf Vorsatz: „(S. Fischer. Almanach 1960)“.

Beiliegend 1 e. adressierter Umschlag an Drozdowski (Poststempel: Paris 15.I.1962).

Die Briefe (auch diejenigen von Drozdowski) wurden in der Zeitschrift „Text Kritische Beiträge“ erstmals veröffentlicht; siehe dazu

Arno Barnert: „Paul Celans ‘Tennisplatz- bzw. ZaungastErlebnisse’ in Czernowitz und sein Briefwechsel mit Georg Drozdowski – Erstveröffentlichung“, Heft 10 (2005), S. 45 ff.

20 E. Albumblatt m. U. (Paris) 31.III.1965. 1 S. quer-8o. Bütten-Karton. Mit e. adressiertem Umschlag (voller Namenszug in der Absenderangabe). (800.—)

Die Schlusszeilen seines Gedichts „Aschenblume“ aus dem 1952 erschienenen Gedichtband „Mohn und Gedächtnis“:

„… und spar ein Harz für einen späten Vogel: er trägt die Flocke Schnee auf lebensroter Feder; das Körnchen Eis im Schnabel, kommt er durch den Sommer.“

Am linken Rand bezeichnet „Abschrift für Frau Walda Kirschstein, mit meinem Dank für ihren Brief … Paul Celan“.

I. LITERATUR 21

21 CLAUDIUS, Matthias, 1740 – 1815. E. Albumblatt m. U. Wandsbek 20.XII.1778. 1 S. quer-gr.-8o. Dreiseitiger Goldschnitt. Fleckig. (2.000.—)

„Sirach 43.

Wir sehen Seiner Werke das wenigste, und viel Größere sind uns noch verborgen.

Zum Andenken, lieber Willemer, schriebs Matthias Claudius …“

Auf der Rückseite eine Eintragung von Johann Heinrich Hiller (Berlin 1780).

22 COURTHS-MAHLER, Hedwig, 1867 – 1950. E. Albumblatt m. U. auf der Textseite einer gelaufenen Postkarte. O. O. 16.II.1926. Papierbedingt leicht gebräunt. (120.—)

Adressiert an Georg Feith in Prag.

„Eins bleibt uns sicher im Weltgetriebe: In unsern Herzen die Menschenliebe. Die kann uns keine Regierung besteuern Wir können sie immer wieder erneuern. Der Vorrat wird nie zu Ende gehen Und sonst mag, was da will, geschehen!“

LITERATUR 22
I.

23 DICHTER und SCHRIFTSTELLER. – 45 Autographen. Überwiegend e. Br. m. U. 19. Jahrhundert. (1.200.—)

Berthold Auerbach (e. Billett o. U. auf seiner gedr. Visitenkarte), Friedrich Christian Avé-Lallemant (Lübeck 1877), Friedrich Karl Biedermann (Leipzig 1877), Oscar Blumenthal (Leipzig 1873), Friedrich Martin von Bodenstedt (Wiesbaden 1877), Charlotte Birch-Pfeiffer (Wiesbaden 1858), Albert Emil Brachvogel (Berlin 1859), Moriz Carrière (München 1877), Felix Dahn (München 1875), Franz von Dingelstedt (o. O. 1880), Georg Ebers (Leipzig 1875), Octave Feuillet, Louise von François (Weißenfels 1881, mit Umschlag), Karl Emil Franzos (Wien 1877), Gustav Freytag (e. Schriftstück m. U., o. O. 1875), Emanuel Geibel (Lübeck 1877), Rudolph Genée (Berlin o. J.), Herman Grimm (o. O. 1857), Klaus Groth (Kiel 1877), Moritz Hartmann (Bern 1850), Paul Heyse (2; München 1868 u. 1878), Hans von Hopfen (o. O. 1877), Helene von Hülsen (o. O. 1859), Wilhelm Jensen (Freiburg 1877), Wilhelm Jordan (e. Manuskript), Ludwig Kalisch (Paris 1850), Leopold Kompert (e. Billett o. U. auf seiner gedr. Visitenkarte, o. O. u. D.), Fanny Lewald (2; Rom 1846 u. Dresden 1877), Paul Lindau (Berlin 1875), Hermann Lingg (2; 1 e. Gedicht m. U. und e. Br. m. U. München 1874), Alfred Meißner (o. O. 1861), Elise Polko (2; 1 e. Brieffragment m. U. und 1 e. Billett o. U. auf gedr. Visitenkarte, o. O. u. D.), Gustav Gans zu Putlitz (e. Gedicht), Josef Rank (Wien 1877), Ernst Raupach, Hermann Rollett (Baden bei Wien 1868), Otto Roquette (Dresden 1856), Friedrich Spielhagen (Berlin 1871), Gisbert von Vincke (Ostenwalde 1877), Adolf von Wilbrandt (Hallein 1877) und Julius Wolff (Berlin 1877).

24 21 Autographen, überwiegend e. Br. m. U. 19. und 20. Jahrhundert. (600.—)

Peter Baum (e. Gedicht), Wilhelm Bölsche (Zürich 1894), Richard Dehmel (2; Hamburg 1902), Cäsar Flaischlen (an Christian Morgenstern, Berlin 1899), Leonhard Frank (3; Berlin 1914, 1928 u.o.D, dazu 1 Br. m. U. seiner Frau Charlotte, München 1966), Salomo Friedlaender „Mynona“ (Paris 1946), Harro Harring („Monolog“ aus „Der Wildschütz“, 2 Seiten), Max Herrmann-Neiße (3; Neisse 1913, 1915 u. 1916, dazu 2 e. Gedichte mit Widmung u. Namenszug), Samuel Lublinski (Rom 1907), Alfred Polgar (2; Wien 1918 u. 1924), Max Scheler (o. O. u. D.) und Armin T. Wegner (Berlin 1917).

25 14 Autographen. Überwiegend 19. Jahrhundert. Leicht gebräunt. Teilweise kleinere Läsuren. (400.—)

Darunter Ludwig Anzengruber (e. Br. m. U., Wien 1885), Felix Dahn (e. Albumblatt m. U., o. O. u. D.), Marie Ebner-Eschenbach (3 e. Albumblätter m. U., Wien 1895 und 1897), Ludwig Ganghofer (e. Albumblatt m. U., Wien 1890), Paul Heyse (2; 1 e. Br. m. U., München 1888, und 1 e. Albumblatt m. U., München 1870), Gottfried Kinkel (e. Albumblatt m. U., Zürich 1879), Peter Rosegger (e. Postkarte m. U., Graz 1906) und Mark Twain (e. Namenszug).

26 13 Autographen. Überwiegend 20. Jahrhundert. (300.—)

Darunter Albrecht Goes (e. Albumblatt m. U., o. O. u. D.), Sven Hedin (6 e. sign. Portraitphotographien), Selma Lagerlöf (e. Albumblatt m. U. mit Portraitphotographie, o. O. u. D.), Hans Erich Nossack (e. Albumblatt m. U., o. O. 1977), Bertha von Suttner (e. Albumblatt m. U., Prag 1906) und Anton Wildgans (e. Br. m. U., Edelschrott 1928). – Beiliegend 1 e. Namenszug von Gustav Stresemann (1928).

I. LITERATUR 23

27 DICKENS, Charles, 1812 – 1870. Schriftstück (eigenh. ausgefüllter Vordruck) m. U. London 5.VI.1868. 1 S. quer-schmal-gr.-8o. Bläuliches Papier. (400.—)

Scheck.

„London Fifth June 1868 Mess.rs Coutts & Comp.y Pay to Miss Thomas or Bearer Thirty Two Pounds, Ten Shillings, Charles Dickens £ 32..10..0“

Zu Erledigungszwecken durchstrichen. – Beiliegend ein e. Namenszug (Briefschluss).

28 DÖBLIN, Alfred, 1878 – 1957. 5 Br. m. U. Baden-Baden 12.VII.1948 bis 8.VI.1949.

6 S. gr.-8. Mit Briefkopf „Das Goldene Tor. Monatsschrift für Literatur und Kunst“. 1 Brief (Rückläufer) verso mit e. Zeilen u. U. eines Mitarbeiters der Zeitschrift. (1.600.—)

An den Berliner Antiquar Curt Hirschfeld, die Veröffentlichung eines Artikels über die Bildhauerin Clara Rilke in Döblins Zeitschrift „Das Goldene Tor“ betreffend.

12.VII.1948. „… Ich beeile mich Ihre Karte gleich zu beantworten, Ihr Aufsatz mit den Erinnerungen der Brau[t] von Rilke ist bereits gedruckt und findet sich in Heft 6, das in Kürze erscheinen wird“ (der Aufsatz wurde erst in der Nummer 7 gedruckt). „Sie erhalten natürlich sogleich Beleg und Nachricht. Es dankt Ihnen schönstens mit der Einladung gelegentlich wieder etwas Literarisches von Ihnen zu erhalten …“

8.XII.1948. „… ich erhalte soeben einen Brief eines Herrn … worin er mich darauf aufmerksam macht, dass Ihr Aufsatz ‘Rilke-Erinnerung’ den wir in der Zeitschrift ‘Das Goldene Tor’ in Nr. 7/48 abdruckten, bereits erschienen sei 1929 in den ‘Horen’ … Ich möchte Sie bitten, da Sie mir nichts darüber mitgeteilt haben, dass es sich um einen Nachdruck handelt, mich aufklären zu wollen, wie es sich hiermit verhält …“ Im Nachsatz fügt er an: „… Ich lege Ihnen hier einen Angriff auf den Rilke-Artikel bei, der eben hier in der ‘Badischen Zeitung’ erschienen ist … der Referent scheint das Ganze irgen[d]wie für eine böswillige Erfindung von Ihnen zu halten. Sie können auch eine Glosse darüber an mich für die Zeitschrift schreiben, wenn Sie dies bevorzugen …“

Die weiteren Briefe in derselben Angelegenheit sowie die wiederholte Zusendung von „Belegexemplaren“ betreffend: „… also es scheint hoffnungslos zu sein. Nunmehr wollen Sie uns bitte angeben, an welche andere Adresse in Westdeutschland wir Ihnen die Exemplare schicken sollen …“ (8.VI.1949).

Die Zeitschrift „Das Goldene Tor“ war von Döblin im Dienst der französischen Besatzungsbehörden im Rahmen der „Reeducation“ gegründet und von 1946 bis 1951 herausgegeben worden.

I. LITERATUR 24

29 DOHM, Hedwig, 1833 – 1919. 4 e. Br. m. U. Berlin 31.X. und 8.XII.1893 sowie o. O. u. D. Zus. 10 S. 8o. Minimale Läsuren. Mit Vermerken wohl vom Empfänger. (400.—)

An den Berliner Theaterkritiker und -leiter (Otto) Brahm, der sie gebeten hatte, bei der Einwerbung von Spenden behilflich zu sein. Dohm hatte sich umgehend an ihre Tochter Hedwig gewandt, die mit dem aus wohlhabender Familie stammenden Münchener Mathematiker und Kunstmäzen Alfred Pringsheim verheiratet war.

O. O. u. D. „…  Ihr Mann hält es für bei weitem praktischer, wenn ich mit seinen Eltern spräche, da die Mutter ganz genau wisse, daß er nicht das geringste Interesse am Theater nähme … Mir würde es nicht die geringste Überwindung kosten mit den Schwiegereltern meiner Tochter zu sprechen … Ich habe schon gestern, gelegentlich eines Besuches, etwas vorgearbeitet, als ich mit Frau Pringsheim von Ihren Engagements und den Aussichten des Theaters sprach, die ich für die schönsten und glänzendsten halte …“

O. O. u. D. „…  Ich habe noch einmal mit Frau Pringsheim verhandelt. Wenig Hoffnung auf mehr als die belanglosen Zehntausend. Die Dame schiebt alles auf ihren Mannn, der mit dem Alter in Geldsachen immer zäher würde … Alles hängt von der Persönlichkeit des Vermittlers ab und der Millionär sagt ja, wenn es ihm unangenehm ist dem Vermittler ‘Nein’ zu sagen …“ Dohm empfiehlt Brahm, sich neben der „Familie Huldschinski“ u. a. an „die Millionäre … Hainauer … Hugo Oppenheim … Dr: Oppenheim … Arnold … Möbelhändler Pfaff … [und] Aarons“ zu wenden.

30 DOSTOJEWSKAJA, Anna Grigorjewna, geb. Snitkina, zweite Ehefrau von Fjodor Michailowitsch Dostojewski, 1846 – 1918. E. Br. m. U. O. O. 21.IV.1898. 33⁄4 S. 8o. Leicht gebräunt. Kleine Faltenrisse. (800.—)

An eine Verehrerin Dostojewskis, die ihren Besuch des von der Witwe begründeten Dostojewski-Gedenkmuseums angekündigt hatte. Das Museum galt als das erste seiner Art in Russland; Dostojewskaja hatte

u. a. das große Bücherregal, den Schreibtisch und den Stuhl ihres Mannes gestiftet.

„… Vivement touchée et ravie d’apprendre que vous soyez venue à Moscou avec le but si cher et si noble d’étudier les oeuvres de feu mon mari, je me mets entièrement à votre disposition et vous promets de vous fournir tous les renseignements que vous voudrez bien avoir. Mais où et comment nous voir? … N’ayant de plus à Petersbourg que très peu de choses concernant les oeuvres de feu mon mari, tout ce qu’il y a de plus important se trouve à Moscou, au musée que j’ai fondé ‘en mémoire de F.M. Dostojewsky’ (au Musée historique) … j’ai fait imprimer absolument tous les manuscrits de mon défunt mari et que je n’ai rien qui ne soit déjà edité. Le coffre-fort qui est au Musée contient des documents et des papiers qui n’ont un intêret de famille …“

Dostojewskaja veröffentlichte 1906 das erste bibliographische Verzeichnis der Werke ihres Mannes.

31 EBNER-ESCHENBACH, Marie Freifrau von, geb. Gräfin Dubsky, 1830 – 1916.

E. Br. m. U. Wien 21.XII.1880. 4 S. 8o. Mit goldgeprägten Initialen am Kopf. Minimal fleckig. Kleiner Faltenriss ausgebessert. (120.—)

An Hieronymus Lorm über dessen neues Werk.

„…  Das erste und fast einzige das ich las nach meinem Unwohlsein, war ‘Martha und Maria’, und ich kann Ihnen nur von ganzem Herzen danken für diese prächtige Erzählung, mit der Sie mir und jedem der Sie bisher durch mich kennen lernte, einen wahren Genuß verschafft haben. Immer von neuem bewundere ich die Frische und Kraft Ihres Geistes, die Mannigfaltigkeit Ihrer Erfindung und die unglaubliche Raschheit Ihrer Production … Ich bin im Vergleich zu Ihnen greisenhaft …“

Beiliegend ein e. Br. m. U. von Hieronymus Lorm an sie, unterschrieben „Heinrich Landesmann“ (Wien 1880).

I. LITERATUR 25

32* E. Br. m. U. Rom 30.III.1899. 11⁄2 S. 8o. Grünliches Papier. (80.—)

An eine Dame mit einer Einladung.

„… Den Ostersonntag möchte ich aber doch in Rom zubringen und Montag um 3 Uhr nachmittags habe ich ein Rendez-vous bei dem ich mich einfinden muß, denn Mr. Webb, der Zahnarzt hat es mir gegeben. Gewiß kommen Sie Beide und unsere lieben Hofrat Ebner im Laufe der nächsten Woche … und wir flehen Sie inständigst an, … dann den Thee bei uns nehmen zu wollen …“

33 EMERSON, Ralph Waldo, 1803 – 1882. E. Br. m. U. Concord, MA 8.XI.1858. 1 S. gr.-8o. Montiert. (400.—)

An den Arzt und Abolitionisten Henry Ingersoll Bowditch mit einer Terminvereinbarung.

„… Will you let me change the hour in which you shall see my daughter Edith, from 13⁄4 o’c. to 1 o’clock, on Wednesday …“

Edith war Emersons zweite Tochter aus seiner zweiten Ehe mit Lydia Jackson.

34 FALLADA, Hans, Pseudonym für Rudolf Ditzen, 1893 – 1947. Br. m. U. Berlin-Niederschönhausen 20.VIII.1946. 2 S. quer-gr.-8o. Leicht gebräunt. Kleinere Rand- und Faltenschäden. Gelocht. (400.—)

An den Berliner Antiquar Curt Hirschfeld, der sich nach Möglichkeiten der Ausfuhr seiner Bibliothek aus der Sowjetischen Besatzungszone erkundigt hatte. – Geschrieben im Hilfskrankenhaus Niederschönhausen, wo Fallada wegen seiner Morphiumabhängigkeit behandelt wurde.

„…  Am besten sage ich Ihnen wohl, wie ich es gemacht habe, um meine Bücher aus Mecklenburg zu bekommen. Bescheinigung des Kulturbundes … über die Notwendigkeit der Verbringung. Bescheinigung der russischen Kommandatur, dito und dass keine Einwendungen dortseits bestehen. Finden eines Lastzuges, der bereit ist, dorthin zu fahren. Genehmigung durch Ihre Fahrbereitschaft und durch die Hauptfahrbereitschaft des Transportes … Haben Sie das alles zusammen, kann die Reise losgehen. Ich hab’s dreimal so gemacht, und es hat bis auf einige kleine Schönheitsfehler immer geklappt.

So ist es bei mir gegangen, bei Ihnen wird der Fall freilich dadurch komplizierter, dass Sie Ihre Bücher aus dem russischen Sektor in einen andern verbringen wollen – in den amerikanischen oder englischen?

Sie werden sich also an einen massgebenden Kulturoffizier der Russen wenden müssen …“

Fallada starb an den Folgen seiner Sucht im Februar des folgenden Jahres. Sehr selten.

I. LITERATUR 26

35 FISCHART, Johann, 1546/47 – 1591. E. Stammbuchblatt m. U. Basel 17.VI.1574. 1 S. 8o. (1.600.—)

Sentenzen in lateinischer, griechischer, französischer und italienischer Sprache:

„Ipse fovet me gratis. Decret[ales] c[apitulum] 1. de donat[ionibus]

Hanc sibi quodammodo nobilitas legem imponit; ut debere se, quod sponte tribuit, existimet: & nisi in beneficijs suis creverit, nihil se praestitisse putet.“ (Dekretalen Papst Gregors IX.)

ΕπίξυροΰτύχΗς“ (Sophokles, Antigone)

„Au bout de fortune.

J. Fischart dictus Mentzer exarabat nobili Domino A. Urisbergio Basileae 17. Junii.

Avunculus excitet HEctor“ (Vergil)

„Chi va dietro à altrui, mai no li passa inanzi.“ (Vasari, Michelangelo)

Am Kopf das Christusmonogramm „ “ als „α“ und „ω“ in der zweigeteilten Jahreszahl „15 / 74“.

„dictus Mentzer“ – nach der Mainzer Herkunft seines Vaters nannte sich Fischart „Mentzer“.

Aus dem Jahr seiner Promotion zum Doktor der Rechte an der Basler Universität. – Von größter Seltenheit.

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

I. LITERATUR 27

36 FLAUBERT, Gustave, 1821 – 1880. Eigenh. Manuskript. 31⁄2 S. folio. Schwacht gebräunt. Minimale Randschäden (u. a. einseitig schmale Falzreste). (3.000.—)

Über 30 Exzerpte, überschrieben „Explorations dans l’Afrique Australe. / Livingstone. trad. de Mr. Loreau“. – David Livingstones Hauptwerk „Missionary Travels and Researches in South Africa“ war 1857 erschienen. Hier einige Beispiele der Stichpunkte Flauberts, der das Werk vollständig durchgearbeitet hat:

„Les tribus de Bechnanos se distinguent par des noms d’animaux, usage qui semble prouver un ancien culte d’animaux. les gens du Singe, du Poiss on, du Crocodile. (16)

p[our] obtenir la pluie[:] differentes preparations: chauves souris carbonisées, foie de chacal, coeur de babouin … calculs formés de poils qu’on trouve dans l’estomac des vieilles vaches. peaux et vertèbres de serpent, et tout espèces de plantes de racines et tubercules …

Maniere de puiser de l’eau[:] aux des coquilles d’oeufs d’autruche & un roseau, très compliqué employée par les femmes de Bakahalaris (59)

L’elephant[:] est tellement ahuri par la presence de qq roquets aboyants qu’il en devient incapable de se defendre contre l’homme … (p 87)

Le Ngotmané[:] plante à fleurs jaunes qui pousse près de l’acacia de la girafe. Une infusion de cette plante paralyse de tous les membres, mais le vinaigre neutralise les effets de cette poison … (129) …

N’gona: entailles d’une chenille de 19 millimetres de longeur dont les Buschmen se servent p[our] empoisonner leur fleches. ils ont bien soin ensuite de se nettoyer les ongles car un atome de cette matière sur une écochure cause une mort atroce … (193) …

Malova: sève du palmier oleifere inoffensive au moment où elle découle de l’arbre. Dès quelle a fermenté qques heures cause une ivresse qui mène au crime. c’est le fleau du pay. (453) …“

I. LITERATUR 28

37* FONTANE, Theodor, 1819 – 1898. E. Br. m. U. Berlin 8.II.1880. 21⁄2 S. gr.-8o. (1.200.—)

An „Hochgeehrter Herr u. Freund“, wohl Paul Lindau, Gründer und Herausgeber der Zeitschrift „Die Gegenwart“.

„… Darf ich von Ihrer Güte nochmals zwei Exemplare von No 2 der ‘Gegenwart’ erbitten?

Hätt’ ich gewußt, daß das Gedicht so aufschlagen würde, so hätt ich Sie gebeten, mit Benutzung des Satzes, 50 oder 100 Exemplare für mich drucken zu lassen. Nun ist es zu spät und der Hauptsturm auch vorüber …“

Gemeint ist die Ballade „Die Brück’ am Tay“, die Fontane, unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Firth-of-TayEisenbahnbrücke in Schottland, Anfang Januar verfasst hatte.

Im Briefverzeichnis nicht registriert.

An (den Verleger Friedrich Christoph) Perthes in Gotha in einer verlegerischen Angelegenheit, die das 1826 in Gotha von Joseph Meyer begründete Bibliographische Institut betraf; Perthes legte als Verleger besonderen Wert auf den Schutz des Urheberrechts.

„…  Das beiliegende Brouillon“ (liegt nicht bei) „– ich Mitglied der deutschen Sprachgesellschaft zu Berlin, wie auch Mitglied weiterer nordischen Sprachgesellschaften und der Ulmer Donaudruiden, weiß nicht gleich die Germanisirung obigen Werkes zu finden, – wird Dir sagen, wie ich mich zu … Dr. Meyer Bibliograph. Institutis causa, gestellt habe … Ich schicke Dir’s um einen Posttag später, als es an die Behörde abgegangen ist, weil mich ein ländlicher Quidam mit der Abschrift damals im Stich ließ …

Freund Hitzig“ (der Berliner Verleger Julius Eduard

H.) „sandte mir von Straßburg aus – mit Deinem Briefe traf’s zugleich ein – auf einer Karte nur das mit wenigen Worten commentirte Catonische: Carthaginem censeo esse delendam. Aber der deutsche Buchhandel hat’s nicht so gut mit mir gemacht, daß ich ihm ein Censorisches Amt zugestehn dürfte. Also! – Wenn nehmlich Dr. Meyer thut was ich ihm vorschlage. Sonst heißt es natürlich immer wieder:

‘ein Schelm giebt mehr, als er hat!’ – …“

Im Vorjahr hatte Meyer begonnen, die auf 150 Bände angelegte „Bibliothek der deutschen Classiker“ herauszugeben.

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

I. LITERATUR 29
38 FOUQUÉ, Friedrich de la Motte, 1777 – 1843. E. Br. m. U. „LMFouqué“. Nennhausen 5.IX.1828. 1 S. 4o. Minimal fleckig. . (800.—)

39 FRANZEN, Jonathan, geb. 1959. E. Albumblatt m. U. (Frankfurt a. M.) 9.X.2002. 1 S. folio. (250.—)

„‘The madness of an autumn prairie cold front coming through. You could feel it: something terrible was going to happen.’“ – Darunter sein großzügig gestalteter Namenszug, von ihm bezeichnet „Franzen’s signature“.

Das Zitat stammt aus seinem 2001 erschienen Roman „The Corrections“, dessen deutsche Ausgabe er im Oktober 2002 auf der Frankfurter Buchmesse vorstellte.

40* FREILIGRATH, Ferdinand, 1810 – 1876. Eigenh. Manuskript m. U. Stuttgart 14.VIII. 1872. 11⁄2 S. kl.-4o. Minimale Randläsuren. (400.—)

„Zur Abwehr.“ – Vollständiger Artikel in eigener Sache.

„Ich finde mich zu der Erklärung veranlaßt, daß ich zu dem Werke: ‘Das malerische und romantische Westphalen’ bereits seit 1840, also seit vollen 32 Jahren, keinerlei Verhältniß mehr habe. Nachdem ich 1839 das Unternehmen angeregt und die Einleitung dazu geschrieben, habe ich in folgenden Jahren die Vollendung der Arbeit Herrn Levin Schücking übertragen, und mich damit von dem Werke für immer zurückgezogen. Ich stehe demnach der … 2ten Auflage des Buches … durchaus fern, und habe selbstverständlich auch keinen Antheil an deren Widmung an den deutschen Kaiser …“

41 FRISCHLIN, Nicodemus, 1547 –1590. E. Stammbuchblatt m. U. Reutlingen

o. D. (nicht nach 1582). 1⁄2 S. 8o. (1.600.—)

„Cuius fidas, videas, non cuivis fidere tutum. Vidi pro rebus pessima verba … Nicodemus Frischlinus, scrips. / Reutlingae.“

Autographen des späthumanistischen Philologen und Lyrikers, der im Alter von 43 Jahren beim Versuch, aus württembergischer Haft zu fliehen, in den Tod stürzte, sind von größter Seltenheit.

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

I. LITERATUR 30

42 GANGHOFER, Ludwig, 1855 – 1920. Eigenh. Manuskript mit Namenszug am Schluss.

„Jagdhaus Hubertus, im Juli 1903.“ 3 S. gr.-4o. S. 1 am Kopf beschnitten (ohne Textverlust). Mit Rand- und Faltenrissen (ausgebessert, Klebstreifen durchscheinend). (250.—)

„Für die Rosegger-Nummer“. – Vollständiger Artikel über Roseggers Roman „Weltgift“, der 1901 erschienen war.

… ‘Weltgift’ – das verblüffte mich … weil es als Titel auf einem Buche von Rosegger stand. Rosegger und Weltgift – das wollte mir nicht zusammenklingen. Das wirkte auf mich wie das Bild einer fürstlichen Ehe zur linken Hand. Das hat mich irre gemacht, bevor ich noch zu lesen begann. Und ich mußte mich eines anderen Zusammenklanges erinnern: ‘Erdsegen’ – von Rosegger! Das hatte ich gleich verstanden. Das wirkte schon als Harmonie, bevor ich die erste Seite des Buches noch aufgeschlagen hatte, um bis zur letzten in Freude zu genießen …“

43 E. Br. m. U. Landhaus Hubertus 9.IX.1903. 2 S. gr.-4o. Leicht gebräunt. Schwache Klammerspur. (150.—)

An die Verlagsbuchhandlung Münch in Berlin wegen eines Beitrags zu der Anthologie „Deutsche Dichtung der Neuzeit“.

Er sei auf Reisen und könne keine eigene Auswahl treffen, „doch ermächtige ich Sie gerne, aus meinen beiden … Gedichtsammlungen ‘Bunte Zeit’ und ‘Heimkehr’ auszuwählen, was Ihnen für Ihre Zwecke geeignet scheint …“ Mit einem kurzen Lebenslauf am Ende des Briefes.

„Sternschnuppen. frei nach François Coppee.

In Frühherbstnächten, wann die Sterne schossen, Blickt’ ich mit meinem Wunsch zum Himmel auf; Denn was wir wünschen, eh ihr Schein zerflossen, Erfüllt sich, sagt man, in der Tage Lauf. Mein altes Sehnen ist sich treu geblieben; Drum hab’ ich immer, sprüht’ ein Stern dahin, Nur Eins erfleht: Du möchtest, Kind, mich lieben Und mein gedenk sein in geneigtem Sinn …“

Es folgt eine weitere Strophe.

I. LITERATUR 31
44* GEIBEL, Emanuel, 1815
1884. E. Gedicht m. U. 1 S. gr.-8o. Leicht fleckig. Minimale Rand- und Faltenrisse. (250.—)

45 GOETHE, Johann Wolfgang von, 1749 – 1832. Br. m. U. „G“. Jena 24.IX.1796. 3 S. 4o. Mit Lacksiegel und Adresse. Leicht fleckig. Bugfalte zu 3⁄4 gebrochen, 1 Blatt (Nachschrift) lose. (3.000.—)

An seinen Ministerkollegen Christian Gottlob von Voigt, der ihm günstige Nachrichten über den Feldzug Erzherzog Karls gegen die französische Revolutionsarmee am Rhein gesandt hatte.

„… die überschriebenen Nachrichten … werfen manches Licht auf die zweydeutigen Zeitungsaussagen. Leider bleibt das Ganze immer sehr unbestimmt, und es ist zu befürchten daß die blutigen Wellen noch lange hin und wieder schlagen werden.

Indessen sey es uns erlaubt, den Künsten des Friedens nachzuhängen …

Mein diesmaliger Jenaischer Aufenthalt naht sich auch seinem Ende, ich hoffe Sie in der nächsten Woche wieder zu sehen.

Schiller grüßt aufs beste …

Sonst geht alles hier wie gewöhnlich seinen lustigen halbverworrenen Gang …

Nächsten Mittwoch hoffe ich einen neuen Musenalmanach zu schicken, wir lassen da, zu gleicher Zeit, geflügelte Naturen aller Art, Vögel, Schmetterlinge und Wespen ausfliegen …“ – Im Musenalmanach von 1797 veröffentlichten Goethe und Schiller ihre „Xenien“.

In der einseitigen Nachschrift setzt sich Goethe mit der Anstellung eines „Steinschneider[s]“ an der Universität auseinander sowie mit einem wohl im Jenaer Mühltal geplanten Bauvorhaben: „…  Den Steinerischen“ (Rudolf S., Architekt und Hofbaumeister in Weimar) „Anschlag will ich erst noch einmal durchdenken, die Anlage kommt freylich ein wenig hoch, indessen ist das Geld da, zu dem Entzwecke bestimmt, und da mir die Operation mit der Mühllache und der Leutra so gut gerathen ist, so möchte ich denn auch die Würkung eines solchen Baus im Flusse sehen. Wenn Sie die Güte haben für Holz zu sorgen, so wird man immer noch zur rechten Zeit anfangen können …“

Erwähnt u. a. Christoph Gottlob Vent, Mitglied des Baudepartements in Weimar, und Friedrich Siegmund Voigt, Sohn des Mathematikers Johann Heinrich V. in Jena. Sophienausgabe Band 11 Nr. 3399.

46 Br. m. U. „Goethe“. Weimar 28.III.1812. 21⁄3 S. 4o. Mit Siegel(rest) und Adresse. Leicht fleckig. Kleine Faltenrisse. (3.000.—)

Als Leiter des Weimarer Hoftheaters an den Wiener Schriftsteller und „Kupferstecher“ Vincenz Grüner, der ihm Stücke zur Aufführung übersandt hatte. Goethe hatte diese, nach eigener Prüfung und Ablehnung, „einsichtigen Freunden“ übergeben.

„…  Angeregt durch Ihren letzten Brief habe ich die Sachen wieder zurück verlangt und das Urtheil darüber mit dem meinigen einstimmig gefunden. Wir machen uns in unserer Lage durchaus das Gesetz, die vielen Stücke, die uns zugesendet werden, nicht an und für sich, sondern nur im Bezug auf unser Theater zu beurtheilen. Ich füge auch daher nichts weiter hinzu, als daß diese Stücke, wenn Sie solche nicht früher zurückverlangen, dieses Frühjahr mit nach Carlsbad nehmen, und von da nach Wien absenden werde. Mögen Sie mir alsdann Ihr neues Stück gleichfalls dahin senden, so werde ich nicht verfehlen, dasselbe gleichfalls aus diesem Gesichtspunkte zu betrachten, und meine Gedanken darüber mitzutheilen …“

Grüner fertigte Illustrationen zu Werken von Goethe, Shakespeare und Schiller an. Sophienausgabe Band 22 Nr. 6282 (nach dem Konzept).

I. LITERATUR 32

Friedrich Haide, seit 1793 am Weimarer Theater beschäftigt und 1804 Darsteller des Wilhelm Tell in der Uraufführung des Stückes, bittet die „Hoftheater-Directions-Commission“ um Zustimmung in einer finanziellen Angelegenheit.

„Nach Uebereinkunft mit dem hiesigen Herrn Cammerherrn und Hauptmann von Beulwitz habe ich von seiner bey hiesiger Kriegs Caße zu erhebender Gage monathlich 15. Rthlr. zu Bezahlung verschiedener Schulden deßelben zu erheben. Zu Legalisierung diese Geschäftes und bey der unterdeßen eingetretenen Gefangenschaft gedachten Herrn von Beulwitz mache ich mich hierdurch verbindlich … unter Verpfändung meines eigenen Vermögens …“

Die Kommission stimmt dem Vorschlag zu: „Obige Versicherung des H: Hofschauspielers Haide allh: wird hiermit commissionswegen verbürgt …“

Darunter der Namenszug Goethes als Leiter des Weimarer Hoftheaters sowie u. a. der von Franz Kirms, der die finanziellen Angelegenheiten des Theaters regelte.

48* Schriftstück m. U. „JWvGoethe“. Jena 25.VIII.1819. 1⁄2 S. folio, halbspaltig beschrieben. Konzeptpapier. Leicht fleckig. (2.000.—)

„Herrn Dr. Ernst Weller“ (Jenaer Bibliotheksbeamter) „erhält hirdurch den Auftrag die in der untern Bibliothek stehende Büste das Herrn Staatsrath Hufeland herauf zu schaffen und sie im kleinen Sälchen schicklich wieder aufzustellen …“

Zwei Jahre zuvor hatte Goethe mit dem Umbau der Universitätsbibliothek in Jena begonnen. Christoph Wilhelm Hufeland, der von 1793 bis 1801 in Jena gelehrt und u. a. Goethe, Herder, Schiller und Wieland behandelt hatte, war seit 1801 Leibarzt von König Friedrich Wilhelm III. in Berlin. Sophienausgabe Band 31 Nr. 267.

I. LITERATUR 33
47 Urkundlicher Vermerk m. U. „JWvGoethe“ auf einer Eingabe m. U. des Hofschauspielers Friedrich Haide. Weimar 18.I.1813. Unteres Drittel einer Folio-Seite. Mit papiergedecktem Siegel (etwas beschädigt). Leicht unfrisch. (2.000.—)

49 Eigenh. Namenszug auf einem Gesuch (e. Br. m. U.) des Dichters Ludwig Rellstab, Weimar 1.XII.1821. 1 S. folio. Etwas gebräunt und fleckig. (2.500.—)

„An Eine Großh. Sächs. Weimarisch hochlöbliche Bibliotheks Commission“.

„Da ich mich einige Monate hieselbst aufzuhalten gedenke, so beehre ich mich … ganz ergebenst die Bitte vorzutragen, daß mir die Benutzung der Großherzoglich Weimarischen Bibliothek für die Dauer meines Aufenthaltes hieselbst geneigtest gestattet werden möge …“

Dem Gesuch gibt Goethe, der seit 1797 die Oberaufsicht über die Bibliothek führte, mit seinem Namenszug „JWvGoethe“ statt.

Rellstab (1799 – 1860) hatte im April des Jahres die Bekanntschaft von Ottilie von Goethe gemacht, in deren Salon er freundlich aufgenommen wurde; die wenigen Kontakte zu deren Schwiegervater blieben reserviert.

I. LITERATUR 34
(J. W. v. Goethe)

50 E. Albumblatt m. U. O. O., November 1826. 1 S. 8o. Lateinische Schrift. Am Kopf kolorierter Kupferstich: Adler, mit einer Lyra nach oben strebend. (12.000.—)

„Bey Tag der Wolcken formumformend Weben! Bey Nacht des Sternenheeres glühend Leben! Mit reinen Saiten wag’ empor zu dringen; Du wirst der Sphären ewige Lieder singen.

Nov. 26. Goethe“

Sophienausgabe Band 4 S. 132; das Albumblatt ist in Band 5.2 auf S. 92 als H387 beschrieben: „in der Autographensammlung Annettens von Droste, die es wahrscheinlich von Adele Schopenhauer geschenkt erhalten hat“. – „Die schönen Verse wurden mehrfach als Stammbucheintragungen benutzt, so für Adele Schopenhauer, Friederike Brun und Julie v. Egloffstein, also besonders für Künstlerinnen“ (Goethes Werke, Hamburger Ausgabe, 12. Aufl., München 1981, Band 1 S. 692).

Die Radierung stammt aus dem Werk „Weimars Jubelfest am 3ten September 1825“, das anlässlich des 50. Regierungsjubiläums von Großherzog Carl August erschienen war. Die Tafeln IV und V zeigen die acht allegorischen Darstellungen, die bei dem Fest Goethes Haus am Frauenplan schmückten. Goethe verwandte diese Radierungen (von C. Ermer nach A. Heideloff) wiederholt zur Verzierung von Albumblättern.

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff, von ihr verso eigenh. bezeichnet „Goethe.“

I. LITERATUR 35

I. LITERATUR

(J. W. v. Goethe)

„Ich bin überzeugt daß eine Weltliteratur sich bilde“

51 Br. m. U.u. E. Weimar 26.I.1827. 61⁄4 S. gr.-4o. Text von Schuchardts Hand. Schwach gebräunt, Bugfalte des ersten Doppelblattes mittig eingerissen, kleine Einrisse ausgebessert. (8.000.—)

Bedeutender, ausführlicher Brief an Adolph Friedrich Carl Streckfuß (1779 – 1844), Geheimer Regierungsrat in Berlin, der unter dem Pseudonym Leberecht Fromm auch als Schriftsteller und Übersetzer

tätig war. Goethe hatte ihm im August des Vorjahres ein Exemplar von Alessandro Manzonis Tragödie „Adelchi“ von 1822 gesandt, was ihn zu einer Übersetzung ins Deutsche angeregt hatte.

Goethe benutzt hier erstmals in einem Brief den Begriff „Weltliteratur“, der – mit anderer Bedeutung

– bereits von Wieland und A.W. Schlegel gebraucht worden war. Goethe verstand darunter „das gegenseitige Geben und Nehmen der Literaturen untereinander bei aller Anerkennung der Eigenarten der Nationalliteraturen als harmonischer Zusammenklang der Völker und Sprachen im Bewußtsein ihrer menschheitlichen Aufgaben“ (Gero von Wilpert).

„Ew Wohlgeb.

Sendung ist mir sehr angenehm gewesen. Ich bin überzeugt daß eine Weltliteratur sich bilde, daß alle Nationen dazu geneigt sind und deshalb freundliche Schritte thun. Der Deutsche kann und soll hier am meisten wirken, er wird eine schöne Rolle bey diesem großen Zusammentreten zu spielen haben. Der englischen Springfluth brauchen wir nicht nachzuhelfen, was aus dieser Ueberschwemmung wird müssen wir abwarten. Die Franzosen und Italiäner hingegen sind leise wo möglich heranzuführen, deren Werke, selbst verdienstlich, dem deutschen Gaumen und Sinn nicht gerade zusagen. Nehmen Sie also den besten Dank für die Bearbeitung des Adelchis; ich weiß recht gut daß man besonders diesen Dichter lieben muß wenn wir uns mit seinen Werken völlig vereinen sollen. Leider ist es mir unmöglich in der jetzigen Zeit mich auf diesen Punkt zu concentriren und demjenigen was ich in Kunst und Alterthum gesagt die gehörige Fülle und Abrundung zu verleihen. Daher nur einiges in Bezug auf Ihre Arbeit.

In den Chören thun Sie sehr wohl sich nicht ängstlich an das Originalsylbenmaß zu halten; alles kommt an auf Hauptsinn, Vorstellung und Ton, diese dürfen wir nicht aus Augen und Ohr verlieren.

Ganz richtig wird bemerkt daß der Vortrag ganz wie ein Recitativ klingt, besonders ist zu beachten daß die Hauptworte immer zu Anfang der Zeile stehen wodurch ein unaufhaltsames Enjambiren bewirkt wird, jener Declamationsart günstig. Sie haben es oft beibehalten, aber wohl gethan auch hierauf nicht zu bestehen; unser deutsches Ohr und Wesen ist nicht dazu gemacht. Ich will die Art nicht anpreisen, aber hätt ich noch für’s Theater zu arbeiten, so würde ich bedeutende Stellen auf diese Weise behandeln. Zur Uebung hatte ich den Monolog von Swarto sorgfältig übersetzt und da sich besonders diese Stelle zum Recitativ eignet, solche Zeltern mit Tönen zu begleiten gebeten; da er Ihnen wohl will und Sie gerne gefördert sieht, so regen Sie ihn an und lassen Sich’s vortragen.

Ich bin überzeugt daß die Declamation eines vorzüglich geübten Schauspielers der diesen Monolog ohne Rücksicht auf Musik declamirte mit einer ächten Composition zusammentreffen und alsdann ohne Musik vom Theater herab auf ein unbewußtes Publicum die größte Wirkung thun müßte.

Sie sehen hier eine von denen Grillen die ich auszuführen versuchen würde wenn ich noch mit dem Theater in Verbindung stünde; dergleichen haben mir die Führung des Geschäftes zwanzig Jahre erträglich, ja liebenswerth gemacht …“

Es folgen Ausführungen zu Details in Streckfuß’ Übersetzung; sie erschien unter dem Titel „Adelgis“ noch in diesem Jahr mit einer Widmung an Goethe.

Goethe schließt eigenhändig: „Das Beste wünschend, / treu theilnehmend / Weimar / d. 26. Jan. 1827. /

JWvGoethe“.

Sophienausgabe Band 42 Nr. 26 (nach dem Konzept gedruckt). – Siehe auch: Hendrik Birus, Goethes Idee der Weltliteratur. Eine historische Vergegenwärtigung. In: Goethezeitportal, http://www.goethezeitportal. de/db/wiss/goethe/birus_weltliteratur.pdf (abgerufen am 29.6.2022).

36

Nr.

Quittung der Jenaer Bibliothek. – Von fremder Hand ausgefüllter Vordruck.

„Hiermit bekenne ich, daß mir Roux, Dictionnaire nouveau Francois et Allemand, Alemand et francois.

Jene. 1744 …

aus akademischer Bibliothek allhier verabfolget worden ist; welches Werk ich nach denen mir bekannt gewordenen Bedingungen wieder zurück zu liefern verspreche.

Jena, den 9 Aug. 1828. / JWvGoethe.“

Geschrieben während Goethes zehnwöchigem Aufenthalt in Dornburg, wohin der Dichter sich nach dem Tod von Großherzog Carl August (am 14. Juni) zurückgezogen hatte und wo er, von den mehreren auf einer Anhöhe gelegenen Schlössern, „das alte neuaufgeputzte Schlößchen am südlichsten Ende“ (Brief an Zelter vom 10. Juli) bewohnte. Er beschäftigte sich in dieser Zeit u. a. mit Fragen des Weinanbaus, römischer und thüringischer Geschichte sowie mit zeitgenössischer französischer Literatur.

I. LITERATUR 37
52* Schriftstück mit e. Namenszug „JWvGoethe“. Jena 9.VIII.1828. 1 S. quer-8o (Unterrand unregelmäßig beschnitten). Leicht fleckig. Verso kleine Montagereste. (2.000.—)
51

„gleichsam in seinem Auftrag“

53 GOETHE, Ottillie von, geb. Freiin von Pogwisch, die Schwiegertochter des Dichters, 1796 – 1872. E. Br. m. U. Wien 22.VII.1854. 4 S. gr.-4o (1.200.—)

An den Dichter Joseph Christian Freiherr von Zedlitz, der in Staatsdiensten tätig war, mit der Bitte, ihr bzw. den „Goethischen Erben“ ein Gesuch an den Bundestag um Verlängerung des Privilegs gegen den Nachdruck der Werke des Dichters aufzusetzen.

„…  Wenn ich in der ganzen Sache mich immer vorzuschieben scheine, so werden Sie das nicht mißverstehen; es geschieht wahrlich nicht um meine Söhne in den Hintergrund zu stellen, aber es kömmt mir immer vor, als sei dies Geschäft noch ein Vermächtniß was mir mein Schwiegervater zur Besorgung hauptsächlich hinterlassen … Alles was möglich war und den deutschen und weimarischen Verhältnissen angemessen hat der Herzog, und nachmalige Großherzog für seinen Freund, meinen Schwiegervater gethan; dennoch waren die Mittel nicht ausreichend, und der Vater, obgleich ein in seinen Ausgaben sehr ordentlicher Mann, konnte es doch erst im späteren Alter dazu bringen Capitalien anzulegen … er war … wenigstens schon 60 bis 65 Jahr. Bis dahin nahm das Leben, seine Besoldung, seine literarischen Arbeiten, ja selbst sein ererbtes Vermögen in Anspruch. Wir können demnach nicht die Milionaire sein, für die man uns gerne hält … Seine Familie in Wohlstand, ja Reichthum gegründet zu sehen, war der Wunsch und das Bestreben des Vaters, dem er viel von dem was ihm persönlich hätte Freude machen können, geopfert hat, – der Grundstein dazu ist gelegt, lassen Sie mich nun also … gleichsam in seinem Auftrag dies weiterführen … Die Schiller schen Erben sind gleichfalls beim Bundestag um Erneuerung ihrer Privilegien eingekommen, und ich glaube … doch sicher daß keine abschlägige Antwort erfolgen wird. Schiller starb aber 1805, der Vater 1830 [sic]. Ich hoffe, man wird die beiden Männer, die sich selbst einander gleich stellten auch in ihren Nachkommen als gleich berechtigt behandeln …“

I. LITERATUR 38

54* E. Br. m. U. O. O. u. D. (Herbst 1872). 1 S. gr.-8o. Stellenweise schwach braunfleckig. (300.—)

Laut Empfängervermerk wenige Wochen vor ihrem Tod an Ottilie Meyer, die Tochter von Goethes Freund, dem Arzt und Schriftsteller Nikolaus Meyer, der sie ein Andenken aus dem Goetheschen Haus in Aussicht stellt.

„Ich bedaure wahrhaft daß Frau Direktorin Schuchardt“ (Ehefrau von Goethes letztem Sekretär Johann Christian Sch.) „abwesend ist, und ihrer Tochter unmöglich ist ihre Stelle zu vertreten. Ich hoffe Sie haben Sich wenigstens überzeugt daß ich Ihnen und Ihren Neffen gerne eine angenehme Erinnerung mitgegeben hätte aus dem Haus wo Ihr Herr Vater sich heimisch fühlte, und sein Andenken fortlebte …“ Ottilie von Goethe starb am 26. Oktober 1872 in Weimar.

55 CARL AUGUST, Großherzog von Sachsen-Weimar, Freund Goethes, 1757 – 1828.

E. Br. m. U. Mannheim 2.VIII.1802. 1 S. 4o. Minimal fleckig. (400.—)

An einen Weimarer Beamten wegen des Ankaufs von Büchern und Karten bei dem Kunsthändler Domenico Artaria.

„H. Gödike möge sich auf der Bibl[iothek] zu Weimar erkundigen / 1o wie viel Blatt / u. welche – von der Weisischen Charte / der Schweitz / 2o Wie viel Hefte des Jaquinschen Botanischen Werks u. welche / daselbst vorhanden sind, u. überschreiben dieses H. Dom. Artaria. / Empfangen von selbigem auf meine Rechnung / Denon Reise nach Egypten = 200 fl. / Journée Pittoresque von Abbat Segur 110 fl….“

56* Schriftstück m. U. (Paraphe). Weimar 23.III.1819. 11⁄2 S. 4o. Leicht gebräunt. Dreiseitiger Goldschnitt. (300.—)

„Einige Fragen“ wohl an einen Physiker, unterteilt in 3 Abschnitte.

„1o) Gesetzt, es könnte ein, in einem verschloßenen Raume befindlicher Cubic fuß Luft von 0° Reaumur dergestalt glühend gemacht werden, daß das z. B. eiserne Gefäß, das ihn enthielt, bis auf den Punct der Hitze käme, wo die Schmelzperiode des Eisens eintritt, wie viel Grade + Reaumur würde dieser Cubic Fuß Luft enthalten? …“

Punkt 2 behandelt ebenfalls einen Aspekt der „glühenden Luft“; Punkt 3 widmet sich der Frage, welche Mengen Wasserdampf „Wasser … zum Siedepunkt bringen“ können.

„im bösesten loch“

57 Eigenh. Billett m. U. (Paraphe). O. O. u. D. 1⁄2 S. quer-8o. Mit gedruckter Bordüre. Leicht fleckig, kleine Randläsuren. (300.—)

„Es ist mir geschrieben worden der Capt. v. Leipziger, vom Regt. Hiller sey geschloßen“ (gefesselt) „durch Berlin nach Spandau gebracht worden, u. säße dorten im bösesten loch …“

I. LITERATUR 39

An eine Dame, die sich nach Zahlungen seines französischen Verlegers erkundigt hatte.

„… ich habe V. Pozner“ (der Schriftsteller Vladimir P.) „nicht das Recht gegeben, mit Herrn

S. Kra“ (der Verleger Simon K.)

„Verhandlungen über meine finanziellen Angelegenheiten zu führen. Das Missverständnis ist wie folgt entstanden: Herr S. Kra schlug mir – über Pozner – vor, ein Vorwort für einige seiner Veröffentlichungen zu schreiben.

Ich antwortete – wiederum über Pozner –, dass ich nicht mit einem Verleger verhandeln wolle, der nicht genau zahlt.

Das ist alles.

Glauben Sie mir, es ist mir äußerst unangenehm, zu wissen, dass dieses Missverständnis Sie verärgert hat …

PS. Es erübrigt sich zu sagen, dass mich M.I. Budberg“ (Moura B., russische Baronin, Gorkis Geliebte und Sekretärin) „über alle von Herrn Kra erhaltenen Zahlungen genauestens, rechtzeitig und freundlich informiert hat. / M. Gorki“ (Übersetzung).

59 GRILLPARZER, Franz, 1791 – 1872. E. Billett m. U. O. O. 30.III.1853. 1 S. quer-8o. Mit Goldstaub gelöscht. Kleiner Randeinriss; etwas beschnitten und an den Ecken montiert. (400.—)

„Hierbei empfangen Sie dieses unglückliche opus. Der freundschaftliche Antheil, den Sie an mir genommen haben, macht mir ein solches Vertraun zur Pflicht. Indem ich es aber zusiegle, tritt mir die Unanwendbarkeit deutlicher vor die Augen als je. Gelesen zu werden verdient es für jeden Fall …

Ich bitte acht zu haben, denn ich habe keine Abschrift.“

I. LITERATUR 40
58 GORKI, Maxim, Pseudonym für Alexej Peschkow, 1868 – 1936. E. Br. m. U. und e. Nachschrift m. U. „M. Gorki“. Sorrent 28.VI.1926. 1 S. folio. Russisch. Liniiertes Papier. Kleiner Faltenriss. (800.—)

„Nur weiter geht das tolle Treiben Von vorwärts! vorwärts! erschallt das Land; Ich möchte, wär’s möglich, stehen bleiben Wo Schiller und Göthe stand.“

An eine Gräfin, der er einen Dank schuldig geblieben war, den er zwar in seinem „Innern“ gefühlt, aber „offenkundig und erkennbar nie ausgesprochen habe“. – Grillparzer war im Juni des Jahres während einer Kur in

(Slowenien) verunglückt.

„… theils ist es meine unglückliche Natur, alles in mir selbst und als Einsamer abzumachen[,] theils ist meine Lage so, daß sie alles erklärt u. entschuldigt. Die Folgen meines albernen Sturzes haben sich beinahe erhalten wie sie waren. Auf dem einen Ohr taub, höre ich mit dem andern kaum halb, der Kopf ist verworren und dumm, kaum zurückgekommen mußte ich mich einer Augenoperazion mit dem Messer unterziehen … Dazu kommen noch die nie endenden Sorgen für eine von meinem verstorbenen Bruder hinterlassene … Familie von 4 Personen, Sorgen von denen die Auslagen noch die mindeste sind. Ich habe für diese Leute so viele herabwürdigende Gänge gemacht, und so viel Bettelbriefe geschrieben, daß mir Tinte und Feder verhaßt worden sind, und ich mein Schreibzeug mit Schaudern betrachte. Und doch muß ich Ihnen noch vor Ende dieses unglücklichen Jahres ausdrücken, wie tief ich Ihr antheilvolles und vorsorgendes Benehmen zur Zeit meines Unfalles … fühle … und bis zu meinem wohl nicht mehr entfernten Ende fühlen werde …“

Hinweise für seinen Verleger: „Ich bitte nur dem Gedichte Napoleon statt der einfachen Jahreszahl ٪ was auch blos seinen Todestag bezeichnen könnte, in die Klammer zu setzen: geschrieben im Jahre 1821. / Grillparzer“

I. LITERATUR 41
60 Eigenh. Albumblatt m. U. Wien 29.IV.1859. 2⁄3 S. quer-gr.-8o. Umlaufender Goldschnitt. Unterhalb des Textes schwache Klebespur. (2.000.—) 61 E. Br. m. U. Wien 30.XII.1863. 12⁄3 gr.-4o. Leicht gebräunt. (1.600.—) Römerbad 62 E. Billett m. U. O. O. u. D. 1⁄3 S. 8o. Ränder teils scharf beschnitten. Verso Siegelrest. (300.—)

63* GRIMM, Friedrich Melchior von, 1723 – 1807. Schriftstück (von Schreiberhand ausgefüllter Vordruck) m. U. „Grimm“. Paris 4.VII.1782. 1 S. quer-kl.-4o. Pergament. (200.—)

Quittung über den Erhalt seiner Rente als Kabinettssekretär von Louis Philippe I. de Bourbon, Duc d’Orléans.

„…  Je soussigné, reconnois avoir reçu de M. Loiseau de Berenger, Trésorier Général de Monseigneur le Duc d’Orléans, la somme de Douze Cent cinquante Livres sur laquelle les Impositeries royales ont été retenues / pour les six premiers mois de l’année mil sept cent quatre vingt deux à cause de Deux mille Cinq Cent Livres de Rente perpétuelle constituée par S[on] A[ltesse] S[érénissime] par Contrat passé … à Paris, le 13 Janvier 1778 …“ Sehr selten.

64 GROTH, Klaus, 1819 – 1899. E. Gedicht m. U. Kiel 19.II.1874. 4 S. folio. Etwas gebräunt und staubfleckig. Kleine Rand- und Faltenrisse. (250.—)

„Glaubens halber, damit der Papst nicht zürne. Grotmoder füll dat Botterfatt, Ik stunn, beseeg, bewunner dat. Dat gev en lecker Botterbrot, Ok süht man geern wat Ole do’t. Ehr se’t bedeck mit wittes Linn’, Schrev se en Krüz deraewer hin, Un sä, wenn ik er fragen wull: ‘Glovs half, denn ward de Pap ni dull.’ …“

Es folgen 12 weitere Strophen. Auf der vierten Seite Anmerkungen und Satzanweisungen.

65* E. Gedicht m. U. 12⁄3 S. gr.-8o. Fleck (Radierschaden) in der linken oberen Ecke. (200.—)

„Letzt Weidersehn.

He sä mi, as ik schluchz un ween: ‘Min Söhn, wi sünd je doch noch dar!’ –Ik harr em mennig Jahr ni sehn Un weer derrun weß mennig Jahr.

‘Wi sünd noch dar!’ – Un ik bedwung Min Hart un Smart un bittre Thrau’n Ik heel sin Hand, as do ik gung, Seeg em in’t Oog, as do ik gan …“

Es folgen drei weitere Strophen.

I. LITERATUR 42

„es ist mir oft schwer zumuth“

66 GÜNDERRODE, Karoline von, 1780 – 1806. E. Br. m. U. „Karoline“. O. O. (nach April 1804). 3⁄4 S. 8o. Mit Siegelrest und Adresse. Einige kleinere Läsuren, darunter ein kleines Moderloch (mit geringem Buchstabenverlust). (6.000.—)

An ihre Freundin Bettina Brentano, die als Hausgast bei Ihrer Schwester Kunigunde („Gunda“) und ihrem Schwager, dem Rechtsgelehrten Friedrich Carl von Savig ny in Marburg lebte.

„Dein Brief hatt mir Freude gemacht es ist ein gesundes munteres Leben dari[n] das ich immer lieb in dir gehabt habe.

Wenn du einige Stunden in der Geschichte genommen hast, so schreibe mir doch darüber, besonders in welcher Art dein Lehrmeister unterrichtet, u. ob du auch rechte Freude daran hast. An dem Mährchen habe ich die Zeit sehr fleißig geschrieben, aber etwas so leichtes buntes wie mein erster Plan war kann ich wohl jetzt nicht hervor bringen, es ist mir oft schwer zumuth, u. ich habe nicht recht Gewalt über diese Stimmung.

Grüße Gundelchen von mir, u. sage Savigni ich würde bald antworten. / Karoline.“

Savigny hatte mit Karoline von Günderrode vor der Ehe mit Gunda Brentano eine romantische Beziehung unterhalten, die in einer von Savigny initiierten Art Dreierbund auch weiterhin Bestand hatte. Von größter Seltenheit.

I. LITERATUR 43

67 GUNDOLF, Friedrich, ursprünglich Friedrich Leopold Gundelfinger, 1880 – 1931. 3 Autographen: 1 e. Br. m. U., 1 e. Postkarte m. U. und 1 e. Widmung m. U. unter seiner Portraitphotographie. (Darmstadt) 9.XI.1920 und Heidelberg 21./27.VI.1930. Der Brief: 2 S. gr.-8o, mit gedrucktem Kopf. (400.—)

1920. Postkarte an den Ethnologen und Germanisten Ewald Volhard (1900 – 1945), der damals in Heidelberg studierte und dem George-Kreis angehörte. „…  Ich bin Donnerstag wieder in Heidelberg und werde mich freuen wenn Sie mich um 1⁄2 10 am Schlossberg besuchen können …“ – Mit einem e. Vermerk Volhards auf der Adressseite.

1930. Brief an den Buchhändler Curt Köhler, dem er für „Geburtstagsgrüsse und … das schöne Novalisbuch“ dankt. „… Anbei sende ich Ihnen das Bild unterschrieben zurück, mit der Bitte auf einen Ausspruch zu verzichten, da dergleichen ohne persönliche Bekanntschaft und dringende Gelegenheit immer etwas Gezwungenes und Falsches bekommt …“

Dazu die im Brief erwähnte Portraitphotographie mit mehrzeiliger e. Widmung u. U. auf dem Untersatzkarton: Brustbild, Dreiviertelprofil nach rechts; Aufnahme: Atelier Trude Geiringer / Dora Horovitz, Wien.

68* HAMERLING, Robert, 1830 – 1889. E. Gedicht m. U. 11⁄2 S. 8o. Leicht knittrig. Schwach fleckig. (200.—)

„Die schönste der Flammen. Schön ist der Komet und der Meteor, In seinem himmlischen Tanze, Und schön auch schlägt vor des Himmels Thor Sein Pfauenrad der Strahlenflor Des Nordlichts in herrlichem Glanze …“

Es folgen fünf weitere Strophen.

„Natürlich sollen die Weber nun heraus“

69 HAUPTMANN, Gerhart, 1862 – 1946. E. Br. m. U. „Gerhart“. O. O. u. D. (wohl Schreiberhau, nach 1892). 11⁄2 S. 8o. Etwas (unregelmäßig) gebräunt und (staub)fleckig. (250.—)

An einen Freund in Berlin, der ihm bei der Uraufführung seines Dramas „Die Weber“ behilflich war. –Das Stück war durch die preußische Zensurbehörde im Januar 1893 mit einem Aufführungsverbot belegt worden, weil Ausschreitungen befürchtet wurden.

„…  da bin ich wieder in den Bergen bei den sieben Zwergen  … Soll ich zum Minister gehen? Ich habe keinen Frack, werde mir auch nicht erst einen kaufen. Es würde ja überdies dein hinausgeworfenes Geld sein. Wie steht es mit L’Arronge“ (Adolph L’A., Direktor des Deutschen Theaters in Berlin)? „… Warum ist Berlin nicht München, wo es so gutes Bier und noch bessere Kunst giebt? Natürlich sollen die Weber nun heraus … Florian Geyer “ (mit dem Drama hatte Hauptmann Ende 1891 begonnen) „hält meine Beine umklammert und meine Hände …“

Die erste Aufführung der „Weber“ fand am 26.II.1893 vor privatem Publikum im Neuen Theater in Berlin statt. Erst mit der Aufhebung des Verbots im Oktober d. J., zunächst nur für das Deutsche Theater, konnte dort die offizielle Uraufführung am 24.IX.1894 stattfinden.

44
I. LITERATUR

70 HEBBEL, Friedrich, 1813

1863. E. Gedicht m. U. am unteren Rand seines StahlstichPortraits (C. Geyer, kl.-folio). Wien 5.V.1853. Etwas gebräunt. Kleine Läsuren. (400.—)

„Stelle dich, wie du auch willst, nicht wird es an Feinden dir fehlen, Aber, wie Thetis den Sohn, kannst du dich fei’n für den Streit: Mache so ganz dich zum Träger des Guten, des Wahren und Schönen, Daß man die Götter verletzt, wenn man sich selber bekämpft! …“

Aus Epigramme und Verwandtes, V. Ethisches, dort betitelt „Unfehlbar“.

1856. Eigenh. Gedicht. Um 1820. 1 S. gr.-8o. Oben rechts von fremder Hand bezeichnet „(Heine)“, am Schluss schwach sichtbare Rasur. (12.000.—)

71* HEINE, Heinrich, 1797

„‘L i e b e.’

Ich wandelte unter den Bäumen Mit meinem Gram allein; Da kam das alte Träumen, Und schlich mir in’s Herz hinein. Wer hat Euch dies Wörtlein gelehret, Ihr Vöglein in luft’ger Höh?

Schweigt still, wenn mein Herz es höret, Dann thut es noch einmahl so weh.

‘Es kam ein Jungfräulein gegangen, Die sang es immerfort, Da haben wir Vöglein gefangen

Das hübsche, goldene Wort.’

Das sollt Ihr mir nicht mehr erzählen, Ihr Vöglein wunderschlau;

Ihr wollt meinen Kummer mir stehlen, Ich aber niemand trau’.“

Das frühe Gedicht wurde im „Buch der Lieder“ („Junge Leiden / Lieder III“) ohne Titel veröffentlicht. Der Erstdruck erfolgte 1822 in den „Gedichten“, Heines erster Buchveröffentlichung. Das Blatt stammt aus dem Nachlass von Heines Jugendfreund Christian Sethe.

Säkularausgabe Band 1 S. 32; bei der vorliegenden Niederschrift handelt es sich um die im Kommentarband S. 66 und 164 als H6 bezeichnete.

I. LITERATUR 45

Nr.

„Ich bin noch immer der alte Narr“

72* E. Br. m. U. „H. Heine.“ Norderney 1.IX.1825. 3 S. 4o, eng beschrieben. (20.000.—)

Wundervoller Brief an seinen Jugendfreund (Christian Sethe in Münster), den er, wie schon einige Tage zuvor, um Geld bittet: „… Nur so viel kann ich mich erinnern daß ich Dir vorige Woche in der verdrießlichsten Stimmung und in der allergrößten Eil’ geschrieben. Das Fährschiff war im Begriff abzusegeln, der Schiffer wartete bloß noch auf meinen Brief, ich wünschte mich selbst zum Henker, u kratzte was Zeug hielt. Ich hoffe daß Du aus meinem Geschreibsel klug geworden bist u daraus ersehen daß ich Dich um 6 Louisd’or anpumpen wollte …

Sey überzeugt daß ich Dir bei dieser Gelegenheit den größten Beweis meiner Freundschaft gebe, indem ich trotz mancher innern Regungen des Unmuths gegen Dich, mich dennoch in der Noth mit unbedingtem Vertrauen an Dich wende. Vergiß dieses nie, besonders wenn ich je in den Fall käme Dir einen Dienst leisten zu können, woran ich zweifle. Du verstehst mich.

I. LITERATUR 46
O Christian, ich bin … heute in einer sehr weichen Stimmung und möchte von alten Dingen sprechen, von alter Wehmuth und neuer Thorheit, von bitterer Eseley und Süßigkeit des Schmerzes. Ich bin noch immer der alte Narr, der, wenn er kaum mit der Außenwelt Friede gemacht, gleich wieder von innern Kriegen geplagt wird. – Es ist ein mißmüthiges Wetter, ich höre nichts als das Brausen der See – O läg ich doch begraben unter den weißen Dünen. – Ich bin in meinen Wünschen sehr mäßig geworden. Einst wünschte ich begraben zu seyn unter einer Palme des Jordans, – – – Das vermaladeit viele Abschiednehmen stimmt mich so weich, ganz in moll. Ich habe hier wunderschöne Tage gelebt, meine Privateitelkeit wurde von holden Pfötchen allerliebst gestreichelt, ich kam fast auf den Gedanken der Dr Heine sey wirklich höchst liebenswürdig, und ich schwelgte im Anschaun der schönen Dame in deren Nähe Du mich wiedersahest. Sie protegirte mich zuletzt gar sehr – und jetzt ist sie abgereist. Auch der Abschied von der Fürstinn Solms ist mir sauer geworden, wir waren so viel zusammen u wußten uns so hübsch zu necken. Sie lobte mich viel u Du weißt, Christian, das verfehlt nie seinen Eindruck. 72

Nr. 73

Die hanövrischen Offizire hier haben mir nichts weniger als mißfallen. Sie haben nicht so viel Verstand wie die Preußen, aber sie sind honoriger, und unter der Uniform, die sie selten tragen, steckt ein Gentelman im feinsten Civilrock. Ich meine aber hier vorzüglich die Offizire die in der Legion gedient; u die von Spanien, Portugall, Irland, England, Sizilien, manche sogar von den jonischen Inseln u von Ostindien so viel hübsches und Wackeres zu erzählen wissen. Wie pauver klingt dagegen Jena, die Katzbach, Leipzig, Bellalianz, u gar Paris, die letzte Stazion unseres Ruhmes, wohin wir – Gott weiß wie! – gelangt sind. Still, still, ich will ja in Berlin lesen. – Bin selbst neugierig was das seyn wird … Sobald ich nach Berlin komme werde ich wieder etwas herausgeben. Muß mich sehr hüten mit dem drucken lassen. Hab ja auch niemand der mir rathen kann. Meine jetzige Reise beschreib ich. Meine Harzreise hoffe ich Dir nächsten Monath zu schicken. – Leb wohl, werde kein Philister, behalte mich lieb, – Hol mich der Teufel ich werde sentimental …“ Heine arbeitete während seines Norderney-Aufenthalts an Gedichten und Prosatexten, die später in „Die Nordsee“ aufgenommen wurden.

Säkularausgabe Band 20 Nr. 148.

73* E. Br. m. U. „H. Heine.“ Paris 14.VIII.1833. 3 S. 4o, eng beschrieben. Mit Adresse. Kleiner Papierdefekt in der Bugfalte alt ausgebessert, ein kleines Loch (ohne Textberührung). (16.000.—)

An die Hennesche Buchhandlung in Stuttgart, in der eine von Heine herausgegebene „Deutsche Geschichte“ von Karl August Mebold (1798 – 1854) erscheinen sollte.

„Die Grippe die mir seit einigen Tagen das Gehirn verschleimt, erlaubt mir nicht viel zu schreiben und kaum vermag ich auf Ihren werthen Brief vom 5 dieses Monaths das Nothdürftigste zu antworten:

I. LITERATUR 47

Ich bin gern bereit auf das Titelblatt der deutschen Geschichte, die Sie von Mebold schreiben lassen, neben dem seinigen, auch meinen Namen als Herausgeber zu stellen, dergestallt daß der Titel etwa lautet: ‘Die Deutsche Geschichte. Herausgegeben von H. Heine u Mebold’

Ich setze hier meinen Namen zuerst, weil diese Stellung eben Ihren beabsichtigten Zwecken entspricht. Da aber alsdann die große Menge glauben wird, daß ich diese Geschichte selbst schriebe und Jeder wenigstens voraussetzt, daß ich mich in diesem Buche mittelbar ausspreche; da ich also mit meinem Namen hier nicht bloß dem Publikum eine Garantie für den Werth und die Gesinnung des Buches gebe, sondern solches auch aufs ernsthafteste in jeder Hinsicht vertreten muß: so werden Sie billig finden, daß ich jedesmahl vor dem Druck das Manuskript sehe und mir jede mit meinen politischen, moralischen und religiösen Ansichten nicht übereinklingende Stelle zu streichen oder auszugleichen erlaube. Das wird wohl nie vorfallen; aber wir sind Menschen und ich darf hier nicht leichtsinnig handeln. Sie werden wohl Mebolden gesagt haben, daß ich ihn selber, durch Herrn Gauger, zum Schreiben der deutschen Geschichte vorgeschlagen, er sieht also wie hochwerth ich ihn halte, wie mein Vertrauen ihn vor allen übrigen auszeichnet, und er wird daher selbst fühlen wie sehr obiges Verlangen mit den Pflichten die mir gegen das Publikum und gegen mich selbst obliegen, und mit den Gesetzen der Billigkeit in Einklang steht … Dafür daß ich mich mit meinem Name in obgedachter Weise, als Herausgeber des Buches nenne, verlange ich von Ihnen die Summe von Achtzig Karolin, und zwar wünsche ich die Hälfte drey Monath dato auf Sie trassiren zu können, ehe Sie das Buch mit meinem Namen ankündigen, die andere Hälfte würde ich gern Februar nächstes Jahr ebenfalls 3 Monath dato auf Sie trassiren. – Für das was ich selber schreibe verlange ich außerdem ein Honorar von acht Karolin per Druckbogen. In diesem Augenblick glaube ich nicht daß ich selber viel an dem Buche schreiben kann. Das ist davon abhängig wie ich mich meiner jetzigen Arbeiten früh oder spät entlaste. Ich kann daher gar nichts bestimmt versprechen. Da ich sehe, daß erst Dezember gedruckt wird, so hoffe ich jedoch ein Vorwort, etwa einen Bogen betragend, schreiben zu können. Die Bilder müssen sich aus dem Texte selber erklären und nur mit wenigen Worten angedeutet werden. Indessen, wenn die späteren Bilder interessant werden, namentlich von der Reformazionszeit an bis in die neueste Zeit könnte ich vielleicht unter der Form einer Bildererklärung manches in das Buch hineinschreiben, so daß Mebold in keiner Weise in seinem Texte genirt wird; wie er denn überhaupt immer mit mir zufrieden seyn soll. Ich habe große Achtung für seine Talente und seine Gesinnung und da wir in den Prinzipien einig sind, so sind wir gewiß auch derselben Ansicht in Betreff der Begebnisse; jedenfalls weiß er, daß ich weder Serviler noch Pedant bin und daß ich von zu hohem Standpunkte die Dinge betrachte als daß ich in Nebensachen difizil seyn würde …“

Das Projekt kam nicht zustande. Säkularausgabe Band 21 Nr. 443.

74 E. Br. m. U. „Henri Heine“. Paris 11.IV.1835. 1 S. gr.-8o. Mit Blindsiegel (kleiner Papierdefekt alt ausgebessert) und Adresse. Schwach fleckig. (8.000.—)

An Christine de Belgiojoso, die in Paris einen Salon unterhielt. Die Prinzessin hatte den ihr befreundeten Historiker François Mignet gebeten, bei Innenminister Adolphe Thiers eine Pension für Heine zu erwirken.

„Votre billet, Princesse, est très claire et je l’ai très bien comprise très nettement, quoiqu’il exhale un parfum d’amabilité qui me monte au cerveau et derange un peu mes idées. J’ai bien compris et je serai demain … chez Monsieur Mignet pour aller avec lui chez Monsieur Thiers. Je suis charmé que Mr. Mignet se donne tant de peine pour moi; j’en suis charmé: quand on veut se faire aimer de quelqu’un il fault lui donner l’occasion de nous rendre des service. –

Madame, on ne peut pas être plus belle que vous ne l’êtes de corps et d’âme …“

Heine sollte die erbetene Pension von 1836 bis 1847 erhalten.

Säkularausgabe Band 21 Nr. 530.

48
I. LITERATUR

75 HERDER, Johann Gottfried, 1744 – 1803. Eigenh. Manuskript (Fragment). 1 S. querschmal-8o. Leicht gebräunt und fleckig. An Kopf und Fuß scharf beschnitten. (800.—)

„Patrophila’s Grab.

Kaum zur Liebe gereift, zum süßen Geschäfte der Cypris Schloßen die Augen sich unsrer Patrophila sanft. Nun verstummt das süße Geschwätz, der Liebe Geflüster, Psalmen u. Lieder sind aus, Becher u. Freuden verstummt. Unerbittlicher Pluto, Du raubst uns unsre Geliebte? Hat Dich zum zweitenmal Amor mit Liebe bethört?“ Verso ein Provenienzvermerk: „Herders Handschrift – von seiner Tochter Luise (Frau Stichling) an Scheidler geschenkt, der mir dies von seinem Blatt abschnitt.“

76* HERZ, Henriette, geb. de Lemos, 1764 – 1847. E. Billett m. U. „H. Herz“. (Berlin) o. D. Nach 1824. 1 S., ca. 5 × 19,5 cm (Unterrand unregelmäßig beschnitten). Mit Adresse. Minimale Einrisse am Oberrand. (400.—)

An „Frau Kunth / Staatsräthin / hir“. – Der Politiker und Pädagoge Gottlob Johann Christian Kunth war Erzieher der Brüder Humboldt gewesen und hatte diese in Henriette Herz’ Salon eingeführt.

„Es thut mir zu leid, meine liebe Freundin, daß ich Ihre liebe Einladung, sogar durch Sie selbst gebracht, nicht annehmen kann – weil ich eine früher getroffene Verabredung nicht zurüknehmen kann – ich komme aber nun bald mit der Bardeleben u. ihrem Journal. Ich umarme Bertha u Adelheidchen. / Seien

Sie nur nicht böße Ihrer / H. Herz“

I. LITERATUR 49
Nr. 74

77 HESSE, Hermann, 1877 – 1962. E. Postkarte m. U. Poststempel: Mannheim 4.XI.1931. Auf dem oberen Drittel der Textseite der farbige Druck einer Hesse-Zeichnung „Dorf im Tessin“. Papierbedingt schwach gebräunt. (350.—)

Dankeskarte an den Wunderlich-Verlag in Tübingen für ein Leseexemplar eines neuen Werks von Hansgerhard Weiß.

„…  Danke für ‘Was wird aus Benjamin’. Ich habe das Buch gelesen, es hat Frische u. Aufrichtigkeit, ich habe Freude daran …“

Beiliegend ein Typoskript m. U. seines 5-strophigen Gedichts „Märzsonne“ (März 1948) sowie der Separatdruck seiner Erzählung „Der Schmetterling“ mit e. Namenszug auf dem Frontispiz sowie e. Zeilen am Kopf der 1. Seite: „Geschrieben / vor 45 / Jahren“ (aus dem Schweizerischen Jahrbuch „Die Ernte“, 1949).

78 HEYSE, Paul, 1830 – 1914. E. Br. m. U. München 13.X.1887. 4 S. 8o. (200.—)

Wohl an den Weimarer Theaterdirektor August von Loën über seine Schauspiele „Prinzessin Sascha“ (Arbeitstitel „Doctor Diogenes“) und „Gott schütze mich vor meinen Freunden“.

„Hier kommt nun mein Diogenes … noch im Négligé, was Sie bei dem Cyniker um so leichter entschuldigen werden … Ich möchte die heurige Wintercampagne gern mit einem sicheren Schlage eröffnen und halte den Diogenes, der ja überdies der Erstgeborene von beiden Lustspielen ist, für wirksamer, vorausgesetzt, daß Sie die Sascha ganz ausreichend besetzen können …“

79* HILLER, Kurt, 1885 – 1972. E. Br. m. U. London 3.IX.1953. 7 S. gr.-8o. Gelocht (geringe Buchstabenverluste). (250.—)

Inhaltsreicher Brief an den damaligen Berliner Germanistikstudenten Gerhard Schoenberner über den §218. Zunächst bezugnehmend auf einen Artikel des SPD-Politikers Claus Arndt.

„…  ich geriet in Weissglut, als ich den Unsinn las. Ideologisch reinster Adenauer, enthält der Schrieb (was noch ärger ist) in Faktenhinsicht gröbste Irreführungen aus Kenntnislücken … ‘Unsozialistisch’ sei die Tendenz zur Freigabe der Schwangerschaftsunterbrechung … obwohl, nachdem ich 1908 als Erster diese Forderung erhoben hatte, in meinem Buche ‘Das Recht über sich selbst’, 1912 eine Kommission sozialdemokratischer Ärzte sie sich in der Hauptsache zu eigen gemacht hat …“

Es sei notwendig, „an die geistigen Errungenschaften der Zeit von 1900 bis 1933“ anzuknüpfen, „und dass Ihr Eure eignen Kameraden energisch hindert, über Dinge öffentlich zu dilettieren, von denen sie nix wissen noch verstehen …“ – Erwähnt Rosa Luxemburg.

Schoenberner gilt als Pionier der öffentlichen Auseinandersetzung mit den Verbrechen während der Zeit des Nationalsozialismus.

50
I. LITERATUR

80 HÖLTY, Ludwig, 1748 – 1776. Eigenh. Gedicht. 2 S. 8o. (2.000.—)

„Frühlingslied.

Grün wird Wies’ und Au, Und der Himmel blau, Schwalben kehren wieder, Und die Erstlingslieder

Kleiner Vögelein

Zwitschern schon im Hain.

Sint der Winter wich, Freuet Liebe sich, Wohnet gern im Grünen, Sint der Lenz erschienen, Malt die Blumen bunt, Roth des Mädchens Mund.

Küßt, ihr Leute, küßt, Weil es Frühling ist, Einen Kuß in Ehren

Kan euch Niemand wehren, Küßt, ihr Leute, küßt, Weil es Frühling ist.

Wies im Walde girrt!

Schaut, der Tauber schwirrt Um sein liebes Täubchen!

Wählt euch auch ein Weibchen, Wie der Tauber thut, Und seyd wohl gemuth.“

Darunter eine Echtheitsbestätigung m. U. von Abraham Voß:

„Handschrift von Ludwig Heinrich Christoph Hölty“.

In der Ausgabe der „Gedichte“, hrsg. von Friedrich Leopold zu Stolberg und Johann Heinrich Voß (Vater von Abraham Voß), Hamburg 1783, unter dem Titel „Mailied“ mit zahlreichen Abweichungen gedruckt.

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff. Sehr selten.

I. LITERATUR 51

81 HOFFMANN, Heinrich, der Verfasser des „Struwwelpeter“, 1809 – 1894. E. Albumblatt m. U. Frankfurt a. M. 22.XI.1877. 1 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Etwas fleckig. (400.—)

„Wir suchen nach dem Schönen

In Worten, Farben, Tönen, Es streben die Gedanken Durch alle Erdenschranken; Doch all’ das Streben und Sinnen Wird nie am Ziel belohnt, Wenn nicht im Herzen tief innen Ein Gottesfrieden wohnt.

Zur freundlichen Erinnerung / an den Familienfreund …“

Auf dem anhängenden Blatt ein zweites eigenhändiges Gedicht Hoffmanns, betitelt „Wozu?“ („Ein wissenschaftlicher Pedant / Hielt eine Rose in der Hand …“, insgesamt 24 Zeilen).

82 HOFFMANN VON FALLERSLEBEN, Heinrich, 1798 – 1874. E. Gedicht m. U. Schloss

Corvey 29.VI.1872. 1 S. gr.-8o. Leichte Randeinrisse, teilweise hinterlegt. (600.—)

„Viel Feind, viel Ehr!

Deutsche Männer, zu den Waffen! Untergang den welschen Pfaffen

Und der ganzen Lügenbrut!

Deutsche Männer, zu den Waffen

Für des Lebens höchstes Gut!

Schützt der deutschen Freiheit Würde, Haltet hoch die Reichstandarte

Bis zum letzten Athemzug!

Schützt der deutschen Freiheit Worte Gegen allen Lug und Trug! …“ Es folgen zwei weitere Strophen.

83 HOFMANNSTHAL, Hugo von, 1874 – 1929. E. Br. m. U. „Von Herzen Ihr / Hugo.“ Rodaun 12.VI.1912. 5 S. 4o. Oberrand perforiert. (3.500.—)

Großer Brief an Arthur (Schnitzler), dem er, absichtsvoll verspätet, zum fünfzigsten Geburtstag (am 15. Mai) gratuliert. – Hofmannsthal hatte den 12 Jahre älteren Schnitzler als 17-jähriger Gymnasiast 1890 kennengelernt. Hermann Bahr hatte „das Wunderkind“ Hofmannsthal damals in den Literatenkreis des Café Griensteidl, Versammlungsort des „Jungen Wien“, eingeführt.

„Mein lieber Arthur den fünfzehnten Mai, von Perugia nach Rom fahrend, stundenlang still neben dem Chauffeur, habe ich mit rechter Herzlichkeit an Sie gedacht und aus den vielen Jahren unserer Freundschaft ist unzählbar Vieles an mir vorübergeflogen, Augenblicke die Ihnen wohl entschwunden sind und in welchen mir Ihr Wesen oder wie soll ich’s nennen: das Gefühl des Lebens, vermittelt durch das Gesicht eines Menschen, durch einen Blick aus den Augen des andern – sehr nahe kam und die ich nie verlieren werde, solange ich lebe. Viele Menschen sind mir seitdem nahe gekommen, auch jetzt noch bin ich nicht abgestumpfter nicht unempfänglicher für die Annäherung eines Menschen, aber das kann mir wohl nie wieder kommen, was damals die Verknüpfung mit Ihnen und Richard zuerst mir schenkte. Für mich vor allem war es ein

52
I. LITERATUR

Augenblick, dessen gleichen nie wiederkommen konnte. Frühreif und doch unendlich unerfahren trat ich aus der absoluten Einsamkeit meiner frühen Jugend hervor – da waren Sie für mich nicht nur ein Mensch, ein Freund, sondern eine neue Verknüpfung mit der Welt, Sie waren selbst für mich eine ganze Welt – genug verwandt meiner eigenen, daß ich alles darin lesen konnte wie ein schönes anziehendes Buch, genug fremd, daß mich alles daran verwunderte, reizte, durch Geheimnis anzog, durch seine Mischung von Trauer und Fröhlichkeit … Nie in diesen zwanzig Jahren war es mir gleichgiltig Ihnen zu begegnen, nie habe ich mit Gleichgiltigkeit die Seiten in einem Ihrer Bücher umgewandt. … Hinter jedem geistigen Product den Menschen zu fühlen, dessen Nähe mehr sagt als die Zeilen enthalten können, – andrerseits das Hin- und Wieder des freundschaftlichen Verkehrs, das dem Andern Abgeschaute und Abgefühlte sogleich in Kunstwerken vergeistigt und erhöht wiederzufinden – dies ist mir durch Sie widerfahren, und dies verbindet mich mit Ihnen in einer Weise, die mir teuer ist, so teuer daß ich dies nicht in viele Worte auseinanderlegen könnte und wollte, weder heute noch an einem späteren Tag.

Meine Gedanken über dieses Alles waren viel reicher am Umfang und an Tiefe, als ich es jetzt hier ausdrücken kann, aber eben darum war es mir ganz unmöglich, ja selbst in Gedanken fernliegend, Ihnen in eben diesen Tagen zu schreiben. Ihrer Natur liegt alles Demonstrative so fern, daß Sie dies ohne weiteres verstehen.

Hier her zurückgekommen, vor 5 Tagen, war das Paket von Fischer mit Ihren erzählenden Schriften das erste, was mir in die Hand kam. Ich blätterte irgend einen Band auf, las da und dort eine halbe Seite, alles ist mir ja so wohlbekannt, daß ich die Erzählungen nach vorne und rückwärts im Flug ergänzte und alles berührte mich mit einer Vertrautheit als wäre es Ihr Gesicht das mir entgegensähe und alles schien mir auch so unabgeschlossen im schönen Sinn, so nach vorne und rückwärts deutend, so fragend und in mich hineinschauend, wie ein Gesicht. Dann erst schlug ich das vorderste Blatt auf, das nun wirklich Ihr Gesicht enthält, woran ich tausend kleine Züge habe sich bilden, sich vertiefen sehen, und das diese Züge auf kleinem Raum so treu und gefühlvoll wiedergibt, und unversehens stürzten mir Thränen aus den Augen, ein Weinen seltner Art, wobei gar nichts schmerzliches, sondern nur etwas vielverknüpfendes war … “

Hugo von Hofmannsthal / Arthur Schnitzler, Briefwechsel, Frankfurt a. M. 1964, S. 265.

I. LITERATUR 53

I. LITERATUR

(H. v. Hofmannsthal)

84* E. Postkarte m. U. Rodaun o. D. (Poststempel durch Entfernen der Briefmarke nicht lesbar). Leicht gebräunt. (250.—)

An Erica Brecht in Wien mit der wiederholten Verschiebung einer Einladung.

„… bitte verzeihen Sie wenn wir nun abermals aber wirklich zum allerletzten Mal, wegen dazwischengetretener Dinge, den Tag verändern u. wieder auf den ursprünglich von Ihnen vorgeschlagenen Dienstag nach Ostern zurückkommen müssen. Wir erwarten Sie drei also an diesem Tage um 1⁄2 5 …“

Beiliegend ein e. Billett m. U. „Hof.“ und zusätzlichem Namenszug am Kopf „Hofmannsthal“; bittet einen Herrn „aus Stockholm / womöglich morgen um 12h / [um] eine kurze Unterredung“ (o. O. u. D., leicht unfrisch).

85 E. Billett m. U. Wien 15.IV. o. J. 1 S. kl.-4o (250.—)

„Herausgeber der ‘Blätter’ Herr Karl August Klein wohnt oder wohnte (bis 1896) Berlin Lothringerstraße 6. Sicherer schreiben Sie immer an Herrn Stefan George, Bingen am Rhein. Ein Redactionsbureau existiert meines Wissens nicht. / Hofmannsthal.“

August Klein, in jungen Jahren ein Freund Georges, hatte bis 1895 für diesen die „Blätter für die Kunst“ herausgegeben. In Anspielung auf den Weimarer Großherzog Carl August hatte George Kleins Vornamen erweitert.

86 HOLTEI, Karl von, 1798 – 1880. E. Gedicht m. U. 2¾ S. gr.-4o. Etwas fleckig, Rand- und Faltenschäden teilweise ausgebessert. (250.—)

„Gäste und Kinder“. Die erste und die letzte von neun Strophen lauten:

„Der Chinese sagt, – und ich wette drauf, Sein Ausspruch gilt für uns nicht minder! –‚Nimm deine Gedanken wie Gäste auf, Doch deine Wünsche behandle wie Kinder.’

Da sinnt ein Greis mit grauem Haar …… In seinen Augen steht zu lesen: Als ich ein thörichter Jüngling war, Sind meine Gedanken auch Wünsche gewesen“.

87 HORVÁTH, Ödön von, 1901 – 1938. E. Br. m. U. „Ödön Horváth“. Henndorf bei Salzburg 18.X.1937. 1 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. Mit Umschlag. (1.200.—)

An Paul Fent in Wien, der ihn gebeten hatte, einen Brief an Franz Theodor Csokor weiterzuleiten. „… Sie sehen, er hat ihn leider nicht erreicht!

Nun weiss ich keine Adresse mehr, drum schick ich ihn Ihnen zurück. Soviel ich weiss, ist er nach Zürich und Paris gefahren …“

Sehr selten.

54

Nr.

88 HUCHEL, Peter, 1903 – 1981. E. Gedicht m. U., verso mit 3 e. Zeilen. Ende der 1970er Jahre. 11⁄4 S. kl.-folio. Faltspuren. (600.—)

„Unbewohnbar die Trauer

Vollendeter Sommer, / am äußersten Rand der Sonne / beginnt schon die Finsternis. / Lorbeerverwilderungen, / dahinter aus Disteln und Steinen / ein dichtes Versteck, / das sich der Stimme verweigert. …“

Verso die als Widmung gedachten Zeilen: „Was mir gefiel! / Mich ansprach, mich betroffen machte.“ Das 1977 während Huchels letzter Italienreise entstandene Gedicht wurde 1979 unter dem Titel „Rom“ in dem Band „Die neunte Stunde“ veröffentlicht.

89 IBSEN, Henrik, 1828 – 1906. E. Visitenkarte mit Namenszug und Datum. München 20.VI. 1890. 9,0 × 11,5 cm. Umlaufender Goldschnitt. (800.—)

„Henrik Ibsen. / München, / Maximilianstrasse 32, / den 20. Juni 1890.“ Ibsen lebte von 1875 bis 1891 mit Unterbrechungen in München. 1890 schrieb er dort sein Stück „Hedda Gabler“, das bei seiner Uraufführung am 31.I.1891 am Residenztheater einen Skandal auslöste.

90* E. Br. m. U. München 21.XI.1890. 1 S. 12o. Leicht gebräunt. (2.000.—)

An einen Übersetzer.

„…  Als Antwort Ihrer werthen Anfrage … habe ich hierdurch das Vergnügen Ihnen mitzutheilen, dass ich gegen Ihre Absicht, mein Schauspiel ‘Ein Volksfeind’ ins Polnische zu übersetzen, Nichts einzuwenden habe …“ Beiliegend 2 Portraitpostkarten.

I. LITERATUR 55
87

An die ihm befreundete Schriftstellerin Christiane Karoline Schlegel, zu der er „ohngeachtet eines so langen Stillschweigens“ wieder in Kontakt tritt.

Eine unglückliche Liebe und der Tod seiner Schwester hätten ihn in „eine tiefe Schwermuth“ gestürzt und vom Arbeiten und Briefeschreiben abgehalten.

„…  Unter allen diesen Leiden hab’ ich oft an Sie, meine Freundinn, gedacht, Ihren Trost mir gewünscht, und Sie darum bitten wollen; aber ich fürchtete mich: nicht um Ihretwillen, denn ich kenne Sie; sondern um mein selbst willen: vor Klagen. Im Schmerze, so lang’ er dauerte, wär’ ich durch solche Klagen muthloser geworden; u. war ich ruhiger, so wollt’ ich die traurigen Bilder nicht zurückrufen. Indeßen hab’ ich tausend Mahl es mir zur Sünde gerechnet, in meinen vergnügteren Tagen: denn ihrer hatt’ ich Gottlob auch unter den übrigen: Ihnen nicht geantwortet zu haben. Jetzt halt’ ich in einer sehr angenehmen Gegend bey Anverwandten mich auf, die alles zu meiner Gemüths-Erhohlung anwenden, u. ich danke dem Himmel, daß ich hier, in Absicht Ihrer, mein Herz erleichtern kann.

Wollen Sie nun diese Freundes-Hand wieder annehmen, und die Ihrige mir geben? Eilen Sie, meine Theuerste! Der Lebens-Tage sind wenige; laßen Sie ohne Noth uns keinen verlieren. Sagen Sie mir, so bald als möglich: wie es Ihnen geht, und daß Sie für mich ietzund noch sind, was Sie waren. Mein Herz ist dasselbe …

Empfehlen Sie mich Ihrem lieben Gemahl …“

I. LITERATUR 56
91 JACOBI, Johann Georg, 1740 – 1814. E. Br. m. U. „Vaals, bey Aachen“ 19.VI.1780. 2 S. kl.-folio. Mit Siegelrest und Adresse. Etwas gebräunt, leicht fleckig. Kleine Rand- und Faltenrisse alt ausgebessert. (1.200.—)

92 E. Br. m. U. Freiburg (Breisgau) 17.XII.1789. 11⁄2 S. 4o. Mit Adresse. (1.200.—)

An Luise Schlosser (1774 – 1811) in Karlsruhe, die ihm ein Geschenk gesandt hatte. „… Uebrigens gefallen mir die Manschetten, welche hier etwas ganz neues sind, noch immer sehr. Auf Weihnachten denke ich mich zum ersten Mahl damit zu putzen.

Gern hätte ich Ihnen alles dieses gleich nach dem Empfang Ihres Schreibens gesagt; aber anfänglich wurde ich verhindert, und nachher fürchtete ich, Sie nicht mehr in Carlsruh anzutreffen. Nun finden Sie meinen Brief bey Ihrer Rückkunft. Möge diese recht glücklich seyn, und die Erinnerung an Ihre Reise Ihnen noch viele vergnügte Tage machen! denn die besten Freuden sind dieienigen, die man auch als dann noch genießt, wenn sie vorbey sind. Oefters gedenke ich hier in meiner Einsamkeit der frohen Stunden, die ich in Ihrem Hause und in Ihrem Gärtchen zubrachte, unter welchen ich derer nicht vergeße, wo Sie mir Ihre Lieder spielten und sangen …“ Luise war Tochter von Johann Georg Schlosser und somit Nichte Goethes, sie heiratete 1796 Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

93 JAHNN, Hans Henny, 1894 – 1959. E. Albumblatt m. U. O. O. u. D. 1 S. gr.-8o. Beschnitten, aufgezogen. (600.—)

„Würde man die Geschichte lehren können wie sie sich vollzog, schon den Kindern sagen, daß Alexander ein impotenter Säufer, Karl der Große ein kleinfiguriger Sadist, der die sächsische Elite ausrottete, Napoleon eitel und leberkrank war – – vielleicht würde man dann in weiteren Kreisen Imhotep, Li T’ai-peh, Josquin, Bach, Kafka und ihresgleichen für wertvoll halten. Aber vor den Erkenntnissen steht die Lüge. Und die sogenannten Reformen sind Pferde, die man beim Schwanz aufzäumt …“ Selten.

94 JÜNGER, Ernst, 1896 – 1998. E. Br. m. U. Wilflingen 1.XI.1964. 11⁄3 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf. (600.—)

An seinen Jugendfreund Hans Rabe („Lieber Corax“) wegen eines Treffens der „73er“ in Hannover und eines Besuches in seiner Heimat am Steinhuder Meer. – Jünger hatte sich nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges beim Füsilier-Regiment „General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen“ (Hannoversches) Nr. 73 als Kriegsfreiwilliger gemeldet.

„…  Wärest Du so freundlich, mir für die Woche vom 15. zum 16.XI. bei Friese ein Zimmer vorauszubestellen. – Ich nehme an, dass Du dort auch bleiben willst …“ – In der Folge teilt er sein Reiseprogramm mit.

Beiliegend ein Br. m. U. seines Freundes Hans Rabe (Saarbrücken 1972).

I. LITERATUR 57
„vor den Erkenntnissen steht die Lüge“

„Bericht an Akademie“

95* KAFKA, Franz, 1883 – 1924. Teilweise eigenh. Typoskript mit e. Titel und e. Korrekturen. O. D. 10 S. folio. Blatt 1 mit kleinen Randläsuren. (12.000.—)

Vollständige Niederschrift seiner Erzählung „Ein Bericht für eine Akademie“, zuerst im Novemberheft 1917 der Zeitschrift „Der Jude“ erschienen und 1920 in den Band „Ein Landarzt“ aufgenommen. Der von der Goldküste nach Europa verschleppte Affe Rotpeter schildert einer fiktiven Akademie die Geschichte seiner Anpassung an die Menschen. Ohne Aussicht auf wirkliche Freiheit und vor der Wahl, entweder in einem Zoologischen Garten zu leben oder, etwas selbstbestimmter, die Laufbahn eines Varietékünstlers einzuschlagen, habe er sich für Letzteres entschieden. Am Schriftbild ist zu erkennen, dass das Typoskript in Kafkas Büro in der Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt entstand, auf einer seit 1912 gelegentlich von ihm benutzten Schreibmaschine der Marke „Oliver“. Merkmale hierfür sind u. a. eine leichte Neigung der Grossbuchstaben nach links, das Fehlen der linken unteren Serife beim „r“ und der rechten unteren beim „d“ sowie eine kleine Fehlstelle im „e“. – Offenbar hat Kafka eine Schreibkraft mit der Abschrift seiner Manuskriptvorlage beauftragt: Lediglich S. 5 des Typoskripts stammt von Kafka selbst; sie weicht in der formalen Gestaltung von den übrigen Seiten ab.

Mit geringen Abweichungen vom gedruckten Text (so auf S. 3 irrtümlich „durchlaufende Brücke“ statt „Lücke“ und „eingehen werde“ statt „müsse“), einigen kleineren e. Korrekturen in Bleistift sowie der e. Titelangabe „Bericht an Akademie“ auf der Rückseite von S. 10, ebenfalls in Bleistift.

Kritische Kafka-Ausgabe, Drucke zu Lebzeiten, Apparatband, S. 25ff. und S. 361 ff.

I. LITERATUR 58

96 Eigenh. adressierter Briefumschlag. Poststempel: Prag 15.III.1913. Verso Absenderangabe. Frankiert (10 Heller, kopfstehend), am Oberrand aufgetrennt. (2.000.—)

Der Umschlag zu Kafkas Brief vom 14./15. März an Felice Bauer: „Fräulein / Felice Bauer / Berlin NO / Immanuel Kirchstr. 29“. Verso seine Büroanschrift in der „Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für Böhmen“: „Abs. Dr. F. Kafka / Prag, Poric 7“. Hier war Kafka von 1908 bis 1922 beschäftigt. Kafka hatte Felice Bauer im August 1912 bei der Familie seines Freundes Max Brod in Prag kennengelernt. Im Juni 1913 machte er ihr brieflich einen Heiratsantrag, es folgten eine Ent- sowie eine weitere Verlobung. 1917 trennten sie sich endgültig, nachdem Kafka ihr binnen fünf Jahren über 650 Briefe geschrieben hatte. Seine 1913 erschienene Erzählung „Das Urteil“ ist Felice Bauer gewidmet. Vgl. Kritische Kafka-Ausgabe, Briefe 1913 – März 1914, Nr. 466.

97 3 eigenh. adressierte Briefumschläge. Poststempel: Liboch (Datum unleserlich), Meran 28.IV.1920 und Matliary 10.I.1921. Verso Absenderangaben. Frankiert, vorsichtig an den Laschen geöffnet. (4.000.—)

Drei an seine jüngste Schwester Ottilie gen. Ottla adressierte Umschläge, die Absenderangaben lauten:

1.) O. D.: „Dr Kafka Pension Stüdl / Schelesen b. Liboch“ an Ottla in Friedland/Böhmen, wo sie im Sommer 1917 eine landwirtschaftliche Ausbildung begonnen hatte,

2.) 28.IV.1920: „Dr Kafka / Meran-Untermais / Pension Ottoburg“ an Ottla in Prag,

3.) 10.I.1921: „Dr Kafka / Tatranské Matliary / Villa Tatra / Slovensko“ an „Ottilie David“ in Prag, nach ihrer Heirat mit Josef David im Juli 1920.

Beiliegend ein an dieselbe adressierter Umschlag ihrer Kusine Irma Kafka nach Zürau, wo Ottla ein landwirtschaftliches Gut ihres Schwagers Karl Hermann bewirtschaftete (Poststempel: Prag 30.IV.1917). Irma war die zweite Tochter von Ludwig Kafka, dem jüngsten Bruder von Ottlas Vater Hermann. Sie arbeitete damals im Geschäft der Kafkas am Altstädter Ring.

I. LITERATUR 59

I. LITERATUR

(F. Kafka)

„Die Anna vom Schützenhaus“

98* Widmungsexemplar: „Ludwig Richter / Beschauliches und Erbauliches / Ausgewählt und eingeleitet von Georg Jacob Wolf“. München, Delphin-Verlag o. J., 1. – 30. Tausend. Farbiger Orig.-Pappband. (12.000.—)

Auf dem fliegenden Vorsatzblatt Kafkas mysteriöse Widmung in Bleistift: „Als Dank für das schöne Buch, das ich Ihrer gütigen Vergesslichkeit verdanke, erlaube ich mir Ihnen dieses vielleicht noch schönere Buch zu überreichen, das Sie gewiss zu seiner Zeit auch in irgendeinem passenden Hotelnachtisch [sic] liegen zu lassen belieben werden.

Mögen Sie, gutes Fräulein, so fortfahren, Freude zu verbreiten unter uns armen Stubenmädchen.

Karlsbad / 19.II 19 / Die Anna vom Schützenhaus“

„Eines der zahlreichen philologischen Rätsel, die Kafka hinterlassen hat, denn die Adressatin dieser Zeilen ist unbekannt“ (Reiner Stach, Ist das Kafka?, Frankfurt a. M. 2012, S. 207 f.). Das Buch wurde im Nachlass von Kafkas Schwester Ottla überliefert.

Die Ortsangabe „Karlsbad“ ist fiktiv; Kafka hielt sich damals mit Julie Wohryzek in Schelesen auf.

„Frauen können mehr als Männer“

99* E. Br. o. U. (wohl Entwurf). O. O. u. D. (wohl Prag, Anfang Januar 1922). 31⁄2 S. gr.8o, rautiertes Papier. Bleistift. (24.000.—)

An Irene (Bugsch), Tochter von Alexander Bugsch, Mitinhaber des Sanatoriums in Matliary. Sie gehörte zum Freundeskreis Kafkas und Robert Klopstocks während beider Kuraufenthalt 1921 in der Hohen Tatra.

„… Nun sind Sie also Weihnachten nicht zuhause gewesen. Ich hätte mich natürlich gefreut Sie zu sehn (und meine Schwester auch, welche Nachrichten von Ihnen fast mit gleicher Spannung erwartet wie

60

ich) und in Matlar hätte man sich gefreut und oben Ihr Zimmerchen ausgeschmückt, aber wäre es gut gewesen? Sind Sie schon genug fest [?] in Dresden um sich der Lockung der Heimat aussetzen zu dürfen? Man glaubt etwas erarbeitet zu haben, etwas zu besitzen und kommt in eine andere Umgebung und sieht dass man gar nichts hat, dass alles verfrüht war dass es nur Täuschung war. Gar wenn diese andere Umgebung die alte Heimat ist mit ihrer entsetzlichen Macht.

Am Ende wären Sie von Matlar nicht wieder fortgegangen (freilich Klopstock ist noch dort, sie fortzuschicken). Und ausserdem: Sie haben doch bisher soweit man es von der Ferne sehen kann, (freilich man sieht von der Ferne gar nichts und es ist sehr dumm so zu schreiben) fast ohne Kampf alles erreicht, solche Schulerfolge – es sind Erfolge, das ist kein Zweifel –Erfolge in der Schule und bei Menschen – und schon wollen Sie sich belohnen und nachhause fahren?

Nicht früher, liebes Fräulein Irene, ehe nicht Rade zu einer Zeichnung sagt: ‘Die ist aber ganz miserabel.’

Freilich, wenn Sie darauf warten sollten kämen Sie vielleicht niemals nach hause …

Die Ansichtskarte bringt mir wieder zu Bewusstsein, was für einen riesigen Sprung (nicht der Höhe nach, ich will nicht beurteilen, aber der Entfernung nach) Sie liebes armes Fräulein in so kurzer Zeit haben machen müssen, etwa aus der Ausstellung des Hauptmann Holub bis zu dieser Ansichtskarte. Frauen können mehr als Männer.“

Hauptmann Anton Holub, tschechischer Offizier, war ebenso wie Kafka und sein Freund Klopstock Gast des Sanatoriums in Matliary. Er dilettierte als Musiker und Künstler; eine Ausstellung seiner Landschaftsbilder in dem kleinen Kurort hatte Kafka anonym und nicht ganz ernsthaft im April in der deutschsprachigen „Karpathen-Post“ besprochen.

„Mich nehme ich dabei übrigens nicht zum Vergleich, ich habe, trotzdem ich einmal Kunstkritiker der Karpathenpost war, überhaupt, wie ja viele Menschen wahrscheinlich, keinen primären Blick für die bildende Kunst. Ich liebe an Bildern nur die Liebe, die sie in Menschen primären Blicks erweckt haben (soweit ich diese Menschen erfassen kann) Und das braucht Zeit. Gegenüber dem Bild von Klee z. B. bin ich fast gleichgültig. Die Farben würden wohl nicht viel ändern …“

Im Herbst 1921 bewarb sich Irene Bugsch um Aufnahme an der Akademie für Kunstgewerbe in Dresden. Kafka beschaffte ihr Empfehlungsschreiben, obwohl er sie für völlig untalentiert hielt; zu seiner Verwunderung wurde sie dennoch angenommen. Bugsch besuchte Kafka mehrfach, zuletzt Ende Januar 1924 in Berlin.

Unveröffentlicht.

I. LITERATUR 61

„feurige Zangen“

100* E. Br. o. U. (Fragment). O. O. u. D. (Berlin, wohl 26./27.I.1924). 2 S. 8o (20.000.—)

An (seine Familie in Prag). Kafka lebte im Inflationswinter 1923/24 in bescheidenen Verhältnissen in Berlin mit seiner letzten Freundin Dora Diamant, die er im Sommer 1923 im Ostseebad Müritz kennengelernt hatte. Sie pflegte den Tuberkulosekranken bis zu seinem Tod am 3. Juni.

„Damit Ihr eine Vorstellung von den Wohnungspreisen habt: eben müssen wir die Hand abziehn von der allerschönsten Wohnung unter den angebotenen, einer viel schöneren als meiner jetzigen, eben weil sich der übrigens durchaus angemessene Preis nicht herabdrücken lässt. Zwei Zimmer und eine Kammer allein im Parterre einer Villa zwei Stationen von hier, in Zehlendorf, schon vollständig im Grünen und im allergepflegtesten; Garten, Liegeveranda, elektr. Licht, Centralheizung; im Haus sonst nur das stille alte angenehme Besitzerehepaar. Dieses Wunderding kostet aber über 720 K[ronen] monatlich. Adieu Zehlendorf!

Über die Äpfel wollte ich noch etwas sagen: sie sind prachtvoll solche Äpfel kosten hier wohl 12 K das Pfund. Aber es ist schade, dass sie die Reise nicht gut bestehn …

Eben um 10 Uhr abends kommt wieder ein telephonisches Wohnungsangebot (es kommen Angebote in Mengen, ein Inserat, das D[ora] aufgegeben hat, ist auch zu verlockend ‘Älterer Herr sucht u.s.w.’) eine freundliche Stimme, geht auf alles ein, bittet um Besichtigung, Frau Dr. Busse. Ich schlage im Telephonbuch nach, der Mann ist Schriftsteller. Soweit ich mich erinnern kann, kann er Juden gar nicht leiden. Entweder nimmt er mich also nicht oder er hält feurige Zangen für mich bereit. Soll ich hinziehn?“

Tatsächlich zogen Kafka und Diamant zum 1. Februar 1924 aus Steglitz in die Villa des bereits 1918 verstorbenen Lyrikers Carl Busse in Zehlendorf. Unveröffentlicht.

I. LITERATUR 62

101 ZYLBERBERG, Hélène, 1904 – 1992. E. Postkarte m. U. Poststempel: Paris

28.XI.1936. Bildseite: Paris, Notre Dame. (200.—)

An Ottla David, Kafkas Schwester, nach Zylberbergs erstem Besuch bei ihrer Familie in Prag. „… was machen die Kinder – Ihre zwei reizenden Töchterchen: Vera und Helene? Grüßen Sie bitte Ihre Schwestern: Elly und Vally … Und was ist neues in Prag um Sie und die Erinnerung um Ihren Bruder herum? …“

Die Philologin Zylberberg arbeitete seit 1935 über Kafka. Sie übersetzte Max Brods Biographie ins Französische und trug eine Kafka-Sammlung zusammen, die 1994/95 durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach erworben wurde.

– Martin Buber über Franz Kafka siehe Nr. 189.

102 KARSCH, Anna Luise, geb. Dürbach, die „Karschin“, 1722 – 1791. E. Gedicht mit Monogramm „A.L.K.“ auf der Titelseite. (1755.) Mit Titel 4 S. folio. Etwas unfrisch. (1.200.—)

„Das Schiksall an / Sr: Woll Ehr Würden / dem / Herrn Feld Prediger Klettke …“ Vollständiges Gedicht, beginnt:

„O hätt ich iezt den Geist der Unzerin, daß denkende und daß erhabne Wesen um feüriger und aufgeklärt im Sinn Begriff und Bilder auß zu lesen Welch ein Gemähld ent Würf ich da Von Dir o Schiksal: dein verborgnes Winken und Wie dein Wink der Dinge gang regier und Wie dich der Vernünfftler dünken mitt schielen Blik unüberdacht Verkennt …“ – Es folgen über 60 weitere Zeilen. Mit kleinen Abweichungen gedruckt in: „Gedichte … Nach der Dichterin Tode“ (Berlin, Diterici 1792).

103 KELLER, Helen, 1880 – 1968. Br. m. U. New York 25.IX.1956. 1 S. kl.-folio. Mit gedrucktem Briefkopf. Rechter Rand beschnitten. (250.—)

An „Mr. Bisegger“ mit der eindringlichen Bitte um finanzielle Unterstützung der „American Foundation for the Blind“.

„… Try to imagine, if you can, the anguish and horror you would experience bowed down by the twofold weight of blindness and deafness. Still throbbing with natural emotions and desires, you would feel through the sense of touch the existence of a living world, and desperately but vainly you would seek an escape into its healing light.

All of your pleasures would vanish in a dreadful monotony of silent days. Even work would be lost to you. Family and friends might surround you with love. But consolation alone cannot restore usefulness, or bring release from that hardest prison, a tomb of the mind and a dungeon of the body …“ Keller hatte mit 19 Monaten ihr Hör- und Sehvermögen verloren.

I. LITERATUR 63

104 KERNER, Justinus, 1786 – 1862. E. Gedicht m. U. Weinsberg 18.X.1843. 1 S. gr.-8o. Notiz von fremder Hand am Unterrand. Gelbliches Papier, etwas nachgedunkelt. (1.600.—)

„An Sie im Alter.

Bin ich auch noch so alt geworden, Starb doch die junge Liebe nicht, Und gern, wie in der frühsten Jugend, Seh’ ich dir noch in’s Angesicht.

Ja lieber noch: denn was uns freute Und was uns schmerzte, ligt nun hier, Es sind nicht mehr blos Frühlingszüge, Mein ganzes Leben blickt aus Dir. Und wie nach noch so vielen Wettern

Ein Stern in gleichem Lichte scheint, So blieb dein Aug’ das alte, klare, Hast du’s auch oftmals trüb geweint.“

Tintensäue

105 8 Klecksographien, davon 2 mit e. Zusatz u. U. O. D. Verschiedene Formate zwischen

6,5 × 6,5 und 20 × 10 cm. Braune (7) und blaue (1) Tinte. (1.200.—)

Zwei der Blättchen tragen Kerners bekannten Vierzeiler „Aus Dintenfleken ganz gering / Entstand der schöne Schmetterling. / Zu solcher Wandlung ich empfehle / Gott meine flekenvolle Seele“ und seine Unterschrift.

„Kerner begann Anfang der 1840er-Jahre zu klecksographieren … 1844 schreibt er an Emma Niendorf:

‘Ich sende Dir hier meinen ganzen Bilderschatz der magischen Urbilder. Ich fand die Kunst durch die vielen Tintensäue [Tintenflecke], die ich auf die Briefe mache meiner üblen Augen wegen. Ich schlug den Brief mit solchen Säuen zusammen und da entstand ein Bild … Es geben diese Bilder der Phantasie ungeheuren Spielraum’ … Für Kerner waren seine ‘Tintensäue’ keine Zufallsbilder, für ihn waren es Manifestationen der Geisterwelt“ (Andrea Fix, Das Theatrum Mundi des Justinus Kerner, Marbacher Magazin 130, Marbach a.N. 2010, S. 31).

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

I. LITERATUR 64

106 KIND, Friedrich, Textdichter des „Freischütz“, 1768 – 1843. E. Br. m. U. Dresden 4.IV. 1814. Leicht gebräunt. Kleine Montageschäden alt ausgebessert. (600.—)

An Friedrich de la Motte Fouqué („Mein geehrter Herr und Freund“) über wechselseitige Beiträge zu ihren literarischen Taschenbüchern.

„… Ihr theilnehmender Brief bewährt mir, daß auch Sie, wie die meisten, deren Freundschaft mir in spätern Jahren zu Theil ward, mein Leben für weit heiterer und rosenfarbner halten, als es in Wirklichkeit ist. Wenigstens könnte dieß nur von meinem innern, nicht vom äußern Leben gelten; die Glücksgöttin hat mich nie sonderlich ins Auge gefasst …

Ich freue mich darüber, daß Ihnen die übersandten Beiträge nicht mißfielen … Die mir gütigst überlaßene [sic] Abenteuer hat mich sehr ergötzt und wird meiner Harfe zur schönsten Zierde dienen. – Was die mercantilische Ansicht unserer literarischen Mittheilungen anlangt, so schlage ich vor, daß wir das, was Sie von mir in Ihr Taschenbuch aufnehmen, auf das, was ich von Ihnen für das meinige erhalte, das, was ich Ihnen für die Musen sende, auf das, was ich von Ihnen für die Harfe bekomme, compensiren … Auf die versprochene Erzälung in Balladen freue ich mich unendlich … Ich wünschte sehr sie in mein Taschenbuch aufnehmen zu können…. daßelbe gilt von den Beiträgen Ihrer Fr. Gemahlin“ (die Schriftstellerin Caroline de la M. F.), „welche ich meiner Verehrung und meines Danks in Voraus zu versichern bitte …“

107 E. Br. m. U. Dresden 10.IX.1821. 11⁄2 S. gr.-4o. Mit schönem roten Lacksiegel und Adresse. Leicht gebräunt. (400.—)

An Heinrich Karl Abraham Eichstädt in Jena, den Herausgeber der „Allgemeinen Litteraturzeitung“, bei dem er sich nachträglich darüber beschwert, dass seine Gedichte dem verstorbenen Schriftsteller Karl Friedrich Gottlob Wetzel zur Besprechung übergeben worden waren.

„… Daß von meinen Schriften so wenig angezeigt worden ist, darüber habe ich kein Recht zu klagen …; wohl aber darüber, daß, wer weiß, auf welche Veranlaßung? die 2. oder 3. ersten Theile meiner Gedichte … dem verstorbenen Wetzel Preis gegeben worden sind, der, da er hier nicht die mindeste Achtung gefunden hatte u. mich, obwohl falschlich, für den Recensenten seiner verunglückten Jungfrau hielt, sein Müthchen auf eine Art an mir kühlte …“ Wetzels Trauerspiel „Jeanne d’Arc“ war 1817 erschienen.

108 KÖRNER, Theodor, 1791 – 1813. Eigenh. Gedichtmanuskript. 2 S. folio. Etwas gebräunt. Leicht fleckig. (600.—)

„Der Jüngling und der Bach.

Es saß ein Knab an des Baches Rand, Und lauschte dem Murmeln der Wellen. Ihm war’s, als ob er ihr Flüstern verstand, Wie den Ruf eines trauten Gesellen. Und zogen die Brüder durch Fluren weit, Er saß am Bache mit stiller Freud’.

Und schaute hinab in der Wogen Spiel Und kannte nicht Grillen und Schmerzen

Und was dem fröhlichen Muthe gefiel, Das wollt er gleich küssen und herzen; So saß er wohl manch liebes Jahr, Und der Bach sein liebster Geselle war …“

Es folgen 7 weitere Strophen.

I. LITERATUR 65

109 LAVATER, Johann Caspar, 1741 – 1801. E. Br. m. U. Zürich 1.III.1788. 1 S. quer-8o. Mit gedruckter Bordüre. (250.—)

„Die Cansteinsche Bibelanstalt zu Halle wird mit gegenwärtiger Zeile gebethen, an Herrn Michael Blaseck, Superintendent der Evangelisch-reformierten Gemeinden in Mähren und Prediger zu Ingrowitz, franco abzusenden, und gebunden auf anständige weise – alle vorhandnen Böhmischen Bibeln, und den werth von dem allem, bald möglichst zu assiguieren auf / Johann Caspar Lavater / Pfarrer am St. Peter in Zürich …“

Die Cansteinsche Bibelanstalt, 1710 in Halle zum Zweck der Herstellung von preiswerten Bibeln für ärmere Bevölkerungsschichten gegründet, existiert noch heute.

Beiliegend eine e. Widmung m. U.: „Hand-Bibliothek / für / Freünde. / IV. / 1790. / von / Lavatern / an / [Matthias] Piringer“, 1 S. kl.-8o (wohl aus dem erwähnten Werk herausgetrennt).

110 E. Billett m. U. O O. u. D. 1 S. 12o. Mit gedruckter Bordüre. (200.—)

An einen Herrn, der ihm Zeichnungen zur physiologischen Beurteilung vorgelegt hatte.

„Ich urtheile sehr ungern über Persönliche Physiognomien. 1o) kann ich nicht urtheilen 2o) beleidig’ ich entweder den Stoltz oder die Dehmuth derer die ich beurtheilen soll. Doch mögen Sie … H. Obrist [Joseph Maria] v. Laßberg sagen, daß ich aus seinem Gesichte schließe, daß er ein guter ehrlicher – Mann sey. Der Knabe wird ein treflicher general werden. Die Physiognomie des andren Herrn zeigt Verstand – u: Klugheit. Ich schreibe die scheinbare unfreundlichkeit dem Zeichner zu. Überhaupt ist d[e]r Mann ernsthafter als der erste. Künftig … zeichnen Sie alle mit beschloßnem Munde! Sie verläumden sonst Ihr urbild. Lavater.“ Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

111 LENAU, Nikolaus Niembsch, Edler von Strehlenau, genannt, 1802 – 1850. Eigenh. Gedichtmanuskript m. U. „Lenau“. 1 S. gr.-8o. Leicht fleckig. (1.600.—)

„Mein Herz.

Schlaflose Nacht; der Regen rauscht; Sehr wach ist mir das Herz und lauscht Zurück bald nach vergangnen Zeiten, Bald horcht es, wie die künft’gen schreiten.

O Herz, Dein Lauschen ist nicht gut; Sei ewig, Herz, und hochgemuth!

Da hinten ruft so manche Klage, Und vorwärts zittert manche Frage …“

Es folgt eine weitere Strophe. – Das 1841 entstandene Gedicht erschien 1842 erstmals im Druck.

66
I. LITERATUR

Nr. 111

„Was Ehmann? was Vater?“

112 LENZ, Jakob Michael Reinhold, 1751 – 1792. Eigenh. Manuskript. (Weimar / Bad Berka, 1776.) 1 S. quer-4o, leicht beschnitten. Tinte etwas verlaufen. Verso geringe Montagespuren. (8.000.—)

Fragment aus seinem unvollendet gebliebenen Schauspiel „Henriette von Waldeck“ (oder „Die Laube“, wie Lenz den Text auch genannt hat): eine Szene zwischen „Constantin“, dem Helden, und Henriettes Vater, „Baron Waldeck“. Das Stück gilt als erste literarische Verarbeitung der enttäuschten Liebe von Lenz zu Henriette Waldner von Freundstein, Baronin von Oberkirch.

„[Constantin:] steht vor der Laube mit blossem Degen Hier will ich sie bewachen eyffersüchtiger als ein Drache. Und wer sein Leben haßt der nahe mir B[aron] W[aldeck]. Ihr werdet doch eines andern Eheweib nicht rauben wollen Const[antin]. Was Ehmann? was Vater? Ich bin ihr Vater und Ehmann. Mir war sie lange angetraut, der Himmel hatte unsre Herzen lange getraut eh dieser Kranich sie erblickte – (auf einmal auf ihn zueilend) Jetzt bist Du allein“

Von Ludwig Tieck, der 1838 Lenz’ „Gesammelte Schriften“ herausgab, am Unterrand eigenh. bezeichnet „Lenz“.

Die Szene entspricht dem Beginn des bei Karl Weinhold (Dramatischer Nachlass von J. M. R. Lenz, Frankfurt a. M. 1884) auf S. 122f. veröffentlichten Textes „Erster Entwurf des Ausgangs der Scene“. Das vorliegende Autograph war Weinhold nicht bekannt.

Aus der Autographensammlung Max Warburg, Hamburg. Durch uns 2001 versteigert (Katalog 675 Nr. 266), dort erstmals beschrieben.

Autographen von Lenz sind von größter Seltenheit.

I. LITERATUR 67
Nr. 112

An seine Schwester Dorothea nach dem Tod der Mutter; Justina Salome Lessing geb. Feller war nach langer Krankheit am 7. März in Kamenz gestorben. „Meine liebe Schwester, Wie sehr mich die Nachricht in deinem letzten Briefe gerührt hat, brauche ich dir nicht zu sagen. Denn so gar schlecht bin ich bey dir nicht angeschrieben, daß du von meiner Liebe gegen unsere seel. Mutter, nur erst durch meine Klagen über ihren Tod überzeugt werden müßtest. Die beste Art über sie zu klagen, glaube ich, ist, dich nicht zu vergessen, die du ihr die letzten Jahre ihres Lebens so erträglich gemacht hast, indem du dich für uns alle deiner Pflicht aufgeopfert. Nimm indeß gegenwärtige Kleinigkeit, die du vielleicht zu den Kosten der Leichenbestattung noch wirst nöthig haben, u. sey versichert, daß bald mehr folgen soll. Was macht Theophilus? Er hat an meine Frau“ (Eva geb. Hahn, verwitwete König, die Lessing im Oktober des Vorjahres geheiratet hatte) „in meiner Abwesenheit geschrieben, u. Hoffnung gemacht, uns diese Ostern zu besuchen. Er hält doch noch Wort? Wir erwarten ihn alle Tage mit Ungeduld.

Meine Frau grüßt dich bestens u. ich bin lebenslang / dein / treuer Bruder, / Gotthold“

Sein Bruder Theophilus lebte als kärglich besoldeter Konrektor in Pirna und wollte sich im Braunschweigischen nach einer besseren Stelle umsehen. – Anfang März war Lessing von einer Reise nach Mannheim zurückgekehrt, nachdem sich das Projekt seiner Mitwirkung an einem zu gründenden Nationaltheater zerschlagen hatte.

F. Muncker, Briefe von und an G. E. Lessing, Band 2 Nr. 545. – Aus der Autographensammlung Robert Ammann, zuvor Sammlung Ernst v. Mendelssohn Bartholdy. Sehr selten.

I. LITERATUR 68
114 LESSING, Gotthold Ephraim, 1729 – 1781. E. Br. m. U. „Gotthold“. Wolfenbüttel 20.III. 1777. 1 S. 4o. Leicht fleckig. Alte Knitterspuren. (20.000.—)

„geschmacklos“

115* LEWALD, Fanny, 1811 – 1889. E. Br. m. U. O. O. 2.III.1870. 2 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Rand- und Faltenrisse, untere rechte Ecke fehlt. (250.—)

Wohl an die Redakteurin Jenny Hirsch, bei der sie sich empört gegen den Titel „Die Mitgift“ für die neu gegründete Zeitschrift des Verbandes Deutscher Frauenbildungs- und Erwerbvereine ausspricht. „… Ich  finde diesen Titel so geschmacklos u. so gar nicht die Sache bezeichnend, daß ich ihn entschieden refüsiere. Er fordert geradezu zum Spott heraus – u. klingt in jeder Zusammenstellung lächerlich. Herrn von Holtzendorf’s“ (der Jurist Franz von Holtzendorff) „Vorschlag / Der Frauen-Anwalt / ist der entsprechendste Titel, der sich finden läßt. Unter diesem bin ich von Herzen die Ihre – bei Mitgift unterschreibe ich nicht.

Es genügt ein lächerlicher Titel vollkommen, um eine Sache von vornherein zu diskreditieren, u. Prof. Stahr“ (ihr Ehemann Adolf Stahr), „der bei vielen ähnlichen Berathungen mitgewirkt, und den ich befragt habe, theilt meine Ansicht durchaus in diesem Falle …“

116 MANN, Erika, 1905 – 1969. Brief mit 2 e. Zeilen u. U. Zürich 18.IV.1967. 1 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf „Privatklinik Bircher-Benner“. Blauer Filzstift. (350.—)

An den aus der Schweiz stammenden Maler und Komponisten Artur Beul in Juan-les-Pins, dem sie eine Photographie ihres Bruders Klaus und ein Manuskript samt dazugehörigem Brief ihres Vaters sendet. Beul sorgte für das verfallende Grab ihres Bruders in Cannes.

„… Das Bild von Klaus ist das mir liebste. Es stammt vom Ende der dreissiger Jahre und wurde in einem New Yorker Funkstudio aufgenommen, wo K. und ich ein Radio-Inteview gaben …

Das kleine T. M.-Manuskript gehört zu den ganz wenigen, die wir noch besitzen. Wie Sie vielleicht wissen, haben wir meines Vaters gesamten schriftlichen Nachlass der ETH geschenkt, und dort hat man ein sehr schönes und für die Philologie sehr nützliches Archiv gegründet.

Das erste Blatt des Briefes hat mein Vater nicht aufgehoben … Der Brief ist gerichtet an ‘Minister’ (Leiter) der First Unitarian Church of Los Angeles, einen hervorragenden Mann von grösster moralischpolitischer Verantwortlichkeit, der während der katastrophalen McCarthy-Aera das Mutigste geleistet hat. Das Manuskript stammt aus der Zeit zwischen 1952 und 1955. Schon in Californien hatte T. M. diese Kirche und diesen Mann laufend unterstützt … und nun verpflichtete er sich also, auch aus der Ferne Fritchman’s segensreiches Wirken zu fördern. Uebrigens sind T. M.’s vier Enkelkinder unitarisch getauft, und auch an Heinrich Manns Grab sprach Minister Fritchman.

… Klaus hat in Cannes gewohnt im Pavillon Madrid, Ave. du Parc Madrid. Drei Tage nach seinem Tode erreichte uns in Stockholm ein nur wenig melancholischer, grossenteils munterer Brief, von dort datiert, – und am Abend dieses 20. Mai ging er …“

Die erwähnten Autographen liegen dem Brief nicht mehr bei.

„Bisher ist es mit uns nicht viel, aber wir / müssen glauben, dass aus uns noch / etwas werden kann. / Heinrich Mann …“

I. LITERATUR 69
117 MANN, Heinrich, 1871 – 1950. E. Albumblatt m. U. O. O. 30.VII.1931. 1 S. quer-8o. Leicht gebräunt. Schwache Klebespuren (wohl eines Kuverts). (250.—)

118 MANN, Katharina (Katia), geb. Pringsheim, Thomas Manns Ehefrau, 1883

1980. E. Br. m. U. „das getreue Mielein“, mit 2 e. Zeilen m. U. von Thomas Mann. Zürich 26.V.1947. 1 S. folio. Briefpapier des „Hotel Baur au Lac“. (400.—)

Kurz nach der Ankunft in Zürich an die ihr befreundete Graphikerin Eva Herrmann („Liebe Gemme“) in Santa Barbara. – Katia und Thomas Mann waren auf ihrer ersten Europareise nach dem 2. Weltkrieg am 16. Mai in Southampton angekommen und am 24. Mai nach Zürich weitergereist, wo sie bis Mitte Juni im Hotel „Baur au Lac“ residierten.

„…  Diverse Abschnitte unserer Reise liegen nun schon hinter uns, und bis jetzt hat sich alles durchaus befriedigend abgewickelt. Auf dem Schiff erreichte uns noch ein kleines Paket, dem wunderhübsche schwarze Pantöffelchen für den Zauberer entstiegen, er war sehr gerührt. Die Überfahrt verlief ganz angenehm, obgleich die viel gepriesene Queen Elisabeth das schlechtest balancierte Schiff meiner Bekanntschaft ist und bei mässig bewegter See rollte, dass es eine Schande war. In England war es kalt und ärmlich, aber doch auch wieder imposant und auch sympathisch. Der Vater wurde ungemein gefeiert, und das ist doch auch wieder einmal ganz wohltuend. Vorgestern flogen wir hier ein, und waren zunächst wieder ganz bezaubert von Zürich in voller Maienpracht. Europa, in dieser wohlerhaltenen Gestalt, hat es schon in sich. Oprechts“ (die Züricher Verleger Emil und Emmie Oprecht) „holten uns am Flugplatz ab mit Gret und dem Bübchen“ (ihre Schwiegertochter Gret Moser), „und Frido“ (Thomas Manns Lieblingsenkel) „freute sich ganz ergreifend über das Wiedersehen mit den guten Grosseltern. Nun muss ja auch Bibi“ (Michael Mann) „bald eintreffen. Wo Aissi“ (Klaus Mann) „ist, weiss ich überhaupt nicht, vermutlich in Rom …“

Thomas Mann fügt an: „Gruss, Dank und auf frohes Wiedersehn. / Ihr T. M.“

Thomas Mann nahm anschließend am XIV. Internationalen PEN-Kongress in Zürich teil und hielt eine Ansprache an die Züricher Studentenschaft. Im September des Jahres reisten die Manns über Amsterdam zurück nach Pacific Palisades.

Erwähnt ihren Sohn Golo und ihren Neffen „Löl“ Klaus H. Pringsheim.

119 PRINGSHEIM, Alfred, deutscher Mathematiker und Kunstmäzen; ihr Vater und Schwiegervater Thomas Manns, 1850 – 1941. 2 gedruckte Briefkarten mit e. Zeilen m. U. (München, Herbst 1910) und September 1925. 2 S. quer-kl.-8o bzw. quer-8o. 1 Brief mit Scherenschnitt-Profil am Kopf. Mit Umschlag. – Dazu weitere Autographen aus dem Familienkreis. (400.—)

An Mitglieder der befreundeten Familie des Frankfurter Bankdirektors August Fester mit Dank für Geburtstagswünsche.

(Herbst 1910.) An August F. in Frankfurt a. M. mit Dank für Glückwünsche zum 60. Geburtstag, die Pringsheim helfen würden, „den mehr ehrenvollen als angenehmen Uebergang in das offizielle Greisenalter“ zu versüßen. Darunter 6 e. Zeilen m.U mit der Bitte, eine beiliegende Karte an „Ihren Sprößling Emil“ weiterzuleiten.

September 1925. An Fritz F. in Berlin. „Für das freundliche Gedenken sogar in Sestri-Levante und Ihre Guten Wünsche anlässlich meines Fünfundsiebzigsten Geburtstages sage ich Ihnen und Ihrer Gattin meinen herzlichen Dank …“ (das Eigenhändige kursiv), darunter 2 weitere e. Zeilen m. U. Dazu eine e. Briefkarte m. U. von „Hedwig Pringsheim-Dohm“, seiner Frau, an Fritz Fester, der ihr zum Tod einer Schwester kondoliert hatte. „… Sie war meine Lebensgefährtin und beste Freundin seit der allerersten Kindheit … Nun liegt sie schon über 4 Monate auf dem schönen Friedhof in Wannsee, neben dem Gatten und 2 vorangegangenen Sönen. / Was Sie mir von sich und Ihrer Familie schreiben, klingt ja ganz erfreulich. Aber der arme Emil! Davon hatten wir gar keine Anung. Ich verstehe garnicht, warum er one Stellung ist …“ sowie 2 weitere Karten aus dem Familienkreis, mit Grüßen „der lieben Pringsheims … den lieben Festers“, 1 davon mit Portraitphotographie der jungen Katia Pringsheim, später verh. Mann (Dreiviertel-Portrait in Pelzkappe und kariertem Wollcape, München 1899).

I. LITERATUR 70

120 MANN, Klaus, 1906 – 1949. E. Br. m. U. Berlin 10.IX.1931. 1 S. gr.-4o. (400.—)

An (seinen Freund Franz Goldstein) in Kattowitz, Herausgeber der literarischen Beilage „Buch- und Kunstrevue“ der Zeitschrift „Wirtschaftskorrespondenz für Polen“.

„… L[ieber] F[ranz] / nun wüsste ich doch gerne, wie es sich alles entwickelte. Buber gesehen? Nicht gesehen? Wie gesehen? Wie lang in Königsberg gewesen? Was in Breslau erlebt? …

Hier habe ich es hübsch, zum dankbar sein; nur mit Geld ist es schwierig …“

121 MANN, Michael „Bibi“, Musiker und Literaturwissenschaftler; das jüngste Kind von Katia und Thomas Mann, 1919 – 1977. E. Br. m. U. „B“. Mill Valley, CA 11.X.1948. 2 S. gr.-4o. Leicht gebräunt. (350.—)

An die Graphikerin Eva Herrmann (in Santa Barbara), eine langjährige Freundin der Familie, die ihm einen amüsanten „Cartoon“ über seine Familie zugesandt hatte.

Er müsse „jedes mal wenn ich ihn ansehe, ganz aufgeräumt in mich hinein lachen … – soviel Vergnügen bereiten mir die boshaften verschiedenen Einblicke, die sich in ihm, in so gekonnter Manier, wiederspiegeln … Und zuallem auch noch Zauberers“ (die innerfamiliäre Bezeichnung für Thomas Mann) „Augenbrauen. Die ‘Ecken’ an der Stirne freilich müssen mich etwas melancholisch stimmen. Sie scheinen zu prophezeien, dass ich bald werde ‘Sardellen’ tragen müssen, so wie Gründgens “ – Seine Schwester

Erika war 20 Jahre zuvor mit Gustaf Gründgens verheiratet gewesen.

… wenn wir kommen werde ich Dir noch etwas schönes vorspielen, zum Dank, auf meiner unsinnig langen Bratsche … / Kommen! – dies wird zwar zunächst vielleicht nur der eine oder Ander [sic] von uns, um die Kinder“ (Fridolin „Frido“ und Anthony „Tony“) „bei Granies abzuladen, bevor Gret“ (seine Frau) „ihren Job antritt, so dass ich aus der Symphony austreten kann … Geschichten sind das, – und ja noch niemandem weitererzählen!

Dass der Onkel Doktor … mich als kerngesunden Buben befand, weisst Du. Also nicht nur eine missgünstige Familie, sondern, zu allem auch noch Hypochonder …“ Erwähnt „Medi“, seine Schwester Elisabeth.

122* MANN, Thomas, 1875 – 1955. 2 e. Br. m. U. München 22.X. und 14.XI.1912. Zus. 41⁄3 S. gr.-8o. Mit gedrucktem Briefkopf „München … Mauerkircherstr. 13“. (2.000.—)

An den Marburger Mathematiker Kurt Hensel und dessen Ehefrau Gertrud, bei denen er während eines Aufenthaltes in Marburg wohnte.

22. Oktober. An Gertrud Hensel. „…. Meine Schwiegermutter“ (Hedwig Pringsheim) „hat mir Ihre so überaus liebenswürdige Einladung mitgeteilt. Ich beeile mich, Ihnen zu danken und Ihnen zu sagen, daß ich mit dem größten Vergnügen annehme. Ich werde Sie nicht lange bemühen: Ich lese in Marburg am

11ten November und muss schon am 12ten nach Karlsruhe weiter. Ich komme allein; meine Frau“ (Katia geb. Pringsheim) „kann mich auf dieser Reise nicht begleiten …“

14. November. An Kurt Hensel. „… An meinen Schreibtisch zurückgekeht, ist es mir ein Herzensbedürfnis Ihnen und allen den Ihren noch einmal Dank zu sagen für all die Güte, mit der Sie den wandernden Rhapsoden überschüttet haben …

Auch der Karlsruher Abend ist durchaus befriedigend verlaufen, wenn auch, fürchte ich, die Praktiken des hoffnungsvollen jungen Krull das dortige sehr haltungsvolle Publicum nicht wenig befremdet haben. Ich benutzte den gestrigen Tag, um mir die Stadt anzusehen, die mir ebenfalls noch ganz unbekannt war, und bin hier um Mitternacht guter Dinge wieder eingetroffen …“

Mann hatte zu dieser Zeit die Arbeit an den „Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull“, die er 1910 begonnen hatte, wieder aufgenommen.

Siehe die Abbildung auf S. 72.

I. LITERATUR 71

Nr. 122

„Ich maße mir nicht an“

123 E. Br. m. U. Tegernsee 5.VIII.1918. 11⁄2 S. kl.-4o. Mit Umschlag. (1.600.—)

An einen jungen Dichter in Wien („Herrn / Felix Weiss“), der ihm Werke zur Beurteilung senden wollte. „…  Aufrichtig danke ich Ihnen für Ihr Vertrauen, darf Sie aber nicht bitten, mir die Gedichte zu schicken. Talent ist in Ihren Jahren etwas ganz Subjektives, eine Sache inneren Wissens, inneren Kraftgefäßes. Ich maße mir nicht an und scheue davor zurück, mit meinem Urteil, das irren kann, in ein fremdes Leben entscheidend einzugreifen …“

Beiliegend die gedruckte Hochzeitsanzeige des Ehepaares Thomas und Katia Mann: „Ihre heute den 11. Februar 1905 vollzogene Vermählung beehren sich anzuzeigen / Thomas Mann / Katja Mann geb. Pringsheim / München“.

124 E. Br. m. U. München 13.VII.1925. 2 S. quer-8o (Briefkarte). Gedruckte Absenderangabe am Kopf. Mit Umschlag. (1.600.—)

An „Herrn / Dr. G. Elkeles“ in Berlin, der Thomas Mann wohl öffentlich verteidigt hatte, nachdem dieser, nach dem Erscheinen des „Zauberbergs“ im November 1924, von weiten Kreisen der Ärzteschaft angegriffen worden war.

„… haben Sie vielen Dank für Ihren liebenswürdigen Brief und den interessanten Artikel! Mit beiden haben Sie mich sehr geehrt, sehr erfreut, und da dies nicht die erste Kundgebung ihrer Art, wenn auch die witzigste, ist, so schäme ich mich nun fast, selbst auf jene Besorgnisse geantwortet und mich gegen

I. LITERATUR 72 (T.
Mann)

den Vorwurf verteidigt zu haben, ich hätte den ärztlichen Stand oder gar die medizinische Wissenschaft herabsetzen wollen. Ich schrieb auf Wunsch des Herausgebers der D[eutschen] M[edizinischen] W[ochenschrift], die meinen Brief nächsten Freitag veroeffentlichen wird …

Einen Augenblick schien die Gefahr eines Mißverständnisses zwischen der medizinischen Welt und mir zu bestehen. Ich sehe mit Erleichterung, daß sie vorüber ist …“

Manns Artikel „Vom Geist der Medizin“ erschien vier Tage später. Beiliegend eine rückseitig signierte Portraitpostkarte (Aufnahme F. Krauskopf, Königsberg), die Thomas Mann an seinem Schreibtisch in Nidden zeigt; die Familie Mann verbrachte die Sommer 1930 – 32 in dem eigens für sie geplanten Haus am Kurischen Haff.

125* Br. m. U. Pacific Palisades, CA 9.V.1952. 1 S. gr.-8o. Mit gedrucktem Briefkopf. Minimale Läsuren. (1.200.—)

An den Philosophen Hans Margolius, dessen „Aphorismen zur Ethik“ er „mit Sympathie gelesen“ habe.

„… Ich … halte es ganz mit Ihnen, wenn Sie die Güte als das Beste auf Erden feiern. Lessing sagte von seinem ‘Nathan’: ‘Es wird nichts weniger als ein satirisches Stück, um den Kampfplatz mit Hohngelächter zu verlassen; es wird ein so rührendes Stück als ich nur immer gemacht habe.’ – Statt ‘satirisch’ hätte er ‘nihilistisch’ sagen können, wenn es das Wort schon gegeben hätte, und statt ‘rührend’: ‘gütig’. Sehr glaubensstark war er nicht. Aber der Zweifel ist vielleicht sogar ein besserer Nährboden für die Güte, als der Glaube …“

Das Zitat von Gotthold Ephraim Lessing stammt aus dem Brief an seinen Bruder Karl Lessing vom 20.X.1778.

126* E. Br. m. U. Erlenbach-Zürich

19.VI.1953. 1 S. gr.-8o. Mit gedrucktem Briefkopf. Leicht (unregelmäßig) gebräunt. Vereinzelt kleine Fleckchen. (1.600.—)

Ebenfalls an Hans Margolius, dem er für seine „Maximen zur Ethik“ dankt, die er „mit ernstem Vergnügen gelesen“ habe.

„… An Hingebung, Bewunderung, Treue habe ich grossen Glauben, mache aber doch ein Fragezeichen hinter ‘Geborgenheit und Glück’. Die beiden Häfen ideeller Geborgenheit sind heute Kommunismus und Katholische Kirche. Ich verstehe sehr wohl, dass man in einem von ihnen den ‘festen Platz’ und das Glück sucht, das dieser gewährt. Für meine Person blicke ich lieber der Sphinx ungeborgen ins Auge.

Auf die geplante umfangreiche AphorismenAnthologie freue ich mich …“

Margolius’ Essay war im selben Jahr in den „Proceedings of the XIth International Congress of Philosophy“ (Band 10, S. 98 – 104) erschienen.

I. LITERATUR 73
„Kommunismus und Katholische Kirche“

I. LITERATUR

(T. Mann)

127* Br. m. U. „Thomas Mann“, mit e. Korrekturen. Erlenbach-Zürich 13.XI.1953. 3⁄4 S. gr.-4o. Durchschlagpapier, leicht gebräunt. Kleine Randeinrisse. (600.—)

An denselben über dessen „Deutsche Aphorismen“.

„…  Sie sind sehr einfach zum Teil und doch sprechen sie oft eindringliche Wahrheiten aus, so zum Beispiel, dass Lob uns eher fördert als Tadel, und dass ein Mann und sein Werk ein gewisses Maß von Anerkennung und Wohlwollen brauchen, wenn er fortfahren soll, tätig weiterzuschreiten. Diesem Gedanken, so wenig wie allen anderen, kann kein gutgearteter Mensch widersprechen …“

128 MANN BORGESE, Elisabeth, Ökologin und Seerechtsexpertin, jüngste Tochter von Katia und Thomas Mann, 1918 – 2002. Br. m. U. Halifax (21.X.1997). 1⁄2 S. gr.-4o. Gedruckter Briefkopf „Dalhousie University / International Ocean Institute“. Mit Umschlag. (150.—)

An Hans Vogl in Regen, der sie um ein Autograph gebeten hatte.

„… Es tut mir leid, so spät zu antworten. Ich war immerzu unterwegs! …“ Beiliegend eine auf Vorder- und Rückseite signierte Portraitphotographie aus späteren Jahren.

129 MEYER, Conrad Ferdinand, 1825 – 1898. E. Postkarte m. U. „Ihr m“. Poststempel: Kilchberg 13.X.1881. (250.—)

An Gerold Vogel (1838 – 1899), den Gründer des „Dramatischen Vereins Zürich“, bei Übersendung der in diesem Jahr erschienenen dritten Auflage seiner Dichtung „Huttens letzte Tage“.

„Es fällt mir ein Stein vom Herzen, daß ich endlich einmal für die vielen mir vom ‚Dram. Verein’ erwiesenen Freundlichkeiten mit einem kl. Gegengeschenke mich revanchiren kann. Hier Hutten ed. 3. Ich meine: einige Kapitel sollten sich vermöge ihrer leidenschaftl. Steigerung zum Vortrage eignen.

Im nächsten Frühjahr … hoffe ich Sie in meinem Neubau zu empfangen …“

130* MEYSENBUG, Malwida von, 1816 – 1903. E. Br. m. U. (Rom) 23.VI. o. J. 2 S. quer-12o (Briefkärtchen). Mit gedrucktem Briefkopf „Palazzo Caffarelli“. Grünlicher Karton. Leicht fleckig. (250.—)

An eine befreundete Dame.

„Liebes Fräulein Ditzen, / Ich danke Ihnen herzlich für Ihr antheilnehmendes Wort. Ja es war ein schwerer Verlust für mich der sich schon jetzt in trüben Folgen bemerkbar macht u. hätte ich nicht durch die Freundschaft der Frau v. Bülow gleich ein so schönes Asyl gefunden, so wäre es noch härter gewesen. Ersatz habe ich noch nicht …“

Bernhard von Bülow, der deutsche Botschafter in Rom, hatte den Palazzo Caffarelli 1895 für den deutschen Staat erworben.

74

131 MORGENSTERN, Christian, 1871 – 1914. E. Gedicht m. U. „Christian“. 2 S. 8o. O. O.

„Weihnachten 1881“. Mit Monogramm am Kopf. Leicht gebräunt. Einige Läsuren, u. a. Einrisse (mit Buchstabenberührung) durch Montageschäden auf der 4. Seite. (350.—)

Weihnachtsgedicht des Zehnjährigen.

„Es ist zu Ohren mir gekommen Daß Du gern früher Guitarre spieltest, Und ferner habe ich vernommen, Daß Du noch jetzt auf diese schieltest.

Drum hab ich den Entschluß gefaßt Dir eine solche zu verehren, Sie möge Deine Musika vermehren, Und noch in fernen, alten Zeiten Soll sie als treuer Freund Dich stets begleiten! …“

Geschrieben für Emerentia Benedicta Meyer (später verh. des Arts, 1861 – 1944), eine Tochter seines Taufpaten, des Kaufmanns und Kunstsammlers Arnold Otto Meyer.

132 E. Br. m. U. (Berlin-)Halensee 12.VII.1905. 2 S. kl.-4o (300.—)

An den Berliner Komponisten Kurt Schindler, für den er ein Libretto schrieb.

„…  Hier also Scene II. Ich denke mir alles hintereinander und die 2 letzten grossen Strophen als Duett wiederholt. Fürchten Sie nicht, dass ich im Allgemeinen zu gedehnten Versmassen huldigen werde Nun bin ich sehr neugierig, was Sie zu meinem ersten librettolischen Versuch sagen werden …“

133 MÜLLER, Wilhelm, der „Griechenmüller“, Dichter der „Winterreise“, 1794 – 1827.

E. Br. m. U. Berlin 1.VII.1817. 8 S. 4o. Schwach gebräunt. Kleine Randläsuren fachmännisch ausgebessert. (1.200.—)

Großer inhaltsreicher Brief an den Germanisten und Archäologen Gustav Gottlieb Büsching („Hochgeehrter Herr Professor“), seine Studien betreffend. Geschrieben vor der Griechenland-Reise, die er als Begleiter des Forschungsreisenden und preußischen Kammerherrn Albert Freiherr von Sack antreten sollte.

„…  Die Gelegenheit zu einer Reise … ist die Ursache, daß mein wissenschaftlicher Lebensplan sich geändert hat. Ich bin noch jung u. habe die Überzeugung: so wie man nicht früh genug anfangen kann zu lernen, so kann man nicht spät genug anfangen zu lehren. Ich wollte mich nehmlich gegen vorige Ostern … habilitieren u. den fast ganz eingegangenen Lehrstuhl für altdeutsche Sprache u. Litteratur besteigen … Jetzt hat es keine Eile damit, da ich auf jeden Fall noch ein Jahr lang reisen will … Meine Ansicht von den kurzen Urversen der Nibelungen hat sich selbst so gut wie aufgehoben. Ich bedaure es indeß nicht, darüber geforscht zu haben. Man lernt bei jeder Forschung, sie gehe recht oder schief – auch bin ich dadurch zu der Überzeugung gelangt, daß nichts leichter sei, als etwas zu beweisen, wenn man das Ergebniß vorausnimmt …

Die feindselige Theilung der Gelehrten im Fache der vaterländischen Litteratur ist eine sehr traurige Erscheinung … Grimm’s ehre ich in ihrem Fleiß; die Hartnäckigkeit, womit sie die Meinung von der Identität des Minne- und Meister-Sanges vertheidigen, eine Meinung, deren Unrichtigkeit sie gewiß jetzt selbst erkennen … ist unredlich … Grimms Recension meiner Minnelieder … hat mir Freude gemacht. Sie ist strenge, aber ohne Feindseligkeit u. ich habe Manches daraus gelernt, obgleich ich von der Wahrheit des Ganzen nicht überzeugt bin …“

Erwähnt die geplante Herausgabe des „Titurel“ und des „heiligen Annolieds“, seine „Übersetzung des Faust“ von Christopher Marlowe und seine „Arbeit über das Altfränkische Siegslied“ sowie die Literarhistorker Friedrich Wilken und Benjamin Beresford.

I. LITERATUR 75

„Wenn alle untreu werden“

134 NOVALIS, Pseudonym für Friedrich Freiherr von Hardenberg, 1772 – 1801. Eigenh. Gedicht. (Sommer 1799.) 11⁄2 S. 8o (unregelmäßig, ca. 19,5 – 21,0 × 10,4 – 11,0 cm). Konzeptpapier. (24.000.—)

Das sechste der „Geistlichen Lieder“. Mit Streichungen und Korrekturen sowie kleinen Abweichungen vom postumen Erstdruck im „Musenalmanach für das Jahr 1802“.

„Wenn alle untreu werden

So bleib’ ich dir doch treu

Daß Dankbarkeit auf Erden

Nicht ausgestorben sey.

Für mich umfing dich Leiden

Vergingst für mich im Schmerz

Drum geb’ ich dir mit Freuden

Auf ewig dieses Herz.

Oft muß ich bitter weinen

Daß du gestorben bist

Und mancher von den deinen

Dich lebenslang vergißt.

Von Liebe nur durchdrungen

Hast du soviel gethan.

Und doch bist du verklungen, Und keiner denkt daran.

Du stehst voll treuer Liebe

Noch immer jedem bey

Und wenn dir keiner bliebe

So bleibst du dennoch treu.

Die treuste Liebe sieget

Am Ende fühlt man sie

Weint bitterlich u. schmieget

Sich kindlich an dein Knie.

Ich habe dich empfunden

O! lasse nicht von mir –

Laß innig mich verbunden

Auf ewig seyn mit dir.

Einst schauen meine Brüder

Auch wieder himmelwärts

Und sinken liebend nieder Und fallen dir ans Herz.“

Das Gedicht, wie die übrigen der „Geistlichen Lieder“ als beispielhafte Beiträge zu einem neuen Gesangbuch gedacht, fand in der Umdichtung durch Max von Schenkendorf (1814) mit der Melodie eines französischen Jagdlieds von 1724 weite Verbreitung.

Novalis, Schriften, hrsg. v. P. Kluckhohn und R. Samuel, 3. Aufl., Stuttgart 1977, Band 1 S. 165 f. und 613 f.; dort wird die Handschrift als „Nicht erhalten“ bezeichnet.

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff. Sehr selten.

LITERATUR 76
I.

An den Dichter Konstantin Petrowitsch Bogatyrev (1925 – 1976), die Karte an dessen Vater, den Ethnographen Peter Grigorjevitsch B. (1893 – 1971).

2.I.1958. An Konstantin Petrowitsch. „Lieber Kostya  … Herzlichen Dank für Ihren Brief und die Beilagen. Ich wusste nichts von diesen Dingen, und Sie haben mir damit eine große Freude bereitet, danke!

Ich danke Ihnen und Ihrem Vater für Ihr Gedenken, für die Glückwünsche und … für die Übersetzungen, die Sie mir zusandten, und die mir wirklich gefielen. Ich bin fortwährend sehr beschaftigt, wenn auch nicht immer in nützlicher und produktiver Weise. Aber alles läuft so gut für mich, wie ich es nicht annähernd verdiene. Aber da ist es ein solcher Zeitmangel, dass ich nicht einmal die Zeit habe, zu Sinnen zu kommen, und das beschämt mich. Denken Sie nicht, dass ich Sie vergessen habe. Sobald es möglich ist, werde ich Sie, dem Beispiel der vergangenen Jahre folgend, benachrichtigen und zu mir nach Hause einladen  …“ – Im Herbst diesen Jahres wurde Pasternak der Nobelpreis für Literatur verliehen.

21.I.1959. An denselben, an den er eine Bitte um Beurteilung von Büchern weiterleitet. „… hätten Sie Zeit, diese beiden Bücher zu lesen … und zu entscheiden, ob die Erfüllung des Wunsches möglich ist? Sie würden mir damit sehr helfen …“

O. D. Postkarte an den Vater, den er um Hilfe bei der Suche nach Literatur von und über den tschechischen Historiker und Sammler von Volksmärchen Karel Jaromír Erben (1811 – 1870) bittet. „… Ich weiß nicht mehr, bis wann ich Sie bat, mir den Erben zu beschaffen, aber je eher, desto besser. Bitte beschaffen Sie mir auch etwas Kurzgefasstes, Wesentliches und Aussagekräftiges über 1) die Geschichte der tschechischen Literatur in jener Zeit; 2) über die Theorie der Folklore überhaupt oder über slawische Folklore; 3) über die Bedeutung des Hegelianismus für Erben, oder eine Bibliographie der zu diesen Themen erhältlichen Handbücher …“ (alle Zitate sind Übersetzungen).

I. LITERATUR 77
135 PASTERNAK, Boris, 1890 – 1960. 2 e. Br. m. U. und 1 e. Postkarte m. U. „BPasternak“ und „BP“. Moskau 2.I.1958, 21.XI.1959 und o. D. 2 S. (gr.-)4o und die Karte. Russisch. Der erste Brief am Oberrand perforiert. Mit 1 Umschlag. (2.500.—)

„elle fourmille de fautes comiques“

136 PROUST, Marcel, 1871 – 1922. E.

Trauerrand.

Verärgert an einen Verleger – wohl Alfred Vallette, den Herausgeber der Zeitschrift „Mercure de France“, in der 1896 erstmalig ein Artikel Prousts (mit dem Vornamen „Maurice“) erschienen war sowie im April 1900, nach dem Tod John Ruskins, eine Artikelfolge über den Dichter.

„Cher Monsieur / N’ayant pas reçu d’épreuves la dernière fois, je n’ai pas reçu non plus les pages de mon manuscrit dont vous n’avez plus besoin, puisque cette partie a paru. Or comme je vous l’ai dit c’est le manuscrit même que je remettrai au Mercure et par lequel j’ai hâté de transcrire mes notes. Mon livre ne paraitra pas cette saison mais je suis obligé de m’y mettre un peu avant les vancances pour être prêt à temps. Je suis désolé que vous ayez fait paraitre la dernière coupure sans m’avoir envoyé d’épreuves. Car elle fourmille de fautes comiques qui me deshonorent et qui ne sont d’ailleurs pas toutes imputables à nos protes mais peut-être quelques unes aussi à la dactylographie …“

Weitere Beiträge Prousts sollten in der Zeitschrift nicht erscheinen.

LITERATUR 78
I.
Br. m. U. „Marcel Proust“. O. O. u. D. 3 S. 8o. Mit breitem Schwach gebräunt. Kleine Faltenrisse. . (3.000.—)

„und wenn es vom Altare genommen werden sollte“

137 PÜCKLER-MUSKAU, Hermann Fürst von, 1785 – 1871. E. Br. m. U. Harwich 18.III. (1815). 8 S. 4o. Teilweise mit umlaufendem Goldschnitt. Leicht gebräunt, schwach fleckig. Einige Faltenrisse. (800.—)

Wunderbar enthusiastischer Brief an „Lieber Roede“, seinen Sekretär in Muskau, geschrieben kurz vor der Rückkehr von seinem ersten England-Aufenthalt. Roede erhält detaillierte Anweisungen, „Pferde, Leute und Sachen“ betreffend, die Pückler in England erworben hatte, wird mit deren Bezahlung und Abholung in Hamburg beauftragt sowie anschließend mit der Ausrichtung eines opulenten EmpfangsFestes in Muskau.

Er habe sowohl Stall- und Reitpersonal angeworben als auch Kutschen, Sättel und Geschirre sowie insgesamt 11 Pferde gekauft und sei besonders stolz auf „7 braune Wagenpferde, die ich vom Prinz Regenten … gekauft habe. Alle 7 Racepferde, aber von dem größten Schlag, einer Art, die Sie noch nie gesehen haben, weil kein Fremder Wagenpferde so theuer bezahlen will. Es ist die theuerste Art Pferde in England und der größte Luxus sie zu haben, weil sie sehr selten sind … Diese 11 Schindmähren mit den 9 in Muskau vorhandenen, machen einen leidlichen Stall von 20 Stück zusammen aus … Alles das habe ich mir selbst verdient … Ich denke weiter wird nun der liebe Gott auch noch helfen, u. kommt Unglück u. ein Sequester, so habe ich doch einmahl wenigstens meinen Stall in Ordnung gehabt, u. so einen meiner vielen Plane, ziemlich der Vollkommenheit nahe, ausgeführt gesehen; u. das ist vollkommen genug …“ Es sei „nun noch ein deutscher Haushofmeister hinzugekommen, der 30 Jahr in England ist, u. immer in den größten Häusern gedient hat. Dieser soll das Muskauer Schloß, u. Tisch gänzlich anglisieren, denn englische Sitten u. englische Sachen sind vortrefflich, nur englische Menschen u. englisches Land liebe ich nicht besonders, Kutscher u. Reitknechte ausgenommen. Ich habe für alles dieses zwey und vierfüßige Volk ein eigenes Schiff nehmen müssen. Dieses Schiff, u. was noch davon hängen mag zu bezahlen, müssen der Herr Secretaire durchaus 1 000 Reichstaler Credit mit nach Hamburg bringen, und wenn es vom Altare genommen werden sollte. Man verkaufe die Familien Särge, man mache alles zu Gelde, und wenn alle Stricke reißen, so sezze Freund Scheffer“

(sein Jugendfreund, der Dichter und Komponist Leopold Schefer, verwaltete Muskau während Pücklers Abwesenheit und hatte ihn 1814 eine Zeit lang in England begleitet) „sich hin, u. annoncire dem Hause in Hamburg mit seiner gewöhnlichen assurance die Ankunft eines Credits auf 1000 r. binnen höchstens 8 Tagen. Derweilen sind Sie über alle Berge u. der ehrliche Kaufmann mag sich trösten, wie ich mich in London getröstet habe.

Da Buonaparte “ (Napoleon war von Elba geflohen und am 1. März nach Frankreich zurückgekehrt)

„wieder auf dem Weltschauplaz aufgetreten ist, so verbiete ich Scheffern irgendwo Generalissimus zu werden, sintemahlen die Welt nicht zwey Genies auf einmahl zu tragen im Stande ist, und wir kleinen Geister unter dem Choc erliegen müßten.

Ich denke ohngefahr Mitten Aprill in Muskau einzutreffen, wo ich in fiocchi empfangen zu werden wünsche … Alle Jäger, u. wer ein hochzeitliches Kleid, u. ein Pferd auftreiben kann, muß mir eine halbe Stunde Wegs entgegenreiten … Ein großes Bankett für alle tischfähigen Offizianten muß im großen Saal bereitet seyn, u. Abends wo möglich ein Ball für creti u. pleti. Die Statt Abends illuminirt, so weit 50 Reichstaler reichen, u. den andern Tag ein Schießen, u. Scheißen, wer den Tag zuvor zuviel gesoffen hat …“

Angeregt durch den England-Aufenthalt begann Pückler noch im selben Jahr mit den Arbeiten am Muskauer Landschaftsgarten.

I. LITERATUR 79

(H. v. Pückler-Muskau) „ich – muß von meiner Schmierage leben“

138 2 e. Br. m. U. „HPückler“. Berlin 20.I.1832 und Athen 5.X.1836. 6 S. 4o. Mit Siegel und Adresse. Schwach gebräunt, ereinzelt leicht fleckig, Rand- und Faltenrisse. 1 Brief mit Buchstabenverlust durch Öffnen des Siegels. (1.200.—)

An seinen Jugendfreund, den Dichter Leopold Schefer, über sein literarisches Schaffen, seine Reisen und die Verhältnisse in Muskau. Berlin 20.I.1832. Wegen der Herausgabe des vierten Teils der „Briefe eines Verstorbenen“, die bereits in 2. Auflage, wenn auch „ ungeheuer beschnitten“, in England erschienen waren. „…  Daß sie dennoch so sehr gefallen haben ist mir auch eher unbegreiflich. Der Succeß hat mich eher timide als kühn gemacht, und die beißenden Recensionen amüsiren mich manchmal mehr wie die guten, obgleich ich diese natürlich wünschen muß u. brauche. Goethe hat mir einen allerliebsten Brief geschrieben, wird aber, um mich zu strafen, daß ich ihn selbst (wie er an Varnhagen schreibt) im Schlafrock hingestellt, keine Recension weiter geben. Es ist vielleicht desto besser.“ Karl August Varnhagen von Ense hatte die „Briefe“ redigiert und herausgegeben.

„Mit dem Muskauer Rath und Bürgermeister überlasse ich es dem lieben Gott. Aber ein Kleines fürchte ich, wird ohnedem alles das Zeug zusammenfallen. Ich wünschte nur, es wäre mir dann schon gelungen mich aus der Galeere zu ziehen …“

80
I. LITERATUR

Pücklers exzentrischer Lebensstil sowie die Anlage des Landschaftsparks in Muskau hatten derartige Summen verschlungen, dass er und seine Frau Lucie (geb. von Hardenberg, gesch. von Pappenheim) den Plan einer Pro-Forma-Scheidung und anschließenden Reise nach England – zum Zwecke der Verehelichung mit einer reichen Erbin – ersonnen hatten. Diese Pläne waren gescheitert, doch sollte die Veröffentlichung der Briefe, die Pückler während seiner Reise 1826 bis 1829 seiner Frau geschrieben hatte, zu einem der größten Bucherfolge des 19. Jahrhunderts avancieren und den Fürsten kurzfristig sanieren. Athen 5.X.1836. Von seiner 1834 angetretenen sechsjährigen Orientreise, die ihn auch nach Griechenland geführt hatte. „… der K[öni]g“ (Otto I. von Griechenland) „hat mir … 1 000 Morgen in einem Paradiese bey Sparta geschenkt, ich bin aber noch nicht ganz mit mir einig ob ich es annehme. Wo nehmen Sie her, daß ich an keinen ehrlichen Mann glaube? Wenn ich Sie nicht für einen ehrlichen Mann hielte, würde ich allerdings an keinen mehr glauben … Sehr gern will ich Ihnen die Geschäfte wegen der wohlfeilen Ausgabe überlassen, nämlich bis auf meine definitive Genehmigung, einstweilen mit Hallberger“ (sein Verleger in Stuttgart) „zu verhandeln. Semilasso in Afrika muß aber vor der Hand noch herausbleiben. Den Zusatz, den ich Ihnen zu den Jugendwanderungen schickte, gebe ich mit in den Kauf. Nur gehen Sie davon aus: soviel als möglich zu bekommen … ich – muß von meiner Schmierage leben. Dies ist doch à la lettre wahr, da ich seit drey Jahren von Muskau nicht einen Pfennig gesehen habe … Die reiche Frau wäre daher immer höchst erwünscht … Bringen Sie mir eine solche Affaire in Ordnung, und wenn Sie mich reich damit gemacht, erlasse ich Sie auch vom Schriftstellern, denn unter uns gesagt (da wir doch Collegen sind, wenn ich auch nur als Unteroffizier diene wo Sie General sind) es ist ein Handwerk wie jedes andere … Sie möchten, ich ließe meine Sachen liegen und bearbeitete sie mit Muße von neuem. Etwas besser würden sie gewiß dadurch werden, aber eine Natur meiner Waaren ist die der Semmel. Besser eine frische mittelmäßige, als eine hart und trocken gewordene Meistersemmel. Solange man zahlt muß schnell darauf los gearbeitet werden. Sie haben mir selbst darin Walter Scott (der eigentlich auch nur ein talentvoller Schmierer war) zum Muster anempfohlen, und man hat sein Schlechtestes weit besser als sein Bestes bezahlt …

Lassen Sie sich doch einmal von der Fürstin Wagen und Pferde geben, und machen Sie eine Tagesreise in meinem Park, den Sie, glaube ich noch nie im Detail gesehen haben. Und dann schreiben Sie mir, wie es jetzt darin auss[ieht] denn ich kann von keinem Menschen … etwas darüber hören … I[ch] glaube, wenn ich hinkomme, drehe ich ihn …, jetzt da die Bäume vielleicht gewachsen sind, ganz um, und mache einen neuen daraus. Diese Art Kunstwerk muß sich wie der Phoenix von Zeit zu Zeit verjüngen, ich möchte es schon einmal wiedersehen …“

„keine Phrasen“

139 E. Br. m. U. Bozen 13.IV.1866. 2 S. gr.-8o. Feinstes Papier, daher Tinte leicht durchschlagend. (400.—)

An einen General, von dem er sich „vergessen“ fühlte.

„… Ich war in den letzten Wochen sehr oft durch Unwohlsein, und dem abscheulichen Wetter, was mich auch an der so sehr gewünschten Tour nach dem Garda See verhinderte, nicht im Stande auszugehen. Einmal bei etwas besserer Witterung versuchte ich Euer Excellenz auf der Eisenbahn zu begegnen, aber vergebens. Endlich hoffte ich auch immer, daß Sie mir einmal, vor oder nach Ihrem Diner im Hotel, die Ehre einer Nachfrage erzeigen würden und mich einige Minuten mit Ihrer Gegenwart erfreuen.

Da ich nun morgen nach Stuttgart abreise, und heute mit Packen, Bezahlen etc zu Haus bleiben muß, so hege ich noch einige Hoffnung Euer Excellenz vielleicht zu sehen …

Sollte ich jedoch diese Freude nicht haben, so bitte ich wenigstens um Erlaubniß Euer Excellenz recht herzlich für Ihren freundlichen Empfang im fremden Lande zu danken, und Sie zu versichern: daß die anfängliche Verehrung welche mir Ihre Liebenswürdigkeit eingeflößt hat, sowie die hohe Achtung Ihrer so ruhmvollen Kriegsthaten durchaus keine Phrasen sind. / H. F. Pückler.“

I. LITERATUR 81

140* RACINE, Jean, 1639 – 1699. Schriftstück (von Schreiberhand ausgefüllter Vordruck) m. U. „Racine“. O. O. 11.XII.1669. 1 S. quer-8o. Pergament. (4.000.—)

Quittung über den Erhalt der Salzsteuer (Gabelle). – Racines Onkel Antoine Sconin hatte seinem Neffen eine seiner kirchlichen Pfründe in Anjou überschrieben, die ihm ein reiches Einkommen sicherten.

„…  M.rJean Racyne Prieur du Prieuré de S.te Petronille de l’Espinay Confeße avoir receu de Noble homme [leer] la somme de quarente Sept livres treize sols pour le premier quartier de l’année mil six cent soixante dix à cause de Cent quatre vingt dix livres douze sols de rente constituée le quatriesme jour de fevrier mil cinq cent cinq[uan]te cinq sur les gabelles dont quittant …“ Mit 2 Gegenzeichnungen. – Beiliegend 2 Portraitstiche. Sehr selten.

„Herder, diese klingende Säule in der dumpfen feuchten Baumanshöle der Welt“

141 RICHTER, Jean Paul Friedrich, 1763 – 1825. E. Br. m. U. „Richter“. Weimar 3.– 8.XII. 1798. 19½ (!) S. 8o (5.000.—)

Prachtvoller programmatischer Brief an den von ihm verehrten Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi in Eutin, der seinerseits ein begeisterter, doch nicht unkritischer Leser von Richters Werken war. – Dieser über sechs Tage hin niedergeschriebene Brief spricht die großen philosophischen Themen und geistigen Strömungen der Zeit an – allen voran die Kantische Umwälzung der Philosophie, der Fichtesche Idealismus und der unter Atheismusverdacht stehende Spinozismus – und geht auf deren Niederschlag im eigenen literarischen Werk ein. – Der Brief ist die Antwort auf Jacobis Brief vom 5.XI.1798, dem Richters erste briefliche Kontaktaufnahme (am 13. Oktober) vorausgegangen war.

„Geliebtester Jacobi! Ihre Antwort … hat mein ganzes Herz erquikt und erwärmt. Ich sagte schon seit mehreren Jahren überal: ich mag keinen Autor mehr sehen, ausgenommen Einen, Sie …

I. LITERATUR 82

Ich will erst Ihren Brief nach der Seiten Topik beantworten. Baggesen ist, wenn ich lesend rathen darf, eine blühende fruchttragende heisse Welt, aber mit einem moralischen Schwerpunkt ausserhalb des Mittelpunkts – der vortrefliche humoristische, ächt wizig und frei zusammenfassende Baggesen kan nie Ruhe finden, nie wissen, was und ob er liebe und kaum Eigennuz und Opfer trennen. –

Mein Titan ist und wird gegen die algemeine Zuchtlosigkeit des Säkulums gewafnet, gegen dieses irrende Umherbilden ohne ein festes punctum saliens – gegen jede genialische Plethora, d. i. Parzialität – gegen die ästhetische (artistische) und philosophische Trennung des Ichs von der Beschauung, als müsse nicht diese auf jenes wirken, es voraussezen, nur durch dasselbe gelten und darin früher und später wohnen als in der Abstrakzion … Beinahe jede Superfötazion und jedes hors d’oeuvre der menschlichen Natur sol im Titan Spielraum für die eignen Fehler finden; obwohl diese Moral nur in jener Freiheit darin lenkt und predigt, womit die poetische Gerechtigkeit der Moral sich in der Wirklichkeit hinter das tausendfache Räderwerk der Welt-Maschine verbirgt. Der gewöhnliche Leser mus im ästhetischen Werke wie im kosmischen um uns, überal nur Physik und nirgends Endabsichten antreffen. – Eigentlich ist doch im Weltal jede Physik Metaphysik und Teleologie, und jedes Gesez der Natur wird nicht von Endabsichten begleitet, sondern sogar gemacht, und diese thun entweder nichts oder alles, wie ja der volendet-moralische Mensch schon keine Adiaphora und in der elendesten Handlung einen moralischen Willen haben müste …

Ihre vortrefliche Antizipazion aus Ihrer Schrift“ („David Hume über den Glauben oder Idealismus und Realismus“, 1787) „ratifiziert zu meiner grösten Freude das, was ich Göthen auf seine Frage über Fichte antwortete: ‘er ist der gröste Scholastiker; aber die ganze Sekte hält das Licht (oder das Auge) für das Objekt’. Ich seze noch dazu, zum blossen scharfsinnigen Philosophen kan man sich machen durch Fleis, indeß dem tiefern ausser dem Auge auch die Gegenstände mitgegeben sind. Ich finde in Fichte’s System eine mordende Luftleerheit (kenn’ es aber nur aus dem Niethammersch[en] Journal und aus seiner hinten trefl[ichen] Moral) und halte das Prinzip, das das Bewußtsein erklären sol, nämlich

I. LITERATUR 83

(J. P. Fr. Richter)

das zurükwirken auf sich, aus einem häslichen Anthropomorphism (Metapher Anthropathie) hergehohlt, da Wirkung aus sich nichts heisset als die Verwechslung der Wirkung auf das Vexier-Ich (den Leib) mit der aufs arthentische. – Seine Erklärung ist eine viel kühnere und dunklere Voraussezung als das zu Erklärende.

O guter Jacobi! wie leicht rettete ich mich durch alle kritische und fichtische Strudel blos mit Ihrem Ruder. Schon die einzige VIIte Beilage in Ihrem ewigen Spinoza“ („Über die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“, 1785) „ist die Rechtfertigung, der Inbegrif, die Auflösung und das Gegengift der ganzen Kantischen Vernunftkritik.“

Am 5. Dezember setzt Richter den Brief fort, zunächst auf Jacobis Klage über seine schlechte Gesundheit, dann auf seine kürzliche Übersiedelung nach Weimar eingehend. „…  Man sagte mir einmal von Ihrer Migraine. Ich war früher durch Wassertrinken in demselben Fal; behandelte mich aber als asthenisch, obwohl ohne Brown“ (der berühmte schottische Nervenarzt John B., 1735 – 1788), „und half mir durch Bier und Bitterklee. Mein Selbst-Emanzipieren von allen Doktorhüten hat meinen Kopf und die suffixa konservieret; und ich vertrage 12 Stunden Arbeiten und 12 Stunden Marschieren

Weimar kann so wenig als eine Ponaeropolis auf mich wirken wie meine vorigen Städte als moropolis. Erstlich sind die Städte mehr zu loben … Zweitens schrieb ich in einem Marktflecken unter dem Krumschliessen der Verhältnisse und entgegengesezter Geselschaft die Mumien und den Hesperus und in Hof u. Leipzig den Rest ohne andere Änderung als die des – Kopfes … Und dann, was sind alle meine vorigen Stunden gegen eine bei Herder, diese klingende Säule in der dumpfen feuchten Baumanshöle der Welt, diesen nicht blos mit der Feder, sondern mit dem Herzen, mit dem Leben, mit dem Denken dichtenden Geist, dessen körperliche Stimme schon, in mein innerstes Herz wie ein Harmonien-Echo geht. Und wir lieben uns recht …

Was die beiden lieben Novem- und Dezembrisierer und ästhetischen enfans perdus, die Schlegel, anlangt: so ist nichts dabei zu machen als ein Spas; – und dieser kaum. Ich hätte längst einen kleinen mit diesem Zwillingsgestirn, wodurch niemals Phöbus gieng, exemplarisch getrieben – wär’ ich von dessen unmoralischen Absichten überzeugt gewesen. Da ich aber das nicht bin – vielmehr das Gegentheil erfahre, so tief sie mir auch ihre Saugestacheln in die poetische Ader sezen – so kann ich nie sie bekriegen, sondern nur ihre Prinzipien; und hier sind, wie im Leben, widersprechende Beispiele besser als widersprechende Annotazionen. Ich kan meiner toleranten Vernunft und meinem weichen Herzen keine Personalsatire mehr abgewinnen, so viel leichter und reizender sie auch wäre als die perennierende. Wer Sie verstand, hasset Schlegels bulla in coena domini und ihn selber – ob er sie gleich, wie mir ein Freund von ihm“ (Novalis) „sagte, ohne andere Teleologie als angeborne geschrieben haben sol –; zumal da Ihr Werk gerade gegen jenen genialischen Sonnenflecken die Seifenkugel bringt, den er zugleich vorwirft und selber trägt …

d. 6 dec. / Ich besuche Sie hier auf dem Papierschnee jeden Abend, wenn ich aus meinem Dämmerungs Hesperien zurükkomme. Dieses besteht darin blos, daß ich im Finstern auf und ablaufe und singe und träume und denke und fast zu glüklich werde. Beim Himmel! ich wars und bins überhaupt zu sehr, (auch in meinem Siebenkäs ischen Streite mit Armuth, Verhältnissen und Publikum) und es fehlet meinem Paradies nichts als eine – Heva, die ich noch dazu wie Miltons Adam schon oft genug vor dem – Aufwachen gesehen.

d. 8. dec. / Ich wil heute nicht eher in die Oper gehen als bis ich meine briefliche geschlossen. – Vor allen Dingen und Bitten thu’ ich die fünfte an Sie, mir – und meiner Zeit-Armuth – nicht nur den Brief und so viele Gedanken darin zu vergeben sondern auch die unhöfliche Kako-graphie. Zweitens das Gegentheil der 5ten, mir über meine Bücher nicht zu vergeben, sondern daran (das Lob wil ich errathen) zu tadeln, wenn das in einem Briefe thunlich ist. Drittens die 4te, einen eben bald zu geben … Viertens die vierte –aber diese, einzelne Bogen betreffend, that ich schon oben …

N. S. Die Sardonische Thersistes Rezension in der A.L.Z. über unsern Schlosser ist von Schelling.

– Zu Ostern edier’ ich ‘J. P. Briefe nebst dessen künftigem Leben’ – Lebe heiter, schöne Seele!“ Berend Band 3 Nr. 167.

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

84
I. LITERATUR

Tristram Shandy und „Graves-Wein“

142* E. Br. m. U. Bayreuth 10.XII.1817. 1 S. 8o. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas gebräunt. (3.000.—)

An den Mineralogen und Paläontologen Georg Graf von Münster (1776 – 1844), Regierungsrat in Bayreuth, „mit 2 Büchern“.

„Ich gebe Ihnen hier, hochgeehrtester Herr Graf, blos die halbe Schuld, nämlich den halben Tristram zurück und bitte Sie für die andere Hälfte noch um ein Moratorium auf einige Winterwochen.

Dem Danke für eine Güte folgt sogleich die Bitte um eine neue nach, mir nämlich 1 Flasche von Ihrem Graves-Wein zur Probe, ob sie meiner Gesundheit so zusagt als sie dem Gaumen gefallen wird, zukommen zu lassen. Auch bitt’ ich Sie noch um die Gefälligkeit der Preisbestimmung, da ich Ihren besten Wein nicht durch meinen schlechtern zu ersetzen vermag …“

Berend Band 7 Nr. 357.

143 RILKE, Rainer Maria, 1875 – 1926. E. Br. m. U. Paris 3.VII.1911. 11⁄2 S. kl.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf „77, rue de Varenne“. (1.600.—)

Nach Angaben eines Vorbesitzers an Jakob Johann von Uexküll, der seinen Besuch angekündigt hatte.

„…  da kommt in einen vollen Tag plötzlich diese gute Überraschung, die in meinen Händen sich umdreht und zur Besorgnis wird, da ich mich für morgen nicht mehr freimachen kann. Ich habe mich mit jemandem verabredet, den ich schon seit Wochen treffen soll und in wichtigsten Sachen. Aber von fünf Uhr ab bin ich zuhause und arbeite: ist es nicht denkbar, dass Ihr Weg Sie dann hier vorüberführt? Oder Mittwoch etwan um die gleiche Zeit? – Ich bin gerade in hundert Dingen vertheilt und verstrickt und kann nicht springen …“

Rilke hatte den Zoologen 1905 über dessen Schwiegermutter Luise Gräfin Schwerin kennengelernt.

I. LITERATUR 85

144 ROSEGGER, Peter, 1843 – 1918. E. Br. m. U. Graz 22.X.1878. 11⁄2 S. gr.-8o. Mit Briefkopf „Heimgarten“. Leicht gebräunt. Kleine Textstelle geschwärzt. (300.—)

Kondolenzschreiben an eine Dame.

„…  Ich habe Herrn … [Name geschwärzt] nicht persönlich gekannt, aber nach seinen Schriften zu schliessen war er ein edler, bedeutender Mann. Ich besitze von ihm ein Manuskript, welches er mir wenige Tage vor seinem Tode geschickt hat u. welches im Heimgarten sobald als möglich veröffentlicht u. dann honorirt werden wird …“

„halb unfreiwilliger Culturmensch“

145 2 e. Br. m. U. Graz 17. und 25.IV.1883. 3 S. (gr.-)8o. Mit 1 Umschlag. (600.—)

An eine junge Künstlerin.

17.IV.1883. „… Können Sie mirs glauben, daß ich hier momentan nicht ein einzig Stück ‘Tannenharz u. Fichtennadeln’ zur Verfügung habe? Nun möchte ich Ihnen aber gerne meinen guten Willen zeigen. Darf ich Sie bitten, die hier beiliegende ‘Sonntagsruhe’ freundlich von mir anzunehmen? …“

25.IV.1883. Die Adressatin hatte sich mit einer „herzigen Handzeichnung“, einem Knabenportrait, für das Buch bedankt. „… Ja, wenn der Almpeterl einmal so hübsch gewesen wäre, wie dieser Junge! Vergleichen Sie ihn einmal mit meinem neuesten Bild? Dort die muntere glückselige Kindlichkeit, die Sie auf dem heiteren Gesichtchen ganz einzig wiedergegeben haben; hier das etwas schwermütige Angesicht des halb unfreiwilligen Culturmenschen, auf dem Leid u. Enttäuschung nicht zu verkennen ist. Innerlich ist freilich noch dasselbe kindlich naive Gemüt, dieselbe Freude zur Natur, dieselbe Liebe zu herzenswarmen sinnigen Menschen – wie Sie’s im Gesichtlein des ‘Almpeterl’ so sprechend auszudrücken verstanden. Aber es darf nicht heraus …“

146 E. Br. m. U. Graz 4.X.1883. 2⁄3 S. gr.-8o. Mit Briefkopf „Heimgarten“. Kleine Randläsuren. (300.—)

An einen Verfasser, der einen „Artikel über das Unglück“ für die 1877 von Rosegger gegründete Zeitschrift „Heimgarten“ eingereicht hatte.

„… nur mache ich darauf aufmerksam, daß die Verlagshandlung für externe Beiträge ein Honorar nicht bestimmt hat. Nur Freiexemplare des Heftes …“

„un tres mauvais sujet“

147 SADE, Donatien Alphonse François Marquis de, 1740 – 1814. E. Br. m. U. „le Marquis de Sade“. O. O. u. D. (vor 1772). 2 S. 4o. Mit Siegel (zerteilt) und Adresse. (2.000.—)

An einen „Juge notaire et avocat“ in Apt, unweit seines Stammschlosses La Coste in Südfrankreich, mit der Bitte, „tout la diligence possible“ aufzubringen, um gegen einen gewissen Bonneau vorzugehen.

„…  le nommé bonneau est un etranger qui n’a ni feu ni lieu, ni femme ni enfant, c’est de plus un tres mauvais sujet qui a deja dix huit ou ving[t] decrets sur le corps et qui pretend se moquer du roi et de la justice, ce sont les propres termes et ceux dont il s’est servi avec mon procureur juridictionel que je lui envoyai dernierement pour lui faire une réprimande, cet homme s’avise de tenir ici les ecoles, sans y etre authorisé … c’est un homme dangereuse, capable de tout … je vous prie donc instamment monsieur de faire toutes les demarches possible pour me debarasser de cet homme …“

I. LITERATUR 86

Nr. 147

An eine Freundin, der er ein Treffen in Rouen vorschlägt, wo er sie kennen gelernt hatte. Er entschuldigt sich zunächst wortreich dafür, lange nicht geschrieben zu haben. „… Tu vas te dire: ce porc m’écrit parce que je vais rentrer et qu’il a peur de se faire engueuler. Eh bien non, ça n’est pas ça. Bon, d’accord je suis conscient d’être un porc. Et j’ai plus souffert de ne pas t’écrire que ça ne m’aurait coûté de t’envoyer des lettres. Le remords et la peur, tu comprends … Enfin, je m’estime puni. Dis donc et puis merde, après tout, tu aurais pu m’écrire aussi. C’était silence contre silence. Non, je ne veux pas faire retomber la faute sur toi: je sais que c’était à moi de t’écrire, que je te l’avais promis, que tu m’avais ému le coeur en me représentant les vieux théâtres de Province où la concierge ne t’apporterait pas de lettres. Je veux dire simplement que si tu avais été magnanime, tu m’aurais envoyé un petit mot qui aurait aussitôt déclenché la réponse. Enfin, n’en parlons plus, je prends toute la faute sur moi et puis tu m’as tout de même tiré les larmes avec les Tourons de Bayonne, merci: dans le fond, tu n’es pas mauvaise. Moi, non plus: tu as reçu mes fleurs. Remarque que je me suis dit: une chance sur deux qu’elle les foute dans les cabinets du théâtre. Mais comme elles étaient, en elle-même, innocente j’ai cru plus probable que tu les garderais. Bon. A présent pourquoi je ne t’ai pas écrit. Car tu t’en fous et puis tu ne crois pas mes explications; tu as décidé une fois pour toutes que j’étais faible, lâche et menteur. D’ailleurs il n’y a pas d’explications …“

Erwähnt den Journalisten Jacques Bost.

149 SCHEFFEL, Joseph Victor von, 1826 – 1886. E. Br. m. U. Karlsruhe 6.XII.1873. 1 S. gr.-8o. Mit geprägtem Briefkopf. Klammerspur am rechten Rand. (120.—)

An Herrn „Stuber“, der ihm ein Werk des „Grafen Bentheim-Tecklenburg“ übersandt hatte.

„…  Manche Stunde innerer Auferbauung u. Anregung wird mir sein Buch gewähren; insbesondere die reiche Lebenserfahrung und der Mannesernst der Sonette …“

I. LITERATUR 87
148 SARTRE, Jean-Paul, 1905 – 1980. E. Br. m. U. O. O. u. D. 23⁄4 S. folio. Rautiertes Papier. Leicht gebräunt. Kleiner Faltenriss. (800.—)

150 SCHILLER, Friedrich von, 1759 – 1805. Eigenh. Manuskript. Ausschnitt, ca. 10 × 10 cm. Linke Seite scharf beschnitten (Textverlust auf der Rückseite). Verso Anmerkungen von fremder Hand. (4.000.—)

Aus dem Dramenentwurf „Die Malteser“. Das Drama, das letzlich unausgeführt blieb, beschäftigte Schiller 15 Jahre lang.

Vorderseite:

„Maltha der äuserste Grenzposten gegen die Länder der Ungläubigen. Eben so ein künstliches Produkt ist der Orden, aller Stoff ist aufgehoben.“

Rückseite:

„Das küstenreiche Mittelmee[r] Calpe und Abila, die Stra[ße?] die Barbareiküste,“

Am Fuß eine alte Anmerkung von fremder Hand: „von Schillers Hand“ (Tinte); „Fragment / aus ‘Die Maltheser’“ (Blei).

„welche Verworrenheit“

151 E. Br. m. U. „Dein Sch.“ Jena 4.VII.1795. 22⁄3 S. 4o. Tinte auf S. 1 leicht verblasst, oben links von fremder Hand in roter Tinte bezeichnet „29.“ (20.000.—)

An seinen Freund Christian Gottfried Körner.

„Nur 2 Worte um diese Sendung der Horen zu begleiten …

Göthe ist im Karlsbad und Humboldt auf 3 Monath nach Berlin. Ich bin also ziemlich verlassen hier. Dafür will ich desto fleißiger seyn. Ich lebe jetzt ganz cavalierement, denn ich mache – Gedichte für meinen MusenAlmanach. Närrisch genug komme ich mir damit vor.

Dein Aufsatz“ („Ueber Charakterdarstellung in der Musik“) „macht überal viel Sensation und wer von dem 5ten Stück der Horen spricht, der erwähnt ihn zuerst. Du kannst also mit deinem Debüt in den Horen wohl zufrieden seyn …

Vor einiger Zeit las ich im Teut[schen] Merkur einen Aufsatz von deinem Schlegel über die Grenzen des Schönen. Welche Verworrenheit des Begriffs und welche Härte der Darstellung herrschte darinn. So etwas mußt du ihm nicht schenken, wenn du ihm die Wahrheit sagen darfst. Er hat Kenntniße und denkt über seinen Gegenstand. Aber er bringt es nicht bis zur Klarheit, und eben deßwegen auch nicht zur Leichtigkeit in der Diction. Ich fürchte doch er hat zum Schriftsteller kein Talent.

… Lebe wohl. Von meiner Frau“ (Charlotte geb. von Lengefeld) „an euch alle die herzlichsten Grüße …“ Erwähnt August Friedrich Langbein.

Nationalausgabe Band 28 Nr. 2.

Quittung: „Sechs und dreißig Stück Ducaten für das Trauerspiel Maria Stuart sind an Endes Unterschriebenen von der Königlichen Haupt Theater-Casse richtig ausbezahlt worden, worüber hiedurch quittiert wird …“

Die erste Aufführung der „Maria Stuart“ am Berliner Schauspielhaus fand unter Ifflands Leitung 8 Wochen später statt.

Nationalausgabe Band 41 II A Nr. 520.

88
I. LITERATUR
152 E. Schriftstück m. U. „Fridrich Schiller / Hofrath.“ Weimar 18. XI.1800. 3⁄4 S. 4o. Leicht fleckig. (12.000.—)
I. LITERATUR 89
Nr. 151 Nr. 152

I. LITERATUR

(F. v. Schiller)

„die Lösung des Knotens“

153 E. Br. m. U. „Schiller“. Weimar 12. (und 13.?) V.1801. 32⁄3 S. 4o. Schwacher Fleck auf S. 4, sonst von bester Erhaltung. (24.000.—)

Schöner und inhaltsreicher Brief an (Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling), der ihm seine kürzlich veröffentlichte Schrift „Darstellung meines Systems der Philosophie“ gesandt hatte. Ferner über Johann Gottlieb Fichtes „Friedrich Nicolais Leben und sonderbare Meinungen“, soeben bei Cotta erschienen, sowie eine Wallenstein-Aufführung am Weimarer Hoftheater.

„Meinen besten Dank lieber Freund für Ihre Schrift, deren Anfang und erste Sätze mich gleich sehr aufmerksam gemacht haben, weil sie die Sache von einer treflichen Seite faßen, freilich wohl auch von der schwersten. Ich sehe z. B. recht gut, wieviel Sie, negativ, auf diesem Weg gewinnen, um nehmlich mit Einem mal alle die alten hartnäckigen Irrthümer aus dem Weg zu schaffen, die Ihrer Philosophie ewig widerstrebten, aber ich kann noch nicht ahnden, wie Sie Ihr System positiv aus dem Satz der Indifferenz herausziehen werden. Daß Sie es gethan haben, zweifle ich nicht und bin desto begieriger auf die Lösung des Knotens.

Fichtens Schrift folgt hier mit Dank zurück; sie enthält sehr viel Braves und Treffendes, schade nur daß er sich von der Prosa seines Stoffes zu sehr hat anstecken lassen. Eine schwere Aufgabe ist es freilich, über Nicolai zu schreiben und durchaus geistreich zu bleiben, aber mir däucht es hätte doch auf einem andern Weg noch besser gelingen können. Entweder, dünkt mir, mußte der Gegenstand ganz philosophisch tractiert werden, Fichte mußte den Ur- und Grundcharakter des Philisters zeichnen und ihn ganz zum Genus erheben; dieß mußte mit der Miene des höchsten philosophischen Ernstes, ja der Würde geschehen, etwa wie Machiavell de Principe geschrieben, und auf die treuherzigste Weise eine furchtbare Satyre auf die Fürsten gemacht hat. Oder es mußte poetisch geschehen, und als ein Gegenstük zu Sebaldus Nothanker ausgeführt werden …

Hier eine Maria Stuart und der Abdruck einiger frühern philosophischen Abhandlungen. Nehmen Sie beides freundlich und gütig auf. Wenn Sie in einer müßigen Stunde meinen Aufsatz über aesthetische Erziehung ansehen wollen, so sagen Sie mir doch, wenn wir uns wiedersehen wie sich diese Vorstellung der Sache zu dem jetzigen Standpunkt der Philosophie verhält …

Auf den Sonnabend ist Cotta hier und Wallenstein wird gegeben. Es wäre schön, wenn Sie her kommen könnten, und nach dem Stück mit Cotta und Göthe bei mir zu Abend äßen. Sagen Sie es auch Niethammern ob er vielleicht Lust dazu hat …“

Die erste Buchausgabe von Schillers Trauerspiel „Maria Stuart“ war im April erschienen. – Seinem Tagebuch zufolge war Goethe am genannten Sonnabend (16. Mai) nach der Wallenstein-Aufführung bei Schiller zu Gast; wahrscheinlich folgten auch Schelling und Friedrich Immanuel Niethammer der Einladung. Nationalausgabe Band 31 Nr. 40.

154 SCHLEGEL, August Wilhelm von, 1767 – 1845. E. Br. m. U. Paris 31.III.1821. 23⁄4 S. 8o. (600.—)

An einen befreundeten Kollegen in Bonn mit einer Sendung von Gipsabgüssen für die Bonner Universität, ferner über die Vorarbeiten zu seinen altindischen Textausgaben sowie über eine Neuerwerbung des Louvre, die Venus von Milo.

„…  Die Indischen Druckschriften werden hier gefertigt … Ich hoffe im Stande zu seyn, vielleicht noch vor Ende dieses Jahres einen Text von nicht zu großem Umfange in einer correcten und zierlichen Ausgabe zu liefern, u. so wird dann hoffentlich, das erste auf dem festen Lande Europa’s gedruckte Indische Buch in Bonn erscheinen …

Das Königl. Museum hat sich durch eine aus Griechenland von der Insel Milo erhaltenen Statue aus persischem Marmor bereichert. Es ist eine Venus, sieben Fuß hoch … Der nackte Leib ist von seltner Schönheit, die Stellung bisher ohne Beyspiel …“ Aus der Autographensammlung Ammann, Aarau.

90
I. LITERATUR 91
Nr. 111 Friedrich von Schiller

155* SCHLEGEL, Dorothea von, geb. Brendel Mendelssohn, Tochter von Moses M., Gemahlin von Friedrich von Sch., in erster Ehe mit dem Bankier Simon Veit verheiratet, 1762 – 1839.

E. Br. m. U. Frankfurt a. M. 5.VI.1835. 4 S. 12o (800.—)

Schöner Familienbrief an „Geliebter Bruder!“ (Joseph, Abraham oder Nathan Mendelssohn), der sie zusammen mit weiteren Verwandten, darunter Sebastian Hensel, der einzige Sohn Fanny und Wilhelm Hensels, auf einer Reise besucht hatte. – Dorothea lebte seit dem Tod Friedrich Schlegels bei ihrem Sohn, dem Maler Philipp Veit, seit 1830 Direktor des Städel-Museums in Frankfurt a. M.

„…  ich soll Dir im Auftrag von Philipp, der selber nicht viel zum schreiben kömmt – einige Worte der Entschuldigung nachschicken, daß er den Maitrunk ad libitum begehrt, und dann ächt burschikos nicht dafür gesorgt hat, daß er Dir nicht auf die Rechnung gesetzt werde! er verlangt daß ich ihm bezeuge, daß er nicht alle Tage so impertinent zu seyn sich erlaubt, daß aber die Verwirrung des Augenblicks ihn vergesslich gemacht habe. wir waren eigentlich von der Ueberraschung uns so liebevoll zusammen zu sehen, und von dem unangenehmen Gefühl der raschen Trennung, zusammen mit dem Dank für Eure liebe Bewirthung, von der belebenden Stunde des Zusammenseyns, in einer sehr angenehmen Stimmung, so daß das Schickliche vielleicht mehr als einmal vergessen wurde.

… Ihr seyd nun fröhlich zusammen, in der vormals heiligen Stadt Kölln! Möge es Euch dort wohl gehen, u Ihr manchmal Euch unser erinnern, die wir mehrere Jahre in Kölln gelebt, u gar liebe Erinnerungen von dort noch in uns haben.“ – Dorothea, die 1802 – 08 mit ihrem Mann Friedrich Schlegel in Köln gelebt hatte, ließ sich dort zunächst protestantisch, dann, gemeinsam mit Friedrich und ihren Söhnen, katholisch taufen. – „Gestern dachten wir den ganzen Tag an unre lieben Reisenden, u begleiteten sie von Stunde zu Stunde auf den herrlichen Strom. Auch die Kinder sprachen beständig von den vielen Tanten und von den Kindern. Friedrich verlangte von der Mutter noch ein Stückchen Kuchen um es für Bastian aufzuheben. Therese corigirte: er heißt Sébastian; nun sagte Francesca, er heißt Sebástian! man kann auch Bastian sagen entschied Friedrich ganz preremptorisch. Noch einmal Gruß und tausend Dank; und die Bitte von Philipp u Caroline, Ihr möchtet doch wieder über Frankfurt zurück kommen … und daß … Ihr doch bey uns absteigen möchtet, u. nicht im Gasthof … Thut es liebe Geschwister wir wollen es Euch gewiß so bequem als möglich zu machen suchen …“

156 SCHNEIDER, Reinhold, 1903 – 1958. E. Gedicht mit Widmung u. U. Berlin/Potsdam 9./10.IV.1936. Auf einer gelaufenen Postkarte. Kleiner Randeinriss. (300.—)

An den Schriftsteller Jochen Klepper, nach einer Begegnung in Berlin. „Auftrag.

Du sollst erkennen wie die Völker schwinden Und ihnen nach die schweren Strassen schreiten, Den Purpur um der Könige Schultern breiten Und ihre Enkel fest ans Erbe binden.

Du wirst die Völker alle schuldig finden, Umloht von ihrer Richtstatt Flammenscheiten; Du aber, unterm Schuldgewicht der Zeiten, Sollst singen und den Toten Kränze winden.

Du sollst im Grauen das Gesetz erfahren, Das die Lebend’gen kettet an die Schemen, Und singen sollst Du, meine Völker feiern!

So diene Du mit leidergrauten Haaren, Dann will ich Deine Stimme von Dir nehmen Und einst was Dir verborgen blieb entschleiern.“

Mit Korrekturen in der Schlusszeile.

I. LITERATUR 92

An ihre Freundin Marianne Hunt, die Ehefrau des Verlegers und Dichters Leigh Hunt, eines engen Freundes ihres Mannes Percy Bysshe Shelley, der dem Ehepaar Shelley zusammen mit seiner Familie nach Italien nachgereist war. – Am 8. Juli 1822 war Shelley mit Freunden, nachdem sie zu Leigh Hunt und Lord Byron in Livorno gesegelt waren, auf der Rückreise in einem Sturm ums Leben gekommen. Mary Shelley lebte daraufhin ein Jahr bei den Hunts in Italien.

Der vorliegende Brief stammt wohl aus der Zeit der Vorbereitung zu zwei weiteren Italien-Reisen, die Mary Shelley zusammen mit ihrem Sohn Percy Florence 1840 und 1842 unternahm.

„…  While you have been envying me I have not been to be envied – our journey to Italy … this year is given up … & my spirits are sadly depressed at looking forward to a dark dreary winter – besides I have had a very bad nervous attack which made all writing painful to me, or I should have written to you before – I have been spending 3 weeks by the seaside & felt much better but though I only returned yesterday I seem to feel not so well again …“ Ferner über zwei Sendungen von Seide und Popeline.

„… The question about my poplin I dont understand as I called on you in town – you were out – I asked permission to write a note – & though paper was hard to be got at – I did write tearing the bill & the money – I hope you got it safe. The poplin is very nice – I have it made up & worn it & like it much … my journey to Italy will take place some year not never …

You will see I think from my writing that I am very nervous this morning – it is cold & cloudy & that always seems to have a bad effect on me – I will try to get a better day & write again soon …“

I. LITERATUR 93
157 SHELLEY, Mary, 1797 – 1851. E. Br. m. U. „MS.“ London („Putney“) 17.X. (nach 1839). 4 S. 8o. Leicht gebräunt. Bugfalte mit Montageschäden. (2.000.—)

158 STENDHAL, Pseudonym für

An (den Diplomaten und Schriftsteller Louis Pierre Edouard Baron de Bignon), Verfasser mehrerer Werke über die Napoleonische Ära. Bignon hatte 1829 mit der Arbeit an seiner „Histoire de France sous Napoleon“ begonnen, ein Werk, das bis 1838 10 Bände umfassen sollte.

„Me permettrez vous, Monsieur, de féliciter l’academie qui a eu le courage d’appeler dans son sein un homme qui sur les choses contemporaines, a osé dire la vérité? Cinquante exemplaires de ce bel ouvrage sont arrivés de Bruxelles à Florence, j’ai acheté le dernier. Chose étonnante, ce sont surtout les anglais qui le recherchent … Les gens de bon sens de toutes les nations, même anglais, sont las des mensonges apologétiques que l’on appele de l’histoire depuis quelques annés.

Celle dont nous sommes témoins dans ce pays-ci, est bien plaisante, mais le tems présent est l’Arche du Seigneur. On assiste à une parodie des dernières années de ce pauvre roi Louis XVI. Entre deux mesures proposées on choisit toujours le pire; c’est surtout la fausseté qui a des charmes, et il s’agit d’une hipocrisie dont personne n’est la dupe. C’est M. de Lesseps qui porte ma lettre à Paris …“

I. LITERATUR 94
Marie-Henri Beyle, 1783 – 1842. E. Br. m. U. „H. Beyle“. Rom 6.I.1833. 21⁄2 S. 4o. Etwas stockfleckig. Bugfalte mit Falzresten. (1.600.—)

„wie im Taumel“

An einen Freund in Berlin bei Übersendung einer Notiz, die „in die meist gelesene Zeitung Berlins aufgenommen“ werden solle, um auf das unglückliche Schicksal zweier biederer Norweger aufmerksam zu machen, „die sich nicht übertragen laßen wollen“.

„…  Was diese Einlage betrifft, so enthält sie die reinste, klarste Wahrheit. Dafür verbürge ich mich. Der Prinz Regent ist ein trefflicher Mann u. Gott wolle seinen Segen zu dißer Unternehmung geben …“ (Durch den Kieler Frieden vom 14.I.1814 sollte Norwegen vom dänischen an den schwedischen König abgetreten werden, dagegen hatten die Norweger am 25. Februar in Trondheim Prinz Christian Friedrich von Dänemark, den späteren Christian VIII., zu ihrem Regenten proklamiert.)

Ferner über die Abdankung Napoleons (am 11. April).

„…  Ich bin noch immer wie im Taumel u. auch deßwegen bin ich unaussprechlich glüklich weil Bonaparte als ein kleiner, alltäglicher Wicht geendiget hat. Und vollends welche Kleinheit in seinen Schranzen? Der Marschall Marmont der bei der ersten Aufforderung sagt: de tout tems l’opinion publique a été la norme de ma conduite.

O des niedrigen Kehrichts!

Ist’s wahr daß Unser Blücher krank ist? …

Gott sei mit Ihnen! ER hat ein Großes an uns gethan. Dank u. Preiß Ihm! …“ Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

I. LITERATUR 95
159 STOLBERG, Christian Graf zu, 1748 – 1821. E. Br. m. U. „C. St.“ Windeby 28.IV.1814. 4 S. 8o (1.200.—)

„nicht nur gefährlich, sondern geradezu gewiß schädlich“

160 STOLBERG, Friedrich Leopold Graf zu, 1750 – 1819. E. Br. m. U. Münster 21.III.1810. 8 S. 4o. Mit rot gesiegeltem Umschlag (defekt). (2.000.—)

Herrlicher, essayartiger Brief an Therese von Droste-Hülshoff geb. von Haxthausen auf Burg Hülshoff, die Mutter der Dichterin, die er eindringlich mahnt, den schauspielerischen Neigungen der 13-jährigen „Nette“ nicht nachzugeben. – Die Drostes zählten wie Stolberg selbst zum aufgeklärt-katholischen „Münsterschen Kreis“ um die Fürstin Amalie von Gallitzin.

„…  Ich hoffe auf Ihre Verzeihung, meine liebe, gnädige Frau, wenn ich endlich, nachdem ich einige Wochen lang mit mir selber darüber gekämpfet habe, Ihnen meine Besorgnisse über etwas mittheile, was mir schwer auf dem Herzen liegt. Ich habe gehört daß Fräulein Nette in gesellschaftlichen Kreisen Komödien spiele. Für Männer und Frauen ist, meiner innigsten Ueberzeugung nach, diese Uebung wenigstens gefährlich, für Jünglinge noch mehr, für junge Mädchen noch weit mehr, und eben für Fräulein Nette mehr noch als für andre. Ich habe lang, und mehr als mir lieb war, in der grossen Welt gelebt, wo eben diese Uebung von den Franzosen als ein Theil der Erziehung eingeführt worden. Ich habe keinen, und noch weniger eine gesehen, welche nicht merklichen Schaden dadurch gelitten hätten. Ich setze gern zum voraus, daß Fräulein Nette in keinem Stück eine Rolle hat, in welchem von leidenschaftlicher Liebe die Rede wäre. Diese Voraussetzung bin ich Ihnen schuldig. Ich setze zum voraus daß die Stücke in welchen sie spielt – wiewohl mir fast keine solche bekannt sind – nichts von der weltlichen Moral enthalten, die der Moral des Evangeliums geradezu entgegen gesezt ist; kurz ich setze voraus, daß sie nichts enthalten was sie Ihnen nicht vorlesen dürfte – wiewohl ich es wiederhohlen muß, daß ich solche Komödien nicht kenne – so ist doch das blosse Vorstellen jedem Menschen, mehr als Männern den Frauen, mehr als diesen den Mädchen, und vor allem solchen nicht nur gefährlich, sondern gewiß schädlich, welche gereizte Nerven, und einen phantastischen Schwung des Geistes haben. Sie leben fortan in einer idealischen Welt, und nicht etwa in einer geßnerschen Idyllen-Welt, sondern in einer solchen, deren dereinstige Realisirung sie sich als erwünscht bey Tag und bey Nacht vorstellen, und mit Wahrscheinlichkeit erwarten, sich hineinträumen, und bald nur für sie Empfindung behalten. Daher verlieren sie bald die holde Munterkeit unschuldiger Jugend; das Haus der Eltern wird ihnen traurig, die unschuldigen Freuden werden ihnen alltäglich, für die Natur werden sie kalt; und haben sie das durch nichts zu ersetzende Glück, auf dem Lande – das heißt im Naturschoosse Gottes – erzogen zu werden, so entgeht ihnen dieses, ja es wird ihnen lästig; theils weil sie eher in der Stadt zu finden glauben was sie sich als das höchste Glück vorstellen, theils weil die holde Naivetät edler Einfalt von ihnen gewichen ist, ohne welche man keinen Sinn für die simplen, aber erhabnen, edlen Freuden der Natur hat. Diese holde Naivetät ist verbunden mit jener holden Schüchternheit, welche die schönste Zierde des Mädchens, und die von Gott in ihre Natur gelegte Hüterin der Tugend ist. Bey jeder Vorstellung wird die Eitelkeit genährt, die Schüchternheit besiegt, bis sie zulezt entflieht. Und was entflieht nicht mit ihr! Junge Mädchen pflegen, wenn sie erst die Blödigkeit überwunden haben, mit einer Leidenschaft welche immer zunimt, Rollen zu spielen. Die Wahrheit des Charakters geht verloren; das Scheinen ersezt das Seyn; bey jeder vorgestellten Empfindung, wird die wahre Empfindung aufgeopfert, und nach dem öfteren Erglühen an fremden Gefühlen, wird das Herz für wahre Gefühle Eiskalt. Nichts nährt mehr die Eitelkeit, nichts entfremdet mehr von der Einfalt, von der wahren Heiterkeit, von jener schönen Freundlichkeit die aus dem Herzen komt, von der christlichen Demut, vom Geschmak am wahrhaftig edlen u. schönen, von der Liebe des Herzens, von christlichem Sinne in dessen ganzem Umfange, als diese Gleichstellung mit der Welt, deren Charakter erkünstelt, untheilnehmend, kalt, eitel, todt für natürliche Freuden und dem Christenthum zuwider ist …“

Bei Jürgen Behrens, Briefe, Neumünster 1966, nicht gedruckt; im Verzeichnis sämtlicher Briefe nicht registriert.

Ebenfalls aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff, auf dem Umschlag von ihr eigenhändig bezeichnet „Friedrich Leopold Stolberg“.

I. LITERATUR 96

161 E. Br. m. U. „der Alte am Ravensberge / FLvStolberg“. Brinke (Grafschaft Ravensberg) 6.II.1816. 8 S. 4o (1.600.—)

An einen Grafen (von Westphalen) bei Rücksendung einer die „Ritterszeit“ verherrlichenden Schrift, die er aufmerksam gelesen und „mit Empfindung … beherziget“ habe. Stolbergs briefliche Auseinandersetzung mit der Schrift kommt einem Aufsatz über die Rolle und Stellung des Adels im 19. Jahrhundert jenseits aller Ritterromantik gleich.

„… Sie scheint mir ein Traum aus einer andern Welt zu seyn. Als solchen möchte man sie idealischer wünschen; als Abriß eines herbey zu führenden Zustandes, ist sie, fürchte ich, viel zu idealisch, oder vielmehr – denn Mittelalter kann ich nicht zurück wünschen – zu phantastisch. Mit Grund bemerkt … der Verfasser, daß Erfahrungen gezeigt haben, wie die Versuche, sich das Eigenthümliche fremder Länder anzueignen immer scheiterten. Was aber in Absicht auf den Raum gilt, das gilt noch mehr in Absicht auf die Zeit, deren Herrschaft weit mächtiger. An Formen und an Sitten sind … die Völker Europens sich sehr ähnlich; weit ähnlicher als es der Deutsche des 19ten dem Teutschen des 14t Jahrhunderts ist … Weil der alte Ritter riesig an Leibeskraft war, so konnte er einen gewaltigen Flamberg schwingen; aber was soll der Flamberg uns? Was soll er uns bey ganz veränderter Kriegsführung, gegen Kartätschen u.s.w.?

Was vom Flamberg, den ich nur als Beipiel wählte, gilt von allem übrigen der Ritterszeit. Was ehrwürdiges aus dem Ritterthum hervorging, das ging aus Aufopfrung hervor; und das wird durch Streben nach verlornen Vorzügen nicht wieder belebt werden.

Der Gesichtskreis hat sich sehr erweitert, und der Thatenkreis ist allen geöfnet worden. Um mit dem Jahrhunderte Schrit zu halten, muß der Adliche an Kenntnissen es dem Bürgerlichen gleich thun, wofern er mit ihm in den Thatenkreis soll eingelassen werden. Thut er das nicht, so wird er erleben, daß der Bürgerliche im Kabinette als Minister regiere, wofern auch im Vorzimmer des Fürsten die Aufwartung dem Adlichen vorbehalten bleibt. Und wie solte, selbst im Felde (der Region des Ritters!) der Adliche Vorzug vor dem behaupten, der ihn in unsrer Kriegskunde übersieht?

I. LITERATUR 97
„Mittelalter kann ich nicht zurück wünschen“

Will der Ritter Vorzug an Gesinnung haben, so darf dieser nicht auf Anmaassung gegründet werden, sondern auf bescheidner und kühner Aufopfrung. Das ganze Leben des Vaters töne tief ins Herz des Sohnes die Ermahnung ein: Sey der Väter werth, die Welt erkenn es, oder sie erkenn es nicht. Schwungsucht geziemt nicht dem Ritter, wohl aber festes Berufen auf Gesinnung und auf Kraft. Durch solches würden wir auch unsern Gegnern Ehrerbietung abgewinnen; und, wofern es mit freundlicher, dabey thätiger Milde gegen die untere Volksordnung begleitet wäre, solche Ehrfurcht und Liebe zu erwerben, daß wir, durch diese Eigenschaften, in Verbindung mit erforderlichen Kenntnissen und Gaben unsrer Zeit, den uns anizt gebührenden Rang behaupten könnten.

Die alte Zeit in uns aufleben zu lassen, ist gerade so unmöglich, als in den Mutterleib unsrer Ur-ur-ur-urur-ur-Urgroßmutter rückkehren.

Könnt’ ich es, so möcht’ ich es nicht. Das Mittelalter wird angepriesen anizt, aus Ekel an unsrer Zeit. Aber auch jene Zeit hatte ihren Ekel, so sehr sie ihn auch zu verschlafen und zu berauschen suchte. Der Ekel unsrer Zeit kommt aus Ueberladung an vielem was an sich gut ist. Seyn wir mässig an der Geistestafel unsres Jahrhunderts, so werden wir uns nicht zurücksehnen nach den Bierhumpen jener alten Hühnen!

Dem sey wie ihm wolle, gewiß scheint mir, daß jedes lautbar werdende Bestreben nach Erwekkung des Ritterthums eine unvermeidliche Reaction von Seiten des Hofes u. der andern Stände hervorbringen würde, deren Stoß zu begegnen oder auch ihm auszuweichen, wir nicht vermögend wären; desto weniger, da unsre Neider wohl wissen was sie wollen, unter Hunderten der Unsren aber wohl kaum Einer weiß, was wir wollen dürfen und wollen sollen.

Mit der Macht wird sich die Lauge des Lächerlichen gegen uns rüsten. Das Ritterthum eignete sich den Spaniern des sechzehnten Jahrhunderts weit mehr als den Deutschen des neunzehnten. Doch gab ihm Cervantes, obschon selbst Ritter, durch seinen genialischen Domchischotte einen Todesstoß.

Zum Beschluß sey mir erlaubt den Mißgrif des Verfassers … zu rügen, der die Religion ganz beseitiget, da doch durch sie das Ritterthum sich hielt, durch sie, in roher Zeit, geistiges Wesen erhielt, durch sie, die, weil sie göttlichen Ursprungs ist, sich alle Zeiten und alle Formen aneignet, und durch diese Aneignung allein ihnen Kraft zum Leben gibt.

Halten wir an guter Gesinnung, streben wir sonder Furcht u. ohne Tadel zu seyn, und unsre Jugend in ächt edler Gesinnung zu bilden u. zu erhalten, so wird der Adel sich erhalten. Er ist in der Natur der Dinge, in den Herzen der Menschen gegründet, er war allezeit und allenthalben. Aber er muß, im Wesentlichen seinem Geiste treu, sich selbst gleich bleiben, im aüssern nicht veraltete, morsche Formen aufrecht erhalten wollen, vielmehr den alten edlen Wein in neue Schläuche füllen, weil die alten löchricht geworden …“

Bei Jürgen Behrens unter Nr. 494 in Auszügen gedruckt; Janssen Band 2 S. 357 ff. Ebenfalls aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

162 STRINDBERG, August, 1849 – 1912. E. Br. m. U. Holte 29.IX.1888. 1 S. 8o. Schwedisch. Leichter Tintenabklatsch. (350.—)

Wohl an den Schriftsteller und Apotheker Otto Benzon, den er um finanzielle Unterstützung gebeten hatte. – Strindberg lebte nach der Anklage wegen „Gotteslästerung“ in seinem Werk „Das neue Reich“ mit seiner ersten Frau, der Schauspielerin Siri von Essen, und seinen drei Kindern seit fünf Jahren im Ausland; ab 1887 in Dänemark, bevor er 1889 nach Schweden zurückkehrte.

„… Nun dürfen Sie nicht enttäuscht sein, dass ich, nachdem ich die Kabale ertragen habe, meine Zusage zum 1. Oktober nicht einhalten kann; und Sie dürfen mir deswegen nicht böse sein …“ (Übersetzung).

Kurz zuvor hatte Strindberg sein Drama „Fräulein Julie“ fertiggestellt; die geplante Uraufführung mit seiner Frau in der Hauptrolle war jedoch von der dänischen Zensurbehörde mit einem Aufführungsverbot belegt worden. So wurde das Stück im Rahmen einer privaten Veranstaltung der Kopenhagener Studentenvereinigung am 14. März 1889 uraufgeführt. Die erste öffentliche Aufführung fand erst 1892 in Berlin statt.

98
I. LITERATUR

163 E. Billett auf seiner gedruckten Visitenkarte. 1 S. quer-16o. Etwas fleckig. (180.—)

Wohl für einen Besucher: „August Strindberg / Ich empfehle mich aber kann nicht öffnen!“

Brechts Tod

164 SUHRKAMP, Peter, Verleger, 1891 – 1959. E. Br. m. U. „z. Zt. Berlin-Zehlendorf, Schützallee 7“ 21.VIII.1956. 3 S. folio, eng beschrieben. Mit gedrucktem Briefkopf „Dr. Peter Suhrkamp / Frankfurt am Main“. (800.—)

An den Bühnenbildner Caspar Neher, dem er detailliert von Tod und Begräbnis Bertolt Brechts berichtet. – Suhrkamp, der aus Frankfurt a. M. kommend das Begräbnis am 17. August knapp verpasst hatte, setzt Neher, Brechts ehemaligen Schulkameraden und beruflichen Weggefährten, über die genauen Umstände des Todes des gemeinsamen Freundes am 14. August ins Bild. Noch kurz zuvor seien Brecht und er zu einem gemeinsamen Klinikaufenthalt in München verabredet gewesen.

„… am 14. wurde ich in Frankfurt mittags von Elisabeth Hauptmann aus Berlin angerufen: Brecht würde abends nach München abfahren … Es wäre alles in Ordnung, aber er wird immer schwächer …

Ich sollte abends noch ein Telegramm bekommen, ob die Abreise klappte. Das Telegramm kam nicht, stattdessen Mittwoch früh die Nachricht vom Tod. Donnerstag flog ich nach Berlin. Abends erreichte mich ein Brief von Helli “ (Helene Weigel): „B’s Wunsch war, nur die allernächsten Freunde sollten beim Begräbnis sein. Am Grabe sollte niemand sprechen, auch sonst keine Zeremonie sein. Das würde Freitag früh 9h auf dem Dorothenfriedhof … sein … Ich kam um 1⁄4 nach 9 an, und es war alles schon vorbei. Darauf ging ich in B’s Wohnung hinauf. Im zweiten Zimmer fand ich um einen großen Tisch einen Kreis von … alten Männern … Die Tür zu B’s Schlafkammer daneben stand offen. Ich ging hinein … Alle Räume sind weiß getüncht. Die Kammer ist schmal … Zwei Fenster, dem Bett gegenüber, geben Licht … Nach kurzer Zeit kam Helli zu mir dorthin. Die Männer waren gegangen. Ich hatte sie nicht beachtet und niemanden erkannt: es waren Becher, Wandel, die beiden Eisler, Dessau  … In der Kammer berichtete Helli mir von seinem Sterben. Er war am 9. von Bu[c]kow hereingekommen, hatte am 10. vormittags und nachmittags, jedesmal offenbar nur kurz, an Umbesetzungsproben für das Londoner Gastspiel des Ensembles, das am 27. mit ‘Mutter Courage’ beginnt, teilgenommen, war in einem Schwächeanfall gegangen … Am 14. mittags wurde durch E. K. G. festgestellt, daß ein schwerer Herzinfarkt bestand, der wenigstens 3 Tage zurück lag. Von 18h an war B. bewußtlos, er kam danach nicht mehr zu Bewußtsein … Der Atem wurde langsamer, gegen Mitternacht (3⁄4 12) setzte er aus … Über tags – das berichtete die Hauptmann mir nachmittags, sagte er einmal mit ganz schwacher Stimme: ‘das ist ein Witz – oder ich bin schwer krank’. Sie bemerkte dazu, in seiner Umgebung hätte die letzte Zeit niemand sein Kranksein recht ernst nehmen wollen … Ich saß danach noch mit Helli, Stephan, Barbara und Hanna [sic]“ (die Kinder Brechts). „Die Hauptmann sah ich nicht; sie kümmerte sich um Ruth Berlau  … Die Trauerfeier“ (am 18. August im Theater am Schiffbauerdamm) „war bedrückend und von spießiger Mittelmäßigkeit. Sie bekam einen heftigen politischen Akzent, weil morgens das Verbot der K. P. im Westen bekannt gegeben war. Es sprachen Ulbrich, Becher, Wandel, Lukacs, Strittmatter. Bechers Rede begann: ‘Es ist eine Trauer in der Welt …’ – damit ist der Ton angedeutet … Sonntag machte ich eine Probe von ‘Mutter Courage’ für London mit … Auf der Probe war Erich Engel. Er wird ‘Galileio’ fertig arbeiten. Es wird wichtig sein, daß auch Sie künftig – wenigstens in der ersten Zeit – viel im Ensemble arbeiten …“

I. LITERATUR 99

165 SUTTNER, Bertha von, geb. Gräfin Kinsky, 1843 – 1914. E. Postkarte m. U. Wien 5.IV. 1904. (200.—)

An Heinrich Spiero in Hamburg mit „einem kl. Beitrag der Huldigung“ für Detlev von Liliencron.

„… Gern schließe ich mich mit einem kl. Beitrag der Huldigung an, die dem genialen Dichter zu seinem Geburtstag dargebracht werden soll. Uebersenden Sie mir, bitte, drei oder 4 Bogen die ich weiter geben werde …“

Zu Liliencrons 60. Geburtstag am 3. Juni des Jahres wurde er mit einer von Heinrich Lefler gestalteten Festschrift geehrt, an der sich die bekanntesten Schriftsteller der Zeit beteiligten.

166 TASSO, Torquato, 1544 – 1595. E. Gedicht m.U. „Torq[ua]to Tasso“. 1 S. folio. Geringe Alters- und Montagespuren, 2 kleine Löcher. (16.000.—)

Tassos Freund, der Kardinalsekretär Statilio Paolini, hatte für den mittellosen Dichter wenige Jahre vor dessen Tod bei Papst Clemens VIII. (1536 – 1592 – 1605) eine kleine Pension erwirken können, wofür sich Tasso mit dem vorliegenden Lobgedicht in Sonettform bedankte:

„Risp[et]to al Sig[n]ore Statilio.

Chiaro nome inalzar con roca tromba, E celeste virtù, caduto a terra, E la pace lodar, sospinto in guerra, Non oso. e ’l canto mio rimbomba:

Ma tù, che trar ne puoi d’oscura tomba Canta di lui, che n’apre il cielo, e serra: E ’l suo poter distende anco sotterra, E fà l’alma volar quasi colomba.

Et ogni mente à reverir s’inchini, I merti, e l’opre, et ogni gentil petto, Gli consacri il suo cor da Battro, à Tile.

Perche dee farli honori homai divini Il cielo, e ’l mondo, e ’ntende ad altro obietto Pur come lingua basti, o colto stile.“

Zusätze von fremder Hand geben Aufschluss über frühe Besitzer des Stückes sowie die erste Veröffentlichung des Gedichts:

Auf der Vorderseite: „Sonetto Originale di Torquato Tasso, a Statilio Paolini / Stato regalato a Monsige Fontanini dall’Abate Sige Gianfrancesco Sinibaldi, come si dichiara alla Pagina 361 nel Libro dell’Aminta difeso, ove è stampato.“ – Auf der Rückseite: „È stamapto nell’Aminta difeso, da Monsige Fontanini Pagina 362, Edizione di Roma 1700: in 8o“.

„Abt Gianfrancesco Sinibaldi verschenkte dies wertvolle eigenhändige Sonett an Giusto Fontanini, der es zuerst in seinem Buch ‘L’Aminta di Torquato Tasso difeso’ ... 1700 veröffentlichte. Das Autograph wurde dann mit einem Exemplar von Fontaninis Buch verbunden ... Dann wurde es abgetrennt und separat verkauft, bis 1877 Angelo Panizzi, der das oben erwähnte Exemplar des Werks von Giusto Fontanini bereits seit zwölf Jahren besaß, das Autograph bei dem Buchhändler Ongania in Venedig aufspürte und erwarb und es dem Band von ‘Aminta difeso’ wieder beifügte, wo es sich noch heute befindet. Dies geht aus einer Notiz hervor, die Angelo Panizzi auf ein Blatt geschrieben hat, das dem Titelblatt von Fontaninis Werk vorangestellt ist“ (G. Belvederi: Biblioteca Arcivescovile e Libreria Breventani di Bologna, Catalogo dei Manoscritti, Ms. 68; Übersetzung).

Zuletzt versteigert durch uns 1979 (Katalog 617 Nr. 298), seither in einer deutschen Privatsammlung.

100
I. LITERATUR
I. LITERATUR 101
Nr. 166 Torquato Tasso

167 THIESS, Frank, 1890 – 1977. E. Br. m. U. San Remo 29.XI.1937. 2 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Schwach fleckig. Gelocht. (120.—)

An Eckart von Naso, dessen neu erschienenen biographischen Roman „Moltke, Mensch und Feldherr“ betreffend, über den zu schreiben er sich ursprünglich ebenfalls vorgenommen hatte.

„…  Ich konnte Ihnen darüber womöglich gram sein, dass Sie mir, ohne es zu ahnen, den Moltke-Stoff ‘wegnahmen’, nur, wenn Sie daraus ein schlechtes Buch gemacht hätten, hätte ich es sein dürfen. Nun aber ist daraus ein ausgezeichnetes geworden, also musste ich mich sogar darüber freuen, zumal es letztlich ja ganz unerheblich ist, wer das Buch schrieb, falls man nämlich der Meinung ist, dass es einmal – und zwar gerade in dieser Zeit – geschrieben werden musste …“ Beiliegend ein Br. m. U. von Eckart von Naso vom 19.XI.1937 an Thiess.

168 THOMA, Ludwig, 1867 – 1921. 1 eigenh. Manuskript mit Namenszug „Ludwig Thoma“ am Schluss sowie 10 eigenh. Gedichte m. U. „Ludwig Thoma“ (1) und „Peter Schlemihl“ (9). 15 S. gr.-4o bis gr.-8o. 1 Gedicht auf Briefpapier des „Simplicissimus-Verlags“. Teilweise mit Korrekturen und Streichungen. Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse. (800.—)

Das Manuskript: „Sommerabend“, beginnt: „Am 30. Juli. Ich war zur Jagd in dem fruchtbaren Hügellande zwischen Dachau und Aichach. Schon war viel Korn gemäht und von allen Höhen blinkten die weißen Hemdärmel der arbeitenden Männer, die grellrothen Kopftücher der Weiber. Hochbeladene Wägen schwankten langsam die schmale Straße entlang ins Dorf, leere kamen rasselnd mit trabenden Pferden zurück …“

Die Gedichte: „An die Ultramontanen“, „Borromäus-Encyclica“, „Die Nationalliberalen“, „Marinefest“, „Ergebenes Gedicht“, „Querelles allemandes“, „Tischreden“, „Schweine“, „Stimme der Reue“ und „Wir Thoren“.

Beiliegend 1 e. Br. m. U. an einen Theaterdirektor mit Dank „für die erfolgreiche Aufführung meiner Lokalbahn“ (München 1903). Sein gleichnamiges Stück war im Oktober 1902 im Münchner Residenztheater uraufgeführt worden.

„Stille Täler, kleine Leute, Wie hat uns das Schicksal heute Mitten ins Getrieb’ gestellt! Jede Seele fasst ein Ahnen, An die Herzen dringt ein Mahnen Aus der einst so fernen Welt. Sorge, die uns gestern drückte, Freude, die uns einst beglückte, Ist uns heute armer Tand. Unser Denken, unser Leben Ist mit Einem hingegeben An das große Vaterland …“

Es folgt eine weitere Strophe. – Am selben Tag erschien das Gedicht mit dem Titel „Mein Dorf“ im „Simplicissimus“ (S. 364).

I. LITERATUR 102
169 E. Gedicht m. U. O. O. 15.IX.1914. 1 S. kl.-4o. 2 Fleckchen am linken Rand. (180.—)

Schöne

An einen Herrn, der wegen der Veröffentlichung eines Romans von Alphonse Daudet angefragt hatte.

„…  Je ne puis me charger de la proposition que vous me faites, d’autant plus que le roman d’A.

paraissant dans un journal hebdomadaire, il n’y a qu’un journal hebdomadaire Russe qui puisse offrir une somme quelconque pour la publication de ce roman, qui devrait être traduit sur le manuscrit, le droit de traduction étant absolument libre en Russie. –Il existe à Petersbourg un journal hebdomadaire et illustré, extrêmement répondu (25 000 abonnés) –du nom de: ‘Ogonëk’ (petite flamme.). – Si vous voulez vous adresser à lui, je crois qu’il pourra vous faire des propositions convenables.

Alph. Daudet étant très populaire chez nous …“

I. LITERATUR 103
170* TOLSTOI, Leo Graf, 1828 – 1910. Portraitphotographie mit e. Namenszug (russisch) und Datum auf dem Untersatzkarton. „29 März 1901“. 10 × 15 cm. Aufnahme: „Scherer et Nabholz à Moscou“. Umlaufender Goldschnitt. Etwas fleckig, Ränder leicht bestoßen. (1.600.—) Altersaufnahme, Tolstoi in dunkler Bluse an einem Tischchen sitzend. 171* TURGENJEW, Iwan, 1818 – 1883. E. Br. m. U. „Ivan Tourguéneff“. Paris „50, rue de Douai“ 1.XII.1880. 1 S. gr.-8o. Auf seinem Briefpapier. Am Kopf kleine Ziffern von fremder Hand. (2.000.—) Daudet

172 UHLAND, Ludwig, 1787 – 1862. E. Br. m. U. Tübingen 19.VIII.1844. 1 S. 4o. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht (unregelmäßig) gebräunt. (300.—)

An den Antiquar und Bibliophilie-Experten Fidelis Butsch in Augsburg mit Buchbestellungen aus dem „mitgetheilten Catalog Nr. XIX“.

„… pag. 138. G. Grünwald, ein Lied der Pfalzgräfin Dorothea gewidmet 1580 … pag. 151. Catholisch Gesangbuch etc. von Leisetritt, Budissin 1584 …“

173 E. Albumblatt m. U. „L. Uhland.“ Frankfurt a. M. 20.XII.1848. 1 S. quer-kl.-8o. Dreiseitiger Goldschnitt. (250.—)

„Man rettet gern aus trüber Gegenwart Sich in das heitere Gebiet der Kunst.“

Aus dem Prolog zu seinem Trauerspiel „Ernst Herzog von Schwaben“.

174 VALÉRY, Paul, 1871 – 1945. Br. m. U. und 4-zeiliger e. Nachschrift. (Paris) 14.XI.1933.

1 S. gr.-8o. Mit Briefkopf der „Académie Française“. Leicht gebräunt. Heftklammerspur am rechten Rand. (200.—)

Als Mitglied der Académie Française an einen Freund, dem er verspricht, sich für die Verleihung eines Preises für arme und kinderreiche Familien an einen von diesem vorgeschlagenen Kandidaten einzusetzen. „… Je ferai mon possible pour faire obtenir l’un des prix Saulnier ou Lamy à M. Pierre Nivet que vous me demandez de signaler à l’attention et à la bienveillance de l’Académie. Les candidats sont innombrables, mais votre nom fera, je l’espère, quelque effet sur les membres de la commission …“

Eigenhändig fügt er als Nachsatz hinzu: „Si v[ou]s connaissez qq. personnalités – prélats ou artistes très connus, n’hésitez pas à leur demander un mot à adresser à l’Institut – en faveur de votre candidat.“

175 VARNHAGEN VON ENSE, Karl August, 1785 – 1858. E. Albumblatt m. U. Berlin 15.XI.1844. 2⁄3 S. gr.-8o. Etwas gebräunt. Verso Montagereste. (350.—)

„Aus dem Persischen des Asefi Schirazi. Auf den Knieen der Eltern, ein neugeborener / Säugling, Lagst du weinend, und froh lächelten All’ / um dich her; –Nun, so lebe, daß einst, zum langen Schlummer / entschlafend, Freundlich du lächeln magst, wenn sie dich / weinend umstehn! …“

LITERATUR 104
I.

176 VERNE, Jules, 1828 – 1905. E. Br. m. U. Amiens 5.X.1887. 2⁄3 S. 12o. Kariertes Papier. Vermerk von fremder Hand am Unterrand. (600.—)

Nach Angaben auf dem Brief an den niederländischen Politiker Henry David Levyssohn Norman in Den Haag, der ihn während eines dortigen Aufenhaltes beherbergt hatte.

„Monsieur, Je desire vous remercier sans rétard pour l’aimable et sympathique acceuil qui vous m’avez fait à La Haye. Je n’oublierai jamais votre hospitaliere habitation de Korte Voorhout. Veuillez vous, je vous prie, presenter mes respectueux hommages a Madame Levyssohn …“

177 WASSERMANN, Jakob, 1873 – 1934. 2 e. Br. m. U. Wien 18.IV. und 10.VI.1912. 4 S. kl.4o und quer-8o (Briefkarte). Mit Briefkopf „Jakob Wassermann“. Leicht gebräunt. Ein Brief mit schwachen Wasserfleckchen. (300.—)

An den Literaturhistoriker Arthur Eloesser, der zu dieser Zeit als Journalist bei der Vossischen Zeitung arbeitete, über seine neuesten Werke.

18.IV.1912. „… Was Sie mir über den Goldenen Spiegel schreiben, macht mich sehr glücklich, denn Sie gehören zu den wenigen Männern in Deutschland, an deren Beifall und Zustimmung mir im tiefsten gelegen ist. Ich glaube, Sie werden auch in Zukunft wieder mit mir gehen, denn mir scheint es, und mein nächstes Buch wird Sie vielleicht davon überzeugen, daß ich jetzt den Weg zu mir selbst gefunden habe und damit den Weg in die Welt, ins Leben und zum Volk …“

10.VI.1912. Über seinen Roman „Der Mann von vierzig Jahren“, den er bereits an die Monatshefte von Velhagen und Klasing verkauft habe. „… Ich schickte des Mcpt auf eine Anfrage und man acceptierte es zwei Tage später. Sie werden mir den Schritt nicht verübeln … Sie werden erkennen, daß in meinem Weg, in der Wahl meiner Stoffe ein innerer Zwang lag, um mich eben dahin zu führen, wo ich jetzt stehe. Ich habe mir meine Form und habe meine Welt erobert. Ich habe allem Historischen entsagt, allem äußerlich, zeitlich Distanzierten, weil ich nun fähig zu sein glaube, auch das Gegenwärtige künstlerisch zu distanzieren …“

Beiliegend eine e. Postkarte an seinen Verleger und Freund Samuel Fischer, der ihn um eine Rezension gebeten hatte (Wien 2.XI.1901).

I. LITERATUR 105

„Das Vernünftigste für einen Übersetzer“

178 WIELAND, Christoph Martin, 1733 – 1813. Eigenh. Manuskript. 2 S. 4o (8.000.—)

Manuskriptblatt aus den Erläuterungen zum 10. Buch seiner Übersetzung der Briefe des Cicero; Satzvorlage zu „M. Tullius Cicero’s Sämmtliche Briefe, übersetzt und erläutert von C. M. Wieland“, IV. Band, Zürich, Geßner 1811, S. 509 f. – Mit Korrekturen und Einschüben. Auf der ersten Seite der Schluss der Erläuterungen zum 9. Brief an Atticus, beginnend: „zumal wenn das Wort cujus auf den ungenannten iste bezogen wird. Denn was in aller Welt für eine Ursache könnte Cicero gehabt haben zu wünschen, daß der iste (sei es nun Servius oder Balbus) nicht mit friedsamen Aufträgen an Cäsar abgeschikt werde? …“

Darunter und auf der Rückseite die vollständigen Erläuterungen zum „15. Brief.

9) Diese ganze, auf eine heilende Handschrift wartende, Stelle lautet in Ernesti’s Ausgabe, wie folget. ‘Nam medios esse nobit jam non licebit. Classibus adversabimur igitur? … Augenscheinlich ist hier … daß zwischen non licebit, und classibus adversabimur igitur etwas fehlen muß, ohne welches der letztere Satz keinen Sinn hat …“ – Nach Hinweisen auf Lesarten in anderen Ausgaben schließt Wieland mit den Worten „… Doch wozu meine Zeit, so nah an ihrem Ablauf, mit … dergleichen fruchtlosen Erörterungen verlieren? Das Vernünftigste für einen Übers. der Cicer. Briefe ist, mit einem raschen Sprung über solche Pfützen wegzusetzen, und weiter zu gehen, wo der Weg wieder gangbar wird.“

Am Rand der ersten Seite eine zeitgenössische Echtheitsbestätigung, wohl von der Hand des Weimarischen Kanzlers Friedrich von Müller: „Wieland’s Handschrift / Bruchstück des Mscpt seiner Uebersezung der Briefe des Cicero. Bezeugt / von Müller“. Werkmanuskripte Wielands sind sehr selten. Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

I. LITERATUR 106

„Die Kunst, worin wir nie auslernen, ist die Kunst zu leben. Zum Andenken geschrieben / von / CM Wieland …“

Bei Seiffert unter Nr. 4502 a registriert.

I. LITERATUR 107
179 E. Albumblatt m. U. Tiefurt 15.VIII.1801. 3⁄4 S. quer-gr.-8o. Dreiseitiger Goldschnitt. Schwach fleckig. (4.000.—)

(C.

„Mit dem größten Vergnügen“

180 E. Br. m. U. „v. H.“ (von Hause, d. i. Weimar) 1.XI.1807. 1 S. 8o. Mit rotem Ringsiegel und Adresse. (6.000.—)

An Johanna Schopenhauer, „Der Frau Hofräthin Schopenhauer Wohlgeb. / allhier“, die ihn zu ihrer regelmäßig stattfindenden Teegesellschaft eingeladen hatte.

„Madame, für Ihre so gütige und gefällige Einladung, an der interessanten Gesellschaft, welche sich wochentlich um Sie her versammelt, Theil zu nehmen, sage ich Ihnen den wärmsten Dank. Mit dem größten Vergnügen werde ich diese schöne Gelegenheit, Sie Selbst und Ihre Freunde, die einen so vorzüglichen Theil der besten Gesellschaft in W. ausmachen, zu sehen, mir zu Nütze machen: und wenn es nicht geschehen sollte, so wird die Schuld immer an zufälligen und unvermeidlichen Abhaltungen, nie an meinem guten Willen liegen …“

Johanna Schopenhauer war im Vorjahr mit ihrer Tochter Adele als wohlhabende Witwe von Hamburg nach Weimar gezogen. Ihr Salon etablierte sich bald als ein gesellschaftliches Zentrum der Stadt. Goethe kam häufig; sein Tagebuch vermerkt für den 1. November 1807 einen abendlichen Besuch „bey Mad. Schopenhauer“. Der bereits hochbetagte Wieland war ein seltenerer Gast – wohl auch, weil er sich von der Gegenwart Goethes bedrängt fühlte.

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff, von ihr auf der Adressseite bezeichnet „Wieland.“

Im Briefwechsel nicht gedruckt.

108
I. LITERATUR

181 ZOLA, Emile, 1840 – 1902. E. Billett m. U. auf seiner gedruckten Visitenkarte. (Paris 9.IV.1888, von fremder Hand datiert.) (200.—)

An einen Kollegen. „Avec mes bien vifs remerciements, mon cher confrère, pour votre très sympathique étude sur le Rêve, et avec une très cordiale poignée de main. / Emile Zola“ Zolas Roman „Der Traum“ („Le Rêve“) erschien erstmals im Oktober 1888.

182* E. Billet m. U. auf seiner gedruckten Visitenkarte. O. O. u. D. Minimale Montagespuren am Oberrand. (200.—)

An Jean Finot, Journalist und Herausgeber der Zeitschrift „La Revue“. „… je ne corrige qu’un vers qui n’a pas un douze pieds.Tout le reste va bien, quoique un peu fantaisiste par endroits. / Cordialement Emile Zola“.

183* ZWEIG, Stefan, 1881 – 1942. Br. m. U. und e. Korrekturen. Salzburg 21.III.1931. 3⁄4 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Kleine Faltenrisse. (300.—)

An einen Herrn über die Bedeutung der Lyrik. „… Ich glaube, dass die Gleichgültigkeit, mit welcher die Gegenwart der Lyrik gegenübersteht nur eine vorübergehende sein kann und wenn erst die Lyrik ihre Umschaltung für die Gegenwart vollzogen und jede Bindung zum bloss Sentimentalischen gelöst haben wird, eine neue Blüte einsetzen muss. Denn einzig die Lyrik bietet einer Sprache Gelegenheit sich musikalisch zu erfüllen und anderseits wieder dem einzelnen Kunstwerk die Möglichkeit, völlig zeitlos zu werden. Solange die Seelen für die Form empfänglich, bleibt uns das Ohr für Musik, wird ihre Gestaltung sich immer wieder erneuern: ich könnte mir keine kommende deutsche Literatur ohne lyrische Dichtung denken …“

I. LITERATUR 109

II. WISSENSCHAFT

„ce trésor scientifique“

184 BERZELIUS, Jöns Jakob Freiherr von, schwedischer Chemiker; begründete die quantitative Analyse organischer Verbindungen, führte die chemischen Symbole ein und entdeckte mehrere Elemente, 1779 – 1848. E. Br. m. U. „Jac. Berzelius“. Kefvinge bei Stockholm 23.VI.1843. 11⁄3 S. gr.-4o. Mit Blindsiegel und Adresse. (300.—)

An den Chemiker Théophile-Jules Pelouze, Mitglied der Académie des sciences in Paris, wegen der Zusendung einer „collection du Journal de l’Ecole polytécnique“.

„…  Ne connoissant point à quelle personne j’aurois pu m’adresser par une lettre officielle, je vous prie de vouloir bien, de ma part, présenter les remercimens de l’Académie au lieu dû, et annoncer que l’envoie est arrivé.

Les Numeros 1, 9 & 10 y manquèrent. Je suppose que la raison en est que ces numeros ne se trouvent plus. Il y avoit l’Analyse mathématique appliquée de Lagrange …“

185 BILLROTH, Theodor, Chirurg; führte die erste Kehlkopfexstirpation und die erste Magenresektion durch; mit Johannes Brahms befreundet, 1829 – 1894. E. Br. m. U. Wien 27.VII.1876. 1 S. gr.-8o (150.—)

An einen Fachkollegen, dem er für „die liebenswürdige Uebersendung“ von Arbeiten dankt, „aus denen ich mancherlei Belehrung schöpfte“.

186 BLÉRIOT, Louis, Luftfahrtpionier, überflog 1909 als Erster den Ärmelkanal, 1872 – 1936. E. Br. m. U. Paris o. D. 1  S. kl.-8o. Mit Briefkopf „Automobile Club de France“. Kleiner Faltenriss. (350.—)

An einen Herrn, „André Liard“, der ihm einen Kabelschneider gesandt hatte.

„…  Je viens vous dire combien j’ai été sensible a ce que vous ne l’ayez pas oublié et vous remercie profondément …“

187 BORN, Max, Physiker, Nobelpreisträger; förderte die Relativitätstheorie, die Quantenmechanik und die Theorie der Metalle, Schöpfer der Wellenmechanik, 1882 – 1970. Br. m. U. Bad Pyrmont 6.VII.1955. 1 S. quer-gr.-8o. Minimale Randläsuren. (250.—)

An den Publizisten und Zukunftsforscher Robert Jungck in München, dessen Werk „Die Zukunft hat schon begonnen“ er gerade lese.

„… Ich beglückwünsche Sie zu diesem wertvollen Werk und bin sehr gespannt auf Ihr neues. Dürfte ich mir eine Bitte erlauben, die ich Ihnen ja schon einmal mündlich gesagt habe. Ich habe Ihnen allerlei persönliche Dinge erzählt, z. B. über Robert Oppenheimer, von denen ich nicht möchte, daß sie in Ihrem Buche publiziert werden …“

112
II. WISSENSCHAFT

188 BREHM, Alfred, Zoologe; Verfasser des „Tierlebens“, 1829 – 1884. E. Postkarte m. U. Berlin 8.IV.1879. Papierbedingt leicht gebräunt. (250.—)

An den Geographen und Afrikaforscher Eduard Pechuel-Loesche in Leipzig, den Schlammspringer betreffend.

„… Herr Mützel teilte mir mit, daß Sie eingehende Beobachtungen über Periophthalmus gesammelt haben und ev. geneigt wären, dieselben fürs ‘Thierleben’ mir mitzutheilen. Ich bitte recht sehr darum! …“

„er ist ja einer der wenigen echt ‘kreatürlichen’ Autoren der Zeit“

189* BUBER, Martin, jüdischer Religionsphilosoph, 1878 – 1965. E. Br. m. U. Heppenheim

14.III.1927. 1 S. gr.-4o. Mit Briefkopf der Zeitschrift „Die Kreatur“. Leicht gebräunt. Kleine Faltenrisse hinterlegt. Klammerspur am Kopf. (300.—)

An Walter Petry, der ihm Manuskripte zum Werk Franz Kafkas zusenden wollte. „… Eine Darstellung des Werks Franz Kafkas, dessen Gedächtnis mir sehr lieb ist, würde ich gern in der ‘Kreatur’ veröffentlichen; er ist ja einer der wenigen echt ‘kreatürlichen’ Autoren der Zeit. Sie müssten ihn von eben dieser Seite aus behandeln, eben als einen gültigen heutigen Ausdruck für die menschliche Situation, obzwar eigentlich nur für ihre Fraglichkeit, und sie ist ja nicht nur fraglich …“ Kafka war Buber bereits 1913 begegnet. 1917 überließ er ihm für dessen Zeitschrift „Der Jude“ unter dem Obertitel „Zwei Tiergeschichten“ seine Erzählungen „Schakale und Araber“ und „Ein Bericht für eine Akademie“, die 1920 in seinen Erzählband „Ein Landarzt“ aufgenommen wurden.

190 CARUS, Carl Gustav, Arzt, Naturforscher und Maler; Freund Goethes, 1789 – 1869. E. Br. m. U. Dresden 28.XI.1834. 31⁄2 S. gr.-8o. Etwas gebräunt. Montagespur, kleiner Sammlerstempel. (400.—)

An einen befreundeten Grafen mit Nachrichten aus dem Familien- und Freundeskreis sowie einer lebhaften Schilderung seiner Verhältnisse in Dresden.

„…  Bey uns steht alles beim Alten! Von meiner Wohnung möchte ich Ihnen durch beiliegendes Blatt“ (liegt nicht bei) „eine Vorstellung geben und Ihnen Lust machen im nächsten Frühjahr einen Thee dort im Garten zu nehmen … Auch unser Tiek [sic] ist wohl u. hat neuerlich der Bildhauer David [d’Angers] aus Paris hier eine vortreffliche colossale Büste von ihm gemacht die Sie im Juni fertig finden werden. Seine neueste Novelle haben sie wahrscheinlich schon … Wie munter auch unser Herr u. König“ (Anton von Sachsen, damals 78, dessen Leibarzt er seit 1827 war) „ist kann Ihnen daraus klar werden daß er mir neulich von einer neuen Oper Cherubinis sagte ‘die Musik sey etwas altmodig!’ …“

Erwähnt Prinz Maximilian von Sachsen sowie dessen Sohn, den späteren König Friedrich August II., der ein Jahr zuvor seine zweite Gemahlin Prinzessin Maria Anna von Bayern geheiratet hatte: „… Prinz Friedrich ist jetzt sehr wohl u. lebt mit seiner Gemahlin äußerst glücklich – beyde wohnen seit wenigen Tagen in den Zimmern des vorigen Königs“ (Friedrich August I.).

II. WISSENSCHAFT 113

„pour les Ministres seuls“

191* CITROËN, André, französischer Automobilkonstrukteur, 1878 – 1935. Br. m. U. Paris 27.VII.1932. 1 S. 4o. Mit geprägtem Briefkopf „André Citroën“. Schwach gebräunt. Zwei kleine Klammerspuren. (350.—)

An den Zeitungsverleger und Politiker Raymond Patenôtre, damals „Sous-Secrétaire d’Etat de l’Economie Nationale“, dessen Büro er, „dans les conditions très speciales“, einen Citroën C6 zur Verfügung gestellt hatte.

„…  cette faveur m’a été demandée à divers reprises par différents ministres pour des directeurs ou des membres de leur cabinet, et j’ai dû naturellement la refuser car, dans mon intention, ces conditions spéciales ne sont évidemment faites que pour les Ministres seuls.

Voudriez-vous donc avoir l’obligeance d’examiner si vous ne pourriez pas faire cesser cet état de choses en vous servant vous-même le plus souvent possible de notre voiture, en faisant des échanges fréquent de voiture avec le Directeur de votre cabinet …“

Der C6 war erstmals 1928 präsentiert worden, er war der erste Citroën mit Sechszylindermotor. Beiliegend der Entwurf des Antwortschreibens Patenôtres (Paris 3.VIII.1932).

192* DARWIN, Charles, englischer Naturforscher; Begründer der modernen Abstammungslehre, 1809

1882. E. Br. m. U. „Ch. Darwin“. Down 21.IV.(1866). 3 S. 8o. Mit gedrucktem Briefkopf. Kleine Läsuren. (6.000.—)

An (den Chemiker Rudolf Suchsland), den er um zusätzliche Information über das 26-bändige Werk „Confessioni di un metafisico“ des italienischen Philosophen Terenzio Mamiani della Rovere bittet.

„… I am sincerely sorry for all the trouble which your father“ (der Verleger Friedrich Emil S.) „has had, but I still think that I could not have acted otherwise. I will write & thank Dr. Rolle“ (der Paläontologe Friedrich R.).

„I am very much obliged to your Father & yourself for your information on sundry works which concern my work. I presume that count Mariani’s work is in Italian or German; if it were in French I would read it, but German is too hard work for me … perhaps you would have the kindness to inform me; if I do not hear I shall understand that it is, as far as you know, in German or Italian …“ Friedrich Emil Suchsland war mit Darwin wegen einer Neuübersetzung von „Origin of Species“ in Kontakt getreten, da die ersten beiden Übersetzungen von Heinrich Georg Bronn als lücken- und fehlerhaft galten. – Der Paläontologe Friedrich Rolle hatte Darwin in einem Brief vom 12. April über Gustav von Leonhards und Hans Bruno Geinitz’s „Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie“ informiert, das dessen Theorie ablehnend behandelte. Geinitz war von Schweizerbart, dem Verleger der ersten deutschen Übersetzung aus dem Jahr 1860, als neuer Übersetzer vorgeschlagen worden; dieser lehnte das Angebot jedoch ab. Erst 1876 folgte die Neuübersetzung von Julius Victor Carus in der Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung Stuttgart.

Darwin Correspondence Project, „Letter no. 5057F“, https://www.darwinproject.ac.uk/letter/?docId=letters/ DCP-LETT-5057F.xml (kurzes Zitat mit Inhaltsangabe).

114
II. WISSENSCHAFT
„German is too hard work for me“

Nr. 192

„die alten Tempeltrümmer“

193 DÖRPFELD, Wilhelm, Archäologe; Ausgräber von Olympia, 1853 – 1940. 25 Autographen: 19 e. Br. m. U., 2 e. Br. o. U. (Fragmente) und je 2 e. Post- bzw. Ansichtskarten m. U. („Dörpfeld-Haus“, Leukas 1925/38). Athen, Barmen, Berlin, Korinth, Marathon, Olympia, Palermo, Pergamon, Troja, Tyrins, Leukas und a.O. 23.III.1875 bis 21.I.1938. Über 65 S. zum größten Teil 8o und die Karten. 5 mit gedrucktem Briefkopf „Kaiserlich Deutsches Archäologisches Institut / Athen“. Ein Brief (Athen 1883) mit einer kleinen Zeichnung im Text. Leicht gebräunt. Teilweise kleinere Läsuren. (2.000.—)

Inhaltsreiche Familienbriefe an seine Schwester Agnes, die er über seine beruflichen und familiären Verhältnisse in Griechenland unterrichtet.

Dörpfeld, ältester Sohn des Wuppertaler Pädagogen Friedrich Wilhelm D., hatte 1873 bis 1877 an der Berliner Bauakademie Architektur studiert und war anschließend von seinem Lehrer, dem Architekten und Bauforscher Friedrich Adler, angestellt und noch 1877 zu Grabungen nach Olympia gesandt worden. Ab 1882 grub er mit Schliemann in Troja, neben seiner nun hauptamtlichen Tätigkeit als Architekt am Kaiserlich Deutschen Archäologischen Institut in Athen, das er von 1887

1912 leiten sollte. Olympia 23.I.1880. Über seine Zukunftspläne als Architekt. „…  Vielleicht muß ich im nächsten Jahre wieder nach Olympia; wahrscheinlich ist es aber durchaus nicht … Während des Jahres 1881 nehme ich dann, so Gott will, eine Stelle als Bauführer in irgend einer Stadt, vielleicht in Berlin, an, um mir die mittlerweile vergessenen praktischen Kenntnisse des Bauens wieder anzueignen …“ Erwähnt Georg Treu und Ernst Curtius sowie Anna Adler, die Tochter Friedrich Adlers, seine spätere Frau.

II. WISSENSCHAFT 115

II. WISSENSCHAFT

(W.

Athen 29.IV.1883. „… Unsere Reise nach Olympia ist sehr gut abgelaufen … Es war für mich ein eigenes Gefühl, meiner Frau die Zimmer zu zeigen, in denen ich jahrelang gewohnt, und die alten Tempeltrümmer, an denen ich so manchen Tag gemessen habe. Mit dem Bau des Museums wird schon in diesem Monat begonnen werden …

Vor 3 Wochen habe ich eines Nachmittages den König und die Königin, ferner den Kronprinz von Dänemark mit seiner Frau (Bruder des Königs) und den Großfürst Konstantin von Rußland (Bruder des jetzigen Kaisers und Vater der Königin) auf der Akropolis mehrere Stunden herumgeführt um ihnen die Bauwerke zu erklären …“

Tiryns 23.IV.1884. „… Ich sitze hier auf den alten Cyklopen-Mauern … Vor 3 Wochen bin ich hierher gereist, um Herrn Schliemann bei seinen Grabungen zu helfen … Unsere bisherigen Funde sind namentlich in architektonischer Beziehung sehr interessant. Oben auf der Burg … haben wir den ganzen Königspallast mit Zimmern, Höfen und zahlreichen Säulen aufgefunden. Architektonische Ornamente, welche vollkommen denen von Mykene gleichen, sind sculptirt und als Wandmalerei zum Vorschein gekommen. Ich habe selten Ausgrabungen gemacht, die mich so sehr interesssiert haben …“

„im Hafen von Korinth“ 11.II., Livadia 14.II. und Athen 19.II.1885. Wunderbarer Bericht über seine beschwerliche Heimreise von Olympia nach Athen sowie über einen ersten Besuch in Delphi und im Kloster Hosios Lukas. „…  Am Montag … verließ ich Olympia und ritt nach Katakolo, um dort den Dampfer nach Patras zu benutzen. Dieser verspätete sich aber so sehr, daß ich in einem ärmlichen Wirtshause … übernachten mußte … In Folge der Verspätung war der directe Dampfer nach … Itéa (Delphi) schon fort und so mußte ich … zuerst durch den ganzen korinth. Golf bis nach Korinth und dann zurück nach Itéa fahren … Am Mittwoch Abend nach einer etwas stürmischen Seefahrt kam ich in dem kleinen Hafenort … an und übernachtete dort in einem Wirtshause, das nur einen einzigen Raum hatte mit mehreren Bauern zusammen. Bei solchem Uebernachten kann man sich natürlich nicht ausziehen, denn ordentliche Betten sind gar nicht vorhanden, sondern behält alle Kleider an und streut nur tüchtig Insektenpulver hinein. Ganz kann man sich aber doch nicht gegen die vielen Flöhe schützen …“ Anschließend ging es mit Führer und zu Pferd weiter nach Delphi. „Die Ankunft … entschädigte mich … für die Mühe, denn als wir mal wieder über einen Felsvorsprung hinübergeklettert waren, lagen plötzlich die beiden hohen steilen Felswände, zwischen denen die berühmte delphische Quelle entspringt, vor uns. Die Wände, die unter einem stumpfen Winkel zusammenstoßen wirken so großartig, daß man leicht begreift, wie die Griechen an einer solchen Stelle die Nähe der Gottheit zu spüren glaubten … Nachdem ich mir die alten Bauten kurz besehen und etwas Brod und Schafskäse verzehrt, ritt ich um Mittag schon weiter und kam auf steinigen Wegen und sogar über Schneefelder reitend, gegen Abend in das Kloster des Hosios Lukas. Von dem Abt und den Mönchen wurde ich freundlich aufgenommen, besonders als ich Ihnen mittheilte, daß der Minister mich geschickt habe, um ihre Kirche zu untersuchen und restauriren zu lassen. Die Kirche ist ein Juwel der byz. Baukunst, ist im Innern ganz mit Marmor und prachtvollen Mosaiken ausgestattet und verdient eine größere Beachtung als ihr bisher geschenkt ist …“

Erwähnt in den Folgejahren den Umzug „mit dem ganzen Institut“, seine erfolgreichen, für die interessierte Öffentlichkeit bestimmten „Peleponnes-Reise[n]“ (1888), den „Unterricht in Kunstgeschichte“, den er einem griechischen Prinz erteile sowie seine immer beliebter werdenden Vorträge – „Engländer, Amerikaner und Griechen kommen regelmäßig“ (1889).

Troja 23.III.1890. An seinen Schwager, mit Routenvorschlägen für eine geplante Orient-Reise. „… Was meine Mitreise betrifft, so ist daran schon deßhalb gar nicht zu denken, weil ich hier in Troja bei den Ausgrabungen bleiben muß, die bis zum Juli dauern. Schliemann ist schon ausser sich, daß ich jetzt im April in den Peleponnes reisen muß. Ich habe ihm versprochen, sobald als möglich von dort hierher zurückzukehren …

… Also reise am besten: Petersburg, Odessa – Constantinopel – Athen, – Palästina, Aegypten-TriestDeutschland. Gepäck nimm möglichst wenig mit: am besten 2 kleine Handkoffer … An Kleidern brauchst Du nichts besonderes: 1 dünnen hellen und 1 dicken dunkeln Anzug, Ueberzieher, Plaid …“

Mit der Erwähnung zahlreicher Kollegen.

Mit diversen Beilagen, darunter 2 typographierte Briefe Dörpfelds an seinen Schwager Gustav (Schobüll 6.VI.1939, Fragment o. U.) sowie an eine weitere Schwester (Leukas 15.XII.1938), mehrere Schreiben aus dem Familienkreis zu seinem 80. Geburtstag sowie Abschriften von Briefen seiner Schwester Agnes an andere Familienmitglieder (1874 – 1892).

116

194 E. Br. m. U. Athen 19.III.1931. 1 S. gr.-4o. Schwach gebräunt. (200.—)

An einen „Direktor“ (Prof. Vorländer in Halle) wegen einer Kontroverse um die Burgtempel von Athen. „…  Zufällig nahm ich heute nochmals das Buch Vellays über Troja zur Hand und sah zu meiner Ueberraschung, dass meine Erwiderung, die ich Ihnen vor Kurzem sandte, einen Irrtum von mir enthält, den ich sehr bedauere und unbedingt verbessern muss. Es ist für mich nicht möglich, das ganze Buch durchzulesen, weil es zu viele ungerechte Ausfälle gegen mich enthält …“

„my patent No 465971“

195* EDISON, Thomas Alva, amerikanischer Elektrotechniker und Erfinder, 1847 – 1931. E. Schriftstück m. U. und 3 weiteren e. Namenszügen. Orange, NJ 14.IV.1902. 1 S. folio. Mit Briefkopf „From the Laboratory / of / Thomas A. Edison“. Leicht gebräunt. Einige Randläsuren. Faltenrisse. (350.—)

Vertrag zwischen Edison und dem New Yorker Anwalt Eugene Lewis.

„I hereby appoint Eugene Lewis my agent to sell my patent No 465971 issued Dec 29 1891 –which agency shall extend over a period of sixty days from date and no longer, such sale if made, shall be for a price satisfactory to myself …

In the event of a sale being made by the said Lewis within the sixty days at a price satisfactory to myself I agree to give the said Lewis as a commission for effecting such sale one fifth part of any sum which I may receive from such sale …“ – Mit 3 eigenh. Vermerken m. U., die Verlängerung des Vertrages von Juli bis Dezember des Jahres betreffend.

Das Patent war von Edison mit der Bezeichnung „Means for transmitting signals electrically“ angemeldet worden.

II. WISSENSCHAFT 117

196 EINSTEIN, Albert, Physiker, Nobelpreisträger; Schöpfer der Relativitätstherorie, 1879

1955. E. Br. m. U. Le Coq-sur-Mer 13.IV. 1 9 3 3 . 3⁄4 S. gr.-4o. Mit Umschlag. (8.000.—)

Aus dem belgischen Exil an Gustav Wagner in Basel, der sich in einem „rührenden“ Brief an ihn gewandt hatte. – Einstein hatte nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, die er in Amerika erlebte, erklärt, nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren; er hatte seinen deutschen Pass zurückgegeben und den Austritt aus der Preußischen Akademie der Wissenschaften verkündet.

„… In Wahrheit bin ich … nicht ein Arbeitsloser sondern einer, dem umgekehrt zu viel angeboten wird, vergleichbar dem Heine’schen Esel zwischen den zwei Bündeln Heu, nur dass bei mir die Zahl der Bündel noch grösser ist.

Im Winter werde ich in Amerika, im Sommer jeweilen in Oxford und Madrid sein und wäre froh, wenn ich einen Teil meiner Pflichten an andere abgeben zu können [sic]. Es geht wirklich gemäss dem Sprichwort der biederen Schwaben: der Teufel scheisst auf den grossen Haufen …“

Einstein folgte einem Ruf des „Institute for Advanced Study“ in Princeton und emigrierte mit seiner Frau Elsa im Oktober des Jahres in die USA.

WISSENSCHAFT 118
II.

197 FEUERBACH, Anselm Ritter von, Philosoph und Jurist; Begründer der modernen Strafrechtslehre und Kriminalpsychologie, 1775 – 1833. E. Br. m. U. Kiel 26.VIII.1803. 1 S. 4o. (400.—)

An den mit ihm befreundeten Juristen Gottlieb Hufeland, seinen früheren Kollegen an der Jenaer Universität, dem er offiziell die Nachfolge des verstorbenen Kieler Ordinarius Adolph Friedrich Trendelenburg anträgt.

„… Unser Ordinarius Trendelenburg ist endlich gestorben und unsre Fakultät verwaist. Sie bedarf eines gelehrten und in jeder Rücksicht würdigen Mannes als ihres Hauptes, sie bedarf eines Mannes, wie Sie. Ich habe daher den für mich insbesondere eben so ehrenvollen, als angenehmen Auftrag, Sie … zu fragen: ob Sie wohl geneigt wären, die Stelle eines Ordinarii unsrer Facultät mit dem Charakter eines Königlichen Etatsraths anzunehmen? Bedingungen kann ich nicht machen, da ich den Auftrag dazu nicht habe; Sie selbst würden sie vorschlagen müssen … Das wenigste, was Sie fodern können, sind 1 200 Rthl. fixes Gehalt, … auch glaube ich gern, daß man Ihnen 1 500 Rthlr. nicht verweigern würde. Mehr würde man aber nicht bewilligen können: leider! nicht; denn welch ein Glück für unsre Akademie und für mich gienge verloren, wenn Hufeland uns nicht werden sollte …“

Hufeland wechselte in diesem Jahr nicht nach Kiel, sondern nach Würzburg; 1806 wurde er Feuerbachs Nachfolger in Landshut.

Briefe Feuerbachs aus seiner kurzen Zeit als Professor in Kiel sind sehr selten.

198* FÖRSTER-NIETZSCHE, Elisabeth, Schwester und Nachlass-Herausgeberin von Friedrich Nietzsche, 1846

1935. 2 e. Br. m. U. und 1 Br. m. U.u. E. Weimar 21.I., 5.VIII. und 16.VIII. 1 9 1 8 . 8 S. gr.-8o. Mit Briefkopf „Nietzsche-Archiv Weimar“. Kariertes Papier. Ein Brief mit Knitterspuren am Kopf. Gelocht. (600.—)

An eine „liebe Freundin“, die sie um Skizzen und Photographien ihres Mannes bittet, die dieser von ihrem Bruder und ihr angefertigt hatte. Sie erinnere sich an „eine große Kohlenskizze, wo auf einem kleinen Tisch ein Glas Wasser daneben steht und er die Hand etwas erhoben hat“ sowie an „Skizzen und photographische Aufnahmen von mir“ (21.I.1918).

16.VIII.1918. „… Mit Rührung las ich welch’ bescheidene Preise Du mir gestellt hast u. danke Dir von ganzem Herzen dafür! Also auch noch das prachtvolle Geschenk der zwei Radierungen u. der großen Zeichnung anzunehmen schäme ich mich u. bringe es nur fertig wenn ich Dir bei Deinem Herbstaufenthalt in Weimar … schenken darf was Du an Nietzsche-Werken u.s.w. noch nicht hast …“

199 FREUD, Anna, Psychoanalytikerin, 1895 – 1982. 18 e. Br. m. U. „Deine Tante Anna“ bzw. „Anna“. Rathmore 2.I.1969 bis 17.IV.1975. 22 S. gr.-4o. Deutsch und Englisch. Feines Papier, teilweise mit gedrucktem Briefkopf. Mit 17 Umschlägen (Briefmarken vereinzelt ausgeschnitten). (2.500.—)

An ihren ebenfalls nach London emigrierten Neffen, den Psychoanalytiker und Säuglingsforscher W. Ernest Freud (ursprünglich Ernst Wolfgang Halberstadt, 1914 – 2008), den ältesten Enkel Sigmund Freuds. – Ihr Neffe war damals an der von Anna Freud gegründeten Hampstead Clinic tätig, daher behandeln die aus ihrem irischen Landhaus geschriebenen Briefe neben persönlichen auch vielfach psychoanalytische Themen und Klinik-Angelegenheiten.

19.IV.1969. Wegen einer Patientin, die Ernest in Frankfurt a. M. untersuchen sollte. „… You might compare the initial eagerness and willingness for treatment, i. e. her realistic ego-attitude as shown to Dr. Hoffer and me, with the difficulties which set in as soon as treatment began, the latter showing the power of the transference, i. e. her inability to give herself, to submit, to work for success, all the kernel of her

II. WISSENSCHAFT 119

II. WISSENSCHAFT

(A. Freud) neurosis. I always find that very instructive: the ego wants the treatment alliance; the id, the repetition compulsion, in short the transference militates against it.

… give both Mitscherlichs my greetings …“ 20.IX.1969. „…  Deine Einlage über die selbst-zerstörenden Impulse bei Deiner Patientin ist sehr interessant … Es gibt mir die Idee was die Kombination hinter ihrem Symptom ist: Befriedigung von oral-aggressiven Impulsen mit gleichzeitiger Versagung von exhibitionellen Tendenzen, also ‚indulgence’ und ‚destruction’ in ein und demselben Symptom. Ich glaube, Du kannst eine gute Arbeit aus dem Ganzen machen … Kannst Du am 23. mit Paula nach Golders Green gehen?

Es ist der 30. Todestag …“

(Paula Fichtl hatte schon in Wien den Haushalt der Familie Freud geführt). – Erwähnt ihre Arbeit an einem Artikel über „die metapsychologische Klassifikation der Symptomatologie in der Kindheit“ (in ihrem nächsten Brief vom 25. September nennt sie den endgültigen Titel: „The Psychopathology of Childhood. An Attempt at Classification“); ferner über den angekündigten Aufenthalt des argentinischen Psychoanalytikers Solomon Resnik in London („Ich bin neugierig, was Ihr auskochen werdet“) sowie, in einer Nachschrift, über die Freud-Jung-Korrespondenz (… Die JungGesellschaft will statt Kauf, Austausch der Originale. Aber die Archives sind interessiert, Großpapas Originalbriefe zu kaufen“).

20.IX.1973. „… Ich sehe, es gibt nicht viel Neues in Hampstead und Umgebung und das paßt sehr gut zu hier, wo es gar nichts Neues gibt … Die einzige Ausnahme ist der Philadelphia Vortrag, der sich langsam in ein geschriebenes Paper verwandelt. Keine Bomben. Wenn man Frieden sucht, muß man offenbar nach Irland gehen …“ – Schon in einem früheren Brief schreibt sie, dass in der Republik nichts von den nordirischen Unruhen zu spüren sei.

17.IV.1975. „… Es ist schön, daß die Cleveland Kandidatin so nett ist und ich hoffe, sie wird im Institut aufgenommen. Es wäre auch sehr erfreulich, wenn sie zu Dir in die Anbalyse käme. Aber warum soll sie nicht zahlen. In Amerika ist man darauf vorbereitet, daß Analysen nicht umsonst sind … Mit einer Anstellung für sie ist es nicht so einfach. Wir können niemand Neuen anstellen ehe wir nicht neue Grants haben und wenn wir das Geld hätten, dann hätten unsere eigenen Studenten den ersten Anspruch …“

Erwähnt ferner den Schweizer Kinderanalytiker Jacques Berna, Dora Hartmann sowie einen Besuch von Helen Ross in Rathmore.

Beiliegend 2 e. beschriftete Umschläge (zu Ernests Geburtstagen am 11. März) sowie ein Brief ihrer Lebensgefährtin Dorothy Burlingham (1975).

120

200

Quittung.

„Daß das sämmtliche mir von Serenissimo gnädigst concedirte Tannen Brennholz auf das Jahr von Trinitatis 1803 bis dahin 1804 bestehend aus 8, schreibe acht Klaftern, mir aus fürstl. Magazine hieselbst richtig verabfolget worden ist, wird hiemit nach Gebühr quittiret …“

Von Herzog Karl Wilhelm Ferdinand gefördert und unterstützt, konnte der junge Gauß in dieser Braunschweiger Zeit ganz seinen wissenschaftlichen Interessen nachgehen. Selten so früh.

Empfehlungsschreiben für den Mathematiker Michael Reiß, der bei ihm in Göttingen studiert hatte und nun in Paris mit Adrien-Marie Legendre an dem Problem der elliptischen Funktionen arbeitete.

„Herrn Dr. Michael Reiß aus Frankfurt am Main habe ich bei seinem hiesigen Aufenthalte vor einigen Jahren, wo er auf mehreren meiner Vorlesungen über verschiedene astronomische und mathematische Gegenstände beigewohnt hat, als einen jungen Mann von glücklichen Anlagen, ausgezeichneten Kenntnissen und sehr regem Eifer für die mathematischen Wissenschaften kennen gelernt, und zweifle nicht, daß diese Eigenschaften in einem angemessenen Wirkungskreise erfreuliche Früchte tragen werden …“

II. WISSENSCHAFT 121
GAUSS, Carl Friedrich, Mathematiker und Astronom; konstruierte mit Wilhelm Weber den ersten elektromagnetischen Telegraphen, 1777 – 1855. E. Schriftstück m. U. Braunschweig 31.III.1804. 1⁄2 S. folio. (1.600.—) 201 E. Schriftstück m. U. „C. F. Gauß“. Göttingen, Mai 1828. 1⁄2 S. kl.-folio. Schwach gebräunt. Winzige Randläsur. (2.000.—)

II. WISSENSCHAFT

(C. F. Gauß)

202 E. Br. m. U. „C. F. Gauß“. Göttingen 5.VI.1828. 1 S. 4o. Mit Siegel und Adresse. Falze an den oberen Ecken. (3.000.—)

An Michael Reiß.

„… Sie würden mir eine Gefälligkeit erzeigen, wenn Sie vor Ihrer Abreise nach Paris noch eine Erkundigung nach der gegenwärtigen Adresse der Demoisselle Sophie Germain einziehen und mir gelegentlich mittheilen möchte[n]. Mein ehemals öfterer Briefwechsel mit dieser ausgezeichneten Dame ist seit einer Reihe von Jahren durch zufällige Hindernisse unterbrochen worden“ (Gauß hatte seit 1804 mit der Mathematikerin korrespondiert), „eben so wie meine Beschäftigungen mit der Höhern Arithmetik, die hauptsächlich den Gegenstand des Briefwechsels ausmachte. Seit einiger Zeit bin ich aber gerade wieder in mehrere interessante Untersuchungen auf diesem Felde hineingekommen …“

203 GESNER, Johann Matthias, klassischer Philologe und Pädagoge; nach Melanchthon der bedeutendste Reformator des deutschen Unterrichtswesens, 1691 – 1761. E. Br. m. U. O. O.

8.VII. o. J. 1⁄2 S. folio. Schwach gebräunt. An den Rändern leicht (feucht-)fleckig. (300.—)

An einen nicht genannten Empfänger in amtlicher Funktion.

„P.T. / Der Jude Herz hat beykommende Sachen eingegeben, welche vielleicht mit den nachergehenden Acten zu conferiren u. in der nächsten Deputation vorzutragen seyn werden.

Die Fr. Hofr[ätin] Reicharth hat mir sagen laßen, Sie wünschte daß bey der beeidigung oder renuntiation der Frau Scherfin auch ein Assessor Deputationis gegenwärtig seyn müße. Vielleicht ist damit verknüpft, daß die Sache in loco ordinario iudicii vorgenommen werden müße? / MGeßner. / d. 8 Jul.“

122

204 GOEDEKE, Karl, Literaturhistoriker; Bibliograph, 1814 – 1887. E. Br. m. U. Göttingen 3.VI.1877. 1 S. 8o. Schwach gebräunt. (250.—)

An einen Verleger.

„… Verzeihen Sie dem armen Sünder, der wieder wie ein lästiger Schulknabe mit dem Excercitium nicht fertig geworden ist. Es fehlen an dem Ganzen, von dem ich die ersten 14 Blätter sende, noch 3 – 4, je nachdem es mir gelingt, den Entwurf zusammenzuziehen. Mehr als 18 Blätter werden es keinesfalls. Es steht natürlich bei Ihnen, das Ganze zurückzusenden. Ich nehme das nicht übel … Auch Kürzungen stehen Ihnen frei, nur Aenderungen würden mir nicht erfreulich sein …“

Erwähnt Rudolf Gottschalls Roman „Im Bann des schwarzen Adlers“.

205 GRAEFE, Albrecht von, Augenarzt; Begründer der neueren Ophthalmologie, 1828 – 1870. E. Br. m. U. Berlin 4.IV.1860. 32⁄3 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Tinte etwas durchschlagend. Schmaler Falzrest auf der 4. Seite. (300.—)

An einen Herrn in Süddeutschland, der ihn um eine Untersuchung seiner Tochter gebeten hatte. Er sei „erst vor einigen Tagen von einer Berufsreise nach Nizza zurückgekehrt. Dagegen denke ich Ende August Berlin zu verlassen u. Anfang September in Heidelberg u. Würzburg einen kurzen Aufenthalt zu machen bin ich nun auch sehr gern bereit, an einem dieser Punkte für Ihr Frl. Tochter Rath zu ertheilen, so muß ich doch hinzufügen, daß mir zu irgend einer consequenten Behandlung bei dem flüchtigen Reiseleben Muße und Stimmung fehlt …“ Beiliegend ein e. Adressblatt mit Namenszug als Absender.

206* Br. m. U. Berlin 1.VI.1870. 2 S. gr.-4o. Minimal fleckig. Mit Umschlag (auf das Respektblatt montiert). (300.—)

An Prinzessin Marie von Preußen, Gemahlin des Prinzen Carl („Frau Prinzessin Carl“), mit verspätetem Dank für Glückwünsche zu seinem 42. Geburtstag. König Friedrich Wilhelm III., der Vater des Prinzen, war ein Pate Graefes.

Er sei „in der ganzen verflossenen Woche … unwohl gewesen … Erst seit wenigen Tagen cirkulire ich wieder und kann es nunmehr aussprechen, wie tief mich Ew. Königl. Hoheiten huldvolle Beweise gnädiger Theilnahme an einem Tage gerührt haben, dessen Bedeutung ich durchaus im engeren Kreise der Meinigen bekannt glaubte.

Es bleibt mir nichts übrig, als meinen allerinnigsten Dank hierfür auszusprechen und meinestheils alle Segnungen des Himmels auf Ew. Königliche Hoheiten und Dero Erlauchte Familie, welcher mit meinen geringen Kräften zu dienen mir stets ein besonderes Glück sein wird, herabzuflehen …“ Graefe starb einen Monat später an Lungentuberkulose.

An einen Herrn, der ihm von einem Gemälde des belgischen Malers Rogier van der Weyden berichtet hatte, das er in Rom entdeckt habe.

„… Ich bin Ihnen … wahrhaft dankbar: ich kannte dasselbe nicht. Ich lege mir die Notiz zurück, um von ihr Gebrauch zu machen in dem Falle ich noch die 4te Ausgabe der Gesch[ichte] der Stadt“ (Gregorovius’ Hauptwerk „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter“) „erleben sollte: leider kommt sie mir für den eben neu ausgegebenen 4. Band zu spät …“

II. WISSENSCHAFT 123
207 GREGOROVIUS, Ferdinand, Historiker, 1821
1891. E. Br. m. U. München 13.XII. 1877. 3 S. kl.-8o. Kleiner Faltenriss. (200.—)

208 GRIMM, Jacob, Philologe; mit seinem Bruder Wilhelm Begründer der Germanistik, 1785

1863. 2 e. Br. m. U. Göttingen 8.V.1836 und Kassel 28.II.1841. 42⁄3 S. gr.-4o. Beide mit Siegel(spur) und Adresse. Leicht gebräunt. (6.000.—)

Inhaltsreiche Briefe an den Germanisten Joseph von Laßberg auf Schloss Eppishausen, später Meersburg.

1836. Über die Arbeit an seiner Grammatik sowie über Arbeiten anderer Germanisten; zunächst Glückwünsche zur Geburt der Zwillingstöchter Hildegard und Hildegunde.

„…  Die namen für die beiden töchterlein sind vortreflich und echt schwäbisch gewählt, sie gemahnen an Walthar und an Carl. Gott führe ihnen solche männer zu und lasse mich noch die kunde von ihrer brautlauft erleben.

Leider kann ich Ihre meldung noch nicht mit gleich freudiger vergelten. Wilhelm ist immer noch nicht ganz hergestellt, Dortchen“ (seine Schwägerin) „hat eben vier wochen krank danieder gelegen … anderer unfälle zu geschweigen. Ich stecke bis über die ohren im vierten band der grammatik, d. h. der schwierigen syntax. Mit Ihrem gnädigen urtheil über die mythologie bin ich genug zufrieden. Ihrem gelehrten Orelli“ (der Schweizer klassische Philologe Johann Caspar von O., 1787 – 1849) „wird nicht recht sein, daß ich auf die Tamfana, das sceleratum Ligorii commentum, etwas gegeben habe. Was Ihnen sonst auch misfällt, theilen Sie mir gelegentlich mit.

Lachmann ist keinen augenblick unthätig. in kurzem erscheint sein commentar zu den Nibelungen, voll erstaunender gelehrsamkeit. Graffs Sprachschatz misbehagt mir in einigem, wiewol ich dem werk seine vollendung wünsche. es ist wahr, sein lamentieren ärgert jeden, der da weiß, daß heutzutage kein anderer arbeiter auf diesem feld äußerlich so begünstigt und unterstützt worden ist, wie Graff.

124
II. WISSENSCHAFT

Benecke grüßt. sein Iwein erlebt eine neue auflage; ich hoffe sie erweitert sich zu einer von Hartmanns werken.

Treiben Sie Ihren herrn sohn zum abdruck seines Schwabenspiegels, und alle remotiora möge er dabei hinaussetzen …“ – Gemeint ist der Rechtshistoriker Friedrich v. L. (1798 – 1838), dessen Ausgabe des „Schwabenspiegel“ erst 1840 postum erschien.

1841, nach der Berufung der Brüder Grimm an die Berliner Universität. „…ich … bin … leider eine art von public character geworden, so daß die zeitungen sich die mühe nehmen wahres und unwahres, rechtes und schiefes über mich zu berichten; Sie werden also im allgemeinen erfahren haben wie es um mich stehe. Krankheit und unpäßlichkeit haben mich seit vier monaten geplagt und ich scheine noch nicht fertig damit. Im December reiste ich dennoch nach Berlin, um unsre dortige anstellung aufs reine zu bringen, das ist alles vollendet, und ein gehalt von 3000 r. für uns beide stellt unsre äußere lage ganz zufrieden, daneben ist uns freie muße gesichert, obgleich die vorlesungen an der universität, weniger die bei der akademie, mühe machen werden …

In vierzehn tagen soll dann der abzug mit sack und pack vor sich gehen, morgen früh beginnt man die säcke zu packen, für mich ein leid und greuel, das Sie vor einigen jahren bei der wanderung aus Eppishausen nach Mörsburg auch … erfahren haben …

Mit den arbeiten ist es seither lässig gegangen. Den ersten band der weisthümer werden Sie nächstens erhalten, meinen dank für das mir reichlich mitgetheilte aber erst in der vorrede öffentlich ausgesprochen finden, die ich vor beendigung der sammlung nicht fertig machen kann. Der dritte band ist bereits unter presse, und damit muß ich einhalt thun, um dem publicum nicht allzu viel zuzumuten. Die leute sehn jetzt, was sie an dieser art von rechtsquellen haben, und mögen nachträge liefern. Meine samlung hat etwa 1000 stück aufgestellt, das ist denk ich der anerkennung werth  …“ – Erwähnt im Folgenden seine Beiträge zum „ersten hefte von Hauptzeitschrift für deutsches alterthum“ und seine „umarbeitung der grammatik“.

„… Von Lachmann sind die neue ausg. der Nibelungen und Ulrichs v. Liechtenst. Frauendienst nächstens fertig.

Hagens minnelieder liefern nöthiges material, sind aber in mancherlei zu tadeln; in den fleißigen lebensbeschreibungen scheint mir vieles sehr geschmacklos.

Woran arbeiten Sie wol …? Daß Sie die hand von unsrer tafel weder abziehen wollen noch können vesteht sich; nur freilich mit den Sangaller traditionen zaudern Sie. Zu S. Gallen will Hattemer genaue ahd. Ausgaben liefern, und verheißt auch inedita.

Graf Werner“ (von Haxthausen) „hauset auch diesen winter hier, er hat sich nun von Bökendorf losgesagt und macht manchen plan für die zukunft …“

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

„das Bild der heßischen Märchenfrau“

209 GRIMM, Wilhelm, Germanist, Bruder des Vorigen, 1786 – 1859. E. Br. m. U. „Wilhelm Carl Grimm“. Kassel 7.XII.1819. 3 S. gr.-8o. Etwas gebräunt. Bugfalte gebrochen (ausgebessert). (4.000.—)

An (Annette – oder Jenny – von Droste-Hülshoff), der er die mit Kupfern von Ludwig Grimm illustrierte „neue Auflage der Kindermärchen“ sendet. – Grimm hatte die Schwestern 1813 bei seinem Besuch der Familie v. Haxthausen auf dem Bökerhof kennengelernt.

„…  Vieles kennen Sie schon davon, manches verdanken wir Ihnen selbst, doch hoffe ich, daß Sie das neue darin einmal nicht ungern ansehen. Darunter gehören auch die Kupfer die (bis auf den Kranz vor dem zweiten Band, der gegen meinen Willen hineingekommen und bloße Berliner Fabrik-Arbeit ist) von

II. WISSENSCHAFT 125

(W. Grimm)

meinem Bruder herrühren. Das Bildchen vor dem ersten Band gehört zu dem Märchen von Brüderchen und Schwesterchen … Der Engel hält die Seelen der beiden schlafenden als Lilien in seiner Hand und schützt sie gegen irdische Gefahren. Auch denke ich mir die unschuldigen Märchen selbst darunter, die sich also in der Einsamkeit und von der Welt nicht geachtet, erhalten haben. Das Bild der heßischen Märchenfrau vor dem 2ten Band werden Sie auch hier gern betrachten, wie verständig, gemeßen und tüchtig sieht sie aus! Der Blumenkranz vor dem ersten Band war in der Zeichnung, dabei in Farben, sehr hübsch und zierlich, hat aber in dem Stich viel verloren. Wären Sie doch diesen Sommer wiedergekommen! Ihrem Herrn Vater … hätte ich das neuangelegte Treibhaus und den Garten eines Privatmannes zeigen wollen, der von allen Pflanzen ganz aus gesuchte Exemplare hat. Sie wären auch mit gegangen, darnach hätten Sie die Bilder eines jungen eben aus Rom zurückgekommenen Mahlers, Namens Kuhl sehen müßen. Sie hätten Ihnen gewiß sehr großes Vergnügen gemacht, bersonders eine Anbetung der hl. Drei Könige und dann ein kleines Bild, den Frühling vorstellend. Ein Engelsköpfchen, nach einem wunderschönen, blond gelockten zarten Kind, das in Verona lebt, mit einem Kranz von Rosen, Maiblumen und Goldblättern. Der ganze goldne Rahmen ist zugleich auf eine eigenthümliche Weise bemahlt mit Blumen u. Vögeln; Fasanen trinken aus Muscheln und oben ruht der Paradisvogel.

… An Ihren Christbaum häng ich den Wunsch, daß Gott Sie mit seinen Freuden durch das ganze Jahr segne!“

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

126
II. WISSENSCHAFT

E.

An den Germanisten (Joseph von Laßberg in Meersburg, seit 1834 mit Jenny von DrosteHülshoff verheiratet), den er zu Beiträgen zu dem Deutschen Wörterbuch einlädt, an dem er mit seinem Bruder Jacob seit dem Vorjahr arbeitete. Eingangs über die fragile Gesundheit seiner Ehefrau Henrietta Dorothea geb. Wild.

„…  Welch einen harten winter ich durchgemacht habe, wißen Sie; ich reiste ende Mai nach Jena um meinen freund Dahlmann einmal wieder zu sehen, zugleich hoffte ich die bewegung würde meine frau, welche sich entschloß mitzufahren, zuträglich sein. der letzte zweck schlug fehl, bei aller vorsicht, mit welcher die reise eingerichtet war, erkrankte sie doch in Jena … es geht in den letzten monaten beßer mit ihr, und sie trinkt jetzt mineralwaßer, das ihr gut zu thun scheint … Ich bin so fleißig als es nur immer die umstände erlauben, und an arbeit fehlt es nicht. von dem unternehmen eines großen wörterbuchs werden Sie gelesen haben, und das erfordert freilich zeit und muße. wenn Sie lust und zeit hätten uns einen beitrag zu geben, wenn Sie nämlich geneigt wären einen schriftsteller aus den drei jahrhunderten von Luther bis Göthe auszuziehen.

Den Wernher vom Niederrhein werde ich Ihnen in der michaelismesse zusenden. der poetische werth ist nicht groß, aber er ist bedeutend für die geschichte der poesie; der drucker hat mich aufgehalten sonst wäre er schon lange fertig. dann kommt, so gott will, die goldene schmiede daran. Die kinder wachsen heran u. sind munter. die knaben laufen vor meinem fenster auf stelzen wie störche herum …“

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

II. WISSENSCHAFT 127
„von dem unternehmen eines großen wörterbuchs“
210 Br. m. U. „Wilh. Grimm“. Kassel 6.VIII.1839. 13⁄4 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Grünliches Papier. (3.000.—)

211 HABER, Fritz, Chemiker, Nobelpreisträger; entwickelte die Ammoniaksynthese aus Stickstoff und Wasserstoff, 1868 – 1934. Br. m. U. „Haber“. Berlin 3.IV.1917. 1 S. gr.-4o. Mit Briefkopf „Kriegsminsterium. / Allgemeines Kriegs-Department“. Mit zahlreichen Bearbeitungsvermerken. Gelocht. (600.—)

Als Leiter des Giftgaseinsatzes im Ersten Weltkrieg an die „Aktien Gesellschaft für Anilin-Fabrikation“ (Agfa) in Berlin, wohl mit der Bestellung von Komponenten für Gasmasken. Haber gibt „die Herstellung weiterer 2000 Einsätze für A.W.-Feldprüfer (Atemwiderstand 8) … in Auftrag. Beschleunigte Lieferung wäre der Chemischen Abteilung sehr erwünscht. Für Abnahme und Eichung der Einsätze ist das Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie zuständig. Es wird gebeten, sich wegen Herstellung und Kennzeichnung der Einsätze mit der Abteilung C des Kaiser-Wilhelm-Instituts ins Benehmen zu setzen …“

Als Leiter des Kriegsdepartments sowie als Direktor des durch ihn 1911 gegründeten Instituts war Haber sowohl in organisatorischer als auch wissenschaftlicher Hinsicht für den deutschen Einsatz von Giftgas im Ersten Weltkrieg verantwortlich; nach englischen Gaseinsätzen 1915 war er zudem mit der Entwicklung sicherer Gasmasken beauftragt worden.

212 HAECKEL, Ernst, Naturforscher; formulierte das biogenetische Grundgesetz, 1834 – 1919. E. Namenszug (Ausschnitt: ca. 1,5 × 10 cm), zusammen mit einer Portraitphotographie (Druck) montiert auf braunen Karton. Jena o. D. Kabinettformat. Leicht berieben. Verso Montagereste. (120.—)

„Ernst Haeckel / (Jena.)“ – Das darüber montierte Portrait zeigt Haeckel in älteren Jahren im Dreiviertel-Profil nach rechts (Brustbild).

213 HEGEL, Georg Wilhelm Friedrich, Philosoph, 1770 – 1831. E. Br. m. U. Berlin 11.X. 1820. 1 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse. Faltenrisse alt ausgebessert. Etwas unfrisch. (2.000.—)

An den Musikwissenschaftler Heinrich Carl Breidenstein in Bad Homburg. Er könne ihm erst jetzt antworten, da er „erst vor kurzem“ von einer Herbstreise zurückgekehrt sei.

„… und dann hat mich die Aufsuchung meiner Heidelb. Collegien-Listen noch in Ungewißheit gelassen, welchen meiner Vorlesungen Sie angewohnt; ich finde sie nur auf der Liste der Vorl. über die Encykl. der Philos. im Wintersemester 1816 – 17.

Von Herzen gern habe ich beykommendes Zeugniß ausgestellt, und wünsche … etwas Zur Beförderung

Ihres Wunsches beytragen zu können.

Ihr … fortwährendes Interesse an der Philosophie … hat mir viel Vergügen gemacht …“

Briefe (Hoffmeister / Nicolin) Nr. 374 a.

214 E. Schriftstück m. U. (Berlin) 3.III.1829.1⁄2 S. quer-kl.-8o. 2 Eckchen abgerissen (geringer Buchstabenverlust). (800.—)

„Ich bin leider! genöthigt, die Vor[lesun]gen auch noch heute und morgen auszusetzen / Prof. Hegel 3/3 29“.

„Ein Brustübel, welches mich während des eben verflossenen Winters längere Zeit hindurch an der Fortsetzung meiner Vorlesungen und meiner literarischen Arbeiten hinderte, ist auch jetzt noch nicht … gewichen“, schrieb Hegel am 16. Mai an den Minister Altenstein.

128
II. WISSENSCHAFT

Nr. 213

215 HEIDEGGER, Martin, Philosoph, 1889 – 1976. E. Br. m. U. „Dein Martin.“ Meßkirch 5.XI.1952. 2 S. gr.-8o. Seidenpapier. (350.—)

An Lene Laslowski geb. Irmler („Liebe Lene“), die Frau seines Studienfreundes, des Historikers Ernst Laslowski, mit Dank für Wünsche zu seinem Geburtstag, den er in seiner „Hütte“ in Todtnauberg begangen hatte.

„…  Inzwischen wirst Du viel gesehen und gelernt haben u. doch froh sein, wenn die Heimreise naht. Elfriede“ (seine Frau) „und ich hatten sehr stille u. fruchtbare Hüttenwochen, allerdings bei sehr ungünstigem Wetter …

Seit mitte Oktober bin ich hier, um mit Fritz“ (sein fünf Jahre jüngerer Bruder fertigte von Heideggers Manuskripten die Typoskripte an) „einige Vorlesungsmanuskripte druckfertig zu machen … Wir machen uns wohl von der Welt, in der Du z.Zt. lebst, recht laienhafte Vorstellungen u. dennoch ist es eine Wirklichkeit, die wir in allen Vorgängen hier stündlich spüren …“

216 HELMHOLTZ, Hermann von, Physiker und Physiologe; erklärte das Prinzip der Erhaltung der Energie und entwickelte den Begriff des elektrischen Elementarquantums, 1821

1894. E. Br. m. U. Berlin 9.III.1874. 12⁄3 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. (400.—)

Wohl an einen Redakteur mit einer Kurzbiographie des Physikers Johann Christian Poggendorff, der seit 1829 die von ihm begründeten „Annalen der Physik und Chemie“ herausgab.

„…  meine Notizen über Poggendorff waren aus seinem eigenen Biographischen Handwörterbuch entnommen, und dazu noch einiges, was er mir bei Tisch erzählte …“

Es folgen die biographischen Angaben.

II. WISSENSCHAFT 129

„schnelle electrische Schwingungen“

217* HERTZ, Heinrich, Physiker; Entdecker der elektromagnetischen Wellen, nach ihm ist die internationale Einheit für die Frequenz benannt, 1857 – 1894. Eigenh. Manuskript mit Namen am Kopf. (Karlsruhe, Ende Februar / Anfang März 1889.) 40 S. gr.-folio, halbbrüchig beschriftet, mit 5 in den Text montierten gedruckten Figuren. Minimale Randläsuren, hie und da schwach fleckig. (24.000.—)

„ Untersuchungen über electrische Wellen. Von H. Hertz.“ – Die im deutschen Original unveröffentlichte vollständige Übersetzungsvorlage für den in den „Archives des Sciences physiques et naturelles“ (Band 21, 1889, S. 281 – 309) erschienenen Aufsatz „Recherches sur les ondulations électriques“. – Beginnt:

„Seit Maxwell im Jahre 1865 seine Theorie der electrodynamischen Erscheinungen veröffentlichte, hat dieselbe die Aufmerksamkeit der Physiker in wachsendem Maasse auf sich gezogen. Wenn man nur an die Erklärung der electrischen Erscheinungen dachte, so bot die Theorie vielleicht keine grossen Vorzüge vor den früheren Theorien; ihre Schönheit bestand darin, dass sie zugleich die Optik umfasste, dass sie aus den Eigenschaften eines und desselben Mittels, des Aethers, zugleich die Erscheinungen des Lichtes und der Electricität erklärte. Aber entspricht die Theorie der Wirklichkeit oder ist sie nur eine geistvolle Hypothese? Je mehr man dieselbe ausarbeitete und Folgerungen derselben prüfte, desto mehr schien die erstere Alternative an Wahrscheinlichkeit zuzunehmen; ein Beweis aus sicheren Experimenten liess sich nicht geben. Die Ursache lag in der ungeheuren Geschwindigkeit welche das Licht besitzt und welche man nun auch bei den electrischen Kräften vermuthete. Diese Kräfte sind bemerkbar nur auf einige Meter Entfernung von den Leitern von welchen sie ausgehen. Die Zeit in welcher solche Entfernungen durchmessen werden, ist nur einige Hundertmillionstel der Secunde. Durch welche mechanische Mittel man auch Ströme schloss und öffnete, Magnete magnetisirte und entmagnetisirte, Leydener Flaschen lud und entlud, es schien unmöglich, dies so zu bewerkstelligen, dass der Hundertmillionste Theil der Secunde dabei irgend von Einfluss sein konnte. Ich habe bemerkt, dass es ein sehr einfaches Mittel giebt, einen vollkommen unterbrochenen Stromkreis vollkommen leitend zu schliessen in einer Zeit, welche weniger beträgt als selbst der Tausendmillionste Theil der Secunde. Dies Mittel ist der electrische Funke selbst, hervorgerufen unter gewissen äusseren Bedingungen. Indem ich dasselbe ausnutzte, konnte ich so schnelle electrische Schwingungen in Leitern erregen, dass sich mit ihrer Hülfe die Maxwellschen Vermuthungen prüfen liessen. Diese Vermuthungen fanden sich vollkommen bestätigt. Von den Versuchen, welche ich zu diesem Zwecke anstellte, will ich im Folgenden eine abgekürzte Schilderung geben …“

Hertz schließt seine ausführliche Darstellung mit einer Bemerkung zu dem problematischen Konzept der physikalischen Fernwirkung: „Im allgemeinen ist es interessant zu bemerken, dass von den verschiedenen Fernkräften, welche man bisher in die Betrachtung einführte, die Gravitation nunmehr die einzige ist, von welcher man nicht hat nachweisen können, dass sie Zeit zu ihrer Ausbreitung nöthig hat und also die einzige welche man noch im eigentlichen Sinne als Fernkraft bezeichnen kann.“

Unmittelbar vor seinem Wechsel von Karlsruhe nach Bonn hatte Hertz auf Wunsch des Genfer Physikers Edouard Sarasin diese Übersicht über seine Arbeiten verfasst, die in französischer Übersetzung unter dem Titel „Recherches sur les ondulations électriques“ in der von Sarasin redigierten Zeitschrift erschien. Manuskripte von Heinrich Hertz sind von größter Seltenheit; vollständige Manuskripte zu zentralen Themen seiner bahnbrechenden Forschungen sind im Handel bisher nicht vorgekommen.

II. WISSENSCHAFT 130
II. WISSENSCHAFT 131
Nr. 217 Heinrich Hertz

218* HILBERT, David, Mathematiker; „einer der größten Mathematiker aller Zeiten“ (NDB), 1862 – 1943. E. Postkarte m. U. Göttingen 19.XII.1931. Schwache Klammerspur. (1.200.—)

An den Marburger Mathematiker Kurt Hensel, der Leopold Kroneckers „Vorlesungen über Zahlentheorie“ herausgab.

„Lieber Freund. Vielen Dank für die Zusendung des letzten Teils von Kroneckers III. Zugleich möchte ich Sie aufs herzlichste beglückwünschen, dass Sie diese für die ganze mathematische Wissenschaft so segensreiche Arbeit der Herausgabe … so glänzend vollendet haben. Nun leben Sie wohl und seien Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem alten Freunde / D. Hilbert“ Leopold Kronecker (1823 – 1891) machte sich besonders um die Zahlentheorie und die Funktionstheorie verdient, laut NDB ist er der „Mathematiker, der H[ilbert] durch sein Werk am tiefsten beeinflußte“. Sehr selten.

219 HOFMANN, August Wilhelm von, Chemiker; Begründer der Teerfarbenindustrie, 1818

1892. 2 e. Br. m. U. London 13/22.X.1864 und Berlin 29.XI.1879. 4 S. 8o. Der Londoner Brief mit geprägtem Briefkopf „Royal School of Mines“. (300.—)

London 1864. Wohl an einen Journalisten, der einen Artikel über ihn verfasst hatte. „…  Nehmen Sie meinen besten Dank für die trefflich geschriebene Skizze, welche vieler meiner Freunde mit großem Interesse gelesen haben, und welche nur daran leidet, daß sie von dem geschilderten Individuum eine viel zu vortheilhafte Meinung weckt …“

Zuvor war es zu einem Missverständnis gekommen, sodass Hofmann versichert, dass er „die erste Gelegenheit ergreifen werde mich in Ihrer guten Meinung zu rehabilitiren. Eine solche Gelegenheit dürfte sich bald bieten. Die beiden chem. Institute, welche unter meiner Leitung in Bonn u. Berlin im Augenblick gebaut werden eignen sich vortrefflich für eine Mittheilung in der illustrirten Zeitung …“

Beiliegend ein e. Manuskript des Chemikers und Nobelpreisträgers Tadeusz Reichstein, mit Namen und Titel am Kopf: „Chemische Rassen in Acokanthera“. Vollständige Arbeit über die chemische Struktur von Pfeilgiften. Mit vielen Strukturformeln und Tabellen (16 S. folio).

II. WISSENSCHAFT 132

220 HORMAYR, Joseph Freiherr von, österreichischer Historiker und politischer Publizist, 1781

1848. E. Albumblatt m. U. Bremen 14.III.1843. 1 S. gr.-4o. Mit einer lithogr. Stadtansicht am Kopf („die neue grosse Weserbrücke / Bremen“, ca. 5,5 × 18 cm). Getöntes Papier. Kleines Loch im Text. (250.—)

Ein Vierzeiler und zwei Sinnsprüche: „Und sengte Dich niemals die himmlische Glut Und tauchtest Du nie in die selige Fluth, So hast Du nicht Freud’, nicht Entsetzen gekannt. Warst nimmer den höheren Mächten verwandt! … Das Staatsleben ist wie ein Strom, nur in fortgehender Bewegung herrlich. – Wenn der Strom steht, wird er Eis oder Sumpf. – Nur, wo Licht und Wärme, da ist – Leben!“

221 HUFELAND, Christoph Wilhelm, Mediziner; behandelte Goethe, Herder, Schiller und Wieland, 1801 Professor und kgl. Leibarzt in Berlin, 1762 – 1836. E. Br. m. U. Berlin 1.VIII.1823. 1 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. (200.—)

An Frau Konsul Lorck (nach alter Zuschreibung).

„… Erlauben Sie, Verehrteste Freundin, daß ich abermals – doch, denke ich, nicht zu lange mehr – Sie um die freundschaftliche Güte ersuche, Beygehendes Ihrer geliebten Tochter an ihrem Geburtstage zu überreichen …“

„mein theurer Liebig“

222 HUMBOLDT, Alexander von, Naturforscher, 1769 – 1859. E. Br. m. U. Potsdam 7.VIII. 1828. 21⁄2 S. gr.-4o. Mit Siegel und Adresse. Etwas gebräunt. Kleine Faltenläsuren. (1.600.—)

An Justus von Liebig in Gießen, den er zur Naturforscher-Versammlung in Berlin erwartet hatte.

„Ich bin ganz niedergeschlagen, mein theurer Liebig, über die böse Nachricht, welche Sie uns entzieht. Ich vernehme daß Sie nach Paris gehen u. so wenig ich mich über diesen Entschluß, in Hinsicht auf ein höheres geistiges Interesse wundern darf, so war ich Ihnen doch diese Zeilen schuldig, um Ihnen zu sagen, wie sehr ich Ihnen unabänderlich zugethan bin … Sollte ich denn aber nicht … ehe ich (April 1929) nach dem Ural u[nd]Tobolsk gehe, die Freude genießen, Sie hier zu umarmen? Sie werden hier gelehrtere Menschen als mich finden, aber niemand, der Sie inniger liebt. Berzelius kommt in wenigen Tagen, ich werde viel mit ihm leben; er ist geistreich, aber nicht einfach u. hat manche Krankheit des Vornehmthuns …“

Erwähnt Gay-Lussac, den Basler Mediziner Karl Gustav Jung sowie eigene geognostische „Fußreisen in Böhmen“, die er anlässlich einer gemeinsamen Bäderreise nach Teplitz „mit dem König“, Friedrich Wilhelm III. von Preußen, unternommen hatte.

– Siehe die Abbildung auf S. 134.

II. WISSENSCHAFT 133

223 E. Br. m. U. Berlin 16.IX.1836. 1 S. kl.-folio. Mit Siegel und Adresse. Etwas gebräunt. Rand- und Faltenrisse, Bugfalte gebrochen (alt ausgebessert). (1.200.—)

An den Astronomen und Geophysiker Carl Kreil am „Observatoire Imperial“ in Mailand über seine Bestrebungen, weltweit geomagnetische Stationen zur Messung des Erdmagnetismus einrichten zu lassen. Zu diesem Zweck hatte Humboldt mit Carl Friedrich Gauß und Wilhelm Weber den „Magnetischen Verein“ gegründet, eine international tätige wissenschaftliche Gesellschaft, die erste dieser Art. „… Ich habe, die mit Island correspondirenden stündl. Beobachtungen, sogleich abgeschrieben an das Institut nach Paris geschickt“ (in Paris war 1823 das erste magnetische Observatorium gegründet worden) „was Sie aber vielleicht schon selbst gethan. Alle Erläuterungen habe ich Französisch daneben geschrieben, da man in Paris noch immer, troz den entgegengesezten Behauptungen der Journale, mehr Sanscrit und Pali als Deutsch höret. Die Vorschläge die Sie wohl meinem Briefe an den Herzog von Sussex“ (Augustus Frederick, I. Herzog von Sussex, Präsident der Royal Society of London, den Humboldt einige Monate zuvor um Unterstützung gebeten hatte) „in Schumachers“ (Heinrich Christian Sch., Astronom und Mathematiker) „Astron[omischen] Nachrichten kennen, haben den erfreulichsten Erfolg gehabt. Die magnetischen Stationen werden in den Tropen nach Ostindien u. Neu-Holland verlängert werden. Ew. Wohlgeb. Arbeit über die tagliche u. nachtliche Veränderung der horizontalen Intensität sind von höchstem Interesse. Wenn man aber die drei Manifestationen der Decl[lination] Incl[ination] und Intensität voneinander scheidet, so steht freilich die stündliche Inclinations-Veränderung die nach Arago“ (der Astronom François A.) „in einem Tage bis 5’ geht, in dem Resultat der horizontalen Intensität. Diese Correction durch veränderte Inclination ist sehr wünschenswerth … selbst an den Reductionen auf eine Einheit die Gaus so scharfsinnig gelehrt hat, weil wenn man nach 50 Jahren ein anderes numerisches Resultat der horizontalen Intensität findet, man in diesem Resultate ein rein physikalisches Factum (das der zunehmenden oder abnehmenden wahren Intensität) doch nicht so lange erkennen kann, als bis man durch die Inclin. corrigirt … Es ist mir besonders eine grosse Freude zu sehen dass ein Gegenstand der mich im Neuen Continent und im nördl. Asien so lange beschäftigt, lebhaft sich Ihres Interesses zu erfreuen hat …“

Erwähnt die XIV. Versammlung der „Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte“ in Jena.

II. WISSENSCHAFT 134
(A. v. Humboldt)
Nr. 222

224 E. Br. m. U. „Alexander Humboldt“. Berlin 28.II.1846. 2 S. gr.-8o. Siegelabklatsch in der Mitte der 2. Seite durch Aufbewahrung des Briefes in einem gesiegelten Umschlag (liegt bei). (600.—)

An Carl Friedrich Schmidt, preußischer Major „im großen Generalstabe“, bei dem er sich für den jungen, „gründlich und fleissig arbeitenden Geographen Lieutenant“ Carl Zimmermann verwendet. „… Ich habe den sehnlichsten Wunsch (und bei meinem Uralter wird alles dringender) dass der Lieutenant Zimmermann irgend eine Berechtigung finde, wieder in Berlin beschäftigt zu werden. Es würde sehr zu bedauern sein, wenn ein so viel versprechender, geistig thätiger junger Mann, dessen Arbeiten immerfort selbst das Interesse des für Geographie so enthusiastischen Monarchen“ (Friedrich Wilhelm IV.) „erregt haben, nicht unter Ihrer Leitung, von den wissenschaftlichen Hülfsmitteln dieser Hauptstadt umgeben, zu seiner gänzlichen Ausbildung reifte …“

Zimmermann, späterer preußischer Generalmajor, war von 1841 bis 1843 Adjutant des preußischen Kriegsministers Hermann von Boyen und hatte u. a. für den Geographen Carl Ritter Karten für dessen Erdbeschreibung von Inner-Asien und Afrika gezeichnet.

225 E. Br. m. U. Berlin 23.III.1850. 21⁄2 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Einige Rand- und Faltenschäden (teilweise alt ausgebessert). (600.—)

An Baronin Louise Lehzen, ehemalige Gouvernante und Vertraute von Queen Victoria, die sich in Bückeburg zur Ruhe gesetzt hatte.

„Daß ich der geistreichen und liebenswürdigen Baronin von Lehzen schneller in[?] der unaufhaltsamen Köthener Eisenbahn aus den Augen, als aus dem Sinne entschwunden bin, schmeichelt meiner urweltlichen, in der Waldgegend des Orinoco und den Iotisch-Steppen nicht abgestumpften Eitelkeit. Es ist etwas so erfreuliches, nach einem kurzen Zusammensein in dem ‘schönen Eilande’ Eindrücke empfangen zu haben, die nicht bei mir allein, die bei dem edeln, tief fühlenden und fein auffassenden Monarchen“ (Friedrich Wilhelm IV.) „… sich oft in lieber, warmer Erinnerung offenbaren. Er, der Viel beschäftigt in dem uneinigen deutschen Vaterlande, befiehlt mir heute wieder, Ihnen, gnädige Baronin, den Ausdruck Seiner hohen Achtung darzubringen. Er vernimmt mit Freuden von dem vortrefflichen Reg. Präs. dem ich diese mikroskopischen Zeilen anvertraue, wie Sie in … Abgeschiedenheit … dem fernen, oft unheimlichen Welttreiben, nicht teilnahmloos zuschauen! Bei einer wunderbaren Erhaltung der Kräfte, … von vielen Pflichten bedrängt, wie sie die Nähe eines kunst- und wissenschaft liebenden Königs, leider erzeugt, sehe ich die Welt (wie es das Geschick der Greise ist) sich um mich veröden. Die Freunde sterben dahin und noch gestern hat mich das tragische Ende eines Pariser 17jährigen Hausgenossen und Mitarbeiters, des berühmten Botanikers Kunth, der in Wahnsinn verfallen war, tief erschüttert …“

226 E. Br. m. U. Berlin 17.XII.1857. 1 S. gr.-4o. Schwach gebräunt. Winzige Faltenrisse. Am Kopf Montagereste. (400.—)

An (Heinrich Adolf von Bardeleben), Rektor der Universität Greifswald.

„…  In dem ich Ihnen meinen ganz gehorsamsten Dank sage für die gewogentliche Uebersendung der von Herrn Professor Kosegarten“ (Gottfried K., Orientalist und ehemaliger Rektor der Universität) „so gründlich ausgearbeiteten Geschichte der Universität Greifswalde … füge ich die freundschaftliche Bitte hinzu, dass Sie … es übernehmen mögen, den Ausdruck meiner Dankgefühle auch dem … Senate der Universität, wie dem vortrefflichen Geschichtsschreiber mitzutheilen …“

II. WISSENSCHAFT 135
„bei meinem Uralter wird alles dringender“

II. WISSENSCHAFT

(A. v. Humboldt)

227 E. Br. m. U. O. O. u. D., „Freitags“. 1 S. kl.-4o. Dünnes Papier. Kleine Läsuren (recto Montagerest am linken Rand). (400.—)

An einen Herrn „Oberconsistorialrath“, dem er für ein „vielversprechendes schönes Geschenk“ dankt.

„…  Sie sind zu sehr von der tiefen Achtung überzeugt die ich für Sie hege wie von den DankbarkeitsGefühlen welche mich für Ihre Werksstudien beleben, um nicht zu ahnen welchen edlen und ernsten Genuss Sie mir bereiten …“ – Als Nachsatz fügt er an: „Ueberaus schön und Dank erregend sind S. 9 – 11 Ihrer Rede“.

228 HUMBOLDT, Wilhelm von, Gelehrter und preußischer Staatsmann; Mitbegründer der vergleichenden Sprachwissenschaft, 1767 – 1835. E. Br. m. U. „Humboldt“. Berlin 25.XII.1829. 11⁄3 S. 4o. Mit Siegel und Adresse. Minimal fleckig. (800.—)

An Johann Christian Brick, königlich preußischer Forstmeister in Wendelstein bei Querfurt.

„Mein Sohn“ (wohl Hermann, sein jüngstgeborener)

„ist jetzt drei Monate bei E. Wohlgeb. und ich wünschte meine Zahlungen für ihn vierteljährlich zu berichtigen. Sie haben die Güte gehabt, in Ihrem Schreiben an den Herrn Oberlandforstmeister von Wintzigerode“ (Carl von W.) „das Kostgeld für ihn auf 300 r. festzusetzen, was mithin 75 r. alle drei Monathe machen würde. Ich gestehe…, daß mir dies nach der Art, wie Sie ihn, wie er mir schreibt, in Ihrem Hause zu halten die Güte haben zu wenig scheint und es würde mir daher sehr angenehm sein, wenn Sie … die Summe um soviel höher bestimmten, als hinreicht, Sie vollkommen schadlos zu halten …

Ich kann E. Wohlgeb. nicht genug sagen, wie froh und glücklich sich mein Sohn bei Ihnen fühlt … und welches allen meinen Wünschen entsprechendes Bild er mir von dem Familienkreise macht, in den Ew. Wohlgeboren ihn aufzunehmen die Güte gehabt haben …“

136

229 HUXLEY, Sir Andrew, englischer Physiologe, Nobelpreisträger; klärte mit J.C. Eccles und A.L. Hodgkin den Mechanismus der Nervenleitung, 1917 – 2012. Eigenh. Manuskript mit Namenszug am Schluss. 2 S. folio. Am Kopf paginiert „M6“ und „M7“. Mit Heftklammerspuren an linker oberer Ecke. (250.—)

Entwurfsfragment des Aufsatzes „Tension responses to sudden length change in stimulated frog muscle fibres near slack length“, den Huxley zusammen mit L. E. Ford und R. M. Simmons in „The Journal of Physiology“ im Juli 1977 veröffentlichte. Beginnt:

„The feedback signal fed to the current amplifier consisted of a ‘direct’ and a ‘velocity’ component. The direct component came from either the photodiode pickoff on the motor (Pm signal), or the spot-follower (s or L), or the tension transducer output (P), one of these three being selected by the diode switching circuit … The velocity component was always derived from the photodiode pick-off, the Pm signal being differentiated by a circuit which deliberately introduced two successive first-order lags whose values … were chosen so as to give a response that was complete as early as possible …“ Mit Abweichungen vom Druck.

„das ist Sünde genug“

230 JACOBI, Friedrich Heinrich, Philosoph, Freund Goethes, 1743 – 1819. E. Br. o. U. (Schluss fehlt, die unteren zwei Drittel der dritten bzw. der Adressseite abgeschnitten). Düsseldorf 21.IX.1779. 21⁄3 S. 4o. (400.—)

An den Buchhändler Philipp Erasmus Reich in Leipzig, bei dem er sich für eine späte Zahlung entschuldigt.

„…  Gott gebe daß Sie glauben ich sey gestorben; denn wenn Sie mich für lebendig halten, so müßen Sie nothwendig sehr übel von mir denken. Könnte ich nur in dergleichen Fällen mir geschwinde eine tüchtige Straffe zumeßen laßen; damit der Beleidigte Befriedigt u. mein Gewißen wieder ruhig würde! Sie glauben nicht was ich leide wenn ich mir selber als ein Undankbahrer erscheine. Ich weiß wohl daß ich es im Grunde der Seele nicht bin; aber ich habe mich denn doch äußerlich als einen solchen verhalten, u. das ist Sünde genug. Meine plötzliche Berufung nach München; die unsäglichen Arbeiten, unter denen ich dort vier Monate lang geseufzet; die Menge von Geschäfften die bey meiner Zurückkunft hier auf mich warteten, und kränklicher Körper, u. noch verschiedene andre Umstände, dürften mir vieleicht zu einiger Entschuldigung dienen  Ich schreibe heute an meinen Schwager, den Herrn v. Clermont zu Vaals“ (Johann Arnold von C., der „Tuchbaron von Vaals“), „daß er Ihnen durch seinen Correspondenten zu Leipzig, die 169 M., die ich Ihnen schuldig bin, ausbezahlen laße. Wenn in laufender Meße von unseren vorzüglichen Schriftstellern im Philosophischen u. dichterischen Fache etwas erschienen ist oder noch erscheinen sollte; so seyen Sie so gütig u. schicken mir es gleich …“ Zu Beginn des Jahres hatte Jacobi seine Stellung als Hofkammerrat im Herzogtum Berg gekündigt und eine Stelle im bayerischen Innenministerium angetreten, die er aufgrund seines öffentlichen Bekenntnisses zur Freihandelslehre jedoch bald wieder aufgeben mußte. Finanziell unabhängig hatte er sich daraufhin auf sein Landgut in Pempelfort bei Düsseldorf zurückgezogen, das sich zu einem Zentrum geistigen Austausches entwickelte, wo u. a. Goethe, Herder, Wilhelm und Alexander von Humboldt, Hamann, Lavater, Diderot und Frans Hemsterhuis verkehrten.

II. WISSENSCHAFT 137

II. WISSENSCHAFT

(F. H. Jacobi)

231 E. Br. m. U. München 8.V.1811. 2⁄3 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse. Kleines Loch an der Siegelstelle (ohne Textberührung). (400.—)

An seinen Freund und Verleger Friedrich Perthes in Leipzig, bei Übersendung eines Papiermusters.

„Ich hoffe, … ein am 4ten von mir an Sie … abgesandtes Briefpaket wird richtig in Ihre Hände kommen. Ich sende Ihnen heute nur ein zweytes Muster von grünem Papier, welches von der fehlerhaften Art ist, worüber ich klagte, das es keine Tinte annimt. Das Blatt, das ich Ihnen am Sonnabnd sandte, möchte zufällig ein gutes gewesen seyn. – Ich sehne mich nach einigen Zeilen von Ihnen …“ Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff.

232 JENS, Walter, 1923 – 2013. E. Br. mit zweimaligem e. Namenszug. Tübingen o. D. 11⁄2 S. folio. Leicht gebräunt. Kleine Läsuren am oberen Rand. Gelocht. (200.—)

An einen Herrn, der ihn zu einer Lesung nach Hamburg eingeladen hatte.

„… Ich komme sehr gern zu Ihnen, aber die Termine sind leider für mich ungünstig, außerdem war ich sehr lange krank und muß mich im Reisen beschränken. Nun bin ich jedoch bis zum 9. September in Sylt, könnte also vom 9./11.9…. bei Ihnen sprechen. Der Termin ist zwar früh; aber die Ferien sind doch vorbei, mit guter Vorbereitung sollte alles gut laufen …“

233 KELLER, Ferdinand, Schweizer Archäologe und Altertumsforscher; Begründer der urgeschichtlichen Forschung in der Schweiz, 1800 – 1881. Federzeichnung. Ca. 12 × 19 cm. –Dazu ein e. Schriftstück m. U., Zürich, September 1863, 1 S. quer-gr.-8o, auf einem Briefbogen der „Antiquarischen Gesellschaft in Zürich“, hellblaues Papier. . (800.—)

Skizze eines Pfahlbaus bei Robenhausen am Pfäfflikon-See, die Keller in dem zugehörigen Schriftstück erläutert:

„Robenhausen

a Pfahlwerk der ersten, ältesten Ansiedelung

b c Culturschicht '' '' '' ''

b Pfahlwerk der zweiten, jüngern Ansiedelung

d Culturschicht '' '' '' ''

e Niveau des jetzigen Torfmoores

Die Pfahlköpfe bei der ersten Ansiedelung sind alle verbrannt, diejenigen bei der zweiten sind gut erhalten – ein Beweis, daß diese letztere nicht durch Feuer zerstört, sondern aus andern Gründen verlassen wurde.

Man hat Ursache anzunehmen, daß zwischen der Gründung der ersten und zweiten Ansiedelung mehrere Jahrhunderte verflossen sind.“

Auf der Rückseite der Zeichnung eine Echtheitsbestätigung und Erläuterung des Schweizer Geologen und Prähistorikers Adolph von Morlot (1820 – 1867): „… Diese Skizze illustrirt die neuesten Entdeckungen in der Pfahlbaute bei Robenhausen … 1864“.

Keller hatte 1832 die „Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Zürich“ gegründet, die Vorgängerin der späteren „Antiquarischen Gesellschaft“; der Begriff „Pfahlbauten“ wurde von ihm geprägt. Sehr selten.

138

Nr. 233

Nr. 235

234 KNAUS, Hermann, österreichischer Gynäkologe; entwickelte die nach ihm und dem Japaner Ogino benannte Methode zur Berechnung des weiblichen Fruchtbarkeitszyklus’, 1892 – 1970. E. Br. m. U. Prag 23.II.1936. 2 S. gr.-4o. Auf seinem Briefpapier. Leicht gebräunt. Mit Umschlag. (200.—)

An seinen Freund, den Schriftsteller Wolfgang Schneditz („Kenner meiner Lehre“) in Salzburg, wo er vor der Übernahme seiner Prager Professur tätig gewesen war.

„… In den 11⁄2 Jahren, die ich nun in Prag verbracht habe, hat sich Vieles ereignet, was mich hier relativ rasch zufrieden werden ließ. Klinisch habe ich ein ganz großes Betätigungsfeld angetroffen, das mir mit jedem Tage mehr Freude macht. Nur unter der großen Zahl der Rigorosen – 3 Vormittage der Woche sind damit ausgefüllt, – ächze ich …“

235 KOCH, Robert, Bakteriologe, Nobelpreisträger; Entdecker des Tuberkelbazillus und des Cholera-Erregers, 1843 – 1910. E. Br. m. U. Berlin 21.XI.1907. 1 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Respektblatt zu 3⁄4 abgeschnitten, das verbliebene Viertel gelocht. (1.200.—)

An „Hochgeehrter Herr Direktor!“, wohl der Astronom Friedrich Simon Archenhold, der als Leiter der Volkssternwarte in Treptow Gelder für ein Gebäude für das zur Berliner Weltausstellung von 1896 gebaute Riesenfernrohr sammelte.

„… Da ich Ihr Unternehmen für ein sehr nützliches halte, so würde es mir eine besondere Freude sein, wenn es mir vergönnt wäre Ihnen durch Gewährung des verlangten Darlehens behilflich zu sein. Aber meine Vermögensverhältnisse sind nicht derartige, wie Sie annehmen. Ich muss es mir deswegen zu meinem aufrichtigen Bedauern versagen, auf Ihren Vorschlag einzugehen …“

Das Schreiben mit der Bitte um „freiwillige Spenden“ liegt als Typoskript (Durchschlag) bei.

Mit dem Bau eines permanenten Gebäudes für die Sternwarte – auf der Weltausstellung hatte es nur einen Holzbau für das bis heute längste bewegliche Fernrohr der Welt (Brennweite von 21 Metern) gegeben –wurde 1908 begonnen; die Sternwarte trägt seit 1946 Archenholds Namen.

II. WISSENSCHAFT 139

236 LALANDE, Joseph Jérôme de, französischer Astronom; Direktor der Pariser Sternwarte, 1732

1807. E. Br. m. U. O. O. 12.XII.1789. 1 S. 8o, winzige Schrift. Grünliches Papier, leicht fleckig. Kleinere Randläsuren. (400.—)

Inhaltsreicher Brief an einen wohl jüngeren Kollegen („mon cher apôtre du midi“), der ihm Arbeiten zugesandt hatte und den er über seine eigenen Forschungen unterrichtet.

„J’ai recu avec grand plaisir … les premieres marques de votre zele … j’en ferai mention dans le journal des Savans, et dans la nouvelle edition de mon astronomie. je Suis ravi de ce que vous etes en relation avec M. Darquier“ (der Astronom Antoine D.) „et de ce que vous avés déja un observatoire. vous pouvés bien observer déja des Satellites de jupiter, des eclipses d’etoiles par la lune …“

Im Folgenden über diverse astronomische Beobachtungen sowie mit Erwähnung der Astronomen Joseph de Beauchamp und Wilhelm Herschel.

Beiliegend ein weiterer e. Br. m. U., wohl an einen Verleger: „Permettés Monsieur que je recours a vous pour obtenir 50 exemplaires de mon memoire sur l’afrique  …“; seine eigenen Exemplare habe er dem deutschen Afrikaforscher Friedrich Konrad Hornemann übergeben (Paris 1797).

237 LIST, Friedrich, Nationalökonom; trat für die deutsche Zolleinigung und den Eisenbahnbau ein, 1789 – 1846. E. Br. m. U. Augsburg („v[on] H[ause]“) 28.II.1844. 1⁄2 S. gr.-8o. Mit Siegelspur und Adresse. (2.000.—)

An Levin Schücking, damals Redakteur der in Augsburg erscheinenden „Allgemeinen Zeitung“, mit der Bitte, ihm ein Buch von Jacob Venedey zur Verfügung zu stellen.

„Sie würden mich verbinden verehrter Freund, wenn Sie die Güte haben wollten, mir Venedeys Buch nur für diesen Vormittag zu überschicken, ich würde es Ihnen nach Tisch wieder zurückschicken …“

Aus der Autographensammlung von Schückings „mütterlicher Freundin“ Annette von DrosteHülshoff, von ihr auf dem Adressblatt bezeichnet „Docktor Lißt“. Sehr selten.

238 LISTER, Joseph, englischer Mediziner; entwickelte die antiseptische Wundbehandlung, 1827

1912. E. Br. m. U. Wadhurst, Sussex 3.VIII.1905. 21⁄3 S. 8o. Mit Trauerrand. (200.—)

An einen befreundeten Kollegen, wohl den Ophthalmologen Arthur Cheatle, wegen der Rekonvaleszenz einer gemeinsamen Bekannten.

„… I am greatly surprised to learn from my servants here, who have heard from Maria at the hospital, that she is going to her own home on Saturday. After what you wrote to me as to her going to a convalescent home, I can hardly believe that she will do this by your advice. If she is taking this course through her own stupidity, I should be greatly obliged by your telling her that I utterly disapprove of her action …“

140
II. WISSENSCHAFT

239* MARCUSE, Herbert, Philosoph, 1898 – 1979. Überwiegend eigenh. Manuskript. 37 S. gr.-4o (davon 31 S. eigenhändig, 6 S. Typoskript). Gelbes Papier; der eigenhändige Teil in Blei auf liniiertem Papier mit perforiertem Oberrand. (12.000.—)

Manuskript zu seinem letzten großen Werk „Counterrevolution and Revolt“, „Part III“ („Art and Revolution“). – Das Manuskript besteht aus 3 Seiten Übersicht und 34 Seiten Text, pag. „1“ bis „33“ (2 Ergänzungsblätter eingeschoben, die in der Übersicht aufgeführten Seiten 22 und 34 liegen nicht vor). Der Text beginnt: „Part III Cultural Revolution. this is first the expression of an embarassment, namely, that the radical opposition to the established society is today concentrated, and articulated by – minoritarian, ‘elitist’ groups, chiefly among the bourgeois intelligentsia and youth, in ambivalent relationships with the ‘masses’, and by – oppressed radical groups which do not hold a central position in the productive process. But

‘Cultural Revolution’ is also the expression of the fact that the radical opposition today involves in a new sense the entire realm beyond that of the material needs – nay, that it aims at a total transformation of the entire traditional culture …“ – Hier wie im Folgenden erheblich abweichend vom Erstdruck (Boston, Beacon Press 1972, S. 79 – 128).

Werkmanuskripte des wohl wirkmächtigsten Theoretikers der „68er-Bewegung“ sind im Handel von größter Seltenheit.

II. WISSENSCHAFT 141

Die Suche nach Franklin’s lost expedition

240 MCCORMICK, Robert, Polarforscher; diente als Schiffsarzt der Royal Navy u. a. auf der „Beagle“ und leitete eine Suchexpedition nach Sir John Franklin, 1800 – 1890. Br. m. U. Surbiton 6.X.1854. 3 S. 8o. (300.—)

An (den irischen Astronom und Polarforscher Sir Edward Sabine), der die von McCormick geleitete Such-Expedition von 1852 nach Sir John Franklin unterstützt hatte. – Auf der Suche nach der Nordwestpassage war Franklin im Mai 1845 mit den Schiffen HMS Terror und HMS Erebus ins Nordpolarmeer aufgebrochen und im Juli d. J. das letzte Mal von Europäern gesichtet worden.

„…

In the earlier period of this hopeless search for our ever to be lamented and enterprising countryman, Sir John Franklin, + his unfortunate companions: you kindly expressed an interest in the share I was then taking in the furtherance in the search – but, it was not until the … spring of 1852 that I succeeded in getting out: and having recently reprinted privately, the ‘Official report’ of my narrative, in a more eligible form for presentation to a few friends, who have taken an interest in my Boat-Voyage“ („Narrative of a Boat Expedition of the Welington Channel in the Year 1852“) – „Will you do me the favor to accept the accompanying copy as a small token of my appreciation of the kindness + attention which I met with from yourself and Mrs. Sabine when I had the pleasure of an interview with you at your house on Shooter’s Hill, now some time ago – and, you gave me a copy of the translation of ‘Humboldt’s Cosmos’ “ (Elizabeth Juliana Leeves-Sabine hatte die Übersetzung der ersten 4 Bände des „Kosmos“ 1849 veröffentlicht) „which has been my Companion in the North and beguiled many a tedious hour during the long night of a Polar Winter …“

Erst 2014 bzw. 2016 wurden beide Schiffe vor der kanadischen Küste wiederentdeckt, die Besatzungen waren dort 1845/46 vom Eis eingeschlossen worden und Jahre später verhungert. Auf den folgenden über 20 Rettungs-Expeditionen, die wesentlich zur Erforschung der Arktis beitrugen, starben mehr Seeleute als während der ursprünglichen Expedition.

241 MENDELSSOHN, Moses, Philosoph, 1729 – 1786. Eigenh. Schriftstück. (Berlin 2.X.1771.) 1 S. quer-gr.-8o. Leicht fleckig, beschnitten. (3.000.—)

Geschäftliche „Nota“ für seinen Freund, den Buchhändler Friedrich Nicolai über das Einwechseln von 387 Dukaten in Louisd’or.

Mit Nicolais Empfangsvermerk auf der Rückseite sowie dem Vermerk auf der Vorderseite „Dieses sind 387 gegen Louisd’or umgesetzt d[en] 3 Oct. 71“. In den „Neuerschlossenen Briefen M. M’s an Fr. N.“, hrsg. von A. Altmann (1973), nicht gedruckt.

II. WISSENSCHAFT 142

„Ippocrate stesso“

242 MORGAGNI, Giovanni Battista, italienischer Mediziner; Begründer der modernen Pathologie, 1682 – 1771. E. Br. m. U. Padua 25.IV.1745. 2 S. 4o. Schwach fleckig, schmaler Falzrest am linken Rand. (1.200.—)

An den gelehrten Geistlichen Vincenzo Cavalucci (1700 – 1787) in Venedig, bei dem er sich für seinen späten Dank für eine übersandte Abhandlung entschuldigt („son’ora occupatissimo“).

„…  Ringraziandole adunque della memoria cortese che di me conserva, e della finezza che mi hà fatto in confidendomi la Dott[issi]ma dissertazion Sua; la quale per qualche sicura occasione le rimanderò raccomandola per ricapito al Sig. Pitteri“ (Morgagnis Verleger Francesco P. in Venedig). Er würdigt den Adressaten im Folgenden als „padre in cui si ragiona di notomía, ò di medicina. Tenga Ella per fermo, che ad Ippocrate stesso; non che al Laurenzi; sono cadute dalla penna in que’ luoghi ch’Ella ne riporta …

Le altre parti della Dissertazione non apparengono a Professione in cui mi sia lecito giudicare …“

243 NATURFORSCHER und Gelehrte. – 21 Autographen. Überwiegend e. Br. m. U. 19. Jahrhundert. (600.—)

Heinrich Adolf von Bardeleben (Koblenz 1880), Alfred Brehm (Berlin 1869), Victor von Bruns (Tübingen 1878), Robert Wilhelm Bunsen (2; 1 e. Schriftstück m. U., Heidelberg 1868 und 1 e. ausgefüllter Vordruck m. U., Heidelberg 1865), Heinrich Wilhelm Dove (Berlin o. J.), Kuno Fischer (Heidelberg 1877), Friedrich Theodor von Frerichs (e. Billett auf seiner gedr. Visitenkarte, o. O. u. D.), Eduard von Hartmann (e. Manuskript m. U.), August Wilhelm von Hofmann (Berlin 1877), Heinrich Kiepert (Berlin 1874), Gustav Robert Kirchhoff (e. ausgefüllter Vordruck m. U., Heidelberg 1865), Hermann Kopp (Heidelberg 1868), Adolf Kußmaul (Freiburg 1876), Moritz Lazarus (3; Berlin, Leipzig u. Potsdam 1874 – 1894), Richard Lepsius (Berlin 1877), Jacob Nöggerath (Poppelsdorf 1867), Julius von Payer (Wien 1875) und Carl Vogt (Nizza 1851).

244 ORTELIUS, Abraham, Kosmograph und Kartograph, 1527 – 1598. Eigenh. Widmung.

O. O., „XII. Kalend. Maii“ (20.IV.)1575. Auf dem abgeschnittenen Unterrand (3,3 × 29 cm) vom Titelblatt einer Ausgabe seines „Theatrum Orbis Terrarum“. (2.000.—)

„D[omino] Danieli Rogersio cognato suo suavissimo in amicitiis mnemosynon, Auctor D[onum] D[edit] …“

Der englische Humanist Daniel Rogers (Albimontanus, 1540 – 1590) hatte in Wittenberg bei Melanchthon studiert und bereiste im Auftrag der Königin Elisabeth Holland und Deutschland. Sehr selten.

II. WISSENSCHAFT 143

II. WISSENSCHAFT

245 PHILOSOPHEN. – 10 Autographen. (400.—)

Elme-Marie Caro (e. Br. m. U., o. O. u. D.; an eine „Marquise“), Moriz Carrière (e. Schriftstück m. U., München 1880; Anschlag am Schwarzen Brett: er müsse Vorlesungen verschieben, hoffe aber, „die über Shakespeare Mittwoch …, die über Aesthetik Donnerstag … fortzusetzen“), Benedetto Croce (e. Postkarte m. U., Neapel o.D; an den Soziologen Robert Michels in Turin), Paul Deussen (2; 2 e. Zeilen auf gedruckter Visitenkarte sowie e. Namenszug), Gottlieb Wilhelm Gerlach (e. Br. m. U., Halle 1860), Friedrich Jodl (e. Br. m. U., Wien 1899), Rudolf Kassner (e. Br. m. U., Wien 1942), Hermann Keyserling (e. Postkarte m. U., Schönhausen 1942) und Eduard Spranger (e. Namenszug auf der Rückseite einer Portraitphotographie).

Beiliegend ein e. Br. m. U. des Psychologen Moritz Lazarus (Berlin 1874).

246 PHYSIKER und Techniker. – 12 Autographen. (400.—)

François Arago (e. Br. m. U., o. O. u. D.; Empfehlungsschreiben für „ce savant physiologiste Mr. Brown-Sequard “ an „le Docteur Bache / superintendent of the coast survey“), Manfred von Ardenne (2; signiertes e. Manuskript, 1979 sowie sign. Portraitphotographie), Jean Baptiste Biot (e. Br. m. U., o. O. u. D.; in Druckangelegenheiten), Gerhard Binning (sign. Portraitphotographie), Bartolomeo Gandolfi (e. Br. m. U., Modena 1808), Carl Hochenegg (e. Billett m. U. auf seiner Visitenkarte, Wien 1929), Otto Nußbaumer (e. Briefkarte m. U., Salzburg 1929; über eine Feier anläßlich der „25 jährigen Wiederkehr der ersten drahtlosen Musikübertragung“), Johann Christian Poggendorff (e. Br. m. U., o. O. u. D.), Glenn T. Seaborg (2; e. Manuskript m. U.: „Introduction / Rolf Woldseth book Xray Energy Spectrometry“ und Typokript mit e. Korrekturen: „Our Energy Problem“) und John van Vleck (signierter Druck „My Swiss visits of 1906, 1926, and 1930“, gedruckt als: „Separatum / Helvetica Physica Acta“, nach 1979).

247* PLANCK, Max, Physiker, Nobelpreisträger; Begründer der Quantentheorie, 1858 – 1947. E. Postkarte m. U. Berlin-Grunewald 4.III.1928. (200.—)

An den Marburger Mathematiker Kurt Hensel, einen Enkel Fanny Hensels, der Schwester von Felix Mendelssohn Bartholdy.

„… Ich bitte Sie um eine kurze Auskunft. Vor vielen Jahren las ich mit großem Interesse Jugendbriefe von Felix Mendelssohn-Bartholdy an Mitglieder seiner Familie, und möchte Dieselben jetzt an Jemand verschenken. Nun kennt aber keine Buchhandlung dieses Werk, und ich weiß mir keinen bessern Rat, als Sie zu fragen, unter welchem Titel man sich das Buch verschaffen kann. Sie würden mich durch eine gefällige Antwort zu großem Dank verpflichten …“

248 4 Autographen: je 1 e. Brief-, Post- bzw. Ansichtskarte m. U. sowie 1 gedruckte Postkarte mit e. Zusätzen u. U. Berlin-Grunewald, Rogätz und o. O. 25.IV.1932 bis 18.XII.1943. 2 S. quer-8o und die Karten. 1 Karte etwas gebräunt, 1 Karte mit Montageschäden auf der Adressseite. (300.—)

An Georg Lenz in Hamburg, Sohn seines Freundes und entfernten Verwandten, des Berliner Historikers Max Lenz (1850 – 1932).

Berlin 25.IV.1932. Mit Glückwünschen zur Verlobung. „… Ich kann Dir nicht sagen, wie sehr mich dieser

144

Schritt von Dir erfreut. Daß Dein Vater ihn nicht mehr erlebt hat, ist zu beklagen. Aber sicher ist auch …, daß Du bei allen, die Dir nahe stehen, vor allem Deiner lieben Mutter und Deinen Geschwistern, neues Glück verbreiten wirst. Grüße mir auch Deine werte Braut von Herzen …, ich bin überzeugt, daß sie, da sie es verstanden hat, auf Dich doch immerhin etwas verwöhnten jungen Mann Eindruck zu machen, ganz besondere Qualitäten besitzen muß …“

Berlin 21.V.1942. „… Ich war ganz erfreut, aus dem Ausland von Dir zu hören. Aber heutzutage geht ja alles etwas Durcheinander. Auch ich war mit Marga“ (seine zweite Frau) „im Ausland, aber im friedlichen Italien, Rom und Bozen, wo man von Kriegsstimmung viel weniger merkt als bei uns …“ Rittergut Rogätz 18.XII.1943. Nach seiner Evakuierung. „… Uns ist es nicht ganz so gut gegangen. Zwar steht unser Haus in Berlin noch, aber es hat doch bei den verschiedenen Angriffen … so gelitten, daß wir vorläufig dort nicht wohnen, sondern die Benutzung einigen total Bombengeschädigten überlassen haben. Wir verbringen den Winter hier als Gäste des hiesigen Gutsherrn, des Großindustriellen Dr. Still (Recklinghausen) und haben wenigstens ruhige Nächte. Einmal wird ja auch diese unsinnige Zeit ein Ende nehmen …“

Beiliegend der Gedichtband „Weil’s mi’ freut!“ von Karl Stieler (Stuttgart 1877) mit einer signierten Widmung Plancks auf dem fliegenden Vorsatz: „Seiner lieben Cousine / Anna Brandis / zur Erinnerung an ihren / Besuch in München. / 2. August 1880. / Max Planck.“

249 E. Br. m. U. Göttingen 25.I.1946. 11⁄2 S. gr.-8o. Bleistiftnotiz des Empfängers am Kopf. Mit Umschlag. (250.—)

An den Musikwissenschaftler Fritz Stein, Direktor der Berliner Musikhochschule, der ihm mitgeteilt hatte, dass er sämtlicher Ämter enthoben worden sei. Planck war zeitlebens praktizierender Musiker und besaß das absolute Gehör.

„… Ihren werten Brief … habe ich mit Erschütterung gelesen. Nach Ihrer jahrelangen Arbeit im Interesse der Pflege gediegner Musik … dieser schnöde Undank, der sehr charakteristisch dadurch illustriert wird, daß sich jetzt eine minderwertige Mittelmäßigkeit breit macht, die vorgibt, etwas der früheren Meistertradition gleichwertiges zu schaffen oder sie sogar noch zu übertreffen. Da begreife ich sehr wohl, daß man sich alle Mühe gibt, Ihre Leistungen möglichst herabzusetzen, und noch alle Argumente sucht, um darzutun, daß Sie bewußt im Dienst des Faschismus gearbeitet haben …“

Fritz Stein war maßgeblich an der Gleichschaltung des Musikwesens während des Nationalsozialismus beteiligt gewesen.

250 POLARFORSCHER. – 5 Autographen, meist e. Br. m. U. (400.—)

Jean-Baptiste Charcot (St. Servan 1929), Peter Freuchen (an einen Bewunderer: „… My ‘Arctic Adventure’ is my youth, after that came what I really did as fullgrown  …“, Enehøje 1936), Adolf Erik Freiherr von Nordenskiöld (an einen Kollegen über die Beschaffenheit von Lava: „…  Glauben Sie wirklich daß es in allen grossen Vulkanen ein glühend-smelzendes Inneres giebt? Daß alle nach Vesuv modellirt sind? Z.B. die Vulkanen von Quito bei welchen der grosse allneptunist v. Humboldt nur ein Mal ‘eine Art’ von Lavastrom’ entdecken konnte  …“, Stockholm 1880), Sir William Parry (e. Schriftstück m. U.: „Admit the bearer / Parry“, o. O. u. D.) und Robert Edwin Peary (an einen Herrn wegen der Suche nach seinem Geburtshaus: „… I personally cannot help you … I left the locality before I was three years old …“, Washington, DC 1917, mit gedrucktem Briefkopf „National Aerial Coast Patrol Commission“).

II. WISSENSCHAFT 145

251 POLENI, Giovanni, italienischer Mathematiker, Astronom und Physiker, 1683 – 1761. E. Br. m. U. Padua 6.X.1719. 1 S. 4o. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Adressblatt an der Siegelstelle fachgerecht repariert. (1.200.—)

An den Mediziner Antonio Vallisnieri, seinen Kollegen an der Universität zu Padua, zunächst über seinen Wechsel vom Lehrstuhl für Physik auf den für Mathematik, als Nachfolger von Nikolaus Bernoulli I. (1687 – 1759), der nach Basel zurück ging.

„…  Suppongo che avrà saputa la risolution presa dal n[ost]ro S[ignor] Bernoulli, la mia promotione alla Matem[atic]a, e quella del S. Speroni alla mia Catedra. Per me sic volvere sic iussere, io mi sono fatto gloria della mia ubbidienza …“

Es folgt eine Bitte um Besorgung von Büchern – „Supplico V. S…. à degnarsi di provedermi li 5. Libri dall’occlusa nota“. Diese „nota“, eine 14 Titel umfassende eigenh. Bücherliste, von denen fünf mit Rötel angestrichen sind, liegt dem Brief bei (11⁄2 S. schmal-8o).

252 RANKE, Leopold von, Historiker, 1795 – 1886. Schriftstück m. U. „Leop. v. Ranke“. Berlin 26.VII.1877. 1 S. quer-4o. (120.—)

Quittung über „750 Mark“ für seinen „Antheil an der in der Regierungsrath-Ranke’schen Nachlaßsache zur Vertheilung kommenden Summe von 4500 Mark …“

253 RÖNTGEN, Wilhelm Conrad, Physiker, Nobelpreisträger; Entdecker der nach ihm benannten Strahlen, 1845 – 1923. Br. m. U. „Dr. W. C. Röntgen“. Würzburg 18.I.1894. 2⁄3 S. gr.-4o. (800.—)

Als „Rektor der Julius-Maximilians-Universität“ in Würzburg an einen Herrn. „In der Anlage überreicht der ergebenst Unterzeichnete Euer Hochwohlgeboren ein Exemplar der am 2ten diese Monats an hiesiger Hochschule gehaltenen Festrede zur geneigten Einsichtnahme …“ Röntgen war 1893 und 1894 Rektor der Universität Würzburg; 1895 entdeckte er die von ihm so benannten „X-Strahlen“.

Beiliegend die „Legitimations-Karte No. 224“ der Universität Würzburg für das Sommer-Semester 1894, mit Röntgens gestempelter Unterschrift.

254* E. Br. m. U. „Hotel Miramare Santa Margeritha Ligure“ 19.III.1903. 2 S. quer-kl.-8o (Briefkarte) mit gedrucktem Briefkopf „Geheimrath Röntgen / München“. Leicht gebräunt. (1.200.—)

An einen Kollegen, dem er erklärt, weshalb er nicht zu den Kuratoriumssitzungen der PhysikalischTechnischen Reichsanstalt (in Berlin) hatte kommen können.

„… Meine Frau war in der zweiten Hälfte des Wintersemesters recht schwer an der Influenza erkrankt, und die Erholung wollte keine Fortschritte machen. Das verlasste die behandelnden Aerzte anzuordnen, dass meine Frau so bald wie möglich nach dem Süden gehen sollte. An eine Reise ohne mich war nicht zu denken und so musste ich mich – wenn auch nicht leicht – entscheiden, die Sitzungen der Reichsanstalt aufzugeben. Jetzt sitzen wir an 2 Wochen hier und fangen an die Wirkung des gleichmässigen Klimas und des ruhigen Lebens zu spüren …“

Röntgen gehörte dem Kuratorium von 1897 bis 1920 an.

146
II. WISSENSCHAFT

An einen Herrn mit einem Terminvorschlag.

„…  Vielleicht convenirt Ihnen in Carlsruhe ein Tag von den ersten vieren im Februar … Wenn dies der Fall bitte ich den paßenden davon auszuwählen … und mir dann den gewünschten Tag nach Heidelberg, Prinz Carl, wißen zu lassen …“

Rohlfs Werk „Im Auftrage Sr. Majestät des Königs von Preußen mit dem Englischen Expeditionskorps in Abessinien“ war ein Jahr zuvor erschienen und verschaffte ihm, zusammen mit den sich daran anschließenden Vortragsreisen, eine nicht unbeträchtliche Einnahmequelle.

256 RUMFORD, Sir Benjamin Thompson, Graf von, amerikanischer Physiker und Staatsmann; einer der Hauptförderer der mechanischen Wärmetheorie, entwickelte die Rumfordsche Lampe, legte den Englischen Garten in München an; Begründer der Royal Institution und Erfinder der nach ihm benannten Armensuppe, 1753 – 1814. E. Br. m. U. Auteuil 8.X.1811. 1 S. 4o. (400.—)

An einen Porzellanfabrikanten.

„… Madame la Princesse de Jablanowska une Dame Polonaise qui démeure à Auteuil à deux Portes de ma Maison desire avoir 4 Casserolles de Porcelaine, armées en cuivre avec leur couvercles en Porcelaine …“ – Es folgt eine Aufzählung des Porzellans. „…  ainsi que le pot-à-feu, que vous m’avez promi depuis long tems, avec son couverde …“ Rumford lebte damals als Privatgelehrter in Paris, wo er die Witwe Lavoisiers geheiratet hatte. Sehr selten.

II. WISSENSCHAFT 147
255* ROHLFS, Gerhard, Afrikareisender, 1831 – 1896. 1 S. gr.-8o. Rautiertes Papier. (200.—) Nr. 251

„die größte Wohlthat“

257* SAVIGNY, Friedrich Carl von, Jurist und preußischer Staatsmann; Begründer der historischen Rechtsschule, 1779 – 1861. E. Br. m. U. „Savigny“. Berlin 28.II.1859. 12⁄3 S. gr.-8o (400.—)

An einen Kollegen, der ihm zum 80. Geburtstag gratuliert hatte.

„… nicht blos der Inhalt Ihres Briefes war mir werth und erfreulich, sondern auch die ganze Reihe von Erinnerungen an längst vergangene Zeiten, die er in mir hervorrief, und an so manche Menschen, die uns Beiden nahe standen, und nun großentheils vor uns hinübergegangen sind.

Uns Beiden hat Gott einen gleichen Lebensberuf angewiesen, und dieser gehört mir unter die größten Wohlthaten, wofür ich Ihm dankbar zu seyn habe, mit wie manchem anderen Beruf er auch bei mir abgewechselt hat. Denn gerade in diesem Beruf wird die geistige Thätigkeit mehr als in anderen durch persönlichen Antheil belebt und erwärmt, und eben dadurch wird der Rückblick auf die Vergangenheit auch in alten und schwachen Tagen so tröstend.

Mögen Sie noch lange kräftig und mit freudigem Erfolg wirken, und mir daneben auch das liebevolle Andenken erhalten …“

Täglich eine halbe Unze Wermutsamen in Honig gegen Eingeweidewürmer

258 SCARPA, Antonio, italienischer Anatom und Chirurg; verdient um die Anatomie des Ohres, der Ganglien und der Knochen, entdeckte u. a. den Nervus naso-palatinus und beschrieb das Scarpasche Dreieck am Oberschenkel, 1752 – 1832. E. Br. m. U. O. O. u. D. (zwischen 1797 und 1805). 2 S. gr.-4o. Grünliches Papier. Mit Siegelspur und Adresse. Adressblatt an der Siegelstelle fachgerecht repariert. (1.600.—)

An den „Cittadino Nicolini“, einen befreundeten Arzt in Mailand, der ihn wegen eines an einer Nervenkrankheit leidenden Patienten um Rat gefragt hatte.

„…Ho esaminato attentamente l’epilettico di cui mi avete informato … Sono del vostro parere che il male non sia idiopatico, e che propriamente uno stimolo locale lungo il pollice del piede dia occasione all’aura che si propaga all’insù …

Osservo che sono stati praticati internamente i più accreditati remedi senza frutto … Quantunque dopo i tentativi fatti sembrino attualmente più indicati gli esterni che gli interni rimedi; pure mi piacerebbe pria di passare ai primi che fosse preso in considerazione una delle cause che talvolta da’ origine a questa malattia, cioè i vermi intestinali, almeno per escluderla. In queste circostanze io adopo il seme santonico col miele a grandi dosi, cioè a mezz’oncia per giorno …“

Im Folgenden erörtert Scarpa andere mögliche Ursachen, nennt weitere Rezepturen und gibt ausführliche Hinweise für eine erfolgsversprechende Behandlung, einschließlich der Durchtrennung eines Nervs – „Nel caso presente sarebbe principalmente il Safeno …“

An Pietro Antonio Zorzi an der Kirche Santa Maria Formosa in Venedig, der sich wegen eines Augenleidens an ihn gewandt hatte.

„… Se, come risulta della Relazione de’ suoi incomodi d’occhi, la machia … nell’uno, e nell’altro esisteva,

148
II. WISSENSCHAFT
259 E. Br. m. U. Pavia 20.III.1807. 1 S. kl.-folio. Mit Siegelspur und Adresse. Faltenschäden alt unterlegt; minimale Buchstabenverluste. (1.200.—)

Nr. 258

ad assai opaca, pria che sia stato rimarcato alcun grado d’offuscamento nel cristallino, spiacemi di doverle dire che la sede principale del male è nella Retina, o nel nervo ottico …“ Angesichts weiterer Beschwerden („angustia d’animo“, „i Reumatismi“, etc.) und unter Abwägung möglicher Ursachen („Quando questa malattia dipende da consensualità dello stomaco“) kommt Scarpa zu dem Ergebnis, dass diese Krankheit nur schwer zu behandeln sei und die wenigen Mittel herangezogen werden müssten, die zuweilen zu einem Erfolg führten; an erster Stelle nennt er KüchenschellenExtrakt. – „…  Questa malattia è difficilmente curabile  In ogni modo giova cimentare i pochi mezzi che la medicina somministra, e che talvolta sono riusiti proficui. In primo luogo l’estratto di Pulsatilla nigricante …“

260* SCHELLING, Friedrich Wilhelm Joseph von, Philosoph, 1775 – 1854. E. Br. m. U. M[ünchen] 13.VII.1836. 1 S. gr.-4o. Schwach gebräunt. Kleine Randläsuren (rechter Rand etwas stärker). (600.—)

„Verehrter Freund!

Zum Verständniß meines gestern abgeschickten Briefes, wofern derselbe anders noch rechtzeitig zur Post gekommen, gehört das anliegende Schreiben des Herrn Landrichters in Erlangen; das gestern in der Eile vergessen wurde, dem Brief bei zulegen. Möge Ihre allgemeine Menschenfreundlichkeit, möge die mir insbesondre gezeigte freundschaftliche Gesinnung bey Ihnen entschuldigen, daß ich Sie in dieser Sache um Hülfe, Auskunft, Rath angegangen habe …“

II. WISSENSCHAFT 149

II. WISSENSCHAFT

„Von der Bayerischen Censur fürchte ich nichts“

261 E. Br. m. U. Berlin 16.XI.1843. 3 S. gr.-4o. Kleineres Loch in Blatt 2 hinterlegt (Buchstabenverlust). (1.200.—)

An den Schriftsteller (Levin Schücking), seit Kurzem Redakteur der in Augsburg erscheinenden „Allgemeinen Zeitung“, bei Übersendung eines Artikels über das im Großherzogtum Hessen verhandelte „Nachdruckgesetz“, an dem Schelling wegen einer laufenden Klage ein persönliches Interesse hatte.

„…  Nachdem ich gehört, welche Wirkung der frühere Artikel von Hitzig in Süddeutschland gehabt, zweifle ich nicht, auch dieser werde Beifall finden und der Allg. Z. nicht zur Unehre gereichen, wie wohl ich bemerken muß, daß dieser nicht von Hitzig ist.

Ein Bedenken wegen der Anspielungen, die man darin finden mag, kann darum nicht stattfinden, weil hier keine Seele dagegen auftreten oder getroffen zu seyn sich bekennen wird, jedenfalls aber ich den Aufsatz vertreten werde und Sie ermächtige, erforderlichen Falls d. h. einer Behörde gegenüber mich als Einsender zu nennen. Das ohnlängst eingesendete Decret ist nichts weniger als im Geist der Regierung, und eine sehr particuläre Erscheinung.

Von der Bayerischen Censur

fürchte ich nichts. Bayern war der erste Staat der den Nachdruck mit Beschlag belegte; auch jener gegenüber steht es der Redaction frei, mich als Einsender zu nennen, und sollte das Blatt nach München gehen müssen, so bin ich überzeugt, daß es von dort mit Aufhebung jeder Censur zurückkäme, wenn man weiß, daß ich der Einsender bin, wohlzumerken keineswegs der Verfasser …“

Auch der Verleger, „Hr. Baron v[on Co]tta wird … nichts gegen die Aufnahme des Artikels haben, von dem ich ihm selbst Nachricht geben werde …“ – Der Artikel erschien am 26. November.

Erwähnt ferner einen ihn selbst betreffenden Artikel in der A.Z. („Sch.’s Stellung“).

Aus der Autographensammlung von Schückings „mütterlicher Freundin“ Annette von DrosteHülshoff, von ihr auf der leeren vierten Seite bezeichnet „Schelling“.

150

„das jetzt so weltberühmt gewordene Köpenick“

262 SCHIAPARELLI, Giovanni Virginio, italienischer Astronom; entdeckte die „Marskanäle“, 1835 – 1910. E. Br. m. U. Mailand 19.II.1909. 11⁄2 S. gr.-8o (250.—)

An einen Herrn „Doctor“, der ihn nach Berlin eingeladen hatte.

„…  Sie wißen vielleicht nicht, daß ich ein armer, altersschwacher Mann bin, dem sein Haus auch sein Gefängniss ist, während sein Leben sich auf ein Areal von etwa 150 Quadratmeter bewegt. Nur in Sommer, auf dem Lande, erweitert sich dieses Gefängniss bis auf etwa zwei Hektaren freien Feldes. Außerdem sind mir von Zeit zu Zeit kleine Entdeckungsreisen von etwa 1 bis 11⁄2 Kilometer erlaubt, d. h. so weit die Beine den hinfälligen Kerl tragen können …

… Es wäre mir so lieb gewesen, das seit 50 Jahren so sehr gewachsene Berlin wieder zu sehen, Treptow und das jetzt so weltberühmt gewordene Köpenick“ (in Anspielung auf die „Köpenickiade“ des Schuhmachers Voigt, 1906), „das Ziel meiner ehemaligen Spaziergänge noch einmal zu bewundern! Dii aliter voluere …“

Schiaparelli hatte ab 1857 für zwei Jahre an der Berliner Sternwarte studiert. Im Treptower Park war Ende des 19. Jahrhunderts die Archenhold-Sternwarte mit dem Riesenfernrohr der Berliner Gewerbeausstellung von 1896 eingerichtet worden.

263 SCHLAGINTWEIT, Adolph, Forschungsreisender und Naturforscher, 1829 – 1857.

E. Br. m. U. London o. D. (um 1850). 3 S. 8o. (250.—)

Während einer gemeinsam mit seinem Bruder Hermann unternommenen England-Reise an den irischen Astronomen Edward Sabine, bei dem er sich und seinen Bruder mit Kopien von Empfehlungsschreiben von Alexander von Humboldt einzuführen wünscht. – Humboldt hatte die Brüder 1849 kennengelernt und sich lobend über ihre Alpen-Beobachtungen geäußert.

Humboldt hatte ihnen Empfehlungsschreiben ausgestellt „to his Majesty the King of Bavaria “ (Maximilian Joseph II.), „to Sir John Herschel, and to Dr Faraday; we may add still a Prospectus of our book which we have got recently from our bookseller in Leipsic“ („Untersuchungen über die physicalische Geographie der Alpen …“, 1850).

„The great kindness of Baron Humboldt himself who directed us to take some copies of his most precious letters, may excuse us, if we dare deliver you these copies, which modesty should rather prevent us to communicate to anybody.

We feel indeed highly sorry to deprive you now of a time which is so precious for science; we may hope that we cann [sic] be happy enough to find an occasion, where we may return you our best thanks for your great kindness …“

Erwähnt Sabines Ehefrau Elizabeth Juliana Leeves, die Humboldts „Kosmos“ sowie die „Ansichten der Natur“ erstmals ins Englische übersetzt hatte.

Schlagintweit wurde 1857 während einer durch Humboldt angeregten Forschungsreise in Kaschgar (Chinesisch-Turkestan) ermordet.

264 SCHLIEMANN, Heinrich, Archäologe; Entdecker von Troja und der Königsgräber von Mykene, 1822 – 1890. E. Br. m. U. Bad Wildungen 17.VIII.1883. 3⁄4 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. (600.—)

An einen Herrn, der ihm einen Reiseführer der „Isle of Wight“ gesandt hatte.

„… Ich habe das Buch mit hohem Interesse gelesen u. es meiner Frau in Franzensbad übersandt; ich zweifel nicht daß wir Sandown den Vorzug geben werden …“

II. WISSENSCHAFT 151

II. WISSENSCHAFT

(H. Schliemann)

265 E. Br. mit Namenszug im Text. Athen, August o. J. 1 S. gr.8o. Altgriechisch. Papierdefekte am rechten Rand. Stellenweise fleckig, Adressstempel, gelocht. (1.200.—)

„…  Herrikos Schliemann an Friderikos Marx … Er lebe wohl. Freudig verneige ich mich heute dankbar wegen Ihrer mir erwiesenen Güte der Zusendung des überaus unterhaltsamen Schriftstückes ‘Verzeichnis der Vorträge in der Akademie im Rostocker Wintersemester des Jahres 1888/9’, das ich anerkennend studiert und sogleich gelesen habe“ (Übersetzung).

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff und Erben.

266 SCHWENINGER, Ernst, Bismarcks Leibarzt, 1850 – 1924. E. Br. m. U. Berlin 8.VIII. 1888. 23⁄4 S. 8o. Mit Briefkopf. Schwach gebräunt. (200.—)

An den Historiker Heinrich von Sybel mit einem Rezept. „… Vielleicht thun Sie … gut, wenn Sie zur Unterstützung Ihrer dermaligen Cur … in der nächsten Zeit jeden 2. Tag Abends vorm Schlafengehen Eins der beifolgend notirten Pulver nehmen, von denen Sie an Tagen mit Schmerzen allenfalls noch 1 – 2 Pulver in 3stündigen Pausen mehr nehmen könnten …“ – Das Rezept liegt bei.

267 SOEMMERRING, Samuel Thomas von, Anatom und Physiologe; führte die Bezeichnung Bauchspeicheldrüse ein und konstruierte einen elektrischen Telegraphen, 1755 – 1830. E. Br. m. U. Frankfurt a. M. 7.III.1822. 3 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse. Kleinere Faltenrisse teilweise alt unterlegt. (800.—)

An Christian Clehenz („Doctor der Medicin und Profeßor der deutschen Litteratur“) in Pavia, der ihn mit medizinischer Literatur aus Italien versorgte. – Nach einleitenden Worten über seine Rückkehr von

152

München nach Frankfurt a. M. und seine Empfehlung des Adressaten nach Wien bittet Soemmerring, seinen Dank an italienische Kollegen zu übermitteln, insbesondere an Antonio Scarpa, dessen jüngste Arbeiten er in den höchsten Tönen lobt.

„… da Ihr Päckchen oder Röllchen nach München von Pavia ging, u. von dort nach hieher, nach Frankfurt, wo ich für immer domicilirt zu bleiben hoffe, geschikt wurde, so kann ich mir zum Theil, wiewohl nicht völlig, die gar zu sehr verspätete Ankunft desselben erklären …

Hn. Fattori’s Werk u. die zwey Bände von H. Duca erhielt ich richtig zu München, u. bitte denen Herren nochmals meinen aufrichtigsten Dank zu bezeugen. Wie weit mag Hr. Duca mit sr. Übersetzung vor gerükt seyn? Jezt könnte ich ihm, eher, als damals, wo ich meine Sachen nicht beyeinander hatte mit Noten u. Zusätzen dienen …“ (Giovanni Battista Duca übersetzte Soemmerrings Hauptwerk „Vom Bau des menschlichen Körpers“ ins Italienische.)

„Vor allem aber muß Sie inständigst bitten, meinen herzlichsten Dank an Hn Scarpa aufs lebhafteste auszudrüken für das unschäzbare Andenken womit er mich beehrt, u. welches mir der schönste Lohn meiner Arbeit dünkt. Das Werk über die Hernia perinaei füllt zu meiner größten Freude eine große empfindliche Lücke in diesem Fache der Wissenschaft aus … Mancher, dem ich dieses Werk, welches ich mir schon directe aus Wien hatte kommen lassen, zeigte, gestand daß ihm jezt erst die Augen über diesen Gegenstand aufgiengen. Ich kann aber um so mehr mit Sach Kenntniß davon sprechen, weil ich, in meiner gekrönten Preisschrift“ („Über die Schädlichkeit der Schnürbrüste“, 1788) „mit möglichster Sorgfalt, Vollständigkeit und Deutlichkeit von diesem Bruche handelte, aber freylich Etwas so Erschöpfendes vermochte ich nicht zu leisten, da ich bis jezt den Fall noch nicht in der Natur gesehen habe …“ Erwähnt ferner den österreichischen Mediziner Andreas Joseph Freiherr von Stifft (1760 – 1836), den Philologen und Archäologen Friedrich von Schlichtegroll (1765 – 1822) sowie „Prof Amicis Microscopio cattadiottrico“, das er für seinen Sohn erwerben wolle.

268* SZÉKELYHÍDI, Mihály Nethlébius, ungarischer Dichter und Philosoph, 1706- nach 1750. Sein Stammbuch mit 177 Eintragungen aus den Jahren 1731 – 1750 und o. D. Paginiert „1“ bis „362“ (20 Seiten herausgetrennt), quer-8o (leicht gebräunt, vereinzelt schwach stockfleckig). Mit seinem Exlibris auf dem fliegenden Vorsatz. Deutsch, Englisch, Griechisch, Hebräisch, Latein. Mit 1 Portraitstich und 1 gedruckten Seneca-Sentenz (beide eingeklebt). 2 Einträge getilgt, 12 Seiten zusammengeklebt. Brauner Lederband der Zeit (kleine Läsuren). Goldschnitt. (3.000.—)

Székelyhídi lehrte Philosophie an den Universitäten von Leipzig, Jena, Utrecht und Oxford. Das von ihm angelegte reichhaltige Album enthält Einträge von bedeutenden Gelehrten seiner Zeit, überwiegend der Universitäten Bremen, Jena, Göttingen, Halle und Leipzig. Von größter Seltenheit ist der Eintrag des Universalgenies Jean-Philippe Baratier, genannt „Wunderkind von Schwabach“, sowie der seines Vaters, des hugenottischen Pastors François Baratier, beide Halle 22.V.1735 (S. 252 f.). – Der 14-jährige Jean-Philippe Baratier hatte kurz zuvor, am 9. März 1735, an der Universität Halle als jüngster Absolvent seinen Magister Artium erworben. Er beherrschte mit vier Jahren Deutsch, Französisch und Latein sowie wenig später Griechisch, Hebräisch, Syrisch, Chaldäisch und Arabisch. Sein erstes Buch schrieb er im Alter von 11. Er starb 1740 mit nur 19 Jahren an Krebs.

Eine weitere Besonderheit sind fünf Eintragungen von Personen, die in direktem Bezug zu Johann Sebastian Bach standen:

Salomon Deyling, evangelisch-lutherischer Theologe, Leipzig 1734 (S. 115). – Deyling hatte 1720 in Leipzig die Pfarrstelle an St. Nikolai übernommen; Bach soll seine Kantate „Alles nur nach Gottes Willen“ BWV 72 nach einer Predigt von Deyling komponiert haben.

II. WISSENSCHAFT 153

(Stammbuch Székelyhídi)

Johann Matthias Gesner, Philologe und Bibliothekar, 1730

1734 Rektor der Leipziger Thomasschule, Göttingen 1735 (S. 120). – Bach, der mit Gesners Vorgänger schwerwiegende Auseinandersetzungen gehabt hatte, soll bei der Nachricht von Gesners Berufung freudig „Jetzt wird alles gut!“ ausgerufen haben; er widmete ihm später seinen „Canon a 2 perpetuus“ BWV 1075.

Johann Christoph Gottsched, Schriftsteller, Leipzig 1734 (S. 127). – Gottsched verfasste den Text zweier von Bach vertonter Kantaten, „Laß, Fürstin, laß noch einen Strahl“ BWV 198 und „Auf, süß entzückende Gewalt“ (davon sind nur 2 Arien erhalten).

Johann Erhard Kapp, Dekan der philosophischen Fakultät Leipzig und mehrmaliger Rektor der Alma Mater, Leipzig 1734 (S. 117). – Kapp war mit der Patin von Johann Christoph Friedrich Bach, Dorothea Sophia verheiratet, der Tochter des Thomaspfarrers Christian Weise der Ältere.

August Friedrich Müller, außerordentlicher Professor der Philosophie und ordentlicher Professor der Logik in Leipzig, Leipzig 1734 (S. 121). – Bach hatte die Kantate „Zerreißet, zersprenget, zertrümmert die Gruft“ zu Müllers Namenstag am 3. August 1725 komponiert; eine Auftragsarbeit von Leipziger Studenten, die dem äußerst beliebten Universitätsprofessor damit ein Ständchen brachten.

Weitere Eintragende sind u. a.

die Adeligen Friedrich von Berlichingen (Jena 1734), Christian August von Beulwitz (Jena 1734), Heinrich IX. Reuß zu Köstritz (Jena 1734) und Detlev von Reventlow (Leipzig 1734), die Historiker Johann Salomon Brunnquell (Jena 1734), Johann Christian Schöttgen (Dresden 1734), Martin Schmeitzel (Halle 1735) und Burkhard Gotthelf Struve (Jena 1734), die Juristen und Rechtswissenschaftler Georg Heinrich Ayrer (Leipzig 1734), Christian Gottlieb Buder (Jena 1734), Carl Gottfried Engelschall (Dresden 1734), Johann Daniel Gruber (Hannover 1735), Johann Gottlieb Heineccius (Halle 1735), Carl Otto Rechenberg (Leipzig 1734) und Jacob Gabriel Wolff (Halle 1735),

II. WISSENSCHAFT 154

die Mediziner, Physiker und Mathematiker Michael Alberti (Magdeburg 1735), Johann Ernst Hebenstreit (Leipzig 1734), Simon Paul Hilscher (Jena 1734), Johann Juncker (Halle 1735), Johann Joachim Lange (Halle 1735), Johann Andreas von Segner (Jena 1734), Johann Adolph Wedel (Jena 1734) und Johann Bernhard Wiedeburg (Jena 1734), die Philosophen Jakob Carpov (Jena 1734), Samuel Christian Hollmann (Göttingen 1733), Heinrich Köhler (Jena 1734), Johann Jakob Lehmann (Jena 1734), Johann Friedrich Menz (Leipzig 1734) und Karl Christian Woog (Oxford 1741), die Philologen György Kalmár (London 1750) und Johann Gottfried Tympe (Jena 1734), die Schriftsteller und Dichter Johann Ludwig Konrad Allendorf (Köthen 1735), Gottlieb Stolle (Jena 1734) und John Swinton (Oxford 1744), die Theologen und Geistlichen Hieronymus Simons van Alphen (Utrecht 1740), Christian Friedrich Börner (Leipzig 1734), David Renaud Boullier (Amsterdam 1739), Heinrich Alard Butjenter (London 1747), Johann Christian Clodius (Leipzig 1734), Antonius de Cuyper (Bremen 1738), Friedrich Andreas Hallbauer (Jena 1734), Johann Christian Hebenstreit (Leipzig 1734), Friedrich Casimir Heilmann (Bremen 1738), Christoph August Heumann (Göttingen 1735), Konrad Iken (Bremen 1738), Heinrich Klausing (Leipzig 1734), Jacob Hieronymus Lochner, Jr. (Bremen 1739), Jacobus Merrick (Trinity College, Oxford, o. J.), Christian Benedikt Michaelis (Halle 1735), David Mill (Utrecht 1740), Joachim Oporin (Göttingen 1735), Christian Reineccius (Weißenfels 1734), Johann Peter Reusch (Jena 1734), Philipp Samuel Rosa (Köthen 1735), Johann Reinhard Rus (Jena o. J.), Christian Ludwig Schlichter (Magdeburg 1734), Albertus Schumacher (Bremen 1739), Johann Friedrich von Stade (Bremen 1739), Johann Christian Stemler (Naumburg o. J.), Gottlieb Samuel Treuer (Göttingen 1735), Johann Christoph Ungewitter (Kassel 1735), Albert Voget (Utrecht 1740), Elard Wagner (Bremen 1738), Johann Georg Weber (Weimar 1734) und Johann Georg Zur Linden (Jena 1734), sowie Simon Hochbrucker, Musiker (London 1745), Dietrich Christoph Ihring, Bürgermeister von Kassel (Kassel 1735), Christian Gottlieb Jöcher, Bibliothekar und Lexikograph (Leipzig 1734), Johann Peter von Ludewig, Hallescher Universitätskanzler (Halle 1735) und Adam Manyoki, Maler (Dresden 1734).

269 VIRCHOW, Rudolf, Pathologe, Prähistoriker und Politiker; Begründer der Zellularpathologie, 1821 – 1902. E. Br. m. U. Berlin 28.IX.1872. 1 S. gr.-8o. Minimal fleckig. (600.—)

An seinen „Collegen“ (Clemens von Droste-Hülshoff), der ihm bei seinem Aufenthalt in Münster im August einige (prähistorische?) Sammlungsstücke versprochen hatte.

„…Wie es scheint, haben sich unerwartete Schwierigkeiten der Ausführung dieser Sendung entgegengestellt. Da mir in der That viel daran gelegen ist, Typen aus Ihrer Gegend zu haben, so bitte ich Sie, mir doch mitzutheilen worin das Hinderniß besteht. Vielleicht wäre es mir von hier aus möglich, auf die Beseitigung desselben hinzuwirken …“ Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff und Erben.

II. WISSENSCHAFT 155

270 VOLTA, Alessandro Graf, italienischer Physiker; einer der Begründer der Elektrizitätslehre, 1745

1827. E. Br. m. U. „Alessandro“. Mailand 28.X.(1782). 2 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse. (3.000.—)

Nach der Rückkehr von seiner ausgedehnten Studienreise durch Europa an seinen Bruder Luigi, Erzdiakon in Como („Car[issi]mo Fratello“), dessen Nachricht von der schweren Erkrankung der Mutter ihn erst bei der Ankunft in Mailand erreicht habe.

„… Sono arrivato solamente jer l’altro a Milano, in grazia d’essermi trattenuto colla compagnia varj giorni … ad Alessandria, e a Pavia. Qui giunto ho trovato le due vostre lettere di 20. e 21. corrente coll’infausta nuova della gravissima malattia della Sigra Madre. Mi sarei portato sul momento a Como, se avessi potuto credere di ritrovarla in sentimento, e che il tempo pressasse; ma essendo trascorsi diggià cinque giorni pensai o che ogni speranza era tolta, o che … il male potesse almeno tirar avanti l’ammalata, e lasciarmi il tempo di fare alcune delle più importanti incombenze qui in Milano. Intanto io aspetteva ulteriori nuove ogni momento; ma voi me ne avete lasciato digiuno tutto questo tempo con somma mia inquietudine … In tale angustia, ma con la speranza per sempre di poter rivedere la mia cara madre in vita e in istato di riconoscermi, mi disponevo domani a venire, quando oggi dal Cari[ssim]o Gattoni ho sentito esser alla ridotta agl’estremi. In questo stato di cose e nel grave cordoglio in cui mi truovo, ho stimato meglio di non accrescerlo col trovarmi presente allo spettacolo funereo …“ – Nach einer alten Notiz auf dem Adressblatt starb die Mutter an diesem Tag. Der Jesuit und Physiker Giulio Cesare Gattoni (1741 – 1809), Voltas Kollege an der Universität Pavia, hatte in beider Heimatstadt Como ein physikalisches Laboratorium („Torre Gattoni“) eingerichtet. Sehr selten.

II. WISSENSCHAFT 156

271 WEIZSÄCKER, Carl Friedrich Freiherr von, Physiker und Philosoph, 1912 – 2007. Eigenh. Manuskript. 4 S. folio. Mit Streichungen und Zusätzen. (300.—)

„Vorwort“ für das Werk „Die Logik des Lebenden“ (Frankfurt a. M., S. Fischer 1972) des französischen Zellgenetikers François Jacob, der 1965 den Nobelpreis für Medizin erhalten hatte. Beginnt:

„François Jacob ist den Fachleuten seit langem als der fruchtbarste Ideengeber jener molekularbiologischen Arbeitsgruppe am Institut Pasteur in Paris bekannt, aus der Jacques Monod und er selbst 1965 gemeinsam den von beiden verdienten Nobelpreis für Medizin erhielten. Das breitere Publikum interessierter Leser zeigt heute ein begreifliches Bedürfnis nach Darstellungen dieses Arbeitsgebiets aus der Feder der führenden Forscher selbst. Man wird sagen dürfen, dass von den z. T. glänzenden Büchern, die unter dem Einfluss dieses Bedürfnisses veröffentlicht worden sind, keines das hier nun auch den deutschen Lesern vorgelegte an begrifflicher Relevanz der Analyse übertrifft …“

II. WISSENSCHAFT 157

III. BILDENDE KUNST

272 BEGAS, Oskar, 1828 – 1883. Bleistiftzeichnung, am Unterrand signiert „OB.f[ecit]“. Ca. 24 × 14,5 cm. Beigefarbener Zeichenkarton. An Ober- und Unterrand montiert. (300.—)

Kniestück: Mönch in gebückter Haltung im Profil, ein geöffnetes Gebetbuch in der Hand haltend.

273 BEUYS, Joseph, 1921 – 1986. Lithographie, eigenh. bezeichnet und signiert „Probedruck / Beuys Granolitho 1974“ (Bleistift). 23 × 16 cm. Feinkarton, Perforation am linken Rand. (250.—)

Landschaftsdarstellung, im Stein bezeichnet „Weg zum Moor“. Auf der Rückseite eine weitere, ebenfalls als „Probedruck“ bezeichnete Lithographie. Beiliegend eine von Beuys mit roter Tinte signierte Originalgrafik der edition staeck („nr. 7 joseph beuys“).

274 BODONI, Giambattista, italienischer Stempelschneider, Buchdrucker und Verleger, 1740 – 1813. E. Br. m. U. Parma 26.VI.1787. 3 S. kl.-folio. Minimal fleckig. (1.200.—)

Als Leiter der herzoglichen Druckerei zu Parma an (Graf Tiberio Roberti, 1749 – 1817) in Bassano, der ihm zwei nachgelassene Werke seines im Vorjahr verstorbenen Onkels Giovanni Battista Roberti übersandt hatte.

„…  L’esemplare delle due operette postume dell’incomparabile Sigr Abate Roberti, e l’elogio elegantemente scrittone dal Ch. Sigr Conte Giovio, di cui me ha Ella fatto liberal dono, richiama non solo la mia più ingenua riconoscenza, ma mi obbliga altresì a protestargliene le mie più vive e sincere azioni di grazie …“

Im Folgenden über ein weiteres Werk des Abate Roberti, dessen Druck Bodoni selbst übernahm.

„… L’istruzione cristiana ad un giovinetto Cavaliere, e a due giovinette dame sue Sorelle non può leggersi, senza certa commozione interna che trae le lagrime per lo stile affettuoso con cui è vergata, e già sin dal principio del cadente mese ne ho spediti a S. E. il Sigr Principe della Rocella li due primi esemplari per sentire come debba in appresso contenarmi per la promulgazione di quest’aureo opuscolo. Qualora mi pervenga l’ordine di farlo uscire al pubblico, Ella sarà senza dubbio uno de’ primi ad ottenerlo …“ –Erwähnt den in Bassano ansässigen Schriftgießer Jacopo Boregana. Bodoni unterschreibt als „Tipografo di S. M. Cattolica“ (seit 1782 führte er den Titel eines königlich spanischen Kammertypographen). Auf der vierten Seite zeitgenössische Notizen zu dem Brief, u. a. von der Hand eines Verwandten des Adressaten.

„jetzt drängen mich wieder die Kalendermacher“

275 CHODOWIECKI, Daniel, 1726 – 1801. E. Br. m. U. Berlin 28.IV.1793. 21⁄2 S. 8o. Stockfleckig. (600.—)

Wohl an einen Verleger in Geschäftsangelegenheiten.

„Ich danke Ihnen mein Liebster Freund daß Sie mir wiederum ein mahl geschrieben haben, und dafür soll Ihnen auch Ihre Neueste Sünde vergeben werden. Die kleine Summe, die ich von Herrn Otto erhalten solte und nicht erhielt beläuft sich auf 719:18 r …“ Er könne ihm dies erst jetzt mitteilen, da er derart mit Arbeit überhäuft sei, „so daß ich die letzte Nacht vor der Ablieferung der letzten Arbeit gar nicht ins Bett kam[?], und jetzt drängen mich wieder die Kalendermacher deren ich noch 5 zu befriedigen habe …“ Erwähnt Friedrich Vieweg den Jüngeren.

160
III. BILDENDE KUNST

Nr. 274

276 CORINTH, Lovis, 1858 – 1925. 2 e. Br. m. U. Urfeld 26.VII.1919 und Berlin 22.VI.1924. 5 S. gr.-4o und kl.-4o. Leicht gebräunt. Kleine Läsuren. (400.—)

An einen Münchener Kunstsammler („Lieber Herr Probst“).

Urfeld 26.VII.1919. „… So interessant mir der lachende Philosoph sein würde zu malen das sind ja Alles keine lebensgefährliche Geschichten aber im Augenblick hindern sie einen an der Freude zu leben und zu arbeiten. Wenn dazu die verfluchte Politik kommt kann man sich gleich hinlegen und am liebsten krepieren. Nun verstehen Sie wohl … warum ich nicht lachender Philosoph bin um Ihr Porträt als ‘lachenden Philosophen’ zu malen …“

Berlin 22.VI.1924. „…  Ich wollte Ihnen nur mittheilen, daß wir Ende Juni Anfang Juli nach dem Walchen See kommen, da jetzt in München in der Staatsgalerie eine Ausstellung gemacht wird, welche mich einigermaßen angeht …“

277 CRUIKSHANK, George, 1792 – 1878. E. Br. m. U. (London) 20.XII.1853. Trauerrand. (400.—)

An einen Sammler seiner Werke.

„… As you were so kind as to say you would lend me the picture of Grimaldi“ (der englische Schauspieler und Clown Joseph G.) „for the purpose of exhibiting it at the British Institution I shall feel obliged if you will favor me with it in a day or two – as I should like to work upon it a little more before sending for exhibition …“

Beiliegend ein e. Albumblatt mit Widmung u. U. „Geoe. Cruikshank“ (die Oberlängen des Namenszugs sind mit kleinen Figuren verziert, o. O. 1866).

III. BILDENDE KUNST 161

278 FEININGER, Lyonel, 1871 – 1956. E. Widmung m. U. auf dem Titelblatt des Werkes „Das Holzschnittbuch“ von Paul Westheim. O. O., „Weihnachten 1920“. Potsdam, Kiepenheuer 1920. 1.-3. Tausend. Orig.-Halbleinenband (minimal berieben und bestoßen). (250.—)

„S[einem] l[ieben] Skala / von seinem Freunde Feininger …“ Bei den letzten beiden Abbildungen im Buch handelt es sich um Feiningers Holzschnitte „Dorfkirche“ und „Kleine Försterei“.

279* GAUGUIN, Paul, 1848 – 1903. E. Br. m. U. O. O. u. D. 2 S. 12o. Mit gedruckter Adressangabe „A. Bourdon … Rue Le Peletier“, von Gauguin bezeichnet „– bureau –“. Weicher Bleistift. Minimale Randläsuren. Leicht berieben. (8.000.—)

„Mon cher M. Pissarro à la réception de votre lettre je me suis mis en route pour la P[laza] Athénée où j’espérais vous rencontrer. Comme demain je suis occupé ainsi que Mardi. Je ne puis vous fixer un rendezvous du reste je ne suis pas pressé de choisir un tableau

Dieu merci je ne suis pas en peine d’en trouver de jolis. Si vous voulez en toucher le montant passez donc à mon bureau

J’y suis tous les jours de 10 à 11h ou de 4 à 5h et sans me déranger nullement vous m’y trouverez tout disposé à vous remettre ce dont il est convenu …“

Gauguin, der seit Anfang der 1870er Jahre als Aktienhändler arbeitete und in finanziell gesicherten Verhältnissen lebte, betrieb die Malerei zunächst nur als Laie. Ausgelöst durch die Bekanntschaft mit Pissarro, den er 1874 kennenlernte, der ihm beim Aufbau einer Impressionisten-Sammlung behilflich war und zum Freund und Lehrer wurde, widmete sich Gauguin nach dem Börsenzusammenbruch 1882 ganz der Malerei. S e l t e n .

162
III. BILDENDE KUNST

„Au nom des indigènes d’Anaiapa“

280* E. Br. m. U. Atuona (Februar 1903). 1⁄2 S. 4o. Leicht gebräunt. Randeinriss ausgebessert. Am Kopf Empfängervermerk. (10.000.—)

An „Monsieur le Brigadier“ in Atuona, Hauptort der Insel Hiva Oa der Inselgruppe Marquesas in Französisch-Polynesien, bei dem er sich für einen in Haft befindlichen Häuptling einsetzt. – Geschrieben vier Monate vor seinem Tod.

„… Au nom des indigènes d’Anaiapa je viens vous prier de faire demander à Monsieur l’administrateur la révocation du chef indigène de ce district pour avoir fait un faux témoignage en justice ce qu’il a reconnu devant témoins entendus par vous …“

Gauguin war zwei Jahre zuvor von Tahiti auf die Insel Hiva Oa übergesiedelt, wo er sich für die Rechte der einheimischen Bevölkerung einsetzte und dadurch mit Kirche und Obrigkeit in Konflikt geriet. Er starb am 8. Mai 1903 und wurde auf Hiva Oa begraben.

An seine Kindheitsfreundin Alice Hirschfeld. – Giacomettis Vater, der Maler und Grafiker Giovanni Giacometti, war kurz zuvor gestorben.

„… Avant hier je pensai juste a vous et a repondre a votre gentille lettre quand vous m’avez téléphoné et je vous remercie bien. Je me rejouis de vous voir ici samedi et j’espère que le temps sera beau. Je suis ici depuis 3 semaines, qui sont passées très vite, je ne comp[r]ends pas même comment c’est possible, car je n’ai a peut-près rien fait, juste une course sur la Diavolezza – il y avait trop de vent la haut et j’ai très peu d’envie de voir des glaciers, j’aime mieux les paturâges! Maintenant ici c’est incroyablement calme on ne voit personne, c’est curieux agréable. Je vais faire une petite promenade jusqu’a la poste avec cette petite carte par le petit chemin, mais je rentrerai par la grande route pour ne pas me repeter …“

III. BILDENDE KUNST 163
281* GIACOMETTI, Alberto, 1901 – 1966. E. Br. m. U. „votre Alberto G.“ Maloja 30.VIII. 1933. 2 S. quer-8o (Briefkarte). Schwach gebräunt. (2.000.—)

282 GOYA, Francisco de, 1746 – 1828. E. Br. m. U. (Madrid 7.I.1789.) 2 S. gr.-8o. Mit einem Kreuzzeichen am oberen Rand und einer Adresszeile am Schluss. Eingangsdatum von der Hand des Adressaten („rdo en 10“). (25.000.—)

An Martin Zapater, seinen Lebensfreund, mit dem er in Saragossa aufgewachsen war, wegen einer geplanten Reise nach Madrid.

Anlässlich der übertriebenen öffentlichen Trauer um den am 13. Dezember des Vorjahres verstorbenen König Karl III. lässt sich Goya zu einigen sarkastischen Bemerkungen hinreissen. Alles gehe in Schwarz wie die Raben („desde las ebillas asta la calba“ – von den Schuhschnallen bis zur Glatze); er selbst jedoch verzichte wegen der „Weitläufigkeit der Verwandtschaft“ wenigstens auf den Trauerflor („gasa“). Er hoffe, dass Zapater ihn besuchen und in seinem Haus übernachten werde; auch bitte er um Zustellung einer Geldsendung an seine Schwester Rita.

„Q[uerí]do Martín. Me leyo Yoldi“ (ein gemeinsamer, in den Briefen Goyas an Zapater oft erwähnter Freund) „tu carta y tube hun rato dibertido, por q[u]e lo mismo nos sucede aqui con tantas gasas sin saber por q[u]e y al mismo lector le conprendia pues meños gasa todo ba echo un cuerbo desde las ebillas asta la calba y por eso me daba mas risa tu discreto contenido y cuasi todos bamos así menos gasa q[u]e yo no me he querído poner por lo lejos del parentesco. Supongo q[u]e bendras y q[u]e te acomodaras con mi casa q[u]e quisiera fuera como la boluntad. Me aras el fabor de enbiarle a mi Hermana Rita doce duros, q[u]e le embiare mañana a Piran“ (Francisco Javier de P.) „si Dios quiere y q[u]e nos beamos q[u]e lo desea tu af[ectisi]mo Amígo

Fran[cisco] de Goya

Q[uerí]do Martín Zapater“

III. BILDENDE
164
KUNST

Im April des Jahres wurde Goya von König Karl IV., Karls III. Sohn und Nachfolger, der den Künstler schon vor seiner Thronbesteigung gefördert hatte, zum Hofmaler ernannt. Neben seiner Arbeit an den Teppichentwürfen und der Erledigung von künstlerischen Aufträgen für den Herzog von Osuna schuf Goya in diesem Jahr in Madrid die beiden Historienbilder für die Borjakapelle der Kathedrale von Valencia.

Die Briefe Goyas an Zapater sind eine der bedeutendsten Quellen der Goya-Forschung; u. a. veröffentlicht in „Francisco de Goya / Diplomatario“ (Zaragoza 1981). Von größter Seltenheit.

283 GRÜTZNER, Eduard, 1846 – 1925. 2 e. Br. m. U. München 31.X.1872 und Rotholz

o. D. 2 S. quer-schmal-folio bzw. 8o. Ein Brief mit großer farbiger Zeichnung im Text: Blumenstrauß in Blau, Gelb, Rot und Weiß (Pastellkreiden über Feder). Bugfalte eines Briefes gebrochen (ausgebessert). (400.—)

An verschiedene Empfänger.

München 31.X.1872. An einen Herrn mit der Mitteilung, „daß das für die Wiener-Ausstellung bestimmte Pfaffenbild (Kellerscene) binnen wenig Tagen fertig sein wird. Ich werde das Bild vorerst im Atelier stehen lassen …“

Rotholz o. D. („12. Morgen“). An die Schauspielerin Centa Bré. „… Auf Wegen u. Stegen, auf allen Plätzen bist Du bei mir. Mit größter Mühe fange ich an mich an den Gedanken der Trennung zu gewöhnen – aber Du bleibst bei mir. Wir wollen uns wenn auch räumlich getrennt, treu bleiben u. uns recht lieb behalten …“ – Darunter die Zeichnung des Blumenstraußes.

284 26 Autographen: 15 e. Br. m. U. und 11 e. Billetts m. U. München und Rotholz 12.III.1887 bis 24.VI.1907 und o. O. u. D. Ca. 30 S. gr.-8o bis quer-16o, vielfach auf seinen Visitenkarten. Vereinzelt leicht fleckig. Mit 2 Umschlägen. (800.—)

An seinen Freund Peter Anzinger in München, meist Einladungen betreffend (zu „Bockfrühstück“, „Christbaumfeier“ usw.).

München 12.III.1887. „… Erlaube mir Sie nochmals einzuladen nächsten Dienstag … in meinem Kneipzimmer zu erscheinen …“

München 19.I.1896. „Lieber Peter! / Hast Du Zeit morgen (Montag) abend 71⁄2 Uhr zu einem einfachen Essen zu erscheinen? Bitte! Vielleicht interessirt es Dich Baron v. Lipperheide u. seine Frau kennen zu lernen, die auf der Durchreise hier sind. Wenn Du nicht schreibst, kommst Du, also schreib lieber nicht …“

Rotholz 24.VI.1907. „… Das ist ja ein unerhört plötzlicher und harter Schlag, der Dich, Bester, getroffen. Was helfen da Trostesworte!? …“

III. BILDENDE KUNST 165

III. BILDENDE KUNST

(E. Grützner)

285 E. Br. m. U. Rotholz 14.VI.1900. 4 S. kl.-4o. Mit vier großen farbigen Zeichnungen im Text: Rote und gelbe Blüten des Jelängerjelieber (Pastellkreiden über Feder). Schwach (unregelmäßig) gebräunt. (800.—)

An die Schauspielerin Centa Bré.

„… Warum schreibe ich denn nicht ‘Liebe Freundin!’ Ist das nicht vernünftiger? Darf ich Sie so nennen? Mit meinem geistigen Auge vermag ich deutlich ein Nicken des Köpfchens zu bemerken. Wenn Sie damit einverstanden sind, warum dann noch ‘Sie’? Weg mit dem conventionellen Zwang, mit dem zeremoniösen Plunder! Ich wag’s und schreibe ‘Du’! …

Der Sinne berückende Duft der zur Erinnerung an Deinen ersten Rotholzer Aufenthalt hier eingestreuten Blüthen ist im Zunehmen …“

286 HODLER, Ferdinand, 1853 – 1918. E. Postkarte m. U. Poststempel: Néris-les-Bains 23.VI.1915. Leicht fleckig. (200.—)

An Alice Bein in Genf.

„… Je suis en France pour 3 semaines / à mon retour je reprendrai mes séances …“

287 HOFER, Karl, 1878 – 1955. E. Br. m. U. Berlin, Februar 1930. 13⁄4 S. folio. Schwach gebräunt. Faltenrisse ausgebessert. (300.—)

An Friedrich Dörnhöffer, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München, dem er einige Werke gesandt hatte.

Er bittet zunächst darum, ihm die Gemälde „Mädchen mit Katze“ und „Der Wanderer“ wieder zurückzusenden. „… Die beiden andern wollen Sie gütigst noch dortbehalten und der dortigen grossen Deutschen Ausstellung übergeben … Zu dieser Ausstellung sende ich 2 weitere Bilder wovon ich das eine ‘Nächtliche Scene’ für die beste Arbeit der letzten Jahre halte. Ich wäre sehr froh wenn Sie der gleichen Ansicht wären, und, falls noch die Absicht einer Erwerbung besteht dieses Bild wählen würden …“

288 INGRES, Jean Dominique Auguste, 1780 – 1867. E. Br. m. U. Paris 19.X.o. J. 2⁄3 S. 8o Mit Siegelspur und Adresse. Schwach gebräunt. (400.—)

An eine junge Dame, „Madame Henrÿ Goure / à Bure par Poissÿ“.

„Ma chere enfant, / la vierge sera visible, à partir de jeudi 22. jusqu’a dimanche soir. / Mille chosses aimable de Notre part à votre Cher Mari …“

289 ISABEY, Eugène, 1803 – 1886. E. Br. m. U. O. O. u. D. 1 S. 8o. Mit Blindsiegel und Adresse. Leicht fleckig. (120.—)

An einen befreundeten Maler in Paris, den er um Unterstützung für einen jungen Künstler bittet.

„… demain matin il vous arrivera un jeune homme sans fortune et qui ne peut payer son maitre il auroit besoin de 3 ou 4 mois de leçons souvenons nous de notre jeune tems et ayons pour autrui ce quon avoit pour nous …“

166

290 KAUFFMANN, Angelika, 1741 – 1807. E. Br. m. U. „Angelica Kauffman“. Rom 17.II. 1804. 2 S. 4o. Mit Siegel und Adresse. Poststempel- und vermerk. Leicht fleckig. (2.000.—)

An den Dichter und Historiker Giovanni Battista Conte Giovio in Como in einer finanziellen Angelegenheit.

„… Spero che il termine di questo picciolo affare non porrá termine all onore – e all piacere che ò provato di corrispondere con una persona tanto Rispettabile – e spero che ella vorra anche in avenire onorarmi co veneratissimi suoi comandi …“

291 KIRCHNER, Ernst Ludwig, 1880 – 1938. E. Br. m. U. (Berlin) 2.IX.1912. 1 S. kl.-4o. Mit Umschlag. (1.200.—)

An die Pianistin und Schriftstellerin Maria Schmidt geb. Hell in Magdeburg („Haus zum Wolf“).

„…  das ist eine ganz famose Idee von Ihnen und werde ich sehr gern für die Arbeit Entwürfe machen, geben Sie mir nur bitte die Größe an …“

Der Kunsthistoriker Paul Ferdinand Schmidt, ihr Mann, eröffnete einen Monat später in München seine Kunsthandlung mit Werken von Kirchner und Nolde.

III. BILDENDE KUNST 167

III. BILDENDE KUNST

292 E. Postkarte m. U. „ELKirchner“, mit Original-Holzschnitt auf der Bildseite. Poststempel: Davos 12.VI.1922. Bleistift. Papierbedingt schwach gebräunt. Am Rand Montagereste. (8.000.—)

An den Kunsthistoriker Curt Glaser am Kupferstichkabinett in Berlin, dem er für die Neuauflage seines Buches „Die Graphik der Neuzeit“ den Stock des Holzschnittes anbietet.

„…  Wenn Sie wollen, könnten Sie ihn als Vignette irgendwo am Kapitelanfang drucken. Betreffs der anderen Abbildungen bin ich dabei, 3 andere Platten zu photographieren, die Abzüge wird Ihnen Wertheimer“ (Kirchners Rechtsanwalt Ludwig W.) „mit den neuen Bedingungen zusenden. Den Holzschnittakt möchte ich wegen seiner starken Umsetzung ungern missen. Aber wenn Sie eine gute Abbildung nehmen, könnte ich eine der Landschaften dazu geben. Ich halte diese Landschaften nicht für so besonders kräftig. Ich habe bessere Holzschnitte gemacht, auch ist der Akt die einzige wirklich gute Abbildung. Die beiden anderen sind rechtschaffen schlecht, unscharf und bis zur Unkenntlichkeit retouchiert. Ich schreibe Ihnen noch darüber …“

Am Seitenrand neben dem Holzschnitt (Dube 930, Zustand I) die eigenh. Bezeichnung „Illustration zu Charles Louis Philippe / Père Perdrix“. – Die gleichnamige Erzählung von Philippe war erstmals 1902 erschienen.

Beiliegend ein Ausstellungskatalog der Kunsthalle Bern (1933) in Kupfertiefdruck mit 5 Original-Holzschnitten und der Signatur des Künstlers als Holzschnitt auf dem Vorderdeckel.

168

293 KLEINSCHMIDT, Paul, 1883 – 1949. Über 195 Autographen: 185 e. Br. m. U. (davon 3 Fragmente), 5 e. Post- bzw. Ansichtskarten m. U. sowie 4 e. Schriftstücke und 1 Schriftstück m. U. Ay bei Senden, Bensheim, Berlin-Friedenau, Berlin-Wilmersdorf, Cassis, Ehingen, Klingenstein, Laren, La Varenne-Saint-Hilaire, Toulon, Ulm und andere Orte sowie o. O. 22.II.1928 bis 23.IX.1948. Über 680 S. meist gr.-4o. Vielfach kariertes oder rautiertes Papier. Leicht gebräunt, teilweise etwas stärker. Vereinzelt mit (größeren) Randläsuren. Die Briefe bis 1932 in verschieden breiten Falzen (am linken Rand) gelocht. – Mit 15 Zeichnungen (vielfach seiner Gemälde) im Text. (6.000.—)

Große Brieffolge an seinen Mäzen und Freund, den New Yorker Industriellen Erich Cohn. – Die Briefe zeigen nicht nur eindrucksvoll die Beziehung zwischen einem (unbeugsamen) Künstler und seinem treuen Mäzen, sondern auch die bedrängte und oft verzweifelte Situation eines verfemten Künstlers im Dritten Reich.

Cohn lernte Kleinschmidt 1927 in Berlin kennen und unterstützte ihn fortan, vor allem durch Bildankäufe für den amerikanischen Markt. So dreht sich die Korrespondenz in der Zeit bis 1933 überwiegend um die Entstehung der Gemälde, ihren Ankauf, die Preise und ihren Versand. Nach 1933 wird Cohn, der Kleinschmidts Emigration ab 1934 ermöglicht, zu einem wichtigen Ansprechpartner, dem der Künstler seine Sorgen und politischen Ansichten ungefiltert mitteilen kann. Schließlich hilft Cohn in der Nachkriegszeit mit dem Allernotwendigsten; Kleinschmidt hatte 1943 nach Deutschland zurückkehren müssen und 1945 bei einem Bombenangriff alles verloren. Das eigenhändige Schriftstück: Ein Lebenslauf.

„Am 31. Juli 1883 geboren Bublitz i/P. Eltern Schauspieler. Jugendzeit teilweise vieles Reisen dann für mehrere Jahre Halle (Saale) und dann Berlin. 1902 Besuch der Akademie d. Künste in Berlin für 2 Semester wo aber wenig profitiert wurde und deßhalb schon hier die autodidaktische Ausbildung begann. Ende 1903 lernte ich Corinth kennen, der mir den Rat gab es mit München zu versuchen. April 1904 in München kurzer Versuch mit der Akademie, auch dort selbständige Arbeiten. Später wieder in Berlin 1905. 1915 – 1918 Soldat. Nach Kriegsende im Sommer 1919 wurde nach 10jähriger Ruhepause im Malen die Malerei wieder aufgenommen. Gott sei Dank arbeite ich noch und hoffe es noch lange zu können.“

Die Briefe:

Berlin-Wilmersdorf 24.VIII.1928. Bei Übersendung von einem „Portrait, das ich von Ihnen gemalt habe. Dann sende ich Ihnen noch 2 Aquarelle aus Blaubeuren mit; wenn die Ihnen nicht gefallen macht es garnichts aus, sondern Sie senden sie mir mal wieder zurück. Also alles soll zwischen uns frei und

III. BILDENDE KUNST 169

III. BILDENDE KUNST

(P. Kleinschmidt) zwanglos sein! Ich bin froh, daß ich ohne mich um den ††† Kunsthandel bekümmern zu müssen arbeiten kann. Das erleichtert. Ich bekomme sehr viele Einladungen zu Ausstellungen … Der Himmel behüte mich davor ein ‘arrivierter’ Künstler zu werden … Also ich hoffe … sowie ich mir meine Landschaften und Stillebenprobleme vom Halse geschafft habe, mich wieder meinen geliebten Figurenproblemen hingeben zu können  …“ – Unglücklicherweise sollten es später die Landschftsbilder sein, die auf dem amerikanischen Markt gefragt waren.

Berlin-Wilmersdorf 8.III.1930. Entrüstet über eine Matisse-Ausstellung in der Galerie Thannhäuser. „… Was die Bilder … anlangt, so finde ich die Sachen sehr amüsant auch oft reizvoll in der Farbe – eine tiefere Bedeutung kann ich aber den hübschen Sachen nicht wirklich beimessen … nun – ich denke, daß eine spätere Zeit diese Dinge ihrer wirklichen Bedeutung nach rangieren wird … ein künstlerischer Vergleich Liebermanns oder gar Corinths mit Matisse [wäre] doch geradezu Blasphemie! …“

Berlin-Wilmersdorf 6.V.1930. Über sein Gemälde „Balkon im Tanzpalast“. „… Dieses Bild hat eine ungeheure Entrüstung bei den Berliner Spießern und ihren gesinnungsverwandten ‘Kritikern’ hervorgerufen und nur ganz wenige haben die Qualität und den Ausdruck der Sache empfunden. Merkwürdiger Weise haben aber sogenannte Kollegen sich teils begeistert über das Bild geäussert …“

Wohl Ay bei Senden 11.I.1934. Nachdem sich der Verkauf der Bilder auch in den USA verschlechtert hatte. „… sollte es denn nicht möglich sein, wenigstens bescheidene Mittel – von 3 – 4 Menschen aufgebracht – aufzutreiben?? Ich weiß nicht wie lange ich noch brauche meine Arbeit so weit getrieben zu haben, um endgültig sagen zu können: ‘So kann man es schon anschauen!’ Vielleicht brauche ich nur noch eine Galgenfrist, aber alles so liegen zu lassen, das wäre schlimm. Mein lieber Freund, ich weiß, daß Sie alles getan haben und auch alles tun werden was in Ihren Kräften steht, aber sehen Sie ich suche nach Befreiung von diesem schlimmen Druck …“

La Varenne-Saint-Hilaire 30.X.1937. „… Sie sehen, daß ich – ach wie schon so oft – auch mit der politischen Entwicklung der Dinge recht hatte. Das Nazi-Verbrechertum führte die gesamte Kunstwelt in eine schreckliche Katastrophe! Ich verstehe einfach nicht, wie das alles möglich war … Besinnen Sie sich bitte auch, was ich Ihnen über den sogenannten Kommunismus sagte! Auch dieser ein grotesker Schwindel … Stalinismus=Hitlerismus! Eine schreckliche Zeit!! Bei Gott, heute sind Frankreich und England die St. Georg[e], die diese scheußlichsten aller Raubtiere bekämpfen …“

La Varenne-Saint-Hilaire 21.VIII.1939. „…  Wie ist es nur zu erklären? Klee, Picasso, Braque u.s.w. größere Maler wie Corinth? Wie?? Wenn das zutrifft mein Lieber E.C., dann sind wir beide verrückt! Aber kann man das mit Recht annehmen? Ich glaube doch wohl nicht!! Eine Massenpsychose des Wahnsinns! … Goethe wußte vieles und kannte Menschen und Leben und warum sagte er wohl, ‘Vernunft ist stets bei wenigen nur gewesen’?! Heute nennt man ja auch die Katzenmusikanten, deren aller Ahnherr Richard Wagner ist, in einem Atemzuge mit Gluck, Bach, Händel, Beethoven und anderen Organen Gottes. Es ist Scheiße und wir können nichts daran ändern …“ Bensheim 2.IX.1945. 16-seitiger Brief. „… Sie erwarten … keine ausführlichen Schilderungen unseres Lebens und unserer Erlebnisse während der letzten 5 Jahre, das würde zu weit führen und einen 100seitigen Brief zur Folge haben … Seit dem Nazi-Einmarsch in Frankreich lebten wir … in ständiger Furcht vor der Gestapo oder dem berüchtigten S.S. Sicherheitsdienst … Wahrhaftig durch Glück … sind wir diesen Hunden entgangen …“ 1943 erfolgte die erzwungene Rückkehr nach Deutschland. „… sehr viel Flieger Alarme, wir sahen die schrecklichen Nachtangriffe auf Mannheim, die Erde erzitterte, über unseren Köpfen das Brausen der 4 motorigen Flugzeuge … Ihr da drüben könnt Euch wahrlich kein Bild machen. Dank der Nazi-Hunde alle schönen alten Städte … zerstört, buchstäblich Schutthaufen Ulm, Würzburg, Regensburg, Freiburg, Worms und viele andere Wunderwerke alter Baukunst. Am 26. März 1945 brannte unser Haus ab[,] im letzten Moment griffen wir noch eine Handtasche mit wenigen Kleidern und die Rolle mit Aquarellen, dann stürzten wir in den Klosterkeller … So lieber E.C. das ist das Wichtigtse unseres bisherigen Lebens der letzten 5 Jahre. Nun wollen wir also versuchen wieder von vorne anzufangen nicht nur mit dem wirtschaftlichen Wiederaufbau, auch künstlerisch stehe ich vor neuen Problemen …“

Beiliegend 2 Briefe Kleinschmidts an andere Adressaten (1927 und 1933) sowie 5 e. Br. m. U. von Julius Meier-Graefe an Cohn (1933 – 1936).

170

„nach seiner Individualität“

294 KLIMSCH, Fritz, 1870 – 1960. E. Br. m. U. Berlin-Charlottenburg 16.XI.1915. 3 S. 4o Kleinere Faltenrisse (ausgebessert). (300.—)

„An die Redaktion der ‘Kulturbeiträge’“ auf die Frage „Wie gestalten wir die Denkmäler für unsere gefallenen Helden?“.

„…  Vorschriften über die Gestaltung lassen sich nicht machen, denn jeder Künstler wird die an ihn gestellte Aufgabe nach seiner Individualität lösen. – Meiner Meinung nach wäre die Frage viel wichtiger: Wie verhütet man geschmacklose, unwürdige und kitschige Denkmalsanlagen während und nach dem Krieg? Die Verhütung von Mißgriffen ist natürlich sehr schwierig, da jede Stadt, jede Kommission das Recht hat, nach ihrem Gutdünken etwas hinsetzen oder hinstellen zu lassen, was sie will. Aber wenn es gelänge, in den großen Kunstcentren des deutschen Reiches (ich meine also etwa Berlin, München, Dresden, Stuttgart, Darmstadt, Weimar, Hamburg, Breslau) einen Ausschuß von hervorragenden bildenden Künstler zu benennen, die den Gemeinden Ihres Landes, Ihrer Provinz oder Ihres Kreises mit Rat und Tat zur Seite stünden, … dann könnte … wahrscheinlich etwas Gutes herauskommen …“

„Dürer Zeichnungen und Aquarelle“

295 KOKOSCHKA, Oskar, 1886 – 1980. 7 e. Ansichtskarten m. U. und 2 Ansichtskarten von fremder Hand mit e. Zusätzen u. U. Verschiedene Orte 25.V.1963 bis 17.XI.(1968). (800.—)

An den Kunsthistoriker und Verleger Ludwig Goldscheider in London, vielfach mit Urlaubseindrücken von Reisen in den Vorderen Orient, die er zusammen mit seiner Frau Olda unternahm. Marrakesch 31.I.1965. „… wir hatten den Winter bei uns satt, mein Odysseus war ja auch fertig also flogen wir her wo nicht nur die Zitronen … blühen sondern auch die Pomeranzen fast von den Bäumen fallen ohne daß sich wer darum bückt. Ihr Aufsatz war mutig und schön, der Bruckmannverlag … stupid so schöne Seiten mit den grünen Schleimbildern zu verunzieren! Deutschland über alles! …“

Quarzazate 20.II.1965. „…  wir sind über den Atlas nach dem Süden gefahren wo man schon die Wüste spürt … Wäre ich jung, würde ich in der Wüste mich noch einmal verlieren …“

Paris 19.XII.1965. „… wir waren begeistert über Dürer Zeichnungen und Aquarelle (die Wassermühle …) gleicht einem späten Tizian in Farbe und Kraft und Schönheit. Zwar giebt es Tausende von …

Büchern über Pop art aber kein einziges mit den Zeichnungen und Aquarellen von Dürer in irgend einem Land! Was für eine traurige Zeit …“

Izmir 24.III.1968. „… ich … reise, fliege, wandere von einer Ruinenstätte zur nächsten und bin bloss glücklich dass der nächsten Barbarei nichts zu ruinieren bleibt was unsere Gegenwart geschaffen hat …“

296 E. Kunstpostkarte m. U. (Montreux) 2.VIII.1968. Die Bildseite zeigt sein Gemälde „Dresden, Augustusbrücke mit Dampfboot II“. (200.—)

An den Photographen Felix H. Man (Hans Baumann) in London, der über 35 Portraitphotographien von Kokoschka geschaffen hatte.

„…  Neudruck des Selbstportraits mit dem Doppelaspekt (welches Picasso bekanntlich nachher übernahm) exisitiert meines Wissens nicht. Man sollte Wolfensberger fragen, der es herausgab. Wenn meine Signatur echt ist, dann auch der Druck. Besser wäre es mich den Druck sehen zu lassen, ich glaube das Selbstportrait mit dem Doppelaspekt ist ohne Text gewesen …“

III. BILDENDE KUNST 171

III. BILDENDE KUNST

„Die möchte ich für mich behalten“

297 KOLLWITZ, Käthe, 1867 – 1945. E. Br. m. U. Berlin 28.II.1943. 2 S. quer-gr.-8o. Mit Briefkopf „Dr. Karl Kollwitz / prakt. Arzt“ mit Zusatz „Käthe“ vor dem Nachnamen. Leicht gebräunt, kleine Faltenrisse. Gelocht (Buchstabenverlust). (400.—)

An „Lieber Herr Jürgen Klüwe“, der an der Eismeerfront stand und sich eine signierte Zeichnung erbeten hatte.

„… Als ich Ihren Brief … bekam wollte ich Ihnen gleich zurückschreiben u. versuchen Ihnen einiges zu schicken als Ersatz für das, was Sie besonders wünschen (aber nicht bekommen können). Aber leider sind die Möglichkeiten wieder einmal eingeschränkt. Ich fürchte es wird Ihnen [a]uch nichts nutzen mir eine Marke zu schicken. Nach dem Osten ist eben alles gesperrt bis auf 20 Gramm-Briefe. So erhalten Sie nur mal erst diese Foto von einem Relief, das in der Zeit entstand als Barlach starb. Ich nenne es jetzt: Klage … Zeichnungen aus meiner guten Zeit sind nicht mehr aufzutreiben. Ich besitze zwar noch etwa 20 – 30 solche Blätter, die sind gegen Bombenabwurf in einem tief-Keller verstaut u. wenn ich auch an die herankäme könnte ich Ihnen davon nichts abgeben. Die möchte ich für mich behalten. Was ich hier zu Hause noch habe ist belangloseres Mittelgut, das ich nicht gern signire. Aber ich bin überzeugt, daß der Krieg jetzt nicht mehr lange dauert. Ist er beendet u. kommen Sie zurück von Ihrer grausigen Eismeerfront, dann kommen Sie zu mir (vorausgesetzt, daß ich dann noch lebe) und Sie bekommen dann, was Sie von mir wünschen …“ Beiliegend 2 e. Briefumschläge an Werner Mangelsdorf (1942 und 1943).

298 KUBIN, Alfred, 1877 – 1959. 2 Zeichnungen. August 1917 und o. D. 12o und 8o Tusche und Blei. Schwach gebräunt. 1 Zeichnung am rechten Rand schwach knittrig, kleiner Randeinriss. – Dazu 3 Beilagen. (1.200.—)

Die Zeichnungen:

1) „Die letzten Tage in Murau. Aug. 17“. Wanderer mit Stock und Hut auf einem Baumstumpf sitzend, in die hügelige Landschaft blickend.

2) „Der Teufel holt den reichen Schmied“. Titelvignette in Tusche für das Buch „Smetse, der Schmied. Eine flämische Legende“ von Charles De Coster, erschienen 1923 bei Buchenau & Reichert in München. Die Beilagen:

1) Postkarte, nicht gelaufen, am Kopf der aquarellierte Druck des Kubin-Hauses in Zwickledt und drei kleine Tuschezeichnungen (Katze, Maus und Selbstportrait im Text); an Salomo Friedlaender ( M y n o n a

). „… Der Freisitz Zwickledt im Innviertel / Hier haust seit 1906 Alfred Kubin / Wie finden Sie dies Nest … Ists nicht sehr lieb? Doch vielleicht bald gänzlich verfallen! Georg Müller besuchte mich hier zweimal. 1909 u. 1914. Und manch andre auch. Auch Sie hoffe ich einmal hier zu sehen. / Mein Kater ‘Bubiel’ [hierzu die Zeichnung] / ehem. Landgraf v. Hessen-Homburg. / hervorragender Erkenntnistheoretiker / Die Maus Lilly, Gesellschaftsphänomen [ebenfalls mit Zeichnung].“

2) Portraitphotographie, Kabinettformat. Kubin in schwarzem Anzug, Brustbild en face. Verso e. Zeilen mit Datum und Namenszug: „Alfred Kubin Sommer 1902 / 25 Jahre alt / Aufgenommen von Baronin E. v. Grotthus, Champex – / Wallis Schweiz“ (Bleistift, mittig Knickspur, kleinere Läsuren).

3) Portraitdruck: Dankeskarte für Glückwünsche zum 60. Geburtstag, mit dem gedruckten Text „Aetatis Suae / Anno LX“ unter seinem Portrait; ebenfalls an Friedlaender: „S. Friedlaender mit innigem / Dank und Gruss / AKubin / Zwickledt“ (etwas gebräunt, in den Ecken kleine Nadellöcher, kleiner Ausriss an der rechten oberen Ecke).

172

299 4 e. Br. m. U., 1 e. Br. o. U. (Fragment?) und 1 e. Postkarte m. U. Goldegg/Pongau und Zwickledt (Anfang Mai 1931), 10.IV.1934, 2.VII.1937, 7./8.III.1938, 24.VI.1938 und (9.VIII.1938). 18 S. gr.-4o bis gr.-8o und die Karte. Leicht gebräunt. Mit 4 Umschlägen. (1.200.—)

Inhaltsreiche Briefe an Salomo Friedlaender (Mynona). Die Briefe setzen kurz vor Friedlaenders Emigration nach Paris ein und enden vor Beginn des Zweiten Weltkriegs. Kubin, seit 1906 zurückgezogen und distanziert vom Kulturgeschehen lebend, scheint die bedrängte Situation Friedlaenders oft auszublenden. Zwickledt (Anfang Mai 1931). Zu Friedlaenders 60. Geburtstag am 4. Mai. „…  Ja wir werden alt und doch Sie bewerkstelligen dies in bewundernswerter Haltung und ich hoffe in jedem Falle mich lange, lange an diesem Vorbilde erfreuen zu können; Ich brauch’s denn ich bin genug gequält, störrisch und müde und nur durch immer erneuertes Bemühen darum, glückt – manchmal – die Balance! Meine Tage die erscheinen stets bedroht, aber als Künstler der ein Werk gestaltet[,] muss ich ja den Schein gleichsam für wahr nehmen und wäre sonst ein Gaukler und Lügner …“ Zwickledt 10.IV.1934. Geschrieben an Kubins Geburtstag, wenige Monate nach Friedlaenders Emigration. „… Ja dies alles wirbelt so mit unsern armen Menschlein und besonders … mit Ihnen und mit mir herum, dass ich wirklich gerührt bin zu sehen selbst diese Katastrophen … läßt Sie meinen Geburtstag nicht vergessen – ich wußte … daß Sie Ihr altgewohntes Wigwamm in Berlin abgebrochen und nach Paris übersiedelten … wie es mir ergeht möchte ich nur teilweise andeuten – es sind ja Lamentationen für ein o[h]nehin wackliges Gemüt immer trübe und ich ringe und bemühe mich immer wieder um mein Gleichgewicht das durch die Gestaltung der Dinge in politischer kutureller, wie beruflicher Art – mir völlig gegen das Herz geht …“ Zwickledt 2.VII.1937. „… wie gerne … möchte ich das Typoskript der ‘Entbabylonisierung der Sprache’ vor Drucklegung lesen.“ – (Das Werk ist bis heute ungedruckt.) – Des Weiteren über das Propagandawerk „Säuberung im Kunsttempel“ von Wolfgang Willrich, das beide Künstler als entartet einstuft.

III. BILDENDE KUNST 173
Nr. 298

III. BILDENDE KUNST

„… Im I. Teil wurden die sog. ‘Kunstbolschewiken’ G. Grosz, Klee, Nolde, E. Kirchner, Kokoschka … abgeschlachtet – dann aber im II. Teil Kubin, Fidus, Barlach als kranke, perverse Künstler schädlich dem Volksganzen – als ‘Mitarbeiter der Aktion’ werden auch … Mynona, etc. gefährlich gefunden …“ Zwickledt 7./.8.III.1938. „… Mir ward es … schwer jener eigentümlichen Anziehungskraft der sogenannten ‘Irrationalen’ zu widerstehen – Begreifen Sie das?? Goethes Ausspruch von: ein Kerl der spekuliert, u.s.w. und mit psychologischen und Biologischen ‘Wissenschaften’ wird allseitig aufgewertet – und kleine Teilresultate, nur bedingt unter gewissen Annahmen gültig, drängen so Vieles überblendend sich vor. Mit vielen Bekannten diskutierte ich über ‘Alterswerke’ großer Künstler auch Dichter und besonders die letzteren scheinen mir da Werte verloren zu haben … Ist doch Faust I. lebendiger als der II. Teil – Dürer näherte sich in seinen letzten Jahren dem ‘Professoralen Theoretisieren’ …“ – Auf dem dazugehörigen Umschlag notierte Mynona: „‘Die Welt ist vollkommen überall’ (Tiger). etc.“

Friedlaender konnte in der Emigration keine Werke mehr veröffentlichen. Er starb, vergessen und völlig verarmt, im September 1946 in Paris.

„Klee schwebt nun nächst der Zentralsonne“

300 E. Br. m. U. Zwickledt 25.VII.1940. 2 S. folio. Leicht gebräunt. (350.—)

An den ihm befreundeten Maler Rudolf Großmann zum Tod von Paul Klee, der einen Monat zuvor gestorben war.

„…  Inzwischen hat mir Frau Klee“ (Lily K. geb. Karoline Stumpf) „die † Anzeige geschickt, sie wird mir noch Näheres auch schreiben. – Item – P. Klee schwebt nun nächst der Zentralsonne – und wahrscheinlich hat sein Wesen längst schon einen neuen Lebensrondeau gefunden – und der Ringelreihen geht weiter – uns bleiben Erinnerungen … … Ich bin – man kann sagen nicht mehr blos müde, sondern total erschöpft – Angst und Peinzustände ausser der Spannung dieser elenden Zeit sind es die 100 kleinen Dinge des Alltags welche mein armer Schädel kaum mehr fassen kann – Soweit möglich nimmt mir m. Frau manches ab – die Witterung des heutigen Sommers ist meist auch ein enervierendes Auf und Ab …“ Die Nationalsozialisten hatten mehr als 60 Werke Kubins als „Entartete Kunst“ diffamiert und konfiszieren lassen.

301 KÜGELGEN, Gerhard von, 1772 – 1820. E. Br. m. U. Dresden 28.III.1815. 4 S. 8o Etwas gebräunt (Papier stellenweise verfärbt). Heftspur am linken Rand. (300.—)

An den Schriftsteller Friedrich Rochlitz, der von ihm einen Christuskopf erwerben wollte. Die ihm übersandten 60 Taler und einen „Rembrand“ sehe er als „hinlängliche Entschädigung“ an.

„… Ich habe von jungher diesen Meister sehr geehrt, werde daher dies Bildchen oft mit Belehrung ansehen, und mir ohne an den Geber zu gedenken Sie auch so erinnern bey dem Christuskopf, und lassen Sie Ihnen den Gottgesandten, als sein erhabenstes Ebenbild, das Symbol sein unserer wechselseitigen Liebe, welche wie so rein ein Verhältniß zu Gott und Menschen wollen zu erhalten seyend, als es seine heilige Lehre gebietet …“

174

302 LAGERFELD, Karl, 1933 – 2019. 2 e. Br. m. U. Monte Carlo o. D. und o. O. u. D. Zus. 6 S. folio. 1 Brief mit seinen gedr. Initialen am Fuß, 1 Brief mit gedr. Briefkopf „Le Roccabella / Monte Carlo“ am Kopf (gelocht). Minimal fleckig. Mit einem Umschlag (Poststempel: Monte Carlo 19.XII.1983). (600.—)

An die deutsche Moderedakteurin Liz Hiller, u. a. tätig für die Zeitschrift „Journal der Frau“, die einen Artikel über ihn gebracht hatte; beide Briefe wohl Anfang der Achtziger Jahre aus Monaco geschrieben. O. O. u. D. „… 1000 Dank für den Artikel im ‘Journal’. Ich habe mich sehr amüsiert und es war nett Sie zu sehen. Ich hoffe Sie besuchen mich bald auch mal unberuflich. Ich habe jetzt die Wohnung daneben auch und da wird weiter gemacht denn die haben ihre 3. Kollektion gemacht und da sind nette Dinge drin. Ich brauchte auch noch Arbeitsräume dazu, denn in meinem Schlafzimmer zu schreiben und zu zeichnen war einfach zu eng. Ich brauchte auch noch eine Gast-Suite dazu. Die ‘Nachfrage’ ist einfach zu groß. Die Leute haben auch recht, denn das Leben ist hier angenehm. Gelacht habe ich ja über die Wiener Recession. Der Druckfehler ist toll … Die eine Lampe (oder was Sie als Lampe beschreiben) ist eine Teekanne. Aber die Form ist dem Leser als Lampe wie als Teekanne unfamiliär so ist es nicht so schlimm … Die Aufnahmen von mir selber finde ich sehr gut …“ – Im Nachsatz fügt er an: „… Ich habe Chloé aufgegeben … von jetzt an KL-Paris und KL-NY … Die Chloé Leute hatte ich genügend gesehen. 20 Jahre das reicht / K.“ – 1963 hatte Lagerfeld als künstlerischer Direktor bei Chloé begonnen. Beiliegend ein e. Br. m. U. von Carla Fendi an dieselbe (Mailand 5.X.1983, geprägtes Fendi-Logo am Kopf; mit Umschlag). – Lagerfeld, von dem auch das Logo stammt, entwarf seit 1964/65 Kollektionen für Fendi.

303 LANGHANS, Carl Gotthard, Architekt; Berliner Baumeister, 1733 – 1808. Schriftstück m. U., Berlin 17.VII.1793, unter einem gedruckten Schriftstück König Friedrich Wilhelms II., Frankfurt a. M. 28.II.1793, 1 S. gr.-folio. Mit Lacksiegel des Oberhofbauamts. Nadellöcher am linken Rand. Lose mit Beilagen in orangefarbenem Kleisterpapier-Umschlag mit handschriftlichem Titelschild. (1.200.—)

Unter dem „Accise-Zoll- und Schleuse-freyen Paß, für Sr. Königl. Majestät von Preußen Ober-Hof-BauAmt zu Berlin, wegen Anschaffung aller zu Höchst Dero sämmtlichen Bauten erforderliche Materialien“ bescheinigt Langhans als Direktor des Oberhofbauamtes:

„Zwantzig Tausend Fünfhundert Rathenauer Mauersteine

Fünf- und Vierzig Tausend – – – dergleichen Dachsteine

Dreyhundert Stück Hohlsteine und Achthundert und Fünfzig Stück Fliesen werden behufs der hiesigen König. immediat-Bauten und zwar zum Bau des Maison d’Orange hierauf anhero transportiret.“

Mit Gegenzeichnung des Direktors der Immediatkommission Georg Christian Unger und des Direktors der Bauakademie Heinrich Friedrich Becherer. – Auf der Rückseite mehrere Passagevermerke. Bei der „Maison d’Orange“ handelt es sich um das 1705 gegründete Armenhaus für die französische Gemeinde, dessen Neubau 1792 – 94 errichtet wurde. – Langhans’ bedeutendstes Bauwerk in Berlin ist das 1788 – 1791 errichtete Brandenburger Tor.

Sehr selten.

Beiliegend 2 von Unger unterzeichnete ähnliche Schriftstücke vom 17.X. und 14.XI.1793, den Transport von Brettern und Latten betreffend. – Der Umschlag mit großem handschriftlichem Titel „Comptes de la Maison d’Orange 1826“.

III. BILDENDE KUNST 175

304 LENBACH, Franz von, 1836 – 1904. E. Br. m. U. München 9.V.1895. 1 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. (180.—)

An einen Freund, wohl die anhaltenden Auseinandersetzungen um den Neubau des Bayerischen Nationalmuseums in München betreffend.

„… Du wirst als Sekretär bis zu einer Neuwahl durch den Ausschuß (der noch gebildet werden muß) figuriren – vorgestern sind wir zu einer famosen Antwort an die strebsamen Minister gelangt … sobald wir eine Entschließung des Ministeriums haben gestatte ich mir Dir gleich zu schreiben.

Heut Abend ist Joh[ann] Strauss aus Wien angelangt …“

„den Umständen nach“

305 LIEBERMANN, Max, 1847 – 1935. E. Briefkarte m. U. (Berlin-)Wannsee 24.VII.1933.

2 S. kl.-quer-8o. (300.—)

An Margarethe Riezler, die Schwiegermutter seiner einzigen Tochter Käthe.

„… ich danke Ihnen sehr für Ihren freundlichen Glückwunsch zu meinem – ach! – 86ten Geburtstag, den wir ‘den Umständen nach’ ganz allein verbrachten …

Auch Ihr ältester Herr Sohn“ (der Musikwissenschaftler Walter Riezler) „hat mich durch ein Telegramm erfreut …“

Liebermann hatte zwei Monate zuvor – nach Verhängung des Berufsverbots – seine Ämter in der Preußischen Akademie der Künste niedergelegt. Er starb zwei Jahre darauf in seinem Haus am Pariser Platz.

306* LIEBERMANN, Joseph, Kattunfabrikant und Hüttenbesitzer, Großvater Max Liebermanns, 1783 – 1860. 3 e. Zeilen m. U. (deutsch) als Nachschrift zu einem e. Br. m. U. (jiddisch) seiner Ehefrau Marianne geb. Callenbach, 1792 – 1860; mit einer weiteren, zweizeiligen e. Nachschrift m. U. (deutsch) des gemeinsamen Sohnes Louis L., 1819 – 1894. Berlin 20.VIII.1858. 1 S. gr.-4o. Mit Prägestempel „B & P. Liebermann in Berlin“. Mit Siegelrest und Adresse. Faltspuren mit kleineren Papierdefekten. (800.—)

Gemeinsamer Geburtstagsbrief an den 1823 geborenen Sohn bzw. Bruder Carl in London („Mr. C. Liebermann / Euston-Road / 5 Euston Place / London“).

Der Großvater von Max Liebermann (wie auch des Industriellen Emil Rathenau und des Chemikers Carl Liebermann) setzt zunächst Ort und Datum an den Kopf, dann folgt der 19-zeilige jiddische Glückwunsch, der zugleich Mahnung ist, von der Hand seiner Frau:

„liber Karël lebën / ich kan nicht umhin … dir zu dein geborstag zu gratohlihren winsche dir das [got] dich gesund lassën solë … ich glaube di[r] liber Karël wen d[u’] nur mechste dich wohllen bemihen. das d[u’] dir wohl ernehr[ë]n kanst wi’ tuhn file [1 000] menschën si’ fangen mit klein an. rechëne nicht auf dein fater reichtum denke nur du’ hast kein fermegën. du’ mus[t] dich ernehren. und nicht auf genadenbrot [zu] wahrtën. es macht d[och] gewis jeden mensch freide wen er di si[ch] durch seine hende arbeit ernehrt zihe noch ain kleine štad wo der gebrauch nicht [zu] gros ist … lebe recht wohl ich winsche dir zum neien jahr fil glik und gesund fer-bleibe deine muter Mariane …“ (Transkription).

Joseph Liebermann fügt hinzu: „Ich beziehe mich auf Obiges und Grüße dich, das Schreiben komt mir sehr Schwer an, und mus dahero abkurzen und wunsche dier recht wohl zu leben, dein Vater J. Liebermann“; schließlich der Bruder Louis (Vater des damals 11-jährigen Max): „Ich grüße Dich bestens u. gratuliere Dir zu Deinem Geburtstag herzlichst mögest Du stets recht gesund sein auch recht glücklich werden, dies der Wunsch Deines Bruders Louis“.

III. BILDENDE KUNST 176

307 MALER und BILDHAUER. – 8 Autographen französischer Künstler, meist e. Br. m. U. (300.—)

An die Philanthropin und Kunstmäzenin Louise Halphen geb. Fould (1862 – 1945), die Witwe des Bankiers Emile Halphen (1857 – 1913), gerichtete Briefe und Billetts. Albert Besnard (2; 1920 über eines seiner Aquarelle – „…  je suis ravi que mon aquarelle vous plaise … C’est une fille des Abruzzes et elle se nomme Serafina  …“), Jean-Gabriel Domergue (1934; er liege mit einer Vergiftung im Bett und könne deshalb einer Einladung nicht Folge leisten), Jean-Louis Forain (2, 1927; eine Sitzung der Académie des Beaux-Arts betreffend sowie Dank für einen Blumengruß), Paul Landowski (aus dem Jahr der Fertigstellung seiner monumentalen Christusstatue in Rio de Janeiro, 1931) und Denys Puech (2).

308 MENZEL, Adolph von, 1815 – 1905. E. Br. m. U. Berlin 2.II.1863. 2 S. kl.-4o (250.—)

An einen Grafen, eine bevorstehende Ausstellung betreffend.

„… Die Adresse, an welche im Gewährungsfalle das Bild in Rede zu senden wäre, lautet: / an den Kastellan Müller in der Königl: Akademie der Künste zu Berlin.

Möge mir noch gestattet sein darauf aufmerksam zu machen, daß in Rücksicht des nöthigen rechtzeitigen Druckes der Inhaltsprogramme eine entscheidende Rückantwort recht erwünscht wäre …“

309* MILLET, Jean-François, 1814 – 1875. E. Br. m. U. O. O. u. D. 2⁄3 S. 8o. Leicht fleckig. Schwacher Tintenabklatsch. (600.—)

Wohl an einen Freund.

„… Donnez le tableau a Sensier je n’ai pas temps de vous dire pourquoi. je vous le dirai ce soir ou demain …“

Der Kunsthistoriker Alfred Sensier (1815 – 1877) verfasste 1881 die Biographie „La vie et l’œuvre de J.-F. Millet“.

310 MORRIS, William, 1834 – 1896. E. Br. m. U. London, Poststempel: 15.III.1873. 11⁄2 S. gr.-8o. Auf seinem Briefpapier. Schwach fleckig. Mit Umschlag. (200.—)

Absage einer Einladung an Franz Hüffer, einen in Münster geborenen Anglisten, der wenige Jahre zuvor nach England übergesiedelt war und sich dort als Literaturhistoriker und Musikkritiker einen Namen machte.

„… I am so sorry not to be able to make one of so pleasant a company, but unfortunately I have asked to dinner on that day some cousins of mine who live in our neighbourhood  I am ready to come any other day you ask me. What station am I to go to by the way when I do come? …“

III. BILDENDE KUNST 177

III. BILDENDE KUNST

(W. Morris)

311 5 e. Br. m. U. London 16.I.1878 bis 20.IV.1894. 8 S. 8o. Ein Brief mit gedrucktem Briefkopf „The Society for the Protection of Ancient Buildings“. Teilweise leicht fleckig. Ein Brief etwas gebräunt. (600.—)

An verschiedene Adressaten, u. a. Veranstaltungen verschiedener Organisationen betreffend.

1880. An einen Herrn, der ihn um einen Vortrag gebeten hatte. „… I am pledged to deliver a lecture at the London Institution the first week of March next on the ‘Future of Architecture in Civilisation’: if it would be of any use to you for me to read the same lecture, or its substance on any day after that date, I should be happy to do so …“

1882. An eine Dame. „… knowing the genuine interest you take in art, I venture as one of the Hon. Secr. of the Society for the Protection of Ancient Buildings, to ask you if you would be so very kind as to help us by circulating programs of lectures which we propose to give this Lent …“ Morris gehörte zu den Begründern nicht nur des „Arts and Crafts Movement“, sondern auch der sozialistischen Bewegung in Großbritannien.

312 NOLDE, Ada, geb. Vilstrup, Ehefrau von Emil Nolde, 1879 – 1946. 2 e. Photopostkarten m. U. Hamburg 19.XI.1942 und 7.II.1943 (Feldpost). Montagereste (Buchstabenverluste). Die Bildseiten zeigen zeitgenössische Aufnahmen des Hülltoft-Hofs bei Seebüll. (200.—)

An Fritz Kahlke und dessen Frau in Königsberg.

19.XI.1942. „… Ich habe viel Mitgefühl für Euch, dass Ihr den ersten Weihnachten nicht zusammen sein könnt. Um so grösser wird aber dann das Glück, wenn Ihr es für immer sein dürft. Wieder sind wir hier im Kr[an]k[en]h[aus] ich muss weiter repariert werden … Eure E. u. A. Nolde.“

7.II.1943. „…  Hier macht man mich tatsächlich ‘heil’, wie Bruder sagt. Ich habe keine Operation gehabt, war aber sonst so tief unten dass es für alle eine gr[oße] Überraschung ist, dass ich wieder hochkam. Mein lieber Mann ist auch hier. Er hatte eine kl[eine] Operation, die aber längst in Ordnung ist …“

313 NOLDE, Emil, 1867 – 1956. E. Br. m. U. Seebüll 16.X.1944. 1 S. kl.-4o. Mit Umschlag. (1.200.—)

An Maximilian Klafkowski in Bernau.

„… Unsere Wohnung in Berlin ist leider durch Bombenwurf ausgebrannt. Wir wohnen seitdem im Schleswigschen. Ich danke Ihnen für Ihre Absicht eines Besuchs u. Ihr künstlerisches Interesse freut mich …“

314* PICASSO, Pablo, 1881 – 1973. Eigenh. adressierter Briefumschlag. Mougins (5.II.1962). Quer-12o. Kugelschreiber. Mit Poststempel „Cannes“. Am Unterrand geöffnet. (600.—)

„Madame / Inès Sassier / 7 Rue des Grands Augustins / Paris – 6e Ar.“ – Die ebenfalls eigenh. Absenderangabe auf der Rückseite lautet: „Envoi Picasso – Mas. N.D. de V. / Mougins / A[lpes]M[aritimes]“. Picasso hatte seine spätere Haushälterin und vertraute Freundin Inès Sassier 1938 in Mougins kennengelernt. Gemeinsam mit ihrem Mann Gustave hatte sie 1942 eine kleine Wohnung unterhalb von Picassos Atelier an der Rue des Grands-Augustins bezogen.

In Notre-Dame de Vie bei Mougins in den Bergen nördlich von Cannes verbrachte Picasso mit seiner zweiten Frau und Muse Jacqueline Roque seinen Lebensabend.

178

Nr. 313

An den braunschweigischen Hofbaumeister Carl Theodor Ottmer in Berlin, dem er „eine Gypsbüste“ sendet.

Er beehre sich, „einen Abguß des Bildnißes unseres gemeinsamen Freundes“ – gemeint ist Carl Friedrich Zelter – „zu übersenden, und bitte demselben ein freundliches Plätzchen in Ihrem Arbeitszimmer anweisen zu wollen. Damit ihm durch die tägliche Erinnerung bei der endlichen Aufstellung in der Singakademie ein würdiger und schöner Platz vorbereitet werde, womit Sie sich zweifach verbindlich machen, daß nemlich auch ich ins rechte Licht dadurch gestellt würde, nemlich meine Arbeit die ich mit so vieler Liebe ausführte …“

Ottmer, mit Zelter befreundet, hatte den Bau eines eigenen Konzertgebäudes für die von diesem seit 1800 geleitete Sing-Akademie am Festungsgraben angeregt; die Fertigstellung erfolgte 1827.

316 E. Br. m. U. Berlin 22.IV.1839. 1 S. kl.-folio. Mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. Schwach fleckig. Kleine Randeinrisse (alt ausgebessert). (250.—)

An den Direktor („Meyer“) des „Eisenhütten Wercks“ Asbacherhütte bei Bad Kreuznach, dessen Sohn wohl bei Rauch studierte.

„… Mit dem Freund Prof: Schlesinger“ (der Maler Jakob Sch.) „ist über die zweckmäßigkeit eines Aufenthalts in Paris Ihres Sohnes gesprochen, und hoffe daß die dortige Regsamkeit auch ihn ermuthigt kühner seine Krafft zu versuchen und den hier geübten langsamen Schritt in Geschwindschritt zu verwandeln. Seine diesjährigen Werkstudien in der Akademie waren bei weitem beßer als alle früheren …“

III. BILDENDE KUNST 179
315 RAUCH, Christian Daniel, 1777 – 1857. E. Br. m. U. Berlin 28.X.1825. 1 S. 4o. Mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. (250.—)

317* RENOIR, Auguste, 1841 – 1919. E. Br. m. U. „Renoir“. (Château de Wargemont bei Dieppe, 1879.) 12⁄3 S. 8o. Schwach gebräunt. Faltenrisse (Bugfalte zur Hälfte eingerissen, teilweise ausgebessert). (2.500.—)

An den ihm befreundeten Sammler Victor Chocquet, der Renoir wohl zu sich eingeladen hatte. „…  Il ne m’est pas possible de quitter Vargemont dans ce moment-ci. Aussitôt après votre départ, la dame qui était là m’a demandé timidement de faire le portrait de leur petite fille“ (Marguerite-Thérèse Bérard, die 5-jährige Tochter seines Freundes und Förderers Paul B.), „que j’ai dû entreprendre aussitôt, à cause de leur départ. Dès que je serai libre j’irai vous serrer la main et présenter mes hommages à Madame Chocquet. J’espère qu’elle sera complètement rétablie et que tous les vestiges de maladie ne se feront plus sentir …“

Renoir hatte mehrfach Portraits von Chocquet und seiner Frau angefertigt. Beiliegend eine Portraitphotographie; Kniestück, Dreiviertelprofil nach rechts: Renoir in älteren Jahren, pfeiferauchend in einem Sessel sitzend.

318* E. Namenszug „Renoir“ auf dem breiten Unterrand der Reproduktion eines Kinder-Portraits. Klein-folio (23,7 × 14,9 cm). Auf Karton gezogen. Leicht fleckig (Kleberreste). (1.200.—)

Ölportrait eines Kleinkindes (Brustbild; Mädchen mit Blume im Haar). – Unter dem Namenszug eine amtliche Echtheitsbestätigung des Bürgermeisters von Cagnes, 10.I.1911 (Stempel leicht verwischt).

319 RICHTER, Ludwig, 1803 – 1884. E. Albumblatt m. U. Dresden 17.II.1881. 1 S. querfolio. Mit gedruckter Umrahmung. (120.—)

„Wer recht will thun immer u. mit Lust Der hege wahre Lieb in Sinn und Brust. (Göthe) Adrian Ludwig Richter. halb blind, halb taub, aber in Gott zufrieden.“ Aus dem Album „Aus Sturm und Noth“.

320 E. Br. m. U. Dresden 8. und 11.I.1882. 6 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. Minimale Randläsuren. (250.—)

Freundschaftlicher Neujahrsbrief an die „lieben vSuchodolskys“, wohl die Familie des Malers Zdzislaw Suchodolski, mit Nachrichten aus dem Freundes- und Familienkreis. – Richter lebte, durch Hör- und Sehschwäche sehr eingeschränkt, mit seiner Tochter Elisabeth zusammen.

„… Wie himmlisch gut Sie sind, erkenn ich mit einiger Zerknirschung! Sie erfreuten mich mit 3 Briefen, u. ich bin so schwerfällig u. langsam ehe ich mit der Feder in die Dinte komme. Aber Sie kennen den Grund. Durch die Loupe zu schreiben, wie soll da Fluß hinein kommen, da kann man nur in Telegrammstyl antworten …

Sie fragen nach unserer neuen Wohnung? Wir sind genug wohl damit zufrieden, nur es hat meinen Beifall nicht daß ich 400 M. mehr als auf der Amalienstraße geben muß. Aber das hohe Parterre ist mir bei meinen sehr reduzierten Kräften eine große Annehmlichkeit, u. die selbst jetzt noch schönen Anlagen, welche hundert Schritte vom Hauße beginnen, u. bis in die südwärts gelegenen Parthien des großen Gartens führen, sind für mich eine Wohlthat …“

180
III. BILDENDE KUNST

321 E. Br. m. U. O. O. u. D. 12⁄3 S. 8o (150.—)

An eine junge Dame, deren Einladung nach Leipzig er wegen Überlastung nicht annehmen könne.

„… Namentlich muß ich auch jedenfalls Freitag hier in Dresden seyn, u. da würden zwei Tage in Leipzig doch nur zu einer Besuchs-Jagd werden. Nun denken Sie sich, wie komisch ich mich als wilder Jäger ausnehmen würde! Es wird nun eben nicht allzulange mehr dauern, da werden wir Sie hoffentlich in Loschwitz haben …“

„Mon cher Liebermann“

322* RODIN, Auguste, 1840 – 1917. Br. m. U. Paris 27.IV.1908. 11⁄4 S. 8o. Mit Briefkopf „182 Rue de L’Université“. Leicht gebräunt. Kleiner Faltenriss und 2 Löcher. (800.—)

An Max Liebermann in Berlin, dem er seine Büste von Helene v. Nostitz für die aktuelle Ausstellung der Berliner Sezession zur Verfügung gestellt hatte.

„…  Je suis bien heureux de votre suffrage et d’avoir pu contribuer au succès de votre Exposition. Et je suis surtout très sensible à la façon toute amicale avec laquelle vous me faites parler de l’accueil qui m’est fait parmi vous …“

Begeistert hatte Liebermann Rodin geschrieben: „Alle Welt stimmt darin überein, daß Ihre Büste ein Meisterwerk ist und daß wir Ihnen eine der größten Attraktionen unserer Ausstellung verdanken.“

III. BILDENDE KUNST 181
Nr. 317 Nr. 322

323* SARGENT, John Singer, 1856 – 1925. 2 e. Br. m. U. London o. D. 4 S. quer-8o (Briefkarten). Mit gedruckter Absenderangabe. (400.—)

Wohl an den Maler Gerald Kelly, Ausstellungen und Vorträge betreffend.

1) „… the fact that Easter is on the 12th of April, is not an objection to the show opening as soon as the 17th and he asks me to consider this point with you. I don’t suppose it is an easy matter to shift the date – but in appointing a date for the conférence I dare say it would be better to have it a fortnight from Easter when more people will have got back. Let me know if, as I suppose, there is no choice of dates for the galleries …“

2) „… I asked Sir Philip Sassoon“ (Politiker und Kunstsammler) „for his name and he suggested lending his house 25 Park Lane as well for one of the conferences – this would be delightful …“

324 SCHADOW, Johann Gottfried, 1764 – 1850. E. Br. m. U. Berlin 11.V.1835. 1 S. folio. Mit Siegelmarke und Adresse. Leicht gebräunt. (400.—)

An den Lithographen und Verleger Louis Sachse in Leipzig, dem er die Restauflage eines Buches anbietet. „…  Hr. Rudolf Decker“ (Buchdrucker und Verleger, Enkel des Gründers der Geheimen Hofbuchdruckerei des preußischen Königshauses) „meinte, ich solle Ihnen vorschlagen: die vorhandenen Exemplare a 15 r. zu kaufen; das würden Sie wahrscheinlich annehmen … Noch mehr: Sie sollen die vorhandenen Exempale [sic] a 10 thaler haben, wenn Sie solche sogleich mit baarem Gelde bezahlen …“

Beiliegend ein e. Billett auf einem Umschlag; wohl für den Maler Wilhelm Hensel, der 1838 eine London-Reise antrat: „Herrn Professor Hensel mit Anwünschung einer glücklichen Reise. / Die Société of Architects correspondirt mit unserer Academie, schickt uns: ihre Hefte … Die Medaille des verstorbenen Architecten S o a n e “ (Sir John Soane war 1837 gestorben). „Dagegen von uns: meine Medaille in Bronze gegossen … / Ein Herr Prince Hoare Secretair der dortigen Academie of f[ine] arts schrieb früher auch an uns“.

325 E. Billett m. U. Berlin 27.II.1838. 1 S. gr.-8o. Grünes Papier. (150.—)

An seinen Freund, den Maler Samuel Rösel, mit einer Einladung.

„Professor Rösel / ami de la maison / wird daran erinnert das es seine Pflicht ist: Donnerstag den 1ten Maerz um 3 Uhr, in voller Rüstung sich einzufinden bei / seinem alten Freund / Dr. G. Schadow …“ – Rösel war Professor an der Berliner Kunstakademie; er gab König Friedrich Wilhelm IV. und Felix Mendelssohn Bartholdy Zeichenunterricht.

326 E. Br. m. U. „Dr: G Schadow“. Berlin 22.IV.1840. 1 S. 8o. Etwas gebräunt. Kleiner Faltenriss. (180.—)

An den Chirurgen Wilhelm Josephi, Leiter der anatomischen Anstalt zu Rostock, mit einem Beitrag wohl für die „Anatomischen Hefte“.

„…  Der Aufsatz in der heutigen Zeitung über: die Ausstellung veranlaste beigehende Bemerkungen. Wenn diese zum Drucke sich eignen so wünsche ich solche, in dieselbe Zeitung …“

III. BILDENDE KUNST 182

„Patent / als akademischer Künstler für den Buchhändler Georg Gottfried Wilhelm Seeling / hieselbst“. Ausgestellt durch „Die Königliche Akademie der Künste“ und von Schadow als deren „Director“ unterzeichnet.

Mitunterschrieben haben 11 weitere Akademiemitglieder, darunter Carl Joseph Begas, Heinrich Anton Dähling, Wilhelm Heinrich Herbig, Johann Erdmann H u m m e l , Johann Karl Heinrich Kretschmar, Christian Daniel Rauch, Friedrich Tieck und Carl Wilhelm Wach.

An mehrere Adressaten gerichtetes Empfehlungsschreiben für „Mr Meÿer, jeune Architecte et Maitre maçon de notre pays, qui voyage en Italie pour son instruction“.

„…  Sa grande assiduité et son Zèle pour les arts m’imposent l’obligation de le recommander à toutes les personnes, qui pourroient lui être utile à atteindre ses buts et qui veuillent se souvenir de moi et par la bonté anvers Mr Meyer augmenter la réconnaissace de / Leur / très devoué Serviteur / Schinkel …“

Die am Schluss des Briefes genannten Empfänger sind Christian Karl Josias von Bunsen, preußischer Gesandter beim Heiligen Stuhl in Rom, der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen in Rom sowie der Architekt und Archäologe Peter Bianchi in Neapel. Selten.

III. BILDENDE KUNST 183
327 Urkunde m. U. „Dr. G. Schadow“. Berlin 22.VIII.1840. 1 S. folio. Mit Prägesiegel. Auf Stempelpapier. Leicht gebräunt. (300.—) 328* SCHINKEL, Karl Friedrich, 1781 – 1841. E. Br. m. U. Berlin 16.XI.1836. 1 S. 4o. Etwas gebräunt. Kleine Faltenrisse. (600.—)

329 SCHMIDT-ROTTLUFF, Karl, 1884 – 1976. E. Br. m. U. „S. Rottluff“. Hohwacht o. D. (nach 1919). 3 S. gr.-4o und 8o. Bleistift. Ein Blatt kariert, Perforation am Kopf. Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse. (600.—)

An den Pressendrucker und Verleger Eduard Wilhelm Tieffenbach, der sich nach einer Lithographie erkundigt hatte.

„… über besagter Litografie scheint allerdings ein besondres Verhängnis zu schweben. Die Ihnen fehlenden Sonderdrucke habe ich auch nicht – ich habe überhaupt nur 1 Druck auf Pergament mal bei Ihnen gesehen – das ist alles …

Ich hatte den ganzen Winter d. h. ab Mitte Januar vor, Sie mal aufzusuchen – ich weiss auch garnicht, wieso es nicht geworden ist – bei allen andern Besuchen bin ich mir klar, warum sie nicht geworden sind – da ich mit einer grossen Abneigung gegen Menschen zurückgekommen bin …

Der Winter war ja reichlich verworren u. jetzt sitze ich wieder in derselben Gegend, die ich 1914 verliess – u. muss feststellen, dass ich geradezu Hass gegen diese alldeutsche Gesinnung der holsteinischen Landschaft jetzt empfinde – so was Sattes – Vollgefressenes – u. Zufriedenes …“ Nach Ende des Ersten Weltkriegs hatte Schmidt-Rottluff begonnen, in Hohwacht seinen Urlaub zu verbringen.

330 25 e. Br. m. U. Ascona, Berlin, Hofheim/Taunus und o. O. 29.III.1948 bis 11.VIII.1950 sowie Berlin 17.III.1964. Zus. 41 S. gr.-folio bis 4o. 13 Luftpostfaltbriefe. 8 Briefe mit Briefkopf, davon 7 mit Adressstempel „Berlin-Zehlendorf“. Blei- und Kopierstift, Kugelschreiber und Tinte (stellenweise durchschlagend). (2.000.—)

Inhaltsreiche Brieffolge überwiegend aus der Zeit der Berlin-Blockade an den ihm befreundeten Arzt und Kunstsammler Justin Oberzimmer und dessen Ehefrau Olga in Johannesburg (Südafrika), wo diese seit etwa 1932 in der Emigration lebten. Oberzimmer versorgte Schmidt-Rottluff, der 1947 als Professor an die Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg berufen wurde, mit Lebensmittelpaketen und Malutensilien und erhielt dafür im Austausch Werke des Künstlers. Die Briefe geben Auskunft über das Berlin der Nachkriegszeit und das Wirken ehemaliger Mitglieder der Künstlergruppe „Brücke“, die 1905 von Schmidt-Rottluff mitgegründet und im Mai 1913 aufgelöst worden war.

Berlin 29.III.1948. Schmidt-Rottluff äußert seine Freude darüber, „dass Menschen an uns denken, die schon solange die Heimat verlassen mussten. Freilich die Heimat hat sich auch für uns hier so verändert, dass wir auch schon nicht mehr das Bewusstsein haben, zu Hause zu sein … Von den einstigen Brückemitgliedern leben noch Nolde–Heckel–Pechstein. Otto Mueller starb schon 1930 – Kirchner nahm sich etwa 38 das Leben …“

Berlin 2.VI.1948. Oberzimmer war daran interessiert, Werke anderer Mitglieder der „Brücke“ zu erwerben. „…  Nolde ist über 80, es soll sehr schwer halten, etwas von ihm zu bekommen, hat übrigens vor einigen Monaten wieder geheiratet“ (die 54 Jahre jüngere Jolanthe Erdmann). „Die Kirchnerschen Plastiken, die Sie erwähnen, sagen mir allerdings auch nicht zu – während mir die Figur von Heckel in ihrer Naivität gut gefällt. Es liegt eine rührende Verzagtheit u. Hilflosigkeit darin – ich meine damit im Ausdruck – nicht in der Technik. Gegenüber der üblichen Modelliererei in Ton u. hinterher Abformen u. Giessen hatten s.Zt. die Brückeleute wieder auf die ursprüngliche Bild-‘hauerei’ zurückgegriffen u. unmittelbar aus dem Material – Holz – heraus gestaltet …“ Berlin 9.XII.1948. „… Ich sehe, Sie gehören zu den selten anzutreffenden Menschen, die man als eidetische bezeichnet – z. B. Goethe gehörte dazu. Menschen, die die Augen nicht nur zum Orientieren haben, denen sie vielmehr Erkenntnisse u. Erleben vermitteln u. für die Bilder nicht blosse Reproduktionen sind …“

184
III. BILDENDE KUNST
„Wir ehedem Entarteten“

Berlin 15.I.1949. „… Ich verstehe schon Ihre Frage nach der Entstehungszeit eines Bildes u. dass man sich aus einem Kunstwerk eine Vorstellung vom Geist der Zeit machen kann – rückwirkend. Mit einer kleinen Einschränkung, indem ein wesentliches Kunstwerk dem Geist der Zeit vorauszugreifen pflegt, aber im Laufe der Jahre rutschen diese Differenzen völlig zusammen …“ – In der Folge ausführlich über die Behandlung von Papier (mit 2 Skizzen im Text); ein übersandtes Aquarell war durch unsachgemäße Rahmung beschädigt worden.

Berlin 6.III.1949. „… Gäbe es nicht die Kunst, müsste man an der Menschheit verzweifeln – das Leben wäre sonst nicht auszuhalten …“

Berlin 9.V.1949. Kurz vor Beendigung der Blockade am 12. Mai. „…  Es scheint jetzt so, als sollten nun auch für Berlin manche Erleichterungen kommen … Die Berliner sind allerdings skeptisch u. glauben dem Optimismus der Zeitungen nicht recht. Die Erfahrungen der bisherigen Nachkriegsjahre mahnen zur Zurückhaltung. Für das künstlerische Leben wäre es höchste Zeit, dass Bln. wieder Anschluss an die Welt bekäme, weder Kunst noch Bücher von ausserhalb konnten bisher hereinkommen – da auch von den Museumsbildern noch nichts wieder zurückgekommen ist, war Bln. recht dörflich geworden. Nachdem Südafrika die Einfuhr von Bildern verboten hat, wird wohl auch der eigne Slang dort nicht lange Reiz haben – wie töricht sind doch Staaten. – Wir ehedem Entarteten sind der östlichen Besatzungsmacht bereits wieder entartet – nur nennt man’s jetzt bürgerliche Dekadenz. Nun, ich habe nie erwartet, dass anderen meine Bilder gefallen – man soll aber nicht von mir erwarten, dass mir unzulängliches behagt …“

Berlin 1.VI.1949. „… Vielen Dank für Ihren Brief mit Portocoupons u. Omosliste. Augenblicklich sitzen wir längst wieder in der dicksten Blockade – Stuttgart liegt aus der Welt! – Die neuerliche Ablehnung der bürgerlichen Dekadenz ist eine Erfindung des Ostens. Die Hochschule untersteht den Engländern, die das selbstverständlich nicht mitmachen, ebensowenig wie die USA u. die Fanzosen …“ – SchmidtRottluff hatte wohl erste Kontakte mit Stuttgart geknüpft, wo er zwei Jahre später im Württembergischen Kunstverein ausstellte.

Erwähnt den Gold- und Diamantenmagnat Alfred Beit, dessen Kunstsammlung Oberzimmer in Kapstadt besucht hatte.

Veröffentlicht im Neuen Archiv für Sächsische Geschichte Bd. 93 (2022) S. 93 – 158.

III. BILDENDE KUNST 185

331 SCHWIND, Moritz von, 1804 – 1871. E. Br. m. U. München 14.V.1856. Mit Siegel und frankierter Adresse (9 Kreuzer). Leicht gebräunt und fleckig. (300.—)

An „Herrn Hauptmann Frh. v. Arnswald“ in Eisenach, Bruder des Schloßhauptmanns der Wartburg, denen er „ein Fäßchen Hofbräuhaus Bock“ hatte liefern lassen.

Er schlage vor, „das Fäßlein nach der Wartburg zu schaffen, es da einige Tage ausruhn und sich setzen zu laßen, und dann einen schönen Abend in guter Gesellschaft anzustechen. 12 – 15 Mann können sich einen hübschen Haarbeutel davon antrinken, ein jeder. Der edle Commandant[,] der gestrenge Hauptmann verstehen sich von selbst …“ Schwind hatte 1855 seinen Fresken-Zyklus in der Wartburg fertiggestellt.

332 SENEFELDER, Alois, Erfinder der Lithographie, 1771 – 1834. E. Br. m. U. München 1.VIII.1819. 3 S. 4o. Mit Adresse. Sammlerstempel auf der Adressseite. (6.000.—)

An seinen Neffen Édouard Knecht, adressiert an „Buchdrucker Herrhahn“ in Paris, den er von einem längeren Fortbleiben unterrichtet, da er von der österreichischen Regierung angefordert worden sei. Etwas verspätet in München angekommen, habe er einem Minister „einen Brief an den König“, Maximilian I. Joseph von Bayern, übergeben.

„… Dieser empfing mich eben nicht zu freundlich, weil ich so lange ausgeblieben und nicht nach Wien gereist war. Er zeigte mich einen Befehl des Königs mich allsogleich nach Wien zu begeben, weil neuerdings eine dringende Requisition von Seite der österreichischen Regierung erfolgt sey, indem durch mich das ganze Cadaster Geschäft aufgehalten würde. – Ich kann also in keinem Falle Urlaub nach Paris erhalten, wenn ich nicht vorher in Wien gewesen bin, um allda die Lithographie zum Behufe des Steuer Catasters nach der Form der baierischen einzurichten“ (die Königliche Steuerkataster-Kommission hatte für die Vervielfältigung von Katasterplänen bereits eine Lithographische Anstalt errichtet, zu deren Direktor Senefelder 1808 berufen worden war). „Ich werde also morgen in Gottesnamen meine Reise dahin antretten, und hoffe allda nicht länger als einen Monat aufgehalten zu werden, so daß ich danach im October noch nach Paris kommen kann

Die Hrn. Gleißern und Herschel schicke ich einstweilen voran, weil Sie in der Lithographie sehr brauchbar sind, und Ihnen dazu dienen können, einstweilen einige Arbeiten zu verfertigen, welche doch soviel eintragen, daß die Fabrikskosten einstweilen gedeckt werden. Sie sind auch zum Stein Papier zu gebrauchen, welches Sie in früheren Zeiten, eh ich nach Paris kam, kennen lernte …

Sie wollten von mir Proben des Steinpapiers zur Ausstellung haben, und der wenige Vorrath den ich von Paris mitnahm … ist durch das unvorsichtige Packen meiner gescheiden Frau Gemahlin auf der Reise ganz und gar verdorben, und durch eine Rolle von Thalern, welche aufging so verrieben worden, daß es ganz unbrauchbar wurde. Es war also, da die Zeit zu kurz war, neues zu machen in der Sache ganz und gar nichts zu thun, und wir müssen also schon dieß Jahr darauf Verzicht leisten.

Es liegt mir im Grunde auch nicht viel daran, weil ich es durchaus für besser halte in der Bekanntmachung dieser Sache meinem Ihnen schon lange mitgetheilten Plane einer öffentlichen Probe zu folgen, und auch eher nicht das mindeste davon sehen zu lassen, als bis wir mit ganz vorzüglichen und Bewunderung erregenden Proben auftretten können, welches längstens in 4 Wochen nach meiner Ankunft in Paris sicher geschehen kann …“

1818 hatten Senefelder und Knecht in Paris eine Werkstatt begründet. 1819 ließ sich Senefelder sein „Steinpapier“ patentieren, das er mit Gips- und Kalkmehl, Ton, Ölen und Metalloxiden vergütete. Von größter Seltenheit.

III. BILDENDE KUNST 186

Die Karten.

1918. An Julius Vogel, Direktor des Museums der Bildenden Künste in Leipzig, der „als Vorstand der ‘Freunde graphischer Kunst’ … um eine Arbeit für die 6. Mappe Ihrer Vereinigung gebeten“ hatte.

„… Leider sind die Hindernisse, die mich im vergangenen Jahre zwangen abzusagen – keineswegs aufgearbeitet …“

1923. Auf einer Karte des Kunst-Antiquariats Haschke in Leipzig an dasselbe. „… Leider waren die Exemplare der Bademappe, als Ihre Zeilen eintrafen, vergriffen! – ihre Anfrage nach einem Cyklus im Selbstverlage läßt sich noch nicht beantworten, da dies alles noch unentschieden ist, – sowohl Anzahl wie Verlag etc., kurz, so gut wie alles! …“

Der Brief.

Um 1925 an einen „Regierungsrat“ in Bremen, mit dem er sich anläßlich seiner Arbeit an den Fresken im dortigen Rathaussaal zum Frühstück verabredet.

Mit diversen Beilagen, darunter 2 e. Br. m. U. an Fernand Wohlenberg (1912/13).

III. BILDENDE KUNST 187
333 SLEVOGT, Max, 1868 – 1932. 1 e. Br. m. U. und 2 e. Postkarten m. U. Neukastel, Berlin und Bremen 5.II.1918, 28.II.1923 und o. D. (um 1925 – 27). 2⁄3 S. gr.-4o und die Karten. Der Brief mit Hotelbriefkopf, 1 Karte mit Absenderstempel. (400.—) Nr. 332

III. BILDENDE KUNST

(M.

334 3 e. Br. m. U. Berlin, Neukastel und o. O. 12.III.1918, 5.XII.1927 und 18.X.1928.

3 S. gr.-4o. Ein Brief mit einigen Randläsuren. – Dazu: 1 e. Billett m. U. (Neukastel 1928). (600.—)

Wohl sämtlich an Alexander Amersdorffer, Ersten ständigen Sekretär der Preußischen Akademie der Künste in Berlin.

O. O., wohl Neukastel 12.III.1918. An den „chef des beaux arts“. „… Ihre Reiseschilderungen haben mir in der Tat jede Lust genommen, so bald von hier aufzubrechen, – u. ich ginge am liebsten gar nicht nach Berlin, wenn ich nur einigermassen wüsste, wie meinen Pflichten u. Verpflichtungen auszuweichen?!

Gerade den Frühling hier zu erleben, wünschte ich mir schon seit vielen Jahren … Die Tierstudien, 2 Mappen, liegen schon seit Jahren bei Bruno Cassirer … Ich arbeite z. Zeit an der Zauberflöte, die bei Paul Cassirer verlegt wird. Bis zur Vollendung dieses Planes hat es aber gute Zeit …“ Berlin 5.XII.1927. „…  Inzwischen erhielt ich … die Mitteilung, daß 3 Räume im Schloß zur Verfügung gestellt werden, u. ich habe dies natürlich zunächst acceptiert, mit Rücksicht auf die Dringlichkeit, u. ‘für meine Schüler’! Ob die Arbeitsmöglichkeit, Licht etc. gegeben ist, wird sich herausstellen …“ Neukastel 19.X.1928. Anlässlich seines 60. Geburtstages. „… Meister Liebermann hat schlagende Worte gefunden für den ‘bequemen’ Slevogt. Ich habe seine entzückende Rede mit Humor in mich aufgenommen, u. bin nicht weit entfernt, die Ähnlichkeit zu leugnen. Aber glauben Sie mir, ausschlaggebender als die Bequemlichkeit ist ein etwas in mir, das nicht zu meiner Robustheit paßt, – es macht mich krank, wenn man mich mit meinen Arbeiten zusammenbringt. Nicht nur das alberne Geschwätz, worüber man … sich ärgern darf – : ‘selbst ihr Beifall macht mir bange’ …“ – Dazu das Billet: „Für Ihr Gedenken des 8. Oktober danke ich herzlich. / Max Slevogt / Neukastel 1928“.

„Kunst kann nie unsittlich sein“

335 Eigenh. Manuskript m. U., darunter und verso 2 briefartige, jeweils unterschriebene Nachschriften. Berlin, November 1926. 11⁄2 S. gr.-4o. Tinte und Blei. Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse ausgebessert. (800.—)

Geleitwort zu der Schrift „Unsittliche Kunst? Eine Abrechnung mit dem Reichsgericht“ des Berliner Landgerichtsrats Carl Moritz von Holten, der sich gegen die Unterdrückung von Kunstwerken aufgrund des Paragraphen 184 des Strafgesetzbuches aussprach.

„… Wir Künstler haben so oft betont, wie feindlich u. fremdartig das bewußte Gesetz uns erscheint, wie durchaus abweichend unser ganzes Empfinden in dieser Frage der ‘unsittlichen Kunst’ von der dort gewollten Deutung ist (–: denn Kunst kann nie unsittlich, nur ihre Aufnahmefähigkeit durch niedere Instinkte begrenzt sein –) / daß neuerdings an öffentl. Stelle die Idee ausgesprochen werden konnte u. durfte: Künstler seien in diesem Sinne nicht als normal zu betrachten …“

Die beiden Nachschriften Slevogts sind an Holten gerichtet und betreffen stilistische Fragen seines Geleitworts. Es wurde jedoch fast unverändert in den Druck übernommen; der Bitte, seinen „Namen unter dem Geleitwort unauffälliger zu drucken“, wurde nicht nachgekommen.

Beiliegend der Druck der Schrift (Ackermann’sche Buchhandlung, Berlin 1926).

188

336 2 Federzeichnungen auf der Textseite von gelaufenen e. Postkarten m. U. Berlin 21.VIII.1932 und o. O. u. D. – Dazu 1 Postkarte von fremder Hand mit e. Zusatz u. U. von Slevogt (Berlin 1925). (800.—)

1) O. D. (wohl um 1925). An Alfred Löwenberg in Ludwigshafen, bei dem er sich für Photographien von einer gemeinsamen „Expedition“ bedankt. – Die Zeichnung, die den Text umgibt, zeigt ältere Damen und Herren beim „Kraxeln“ in hügeligem Gelände, einer davon wohl Slevogt, die Staffelei unter dem Arm und Leinwand auf dem Rücken transportierend. Dazu die Postkarte, adressiert an Eduard Kohl, der wohl ebenfalls an dem Ausflug teilgenommen hatte.

2) Berlin, August 1932. An Johannes Guthmann in Mittel Schreiberhau. „Mußte unter allerlei körperl. Gebrechen noch hier aushalten um einige Aufträge auszuführen  …“ – Die Zeichnung (verso) bezieht sich auf den Weltmeisterkampf der Boxer Schmeling und Sharkey im Juni d. J., von Slevogt betitelt „Wie M[ax] S[chmeling] seine Weltkleisterschaft verteidigt, im ‘Ring’, – jedoch nicht zugelassen wird! …“

Dargestellt sind Schmeling und sein Kontrahent, die anstelle der Boxhandschuhe Kleistereimer und Quastenpinsel benutzen. Die fast blattfüllende Zeichnung ist am 21. August 1932 entstanden, knapp ein Monat vor seinem Tod.

337 SPECKTER, Otto, 1807 – 1871.

Mit Adresse und Blindsiegel. (180.—)

An den Architekten A.L.J. Meier bei Übersendung einer Zeichnung.

„… Hier mein Flottenbeitrag. / Da Aussicht vorhanden ist daß es verkauft wird, so glaube ich kann man es zu 20 Thaler ansetzen, u. sollte diese kleine Flotte verauctioniert werden müßen, so ist das ja nichts Neues …“

III. BILDENDE KUNST 189
E. Br. m. U. O. O. u. D. 1 S. 8o.

338 SPITZWEG, Carl, 1808 – 1885. E. Br. m. U. München 30.VII.1874. 12⁄3 S. gr.-8o. Etwas gebräunt. Auf der 3. Seite e. Zeilen m. U. des Empfängers (Bleistift). (400.—)

An den Maler Ferdinand Rothbart, seit 1871 Konservator am königlichen Kupferstichkabinett in München, mit Dank für eine Auskunft, zu der dieser anmerkt: „Spitzweg besitzt ein altes Bild, einen Heiligen im rothen Gewande – u einen Bären zur Seite; er fragte mich, welcher Heilige das sei“.

„Geehrtester Herr Conservator! / … Es ist jetzt schon leichter den heil. Bärentreiber steckbrieflich zu verfolgen.

Sehr erlustirt hat mich – und ist öffentlich mit Dank hervorzuheben daß bei dieser Gelegenheit der Schutzpatron des impertinenten und wucherischen Hausherrn entdeckt werden mußte! Hätte ich was zu schaffen so müßten alle diese bei der nächten Frohnleichnamsprozession hinter einer Standarte (aus einer Bärenhaut gemacht) dreinhumpeln und jeder so viele Rosenkränze abbeten als er seine Miethsleute um Gulden gesteigert – aber es hilft auch nichts, die Kerle gehen hintendrein ohne sich zu schämen und ohne so roth zu werden wie mein Heiliger …“

339 Zeichnung, darüber 4 e. Zeilen (alles in Blei). 1 S. kl.-quer-4o. Größe der Zeichnung ca. 12 × 9 cm. Leicht gebräunt und fleckig. Einige Montageschäden, darunter zwei kleine Löchlein in gegenüberliegenden Ecken. (400.—)

Dargestellt ist ein im Bett liegender Mann, rechts daneben ein Nachtschränkchen mit brennender Kerze, links daneben ein Besucher, der auf einem Stuhl eingeschlafen ist.

„Sie müßen jezt gesund nach Hause gekommen seyn, ich habe die  für Sie ausgeschwizt, sehen Sie hier das fatale Bild, es ist nach dem Leben gezeichnet.“

Beiliegend 1 e. Br. m. U. an den „Kunstverein in Hamburg“ über den Verkauf seines Gemäldes „Schulkinder durch einen Wald gehend“ (München 1868).

340* TOULOUSE-LAUTREC, Henry de, 1864 – 1901. E. Br. m. U. „TLautrec“. O. O. u. D.

11⁄2 S. kl.-4o. Leicht gebräunt. Einige Rand- und Faltenschäden. Verso schmaler Klebefilmstreifen. (2.000.—)

An seinen Verleger André Marty wegen einer Verabredung.

„… Soyez ce soir à 6h 1⁄2 au Napolitain. J’ai à vous donner une derniere instruction. Je vais avec Geffroy“ (der Schriftsteller und Kunstkritiker Gustave G.) „demain Vendredi à Vaux chez Yvette – Rendez vous à 9h 1⁄4 au café Salle des Pas Perdu gare St. Lazare …“

Die gefeierte Chansonette Yvette Guilbert ist vielfach von Toulouse-Lautrec portraitiert worden.

341 VOGEL VON VOGELSTEIN, Karl Christian, 1788 – 1868. E. Br. m. U. (Dresden) 18.II.1832. Mit Blindsiegel und Adresse. Etwas gebräunt. 2 S. 8o. (250.—)

An den Kupferstecher Moritz Steinla in Dresden mit einer Einladung

„… Da Sie neulich den Wunsch aussprachen meine Malereien in Pillnitz zu sehen, so bin ich so frei bei Sie anzufragen ob Sie etwas Lust haben übermorgen … um 8 Uhr mit uns hinauszufahren …“

Für Schloß Pillnitz an der Elbe hatte Vogel von Vogelstein Fresken geschaffen. Beiliegend 1 e. Br. m. U. des Bildhauers Ernst Rietschel an Steinla (o. O. u. D.; Besorgungen betreffend, mit der Erwähnung von Eduard Bendemann) sowie 1 e. Gedicht m. U. von Steinla, überschrieben

„Bethlehemitischer Kindermord“ (Dresden 24.VII.1840, 1 S. gr.-8o, gebräunt).

190
III. BILDENDE KUNST

342 WERNER, Anton von, 1843 – 1915. E. Br. m. U. Berlin 20.X.1889. 6 S. 8o. Leicht gebräunt. (300.—)

An Herrn Heuser, Bruder Amalie Heusers, die mit dem Kölner Bankier Eduard von Oppenheim verheiratet war und den er um Unterstützung für die Errichtung „des Kaiser-Friedrich-Denkmals auf dem Schlachtfelde v. Wörth“ bittet.

„… Die Sache ist jetzt wieder aufgenommen worden, u. im Auftrage des hiesigen Comités habe ich es übernommen, Sie u. Ihren Herrn Schwager Herrn v. Oppenheim für die Sache zu interessieren … Nachdem Bismarck, Moltke, Göben, Prinz Friedrich Carl u. a. schon Denkmäler haben, wäre es doch eine Schande, wenn für den Sieger v. Wörth nicht wenigstens am 20jährigen Gedenktag der Schlacht am 5. August 1890 der Grundstein zu seinem Denkmal gelegt werden könnte. Die Bayern haben … den Ihrigen ein prächtiges Denkmal in Wörth gesetzt. Also bitte, bitte! …“ Erwähnt die „Kaiserin Friedrich“. Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich III., hatte im Deutsch-Französischen Krieg die 3. Armee befehligt.

III. BILDENDE KUNST 191
Nr. 340

343 ZILLE, Heinrich, 1858 – 1929. 34 e. Br. m. U. und 1 e. Postkarte m. U. Wohl BerlinCharlottenburg (bis auf 2, alle Briefe ohne Ortsangabe) 3.V.1908 bis 10.I.1929 (19) und o. D. (16). Ca. 50 S. meist gr.-8o und die Karte. Ein Brief auf der Rückseite einer Reklamekarte für Zilles Werke „Kinder der Straße“ und „Mein Milljöh“. Die Briefe leicht gebräunt (teilweise etwas stärker). Mit 4 Umschlägen. – Dazu der Druck des von Zille geschaffenen Ex Libris für Heilborn (ungarischer Hirte, Wasser aus einem Brunnen schöpfend). (4.000.—)

An seinen Freund und Arzt Adolf Heilborn in Steglitz, später in Friedenau. – Heilborn, zugleich auch Kunstsammler, schrieb später ein beachtenswertes Buch über Zille.

Im Folgenden wird nur aus den datierten Briefen zitiert; die undatierten Briefe meist mit der Bitte um Erledigung kleinerer Aufträge sowie Verabredungen betreffend.

31.V.1908. „…  Die kleine Kinderskizze dauert noch einige Tage, muss erst etwas fertig machen u. komme jetzt gar nicht dazu. Habe einige Zeich[nun]g[en] für den Sporthumor + Lust[igen]

Bl[ätter] zu liefern u. das Arbeiten geht so schwer, bin zu kraftlos. / Im Bett fühlte ich mich besser, als in der senkrechten Stellung …“

20.II.1909. „… Ich war nicht verreist u. doch kam ich nicht zum Schreiben. / Mißmuthig, mißgestimmt, daß selbst die Lampe, die Sie gern haben wollen, mich nicht aufhellen konnte … / Sie Glücklicher, Sie können reisen um sich die Grillen zu vertreiben …

Mit der Gedicht-Wolff“ (die Berliner Dichterin Anna W. ?) „habe ich noch etwas Krach gehabt. Eysler nahm

die Zeich[nun]g; aber nicht die Verse – nun können Sie denken – sie hat sich bald nen ‘Wolff’ gelaufen. Aber sagen Sie nichts Abeking, er ist mit ihr bekannt.

BILDENDE
192
III.
KUNST

Denken Sie, Zille von Müllkasten, bekam neulich von der ‘Genossenschaft deutscher Kunstfreunde’ (früher ‘die gebildete Gesellschaft’) die Ehrenmitgliedschaft aufgedrängt … / Bin garnicht bei guter Stimmung, mir gefällt mein Salat schon lange nicht – halte mich recht für unnütz …“

25.IX.1910. Über ein geplantes Denkmal für den Schriftsteller Willibald Alexis. „… wie wäre es mit einem Denkmal in Alt-Berlin, an der Nicolaikirche, auf dem kl. Rasenplatz, oder auf einer der kl. Brücken, es gäbe viele Plätzchen wo er hingehört – im Park des Märkischen Museums usw…. Habe jetzt von G. Hermann Jettchen Gebert u. Fortsetzung gelesen, hat mich sehr ergriffen, das sind wunderschöne Bücher, ich stelle sie zum Raabe ‘Sperlingsgasse’ und kaufe noch S. Heyse ‘Kinder d. Welt’ dazu …“

12.I.1911. „… Bei uns war allgemeine Heiserkeit mit Bellungen, mir hat 4 Wochen lang keine Cigarre geschmeckt … / Bin mit mir manchmal recht unzufrieden – bekomme nicht genug fertig – werde immer schwerfälliger u. dämlicher u. könnte doch jetzt grade die Abendsonne, die mich noch bestrahlt, schön ausnutzen. Wann sehen wir uns mal? …“

28.IV.1916. „…  Der Umzug muß Ihnen viel Plage gemacht haben, ich denke, wenns mich mal trifft, werde ich wohl allein weggefahren werden, laß die ‘Ausstattung’ zurück … Meine Postkarten sind noch nicht raus, es ist alles erschwert durch Mangel an Arbeitern u. Material. Ebenso ‘Rieke im Kriege’ … wird wohl noch lange dauern.

Die Menschen … haben es satt bei allem Hunger, u. die Frauen? Fleischlose Tage u. wunschlose (wurstlose) Nächte … / … Unser Walter“ (einer seiner beiden Söhne) „wird nun wohl auch weg müssen, aber wann … / Es sind bis jetzt eine Menge meiner Bekannten gefallen, traurig, traurig …“

31.XII.1925. Wunderbarer Freundschaftsbrief anläßlich des Jahreswechsels. „… es ist mir auch so daß ich zu niemandem mich inniger hingezogen fühle als zu Dir – ist doch noch kein böses Wort zwischen uns gefallen – selbst in mitternächtlicher Stunde war eitel Freude – u. verstehen … / … Den Zucker bin ich los. Dafür dicke Füße, der Oberazt vom Westend (Krankenhaus) will kommen soll er ‘sie’ mitnehmen?! –Ich hoffe auf den 1/1 1926, neues Leben (in alte Schläuche?) … Bin recht hinfällig – muß es gestehen –sonst war ich über meinem Körper – jetzt Untertan. Habe wochenlang nicht recht gearbeitet, Du siehst es an der Schrift wie zerfahren ich bin. Das [hier ein gezeichnetes Herz] bubbert. Für heut genug …“

10.I.(1929). „… Hab Dank für Dein Gedenken zu meinem 71ten. / Soeben wollte ich zu Deinem 56ten schreiben, da kam Dein Brief. / – Ich wünsch Dir alles Gute, hast noch eine große, lange Reihe von Jahren, noch vor Dir!

Genieße das Leben – denn später (wie icke) muß man der Zuschauer werden. Hab’ mich zurecht gefunden – und abgefunden. Wir sehen uns mal? …“

Im Februar erlitt Zille den ersten von mehreren Schlaganfällen, er starb im August des Jahres. Vielfach mit der Erwähnung seiner Verleger und Auftraggeber sowie vereinzelt befreundeter Künster, einmal „Preisrichter Liebermann“.

344 E. Postkarte m. U. „H. Z.“ (Berlin) 25.III.1909. (150.—)

An die angehende Malerin Gertrud Flatow in Berlin, die ihn um Rat gebeten hatte.

„…  Der A[kt] Saal darf nicht fehlen, im Gegenteil recht skizziren, nur darf es nicht das Einzige sein –sonst klebt man am Modell – u. füllt seinen Tag damit aus. Ich wollte sagen: Auch anderes versuchen

– aber lassen Sie beim Anfang nicht den Muth sinken, es brauchen ja nicht gleich Motive zu sein, die meinen ähneln, sondern besseres, höheres Leben, wie sich’s in Ihren Kreisen abspielt. Ich werde mich recht freuen, Sie mal im A.Saal begrüßen zu können, ins Atelier passe ich weniger … Sitze jetzt im Norden u. habe eine Armenküche studirt …“

III. BILDENDE KUNST 193

III. BILDENDE KUNST

(H. Zille)

345 E. Br. m. U. Berlin 19.V.1924. 2 S. 4o. Erste Seite leicht gebräunt. (300.—)

An den Kunstkritiker Karl Scheffler, Chefredakteur der Monatszeitschrift „Kunst und Künstler“ (Cassirer, Berlin), der um Illustrationen zu Zilles autobiographischem Beitrag „Mein Lebenslauf“ gebeten hatte.

„… Arbeite seit 10 Wochen nicht richtig, bekomme nichts zusammen (was schadet es – sagen Spötter) bin in ärztlicher ‘Fürsorge’ u. ordne so langsam mei[nen] Nachlass. Wenn Sie die ‘Schreiberei’ für würdig halten dann bitte ich Sie andere Zeich[nun]g[en] zu nehmen. Wenn Ihnen recht bringe ich zum Aussuchen in die Redaktion oder … dürfte ich Sie mal bei mir erwarten? …

Ich denke – wenn Sie sich meiner annehmen – dann müssen auch die Zeichg. gut dazu stimmen. Also bitte, soll ich Ihnen eine Auswahl bringen, … oder Sie machen sich mal einen Weg zu einem ganz links Kleinen, der wirklich gern in K. + Künstler wäre, vielleicht sogar mehr Zeichg. zeigt als der launige Lebenslauf sagt. Als ich noch mit unserem lieben Gaul durch Wald und Wiese ging waren noch Zukunftsträume, jetzt bin ich – alt …“

346 Kreidezeichnung (schwarz), bezeichnet, datiert und signiert „H. Zille“ (in Blei). 15,8 × 21,6 cm. Leicht gebräunt. Verso an 3 Seiten angerändert. (1.200.—)

„Im Berliner Tiergarten um 1906.“ – Kleines Mädchen im Sandkasten, umgeben von Eimer, Spaten und Förmchen, daneben ein schleifenverzierter Dackel, der Männchen macht.

347 Kreidezeichnung (schwarz), bezeichnet und signiert „H. Zille“. 16,6 × 11,9 cm. Leicht gebräunt. Verso an 2 Seiten angerändert. (1.200.—)

„ I c k e “. – Selbstportrait als alter Mann, im Profil nach rechts.

194

348 Kreidezeichnung (schwarz), bezeichnet und signiert „H. Zille“ (in Blei). 23,7 × 16,8 cm. Leicht gebräunt. (1.200.—)

„Der Lumpensammler.“ – Alter Mann in Hut und Mantel, die Hände in die Ärmel geschoben, verdrossen auf einer Bank sitzend, neben sich ein Sack mit Kleidung.

349 ZINGG, Adrian, Kupferstecher, 1734 – 1816. E. Br. m. U. Dresden 23.IX.1781. 13⁄4 S. 4o. Mit kleinem roten Lacksiegel (Profilbüste) und Adresse. (800.—)

An die Kunsthandlung (später Musikverlag) Artaria & Co. in Wien, der er den Empfang von „Küsten mit die Gemalde“ bestätigt.

„…  Ich finde die von Pillement recht artig, alleine zu meiner Absicht kan ich sie nicht brauchen, ich mag deßent wegen meine kleine Samlung nicht unnöthig vergrößeren. Die Zeichnungen finde ich ganz schlecht, ich begreife nicht wie Sie sich darmit abgeben können; sie an Personen zu schiken welche doch Kener sein sollten, dieses sage Ihnen freilich auß gutter Freundschafft, weillen ich befürchte daß Ihnen diese Speculation gantz mißlingen wird – die untersten dieser Küsten wollen wir Freundschafftlich Theilen, ich werde mir von H. Armano nur 8 gr. bezahlen laßen. – mit der Heutigen PostKutsche werde die Gemälde nebst Zeichnungen nach Ihrem Befehle … an Hrn. Gottfried Winkler in Leipsig überschiken … ich hoffe daß Sie die 3. Exempl. Dietrichs Werk nun werden gut conditionirt erhalten haben …“ Nach dem Tod seines Lehrers Christian Wilhelm Ernst Dietrich hatte Zingg 87 Platten aus dessen Nachlass überarbeitet und als „Œuvre de C. W. E. Dietrich“ herausgegeben. – Mit „Pillement“ ist vermutlich der französische Maler und Zeichner Jean P., mit „Armanno“ der italienische Kunstsammler Giovanni Antonio A. gemeint. Sehr selten.

III. BILDENDE KUNST 195
Nr. 347 Nr. 348

IV. GESCHICHTE

350 ABD EL-KADER, algerischer Gelehrter und Freiheitskämpfer; Emir von Algerien, 1808

1883. Portraitphotographie mit e. Namenszug auf dem Unterrand. (1872.) Visitformat. Aufnahme: H. Délié, Kairo. (400.—)

Repräsentatives Ganzbild in weißem Gewand mit Schärpe und Ordenssternen. – Beiliegend ein Brief von fremder Hand, Beirut 1872: „…  Anbei sende ich Ihnen die gewünschte … Photographie Abd el Kadir’s mit seinem Autograph …“ Von größter Seltenheit.

351 ALTENERDING (Bayern). Urkunde des Pfarrers Sebastian Leb zu Altenerding. 4.IX.1591. 1 S. quer-gr.-folio. Pergament. Ohne das Siegel. Fleckig, Nadelspuren am Kopf. (300.—)

Reversbrief für Hans Georg Westhaler „zu Armstorf und Mosen“, der der Kirche zu Altenerding einen „Jerlichen und ewigen Jartag“ gestiftet hatte. Der Pfarrer gelobt, „allen Innhalt des Stüfftsbriefs wahr vesst und unzerbrochenlich zehalten … bei Verpfendtung aller des gotshauß hab“. Als Zeugen sind Georg Häderstreiter und Hans Schlerch, Pröpste von St. Johann zu Erding genannt. – Der Stiftungsbrief ist vollständig inseriert.

352 ANHALT-DESSAU. – LEOPOLD I., Fürst, der „Alte Dessauer“, preußischer Feldmarschall, 1676 – 1747. Br. m. U.u. E. „Ew. Ld / Dienstwilliger Vetter / und Diener / Leopold FzAnhalt“. Dessau 23.XII.1725. 1 S. folio. Etwas gebräunt. Randschäden. (200.—)

An eine Fürstin, „vielgeliebte Frau Muhme“, mit Glückwünschen zum Neuen Jahr. „…  Daß der allgewaltige Gott Ew. Ld. vor allen wiedrigen Begebenheitten gnädiglich bewahren und dagegen bey vollkommener Gesundheit und allen ersprießlichen Hochergehen, biß in das späteste alter erhalten wolle …“

198
IV. GESCHICHTE

353* E. Br. m. U. Dessau 23. A(ugust?) 1735. 1 S. 4o. Etwas gebräunt. (400.—)

In einer Regimentsangelegenheit an „Wohlgebohrner Her C.D.“ „… Ich habe die Klage, und den … Knecht, untersuchen und Verhören laßen so ist befunden worden, das diser Knecht vor einigen Jahren … wegen seiner damahligen zahrten Jugend nicht hatt der fahne schwören können, so war zu ersehen das die companij nichts anders versehen als das sich disehlbe nicht zu foderst deswegen gemehldet, weswegen die offecier dar vor mit einem düchtigen Verweis sind reprimandirdett worden …“

Im Krieg um die polnische Thronfolge (1733 – 1735) wurde der Fürst zum Reichsgeneralfeldmarschall des Heiligen Römischen Reiches ernannt, er kämpfte unter Prinz Eugen von Savoyen am Rhein gegen Frankreich.

354 BADEN. – KARL I., Markgraf, „der Kriegerische“, 1427 – 1475. Br. m. U. „Charles de Baude“ (Brieftext und Unterschrift von Schreiberhand). Saint-Dié(-des-Voges) 24.IV.1445. 1 S. quer-folio. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht fleckig. Kleine Schäden fachgerecht restauriert. (800.—)

An König Karl VII. von Frankreich („treshault tresexcellant puissant prince et tresredoubte S[eigneur] le Roy“), den Verbündeten des deutschen Königs und späteren Kaisers Friedrichs III. im Krieg gegen die Eidgenossen („Alter Zürichkrieg“).

Am 20. März hatten Elsässer bei Musloch im Lebertal einen Verband des vom Dauphin (dem späteren König Ludwig XI.) kommandierten französischen Heers auf seinem Rückzug nach Lothringen angegriffen, ihm eine Niederlage beigebracht und sich anschließend auch dessen Artillerie bemächtigt, die die Franzosen in Sant Crütze (Sainte-Croix-aux-Mines), einer Herrschaft des Markgrafen, sicher geglaubt hatten.

Karl VII. hatte sich am 4. April in einem Brief an den Markgrafen über diesen Vorfall beschwert und eine Bestrafung der Schuldigen verlangt. Der Markgraf erklärt in seiner Antwort – „tant et si humblement comme Je puis me Recommande a vostre bonne grace“ – seine wie seiner Untertanen völlige Unschuld und bittet um einen Geleitschein für seinen Vogt und weitere Beauftragte, damit sie dem König den wahren Sachverhalt darlegen können – „…  moy conceder et ottroier une lettre de seurte en la persone de mon balli et daultres de mon hostel jusques au nombre de vingt personnes et chevalx pour iceulx mander devers vostre maieste a exposer bien au vray la verite du fait et mavoir pour excuse commandant tousiours voz bon plesirs pour iceulx accomplir de tresbon cuer [coeur] a mon povoir …“

355 BAYERN. – LUDWIG I., König, dankte 1848 ab, 1786

1868. E. Br. m. U. „Ludwig“. München 4.VI.1850. 13⁄4 S. 8o. Umlaufender Goldschnitt. Schwach gebräunt. Kleine Faltenrisse. Umschlag mit schönem roten Lacksiegel (bekrönte Initiale). (350.—)

An den Schriftsteller Joseph Christian von Zedlitz über dessen Portraitbüste.

„… eben komme ich von Halbig“ (der Bildhauer Johann H.) „wohin ich geeilt als ich kaum ein par Stunden vorher erfahren daß des fürtrefflichen Dichters Brustbild, das so wohlgelungen, zu sehen wäre. Daß solch eines Dichters (der durch That und Wort, wie Sie, Lorbeern sich errungen) Züge auch plastisch der Nachwelt erhalten bleiben, ist wichtig. Daß der in Ihrem unterm 22. März (dem Jahrestag von Aspern unter Oesterreichs vielen Ehrentagen der glorreichste doch) an mich gerichteten Schreiben ausgedrückte Wunsch, erfüllt ward habe ich Halbig’en gesagt …“

IV. GESCHICHTE 199

IV. GESCHICHTE

356 LUDWIG II., König, Freund Richard Wagners, 1845 – 1886. Br. m. U. „Ludovico“. München 28.I.1873. Mit schwarz gesiegeltem Umschlag. (800.—)

An Kardinal Luigi Amat di San Filippo e Sorso, dessen Weihnachtswünsche er erwidert.

„… Auguro anch’Io all’Em[inen]za V[ostr]ra la più compiuta felicità e La prego di rimaner persuasa della perfetta stima …“

Beiliegend 1 Br. m. U. an den ehemaligen bayerischen Außenminister und Vorsitzenden des Ministerrates Otto von Bray-Steinburg, dem er den neuen Termin für den vormals „vertagten Landtag“ in München mitteilt, „um in der Eigenschaft als Reichsrath an der Berathung des allgemeinen Wohles in der ersten Kammer Theil zu nehmen“ (München 1876).

357* Urkunde m. U. Hohenschwangau 26.I.1874. 1 S. gr.-folio. Mit papiergedecktem Siegel. (1.600.—)

358* E. Br. m. U. Hohenschwangau

„Den 1. Oktober Nachts 1/12 Uhr. 1874.“

2 S. 8o. Mit geprägtem, bekröntem Wappen am Kopf. Schwach fleckig. (2.500.—)

An (Graf Dürckheim-Montmartin), der bei ihm in Schloss Hohenschwangau zu Gast war.

„…  Da ich morgen Hohenschwangau zu verlassen gedenke so drängt es mich, Ihnen noch zuvor meine herzlichsten Abschiedsgrüße hiemit zusenden. – Ich wünsche, daß Sie hier noch recht genußreiche, vom schönsten Wetter begünstigte Herbsttage verleben möchten. Leben Sie recht wohl lieber Graf und seien Sie meiner freundschaftlichen Gesinnungen für das ganze Leben versichert …“ Dürckheim sollte als Flügeladjutant des Königs sein ergebener letzter Vertrauter werden.

200
Patent als Bataillons-Auditeur für den Premier-Leutnant Georg Wagner. Mit Gegenzeichnung des Kriegsministers Siegmund Frhr. von Pranckh.

359* Eigenh. Billett m. U. O. O. u. D. 1⁄2 S. 4o. Leicht fleckig, kleine Schadstellen ohne Berührung des Textes. (1.600.—)

Einer der berühmten „Strafzettel“ des Königs, hier seinen Kammerdiener betreffend.

„Meyer hat heute (25) 2 Pferde zu putzen, montag und Dienstag eines. / Ludwig.“ Beiliegend ein die Provenienz des Blattes betreffender Brief an die Autographensammlerin Elise Freiin von Koenig-Warthausen.

360 LUITPOLD, Prinzregent, 1821 – 1912. E. Briefkarte m. U. Wien 16.V.1898. 1 S. quer-16o. Dreiseitiger Goldschnitt. (120.—)

An Erzherzog Ludwig Viktor von Österreich wegen einer Einladung. Der Prinzregent bestätigt, „daß meine Schwester, Tochter und ich Deine Einladung zum Frühstück en famille … mit Vergnügen annehmen“.

„Schwester“: Prinzessin Adelgunde, Witwe von Erzherzog Franz V. von Österreich-Modena; „Tochter“: Prinzessin Therese.

361* BERGMANN, Julius Judah, galizisch-deutsch-israelischer Rabbiner, 1874 – 1954. E. Schriftstück m. U. Berlin 12.III.1921. 1⁄2 S. folio. Mit gestempeltem Siegel. Etwas fleckig, kleinere Faltenrisse. (180.—)

Trauschein. – „Hierdurch bescheinige ich, daß ich am 20. Februar d. J. bei dem Arzt Bruno Stein und dem Fräulein Luba Lurje die religiöse Trauung in der Synagoge Fasanenstraße 79/80 vollzogen habe. / Dr. Bergmann, Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Berlin.“

Der aus Galizien stammende Bergmann wirkte von 1908 bis zu seiner Emigration 1934 in Berlin; 1919 war er einer der Gründer der „Freien Jüdischen Volkshochschule“.

362 BISMARCK, Otto Fürst von, preußischer Staatsmann; der erste Reichskanzler, 1815 – 1898. E. Br. m. U. Wien 24.VII.(1864). 1 S. gr.-8o. Kleiner Randeinriss. Mit gesiegeltem bläulichem Umschlag. (350.—)

Während des preußisch-österreichischen Krieges gegen Dänemark an den österreichischen Generalleutnant Franz Graf Folliot de Crenneville.

„Ew. Excellenz hatten die Güte für morgen eine Stunde mit mir zu verabreden, und ich bin zweifelhaft geworden, ob es 1 oder 2 Uhr war. Ich bin zu jeder von beiden gleich bereit, und bitte nur um die Gewogenheit daß Sie mich vergewissern, damit kein Irrthum stattfindet …“

IV. GESCHICHTE 201

IV. GESCHICHTE

(O. v. Bismarck)

363* 2 Br. m. U. Friedrichsruh 14.XII.1880 und Berlin 5.XII.1885. 2 S. gr.-4o. (300.—)

Friedrichsruh 1880. An Ludwig Hahn, der die Biographie „Fürst Bismarck. Sein politisches Leben und Wirken“ verfasst hatte. Bismarck dankt „für die freundliche Übersendung des dritten Theiles Ihres Werkes … Ich habe mich gefreut aus Ihrem Briefe zu ersehen, daß Sie die obere Leitung des Literarischen Bureaus wieder übernommen haben …“ Berlin 1885. An denselben, ebenfalls mit Dank für die Übersendung eines Werkes. Beiliegend ein e. adressierter Briefumschlag: „Herr Staatsminister v. Miquel / Finanzministerium / Festungsgraben / bitte Antwort / Bismarck“ (ohne Marke und Stempel).

364 BLÜCHER VON WAHLSTATT, Gebhard Leberecht Fürst, preußischer Feldmarschall, 1742 – 1819. E. Br. m. U. Dresden 29.IX.1812. 1⁄2 S. folio. Mit Siegel und Adresse. Leicht (staub-)fleckig. (1.200.—)

An den Landwirt Hübner, den neuen Pächter seines Gutes Kunzendorf. „…  aus den anlagen“ (liegen nicht mehr bei) „werden sie des mehreren ersehen; u. trage ich ihm auf solche zu bevollgen, auch ihrem bruder zu vackenau auf zu geben“, die Pacht „von vackenau und Acht huben“ noch im selben Monat zu begleichen.

1812 musste Blücher aus politischen Gründen den aktiven Dienst verlassen und verpachtete die oben genannten Güter. Bereits ein Jahr später, bei Wiederaufnahme des Krieges gegen Frankreich, wurde Blücher erneut aktiviert.

Beiliegend ein e. Namenszug (Briefschluss).

365 E. Br. m. U. O. O. u. D. (wohl Görlitz 4.IX.1813). 1 S. 8o. Mit Lacksiegel und Adresse (von fremder Hand). Brief und Adressblatt sind aneinandergeklebt. (2.500.—)

An den Major, späteren General Friedrich von Eisenhart („Lieber Paltz Graff“), kurz nach der Schlacht an der Katzbach geschrieben.

„… vieleicht kommen wihr uns nun neher, ich denke morgen bis Bautzen zu kommen. ein bißgen habe ich die HErrn Francosen auß gewaschen. hette ich die Ströhme gleich Passiren können, und wehren meine befehle erfüllt worden, so wehren 30 000 Feinde völlig vernichtet. Der Frau gemahlin meine unwandell Bahre verErhrung, aber bestellen Sie es auch …“ Bei Unger auf S. 178 gedruckt. Aus der Sammlung Dorow (Nr. 35).

366* BRANDENBURG. –JOACHIM II., Kurfürst, 1505 – 1571. Br. m. U. „Cöllnn an d. Spree freitags nach Trinitatits“ (30.V.)1567. 1 S. folio. Mit Adresse und schwacher Siegelspur. Leicht gebräunt. (300.—)

An „Probst, Dechandt, Seniorn, und gannzem Capittel der Bischofflichen Kirchen zu Halberstadt“, denen er seinen „Canzler Radtt unnd liebenn getreuenn Ew. Lamperttenn Distelmeiern “ sendet. „… Gesinnen demnach gnedigelich, Ir wollet demselben guttwilligkh höerenn. Ime volkhommenen glaubenn zuestellen, unnd euch in Deme das ehr bei euch suchen wirtt, willfärig khegenn unns erzeigen …“

202

367 FRIEDRICH WILHELM, der Große Kurfürst, 1620 – 1688. Br. m. U. Cölln an der Spree 30.XII.1664. 1 S. folio. Mit Siegel und Adresse. Gebräunt und etwas (hell-)fleckig. Siegelwachs durchschlagend. (350.—)

An Kaspar Katz, Richter zu Fürstenwalde, die ausstehende Bezahlung seines Leibarztes Christian Mentzel betreffend.

Mentzel sei „auf abschlag … die gantze Summam der Saltzgelder, so Wir von den Felbingerrischen Erben zu Fürstenwalde, Ihres Verstorbenen Vaters wegen zu fordern haben, angeordnet, und Wir vernehmen daß sich ein Concursus Creditorum erreigne …“ – Katz wird im Folgenden angewiesen, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, damit Mentzel nichtsdestotrotz die ihm zustehende „besoldung“ erhalte.

368 BULGARIEN. – FERDINAND I., König (Zar), aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha; dankte 1918 ab, 1861 – 1948. Br. m. U. Coburg 1.X.1947. 2 S. folio. Mit geprägtem bekröntem Wappen am Kopf. Bläuliches Papier. (120.—)

An seine Nichte, Großherzogin Alexandra von Mecklenburg-Schwerin, den Tod ihres zwei Jahre zuvor verstorbenen Gemahls Großherzog Friedrich Franz IV. betreffend.

„… Zwei Jahre sind vergangen, seit Ihr Euer geliebtes Land verlassen habt, wie schmerzlich ist dies für Euch Alle.“ (Die Familie war vor der anrückenden Roten Armee nach Glücksburg in den Westen geflohen; Ferdinand selbst lebte seit 1918 in Coburg im Exil.) „Das Ableben Deines Gemahls ging mir sehr nahe … Der Verstorbene war einer der wenigen treuen Freunde, die ich besaß … Was mich betrifft, ist mein Dasein ein unsagbar trauriges. Nicht genug vom grauenhaften Verluste meiner beiden Söhne und der Vernichtung meines Lebenswerkes, leide ich in der schwersten Weise an den Folgen meines Alters … So erwarte ich in düsterer Hoffnungslosigkeit mein Ende! …“ – Sein ältester Sohn, Kronprinz Boris III., war 1943 an Herzversagen gestorben, Prinz Kyrill war 1945 in Sofia hingerichtet worden. Ferdinand I. starb ein Jahr darauf in ärmlichen Verhältnissen.

IV. GESCHICHTE 203
Nr. 365

369 BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND. – Staatsmänner und Politiker. 18 Autographen. Teilweise gelocht, beschnitten oder mit Montagespuren. (350.—)

Sämtlich gerichtet an den Meeresgeologen Eugen Seibold, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Karl Carstens (2; 1982 und o. D.), Hans-Dietrich Genscher (o. D.), Helmut Kohl (5; 1983 – 1991), Horst Köhler (2008), Lothar Späth (3; 1986 und o. D.), Franz Josef Strauß (1986), Richard von Weizsäcker (4; 1984, 2000 und o. D.) und Dorothee Wilms (o. D.).

370* (COHN, Arthur, deutsch-schweizerischer Rabbiner, 1862 – 1926.) 1 e. Br. m. U. von Theodor Mommsen an Cohn, Berlin 11.VII.1884, dazu 3 Cohn betreffende e. Schriftstücke m. U. von Jakob Barth, Theodor Mommsen und Otto Ribbeck, Berlin und Leipzig 20.XII.1882, 21.VII.1883 und 17.XII.1884. Einige kleinere Läsuren. (800.—)

Arthur Cohn, Sohn des in Flatow (Preußen) wirkenden Rabbiners Chajim Heimann, war von 1885 bis zu seinem Lebensende der erste vollamtliche Rabbiner der Israelitischen Gemeinde in Basel. Die Autographen stammen aus seiner Berliner Studienzeit.

Theodor Mommsen bei Zusendung einer kleinen Notiz. „… Sie werden darin entnehmen, welche Gründe mein Urtheil bestimmen. Sollten Ihnen Versehen begegnen, so bitte sie zu corrigiren; Vorschläge zu Aenderungen oder Zusätze wollen Sie mir vorher mitteilen …“

Die Schriftstücke: Zeugnisse für Cohn, sein Studium der Philologie und Geschichte betreffend.

1) Theodor Mommsen bescheinigt die Teilnahme „an den von mir geleiteten Uebungen während der letzten zwei Jahre“. Er sei ihm „als ein fleißiger und strebsamer junger Mann bekannt, der auf dem Gebiet historischer Quellenforschung sich mehrfach und nicht ohne guten Erfolg versucht hat …“ (Berlin 1882),

2) Otto Ribbeck über Cohns Dissertation: „S. Aurelii Victoris et libri de Caesaribus et Epitomes undecim capita priora quibus ex fortibus derivata fiat“ (Leipzig 1883),

3) Jakob Barth: „Herr Dr. Arthur Cohn hat während seiner Studienzeit fünf Jahre lang meine Vorlesungen über Bibelerklärung, in den letzten zwei Jahren daneben auch die über Religionsphilosophie, sowie die … Übungen zur hebräischen Grammatik regelmäßig und mit dem besten Erfolg besucht …“ (Berlin 1884).

371 DEUTSCHE KAISER, Könige von Preußen. – WILHELM I., 1797 – 1888. Br. m. U. Berlin 28.II.1872. 3⁄4 S. gr.-4o. Leicht unfrisch. Rand- und Faltenschäden. – Mit eigenh. Gegenzeichnung Bismarcks. (400.—)

„An den Reichskanzler.

Zur Feier des nahe bevorstehenden denkwürdigen Jahrestages des vorjährigen Friedensschlusses“ – der Deutsch-Französische Krieg war im Mai des Vorjahres mit dem Frieden von Frankfurt beendet worden –„will Ich die Mir durch das Reichsgesetz vom 22ten Juni vorigen Jahres zur Verfügung gestellte Summe von 4 Millionen Thalern an die Heerführer und Staatsmänner vertheilen, deren hervorragende Verdienste nach Meinem Urtheil Meinen und des Vaterlandes Dank vorzugsweise verdient haben. Ich behalte Mir vor, Ihnen die betreffende Vertheilungsliste, sobald Ich solche in allen Details festgestellt haben werde, zugehen zu lassen …“

Am Unterrand fügt der Kaiser den zweimal unterstrichenen Vermerk „Cito!“ hinzu.

204
IV. GESCHICHTE

372 WILHELM II., 1859 – 1941. Br. m. U. „Bergen, an Bord M[einer]Y[acht] Hohenzollern“ 20.VII.1897. 1 S. gr.-4o. Unterschrift schwach verwischt. (200.—)

Ernennung von Oberleutnant Miketta „zum Kommandeur des 2. Westfälischen Husaren-Regiments No 11“.

373* Portraitphotographie mit e. Namenszug „William / I.R.“ und Datum „London 5/ III 1901“ auf dem Untersatzkarton. Ca. 30 × 19 cm (Bildgröße 19,8 × 13,6 cm). Schwach fleckig; kleine Schabstellen an den Kartonrändern. (1.600.—)

Großformatiges Brustbild nach links, in englischer Generals-Uniform.

374 DEUTSCHE REVOLUTION 1848/1849. – BLUM, Robert, Politiker; Führer der „Linken“ in der Frankfurter Nationalversammlung, 1807 – 1848 (erschossen). E. Br. m. U. Leipzig 25.III.1846. 1 S. gr.-4o. Mit Adresse und Blindsiegel. Randläsuren. (250.—)

An den Verleger Friedrich Brockhaus in Leipzig.

„… Interessiren Sie etwa die Statuten der Luther Stiftung zu Frankfurt? Dieselben sind noch auffallend wenig bekannt u. vielleicht sind sie Ihnen für die ‘Beilage’ nicht unangenehm …“

IV. GESCHICHTE 205

„die schöne Zeit der Volkssouveränität“

375 DIESTERWEG, Carl, Mediziner; Sohn des Pädagogen Adolf D., 1824 – 1907. E. Br. m. U. „Berlin, d. 7ten April 1849. Belagerungszustand!!!“ 8 S. gr.-8o (300.—)

Zorniger und zugleich zuversichtlicher Brief des glühenden Republikaners aus dem nachrevolutionären Berlin an einen ehemaligen Lehrer (den Pathologen Franz Dittrich, 1815 – 1859). Zurückgekehrt von einem längeren Aufenthalt in Prag erlebt er Berlin im Belagerungszustand unter General v. Wrangel; vier Tage zuvor, am 3. April, hatte König Friedrich Wilhelm IV. die ihm angetragene deutsche Kaiserkrone abgelehnt.

„… Ich hatte Berlin noch unter den Errungenschaften des März verlassen, aber wie fand ich es wieder?!

An der Eisenbahn wie am Thor doppelte strenge Controlle, die Stadt wimmelnd von Constablern u. Soldaten, eine allgemeine Mißstimmung ob der durch Nichts gerechtfertigten Willkürherrschaft, keine Volksversammlung, kein Klub, kein Plakat, keine fliegenden Buchhändler, kein souveräner LindenKlub, Nichts als verstimmte Demokraten, übermüthige Lieutenants, geheime Spione, preußische Geheimeräthe mit schwarz-weißen Kokarden und – Wrangel. In den ersten 8 Tagen konnte ich mich gar nicht an die unheimliche, künstlich geschaffene Ruhe gewöhnen, meine alten Freunde waren nach allen Seiten hin zerstreut, theils ausgewiesen, theils freiwillig der Willkürherrschaft entflohen. Nur wenige alte treue Seelen waren noch da, mit denen man in Erinnerung an die schöne Zeit der Volkssouveränität sich zuweilen auf Stunden etwas erheitern konnte. Es kam der 18. März! Wer hätte uns vor einem Jahre gesagt, daß wir ihn in der Glorie der alten verruchten Wirthschaft würden still begehen müssen. Langsam wandelten ohne Verabredung unablässig dichte trauernde Schaaren mit beflorten Hüten an die mit Blumen und Denksteinen schön geschmückten Gräber der Helden hin, welche den süßen, alles Leid vertilgenden Trost mit in’s Grab genommen, daß sie uns die Freiheit errungen hätten mit ihrem Blute …“ Im Folgenden über die tschechische Nationalitätenfrage („…  sollten denn den Czechen noch nicht d. Augen aufgegangen sein, und ihnen klar werden, daß sie Hand in Hand gehen müssen mit den Deutschen, um gegen d. octroyirte Regierung u. Verfassung siegreich zu Felde zu ziehn …“) sowie, ausführlich, über Rudolf Virchow, der wegen politischer Betätigung seine Stelle als Prosektor an der Charité verloren hatte („… Virchow selbst, bei dem ich jeden Morgen von 8 – 11 Uhr Curs habe, macht sich freilich gar Nichts daraus, denn er ist überhaupt ein Mensch von so festem, reifen Willen, daß er sich durch Nichts beirren läßt …“). – Erwähnt ferner „einen 18jährigen Burschen“, den im Zuge der Revolution an die Regierung gekommenen Kaiser Franz Joseph von Österreich.

376 PRAG. – Lithographierter Brief des „Ausschusses der deutschen Studenten“ in Prag, eigenh. unterzeichnet von den Mitgliedern NN. Blumauer, R. Schlick und W. Winner. Prag

9.I.1849. 1 S. gr.-4o. Mit zerteiltem Siegel („Deutscher Verein“) und Adresse mit Poststempel. Leicht fleckig, kleiner Ausriss an der Siegelstelle. (120.—)

An den deutschen Verein in Schluckenau („Leitmeritzer Kreis“) adressierter Aufruf zur finanziellen Unterstützung der Vereinigung der deutschen Studenten.

„… Die deutschen Studenten an der Hochschule zu Prag haben sich zur Wahrung ihrer in der letzten Zeit in der Hauptstadt Böhmens so sehr gefährdeten Interessen zu einem Vereine zusammengefunden, der als ersten Schritt seines in’s Leben Tretens die Gründung einer Lesehalle beschlossen hat … Die czechischen Studenten, denselben Plan verfolgend werden darin von ihren Nationalitätsgenossen auf das Entschiedenste unterstützt … Deutsche Brüder! Es ist gewiß unnöthig hier näher auseinanderzusetzen, wie sehr die Wahrung deutscher Interessen hier Noth thut …“

Beiliegend ein programmatischer Brief des Fürsten Edmund von Clary und Aldringen (1813 – 1894) zur Nationalitätenfrage, Teplitz 2.X.1888, 4 S. gr.-4o (wohl zeitgenöss. Abschrift; Defekte).

206
IV. GESCHICHTE

377 SCHLESWIG-HOLSTEINISCHE ERHEBUNG. – Einblattdruck. Kiel 1848 (nach dem Vertrag von Malmö am 26. August, vor dem Rücktritt der Provisorischen Regierung am 22. Oktober). 2 S. 8o. Leicht fleckig, zwei kleinere Randeinrisse. Alte Anstreichungen in Blei. (150.—)

„Dringender Antrag des Abgeordneten Landvogts Jensen in Kiel“ (d. i. Schwen Hans Jensen). – Aus den wenigen Wochen, in denen sich die Provisorische Regierung von Schleswig-Holstein unter ihrem Präsidenten Wilhelm Beseler nicht nur gegen die alte dänische Herrschaft, sondern auch gegen die preußischen Unterstützer der Erhebung behaupten konnte.

„… Der Graf Carl Moltke hat allerdings die Frechheit gehabt, ins Land zu kommen. Er hat sich nach Itzehoe, in der Nähe seines Gutes begeben. Dorthin hat er die vier Männer, welche mit ihm die Regierung bilden sollten, beschieden … Carl Moltke beginnt schon die Früchte seiner Frechheit zu ernten – das Volk hat das Gut, auf dem er sich aufhält, umstellt und förmlich in Belagerungszustand erklärt. Er hat die Hülfe der provisorischen Regierung nachsuchen müssen – dieselbe hat ihm einen Paß ausgefertigt, damit er frei und ungehindert die Grenze passire …“

Als Minister von Schleswig setzte Carl von Moltke (1798 – 1866) ab 1851 die dänische Reaktion mit aller Härte durch. – Schwen Hans Jensen (1795 – 1855), ursprünglich Seemann, später Jurist und dänischer Beamter, war Bürgermeister von Kiel und Landvogt von Sylt; 1848 vertrat er die Stadt Kiel als Abgeordneter in der Konstituierenden Schleswig-Holsteinischen Landesversammlung.

Fleur de Sel im Hundertjährigen Krieg

378 FRANKREICH. – Urkunde. Aigues-Mortes (Aigasmòrtas, Département Gard) 23.VIII. 1386. 1 S. quer-schmal-4o (ca. 8,2 × 22,8 cm). Aquitanisch. Pergament. Kleiner Randeinriss, ohne das Siegel. (800.—)

Quittung über die Gehaltszahlung an einen Salinenbeamten: Vor Alzide de Serinhac, Leutnant des Edlen

Herrn Louis Malepine, Kastellan und Vogt von Aigues-Mortes, ist der Kustos der Salinen von Peccais („peccasyssio“), Stephanus, erschienen und hat von dem Herrn Jean Chauchat, dem königlichen Schatzmeister zu Nîmes und General des gesamten Languedoc („generali in tota linga occitana“), vertreten durch Raymond Galenha, Einnehmer der Salzsteuer („gabellatore gabelle salis“) zu Marsillhargues, sein Gehalt von 24 Goldfrancs für die Zeit vom September 1385 bis zum August 1386 erhalten.

IV. GESCHICHTE 207

379 MAINTENON, Françoise d’Aubigné, verw. Scarron, Marquise de, letzte Mätresse und zweite Gemahlin König Ludwigs XIV., 1635 – 1719. E. Br. m. U. „Maintenon“. O. O. u. D., „mercredi a 10 heures du soir“. 3⁄4 S. kl.-4o. Mit Adresse (Siegel ausgerissen). Umlaufender Goldschnitt. Leicht fleckig, Heftspuren am linken Rand. (600.—)

An (Jean-Baptiste Languet de Gergy), „Monsieur / le Curé de / St. Sulpice / a Paris“, dem sie detailliert den Gesundheitszustand des Königs schildert.

„Le Roy est sorti a neuf heures de ma chambre pour aller souper et ce coucher mouvant denvie de dormir il ne sent auqun mal il a bien mangé il a tres bon visage et sest amusé tout le iour au ieu et a la musique a son ordinaere il vouloit estre seigné demain mais … Fagon ne le juge pas a propos il gardera le lit tout demain sil peut pas tout a fait bien car il se propose un grand plaisir de sabandonner au someil tout le iour …“

Guy-Crescent Fagon (1638 – 1718) war seit 1693 Leibarzt des Königs.

380 MARIE ANTOINETTE, Königin, Gemahlin König Ludwigs XVI., geb. Erzherzogin von Österreich, 1755 – 1793 (guillotiniert). Br. m. U. „Marie Antoinette“ sowie dreizeiliger e. Nachschrift. Versailles 23.VIII.1780. 2⁄3 S. 4o. Mit 2 Lacksiegeln über roten Seidenschnüren und Adresse. (4.000.—)

An den Kurfürst-Erzbischof von Köln und Fürstbischof von Münster, Maximilian Friedrich Graf von Königsegg-Rothenfels, dem sie für dessen Unterstützung ihres Bruders Erzherzog Maximilian Franz (1756 – 1801) bei seiner Wahl zum Koadjutor des Hochstifts Münster dankt.

Ihren offiziellen Dank ergänzt die Königin eigenhändig: „le succes de l’election de münster, Monsieur, et votre attention de me l’annoncer, ajoutent au souvenir que je conserverai toujours de vos procédés honnetes pour moi et ma maison“ (Tinte mit Goldstaub gelöscht).

1784 wurde ihr Bruder Nachfolger Maximilian Friedrichs in beiden Ämtern.

208
IV. GESCHICHTE

381* Schriftstück m. U. „Marie Antoinette“ von Sekretärshand sowie eigenh. Vermerk m. U. „payez / Marie Antoinette“. Versailles 31.XII.1785. 1 S. gr.-folio. Leicht braunfleckig, kleine Randläsuren ausgebessert. (3.000.—)

Anweisung an ihren Generalschatzmeister Marc Antoine François Marie Randon de La Tour, aus ihrem Etat „pour l’entretennement et nourriture de plusieurs de nos officiers pendant la présente année“ an François Hatton de la Gamière („un des Fouriers de nos Ecuriers“) 60 Livre zu zahlen, „que nous lui avons accordée pour ses récompenses pendant le quartier d’Octobre, Novembre, et Décembre“

Mit Gegenzeichnung von Jacques-Mathieu Augeard, ihrem Secrétaire des commandements. Auf der Rückseite eine zeitgenössische Notiz (Tinte schwach durchschlagend).

382* Schriftstück m. U. „Marie Antoinette“ von Sekretärshand sowie eigenh. Vermerk m. U. „payez / Marie Antoinette“. Versailles 1.IV.1788. 1 S. gr.-folio. Kleine Randläsuren ausgebessert. (3.000.—)

Anweisung an ihren Generalschatzmeister Marc Antoine François Marie Randon de La Tour, aus ihrem Etat „pour l’Entretennement et nourriture de plusieurs de nos officiers pendant la présente année“ an 18 „grands Valets de pied qui ont servi pres de nous pendant le Q[uarti]er de Janvier, Février et Mars“ zusammen 270 Livres auszuzahlen. Ebenfalls von Augeard gegengezeichnet.

383 LUDWIG PHILIPP, König, 1773 – 1850. E. Br. m. U. „Louis Philippe D’Orléans“. Palermo 27.V.1813.

Als Herzog von Orleans an „My Dear Madam“, der er für ihre Unterstützung seiner Familie dankt, die sich wiederholten Angriffen von „unrelenting persecution & calumnies of all sorts“ ausgesetzt sehe. Nun bitte er sie um Unterstützung seiner in Mahón (Menorca) lebenden Mutter Adelheid Herzogin von Orleans geb. Herzogin von Penthièvre, um ihre Lebensverhältnisse zu verbessern.

„…  You will do us the justice to admit that however strong we may & we do feel ourselves to repel any attack which may be mad against us, you have ever found us reluctant to accept the Challenge & to enter the list for our respect for a mother who has been a very good mother, & who would still be so, if to our inexpressible regret, she was not fallen under the iron rod of the wretch who makes her both his victim & the instrument of his rage & of his cupidity. However since you believe as well as Lord William that the attacks have been made & the calumnies have been spread with such zeal & publicity, that it becomes necessary we should arm our friends with our means of defence, we yeild to your opinion & we put them into your hands, consenting that you should shew them to any person you may chuse with only this request that you will not let them out of your possession, nor under any pretence permit those persons to whom you may think fit to communicate those Documents to take any Copy from them, & when you have no further occasion for them, I will be much obliged to you to return them safely to me …“

– Siehe die Abbildung auf S. 210.

IV. GESCHICHTE 209
11 S. gr.-4o. Heftspuren in der Bugfalte, minimale Randläsuren. (2.000.—)

Nr. 383

384 GARTENBAUKUNST. – 2 Urkunden m. U. für den Gärtner August Friedrich Wilhelm Krauße aus Berlin. „Lust-Garten, zu Friedrichs-Felde“ 17.IX.1762 und Ludwigsburg 15.IX.1764. Jeweils 1 S. quer-imp.-folio. Pergament. 1 Urkunde mit an Seidenbändern hängendem Siegel. 1 Urkunde mit kleinen Feuchtigskeitsflecken in der Faltung. (400.—)

Friedrichsfelde 1762. Lehrbrief, ausgestellt und unterzeichnet vom „Königlichen … Lust und Orangen Gärtner … Jacob Lux“ für A. F. W. Krauße, „des Herrn Christian Ludwig Kraußen, Kunst- Lust- und Botanischer-Handlungs-Gärtner in Berlin, Ehe-leiblicher Sohn“. – Am Kopf der kalligraphisch gestalteten Urkunde das Wappen in Farben von Prinz August Ferdinand von Preußen (1730 – 1813), die Seitenränder und die Plica mit teils farbigen Pflanzen-, Garten- und Fruchtdarstellungen.

Ludwigsburg 1764. Zeugnis, ausgestellt und unterzeichnet vom „Hoff Lust und Orangerie Gärtner Friedrich Christoph Hemmerling“ für A. F. W. Krauße, dem er bescheinigt, „Achtehalb Monath lang in Condition gestanden, sich auch in solcher Zeit Fromm, Ehrlich, Getreu und Fleißig und also verhalten, daß ich nicht allein sehr wohl content mit Ihme gewesen, sondern demselben auch noch länger bey Mir behalten mögen“. – Am Kopf der ebenfalls kalligraphisch gestalteten Urkunde das Wappen (koloriert) des Herzogs Karl zu Württemberg (1737 – 1793), die Seitenränder und Plica mit Pflanzen-, Garten- und Architekturdarstellungen (nur in Blei vorgezeichnet). Die Darstellung einer Heckenanlage auf der Plica mit kleinen Einschnitten, durch die die Seidenbänder gezogen sind.

IV. GESCHICHTE 210

385* (GLIKL bas Judah Leib, bekannt als „Glückel von Hameln“, deutsche Kauffrau und Verfasserin einer kulturgeschichtlich bedeutenden Autobiographie, 1645/46 – 1724.) –

3 Schriftstücke aus ihrem familiären Umkreis. (600.—)

1) (GOLDSCHMIDT-Hameln, Jobst, jüdischer Kaufmann; Schwiegervater der Glickl, 1597 – 1677.) Ihn betreffendes Schriftstück von fremder Hand. (Wohl Stadthagen 1653.) 2 S. folio. Winzige Löcher in den Falten.

„Richtige & bestendige Abrechnunge mit Jobst Goldschmid Juden in Hamelen“ über ein im Juli 1641 bei Goldschmidt aufgenommenes und mit einer „guldenen Ketten“ besichertes Darlehen in Höhe von 142 Reichstalern. Der Verfasser hatte das Darlehen gemeinsam mit seinem Bruder aufgenommen und errechnet hier für seinen Anteil eine Kapital- und Zinsschuld von 84 Talern und 24 Groschen zum 15.VII.1653. – Der Überlieferungszusammenhang mit den beiden folgenden Schriftstücken legt nahe, dass es sich bei Goldschmidts Schuldnern um Herren von Landsberg handelt.

(Jobst Goldschmidt war auch der Schwiegervater des hannoverschen Hoffaktors Leffmann Behrens, 1634 – 1714.)

2) SPANIER, Nathan, jüdischer Kaufmann; Schwiegervater des Vorigen, 1575 – 1646. E. Schriftstück m. U. (Stadthagen) 12.X.1623. 2⁄3 S. folio. Kleine Randläsuren.

Quittung über den Erhalt einer Zahlung im Namen des Ortrabe von Landsberg: „Das Ich zu voler genuge van der fraue sobbsche wittwe zu minden“ (Witwe des Kämmerers Georg Sobbe zu Minden) „andtffangen habe Zwey hundertt undt sybenzigk reichs thaller wegen des gestrengen undt vesten orttrabe von landesbergk bezeugett dus mein eigen handt undtt untter schriffett … / Nathan spanier / jude mein eigen / handt“.

In ihrer Autobiographie schreibt Glikl, dass Nathan Spanier – der Großvater ihres früh verstorbenen Ehemanns Chajim von Hameln Goldschmidt – der erste Jude war, der sich in Altona niederlassen durfte.

3) WESSLING, Hermann, Jurist; Holstein-Schaumburgischer Rat, Gründungsrektor der Universität zu Stadthagen, um 1570 – 1633. E. Schriftstück m. U. (Stadthagen) 14.IX.1625. 2⁄3 S. folio. Kleine Faltenschäden.

Quittung. Wessling, „Burger der Stadt Minden“, bescheinigt, dass „Ottrab von Landtsbergk, Droste zum Ottenstein und Erbsäße zum Wormsthal und Stadthagen, heutt dato Mir durch Nathan Spanier Juden zum Stadthagen zu guther genuge hatt … bezalen lassen Sechzigk reichsthaer Zinße, so Mir uff jungsten Johannis tagk betagt gewest …“ (Wessling war mit einer Catharina Sobbe verheiratet.)

386 GNEISENAU, August Graf Neidhardt von, preußischer Feldmarschall, 1760 – 1831. E. Br. m. U. Erdmannsdorf 21.VIII.1817. 2⁄3 S. 4o. Mit zwei großen Wasserzeichen (Portrait Friedrich Wilhelms III. von Preußen 1812 sowie das preußische Wappen). Schwach gebräunt. (400.—)

An Franz August O’Etzel, dem er zur Beförderung gratuliert. – O’Etzel war 1814

15 als Sekondeleutnant Blüchers Hauptquartier zugeteilt.

„Recht sehr freue ich mich … Sie endlich als Hauptmann zu erblicken, eine Stelle, worauf Sie Sich soviel Ansprüche erworben haben. Meine alte Hochachtung bleibt Ihnen dabei zugesichert, sowie ich wünsche, daß Sie mich in freundlichem Andenken behalten mögen. Gott befohlen …“

O’Etzel leitete später als „Königlich Preußischer Telegraphendirektor“ den Bau und Betrieb des Preußischen optischen Telegraphen und wirkte bei der Entwicklung und Etablierung der elektromagnetischen Telegraphie in Preußen entscheidend mit.

IV. GESCHICHTE 211

IV. GESCHICHTE

(A. v. Gneisenau)

387 E. Br. m. U. Erdmannsdorf 27.XII.1822. 23⁄4 S. 4o. Etwas gebräunt. (800.—)

Wohl an die ihm befreundete Dichterin Amalie von Imhoff (eine Nichte der Frau von Stein), die mit dem preußischen General Carl Gottfried von Helvig verheiratet war, mit ausführlichen häuslichen Nachrichten.

Einen geplanten Besuch Imhoffs in Erdmannsdorf hatte Gneisenau wegen eines Scharlachfieber-Ausbruchs abgesagt. „… Auch in der Pension, worinn mein Sohn Bruno sich befindet, brach diese Krankheit aus. Meine Frau eilte, den Knaben abzuholen, fand ihn noch rekonvaleszirend von einer angeblichen Catarahel Krankheit … Seine Hände schälen sich und nun fragt ihn der hiesige Hausarzt und findet aus den ausgemittelten Symptomen, daß der Knabe in Liegnitz bereits das Scharlachfieber … gehabt habe. Es ist ein Glück, daß er seine Schwester nicht angesteckt hat. Aus dieser Begebenheit mögen wir einen neuen Beweis für die Unzuverläßigkeit menschlicher Vorsicht entnehmen …

… Unglück kommt selten allein, sagt ein altes Sprüchwort. So bin ich, seit meiner Tochter Agnes Krankheit, von manchen Unfall heimgesucht worden, doch ich will nicht klagen, bei den großen Glücksfällen die mir im Lauf meines Lebens begegnet sind. Viel an Gütern des Lebens ist mir noch geblieben, darum still! …

Daß meine Frau unsere Töchter überhaupt jezt nicht gern nach Berlin bringt, rechtfertigt sie, und ich muß ihr hierinn beistimmen, durch die Besorgnis, es werde nicht möglich seyn, selbige vom Tanzen zurückhalten … Endlich aber kann sie sich weder entschließen, die kleine Enkelin daheim zulassen, noch sie in dieser rauhen Jahreszeit mitzunehmen. Gegen solche gewichtige Gründe ist nun freilich nicht viel zusagen, und statt sie zubekämpfen fühle ich mich vielmehr gestimmt, sie zuvertheidigen …“

388 E. Br. m. U. Posen 5.VI.1831. 1⁄2 S. gr.-4o. Dünnes Papier. Leicht fleckig. Kleine Rand- und Faltenschäden. (300.—)

An einen Hauptmann, der sich in der Beförderung übergangen sah.

„…  Ew. Hochwohlgeboren verzögerte Beförderung hat meine Aufmerksamkeit erregt und ich werde Bedacht nehmen, in wiefern selbiger verbessert [werden] kann …“ Geschrieben in der Zeit des Polnischen Aufstands als Oberbefehlshaber über die vier östlichen Armeekorps. – Wenige Monate später, am 23. August, starb Gneisenau an der Cholera.

389 GOERDELER, Carl Friedrich, Oberbürgermeister von Leipzig, Widerstandskämpfer gegen Hitler, 1884 – 1945 (hingerichtet). 1 e. Br. m. U. und 2 Br. m. U. Leipzig 31.XII.1928, 7.VIII.1930 und 15.VI.1935. 6 S. folio und quer-8o. Die ersten beiden Briefe mit amtlichem Briefkopf. Kleine Rand- und Faltenrisse (teilweise ausgebessert). (600.—)

An Karl Straube, seit 1918 Thomaskantor in Leipzig.

Dezember 1928. Neujahrsgrüße. „… Gott erhalte Ihnen die Gesundheit und segne Ihr Wirken, mit dem Sie so viele Herzen trösten und erhalten, auch im Neuen Jahre; es birgt große Entscheidungen, für die wir ein starkes Herz brauchen …“

August 1930. Wegen der seit Längerem erörterten Überführung des Sarges von Johann Sebastian Bach von der Johanniskirche in die Thomaskirche. „…  Bevor ich mich entschließe, ob es zweckmäßig und

212

aussichtsreich ist, die Sache wieder aufzunehmen, scheint es mir notwendig, das Urteil bedeutender Bachforscher zu hören … Die Fragen, die m. E…. geklärt werden müßten, wären folgende: 1.) Ist Bachs Schaffen und Wirken so eng mit der Thomaskirche verbunden, daß er aus diesem Grunde seine endliche Ruhe dort finden sollte? / 2.) Ist Bachs Schaffen und Wirken auch und in welchem Umfange mit der Johanniskirche verbunden … / 3.) Aus welchem Grunde ist Bach seinerzeit auf dem alten Johannisfriedhof beigesetzt? …“ – Bachs Sarg wurde 1950 an seinem 200. Todestag in die Thomaskirche überführt.

Beiliegend 3 Br. m. U. Goerdelers an andere Adressaten (Leipzig 1931/34) sowie ein Brief Anneliese Goerdelers an Hertha Johanna Straube, der sie zum Tod Ihres Mannes kondoliert (Katharinenplaisir 1950).

390 GROSSBRITANNIEN. – GEORG II., König, Kurfürst von Hannover, 1683 – 1760. Urkunde. (London) 12.II.(1735). 1 S. quer-imp.-folio. Pergament. Mit gestochenem Portrait des Königs in der Initiale (im Oval, ca. 10,5 × 8,5 cm) sowie gestochenen Bordüren mit Wappen und allegorischen Darstellungen. Ohne das Siegel. Schwach fleckig, leichte Randläsuren; am oberen linken Rand unter Berührung der Bordüre beschnitten. (800.—)

Vollstreckungsvollmacht für Simon Dove aus Suffolk in dessen Rechtsstreit mit Richard Dent um Ländereien „with the appurtenances in Assiborking, Hemingston, Hendley and Witnesham“.

390a VICTORIA I., Königin, Kaiserin von Indien, 1819 – 1901. E. Br. m. U. Balmoral Castle 16.VI.1890. 13⁄4 S. 8o. Mit bekrönter Initiale und breitem Trauerrand. (400.—)

An Luise Sophie, die Gemahlin von Prinz Friedrich Leopold von Preußen.

„… Ich schicke Dir hierbei mein Tauf-Geschenk für mein liebes Path[en]kind und bedauere sehr daß es nicht fertig war zur Zeit der Taufe.

Mit den freundlichsten Grüßen an Fritz Leopold und den besten Wünschen für Deine Notharsachen und das Gedeihen der lieben Kleinen“ (Prinzessin Viktoria Margarete, das erstgeborene Kind des Paares) „verbleibe ich, / Deine / getreue / Großtante / Victoria RI“

Das Paar wurde später von Kaiser Wilhelm II. vom öffentlichen Leben ausgeschlossen; besonders der Prinz galt als enfant terrible und untragbar.

391 HAMM. – Urkunde des Magistrats der Stadt Hamm. 25.I.1800. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel (kleiner Wurmfraß). 2 Stempel am Kopf. Etwas gebräunt. Kleiner Wasserfleck am linken Rand. Am Kopf scharf beschnitten. (200.—)

Reisepass für den Schneidergesellen Franz Corin aus Maumalle, „kleiner Statur mit schwarzen Haaren und Augen“, für eine Reise „ins Lüttichsche und von dort wieder hiher“. – Mit den Unterschriften von fünf Magistratsmitgliedern.

IV. GESCHICHTE 213

392 HANNOVER. – ERNST AUGUST II., König, Herzog von Cumberland und zu Braunschweig-Lüneburg; führte durch seinen Verfassungsbruch die Entlassung der „Göttinger Sieben“ herbei, 1771 – 1851. E. Br. ohne Schluss. Hannover 20.I.1848. 4 S. 8o (600.—)

An „geliebter Fritz“, Herzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin, der ihm zur Geburt von Prinzessin Friederike gratuliert hatte.

„… Es beglückt mich unendlich bey Dir theurer Fritz meine Ansichten bestätigt zu finden, daß die jetzigen Zeiten mehr denn je ein einträchtliches, festes Zusammenhalten in unserm Lebensberufe erheischen …“

Beiliegend u. a. 1 Br. m. U. König Georgs V.; an einen Verwandten, den er, als „eifrigen Freund des edlen Waidwerks“ zu verschiedenen Jagden einlädt (Hannover 1854), 1 e. Br. m. U. von dessen Gemahlin, Königin Marie von Hannover; ebenfalls an einen Verwandten, mit Dank für einen Kondolenzbrief zum Tod ihrer „engels Mutter“, Herzogin Amalie von Sachsen-Altenburg: „…  Möge des Herrn Gnade Dir, im Jahre 49 das böse Jahr 48 vergessen machen …“ (Hannover 1849) sowie 1 e. Br. m. U. von Herzog Ernst August von Cumberland an seinen Schwiegersohn Herzog Friedrich Franz IV. von MecklenburgSchwerin, der ein Jahr zuvor seine Tochter Prinzessin Alexandra („Alix“) geheiratet hatte und dem er ausführlich die Gründe für das Nicht-Zustandekommen einer Ehe mit dem preußischen Kronprinzen darlegt: „… Auf einen guten Fuß möchte der Kaiser mit mir gerne kommen, daß weiß ich schon lange, aber das soll nur in verwandtschaftlicher (socialer) Beziehung sein, aber dabei soll alle Politik ausgeschlossen sein, und darauf lasse ich mich nicht ein …“ Er könne nicht „solange … zwischen dem Kaiser und mir kein Arrangement wegen Hannover vereinbart worden ist – zu dem Kaiser … in verwandtschaftliche Beziehungen treten, das ist der Knotenpunkt der ganzen Sachlage …“ (Kopenhagen 1905).

393 HESSEN-HOMBURG. – FRIEDRICH II., Landgraf, brandenburgischer General, Kleists „Prinz von Homburg“, 1633 – 1708. E. Br. m. U. Homburg 29.XII.1653. 21⁄2 S. 4o. Mit Siegel und Adresse. Etwas (tinten-)fleckig. Linker Rand mit kleinen Montageresten bzw. -schäden. (400.—)

An Herzog Ernst I., den Frommen von Sachsen-Gotha, dem er zum Neuen Jahr gratuliert. „…  so erachte meine schuldigkeit mit E.Lb. mich zu erfrewen, daß der Allerhöchste dieselbige Dir zeit hero bey allem gesegnetem Fürstlichen wohlstandt, Und guter Leibs gesundheit vätterlich erhalten, auch … daß die Göttliche almacht E. Lb. Dero hertzgelibte Frawe Gemahlin meine hochgeehrdeste Baas[,] Und F. Mutter[,] Herr Söhne und Frawlich Döchter, nebenst allen hochangehörichen, diese ankommende und noch viele folgende Jahre nach seinem Göttlichen willen in allen selbst erwündscheten glückseeligkeiten … wolle überleben lassen …“

Im Nachsatz stellt er eine Erklärung in Aussicht, die er und seine Brüder („wir gesambt gebrüdern“) abgeben würden.

394 FRIEDRICH VI., Landgraf, österreichischer General in den Befreiungskriegen, 1769 – 1829. Schriftstück m. U. Dijon 21.I.1814, 11⁄2 S. gr.-folio, auf dem Respektblatt eines an ihn ergangenen Befehls im Namen des Feldmarschalls Fürst Schwarzenberg, Hauptquartier Vesoul 17.I.1814, 2 S. folio. Minimale Randläsur, die letzte Seite ein wenig fleckig. (600.—)

Befehl zur Entwaffung aller Bewohner „der von den verbündeten Armeen besetzten Departements Frankreichs“, was unter „Vermeidung aller gewaltsammen, das Volk empörenden Maaßregel“ zu geschehen habe. Private Waffen, „die nicht Militair Waffen sind, müssen mit einer Nummer und einen Zettel, welcher den Namen des Eigenthümers enthält, versehen, und in Kisten wohl eingepakt werden, damit sie nicht während den Transport Schaden leiden“. – Mit Siegellack angeheftet 2 die Entwaffnung betreffende gedruckte Bekanntmachungen an die Bevölkerung (französisch).

214
IV. GESCHICHTE

Nr. 393

Auf den Seiten 3 und 4 der Entwurf der näheren Anordnungen des Erbprinzen Friedrich (als Kommandeur des Reservekorps), u. a. dass die einquartierten Truppen „sich zu säubern, und gut adjustirt … zu erscheinen“ hätten. „…  Es kommen Klagen vor, daß manche Leute ausserordentliche Forderungen an ihre Hauswirthe machen, nach welchen einzelne Soldaten mehreren Wein verlangen, und sich berauschen. Dieses muß auf der Stelle strengstens abgestellt werden …“ – Am 31. März zogen die Verbündeten in Paris ein.

Beiliegend ein e. Schriftstück m. U., Homburg 1783, mitunterzeichnet von seinem Bruder und späteren Nachfolger in der Regierung, Landgraf Ludwig (1770 – 1839).

395 HESSEN-KASSEL. – MORITZ der Gelehrte, Landgraf, der „Wohlgenannte“ der Fruchtbringenden Gesellschaft; ließ mit dem Kasseler Ottoneum den ersten eigenständigen Theaterbau im deutschsprachigen Raum errichten, 1572 – 1632. Urkunde m. U. „Moritz L[andgraf] z[u] Hessen“. Weißenstein 2.II.1612. 2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel. Schwach gebräunt, winziger Faltenriss. (800.—)

Indultschein für Elisabeth Motz, die Witwe des im Vorjahr verstorbenen Bürgermeisters von Witzenhausen Johann Motz, der „vonn unnß ezliche Gutter zue Lehenn getragen“ hatte.

Die Witwe hatte den Landgrafen „othmutig“ um Aufschub des Empfangs der Lehen („Indult“) durch ihre Söhne gebeten, weil diese „aller noch unmundig und der Eltiste erset funffzehenn Jahr Allt wehre“. Der Landgraf bewilligt den Aufschub, „bißolange Ihr eltister Sohnn seine Mundige Jahr erreichett“ mit der Auflage, „das sie Inmittelst das Lehenn in gutem Baw und beßerung erhalttenn … solle“.

Einer der Söhne war der spätere hessische Kriegsrat und Kommandant der Residenz und Festung Kassel, Johann Christian Motz (1604 – 1683). – Zwischen 1606 und 1610 hatte Landgraf Moritz an der Stelle des ehemaligen Klosters Weißenstein ein Jagdschloss im Stil der Renaissance errichten lassen; heute steht dort das im 18. Jahrhundert erbaute Schloss Wilhelmshöhe.

Beiliegend ein an Landgraf Moritz gerichteter Brief der Vettern Nembert und Johann von Oeynhausen („Oyenhausen“), die als „Schutzverwandte“ des Landgrafen Hilfe erbitten gegen die „Stattischen Reuteren“, die Kavallerie der Generalstaaten (1609, 21⁄2 S. folio, mit papiergedeckten Siegeln).

IV. GESCHICHTE 215

IV. GESCHICHTE

Der Citoyen Hesse

396 HESSEN-RHEINFELS-ROTENBURG. – KARL KONSTANTIN, Prinz von (als Jakobiner: „Citoyen Hesse“), französischer General und politischer Publizist, 1752 – 1821. E. Br. m. U. „Charles Prince de hesse“. Straßburg 13.X.1782. 11⁄2 S. 8o. Mit Lacksiegel und Adresse. (400.—)

An den Finanzverwalter des Straßburger Münsters, Grafft, wegen des Nachlasses seines am 16. Juli verstorbenen älteren Bruders Christian, eines Straßburger Domherrn. Mit Ausnahme der Bücher, die sein Bruder ihm vermacht habe, solle alles an seine Schwester Antonie gehen; das von ihm zur Verfügung gestellte Sargtuch erbitte er zurück.

„… Je vous Prierai … d’en prendre note volume par volume et de les rémettre à St Louis ancien domestique de mon frere qui a Commission de me les envoyer à Paris, il doit y avoir aussi un Poele dans la Chambre d’en haut qui M’appartient et que j’ai donné à St Louis …“

Der Prinz war damals Oberst des französischen Régiment Royal-Allemand (1788 Generalmajor). Als Anhänger der Revolution schloss er sich den Jakobinern an und war in der Revolutionsarmee zuletzt Festungskommandant von Orléans, bis 1793 Aristokraten der Militärdienst verboten wurde; unter dem Direktorium beteiligte er sich an der „Verschwörung der Gleichen“ und wurde Mitglied im neo-jakobinischen Club du Manège.

397 HINDENBURG, Paul von, preußischer Feldmarschall, Reichspräsident, 1847 – 1934.

2 Portraitphotographien mit e. Namenszug auf der Bildseite sowie 1 Portraitpostkarte, ebenfalls auf der Bildseite signiert. Ca. 23 × 16 cm (Aufnahme M. Obergassner, München), 12,5 × 8,5 cm (Aufnahme E. Schleising, Stuttgart) und 8o (Verlag Gustav Lieren & Co., Berlin).

2 Photographien auf Untersatzkarton, die Postkarte auf der Textseite bezeichnet „Sportfest des ‘Freiw.-Korps Hindenburg’ am 5.6.1919 … Wolfengrund“ (Druck). Minimale Läsuren. –Dazu: 1 Brieftelegramm m. U. (Berlin 27.IX.1928, mit gesiegeltem Umschlag) u. a. (400.—)

Portraits aus späteren Jahren. – Die große Aufnahme zeigt Hindenburg in Zivil (Brustbild nach rechts), die beiden kleineren Aufnahmen als Militär, jeweils in Uniform (Ganzbilder).

Beiliegend 2 weitere Portraitphotograhien Hindenburgs: aus dem Ersten Weltkrieg in Uniform am Schreibtisch sitzend (20 × 14,3 cm) und aus den 1920er Jahren in Zivil, stehend mit Hund (17,4 × 14,3 cm). Das Telegramm: Glückwünsche zur Vermählung für „Leutnant a. D. Hofmann … München“, dazu ebenfalls an Hofmann gerichtete Drucksachen, die Trauerfeier für Hindenburg am Tannenbergdenkmal am 7. August 1934 betreffend.

Ferner beiliegend 2 Portraitphotographien von Kaiser Wilhelm II. (in Uniform, ca. 30 × 20 cm), 1 signierte Portraitpostkarte von Kronprinz Wilhelm (Schloss Oels 1926) sowie 3 Aufnahmen von Erich Ludendorff (davon 2 signiert) und 1 von August von Mackensen (ebenfalls signiert).

398 ITALIEN. – FLORENZ. – Urkunde des kaiserlichen Notars Bartholomeus, „Judex ordinarius“ zu Florenz, mit seinem Signet. Florenz 1.IV.1312. 1 S. gr.-folio. Pergament. Leicht fleckig, minimale Randläsuren. (400.—)

Notarsinstrument: Ehevertrag zwischen Lapo Mazzinghi und Vera Corbizzi; die Mitgift beträgt „Trecentos sexaginta sex Florenos boni et puri“.

216

399 JAHN, Friedrich Ludwig, der „Turnvater“, 1778 – 1852. E. Br. m. U. O. O. 25.VII.1827.

2 S. 8o. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas gebräunt. Leicht fleckig. Einriss an der Siegelstelle. (350.—)

An die „Herrn Krause und Caplick“ in Weißenfels, denen er den „Schullehrer Hitschke aus Balgstädt, wo Napoleon Deutschland mit dem Rücken angesehen“ empfiehlt.

„…  Leider ist er zu breitschultrig, als daß er den Mantel auf beiden Achseln tragen könnte, dazu gar nicht anstellig zum Schmeicheln, und nicht ausrichtig zum betheiligen Maulchristen. Seine Blindheit ist über alle Maaßen, er hat noch nie den Teufel gesehen, und die Englein reiten ihm auf den Wolken vorbei, ohne daß er die mindeste Ahnung davon bekommt.

Ihr, ins Weißenfelser Lehrn-Lehr Gesandten, werdet so gut sein ihm Kopf und Herz zurecht zu schrauben …“

400 KAMEKE, Georg von, preußischer General, 1871 Kommandant von Paris, Roons Nachfolger als Kriegsminister, 1817 – 1893. E. Br. m. U. Wiesbaden 11.VIII.1871. 4 S. gr.-8o. (180.—)

Knapp ein Vierteljahr nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges an eine Dame wegen eines Offiziersanwärters, der das Eiserne Kreuz nicht erhalten hatte.

„… Etwa 50,000 haben das Kreuz bekommen, aber 900,000 wollen es haben … Ich habe gar kein Urtheil über die Leistungen des jungen Mannes. Daß aber weit über 100 000 Menschen Ähnliches geleistet haben, wie er, glaube ich voraussetzen zu dürfen. Also warum sich beklagen, da gewiß die Hälfte ebenso unbekannt bleibt, wie er? Er ist auch sehr jung und kann daher bei dem nächsten Mal das jetzt Versäumte nachholen …“

401 KAPP, Wolfgang, führte 1920 mit General v. Lüttwitz den nach ihm benannten Putsch gegen die Reichsregierung an, 1858 – 1922. E. Albumblatt m. U. Malmby 12.VII.1920. Leicht gebräunt. Kleiner Fleck bei der Unterschrift. Montiert. (400.—)

Aus dem schwedischen Exil, vier Monate nach dem Scheitern des Militärputsches. – Kapp hatte sich nach der Besetzung des Berliner Regierungsviertels am 13. März des Jahres zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten erklärt und die Regierung unter Reichskanzler Gustav Bauer, die Nationalversammlung sowie die preußische Regierung aufgelöst. Nachdem der Putsch vier Tage später gescheitert war, setzte sich Kapp nach Schweden ab.

„Wem es nicht ein Genuß ist, einer Minderheit anzugehören, welche die Wahrheit verficht und für die Wahrheit leidet, der verdiente nie zu siegen. (Lagarde) …“

Kapp unterzeichnet als „Generallandschaftsdirector“; von 1916/17 bis März 1920 war er Leiter der Ostpreußischen Generallandschaftsdirektion. 1922, nach zweijährigem Exil, stellte sich Kapp dem Reichsgericht, verstarb aber noch im selben Jahr nach einer Krebsoperation. – Paul Anton de Lagarde gilt als einer der prägenden deutschen Antisemiten des 19. Jahrhunderts.

IV. GESCHICHTE 217

402 KRUPP, Alfred, Großindustrieller, 1812

1887. E. Br. m. U. „Gußstahlfabrik bei Essen in Rheinpreußen“ 13.III.1863. 1 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Kleine Rand- und Faltenrisse. Empfängervermerk am linken Rand. (300.—)

An einen „Commerzienrath“, der sich nach einer Gemäldelieferung nach Russland erkundigt hatte.

„…  Ich habe keine Nachricht von der Ankunft des Oelbildes in St. Petersburg. Hätte der Hr. Barth es empfangen so würde er in laufender Correspondenz deßelben wenigstens gedacht haben. Ich kann nicht bei ihm anfragen weil es wie eine Hervormühung von Dank aussehen würde. Ich bitte Sie daher durch Nachfrage sich gefälligst versichern zu wollen ob das Bild übergekommen oder wo es geblieben ist …“ Im Empfängervermerk wird die Treibriemen-Fabrik Moreau Vallette in Berlin erwähnt.

403 LASSALLE, Ferdinand, Publizist und Politiker; Theoretiker und Organisator der Arbeiterbewegung in Deutschland, 1825 – 1864. E. Br. m. U. Berlin 4.XI.1862. 2⁄3 S. gr.-8o. Mit geprägten Initialen am Kopf. (400.—)

An den liberalen Politiker und Publizisten Fedor Streit (in Coburg), dem er den Berliner Unternehmer und späteren Reichstagsabgeordneten Ludwig Loewe empfiehlt.

„… Ludwig Löwe … ist ein absolut zuverlässiger, energischer, radicaler, intelligenter u. rastlos thätiger Mann. Wollen Sie ihm jedenfalls den Wunsch erfüllen den er an Sie richten wird. Ich rechne darauf. Sie werden dadurch der Partei einen großen Dienst erweisen …“

Streit wirkte in diesem Jahr an der Gründung des Coburger Arbeitervereins mit, er war zudem Herausgeber einer Arbeiterzeitung. – Auf der vierten Seite des Doppelblatts Bleistift-Notizen von fremder Hand.

„in pieno accordo“ mit Cavour

404 MAZZINI, Giuseppe, italienischer Politiker; der geistige Führer des Risorgimento, 1805 – 1872. E. Br. m. U. „Gius.“ O. O. u. D. (1860?). 11⁄2 S. kl.-8o. Feinstes Papier. Schwach fleckig; kleines Loch außerhalb des Textes. (600.—)

An seinen – wiederholt exilierten – jungen Gesinnungsgenossen Ippolito Pederzolli (1839 – 1902), den er regelmäßig mit publizistischen Aufgaben betraute; hier im Zusammenhang mit der Verbreitung seiner 1860 erschienenen Schrift „Doveri dell’uomo“.

„Fratello / Sono oppresso dal lavoro e non benissimo in salute … Per questo l’unica ragione del mio silenzio; ed è oggi la ragione del mio laconismo.

Il da farsi è chiaro:

Per l’apostolato, il mio scritto sul doveri di settimane fà che avuto veduto Influenzate quanto potete la stampa. Influenzate Ven[eto] e Tr[entino] …“

Ferner über ein Bündnis mit „C. C.“ (Camillo Cavour), über das vorläufig nichts an die Öffentlichkeit dringen dürfe – „… Alleanza col C. C. istituito … Sono con esso in pieno accordo …“

Am Fuß der dritten Seite ein e. Vermerk m. U. des Adressaten: „Mazzini ne signe la plus part des ses lettres autrement que de ses initiales (Gius.)  …“ – Beiliegend ein dies Autograph betreffender Brief Pederzollis an einen Baron (Lugano 1871) sowie Mazzinis lithogr. Portrait.

218
IV. GESCHICHTE

405 MECKLENBURG-SCHWERIN. – ADOLF FRIEDRICH, Herzog, Sohn von Großherzog Friedrich Franz II.; Afrikareisender und Kolonialpolitiker, Gouverneur von Togo, 1873 – 1969. E. Br. m. U. Eutin 6.IV.1946. 3 S. quer-gr.-8o. Papierbedingt leicht gebräunt. (200.—)

An Großherzogin Alexandra von Mecklenburg-Schwerin („Liebe Alix!“) zum Gedenken an den Geburtstag ihres im November des Vorjahres verstorbenen Gemahls Großherzog Friedrich Franz IV., bis 1918 der letzte regierende Fürst in Mecklenburg.

„… Was war der 9. April sonst immer für uns alle ein Festtag. Und nicht nur für Euch und uns, sondern auch für so viele Menschen. Ausger[echnet] die Fülle der Briefe und Telegramme, die zu diesem Tage in L[udwigs]lust einliefen, bezeugten es immer aufs neue, dass Fritzi in Gedanken Vieler immer noch der alte Landesherr blieb. Wer hätte noch vor einem Jahre das Unglück, das Euch und uns alle bedrückt, für möglich gehalten. Nun, die Erinnerung kann uns niemand rauben …“ 1945 war die Familie vor der Roten Armee von Ludwigslust nach Glücksburg in den Westen geflohen.

406 MENDELSSOHN, Alexander, Bankier; Vetter von Felix Mendelssohn Bartholdy, 1798

1871. E. Br. m. U. Berlin 28.IV.1871. 1 S. gr.-4o. Schwach braunfleckig, am rechten unteren Rand etwas stärker. (200.—)

An „den Vorstand des Comités zur Errichtung einer Goethe-Statue in Berlin“. „… die Erfahrung, die ich als Mitglied des Comités zur Errichtung von Denkmälern für v Stein, Lessing, Alexander v Humboldt gemacht, hat mir gezeigt wie lange Jahre vergehen, bis man zur Verwürckligung gelangt, was mich veranlaßt bey meinem Alter nicht mehr in ein derartiges Comité einzutreten, und erlaube ich mir zu bemerken, daß es zweckmäßiger seyn dürfte jüngere Kräfte dazu heranzuziehen …“

Das Goethedenkmal des Bildhauers Fritz Schaper im Berliner Tiergarten wurde 1880 errichtet.

407 METTERNICH, Clemens Wenzel Lothar Fürst von, österreichischer Staatsmann, 1773 – 1859. E. Br. m. U. Witzomierzitz 16.X.1820. 2 S. 4o. Dreiseitiger Goldschnitt. Etwas gebräunt, Faltenrisse. (200.—)

An einen Erzherzog über die bevorstehende Reise Kaiser Franz’I. zum Fürstenkongress nach Troppau.

„…  S. M. gehen Morgen am 17. frühe 7 Uhr von Holitsch ab. Nach einer Berechnung welche ich mit A. H. denselben gemacht habe wollten Sie zwischen 12 und 1. Uhr durch Cojetein fahren woselbst ich S. M. erwarten werde. Es ist mir unbegreiflich daß noch keine Anstalten für die Bespannung des Kaisers gemacht waren, ich zweifle jedoch nicht, daß dieß nicht heute geschehen sein wird. Der Kaiser schläft morgen zu Ollmütz …“

408 E. Br. m. U. Schloss Johannisberg 22.VIII.1858. 1 S. 4o. Mit seinem geprägten Wappen am Kopf. (400.—)

An eine Exzellenz, die ihm die Geburt von Erzherzog Rudolf von Österreich-Ungarn angezeigt hatte.

„… Anzeige der Ihnen zugekommenen höchst erfreulichen Nachricht der Entbindung I[hrer] M[ajestät] der Kaiserin“ (Elisabeth) „mit einem Thronfolger verpflichtet mich zur Versicherung meines aufrichtigen Dankes.

Ich werde meinen jüngsten Sohn“ (Prinz Lothar von Metternich-Winneburg) „und meinen Schwiegersohn, den Grafen Joseph Zichy, morgen zur Beiwohnung des solennen Gottesdienstes nach Mainz abzusenden, nicht ermangeln …“

IV. GESCHICHTE 219

IV. GESCHICHTE

409 MIRABEAU, Honoré Gabriel de Riqueti, Marquis de, französischer Politiker, 1749

1791. E. Br. m. U. Château du Vaillant par Brive-La-Gaillarde 3.XII.1770. 3⁄4 S. 4o. Mit Siegelrest und Adresse (Poststempel und -vermerk). Leicht gebräunt und fleckig. Einige Nadellöcher in der unteren linken Ecke. (800.—)

An „Monsieur le Baron de Maltzàn, Major d’infanterie, c[a]p[i]t[aine] aide major de La Légion de Lorraine“ in Kolmar, dem er Geld schuldete.

„je reçois mon cher ami, trois Lettres … La 3e acquiesce à mes arrangemens et je vous en suis obligé. envoyez moi seulement Le Bordereau de mes engagemens … et tirez sur moi une Lettre de change de 10 Louis. je pars en poste pour Le périgord … je vous envoie une Lettre de mon oncle; à Laquelle j’ai répondu que vous ne réclamiez rien pour vous Bien que je vous dûsse, parceque nous nous étions arrangés … répondez conséquemment à moi; car il vous écrira. je ne puis rien vous dire de mon sort, sinon que je suis c[a]p[i]t[aine] de dragons …“

Mirabeaus Onkel, „le Bailli“, war es, der immer wieder in dem Streit zwischen seinem Neffen und dem über die Schulden seines Sohnes erzürnten Vater zu vermitteln suchte. Sehr selten so früh.

220

„Das Geschichtsfach ist nicht lucrativ“

410 MOLTKE, Helmuth Graf von, preußischer Feldmarschall, 1800 – 1891. E. Br. m. U. „Moltke“. Buckingham Palace 2.VII.1857. 2 S. gr.-8o. Tintenabklatsch auf der zweiten Seite. Leicht gebräunt und fleckig. Faltenrisse teilweise ausgebessert. (350.—)

An den Historienmaler Friedrich Reichert, dessen monumentales Gemälde „Galilei vor der römischen Inquisition“ in London ausgestellt war.

„… in dem aufrichtigen Wunsch Ihnen nützlich zu sein habe ich S. K. H. den Prinzen Friedrich Wilhelm“ (den späteren Kaiser Friedrich III.) „gebeten Ihr Bild … anzusehen, hauptsächlich damit das Publicum … auf diese Arbeit aufmerksam gemacht werde. So etwas ist in London von größerer Bedeutung als irgendwo sonst. Daß aber der Prinz beabsichtigen sollte selbst zu kaufen, das ist nicht der Fall, u. will ich Sie darüber nicht in Ungewißheit laßen. Ein so großes Bild“ (Bildmaße: 9 × 13 m) „verkauft sich natürlich schwer, schon aus dem Grund hier, weil in London selbst sehr vornehme Leute nur sehr enge Wohnungen haben …“

Moltke weilte als Adjutant des Prinzen in London, der sich im Mai 1856 mit der britischen Prinzession Viktoria verlobt hatte; die Hochzeit sollte im Januar 1858 stattfinden.

411* E. Br. m. U. Creisau 14.XI.1883. 11⁄2 gr.-8o. Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenschäden. (300.—)

An einen Geheimrat (wohl Ludwig Hahn) mit Dank für die Übersendung einer „patriotischen“ Schrift. – Roon benutzt die Gelegeheit, um seine große Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation der Armee deutlich zum Ausdruck zu bringen.

„… Das Erscheinen derselben kann nur von bester Wirkung sein in einer Zeit, wo von allen Seiten, und selbst im Reichstag, an den Institutionen unsrer Armee gerüttelt wird, ohne welche ein Reichstag überhaupt nicht vorhanden wäre.

Wie viele Jahre hat man von deutscher Einheit geredet, gedichtet, gesungen, Volksversammlungen und Schützenfeste gefeiert u. Resolutionen gefaßt, solange man das ‘Logos’ nur mit ‘das Wort’ übersetzte wurde Nichts. Erst als man sich auf ‘die Kraft’ besann, als unser Kaiser “ (Wilhelm I.) „mit Roon das Heer schuf, und als dann Bismarck ‘die That’ unvermeidlich gemacht hatte, trat die Schöpfung hervor. Jetzt aber herrscht wieder das Wort.

Die Art wie Sie meiner erwähnen hat mich erfreut aber auch beschämt; ich weiß wieviel ich Andern verdanke und den Zeitumständen …“

412 Eigenh. Namenszug „GrMoltke / Feldmarschall“ und Datum, als Albumblatt geschrieben. Berlin 24.III.1891. 1⁄2 S. quer-kl.-8o (Oberhälfte eines Quartblatts). (150.—)

Einen Monat vor seinem Tod am 24. April geschrieben. – Verso weitere Eintragungen, u. a. von dem Zentrumspolitiker Peter Reichensperger (1810 – 1892).

IV. GESCHICHTE 221

413 MUSSOLINI, Benito, italienischer Staatsmann; Begründer und Führer des Faschismus, 1883

1945. E. Br. m. U. „Mussolini“. Mailand o. D. (1919). 2 S. gr.-8o. Auf einem Briefbogen seiner Zeitschrift „Il Popolo d’Italia“. Leicht gebräunt. Kleine Randeinrisse. (400.—)

An den Journalisten Louis Piérard in Brüssel.

„… les nouvelles que vous me donnez sur l’état & l’esprit des socialistes belges sont très bonnes. Quant à mon voyage, n’en parlons pas. L’après-guerre me retient ici …“

414 E. Br. m. U. „Mussolini“. Rom 26.III.1930. 2 S. gr.-4o. Mit Briefkopf „Il Capo del Governo“. Leicht gebräunt. Kleine Faltenrisse. Mit Umschlag. (600.—)

An den österreichischen Bundeskanzler Johannes Schober, den erfolgreichen Abschluss des Freundschaftvertrages zwischen Österreich und Italien betreffend. – Schober war im Februar des Jahres 1930 zur Vertragsunterzeichnung nach Rom gefahren.

„… La visita di V. E. è stata accolta dal governo e dalla nazione italiana con un moto di calda e sincera simpatia e sono certo che Ella ne avrà avuto la sensazione precisa. Sono lieto di constatare che il parlamento austriaco ha approvato all’unanimità il Trattato di Palazzo Venezia. La stessa cosa avverà nel parlamento italiano.

Debbo ancora ringraziare V. E. per il gentile invio della Sua fotografia. Le ripeto quanto ebbi occasione di dirle durante i nostri recenti colloqui romani: / V.E. e la nazione austriaca possono contare sulla mia amicizia e su quella del governo e del popolo italiano …“

415* NADAR, Pseudonym für Gaspard Félix Tournachon, französischer Photograph, Schriftsteller und Ballonfahrer, 1820 – 1910. E. Br. m. U. Paris 3.V.1905. 1 S. 8o. Leicht gebräunt. Kleine Faltenrisse. Mit Umschlag. (180.—)

An eine junge Dame („Mademoiselle Renée Marcon-Jouvet“) an der „Institution Letellier“ in Passy, die er um ein Buch bittet.

„…  Vous serez bien gentile, très chère enfant, – d’abord d’embrasser pour nous sa Maman très aimée, puis de ne pas oublier que notre très bien espère joie de vous revoir – et, si possible à vous, de me faire parvenir le livre dont j’ai besoin …“

„ont ils leurs mats, leurs canons?“

416 NAPOLEON I., Kaiser der Franzosen, 1769 – 1821. Br. m. U. „Np“. „trianon“ (Versailles) 15.VII.1811. 2 S. gr.-4o. Dreiseitiger Goldschnitt. (2.500.—)

An seinen Stiefsohn Eugène Beauharnais, „au Vice Roi“, mit ausführlichen Anweisungen zum großangelegte Schiffsbauprogramm an der Adria, das Napoleon nach der verlorenen Schlacht von Trafalgar initiiert hatte. Geschrieben nach der Schlacht von Lissa (13. März d. J.), die die Franzosen ebenfalls verloren hatten. Lissa solle von den Engländern zurückerobert, die französischen Kriegsschiffe mit allem Nötigen ausgestattet und die Werft in Venedig mit zusätzlichem Geld versehen werden.

„Mon fils, écrivez au G.al Bertrand qu’il serait bien important de S’emparer de l’ile de Lissa, pour cela il aurait besoin de Balancelles [?] ou canonnières. il vous serait facile de les fournir, entendez vous avec lui; il serait malheureux d’y laisser les anglais qui finiraient par établir des fortifications qui les rendaient maitres de ce point important; aulieu qu’en y débarqueant un bon colonel et 7. à 800. hommes, en profitant de l’absence des croisières, on est sûr de s’en emparer. vous pouvez disposer pour cela des

222
IV. GESCHICHTE

canonnieres destinées à la garde de Venise. écrivez directement au G.al Bertrand et faites cette opération de concert. – le Rivoli, le mont St. Bernard et le Regenerateur sont à l’eau. c’est donc le moment d’essayer de faire aller ces deux vaisseaux à Pola òu à Ancône. quand l’Uranie sera-t-elle armée? je suppose que le ministre de la marine de France vous a payé ce qu’il vous devait. si cela ne tenait qu’à l’argent, je depenserais volontiers quelque millions de plus dans le chantier de la France à Venise. j’atteindrais le Double but d’accroitre ma marine, de repandre de l’argent en Italie et de donner de l’occupation à Venise. faites moi connaitre ce qu’il y a à faire la dessus. le Rivoli, le St. Bernard, le Régenerateur ont ils leurs mats, leurs canons? ne leur manque t-il rien? … donnez la plus grande activité aux coupes des bois, aux transports et à tous les travaux de l’arsenal …“ Correspondance de Napoléon Ier Band XXII Nr. 17925.

Nach der Niederlage in der Völkerschlacht und dem Rückzug der Franzosen an Kriegsminister Marschall Clarke, Herzog von Feltre, eine ausgebliebene Gewehrlieferung betreffend.

„…  Les cinq mille fusils que vous deviez faire partir de Toulon pour Genève n’étaient pas partis le 3 Décembre, parce qu’il n’y avait pas de fusils à Toulon et qu’il n’était pas encore arrivé de Marseille. –Sur ce je prie Dieu qu’il vous ait en Sa Sainte garde …“

IV. GESCHICHTE 223
417 Br. m. U. „Nap“. Paris 11.XII.1813. 1⁄2 S. 4o. Umlaufender Goldschnitt. Nadellöcher in linker unterer Ecke. (1.600.—) Nr. 416 Nr. 417

418* BERTRAND, Henri Gratien, Graf, General; begleitete Napoleon nach Elba und St. Helena, 1773 – 1844. E. Br. m. U. Nürnberg 2.I.1810. 1 S. kl.-folio. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas gebräunt und fleckig. (400.—)

Auf der Durchreise an einen Herrn („Monsieur Dupatuis / professeur en droit“) mit der Bitte, ihm die Würzburger Residenz zu zeigen.

„… j’arriverai à Wurtzbourg dans la nuit du 3. au 4. Janvier – avec ma femme, j’en repartirai le 4.janvier à 9. heurs du matin – Si Vous Voulez nous donner une tasse de caffé à 8. heures du matin et nous faire voir le palais, nous vous serons fort obligés …“ Napoleon hatte das Schloss angeblich als „schönsten Pfarrhof Europas“ bezeichnet.

419 NOSKE, Gustav, sozialdemokratischer Politiker; erster Reichswehrminister der Weimarer Republik und der SPD, 1868 – 1946. 1 e. Postkarte m. U. und 1 Schriftstück mit faks. Unterschrift. Chemnitz 26.VI.1912 und (Berlin 18.I.1919). Die Postkarte mit gedr. Absender „Redaktion der Volksstimme“. – Dazu ein e. Br. m. U. eines Fritz Weiß, „Landsberg am Lech / in Schutzhaft in der Gefangenenanstalt“, 15.I.1924. (400.—)

Die Postkarte, 1912. „An die Badekommission von Büsum richte ich die Bitte, mir einen Prospekt für 1912 zugehen zu lassen …“

Das Schriftstück, 1919. Ausweis mit Lichtbild für Fritz Weiß als Mitglied des „Bayr. Freikorps“, von Noske als „Oberbefehlshaber der Regierungstruppen von Berlin“ unterzeichnet (Faksimilie). – Noske war von Dezember 1918 bis Februar 1919 Mitglied des Rates der Volksbeauftragten.

Dazu ein e. Br. m. U. von Fritz Weiß aus seiner Schutzhaft in Landsberg am Lech, an seine Eltern. Die Anstalt sei „ein ziemlich umfangreicher Gebäudekomplex, 1907 erbaut nach allen Regeln der Technik …

Die Studien, die ich hier noch machen kann, sind sehr interessant. Adolf Hitler “ (nach seinem Putschversuch vom November 1923 wegen Hochverrats verurteilt und ebenfalls in Landsberg inhaftiert)

„hat mit seinem Schultergelenk zu tun u. liegt in der Krankenabteilung …“ (15.I.1924, gelocht).

420 ÖSTERREICH. – FERDINAND I., Kaiser, dankte 1848 ab, 1793 – 1875. Urkunde m. U. Wien 10.IX.1843. 1 S. imp.-quer-folio. Pergament. Mit anhängendem großem Wappensiegel (lose; Ränder leicht defekt) in gedrechselter Holzkapsel. (600.—)

Freibrief für das Schiff „Moderato“ unter dem Befehl des Kapitäns Nicolai Radimire. – Mit Gegenzeichnung von Fürst Metternich.

421 FRANZ JOSEPH I., Kaiser, 1830 – 1916. Br. m. U.u. E. „Eurer Majestät / gutwilliger Bruder, Neffe und Freund / FranzJoseph“. Wien 15.III.1857. 2 S. folio. Umlaufender Goldschnitt. (800.—)

An König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, dem er nach dem Tod des Grafen György Esterházy, der am 24. VI.1856 in Berlin gestorben war, die Ernennung des Freiherrn August von Koller zum Gesandten in Berlin mitteilt.

„…  Von dem aufrichtigen Wunsche beseelt, die zwischen Eurer Majestät und Mir zum Wohle Unserer beiderseitigen Staaten und Völker so glücklich bestehenden freundschaftlichen Beziehungen in ungetrübter Fortdauer zu erhalten und wo möglich noch mehr zu befestigen, habe Ich den Entschluss gefasst, den durch das Ableben des Grafen Georg Esterhazy an Höchstdero Hoflager in Erledigung gekommenen Gesandtschaftsposten wieder zu besetzen …“

224
IV. GESCHICHTE

422* ELISABETH („Sisi“), Kaiserin, geb. Herzogin in Bayern, 1837 – 1898 (ermordet).

E. adressierter Briefumschlag. „Gödölö udvar“ (von fremder Hand) o. D. Quer-kl.-8o. Verso: Poststempel Wien (ovaler Doppelkreis), schönes rotes Lacksiegel unter gedrucktem Namenszug

„Elisabeth“, halbseitig etwas gebräunt. Am Oberrand geöffnet. (600.—)

An ihren Gemahl, Franz Joseph I.: „Seiner Majestät / Dem Kaiser von Oesterreich / Wien“. Schloss Gödöllö, nordöstlich von Budapest gelegen und dem Herrscherpaar anlässlich der Krönung zu König und Königin von Ungarn von Graf Gyula Andrássy im Namen des ungarischen Volkes geschenkt, war die bevorzugte Residenz der Kaiserin.

423 RUDOLF, Erzherzog, Kronprinz; nahm sich in Mayerling das Leben, 1858 – 1889.

E. Br. m. U. O. O. u. D. 3⁄4 S. gr.-8o. Kleiner Faltenriss. (250.—)

An „Lieber Onkel!“ mit Dank für eine Einladung.

„… Wenn es Dir recht ist, würden wir um 1⁄2 1 Uhr zu Dir kommen. / Dein treuer Neffe / Rudolf“

424 PÄPSTE. – CLEMENS IV., vormals Guy le Gros Foulques; belehnte Karl von Anjou mit dem staufischen Königreich Sizilien, bannte 1267 Konradin von Hohenstaufen, reg. 1265

1268. Bulle. Perugia 5. Idus Octobris (11.X.1265). 1 S. quer-4o. Mit kalligraphierter CInitiale. Pergament. Stellenweise etwas berieben, kleine Wurmspuren; leichter Mäusefraß an der Plica. Mit an rot-gelber Seidenschnur hängendem Bleisiegel. (4.000.—)

Indulgenzbrief zugunsten des Franziskanerordens.

„Clemens episcopus Servus servorum dei. Dilectis filiis Generali ac provincialibus ministris et Universis fratribus ordinis minorum, Salutem et apostolicam benedictionem. Loca sanctorum omnium pia at prompta devotione sunt a Christi fidelibus veneranda ut dum dei ho[n]oramus amicos ipsi nos amabiles deo reddant et illorum nobis vendicantes quodammodo patrocinum apud ipsum quod merita nostra non obtinent eorum mercamur intercessionibus obtinere …“ Aus dem ersten Jahr seines Pontifikats. – Potthast Nr. 19398. Sehr selten.

IV. GESCHICHTE 225

425 HADRIAN VI., vormals Adrian Florisz Boeyens (Hadrian von Utrecht); Lehrer des Ersamus, Erzieher Kaiser Karls V. und seit 1520 sein Statthalter in Spanien, 1459 – 1522 – 1523. Bulle. Rom, „apud Sanctumpetrum“ 4. Nonas Aprilis (2.IV.)1523. 1 S. quer-gr.-folio. Pergament. Mit großer A-Initiale in der kalligraphierten Kopfzeile. Etwas fleckig, Tinte stellenweise blass; Restaurationsspuren. Ohne das Siegel. (400.—)

Privilegienbulle zugunsten von Johannes Nollenc (Jehan de Nollens), Kleriker in der Diözese Lisieux (Normandie), in Anerkennung seines würdigen Lebenswandels, von dem der Papst vielfach Bericht habe („Nobilitas generis vite ac morum honestas alique laudabilia probitatis et virtutum merita super quibus apud nos fidedigno commendaris testimonio nos inducunt“). Aus dem Todesjahr. – Bullen aus dem nur 20 Monate währenden Pontifikat dieses Papstes sind im Handel sehr selten.

426 PAUL V., vormals Camillo Borghese, unter seinem Pontifikat wurde der Petersdom vollendet, 1552

1605

1621. Bulle. Rom, Pridie Kalendas Aprilis (31.III.)1609. 1 S. quer-imp.-folio. Pergament. Mit großer P-Initiale in der kalligraphierten Kopfzeile. Schwach fleckig, Tinte stellenweise leicht verblasst, vereinzelte Wurmlöcher. Mit seidener gelb-roter Siegelschnur; das wohlerhaltene Bleisiegel liegt lose bei. (300.—)

An Giovanni Antonio Auctrilano, Generalpropst der Theatiner („Preposito Generali congregationis Clericorum regularium Theatinorum nuncupatorum“), dem der Papst die Einsetzung von Gaufredus Laurentius de Matheis als Rektor der Kirche Sant’Agata in Bergamo bestätigt, unter Mahnung zur strengen Befolgung der Ordensregeln. – Mit mehreren Unterschriften unter der Plica, u. a. von C. Pamphilius, einem Verwandten des späteren Papstes Innozenz X. (Giovanni Battista Pamphilj).

427 PIERCE, Franklin, der 14. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, 1804 – 1869. E. Br. m. U. Washington 12.II.1839. 1 S. 4o. Winzige Nadellöcher am Fuß, kleiner Fleck auf der Rückseite schwach durchscheinend. (800.—)

Als Senator für New Hampshire an den Politiker John Prescott Bigelow (1797 – 1872) in Boston, zu dieser Zeit Massachusetts Secretary of the Commonwealth, wegen des Pensionsgesuchs der Witwe eines Veteranen des Unabhängigkeitskriegs.

„…  Her husband Edward Honick enlisted as a Private in Feby 1777 was made a Sergeant in 1778 –returned home on furlough on account of sickness in Oct. 1778 and was discharged as is shown by the roll Feby 19, 1780. He served in Capt. Farnums Company & Colo. Tuppers Regt. I wish to ascertain, of the records in your office … for how long a period he was paid …“ – Am Kopf Bigelows Antwortvermerk. Benjamin Tupper (1738 – 1792) kämpfte seit Beginn des Unabhängkeitskriegs 1775 in der Kontinentalarmee, zuletzt im Rang eines Brigadegenerals. Pierce nahm später als Oberst und Brigadegeneral am Mexikanisch-Amerikanischen Krieg von 1846/48 teil. Beiliegend sein Portrait (Holzstich).

226
IV. GESCHICHTE

428 PLANCK, Erwin, deutscher Politiker und Widerstandskämpfer; Sohn von Max Planck, 1893

1945 (hingerichtet). E. Br. m. U. Berlin 9.XII.1919. 4 S. 4o. Kleiner Faltenriss. Schwache Klammerspur. Gelocht. (350.—)

An „lieber Fritz“, einen Sohn des Historikers Max Lenz, eines entfernten Verwandten, den er vom Tod seiner Schwester Emma unterrichtet. – Emma hatte erst zu Beginn des Jahres den Mann ihrer Zwilllingsschwester, die zwei Jahre zuvor im Kindbett gestorben war, geheiratet.

„… Die Freude über den Nobelpreis “ (die Bekanntmachung war ein Monat zuvor erfolgt) „ist uns leider durch eines neues schweres Unheil zerstört worden. Am 21/11. ist unsre liebe Emma nach der Geburt eines gesunden Mädchens, das am 12./11. geboren wurde, durch genau die gleiche Krankheit, wie Grete, völlig unerwartet uns entrissen worden. Sie war in bester Pflege, und, wie begreiflich, hatte die größte Sorgfalt gewartet. Die Ärzte schreiben dies unfaßbare Schicksal einer völlig gleichen Naturanlage der Schwestern zu.

Wenn ich Dir eine Bitte sagen darf, so ist es das: (nimm es mir nicht übel!) Schreibe bitte nicht direkt an meinen Vater, sondern, wenn Du es tun willst, lieber an Marga“ (seine Stiefmutter) „oder mich. Mein Vater läßt es sich in seiner rührenden Art nicht nehmen, jeden Brief selbst eingehend zu beantworten und ich kann es schon garnicht mehr mit ansehen, wie er sich täglich mit einer ungeheuren Correspondenz abmüht und immer von neuem in seinen Gedanken gerade auf das hingelenkt wird, von dem ich ihn eher ablenken möchte. Im übrigen trägt er seine Trauer, wie der Mann, der er ist …“ – Drei Jahre zuvor war Erwins älterer Bruder Karl vor Verdun gefallen. Sehr selten.

429 POINCARÉ, Raymond, französischer Staatsmann; Minister- und Staatspräsident, 1860 – 1934. E. Schriftstück m. U. „Poincaré“. (Paris) 22.VI.1918. 2⁄3 S. gr.-4o. Mit Briefkopf „Présidence de la République“. Schwach gebräunt. Kleiner Faltenriss. (200.—)

Deklaration, die Unabhängigkeit der Tschechoslowakei befürwortend.

„Un peuple qui, en dépit de la violonce et de l’oppression, a conservé intactes sa personnalité et sa langue, qui est resté passionnément fidèle à ses traditions, qui n’a jamais laissé étouffer la voix ou prescrire ses revendications, et dont l’âme immortelle s’est épanouie dans une magnifique floraison d’art et de littérature, se lève pour une croisade nouvelle …“

Nach dem Endes des Ersten Weltkriegs und dem damit verbundenen Zerfall Österreich-Ungarns hatte

Tomáš Masaryk begonnen, in ganz Europa Unterstützung für die Bestrebungen einzuwerben; am 28. Oktober wurde die Unabhängigkeit in Washington proklamiert und Masaryk einen Monat später zum ersten Präsidenten der neuen Republik gewählt.

IV. GESCHICHTE 227

IV. GESCHICHTE

430 PREUSSEN. – FRIEDRICH I., 1701 der erste König, zuvor als Friedrich III. Kurfürst von Brandenburg, 1657 – 1713. Br. m. U. Cölln an der Spree 1.II.1712. 33⁄4 S. folio. Bugfalte leicht beschädigt. Mit gesiegeltem Umschlag. Mit Beilagen in orange-farbenem KleisterpapierUmschlag mit handschriftlichem Titelschild. (800.—)

An die „zu dem Orangischen Etat verordneten Commissarii“, denen er seine Entscheidungen zur Verwendung mehrerer „auf dem Orang[ischen] Etat vacant gewordenener pensionen“ mitteilt.

Die mit dem Tod der Witwe „des geweßenen Orangischen Predigers Jaques Gondrand“ frei gewordene Witwenpension von 150 Talern solle bis zum 1. Juli an deren Tochter Marie du Blosset gehen, „um sich dadurch wegen der auff Ihrer Mutter … Krankheit und Begräbnüs verwanten Kosten zu dedommagiren“, anschließend sollen ihr jährlich 100 Taler verbleiben und die übrigen 50 Taler an Pierre Guy, „Secretarius der Orangischen Commission und des Maison d’Orange“, den Tresorier Marin de Weert und Mariane de BeauCastel verteilt werden.

Der König stimmt dem Vorschlag der Kommission zu, dass die Pension der verstorbenen Susanne Pelet in Höhe von 17 Talern auf deren Vater übergehe, „in Betrachtung, daß Er 6 Kinder zu ernehren hat“. Was jedoch die 300 Taler Pension des verstorbenen Arztes André Bastide angehe, „So finden Wir Euren Vorschlag, daß nemlich diese ansehnliche pension des Bastide Kindern gantz zu laßen seye, exorbitant, denn zu geschweigen, daß Wir die pensionen durchaus nicht hereditair werden laßen wollen, So halten Wir davor, daß die Bastidische Kinder sich mit 200 Thlr jährlichs wolbegnügen können, welche Wir Ihnen dann auch von Ihres Vaters pension allerg[nä]d[ig]st zugewant, jedoch nur auf so lange, biß daß Sie im Stande seyn werden, sich selbst zu ernehren …“

Beiliegend ein Brief der Magdeburgischen Regierung an die „von Sr. Königl. Mayt. in Preußen zu Etablirung der Oranischen Colonie Verordneten Commissarii“ a.d. J. 1704, „Collecten vor die Refugürte aus dem Fürstenthumb Orange“ betreffend („Herrschaftssache“), sowie weitere die oranischen Flüchtinge betreffende Schriftstücke a.d. J. 1705 bis 1724 (zeitgenöss. Kopien). Der Umschlag mit großem handschriftlichem Titel „Comptes de la Maison d’Orange 1823“.

431 FRIEDRICH WILHELM I., König von Preußen, der „Soldatenkönig“, 1688 – 1740. Br. m. U. Berlin 31.V.1729. 1 S. folio. Mit Siegel und Adresse. Leicht stockfleckig. (300.—)

An Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen-Meiningen, dem er die Vermählung seiner 14-jährigen Tochter Prinzessin Friederike Luise mit Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach anzeigt.

„…  Euer Lbd. werden solches hoffentlich gerne vernehmen, eben so, wie ich auß allen dem, was Ihro erfreuliches begegnet, Mir Jedesmahl ein besonderes Vergnügen mache …“

432* Br. m. U. Berlin 4.I.1740. 1⁄2 S. 4o. Leicht gebräunt. (300.—)

„An den President v. Katte“ (Christoph von K.?) mit Erwiderung von Neujahrswünschen.

„…Es ist Mir Euer abgestattetes wohlgemeintes compliment … wohl zu Händen gekommen; Ich bin Euch dafür obligirt und wünsche Euch hinwiederum … die in Eurem alter und umständen nöthige Zufriedenheit …“

Aus dem Todesjahr, mit ungelenker Hand unterschrieben.

228

433* Bauplan für 8 Bürgerhäuser, von zwei Beamten unterschrieben und vom König mit dem eigenh. Vermerk „Abrobire FrWilhelm“ genehmigt. Mit rosa und grau getuschten Grundrissen, zwei frontalen Hausansichten und handschriftlichen Erläuterungen. O. O. u. D. Quer-gr.-folio (40 × 53 cm). Stellenweise schadhaft, weitgehend unterlegt, kleine Fehlstellen in den Zeichnungen und im Text ergänzt. (2.500.—)

„Der Grund-Riß und Verschlag von dem Ersten Zehendtheil welches auf Acht Einwohner repartiret ist worüber die Allergnädigste Anweisung der Specificirten Matterialien von den nachgesetzten Anbauenden allerunterthänigst Sollicitiret wird, und sich dieselben bereits anheischig gemachet auf die ihnen accordirte Conditions zu bauen“

Unter dem Plan die „Nahmen der Bauenden“ (je zwei Maurermeister, Zimmermeister und Schmiede sowie je ein Tischler- und Zimmergeselle), eine Tabelle der für den Bau benötigten – wie üblich vom König geschenkten – Stein-, Kalk- und Holzmengen (in der Tabelle der Genehmigungsvermerk des Königs) und die Notiz „Ein Brunn muß nothwendig angefertiget werden. Kostet 180 rthlr“.

Am Unterrand die Legende zum Plan: „Litt. A ist der Grund-Riß von die gewölbten Keller. B ist der Grund-Riß und die Eintheilung der Häuser Stellen auf Acht Bürgerliche Einwohner. C ist die Elevation der Zwey Etagen-Häuser und D ist die Elevation von die eine Etages und ist zu mercken, daß die beyden Maur-Meisters Drews und Meißner, welche erst auf eine Etage angesetzet gewesen nunmehro auf zwey Etagen zu bauen über sich genommen.“

Im Zuge der Stadterweiterung Berlins wurde 1734 ein runder Platz, genannt „Das Rondell“, am Anfang der Friedrichstraße am Halleschen Tor angelegt. Vermutlich steht der Plan in Zusammenhang mit diesem Bauvorhaben. Der Platz hieß von 1815 bis 1945 Belle-Alliance-Platz (nach der Schlacht bei Waterloo) und trägt heute den Namen Mehringplatz (nach dem Politiker Franz Mehring).

IV. GESCHICHTE 229

434 FRIEDRICH II., der Große, König, 1712 – 1786. E. Schriftstück m. U. O. O. u. D. (um 1718). 1 S. quer-4o. Leicht gebräunt und fleckig. Kleine Randläsuren. (6.000.—)

Kalligraphische Schreibübung des jungen Kronprinzen.

„Ayés de la bonne foi pour tout le monde, mais que vôtre bonne foi ne soit pas garante de celles des autres. Ne vous y fiés qu’autant que Vôtre prudence et la conduite de ceux, avec qui vous aurés affaire, vous y engageront. Aiéz soin de vos affaires vous même, si vous voulés qu’elles réussissent.

Friderich mppria.“

Der Erzieher des Kronprinzen, Jacques Égide Duhan de Jandun, begründete dessen lebenslanges Interesse an der französischen Sprache und Kultur; er war von Friedrichs viertem Lebensjahr bis zur Konfirmation 1727 für dessen Ausbildung zuständig. Der Textausschnitt stammt aus „Lettres choisies de Messieurs de l’académie françoise“, deren erste Auflage 1708 erschienen war.

435* Br. m. U. Berlin 24.IX.1740. 12⁄3 S. folio. Leicht braunfleckig. Kleine Rand- und Faltenrisse. (800.—)

„An den p. von Ribbeck, und Beyer“, bei Übersendung eines Memorials seiner Regierungsräte Lucanus und Vogelsang in der „Hammersteinisch-Equordschen Donations-Sache“.

„… Da Euch nun dieses Negotium gleich anfangs von Unsers nunmehro in Gott ruhenden Herrn Vaters Mayt: commitiret worden, welches anjetzo Unsers jüngsten unmündigen Bruders, des Printzen August

Ferdinands Ld: concerniret, nachdem es Hochged: Unserem Hochseel: Herrn Vater gefallen hat, diese praetension der Equordischen Allodial-Gelder, wie alle übrige Hammersteinische Donationes durch eine anderweitige solenne Schenckung unter lebenden, auff hochermelte Seine Ld: zu transferiren; wir Euch auch deßen fernere Besorgung hiedurch aufgetragen und anbefohlen haben wollen, außer daß die Direction des Processus vorerwehnten beyden Regierungs-Räthen verbleibet: So laßen wir Euch obgemeltes Memorial hiebey zu dem Ende zufertigen, umb daßelbe in Eurem Nahmen, als zu dieser Sache specialiter verordnete Commissarii durch den Procuratorem Sprenger bey besagter Stifft Hildesheimischen Regierung behörig übergeben zu laßen …“

Auf Seite 4 ein von den Adressaten abgezeichneter Bearbeitungsvermerk.

IV. GESCHICHTE 230

436* Urkunde m. U. „Fch“ (mit langem Abstrich). Berlin 1.VI.1743. 13 S. gr.- folio. Pergament. Mit einer ganzseitigen Wappenmalerei in Gold, Silber und Farben. Stellenweise leicht fleckig, die Malerei frisch. In rotem Samtband der Zeit mit seidenen Spiegeln (kleinere Schäden im Samtbezug ausgebessert). Ohne das Siegel. Heftschnur und Verschlussbänder erneuert. (800.—)

Adels- und Wappenbrief: „Erneuerung und Bestärckung des Adels, vor den Krieges- und DomainenRath Ernst Friderich von Hagen“ zu Breslau, dessen „Vor-Eltern sich bereits vor dreyen Seculis, besage Briefflicher Uhrkunden im Adel-Stande befunden, und den Nahmen Hagen von Buschhorn, auch ein redendes Wapen, nehmlich drey Giff- oder Jagdt-Hörner geführet“ und deren Verdienste um den brandenburgisch-preußischen Staat hier gewürdigt werden. – Mit Gegenzeichnung des Ministers Heinrich Graf von Podewils.

Wappenbriefe Friedrichs des Großen sind sehr selten.

437* Br. m. U. sowie e. Nachschrift m. U. Berlin 1.XII.1746. 2⁄3 S. 4o. Leicht gebräunt. Etwas fleckig. (600.—)

An Tobias Stusche, Abt des Zisterzienserklosters Kamenz, wohl wegen der Anwerbung von Soldaten, derentwegen es mit Generalmajor Heinrich August de la Motte Fouqué zu Streitigkeiten gekommen war. –Das hochverschuldete Kloster konnte seinen finanziellen Verpflichtungen gegenüber Preußen nur schwer nachkommen.

„… Ihr habt aber im geringsten nicht nöthig Euch dergleichen ombrage in den Kopf zu setzen. Die ganze Sache kommet darauf an daß Ihr die anbefohlene Zahl tüchtiger Leute liefert, welches wenn Ihr nur gehörig dazu thut, sehr Bequehmlich geschehen kann. Ich hoffe allezeit anlaß und gelegenheit zu haben, zu seyn Euer wohlaffectionirter König …“ – Anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsfestes fügt Friedrich unter seiner Unterschrift hinzu: „ich wünsche ihnen ein guhtes Fest / Fch“.

Einer Anekdote zufolge soll Stusche während des Ersten Schlesischen Krieges Friedrich II., in ein Chorkleid gekleidet, in der Kamenzer Klosterkirche versteckt und so vor den österreichischen Truppen gerettet haben.

„An den Grafen von Reuss und Herrn von Plauen zu Lobenstein“ (Regest), der in Vertretung seines Vetters, Heinrich XXX. Graf Reuß zu Gera, einer Bitte des Königs stattgegeben hatte. Der Graf hatte „die Ordre gestellet …, daß die sämtliche Deserteurs von Meiner Armée, so sich in dortigen Landen betreten laßen, so fort arretirt, und an ihre Regimenter ausgeliefert werden sollen. Wie mir nun diese geneigte Willfahrung Zum besondern vergnügen gereichet, also kan der H. Graff sich auch versichert halten, daß ich solches bey aller Gelegenheit erkennen, und demselben und deßen Familie bey vorkommenden Fällen reciproque Probe von Meiner freundschafftlichen Gesinnung … zu geben nicht ermangeln werde …“

Beiliegend 1 e. Br. m. U. von Theodor Stephan Laspeyres, Kabinettssekretär Friedrichs II. (Potsdam 1785).

IV. GESCHICHTE 231
438* Br. m. U. „Fch“. Dresden 27.V.1756. 1 S. folio. Etwas unfrisch. (400.—)

IV. GESCHICHTE

(Friedrich II.)

439* E. Br. m. U. „Fr“. (Buttstedt) 9.X.(1757). 1 S. 4o. Schmaler Trauerrand. Kleinere Randschäden alt hinterlegt, Fehlstelle am Unterrand (Buchstabenverlust), etwas fleckig. Falzrest. (8.000.—)

Vor der Schlacht bei Roßbach an Voltaire. Nach 11⁄3 gelöschten Zeilen fährt Friedrich fort: „je suis jusqu’ici ausi tranquile que vous m’avéz vû autrefois a Sansouci, je Lisais Sadie a L’abé, et je crois que L’enchainement bizare des Causes Secondes ne doit pas troublér L’esprit d’un homme qui pense avec fermeté je suis homme il sufit et né pour La soufrance aux riguers du Destine j’opose ma Constance mais avec ces sentimens je suis bien eloigné de Condamnér Caton ou L’Empereur

Otan, dont le derniér n’a eu de beau moment ensa Vie que Celui de Sa mort: il faut Combatre pour sa patrie et jurir pour Elle si on la peut Sauvér, et si on ne le peut pas il est honteux de Luy survivre. je me trouve dans le Cas ou Seroit un honete Citoyein Contre Lequel La beinvillér Cartouche et le Roy Nocturne auroient Conspiré il faut si le poison Manque que le fér reusisse

Si la fortune me tourne le dos, et que lon m’ecrase selon le terme favori des politiques d’aujourd’huy me chute ne vous fournira pas seulment un bon sujet de tragedie, cet Evenement funeste ne Servira qu’a multiplyér Le Catalogue de la Mechansteté et de La perfidie de Cet Espesse d’hommes ou de femes qui gouvernent Les peuples … de L’Europe dans un Siecle ou un petit particuillér serait roué tout vif pour avoir fait la Centieme partie du Mal que les Maitres de la Terre Comitent Impunemant. j’en dirais trop si je Continuais d’ecrire, adieu / vous auréz bientot de Mes Nouveles bonnes ou Mauvaisses …“

Die siegreiche Schlacht bei Roßbach am 5. November stellt einen der Wendepunkte im Siebenjährigen Krieg dar und brachte einen großen Prestigegewinn für Preußen; die Reichsarmee und die Franzosen verloren nahezu ein Viertel ihrer Truppen.

232
Vgl. „Oeuvres de Frédéric le Grand“, hrsg. v. J. D. E. Preuss, Band 23 Nr. 338.

440* Urkunde m. U. Potsdam 27.V.1764. 7 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel über schwarz-weißer Seidenschnur. Leicht gebräunt. Geheftet. (600.—)

„Bestallung und Instruction für den Reichel als Rent-Meister bey der Extraordinarien-Casse“ (Regest). Die 9 Punkte umfassende „Instruction“ umfasst u. a.:

„…  4) Muß der Rent-Meister Reichel alle Monath einen summarischen Extract von der gantzen Einnahme und Ausgabe und überdem bey jedem Departement eine Balance von deßen Dispositions-Quanto übergeben …

7) Muß der Rent-Meister Reichel auch wegen der Potsdamschen Bett-Gelder, Preußischen ColonistenGelder, und aller übrigen … richtige Bücher und Rechnungen führen …

9) Wenn das Jahr zu Ende ist, so muß er die Rechnung sofort schließen, selbige nach der bisherigen Form einrichten, bey der Ober-Rechen-Kammer zum Durchlegen übergeben und sodann mit gehörigen Quitungen justificiren …“

441* E. Br. m. U.

O. O., verso alt von fremder Hand datiert 20.XI.1769.

2⁄3 S. 4o. Minimale Läsuren. Kleiner Stempel („S“) in der rechten oberen Ecke. (2.500.—)

Neujahrswünsche für eine seiner Schwestern. – 1769 lebten noch vier seiner ehemals sieben Schwestern.

„Ma tres chere Soeur.

J’espere dans peu de Vous Souhaitér moy meme La bonne Année, et de Vous dire une partie des voeux que je fais pour Votre Conservation et pour Votre Contentement, et quoi que je ne puisse pas Epuisér cette Matiere je me flate que Vous Vous en reposserai sur Les Sentiments de mon coeur, etant avec Le plus tendre atachement Le Zele et la plus haute Consideration

Ma treschere Soeur

Votre fidele frere et Serviteur

Federic“

IV. GESCHICHTE 233

IV. GESCHICHTE

(Friedrich II.)

442* Br. m. U. Berlin 6.IV.1770. 11⁄2 S. folio. Kleiner Randeinriss (alt ausgebessert). (600.—)

„An den landGrafen von Heßen Darmstadt“ (Friedrich II.), die Begleichung einer jahrzehntealten Schuld anmahnend. Die Witwe des „Müntz-Meisters Küster“ hatte sich an den König gewandt, damit die aus dem Jahr 1742 stammende „Forderung von 16130fl befriediget werden möge“.

„… Ich habe daher kein Bedencken getragen, dem wehmütigen Gesuche … statt zu geben, und EW: Durchl[auch]t hierdurch freundvetterlich zu ersuchen, daß Sie die Verfügung zu treffen belieben wollen, damit die Supplicantin auf das baldigste klaglos gestellet werden möge … Ich werde solches mit vielem Danck erkennen, und dagegen jede Gelegenheit zu angenehmen GefälligkeitsErweisungen mit dem größten Vergnügen ergreifen …“

Gegengezeichnet von den Ministern Karl Wilhelm Finck von Finckenstein und Ewald Friedrich von Hertzberg.

443 E. Br. m. U. „Federic“. O. O. u. D. (Potsdam 1773). 1⁄2 S. 4o. Doppelblatt mit umlaufendem Goldschnitt. Links unten alter Sammlervermerk. (2.500.—)

An (Henri de Catt, Friedrichs Privatsekretär und engen Vertrauten), den Ankauf von Gemälden betreffend. Für einen ihm angebotenen Correggio werde er den geforderten Preis nicht bezahlen.

„Je ferai peyér les deux Tablaux par Splitgerbér“ (das Berliner Bank- und Handelshaus Splitgerber & Daum) „faissant 900. Ducats ensemble, pour Le Corge il n’ya pas moyen de Donnér 14/m Ducats, cela est fol et exsorbitant, mais si on se Contontoit de 12/m ecus je Les peyerois, et ce seroit toujours un bel avantage pour Les Moines de pouvoir faire batir une Chapelle d’argent Heretique, si on Veut Ce prix du Corege je le peyerai Si tot, mais je ne saurois

Le Surpassér, car le reste Seroit folie …“

In einem Nachsatz fügt er an: „pour peu que Mons: d’allenbert se donne de penne il me trouvera quelque Sujet ne fusse qu’un exsé jesuite.“

„Oeuvres de Frédéric le Grand“, hrsg. v. J. D. E. Preuss, Band 24 Nr. 22.

234
„cela est fol et exsorbitant“

444* 2 Br. m. U. „Federic“. Potsdam 18.V. und 13.VIII.1774. 1⁄4 und 1⁄2 S. 4o. (800.—)

An verschiedene Adressaten, das Erbe des am 3. Mai verstorbenen Generals Heinrich August de la Motte Fouqué betreffend.

18. Mai. An dessen Sohn und Erben Heinrich August Karl de la Motte Fouqué de Thonnaiboutonne in Brandenburg, den Vater des Dichters, der das Testament zu öffnen wünschte. „…  Mes loix et Constitutions exigent, que celleci se fasse, par la même Justice, ou le testament a été deposé, de sorte que malgré toute Ma bonne volonté, Je ne puis pas déférer à vôtre demande …“

13. August. An Friedrich August von Braunschweig-Lüneburg-Oels, einen in seinen Diensten stehenden Neffen, dem er nach dem Tod des Generals dessen Präbende als Domprobst in Brandenburg verliehen hatte und dem er zum Verkauf rät. „… Je suis un peu embarassé, que Vous conseiller sur le parti à prendre par rapport à la prebende en question. Je conviens, que Vous en pourrés avoir avec le tems peutêtre 2000. ecûs de revenuës, mais ce peutêtre me paroit beaucoup et si bien sujet à caution, que suivant Moi Vous ferés mieux de la vendre à 7000. ecûs argent de Danemarc, qui font près de 8000. ecûs argent de païs, et d’emploïer cette somme pour contenter les heretiers de Fouqué au moins pour la plus grande partie de leur pretension à la charge de vôtre Prevóté …“

An Baron Friedrich von Rohde in Berlin, der sich um die Pfründe des Majors von Frosch an der Peterund Paulskirche in Magdeburg beworben hatte.

„…  Quoique J’aye une fois agrée, que le Major de Frosch ait resigné entre vos mains sa prebende, au chapitre de St. Pierre et Paul, à Magdebourg. Je ne saurois cependant y ajouter encore, Les benefices, que vous venes Me demander … Les uns & les autres sont contraires aux statuts; et ce n’est que dans des cas, ou le bien de Mon service ou d’autres considerations importantes l’exigent, que J’en dispense. Sur ce Je prie Dieu, qu’Il vous ait, Mr. le Baron de Rohde, en sa sainte & digne garde …“

446* Br. m. U. „Federic“ und dreizeiliger e. Nachschrift. Potsdam 6.VIII.1785. 1⁄4 S. 4o. Kleiner Fleck. Montagereste auf der unbeschriebenen 4. Seite des Doppelbogens. (1.200.—)

„A la Veuve, du General (Hans-Friedrich) de Krusemarck, née d’Ingersleben à Berlin“ (Regest).

„Vous trouverés ci joint 800. Ecus, en payement de l’antique en jaspe representant la dont vous faites mention dans votre lettre …“

Unter seiner Unterschrift fügt der König entschuldigend hinzu: „je Vous demande Pardon Madame de ce que je m’aquite[?] si tard de cette Depte n’en accusséz que mon Ignorance“.

447 FRIEDRICH WILHELM II., König, 1744 – 1797. E. Br. m. U. Berlin 29.I.1792. 1⁄4 S. 4o. (250.—)

An Generalleutnant Graf Kalckreuth, den späteren Feldmarschall.

„… Ich habe dem Major v. Platen, vom Regiment von Usedom, die Erlaubniß ertheilt, sich mit der Fräulein von Schorlemmer zu verheyrathen, und annoch bis zu Ende des künftigen Monaths mit Urlaub in der hiesigen Gegend zu verbleiben …“

Kalckreuth leitete im nächsten Jahr die Belagerung von Mainz.

IV. GESCHICHTE 235
445 Br. m. U. „Federic“. Potsdam 4.IX.1780. 1⁄6 S. 4o (400.—)

IV. GESCHICHTE

(Friedrich Wilhelm II.)

448* Br. m. U. „FrdWilhelm“. Berlin 2.VII.1792. 1 S. folio. Ränder etwas gebräunt und eingerissen. (300.—)

An Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen wegen dessen „Entschließungen … auf die Eröfnungen des Grafen von Soden, die Creis-Association und die gemeinsame Sicherstellung des Reichs betreffend Nach der gegenwärtigen Lage der Sache aber trage Ich nun deswillen Gedencken, der angebotenen zu 11⁄2 simplo anzunehmen, da Ich in Absicht der von Seiten des Reichs und der vorderen Creise zu nehmenden Maaßregeln demjenigen nicht vorgreifen kann noch will, was auf dem Reichstage und der Kreisversammlung nach vollbrachter Kaisermacht beschloßen werden durfte …“

Julius Graf von Soden war kurz zuvor als Kreis-Directorial-Gesandter und preußischer Minister an den Höfen und bei den Ständen des fränkischen Kreises in preußische Dienste übergetreten.

449* LOUIS FERDINAND, Prinz, Vetter König Friedrich Wilhelms II.; preußischer General, Komponist, 1772 – 1806 (bei Saalfeld gefallen). E. Br. m. U. „Louis PvPreussen“. Frankfurt a. M. 4.XII.1794. 1⁄2 S. 4o. Schwach fleckig. Am Unterrand biographische Daten von fremder Hand. (800.—)

„Da mir der Proviant Commissair Voigt schon langst bekannt und recommandirt worden ist, so hatt sich selbiger an mich gewandt um durch mein für wort die Ihnen zu zahlende Forderungen an das Königl. Preussische Proviant Amt zu erlangen. Dieses habe Ich ihm um so weniger abschlagen konnen da er Jetzo im Begriff ist Geschäfte und Liefferungen für mich zu übernehmen welche mich selbst angehen. Ich ersuche daher ein Lobliches Proviant Amt selbigen zufrieden zu stellen und sich meiner Erkenntlichkeit versichert zu halten …“

Eigenhändig sehr selten.

450 FRIEDRICH WILHELM III., König, 1770 – 1840. Br. m. U. Breslau 8.III.1813. 1⁄2 S. gr.-4o. Etwas gebräunt. Einrisse am linken Rand. (350.—)

Vom Beginn der Befreiungskriege an General August von Preußen mit dem Bescheid, dass „Major von Blumenstein … bei den unter die Befehle des Generalmajors v. Schuler gestellten Truppen Dienste zu leisten“ habe. Darunter eigenh. Glückwünsche des Prinzen (4 Zeilen m. U.) an Blumenstein, der ebenfalls gegengezeichnet hat.

Am 4. März waren die verbündeten russischen Truppen in Berlin eingezogen. Am 17. März erklärte Preußen Frankreich den Krieg und Friedrich Wilhelm unterzeichnete den Aufruf „An mein Volk“.

451* Urkunde m. U. Berlin 12.X.1817. 3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel über schwarz-weißer Heftschnur (defekt). Leicht gebräunt. Moderne Lochung ausgebessert. (300.—)

„Bestallung als Justiz-Rath für den Land und Stadtgerichts-Assessor Carl Wilhelm Grosse zu Naumburg“ (Regest).

Mit Gegenzeichnung von Staatskanzler Karl August von Hardenberg und Staatsminister Friedrich Leopold von Kircheisen.

Beiliegend über 20 amtliche Schriftstücke, die Familie Grosse betreffend (überwiegend 19. Jahrhundert).

236

452* LUISE, Königin, Gemahlin Friedrich Wilhelms III., geb. Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, 1776 – 1810. Br. m. U. „Luise / Königin von Preußen.“ Berlin 23.XII.1803. 1⁄2 S. 4o. Vereinzelt leicht braunfleckig. (400.—)

An Christiane Weidener in Waltershausen bei Gotha, der die „regierende Königin“ den Erhalt einer bestellten „Stikkerey“ bestätigt.

„… und wollen Ihro Majestät, je mehr der Fleiß und die besondere Geschicklichkeit der Frau Weidener in dieser Art von Arbeit, auch Höchstdero Beyfall gefunden haben, statt der dafür geforderten 30. Thaler, eine Vergütigung von Zehen Fr:d’or in der Anlage übersenden …“

453* E. Br. m. U. Charlottenburg 21.V.1806. 1 S. 8o. Mit großem Siegel (gebrochen) und Adresse. Grünliches Papier mit blauem Rähmchen. (1.200.—)

„Pour la Duchesse“.

„… Après avoir encor une fois parlez au Roi acause de Driesen il ma dit Ja ce Ja que le bon Driesen desiroit tant. Voulez Vous bien lui faire mes plus grands remercimens pour ses lettres interressantes. Vos frères trouvent ici mes plus sincère complimens surtout le cadet, ne l’oubliez pas …“

IV. GESCHICHTE 237
Nr. 449 Nr. 453

454* WILHELM I., König, 1871 auch Deutscher Kaiser, 1797

1888. Br. m. U. „PrinzvPreußen“. Baden-Baden 25.VII.1857. 1⁄2 S. gr.-4o. (300.—)

An Major August Malotki von Trzebiatowski, Kommandeur des III. Battaillons (Sorau) des 12. Landwehrregiments.

„Ich freue Mich aus Ihrem Schreiben … ersehen zu haben, daß die Verhältnisse es gestatten, den Wehrmann Jahn an der diesjährigen Landwehrübung zu dispensiren und danke Ihnen zugleich aufrichtig für die Mir zur Geburt Meines Enkels ausgesprochenen guten Wünsche …“

Am 9. Juli war das erste Enkelkind Wilhelms geboren worden: Friedrich von Baden, Sohn seiner Tochter Prinzessin Luise, die seit 1856 mit Großherzog Friedrich I. von Baden verheiratet war.

455* Eigenh. adressierter Briefumschlag. Gr.-4o. Mit rotem Lacksiegel (preußische Königskrone). Leicht unfrisch. (200.—)

Sparumschlag: Vom König umadressierter Briefumschlag von und an Otto von Bismarck. Bismarcks eigenh. Adressierung lautete: „An des Königs Majestät / vBismarck“. Der König verwendet den Bismarckschen Text, ändert das „An“ in „Von“ und mit Hilfe einer Einfügung ergibt sich die neue Adresse: „Von des Königs Majestät / an den Ministerpräsidenten / vBismarck“.

456 FRIEDRICH WILHELM, Kronprinz, 1888 als Friedrich III. Deutscher Kaiser, 1831 – 1888. E. Br. m. U. „Friedrich Wilhelm v. Pr.“ Osborne 7.VIII.1861. 2 S. gr.-8o. Kleine Rand- und Faltenrisse. (600.—)

An einen Minister, die Krönung seines Vaters, Wilhelms I., betreffend. Nach dem Tod von Friedrich Wilhelm IV., Wilhelms Bruder, im Januar des Jahres war es wegen des Ortes und des Ablaufs der Krönung zu Streitigkeiten gekommen.

„Nach meiner Ansicht muß Königsberg bleiben, weil die Proclamation es verkündete … Gegen den 18! Januar 1862 bin ich entschieden, weil es nun des Verschiebens genug ist. Die Gesandtschaften oder Botschaften müßen sich behelfen sowohl mit Quartieren bei den Bürgern als auch mit engen Plätzen, dafür sind die Räumlichkeiten eben alt, u. früher mußte man sich auch behelfen …“

Am 18.X.1861 krönte Wilhelm sich selbst und auf eigene Kosten in Königsberg. Beiliegend 3 Portraits.

457 18 Autographen preußischer Könige. Überwiegend Br. m. U. Leicht gebräunt, mit Läsuren. (1.600.—)

Friedrich I. (8; Berlin 1684 – 1711), Friedrich Wilhelm I. (4; Berlin 1718 – 1733), Friedrich II. („Concession. Vor Anton Stüber die Güther Altmannsdorff und Dürr-Kuntzendorff auf seine Lebenszeit zu besitzen“, Berlin 1751), Friedrich Wilhelm III. (Berlin 1837), Wilhelm I. (o. O. 1876 und o. J.) und Friedrich III. (o. O. 1871 und 1874).

Beiliegend 1 Br. m. U. von Luise Henriette von Oranien (Berlin 1664), 3 Br. m. U. von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (Cleve und Moßin 1648 – 1882) u. a.

GESCHICHTE 238
IV.
„früher mußte man sich auch behelfen“

458 4 Urkunden m. U. preußischer Könige. Mit Prägesiegeln. Leicht gebräunt, kleinere Läsuren. (350.—)

Wilhelm I. (2; Berlin 1871/84: Ernennungen zum Rechnungs- bzw. Geheimen Rechnungs-Rat für den Buchhalter A.G.L. Seeling in Berlin) und Wilhelm II. (2; Berlin 1891 und Prökelwitz 1894: Ordenverleihungen für Seeling).

459 3 Autographen preußischer Könige, Angelegenheiten der geldrischen Familie de Freneau (u. a. Wilhelm Adrian de Freneau) betreffend. (1.200.—)

1) Friedrich I.: Urkunde m. U., „Honslaerdyck“ (Huis Honselaarsdijk) 12.VI.1711, 4 S. folio, mit papiergedecktem Siegel, an schwarz-silberner Schnur geheftet; „Der Commissarius Freneau soll die Marche im Geldrischen und Reichnbergischen respiciren“ (Regest). De Freneau solle bei allen durchziehenden Truppen „jedes mahl zugegen seyn, dieselbe des negsten weges führen, und dabey vornehmlich auf die Conservation und Erleichterung Unserer Einwohner und Unterthanen sein Augenmerck richten“,

2) Friedrich Wilhelm I.: Urkunde m. U., Berlin 20.IV.1717, 5 S. folio, mit papiergedecktem Siegel, mit schwarz-weisser Schnur geheftet; „Bestallung Vor Wilh. Adrian Freneau, als extraordinair JustitzRath zu Geldern“ (Regest),

3) Friedrich II.: Br. m. U., Potsdam 26 XII.1749, 1⁄2 S. 4o, mit gesiegeltem Umschlag; „Au Commissaire des Marches du Pays de Gueldern de Freneau“ (Regest). Der König genehmigt das Gesuch de Freneaus „en consideration du Mariage que son fils est sur le point de faire …, qu’il puisse se démettre de sa charge de commission des Marches en faveur de son dit fils“.

460 RADETZKY, Joseph Wenzel Graf von, österreichischer Feldmarschall, 1766 – 1858. E. Br. m. U. „Dein alter Radetzky“. Verona 6.X.1839. 1 S. gr.-8o. Kleiner Faltenriss. (200.—)

Als Kommandeur der österreichischen Truppen in Oberitalien an „Lieber Freünd!“, dem er „die Pläne u. Dispositionen jener Waffen Übungen“ sendet, welche in wenigen Tagen „am Mincio … vollbracht werden“.

„… Als unser treüer freündschaftlicher Nachbahr hätten wir sehr gewunschen, Dich in unserer Mitte zu verehren. Dem Gerücht zu folge solst Du uns noch näher kommen, stimt es mit Deinen Wünschen überein, so freüe ich mich herzlichst …“

461 E. Br. m. U. O. O. 20.XI.1850. 1 S. 4o. Kleine Rand- und Faltenrisse ausgebessert. (250.—)

An den Sektionsrat Franz von Stock, der sich um eine Stelle in Wien beworben hatte.

„…  nachdem aber Ihr Würken bei der activen Armée von uns allen gewünscht würde, so könte die Gehalts Vermehrung ohne Anstand, aber nicht die Benennung erfolgen …“

IV. GESCHICHTE 239

IV. GESCHICHTE

462 RATHENAU, Walther, Industrieller und Politiker; Reichsaußenminister, 1867 – 1922 (ermordet). 3 Br. m. U. Bitterfeld und Berlin 10., 17. und 24.XI.1900. 4 S. 8o und 1 S. gr.-4o. Mit Briefköpfen „Elektrochemische Werke“ und „Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft“. Mit zahlreichen Bearbeitungsvermerken. Einige kleinere Läsuren. (250.—)

An den Industriellen Franz Oppenheim von der Agfa in Berlin, Verhandlungen mit der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron betreffend.

10. November. Diese „hat sich vor einigen Tagen an das Kohlenwerk mit der Bitte um Erhöhung des vorläufig zu liefernden vertraglichen Kohlenquantums von 1 600 Kübeln gewandt und sich bereit erklärt, für das Mehrquantum einen Ueberpreis zu bewilligen“. Rathenau bittet Oppenheim, „obigen Antrag zu befürworten“ und fügt eigenhändig in einem Nachsatz hinzu: „Elektron hat sich inzwischen mit dem Vertrage einverstanden erklärt. Ich lasse Ihnen Montag die Ex[em]pl[are] zur Unterschrift zugehen …“

17. November. Nach sich ergebenden Schwierigkeiten. „… Ich glaube bestimmt, dass es auch Ihr Wunsch nur sein wird, unsere angenehmen geschäftlichen Beziehungen auch auf die Chemische Fabrik Griesheim-Elektron zu übertragen und wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie die Wünsche obiger Gesellschaft möglichst befürworten würden. Bezüglich des Mehrpreises bin ich der Ansicht, dass derselbe sehr hoch gegriffen ist …“

463 REAGAN, Ronald, der 40. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, 1911 – 2004. Br. m. U. Los Angeles 11.IX.1980. 1 S. kl.-folio. Am Unterrand der gedruckte Zusatz „Reagan for President …“. Leicht fleckig. (400.—)

An Ewald Junge in London, „The White House / Regent’s Park“.

„…  Thank you very much for your letter. I appreciate your thoughtfulness in writing to share your suggestions, and I will study them carefully …“ Wenige Wochen vor seiner ersten Wahl zum Präsidenten geschrieben.

464* REFORMATION. – BLARER (Blaurer), Ambrosius, evangelischer Theologe und Kirchenliederdichter; „der Reformator Württembergs“, 1492 – 1564. Isny („ysne“) 3.VIII.1538.

1⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Kleine Rand- und Faltenschäden. (1.200.—)

Wenige Wochen nach seiner ungnädigen Entlassung durch Herzog Ulrich von Württemberg an Bürgermeister und Rat der Stadt Memmingen (oder die Kirchenoberen dort?), die sich mit einer Bitte an ihn gewandt hatten. Im Jahr 1528, zu Beginn seines Wirkens im Württembergischen, hatte Blarer die Kirchenreformation in der Stadt betrieben.

„…  E[wer] E[hr]w[ürden] schreiben hab ich empfangen ouch seines inhalts mitt sonderm danck vernommen, so ich spire meiner vorgehapten müh unnd arbait bey E E w kerchen noch nitt vergessen sein. Demnach … bin ich ewer w. gunstigem beger sovyl mehr genaigt, wa es der Herr gnedegklich schicken wil … E E w. in allweg frenntlich unnd dienstlich wohlgefallen zubeweysen byn ich ongespornts fleyss allerding zuvoran berait …“

240

An Graf Philipp IV. von HanauLichtenberg („ Wolgeporner Gnediger Her“), der ihn um die Aufnahme von Zöglingen in das Kollegiatstift der Thomaskirche gebeten hatte.

„…  E[uer] g[naden] brief hab ich empfangen und alles inhalts verlesen, auch Franciscum Itmann lassen Examiniren, und von wegen E g. furbitt in das wilhelmer kloster aufgenommen, der hofnüng er solle die Geordnetten leges … halten und sich erbar und frumlich halten und seinen nütz im studiren schaffen, will ich yn auch so er sich als ich hof recht und wol haltet, neben andern frummen knaben, deren ich bei viertzig diser zeit hab, in gunstigem bevelch haben. Dieweil aber E g. noch einen hat den sie auch gedecht in diße zall zu befurdern, fuge E g. ich ganz untertheniglich zu wissen Das von wegen der betrubten zeit und allerhand umbstenden die sachen sich also zutragen, das es müge haben würt, benannte XL knaben furter zu erhalten, und ich in sorgen stand das vileicht in kurzer zeit ich musse etlich faren lassen, Dan zur unterhaltung etliche gefell in abgang kumen … Jedoch E g. zu underthenigem gefallen, will ich auch des andern halben E g. furbit nit in vergeß stellen …“ – Das „wilhelmer kloster“: Bischof Wilhelm I. von Straßburg hatte im Jahr 1031 das Schottenkloster zum heiligen Thomas in ein weltliches Kollegiatstift umgewandelt.

Auf der dritten Seite des Doppelblattes eine ganzseitige Nachschrift mit neuesten Nachrichten („Zeitungen“): „Das die keis. Myt.“ (Kaiser Karl V.) „diß wynacht soll zu Bruxel pleiben und man achtet erst auf liechtmeß gen Speier zu kumen. Als nest der groß wind gewesen ist der Bapst gestorben und zur Hellen gefaren, wiewol er aber ein stathalter Chri[sti] hort man noch nit das er gen himel aufgfahren sey…“ – Der verhasste Papst Paul III. war am 10. November gestorben; Aussicht auf die Nachfolge habe der von Heinrich VIII. verfolgte englische Kardinal Reginald Pole, „damit Engelland deß eher gestrabatet werde“. Am Schluss über kirchenpolitische Entwicklungen in Straßburg – „Got erbarme sich seiner armen kirchen Amen“.

Nach dem im Vorjahr erlassenen Augsburger Interim hatte Hedio sein Amt als Münsterprediger verloren (weil er ich weigerte, das Chorhemd anzulegen) und predigte nur noch in der den Evangelischen überlassenen Kirche des ehemaligen Dominikanerklosters.

IV. GESCHICHTE 241
465* HEDIO, Kaspar, Historiker, protestantischer Theologe und Reformator, 1494 – 1552. E. Br. m. U. Straßburg 10.XII.1549. 2 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. (2.000.—)

466* JONAS, Justus, d.Ä., Jurist, Humanist, protestantischer Theologe, Reformator, und Kirchenlieddichter; Freund Luthers 1493 – 1555. Br. m. U. und mehrzeiger e. Empfehlungsformel sowie e. Datum. O. O., „sontag nach magdalenae“ (24.VII.) 1552. 8 S. folio. (3.000.—)

Inhaltsreicher Brief an Herzog Johann Ernst I. von Sachsen-Coburg, der von ihm ein Gutachten („bedenckenn oder Judicium“) über ein „buchlein“ des – Jonas im Streit um die lutherische Orthodoxie nahestehenden – Theologen Caspar Aquila (1488 – 1560) wünschte. Ehe er erklärt, weshalb ihm die Schrift „gefellet“ (gemeint ist vermutlich die „Getreue Unterweisung für die jungen Priester“ von 1550), klagt Jonas über über die Last vieler drückender Aufgaben, die er in seinem fortgeschrittenenen Alter stärker spüre als in jüngeren Jahren.

„… Ich bin itz under in etlicher arbeitt ausm Deudschenn etwas nutzlichs ins Latin zuverdolmetschenn der andern Nation halbenn so deudsch nichtt verstehen Derwegenn ich Gnediger F[ürst] und Her nebenn predigenn und ander kirchen arbeit nichtt so viell zeitt habe. Ob ich woll altt mitt Jaren beladen und nitt so frisch und vermugendtt als von X, XV jarenn. Doch so uber diße mein schreibenn weitter ett was nott, will ich Gernn Unterthaniglich weitter E. F. G. mein bedencken zuschreibenn oder gelegener zeitt mundtlich vormeldenn, was denselben heupttartickell belangtt G F und Herr sol von Christlichen pfarhern vleißigk gehaltenn werdenn, die Regell so der herr Christus setzt Mathei am xviij cap. mitt iren Gradibus, Ehe … imants mitt namen uffm predigstull genentt oder mitt kentlichen umbstenden oder farben abgemalett und contrafeitt wirdt welchs ebenn so viell ist als mitt namen nennenn.

In Maßenn aber wie E. F. G. oder ander Magistratt nitt sollen Gestaten aus privaten Affecten, aus gefasten unwiln oder neidtt uffm predigstuell imants etwa anzutastenn Also soll auch nimants zugesehen werdenn das er vom predigamptt aus verbitterungk gifftige schmehwortt oder Rede treibe. Dan gott meldett in den propheten das er die prediger will geehrett haben, und das er sie … durch sein heiligen Engell Mahanaim geleitten will und in seinen schutz und schirm allezeitt habenn …

Es ist woll wahr, man soll … nitt dazu eilen imants uffm predigstuel offenttlich mitt dem Namen, ohne rechten christlichen gotlichen unverdechtigenn Eyffer zu nennen, wan aber wider wucher Ehebruch, verachtung des predigampts oder der prediger und lerer offenttlich wirdtt gepredigett und etliche personn so gantz offenttlich, unbußfertig, trotzigk sinndt dieselbige laster ohne uffhorenn zuweilenn, das ein kindt von Sieben Jarenn mercken konnt, itz ist der N.N. der man die fraw troffen, do soll diße meßigung (vom nitt nennen) nitt so enge gespantt werdenn …“

Im Folgenden gibt Jonas etliche einschlägige Zitate aus kanonischen Schriften wieder, darunter jene Stelle aus der Oratio des hl. Ambrosius auf Kaiser Theodosius I., die auch Luther in seinen Notizen zitiert (siehe die folgende Kalalognummer).

242
IV. GESCHICHTE

Notizblatt von Luthers Schreibtisch

467 LUTHER, Martin, Reformator, 1483 – 1546. E. Schriftstück mit Namen („Lutherus“) im Text. O. O. u. D. 1 S. quer-8o (ca. 8,0 × 13,5 cm). Linkes oberes Eckchen fehlt, 5 kleine Löcher. Am Oberrand etwas berieben. Kleine Papierdefekte fachgerecht hinterlegt. (40.000.—)

Notizen unterschiedlichster Art, zu Beginn ein Zitat aus der Oratio des Ambrosius von Mailand auf Kaiser Theodosius I. (Zeilen 1 bis 3), am Schluss zur Übersetzung einer Stelle im 2. Buch der Könige. Einen besonderen Hinweis verdienen die Zeilen 6 bis 8, die sich auf das Trinkglas beziehen, das Luther bei seinem letzten Aufenthalt in Halle seinem Freund und Mitstreiter Justus Jonas schenkte.

1 „[Nihil] popularius et amabilius est in principe quam libertatem dicen-

2 dae sententiae amare. Nihil sacerdoti turpius, quam non audere,

3 quod sentiat dicere.

4 Laus eius in Ecclesia Sanctorum“ (Psalm 149, „Cantate Domino“);

5 „Non moriar sed vivam, et narrabo opera Do[mini]“ (von Luther vertonte Zeilen aus Psalm 118);

6 „Es gab ein glas eim andern glas. Rat was ist das.

7 Dat vitrum vitro Jone vitrum ipse Lutherus

8 Ut fragili similem vitro se noscat uterque.“ („Ein Glas schenkt Luther, der selbst wie Glas, dem Jonas, der auch wie Glas, damit beide erkennen mögen, daß sie, dem Glase ähnlich, zerbrechlich sind.“ – Übers. C.Chr.L. Franke, 1841)

9 „Am. 219 blat: ynn der 40. riege

10 Lies also. Im eingang des HERRN hause

11 an der Capellen Camer (Gazophylacio)

12 Nethan Melech“.

Auf der Rückseite ein nicht zugehöriger lateinischer Text von fremder Hand (Bittschrift); dazu ein Umschlag mit mehrzeiligem Vermerk eines Vorbesitzers des 17. Jahrhunderts (Hasselmann), datiert Kopenhagen 1683 („…  D. Luthers wahrhaftige handschrift …“), sowie ein weiterer Umschlag mit Provenienzen bis 1819 („…  1785. Von Mad.me Boehme née Eichholtz in Stolberg erhalten / 1807 d 30t. 8ber aus den Hinterlassenschaften des H. Lemberg in Cöln angekauft … / In der Versteigerung des … erstanden …“).

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff. Sehr selten.

IV. GESCHICHTE 243

468* SELNECKER, Nikolaus, protestantischer Theologe, Reformator, Kirchenliederdichter und -komponist, 1530 – 1592. E. Br. m. U. Dresden, „idib VIIbris“ (13.IX.)1564. 1 S. folio. Mit Siegelrest und Adresse. Feuchtigkeitsschaden am Oberrand alt hinterlegt. (1.200.—)

An den Nürnberger Patrizier Hieronymus Baumgartner („Magnifice Vir, patrone reverenter colende“). Selnecker dankt „pro colloquio et consilio“ im Zusammenhang mit seinem „Psalter Davids“, der im folgenden Jahr in seiner Heimatstadt Nürnberg erschien.

„… Sunt autem res meae in priori statu, satis perturbato, quamvis me ipsum consolari possim illo Davidico Sigaion. Cupio discedere, discessionem impetrare non possum: cupio autem cum gratia, ut vocant, discedere: quod si impetravero, etsi alibi esse et vivere mihi liceret, tamen abhorrens ab aulis, in patriam me recipiam, bona spe, me ipsi aliquo modo inserviturum esse. Caeterum Senatui Ampliss. tertiam psalterij mei partem dedicavi, quae si absoluta, et oblata fuerit, humiliter rogo et obspero, ut Vestra M[agnificentia] sua autoritate et intercessione, quae merito pluris est, quam universa mea inscriptio et opera, opus commendet, ut sit acceptum …“

„wo die welt lenger steen solt“

469* SPALATIN, Georg, eigentlich Burckhardt, Theologe und historischer Schriftsteller; Freund Luthers und Förderer der Reformation, 1484 – 1545. E. Br. m. U. O. O. „Sonnabends nach Epiphanie“ (7.I.)1537. 1 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. Kleiner Defekt an der Siegelstelle alt hinterlegt. (2.000.—)

An Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen, seinen ehemaligen Schüler, die bessere Bezahlung eines armen Landpfarrers betreffend.

„…  E[uer]Ch[ur]f[ürstliche] G[naden] … bitt ich auch unterteniglich fur den pfarrer zu B… zu gnediger betrachtung und ansehung, das er sonst ein geringes einkommen hat, Und do Elsbach und des Edelmanns zuwenden nach nechster Visitation dort zu geschlagen dorvon kommen solt mit der zeit, so kundte sich keyn pfarrer in keyn weg doselbst erhalten. So kundt mans auch schwerlich weil es geteylte lehen der Edelleut sind anderswohin zu eyner andern pfarr verleiben und incorporiren. Do aber der pfarrer mit einer Jerlichen zulage gewolffen wurd so mochte sich ein pfarrer do zimlich erhalten.

Als sich auch die sachen anlassen, wo die welt lenger steen solt, so wirt man Je lenger Je mer geschickter und gelerter leut bedurffen. Gott der Allmechtige gebe E Chf Gn in diesem und allem andern nach seinem lieben heiligen willen zuthun …“

Seit 1526 wirkte Spalatin als Kirchenvisitator am Aufbau der kursächsischen Landeskirche und bemühte sich immer wieder mit Eingaben an den Kurfürsten um eine Verbesserung der Lage von Pfarrern, die unter dem Patronat adliger Grundherren ein kümmerliches Leben fristeten.

Aus der Sammlung Künzel.

244
IV. GESCHICHTE

Unterteniger gehorsamer

G. Spalatinus“. O. O., „Montags nach Sant Pauls bekerung“ (27.I.)1538. 1 S. folio. Mit Siegelrest und Adresse. Kleiner Randdefekt alt hinterlegt. (1.200.—)

Ebenfalls an Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen, den er bei Übersendung eines Visitationsberichts um eine Gehaltszulage für den Pfarrer Johann Kriebstein in Threna, Amt Grimma („Drenaw inn Grim“) bittet.

„…  Und ist wahr, das diese clag … ein gute weil gewert, hab auch vil mittel und weg gesucht, Ob derselben in ander weg, den durch zulage mocht geholffen werdenn, Auch … finde ich mit claren wortenn, das dieser itziger pfarrer, Johann Kribstein, in der lehr nicht ubel bericht befunden, Derhalbenn an Eur Churf. Gn. mein untertenig bitt ist, E. Churf. Gn. wollen diesem armen pfarrlehen ein gnedige Jerliche zulage, es sein zehen oder zwolff gulden uffs wenigst anschaffen, biß unser lieber Gott … dise grosse hohe sachen weiter bringe, Dann es sindt doch wenig leut auff erden, denen Gottes und der Kirchen sachen zu hertzen gehet …“

Aus der Sammlung Künzel.

IV. GESCHICHTE 245
470* Br. m. U.u. E. „E[uer] Ch[urfür]st[lich[e]n Gnad[en] Nr. 469

An einen Klienten, Abbé Toques, über die ungewissen Aussichten eines Prozesses.

„…  d’un coté je ne trouve pas votre cause assez depourvue de moiens, pour sacrifier absolument vos prétentions sans aucune reserve et sans aucune dedommagement; de l’autre je ne la regarde pas assez evidente, pour vous donner le conseil de la soutenir. ce qui redouble mon incertitude; c’est que l’on plaide dans ce moment mème au conseil d’artois une cause qui a beaucoup de rapports avec la votre, et ou le vent du bureau ne paroit pas contraire à celui qui soutient votre systeme …“ – Es folgt eine ausführliche Darstellung der Rechtslage.

„cependant les choses me paroissent dans un état d’equilibre tel que je ne veux point me charger de faire pancher la balance; je vous prie donc … de vouloir bien prendre le soin vous même et de me declarer définitivement si votre intention est de soutenir le procès ou de renoncer à vos prétentions. je vous observe que dans le premier cas, il me paroit indîspensable de reitérer votre prise de possession …“ Sehr selten, besonders aus so früher Zeit.

472 ROCKEFELLER, John Davison, Industrieller, der „Petroleumkönig“, 1839 – 1937. Wertpapier mit eigenh. Namenszug „John D. Rockefeller“ auf der Rückseite. New York

1.VII.1891. 2 S. quer-schmal-folio. Mit gestochener Ansicht eines Lockschuppens am Kopf. Linker Rand leimfleckig. Durch mehrmalige Lochung entwertet. (600.—)

Aktie Nr. 0786 der „Missouri, Kansas and Texas Railway Company“ über 100 Dollar, auf seinen Namen ausgestellt.

246
IV. GESCHICHTE
471 ROBESPIERRE, Maximilien de, französischer Revolutionär, 1758 – 1794. E. Br. m. U. „de Robespierre“. Arras 24.VIII.1783. 3 S. 4o. Unregelmäßig gebräunt. Läsuren (zum größten Teil ausgebessert). (6.000.—)

473 RÖMISCH-DEUTSCHE KAISER. – MAXIMILIAN II., 1527 – 1576. Br. m. U. Wien 29.V.1567. 1 S. quer-folio. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas fleckig. Kleine Rand- und Faltenschäden ausgebessert. (300.—)

An Bürgermeister, Richter und Rat einer Stadt, die um deren Befestigung gebeten hatten. „… Fuegen Euch hierauf gnedigist zuvernemben, daß wir auf Eur unnderthenig schreiben sambt derselben eingeleibten artickhln mit aller muglichen Hilff unndt fürderung gnediglich bedacht seyn wöllen …“

474 RUDOLF II., Sohn Kaiser Maximilians II., 1552 – 1612. Br. m. U. Prag 25.X.1593. 2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht gebräunt, etwas fleckig. An den Rändern scharf beschnitten. Kleines Loch im Text. (350.—)

An Friedrich von Tschirnhaus, „Haubtman zu Gorlitz“, mit dem Befehl, das kaiserliche Urteil in einer Erbschaftsangelegenheit abzuwarten.

Der „Convent des Stiffts Und Jungfraw Closters Marienthal “ hatte sich beschwert, der Hauptmann habe „auf weylandt Jacoben Schachtmanns hinderlassener Erben Verordeneter Vormunden anhalten, ohne Ire genuegsame Verhör ein Abschiedt ergehen lassen, DarInnen dem Stifft die Erbgerichte Bierfahrt[?] Und anders, auff Iren im Dorf Markersdorff habenden Unnderthanen, ab: Und dem gegenthail Zuerkhannet“. Der Kaiser befiehlt, „das du mit der Execution solches deines Abschiedts bis auf weitern beschaidt still haltest, Und in diesem fall nichts attentirest“.

475 FERDINAND II., 1578 – 1637. Gedruckte Urkunde m. U. Prag 26.X.1627. 1 S. imp.-4o. Mit papiergedecktem Siegel und großer Holzschnitt-Initiale. Kleinere Faltenschäden. Gerahmt. (350.—)

Kaiserliches Edikt an die Fürsten und Stände des niedersächsischen Kreises, das die Wahl König Christians IV. von Dänemark zum „Craiß Obristen“ – und damit zum Führer der Protestanten – „für ungültig und gantz uncrefftig“ erklärt.

Der Kaiser erinnert daran, dass seine Friedensvorschläge „von beeder Churfürsten zu Sachsen und Brandenburgs“ angenommen worden seien und fordert die „übel verfürten Fürsten und Craises Stende“ auf, sich den „fundamental Gesätzen“ des Reichs zu unterwerfen und die „mit frembden Confoederanten vorher lengstgemachte Conspiration und geschlossene Liga“ zu verlassen. Drastisch warnt er vor einer Fortsetzung des Krieges – der Gegner habe sich nach seinen letzten Niederlagen „gar mit Barbarn, Türcken und Haiden zu unsterblichem spott der redlichen Teütschen Nation ze conjugiren gelusten lassen“ und habe „Mitglider … N. Sachsischen Craises … mit Fewer und Schwerdt verfolgt und so gar (welches bey Christen nie erhört worden) Brandtmaister und Mordtbrenner außgeschickt, vil schöne Stätt, Märckt und Dörffer in Asche legen lassen“.

IV. GESCHICHTE 247

476 KARL VI., als Karl III. König von Spanien, 1685 – 1740. Gedruckte Urkunde m. U. (mit Goldstaub gelöscht). Wien 8.VIII.1712. 1 S. quer-imp.-folio. Mit großer W-Initiale am Kopf sowie papiergedecktem Siegel. (250.—)

Mandat für die Überprüfung von Privilegien, die durch seinen Bruder und Vorgänger Kaiser Joseph I. „allen und jeden / Geist- und Weltlichen / was Würden / Stands und Weesens die in Unserm Großhertzogthumb Oesterreich … wohnhaft seyend“ vergeben worden waren.

Der Kaiser behält sich vor, die Privilegien wegen der „in Publico als Privato etwo geänderten Zeiten … entweder von neuem einrichten / minderen / mehren / oder auch nach Befund und Beschaffenheit der Sachen / gar aufheben zu lassen“. Man habe drei Monate Zeit, die notwendigen Unterlagen „zu Handen Unserer Oesterreichischen geheimbden Hof-Cantzley in authentica forma“ einzureichen.

Karl VI. war nach dem Tod seines Bruders im Dezember des Vorjahres in Frankfurt a. M. zum Kaiser gekrönt worden.

Mit Gegenzeichnung von Johann Friedrich von Seilern.

Beiliegend ein Br. m. U. an Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen-Meiningen mit Dank für Neujahrswünsche: „…  Also leben wir auch der guten Hoffnung, daß der allerhöchste denselben erhören, und D[ein]e l[ieb]den ebenfallß dieses und Viele folgende Jahre bey allem erspriesslichen Wohlergehen, und Beständiger Gesundheit erhalten Werde …“ (Wien 17.II.1730, vereinzelt Läsuren).

477 FRANZ I., Begründer des Hauses Habsburg-Lothringen, Gemahl Maria Theresias, 1708

1765. Urkunde m. U. „Franz“. Wien 11.VII.1761. 18 S. gr.-folio. Mit einer ganzseitigen Wappenmalerei in Gold, Silber und Farben. Am Fuß der kalligraphisch gestalteten ersten Seite eine Ortsansicht. Pergament. In rotem Samtband der Zeit (leicht berieben). Ohne das Siegel. Heftschnur und Verschlussbänder erneuert. (800.—)

Adels- und Wappenbestätigung für Ernst Friedrich Freiherrn von Hagen, „Erb-Lehen und Gerichts-Herr auf Groß- und KleinBorthen, Sobrigau, Burgstaedtel, Welcke und Kauscha, Königlich-Pohlnisch- und Churfürstlich-Sächsischer würcklicher geheimer Kriegs-Cammer- und Generalaccis-Rath“. Am Kopf der wohlerhaltenen Wappenmalerei die Wappen des Kaisers und der neun Kurfürsten.

478 MARIA THERESIA, Tochter Kaiser Karls VI., Gemahlin Kaiser Franz’ I., 1717 – 1780. Schriftstück m. U. „Maria Theresia“ am Schluss eines an sie gerichteten Br. m. U. des Hofkriegsratspräsidenten Leopold Josef Graf Daun, Wien 30.VI.1764, 16 S. gr.-folio und Regestblatt, halbspaltig beschrieben. Mit schwarz-gelber Seidenschnur geheftet. (400.—)

Auf einem an sie gerichteten Gesuch „Über die dem Jud Oesterreicher auf weitere 6. Monath beschehene Vergütungs Erstreckung der von ihm in Oesterreich, und Böhmen übernohmenen aerarischen Vorräthen“ (Regest der Eingabe) bemerkt die Kaiserin:

„Diese Anzeige nehme zur Nachricht, und begnehmige Ich Dir auf meinen Befehl erlassene Expeditiones.

/ Maria Theresia“

Mit Gegenzeichnung des Hofkanzlers Johann Graf Chotek von Chotkow.

248
IV. GESCHICHTE

Wenige Wochen vor dem Ausbruch der Französischen Revolution an seinen Schwager (König Ludwig XVI.), der sich nach seiner Gesundheit erkundigt hatte. – Der Kaiser litt an Tuberkulose, der er neun Monate später, am 20. Februar 1790, erlag.

„Monsieur mon frere, La fievre, qui me ti[e]nt plusieurs jours au lit, ne me permit point de recevoir plustot le Chevalier de Non que Votre Majesté a bien voulu m’envoyer. La Lettre qu’il me remist de sa part, me fit eprouver la satisfaction la plus vive par l’amitié chere et precieuse qu’elle m’y temoigne et par le contentement qu’elle m’assure lui doner ma Niece. si elle remplit mes desirs et mes intentions, elle ne cessera jamais de tacher de meriter les graces et les bontés de V: M: et à contribuer par sa conduite au bonheur Domestique qui est le seul réelle dans les familles.

l’interêst flateur que V: M: veut bien me temoigner prendre à ma santé m’a infiniment touché et si je n’etois en garde contre moi même, et que je ne conaissais toute l’etendue de son amitié pour moi, je m’imaginerois très à faux de valoire quelque chose. ma santé est efectivement très derangée depuis 10 mois et ce n’est qu’avec un regime suivi que je pourrai peut être me remetre entierement. c’est un contretemps d’autant plus facheux que le moment exigeroit ma presence tout autre part, et que mon Morall soufre infiniment de ce que mon Phisique m’empeche d’etre auprès de mes armées où interêst et vocation m’apellent.

que V: M: veuille bien agréer ici que je lui renouvelle les assurances de la plus haute consideration et de la plus sincere et tendre amitié, avec lesquelles je suis pour tousjours

Monsieur mon frere / De Votre Majesté / Le bon frere Cousin / et tendre ami / Joseph“

„le Chevalier De Non“: der Gelehrte, Künstler, Kunstsammler und Diplomat Dominique-Vivant Baron Denon (1747

1825).

„ma Niece“: Marie Thérèse Charlotte de Bourbon, die damals zehnjährige Tochter von Ludwig XVI. und Marie Antoinette, die als einzige aus der Familie des Königs die Revolution überlebte.

„aupres de mes armées“: seit dem Vorjahr befand sich das Reich im 8. Türkenkrieg.

IV. GESCHICHTE 249
479 JOSEPH II., Mitregent und Nachfolger Maria Theresias, 1741 – 1790. E. Br. m. U. O. O. 18.V. 1 7 8 9 . 2 S. 4o. Leicht fleckig. (4.000.—)

480 RUSSLAND. – ALEXANDRA FEODOROWNA, Kaiserin, Gemahlin von Zar Nikolaus I., geb. Prinzessin Charlotte von Preußen, 1798 – 1870. E. Br. m. U. Zarskoje Selo 18./30.X.(1847). 8 S. 8o. Geprägtes Schmuckrändchen. (600.—)

Entzückender Familienbrief an ihre Schwestern Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin und Prinzessin Luise der Niederlande, denen sie begeistert von ihrer Schwiegertochter in spe berichtet, die kurze Zeit zuvor am russichen Hof eingetroffen war. – Alexandra „Sanny“ von Sachsen-Altenburg hatte ihren zukünftigen Gemahl Großfürst Konstantin „Costy“ 1844 in Bad Kissingen kennengelernt, woraufhin dieser seinen Eltern geschrieben hatte: „Diese oder keine“.

„… Schon seit 8 Tagen bin ich Mutter eines neuen Kindes geworden u. noch schrieb ich an keine Schwester – da adressir ich dann an Alex diese Zeilen welche sie sogleich an Luise absenden soll … Ich bin nicht allein zufrieden mit der neuen Tochter, sondern entzückt – verliebt in das liebe Wesen. Freßlieb hab’ ich diese Sanny. Ganz wie für uns, uns, uns gebacken so paßt sie in die Familie hinein, als wenn sie ewig drin gelebt. Kindlich liebend für mich, voller Vertrauen, Hingebung u. Zärtlichkeiten; mich gleich Mama u. Du nennend, was ich nie von Dousey habe erlangen können außer in Briefen, (darum spricht sie leider so viel französisch mit mir weil sie nie eine dutzende Frage auf Deutsch mir sagt. Ich finde Sanny mehr wie hübsch u. beßer als schön … in ihrem heitern freundlichen Wesen erinnert sie den lieben Engel, so fanden es die Kammerfrauen auch gleich welche früher bei Adini“ (ihre jüngste Tochter Alexandra Nikolajewna, verh. Landgräfin von Hessen-Kassel, die 1844 im Kindbett gestorben war) „jetzt bei ihr dienen. Die Stirne u. Augenbrauen sind gar noble, Lippen etwas dick aber nicht unschön; die Nase nicht ganz unserer eines Nase, aber zum Glück nicht die Würtemb[ergische] Kartoffel Nase“ (Sannys Mutter Amalie war eine geborene Prinzessin von Württemberg) „sondern ganz wohlgebildet … Ausgelaßen lustig, Röcke aufhebend durch die Zimmer laufend wie ich in meiner Jugend …: auf den Stuhl springend um den Papa zu küßen, laut singend und trillernd; quand nous sommes entre nous. Vor der Welt ernst und forschend blickend … Costy liebt sie und sie ihn unendlich zärtlich, doch hält sie ihn sich 10 Schritt vom Leibe. (Eben tritt Niko“ – Zar Nikolaus I., ihr Gemahl – „ins Zimmer und trägt 1000 Zärtlichkeiten auf für Euch 2 Beide Schwestern). Ihr Einzug hier in Zarskoje und … in Petersburg, gelang ganz gut, besonders in der Stadt war er gar schön, besonders am Ende wo der Himmel hell wurde u. die Neva sich bei Sonnenschein présentirte …“

Ferner über den Tod des jungen Erzherzogs Friedrich Ferdinand Leopold von Österreich, der an der Gelbsucht gestorben war. „…  der liebe hübsche charmante Mensch. Der uns in Venedig so recht unmenschlich gefiel!! Ach! es ist zu jammervoll! … Ich las mit solchem Interesse jede Details in der Zeitung …“

481 SACHSEN. – MORITZ, Graf von, natürlicher Sohn Augusts des Starken und der Gräfin Aurora von Königsmarck; Marschall von Frankreich, Oberbefehlshaber der französischen Truppen in den Niederlanden, 1696 – 1750. E. Br. m. U. „M.“ Dresden 4.XII. o. J. 4 S. kl.-folio. Mit umlaufendem Goldschnitt. Leicht gebräunt. Montagerest auf S. 1. (800.—)

An eine Dame, eventuell seine Mutter Aurora von Königsmarck, der er eine Reise nach Polen und Russland ankündigt.

250
IV. GESCHICHTE
„pardones la libertes de mon stille“

„… me voilas revenus a dresde et je pars aujourduis pour la pologne / vous convierdes que je suis l’homme du monde le plus allan et je crois que de puis que je suis ne je n’ay abites oqun climat ma veu six moy de suitte … je trouve quil est bien diffisille de sasurer une fortune un peu sollide / je vais pourtans y travallier avec toutte l’applicassion possible / vous maves ecrit du tans que jetes a moritz bourg que votre eintension effet de me faire tomber en partage les fere de livony et vous maves maime envoies a paris un papier dan le quel effet detallies la cantites des faire quil y avet leur nons et vos pretension / se papies je lay oublies et je vous prie de men envoir un autre pour voir sil y oras moien de faire quelque chosse par le doul gourouqui a varsovie ou sil y a quelque aparanse que settes affaire puisse reusir / je passe res moy maime jus qu’a petres bourg ecrives moy ossi madame si les collateros ont repondus quelque chosse au proposition que vous maves dit leur avoir fait / pardones la libertes de mon stille / il me samble toujour que je ne vous ecris pas asse respectueusement / j’ay veu le preinsse a vermesdorf qui ma fait baucoup de caresse ossi bien que la preinsesse / leur depars pour la pollogne n’es pas encorre assures on assure ici quil set passe une affaire entre le comte fitzdoum et seint gille chambelan et jantillomme piemontes / ca cerelle et venus sur le jeu il y a eu du jean, repondus de part et dautre le tout sur poudres de sucre aconpagnes de quelque souffles … il sont aretes toules deux se qui ne leur lesse pas l’ocassion de vicider sette affaire qui ne peut etre effasse que par la mor de l’un …“

IV. GESCHICHTE 251

„Schleppen ihn mit in gottes Nahm“

482 COSEL, Anna Konstanze Gräfin von, geb. Gräfin Brockdorff, Gemahlin von Adolf Graf von Hoym, Mätresse König Friedrich Augusts I., 1680 – 1765. E. Br. m. U. „La Comtesse de Cossell“. Stolpen 15.XI.1733. 2 S. gr.-8o. Mit Adresse. Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse. (1.200.—)

An Hofrat Rudolph Albrecht von Wichmannshausen in Dresden, der ihre Interessen während ihrer Gefangenschaft vertrat. – Seit ihrem Sturz 1716 wurde sie auf Schloss Stolpen in Haft gehalten.

Die Gräfin bittet Wichmannshausen um Hilfe bei der Weiterleitung von Briefen „von meiner Wehrtesten frauh mutter“. Es sei bereits bei August Christoph von Wa kkerbarth eine „ansuchung gethan“ worden.

Sie bitte ihn nun, „im fall glückliche resolution erfolget die mühe zu nihmen zu mier zu kommen ihr bitschafft mit zu bringen und mit redlichen willen zu erscheinen[.] Solte es vor ein anstos geben das den apelations raht Schade“

(Johann Daniel Sch.) „nicht verlange so laßen sie sich nicht abhalten besondern Schleppen ihn mit in gottes Nahm, und kommen mit ein ander her rauf, ich will hoffen das ihrer Zeits kein repugnance sich zeigen würde mir zu sprechen und das Notiche zu über legen ich befehle mich ihm aufs beste …“ – Als Nachsatz fügt sie an: „… Ich bedancke mich recht sehr vor über schickung der gutten vanille das bigel Eyßen aber so auf der rechnung stehet habe nicht Empfangen …“

252
IV. GESCHICHTE

483 SAYN. – Urkunde der Elisabeth Schönhals zu Sayn sowie des Dietrich und der Jutta von Hadamar. O. O. „Dinstaygis vor deyme Druzindine Dayge“ (4.I.)1328. 1 S. quer-8o (ca. 12,3 × 18,4 cm). Pergament. Ohne die Siegel (1 Pressel vorhanden). Die rechte obere Ecke durch Mäusefraß beschädigt (geringe Buchstabenverluste). (400.—)

Elisabeth Schönhals zu Sayn, Dietrich von Hadamar und dessen Ehefrau Jutta verkaufen für 30 Mark guter Pfennige ihre Anteile an dem Gut zum Hain (in oder bei Sayn) an den Ritter Roderich von Schopach und dessen Ehefrau Luckarda. Als Zeugen siegeln die Ritter Synard von Hadamar und Johann von Bassenheim.

Der Urkundentext beginnt:

„Ich Elzebeyt dey szonhelsin van Seyne, Thederich van haydemar unde J[uttin] min eliche vrauwe doyn kunt allen den geynin, dey deysin breyf seynt off[enbar] unt leysin, Dat wir verkovin unde hayn verkoyvit in deysine untgewordichin[e] vor uns unde vor alle unse Ervin, mit gesaymindir haynt, unse deyl des godis zo deyn hayne, wit it geleygin is, unde mit allen deyme reyte dat dar zo horinde is, umbe drissich march goder penniche dri haller vor eynin pennich gezalt, Harin Roriche van szopache Ritthere, vrauwe lucarde, Siner Elicher vrauwe unde allin Erin Ervin, umber zu besiczinnin unde zo hafinne …“

Auf der Rückseite ein Regest aus späterer Zeit (mit falscher Jahresangabe „1348“). – Eine vollständige Transkription liegt bei.

Deutschsprachige Urkunden des frühen 14. Jahrhunderts sind selten.

484 SCHARNHORST, Gerhard von, preußischer General; Begründer der allgemeinen Wehrpflicht, 1755

1813. Br. m. U. Königsberg 18.X.1809. 1 S. 4o. Leicht gebräunt. Schwach fleckig. (300.—)

An Georg Baersch, „köngl. Lieutenant und Regiments Quartiermeister des aufgelösten 2ten Brandenburgischen Husaren-Reg[imen]ts“, der um seine Entlassung aus der Kolberger Festungshaft ersucht hatte. König Friedrich Wilhelm III. habe „dem General von der Cavallerie von Blücher aufgegeben …, in Ansehung Ihrer Freilassung aus dem Areste den Umständen nach zu verfügen, dagegen haben aber Sr. Majestät Ihrer Bitte, nach Berlin gehen zu dürfen, nicht zu bewilligen geruhet …“

Baersch, dem nach der vorübergehenden Befreiung Stralsunds durch das Husarenregiment Ferdinand von Schills die Flucht vor den Franzosen gelungen war, hatte sich im Folgenden durch militärische Alleingänge den Unmut des Königs zugezogen. In späteren Jahren verfasste er mit der „Eiflia illustrata“ die erste umfassende Chronik der Eifel.

485 SCHLIEFFEN, Alfred Graf von, preußischer Generalfeldmarschall, 1833 – 1913. E. Br. m. U. Bad Elster 29.VIII.1912. 2 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. Liniertes Papier. (150.—)

„Euer Excellenz / bitte ich meinen verbindlichsten Dank für die sehr gütige Uebersendung eines Exemplares der 3. Auflage des ‘Feldverpflegungsdienstes’ anzunehmen. Es ist sehr liebenswürdig von Eurer Excellenz mir die Anregung eines Werkes zuzuschreiben, das in so verdienstvoller Weise das vernachläßigte Feld der Verpflegung zum fruchtbaren Acker gemacht hat …“

Das zweibändige Werk „Feldverpflegungsdienst bei den höheren Kommandobehörden“ von Hermann von François war erstmals 1904 in Berlin erschienen. Selten.

IV. GESCHICHTE 253

IV. GESCHICHTE

486 SPANIEN. – PHILIPP II., König, 1527

1598. Urkunde. Valladolid 16.IX.1589. 82 S. folio. Pergament. Geschmückt mit einer ganzseitigen Miniatur in Gold, Silber und Farben, einem farbfrischen Portrait des Königs (8,3 × 6,9 cm) und einer ganzseitigen Wappenmalerei; etliche Textzeilen in goldenen Majuskeln auf rotem und grünem Grund. Mit an (gerissener) rot-gelber Seidenschnur hängendem Bleisiegel (der thronende König unter einem Baldachin, verso sein Wappen; etwas abgeschliffen). Mit Goldschnitt. In violettem Samtband (Kanten mit Quasten vestärkt). Einige Blätter etwas vergilbt. (4.000.—)

Prachtvoller Adels- und Wappenbrief („Carta Executoria“) für den Vasallen Juan Garcia Manso. – In der Miniatur ist vermutlich der Geadelte mit Gemahlin und Tochter dargestellt, darüber eine Verkündigung, von Heiligenbildern umgeben.

254

487 STEIN, Karl Reichsfreiherr vom und zum, preußischer Staatsmann, 1757 – 1831. E. Br. m. U. Nassau 24.VII.1816. 12⁄3 S. 4o. Mit Siegelrest (Ausrisse alt ausgebessert) und Adresse. Etwas gebräunt. Leicht fleckig. (1.600.—)

An „Amtsdirektor Haupt“ in Birnbaum an der Warthe in der Provinz Posen über den Tausch seiner Herrschaft Birnbaum mit der Propstei Cappenberg im preußischen Westfalen. – König Friedrich Wilhelm III. hatte im Juni des Jahres den Tausch genehmigt.

„…  Ihnen und sämtlichen Beamten danke ich für die mir in den unglücklichen Zeiten des Sequesters bewiesene Treue, und werde es mit zur Pflicht machen, zu ihrem aller Wohlergehen, soweit es in meinen Kräften steht beyzutragen. – Der Uebergang der Herrschaft in das Eigenthum des Staates, ist für ihre Bewohner ein glückliches Ereigniß, ich konnte bey der großen Entfernung meines Wohnortes nicht gegen sie die Pflichten erfüllen, die einem redlichen und wohlmeinenden Gutsbesitzer obliegen …“

488* TAHITI. – AIMATA Vahine o Punuatera itua, 1827 – 1877 Königin POMARÉ IV. von Tahiti und Moorea, 1813 – 1877. Zweispaltiges Schriftstück (handschriftlich ausgefüllter Vordruck) m. U. „Pomare“. Papetee 21.XII.1868. 21⁄3 S. gr.-folio. Leicht gebräunt und stockfleckig. Schwacher Tintenfraß. Tahitisch und Französisch. (350.—)

„Rejet du pourvoi en cassation formé par Cemehoura a Paumiti.“ – Zweisprachige Verfügung des „Hau Tamaru“ / „Gouvernement du Protectorat“, unterzeichnet von Königin Pomaré IV. und Émile Clément de La Roncière, von 1864 bis 1869 Gouverneur der französischen Kolonien in Ozeanien.

„… Statuant en vertu de l’art 6 de la loi du 28 mars 1866 sur le pourvoi en cassation régulièrement formé par la nommée Cemehoura a Paumiti, femme Paeau contre un arrêt de la haute cour tahitienne du 14 octobre 1866 rendu dans l’affaire pendante entre elle et les nés Cühiva à Fananê et Consorts …“

Nach dem Tod von Königin Pomaré IV. übernahm ihr Sohn König Pomaré V. die Regierung, bevor der Archipel 1880 mittels Proklamation an Frankreich überging und zu einem Teil Französisch-Polynesiens wurde. Mit dem Tod Pomarés V. im Juni 1891 erlosch die Königswürde auf Tahiti.

IV. GESCHICHTE 255

489 TALLEYRAND, Charles Maurice Herzog von, Fürst von Benevent und Herzog von Dino, französischer Staatsmann, 1754 – 1838. E. Br. m. U. O. O. u. D. (kurz nach dem 4.III. 1799). 2⁄3 S. 4o. Minimal fleckig. (200.—)

Als Außenminister an „Citoyen president“, an den er einen gegnerischen Befehl von Erzherzog Karl von Österreich-Teschen weiterleitet. Geschrieben während der Schlacht bei Feldkirch.

„… j’ai l’honneur de vous adresser la traduction de l’ordre general de l’arch[iduc] Charles en datte du 4 mars 14 ventose jour ou il a passé le lech …“

Erzherzog Karl sollte im Mai 1809 Napoleon in der Schlacht bei Aspern die erste Niederlage im Feld zufügen.

490 TILLY, Johann Tserclaes Graf von, kaiserlicher Heerführer im Dreißigjährigen Krieg, 1559 – 1632. Br. m. U. „Johann grave von tilly“. Hersfeld 19.IV.1625. 22⁄3 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. (800.—)

An die Fürstbischöfichen Räte zu Münster, denen er seine Zufriedenheit darüber ausdrückt, dass sie seinen Befehlen gemäß die „Bestellung noturfftigen Pulffers, Loths, und Lonthen gethan haben wie nit wenigers mit restauration der zerfallenen … vestungen zue Meppen, und anderer ortten gleicher maßen zuverfahren, auch die Ausführung der Getraide oder Korn, Früchten außen Landt zuverbieten entschloßen seyn …“

Kurfürst Maximilian I. von Bayern sei als Haupt der „gesampten hochlöblichen Katholischen Bundes Ständten bey diesen … hoch gefehrlichen feindtseeligen starcken Kriegsverfaßungen bemüßiget worden …, zu nochweitern newen Werbunngen zugreiffen, und derwegen herrn Obristen von Planckhardt bewilligt worden, zu seinem anvertrauten Regiment noch vier neue Compagnien … zue 250 mann zuwerben.

… die Herrn wollen solche new geworbene Compagnien im Stifft Münster ebenmeßig mit nothwendigen Quartieren unnd underhalt versehen …“

Aus der Autographensammlung Annette von Droste-Hülshoff, von ihr auf der Adressseite bezeichnet „Johann Tscherklas Graf von Tylly.“

491 Br. m. U. „Johann grave von Tilly“. Hersfeld 2.VI.1625. 1 S. folio. Etwas gebräunt, leicht fleckig. Verso Montagereste. (600.—)

Wohl an einen Rat, der gebeten hatte, „das meiner unterhabenden armée drey Compagnien durch das Ambt kalten-Northeim, und Fischberg ihren Zuge, und quartier nehmen solten“.

„…  Nun wollen die Herrn, meiner hiebevor offtmahls gegebnen vertröstung nach, woll versichert sein, das Ich selbiger Grafschafft der Churf[ü]r[stlichen] D[urc]h[laucht] zu Sachsen … so vill mir müglich zuverschonen gedenckhe, es wäre dann das die höchste noth, selbige zu berhüern, mich antriebe; auf welchem begebenden fahl aber, dergleichen durchzug, u. quartierung also angestelt, und vorgenohmen sein müsse; das die unterthanen zum wenigsten khainer ungelegenheit sich zu befahren, noch beschwehrt sein wurden …“

256
IV. GESCHICHTE
„zum wenigsten khaine ungelegenheit“

492 TIRPITZ, Alfred von, Großadmiral, preußischer Staatsminister, 1849 – 1930. E. Br. m. U. St. Petersburg 22.III.1903. 2 S. gr.-8o. (200.—)

An den deutschen Botschafter in St. Petersburg, Graf von Alvensleben. Eingegangene Depeschen hielten ihn im Hotel zurück.

„… Des Kaiser’s Dienst muß entschuldigen, wenn ich auf das hohe Vergnügen verzichten muß, mit Euer Excellenz und der Frau Gräfin zu frühstücken. Die Audienz bei Sr. Maj. dem Zaren verlief programmmäßig. Beide Majestäten waren sehr gnädig und haben mich zu Morgen zum Frühstück nach Zarske Selo eingeladen …“

493 WALLENSTEIN, Albrecht Graf von, Herzog von Friedland, Sagan und Mecklenburg, kaiserlicher Generalissimus, 1583 – 1634 (ermordet). Br. m. U.u. E. „des Herrn dienstwilliger AHzF“ (Albrecht Herzog zu Friedland). Itzehoe 20.X.1627. 3⁄4 S. folio. Leicht fleckig. Unterer Rand mit teilweisem Verlust der Adresszeile beschnitten. Montagerest am linken Rand (verso). Verso Freigabestempel der österreichischen „Zentralstelle für Denkmalschutz“ (existierte von 1934 – 1940). (2.000.—)

An den Grafen von Schwarzenburg mit dem Ersuchen, der Reiterei des Obersten Graf von Merode Quartiere einzuräumen.

„…  Aldieweiln kain andere gelegenheit vorhanden, Ihr Kay: May: bestölten Obristen, Herrn Graven von Merode p mit seiner Cavalleria, welche diesen Sommer sehr travagliert, zu accomodiern, Alß ersuchen wier den Herrn fr[eundlich], Er wolle Ihr Kay: May: zu diensten, und dem gemeinen wösen zum besten, Ihme nit zuwider sein laßen, obgedachtem Graven auf ein khurtze Zeit zu gestatten, sein Cavalleria in dero Graffschaft Schwartzenburg zu rinfreschiern, Versichern entgegen den Herrn, das derselbe guete disciplin halten, und wier solches bey Ihr Kay: May: zu rüemen … nit underlaßen wollen …“

Aus der Zeit des siegreichen Vormarsches gegen Dänemark.

IV. GESCHICHTE 257

IV. GESCHICHTE

494 WEBSTER, Daniel, US-amerikanischer Staatsmann; handelte den 1842 geschlossenen Vertrag mit Großbritannien über den endgültigen Grenzverlauf zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada aus („Webster-Ashburton Treaty“), 1782 – 1852. E. Br. m. U. Washington, „Senate“ 19.XII.o. J. 2⁄3 S. 4o. Winziger Faltenriss. Minimal fleckig. (250.—)

Aus seiner Zeit als Senator für Massachusetts an „Mr Swann“, mit dem er sich wohl ein Lotterielos geteilt hatte.

„… I am anxious to receive my little portion of the benefits of our recovery, in the Lottery case. – Will you inform me when I may have the pleasure of calling to see you, on the subject with a prospect of finding you at home …“

Mit mehreren alten Sammlervermerken am Fuß und auf der Rückseite (Blei, rote und blaue Tinte).

495 WELLINGTON, Arthur Wellesley, Herzog von, englischer Feldherr und Staatsmann, 1769 – 1852. E. Br. m. U. London 17.XII.1819. 11⁄4 S. 4o. Leicht gebräunt. Dreiseitiger Goldschnitt. (400.—)

An (den preußischen Handelsminister) Graf von Bülow, dem er den Empfang eines ihm von König Friedrich Wilhelm III. geschenkten Porzellangeschirrs bestätigt.

„… la Porcelaine magnifique dont Sa Majesté m’a fait cadeau … se trouve étalée dans ma maison à Londres … pour l’observation et l’admiration du Monde Anglois de l’état des Arts et du Goût en Prusse …“

496 E. Br. m. U. London 25.VII.1821. 11⁄2 S. 8o. Kleine Läsur am Unterrand. Breit angerändert. (400.—)

An Lady Salisbury, der er einen Brief von Lord Henry FitzGerald (1761 – 1829) zurücksendet.

„…  I told his son that I had no reason to believe Mr M… was to be removed. If he should be so by the reductions now in contemplation in the Office I will endeavour to take an early opportunity of employing him again …“

Die Adressatin Mary Amelia Cecil, Marchioness of Salisbury (1750 – 1835) war die Schwiegermutter seines jüngeren Bruders Henry Wellesley, Baron Cowley. – Wellington hatte seit 1818 das Amt des MasterGeneral of the Ordnance in der Tory-Regierung unter Lord Liverpool inne. Beiliegend ein e. adressierter, signierter und gesiegelter Umschlag an seinen Bediensteten Thomas Carter (London 17.IX.1828).

497* WRANGEL, Friedrich Heinrich Ernst Graf von, preußischer Feldmarschall, 1784 – 1877. E. Br. m. U. „vWrangel.“ Berlin 30.X.1859. 1 S. gr.-8o (150.—)

An seine Großnichte „Adda“, der er zur Konfirmation gratuliert.

„…  Du nimmst jetzt einen Samen in Dir auf, der immer u. immer bis in den spätesten Jahren seine Früchte bringen wird – bleibe gottesfürchtig meine Tochter u. halte fest am Kreuz unseres Heilands – / grüße die liebe Mama u. denke freundlichst an Deinen alten Großonckel der Dich herzlich lieb hat …“

258

498 YORCK VON WARTENBURG, Hans David Ludwig Graf, preußischer Feldmarschall, 1759

1830. Br. m. U. Breslau 5.II.1815. 1 S. folio. Leicht gebräunt. Kleine Randläsuren. (250.—)

An General von Pirch, der von König Friedrich Wilhelm III. 1000 Taler zum Geschenk erhalten hatte. „…  Indem ich besonders Euer Hochwohlgebohren zu der so rühmlich verdienten Auszeichnung meinen herzlichen Glückwunsch abstatte, muß ich es zugleich bedauern, daß mein desfalsiger Vorschlag nur theilweise durchgegangen ist …“

499 ZIETEN, Hans Joachim von, preußischer General, Reiterführer Friedrichs des Großen, 1699

1786. Br. m. U.u. E. „Ergebenster Diener HJvZieten“. Wustrau 10.VIII.1780. 1 S. 4o. (400.—)

An einen Feldprediger, dem er „zur glücklichen Entbindung Ihrer Frau Liebsten mit einen jungen Sohn“ gratuliert.

„… Vor die Ehre einen Tauf-Zeugen dabey zu vertreten, ob ich schon persönlich solches zu verrichten, so gern ich wolte, nicht das Glück haben kan, dancke ich ganz ergebenst, mit den aufrichtigsten Wünschen, daß der Höchste die Frau Sechswöchnerin gesund erhalten wolle …“

Aus der Sammlung Rötger, mit dessen Vermerk am Kopf.

IV. GESCHICHTE 259

V. MUSIK

„comme un vieux chiffon“

500 ADAM, Adolphe, 1803 – 1856. E. Br. m. U. O. O. u. D. (Paris, nach 1844). 22⁄3 S. 12o. Mit geprägten Initialen am Kopf. (200.—)

Wohl an seinen Librettisten Jules-Henri Vernoy de Saint-Georges mit der Bitte, sich bei François Louis Crosnier, dem Direktor der Opéra-Comique, für die Aufführung seiner Werke einzusetzen.

„… c’est vraiment que je le persécute depuis deux mois pour la repuise de notre Cagliostro arrêté à sa 35. rep. ne pourrais tu pas obtenir de lui qu’il nous rendit un peu justice: il a eligé que nous donnerions notre pièce au Carnaval … Grâce à nous il a gagné 200 mille francs en deux mois, puis dès qu’est venue La Syrène, il nous a jettés de côté comme un vieux chiffon …“ – „La sirène“, eine Oper Daniel Aubers, hatte im März 1844 Premiere gefeiert.

Adam sollte 1847 mit Hilfe Crosniers die Lizenz zur Eröffnung der Opéra-National erhalten, die es ihm erlaubte, viele seiner Werke aufzuführen, die zuvor im Repertoire der Opéra-Comique standen.

501 ALBERT, Eugen d’, 1864 – 1932. E. Br. m. U. Frankfurt a. M. 2.XII.1898. 31⁄2 S. 8o. Gedruckter Briefkopf. Leicht gebräunt. Mit Umschlag. (250.—)

An Hugo Riemann, der sich weitere biographische Daten für sein „Musik-Lexikon“ erbeten hatte.

„…  Was die biographischen Notizen anbelangt, so befindet sich ein Irrthum darunter: ich bin der Sohn eines deutschen Musikers und einer englischen Mutter. Die ‘Hyperion’ Ouverture zu erwähnen, ist wol nicht notwendig, da sie nicht erschienen ist, – die wichtigsten Werke aus jener Zeit waren die fünfsätzige Suite, eine Symphonie[,] zwei Streichquartette, zwei Clavier-Concerte, Lieder und Klavierstücke, sowie ein Chorwerk ‘Der Mensch u. das Leben.’ Seit anderthalb Jahren wohne ich wie oben, – ohne eine Stellung zu bekleiden. Daß ich vorübergehend Hofkapellmeister in Weimar war, wissen Sie ja. Erwähnung meiner Orden (8) scheint mir überflüssig, aber dann auch des Weimarer Hofpianistentitels, da ich einstweilen mehrere andere erhalten habe …“

Auf der 4. Seite eine Liste seiner Opern: „Der Rubin. Premiere Karlsruhe 1894 / Ghismonda…. Dresden 1895 / Gernot…. Mannheim 1897 / Die Abreise … Frankfurt a/M 1898. / Kain –“.

502 E. musikal. Albumblatt m. U. Berlin 12.III.1907. 1 S. quer-kl.-folio. Leicht gebräunt. Montagerest am Kopf. (150.—)

Die drei Anfangstakte des Vorspiels zu seiner Oper „Tiefland“.

503 E. Br. m. U. Hamburg 3.III.1913. 23⁄4 S. 4o. Auf Briefpapier „Hotel Atlantic“. (200.—)

An eine Dame, wohl seine zukünftige Vermieterin, über den Einzug in eine neue Wohnung in Wien, den er „vor Ostern vornehmen“ wolle; zuvor seien aber „noch eine Menge Sachen … zu erledigen“.

„…  Dann bitte ich Sie freundlichst einzurichten, daß meine Haushälterin den Aufzug (Lift) benutzen darf. Sie ist eine bessere Person u. hat es dem übrigen Dienstpersonal gegenüber besser, wenn sie nicht die Dienerstiege zu benutzen braucht.

Zuletzt möchte ich ein Telefon haben u. da dies sehr lange dauert, möchte ich die Anmeldung jetzt schon ausfüllen. Ich habe einen Freund im Ministerium, der ein Wort für mich einlegen will …“

V. MUSIK 262

504 APOSTEL, Hans-Erich, 1901 – 1972. E. Br. m. U. O. O. April 1967. 1 S. quer-gr.-8o. (120.—)

An einen Antiquar mit Buchbestellungen.

„…  Die Festschrift (Schönbergs 60. Geb.-Tag) fehlt mir, ebenso die zum 50.!! was mich beunruhigt, umsomehr ich deren Besitz sehr hütete! Auch bin ich in Oesterreich auf der Suche nach Band I II III von Suhrkamps Spectaculum. Bis jetzt vergeblich. Ansonsten? gab es manche Aufregung und viel – Aerger: alles Dinge, die eine beängstigende Müdigkeit nähren …“

Beiliegend 1 typographierter Rundbrief, „den nahestehenden Freunden“, über sein „Jahr 1967 voller Enttäuschungen“, handschriftlich betitelt „Finis 1967“, am Schluss mit e. Widmung u. U. (o. O. 1968).

505 BARTÓK, Béla, 1881 – 1945. E. Postkarte m. U. „Bartók“. Budapest 6.I.1921. Stellenweise leicht fleckig (Durchdruck der Poststempel). (600.—)

An den Pianisten Gottfried Galston in München wegen einer verzögerten Sendung durch seinen ungarischen Verleger.

„… Rozsnyai erklärte mir, es liege ein Irrtum vor; entschuldigt sich dafür, und will ihn gutmachen. Also werden Sie hoffentlich die Noten doch erhalten …“

(800.—)

An den englischen Komponisten und Musikforscher Philip Heseltine, der ihn zu einem Besuch während seiner Konzertreise durch England und Wales im März des Jahres eingeladen hatte.

„…  Je vous remercie beaucoup de votre invitation que j’accepte avec grand plaisir, autant plus que je suis engagé à Aberyswyth pour y jouer le 16. mars … La première de Franckfort est ajourné à l’automne …“

Die Aufführung der Oper „Herzog Blaubarts Burg“ zusammen mit dem Ballett „Der holzgeschnitzte Prinz“ fand am 13.V.1922 statt.

V. MUSIK 263
506 E. Postkarte m. U. Budapest 8.II. 1922. Montagespuren auf der Adressseite.

An Ferdinand Ries in London gerichtete Bestellung englischer Ausgaben seiner Symphonien, notiert von Nikolaus Zmeskall und von Beethoven durch einen brieflichen Zusatz ergänzt. Zmeskall – einer der engsten Freunde Beethovens, vermutlich der im Text genannte Wiener Freund – bestellt die bei Monzani & Hill erschienene Ausgabe von Beethovens Symphonien

Nr. 1 – 3 sowie die durch Lewis Lavenu verlegte Ausgabe der Symphonien Nr. 4 – 6. „…  Beyde Werke mit erster Gelegenheit zu versenden an Mr Philipp. Pericoli in Paris. Cours de Fontaines nr. 7. welcher sie nach Wien befördern wird.“

Beethoven ergänzt:

„mein lieber Ries – ich wünsche, daß sie für mich bey dem Verleger diese werke begehren, wahrscheinlich wird er hierauf Rücksicht nehmen, u. ich bin im stande einem meiner werthesten u. liebsten Freunde in Vien hiemit ein großes Vergnügen zu machen – Sie begreifen schon wohl so etwas, u. wissen von selbst, daß ich in allen erdenklichen

Fällen ihnen wieder bereit bin auf das liebevollste zu dienen …“

Die Bestellung lag einem Brief Beethovens an Charles Neate in London vom selben Tag bei. Gesamtausgabe des Briefwechsels Band 3 Nr. 938.

264
V. MUSIK
507 BEETHOVEN, Ludwig van, 1770 – 1827. E. Br. m. U. „ludwig van Beethowen“ unter einem e. Schriftstück von Nikolaus Zmeskall. (Wien 18.V.1816.) 1 S. 8o (Ausschnitt aus einem größeren Blatt). Dünnes Papier. Kleiner Ausriss mit Zeichenverlust am Oberrand. (30.000.—)

508 BENEDICT, Sir Julius, 1804

1885. E. musikal. Albumblatt m. U. London 10.IV.1850. 1 S. quer-gr.-4o. Leicht gebräunt. Schwach fleckig. Rechter Rand scharf beschnitten. (180.—)

Lied für hohe Singstimme mit Klavierbegleitung, bezeichnet „Lento“. Unterlegt mit dem Text nach Emanuel Geibel: „Nun ist der Tag geschieden Mit seinem Drang und Schall; Es weht ein kühler / Frieden Durch’s Dunkel überall“. – Am Schluss die Zeilen „Zum freundlichen Andenken / an / Julius Benedict“.

509 BERLIOZ, Hector, 1803 – 1869. E. Br. m. U. Hannover 6.V.1843. 2 S. gr.-8o. Mit Blindsiegel und Adresse. Schwach gebräunt. Einige Randläsuren. (800.—)

An den Dramatiker und Kritiker Robert Griepenkerl über dessen kurz zuvor erschienene Broschüre „Ritter Berlioz in Braunschweig“, „que vous avez écrite sur mes compositions et sur ma tendance musicale. Vu tel ouvrage me flatte d’autant plus en me donnant courage, que chacun peut voir dès les premières lignes, qu’il émane d’un esprit très élevé et entierement libre de préjugés … Votre chapitre sur l’humour est admirable et, je crois, parfaitement vrai. On vient de me traduire avec soin votre ouvrage en français …“

Berlioz dirigierte am selben Abend in Hannover ein Konzert mit seinen Werken.

510* BORODIN, Alexander, 1833 – 1887. E. Br. m. U. „A. Borodin“. St. Petersburg 6.V.1884. 21⁄2 S. gr.-8o. Liniiertes Papier. Leicht gebräunt, minimal fleckig. Kleine Faltenrisse. (1.600.—)

An den belgischen Dirigenten Théodore Jadoul, der eine Komposition von ihm mit Erfolg aufgeführt hatte.

„…  Je Vous suis encore bien reconnaissant pour m’avoir écrit, puisque ne recevant ni la romance gravée, ni de nouvelles de Vous ou de Monsieur Stein, que j’avais chargé de Vous remettre ma lettre et ma photographie, j’étais un peu inquiet sur le sort de ma missive. Maintenant je suis tranquille et j’espère recevoir la Votre. Je prends la liberté de renouveler ma prière de m’ecrire à mon adresse directe (St. Petersbourg, Académie de médecine, professeur A. Borodine) car cette fois-ci il est arrivé par rapport à Votre missive exactement la même chose, que la fois passé: elle circulait longtemps avant de tomber entre mes mains …“ Sehr selten.

511 BRAHMS, Johannes, 1833

1897. E. Postkarte m. U. „J. Brahms“. Poststempel: Wieden / Wien 19.X.1879. Adresse von fremder Hand. Knickspuren. (600.—)

An Marie Dittel, die Ehefrau des Chirurgen Leopold von Dittel in Wien. „… zu gutem Wein gehört gute Gesellschaft u. so hoffe ich mit Ihrer Erlaubniß auf ein Nachspiel zu einem philharmonischen Concert …“ Nicht im Brahms-Briefwechsel-Verzeichnis.

V. MUSIK 265

(J. Brahms)

„ist das eine Faulheit in Ihrem Geschäft“

512 E. Br. m. U. „Ihr J.B.“ (Pressbaum 2.VI.1881.) 3 S. kl.-4o (2.500.—)

An seinen Verleger Fritz Simrock, den er von seinem Sommeraufenthalt in Pressbaum bei Wien unterrichtet.

Er wäre „sehr dankbar, wenn Sie endlich einmal was Hübsches unter Xband“ (Kreuzband) „sendeten! Nein, ist das eine Faulheit in Ihrem Geschäft, man könnte ja glauben es würde nichts geschrieben! Wegen Fuchs haben Sie wohl flüchtig gelesen; ich schrieb daß ich ungern Sie dazwischen brächte (Kistners wegen), der übrigens wiederholt doch nachfrug. Jetzt weiß ich nichts weiter.“ – Robert F. war Professor für Theorie am Wiener Konservatorium; zu seinen Schülern gehörten Erich Wolfgang Korngold, Gustav Mahler, Jean Sibelius, Richard Strauss, Hugo Wolf und Alexander von Zemlinsky.

„… Wissen Sie was von Frau Jo[achim] so bitte ich sehr es mir mitzutheilen …“ – Schon mehrfach hatte Brahms zwischen Joseph Joachim und dessen Frau, der Sängerin Amalie Maria geb. Schneeweiss zu vermitteln gesucht; er stand Amalie Joachim auch nach der Scheidung der Ehe (1882) bei.

Erwähnt Hanslick und Billroth.

Kalbeck Nr. 369.

513 E. Br. m. U. „JBrahms“. Wien, Oktober 1885. 2 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Tinte schwach durchschlagend. (2.500.—)

An Marie Rückert, die Tochter des Dichters, der er für einen Band Gedichte ihres Vaters dankt.

„… Ihr Geschenk ist mir ungemein werth … Ich glaubte die Gedichte zu kennen aber ich suche sie vergebens in der Frankfurter u. der Erlanger Ausgabe.

Indem ich sie nun zu dieser als siebenten Band stelle, muß ich immer von Neuem den überschwänglichen Reichthum des Dichters, Ihres Vaters anstaunen! …“

Brahms komponierte 11 Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert. Das Lied „Mit vierzig Jahren ist der Berg erstiegen“ aus „Fünf Lieder für eine tiefe Stimme mit Pianoforte-Begleitung“ op. 94 war erstmals ein Jahr zuvor, im November 1884, erschienen. Weitere Lieder nach Texten von Rückert sind op. 91 Nr. 1, op. 93a Nr. 4, op. 104 Nr. 1 und 2, op. 113 Nr. 9 – 13 und WoO 30. Brahms-Briefwechsel-Verzeichnis Nr. 6186 (falsche Datierung).

514* E. Br. m. U. „J. Brahms.“ O. O. u. D. (Thun, Ende Mai/Anfang Juni 1888). 4 S. gr.-8o Leicht gebräunt. Kleine Faltenrisse (ausgebessert). (3.000.—)

An einen Herrn mit einer Empfehlung.

„… Ihren Brief finde ich mit gar vielen andern vor, da ich eben aus Italien hier in Thun ankomme …“ (Brahms war am 6. Mai zu seiner 6. italienischen Reise aufgebrochen und am 29. Mai von Florenz kommend in Thun eingetroffen.) „Ueber Battenberg, als Menschen u. Musiker kann ich Ihnen nur das Vortheilhafteste sagen. Auch glaube ich daß er grade zum Dirigenten befähigt u. berufen sein möchte … Hoffentlich sorgen Sie auch aus für alle Fälle, was mir Rottenberg’s“ (der Dirigent Ludwig R.) „wegen lieb wäre. Der junge Mann will nämlich noch den Dr. jur. machen u. wünschte ich das sehr – da es ihm wohl ein wenig an Beharrlichkeit, Energie u. Fleiß fehlt, was aber mit seinem Gesundtheitszustand zusammen hängen mag …“ Brahms-Briefwechsel-Verzeichnis Nr. 6884.

266

An Hans von Bülow, „Theurer Freund“, mit Geschenken zum 60. Geburtstag.

„…  Durchaus einverstanden bin ich mit dem geehrten Hrn. Vorredner, der Dir jedenfalls soeben das Schönste u. Herzlichste gesagt u. gewünscht hat!

Meinerseits grüßt Dich auch ein, wie mir scheint, sehr schönes neues Beethoven-Bild. Ich muß dazu sagen, daß es nicht die Schuld des wackern Kupferstechers ist, wenn – mein eignes Bild nicht auch mit kommt!“ – Das Beethoven-Portrait stammt von dem Kupferstecher Ludwig Michalek in Wien.

„Heute thut mir fast leid daß ich ihm gegenüber so eigensinnig wie immer war – an solchem Tag kommt man gern so persönlich wie möglich! Damit möchte ich dann eine zweite Sendung erklären – die mir nicht ähnlich sieht!

Ich habe zufällig noch die Handschrift meiner F-Dur-Symphonie “ (Nr. 3 op. 90). „Indem ich sie Dir schicke, habe ich ungefähr die Empfindung als ob ich Dir herzlich die Hand reiche. Weiter solls nichts bedeuten u. nun mache ich dem nächsten Redner Platz …“ – Brahms versah das Manuskript mit der Widmung „Seinem herzlich geliebten Hans v. Bülow in treuer Freundschaft Johs. Brahms. Wien 8. Januar 1890“.

Bülow dankte Brahms am 17. Januar: „Für Deine fürstlichen Angebinde zu meinem achten ächten habe ich Dir nur per Draht aus Berlin danken können, weil ich sie erst Sonntag bei Heimkehr in Hamburg zu Augen bekomme. Meiner Frau hast Du übrigens damit eine beinahe ebenso große Freude gemacht als Deinem Dich innigst treu liebenden / Bülow“ (Briefe Band 7 Nr. 312).

Kalbeck 1912, Bd. 4, S. 185 (Anm.: Fragment). – Siehe die Abbildung auf S. 268.

V. MUSIK 267
515 E. Br. m. U. „J Brahms.“ (Wien 8.I.1890.) 23⁄4 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. (3.000.—) Nr. 514

Nr. 515

516 E. Postkarte m. U. „JBr.“ Ischl 28.IX.1891. Etwas gebräunt. (800.—)

An seinen Freund und Verleger Fritz Simrock in Berlin, der ihn in Ischl besucht hatte.

„… Am 1t. Okt. denke ich in Wien zu sein, wohin ich also alle schönen Sendungen erbitte. – Die schönste u. beste habe ich noch hier empfangen, das war Ihr freundlicher Besuch, an den mit aller Freude u. herzlichem Dank zurück denke! Sagen Sie das auch ihrer lieben Frau …“ Kalbeck Band 4 Nr. 740.

517 Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf der Rückseite. Wien o. D. Kabinettformat. Aufnahme: Eugen von Miller jr., Wien und Gmunden. Umlaufender Goldschnitt. (2.000.—)

Die Aufnahme zeigt Brahms in seinem Wiener Arbeitszimmer vor dem Flügel am Fenster stehend. Rechts neben ihm über einer Kommode die Beethoven-Büste. – Sehr schöne Privataufnahme.

Die Widmung auf der Rückseite: „Wien, Karlsgasse 4. / Zu freundlicher Erinnerung / an / Ischl, Salzburgerstr: 51 und Johs. Brahms.“

Von 1889 bis 1896 verbrachte Brahms die Sommermonate in einer Pension in Ischl.

268
V. MUSIK
(J. Brahms)

1) „Johannes Brahms … / hatte auf der flüchtigen Durchreise nicht die Zeit Sie aufzusuchen was er herzlichst bedauert. / Hoffentlich kann auf der Rückreise nachholen / Ihr sehr ergebener ./.“

2) „Johannes Brahms … / Auf freundliches Verlangen: / Johannes Brahms.“ Beiliegend seine gedruckte Todesanzeige der „Gesellschaft der Musikfreunde in Wien“ für ihr „Ehrenund Directionsmitglied / Herrn / Dr. Johannes Brahms. / Das Leichenbegängniss findet am Dienstag den 6. April d. J., um 1⁄2 3 Uhr Nachmittags, vom Trauerhause: IV. Carlsgasse Nr. 4, aus statt …“ (Wien 1897, 1 S. quer-gr.-4o, mit breitem Trauerrand).

519 BRITTEN, Benjamin, 1913 – 1976. E. musikal. Albumblatt mit Widmung u. U. (Poststempel: Suffolk 1962; das in einem Umschlag versandte Blatt weist auf der Rückseite Prägespuren des Stempels auf.) 1 S. quer-8o. Mit goldenem Schmuckrähmchen. (400.—)

Einzeiliges Notenzitat aus seiner Oper „Peter Grimes “. Die Widmung lautet: „with best wishes / Benjamin Britten“.

Beiliegend 1 e. Albumblatt m. U.: „with best wishes / Benjamin Britten /1971“ (Briefkarte mit seinem Briefkopf).

V. MUSIK 269
518 2 gedruckte Visitenkarten mit e. Zusätzen, davon 1 m. U. „Wieden, Karlsgasse 4“ und „IV. Karlsgasse 4“ o. D. 4 S. Visitformat. Tinte und Blei. 1 Karte mit Montagespuren. (600.—) Nr. 517

520 BRUCH, Max, 1838

1920. 2 e. Br. m. U. Koblenz 16.XI.1866 und o. O. u. D. (nach 1864). Zus. 21⁄2 S. gr.-8o. (350.—)

An den Sänger und Komponisten Salvatore Marchesi de Castrone. Koblenz 1866. Wegen einer Audienz bei Königin Augusta von Preußen, der späteren Kaiserin. „… Es ist besser, Sie kommen Sonntag noch nicht; es würde zu nichts führen, da ich bisher weder mit der Majestät noch mit ihrem (allerhöchstihrem) Factotum, der Gräfin Hacke zu reden Gelegenheit hatte …“ – Im Nachsatz heißt es: „Die Königin ist seit 8 Tagen hier, läßt aber nichts von sich sehen noch hören.“

O. O. u. D. Über eine Leipziger Aufführung seiner Kantate „Fritjof“ op. 23. „… Ich fürchte, Sie werden mit einer schlechten Ingeborg singen. Damals, als ich dirigierte, war sie auch beide Male elend. Es ist unglaublich, welche schlechten Sängerinnen man im Gewandhaus auftreten lässt – was sage ich, in ganz Deutschland ist es dieselbe Geschichte …“ – Erwähnt den Violinisten Ferdinand David, der ihm sein „Violin-Concert“ zurückgesandt hatte.

521 E. Br. m. U. Berlin 4.XI.1891. 2 S. 8o. Schwach gebräunt. Kleine Faltenrisse. (200.—)

An einen Chordirigenten mit Dank für eine Aufführung seiner Werke.

„… Der kleine Unfall im Agnus Dei wird hoffentlich nicht die berechtigte Freude der Mitglieder über das vollständige und glänzende Gelingen alles Uebrigen, sowohl meiner Messensätze“ (Kyrie, Sanctus und Agnus Dei op. 35) „als der anderen Sachen, trüben.

Die Stimmen der neuen Chorlieder“ (wohl seine 9 Lieder für gemischten Chor a capella op. 60) „werden gegen Mitte November fertig, und es würde mich sehr freuen, wenn ich die Lieder dann bald hören könnte …“

Beiliegend ein e. Br. m. U. von Bruchs ältestem Sohn Max Felix (Hamburg 1935).

522 E. Br. m. U. Bad Pyrmont 26.VII.1903. 4 S. 8o. Leicht gebräunt. Mit Umschlag. (250.—)

An Joseph Joachim über seine Erholungsreisen und bevorstehende Veröffentlichungen.

„… Das Herz fungirt wieder sehr gut, der Blutumlauf scheint sich sehr gebessert zu haben, das Asthma ist fort, – ich gehe ohne Schwierigkeit 1 – 2 Stunden Morgens und Nachmittags, alle Organe sind, wie die Aerzte sagen, in gutem Zustand. Zur Nachkur soll ich nun noch 4 – 5 Wochen in den Harz gehen, aber diesmal viel höher als im Frühjahr …

Die hoffentlich ziemlich gesunden Producte einer kranken Zeit, ‘Damajanti’ (in sehr gekürzter Form) und die neun Geigenstücke nach Russ[ischen] u. Schwed[ischen] Melodien, werden Anfangs Sept. erscheinen …“ – Er bittet Joachim, ihm das erste Werk widmen zu dürfen.

V. MUSIK 270

523 BRUCKNER, Anton, 1824 – 1896. E. Br. m. U. „Ihr / Bruckner“. O. O. 27.V.1887. 1 S. gr.-8o. (3.000.—)

Wohl an seinen Schüler Ferdinand Löwe, die Uminstrumentierung der „Romantischen“ Symphonie betreffend.

„Lieber Freund / u Collega! / Ich bitte sehr, beim Scherzo der 4. Sinf[onie] nur den ersten Strich, dh. die I. Kürzung gelten zu lassen; die 2. Abtheilung aber durchaus vollständig belassen zu wollen …“

Die mit Löwes Hilfe überarbeitete Version der in erster Fassung 1874 entstandenen Symphonie blieb zunächst unveröffentlicht, eine von Bruckner 1888 vollständig revidierte Fassung sollte dem Erstdruck 1889 bei Gutmann in Wien zu Grunde liegen. Der Brief scheint die neuere Forschung darin zu bestätigen, „dass die Fassung von 1888 mit voller Mitwirkung und Billigung des Komponisten vorbereitet, aufgeführt und veröffentlicht und somit zu Recht neben den früheren Fassungen der IV. Symphonie in die Gesamtausgabe gehört“ (siehe hierzu „Anton Bruckner Gesamtausgabe, IV. Symphonie Es-Dur, Fassung 1888“, Musikwissenschaftlicher Verlag, Wien 2008). In den Briefen nicht gedruckt.

(6.000.—)

An (den Musikschriftsteller und Kritiker Theodor Helm in Wien) über die Londoner Erstaufführung seiner Siebten Symphonie unter Hans Richter. Zunächst jedoch über das Unverständnis, das seine Kompositionen teilweise hervorriefen.

„… v Bülow wird, so lange er leben wird, für meinen Ruin arbeiten.“ –Hans von Bülow hatte Bruckner einen „Querkopf“ genannt und seine Werke als „musikalischen resp. antimusikalischen Blödsinn“ bezeichnet.

„Mr. Barry aus London schrieb mir, daß Richter am 23. Mai meine 7. Sinf[onie] mit Meisterschaft vor einem großen Publicum aufgeführt habe, u d[a]ß das Werk sein höchstes Entzücken u seine tiefste Bewunderung erregt habe. Schreibt aber nicht, wie das Publicum selbe aufgenommen habe. Auch ist bis dato keine Kritik mir bekannt geworden …“ Briefe Band II Nr. 870602.

V. MUSIK 271
524 E. Br. m. U. „A Bruckner mp“. Wien 2.VI.1887. 3 S. gr.-8o Gering gebräunt.

„Ich habe schrecklich viel zu thun“

525 E. Br. m. U. „A Bruckner mp“. Wien 5.XI.1888. 3 S. gr.-8o. Schwach fleckig. Randund Faltenrisse. (4.000.—)

An (Martha Rauscher in Linz), eine Verehrerin, deren Brief er verlegt habe.

„… Auf einmal finde ich mein Kleinod nicht mehr. – Vielleicht trifft auch meine Frau Kathi“ (Katharina Kachelmaier, Bruckners Haushälterin) „die Schuld; – vergebens suchen wir …

Danke Frl. Martha recht innig für diese Auszeichnung, und bitte recht zudringlich um Ihre so schöne Fotographie. Sehen kann ich Sie leider jetzt nicht, (ich meine in Wirklichkeit,) daher will ich Ihr Bild oft u gern betrachten.

Ich habe schrecklich viel zu thun u. bin deßhalb etwas desperat …“

Erwähnt die Pianistin Betty von Mayfeld sowie ihren Ehemann Moritz von Mayfeld, einen Förderer Bruckners.

Briefe Band II Nr. 881105.

526 E. Br. m. U. „A Bruckner mp“. O. O. 30.III.1890. 2 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. (4.000.—)

An (den Musikschriftsteller und Kritiker Theodor Helm in Wien), die in Wien geplanten Aufführungen seiner Ersten, Dritten und Sechsten Symphonie betreffend.

„…  In aller Eile bitte ich herzlich, Hochderselbe wollen heuer gütigst meinetwegen keine Erwähnung thun da ich selbst die Schuld bin, daß die Philharmoniker nichts von mir aufgeführt haben. Den kecken Besen

(1. Sinf[onie]) habe ich ihnen weggenommen, u. die D moll Sinfonie“

(die Dritte) „ist noch nicht erschienen. Richter wußte auch nicht, daß die 6. Sinfonie schon abgeschrieben ist. Beiderseits warteten wir auf die D moll Sinfonie, von der mich Hr. Schalk seit 3 Monaten versicherte, daß selbe sicherlich rechtzeitig kommen werde …“

272
„Den kecken Besen“

Nach den internationalen Erfolgen seiner Symphonien in den 1880er Jahren hatte Hans Richter Bruckner um Aufführungsmaterial der Ersten Symphonie in c-Moll gebeten. Bruckner entschied jedoch, das Werk einer Überarbeitung zu unterziehen; die Neufassung wurde erst am 13.XII.1891 aufgeführt. Die 1873 entstandene Dritte Symphonie in d-Moll hatte Bruckner 1877 und 1888/89 überarbeitet. Die Uraufführung der 3. Fassung am 21.XII.1890 unter der Leitung von Hans Richter in Wien sollte zu einem großen Erfolg werden. Die Sechte Symphonie in A-Dur, 1879 begonnen und 1881 abgeschlossen, wurde erst 1899 durch Gustav Mahler uraufgeführt.

Briefe Band II Nr. 881105.

„frisch u. kunstreich“

527 E. Br. m. U. „A Bruckner“. O. O. 26.III.1892. 1 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. Kleine Rand- u. Faltenrisse. (3.000.—)

Ebenfalls an (Theodor Helm in Wien) wegen Aufführungsproblemen.

„…  Der Börsen-Courier vom 17. März aus Berlin schreibt, ich habe das Recht aufgeführt zu werden, selbst wenn ein Werk weniger o[der] gar nicht gefallen sollte, u empfiehlt sehr die 4te als interessant, frisch u. kunstreich … – Habe vollauf zu thun; muß den 150 Psalm componiren …“

Briefe Band II Nr. 920326.

528 E. Widmungsblatt m. U. O. O. u. D. 1 S. gr.-folio. Leicht gebräunt. Faltspuren. (2.000.—)

„Seiner kaiserl. und königl. Apostoli- / schen Majestät Kaiser / Franz Josef I. / Kaiser von Österreich, König von / Böhmen u.s.w. Apostolischer König / von Ungarn usw. / in tiefster Ehrfurcht / Anton Bruckner.“

V. MUSIK 273

(A. Bruckner)

529 2 e. Schriftstücke, 1 m. U. O. O. u. D. Je 1 S. quer-gr.-8o bzw. gr.-8o. Leicht gebräunt. Eine linke obere Ecke abgerissen. (1.600.—)

„Wenn eine selbständige, gesangführende Stimme mit dem Grundton (o Bass) Octavenfolgen machen sollte, bitte ich mir anzumerken; aber bitte keinesfalls selbständige Änderungen machen zu wollen. / A Bruckner mp“.

„Aecht alte Choralnoten für H. Redakt. Frei v. Tagblatt.

12 Stück ‘Berliner Tagblatt’ vom 10. Aug. wo der Artikel ‘Anton Bruckner’ sich befindet.“

Beiliegend 1 e. adressierter Umschlag: „Sr Hochwolgeboren / Herrn Ferdinand / Löwe, Professor am / Conservatorium / loco / Burggasse 7“ (leicht unfrisch, rechts aufgerissen; Poststempel: Wien 18.X.1889).

530 2 gedruckte Visitenkarten mit e. Zusätzen u. U. O. O. u. D. 4 S. Visitformat. (800.—)

1) „Anton Bruckner / k.k. Hoforganist / Lector an der k.k. Universität / Professor am Conservatorium. bittet S[ein]e Hochwohlgeboren // Hrn. Hofkapellmeister für Samstag u. Sonntag um gnädigen Urlaub. / ABruckner.“

2) „Anton Bruckner / k. k. Hoforganist / Lector an der k.k. Universität / Professor am Conservatorium / Ritter des Frz. Josef Orden. // Gruß u. Kuß! / Hat Hr. Schalk nicht die Partitur des Adagio der fünften? / Ich finde sie nicht. / Brmp“ (Bruckner manu propria). Beiliegend eine weitere gedruckte Visitenkarte.

531 (—) Gedruckte Todesanzeige. Wien 1896. 1 S. quer-gr.-4o. Druck: Ch. Reisser & M. Werthner. Breiter Trauerrand mit Moiré-Effekt. Minimale Faltenrisse. (800.—)

„Vom tiefsten Schmerze gebeugt, geben die Unterzeichneten Nachricht von dem Hinscheiden ihres inniggeliebten, unvergesslichen Bruders, des Herrn / Prof. Anton Bruckner / … welcher Sonntag den 11. October 1896, um 1⁄2 4 Uhr Nachmittags, nach langem schmerzvollen Leiden und Empfang der heiligen Sterbe-Sacramente im 73. Lebensjahre selig in dem Herrn entschlafen ist …“ Als Hinterbliebene zeichnen im Druck seine Schwester Rosalie Huber sowie sein Bruder Ignatz.

532 BUSONI, Ferruccio, 1866 – 1924. E. Br. m. U. O. O. 24.XII.1921. 1 S. 4o. Schwach angestaubt. Kleine Faltenrisse ausgebessert. (300.—)

An Hermann Scherchen, der sich für ihn verwendet hatte.

„…  aus geschriebenen und gedruckten Berichten erfahre ich dankbar, dass Sie meine Sache wieder siegreich verfochten; wofür Ihnen meine herzlichste Anerkennung und An-Erkenntlichkeit gebührt, die ich Ihnen ebenso von Herzen ausspreche. – Dass ich auf Ihre so entgegenkommende Aufforderung noch geschwiegen habe, rechnen Sie einem über- u. mit sich und Anderen beschäftigten Manne nicht falsch an! …“

533 CASELLA, Alfredo, 1883 – 1947. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf. 1927. 1 S. Hochformat. (300.—)

Die erste Seite der Partitur-Reinschrift seiner „Serenata per clarinetto, fagotto, tromba, violino e violoncello“. 11 Takte, überschrieben „I. Marcia / Allegro vivace.“

Die sechssätzige Serenata erschien 1928.

274

534 CHARPENTIER, Gustave, 1860 – 1956. E. Widmung m. U. auf einer Portraitpostkarte mit gedruckter Notenzeile. O. O. 24.III.1903. (200.—)

„A Mr Louis Karpath / avec mes meilleurs sentiments / Gustave Charpentier / 24 mars 1903“. – Darüber das gedruckte 5-taktige Notenzitat aus seiner Oper „Louise“ („Je suis le Plaisir de Paris!“); links die gedruckte Portraitphotographie. Die Aufnahme zeigt Charpentier stehend im Anzug (Kniestück im Dreiviertelprofil nach links, Aufnahme: Chéri-Rousseau).

Der österreichische Musikschriftsteller und Kritiker Ludwig Karpath war zwischen 1894 und 1921 ständiger Musikreferent für das „Neue Wiener Tagblatt“.

535 CHOPIN, Fryderyk, 1810 – 1849. E. Br. m. U. Paris o. D. (zwischen 1843 und 1848).

1 S. 8o. Mit Adresse und Siegelrest. Leicht gebräunt, etwas fleckig. Kleine Randeinrisse. Am Unterrand angeklebter Papierstreifen mit der Empfängeradresse von fremder Hand (Kleber stellenweise durchscheinend). Verso Montagereste. (8.000.—)

An Jean-Jacques Molin in der „Rue de l’Arcade Nro 4 ou 2“ in Paris, seinen homöopathischen Arzt, den er zwischen 1843 und 1848 konsultierte.

„Cher Docteur

Ayez la bonté de venir me voir aujourd’hui – Je souffre.

Votre devoué

Chopin

Place d’Orléans Nro 5 Mardi matin.“

Chopin hatte zu Molin ein besonderes Vertrauensverhältnis; in einem Brief bekannte er: „Molin kannte das Geheimnis, mir meine Kräfte zurückzugeben“.

„Correspondance de Frédéric Chopin“ (hrsg. von Sydow/Miketta, Paris 1981) Band 3 Nr. 483.

Siehe auch „Frédéric Chopin

Briefe“ (hrsg. von Kobylanska, Frankfurt a. M. 1984) Nr.

114. Erstmals 1899 in „La Chronique Médicale“ (Nr. 21, S. 680) gedruckt.

V. MUSIK 275
„Je souffre“

536 DALLAPICCOLA, Luigi, 1904 – 1975. Portraitphotographie mit e. Namenszug. Juni 1968. Kabinettformat (quer). (150.—)

Die Aufnahme zeigt den Komponisten in älteren Jahren rauchend an einem Tisch sitzend (Brustbild, Dreiviertelprofil nach links). Der Namenszug mit Datumsangabe „Luigi Dallapiccola / Juni 1968“ (blauer Filzstift) in der linken oberen Ecke.

537 DAVID, Félicien, 1810 – 1876. E. Br. m. U. O. O. 25.III.1844. 11⁄4 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. Am linken Rand Montagereste. (300.—)

An einen Sänger, der ihn gekränkt hatte.

„… Vouz avez été etonné de ne pas recevoir ma visite après mon premier concert du conservatoire. C’est que je vous avais entendu prononcer quelques mots qui m’avaient profondément blessé. Aujourdhui j’ai oublié tout cela, pour me rapeller seulement le service que vous m’avez rendu en chantant plutard dans les autres concerts au theatre italien …“ 1844 war es David endlich gelungen, seine symphonische Ode „Le Désert“ im Conservatoire mit großem Erfolg zur Aufführung zu bringen.

538 DAVID, Johann Nepomuk, 1895 – 1977. E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. 27.VI.1969.

1 S. quer-8o. (250.—)

3-taktiges Notenzitat, darunter der Namenszug und das Datum.

Als Dirigent in Berlin

539 DVOR ˇ ÁK, Antonín, 1841 – 1904. E. Br. m. U. Prag 26.IX.1883. 13⁄4 S. 8o. Leicht (unregelmäßig) gebräunt. (2.000.—)

An den Journalisten Julius Grosser über ein bevorstehendes Konzert in Berlin mit dessen Frau, der Pianistin Anna Grosser-Rilke, die sein Klavierkonzert aufführen wollte. – Anna Grosser-Rilke, eine entfernte Verwandte des Dichters, war eine ehemalige Liszt-Schülerin.

„… Ich habe getreu an Hrn Joachim geschrieben und erwarte mit Sehnsucht das Weitere. Ich weiß aber wirklich nicht, wie ich zu der Ehre komme, indem Sie u. Ihre Frau Gemahlin für mich eintreten und mir den so schwer zu erobernden Boden in Berlin zu gewinnen trachten …“

Das Konzert mit Grosser und Dvoˇrák am Dirigentenpult des „Philharmonischen Orchesters“ fand am 21. November 1884 statt. – Erst anderthalb Jahre zuvor hatten sich die Berliner Philharmoniker unter diesem Namen gegründet.

Nicht in „Antonin Dvoˇrák. Korrespondenz und Dokumente“.

V. MUSIK 276

An (den englischen Musikverleger Alfred Novello jr.) über sein „Requiem“ op. 89, an dem er gerade arbeite und das er ihm zur Veröffentlichung anbietet. – Dvoˇrák hatte sich mit seinem deutschen Verleger Simrock überworfen, der seine letzten Werke abgelehnt und sich immer weniger für ihn eingesetzt hatte.

„…  When I am writing such a great work my head is full of sorrow and I cannot think of nothing till I have finished my labour. I am scoring now and I hope till Nove[m]ber all is right, and then I can tell you definite about the Requiem.

As I told you at Sydenham I should like to offer you my work for a sum which Simrock pays me too, but Simrock will ask from you at least moore (than as much again) and that is, what I should like to prevent, –Perhaps you can interfere on this matter, I really do not know what is to be done. –

I am quite unhappy with Simrock, than he will not pay me for my comp[ositions] (especially) for great works – and I have nothing to live upon!

Rest rest, my head is full …! – –

If I only would know if anyone exists on this world, who would pay me thousand pounds for my Requiem or two or t[h]ree??

So wou[l]d the great Wagner spoke – as you remember his letters and shall I follow him? That is the question – …“

Dvoˇrák vollendete sein „Requiem“ Ende Oktober 1890; es erschien ein Jahr darauf bei Novello in Birmingham, wo das Werk schließlich am 9.X.1891 uraufgeführt wurde.

Dvoˇrák schreibt Novello aus der „Villa Rusalka“ in Vysoká u Príbrame in Mittelböhmen, die ihm über zwei Jahrzehnte als Landsitz diente und wo zahlreiche seiner Kompositionen entstanden, darunter die 8. Symphonie und seine bekannteste Oper „Rusalka“. Der Landsitz dient heute als Gedenkstätte und Museum (Památník Antonína Dvoˇráka).

Nicht in „Antonin Dvoˇrák. Korrespondenz und Dokumente“.

V. MUSIK 277
540 E. Br. m. U. Vysoká u Príbrame 31.VIII.1890. 3 S. 8o. Leicht gebräunt. Kleiner Faltenriss. (3.000.—) Nr. 539 Nr. 540

541 ENESCU, George, 1881

1955. E. Br. m. U. Lausanne 2.IV.1920. 33⁄4 S. 8o. Mit breitem Trauerrand. Getilgte Textstelle über der Anrede (Papier teilweise durchgerieben). (250.—)

An eine Dame in Paris, seine 2. Symphonie A-Dur op. 17 betreffend.

„… Autours de nous que de vides! Un à un disparassent les êtres les plus aimés, et cependant on continue à vivre à ahir, tout comme si on le faisait pour leur donner de la joie! … Et je vais écrire à mon tour à mes éditeurs pour qu’ils vous fassent à nouveau parvenir ‘vos’ mélodies, ainsi que les chansons de Marot“ (seine Komposition „Sept Chansons de Clément Marot“ op. 15). „Vous savez que la symphonie dédiée à la mémoire du maître se trouve avec d’autres de mes manuscrits à Moscou, où ils ont été envoyés en même temps que notre trésor national? Tout cela est-il en cendres? …“ 1917 hatte die rumänische Regierung ihre Goldreserven und viele Werke Enescus nach Moskau gebracht, darunter seine 2. Symphonie, die erst 1924 wieder in seinen Besitz gelangte. – Obwohl die Partitur keine Widmung trägt, ist sie wohl dem Dirigenten Édouard Colonne gewidmet, der 1910 gestorben war. Der Brief könnte demnach an Colonnes zweite Ehefrau, die Sopranistin Eugénie Colonne geb. Vergin gerichtet sein.

542 ERKEL, Ferenc, 1810 – 1893. E. musikal. Albumblatt m. U. Pest 1.I.1857. 1 S. 4o. Mit Schmuckrand. Leicht gebräunt. Seitenränder ungleichmäßig beschnitten. Verso kleine Montagereste. (250.—)

Zehn Takte in 5 Zeilen zu 2 Systemen, überschrieben „Andante melancho[lico]“.

543 EYSLER, Edmund, 1874 – 1949. E. Br. mit zweimaliger Unterschrift. Wien 6.III.1903. 2 S. gr.-8o. Etwas gebräunt. Obere rechte Ecke leicht knittrig. Klammerspuren. (400.—)

An seinen Librettisten Ignatz Schnitzer, den er über die Honorarforderungen an seinen Verleger Josef Weinberger in Kenntnis setzt.

„…  Ich bitte Sie von dem nachfolgenden Schreiben Kenntnis zu nehmen, das ich heute an unseren gemeinsamen Verleger, Herrn Josef Weinberger … gerichtet habe …“

Darunter die Abschrift des Schreibens an Weinberger, in dem er für Schnitzer um „10 Percent von dem auf mich nach den Tantièmen und Aufführungshonoraren der Operette ‘Bruder Straubinger’ entfallenden 50 Percent“ bittet.

Die Operette war am 20. Februar 1903 am Theater an der Wien mit großem Erfolg uraufgeführt worden.

544 FRANZ, Robert, 1815 – 1892. E. Br. m. U. Halle 4.XI.1861. 11⁄2 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse (teilweise ausgebessert). (250.—)

An einen Drucker in Leipzig über die „Bach’schen Arien“, derentwegen er in Sorge sei angesichts des Todes seines Verlegers Friedrich Whistling, der am Vortag in Leipzig gestorben war.

„…  Sie werden wohl früher als ich die Nachricht … erhalten haben. Sollten nicht alle Platten der Bach’schen Arien in Ihrer Verwahrung sein, so ersuche ich Sie dringend, mich baldigst davon in Kenntniß setzen zu wollen. Ich muß nun … daran denken, meine Angelegenheiten mit Whistling in Ordnung zu bringen, sonst entstehen mir noch allerhand Unannehmlichkeiten. In Kurzem muß ich nach Leipzig reisen u. werde Sie dann gleich aufsuchen, um Ihren gütigen Rath in diesen Dingen zu hören: vielleicht übernimmt die Kistnersche Handlung den Verlag von Bach’schen Arien …“

V. MUSIK 278

545 1 e. Br. m. U. und 1 e. Postkarte m. U. Halle a.d. Saale 29.XII.1878 und 8.I.1879 (fälschlich datiert 1878). Leicht gebräunt. (250.—)

Wohl beide an Carl Gurkhaus vom Musikverlag Kistner in Leipzig, der ihm zur Verleihung des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst gratuliert hatte.

29.XII.1878. „…  Wäre Alles, was mit mir in Verbindung steht, eben so treu u. ehrlich, als Sie es sind, dann wollte ich Gott im Himmel loben! Der Maximilians-Orden kam mir wie gerufen, um mit ihm gewissen Großmäulern das Handwerk zu legen. Nun sind sie wieder ein Weilchen still, werden aber bald genug ihre Maulwurfsarbeit von Neuem beginnen.

Wie steht es mit der Publication des Händel’schen Kammerduetts? Es wäre mir sehr lieb, wenn dieselbe nicht gar zu lange auf sich warten ließe …“

546 FURTWÄNGLER, Wilhelm, 1886 – 1954. E. Br. m. U. Wiessee 14.IX.1920. 11⁄4 S. gr.-4o Mit Briefkopf „Der Intendant des Großh. Hof- und Nationaltheaters in Mannheim“ (durchstrichen). Klebefilmspur am Kopf (durchscheinend). (600.—)

An den Komponisten Karl Horwitz, wohl die Konzertplanung des von ihm dirigierten Wiener Tonkünstler-Orchesters betreffend.

„… Innerhalb der 8 Abonnements-Konzerte ist eine Aufführung Ihres Werkes unmöglich. Es ist kein Platz mehr dafür. Etwas anderes ist es in dem Konzert für lebende Komponisten; jedoch kann ich darüber genaueres erst sagen, wenn ich in Wien bin … Es handelt sich im übrigen auch da nur um Erstaufführungen … Natürlich muß ich aber auch da erst einmal sehen, was alles in Betracht kommt … Die ganze Sache ist, daß ich eben zu wenig Konzerte habe …“

547* E. Br. m. U. Leipzig 19.X.1927. 1 S. gr.-4o. Minimale Rand- und Faltenläsuren. (400.—)

An eine Dame in Berlin, die ihn und seine Frau (Zitla Lund) zu sich eingeladen hatte.

„…  ich kann immer nur bis Montag abend, wo mein Konzert in Berlin ist, dort bleiben; am folgenden Tag muß ich stets wegen Proben wieder hierher nach Leipzig. (Wir kommen immer am Freitag vor dem Konzert nach Berlin.) …“

Seit 1922 war Furtwängler Chefdirigent des Berliner Philharmonischen Orchesters, zudem bekleidete er den Posten des Gewandhauskapellmeisters in Leipzig.

An Alfred Formey, den Librettisten seiner Oper „Briseïs“ („Die Kriegsgefangene“), in Vertragsangelegenheiten.

„…  Beiliegend sende ich Ihnen den Vertrag den ich mit Dr. Willner“ (der Librettist Alfred Maria W.), „Verfasser des Heimchen geschlossen habe: Für den Fall Sie einverstanden wären unter gleichen Bedingungen mir das Buch zu überlassen, sende ich gleichzeitig die gleichlautenden Contrakte für Brisëis. Der eine ist von mir unterschrieben und für Sie bestimmt, den anderen erbitte ich mir denn mit offener Unterschrift zurück … Indeß mir gefällt das Buch und ich componiere unbekümmert um alle momentanen Aussichten …“

Der im Brief erwähnte Vertrag für Formey liegt bei (Wien 17.VIII.1897).

Ferner beiliegend 1 eigenh. Musikmanuskript: Skizzen zu seiner Oper „Königin von Saba“ (4 S. großes Hochformat, 20-zeilig, einige Läsuren).

V. MUSIK 279
548 GOLDMARK, Carl, 1830 – 1915. E. Br. m. U. Gmunden 15.VIII.1897. 3 S. 8o (350.—)

549 HAAS, Joseph, 1879

1960. 5 e. Br. m. U., 4 Br. m. U., 2 e. Postkarten m. U. und 1 Postkarte m. U. Berchtesgaden (1) und München 3.IV.1947 bis 9.I.1960. 12 S. folio bis quer-gr.-8o und die Karten. Auf seinem Briefpapier. Etwas gebräunt. Kleine Faltenrisse. (350.—)

An den Musikschriftsteller, Kritiker und Komponisten Edmund Nick. Haas verfolgte die Karriere des 12 Jahre jüngeren Kollegen mit Interesse.

München 27.VI.1950. Haas war soeben in den Ruhestand getreten; seit 1924 war er als ordentlicher Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik in München tätig gewesen. „… Dass es mir gelungen ist, Sie für die Hochschule zu gewinnen, ist mir eine Genugtuung; denn Ihre Berufung als Lehrkraft ist ein Gewinn – menschlich u. künstlerisch gesehen. Sie brachten das mit, was man von jedem verlangen sollte, der sich der Jugend musikerzieherisch widmen will: Geist u. Herz, Können u. Wissen und Verantwortungsgefühl …“ – Nick hatte von 1949 bis 1952 eine Professur an der Münchner Musikhochschule inne. München 24.III.1953. „… Ihr Bericht über Ihre Kölner Tätigkeit hat mich sehr interessiert … Sie können da in der Tat eine segensreichere Wirksamkeit entfalten wie an der Hochschule, schon deswegen, weil Ihnen am Rundfunk andere künstlerische und wirtschaftliche Mittel zur Verfügung stehen wie im Armenhaus der Stuckvilla“ (die Hochschule für Musik nutzte die Villa an der Prinzregentestraße von 1947 bis 1957). „…  Wir haben viel zu viel gescheite Theoretiker und viel zu wenig Praktiker, d. h. Musikanten. Eine Musikhochschule soll kein Forschungsinstitut sein …“ – Zwischen 1952 und 1956 war Nick Leiter der Musikabteilung beim Nordwestdeutschen Rundfunk in Köln. Beiliegend 1 gedrucktes Schriftstück mit e. Zusatz u. U. (München 1959) und seine gedruckte Todesanzeige.

550 HÄSER, August Ferdinand, 1779 – 1844. E. Br. m. U. Weimar 24.VIII.1817. 1 S. kl.folio. Mit Blindsiegel und Adresse. Leicht gebräunt. Etwas (staub-)fleckig. (200.—)

An den österreichischen Arzt und Komponisten Peter Lichtenthal in Mailand mit einem Empfehlungsschreiben für seinen Freund, den italienischen Komponisten und Dirigenten Francesco Morlacchi, „che va a Milano, per scrivere un’opera nella primavera“.

„…  Signor Francesco avrà molto piacere di conoscere in Voi un’uomo, che entusiastico per la nostra bell’arte si chiama dilettante di Musica per modestia, ma darebbe soggezione anche ad un Maestro …“

551 HANSLICK, Eduard, 1825 – 1904. 2 e. Br. m. U. Wien 23.I.1869 und 20.I.1872. 4 S. gr.8o bzw. 8o. 1 Brief auf seinem Briefpapier. Leicht gebräunt. (300.—)

An unterschiedliche Empfänger. 23.I.1869. An einen Herrn, der sich um eine Vorlesung Hanslicks in Köln bemüht hatte, die trotz dessen Zusage nicht zustande gekommen war; er habe auf „die offizielle Einladung und Angabe aller näheren Bedingungen vom Comité“ gewartet. „… Ich musste also annehmen, dass man mir schreiben werde, – von meiner Seite war die Zustimmung ausgesprochen und es wäre unbescheiden gewesen, mich früher selbst zu melden …“ – Erwähnt Ferdinand von Hiller.

552 HAUER, Josef Matthias, entwickelte 1911 (vor Arnold Schönberg) eine „Methode des Komponierens mit den zwölf temperierten Halbtönen“, 1883 – 1959. E. Ansichtspostkarte m. U. (Bregenz) 22.VII.1924. Bleistift. Papierbedingt leicht gebräunt und fleckig. (600.—)

An Wilhelm Lienau, den Inhaber des Musikverlags Haslinger in Wien.

„… Das Musikfest war nicht ganz übel, wenigstens eine Propaganda … Alles andere mündlich …“ Sehr selten.

280
V. MUSIK

Nach Angaben eines Vorbesitzers an den Musikverleger Ernst Eulenburg in Leipzig, der ihn um Beurteilung eines jungen Kollegen gebeten hatte, was Hiller ablehnt, sollte es diesem „möglicherweise … zum Schaden gereichen“.

„… Das ist nun glücklicherweise hier nicht der Fall – in den beiden kleinen Stücken zeigt sich, besonders im ersten, Talent u. Gewandtheit … Um aber eine klarere Idee von den Fähigkeiten des jungen Skandinaviers zu gewinnen, müßte man doch größere Compositionen von ihm sehen – u. vor allem hören … Obschon ich nicht zwar wenig publicire, habe ich doch stets allerlei auf dem Lager – indeß – nach dem Tod ist man, nach Raffs sympathischem Ausspruch nicht allein gestorben, sondern auch ‘umworben’ – wir wollen es hoffen …“

554 HIMMEL, Friedrich Heinrich, 1765 – 1814. E. Br. m. U. Berlin 14.XII.1788. 1 S. 4o. (400.—)

Begleitschreiben zu einer (nicht mehr beiliegenden) Komposition, gerichtet an König Friedrich Wilhelm II. von Preußen, der ihm ein Jahr zuvor durch ein Stipendium ermöglicht hatte, in Dresden bei Johann Gottlieb Naumann Musik zu studieren.

„…  Ehre und Fleiß werden mir diese große Gnade verdienen helfen, die mir Ew: Majestät so gnädigst erzeigen, und der kleine Beweis meines Einjährigen Fleißes wird Ew: königl: Majestät wahrnehmen laßen, daß ich mich bemühe nach dem Geschmack meines geliebten Lehrers zu schreiben und in seiner Seele zu dencken. Werde ich Ihm am Charackter und in der Kunst ähnlich, so werden Ew: Majestät mit mir als Mensch und als Künstler die gnädigste Zufriedenheit haben …“

Himmel, als Komponist nicht sonderlich erfolgreich, konnte sich in späteren Jahren durch sein Klavierspiel zwar die Gunst des Königs erhalten, fiel ansonsten aber eher durch Intrigen und unsoliden Lebenswandel auf.

555 HINDEMITH, Paul, 1895 – 1963. E. Postkarte m. U. Poststempel: Berlin-Charlottenburg 21.XI.1932. Mit seiner gedruckten Adresse am Kopf. Montagerest am Unterrand der Adressseite. (250.—)

An den Verleger Adolf Spemann, einen seiner Auftritte als Bratscher betreffend.

„…  wie schön, so unverhofft gelobt zu werden, auch noch für die Tätigkeit im kleinen Nebenberuf! …

Wenn Sie so eifrig im Radio nach den Bratschen fischen: am 4.12. können Sie mich in Warschau kriegen und am 6. in Mährisch-Ostrau. (Titel: Kundenwerbung). Hoffentlich sehen wir uns einmal in Stuttgart oder sonstwo wieder …“

Hindemith hatte eine Professur für Komposition an der Berliner Musikhochschule inne, musizierte aber „im kleinen Nebenberuf“ als Bratscher: im Trio mit dem Cellisten Emanuel Feuermann und dem Geiger Szymon Goldberg sowie als Solist bei Orchesterkonzerten, für die er eigene Werke für Bratsche und Viola d’amore komponierte.

V. MUSIK 281
553 HILLER, Ferdinand von, 1811 1885. E. Br. m. U. O. O. 16.VII.1882. 21⁄3 S. gr.-8o. (400.—)
„nach den Bratschen fischen“

556 HONEGGER, Arthur, 1892 –1955. E. Br. m. U. Paris 22.XI.1939. 1 S. kl.-folio. Schwach gebräunt. Linker Rand beschnitten. (300.—)

An einen Schweizer Pianisten („Franz Joseph“), dem er das Programm für ein Konzert im Radio Zürich vorschlägt.

„…  Bach – Chants d’Ariel – Pastorale d’Eté – Nocturne et Prière de Judith –Concertino – Musique pour ‘Regain’ de J. Giono suite en 5 parties … Erstaufführung …“

557 HUBAY, Jenö, 1858 – 1937. Eigenh. Musikmanuskript mit zweimaligem e. Namenzug. Titel und 3 S. Hochformat, 18-zeilig. Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse ausgebessert. Tinte schwach durchschlagend. (400.—)

„‘Knospensprossen’ / (Virágfakadás’) / aus dem Cyclus / ‘Blumenleben’ / 6. characteristische Stücke / für die Violine“. – Reinschrift seines op. 30 Nr. 1 für Violine und Klavier, bezeichnet „Andante ma non tanto“.

558 HUMPERDINCK, Engelbert, 1854 – 1921. 7 e. Br. m. U. Bonn(-Poppeldorf) und Frankfurt a. M. 30.VIII.1887 bis 14.XII.1890. 16 S. meist gr.-8o. Leicht gebräunt, an den Rändern teilweise etwas stärker. (1.600.—)

An Ludwig Strecker, Verlagsleiter von B. Schott’s Söhne in Mainz, wo Humperdinck kurz zuvor als Lektor gearbeitet hatte.

282
V. MUSIK

Poppeldorf 30.VIII.1887. Zunächst über die Herausgabe seines Chorwerks „Die Wallfahrt nach Kevelaar“ nach der gleichnamigen Ballade von Heinrich Heine. „…  Es freut mich sehr, dass Sie meinen wunsch bezügl. der Illustration berücksichtigen wollen. Von Farbenpracht darf man hierbei getrost absehen, sintemalen das urbild in Kevelar eine solche entbehrt: das charakteristische merkmal bleibt die dreieckige krinoline, für welche Ihr Stecher in den der Partitur und dem auszug beigegebenen bildchen die passende vorlage findet …

Sie waren so freundlich sich nach meinen absichten in bezug auf die zukunft zu erkundigen. In der that habe ich vor, mich nach einer stellung umzusehen, die zu ausgiebigerer praxis gelegenheit und zugleich eine solidere materielle grundlage bietet. Den posten am Conservatorium (chorclassen) habe ich angenommen, da sich augenblicklich kein anderer fand. Sollten Sie in der lage sein mir einen ‘wink’ zu geben, so wäre ich Ihnen dafür sehr dankbar …“ – Die Stelle am Kölner Konservatorium sollte er im Oktober 1888 wieder aufgeben.

Frankfurt a. M. 5.VI.1890. Kurz vor seiner Übersiedlung nach Frankfurt a. M., wo er eine Stelle am Hoch’schen Konservatorium antrat. „…  Da mein ‘sanfter Flügel’ bei Ihnen weilt, können Sie mir leicht angeben, wie lang und wie breit er ist, was ich [vor] meiner Abreise vergessen habe. / Ich erinnere mich, dass Sie mir gesagt haben, Sie wären eventuell bereit, den Flügel für das Haus B. Schott’s Söhne zu erwerben. Da ich über kurz oder lang in der Lage sein werde, Geld zu brauchen, so wäre mir dieser Handel ganz erwünscht, indem ich dann ein billiges und kleineres Instrument anschaffen würde … Der Flügel, den ich selbst für Herrn Krupp damals gekauft habe, hat neu 2000 M. oder 2200 M. gekostet … Was macht die Wolf-Angelegenheit? …“ – Humperdinck hatte die 1888 entstandenen Lieder Hugo Wolfs dem Verlag empfohlen.

Frankfurt a. M. 9.IX.1890. „…  vom 1. October trete ich ins Hoch’sche Conservatorium, vorläufig als Lehrer für Chorgesang, Instrumentation und Partiturspiel, und schreibe ausserdem die Opernberichte für die Frankfurter Zeitung. Die mit beiden Stellungen verbundene Einnahme ist allerdings so geringfügig, dass ich vorziehen würde, sie nicht anzunehmen, wenn ich nicht dabei von der Vorraussetzung ausginge, dass sie mir Gelegenheit zu andersweitigen Verdiensten verschaffen würde …

In welchem Stadium befindet sich jetzt die Eh[erne]Pferd-Angelegenheit?“ (die von ihm bearbeitete Märchen-Oper von Daniel Auber). „Ich habe Levi leider nicht mehr in Ems angetroffen und weiss daher nicht wie es in München damit bestellt ist …“

Beiliegend eine gedruckte „Danksagung“ für Beileidsbekundungen anlässlich seines Todes (Berlin, Oktober 1921).

559 E. Br. m. U. Paris 31.V.1900. 2 S. 8o. Mit (von fremder Hand adressiertem) Umschlag. (250.—)

Während der Pariser Weltausstellung an Salvatore und Mathilde de Castrone-Marchesi, deren Besuch er verfehlt hatte.

„… meine Frau lag erkältet zu Bette und erfuhr erst später von Ihrer Anwesenheit, und ich war unterdessen im Trocadero-Concert. Sie würden uns ein großes Vergnügen bereiten, wenn Sie die morgige Vorstellung von H [ ä n s e l ] & G r [ e t e l ] mitsammt Ihrem Herrn Gemahl mit Ihrem Besuche beehren wollten …“

560 E. Br. m. U. Boppard 4.VII.1900. 12⁄3 S. 8o. Mit Abbildung der „Villa Humperdinck“ am Kopf. (200.—)

Wohl an Hans Merian, der um Material für seine „Illustrierte Musikgeschichte“ gebeten hatte.

„…  Auf Ihren Wunsch gestatte ich mir anbei die erbetene Photographie sammt Notenprobe aus den ‘Königskindern’ und Namensunterschrift Ihnen zuzusenden. Biographische Details finden Sie am besten im Oktoberheft 1898 von ‘Nord und Süd’ (Breslau) sowie in versch. Lexiken …“

V. MUSIK 283

„wie Dr. Liszt über meine Compositionen urtheilt“

561 JOACHIM, Joseph, 1831 – 1907. E. Br. m. U. O. O. u. D. (Weimar, Anfang 1852). 4 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. Minimale Faltenrisse. (300.—)

Früher Brief an seine Eltern in Pest. – Joachim war das siebte Kind des ungarischen Wollhändlers

Julius Joachim und Fanny Figdors, der Tochter eines Wiener Großhändlers. 1850 hatte Liszt für den jungen Joachim die Stellung eines Konzertmeisters im Weimarer Hof-Orchester geschaffen.

„… Seien Sie nicht zu streng mit mir, wenn ich Ihnen nicht zu häufig von mir Nachrichten gebe! Die Zeit verfliegt mir so rasch … Aber so viel weiß ich gewiß, daß es mir immer ein Bedürfniß ist, es Ihnen zu sagen, wenn mir einmal was recht Freudiges vorkömmt, wie es zuletzt mit Liszt’s Rückkunft der Fall war. Seit dem war ich beschäftigter als vorher, und wenn ich meine freie Zeit zum größten Theil dem lang entbehrten Meister widmete, werden Sie das verzeihlich finden.

Auf Ihre Frage, lieber Vater, wie Dr. Liszt über meine Compositionen urtheilt, ist es für mich schwer zu antworten; nur so viel kann ich Ihnen darüber sagen, daß er mit liebenswürdiger Theilnahme sich freut, wenn ich fleißig schreibe. Erst wenige Wochen bin ich mit einer größeren Arbeit, einem Violinconcert in einem Satz“ (op. 3), „auf welches ich große Sorgfalt verwendete, fertig worden. Auch Variationen aus den 24 Capricen von Paganini “ (ebenfalls op. 3) „habe ich in der letzten Zeit mit Orchesterbegleitung und Einleitung versehen. Beide Stücke werden vielleicht in 14 Tagen copirt sein, und da Liszt so gut sein will, dann eine Probe zu veranstalten, werde ich Ihnen mitteilen ob die Früchte meines Fleißes auch für andere als mich erquicklich sein können. Ich freue mich darauf, was ich in guten Stunden einsam erdacht, im Zusammenhang zu hören. – Auch durch Quartett-Spiel bin ich jetzt viel beschäftigt: ich habe nämlich im Verein mit Coßmann und noch 2 tüchtigen Musikern Quartett-Soireen hier unternommen … namentlich der Hof interessirt sich sehr dafür; was er durch 40 Abonnements … zu erkennen gab. Viel pecuniärer Gewinn ist zwar nicht dabei zu erholen, aber das Unternehmen ist in sofern lohnend, als der Wille, die größten Schöpfungen unserer Meister dem größeren Publikum durch sorgfältige Ausführung zugänglich zu machen, gerne anerkannt wird. Am meisten Freude habe ich hier an Sonntag Vormittagen, da dann abwechselnd bei Dr. Liszt u. mir Musik gemacht wird; ich denke da immer: wenn nur diejenigen, welchen ich eine so schöne, freudenreiche Laufbahn, wie die eines Künstlers ist, verdanke, gegenwärtig sein könnten, um sich an den hohen, ewigen Klängen Beethovens, den ich jetzt fast ausschließlich studiere und verehre, mit zu erbauen! Ja, liebe Eltern, ich wünsche und hoffe sehnlichst, Ihnen einmal einen Beweis meiner Fortschritte ablegen zu können; es wäre ein hoher Lohn für mich, Ihre Zufriedenheit mit meinen Leistungen erfahren zu können! …“ Erwähnt seine „Londoner Reise“, die er im März 1852 antreten sollte.

562 KALKBRENNER, Friedrich, 1785 – 1849. E. Br. m. U. Paris 14.III.1834. 1 S. gr.-4o. Mit Blindsiegel und Adresse. Kleinere Randläsuren. (200.—)

„A Monsieur Meser“ von der gleichnamigen Musikalienhandlung in Dresden.

„… J’ai reçu les Quatre cents francs pour honnoraires des Variations pour le Piano forté, dédiées à la Princesse Louise de Saxe … Nous parlons bien souvent de vous et toutes les personnes aimables que nous avons vues à Dresde. Je n’oublierai jamais la bonté et obligeance de la famille Royale et surtout de cette charmante Princesse Louise … J’espère retourner bientot en Allemagne et ce ne sera certes pas sans aller vous faire une visite et revoir le bon Reisiger … et le bon Klengel …“ – Gemeint sind die Komponisten Carl Gottlieb Reissiger und August Alexander Klengel.

Auf der 3. Seite ein e. Br. m. U. des Komponisten Karl Keller, der „diese passende Gelegenheit“ nutzt, Meser anzuzeigen, „daß Gelder und Briefe richtig eingegangen sind“.

284
V. MUSIK

„meine Entnazifizierung“

563 KARAJAN, Herbert von, 1908 – 1989. Br. m. U. St. Anton am Arlberg 25.VIII.1949. 1 S. folio. Gelocht. (350.—)

An den Rechtsanwalt Claus Springsfeld in Aachen, der ihm seine Unterstützung für eine Nachkriegskarriere in Deutschland angeboten hatte.

„… eine große Freude war mir Ihr Brief …, der mich an so vieles erinnerte, was wir gemeinsam durchlebt haben und vor allem an die wirklich schönste Zeit meiner Aachener Tätigkeit rührt. Genau so hat es mich bewegt, daß Sie sich so vieler Mühe unterziehen …, um die Dinge ins Rollen zu bringen. Nun ist aber von anderer Seite aus schon ungefähr vor 4 Wochen ein diesbezüglicher Vorstoß unternommen worden und ich würde bitten, daß wir zuerst abwarten, was daraus wird, damit wir nicht durch eine Doppelbehandlung eventuell Komplikationen hervorrufen oder die betreffende Berliner Stelle, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, diese Dinge zu klären, vielleicht verstimmen … Ich werde Sie jedenfalls auf dem Laufenden halten und sollte die Sache nicht gehen, so würde ich mit großer Freude von Ihrem liebenswürdigen Angebot Gebrauch machen. Die einzige Einschränkung, die ich machen müßte, ist, daß ich nur in der Lage bin, die Abschrift meiner Entnazifizierung Ihnen zu senden. Andere Fragen punkto Tätigkeit etc. in Deutschland möchte und will ich nicht mehr anrühren …“ – Auf der Rückseite eine längere Bleistift-Notiz des Empfängers zu Karajans Konzert in Aachen am 25.I.1950. Beiliegend ein Br. m. U. Karajans auf Briefpapier des Berliner Philharmonischen Orchesters: Glückwunschschreiben anlässlich des 50-jährigen Jubiläums eines Orchestermitglieds, von Karajan vorab unterschriebener Serienbrief ohne Anrede und Datum. Ferner beiliegend ein Portrait-Druck mit Karajans e. Namenszug.

564 KORNGOLD, Erich Wolfgang, 1897 – 1957. Gedruckter Programmzettel mit e. Notenzitat und zweimaligem e. Namenszug. Hamburg 20.III.1912. 4 S. kl.-4o. Bleistift. Kleinere Rand- und Faltenschäden. (400.—)

Programmzettel zu einer Aufführung der ersten drei Werke des Fünfzehnjährigen: „Kompositions-Abend / Erich Wolfgang Korngold“ in Hamburg im Großen Saal des Conventgartens. Das Programm auf den beiden Innenseiten: „Vortragsfolge / 1. Trio D-dur op. 1 für Klavier, Violine und Violoncello … 2. Sonate für Pianoforte Nr. 2 in E-dur op. 2 … 3. a) Finale der Sonate Nr. 1 in D-moll (Passacaglia) … b) Aus den Märchenbildern op. 3 für Pianoforte …“

Am Rand der 2. Seite ein kleines Notenzitat, bezeichnet „Trio op 1 … / mp. Erich Wolfgang Korngold / Hamburg, 20.III.1912 / Erich Wolfgang Korngold“.

565 KRENEK, Ernst, 1900 – 1991. Portraitphotographie mit 6 e. Zeilen u. U. auf der Rückseite. 1959. 13,1 × 8,3 cm. Beidseitig mit Läsuren. (250.—)

Die Photographie zeigt den Komponisten in jungen Jahren in einem Sessel sitzend, den linken Arm auf die Lehne gestützt, in der Rechten eine Zigarette haltend. Kniestück im Dreiviertelprofil nach rechts.

Die rückseitigen Zeilen, unter der Jahreszahl 1925: „??? / 1959 / 34 Jahre – / fast keine Zeit, / aber wie viele Welten / vergangen! / Ernst Krenek“

V. MUSIK 285

566 KREUTZER, Conradin, 1780 – 1849. E. Br. m. U. Wien 16.IV.1824. 1 S. gr.-4o. Mit (geteiltem) Siegel und Adresse. Mit Empfängervermerken (leicht durchscheinend). Schwach gebräunt. Auf der Adressseite am Rand montiert. (600.—)

An die Weimarer „Hoftheater Intendance“ (damals Johann Nepomuk Hummel), der er die Neufassung seiner „romant. Oper ‘Der Taucher’ in 2 Ackten“ anbietet.

„…  Da diese Oper bey den vielfachen Vorstellungen derselben in dem verfloßenen Winter noch mehr als Libussa allgemein gefallend und die Besetzung der Rollen, deren nur 5 sind, bey dem grosherzogl. Hoftheater gar keine Schwierigkeit haben wird, so hoffe ich ganz sicher, daß mir hochdieselben den erwünschten

Auftrag geben werden …“ – Der „Beschluss“ vom 6. März des Jahres findet sich auf der zweiten Seite: „… Vor der Hand dankend abzulehnen …“

Kreutzers Oper nach der Ballade von Friedrich Schiller war 1813 in Stuttgart uraufgeführt worden, die Neufassung mit Rezitativen im Januar 1824 am Wiener Kärntnertortheater.

D. (1897). 21⁄2 S. gr.8o. Mit Briefkopf „Hotel Hamburger Hof“. Faltenrisse. (200.—)

567 LEONCAVALLO,

An den Musikkritiker Heinrich Chevalley wegen seiner Oper „La Bohème“.

„…  Je voudrais tout avoir l’honneur de faire votre connaissance personellement d’abord pour vous remercier de l’honneur que vous m’avez fait en vous interessant à mon ouvrage, en suite pour vous parler un peu de ce que j’ai voulu faire dans cette nouvelle oeuvre à laquelle je tiens avec toutes les forces de l’âme, et qui m’a valu un premier succès à Venise …“ Die Uraufführung seiner Oper hatte am 6. Mai im Teatro La Fenice in Venedig stattgefunden.

286
V. MUSIK
Ruggiero, 1858 – 1919. E. Br. m. U. Hamburg o.

568 LIGETI, György, 1923 – 2006. Eigenh. Musikmanuskript mit Widmung und Namenszug. 1 S. Querformat, ca. 27 × 34 cm, 24-zeilig. Bleistift, mehrfarbige Buntstifte und Kugelschreiber. Mit zahlreichen Anmerkungen. Leicht gebräunt. (1.200.—)

„Étude Nr. 8 = Vertige – dédiée à Volker Banfield“ für Klavier, bezeichnet „Prestissimo pallido“. – Rechts oben die e. Bezeichnung mit Widmung: „Ein Skizzenblatt einer nicht fertig komponierten Klavieretüde / … herzlichst György Ligeti / 25.II.89“.

„im ächten Opernstyle“

569 LINDPAINTNER, Peter Joseph von, 1791 – 1856. E. Br. m. U. Stuttgart 1.XII.1827. 1 S. gr.-4o. Mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. An den Rändern etwas fleckig. (300.—)

„An die Direktion / des Städtischen Theaters / in / Hamburg“, die er auf seine neue Oper „‘Der Vampyr’ … aufmerksam“ macht.

„Der Unterzeichnete hat so eben seine neue romatische Oper in 3 Akten ‘Der Vampyr’ nach Lord Byrons Dichtung bearbeitet von C.M. Heigel – vollendet … Er beschränkt sich auf die Versicherung, daß er die Ueberzeugung in sich trage, mit Fleiß und Liebe ein Süjet bearbeitet zu haben, welches im ächten Opernstyle geschrieben, bühnengerecht, interessant und effektvoll genannt zu werden verdient …“

Im Gegensatz zu Lindpaintners Annahme stammt die eigentliche Vorlage von J.W. Polidori, die deutsche Fassung von Cäsar Max Hegel. Seine erfolgreichste Oper kam am 21.IX.1828 in Stuttgart zur Uraufführung.

V. MUSIK 287

570 LISZT, Franz, 1811 – 1886. E. Br. m. U. O. O. „Mercredi matin“ (12.I.1842). 2 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. (1.600.—)

An einen Grafen, den er zur Aufführung seiner neuen Komposition „Pantaleoni: Barcarole vénetienne“ für Singstimme und Klavier einlädt.

„Aurez vous une minute ou une heure de libre ce soir cher Comte? Mr Dehn aura la bonté de nous faire un resumé de l’histoire de la Musique après le Concert de Pantaleoni. Tâchez donc de venir; vous êtes sur de faire plaisir à tout le monde en général et a moi très en particulier …“

Siegfried Dehn, Musiktheoretiker und Kontrapunktlehrer; zu seinen Schülern zählten Michail Glinka und Anton Rubinstein.

„comme il faut“

571 E. Br. m. U. Weimar 26.VI.1854. 1 S. gr.-8o. Bläuliches Papier. Obere linke Ecke abgeschnitten. (1.200.—)

An einen befreundeten Komponisten („mon très honoré ami“), dem er die Sänger Hans Feodor von Milde, „premier Baryton de notre théâtre“ und dessen Frau Rosa von Milde geb. Agthe empfiehlt.

„…  Lui et la femme ont chanté les principaux rôles de vos deux ouvrages representés ici, et sont l’un et l’autre des artistes tout à fait distingués et parfaitement comme il faut …“

288

An einen Freund mit einer Einladung.

„… Für den Fall als ich Sie nicht zu Hause treffen sollte, bitte ich Sie hiemit mir Morgen Abend (Freitag) 9 Uhr, ein paar Stunden zu schenken wo wir ruhig plaudern können. Bek hat auch versprochen zu kommen und wir wollen unsern Tankó leben lassen! – Der Bursche und seine braune Geliebte spuken mir ganz gewaltig im Kopf herum! …“

An seine Schülerin Irma Steinacker, ein bevorstehendes Konzert betreffend.

„… Die kleine Concertsache soll, so gut ich es vermag, nächstens besorgt werden. Gelegentlich erlauben Sie mir wohl auch die etwas argwöhnige Andeutung ihres Schreibens: ‘es kostet ja nur ein Wort um … etc.’ zu berichtigen.

Als aufrichtig dankbarer Freund ihres verehrungswürdigen Herrn Vaters“ (der Theologe Gustav S.), „verbleibt Ihnen stets, / bereitwilligst ergeben / F. Liszt …“ Beiliegend ein eigenh. unterschriebener Rückschein der ungarischen Post (Budapest 1873).

V. MUSIK 289
572 E. Br. m. U. O. O. 15.IV.1858. 1 S. gr.-8o. Bläuliches Papier. (1.200.—) 573 E. Br. m. U. Weimar 26.VIII.1873. 1 S. 8o. Leicht fleckig. (1.200.—)

(F. Liszt)

574 E. Br. m. U. Budapest 21.III.1883.

21⁄4 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. (2.000.—)

An „Verehrter lieber Freund“ über eine Aufführung seines Oratoriums „Die Legende von der Heiligen Elisabeth“.

„…  Mein Telegramm an Riedel“ (Carl R., hatte mit Liszt den „Allgemeinen Deutschen Musikverein“ gegründet) „versicherte dass ich der diesjährigen Tonkünstler Versammlung in Leipzig beiwohnen werde. Programm-Besprechung folgt nächstens, in Weimar … Beständig verlange ich die möglichste Auslassung meiner Werke. Wie steht es mit der scenischen Aufführung der Elisabeth in Cöln? Soll sie vor oder nach der Leipziger Tonkünstler Versammlung stattfinden? Sage mir darüber, in Weimar, Hoffmann’s“

(Liszts Freund August Heinrich Hoffmann von Fallersleben) „Bestimmung, die Er gänzlich nach seinem Dafürhalten, bequem richten möge …“

Beiliegend 1 e. adressierter Briefumschlag an den Musikwissenschaftler Ludwig Nohl in Heidelberg.

290
575 E. musikal. Albumblatt m. U. „F. Liszt“. Pressburg 23.I. o. J. 1 S. quer-8o. Mit dreiseitigem Goldschnitt. Leicht gebräunt. (2.500.—) 8-taktiges Notenzitat im Dreiviertel-Takt für Klavier.

576 LOGIER, Johann Bernhard, 1777

1846. E. Br. m. U. Berlin 5.I.1825. 2 S. 4o. Mit Siegel (Ausriss ausgebessert) und Adresse. (300.—)

An den Organisten und Komponisten Karl Kloss in Elbing, der wegen des Studiums der Logier’schen Methode des instrumentalen Gruppenunterrichts in Klavierspiel und Musiktheorie nach Berlin reisen wollte. – Logiers 1814 patentierte Methode verbreitete sich bis nach England und in die USA, wo bis 1959 danach gelehrt wurde.

Da er „wahrscheinlich schon in der Mitte des Monat Merz nach London auf 3 Monathe“ reisen müsse, solle Kloss seine „Reise hieher noch in diesem Monathe und wenn es sein könte schon in künftiger Woche“ antreten. „…  Den Unterricht werden Sie dann mit noch Einem erhalten, der schon hier ist. Solten es Ihre Verheltniße nicht gestatten meine Bitte zu erfüllen, so stelle ich es Ihnen frey den Unterricht bis zum nächsten Jahre aufzuschieben …“ Sehr selten.

Aus der Sammlung Künzel.

577 LORTZING, Albert, 1801 – 1851. E. Br. m. U. Detmold 13.II.1833. 1 S. 4o. Dünnes Papier. Etwas gebräunt. Kleine Einrisse ausgebessert. Verso am Fuß zwei Sammlerstempel (durchscheinend). (1.200.—)

Wohl an einen Theaterintendanten, der um ein Werk gebeten hatte.

Er werde ihm „binnen acht Tagen eine Copie des gewünschten Vaudeville … zu senden …“ (sein Libretto „Der Pole und sein Kind“). „Ich nehme gewöhnlich 4 Friedrichsd’or Honorar … Schließlich ersuche ich Euer Hochwohlgeboren, mir gütigst mittheilen zu wollen, ob und unter welchen Bedingungen Sie geneigt wären mein Vaudeville zu übernehmen …“

V. MUSIK 291

(A. Lortzing)

578 E. Br. m. U. Leipzig 10.VI.1845. 1 S. gr.-4o. Stellenweise leicht fleckig. Einige Läsuren am rechten Rand. (1.200.—)

„An die Intendantur des Herzogl. Hoftheaters in Koburg“, die sich nach geeigneten Sängerinnen erkundigt hatte.

„… Fräulein Tonner … besitzt eine angenehme, noch sehr jugendliche Persönlichkeit und eine liebliche, wenn auch nicht starke mit großer Kehlfertigkeit begabte Stimme, dabei ein angemeßenes, lebhaftes Spiel! Die hiesigen Verhältniße erlaubten ihr nur einmal aufzutreten und zwar als Rosine im Barbier von Sevilla, in welcher Parthie sie jedoch allgemein gefiel.

Fräulein Steidler dürfte sich … mehr für das Bravour:Fach als für die sogenannten jugendlichen Gesangsparthien eignen …“

„mein Study“

579 MAHLER, Gustav, 1860 – 1911.

E. Br. m. U. O. O. 20.VIII. 1899. 3 S. 8o. Schwach gebräunt. (3.500.—)

An den Architekten Friedrich Theuer, der ihm seine Pläne für den Bau des Komponierhäuschens in Maiernigg oberhalb des Wörthersees gesandt hatte.

„…  Wir zehren noch, ich und meine Schwester, in Erinnerung an die schönen Tage, die wir in Ihrem gastfreundlichen Hause erlebt haben, und die wundervolle Luft des Wörthersees steckt noch in unserem Blut.

Ich werde in diesen Tagen die uns übersandten Pläne durchsehen, aber bloß um mir eine angenehme Stunde zu bereiten; denn ungeschaut acceptire ich alles, was Sie mir vorschlagen werden. – Daß die Kosten nicht so hoch sein werden, als wir anfänglich dachten, kann mir nur willkommen sein. Aber auch darin bitte ich Sie zu verfügen, was Sie für gut halten, da Sie die Intentionen, welche mich dabei leiten, so vollständig sich zu eigen gemacht. Entschuldigen Sie, daß ich nur so flüchtig antworte; aber ich sitze da in meinem Bureau, und weiß nicht, wo mir vor Arbeit der Kopf steht. – So wie die Angelegenheit spruchreif ist, bitte ich um rechtzeitige Verständigung, und ich komme nach Maiernigg …“

292

In einer Nachschrift ergänzt er: „… Wäre es nicht besser, außer der Miethung des Kogels, auf welchem mein Study steht, auch den Ankauf eines Stückchen Grundes für dieses Study anzustreben, da man nicht wissen kann, wie wichtig das Eigenthumsrecht auf den Grund für dasselbe werden kann? – Ich äußere diesen Einfall, ohne Ihrer besseren Einsicht vorzugreifen.“

Mahler schloss in seinem „Study auf dem Kogel“, das ein Jahr später gebaut wurde, seine 4. Symphonie ab und komponierte dort die 5., 6., und 7. zur Gänze sowie die 8. Symphonie zum Teil. Weitere Komponierhäuschen ließ er in Steinbach am Attersee und in Toblach in Südtirol errichten.

580* Portraitphotographie mit e. Datum, Zusatz u. U. „Gustav Mahler“ auf der Bildseite. Wien 1907 (?). Kabinettformat (16,6 × 10,7 cm). Aufnahme: Benque & Kindermann, Hamburg 1900. Umlaufender Goldschnitt. Ecken minimal bestoßen, Bildseite mit einigen leichten Fleckchen. (10.000.—)

Schöne und seltene Aufnahme: Brustbild nach rechts, ohne Brille; am Unterrand der Zusatz „Nach Ostern werde ich aber freundlicher dreinschaun!“

Von März 1891 bis April 1897 war Mahler erster Kapellmeister am Stadttheater in Hamburg gewesen, anschließend war er bis 1907 Direktor der Wiener Hofoper.

V. MUSIK 293

581 MALIPIERO, Gian Francesco, 1882 – 1973. E. Br. m. U. Asolo 6.XII.1933. 2 S. gr.-4o. Am rechten Rand schwach fleckig. Kleine Randeinrisse. (250.—)

An Giacomo Raselli, Bürgermeister von Asolo, über die Finanzierung einer Dauerausstellung des Nachlasses von Eleonora Duse im Museum des Ortes. – Die Duse war 1924 verstorben und in Asolo, wo sie auch ein herrschaftliches Anwesen als Alterswohnsitz hatte herrichten lassen, beigesetzt worden.

„… Ieri ho chiamato Ca Donà e Reginato per fare un preventivo del minimo che si può spendere per la mostra dei cimeli di Eleonora Duse. Secondo me se il pavimento se deve fare nuovo ci vorranno circa 1500 lire, se il pavimento resiste, 1000 lire. Io direi di fare cosi io certo fra pochi giorni vado a Roma dove devo vedere per affari miei il Direttore Gennale il quale certamente dovrà darmi una risporta qualora mi rispondessero picche, io direi di fare il minimo lo stesso a spese del municipio. Il conte Trieste ha alla banca più di 600 lire del museo …“

Noch heute können im Städtischen Museum von Asolo Bühnenrequisiten, Briefe, Photographien, Portraits und andere Gegenstände der berühmten Schauspielerin betrachtet werden.

582 MARSCHNER, Heinrich, 1795 – 1861. E. Br. m. U. Hannover 3.III.1845. 21⁄2 S. gr.-4o. Mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. Schwach fleckig. Kleine Rand- und Faltenschäden. (600.—)

Als Direktor der Oper in Hannover an den ihm befreundeten Komponisten und Kapellmeister Carl Koßmaly in Breslau, dem er bei einer Anstellung in Rostock zwar nicht hatte behilflich sein können, ihm jedoch, quasi als Ausgleich, ausführlich von seinen eigenen Erfolgen berichtet.

„… ‘Geduld, Geduld, u. wenn’s Herz auch bricht’  Riefstahl“ (der Violinist Carl R.) „(jetzt in Petersburg) sagte mir von einer passenden Stelle für Sie in Lübeck … Haben Sie dort angefragt oder wollen Sie es nicht? Es schadet ja nicht, wenn Sie einmal anfragen. Sie müssen nicht ruhen u. warten … Indessen verzagen Sie nur nicht, denn das ist das schlimmste; sondern benutzen Sie jetzt ihre Muße u. laßen Sie

Ihre Muse recht lustig aufspielen, dann haben doch wir etwas davon – wenn auch Sie nicht … Meine Familie ist am 15. Januar um 1 Knaben vermehrt worden, welcher sich wie die Mutter wohl befindet. Ich büffle jetzt am Clavierauszug des Adolph …“ („Kaiser Adolph von Nassau“, seine im Vorjahr in Dresden uraufgeführte Oper). „Obgleich in Hamburg keine so ausgezeichnete Kräfte wie in Dresden zu verwenden sind, so hat die Oper doch eben so großes Glük gemacht, ja vielleicht noch größeres als in Dresden … Ich wurde jedesmal beim Eintritt in’s Orchester rauschend empfangen … Von Breslau hoffe ich, werden Sie etwas Förderndes berichten, damit die Aufführung daselbst nicht wie gewöhnlich still vorüber geht …

Daß mein Vampyr “ (seine 1828 in Leipzig uraufgeführte Oper) „in’s Französische … übersetzt u. am 27. Januar 45 zum ersten male u. mit großem Beifalle in Liege gegeben worden ist, wird Ihnen wohl etwas ganz Neues sein … Wieder ein Schritt näher an Paris!

Mögen Sie wohl glauben, daß die hiesige Intendanz noch mit keinem Wort nach meiner neuen Oper gefragt hat? – Und doch ist es so. Wie gefällt Ihnen das? … Aber – doch still. Nur soviel wollte ich damit andeuten, daß andre deutsche Componisten sich nicht wundern können, wenn sie in Hannover nicht beachtet werden. Ich kann u. darf gar nichts mehr für sie thun. Und doch bin ich gefesselt, u. kann u. darf nicht den ganzen Bettel zum Teufel werfen. Das mag Sie trösten u. beruhigen!!! …“ – Mit Erwähnung zahlreicher Kollegen, Musiker und Verleger.

Im nächsten Jahr sollte Koßmaly eine Stelle als Konzertmeister in Stettin erhalten.

V. MUSIK 294

583 MARTIN, Frank, 1890 – 1974. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug. Amsterdam, Juli 1954. 1 S. großes Hochformat, 24-zeilig. (300.—)

Partitur-Seite („5“) mit der Stimme des „Tristan“, bezeichnet „Andante con Moto“, aus seinem Oratorium „Le vin herbé“ (nach J. Bédiers „Tristan“, 1838 – 41).

Am Fuß die Bezeichnung „Fragment d’un projet d’instrumentation pour grand orchestre du 3e tableau de la 2e partie du Vin Herbé“.

Beiliegend 1 signierte Portraitphotographie mit e. Widmung (Januar 1966).

584 MENDELSSOHN, Arnold, 1855 – 1933. E. Br. m. U. (Darmstadt 4.XII.1901.) 2 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. Mit Umschlag. (250.—)

An den Dirigenten Siegfried Ochs, der wegen eines Werkes angefragt hatte.

„… Wer hat Ihnen was von meiner Conzert-chor-composition erzählt, die ich angefertigt hätte? Ist kein Wort davon wahr. Ein paar geistliche Chorballaden, die vor 2 Jahren entstanden sind, sind für eine Kirche bestimmt u. durch die breite Art der Orchestrirung nur für diese geeignet. Sodann sind einige Männerchorwerke mit Orch. entstanden, aber kein Conzertstück für gemischten Chor …“ – Mit 5-taktigem Notenzitat „Mi tradì quell’alma in grata …“ am Schluss. Beiliegend eine e. Postkarte m. U. an denselben (Darmstadt 1920).

585* E. Postkarte m. U. Poststempel (leicht durchschlagend): Darmstadt 21.II.1922. Kleine Wasserflecken. (200.—)

An seinen entfernten Cousin, den Marburger Mathemathiker Kurt Hensel, einen Enkel Wilhelm und Fannny Hensels, der ihn zu sich eingeladen hatte.

„… Deine freundliche Einladung nehme ich natürlich mit großem Dank an, und hoffe Deiner verehrten Gattin nicht zu große Unbequemlichkeiten damit zu machen … Ich freue mich auf Marburg, in dem ich noch nie gewesen bin …“

Erwähnt den Mathematiker Ernst Eduard Kummer, der in erster Ehe mit Ottilie Mendelssohn verheiratet war.

V. MUSIK 295

An Gräfin (Sophie von Baudissin in Dresden), die ihn einen Tag zuvor gebeten hatte, an einem Konzert in Dresden zugunsten der Notleidenden im Erzgebirge (am 5. Mai) mitzuwirken.

„…  Wie gern ich den in Ihrem freundlichen Briefe enthaltnen Vorschlag annähme, brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu versichern. Es würde mir die größte Freude sein zu dem edeln wohlthätigen Zwecke, den Sie im Auge haben, nach Kräften beizutragen, und zugleich wäre mir es persönlich lieb einmal in Dresden etwas von meinen neueren Clavier u. Orchester Compositionen“ (seine 3. Sinfonie a-Moll op. 56 war erschienen, eine überarbeitete Fassung seiner Ballade „Die erste Walpurgisnacht“ op. 60 fertiggestellt und das fünfte Heft seiner „Lieder ohne Worte“ war in Arbeit) „zu Gehör zu bringen, um so mehr da der Paulus schon einmal gegeben ist“ (Mendelssohn hatte bereits im Januar die Zusage gegeben, seinen „Paulus“ op. 36 im Palmsonntagskonzert am 9. April 1843 in Dresden zu dirigieren) „und also gar keinen Reiz der Neuheit (wie der technische Ausdruck lautet) fürs Publicum haben kann. Also auch mir geschähe ein Gefalle damit, und ich erkenne aufs Neue in Ihrem Briefe alle mir sooft bewiesene Freundlichkeit. Aber das wie? und wann? macht noch eine Schwierigkeit, die ich für den Augenblick gar nicht recht zu beseitigen weiß. Meine Frau kann mich nämlich nicht, wie Sie voraussetzen nach Dresden begleiten“ (wegen der erwarteten Niederkunft ihres dritten Sohnes Felix, der am 1. Mai geboren wurde), „ihr Befinden macht es mir vielmehr zur Pflicht jeden Tag, an dem meine Gegenwart dort nicht wegen einer Probe erforderlich ist, hieher zurückzukehren. Dadurch bin ich, wie Sie denken können, in große Verlegenheit ja in peinliche Angst versetzt. Hätte ich nicht früher schon so oft gewünscht nach Dresden zu kommen ohne es ausführen zu können, hätte ich nicht diesmal das Versprechen gegeben, das ich nun halten muß, so würde ich um keinen Preis jetzt mich vom Hause entfernen, und ich weiß nicht, was ich darum gäbe, wenn es anders gekommen, das Concert z. B. 6 Wochen später gewesen wäre. Ich werde nun also, so Gott will, Montag nach Dresden kommen, Dinstag hieher zurückkehren, Mittwoch oder Donnerstag (wenn die erste Probe ist) wieder nach Dresden, und dann entweder bis Palmsonntag bleiben, wenn es sein muß, oder dazwischen noch einmal hieher – jedenfalls

V. MUSIK 296
586 MENDELSSOHN BARTHOLDY, Felix, 1809 – 1847. E. Br. m. U. Leipzig 31.III.1843. 23⁄4 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Am oberen Rand unregelmäßig beschnitten. Montagereste an der unbeschriebenen 4. Seite. (2.500.—)

am Montag nach der Aufführung mit dem ersten Zuge hieher zurückeilen. Kann nun an den Tagen, wo die Proben sind, noch ein Concert eingeschaltet werden? Ich glaube es nicht, und wie ich höre, darf in jenen Tagen nicht einmal ein Concert Statt finden; noch weniger, sollte ich denken, in der Charwoche. Welchen Tag hatten Sie sich gedacht? Ist es ein solcher, wo ich möglicherweise in Dresden sein kann, so sollte mich gewiß nichts abhalten, und herzlichen Dank würde ich Ihnen wissen, wenn Sie mir eine Gelegenheit verschafften für jenen Zweck nach meinen Kräften beizutragen …“

„Sämtliche Briefe“ Band 9 Nr. 3898.

587 E. Br. m. U. Leipzig 23.XII.1845. 33⁄4 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Minimale Rand- und Faltenrisse. Kleiner bläulicher Fleck auf Seite 4 (auf die anderen Seiten leicht durchschlagend). (3.000.—)

Herzlicher Brief an Jenny Lind in Berlin, der er ein mit eigenen Zeichnungen versehenes autographes Liederbuch (MWV SH 72) als Weihnachtsgabe übersendet. Lind hatte der Familie Mendelssohn Bartholdy kurz zuvor schwedisches Gebäck zukommen lassen.

„… Ihr Brief erinnert mich oft an Lindblad; der hatte auch die Deutsche ‘Grammatik’ nicht gelernt, und schrieb besser und innerlicher, als es die meisten Deutschen können; ich habe manche Stelle aus seinen Briefen mein Lebenlang nicht vergessen, und so ist es bei Ihnen auch. Wie sagte die Königinn von Preußen?“ (Elisabeth) „‘Verändern Sie sich nur nicht.’ Ich glaube, ich hätte das erfunden, wenn sie es nicht vorher gesagt hätte, und so oft ich Ihren Brief gelesen habe, und so oft ich an sie denke komme ich darauf immer wieder zurück.

Morgen ist nun Weihnachtsabend, und seit Sie von Leipzig fort sind hatte ich den Wunsch an dem Abend auch unter denen sein zu dürfen, die Ihnen eine Gabe bringen. Es werden ihrer viele sein; aber aufrichtiger und herzlicher kann es keiner mit Ihnen meinen, als ich. Drum bitte ich Sie, nehmen Sie die Lieder an. Jetzt ist mir’s eigentlich ganz so, als müßte ich etwas darüber sagen, daß ich die Zahl der Lieder-Componisten vermehre, die sich zu Ihnen drängen – aber ich habe mir das abgewöhnt, und bedenke, daß Sie es schon einmal ‘mal placé’ gefunden haben. Worüber ich mich aber in jedem Falle entschuldigen sollte, das sind die Zeichnungen … Als Sie sagten, Sie könnten auch tanzen, da nahm ich mir gleich vor, einmal etwas für Sie zu zeichnen, so gut (schlecht) ichs eben könnte. Doch ists diesmal durch viele Störungen weniger gut geworden, als ich hoffte – nehmen Sie so vorlieb; wenigstens fehlen die ‘rosen och de bladen’ und die ‘goldnen Sternelein’ und das schwedische Brod nicht.“ – Mendelssohn hatte den Umschlag des Liederalbums mit zwei Zeichnungen versehen.

„Für das schwedische Brod mochte ich noch einmal ganz besonders danken. Bitte, mein liebes Fräulein, schicken Sie uns manchmal solch ein Brot, und vergessen Sie es nicht, solange Sie in Berlin sind; das ist eine solche Freude, die wir alle daran haben; denn wir essen es alle sehr gerne, u. die Kinder“ (Carl, Marie, Paul, Felix und Elisabeth) „jauchzen immer so, wenn wir ein Brod ‘von der Fräulein Lind’ gekommen ist [sic]… Als es neulich kam, da hatten die Kinder am Morgen auf der Straße Ihr Portrait hängen sehen, und waren plötzlich alle hingelaufen, und riefen: da wären Sie. Ich fragte ob sie den Namen hätten lesen können, sie sagten ‘nein, sie hätten’s erkannt, aber es sei nicht ähnlich.’ Ich wollte darüber eine lehrreiche Bemerkung machen, daß es doch ähnlich sein müsse, aber es fiel mir ein, daß mirs auch so damit geht. Und als wir zu Hause kamen, da kam das Brod, und Abends kam Ihr Brief. Das war ein sehr froher Tag, mein liebes Fräulein, und ich werde ihn niemals vergessen. Und nun muß ich den Brief schließen, weil die Post geht, die ihn morgen zu Ihnen bringen soll. Wären wir in Schweden, so würfe ich das Paket in Ihre Thüre hinein (nicht wahr?), wär’ ich in Berlin so brächte ichs Ihnen, und das thäte ich am liebsten. So bringt es der Briefträger und ich bitte Sie gedenken Sie auch meiner einmal am morgenden Abend. Was mich betrifft so wissen Sie, daß ich an jedem fröhlichen Fest, und an jedem ernsten Tage mein Lebenlang Ihrer gedenke, und das Sie Ihren Antheil davon mit nehmen müssen, Sie mögen wollen oder nicht. Sie wollen es aber, und Sie wissen von mir, daß es mir eben so geht, und das wird nimmermehr anders …“

Das autographe Liederbuch liegt dem Brief (leider) nicht mehr bei. „Sämtliche Briefe“ Band 11 Nr. 5088.

V. MUSIK 297

588 E. Br. m. U. Leipzig 1.X.1847. 1 S. gr.-4o. Mit kleinem schwarzem Siegel (mit seinen Initialen) und Adresse. Schwach gebräunt. (2.000.—)

Fünf Wochen vor seinem Tod an den Verlag N. Simrock über ein bevorstehendes Konzert, wohl eines der von Karl Emil von Webern vorgeschlagenen Wohltätigkeitskonzerte in der Berliner Garnisonkirche.

„…  Da ich wahrscheinlich am 18ten den Elias in Berlin dirigiren werde, so wäre es mir sehr angenehm wenn Sie bis dahin mir ein fertiges Exemplar der Partitur verschaffen könnten. Wird das wohl möglich sein? … Eigentlich sind es 2 Exemplare, die ich bis dahin brauche; das eine um es zu verschenken, das andre aber müßte dort gekauft werden behufs der Aufführung, zu der nach meiner Meinung jedesmal eine Partitur angeschafft werden müßte …“

Das Konzert kam nicht zustande.

„Elias“ op. 70 wurde erst am 3.XI.1847 unter der Leitung von Julius Schneider in der Berliner Garnisonkirche aufgeführt.

„Sämtliche Briefe“ Band 12 Nr. 5825 (Auszug, mit kleinen Abweichungen).

1791 – 1864. E. Br. m. U. O. O. u. D. (Berlin, September 1846).

1 S. gr.-8o. Mit seinen geprägten Initialen am Kopf. Falzrest am linken Rand. (250.—)

An einen Hofrat, dessen Besuch er verpasst hatte.

„… Heute Vormittag um 9 Uhr findet die Generalprobe von Struensee statt. Sollte es Sie einigermaßen interessiren diese meine neue Musik in der heutigen Probe zu hören, so würde es mich herzlich freuen, u. ich laße für diesen Fall Ihren Namen bei dem Portier an der Seite der Charlottenstraße (wo man hineingeht) zur Durchlaßung vermerkt …“

Meyerbeer hatte das Orchesterwerk zu dem gleichnamigen, 1827 entstandenen Trauerspiel seines Bruders Michael Beer verfasst. Es wurde am 19. September 1846 in Berlin im Schauspielhaus uraufgeführt.

298
589* MEYERBEER, Giacomo,

590 E. Br. m. U. London 27.VI.1855. 2 S. 8o. Mit Umschlag (Briefmarke ausgeschnitten). Leicht gebräunt. (250.—)

An Thérèse Célérier, die Tochter seines Pariser Agenten Louis Gouin, die ihm eine Übersicht seiner Einnahmen gesandt hatte.

„… Mais comme je sais combien votre temps est précieux … je vous prie de me traiter sans cérémonie & de m’envoyer … le bulletin des recettes sans vous donner la peine de m’écrire … Cependant je réclamerais volontiers … une fois cette faveur, & cela serait pour me donner des nouvelles un peu plus détaillées de la sorté de votre cher & excellent père qu’il me les donne lui même …“

„die arme Pianistin stirbt vor Angst“

591 E. Br. m. U. O. O. u. D. 2 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Kleiner Randeinriss. 4. Seite angerändert. (250.—)

Wohl an einen Konzertveranstalter, bei dem er sich in größter Eile um ein Erard-Klavier bemüht, nachdem es zu Schwierigkeiten bei der Post gekommen war.

„… An Erard’s Bewilligung scheint mir wie gesagt nach unsern beiderseitigen Briefen nicht zu zweifeln …

Ich spreche jedoch diese Bitte deshalb schriftlich aus, damit Sie wenn es gegen Ihre Uberzeugung sein sollte sich ja nicht geniren.

Verzeihen Sie meine Insistenz. Aber die arme Pianistin stirbt vor Angst bei der Idee, auf einem Pianino von Rinold (ungefähr wie das Meinige) spielen zu müssen …“

592 MORLACCHI, Francesco, 1784 – 1841. E. Br. m. U. Dresden 7.V.1838. 23⁄4 S. gr.-4o. Gestochene Ansichten von Dresden am Kopf und an den Rändern der 1. Seite. Mit Adresse und Siegelspur. Leicht gebräunt. Faltenrisse und Siegelausrisse alt ausgebessert (Klebefilmspuren teilweise durchschlagend). (400.—)

An die Sängerin Nina Eremburg in Wien, der er als Trost für erlittene Enttäuschungen Liedkompositionen übersendet.

„…  Non vi potete immaginare quanto io sia stato penetrato del vostro dolore! del vostro tradimento! della trista esperianza che anche voi faceste degli Uomini! povera amica! avrei voluto poter volare verso di voi, per potervi, per quanto è possibile conglolarvi …

Una di queste 3 Canzoni, Povera Irene, la composi per il vostro tristo stato. Cantatela, e vedrete se io l’ho ben sentito.

La Barcarola è tutto all’opposto, è l’aniante Crudele è sentimentale. abbellitele colla vostra bella voce, e pensate a me, almeno qualchevolta …“

V. MUSIK 299

593* MOSCHELES, Ignaz, 1794 – 1870. E. Br. m. U. Hamburg 25.IX.1832. 12⁄3 S. gr.-4o. Mit Adresse. Leicht unfrisch. (400.—)

Von einer seiner Reisen, die er zusammen mit seiner Familie unternahm, an seinen Verleger Kistner in Leipzig. – Moscheles entschuldigt sich, lange nicht geschrieben zu haben, da er gehofft hatte, Kistner zuvor zu treffen – er hätte „eine mündliche Unterredung der schriftlichen vorgezogen“.

„…  In Berlin bleiben mir gegen 8 Tage, auch mehr um Freunde zu besuchen als Kunst-Unternehmungen … zu bezwecken. Es müßte nur in diesem Zeitraum dort ein Concert zu Stande kommen um mich dazu zu bestimmen. Wenn ich zur Messe hätte in Leipzig eintreffen können, würde ich gern nebst meinem Zweck jenen eines dort zu gebenden Concerts vereinigt haben … Wenn Sie persönlich mit dem Musikprofessor H: W i e k [sic] bekannt sind, bitte ich Sie ihn von mir freundlich zu grüßen, und ihm zu sagen daß ich an das Kunstgedeihen seiner Tochter“ ( C l a r a , später verh. Schumann) „herzlichen Antheil nehme, und sie bald zu hören mich freue …“

Erwähnt „Haslinger“, dem er bei der Veröffentlichung eines „Concerts“ den Vorzug hatte einräumen müssen.

„ein Billet doux“

594 E. Br. m. U. (Leipzig,) „Conservatorium“ 3.X.1855. 1 S. gr.-8o. Mit Adresse. Leicht gebräunt. (300.—)

Während des Unterrichts an Julius Rietz mit einer dringenden Bitte. Um diese niederzuschreiben, habe man ihm allerdings nur „diesen miserabelen Wisch Papier“ gebracht.

„… Meine Schülerinnen gaffen eben – was ich wohl für ein Billet doux in ihrer Gegenwart schreiben mag. Bitte leihen Sie mir Ihr Violoncell für meinen Neffen E. Jaques der mich eben besucht. Wir wollen den größten Theil des Tags und Abend zusammen musizieren. / Morgen kann es Ihnen sicher zurück gestellt werden …“

597 MUSIKER. – Über 65 Autographen. Zum überwiegenden Teil 20. Jahrhundert. (3.000.—)

Darunter Eugen d’Albert (e. Postkarte m. U. an Carl Reinecke, o. O. 1925), Malcolm Arnold (sign. Portraitphotographie), Alban Berg (2; e. Notizzettel und e. adressierter Briefumschlag mit Absenderstempel), Leonard Bernstein (e. Namenszug), Pierre Boulez (sign. Portraitphotographie), Benjamin Britten (e. Billett m. U., Aldeburgh o. D.), Ignaz Brüll (e. musikal. Albumblatt m. U., Unterach 1895), Luciano Chailly (e. musikal. Albumblatt, o. O. 2000), George Crumb (kl. Notenzitat m. U.), Léo Delibes (e. Br. m. U., o. O. u. D.), Gottfried von Einem (e. Billett m. U., Wien 1966), Edmund Eysler (e. Portraitpostkarte m. U., Wien 1932), Robert Fuchs (gedr. Visitenkarte mit e. Zusatz), Richard Heuberger (gedr. Visitenkarte mit e. Zeilen m.U), Hanns Jelinek (sig. Portraitpostkarte, Wien 1967), Wilhelm Kienzl (2; e. Glückwunschkarte m. U. und e. Billett m. U., o. O. u. D.), Giselher Klebe (e. musikal. Albumblatt m. U.), Ernst Krenek (Br. m. U., o. O. 1953), Carl Lafite (Br. m. U., Wien 1932), Franz Lehár (sign. Portraitpostkarte), Rolf Liebermann (e. musikal. Albumblatt m. U.), Mark Lothar (e. Br. m. U., München 1969; mit ganzseitiger Bleistiftzeichnung), Gian Francesco Malipiero (e. Billett m. U., Asolo 1962), Luigi Mancinelli (e. musikal. Albumblatt m. U., London 1903), Pietro Mascagni (e. Namenszug; Kopierstift), Jules Massenet (gedr. Visitenkarte mit e. Zusatz), Giacomo Meyerbeer (e. Br. m. U., 1829), Ignaz Moscheles (e. Br. m. U., Leipzig 1852), Carl Orff (e. Billett m. U., o. O. u. D.), Fernando Paër (e. Br. m. U., o. O. u. D.), Andrzej Panufnik (e. Namenszug mit Widmung u. U. auf einem Programmheft), Hans Pfitzner (Dankeskarte

300
V. MUSIK

m. U., Salzburg 1949), Emil Nikolaus von Reznicek (e. Namenszug auf der Rückseite einer Portraitkarte), Marcel Rubin (2; sign. Portraitphotographie und e. Billett m. U., o. O. 1966), Camille Saint-Saëns (e. Briefkarte m. U. an Adolphe Boschot, Paris 1911), Max von Schillings (e. Postkarte m. U., München 1907), Clara Schumann (4-seitiges Brieffragment), Robert Stolz (e. Namenszug auf einer Portraitphotographie), Richard Strauss (e. Namenszug), Ambroise Thomas (e. Br. m. U., o. O. 1867), Michael Tippett (e. Namenszug) und Siegfried Wagner (e. Namenszug).

598 34 Autographen. Überwiegend e. Br. m. U. 19. Jahrhundert. (1.600.—)

Musiker, Opernsänger und Schauspieler: Ludwig Barnay (e. Billett auf seiner gedr. Visitenkarte), Jean Becker, Louis Brassin (Brüssel 1875), Karl Formes (Berlin 1872), Charles Hallé (Nottingham o. J.), Minnie Hauk (e. Billett m. U. auf ihrer gedr. Visitenkarte, o. O. u. D.), Anna Nikolajewna Jessipowa (o. O. u. D.), Richard Kahle (Berlin 1878), Ferdinand Laub (Moskau 1888), Hedwig Niemann-Raabe (o. O. u. D.), Wilhelmine „Wilma“ Norman-Neruda (London 1869), Ernesto Rossi (e. Namenszug, o. O. 1877), Marie Seebach (o. O. 1874), Anna Schramm (o. O. 1870), Karl Sontag (Hannover 1870), Julius Stockhausen (Hamburg 1861), Anton Wallerstein (Cannstadt 1872) und Klara Ziegler (München 1870),

Komponisten:

Franz Abt (Braunschweig 1869), Max Bruch (Bonn 1876), Alexander Dreyschock (Darmstadt 1858), Charles Gounod (e. Billett m. U., o. O. u. D.), Ferdinand Gumbert (4-taktiges Notenzitat m. U., Berlin 1876), Moritz Hauptmann (o. O. u. D. 1861), Franz von Holstein (Leipzig 1877), Eduard Lassen, Giacomo Meyerbeer (2; 1 e. Billett m. U. und 1 e. Umschlag mit e. Namenszug, o. O. u. D.), Jakob Rosenhain (e. Musikmanuskript „Allegro impetuoso“ für Singstimme und Klavierbegleitung, o. O. 1876), Aloys Schmitt (o. O. 1847), Franz Xaver Schnyder von Wartensee (o. O. 1856), Julius Stern (Berlin 1845), Sir Arthur Seymour Sullivan (London 1872) und Wilhelm Taubert (o. O. 1877).

599

Wilhelm Furtwängler (e. Br. m. U., Montreux 1954), Hans Gál (e. Br. m.U, Wien 1917), Ludwig Gruber (3; 2 e. musikal. Albumblätter m. U. und 1 Portraitphotographie, Wien und o. O. 1925 – 1946), Adalbert Gyrowetz (eigenh. Musikmanuskript, „Allegretto“ für Klavier, Wien 1844), Emmerich Kálmán (e. Br. m. U., Zürich 1938), Wilhelm Kienzl (e. Br. m. U., München 1892), Egon Kornauth (3-taktiges e. Notenzitat m. U., o. O. u. D.), Franz Léhar (3; 2 e. Billetts auf seinen gedruckten Visitenkarten, davon eine m. U., und 1 Portraitphotographie mit e. Widmung u. U., o. O. u. D.), Carl Orff (2 signierte Portraitphotographien, o. O. u. D.), Emil Nikolaus von Reznicek (2; 1 e. Br. m.U und 1 e. Portraitpostkarte, Berlin 1917 und 1925), Artur Rubinstein (e. Albumblatt m. U., Paris 1970), Franz Salmhofer (e. Br. m. U., o. O. 1954), Franz Schmidt (5 Portraitphotographien), Josef Suk (e. Albumblatt mit e. Notenzeile u. U., Prag 1929), Jaromír Weinberger (e. Br. m. U., New York 1939) und Felix Weingartner (e. Br. m. U., Wien 1924).

600 9 Autographen. 19. und 20. Jahrhundert. (400.—)

Darunter Ellen Gulbranson (e. sign. Portraitphotographie, o. O. 1909), Paul Lincke (e. sign. Portraitphotographie, verso e. Albumblatt m. U. mit 2-taktigem Notenzitat, o. O. 1936), Jenny Lind (e. Namenszug, Manchester 1847), Franz Liszt (e. Namenszug, o. O. 1844), Igor Strawinsky (e. Namenszug, Paris 1939), Arturo Toscanini (2; 1 e. Notenzitat m. U., o. O. 1931 und 1 e. Namenszug) und Giuseppe Verdi (e. Namenszug, o. O. u. D.).

V. MUSIK 301
26 Autographen deutscher und österreichischer Musiker. 19. und 20. Jahrhundert. (1.200.—)

(Musiker)

601 7 Autographen französischer Komponisten. 19. und 20. Jahrhundert. (350.—)

Marcel Delannoy (e. Br. m.U, Paris 1962), François-Joseph Fétis (2 e. Br. m. U., Paris 1830 und Brüssel 1854), Benjamin Godard (e. Billett m. U., Paris o. D.), Jacques Fromental Halévy (e. Br. m. U., o. O. u. D.), Darius Milhaud (Portraitpostkarte mit Widmung u. U., o. O. 1970) und Albert Roussel (3-taktiges e. Notenzitat m. U. aus seiner symphonischen Dichtung „Evocations“ op. 15).

602 4 signierte Portraitphotographien. Kl.-folio und Kabinettformat. (300.—)

Oskar Nedbal (mit Notenzitat, Wien 1910), Josef Kainz (Ospedaletti 1910), Wilhelm Kienzl (mit Notenzitat, o. O. 1903) und Leo Slezak (Wien 1904).

603 NEUKOMM, Sigismund von, 1778 – 1858. E. Br. m. U. Manchester 1.X.1835. 3 S. gr.4o. Mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt, die 1. Seite etwas stärker. Kleine Papierschäden durch das Siegel. (250.—)

An „Madame Leo“ in Paris, wohl die Ehefrau des Bankiers und Kunstförderers Auguste Léo, der er „ein Paar freundliche Worte von mir“ sendet. Zunächst über einen Besuch, den ihm sein Bruder, wohl Anton, abgestattet und der diesem „interessante Erinnerungen für ein ganzes langes Leben“ beschert hatte, dann über seine nächsten Reisen, die ihn u. a. nach Birmingham und Pusey führen werden. „… Ich habe, meines vielen Herumziehens ungeachtet, recht viel komponiert – freyl[ich] alles in engl[ischer] Sprache … Diese meine sogenannte Anglomanie werden Sie … gerechtfertigt finden, wenn Sie bedenken, daß ich hier … ehrenvolle Anerkennung finde, während ich in Teutschland längst todt bin u. in Frankreich nie gelebt habe (: als Tonsetzer wohl verstanden :) …“

604 NICOLAI, Otto, 1810 – 1849. E. Br. mit zweifacher Unterschrift. Rom 22.X.1834. 2 S. gr.-8o. Leicht gebräunt, stellenweise schwach fleckig. (400.—)

An den Musikverleger Moritz Schlesinger in Paris, den er bittet, einen Brief an den Musikverlag „T. Boosey & Comp. in London“ weiterzusenden.

„…  Zu gleicher Zeit ersuche ich Sie ergebenst, mir Briefe oder eine Anweisung, wenn solche etwa aus London für mich an Sie ankommen sollten, gütigst durch die Preuß. Gesandtschaft hieher an mich zu senden …“

Im Postscriptum bittet er, „den Titel auf meinem Manuskript von op. 25“ (Fantasie und Variationen über Bellinis „Norma“), „welches ich Ihnen … zu übersenden mich beehrte, in soweit zu verändern, daß Sie / Wien bei T. Haslinger cassiren und dafür / Leipzig bei Fr. Hofmeister / setzen lassen“.

605

An den Musikschriftsteller Heinrich Chevalley.

„… Ihre schöne Idee wird gewiss bei den maßgebenden Berliner Persönlichkeiten auf fruchtbaren Boden fallen …“

Beiliegend ein e. musikalisches Albumblatt m. U. mit dem Thema des 1. Satzes (4 Takte) aus Beethovens Fünfter Symphonie (Hamburg 1908).

302
V. MUSIK
NIKISCH, Arthur, 1855 – 1922. E. Br. m. U. Leipzig 16.II.1915. 3 S. kl.-4o (250.—)

606 OCHS, Siegfried, 1858 – 1929. E. Postkarte m. U. Harzburg 6.IX.1894. Mit 2-taktigem Notenzitat. Montagereste auf der Adressseite. (120.—)

An den Dirigenten und Komponisten Josef Frischen in Hannover mit Partiturhinweisen. „… Im 1. Theil kein Strich. / Im 2. ließ ich weg den Chor der Höllengeister, dann das Solo des 2. Tenors und den darauffolgenden Chor Gdur 4/4. / Im 3. Theil von dem Trauermarsch gleich auf den Schlußchor“ – hier das Notenzitat mit dem unterlegten Text „Ehre sei Gott! / Voilà tout …“

607 OFFENBACH, Jacques, 1819 – 1880. Eigenh. Musikmanuskript. 21⁄3 S. großes Querformat, 24-zeilig. Etwas gebräunt, an den Rändern stärker. Kleine Randläsuren. (1.600.—)

Skizzenblatt des „Moderato“ aus dem 2. Akt seiner Opera buffa „Les Bavards“, zusammen 19 Takte auf 10, 11 bzw. 16 Systemen.

Skizziert ist eine Stelle des Stücks Nr. 10 „Quatuor, Chanson, Causerie et Ensemble“ mit dem Rezitativ des Roland auf den Text von Charles Nuitter; beginnt: „Je préfère au plus beau bal au plus doux madrigal le plaisir cordial d’un pareil régal …“

Die Oper wurde 1862 zuerst als Einakter unter dem Titel „Bavard et Bavarde“ in Bad Ems uraufgeführt und ein Jahr darauf, umgeschrieben zum Zweiakter „Les Bavards“, im Théâtre des Bouffes-Parisiens gezeigt.

V. MUSIK 303
Nr. 604

(J. Offenbach)

608 2 e. Br. m. U. Étretat 25.IX.1863 und (Paris) o. D. 1 Brief mit geprägten Initialen am Kopf; 1 Brief auf bläulichem Papier, mit gedrucktem Briefkopf „Théâtre des BouffesParisiens“. 2 S. gr.-8o bzw. 12o. Minimale Läsuren. (400.—)

Étretat 1863. „…  Est ce que Monsieur le Duc est à Paris? malgré mes travaux surhumains d’en ce moment (7 actes à orchestrer d’ici au 20 du mois prochain) j’ai tellement envie de revoir mon illustre collaborateur que s’il se trouvait à Paris …“ (Paris) o. D. „… Je ne comprends pas que les Billets ne soient pas payés, exactement j’ai pourtant donné des ordres très précis à cet égard, je vous prie à l’avenir de m’avertir de suite si pareille chose se renouvelait …“

609 PAGANINI, Niccolò, 1782 – 1840. Br. m. U. Frankfurt a. M., „Pariser Hoff“, Januar 1830. 2 S. gr.-4o. Mit (unvollständiger) Adresse. Etwas schadhaft und gebräunt. (1.200.—)

Wohl an Louis Spohr, seit 1822 Hofkapellmeister in Kassel (die Adresse lautet: „An den herzoglich“) und neben Paganini einer der großen Geigenvirtuosen seiner Zeit, dem er fürs Erste einen geplanten Aufenthalt in Kassel absagt. – Paganini befand sich seit einem Jahr auf einer fulminant erfolgreichen Konzertreise durch Deutschland und Polen, musste diese aber wegen einer Krankheit seines kleinen Sohnes Achille unterbrechen.

„…  M’ayant trop retardé dans les Places en Allemagne dans lesquels j’ai donné des concerts, je suis obligé de filer tout droit a Paris. Me voila donc derobé encore pour quelques tems au desir ardent et a la haute jouis forme, d’entendre exécuter par Vous meme mon trés honnoré ami de Vos celebres compositions, dont tous connoisseurs et amateurs ressentent des eloges bien fondées; me voilà encore privé du plaisir de Vous donner quelques preuves de mon faible talent; mais patience, je depecherai mon sejour en France et en Engleterre, retourné en Allemagne, Cassel sera la premiere Ville dans la quelle je me produirai …“

Erwähnt den Schauspieldirektor Paul David Couriol, „mon homme d’affaires“. – Am Kopf ein Vermerk von fremder Hand.

Nicht in Codignola „Paganini intimo“ (1935) und Neill „Epistolario“ (1982).

304
610 E. Albumblatt m. U. Boulogne 19.VI.1832. 1 S. quer-gr.8o. An den Ecken montiert (Kleber durchscheinend). (1.200.—) „Musica, e poesia sono sorelle / Nicolò Paganini / Boulogne il 19. Giugno 1832“.

An seinen Sekretär Francesco Urbani in London, den er bittet, die junge Sängerin Charlotte Watson aus London nach Boulogne-sur-mer zu bringen, da er sie offiziell als Virtuosin fördern und zusammen mit seinem Sohn Achille erziehen lassen wolle. – Paganini, der sich in die Sängerin verliebt und ihr versprochen hatte, sie zu heiraten, wollte damit der Anschuldigung vorbeugen, eine Minderjährige entführt zu haben.

„…  A quest’ora avrete veduto la madre della ragazzina alla quale direte, che se detta sua figlia è gentile come mi diceste, e che abbia della disposizione per la musica, io la terrò come mia figlia facendola educare unitamente a mio figlio, e che ne farò una virtuosa di musica, ed acquisterà il nome di mia allieva per essere col tempo indipendente e fortunata. Bramarei però di conoscere la sua mamà, nonché di ottonere dalla stessa unitamente al suo Patrigno il consenso onde acquistare il titolo di Padre. A tale effetto, credo sarebbe conveniente che mi conduceste qui, se non il Patrigno, almeno la madre colla figlia per farmene la consegna unitamente alla fede del Batesimo, e col consentimento del suo Patrigno: Se occorressero dei vestiti per detto viaggio potrete provedergliene.

Nel caso poi, che i Genitori di detta ragazzina non volessero, o non potessero allontanarsi da Londra, potranno consegnarla a voi, e voi condurmela qui a Boulogne con una dichiarazione in-iscritto, che cedono i diritti di genitori a me unitamente alla fedè di Batesimo, nonchè la testimonianza di qualche autorità, onde non si dica ch’io ho enlevé une petite fille. Se verranno qui i suoi Genitori avrò il piacere di conoscergli, intanto gli direte che gli darò l’educazione che conto di dare a mio figlio, ed egli la tratterà come sorella …“

John Watson, der Vater der Sängerin, reiste der Tochter nach, schickte sie zurück nach London und weigerte sich, Paganini seine Erlaubnis zur Heirat zu geben; so scheiterte der abermalige Versuch des 52-jährigen, sich zu vermählen (siehe dazu Neill, „Paganini“ [1990], S. 265, 280, 284 f.).

Nicht in Codignola, „Paganini intimo“ (1935), und Neill, „Epistolario“ (1982). Deutsche Übersetzung des Briefes in Kapp, „Paganini“ (1969), S. 92 (irrtümlich auf 1839 datiert).

V. MUSIK 305
611 E. Br. m. U. „N. Paganini“ Boulogne-sur-mer 20.VII.1834. 21⁄3 S. 4o. Mit Adresse. Kleine Rand- und Faltenrisse. Klammerspuren am Kopf. Tinte leicht durchschlagend. (2.000.—)

(N. Paganini)

612 E. Billett o. U. O. O. u. D. 1⁄2 S. gr.-4o. Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse. Provenienzvermerk auf der rechten unteren Blatthälfte. Verso Besitzerstempel und Anmerkungen von fremder Hand in Blei und violetter Tinte. (1.200.—)

Wohl an den österreichischen Komponisten Karl von Doblhoff-Dier, dem er seinen Besuch ankündigt. „Grazie mille, / Non può immaginarsi, Sig[nore] Barone, quanto abbia gradite le di lei congratulazione per la variazione dei trilli, e quanto mi stia a cuore la memoria, e le cure sue a mio riguardo. Alle ore 6. andremo dall’ avvocato“ (wohl sein Freund und Berater Luigi Germi),“e se un’ora prima cisè alle ore 5. Sig. si portasse da mè, ma nò; alle 6. sarò da lei –“ Darunter der Provenienzvermerk des österreichischen Schriftstellers und Forschungsreisenden Josef Doblhoff-Dier: „…  Wurde in einem Paket von Briefen Paganini’s an meinen Großonkel Charles Fr[eiherr] Doblhoff gefunden, als einziges Blatt, welches des Künstlers Unterschrift nicht trug; die Ähnlichkeit der Schriftzüge mit denen der anderen Briefe ist jedoch nicht zu verkennen …“ (Wien 1878).

613 PFITZNER, Hans, 1869 – 1949. E. Br. m. U. Elgersburg in Thüringen („Kurhaus“) (25. VII.1905). 1 S. kl.-4o. Leicht gebräunt. Schwach fleckig. Mit Umschlag. (400.—)

An Max Hefemann in Essen, Besetzungsfragen für ein bevorstehendes Konzert betreffend.

„…  Was meinen Sie zu Gausche? Oder Loritz (München) Diese kennen meine Lieder, und man sparte Proben etc. Honorar und Datum ist mir recht …“ Beiliegend ein e. musikal. Albumblatt m. U. mit 2-taktigem Notenzitat (München 1913).

614 Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. 1929. Aufnahme: Friedrich MuellerHilsdorf, München. Verso Montagereste am rechten Rand. (400.—)

Brustbild nach links, mit Krawatte und Einstecktuch. Die Widmung: „Herrn Kammersänger / Hans Hermann Nissen / 1929 Hans Pfitzner“.

615 E. musikal. Albumblatt mit Widmung u. U. Partenkirchen 7.IX.1945. 1 S. quer-gr.8o. Knickspur. (400.—)

Das „Ighinothema“ für Klavier (3 Takte) aus seiner Oper „Palestrina“.

616 PONCHIELLI, Amilcare, 1834 – 1886. E. Br. m. U. Mailand 17.I.1884. 4 S. 8o. Leicht gebräunt. Schwach fleckig. (300.—)

An einen Vetter in Neapel, den er bittet, einige seine Opern „Marion Delorme“ und „Gioconda“ betreffende Erkundigungen einzuholen.

„… a Napoli abita il poeta che fece il mio libretto che sto musicando: Marion Delorme … Esso si chiama: Enrico Golisciani. Tu mi fai un gran favore a recarti da lui, ma più col pretesto di salutarlo e domandargli conto de’ suoi occhi, che altro. (Poiché è bene che tu sappia che fu colto da un’infiammazione forse causata da troppa foga poetica!) Siccome ci ho scritto per un cambiamento che mi occorre, così tu in via di distrazione, sentirai se ha ricevuto questa mia lettera o no … Ritengo poi che alla sera o qualque sera andrai al teatro S. Carlo. Ivi si dice ira di Dio, e fors’anco si zittisce per non dir peggio la mia infelice più que sgraziatissima Gioconda … (a Napoli però!) …“

306

617* PUCCINI, Giacomo, 1858 – 1924. Eigenh. Musikmanuskript. Um 1923. 2 S. großes Hochformat, 10-zeilig. Bleistift. Stellenweise etwas gebräunt (an den Rändern stärker). Kleine Faltenrisse ausgebessert. (3.000.—)

Kompositionsskizzen: 8 Takte (6 recto, 2 verso) der Arie des „Calàf“ aus seiner Oper „Turandot“ mit dem unterlegten Text „o mia dolce creatura teneresse fragile e stanca …“

„Turandot“, Puccinis letzte Oper, blieb unvollendet; sie wurde zwei Jahre nach seinem Tod an der Mailänder Scala unter der Leitung von Arturo Toscanini in der unvollendeten Fassung uraufgeführt.

618* E. musikal. Albumblatt m. U. New York 1.II.1907. 1 S. quer-kl.-4o. Schwach fleckig. Leicht lichtrandig. Verso Montagereste. (1.600.—)

Drei Takte aus der Arie „Mi chiamano Mimi“, bezeichnet „La Bohème“. – Die Oper sollte im März erstmalig in New York aufgeführt werden.

(600.—)

An den Journalisten und Theaterkritiker Siegfried Loewy, der um einen musikalischen Beitrag für den österreichischen Presseclub Concordia gebeten hatte.

„…  Non ho composizioni staccate e non mi sarebbe possibile, dato anche il tempo ristretto, di preparare una per la società Concordia. Perciò, poiché loro si contentano – si provano pure del Walzer della Rondine …“

Puccini hatte sich kurz zuvor zu Aufführungen seiner Opern „La Rondine“, „La Bohème“, „Tosca“ und „Madama Butterfly“ an der Staatsoper in Wien aufgehalten.

V. MUSIK 307
619 E. Br. m. U. Torre della Tagliata / Orbetello 12.XIII.1920. 13⁄4 S. gr.-8o. Mit gedrucktem Briefkopf. Schwacher Fleck in der Bugfalte. Gelocht. Nr. 618 Nr. 619

620* RACHMANINOW, Sergej, 1873 – 1943. Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. O. O. 1938. 20,5 × 18,5 cm. Minimale Läsuren. Verso Stempel der Künstleragentur Ibbs & Tillett, London. (400.—)

Eindrucksvolle Aufnahme, Kopfstudie im Dreiviertelprofil nach links. Die Widmung: „To Mr Stanley / S. Rachmaninoff / 1938“.

621* E. Billett m. U. auf der Rückseite seiner gedruckten Visitenkarte. (New York) o. D. Ca. 4 × 8 cm. Leicht angestaubt. (250.—)

„My dear Mr. McCormack, / I only found the 2nd volume of songs, which I am sending to you. Nos. 48, 61 & 91 are the ones I mentioned yesterday. / Sincerely yours / Sergei Rachmaninoff.“ Die gedruckte Visitenkarte: „Mr. Sergei Rachmaninoff / 33 Riverside Drive“. Der irische Tenor John McCormack galt neben Caruso als der bedeutendste Tenor seiner Zeit.

622 RAFF, Joachim, 1822 – 1882. E. Br. m. U. Frankfurt a. M. 7.III.1881. 1⁄3 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. (300.—)

An den Arrangeur W. Mühlfeld in Berlin, dem er „Partitur u. Klavierauszug von ‘Dame Kobold’“ übersandt hatte.

„… Der Klavierauszug ist natürlich für Ihre Arbeit durchaus nicht maßgebend, sondern soll Ihnen nur ein wenig die Uebersicht erleichtern. Nach gemachtem Gebrauch haben Sie die Güte das Ganze wieder an mich zurückzusenden, und damit zugleich Ihre Arbeit, damit ich selbe einer kleinen Revision unterziehe …“

308
V. MUSIK

623 RANDHARTINGER, Benedict, Komponist; Freund Schuberts, 1802 – 1893. E. musikal. Albumblatt m. U. Wien 1.VIII.1838. 1 S. quer-gr.-8o. Etwas (unregelmäßig) gebräunt. (300.—)

8-taktiges Notenzitat für Singstimme und Klavierbegleitung, bezeichnet „And[an]te con moto“. – Aus seinem Werk „Die nächtliche Heerschau“ op. 50 mit dem unterlegten Text nach einem Gedicht von Joseph Christian Freiherr von Zedlitz: „Nachts um die zwölfte Stunde verläßt der Tambour sein Grab, macht mit der Trommel die Runde, geht wirbelnd auf und ab“.

Darunter: „Zur freundlichen Erinnerung / an Ihren ergebensten / B. Randhartinger / Kapellmeister am k. k. Hofoperntheater / und Mitglied der k.k. Hofkapelle.“ – Daneben die Datumsangabe.

624 REGER, Max, 1873 – 1916. E. musikal. Albumblatt m. U. München 29.X.1906. 1 S. quer-8o. Umlaufender Grünschnitt. Schwach gebräunt. Knickspuren in den Ecken. (600.—)

Die vier Anfangstakte der Singstimme „Gestern Abend in der stillen Ruh“ aus den „Schlichten Weisen“ op. 76 Nr. 3 (1904).

Beiliegend ein weiteres e. musikal. Albumblatt m. U. auf einer Korrespondenzkarte (Wien 1907).

625 2 e. Postkarten m. U. München (8.III.1907) und Leipzig 10.V.1907. (600.—)

An verschiedene Empfänger. (8.III.1907.) An den Schriftsteller Gustav Falke. „… Auf Ihr neues Buch freue ich mich ganz enorm! … Ich habe die Stelle als Universitätsmusikdirektor u. Leiter einer Meisterschule für Komposition am Kgl. Konservatorium in Leipzig angenommen …“

10.V.1907. An die Musikhandlung Hug in Leipzig. „…  Es wird mich ganz außerordentlich interessieren

‘Schön Rohtraut’ von Dr. Hegar kennen zu lernen u. wäre ich Ihnen für frdl. Sendung der Partitur sehr dankbar …“

An Theodor Kirchner in Dresden.

„…  Selbstredend bin ich damit einverstanden; ich schätze R. Strauss außerordentlich hoch. Nur nicht: ‘-ianern’ …“

V. MUSIK 309
626 E. Postkarte m. U. „Dr Max Reger“. Poststempel: Leipzig 12.V.1910. (300.—)

(M. Reger)

627 2 e. Postkarten m. U. Jena 16. und 22.IX.1915. Mit Absenderstempeln. Papierbedingt gebräunt. (600.—)

An „Geheimrath Dr Gumbrecht“, ein Konzert in Weimar betreffend.

16. September. „… Um allen Irrthümern vorzubeugen, theile ich Ihnen mit, daß ich gar keine Freikarten zum Concert am 20. Sept. gebrauche u. erlaube mir die Anfrage, wie viel ich dazuzahlen muß, daß ich überhaupt in Weimar spielen darf …“

22. September. „…  Das ist ja famos: 800 M Reingewinn! Besten Dank für Sendung der Kritiken! Mehr können Sie doch nicht verlangen; die Herren Kritiker wollen doch auch ihre ‘Spässe’ machen! / Die Hauptsache ist, daß da ordentlich Geld reingekommen ist …“

628 E. Br. m. U. „Reger“. Jena 18.X.1915. 2 S. gr.-8o. Adressstempel am Kopf. Mit Umschlag. (400.—)

An den Geiger und „Hofkonzertmeister“ Rudolf Deman am Hoftheater in Karlsruhe, ein bevorstehendes Konzert betreffend.

„… Es sind nun unterdessen bei mir so viele Concertengagements angelaufen, daß ich beim besten Willen nicht mehr weiß, wie ich das Karlsruher Concert überhaupt unterbringen soll! Deshalb bitte ich sehr höflichst, das geplante Concert auf Winter 1916/17 verschieben zu wollen! Bis dahin haben wir hoffentlich Frieden u. ist dann auch Aussicht vorhanden daß wir ein voll besetztes Haus erhalten, wenn ich dirigiere …“ – Reger starb am 11.V.1916 in Leipzig.

Als Nachsatz fügt er an: „Sie schreiben: an den ‘zukünftigen Generalmusikdirektor’! Ich hab’ dieses Prädikat längst – schon seit 2 Jahren!“

629 REISSIGER, Karl Gottlieb, 1798 – 1859. 2 e. Br. m. U. Dresden 16.VII.1827 und (23.X.1844). 2 S. gr.-4o. Beide Briefe mit Adresse, 1 mit Siegel. Etwas gebräunt. Kleine Läsuren. (600.—)

1827. An Gottfried Christoph Härtel, 9 Tage vor dessen Tod, mit einem neuen Manuskript. „…  meiner Ueberzeugung nach ein gutes solides Werk, und es soll mich sehr freuen mit Ihnen dadurch wieder in nähere Verbindung zu treten. Es ist eine große Sonate für P[iano]forte u. Violine. Zu größerer Brauchbarkeit und Gemeinnützigkeit hat Fürstenau die Violine für Flöte und Dotzauer dieselbe für Violoncell arrangirt …“ – Härtel, einer der wichtigsten Verleger von Ludwig van Beethoven, starb am 25. Juli. Reissigers Violinsonate op. 45 erschien ein Jahr darauf bei Hofmeister. 1844. An Carl Friedrich Kistner. „…  Wir wünschen … ein Armenkonzert zu geben u. darinne untern anderen Beethovens Egmont mit der poetischen Erläuterung von Mosengeil zu geben  …“ Mit der Bitte, die Partitur ausleihen zu dürfen. „… Dieß die eine Bitte. Die zweite wäre nun … bei der Direktion ein bon mot, soll heißen ‘gutes Wort’ für mich oder die Generaldirektion der Kapelle einzulegen …“ Aus der Sammlung Künzel.

310
„Bis dahin haben wir hoffentlich Frieden“

630 10 e. Br. m. U. Dresden 4.VII.1829 bis 12.VII.1838 (Poststempel). 10 S. 4o. 8 Briefe mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt, vereinzelt etwas stärker. Teilweise leicht fleckig. (1.600.—)

An den Musikverlag C. F. Peters in Leipzig.

22.XII.1829. Verärgert über nicht autorisierte Arrangements seiner Werke. „… Gestern find ich bei Paul einen Bogen von Probst Huldigung der Freude und sehe unter dem Tanz no:1. ‘Zitterwalzer’ schon wieder einen gräßlich verstümmelten as dur Walzer von mir aus op. 26. no: 3. woher schon der Dernier pensée de M. de Weber genommen war. – Dieser Zitterwalzer ist unter meinen Bekannten bereits 1820. in Leipzig bekannt gewesen und jetzt in Dresden u. Berlin abgedroschen … Es ist lächerlich, wenn in einer u. derselben Stadt ein Verleger dem Anderen seine Artikel … nachsticht. –

Würden Sie denn meinen Namen gar nicht mehr in Ihrem Catalog setzen? Sie scheinen gar keine Rücksicht mehr auf meine Kompos[itionen] zu nehmen und dennoch fehle ich nicht gern in einer so soliden Handlung …“

20.IV.1832 (Poststempel). Mit der dankbaren Annahme einer „offerte“, „denn es muß mich ja freuen wenn mir ein Ehrenmann Gelegenheit bietet meinen Namen durch eine Arbeit in einem mir bisher fremden und von mir mit weniger Glück bebauten Felde bekannt zu machen … Ich bin eben dabey die 1ste Violoncellstimme für eine Viola obligata zu arrangiren, habe aber häusliche Unruhen; die Kinder sind krank …“

28.IX.1833. Mit Dank „für die schöne Ausgabe meines Quintetts … no: 80“. Er frage sich nur, „ob Sie die Nummer des opus … mit Willen in op. 90., welche Zahl ich in meinen Kompositionen noch nicht erreicht habe, verwendet haben, oder ob es wirklich nur ein Irrthum ist? …“ Mit der Erwähnung weiterer Kompositionen.

631 E. Br. m. U. Dresden 20.IX. o. J. 1⁄2 S. gr.-4o. Mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. (250.—)

An Rudolf Hirsch von der „Redaktion des Kometen“ in Leipzig, dem er ein Lied gesandt hatte.

„… Ich bat Sie zugleich mir das nicht brauchbare Lied zu remittiren, welches ich gern einer Sammlung einverleiben wollte; Sie haben im Drange der Geschäffte darauf vergeßen …“

632 ROSSINI, Gioacchino, 1792 – 1858. E. Br. m. U. Paris 23.IV.1867. 2 S. 4o. Etwas gebräunt. (1.200.—)

An seinen Bologneser Agenten Angelo Mignani, eine Zahlung betreffend.

„… Mi è necessario sapere se il M[arche]se Carlo Donghi di Genova desta pagare in Bologna le 20 milla Lire alla Casa Hercolani, o se Hercolani desta sul marchese per della summa a Genova; Avendo io bisogno per quel’ epoca delle su … 20 milla lire … per ricevere in Parigi la summa … per ciò del mio amico Banchiere Conte Pillet-Will …“

Rossini hatte für Alexis Pillet-Will 1863 seine „Petite messe solennelle“ komponiert.

V. MUSIK 311

633 E. Br. m. U. Bagnères-de-Bigorre 17.IX. o. J. 1 S. 4o. Leicht (unregelmäßig) gebräunt. 2 Randeinrisse ausgebessert. (1.200.—)

An Luigi Cherubini, dem er die Tochter einer hiesigen Modistin zur Aufnahme ans Konservatorium empfiehlt.

„…  La signora Portet modista di Bagnères mi suplica di raccomandarle sua figlia la quale deve subire un’esame al conservatorio onde essere amessa allo stabilimento che V[ostra] S[ignoria] dirizza. Io cedo alla istanza della modista, e raccomando al maestro di color che sanno la di lui figlia nella certezza di essere esaudito …“

634 SAINT-SAËNS, Camille, 1835 – 1921. E. Br. m. U. Las Palmas 15.I.1898. 11⁄2 S. folio. Mit 2 kleinen Federzeichnungen im Text (Initiale und Dampfer). Liniiertes Papier. Linker Rand unregelmäßig beschnitten. (300.—)

Poetischer Brief, wohl an den Dirigenten Joseph Dupont in Brüssel, über seinen Rückzugsort Las Palmas, wo er zu neuen Werken inspiriert werde.

„… Vaguement, en ce mois, je sais qu’on te festoye: Du fond de l’Archipel où je vis comme une oye.

… on est tranquille, on peut travailler, se promener, flaner en toute liberté, dans des appartements de 8 mètres de hauteur, les fenêtres toujours ouvertes, sans songer au chaud ni au froid. La bonne existence! On contemple la mer aux bleus horizons, on grimpe sur les montagnes, où d’innombrables euphorbes, aux formes bizarres, distillent inutilement leurs sucs pernicieux

Et maintenant, pourquoi je te dis toutes ces folies? Parce que dans ce pays, me couchant à 8 heures, je me relève toujours au milieu de la nuit pour lire ou écrire. Le dieu des songes plane sur moi en attendant qu’il reprenne tout à fait son empire, et je sens que je ne lui résisterai pas longtemps …“

V. MUSIK 312
(G. Rossini)
Nr. 632

635 SCHNEIDER, Friedrich, 1786 – 1853. E. Br. m. U. Dessau 5.III.1843. 2 S. gr.-4o. Mit einer lithographierten Ansicht als Briefkopf. (250.—)

An den ihm befreundeten Hofkapellmeister Karl Müller in Braunschweig.

„…  Als ich vor einiger Zeit an Freund Schade zu schreiben hatte bat ich denselben, vorläufig bei Ihnen anzufragen ob Sie für meinen Sohn ein gutes Concertinstrument zu verkaufen hätten. Sie … schlagen mir ein Instrument von Maggini vor auch von Schmidt. Da ich allerdings in meinen Verhältnissen nicht zu weit mich im Preis versteigen kann, so wäre der für erstere bestimmte Preis … etwas zu hoch …“

Die Lithographie am Kopf zeigt Schneiders Haus bei Dessau: das ehemalige „Philanthropin“ von Johann Bernhard Basedow, das, 1774 gegründet, zum Mittelpunkt der aufklärerischen Erziehungsbewegung in Deutschland wurde.

Beiliegend ein e. Albumblatt m. U. von Schneider mit seinem Motto „Durch Nacht zum Licht!“.

636 SCHÖNBERG, Arnold, 1874 – 1951. E. Br. m. U. Wien o. D. (1911?). 2 S. 8o. Mit Absenderstempel am Kopf. (3.000.—)

An Karl Kraus, der ihn für einen Beitrag für „Die Fackel“ gewinnen wollte.

„…  meine Absicht … einen Aufsatz über Mahler zu schreiben, kann ich leider nicht ausführen. Vor Allem bin ich augenblicklich durch viele Enttäuschungen und viel anderes Unangenehme so deprimiert, daß ich zu gar nichts Lust habe …

Und dann, es ist so schrecklich schwer über Mahler einen kurzen Aufsatz zu schreiben. Ein Buch, das gienge ja … aber ich weiß nicht wo ich anfangen soll aufzuhören. Ich kann den Stoff nicht disponieren und verstehe es nicht ihn zu begrenzen.

Ich hoffe aber bestimmt später einmal dazu zu gelangen, dass ich das schreibe. Und vielleicht sind Sie dann auch noch so liebenswürdig, mich anzunehmen.

Ich hätte Sie so gerne aufgesucht, aber es geht wirklich nicht. Und ich bin wirklich auch augenblicklich zu zerfahren …“

V. MUSIK 313
„ich weiß nicht wo ich anfangen soll aufzuhören“

637 SCHOSTAKOWITSCH, Dmitri, 1906 – 1975. E. musikal. Albumblatt m. U. Moskau 23.VI.1972. 1 S. quer-gr.-8o (Notenpapier-Abschnitt). Russisch. Kugelschreiber. Mit Umschlag. (1.200.—)

„ A l l e g r o “. – Dreitaktiges Notenzitat für Klavier. Beiliegend eine signierte Portraitphotographie (Brustbild, Dreiviertelprofil nach rechts; grüner Filzstift).

638 SCHREKER, Franz, 1878 – 1934. E. Br. m. U. Wien 8.VIII.1919. 1 S. kl.-4o (Faltbrief). Mit Adresse. Leicht gebräunt. (300.—)

An den Musiksammler Paul Hirsch in Frankfurt a. M., dem er in einem Privatkonzert seine neue Oper „Der Schatzgräber“ vorführen wollte.

„…  Könnte die Vorführung … nicht spätestens am 28. sein? Oder früher? Ich muß am 31. bei der Erstauff[ührung] der Gezeichneten in München sein. Meine Frau“ (Maria, geb. Binder) „singt die Els. Sollte einer der Herren von der Oper bereits eine oder die andre Partie lesen können – das wäre ja herrlich, sonst muss ich alles andre machen – Sie brauchen keine zu große Angst zu haben …“

Seine Oper „Die Gezeichneten“ war 1918 in Frankfurt a. M. uraufgeführt worden, ebenso wie „Der Schatzgräber“ 1920.

„sogar singen muß ich“

639 SCHUMANN, Clara, geb. Wieck, 1819 – 1896. E. Br. m. U. „Clara“. Naumburg 15.IX.1836. 1 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht gebräunt. Teilweise ausgebesserte kleine Faltenschäden (minimaler Buchstabenverlust). (2.500.—)

An ihre Stiefmutter Clementine Wieck geb. Fechner in Leipzig, der sie zuredet, zusammen mit Karl Banck, dem jungen Hausfreund der Familie, zum Wochenende nach Naumburg zu kommen. Zwei Tage zuvor, an ihrem 17. Geburtstag, war Friedrich Wieck mit Clara nach Naumburg gereist, um „morgen (Freitag) hier Concert“ zu geben.

„Liebe Mutter! /  Wir … wollten den Sonnabend bestimmt hier bleiben und Euch entweder Freitag Abend oder Sonnabend erwarten. Dann wollten wir Sonntag zusammen nach Jena reisen … Schlag dieß alles Herrn Bank vor … Sag ihm daß erstlich der Wein hier ganz vorzüglich sei; 2tens daß er sich hier …

6 neue schöne Lieder holt … Was bleibt Einem noch mehr zu wünschen übrig? Gute Gesellschaft! – sollte er die nicht haben?? –

Meine Finger sind fast wieder ganz gut, da ich sie geschont habe.“ Clara litt unter den Folgen eines Sturzes. „Nicht blos mit dem Spielen kommt man hier fort, sondern sogar singen muß ich, denn es ist hier keine Dame welche ein Lied singt … Die Menschen sind hier ein Gegenstück zur Natur. Letztere ist warm, Erstere sind – kalt. Warum haben wir diese Natur nicht in Leipzig? Obgleich ich Strauss gern gehört hätte, so zieh ich es doch vor nach Jena zu reisen, da mir der Vater versprochen, mir den Strauß alle Tage vorzumachen … Hrn. Bank, italienische Textwünsche!! …“

Der Liederkomponist und Musikkritiker Karl Banck wurde damals von Friedrich Wieck dazu benutzt, die Liebenden Clara und Robert Schumann einander zu entfremden. Schumann nannte ihn später einmal (1840) in einer Zeitschrift den „Liederknirps von Jena“.

Schumann Briefedition Serie I Band 2 S. 77ff.

Sehr selten so früh.

V. MUSIK 314

Nr. 639

640 E. Br. m. U. Dresden 17.VI.1845. 3 S. gr.-8o. Schwacher Fleck rechts oben. (4.000.—)

Der berühmte Brief an Annette von Droste-Hülshoff, in dem sie die Dichterin ohne Wissen ihres Mannes Robert ersucht, für ihn ein Opernlibretto zu schreiben.

„… verzeihen Sie, wenn ich so frei bin, Sie mit einigen Zeilen zu belästigen, die Sie, gnädige Frau, aber Selbst durch Ihre herrlichen Gedichte verschulden, denn diese sind es, welche mir und meinem Manne so große Verehrung für Sie einflößten, und in ihm den Wunsch erregten, den ich so frei bin, Ihnen auszusprechen, wozu mir noch die Hoffnung, daß Ihnen mein Name als Künstlerin vielleicht nicht ganz unbekannt, den Muth giebt.

Vielleicht haben Sie gehört oder gelesen von meines Mannes (Robert Schumann) letzterem großen Werke ‘Das Paradies und die Peri’ aus Lalla Rookh von Thomas Moore, das sich einer großen Theilnahme bei mehrmaligen Aufführungen zu erfreuen hatte; jetzt hegt er nun schon seit lange den Wunsch, eine Oper [zu] schreiben, nur fehlte es an einer schönen Dichtung dazu, ein gewöhnliches Sujet würde er sich nicht entschließen zu componieren und da hörte ich ihn denn oft äußern, wie glücklich er sich schätzen würde eine dramatische Poesie von Ihnen in Musik setzen zu können. Auf meine Bemerkung, daß er doch bei Ihnen eine Anfrage wagen möchte, wollte er sich aber nicht dazu entschließen, ‘da er vielleicht als Componist gar nicht von Ihnen gekannt sei pp.’ So unternehme ich es denn (ohne sein Wissen) und Sie verzeihen meinen Eifer gewiß gern; ich weiß, welche Ueberraschung es meinem Manne sein würde, könnte ich ihm Hoffnung auf Ihre Geneigtheit zu so einer Arbeit geben. Erhielte ich darüber Ihre Gewißheit,

V. MUSIK 315
„die große Dichterin“

so würde mein Mann dann wohl wegen der Wahl eines Textes schon selbst zu schreiben sich die Freiheit nehmen. Ich glaube, er hat manches Sujet; wir haben viel über eine komische Oper gesprochen ‘Till Eulenspiegel’ die, wie mein Mann sagte, etwas recht Tolles, Phantastisches werden müßte; auch vom König Artus sprach er, und jetzt blieben wir beim Corsar von Byron stehen, der nach seiner Meinung ein herrliches Opernbuch geben könnte.

Entschuldigen Sie denn, gnädige Frau, meine Freiheit – ein Etwas in Ihren Poesien flüstert mir zu, daß die große Dichterin auch eine theilnehmende und menschenfreundliche ist

Clara Schumann geb: Wieck. / Kammervirtuosin Sr Majestät / des Kaisers von Oestreich.“

Das Ansinnen stieß bei Annette von Droste-Hülshoff auf wenig Begeisterung. Am 5. Juli schrieb sie an ihren Bruder Werner-Constantin: „… Ich habe wieder einen wunderlichen Brief bekommen, von einer jetzt sehr berühmten Klavierspielerin …, Clara Wieck, die an einen Komponisten Robert Schumann verheiratet ist … Sie schreibt etwas ängstlich und sehr komplimentös; ihr Mann wünsche eine neue Oper zu komponieren, sei aber mit den vorhandenen Texten und Schriftstellern nicht zufrieden und habe so oft geäußert, wie glücklich es ihn machen würde, von mir eine Dichtung zu diesem Zwecke erhalten zu können, wie er aber nicht den Mut habe, mich darum zu bitten, daß ich es ihr, als seine Frau, verzeihen werde, wenn sie unter der Hand wage, was er nicht wagen möge … Ich kann mich nicht dazu entschließen, das Operntextschreiben ist etwas gar zu Klägliches und Handwerksmäßiges, obwohl es viel einbringen kann …“

Zu einem gemeinsamen Projekt kam es nicht. 1846 entstand schließlich Schumanns Hirtenkaben-Gesang für zwei Soprane und zwei Tenöre op. 59 (Anhang Nr. 1) nach dem Gedicht „Das Hirtenfeuer“ aus Annette von Droste-Hülshoffs Haidebildern.

V. MUSIK 316

641 E. Br. m. U. Wien 20.XII.1868. 12⁄3 S. 8o. (600.—)

Nach Angaben eines Vorbesitzers an die Dichterin Gräfin Anna Antonia Amadei, deren Besuch sie verpasst hatte.

„… durch den unglücklichen Zufall, daß ich durch Besorgungen in der Stadt länger zurückgehalten wurde, als ich gedacht …

Sollten Sie nicht abgeneigt seyn mich nochmals zu besuchen, so finden Sie mich sicher morgen Montag von 5 – 6 Uhr …“

642 E. musikal. Albumblatt m. U. Frankfurt a. M., Dezember 1890. 1 S. quer-kl.-8o. Mit gedruckten Notenzeilen und Schmuckrähmchen. Schwach fleckig. – Dazu ein AutographenAlbum: schwarzer Lederband der Zeit mit monogrammiertem Wappenschildchen (Metall) auf dem Deckel (kleinere Läsuren, Heftung gelockert). (3.000.—)

Fünf Takte für Klavier, bezeichnet „tranquillo“. – Mit einer Widmung für Helene Deichmann, ein Mitglied der Kölner Bankiersfamilie Karl Theodor Deichmann (1866 – 1931). Das Album mit 20 Eintragungen, davon erwähnenswert: Engelbert Humperdinck (1895, mit Notenzeile), Joseph Joachim (1890, mit Notenzeile), Franz von Lenbach (1899, mit kleiner Federzeichnung: Palette), Paul Meyerheim (1890, mit kleiner Federzeichnung: Löwe), Anton Rubinstein (1892, mit Notenzeile) und Richard Strauss (o. D., mit kleinem Notenzitat) sowie 2 einmontierte Portaitphotographien von Johannes Brahms in jungen bzw. mittleren Jahren (Aufnahmen von Fritz Luckhard).

V. MUSIK 317

„ein Sonnenjüngling stand da und sah bedeutend nach Osten“

643 SCHUMANN, Robert, 1810 – 1856. E. Br. m. U. Heidelberg (21.VIII.1830). 1 S. 4o Leicht gebräunt. Papierschäden (darunter die abgerissene obere rechte Ecke) ausgebessert. Teile des Absenders fehlen. (6.000.—)

Als zwanzigjähriger Jurastudent an Friedrich Wieck, dem er nach langem Ringen seinen endgültigen Entschluss mitteilt, sein Studium der Rechtswissenschaften abzubrechen, um eine Pianistenlaufbahn anzustreben. – Schumann hatte seinen Wunsch zuvor seiner Mutter mitgeteilt und sie gebeten, sich bei Wieck zu erkundigen, ob dieser ihn für ausreichend befähigt halte. Wieck antwortete der Mutter am 30. Juli 1830, er mache sich „anheischig, Ihren Herrn Sohn … bei seinem Talent und seiner Phantasie … zu einem der größten jetzt lebenden Klavierspieler zu bilden, der geistreicher und wärmer als Moscheles und großartiger als Hummel spielen soll“.

„…  Es hat lange gedauert, bis alle meine Ideen ruhiger und ebener geworden sind. Fragen Sie nicht, wie es nach Empfang der Briefe in mir tobte. Jetzt geht’s schon eher. Mein erstes Gefühl war Muth und der Entschluss; der Atlas war zerdrückt und ein Sonnenjüngling stand da und sah bedeutend nach Osten. Beuge der Natur vor; der Genius könnte sich sonst auf ewig wenden. – Der Weg zur Wissenschaft geht über Alpen und über recht eisige, der Weg zur Kunst hat seine Berge, aber es sind indische voller Blumen, Hoffnungen und Träume – so ging’s ungefähr im ersten Augenblicke, nachdem ich Ihren und meiner Mutter Brief gelesen hatte … [I]ch bleibe bey der Kunst, ich will bey ihr bleiben, ich kann es und muss es. [I]ch nehme ohne Thränen von einer Wissenschaft Abschied, die ich nicht lieben, [k] aum achten kann; ich blicke aber auch nicht ohne Furcht auf die lange Bahn hinaus, die zum Ziel führt, das ich mir jetzt vorgesteckt habe. Glauben Sie [m]ir, ich bin bescheiden, habe auch viel Ursache, es zu seyn; aber ich bin auch [m]uthig, geduldig, vertrauensvoll und bildsam. Ich vertraue Ihnen ganz, [ic] h gebe mich Ihnen ganz; nehmen Sie mich, wie ich bin und haben [Si]e in allen Dingen Geduld mit mir. Kein Tadel wird mich niederdrücken und [k]ein Lob soll mich fauler machen. Etliche Eimer recht, recht kalter Theorie können mir auch nichts schaden und ich will ohne Mucken hinhalten. Ich habe mit Ruhe und Aufmerksamkeit Ihre fünf ‘Aber’ durchgegangen und mich [ü]berall streng geprüft, ob ich Alles erfüllen kann. Verstand und Gefühl ant[w]orteten allemal ‘ach natürlich’.

[V]erehrtester! Nehmen Sie meine Hand und führen Sie mich – ich folge, wohin Sie wollen und will nie die Binde vom Auge rücken, damit es nicht vom Glanz geblendet werde. Ich wollte, Sie könnten jetzt in mich sehen; [e]s ist still drinnen und um die ganze Welt haucht jetzt ein leiser, lichter Morgenduft …“

Die angestrebte Karriere als Konzertpianist musste Schumann zwei Jahre später aufgrund chronischer Beschwerden in der rechten Hand aufgeben. Er wurde Musikschriftsteller, gründete die „Neue Zeitschrift für Musik“ und widmete sich fortan ganz dem Komponieren. Schumann-Briefedition Serie I Band 2 S. 48 ff.

„in wahrem Feuereifer geschrieben“

644 E. Br. m. U. Dresden 17.VI.1849. 3 S. gr.-8o. Mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. Empfängervermerke in Blei und Kopierstift. (3.500.—)

An seinen Verleger Friedrich Whistling, dem er seine „Vier Märsche für das Pianoforte“ op. 76 einreicht. Der kurz zuvor niedergeschlagene Dresdener Maiaufstand hatte Schumann zu dieser Komposition angeregt.

„…  Sie erhalten hier ein paar Märsche – aber keine alten Dessauer – sondern eher republicanische. Ich wusste meiner Aufregung nicht beßer Luft zu machen – sie sind in wahrem Feuereifer geschrieben.

Bedingung: sie müssen gleich gedruckt werden – / sie müssen mit sehr großen Notenköpfen gestochen werden –

318
V. MUSIK

Und da ich die Ausstattung meiner Compositionen immer dem Inhalt gemäß eingerichtet wünschte, so soll auf dem Titel nichts als auf dem Beiblatt steht, kommen – dies Wenige aber mit den größten Schriften – und zwar mein Name obenhin, da ich sonst das 1849 nicht anzubringen weiß, das diesmal nicht fehlen darf.

Eben so wünscht ich einen Umschlagtitel mit wo möglich noch größerer Schrift – wie sie ja jetzt Mode sind. –

Um schnell zu Stand zu kommen, senden Sie mir diesmal auch die 1ste Correctur. – Von den Balladen kann ich nicht eher Correctur schicken, als ich die gedruckte Partitur habe, da ich sonst doppelte Arbeit habe. Schicken Sie mir also bald eine Revision …“

Schumann-Briefedition Serie III Band 2 S. 331 ff.

V. MUSIK 319
Nr. 643

„eine schöne Gelegenheit“

645 E. Br. m. U. „R. Schumann“. Dresden 21.VII.1849. 4 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. Kleine Faltenrisse. (4.000.—)

An Franz Liszt, dem er eine Aufführung eines Teils seiner noch nicht vollendeten „Szenen aus Goethes Faust“ anlässlich der Feiern zu Goethes 100. Geburtstag in Weimar vorschlägt.

„… mein Vorhaben, von dem ich Ihnen schon schrieb … haben mir freundliche Geister bereits erfüllen helfen; es sind dazugekommen die Scene im Garten, und die Scene im Dom mit dem Dies irae. Das Ganze (mit der Schlußscene aus Theil II) würde höchstens eine Stunde dauern. Zur Schlußscene müßte womöglich (etwa bei den Worten: das Ewig Weibliche zieht uns hinan) im Schlußtableau: Faust’s und Gretchen Vereinigung vor der Mater gloriosa, arrangirt werden. Doch das sind alles Specialia.

Wollten Sie vor allem mir melden, wie es mit dem Faust in Weimar steht, ob der Faust noch eine Stelle finden kann, und ob Sie die Vermittlung zwischen der Comité und mir übernehmen wollen, so wäre der nächste Zweck der Zeilen erfüllt.

Meine Endentscheidung soll übrigens dieser Brief noch nicht aussprechen d. h. ich weiß noch nicht gewiß, ob ich selbst um die Zeit des 28sten August von Leipzig fort kann, da um diese Zeit dort meine Genoveva gegeben werden soll. Dies würde ich dann arrangiren, sobald ich die Gewißheit hätte, daß mein Vorschlag bei Ihnen und in Weimar Anklang gefunden.

Sei Ihnen denn die Idee persönlich empfohlen; mir wenigstens will es schön und passend dünken, wenn hundert Jahre nachdem das Wunderkind geboren zum erstenmal und zwar in Weimar sein ‘das Ewig Weibliche’ aus hundert und mehr Kehlen dort erschölle …“

Liszt, der die Feier maßgeblich mitgestaltete, sollte die 3. Abteilung von Schumanns „Faust“ am 29. August in Weimar dirigieren. Schumann hatte, wie im Brief erwähnt, bereits Mitte d. J. mit der Komposition weiterer Szenen der späteren 1. und 2. Abteilung begonnen. Liszt empfahl, dem Werk eine Ouvertüre voranzustellen, wozu es jedoch erst vier Jahre später, als Geburtstagsgeschenk für Clara, am 13. September 1853 kommen sollte. Das ganze Werk gelangte erst nach dem Tod des Komponisten zur Uraufführung. Schumann-Briefedition Serie II Band 5 S. 151 f.

320
V. MUSIK

646 SIBELIUS, Jean, 1865 – 1957. E. Br. m. U. Helsingfors 9.XII.1929. 31⁄2 S. kl.-4o. Einige Läsuren. Gelocht. (200.—)

Wohl an einen befreundeten Dirigenten oder Impressario in Deutschland wegen einer Aufführung seiner Werke.

„… Die Programm-Vorschläge sind sehr schwer für mich zu machen. Einige sende ich hiermit. Vielleicht könnte man auf dieser Basis das richtige finden. Sollen die Lieder mit Orchesterbegleitung sein? Alle von meinen Liedern eignen sich nicht für Orchester. Wie lange soll das Conzert dauern? Da Du ja fast alles von mir kennst, könntest Du sicher das beste Programm zusammenstellen. Die von meinen Werken, die in Frage kommen können bei dieser Gelegenheit sind:“ Es folgt eine Liste seiner Werke sowie 7 verschiedene Programmzusammenstellungen.

Der Brief endet: „… Das beste wäre mit Lemminkainen zu schliessen. Auch möchte ich neues symphonisches aufführen. Ich glaube bis dann neues geschrieben zu haben …“

Erwähnt die „Symphonien V oder II“ sowie die Werke „En saga / Der Liebende (Suite für Str.) / … Pelleas u. Melisande / … Finlandia / … Pan und Echo“.

647 Br. m. U. Järvenpää 18.XII.1950. 1 S. gr.-8o (600.—)

An den Dirigenten Hans Schmidt-Isserstedt, Begründer und Leiter des NDR-Sinfonieorchesters in Hamburg, der ihm zum 85. Geburtstag gratuliert hatte.

„…  Unter den vielen Telegrammen, die ich empfing, gehörte das Ihrige zu denjenigen, die mich am meisten freuten.

Mit vielen herzlichen Grüssen, auch an die Herren Wilhelm Kempff und Philip Jarnach …“

„schwelgen, staunen und bewundern“

648 SMETANA, Friedrich, 1824 – 1884. E. Br. m. U. „Bedrich Smetana“. Jabkenice 18.II. 1883. 4 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Faltenrisse ausgebessert. (6.000.—)

Inhaltsreicher Brief an den Prager Musikpsychologen Carl Stumpf, dem er detailliert die Umstände und den Einfluss seiner langjährigen Taubheit auf sein musikalisches Schaffen schildert. – Smetana hatte Ende 1874 sein Gehör vollständig verloren.

„…  In der ersten Zeit, wo die Krankheit begann, und nur die linke Seite für äusere Toneindrücke empfänglich war, ertönte des Abends ausserhalb des geschlossenen Zimmers, draussen im Hain ein wunderbar schönes Flötenspiel, jeden Abend; erst seit meiner Ankunft in Prag verschwand es, und nie mehr durch alle Jahre kehrte es zurück; während des Tages plagten mich lang haltende in höchster Piccolo-Lage gehaltenen Akkorde in As dur: c, es, as. = quartsext-accord, welche abwechselnd ertönten, und welche ich im Tone E (viergestrichen) des Finales meines Streichquartetts auszudrücken glaubte, weil der Violinist leicht das höchste E im Flageolet schön klingend hervorbringen kann, während ein Dreiklang im Streichquartett unmöglich ist; – es hätte ein grösseres Orchester zu thun, um den Reiz des subjektiv von mir empfundenen ass-akkord zu vertheilen für 3 ganz gleich klingende Instrumente  …“ – In seinem Streichquartett e-moll „Aus meinem Leben“ (1876) hatte Smetana versucht, Epochen seiner persönlichen Entwicklung musikalisch wiederzugeben. Der zweite Teil des vierten Satzes bezieht sich auf den Beginn seiner Taubheit.

„Ausserhalb meines innern Tönens, gibt es für mich kein anderes Getön, als das Sausen Brausen einem Wasserfalle ähnlich, welches Tag und Nacht bereits 9 Jahre mich belästigt. Wenn ich selbst nicht laut rede, oder unbewusst musikalische phrasen brumme, so lässt das in Stärke nach, und wird so leise, dass man glaubt, es braust drauszen wo. Wenn man aber in Aufregung geräth, und selbst so stark als man es

V. MUSIK 321

(F. Smetana)

vertragen kann, spricht, oder wenn auf der Gasse Militärmusik erklingt, dann wird das Sausen so stark, dass man glaubt, das Zerspringen des Trommerfells muss eintreffen

Und in diesem beklagenswerthem Zustande habe ich Werke vom grössten Umpfange geschrieben, ohne sie je gehört zu haben …“ – Es folgt eine Aufzählung der Werke, darunter das Streichquartett „Aus meinem Leben“, die symphonische Dichtung „Mein Vaterland“ sowie die Opern „Der Kuß“, „Die Teufelswand“ und „Das Geheimnis“.

„Von einer Kritik meiner Werke kann keine Rede sein. Ich sehe sie vor mir, aber ich habe von allen Werken die ich hier … bezeichnete, nicht einen Ton gehört, und doch lebten sie in mir, und von blossem Vorstellen erregten sie mir: Rührung bis zu Thränen, im Entzücken schwelgen, staunen und bewundern, das Geheimniss des schaffenden Innern! …“ Sehr selten, besonders mit so bedeutendem Inhalt.

Nach seiner Versetzung in den Ruhestand als preußischer Generalmusikdirektor „à Monsieur Louis Hausmann“ (ein belgischer Diplomat?) wegen seines Wunsches, dem belgischen König Leopold I. einige Werke zu widmen. Spontini empfiehlt sich durch Werke, die er Leopolds Nichte, der englischen Königin Victoria, hatte widmen dürfen.

„…  En juin 1838 je me rendis à Londres pour assister à l’eclatant couronnément de l’admirable Reine Victoire, sous les auspices et la récommendation de S.M. le Roi de Prusse“ (Friedrich Wilhelm IV.), „régnant aujourdhui, à son Ambassadeur Mr. de Bülow et à d’autres trés grands Personnages …“

Neben der Oper „Cromwell“ habe er „plusieurs Hymnes en vers allemands que l’on trouva admirables, dont j’avais composé la musique, analogues à la solemnité du couronnement“ vorstellen können und habe nun „le grand désir de faire égalément hommage d’un second manuscrit des hymnes en question, des mêmes pôesies allemandes … à Sa Majesté l’Oncle auguste de S.M. la Reine Victoire, capable comme elle de les aprécier …“

Leopold war der jüngste Sohn von Herzog Franz Friedrich von Sachsen-Coburg-Saalfeld, seine Schwester Marie Louise Victoire, in zweiter Ehe mit Herzog Eduard August von Kent verheiratet, die Mutter der Königin Victoria.

322
649 SPONTINI, Gaspare, 1774 – 1851. E. Br. m. U. Berlin 4.IV.1842. 2 S. gr.-4o. Etwas fleckig. Kleine Randläsuren. (400.—)

650 STRAUSS, Johann (Sohn), 1825

1899. E. Br. m. U. O. O. 3.XII. 1864. 1 S. 8 o. Mit geprägten Initia len am Kopf. Schwach gebräunt. (400.—)

An (Eduard Hanslick).

„… Hiermit erlaube ich mir Ihnen meine neueste Walzerpartie zu dediciren und bitte Sie diesen schwachen Beweis meiner Verehrung und Werthschätzung einer freundlichen Aufnahme würdigen zu wollen …“

Gemeint ist wohl sein im Sommer d. J. entstandener Walzer „Aus den Bergen“ op. 292, dessen Wiener Erstaufführung einen Tag später stattfand.

651 E. Br. m. U. (Wien) 14.X.1884. 2 S. 12o. Mit geprägten Initialen am Kopf. Leicht fleckig. Eingeklebte Zeitungsnotiz auf der unbeschriebenen 3. Seite. Mit Umschlag. (400.—)

An Josef Ritter von Weittenhiller, k. k. Landesgerichtspräsident in Wien, der Strauss anlässlich seines 40-jährigen Jubiläums als Dirigent gratuliert hatte.

„…  für Ihre lieben Zeilen, deren Inhalt mir überaus große Freude bereiteten, sage ich hiermit meinen aufrichtigsten Dank. Genehmigen Sie den Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung …“

Zum Jubiläum, das er im bekannten Vergnügungslokal „Dommayer“ im Wiener Vorort Hietzing gefeiert hatte – dort hatte er vierzig Jahre zuvor erstmals öffentlich dirigiert –, war ihm von der Stadt Wien das Ehrenbürgerrecht verliehen worden.

652* Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf dem Ober- und Unterrand der Bildseite (Kopierstift). Visitformat. Aufnahme: Schrank & Massak, Wien. Verso Montagespuren. (600.—)

„A Monsieur Oudshoorn / Johann Strauß“. – Schöne Aufnahme aus mittleren Jahren, im Frack (Bruststück im Dreiviertelprofil nach rechts).

V. MUSIK 323

653 STRAUSS, Richard, 1864

1949. Eigenh. Musikmanuskript mit viermaligem Namenszug. Berlin 13. und 14.XI.1905. 31⁄2 S. großes Hochformat, 28-zeilig (Doppelbogen). Leicht gebräunt. (8.000.—)

Reinschrift der Lieder „Hüt du dich!“ und „Guck guck“ aus seinen „Sechs Volksliedbearbeitungen“ für vierstimmigen Männerchor a cappella (AV 101 TrV 216).

1) „Hüt du dich!“ – Vollständige Komposition (88 Takte) für 2 Tenor- und 2 Bassstimmen, bezeichnet „Leicht bewegt“. Am Kopf bezeichnet „Nach Berg und Neuber (ca 1542) / Bearbeitung von Richard Strauss.“ – Der unterlegte Text beginnt: „Ich weiß mir ein Maidlein hübsch und fein, – – hüt du dich! ich weiß mir ein Maidlein / hübsch und fein, sie kann wohl falsch und freundlich sein, hüt du dich! …“

Am Schluss datiert „Berlin 13. November 1905 / Aufführungsrecht vorbehalten. / Richard Strauss.“

2) „Guck guck.“ – Vollständige Komposition (60 Takte) für 2 Tenor- und 2 Bassstimmen, bezeichnet „Lebhaft“. Am Kopf bezeichnet „Nach Forster II (1540) / Bearbeitung von Richard Strauss.“ – Der unterlegte Text beginnt: „Guckguck, guckguck guckguck, guckguck guckguck, der Gutzgauch auf dem Zaune saß, der / Gutzgauch auf dem Zaune saß, es regnet ser und er ward naß …“

Am Schluss datiert „Berlin 14. November 1905. / (Aufführungsrecht vorbehalten / Richard Strauss)“.

MUSIK 324
V.

654* Eigenh. Musikmanuskript, nachträglich am Kopf signiert „RichardStr.“ 2 S. großes Hochformat, 24-zeilig. Am Kopf paginiert „9“ und „10“. Bleistift und Tinte. (3.000.—)

„Capriccio“. –30 Takte aus dem „Konversationsstück für Musik in einem Aufzug“ op. 85. Aus dem „Oktett (2. Teil: Streitensemble)“ mit dem unterlegten Text „[Gräfin:] fürchte der Streit wird recht peinlich enden! Er scheint verloren! …“

Strauss’ letzte Oper wurde 1942 am Bayerischen Nationaltheater in München uraufgeführt.

Beiliegend 1 Br. m. U. seines Sohnes Franz Strauss, das Manuskript betreffend: „… Es hat deswegen Seltenheitswert, als fast alle Skizzenblätter unsigniert sind …“ (GarmischPartenkirchen 1978).

23.VII.1898.

An den Musikschriftsteller Otto Lessmann, bei dem er sich in ironischem Ton über die Allgegenwärtigkeit Beethovens auf deutschen Bühnen beschwert.

„…  Da Beethovens Eroica bei unsern Dirigenten so sehr unbeliebt ist u. daher nur mehr sehr selten aufgeführt wird, componire ich jetzt, um einem dringenden Bedürfniße abzuhelfen eine größere Tondichtung: ‘Heldenleben’ betitelt (zwar ohne Trauermarsch, aber doch in Esdur, mit sehr viel Hörnern, die nun doch einmal auf den Heroismus geeicht sind); dieselbe ist, dank der kräftigen Landluft, in der Skizze so weit gediehen, daß ich … hoffen darf, die Partitur bis Neujahr zu vollenden. Um mich nun bei Freund Weingartner für das liebenswürdige Anerbieten der ersten Don Quixoteaufführung in Berlin, die ich leider schon versagt hatte, zu revanchiren, erlaube ich mir, die erste Berliner Aufführung dieses Werkes, zu dem Don Quixote das humoristische Gegenstück ist, ihm für die kgl. Kapelle anzubieten, mit der Bitte, dem Stück einen Platz von 30 Minuten an einem Abend, wo die Eroica von Beethoven gerade einmal nicht gemacht wird, aufzubewahren …“

V. MUSIK 325
655 E. Br. m. U. Marquartstein 2 S. 8o. (800.—)

656 E. Br. m. U. Garmisch 8.VII.1919. 21⁄2 S. 8o. Mit gedrucktem Briefkopf. (1.200.—)

An den Sänger und Regisseur Hans Breuer, der in Wien die Urauffürung der „Frau ohne Schatten“ vorbereitete.

„… Hofmannsthal berichtet mir von seiner erfreulichen gemeinschaftlichen Arbeit mit Ihnen … Dies beruhigt mich sehr. Auf seinen Wunsch übersende ich Ihnen in den nächsten Tagen einen durchschossenen Auszug. Wäre es aber nicht besser, Sie schickten mir vorläufig nur Ihr Original zur Einsicht u. Kenntniß u. wir stellen den Regieauszug endgültig u. reif zur Copie für andere Bühnen (Dresden, München) erst nach den Arrangierproben, d. h. wenn das Werk für Wien aufführungsreif, fertig?

Dies würde Ihnen glaube ich unnötige Arbeit ersparen. Immerhin machen Sie mit übersandtem Klavierauszug was Sie wollen: ich empfehle, mit der Arbeit zu warten u. mir nur Ihren Originalauszug zu schicken, den ich Ihnen bis Anfang August pünktlich wieder zurückzusenden verspreche …“

In der Nachschrift heißt es: „Ich erwarte hier zum Studium 5. Aug. Lotte Lehmann, Ende August Frau Weidt, / Oestwig ist am 1. September zur Arrangierprobe da, von R. Mayr erwarte ich noch Nachricht.“

– Lucie Weidt gab in der Uraufführung die „Amme“, Richard Mayr den „Barak“ und Karl A. Østvig den „Kaiser“. Die „Kaiserin“, anders als wohl ursprünglich gedacht, wurde nicht von Lotte Lehmann, sondern von Marita Jeritza gesungen.

„Bitte Herrn v. Hofmannsthal zu melden, daß die Berliner Aufführung genau nach Wiener Muster vor sich gehen soll, soweit sich bühnentechnisch keine Veränderungen sich ergeben.“

Das Werk wurde am 10. Oktober in Wien uraufgeführt.

Beiliegend 1 e. Schriftstück m. U.: notizartige Anmerkungen von Strauss zum „Regiebuch“ Breuers (Garmisch 25.VII.1919) sowie 2 signierte Programmzettel zu „Arabella“, aufgeführt im Rahmen des „Richard-Strauss-Zyklus der Wiener Staatsoper“ anlässlich des 80. Geburtstags des Komponisten (1944).

„die saubere Partitur von Hänsel und Gretel“

657 E. Schriftstück m. U. Garmisch 10.I.1932. 2 S. 8o. Auf seinem Briefpapier. (800.—)

Geschrieben wohl für eine Gedenkpublikation des Deutschen Nationaltheaters in Weimar, die zu Goethes 100. Todestag erscheinen sollte. – Strauss hatte von 1889 bis 1894 eine Stelle als Zweiter Hofkapellmeister in Weimar inne und leitete am 23. Dezember 1893 die dortige Uraufführung von Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“.

„Ich erinnere mich noch heute, welche Genugtuung ich empfunden habe, als ich zum ersten Mal die saubere Partitur von Hänsel und Gretel zu Gesicht bekam, mit welcher Begeisterung meine damalige Braut“ (Pauline de Ahna) „den Hänsel gesungen u. mit welcher Freude wir alle das köstliche Werk einstudiert haben.

Sogar auf der Bühne hatte Fritz Brandt für unsre Verhältnisse (in Weimar herrschte schon damals nach dem Ausspruch des witzigen Hofschauspielers Wagner: ‘Armut und Edelsinn’) eine ganz stattliche Ausstattung hervorgezaubert …“

Jedenfalls ist es aufrichtig zu begrüßen, daß das liebenswürdige Werk bis heute seinen Ehrenplatz im deutschen Opernspielplan … behauptet hat …“

Die erwähnte Publikation („Das Goethe-Jahr / Weimar / 1832/1932“) mit dem darin faksimilierten Brief liegt bei, ferner 4 Portraitphotographien, 1 auf der Bildseite signiert.

326

658* TELEMANN, Georg Philipp, 1681 – 1767. Eigenh. Schriftstück o. U., mit Telemanns Namen im Text. (Hamburg, Dezember) 1745. 1 S. folio. Rechter Rand unterlegt. Einige schwache Stock- und Tintenflecken, kleine Rand- und Faltenrisse. (16.000.—)

„Verzeichniß der Personen, so bey der obhanden Kayserl. CrönungsMusic, so in der St. Johannis-Kirche d. 8.Xbr.1745 aufzuführen ist, zu gebrauchen sind, nebst deren Bezahlung von der Cammer“. Es folgt eine Auflistung der Mitwirkenden mit jeweiliger Angabe ihres Verdienstes, zuerst „Telemann, für die Compostition – – 50 Rthl.“, dann die zehn „Sänger“, ferner „Acht Rathsmusicanten a 2 Rthl…. Drey

Trompeter u. ein Pauker, a 2 Rthl…. Der Clavirist … Der Notist …“, verschiedene „Gehülfen“ sowie der „Organist“ und „dessen Calcant“, zuletzt „Der Instrumententräger … Der Chor-Knabe … Der Clavierstimmer“ und als Nachtrag „Ein Harfenist bekömmt 6 Ducaten“.

Die Honorarabrechnung über insgesamt „127 Rthl.“ betrifft seine Kantate „Gott sprach, es werde Licht“

(TWV 13:16) anlässlich der Kaiserkrönung von Franz I. Stephan, die an dessen 37. Geburtstag am 8. Dezember 1745 in der St. Johanniskirche in Hamburg aufgeführt wurde. Die Kaiserkrönung hatte am 4. Oktober des Jahres in der Bartholomäuskirche in Frankfurt a. M. stattgefunden. – Die Komposition gilt heute als verschollen. Telemann komponierte noch eine zweite, heute ebenfalls verschollene Kantate zum Krönungsfest, die am 26. September des Jahres in St. Petri aufgeführt worden war.

Telemann, der 46 Jahre lang bis zu seinem Tod als Kantor des Johanneums und Musikdirektor der fünf Hauptkirchen der Hansestadt eines der prominentesten musikalischen Ämter Deutschlands besetzte, verpflichtete sich zur Komposition von zwei Kantaten pro Woche und wurde mit mehr als 3600 Werken, die nahezu alle damals üblichen musikalischen Gattungen umfassen, zu einem der produktivsten Komponisten der klassischen Musikgeschichte.

Mit Korrekturen und Ergänzungen von anderer, vermutlich eines Finanzbeamten Hand. Der zweite Teil des Schriftstücks ist mit einer feineren Tinte geschrieben als der erste. – Mit einer Echtheitsbestätigung am unteren Blattrand von Bernhard Müller, Bratscher des Müller-Quartetts und Autographensammler:

„Originalhandschrift von Georg Philipp Telemann nach Vergleich als ächt erkannt …“ Von größter Seltenheit. – Das Autograph befand sich in der Sammlung Karl Geigy-Hagenbach (Nr. 2388) und wurde im März 1961 durch J. A. Stargardt versteigert (Katalog 552 Nr. 942), zuvor in der Sammlung Werner Wolffheim, versteigert durch Breslauer und Liepmannssohn (Auktion 3.– 8.6.1929, Nr. 106).

V. MUSIK 327

659 TEYBER, Anton, 1756

1822. E. Br. m. U. „Antonio Teyber“. Dresden 7.IX.1789. 1 S. 4o. Mit Siegel und Adresse. (400.—)

An den Musikverlag Artaria & Co. in Wien mit neuen Quartetten für König Friedrich Wilhelm II. von Preußen.

Zuerst mit einer Empfehlung. „… Mi prendo la liberta di Raccomandarli questo mio amico che piu volte si hà augurato di far la sua conoscenza Se lei avvesse di bisogno di lui, o per una via o per l’altra, e un uomo che si da tutta la pena possibile per servire un amico, e posso giurargli che lò trovato gran galanthuomo in tutte le occasioni. sperò che lei avrà ricevuta la mia lettera, la prego di scrivermi la Sua Risoluzione. hò mandato la Settimana passata i miei nuovi 6 quartetti a Sua maèsta Re di Prussia mi sono stati ordinati, di farli a violoncello obligato, perche di caro che sia un gran virtuoso; spero ottimo effetto …“

Friedrich Wilhelm II. war ein leidenschaftlicher Cellist und übte gewöhnlich bis zu 2 Stunden täglich; die Hofkapelle des Königs mit 70 fest angestellten Musikern galt als die größte Europas. Sehr selten.

660 TSCHAIKOWSKI, Peter, 1840 – 1893. E. Br. m. U. „P. Tchaikovsky“. Wien 12.XII.1877. 1 S. 8o. Deutsch, Anrede und Datum russisch. Leicht gebräunt. Kleine Randeinrisse ausgebessert. (4.000.—)

An Juri Jakowlewitsch wegen eines Treffens. „…  Es ist sehr traurig dass ich Sie nicht in Wien gesehen habe und danke Ihnen herzlich für die freundliche Zeilen die Sie mir geschrieben haben. Ich war die ganze Zeit krank und habe niemand gesehen. Morgen fahre ich nach Venedig, wo ich einige Wochen bleiben beabsichtige …“

Als Nachsatz fügt er an: „Grâce und pardon für meine absheuliche deutche Sprache.“

328
V. MUSIK

Kurz nach Beginn seiner ersten Auslandstournee an Otto Schneider, den Vorsteher des Berliner Philharmonischen Orchesters, mit der erneuten Zusage, das Orchester in Berlin zu dirigieren. „… Ich danke Ihnen recht sehr für Ihre freundliche Zeilen und freue mich sehr dass das Concert sicher am 8 Februar statt finden wird; die Proben sind wie Sie schreiben am 3. 7. u. 8 Februar. Also ich bin damit sehr einverstanden und können wir dieses Concert als abgemachte Sache betrachten. Wenn Sie, geehrter Herr mir noch was zu sagen haben, so theilen Sie es mir persönlich mit. Anfang nächste Woche werde ich in Berlin sein; ich werde zu Ihnen kommen u. werden wir dann alles Nöthige besprechen. A[l]s ich Ihnen aus Russland zu diesem Concert zugesagt habe, betrachtete ich diese Abmachung für feste und habe nie gedacht das Concert irgendwo anders zu dirigiren …“ Tschaikowski dirigierte aus seinen Werken u. a. das Klavierkonzert b-Moll (Solist: Alexander Siloti) und die Ouvertüre 1812.

V. MUSIK 329
661 E. Br. m. U. Leipzig 2.I.1888. 2 S. gr.-8o. Deutsch. Geprägtes Monogramm am Kopf. Kleine Rand- und Faltenrisse ausgebessert. Durchschlagende (violette) Tinte. (4.000.—)

662* VERDI, Giuseppe, 1813 – 1901. E. musikal. Albumblatt m. U. Neapel 7.I.1858. 1 S. quer-gr.-4o, 10-zeiliges grünliches Notenpapier. Etwas gebräunt, Randläsuren. Verso Montagereste. (4.000.—)

8-taktiges Notenzitat aus dem 1. Akt seiner Oper „ B o c c a n e g r a “ mit dem unterlegten Text „Figlia! … a tal nome io palpito …“

663* E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. „1889“. 3⁄4 S. 12o. Etwas gebräunt. Schwacher Fleck am unteren Rand. Ränder unregelmäßig beschnitten. Verso Klebefilmreste am Rand. (2.000.—)

Kleines Notenzitat, bezeichnet „Ave – – – Otelo “, mit unterlegtem Text „Prega nel pecca[tor]“. – Interessanterweise gehören die Noten darüber zu dem Text „Prega per chi adorando“. Die Oper war zwei Jahre zuvor an der Mailänder Scala uraufgeführt worden. Verso ein e. Albumblatt m. U. der Sängerin Adelina Patti (o. O. 1893).

664 E. Br. m. U. St. Agata 3.VI.1891. 1 S. 8o. Mit Umschlag. (800.—)

An den Karikaturisten und Musiker Melchiorre Delfico.

„… Sempre ho apprezzato ed apprezzo il vostro talento! ma ditemi … (pensate) perché andare a risuscitare un mondo che non è più il nostro? So bene che anche quel mondo antico sarà stato caricaturabile come lo è il nostro: ma noi ce lo immaginiamo a steno, ed a stento lo comprendiamo …“

330
V. MUSIK

665 VILLA-LOBOS, Heitor, 1887 – 1959. Eigenh. Musikmanuskript mit Titel und Namenszug am Kopf. Rio de Janeiro 1938. 3 S. Hochformat, 12-zeilig. Leicht gebräunt. (1.200.—)

„Evocação / (Ensaio para a canção popular)“ Lied für eine Singstimme mit Klavierbegleitung; Text (portugiesisch) von Sylvio Salema.

666 WAGNER, Richard, 1813 – 1883. E. Schriftstück m. U. „Richard Wagner / Königl. Sächs. Kapellmeister“. Dresden 21.IV.1845. 1 S. gr.-4o. Leicht gebräunt. Schwacher Wasserfleck in der linken oberen Blatthälfte. Faltenriss alt ausgebessert. (2.500.—)

Wagners „angelegentlichste Empfehlung“ für den Sänger und Komponisten Gustav Graben-Hoffmann. Dieser habe sich ihm „durch eine Probe … als einen sehr hofnungsvollen Sänger bekannt gemacht, u. ist ihm von Seiten der Dresdner Hoftheater-Generaldirection eine sehr günstige Aussicht gestellt worden, da er schon jetzt vielen Bühnen bereits von dem größten Nutzen zu sein erwarten lässt …“ Nicht im WBV; nicht in den „Sämtlichen Briefen“.

V. MUSIK 331
Nr. 665 Nr. 666

„Seien Sie flott!“

667 E. Br. m. U. Paris 2.II.1858. 4 S. gr.-8o. Hellblaues Papier. Faltenrisse (teilweise alt ausgebessert). (3.000.—)

An den Wiener Theaterdirektor Johann Hoffmann über die Aufführung seiner Oper „Tannhäuser“ am Josefstädter Theater, wo man das Werk im September des Vorjahres in den Winterspielplan aufgenommen hatte.

„… Die angenehmen Nachrichten, die ich hier durch die Familie Herold“ (Adélaïde-Élise H. geb. Rollet, Ehefrau des 1833 verstorbenen Komponisten Ferdinand H.) „über Ihre Aufführung des Tannhäusers erhielt, bestimmten mich, da sie die ersten, ganz persönlichen über den wirklichen Werth dieser Leistung waren, augenblicklich, meinen – lang versparten, nun aber um so aufrichtigeren – herzlichen Dank an Ihren Herrn Kapellmeister“ (Eduard Stolz) „zu richten …

Wollen Sie fortfahren, meine Opern den Wienern vorzuführen, so steht Ihnen nun meiner Seits nichts mehr im Wege, und ich bin sogar bereit, meine Anforderungen gegen früher herunterzustimmen.

Ich bitte Sie nun zu glauben, dass diese meine Sinnesänderung lediglich darauf beruht, dass ich mich jetzt des guten Geistes Ihrer Aufführungen ganz versichert halten darf. Wenn ich daher andrerseits Ihnen ein praktisches Anerbieten zu stellen im Begriff stehe, so seien Sie überzeugt, dass ich, wie gedrängt auch von der andren Seite, ich nicht darauf verfallen wäre, wenn jenes Erste, mein gewonnenes festes Vertrauen, nicht voranging.

Also, kurz u. gut: was können Sie mir für den Lohengrin geben? Hören Sie, was meine Lage ist. Ich brauche in diesem Augenblicke zu bestimmten, mir höchst wichtigen Zwecken, schnell und umgehend Dreitausend Francs. Ist es Ihnen möglich, mir – sofort diese Summe in einem Wechsel auf Paris unter meiner Adresse nach Zürich zu schicken, so gebe ich Ihnen dagegen die ferneren zwanzig Aufführungen des Tannhäuser (für die Sie mir noch 2000 fr. zu zahlen hätten) frei und das volle Aufführungsrecht des Lohengrin für Ihr Theater, ohne jede weitere Nachzahlung, gehört Ihnen ebenfalls, so dass Sie mir für diese Oper (2000 fr. als Vorschuss auf die noch zu verhoffenden Tannhäuser-Aufführungen abgerechnet) eigentlich Alles in Allem nur 1000 francs zahlten.

Sie sehen hieraus, wie gern ich Ihnen ferner meine Opern (zu denen bald eine neue kommen wird) überlasse, – aber auch wie nöthig ich Geld brauche.

Gewiss wird es Ihnen, wenn Sie sonst das Geschäft für vortheilhaft halten, zu erschwingen sein, dass Sie sogleich das Geld mir zustellen können. 10,000 fr. in einem halben Jahre haben mir nicht halb den Werth, den die gewünschten 3000 in diesem Augenblicke haben.

Deshalb, Hauptbedingung –Sofortige, umgehende Zusendung der erbetenen 3000 fr. – wofür ich Ihnen den ganzen Lohengrin und den Rest des Tännhäuser für immer überlasse.

Nun wollen wir einmal sehen, ob wir uns gegenseitig so zu Recht berathen haben. Seien Sie flott! Vor Allem seien Sie mir auch nicht bös, dass ich bisher immer etwas hinterhakig war: ich bin 9 Jahre ohne alle Möglichkeit, meine Opern zu hören; bald lese ich nur das oder jenes, und werde unsicher und mistrauisch. Die Aussagen der Familie Herold haben mich aber zu meiner grossen Freude, jetzt ganz sicher gemacht, und im Gefühle dieser Sicherheit reiche ich Ihnen die Hand, mit bestem Danke, und zur Erhaltung bewährter alter Freundschaft! …“

WBV Nr. 2106; „Sämtliche Briefe“ Band 9 Nr. 113.

332

668 E. Br. m. U. „Samedi soir“ (Paris, Dezember 1859/Januar 1860). 1 S. 12o. Leicht gebräunt, schwach fleckig. Kleiner Faltenriss ausgebessert. (600.—)

An (seinen ihm befreundeten Arzt Auguste de Gaspérini in Paris), den er bittet, ihn bei einem Besuch zu begleiten.

„Cher ami, / je viendrai demain (Dimanche) entre 10 et 11 heures pour vous demander, si vous consentez d’aller avec moi voir Mr. Ganesco, redacteur du courier de Dimanche. / A vous / RW.“

Der Musikliebhaber de Gaspérini hatte Wagner, der sich seit September in Paris aufhielt, Zugang zu einflussreichen Kreisen ermöglicht. Ende Januar 1860 dirigierte Wagner das erste seiner drei Pariser Konzerte, die ihm eine große Anhängerschaft bringen sollten.

WBV 2676; „Sämtliche Briefe“ Band 12 Nr. 24.

669* E. Br. m. U. O. O. 12.X. 1863. 2⁄3 S. gr.-8o. Bläuliches Papier, in den Faltungen etwas aufgehellt. Mit Umschlag. (2.000.—)

An Ludwig Schnorr von Carolsfeld in Dresden.

„Liebster Freund!

5 bis 6 Tage nach dem 8ten November (Sonntag) kann ich kein Conzert geben, weil diess ebenfalls nur wieder an einen Sonntag möglich ist.

Somit auf Wiedersehen / vielleicht in Dresden – im Dezember …“

Schnorr von Carolsfeld sollte in der Uraufführung von „Tristan und Isolde“ 1865 in München den Tristan singen, ein Unterfangen, das nach 77 Proben in der Saison 1862/63 in Wien abgebrochen worden war.

Nicht im WBV; nicht in den „Sämtlichen Briefen“.

V. MUSIK 333

(R. Wagner)

670 E. Br. m. U. Bayreuth („ Fantaisie“) 26.V.1872. 1 S. gr.-8 o. Leicht gebräunt. (2.000.—)

An Rudolf Netcke, Mitglied des Wiener Wagner-Vereins, der ihn während eines Besuchs der Festspiele nicht mit seiner Aufwartung beehrt hatte.

„…  Dass ich in diesen Tagen für alles Persönliche ganz wie sinnlos war, hätten Sie doch dadurch corrigiren können, dass Sie mit der Person des freundlichen Mannes, der mir so werth geworden ist, auch nur für einen Augenblick wohlwollend auf den Leib rückten … weshalb dieser Klageruf nun an Sie abgeht, in der Hoffnung, Sie verbessern das, und besuchen mich recht bald recht ordentlich in der ‘Fantaisie’ …“

Als Wagner mit seiner Familie im April 1872 von Tribschen nach Bayreuth übersiedelte, bezogen sie zunächst Räumlichkeiten im Hotel Fantaisie im nahe gelegenen Donndorf.

WBV 6172; „Sämtliche Briefe“ Band 24 Nr. 210 (Auszug).

An den Historiker Richard Graf Du Moulin Eckart, „Vorstand des Wagner-Vereines“ in Regensburg.

„…  Wir kommen zum 19 April, aber ja nicht später, weil ich am 20sten bereits nach Coeln reisen muss! …“

In Köln und weiteren Städten veranstaltete Wagner Konzerte zugunsten des Bayreuther Festspielhauses, das schließlich am 13.VIII.1876 mit „Rheingold“ eröffnet werden konnte.

WBV 6452; nicht in den Briefen.

334
V. MUSIK
671 E. Br. m. U. „Richard Wagner“. Bayreuth 16.III.1873. 3⁄4 S. gr.-8o. Einige schwache Fleckchen. Mit Umschlag. (1.600.—)

672 4 eigenh. Zeilen auf einem „Telegramm“-Vordruck der „Telegraphen-Station von Bayreuth“. (1873.) 1 S. gr.-4o. (400.—)

„Wenn der sehr unnöthige kleinere Druck / der Gesangsverse im Lustspiel noch / abgeändert werden könnte, wäre mirs / lieb.“ Wagner hatte sein 1873 veröffentlichtes Libretto zu „Eine Kapitulation – Lustspiel in antiker Manier“ während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 geschrieben, es aber selbst nie vertont. Das Werk wurde in der Vertonung von Paul Leonard Schäffer erst 2010 in Bayreuth uraufgeführt.

673 E. Br. m. U. Venedig, „Palazzo Vendramin / Canal Grande“ 10.XII.1882. 1 S. 8o (2.000.—)

An einen Theaterdirektor wegen der Tantiemen für „Tristan und Isolde“.

„… Ich fordere Sie hiemit auf, an Voltz & Batz für ‘Tristan und Isolde’ keinerlei Zahlung zu machen, dagegen die dafür aufgelaufene Tantième, bis auf weitere Weisung von mir, zurückzubehalten, da ich im Begriffe stehe, jenen Herren das bedingungsweise ihnen für dieses Werk ertheilte Mandat zurückzunehmen …“

Am 13. Februar des nächsten Jahres starb Wagner im „Palazzo Vendramin“.

WBV Nr. 8668.

V. MUSIK 335

„je suis decidée“

674* WAGNER, Cosima, Richard Wagners zweite Frau, Tochter Franz Liszts, in erster Ehe mit Hans von Bülow verheiratet, 1837 – 1930. E. Br. m. U. O. O. u. D. „Mercredi“ (Tribschen, November 1868). 4 S. gr.-8o. Schwach gebräunt und fleckig. (800.—)

Inhaltsreicher Brief an ihre Halbschwester Claire de Charnacé geb. d’Agoult in Paris, der sie „huit jours“ nach der Übersiedelung nach Tribschen einen genauen Einblick in ihr Leben, „dans la solitude absolue“, gewährt. – Ihre Töchter Blandine und Daniela waren bei ihrem Vater Hans von Bülow in München geblieben.

„… je me lève à 7 heures, je déjeune à huit avec les mioches“ (1865 und 1867 waren ihre Töchter Isolde und Eva geboren worden, deren Vater Wagner war) „après les avoir débarbouillés de pied en cap, à dix heures nous nous promenons dans le jardin, à onze heures il y a le lait de l’une, à midi je la mets au lit, puis je m’attife un bout pour dîner à une heure; à deux heures je ressors de nouveau avec les mioches, à quatre heures nous goûtons, et puis nous jouons, jusqu’à sept heures où je les mets au lit et je tombe de fatigue sur mon fauteuil …

Je crois qu’un enfant de huit ans sait beaucoup mieux ce qu’il fait en disant je veux aller là où rester ici, que la pauvre fille de dix huit ans qui accepte un mari choisi par papa et maman“ (Cosima hatte Hans von Bülow neunzehnjährig geheiratet). „…  Et comme j’en suis à vous ennuyer asurais, si vous charger de mes commissions de Noël pour les enfants restés à Munich …

Ceci serait à expédier à Munich le 10 Décembre … Pour Lucerne je vous demanderai une hotte si tant est qu’on en trouve encore à Paris. Il y a de cela cinq ans à peu près maman“ (Marie d’Agoult) „en avait envoyé une à Loulou … Voici la lettre de mon père“ (Franz Liszt) „qui était restée ici … Mon père m’ecrit en homme qui ne croit pas à l’amour – pour moi j’y crois de toutes mes forces …“

675* E. Br. m. U. „Cosima“. O. O. 15.VI.1869. 4 S. gr.-8o, eng beschrieben. Lilafarbenes Papier. Leicht fleckig. Mit Umschlag. (800.—)

Ebenfalls an ihre Halbschwester Claire in Paris über ihre gemeinsame Mutter Marie d’Agoult, die sich wohl in finanziellen Schwierigkeiten befand.

„…  Mais dites-moi, comment est-il possible que maman soit aussi frappée d’une ruine qui n’a pas dû la surprendre? La ruine n’a pas pu arriver soudain, et je ne comprends pas qu’elle soit plus ruinée aujourd’hui qu’il y a six mois? Croyez-vous qu’elle ait des relations assez sérieuses et des amis assez fidèles (outre Mr de Ronchaud)“ – der Historiker Louis Nicod de R. – „pour ne pas être livrée à l’isolement? Il m’a toujours semblé qu’à Paris où tout le monde veut être riche, on peut mieux se passer de fortune que partout ailleurs. Je ne sais si je me trompe mais je me figure que l’on a des égards pour la pauvreté précisément en raison des bassesses quotidiennes que l’on voit faire pour la fortune. Cela ne m’empêche pas de ressentir de plus en plus pour maman le coup dont elle est frappée; à la lecture de sa lettre très excessive je me suis dit ce n’est qu’une perte de fortune. Ayant toujours été pauvre je n’ai peur que de perdre ce que j’aime soit par la mort, soit par la séparation dans l’espace; je n’ai pas pu me mettre de suite à la place de maman et puis j’étais blessée de son manque de confiance. Maintenant que j’ai réfléchi et que tout sentiment personnel est effacé je comprends bien ce que vous dites, et qu’il n’est pas probable que d’ici à peu de temps maman reprenne au travail. Je ne puis vous dire combien je la plains à présent! J’ai peur de le lui trop montrer c’est pourquoi je remets ma lettre d’un jour à l’autre … Maman a-t-elle su inspirer de véritables affections? … À part Mr de Ronchaud je crains que non …“

Des weiteren über ihren Ehemann Hans von Bülow: „…  Je vois à peine mon mari tant il est occupé; demain nous avons une représentation de Lohengrin sous sa direction, à en juger d’après la répétition générale ce sera magnifique. Au mois de juillet Hans ira prendre les eaux à St Maurice dont il aura bien besoin après les fatigues de ces temps-ci; et en automne nous comptons ouvrir l’école de musique …“ Bis zu ihrer Scheidung von Hans von Bülow 1870 führte Cosima sowohl Wagners als auch von Bülows Haushalt.

336

676 E. Br. m. U. „Frau Richard Wagner“. O. O. 1.VII.1876. 2 S. 8o. Schwach gebräunt. (400.—)

An einen Herrn mit der Bitte um Übersendung von Photographien.

„… 6 Exemplare von der Gruppe die Euer Wohlgeboren von meinem Manne und mir gemacht …“ Beiliegend ein Br. m. U. an einen Autographensammler: „… Seit Jahren Augenleidend, schreibe ich nicht mehr selbst …“ (Bayreuth 1895).

677 CHAMBERLAIN, Houston Stewart, Schriftsteller, mit Wagners Tochter Eva verheiratet, 1855 – 1927. 3 e. Br. m. U. Hinterstoder und Wien 18.IV., 13.V. und 8.VIII.1895. 10 S. gr.-8o. 2 Briefe auf seinem Briefpapier. Leicht gebräunt. (250.—)

An (den Musikkritiker und Kunsthistoriker Oscar Bie), der 1894 die Leitung der „Neuen Deutschen Rundschau“ übernommen hatte, Beiträge betreffend.

Wien 18.IV.1895. „… In Harden’s ‘Zukunft’ … erschien unter dem Titel: ‘Die Metaphysik als Wissenschaft’ ein Aufsatz von Ludwig Büchner in welchem in geradezu unverschämter Weise – ich kann nicht sagen gegen Kant polemisiert – aber einfach auf Kant geschimpft wurde. Dies brachte mein Blut in Aufwallung und ich schrieb eine Engegnung, eine Vertheidigung des grossen Denkers …“

Wien 13.V.1895. „… Mein Wagner Buch lässt mir augenblicklich zu anderen Arbeiten gar keine Zeit; namentlich weil die Illustrationen, die projektirte französische Ausgabe, u.s.w., eine schier endlose Korrespondenz verursachen. Meine naturwissenschaftlichen Zeitschriften bleiben auch ungeöffnet – – ich weiss nichts, ich denke nichts – – Aber es wird einmal ein Ende haben …“ – Chamberlain war 1888 mit dem Wahnfried-Zirkel um Cosima Wagner in Kontakt getreten. Die Biographie Richard Wagners, Chamberlains erstes größeres Werk, sollte noch 1895 erscheinen.

678 WAGNER, Winifred, 1897 – 1980. 82 Briefe und Karten, davon überwiegend Br. m. U. (59). Bayreuth, Erlangen, Hamburg, Konstanz, Nußdorf, Oberstaufen, Oberwarmensteinach und St.Veit (Bozen), 12.IX.1951 bis (Dez. 1979). 91 S. gr.-4o bis quer-gr.-8o und die Karten. Überwiegend auf ihrem Briefpapier. Schwach gebräunt. Mit 64 Umschlägen. (1.200.—)

Freundschaftliche und familiäre Briefe an Werner Wolsdorff, Inhaber von Wolsdorff Tabacco in Hamburg, dem sie für zahlreiche Sendungen ausgesuchter Tabakwaren und Spirituosen dankt („himmlische Pulle“, „Lieblingsknaster“, „Giftpaket“) und ihn bei dieser Gelegenheit über Bayreuther Aufführungen unterrichtet. – Oft erwähnt sie ihre beiden Söhne Wieland und Wolfgang, die seit 1951 die Gesamtleitung der Bayreuther Festspiele innehatten.

Die Briefe bis 1957 sind überwiegend aus ihrem Landhaus in Oberwarmensteinach im Fichtelgebirge geschrieben, das sie bereits in den 1930er Jahren erworben hatte und wo sie seit 1945, nach der Zerstörung Bayreuths, im „Exil“ lebte. 1.III.1954. „… Wieland und Gertrud sind übrigens in Barcelona, um klarzukommen für Aufführungen der Walküre, des Tristan und des Parsifal! für 1955 … / Am Mittwoch starte ich nach Mailand – angeblich um Tietjen die vergessenen Partituren zu bringen – ich halte das aber nur für eine reizende Geste um mir die Annahme seiner Einladung zu erleichtern – dadurch höre ich … die G[eneral]P[robe], und … die Erstaufführung der Götterdämmerung dort und freue mich schon wie ein Schneekönig …“

V. MUSIK 337
„Ich persönlich …“

26.IV.1954. Über den oft erwähnten Regisseur und Dirigenten Heinz Tietjen. „…  Sie wissen ja … wie verpflichtet ich mich ihm gegenüber fühle, denn ohne seine Mitarbeit hätte ich ja die Festspiele von 1930 bis 45 nicht leiten können …“ – Winifred Wagner hatte ab 1930, nach dem Tod ihres Mannes Siegfried, die Leitung der Bayreuther Festspiele innegehabt. Zwei Jahre nach dem Entnazifizierungsverfahren 1947 zog sie sich weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurück.

10.IV.1955. „…  ich habe mir was Schönes spendiert – bezw. die elenden Amerikaner – die einen Teil der Schadenersatzansprüche zurückzahlten – ich habe mir … einen neuen VW geleistet und will … mir Südfrankreich ansehen …“

28.XII.1955. „…  Im November lenkte ich mal wieder meinen Volkswagen spanienwärts, allwo ich auf Mallorca bei einer reizenden Deutsch-Spanierin eingeladen war … Auf der Hinfahrt verweilte ich wieder länger in der herrlichen Provence und lernte noch zusätzlich Carcasonne, Nimes, den Pont du Gard und Aigues-Mortes kennen … dann kamen zwei Tage Barcelona – und von dort Flug nach Mallorca … Auf der Rückfahrt habe ich mir in Colmar den Isenheimer Altar und die herrliche Madonna im Rosenhag von Schongauer angesehen – und als Abschluss das Strassburger Münster. Ich kam rechtzeitig nach Stuttgart, um Wielands Orpheus-Inszenierung anzusehen … Die Feiertage habe ich sehr harmonisch und gemütlich teils bei Wieland, teils bei Wolfgang verlebt …“

1.VII.1956. Die Proben für die Festspiele „sind natürlich im vollen Gange – die Laune schwankt zwischen himmelhochjauchzend und zum Tode betrübt, wie sich das so bei künslerischer Arbeit gehört und Wielands Meistersinger rühren wieder mal mächtig viel Staub auf! …“

12.III.1957. „…  Vorläufig ist Wielands Rienzi – denn von Richard Wagners Rienzi wird man wohl nach den Operationen, die Wieland an dem Werke vornehmen zu müssen glaubt – kaum mehr reden können … noch gar nicht geboren! Also in dieser Saison steigt er gewiss nicht mehr …“ Winifred Wagner hatte nach dem Abzug der amerikanischen Truppen 1957 das Siegfried-Wagner-Haus zurückerhalten, kehrte aus Oberwarmensteinach dorthin zurück und bewohnte es bis zu ihrem Tod 1980. Die folgenden Briefe sind überwiegend aus Bayreuth geschrieben.

3.X.1957. „… Haben Sie innigsten Dank für den herrlichen Johnie Walker – jeden Tropfen davon werde ich alleine trinken! (Schon um Siegfrieds Prophezeiung ‘Du endest noch mal mit der Whisky Flasche![’] wahr zu machen!) und Sie wissen, dass ich momentan am meisten Freude an der North State habe –besonders, wenn sie so fabrikfrisch sind, wie die Ihren! …“

19.XII.1964. „…  blauen Dunst für mich in Hülle und Fülle – und Auserlesenes für meine männlichen Besucher – und dazu für böse Gifte Gegengifte …“ – Für das Bayreuther Archiv erhalte man in Kopien von der Stadt Mannheim den Nachlass des Musikalienhändlers Emil Heckel sowie die „Burrell-Collection vom Curtis Institute of Music in Philadelp[h]ia“ (mit den Briefen an „Minna Planer“, dem Trauerspiel „Leubald“ und den Kompositionsskizzen zum „Tannhäuser“).

22.IV.1973. Über die Gründung der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth; am Dienstag nach Ostern werde „im Büro des OB der Vertrag unterschrieben, der das Festspielhaus und Wahnfried mit Park der Stadt bezw der R.W. Stiftung übergibt … Ich persönlich habe … die Genugtuung, das noch vorhandene Erbe Richard Wagners nach menschlichem Ermessen für die DEUTSCHEN (die es kaum verdienen) gerettet zu haben – analog dem Nachlass Goethes und Schillers erhoffe ich die Gründung eines Nationalmuseums dafür …“

Beiliegend u. a. 1 e. Briefkarte m. U. von Edwin Fischer sowie 3 e. Postkarten m. U. von Wolfgang Windgassen an Wolsdorff.

679 BAYREUTHER FESTSPIELE 1956. Illustriertes Verzeichnis der Mitwirkenden, mit über 75 Signaturen. Zusammen mit Programmheften der Festspielsaison als Buch gebunden. (400.—)

Darunter André Cluytens, Dietrich Fischer-Dieskau, Josef Greindl, Hans Hotter, Joseph Keilberth, KarlHeinz Klebe, Hans Knappertsbusch, George London, Gustav Neidlinger, Arnold van Mill, Friedelind Wagner, Gertrud Wagner, Wieland Wagner, Wolfgang Wagner und Wolfgang Windgassen.

338

680 WALTER, Bruno, 1876 – 1962. E. Br. m. U. New York 5.IV.1927. 1 S. gr.-8o. Mit gedrucktem Briefkopf „Manger Hotels“. Gelocht. (250.—)

An seinen Agenten Louis Gutmann mit der Nachricht, dass er „hier große Erfolge hatte eine wundervolle Zeit verlebt habe und für nächstes Jahr wieder engagiert bin“.

Walter hatte 1923 zum ersten Mal in den Vereinigten Staaten dirigiert, wohin er 1939 emigrierte und die Leitung des Los Angeles Philharmonic Orchestra übernahm.

681 5 Autographen: 2 e. Br. m. U., 1 teilweise e. Br. m. U. und 2 Br. m. U. Beverly Hills, New York und Lugano 3.VI.1941 bis 17.III.1951. 8 S. gr.-4o bis 8o. Der letzte Brief auf einem Briefbogen des Stanhope Hotels, New York. Ein winziger Randeinriss, je 1 Brief gelocht bzw. schwach fleckig. – Dazu ein Typoskript-Durchschlag mit 2 e. Worten, 2 S. gr.-4o (1.200.—)

An den Bühnenbildner Richard Rychtarik, der 1941 vom Cleveland Playhouse an die Metropolitan Opera wechselte.

Beverly Hills 3.VI.1941 (teilweise eigenhändig). Bei Übersendung des Typoskripts mit seinen „remarks“ zur Inszenierung von Tschaikowskis Oper „Pique Dame“. „… May I add to my remarks just one word between you and me: There is a general atmosphere to every real art-work out of which our interpretative work has to grow and to be nourished. In the Magic Flute I should call it the atmosphere of pious serenity; in Pique Dame I think a satanic passion is the motor that moves the action and should inspire the designs. By this Satanic passion should be influenced your picture of the end of A, the gloom of D, the freezing nudity of E and by this passion should be entirely dominated the gambling-hall G. You speak of the tragic isolation of the gambling table. This should have been provided for by the librettist; but he has not done it and the music does not permit any such isolation. The whole scene is one undivided nightmare …“

4.VI.1941 (eigenhändig). „…  Just two lines in addition to my letter of yesterday: please do not hesitate to oppose frankly to whatever in my remarks you do not find justified. I myself think f.i. that in A the additional promenading path could be thought just as well … behind the iron gate. Further: the door in B for entrance and exit of the countess seems to me desirable, but not indispensable …“ – Es folgen weitere Anregungen.

New York 10.X.1943 (eigenhändig). Dank für Glückwünsche. „…  You will agree that the difference or even contrast between giving and taking becomes less discernible the more we advance on our worldly pilgrimage. You yourself in your art – I am sure – live and thrive on the strength and wealth gathered by giving your effort and yourself.

Take – this is primitive and, in its extreme, Nazi-mentality; in its naive sense it is what Papageno feels. Thank you once more for your friendly thought connecting me and my modest efforts with the sphere of Sarastro to which also you belong …“

New York 17.III.1951. „…  I, too, think back with great satisfaction to our collaboration on the Magic Flute. I also cherish the lasting impressions of your very important work on Wagner’s Nibelungen …“

V. MUSIK 339

682* WEBER, Carl Maria von, 1786 – 1826. E. Albumblatt m. U. Bremen 3.IX.1820. 1 S. quer-gr.-8o. Leicht (staub-)fleckig. Zeitgenössische kleine Zeichnung am Unterrand (kleiner bekreuzter Grabhügel mit dem Text „1826 in London“). (1.200.—)

„Beharrlichkeit führt zum Ziel! / Carl Maria von Weber

Bremen d: 31: Sept: 1820 / auf der Reise nach Kopenhagen“

Auf der Rückseite ein e. Albumblatt mit Widmung u. U. des Buchhändlers Johann Christian Dieterich (Göttingen 29.VI.1784).

683 WEBERN, Anton von, 1883 – 1945. Eigenh. Musikmanuskript. 11⁄2 S. großes Hochformat, 16-zeilig. Tinte, Blei- und Kopierstift. Etwas gebräunt. (3.500.—)

„Ein Winterabend“. Nr. 4 der „Vier Lieder“ für Gesang und Instrumente op. 13, hier für Singstimme und Klavier (Fragment).

Der unterlegte Text nach einem Gedicht von Georg Trakl lautet:

Seite 1: „Wenn der Schnee ans Fenster fällt lang / die Abendglocke läutet Vielen ist der / Tisch bereitet und das Haus ist wohlbestellt.“

Seite 2: „Mancher auf der / Wanderschaft kommt ans Tor“ (hier bricht die Komposition ab).

684 WEIGL, Joseph, 1766 – 1846. E. Br. m. U. O. O. u. D. 1⁄2 S. 4o. (250.—)

An seinen Sohn Leopold, später Ritter von Weigl, mit liebevollen väterlichen Ratschlägen für den Beginn des Berufslebens.

„…  Gott behütte, und schütze Dich auf Deiner Reise. Sey bedachtsam, und vorsichtig, hauptsächlich im Rechnungswesen, und kehre gesund, vergnügt, und zur Zufriedenheit Deiner Vorgesetzten wieder zurück. Berichtige mir den Empfang dieses noch vor Deiner Abreise, und laß uns nicht ohne Nachricht von Dir während derse[l]ben zu unser aller Beruhigung. Gott sey mit Dir. Dein Dich innigst / liebender Vatter /JosWeigl / ppia“.

Weigl assistierte Mozart bei den Ur- bzw. Erstaufführungen der Opern Le nozze di Figaro, Don Giovanni und Così fan tutte; seine Laufbahn schloss er 1839 als Vizehofkapellmeister in Wien ab.

340
V. MUSIK
V. MUSIK 341
685 WEILL, Kurt, 1900 – 1950. 3 e. Zeilen m. U. auf der gefalteten Einladungskarte zur Uraufführung von „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny / Oper in drei Akten von Kurt Weill, Text von Bert Brecht“, Leipzig 9.III.1930. Quer-8o. (1.200.—) „Ich würde mich sehr freuen / wenn Sie zur Mahagonny-Premiere / kämen. Herzlich Ihr Kurt Weill“. Nr. 683

„die berüchtigten Variationen von Chopin“

686 WIECK, Friedrich, 1785 – 1873. E. Br. m. U. Leipzig 25.VI.1831. 23⁄4 S. 4o. Mit Siegel und Adresse. Etwas gebräunt. Minimal fleckig. (2.000.—)

An den Komponisten Friedrich Schneider, Hofkapellmeister in Dessau, mit der Anfrage, ob bei einem anstehenden Konzert seiner Tochter Clara die Möglichkeit bestehe, „sich von Ihrer durchlauchtigsten Familie hören zu lassen?“

„… kann in diesem Falle meine Tochter das höchst originelle Concert von Pixis O. 100. Herz Bravour-Var. O 20 und die, ich möchte sagen, berüchtigten Variat[ionen] von Chopin, die außer von dem geistreichen Komponisten selbst in Wien, noch nirgends gespielt worden sind, vortragen? – oder kann sie nur mit Quartett oder gar nur solo spielen? …“

Wieck erwähnt ein Konzert in Altenburg, „wo meine Tochter im überfüllten Logenhause mit ausgezeichnet Beifall … bei der Herzogl. Familie privatim spielte …

Meine Clara ist 113⁄4 Jahr alt, und, wie Ihr Herr Bruder, der Hoforganist in Dresden sagt, durch und durch musikalisch. – Wollten Sie alle öffentl. Anzeigen über meiner Tochter Leistungen bezweifeln, so erlauben Sie mir zu sagen, daß dieselbe sich Ihres Herrn Bruders Protektion in Dresden, wo wir vor Ostern 3 Concerte hintereinander gaben, vorzüglich zu erfreuen hatte. Sie hat vor demselben mehrmals phantasiert und er hatte sie auch als Kind (alle Eitelkeit und irdisches Treiben ist ihr fremd und sie lebt bloß in der Kinder- und Musikwelt) sehr lieb …“

Im September des Jahres traten Vater und Tochter ihre Konzertreise nach Paris an. Im Oktober spielte Clara in Weimar, der ersten Station der Reise, die erwähnten Variationen von Herz dem 83-jährigen Goethe vor.

342
V. MUSIK

Lebhafter Brief an den ihm befreundeten Schriftsteller Friedrich Eckstein („Liebster Freund“), den er von seinen geplanten Auftritten und seinem Schaffen unterrichtet, nachdem dieser ein geplantes Treffen hatte absagen müssen.

„…  Ihre telegraphische Absage ist mir erst heute (Dienstag) zu Händen gekommen u.z. aus dem einfachen Grund, weil ich Montag bei Lang“ (sein Freund Rechtanwalt Edmund L., Ehemann der Theosophin und Frauenrechtlerin Marie L.) „genächtigt, Sonntag aber um 2 Uhr per Wagen nach Wien fuhr.

Hoffentlich ist Ihr Unwohlsein nicht von der schlimmen Art u. verhindert

Sie doch nicht, Donnerstag in den Wagner-Verein zu kommen, um für mich Stimmung zu machen, od. um mich in meiner Weise auszudrücken: zu grunzen

Heute Vormittag war ich trotz des schönen Wetters ganz verzweifelt, da mir absolut nichts einfallen wollte u. ich den Tag schon als verloren betrachtete.

Ich bin Ihnen schon wieder beruhigt. Nachmittag schrieb ich ein ganz besonders gelungenes Lied ‘Storchenbotschaft’ (natürlich Mörike) u. so habe ich wieder Hoffnung, daß die Mühle munter weiter klappert. / Samstag componirte ich, ohne es beabsichtigt zu haben, ‘Das verlassene Mägdlein’ – von Schumann bereits himmlisch componirt. Wenn ich dasselbe Gedicht trotzdem componirte, geschah es fast wider meinen Willen; aber vielleicht gerade dadurch, daß ich mich von dem Zauber dieses Gedichtes plötzlich gefangennehmen ließ ist etwas Vortreffliches entstanden u. ich glaube, daß meine Composition neben der Schumann’schen sich sehen laßen kann.

Freund, es wird nachgerade stockfinster u. ich möchte diesen Brief beendet haben ehe mein Stubendrache gebietet: es werde Licht …“

Wolf bewohnte in Perchtoldsdorf ein altes Sommerhaus der Familie Werner, das nur über eine ÖllampenBeleuchtung verfügte. Bis zum 18. Mai hatte er dort, mit „Die Geister am Mummelsee“ als letztem, 43 der insgesamt 53 Lieder nach Gedichten Mörikes geschaffen. „Dieses Lied bildete den Abschluß des ersten schöpferischen Ausbruchs in diesem Jahr des Wunders“ (Frank Walker, „Hugo Wolf“, 1953).

Beiliegend ein weiterer e. Br. m. U. wohl ebenfalls an einen Freund: „Und der Herr sprach: / ‘Adam, wo verbirgst Du Dich?’ Hast Du eine schöne Eva gefunden, die Dich entführte, u. bist Du, ein Opfer Deiner Erfindung, den schönen Engländern ins Garn gelaufen kurz, wann kann man denn Dich wieder einmal sehen? Antworte, od. besser komme baldigst zu Deinem / Wölfling. / Döbling 18. Mai 892“. Ferner beiliegend ein e. adressierter Umschlag an den Komponisten „Herrn Dr. Karl Nawratil“ in Wien

(Poststempel: Hamburg 1872).

V. MUSIK 343
687 WOLF, Hugo, 1860 – 1903. E. Br. m. U. Perchtoldsdorf 27.III.1888. 3 S. 8o. (2.000.—)

(H. Wolf)

688 Portraitphotographie mit e. Notenzeile auf der Bildseite und e. Widmung m. U. auf der Rückseite. (Berlin) Januar 1894. Visitformat (6,5 × 10,6 cm). Aufnahme: H. Heid, Wien. Leicht gebräunt. Kleine Läsur auf der Rückseite (Buchstabenverlust). (1.600.—)

Die Portraitphotographie zeigt den Komponisten in mittleren Jahren. Brustbild, DreiviertelProfil nach rechts.

Das Notenzitat – 2 Takte ohne Text – stammt aus dem „Feuerreiter“: „Hinterm Berg, hinterm Berg brennt es in der Mühle!“

Die Widmung auf der Rückseite: „Meinem lieben Freunde [u.] thatkräftigen Genossen Siegfried Ochs in dankbarer Erinnerung an den gloriosen 8. Jänner 1894. / Hugo Wolf.“

In dem Konzert am 8. Januar hatte Siegfried Ochs mit seinem Berliner Philharmonischen Chor Wolfs Chorwerke „Der Feuerreiter“ (Mörike) und „Das Elfenlied“ (Shakespeare) mit großem Erfolg zum erstenmal zu Gehör gebracht.

689 2 eigenh. Briefe auf gedruckten Visitenkarten, davon 1 m. U. „Wolfing“. Stuttgart 11.VI.1896 und Wien (1896/97). 4 S. Visitformat. 1 Karte mit einigen Läsuren. (600.—)

1) Stuttgart 11.VI.1896 (Wolf schreibt irrtümlich „11. Mai“). Nach der Rückkehr aus Mannheim, wo am 7. Juni die Uraufführung seiner Oper „Der Corregidor“ stattgefunden hatte.

„Mein lieber Fritz! Vielen vielen Dank für Dein liebes Glückwunschtelegramm. Leider habe ich dasselbe erst heute in Stuttgart erhalten. Mayreders “ (Rosa Mayreder hatte das Libretto der Oper verfasst)

„sind inzwischen in Wien eingetroffen. Sie werden Dir ausführlichen Bericht über die Aufführung geben können. Ich bleibe bis 20. d.M. in Stuttgart. Am 15. findet ein von mir veranstalteter Liederabend hier statt. / Auf baldiges Wiedersehen! / Mit herzlichen Grüßen Dein / HUGO WOLF“. – Nach der Uraufführung der Oper war Wolf, bevor er nach Wien weiterreiste, zunächst nach Stuttgart zurückgekehrt, wo er am 15. d.M. ein Konzert bei seinen Gastgebern, der Familie Nast, unter Mitwirkung von Emma Gerok, Karl Lang und Hugo Faisst geben sollte.

344
V. MUSIK

2) (Wien 1896/97). An einen Freund in einer Geldangelegenheit.

„Liebster Edi!“ (Edmund Lang?) „Da mein theurer Herr Bruder Gilbert gar keine Miene macht mir die geborgten 20 fl. zurückzuzahlen u. ich die Summe gerade jetzt benöthige, ersuche ich Dich um freundliche Zusendung besagter Summe, die Du dann Gilbert bei der Auszahlung seiner Monatsgage verrechen magst … / Schwindgasse 3“. – Von Juli 1896 bis September 1897 wohnte Wolf in der Schwindgasse, bevor er in die Nervenheilanstalt Svetlin eingewiesen wurde.

690 E. Br. m. U. Wien 25.III.1898. 1 S. 8o

An den Musikverlag C. F. Peters in Leipzig.

(1.200.—)

„… theile ich Ihnen mit, daß ich gern bereit bin die Liedersammlungen nach Gedichten von Goethe, Mörike u. Eichendorff Ihrem geschätzten Verlage mit Eigenthumsrecht anzuvertrauen, u. daß ich dießbezüglich einer Offerte Ihrerseits, die hoffentlich meinen Erwartungen entsprechen wird, entgegensehe …“

345
V. MUSIK

IV. THEATER UND FILM

691 BERNHARDT, Sarah, 1844 – 1923. E. Br. m. U. Poststempel: Genf 26.IX.1886. 3 S. kl.8o. Am Kopf ihre gedruckten Initialen und der Wahlspruch „Quand même“. Mit grauem Rand. Mit mehrfach gesiegeltem Umschlag. (350.—)

An „Madame Langellié / Couturière“ in Paris wegen der Begleichung einer Rechnung. „… Je vous envoie deux cents fr[ancs] ci joint c’est tout ma fortune ici … Allez chez Monsieur Duquesnel avec le petit mot que vous trouvez dans cette lettre[,] il vous remettra trois cents fr. Mon costume est charmant mais le cou va très mal[,] beaucoup trop échanceré dans le dos. Et puis il faut faire les cols en droite fil presque egalement rond; le reste du costum est très bien …“

692 CHAPLIN, Sir Charles Spencer, Jr., genannt „Charlie“, 1889 – 1977. 2 Br. m. U. O. O. 28.IX.1954 und 13.IV.1967. Je 2⁄3 S. gr.-8o. Der erste Brief schwach fleckig und mit kleinen Randläsuren; verso Montagereste an den Ecken. (300.—)

1954. An Thomas Brant am Kölner Stadttheater. „… This is just to thank you for your kind letter which I very much appreciated …“

1967. „Chère Madame, / Je vous remercie de votre gentille lettre et de vos bons voeux pour mon anniversaire …“

693 GRÜNDGENS, Gustaf, 1899 – 1963. Portraitphotographie mit 2-zeiliger e. Widmung u. U. „Gustaf G“ auf der Bildseite. O. O. 29.XII.1939. Ca. 22,5 × 16,5 cm. Minimale Randbeschabung, verso etwas fleckig. . (400.—)

Rollenphoto: Kopfstück, Dreiviertel-Portrait nach links, den Blick versonnen nach unten gerichtet.

IV. THEATER UND FILM 348

694 Br. m. U. Berlin 18.IV.1942. 2⁄3 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf „Der GeneralIntendant / der Staatlichen Schauspiele“. (300.—)

An den österreichischen Schriftsteller und Journalisten Wolfgang Schneditz vom „Auslands-Presse-Klub“ in Charlottenburg.

„…  Ich bin mitten in Vorbereitungen zu ‘Faust’ zweiter Teil und spreche ungern über Arbeiten, die erst im Entstehen sind. Die Vorlesung, die ich in Dänemark gehalten habe, verlangt unbedingt einen grösseren Rahmen, als es der Auslands-Presse-Klub sein kann (wobei Sie ‘grösser’ bitte nur auf den Raum bezüglich annehmen wollen) …“

695 IFFLAND, August Wilhelm, 1759 – 1814. E. Br. m. U. Leipzig 5.IX.1810. 5 S. kl.-folio. Grünliches Papier. Leicht fleckig. Einige Rand- und Faltenläsuren,

An einen Grafen in Gotha über sein bevorstehendes Gastspiel am Herzoglichen Theater. – Iffland hatte 1777, nach Abbruch seines Theologie-Studiums, seine Laufbahn am Ekhof-Theater begonnen, einer der bedeutendsten Bühnen seiner Zeit.

„…  Ich habe gebeten, daß … der Eßighändler … die Erste und der Geitzige, nach Zschocke’s Uebersetzung des Molière, die zweite Vorstellung sein, die Vorlesung der Weihe der Kraft“ (von Zacharias Werner) „…  den dritten Tag ausfüllen möge …

Ich bin sehr erfreut, daß das Liebhaber Theater in Gotha mir die Freude macht, mich zu wircklichen Darstellungen, gelangen zu laßen. / Die Erwähnung einiger geehrten Nahmen, hat mich mit Herzklopfen an die schönen vergangenen Zeiten erinnert und mein Blut in freudige Bewegung gebracht.

Ich bringe Niemand mit, der Rollen übernehmen könnte. Die Erfahrung hat mich belehrt, wie schwer dies zu erreichen ist. Da nun auch die Rollen beider Stücke, wenig bedeutend sind, so ist es am beßten, das Fremde nicht

IV. THEATER UND FILM 349
kleine Klebefilmspuren. (400.—)

(A. W. Iffland) einzuschieben. / Was mich anlangt – so kann ich mich dahin nicht bringen, mich in Gotha für fremd zu halten, wo meine Empfindung stets so heimisch geblieben ist – daß ich glaube, mit geschloßenen Augen die Steine zu umgehen, denen man ausweichen muß …“

Beiliegend 1 Br. m. U. von W.V. Lübeck, Intendant des Herzoglich Braunschweigischen Hoftheaters; an die „Herzogliche Polizei-Direction“ wegen des „Verbots, daß öffentliche Freudenmädchen im Schauspielhaus keinen andern Rang als den dritten besuchen dürfen“ (Braunschweig 1829); ferner beiliegend 1 e. Br. m. U. der Schauspielerin Christine Hebbel, Ehefrau des Dichters Friedrich H., an Herrn v. Holzhausen wegen verschiedener Zahlungen von Campe (o. O. 1866).

696 KARLSTADT, Liesl, Pseudonym für Elisabeth Wellano, 1892 – 1960. Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf der Bildseite. O. O. 17.XI.1935. Ca. 27,5 × 22 cm. Etwas fleckig. Knickspuren und winzige Einrisse an den Rändern. (200.—)

Großformatige Aufnahme aus „Kirschen in Nachbars Garten“; Rollenbild als weinende Magd von Adele Sandrock (in der Rolle der Adele Hecht). – „So erging es mir bei der Adele im Film / Frau Dr. Lorenzer recht lieb in Dankbarkeit Liesl Karlstadt“.

697* KEATON, Buster, 1895 – 1966. Schriftstück m. U. Hollywood 17.VII.1939. 1 S. gr.-4o. Durchschlagpapier. Kleiner Faltenriss. Rechtes unteres Eckchen fehlt. (300.—)

Vertrag zwischen Buster Keaton als Verfasser eines Stückes sowie den Drehbuchautoren Lew Lipton und Ralph Murphy mit dem Agenten Arthur Klein.

„…  We, the undersigned, are the co-authors of a stage play titled ‘Lambs Will Gamble’ which we desire to have produced in New York this coming Fall or Winter by a recognized producer whom we reserve the right to agree upon and okay.

We hereby grant you full and sole authority to represent us in securing and closing a deal. / For such service rendered, it is agreed and understood that we are to compensate you as follows;

You are to receive a total of fifteen percent (15%) of all monies and royalties received by us (five percent [5 %] from each one of us.) This is to include monies or royalties received from Stage, Screen, Radio, Television, Publishing and all other rights …“

Das Stück war 1930 von Keaton und Lewis unter dem Titel „The Dunes“ verfasst worden. Unter seinem neuen Namen sollte es erst 1946 in Philadelphia und New Haven aufgeführt werden, ohne es je bis nach New York zu schaffen.

698 SCHNEIDER, Romy, 1938 – 1982. E. Briefkarte m. U. Paris o. D. („Montagabend“, um 1959). 2 S. quer.-kl.-8o. Mit Briefkopf „Romy Schneider“. 4 Wasserflecken (Buchstabenverlust). (350.—)

An einen Herrn wohl über den 1959 von Michel Safra produzierten Film „Katja, die ungekrönte Kaiserin“, in dem Schneider neben Curd Jürgens die Hauptrolle spielte.

„…  Also, ich werde mich morgen sofort mit Safra in Verbindung setzen. Blatzheim“ (Hans Herbert B., ihr Stiefvater und Manager) „habe ich eben versucht in Lugano zu erreichen – gibt aber niemand Antwort … kann mir denken was er zu sagen hat. Ich werde also morgen auch mit ihm sprechen – et voilà. In Ischia habe ich zwei märchenhaft schöne Tage [gehabt] – fast immer im Wasser – W[asser]skilaufen habe ich versucht, bin aber … immer wieder ‘elegant’ rücklings hin[ein]geplumpst – na – das werd ich auch noch lernen. Meinem Alain gehts gut – und die Liebe ist enorm groß!! Was will man mehr? …“ Schneider und Delon waren von 1959 bis 1963 ein Paar.

IV. THEATER UND FILM 350
351

VERSTEIGERUNGS-BEDINGUNGEN

CONDITIONS OF SALE

1. Die Versteigerung erfolgt im Namen der J. A. Stargardt GmbH & Co. KG (im Folgenden „Versteigerer“ genannt) auf Kommissionsbasis für fremde Rechnung.

1. Auctioning shall be in auctioneer’s name (J.A.Stargardt GmbH & Co. KG) for the account of a third party.

2. Die Versteigerung erfolgt in Euro (€). Die Ware kann ausnahmslos erst nach vollständiger Bezahlung abgeholt werden. Ein Versand durch das Auktionshaus erfolgt auf Kosten und Gefahr des Käufers. Die Steigerungsraten werden vom Versteigerer festgesetzt; gesteigert wird in der Regel um etwa 5 bis 10 %.

2. Auctioning shall be in Euros and against cash payment. Delivery or dispatch of the items shall be effected only after total payment has been obtained by auctioneer. Bidding rates are set by auctioneer. Offer prices shall be raised as a rule by about 5 to 10%.

3. Der Ausruf erfolgt nach Maßgabe der vorliegenden Limite und mindestens bei drei Vierteln der Schätzpreise. Der Versteigerer behält sich das Recht vor, Nummern zu vereinen, zu trennen, außerhalb der Reihenfolge zu versteigern oder, wenn ein besonderer Grund vorliegt, zurückzuziehen.

3. The initial price asked shall be within the applicable limits and shall amount to at least three quarters of the estimated price. Auctioneer reserves the right to merge or split auction items, to auction them out of order and, if there is a special reason, to withdraw them.

4. Das höchste Gebot erhält den Zuschlag; es verpflichtet zur Abnahme. Der Käufer hat auf den Zuschlags¬preis ein Aufgeld von 28 % zu entrichten, in dem die Umsatzsteuer enthalten ist; sie wird nicht separat ausgewiesen (Differenzbesteuerung). Für Katalogpositionen, die mit einem * gekennzeichnet sind, ist auf den Zuschlagspreis ein Aufgeld von 20 %, auf den Rechnungsendbetrag die Mehrwertsteuer von 19% zu entrichten (Regelbesteuerung). Für deutsche Unternehmen, die zum Vorsteuerabzug berechtigt sind, kann die Rechnung auf Wunsch nach der Regelbesteuerung ausgestellt werden. Von der Mehrwertsteuer befreit sind Ausfuhrlieferungen in Drittländer (d. h. außerhalb des EU-Raumes) und an Unternehmen aus EU-Mitgliedstaaten, vorausgesetzt, sie kaufen für den gewerblichen Gebrauch ein und teilen uns vor der Auktion schriftlich ihre Umsatzsteuer-Identifikationsnummer mit. Alle anderen Käufe aus Ländern der EU unterliegen der deutschen Mehrwertsteuer. Käufern aus Drittländern wird die Mehrwertsteuer erstattet, wenn binnen vier Wochen nach der Auktion der deutsche zollamtliche Ausfuhrnachweis erbracht wird. Erfolgt der Versand der Ware durch uns, gilt der Ausfuhrnachweis als gegeben.

5. Das Eigentum an den ersteigerten Sachen geht erst mit der vollständigen Bezahlung des Kaufpreises an den Käufer über, die Gefahr des zufälligen Untergangs und der zufälligen Verschlechterung bereits mit dem Zuschlag. Bei Meinungsverschiedenheiten über den Zuschlag wird die Nummer nochmals versteigert.

6. Soweit erforderlich, kann der Versteigerer für den Käufer eine Ausfuhrgenehmigung einholen. Der Käufer trägt hierfür die Kosten und das Risiko der Nichterteilung. Der Versteigerer stellt pro Genehmigung 40 € sowie eventuelle behördliche Gebühren in Rechnung.

4. Acceptance of the bid is to the highest bidder, committing him/her to accept the item. In case of written bids with equal amounts acceptance shall be to the earliest received bid. The buyer shall pay a 24% surcharge on the hammer price which includes VAT (value added tax). VAT shall not be displayed separately (differential taxation). For catalogue items identified with a * a 16% surcharge has to be paid to the hammer price as well as the reduced VAT of 7% on the final invoice amount (mandatory tax). By request, German clients authorised to tax on input deduction may obtain invoices issued according to mandatory taxation. No VAT shall be charged for export deliveries to third countries (i.e. countries outside of the European Union) and to companies of EU member countries provided purchase of the items is for commercial use only, and turnover tax identification number has been submitted to us in writing before the auction. All other purchases from EU countries are subject to German VAT. VAT shall be reimbursed to buyers from third countries provided German customs exportation certificate has been submitted to us within four weeks after auction. Auctioned items delivered by us to countries outside the EU shall be tax-free.

7. Die geschuldeten Beträge sind mit dem Zuschlag fällig. Drei Wochen nach der Versteigerung gerät der Käufer in Zahlungsverzug. Bei Verzögerungen der Zahlung haftet der Käufer für alle entstehenden Schäden. Der Versteigerer kann in diesem Falle wahlweise Erfüllung des Kaufvertrages oder Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen. Er kann den Käufer seiner Rechte aus dem Zuschlag für verlustig erklären und den Kaufgegenstand auf Kosten des Käufers nochmals zur Versteigerung bringen. In diesem Falle haftet der Käufer für den Ausfall, dagegen hat er auf einen Mehrerlös keinen Anspruch.

5. Ownership or title of possession shall not pass to the buyer until the purchase price is paid in full, with the risk in respect of any kind of damage passing to him on acceptance. In case of dispute over an acceptance the item concerned shall be auctioned again. Commission agents shall be liable for their clients.

6. A 2% surchage shall be levied on any amount not received within three weeks of an auction, without prejudice to the applicable penal interest of 1% per month. In case of delay in payment the auction buyer shall be liable for any damage incurred. In that event auctioneer shall be free to either claim performance of the purchase contract or damages for non-performance. He may deprive the buyer of his rights under the acceptance and offer the item concerned once again for auction at this own expense. In that case the buyer shall be liable for deficiencies, but shall have no claim to any additional proceeds received.

8. Die versteigerten Sachen können vor der Versteigerung besichtigt werden. Sie sind gebraucht und werden unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung verkauft. Katalogangaben werden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, stellen jedoch keine Garantie des Versteigerers oder Vereinbarung über die vertragliche Beschaffenheit dar. Der Verkauf erfolgt ohne Haftung des Versteigerers gleich aus welchem Rechtsgrund. Der Haftungsausschluss gilt nicht für Schäden aus der Verletzung des Lebens, des Körpers oder der Gesundheit, die auf einer fahrlässigen Pflichtverletzung des Versteigerers oder einer vorsätzlichen oder fahrlässigen Pflichtverletzung eines gesetzlichen Vertreters oder Erfüllungsgehilfen des Versteigerers beruhen und ebenso nicht für sonstige Schäden, die auf einer grob fahrlässigen Pflichtverletzung des Versteigerers oder auf einer vorsätzlichen oder grob fahrlässigen Pflichtverletzung eines gesetzlichen Vertreters oder Erfüllungsgehilfen des Versteigerers beruhen.

7. The authenticity of the autographs on offer shall be guaranteed. Such guaranty shall relate to the latest developments in research. Claims for refunds may be entertained only up to the applicable invoice amount and must be asserted within five years of the auction date. Items having material defects or which are deviating from the catalogue data will be taken back against return of their invoice amount. Complaints of this nature must be lodged within three days of receipt of the item, however, not later than three weeks after the auction.

9. Abweichend von Ziffer 8 garantiert der Versteigerer die Echtheit der Autographen. Die Garantie bezieht sich auf den derzeitigen Forschungsstand. Reklamationen wegen mangelnder Echtheit sind nur bis zur Höhe des jeweiligen Rechnungsbetrages möglich und verjähren fünf Jahre nach dem Auktionsdatum. Gegenstände, bei denen sich wesentliche Mängel oder Abweichungen gegenüber den Katalogangaben zeigen, werden zum Rechnungsbetrag zurückgenommen. Solche Mängelrügen verjähren ein Jahr nach der Auktion.

8. Unknown clients will be asked to provide security or furnish references. The highest bids set in orders for public auction are exclusive of surcharge and VAT. If in an item number and headword do not match, the number listed shall prevail. Proper handling is not guaranteed when orders reach auctioneer less than 2 days before an auction.

9. These conditions of sale shall also be applied to post-auction sales from this catalogue.

10. Unbekannte Auftraggeber werden um Sicherheiten oder Referenzen gebeten. Die in Kaufaufträgen festgelegten Höchstgebote verstehen sich ohne Aufgeld und Steuer. Bei gleich hohen schriftlichen Geboten erhält das früher Eingegangene den Zuschlag. Wenn der Auftrag einen Widerspruch zwischen Nummer und Stichwort enthält, wird die angegebene Nummer als maßgeblich betrachtet. Bei Aufträgen, die später als zwei Tage vor der Auktion beim Versteigerer eingehen, ist eine ordnungsgemäße Bearbeitung nicht gewährleistet.

10. In the case of bids submitted in writing, on the telephone, as well as in the case of post-auction sales, the provisions on distance-selling agreements as per Sections 312 b) – d) BGB (German Civil Code) shall not apply.

11. Der Versteigerer ist berechtigt, vom Vertrag zurückzutreten, wenn sich im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Geldwäscheprüfung ein möglicher Geldwäscheverdacht ergibt.

11. Place of performance and venue for both parties shall be Berlin. German law shall apply. The United Nations Convention on Contracts for the International Sale of Goods (CISG) shall not be applied.

12. Diese Versteigerungs-Bedingungen gelten sinngemäß auch für Nachverkäufe.

12. Should one of the foregoing provisions be wholly or partly invalid, this shall not affect the validity of the remaining provisions.

13. A buyer making a bid or placing an order shall be deemed to thereby accept the above terms.

13. Bei schriftlichen Geboten, telefonischen Geboten, Geboten via Internet und bei Nachverkäufen finden die Bestimmungen über Fernabsatzverträge gemäß §§ 312 b)– d) BGB keine Anwendung. Für das Zustandekommen oder die Aufrechterhaltung des Übertragungsweges übernimmt der Versteigerer keine Verantwortung.

14. In case of controversy over the interpretation of the above provisions the German version shall prevail.

14. Erfüllungsort und Gerichtsstand im kaufmännischen Verkehr ist Berlin. Es gilt deutsches Recht unter Ausschluss des UN-Kaufrechts.

15. Durch Abgabe eines Gebotes oder Erteilung eines Gebotsauftrages erkennt der Käufer diese Versteigerungsbedingungen an.

Klaus and Wolfgang Mecklenburg, auctioneers

J. A. Stargardt GmbH & Co. KG, Berlin Wolfgang Mecklenburg, öffentlich bestellter und vereidigter Versteigerer

352
93
J.A.Stargardt GmbH & Co. KG

CONDITIONS OF SALE

CONDITIONS OF SALE

1. Auctioning takes place on behalf of J. A. Stargardt GmbH & Co. KG (hereinafter referred to as the „Auctioneer”) on a commission basis for account of third parties.

1. Auctioning shall be in auctioneer’s name (J.A.Stargardt GmbH & Co. KG) for the account of a third party.

2. Auctioning takes place in euros (€). Without exception, the goods can only be collected once full payment has been received. Shipment by the auction house shall take place at the expense and risk of the Buyer. The Auctioneer shall set the increment, which is generally around 5 to 10 %.

2. Auctioning shall be in Euros and against cash payment. Delivery or dispatch of the items shall be effected only after total payment has been obtained by auctioneer. Bidding rates are set by auctioneer. Offer prices shall be raised as a rule by about 5 to 10%.

3. Bidding shall begin in accordance with the limits set and at no less than three quarters of the estimated prices. The Auctioneer reserves the right to combine or separate lots, to auction them out of sequence or even withdraw them (if there is a special reason to do so).

3. The initial price asked shall be within the applicable limits and shall amount to at least three quarters of the estimated price. Auctioneer reserves the right to merge or split auction items, to auction them out of order and, if there is a special reason, to withdraw them.

4. The highest bid shall receive the object and obliges the bidder to take delivery. The Buyer must pay a premium of 28 % on the hammer price, which includes VAT; this is not itemised separately (margin scheme). For catalogue items marked with an *, a premium of 20 % on the hammer price and 19 % VAT on the final invoice amount must be paid (standard taxation). For German companies that are entitled to deduct input tax, the invoice can be issued in accordance with the standard taxation system on request. Export deliveries to third countries (i.e. outside the EU area) and to companies from EU member states are exempt from VAT, provided they are purchasing for commercial use and inform us in writing of their VAT identification number before the auction takes place. All other purchases from EU countries are subject to German VAT. The VAT is refunded to Buyers from third countries if the German customs export certificate is submitted within four weeks after the auction. If we ship the goods, the proof of export shall be deemed as given.

5. Ownership of the auctioned items is only transferred to the Buyer upon full payment of the purchase price, while the risk of accidental loss and accidental deterioration is already transferred upon knockdown. In case of disagreement about the hammer price, the lot shall be auctioned again.

6. If necessary, the Auctioneer can obtain an export permit for the Buyer. The Buyer shall bear the costs and the risk of non-issuance. The Auctioneer shall charge € 40 per permit and any regulatory fees.

4. Acceptance of the bid is to the highest bidder, committing him/her to accept the item. In case of written bids with equal amounts acceptance shall be to the earliest received bid. The buyer shall pay a 24% surcharge on the hammer price which includes VAT (value added tax). VAT shall not be displayed separately (differential taxation). For catalogue items identified with a * a 16% surcharge has to be paid to the hammer price as well as the reduced VAT of 7% on the final invoice amount (mandatory tax). By request, German clients authorised to tax on input deduction may obtain invoices issued according to mandatory taxation. No VAT shall be charged for export deliveries to third countries (i.e. countries outside of the European Union) and to companies of EU member countries provided purchase of the items is for commercial use only, and turnover tax identification number has been submitted to us in writing before the auction. All other purchases from EU countries are subject to German VAT. VAT shall be reimbursed to buyers from third countries provided German customs exportation certificate has been submitted to us within four weeks after auction. Auctioned items delivered by us to countries outside the EU shall be tax-free.

7. The amounts owed are due upon knockdown. The Buyer will be deemed to be in default of payment three weeks after the auction. If payment is delayed, the Buyer will be liable for any loss or damage incurred. In this case, the Auctioneer is entitled to demand either fulfilment of the purchase contract or compensation for non-performance. It is entitled to revoke the Buyer’s rights from the knockdown and put the object of purchase up for auction again at the Buyer’s expense. In this case, the Buyer will be liable for the loss, but has no claim to any additional proceeds.

5. Ownership or title of possession shall not pass to the buyer until the purchase price is paid in full, with the risk in respect of any kind of damage passing to him on acceptance. In case of dispute over an acceptance the item concerned shall be auctioned again. Commission agents shall be liable for their clients.

8. The auctioned items can be inspected before the auction. They are used and are sold without any warranty. Although the information about items in the catalogue is prepared to the best of our knowledge and belief, it does not constitute a guarantee on the part of the auctioneer or an agreement on their contractual quality. The sale takes place without liability on the part of the Auctioneer for any legal reason whatsoever. Exclusion of liability shall not apply to damage arising from injury to life, body or health based on a negligent breach of duty by the Auctioneer or an intentional or negligent breach of duty by a legal representative or vicarious agent of the Auctioneer nor to other damage arising from the grossly negligent breach of duty by the Auctioneer or on an intentional or grossly negligent breach of duty by one of their legal representatives or vicarious agents.

6. A 2% surchage shall be levied on any amount not received within three weeks of an auction, without prejudice to the applicable penal interest of 1% per month. In case of delay in payment the auction buyer shall be liable for any damage incurred. In that event auctioneer shall be free to either claim performance of the purchase contract or damages for non-performance. He may deprive the buyer of his rights under the acceptance and offer the item concerned once again for auction at this own expense. In that case the buyer shall be liable for deficiencies, but shall have no claim to any additional proceeds received.

9. Notwithstanding clause 8, the Auctioneer shall guarantee the authenticity of the autographs. The guarantee is based on the current state of research. Claims due to lack of authenticity are only admissible up to the amount of the respective invoice amount and shall expire five years after the date of the auction. Items that show significant defects or deviations from the information in the catalogue shall be taken back at the invoice amount. Any such notices of defects shall expire one year after the date of auction.

7. The authenticity of the autographs on offer shall be guaranteed. Such guaranty shall relate to the latest developments in research. Claims for refunds may be entertained only up to the applicable invoice amount and must be asserted within five years of the auction date. Items having material defects or which are deviating from the catalogue data will be taken back against return of their invoice amount. Complaints of this nature must be lodged within three days of receipt of the item, however, not later than three weeks after the auction.

10. Clients who are not known to the Auctioneer shall be asked to provide collateral or references. The maximum bids specified in purchase orders are exclusive of premiums and taxes. In the case of written bids of the same amount, the bid that was submitted first shall receive the object. If the order contains a contradiction between the lot number and the code word, the lot number shall be regarded as definitive. The Auctioneer cannot guarantee proper processing of any orders it receives later than two days before the auction.

8. Unknown clients will be asked to provide security or furnish references. The highest bids set in orders for public auction are exclusive of surcharge and VAT. If in an item number and headword do not match, the number listed shall prevail. Proper handling is not guaranteed when orders reach auctioneer less than 2 days before an auction.

9. These conditions of sale shall also be applied to post-auction sales from this catalogue.

11. The Auctioneer shall be entitled to withdraw from the Agreement if any suspicion of money laundering arises in the course of the legally prescribed money laundering check.

12. These Conditions of Auction shall also apply, mutatis mutandis, to any post-auction sales.

10. In the case of bids submitted in writing, on the telephone, as well as in the case of post-auction sales, the provisions on distance-selling agreements as per Sections 312 b) – d) BGB (German Civil Code) shall not apply.

13. In the case of written bids, telephone bids, bids via the internet and post-auction sales, the provisions on distance contracts pursuant to Section 312 (b)– (d) of the German Civil Code (BGB) shall not apply. The Auctioneer shall not assume any responsibility for the establishment or maintenance of the transmission path.

11. Place of performance and venue for both parties shall be Berlin. German law shall apply. The United Nations Convention on Contracts for the International Sale of Goods (CISG) shall not be applied.

14. The place of performance and jurisdiction for commercial transactions is Berlin, Germany. German law shall apply to the exclusion of the UN Convention on Contracts for the International Sale of Goods.

12. Should one of the foregoing provisions be wholly or partly invalid, this shall not affect the validity of the remaining provisions.

13. A buyer making a bid or placing an order shall be deemed to thereby accept the above terms.

15. The Buyer accepts these Conditions of Auction by placing a bid or placing a bidding order.

14. In case of controversy over the interpretation of the above provisions the German version shall prevail.

16. In case of controversy over the interpretation of the above provisions the German version shall prevail.

J. A. Stargardt GmbH & Co. KG, Berlin Wolfgang Mecklenburg, attested public auctioneer

353
93
J.A.Stargardt GmbH & Co. KG Klaus and Wolfgang Mecklenburg, auctioneers

Johannes 511, 512, 513, 514, 515, 516, 517,

Friedrich Wilhelm, der Große

354 A Abd El-Kader 350 Adam, Adolphe 500 Adler, Friedrich 193 Agoult, Marie d’ 674, 675 Albert, Eugen d’ 501, 502, 503 Altenberg, Peter 1 Alvensleben, Friedrich Johann von 492 Amadei, Gräfin Anna Antonia 641 Amersdorffer, Alexander 334 Andersen, Hans Christian 2 Anhalt-Dessau: Leopold I., Fst. 352, 353 Apostel, Hans-Erich 504 Arago, François 223 Archenhold, Friedrich Simon 235, 262 Armanno, Giovanni Antonio 349 Arndt, Claus 79 Arndt, Ernst Moritz 3, 4 Arnim, Achim von 5, 6, 66 Arnim, Bettina von 5, 6 Arronge, Adolphe L’ 69 Auerbach, Berthold 7 Augeard, Jacques-Mathieu 381, 382 B Bach, Johann Sebastian 268 Baden: Karl I. Markgf. 354 Baersch, Georg 484 Balzac, Honoré de 8 Baratier, Jean-Philippe 268 Bardeleben, Heinrich 226 Bartók, Béla 505, 506 Baudelaire, Charles 9 Baudissin, Gräfin Sophie von 586 Bauer, Felice 96 Baumgartner, Hieronymus 468 Bayern: Ludwig I., Kg. 355 – Ludwig II., Kg. 356, 357, 358, 359 – Luitpold, Prinzregent 360 – Maximilian I., Kurfst. 490 Beauchamp, Joseph de 236 Beauharnais, Eugène de 416 Becherer, Heinrich Friedrich 303 Beer, Michael 589 Beethoven, Ludwig van 507 Begas, Oskar 272 Belgiojoso, Christiane de 74 Benedict, Sir Julius 508 Benjamin, Walter 9 Bentheim, Moritz Graf zu 6 Bergmann, Julius Judah 361 Berlioz, Hector 509 Berna, Jacques 199 Bernhardt, Sarah 691 Bernoulli I., Nikolaus 251 Bertrand, Henri-Gatien 418 Berzelius, Jöns Jakob Frhr. von 184 Beul, Arthur 116 Beuys, Joseph 272 Bianchi, Peter 328 Bie, Oscar 11 Bierbaum, Otto Julius 10 Bigelow, John Prescott 427 Bignon, Louis Pierre Edouard Baron de 158 Billroth, Theodor 185 Bismarck, Otto Fürst von 362, 363, 455 Björnson, Björnstjerne 11 Blériot, Louis 186 Blücher von Wahlstatt, Gebhard Leberecht Fürst 159, 364, 365 Blum, Robert 374 Bodoni, Giambattista 274 Bogatyrev, Konstantin Petrowitsch 135 Borchert, Wolfgang 12 Bordes, Ludovica des 6 Borel, Henri 9 Born, Max 187 Borodin, Alexander 510 Bost, Jacques 148 Boudberg,
58 Bowditsch,
33 Brahm, Otto 29 Brahms,
518 Brandenburg:
Kurfürst 367 – Joachim II., Kurfst. 366 Bray-Steinburg, Otto von 356 Bré, Centa 285 Brecht, Bertolt 164 Brecht, Erica 84 Brehm, Alfred 188 Breidenstein, Heinrich Carl 213 Brentano, Meline von 5 Breuer, Hans 656 Brick, Johann Christian 228 Britten, Benjamin 519 Brockhaus, Friedrich 374 Brod, Max 13, 101, 520, 521, 522 Bruckner, Anton 523, 524, 525, 526, 527, 528, 529, 530, 531 Buber, Martin 189 Bugsch, Irene 99 Bulgarien: Ferdinand I., Kg. 368 Bülow, Hans von 515, 524 Bunsen, Karl Josias von 328 Burlingham, Dorothy 199 Busch, Wilhelm 14, 15, 16 Büsching, Gustav Gottlieb 133 Busoni, Ferruccio 532 Busse, Carl 100 Butsch, Fidelis 172 Byron, George Gordon Lord 157 C Carstens, Karl 369 Carus, Carl Gustav 190 Casella, Alfredo 533 Castelli, Ignaz Franz 17 Castrone-Marchesi, Salvatore und Mathilde von 559 Catt, Henri de 443 Cavalucci, Vincenzo 242 Celan, Paul 18, 19, 20 Chamberlain, Houston Stewart 677 Chaplin, Charlie 692 Charnacé, Claire de 674, 675 Charpentier, Gustave 534 Cheatle, Arthur 238 Cherubini, Luigi 633 Chevalley, Heinrich 567 Chocquet, Victor 317 Chodowiecki, Daniel 275 Chopin, Fryderyk 535 Chotkow, Johann Graf Chotek von 478 Citroën, André 191 Clary und Aldringen, Edmund Fürst von 376 Claudius, Matthias 21 Clehenz, Christian 267 Clermont, Johann Arnold von 230 Cluytens, André 679 Cohn, Arthur, Rabbiner 370 Corinth, Lovis 276 Cotta, Georg von 153, 261 Courths-Mahler, Hedwig 22 Crenneville, Franz Graf Folliot de 362 Crosnier, François Louis 500 Cruikshank, George 277 Czokor, Franz Theodor 87 D Dallapiccola, Luigi 536 Darwin, Charles 192 Daudet, Alphonse 171 David, Félicien 537 David, Johann Nepomuk 538 Dehn, Siegfried 570 Deichmann, Karl Theodor 642 Delon, Alain 698 Deman, Rudolf 628 Deyling, Salomon 268 Diamant, Dora 100 Dickens, Charles 27 Diebold, Bernhard 113 Diesterweg, Carl 375 Dieterich, Johann Christian 682 Dittel, Leopold von 511 Dittrich, Franz 375 Deutsche Kaiser: Friedrich III. 342, 410 – Wilhelm I. 371 – Wilhelm II. 372, 373 Doblhoff-Dier, Karl von 612 Döblin, Alfred 28 Dohm, Hedwig 29 Dörnhöffer, Friedrich 287 Dörpfeld, Wilhelm 193, 194 Dostojewskaja, Anna Grigorjewna 30 Droste-Hülshoff, Annette von 35, 38, 41, 50, 80, 91, 110, 160, 178, 180, 208, 209, 210, 231, 237, 261, 265, 269, 467, 490, 640 Droste-Hülshoff, Jenny von 210 Drozdowski, Georg 19 Duhan, Jacques Égide 434 Dupont, Joseph 634 Duse, Eleonora 581 Dvořák, Antonín 539, 540 E Ebner-Eschenbach, Marie von 31, 32 Eckstein, Friedrich 687 Edison, Thomas Alva 195 Eichstädt, Heinrich Karl Abraham 107 Einstein, Albert 196 Eisenhart, Friedrich von 365 Eloesser, Arthur 177 Emerson, Ralph Waldo 33 Enescu, George 541 Erkel, Ferenc 542 Eulenburg, Ernst 553 Eysler, Edmund 543 F Falke, Gustav 625 Fallada, Hans 34 Faraday, Michael 263 Feininger, Lyonel 278 Feith, Georg 22 Fendi, Carla 302 Fester, August 119 Feuerbach, Anselm Ritter von 197 Fischart, Johann 35 Fischer, Edwin 678 Fischer-Dieskau, Dietrich 679 Flatow, Gertrud 344 Flaubert, Gustave 36 Fontane, Theodor 37 Formey, Alfredo 548 Förster-Nietzsche, Elisabeth 198 Fouqué, Friedrich de la Motte 38, 106 Fouqué, Heinrich August de la Motte 444 François, Hermann von 485 Frankreich: Louis Philippe, Kg. 383 – Marie Antoinette, Kgn. 380, 381, 382 – Napoleon I., Ks. 159, 416, 417 – Orléans, Louis Philippe de Bourbon, Duc d‘ 63 Franklin, Sir John 240 Franz, Robert 544 Franzen, Jonathan 39 Freiligrath, Ferdinand 40 Freud, Anna 199 Freud, Ernest 199 Frischlin, Nicodemus 41 Furtwängler, Wilhelm 546, 547 G Gall, Franz Joseph 5
Moura
Henry Ingersoll
Personenregister

Hessen-Darmstadt: Friedrich II., Landgf. 442

Hessen-Homburg: Friedrich II., Landgf. 393 – Friedrich VI., Landgf. 394 Hessen-Kassel: Moritz der Gelehrte, Landgf. 395

Pz. von

von Fallersleben,

355 Gallitzin, Fürstin Amalie von 160 Galston, Gottfried 505 Ganghofer, Ludwig 42, 43 Gauguin, Paul 279, 280 Gauss, Carl Friedrich 200, 201, 202, 223 Gay-Lussac, Joseph Louis 222 Großbritannien: Georg II., Kg. 390 – Victoria I., Kgn. 390a Geibel, Immanuel 44 Genscher, Hans-Dietrich 369 George, Stefan 85 Gesner, Johann Matthias 203, 268 Giacometti, Alberto 281 Giovo, Giovanni Battista Conte 290 Glaser, Curt 292 Glückl von Hameln (Glikl bas Judah Leib) 385 Gneisenau, August Graf Neidhardt von 386, 387, 388 Goedeke, Karl 204 Goerdeler, Carl Friedrich 389 Goethe, Johann Wolfgang von 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 91, 151, 153 Goethe, Ottilie von 53, 54 Goldmark, Carl 548 Goldscheider, Ludwig 295 Goldstein, Franz 120 Goll, Claire 19 Gorki, Maxim 58 Gottsched, Johann Christoph 268 Goya, Francisco de 282 Graefe, Albrecht von 205, 206 Gregorovius, Ferdinand 207 Griem, Helmuth 12 Griepenkerl, Robert 509 Grillparzer, Franz 59, 60, 61, 62 Grimaldi, Joseph 277 Grimm, Friedrich Melchior von 63 Grimm, Jacob 208 Grimm, Wilhelm 209, 210 Groth, Klaus 64, 65 Gründgens, Gustaf 693, 694 Grüner, Vincenz 46 Grützner, Eduard 283, 284, 285 Guilbert, Yvette 340 Günderrode, Karoline von 5, 66 Gundolf, Friedrich 67 Gurkhaus, Carl 545 H Haas, Joseph 549 Haber, Fritz 211 Haeckel, Ernst 212 Hahn, Ludwig 363, 411 Haide, Friedrich 47 Hamerling, Robert 68 Hannover: Ernst August II., Kg. 392 Hanau-Lichtenberg: Philipp IV., Gf. 465 Hanslick, Eduard 551 Harden, Maximilian 11 Hardenberg, Karl August von 451 Hartmann, Dora 199 Häser, August Ferdinand 550 Hauer, Josef Matthias 552 Hauptmann, Gerhart 11, 69 Hebbel, Friedrich 70 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 213, 214 Heidegger, Martin 215 Heine, Heinrich 71, 72, 73, 74 Helm, Theodor 524, 526 Helmholtz, Hermann von 216 Hensel, Fanny 585 Hensel, Kurt 122, 218, 247, 585 Hensel, Wilhelm 324 Herder, Johann Gottfried 75, 141 Herold, Ferdinand 667 Herrmann, Eva 118, 121 Herschel, John 263 Herschel, Wilhelm 236 Hertz, Heinrich 217 Herz, Henriette 76 Heseltine, Philip 506 Hesse, Hermann 77
Hessen-Rheinfels-Rothenburg: Karl
396 Heyse,
78 Hiller,
553 Hiller,
21 Hiller, Kurt 79 Hiller, Liz 302 Hilpert, David 218 Himmel, Friedrich Heinrich 554 Hindemith, Paul 555 Hindenburg, Paul von 397 Hirsch, Jenny 115 Hirsch,
638 Hirschfeld,
28, 34 Hitzig, Eduard 38 Hodler, Ferdinand 286 Hofer,
287 Hoffmann
August Heinrich 82, 574 Hoffmann, Heinrich 81 Hofmann, August Wilhelm von 219 Hofmannsthal, Hugo von 83, 84, 85, 656 Holtei, Karl von 86 Hölty, Ludwig 80 Honegger, Arthur 556 Hormayr, Joseph von 220 Hornemann, Friedrich Konrad 236 Horváth, Ödön von 87 Hubay, Jenö 557 Huchel, Peter 88 Hufeland, Christoph Wilhelm 48, 221 Hufeland, Gottlieb 197 Hüffer, Franz 310 Humboldt, Alexander von 151, 222, 223, 224, 225, 226, 227 Humboldt, Wilhelm von 228 Hummel, Johann Nepomuk 566 Humperdinck, Engelbert 558, 559 Hunt, Leigh 157 Huxley, Sir Andrew 229 I Ibsen, Henrik 89, 90 Ibsen, Sigurd 11 Iffland, August Wilhelm 695 Imhoff, Amalie von 387 Ingres, Jean Dominique Auguste 288 Isabey, Eugène 289 J Jacob, François 271 Jacobi, Friedrich Heinrich 141, 230, 231 Jacobi, Johann Georg 91 Jadoul, Théodore 510 Jaenke, Aranka 12 Jahn, Friedrich Ludwig 399 Jahnn, Hans Henny 93 Jens, Walter 232 Joachim, Joseph 539, 561 Josephi, Wilhelm 326 Jung, Karl Gustav 222 Jünger, Ernst 94 Jungk, Robert 187 Jürgens, Curd 698 K Kafka, Franz 95, 96, 97, 98, 99, 100, 189 Kafka, Ottla 97 Kameke, Georg von 400 Kapp, Johann Erhard 268 Kapp, Wolfgang 401 Karajan, Herbert von 563 Karlstadt, Liesl 696 Karsch, Anna Luise 102 Kauffmann, Angelika 290 Keaton, Buster 697 Keller, Ferdinand 233 Keller, Helen 103 Kelly, Gerald 323 Kerner, Justinus 104, 105 Kind, Friedrich 106, 107 Kirchner, Ernst Ludwig 291, 292 Kirschstein, Walda 20 Klee, Paul 99, 300 Kleinschmidt, Paul 292 Klepper, Jochen 156 Klimsch, Fritz 294 Kloss, Karl 576 Knappertsbusch, Hans 679 Knaus, Hermann 234 Koch, Robert 235 Kohl, Helmut 369 Köhler, Curth 67 Köhler, Horst 369 Kokoschka, Oskar 295, 296 Kollwitz, Käthe 297 Königsegg-Rothenfels, Friedrich Graf von 380 Körner, Gottfried 151 Körner, Theodor 108 Korngold, Erich Wolfgang 654 Kosegarten, Gottfried 226 Koßmaly, Carl 582 Kraus, Karl 636 Kreil, Carl 223 Krenek, Ernst 565 Kreutzer, Conradin 566 Kronecker, Leopold 218 Krupp, Alfred 402 Kruse, Heinrich 4 Kubin, Alfred 298, 299, 300 Kügelgen, Gerhard von 301 Kulterer, Hubert Fabian 19 Kunth, Gottlob Johann Christian 76 L Lagerfeld, Karl 302 Lalande, Joseph Jérôme de 236 Langbein, August Friedrich 151 Langen, Albert 11 Langhans, Carl Gotthard 303 Laslowski, Ernst 215 Lassalle, Ferdinand 403 Laßberg, Joseph von 208, 210 Lavater, Johann Caspar 109, 110 Leeves, Juliana 263 Legendre, Adrien-Marie 201 Lehzen, Louise 225 Lenau 111 Lenbach, Franz von 304 Lengefeldt, Charlotte von 151 Lenz, Jakob Michael Reinhold 112 Lenz, Max 248 Léo, Auguste 603 Leoncavallo, Ruggiero 567 Lernet-Holenia, Alexander 113 Lessing, Gotthold Ephraim 114 Lessmann, Otto 655 Levyssohn Norman, Henry David 176 Lewald, Fanny 115 Lichtenthal, Peter 550 Liebermann, Joseph 306 Liebermann, Max 305, 306, 322 Liebig, Justus von 222 Lienau, Wilhelm 552 Ligeti, György 568 Liliencron, Deltlev von 165 Lind, Jenny 587 Lindau, Paul 37 Lindblad, Adolf Fredrik 587 Lindpaintner, Peter Joseph von 569 List, Friedrich 237 Lister, Joseph 238 Liszt, Franz 570, 571, 572, 573, 574, 575, 645 Livingstone, David 36 Loën, August von 78 Loewy, Siegfried 619 Logier, Johann Bernhard 576 Lorm, Hieronymus 31 Lortzing, Albert 577, 578
Konstantin,
Paul
Ferdinand von 551,
Johann Heinrich
Paul
Curt
Karl

Preußen: Friedrich I., Kg. 430, 459

– Friedrich II., Kg. 434, 435, 436, 437, 438, 439, 440, 441, 442, 443, 444, 445, 446, 447, 448, 459

– Friedrich Wilhelm I., Kg. 431, 432, 433, 459

– Friedrich Wilhelm II., Kg. 554, 659

– Friedrich Wilhelm III., Kg. 205, 450, 451, 498

– Friedrich Wilhelm IV., Kg. 225

– Louis Ferdinand, Pz. 449

– Luise, Kgn. 452, 453

– Viktoria, Kgn. 342

– Wilhelm I., Kg. 454, 455, 456, 457, 458, 459 Preußen, August von, 450 Pringsheim, Alfred

Proust, Marcel

Puccini, Giacomo 617, 618, 619

Pückler-Muskau, Hermann Fürst von 137, 138, 139 R

Rachmaninow, Sergej 620, 621

Racine, Jean 140 Radetzky, Joseph Wenzel Graf von 460, 461

356 Löwe, Ferdinand 523, 529 Luxemburg, Rosa 79 M Mahler, Gustav 579, 580, 636 Maintenon, Françoise d’Aubigné, Marquise de 379 Malipiero, Gian Francesco 581 Man, Felix H. 296 Mann, Erika 116 Mann, Heinrich 117 Mann, Katia 118 Mann, Klaus 116, 120 Mann, Michael 121 Mann, Thomas 116, 118, 122, 123, 124, 125, 126, 127 Mann Borgese, Elisabeth 128 Manzoni, Alessandro 51 Marchesi de Castrone, Salvatore 520 Marcuse, Herbert 239 Margolius, Hans 125, 126 Marschner, Heinrich 582 Martin, Frank 583 Masaryk, Tomáš 429 Mayfeld, Betty von 525 Mayreder, Rosa 689 Mazzini, Giuseppe 404 McCormack, John 621 Mebold, Karl August 73 Mecklenburg-Schwerin: Adolf Friedrich, Hzg. 405 – Alexandrine, Großhzgn. 480 – Friedrich Franz II., Hzg. 392 Mendelssohn Bartholdy, Felix 586, 587, 588 Mendelssohn, Alexander 406 Mendelssohn, Arnold 584, 585 Mendelssohn, Moses 241 Menzel, Adolph von 7, 308 Merian, Hans 560 Metternich, Clemens Wenzel Lothar Fürst von 407, 408 Meyer, Arnold Otto 131 Meyer, Conrad Ferdinand 129 Meyer, Nikolaus 54 Meyerbeer, Giacomo 589, 590, 591 Meyerheim, Eduard 7 Meyerheim, Paul 7 Meysenbug, Malwida von 130 Mignet, François 74 Milde, Rosa von (geb. Agthe) 571 Millet, Jean-François 309 Mirabeau, Honoré Gabriel de Riqueti, Marquis de 409 Mitscherlich, Alexander und Margarete 199 Molin, Jean-Jacques 535 Moltke, Helmuth Graf von 410, 411, 412 Morgagni, Giovanni Battista 242 Morgenstern, Christian 131, 132 Morlacchi, Francesco 592 Morlot, Adolph von 233 Morris, William 310, 311 Moscheles, Ignaz 593, 594 Moulin Eckart, Richard Graf du 671 Müller, August Friedrich 268 Müller, Karl 635 Müller, Wilhelm 133 Münster, Georg Graf von 142 Mussolini, Benito 413, 414 Mynona 299 N Nadar 415 Naso, Eckart von 167 Neher, Caspar 164 Neukomm, Sigismund von 603 Nick, Edmund 549 Nicolai, Friedrich 241 Nicolai, Otto 694 Niederlande: Luise, Pzn. 480 Nikisch, Arthur 605 Nolde, Ada 312 Nolde, Emil 313 Noske, Gustav 419 Novalis 134, 141 Novello, Alfred 540 O Ochs, Siegfried 584, 606 Offenbach, Jacques 607, 608 Oppenheim, Franz 462 Oppenheim, Hugo 29 Oppenheimer, Robert 187 Orelli, Johann Caspar von 208 Ortelius, Abraham 244 Österreich: Elisabeth, Ksn. 422 – Ferdinand I., Ks. 420 – Franz I., Ks. 407 – Franz Joseph I., Ks. 375, 421, 422, 528 – Rudolf, Erzhzg. 423 – Ludwig Viktor, Erzhg. 360 Österreich-Teschen: Karl von, Erzhzg. 489 P Paganini, Niccolò 609, 610, 611, 612 Päpste: Clemens IV. 423 – Hadrian VI. 425 – Paul V. 426 Pasternak, Boris 135 Patenôtre, Raymond 191 Patti, Adelina 663 Pechuel-Loesche, Eduard 188 Pelouze, Théophile-Jules 184 Perthes, Friedrich Christoph 38, 231 Petry, Walter 189 Pfitzner, Hans 613, 614, 615 Picasso, Pablo 314 Piérard, Louis 413 Pillement, Jean 349 Pissarro, Camille 279 Planck, Erwin 428 Planck, Max 247, 248, 249, 428 Poggendorff, Johann Christian 216 Poincaré, Raymond 429 Poißl, Johann Nepomuk von 17 Poleni, Giovanni 251 Ponchielli, Amilcare
616
29, 119
136
Raff,
Randhartinger,
623 Ranke,
252 Rathenau,
462 Rauch,
315, 316 Römisch-deutsche Kaiser: Ferdinand II. 475 – Franz I. 477 – Joseph II. 479 – Karl VI. 476 – Maria Theresia 478 – Maximilian II. 473 – Rudolf II. 474 Reformation: Blarer, Ambrosius 464 – Hedio, Kaspar 465 – Jonas, Justus d.Ä. 466 – Senecker, Nikolaus 468 – Spalatin, Georg 469, 470 – Luther, Martin 466, 467 Reger, Max 624, 625, 626, 627, 628 Reich, Philipp Erasmus 230 Reichensperger, Peter 412 Reichert, Friedrich 410 Reiß, Michael 201, 202 Reissinger, Karl Gottlieb 629, 630, 631 Rellstab, Ludwig 49 Renoir, Auguste 317, 318 Reuß zu Gera: Heinrich XXX. Graf zu 438 Richter, Jean Paul Friedrich 141 Richter, Ludwig 319, 320, 321 Riedel, Carl 574 Riemann, Hugo 501 Ries, Ferdinand 507 Rietz, Julius 594 Rilke, Rainer Marie 143 Ritter, Carl 224 Roberti, Graf Tiberio 274 Robespierre, Maximilien de 471 Rochlitz, Friedrich 301 Rockefeller, John Davison 472 Rodin, Auguste 322 Rohlfs, Gerhard 255 Rolle, Friedrich 192 Röntgen, Wilhelm Conrad 253, 254 Rosegger, Peter 144, 145, 146 Rösel, Samuel 325 Rossini, Giacchino 632, 633 Rothbart, Ferdinand 338 Rottenberg, Ludwig 514 Rückert, Marie 513 Rumford, Sir Benjamin Thompson, Graf von 256 Russland: Alexandra Feodorowna, Ksn. 480 Rychtarik, Richard 681 S Sabine, Sir Edward 240, 263 Sachsen: Cosel, Anna Konstanze Gräfin von 482 – Johann Friedrich I., Kurfst. 469, 470 – Maximilian, Pz. 190 – Moritz Graf von 481 Sachsen-Coburg: Johann Ernst I., Hzg. 466 Sachsen-Gotha: Ernst I., Hzg. 393 Sachsen-Meiningen: Friedrich Wilhelm, Hzg. 431 – Georg I., Hzg. 448 Sachsen-Weimar: Carl August, Hzg. 50, 52, 55, 56, 57 Sade, Donatien Alphonse François Marquis de 147 Safra, Michel 698 Saint-Saëns, Camille 634 San Filippo e Sorso, Luigi Amat di, Kardinal 356 Sandrock, Adele 696 Sarasin, Edouard 217 Sargent, John Singer 323 Sartre, Jean Paul 148 Sassoon, Philip 323 Savigny, Friedrich Carl von 5, 66, 257 Savigny, Kunigunde von 66 Scarpa, Antonio 258, 259 Schadow, Johann Gottfried 324, 325, 326, 327 Scharnhorst, Gerhard 484 Schefer, Leopold 138 Scheffel, Joseph Victor von 149 Scheffler, Karl 345 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von 153, 260, 261 Scherchen, Hermann 532 Schiaparelli, Giovanni Virginio 262 Schiller, Friedrich von 45, 53, 150, 151, 152, 153 Schindler, Kurt 132 Schinkel, Karl Friedrich 328 Schlagintweit, Adolph 263 Schlegel, August Wilhelm von 154 Schlegel, Christiane Karoline 91 Schlegel, Dorothea von 155 Schlegel, Friedrich von 151 Schlesinger, Jakob 316 Schlesinger, Moritz 604 Schlieffen, Alfred Graf von 485
Joachim 553, 622
Benedict
Leopold von
Walther
Christian Daniel

Volta, Alessandro Graf 270

Voltaire, François-Marie Arouet, genannt 439

W Wackerbarth, August Christoph von 482

Wagner, Cosima 674, 675

Wagner, Richard 666, 667, 668, 669, 670, 671, 672, 673, 674

Wagner, Siegfried 678

Wagner, Wieland 678

Wagner, Winifred 678

Wagner, Wolfgang 678

Wallenstein, Albrecht Graf von 493

Walter, Bruno 680, 681

Warburg, Max

Wassermann, Jakob 177

Weber, Carl Maria von

Weyden, Rogier van der

Wolsdorff, Werner

Z Zedlitz, Joseph Christian von 53, 355 Zelter, Carl Friedrich

Zieten, Hans Joachim von

Zille, Heinrich 343, 344, 345, 346, 347, 348 Zimmermann, Carl

357 Schliemann, Heinrich 193, 264, 265 Schlösser, Louis 17 Schlosser, Luise 91 Schmidt (Hell), Maria 291 Schmidt, Carl Friedrich 224 Schmidt-Rottluff, Karl 329, 330 Schneditz, Wolfgang 234 Schneider, Friedrich 635 Schneider, Otto 661 Schneider, Reinhold 156 Schneider, Romy 698 Schnitzer, Ignatz 543 Schnitzler, Arthur 83 Schnorr von Carolsfeld, Ludwig 669 Schober, Johannes 414 Schönberg, Arnold 636 Schönhals zu Sayn, Elisabeth 483 Schopenhauer, Johanna 180 Schostakowitsch, Dmitri 637 Schreker, Franz 638 Schücking, Levin 237, 261 Schumann, Clara 593, 639, 640, 641, 642, 686 Schumann, Robert 643 Schweninger, Ernst 266 Schwind, Moritz von 331 Seibold, Eugen 369 Seilern, Johann Friedrich von 476 Senefelder, Alois 332 Sensier, Alfred 309 Sethe, Christian 72 Shelley, Mary 157 Shelley, Percy Bysshe 157 Sibelius, Jean 646, 647 Siebold, Karl 193 Simrock, Fritz 512, 516 Slevogt, Max 333, 334, 335, 336 Smetana, Friedrich 648 Soane, Sir John 324 Soemmering, Samuel Thomas von 267 Späth, Lothar 369 Speckter, Otto 337 Speemann, Adolf 555 Spitzweg, Carl 338, 339 Spohr, Louis 609 Spontini, Gaspare 649 Stein, Fritz 249 Stein, Karl Reichsfreiherr vom und zum 487 Steinacker, Gustav 573 Steinacker, Irma 573 Steiner, Rudolf, Architekt in Weimar 45 Steinla, Moritz 341 Stendhal 158 Stifft, Andreas Joseph von 267 Stolberg, Christian Graf zu 159 Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu 160, 161 Stolz, Eduard 667 Straube, Karl 389 Strauß, Franz Josef 369 Strauss, Johann (Sohn) 650, 651, 652 Strauss, Richard 653, 654, 655, 656, 657, Strecker, Ludwig 558 Streckfuß, Adolph Friedrich Carl 51 Streit, Fedor 403 Strindberg, August 162, 163 Stumpf, Carl 648 Suchsland, Rudolf 192 Suhrkamp, Peter 164 Sussex, Augustus Frederick I. Herzog von 223 Suttner, Bertha von 165 Sybel, Heinrich von 266 Székelyhídí, Mihály Nethlébius 268 T Tahiti: Pomaré IV., Kgn. 488 Talleyrand, Charles Maurice, Hzg. 489 Tasso, Torquato 166 Telemann, Georg Philipp 658 Teyber, Anton 659 Theuer, Friedrich 579 Thiers, Adolphe 74 Thiess, Frank 167 Thoma, Ludwig 168, 169 Thorvaldsen, Bertel 328 Tieck, Ludwig 112 Tieffenbach, Eduard Wilhelm 329 Tilly, Johann Tserclaes Graf von 490, 491 Tirpitz, Alfred von 492 Tolstoi, Leo Graf 170 Toulouse-Lautrec, Henry de 340 Trendelenburg, Adolph Friedrich 197 Tschaikowski, Peter 660, 661 Turgenjew, Iwan Sergejewitsch 171 U Uexküll, Jakob Johann von 143 Uhland, Ludwig 172, 173 Unger, Georg Christian 303 V Valéry, Paul 174 Vallette, Alfred 136 Vallisnieri, Antonio 251 Varnhagen von Ense 175 Vent, Christoph Gottlob 45 Verdi, Giuseppe 662, 663, 664 Vereinigte Staaten von Amerika: Pierce, Franklin, Präsident 427 – Reagan, Ronald, Präsident 463 – Webster, Daniel, Staatsmann 494 Verne, Jules 176 Vernoy, Jules-Henri 500 Vieweg d. Jüngere, Friedrich 275 Villa-Lobos, Heitor 665 Virchow, Rudolf 269 Vogel von Vogelstein, Karl Christian 341 Vogel, Gerold 129 Vogel, Julius 333 Voigt, Christian Gottlob von 45 Voigt, Friedrich Sigmund 45 Volhard, Ewald 67
112
223
683
684
685
543
682 Weber, Wilhelm
Webern, Anton von
Weigl, Joseph
Weill, Kurt
Weinberger, Josef
655
9
271
Weingartner, Felix
Weißbach, Richard
Weizsäcker, Carl Friedrich von
369
48
342
207
Weizsäcker, Richard von
Weller, Ernst
Wellington, Arthur Wellesley, Herzog von 495, 496 Werner, Anton von
Whistling, Friedrich 544, 644
Wieck, Clementine 639
180
369
Wieck, Friedrich 593, 643, 686 Wieland, Christoph Martin 178, 179,
Wilms, Dorothee
678
Windgassen, Wolfgang
228
98
Wintzingerode, Carl von
Wohryzek, Julie
Wolf, Hugo 687, 688, 689, 690
678
497 Y
498
51
Wrangel, Friedrich Heinrich Ernst Graf von
Yorck von Wartenburg, Hans David Ludwig Graf
499
224 Zingg,
349
181, 182
Adrian
Zola, Emile
183
101
Zweig, Stefan
Zylberberg, Hélène

Ortsregister

358 A Aachen 563 Aigues-Mortes 378 Altenburg 686 Altenerding 351 Amiens 176 Amsterdam 583 Apt 147 Arras 471 Asolo 581 Athen 138, 193, 194, 265 Atuona, Französisch-Polynesien 280 Augsburg 237, 261 Auteuil 256 Ay bei Senden 293 B Bad Elster 485 Bad Ems 607 Bad Hersfeld 490, 491 Bad Homburg 393, 394 Bad Ischl 516, 517 Bad Kreuznach 316 Bad Pyrmont 187, 522 Bad Wiessee 546 Bad Wildungen 264 Baden-Baden 28, 454 Bagnères-de-Bigorre 633 Balmoral Castle 390a Barmen 193 Basel 35, 196 Bassano 274 Bayreuth 142, 670, 671, 679 Bensheim 293 Berchtesgaden 549 Bergamo 426 Bergen 372 Berlin 7, 9, 11, 28, 29, 37, 43, 51, 69, 76, 96, 100, 102, 120, 124, 132, 133, 38, 156, 164, 175, 177, 188, 193, 205, 206, 211, 213, 214, 216, 219, 221, 223, 224, 225, 226, 227, 235, 241, 247, 248, 249, 252, 257, 261, 262, 266, 269, 275, 287, 291, 292, 293, 294, 297, 305, 308, 315, 316, 322, 324, 325, 326, 327, 328, 330, 333, 334, 342, 343, 344, 345, 361, 366, 367, 370, 371, 375, 402, 403, 406, 412, 419, 421, 428, 430, 431, 432, 435, 436, 437, 442, 446, 447, 448, 451, 452, 453, 457, 458, 462, 497, 502, 516, 521, 539, 547, 554, 555, 576, 587, 588, 589, 622, 649, 653, 688, 693 Berlin-Niederschönhausen 34 Bernau 313 Birnbaum an der Warthe 487 Bitterfeld 462 Bökerhof 209 Bonn 154, 558 Boppard 560 Boston 427 Boulogne 610 Boulogne-sur-mer 611 Bozen 139 Brandenburg a.d. Havel 444 Braunschweig 200, 509, 635, 695 Bregenz 552 Bremen 19, 220, 333, 682 Breslau 436, 450, 498, 582 Brinke (Grafschaft Ravensberg) 161 Brive-La-Gaillarde 409 Brüssel 413, 634 Buckingham Palace 410 Budapest 505, 506, 574 Bukowina 19 Burg Hüslhoff 160 Buttstedt 439 C Cagnes 318 Cappenberg/Westfalen 487 Cassis 293 Château de Wargemont 317 Coburg 368, 403, 466, 578 Como 290 Concord, MA 33 Creisau 411 Czernowitz 19 D Darmstadt 67, 584 Davos 292 Den Haag 176 Dessau 352, 353, 635 Detmold 577 Dijon 394 Döbling 687 Down, Kent 192 Dresden 2, 99, 106, 107, 190, 296, 301, 319, 320, 341, 349, 364, 438, 468, 481, 482, 562, 586, 592, 629, 630, 631, 640, 644, 645, 659, 666 E Ehingen 293 Eifel 484 Eisenach 331 Elbing 576 Elgersburg 612 Erdmannsdorf 386, 387 Erlangen 678 Essen 402, 613 Étretat 608 Eutin 141, 405 F Flatow 370 Florenz 398 Frankfurt a.M 5, 6, 39, 81, 119, 155, 164, 173, 201, 267, 303, 449, 501, 558, 609, 622, 638, 642 Freiburg 92 Friedrichsfeld 384 Friedrichsruh 363 Fürstenwalde 367 G Garmisch 656, 657 Garmisch-Partenkirchen 654 Genf 286, 691 Gera 438 Gießen 222 Glücksburg 405 Gmunden 548 Gödölö Udvar 422 Goldegg im Pongau 299 Görlitz 365 Gotha 38, 452, 695 Göttingen 201, 202, 204, 208, 218, 249, 682 Graz 144, 145, 146 Grimma 470 H Halberstadt 366 Halifax 128 Halle an der Saale 15, 109, 194, 544, 545 Hamburg 12, 15, 165, 232, 248, 312, 503, 521, 564, 567, 569, 580, 593, 605, 647, 678, 687 Hamm 391 Hannover 94, 392, 509 , 582, 606 Harwich 137 Harzburg 606 Heidelberg 67, 574, 643 Helsingfors 646 Henndorf bei Salzburg 87 Heppenheim 189 Hohenschwangau 357, 358 Hohwacht 329 Hollywood 697 Holte 162 Huis Honselaarsdijk 459 I Isny 464 Itzehoe 493 J Jabklenice 648 Järvenpää 647 Jena 45, 48, 52, 107, 151, 197, 212, 268, 627, 628 Johannesburg 330 Juan-les-Pins 116 K Kairo 350 Kamenz 114, 437 Karlsruhe 92, 149, 217, 628 Kassel 208, 209, 210, 609 Kattowitz 120 Kiel 64, 159, 197, 377 Kilchberg 129 Klagenfurth 19 Klingenstein 293 Koblenz 520 Kolberg 484 Köln 692 Königsberg 312, 484 Konstanz 678 Korinth 193 Kunzendorf 364 L La Varenne-Saint-Hilaire 293 Landshut 197 Laren 293 Las Palmas 634 Le coq-sur-Mer 196 Leipzig 188, 230, 231, 268, 321, 324, 333, 374, 389, 520, 544, 545, 547, 578, 586, 587, 588, 593, 594, 605, 625, 626, 628, 630, 639, 661, 685, 686, 690, 695 Leukas 193 Leutasch 42, 43 Linz 525 Lisieux 425 London 27, 79, 157, 219, 263, 277, 296, 306, 310, 311, 323, 324, 373, 390, 410, 463, 495, 496, 507, 508, 540, 561, 590, 611, 620 Los Angeles 463, 680, 681 Ludwigsburg 384 Ludwigshafen 336 Ludwigslust 405 Lugano 681 M Madrid 282 Magdeburg 291 Maiernigg 579 Mailand 223, 258, 262, 270, 302, 413, 550, 616 Mainz 447, 558 Malmby 401 Maloja 281 Manchester 603 Mannheim 55, 77 Marathon 193 Marburg 66, 122, 218, 585 Marquartstein 655 Matliary 97, 99 Maumalle 391 Mechtshausen 14 Meersburg 208, 210 Memmingen 464 Meran 97 Meßkirch 215 Mill Valley, CA 121 Minden 4 Monte Carlo 302 Moskau 135, 170, 637 Mougins 314 München 78, 89, 90, 119, 122, 124, 187, 207, 231, 260, 269, 276, 283, 284, 287, 304, 331, 332, 338, 355, 356, 505, 549, 613, 624, 625 Münster 72, 160, 310, 380, 490 Muskau 137, 138

16.–18. Juni 2023

Die älteste und größte Messe der Antiquare, Autographen- und Graphikhändler in Deutschland wird alljährlich vom Verband Deutscher Antiquare veranstaltet. www.antiquariatsmesse-stuttgart.de

www.antiquare.de / www.auktionspreise-online.de

359 N Nassau 487 Naumburg 451, 639 Neapel 328, 616, 662 Nennhausen 38 Néris-les-Bains 286 Neukastel 333, 334 New Haven, CT 697 New York 195, 293, 472, 617, 621, 680, 681 Norderney 72 Nürnberg 418, 468 Nußdorf 678 O Oberwarmensteinach 678 Oberstaufen 678 Olympia 193 Orange, NJ 195 Osborne House 456 Oxford 268 P Pacific Palisades 125 Padua 242, 251 Palermo 193, 383 Paris 19, 20, 63, 73, 74, 101, 143, 154, 171, 174, 181, 184, 186, 191, 236, 288, 289, 322, 332, 379, 415, 417, 429, 479, 500, 535, 541, 556, 559, 562, 603, 604, 608, 632, 667, 668, 691, 698 Parma 274 Partenkirchen 615 Passy 415 Pavia 259, 267 Perchtoldsdorf 687 Pergamon 193 Perugia 424 Pest 542, 561 Philadelphia 697 Pirna 2 Poissy 288 Posen 388 Potsdam 156, 222, 278, 438, 440, 443, 444, 445, 446, 459 Poznan 388 Prag 22, 96, 99, 100, 234, 376, 474, 475, 539, 648 Pressbaum 512 Pressburg 575 Princeton, NJ 196 Q Querfurth 228 R Rathmore, County Kerry 199 Regensburg 671 Reutlingen 40 Rio de Janeiro 665 Rodaun 83, 84 Rom 11, 32, 130, 158, 207, 290, 328, 414, 425, 426, 604 Römerbad 61 Rostock 326, 583 Rotholz 283, 285 Rouen 148 Rügen 3 S Saint-Dié-des-Vosges 354 Salzburg 183, 234 San Remo 167 Sant’Agata 664 Santa Barbara, CA 121 Santa Margherita Ligure 254 Saragossa 282 Schelesen 98 Schloss Dornburg 52 Schloss Eppishausen 208 Schloss Johannisberg 408 Schloss La Coste 147 Schluckenau 376 Schreiberhau 336
Forum am Schlosspark Stuttgarter Straße 33 71638 Ludwigsburg
LUDWIGSBURG
60. Antiquariatsmesse Stuttgart IN
Schwaz im Tirol 11 Seebüll 313 Sorrent 58 St. Anton 563 St. Petersburg 510 St. Veit 678 Stadthagen 385 Stettin 582 Stockholm 184, 250 Stolpen 482 Straßburg 396, 465 Stuttgart 40, 73, 569, 689 Suffolk 519 Surbiton 240 Sydenham 540 Sylt 377 T Tahiti 488 Tegernsee 123 Teplitz 376 Thun 514 Tiefurt 179 Togo 405 Torre della Tagliata 619 Toulon 293 Treptow 235 Tribschen 674 Troja 193 Troppau 407 Tübingen 77, 172, 232 Tyrins 193 U Ulm 293 Urfeld 276 Utrecht 269 V Vaals 91 Valladolid 486 Venedig 8, 242, 567, 673 Verona 460 Versailles 380, 381, 382, 416 Vysoká u Príbrame 540 W Wadhurst, Sussex 238 Wandsbek 21 Wartburg 331 Washington, D.C. 427, 494 Weimar 12, 45, 46, 47, 51, 55, 56, 141, 152, 153, 180, 198, 550, 561, 566, 571, 573, 627, 645 Weinsberg 104 Weißenfels 399 Weißenstein 395 Wieden 518 Wien 1, 17, 31, 53, 60, 61, 84, 85, 87, 113, 123, 165, 177, 185, 349, 362, 420, 421, 422, 461, 473,
477, 478, 503, 507, 511, 513,
525, 527, 529,
612,
659, 660, 667, 689, 690 Wiesbaden 400 Wilflingen 94 Windeby 159 Wittenberg 244 Witzenhausen 395 Witzomierzitz 407 Wolfenbüttel 114 Wuppertal 193 Würzburg 253, 418 Wustrau 499 Z Zarskoje Selo 480 Zürich 109, 116, 118, 126, 127, 233 Zwickledt 299, 300
476,
515, 517, 517, 518, 524, 525,
531, 543, 546, 548, 551, 552, 566, 592,
623, 624, 636, 638, 641, 651,

Verzeichnis der Auftraggeber

360
9: 153, 507.– 57: 31, 42, 58, 59, 82, 103, 116, 118, 120, 121, 128, 132, 156, 167, 169, 173, 174, 184, 186, 187, 194, 212, 215, 229, 238, 249, 262, 266, 271, 283, 287, 289, 291, 294, 296, 300, 304, 305, 325, 335, 339, 344.– 61: 307, 375, 376, 377, 378, 394, 395, 396, 483.– 107: 63, 90, 125, 126, 127, 140, 171, 191, 192, 280, 281, 314, 317, 322, 323, 415, 422, 488, 514, 674, 675.– 126: 17, 501, 520, 550, 551, 553, 554, 561, 562, 564, 569, 576, 582, 594, 603, 623, 629, 630, 641, 659, 684.– 741: 303, 430.– 812: 333, 334, 336.– 830: 380, 381, 382, 479.– 939: 9, 142, 239.– 945: 52, 170, 254, 279, 309, 318, 340, 510, 617, 618, 620, 621, 652, 654, 662, 663, 682.– 1022: 580.– 1062: 79, 115, 183, 189, 198.– 1106: 268.– 1202: 83.– 1213: 292.– 1287: 112.– 1402: 20, 67, 129, 273, 286, 403, 563, 681, 692, 693, 696.– 1456: 475.– 1492: 18, 75, 87, 93, 136, 147, 148, 409, 673, 698.– 1541: 528, 614.–1550: 330, 391.– 1605: 332, 434.– 1624: 86, 220, 354, 425, 426.– 1655: 56, 433.– 1667: 23, 204, 207, 243, 272, 342, 457, 598.– 1682: 39, 181, 694.– 1685: 36, 164, 203, 205, 219, 245, 246, 250, 295, 311, 420, 451, 474, 476, 478, 558, 597, 649, 679.– 1690: 71, 72, 73.– 1697: 568.– 1711: 124, 512, 678.–1712: 195, 697.– 1714: 437, 442, 443, 444, 446.– 1715: 13, 361, 370, 385.– 1716: 111, 223, 235, 253, 276, 571, 572, 573, 575, 651.– 1731: 51.– 1732: 327, 384, 458.– 1733: 459.– 1734: 436, 477, 516.–1735: 358, 360, 362, 397, 421, 431, 432, 440, 445, 448, 450, 452, 456, 628, 666, 671.– 1736: 54, 109, 230, 240, 263, 402, 406.– 1737: 88.– 1738: 328.– 1739: 224, 369.– 1740: 4, 64, 78, 94, 146, 149, 165, 172, 185, 188, 221, 226, 227, 232, 234, 252, 301, 308, 312, 319, 326, 337, 345, 368, 387, 389, 392, 400, 401, 405, 461, 480, 482, 492, 521, 546, 559, 567, 584, 605, 625, 646, 647, 676, 680.– 1741: 8, 30, 33, 46, 49, 62, 85, 89, 157, 356, 408, 423, 455, 460, 511, 515, 517, 518, 523, 524, 525, 526, 527, 529, 530, 531, 548, 602, 609, 610, 612, 619, 626, 650, 656, 667, 687, 689.– 1742: 163, 248, 419, 428, 545, 560, 642, 657.– 1744: 29, 119, 123, 211, 462.– 1745: 199.– 1746: 190, 275, 277, 282, 288, 290, 315, 316, 320, 321, 324, 331, 338, 341, 349.– 1747: 2, 5, 6, 43, 53, 61, 66, 74, 91, 102, 106, 107, 114, 133, 151, 158, 166, 200, 213, 214, 216, 222, 228, 236, 256, 270, 353, 355, 374, 379, 386, 399, 407, 410, 413, 414, 417, 429, 438, 471, 472, 485, 487, 489, 495, 500, 509, 535, 578, 586, 587, 591, 592, 604, 606, 608, 611, 631, 633, 635, 639, 643, 644, 645, 661, 686, 691, 695.– 1748: 193.– 1749: 293.– 1750: 96, 97, 101.– 1751: 10, 11, 24, 28, 34, 137, 138, 150, 168, 177, 297, 298, 299, 310, 329, 677.– 1752: 1, 144, 264, 503, 622.– 1753: 504, 505, 506, 513, 519, 522, 532, 533, 534, 536, 537, 538, 539, 540, 541, 542, 543, 544, 549, 552, 555, 556, 557, 565, 566, 574, 577, 579, 581, 583, 588, 590, 599, 601, 607, 615, 616, 627, 632, 634, 636, 637, 638, 648, 653, 655, 660, 664, 665, 683, 685, 688, 690.– 1754: 3, 14, 16, 22, 25, 26, 27, 70, 77, 81, 108, 117, 152, 162, 175, 502, 508, 600, 613, 624, 672.– 1755: 15, 21, 55, 57, 60, 104, 145, 179, 241, 244, 284, 285, 313, 351, 357, 359, 365, 373, 383, 390, 398, 412, 435, 463, 473, 486.– 1756: 7, 32, 37, 40, 44, 48, 65, 68, 76, 84, 122, 130, 155, 182, 206, 218, 247, 255, 257, 260, 363, 366, 411, 418, 441, 454, 497, 547, 585, 589, 593, 669.– 1757: 302.– 1758: 135.– 1759: 424.– 1760: 12.– 1761: 131, 143, 225.– 1762: 47, 278, 346, 347, 348.– 1763: 352, 364, 367, 371, 372, 388, 390A, 393, 447, 449, 453, 481, 484, 491, 493, 498, 499.– 1764: 343.–1765: 139, 197, 233, 242, 251, 258, 259, 267, 274, 350, 404, 427, 494, 496.– 1766: 196.– 1767: 306, 464, 465, 466, 468, 469, 470.– 1768: 35, 38, 41, 50, 80, 92, 105, 110, 134, 141, 159, 160, 161, 178, 180, 208, 209, 210, 231, 237, 261, 265, 269, 467, 490, 570, 640.– 1769: 176, 201, 202.– 1770: 416, 439.– 1771: 668, 670.– 1772: 19.– 1773: 45, 69, 154.– 1774: 95, 98, 99, 100.
Irrtum
vorbehalten –
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.