Dezember/2010

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Die kulturelle Zeitschrift der donauschwäbischen Gemeinde von Entre Rios - Dezember 2010 / Auflage Nummer 87

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Donauschwäbische Weihnacht in Entre Rios Trotz sommerlicher Temperaturen: Auch in Entre Rios sind die deutschen Advents- und Weihnachtsbräuche knapp 60 Jahre nach der Auswanderung weiterhin lebendig. Doch ohne Schnee, ohne Tanne, ohne Kälte. Zeitschrift Entre Rios fasste diese einzigartige Zeit der Liebe zusammen, die gleichzeitig ein Ergebnis deutscher, brasilianischer, kroatischer, österreichischer oder einfach ganz typisch donauschwäbischer Kultur ist.

Umwelt

Industrie

Veranstaltung

Agrária unter den 12 Gewinnern des OCB-Preises “Genossenschaft des Jahres”

Mälzerei Agromalte mit dem Qualitätsstandard ISO 22.000:2006

Kurs für Spezialbier 1


Inhalt 03 04

Geschichte & Objekt: Stickerei Umwelt: Agrária unter den 12 Gewinnern des OCB-Preises “Genossenschaft des Jahres”

Zeitschrift der Genossenschaft Agrária zur Aufrechterhaltung der Kultur der donauschwäbischen Gemeinde von Entre Rios (Guarapuava/Paraná/Brasilien) Redaktionsleitung

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Industrie: Mälzerei Agromalte mit dem Qualitätsstandard ISO 22.000:2006 Veranstaltung: Kurs für Spezialbier

Cooperativa Agrária Praça Nova Pátria s/nº Colônia Vitória / Entre Rios Guarapuava - 85139-400 Paraná / Brasilien Redaktionsteam

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Landwirtschaft: Zusammenarbeit für Praktikumsmöglichkeit in Deutschland

Chefredakteur: Manoel Godoy mgodoy@agraria.com.br Tel. Nr. 00 55 42 3625 8008

Unsere Leute: Erinnerungen an Weihnachten

Redakteurin: Rosely Essert roselib@agraria.com.br Tel. Nr. 00 55 42 3625 8529

Hauptthema: Weihnachten in Entre Rios

Redakteur: Klaus Pettinger klaus.pettinger@yahoo.com.br Tel. Nr. 00 55 42 3625 1437 Redakteur: Harald W. Essert haraldessert@yahoo.com.br Tel. Nr. 00 55 42 3659-1174 Assistentin: Karin Müller kmuller@agraria.com.br Tel. Nr. 00 55 42 3625 8528

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Gemeinde: Kunststickerei in Entre Rios

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Korrektur: Andrea Scherer Korpasch andrea@agraria.com.br Tel. Nr. 00 55 42 3625 8002

Kochkunst: Maschinkekse

Layout: Prêmio|Arkétipo Comunicação www.premioarketipo.com.br Berichte und Fotos

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Kultur: Gerstefest 2010

FSER - Foto Studio Entre Rios FH - Franz Hermann KP - Klaus Pettinger MG - Manoel Godoy RE - Rosely Essert Herausgeber Genossenschaft Agrária / Marketing-Abteilung Druck Midiograf Gráfica e Editora Londrina - Paraná - Brasilien

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Kurzmeldungen Titelblatt von Fotostudio Entre Rios: Weihnachtsbeleuchtung der St. Michaels-Kirche im Dorf Vitória

Auflage 700 Exemplare Erscheinungsweise Zweimonatlich


Geschichte & Objekt

Den Kammbehälter bestickte eine Donauschwäbin aus Tovarnik

Fotos: FSER

Dieses Zierhandtuch, angefertigt im ehemaligen Jugoslawien, kann man im Heimatmuseum von Entre Rios in der “Paradestube” unter einem Spiegel bewundern. Siehe die Richelieu-Stickerei am Rand’

Die Tischdecke brachte eine Donauschwäbin aus Erdevik mit nach Entre Rios

Gestickte Objekte: V. l. n. r.: Ein gesticktes Leintuch, ein Leintuch aus Tomaschanzi, ein Zierhandtuch aus Lowas, Handschuhe aus Liebling, rum. Banat

In den langen Winterabenden, wenn das Dorfleben sich in die warmen Stuben zurückzog, trafen sich Freunde, Verwandte und “Nochbrsleit” zur sogenannten “Handarbeitsstube”. Die Frauen sponnen oder strickten Strümpfe, Handschuhe und Mützen. Die Mädchen stickten an einer “Stickerei” – gewöhnlich war es ein Teil ihrer Heiratsausstattung. Man bestickte u. a. Handtücher, Unterröcke, Wandschoner, Kopfkissen und Tischdecken in meist bunten Blumenmustern. Die Motive wurden von der “Abzeichlerin” auf dem Stoff “abgezeichlt”. Unsere Mütter und Großmütter fertigten wahre Kunstarbeiten mit verschiedenen Sticktechniken an, so auch das “Geschlungene” oder die sogenannte RichelieuStickerei (siehe obiges Foto). Dabei wird mit Schlingstich die Kantenlinie oder der Lochrand dick nachgestickt. Diese Stickerei wurde nach Kardinal Richelieu genannt, der sie als billigeren Ersatz für die aufwendige Nadelspitze einführen ließ. Heute findet man wenige, die sich mit so einer mühsamen Feinarbeit beschäftigen – diese wird von den modernen Stickmaschinen ersetzt. RE

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Foto: Gazeta do Povo

Umwelt

2008: Inbetriebnahme des Systems zur Verringerung von Schadstoffpartikeln

Abwasserklärung

Jorge Karl bei der Preisverleihung in Brasilia: “Die Auszeichnung macht uns alle sehr stolz und zeigt, dass man mit Teamgeist entscheidende Lösungen zuwege bringen kann” Mit neuen Heizöfen, die mit Holz aus der Wiederaufforstung befeuert werden, verringerte die Genossenschaft den Verbrauch von BPF-Öl: von 4,5 Tausend Tonnen im Jahre 2006, auf 316 Tonnen im Jahre 2009

Genossenschaft des Jahres:

Agrária unter den 12 Gewinnern des Jahres die Teilnahme an Projekten anderer Organisationen mit dem gleichen Ziel. “Das sind alles Aktionen, die von der Agrária verwirklicht werden, nicht nur im Industriesektor, sondern auch auf dem Feld bei den Landwirten. Hauptsächlich geht es um die richtige Behandlung von Abwasser, um Staub- und Rauch-Filtration in den Industrien, um das Recycling des gesamten Abfalls aller Abteilungen der Agrária und auch, wie man mit Behältern von Spritzmitteln umgeht”, erklärt Karl. Am Wettbewerb “Genossenschaft des Jahres” können alle Genossenschaften Brasiliens in verschiedenen Bereichen teilnehmen. “Qualitätsmanagement oder Umweltschutzmanagement sind einige dieser Bereiche, an denen die Genossenschaften teilnehmen können”. Insgesamt wurden 114 Projekte von 91 Genossenschaften aus ganz Brasilien bewertet, 12 von ihnen bekamen einen Preis. “Es waren sehr viele andere Projekte und diesmal hat die Agrária gewonnen und das bedeutet, dass alles was wir täglich durchführen, anerkannt wurde”.

Holz aus der Wiederaufforstung: zur Reduzierung fossiler Brennstoffe

Ordnungsgemäße Entsorgung der verwendeten Materialien wie Öle und Fette

MG/KP

In Entre Rios unterstützte die Agrária das Projekt Mata Ciliar, vom Staat Paraná, und veranstaltete die Anpflanzung von Bäumen im Jahre 2007. Auf dem Bild, v. r. n. l.: Jorge Karl, Präsident der Agrária und André Spitzer, Leiter der Betriebsabteilung der Agrária

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PACR – Zertifizierung der Landwirtschaftsbetriebe im Umweltbereich: Beteiligte Genossenschaftsmitglieder nahmen Reformen auf ihrem Besitz vor, wie Kraftstoff-Tanks nach vorgeschriebenen Standards, geeigneter Platz zum Waschen und Auftanken von Maschinen und Lagerung von Pestiziden, sowie die ordnungsgemäße Entsorgung der verwendeten Materialien

Fotos: MG

Die Genossenschaft Agrária gewann zum 2. Mal nach 2004 den Preis “Genossenschaft des Jahres 2010”. Die Auszeichnung wurde am 26. Oktober, in Brasilia vom Brasilianischen Genossenschafts-Verband (OCB) und der Zeitschrift Globo Rural vergeben. Die jährliche Würdigung ehrt teilnehmende Genossenschaften in verschiedenen Bereichen, um Vorbildaktionen anzuregen. Jorge Karl, Präsident der Genossenschaft Agrária, nahm an der Verleihung im Unique Palace in Brasilia teil. “Das ist eine erfreuliche Auszeichnung, die die Genossenschaft Agrária noch einmal, jetzt aber in einem anderen Bereich, bekommen hat. Das macht uns alle sehr stolz und zeigt, dass man mit Teamgeist wichtige Resultate zuwege bringen kann”, betont Jorge Karl. Die Genossenschaft Agrária errang den Preis im Bereich Umweltmanagement. Das Projekt umfasst durchdachte Aktionen der Agrária zu einer immer umweltfreundlicheren, agroindustriellen Produktion, wie auch

Die Agrária nahm an einem Projekt der Firma BASF zu Gunsten der RecyclingmaterialSammler teil, durch Übergabe von Wagen und Arbeit-Sicherheits-Ausrüstung


Industrie

Mälzerei Agromalte: jetzt mit dem Qualitätsstandard ISO 22.000:2006 in einer Zusammenfassung seiner Einschätzung und - “die Agrária ist zu beglückwünschen”, fügte er hinzu. Der zweite Industrie-Mälzer Vilmar Schüssler erinnerte an die fortwährenden Investitionen der Agromalte in Qualität. Aber der Unterschied ist jedoch - meint er, dass das derzeitige System “die Unterstützung eines spezialisierten Unternehmens hat”. Für die Mälzerei-Produktionsleiterin Crislane Brazil, die an der Umsetzung von Maßnahmen für die ISO 22.000:2006 zusammen mit dem Mälzerei-Team und den Support-Bereichen teilnahm, hat die Zertifizierung auch die Einbeziehung aller offenbart: “Es hat uns gezeigt, dass die Agromalte, angesichts einer solchen Herausforderung, in der Lage ist, diese zu überwinden”, sagte sie und betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen der Agrária, die ebenfalls in das Projekt einbezogen waren. “Jetzt ist die Verantwortung noch größer, weil das Gewicht einer solchen Zertifizierung uns noch mehr verpflichtet, nicht nur zur Erhaltung des Systems, sondern auch zu

seiner kontinuierlichen Erweiterung”, sagte Crislane. Sie erwartet, dass die Agromalte auch weitere Zertifizierungen (ISO 14001 und OHSAS) anstrebt und ist der Ansicht, dass die Umsetzung der ISO 22.000:2006 für das gesamte Team ein wichtiger Lernprozess war zur Durchführung der nächsten Schritte. MG/KP

Fotos: MG

Die größte Mälzerei Brasiliens erhält nun auch die Zertifizierung ISO 22.000:2006 – also den internationalen Standard, der die Anforderungen an Managementsysteme für die Lebensmittelsicherheit definiert. Nach Prüfung durch die BvQI, durchgeführt zwischen dem 20. und 22.9., erhielt die Agromalte (Malz-Industrie der Genossenschaft Agrária Agroindustrial) eine Mitteilung, die die Zertifizierung ISO 22.000:2006 bestätigt – Die Urkunde wird in Kürze überreicht. Für die 57 Mitarbeiter der Mälzerei und ihre Support-Bereiche, die angepasst wurden, um mit der Zertifizierung die Anforderungen zu bewältigen, ist diese Tatsache das Ergebnis einer Arbeit, die vor drei Jahren begann und nun die Einhaltung der Qualitätsstandards erfordert, inklusive von Investitionen in Struktur und Anlagen und der Einführung neuer Verfahren zur Lebensmittelsicherheit. “Die Agromalte hat sich den Anforderungen des kommenden Marktes gestellt, der die Zertifizierung von Prozessen beinhaltet”, sagte der Koordinator der Mälzerei, Frank Nohel,

Frank Nohel, Koordinator der Mälzerei: “Die Agromalte hat sich den Anforderungen des kommenden Marktes gestellt, der die Zertifizierung von Prozessen verlangt”

Vilmar Schüssler, zweiter IndustrieMälzer, erinnerte an die in Qualität als fortwährende Investition der Agromalte

Mälzerei-Produktionsleiterin Crislane Brazil betont die Bedeutung der Zusammenarbeit aller Abteilungen der Agrária: “Es hat sich gezeigt, dass die Agromalte, angesichts einer solchen Herausforderung, in der Lage ist, diese anzunehmen”


Veranstaltung

Spezialbier-Kurs:

Bier ist zweifellos das beliebteste Getränk in Brasilien. Auf dem brasilianischen Malzund Bier-Markt überwiegt dennoch eine kuriose Situation: Einerseits weisen die meisten Geschäfte – wie es im Supermarkt festzustellen ist – die traditionellen hellgoldenen Farbtöne des Pilsener Bieres auf; andererseits stehen insbesondere kleine und mittlere Brauereien vor der Herausforderung, gerade durch neue Biere wichtige Marktanteile zu erobern. Kenntnis von anderen Biersorten, bzw. von Spezialbieren, die in Deutschland seit langem bekannt sind und die in Brasilien ein Plus darstellen könnten, sind jedoch gering. Was gibt es aber für Spezialbiere? Welche Besonderheiten sind bei deren Herstellung zu berücksichtigen? Wie schmecken überhaupt diese Produkte? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, veranstalteten die Agrária und ihr deutscher Partner, die Mälzerei Weyermann (Bamberg), am vergangenen 21. und 22. Oktober, in Entre Rios, ihren ersten Spezialbier-Kurs. Insgesamt nahmen Braumeister von 30 Brauereien aus verschiedenen Bundesländern Brasiliens teil. Fachleute, die das Pilsener-Malz der Mälzerei der Agrária (Agromalte) schon seit langem kennen und jetzt einen tieferen Einblick in die Biersorten gewinnen konnten.

Gehalten wurde der Lehrgang von Oliver Honsel, Braumeister der Weyermann. Auch für die Agrária hatte der Kurs ein wichtiges Ziel: ihre Beziehung zu den Kunden zu vertiefen. Die Schulung wurde in zwei Teilen durchgeführt: Im Ersten bekamen die Teilnehmer einen theoretischen Einblick. “Am ersten Tag haben wir die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Spezialmalzen erläutert”, erklärte Oliver Honsel. Im zweiten Teil wurden dann diese Kenntnisse in der donauschwäbischen Brauerei Donau-Bier, im 3. Dorf Cachoeira, in die Praxis umgesetzt. Zuerst wurden die verschiedenen SpezialBiersorten vorgestellt, danach Red-LagerBier produziert und zuletzt, aber ebenso wichtig, Bier gekostet. “Bei der Donau-Bier haben wir zusammen eingemalzt, den Hopfen gegeben, die Hefe angestellt und Fotos: MG

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Neuer Geschmack für neue Geschäfte

Eröffnung des Spezialbier-Kurses: der Präsident der Agrária, Jorge Karl, begrüßte die Teilnehmer Braumeister aus verschiedenen Regionen Brasiliens

Gulasch: Das bei den Donauschwaben sehr beliebte Gericht wurde zum Mittagessen serviert - und von den Kursteilnehmern gelobt

Praktischer Unterricht: In der Brauerei Donau-Bier in Entre Rios


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Brauen in der Praxis: Produktion und Ideen-Austausch

natürlich auch ein Bierchen getrunken, das war sehr gesellig und alle hatten viel Spaß dabei”, bemerkte Honsel. Da aber das Red-Lager-Bier insgesamt 8 Wochen reifen muss, bis es ausgeschenkt werden kann, ließ die Agrária ein 60 Literfass aus Deutschland, das vorher von Holsen produziert wurde, nach Entre Rios kommen. Die rund 1.000 Liter Bier, die während des Kurses vorbereitet wurden, können ab Ende Dezember bei DonauBier verkostet werden. Das Red-Lager-Bier hat einen Alkoholgehalt zwischen 4,7% bis 5,2%, weist eine rötliche Farbe und einen eher bitteren Geschmack auf. Die empfehlenswerteste Zeit für diese Biersorte ist Anfang Herbst und Ende Frühling. Das Bier enthält auch einige Spezialmalzsorten (hergestellt von Weyermann), wie Viena, Carared, Caramunich T2 und Melanoidina. Auch der Gründer und Geschäftsführer von Donau-Bier, Harry Reinerth, zeigte sich von der Neuheit begeistert. “Wir lernten sehr viel, hatten einen regen Gedankenaustausch mit den anderen Brauereien und das Ziel war ja auch, bei uns verschiedene Biersorten anbieten zu können”. Malz-Marketing-Analyst Luciano Ducat betonte die Bedeutung dieses Kurses: “Wir brachten Braumeister mittelgroßer Brauereien nach Entre Rios, die im Wettbewerb mit den großen Unternehmen bestehen müssen, um ihnen beizubringen, dass der Markt der Spezialbiere, des sogenannten PremiumBieres, immer größer wird”.

Spezialbier-Kurs: Teilnehmer

Der Kurs wurde mit Unterstützung von Braumeister Alexander Schwarz aus der Malzvermarktungsabteilung der Agrária übersetzt. “Wir haben bemerkt, dass unsere Kunden immer größeres Interesse an Spezialbier, einem Bier mit hoher Qualität zeigen. Doch über diese Kenntnisse verfügen die Brauereien in Brasilien nicht und diese wollten wir verbreiten”, ergänzte Schwarz, der weiterhin erklärte, dass die Genossenschaft Agrária die exklusive Vertretung der Weyermann in Brasilien erhält. “Damit die kleinen und mittleren Brauereien konkurrenzfähig sind, müssen diese auch unterschiedliche Biere anbieten können, und nicht nur das übliche Pilsener”, ergänzte Ducat und informierte weiter: “Dazu gehören Weyermann-Malze aus Deutschland, die wir anbieten können. Deswegen fördern wir unter anderem die Idee, verschiedene BierRezepte auszuprobieren, wie Lager, Bock, Rauchbier”. Die Braufabrik Weyermann verfügt über die Produktionstechnologie verschiedener Spezial-Malze zur Herstellung vielfältiger Biersorten. Ihre Tradition zählt schon 131 Jahre und ist auf allen Kontinenten präsent. Mit ihren Malzen werden 120 Länder der Welt beliefert. Deswegen, meint Ducat, “nahmen auch Brauereien aus Pará, Rio de Janeiro, Rio Grande do Sul und anderen Bundesländern teil. Bis jetzt haben wir keine Nachricht, dass man irgendwo in Brasilien einen ähnlichen Kurs wie hier in Entre Rios veranstaltet hat”.

Oliver Holsen, Braumeister bei der deutschen Mälzerei Weyermann (links): Technische Hinweise zu verschiedenen Bieren - Die Übersetzung übernahm Alexander Schwarz von der Malzvermarktungsabteilung der Agrária

Oliver Holsen (Weyermann) und Harry Reinerth (Donau-Bier): Bierherstellung

KP

Luciano Ducat: Damit die kleinen und mittleren Brauereien konkurrenzfähig sind, müssen diese auch unterschiedliche Biere anbieten können

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Foto: Deula

Landwirtschaft

Auf dem sechs ha großen Gelände der DEULA-Nienburg befinden sich ca. 9.000 m² Unterrichtshallen und Schulungsräume sowie ein ausgestattetes Internat

Agrária

Zusammenarbeit für Praktikumsmöglichkeit in Deutschland

Foto: MG

Die Agrária hat einen Schritt unternommen, um Töchtern und Söhnen von Mitgliedern Praktikumsmöglichkeiten im deutschen Landwirtschaftsbereich zu erschließen. Über die Genossenschaft dürfen sie sich nun um Ausbildungsprogramme bewerben, die die Deula Ijuí durch ihre Zusammenarbeit mit der Deula in Nienburg ermöglicht. Die Information wurde vom AgráriaVize-Präsidenten Paul Illich bekannt gegeben, nachdem er und der Leiter der Mitglieder-Abteilung, Roberto Sattler, am 23. November führende Vertreter beider Institutionen empfingen: den Präsidenten der Deula, Fritz Bründer; den Präsidenten

(v. l. n. r.) Korb; Endruweit; Bründer; Illich und Sattler während des Besuches der Deula und der Deula Ijuí in der Agrária

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der Deula Ijuí, Adolfo Endruweit; so wie den Agraringenieur Peri Osmar Korb, der bei der EMATER, einer öffentlichen Behörde für Landwirtschaftsberatung, in Ijuí tätig ist. In Nienburg (Niedersachsen) bietet die Deula Ausbildung im Landwirtschaftsbereich an. In Ijuí (Bundesstaat Rio Grande do Sul) widmet sich die Deula Ijuí der landwirtschaftlichen Schulung. Durch ein Abkommen arbeiten beide Organisationen zusammen, um jungen Leuten aus Brasilien Praktika in Deutschland zugänglich zu machen. Der Vize-Präsident der Agrária erklärte, die angebotenen Möglichkeiten entsprechen einem einjährigen Aufenthalt in einem deutschen Landbetrieb. Einige Voraussetzungen sind jedoch von Bewerbern zu berücksichtigen: Sie müssen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren sein; den Führerschein besitzen; und Kenntnisse der deutschen Sprache nachweisen, denn das Praktikum schließt den Kontakt mit deutschen Landwirten, die Teilnahme an Tätigkeiten eines Landbetriebes und den wöchentlichen Besuch bei einem technischen Kurs ein. Dagegen wird dem Praktikanten Recht auf 22 Tage Ferien eingeräumt. Paul Illich kündigte dazu an, dass die Interessenten sich bereits an die MitgliederAbteilung der Agrária oder an die Direktion

selbst wenden können. Er hob hervor, die Bewerber werden sich im März/April 2011 einer Prüfung unterziehen müssen, die in Rio Grande do Sul stattfinden wird. MG

Zwei Institutionen für die landwirtschaftliche Ausbildung Laut der Webseite der Deula im Internet ist die Institution Lehranstalt – Ein Zentrum für die Ausbildung und berufliche Qualifizierung im Bereich Landwirtschaft, das 1926 gegründet wurde. Die Eigentümer sind: die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der Landkreis Nienburg. Die Deula Ijuí ist ein Verein, der mit der Unterstützung von 22 Organisationen rechnet. Sie richtet sich auf die Ausbildung in den Zweigen Landwirtschaft und Viehzucht für Töchter und Söhne von Landwirten. Zwischen 1997 und 2008 nahmen durch ihr Abkommen mit der Deula 450 junge Leuten an einer Ausbildung in Deutschland teil.


Unsere Leute An den Unterschied zwischen den Weihnachtstagen in Entre Rios und der Alten Heimat hat sich Christine Färber schon längst gewöhnt

Christine Färber hängt heute noch ihre selbst gebastelten Weihnachtssterne und Weihnachtsmänner an ihren Baum

Erinnerungen an Weihnachten diese wurden Kugeln, selbst gebastelte Papiersternchen, Kuchen, Süßigkeiten, Nüsse und Äpfel gehängt. Gegessen wurde Kalb- und Hühnerfleisch, gefüllte Ente und selbst gebackener Kuchen. Die erste Weihnachtsfeier fern von zu Hause zierte ein kleiner Christbaum, der vom Bauern besorgt wurde. Wenig Auswahl gab es beim Essen und Trinken. Die Bomben fielen noch heftig über Salzburg, aber die Donauschwaben waren dennoch froh, dass sie überhaupt etwas bekamen. “Wir waren Flüchtlinge, aber trotzdem konnten wir Weihnachten feiern”, erinnert sich Christine Färber. Sieben Jahre später, im November 1951, kam die Donauschwaben-Familie nun in Entre Rios an – einen Monat vor Weihnachten. In den ersten Wochen wohnten alle in Baracken. Aber schneller als gedacht war das Haus von Familie Färber am Heiligen Abend, im 3. Dorf Cachoeira fertig gebaut. “Wir zogen an Weihnachten in unser neues Haus ein. Man war sehr froh und unser Vater sagte: “Wenn wir das bezahlen können, dann werden wir endlich wieder eine Heimat haben”. Selbstverständlich waren auch

Foto: Archiv Heimatmuseum

In den heutigen Tagen wird das Weihnachtsfest in Entre Rios noch auf ähnliche Art und Weise wie in der Alten Heimat gefeiert. Wie waren aber die letzten Jahre in Europa und wie feierten die Donauschwaben in den ersten Ansiedlungsjahren in Entre Rios ihre Weihnachten? Vor fast genau 66 Jahren mussten die Donauschwaben Haus und Hof aufgrund des 2. Weltkrieges verlassen. Viele flüchteten kurz vor Weihnachten, wie die Familie von Christine Färber, 85. “Wir fuhren mit dem Pferdewagen am 17. Oktober 1944 ab und kamen in Österreich am 17. November an”, erklärt Christine Färber, die damals 19 Jahre alt war. “Da nicht alle auf dem Wagen Platz hatten, ging ich den ganzen vollen Monat zu Fuß”, erinnert sie sich. In einem kleinen Dorf in der Nähe von Salzburg bekam die Familie Unterkunft bei einer Bauernfamilie, bei der sie für 7 Jahre arbeiteten. Die letzten Jahre im Heimatland waren schwierig, die Männer der Familie waren im Krieg und das “Fest der Liebe” war nicht mehr so fröhlich wie vorher. Vor dem Krieg aber, wurde Weihnachten auf seine besondere Art gefeiert. Anstatt der Tannenbäume, wurden Tannenäste auf einem Gestell befestigt und an

Weihnachtsfeier in den Anfangsjahren im Dorf Cachoeira

die ersten Weihnachtsfeste in Entre Rios arm. Jedoch in Erinnerung bleiben die großen äußeren Unterschiede zu diesen Festtagen in Europa. Anstatt der Kälte, ein sehr warmer Sommer, anstatt der Tannen- oder Fichtenbäume, die stacheligen Pinheiros, anstatt Schnee, Watte auf dem Christbaum. Im Laufe der Jahre vergrößerten sich die Familien und es wurde Brauch, sich alle gegenseitig zu besuchen und zu beschenken. So gab es, wie früher in Jugoslawien auch, selbst gebackenen Kuchen, an den Christbäumen hingen Kugeln, Nüsse und Kerzen. Christine Färber hängt heute noch ihre selbst gebastelten Weihnachtssterne und Weihnachtsmänner an ihren Baum. “Als ich 11 Jahre alt war, lernte ich, diese Sternchen zu basteln. Genau dieselben mache ich heute noch”. Ihre verschiedenen Handarbeitsartikel gibt Frau Färber dem Adventsbasar der Evangelischen Gemeinde weiter. An den Unterschied zwischen den Weihnachtstagen in Entre Rios und der Alten Heimat hat sich Christine Färber aber längst gewöhnt. Jedoch muss sie heute noch lachen, wenn sie sich an die erste Feier in Brasilien erinnert. “Die Kinder sangen immer Weihnachtslieder bevor die Geschenke verteilt wurden. Es war aber doch sehr komisch, als sie “Leise rieselt der Schnee” sangen und wir alle, kurzärmelig bei hochsommerlichen Temperaturen, vor dem mit Watte geschmückten Pinheirobaum standen”. KP

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Foto: MG

Hauptthema

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den Vorbereitungen: Adventskranz und Adventskalender basteln, Christbaum aufstellen, Weihnachtskuchen backen und Lieder einüben. Diese Rituale hat sie in den letzten 30 Jahren, seit ihre Familie von der kleinen Stadt Timbó, im Bundesland Santa Catarina, nach Entre Rios zog, in die ganz persönliche Advents- und Weihnachtszeit eingefügt. “Adventskalender und Nikolaus kannte ich nicht, das war bei uns zu Hause nicht Brauch, ich finde es aber wunderbar für meine Kinder”, erzählt sie. Anderseits brachte sie auch typisch brasilianische Sitten mit. “Wir haben immer unsere Schuhe vor das Fester gestellt und obwohl das in Entre Rios nicht üblich ist, gibt es das bei uns doch”. In Brasilien gibt es sogar ein Lied für diesen Brauch, bei dem die Schuhe “plötzlich” voller Süßigkeiten sind, als Zeichen dafür, dass der Weihnachtsmann bald kommt. Wenn es um die Weihnachtszeit geht, ist Tania hoch begeistert: Anfang November wird der künstliche Christbaum aufgestellt, denn sie möchte ihn ja auch möglichst lange genießen können. Daran hängt die Musiklehrerin selbstverständlich selbst gebastelte Musiknoten und sogar Miniatur-Plastikinstrumente. Wie bei Tania, wird schon in vielen Häusern nur noch ein künstlicher

Foto: FH

Wieder ist ein Jahr vorbei und die “Zeit der Liebe” zieht in vielen Ländern der Erde die Menschen in ihren Bann: “Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle, mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit. Und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle schöne Blumen der Vergangenheit”, so der deutsche Schriftsteller Joachim Ringelnatz, im Gedicht Weihnachten. Wie früher zählen noch heute Kinder und Erwachsene von eins bis vier und, sei es in Entre Rios oder irgendwo auf der Welt, steht das Christkind wieder vor der Tür. Die Vorbereitungen beginnen oft einen Monat vor der Heiligen Nacht. Auf der donauschwäbischen Siedlung wurden in den letzten Wochen Dekorationen aus manchmal schon alten, verstaubten Schachteln hervorgeholt, Kuchen gebacken, Weihnachtslieder geübt, Adventskalender geöffnet, die Kerzen des Adventskranzes angezündet, Geschenke gekauft. Die deutschen Advents- und Weihnachtsbräuche sind auch heute noch, knapp 60 Jahre nach der Auswanderung, weiterhin in Entre Rios lebendig. Dazu kamen mit der Zeit verständlicherweise auch brasilianische Traditionen, wie zum Beispiel die Schuhe vor das Fenster zu stellen oder das sogenannte “Amigo Secreto“ (Geheimer Freund) mit der Familie zu spielen. Es entstand also eine Vielfalt an Gebräuchen aus mehreren Kulturkreisen, wobei viele donauschwäbische Kinder in Entre Rios in dieser hochsommerlichen Weihnachtszeit – zum Scherz – am liebsten “Leider rieselt kein Schnee” singen würden. Kein Schnee, keine Tanne, keine Kälte. Zeitschrift Entre Rios fasste diese besondere Weihnachtszeit von Entre Rios zusammen, eine Zeit der Liebe wie keine andere, die gleichzeitig ein Ergebnis aus verschiedenen Kulturen ist, sei es die deutsche, brasilianische, kroatische, österreichische oder einfach die ganz typische donauschwäbische Advents- und Weihnachtszeit. Für Musik-Lehrerin Tania Raquel Bona Keller, 37, ist es ihre liebste Zeit des Jahres. Weit länger als einen Monat vor dem 24. Dezember beginnt sie mit

Foto: FSER

Weihnachten in Entre Rios

Die Kleinen tragen dem heiligen Nikolaus Lieder und Theaterstücke vor. Dafür bekommen sie ein kleines Präsent


große Ziel ist es, erklärt Sieglinde, den Kindern gerade schon in diesem Alter auf verschiedene Art beizubringen, wofür man Weihnachten feiert. Auch möchten die Lehrer den Schülern das “Teilen-können” näher bringen, vor allem durch die Geschichte von St. Martin, an die immer am 11. Dezember vor der Kirche durch Kinder mit einem Theaterspiel erinnert wird. Nach diesem Theaterspiel ziehen alle Kinder mit einer selbst gebastelten Laterne bis zum Kindergarten, wo sie eine Schokoladenschnecke bekommen. Auch bemühen sich die Kleinen, Lieder und Theaterstücke vorzutragen wenn rund um den 6. Dezember der Nikolaus kommt. Dafür bekommen sie auch von Sankt Nikolaus ein kleines Präsent. Da aber nicht alle Kinder in Entre Rios auf diese Weise beschenkt werden, spenden die Schüler aus dem Kindergarten der Leopoldina-Schule den ärmeren Kindern immer auch noch neues oder eigenes, gut erhaltenes Spielzeug. “Damit möchten wir den Kindern beibringen, dass es wichtig Foto: FSER

Kerzen mit Weihnachtszeichnungen, aber oft auch mit modernen elektrischen Jingle-Bells-Weihnachtsmännern zu verzieren. “Ich mache das von Herzen gerne und deswegen fangen wir bei uns zu Hause über einen Monat vorher mit der Vorbereitung an”, schildert Tania, wobei ihr älterer Sohn, Holger, 5, tatkräftig mithilft. “Meine Mutter bemühte sich immer sehr, uns eine schöne Weihnachtszeit zu gestalten und ich versuche dasselbe, hauptsächlich für die Kinder”, fügt sie hinzu. Für die Kleinen wird es ab dem 1. Dezember mit dem Öffnen des ersten Adventskalenderfensters so richtig spannend. Jeden Tag etwas Neues. Für die Kinder ist es fast eine Qual, nicht gleich alle Fenster auf einmal öffnen zu dürfen. Für Besucher oder Touristen kann dies alles schon sehr beeindruckend sein: Wie ist es zu erklären, dass es diese typisch deutsche Tradition in Entre Rios noch immer gibt? Im Kindergarten der Leopoldina-Schule werden zu dieser besonderen Jahreszeit

Tania Keller und Sohn Holger beginnen die Vorbereitungen auf Weihnachten schon über einen Monat zuvor

Der Adventskalender wird von den 5-Jährigen des Kindergartens selbst gebastelt. In jedem geöffneten Fenster findet sich eine neue Aufgabe oder eine Süßigkeit

oder permanenter Christbaum aufgestellt. Bis vor rund zehn, fünfzehn Jahren aber war es durchaus üblich, Pinheirobäume aufzustellen. Diese Pinheiros oder Araukarien sind typisch südbrasilianische Nadelbäume, die als Jungbäume sehr den Tannen und Fichten ähneln, jedoch weit größere und messerscharfe Nadeln aufweisen, so dass Christbaum schmücken oft recht schmerzhaft war. Wie auch in Deutschland oder Österreich wurden Kerzen angezündet, was heute bei künstlichen Bäumen wegen der Brandgefahr nicht mehr empfehlenswert ist. Auch ist es auf der Siedlung üblich, das gesamte Haus mit Weihnachtslichtern und -motiven,

verschiedene Aktivitäten vorbereitet. Der Adventskalender, zum Beispiel, wird von den 5-Jährigen selbst gebastelt und mit nach Hause genommen. In jedem geöffneten Fenster findet sich eine neue Aufgabe oder eine Süßigkeit, erklärt die Koordinatorin des Kindergartens, Sieglinde Schwarz. “Entweder muss der Schüler eine kleine Aufgabe lösen, wie zum Beispiel ein Lied singen oder der Mutter zu Hause helfen, oder das Kind bekommt eine Süßigkeit”. Neben dem Adventskalender wird auch der Adventskranz in Ehren gehalten: Jeden Montagmorgen, nach dem entsprechenden Adventssonntag werden die Kerzen entzündet und Lieder mit allen Klassen gesungen. Das

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Foto: FSER

versuchen es spannend und interessant zu gestalten, damit die Leute einen angenehmen Abend haben”, ergänzt die Frau des Obmanns, Irene Milla. Unterstützt wird die Theatergruppe jedes Jahr auch durch einen Chor und von Musikanten. “Wir möchten uns auch bei Lehrerin Marcia Milla Klann und Lehrer Antonio Schneiders bedanken, die sich jedes Jahr zur Verfügung stellen, um den Chor und die Kapelle zu leiten”, betont Obmann Milla. Nun ist es so weit. Der 24. Dezember ist oft ein unendlich langer Tag für die Kinder, da der Weihnachtsmann erst abends die Geschenke bringt. Die Art zu Feiern hängt von der Tradition jeder einzelnen Familie ab. Größtenteils, wenn noch kleine Kinder im Hause sind, wird schon am 24. gefeiert. Wie es auch früher üblich war, werden zuerst die Weihnachtslieder gesungen, obwohl weder “Oh Tannenbaum” noch “Leise rieselt der Schnee” richtig zur brasilianischen Realität passen – mit Ausnahme des universellen “Stille Nacht”. “Das sind so schöne Lieder. Obwohl sie nicht ganz zu uns in Brasilien passen, gehören sie dennoch zum Liedgut unserer Vorfahren und deswegen singen wir sie auch”, meint Tania, die als Musiklehrerin selbstverständlich die Lieder vorher einübt, um mit Familie und Freunden zu singen. Nach den Liedern stehen nun endlich die Geschenke im Mittelpunkt. Die Neugierde, Spannung und Freude der Kleinen wächst mit den Überraschungen unter dem Christbaum.

ist, mit dem Nächsten zu teilen, dem Nächsten etwas von Herzen gern zu geben”, betont Sieglinde. Obwohl die Kindergartenschüler erst zwischen 2 und 6 Jahre alt sind, glaubt die Koordinatorin, dass diese wichtige aber noch recht schwierige soziale Einstellung von den Kindern dauerhaft angenommen wird. “In diesem Alter sind die Kinder oft geizig, möchten nicht teilen und man sieht, wie wichtig es ist, das zu ändern. Ich denke, sie verstehen es schon ganz gut”. Auch dieses Jahr werden Geschenke, bzw. Spielsachen bei der sogenannten “Weihnachtskampagne” gesammelt, die jährlich ein erfolgreiches Ereignis ist. “Wir bekommen meist mehr Spenden als man braucht”, erklärt Sieglinde. Diese vielfältige donauschwäbischdeutsche Traditionspflege schon ab dem Kindergarten erklärt von selbst, wie viel heute noch von der alten Heimat und von Deutschland in Entre Rios erhalten ist. Die Vorbereitung auf Weihnachten umfasst jedoch noch einige europäische Sitten, wie den Weihnachtskuchen und die Weihnachtsfeier am Abend des 24. Dezember. Dazu gehört selbstverständlich auch noch der Brief an den Weihnachtsmann, der dann unter den Christbaum gelegt wird und über Nacht abgeholt wird. Dennoch

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soll nicht zu viel Wert auf Geschenke, sondern mehr auf die Bedeutung des Abends gelegt werden. “Wir zünden an jedem Adventssonntag die Kerzen zusammen an und dabei erkläre ich meinen Kindern die christliche Bedeutung von Weihnachten und erzähle die Geschichte Jesu”, sagt Tania. Diese Geschichte wird auch der ganzen Gemeinde mit dem schon traditionellen Krippenspiel des 2. Dorfes Jordãozinho dargeboten. Schauspieler und Musikanten spielen die Geschichte der Geburt Jesu im Freien vor. “Es sind Jugendliche hauptsächlich aus dem 2. Dorf, die schon seit einigen Jahren zusammen dieses Theaterstück vorführen”, erzählt Obmann José Milla. Das Krippenspiel wird jedes Jahr in der Weihnachtswoche vorgetragen. Diesmal fand es am 22. Dezember vor dem Gemeindehaus statt. “Früher wurde es auf dem Freizeitgelände aufgeführt, aber das war recht umständlich, deswegen haben wir es heute ins Dorf verlegt, da können alle Omas und Opas zu Fuß hinkommen”, erklärt Milla. Zusätzlich zum Theaterstück können die Besucher nebenbei auch noch Süßigkeiten naschen und den angenehmen Sommerabend genießen. Eine der großen Attraktionen des Abends ist auch hier der Weihnachtsmann. Nicht nur durch seine Anwesenheit, sondern hauptsächlich wegen der Art und Weise, wie er gleich nach dem Theaterstück erscheint und dabei oft die Zuschauer überrascht. “Als die Feier noch am Schwimmbad stattfand, kam er einmal mit dem Boot, das andere Mal mit einem Rasentraktor und auch mit dem Pferdewagen kam er plötzlich an”, erzählt Milla. Im Dorf “landete” der Weihnachtsmann schon mit einem Motorrad, einem besonders geschmückten VW-Käfer oder auf dem Anhänger eines Traktors. “Wir

Foto: FSER

Die Kinder des Kindergartens fertigen auch einen Adventskranz an

Die Kleinen schmücken den Christbaum des Kindergartens


Foto: Privatarchiv Milla

Obmann José Milla (im Bild als Josef) betont, dass das Krippenspiel in Jordãozinho seit Jahren hauptsächlich von Jugendlichen aus dem 2. Dorf vorgeführt wird

Foto: Privatarchiv Milla

Foto: FSER

Das Abendessen am 24. Dezember mit der ganzen Familie, ist in Brasilien Tradition. Auch in Entre Rios treffen sich Verwandte oft bei den Großeltern zum gemeinsamen Weihnachtsmahl. Oft wird dann typisch brasilianisch “Amigo Secreto”, oder “Geheimer Freund” gespielt. Es geht darum, dass jeder einen Zettel mit einem Namen aus der Runde zieht. Anstatt aber einfach das Geschenk an den Betreffenden zu übergeben, erzählt man so lange Details über die Person bis diese erraten ist. Der so Beschenkte, ist nun an der Reihe, seinen “Geheimfreund” zu beschreiben, bis schließlich alle ein Geschenk bekommen haben. Bei Familie Vollweiter, im 3. Dorf Cachoeira wurde dieses Spiel vor Jahren eingeführt, jedoch mit kleinen Änderungen. “Wir spielen es immer am Nachmittag des 25. Dezember und es nehmen nur die daran teil, die gerade anwesend sind”, erklärt Magdalena Vollweiter, 79. Da die Familie rund 50 Leute zählt, wäre es fast unmöglich, dass sich alle gleichzeitig beteiligen

Beim Krippenspiel ist der Weihnachtsmann eine der großen Attraktionen. Nicht nur durch seine Anwesenheit, sondern hauptsächlich wegen der Art und Weise, wie er erscheint

Fotos: FSER

Jeden Montagmorgen im Advent werden die Kerzen entzündet und Lieder mit allen Klassen gesungen

Schon im Kindergarten lernen Schüler von 2 bis 6 Jahren den Sinn des Teilens und die Bedeutung von Weihnachten, vor allem durch die Geschichte von St. Martin

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Foto: FSER

Foto: Privatarchiv Vollweiter

Für Tania Keller und ihre Familie ist die Weihnachtszeit etwas ganz besonderes. Man zündet Kerzen an, erzählt und singt

In der Großfamilie Vollweiter mit über 50 Mitgliedern wurde ein besonderes “Geheimfreund-Spiel” eingeführt

stimmungsvolle Weihnachtsatmosphäre zieht sich doch noch weiter in die Länge, als “wenn wir im Traume eines ewigen Traumes alle unfeindlich sind - einmal im Jahr!”, so wieder Ringelnatz im Gedicht “Vorfreude auf Weihnachten”. Dasselbe meint auch Tania Keller: “Es

sieht so aus, als wären in dieser Zeit alle Menschen besser und fröhlicher. Das sollte ja das ganze Jahr so sein, aber die Weihnachtszeit ist einfach etwas ganz besonderes”. KP

Foto: Privatarchiv Müller

gibt es das “Geheimfreund-Spiel” und zum Abendessen die donauschwäbischen Sarmen. Ab dann wird noch Musik gespielt und gesungen, oft bis spät abends. Damit ist die Weihnachtsfeier, auch wenn sie noch so lustig und fröhlich ist, in Entre Rios zu Ende. Aber die

Verwandte treffen sich zum gemeinsamen Weihnachtsessen

Foto: Privatarchiv Vollweiter

Foto: Privatarchiv Vollweiter

können. “So schreiben wir die Namen der Anwesenden auf Zettel. Jeder zieht einen und man beginnt, die Person zu beschreiben. Dieser “Geheimfreund” bekommt nun ein Geschenk”, erklärt Elvira Kreuscher, 45, die Tochter von Magdalena. Dieses Geschenk aber darf zweimal von einem anderen Verwandten “gestohlen” werden und so verwandelt sich das Spiel zu einer angenehmen, recht lustigen Angelegenheit. “Es ist immer sehr lustig und interessant, außerdem ist die Oma froh, wenn alle Kinder, Enkelkinder und Urenkelkinder beieinander sind”, findet Edeltraud Korpasch Zimmermann, 39, eine der Enkel. Das Fest der Familie Vollweiter beginnt immer mittags, mit dem typischen Churrasco, dem Spießbraten, und mit donauschwäbischen Süßigkeiten. Dann

Gemeinsames Singen bei Familie Vollweiter

Bis vor rund zehn Jahren war es üblich, Pinheirobäume als Christbäume aufzustellen. Heute stehen sie unter Naturschutz

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Gemeinde

V. l. n. r: Carmem, Gabi und Marcia führen die Stickerei Minau seit rund 7 Jahren: Aus einer Idee ergab sich ein erfolgreiches Unternehmen Die Stickerei bietet verschiedene Artikel an. Im Bild, einige Beispiele zur Weihnachtszeit

Kunststickerei in Entre Rios nicht kreuz und quer stickt und Zeit verliert”, fügt sie hinzu. Zu bestimmten Jahreszeiten, wie zum Beispiel vor Weihnachten, werden entsprechende Stickereien gesucht. Handtücher mit Weihnachtswünschen wie “Frohe Weihnachten” oder sogar Tischtücher, je nach Bedarf, sind einige Beispiele, die von der Firma Minau angefertigt werden. “Eigentlich versuchen wir alles. Was verlangt wird, wollen wir bestens und vor allem schnellstens liefern. Zu Weihnachten haben wir nun sehr viel zu tun”, ergänzt Marcia. Dazu bekommen die Schwestern auch die wichtige und erfahrene Hilfe von Mutter Gabi Hülse, 54. Seit drei Jahren hilft sie ständig mit, um den großen Aufwand an Arbeit zu bewältigen. “Sie haben mich gebeten, ihnen zu helfen und da ich es sehr gerne mache, arbeite ich mit meinen Töchtern zusammen”. Die effiziente und schnelle Leistung bringt dem Unternehmen eine große Anzahl von Aufträgen in verschiedenen Bereichen. Logomarken, Zeichnungen, Bilder und verschiedene Sprüche werden auf Schuluniformen, T-Shirts, Kappen, Hemden oder Tücher gestickt. Die Idee, eine Stickerei zu gründen, kam plötzlich bei einem Gespräch zwischen den beiden Schwestern, vor rund sieben Jahren. Genauso schnell wurden die Gedanken in die Praxis umgesetzt. “Wir haben die Stickmaschine von Frau Maria Keller mit der Computersoftware abgekauft und fingen sogleich mit dem Geschäft an”, erinnert sich Carmem. Die Hauptkunden sind heute noch Firmen aus Guarapuava, aber viele Artikel, die sich auf Entre Rios beziehen, werden auch im Andenken-Basar im 1. Dorf Vitória hauptsächlich den

Touristen angeboten. Natürlich betrifft die Arbeit auch das Brauchtum der Siedlung durch ihre Dirndl-Stickerei. In weniger als 10 Jahren konnte der Betrieb große Fortschritte machen, aber die Gründerinnen möchten sich noch weiter entwickeln. Dazu nehmen beide an Fachmessen teil und wollen gerne modernere Maschinen einsetzen. “Wir haben noch ein älteres System und werden uns wohl ein besseres leisten müssen”, meint Marcia. Denn der Betrieb hält fest daran, die Kunden bestens zu bedienen. “Wir fertigen immer vorher einige Modelle, um genauestens Farbe und Arbeit zu entwerfen und leiten diese so schnell wie möglich an unsere Kunden weiter”. So ist Minau auf dem richtigen Weg und stickt an einem erfolgreichen Beispiel unter den Betrieben von Entre Rios. KP Fotos: KP

Manchmal geht es ganz schnell. Eine Idee, eine Gelegenheit und schon steht dem Traum einer Firmengründung nichts mehr im Wege. Vor rund sieben Jahren bauten zwei Schwestern im 5. Dorf Samambaia ihre eigene Firma auf, die Stickerei Minau, die ihren Namen aus den beiden Gründerinnen ableitet: Carmem Hülse Nauy, 33, und ihre Schwester Marcia Hülse Milla, 36, “Mi” – von Milla - und “Nau” – von Nauy -, ergibt “Minau”. Der Betrieb beliefert heute nicht nur Kunden aus Entre Rios, sondern auch aus Guarapuava, Curitiba, Rio de Janeiro und sogar Kroatien. Das hat auch seinen guten Grund: Viel handwerkliches Geschick und gute Fachkenntnisse in der Verarbeitung sind auch bei computergesteuerten Arbeitsabläufen für die Herstellung ihrer besonderen Produkte entscheidend. Eine Zeichnung oder ein Bild auf eine Computersoftware zu bringen, die richtigen Farben - und den Maschinenablauf einzufügen und das gesamte Ergebnis auf einem Stoffstück sticken zu lassen, ist dann ein vom Kunden anerkanntes Kunstwerk. Wäre es nicht so, Carmem müsste nicht stundenlang am Computer sitzen, um etwa eine interessante Logomarke zu entwerfen und später noch einmal viel Zeit zu verbringen, um die günstigsten Einstellungen der Maschine zu programmieren. “Zuerst muss ich den Wunsch des Kunden – wenn ich von ihm kein fertiges Bild oder eine Zeichnung bekomme – entwerfen und bearbeiten”, erklärt Carmem. “Danach programmiere ich die Stickmaschine mit der Software, damit diese auf günstige Weise das gewünschte Bild stickt, das heißt, damit die Maschine

Carmem ist dafür zuständig, die Bilder oder Zeichnungen zu entwerfen, zu bearbeiten und auf günstige Weise mit der Software zu programmieren

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Kochkunst

Donauschwäbische Süßigkeiten

Fotos: MG

Maschinkekse – auch zu Weihnachten

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Weihnacht – eine Zeit, in der unsere Hausfrauen in Entre Rios besonders gern und viel backen. So zieht auch durch die Küche von Magdalena Abt in Jordãozinho ein unverwechselbarer Weihnachtsduft. Die 63-Jährige genießt die Adventszeit, indem sie Weihnachtskekse bäckt. Darunter sind über 15 Sorten. “Vor einigen Jahren hatte ich den Herzenswunsch, bekannten älteren Menschen eine Weihnachtsfreude zu machen. Aus dieser Empfindung heraus, setzte ich mir das Ziel, jedes Jahr diesen Leuten ein Päckchen mit Keksen zu schenken”, erzählt die Hausfrau. Dass Magdalena so viel Freude und Spaß in der Küche findet, verdankt sie ihrer Schwiegermutter Barbara Abt. “In meinem Elternhaus war ich das älteste Kind und musste auch meinem Vater auf dem Feld helfen. Für das Backen und Kochen lernen blieb wenig Zeit. Mit 17 heiratete ich und zog zu meinen Schwiegereltern. Während 20 Jahren vererbte mir meine Schwiegermutter alle ihre kulinarischen Kenntnisse. Sie hatte immer viel Geduld, so durfte ich nach Herzenslust in der Küche ‘wirtschaften’”. Eines ihrer Plätzchen-Rezepte sind die Maschinkekse, die sicherlich fast allen Donauschwaben bekannt sind und von unseren Großmüttern viel gebacken wurden. Magdalena Abt gibt ihr Rezept bekannt: Mit 450 g Butter, 450 g Zucker, Vanillezucker und 1 kg Mehl einen Streusel machen. Dazu unterrührt man 6 Dotter und zwei ganze Eier und knetet einen Mürbeteig. Den lagert man für eine Stunde im Kühlschrank. Danach wird der Teig kurz geknetet und durch die Fleischmaschine mit Spritzvorsatz gedreht. Man bricht die Streifen ab, wie lange man die Kekse wünscht. Man kann den Teig auch als S-Förmchen oder Ringe formen (siehe im Foto). Im vorgeheizten Backofen werden die Maschinkekse 15 Minuten hellgelb gebacken. Diese Plätzchen können schon in der 2. Adventswoche gebacken und in einem geschlossenen Gefäß aufbewahrt werden, damit

sie knusprig bleiben. Magdalena Abt spornt auch junge Frauen an, das Rezept auszuprobieren und wünscht den Lesern “süße” Weihnachten. RE

Magdalena Abt nimmt den Teig aus dem Kühlschrank und knetet ihn kurz, ...

... gibt ihn dann durch die Fleischmaschine mit Spritzvorsatz

... und formt den Teig in S-Figuren, als Ringe und in Streifen


Kultur

Gerstefest Foto: FH

Foto: FH

6. – 10.10.2010

7.10: Kulturabend unter dem Motto “Heimat” der DonauschwäbischBrasilianischen Kulturstiftung - ältere und jüngere Generationen, gemeinsam in Musik- und Tanzgruppen für die Aufrechterhaltung der traditionellen donauschwäbischen Kultur Foto: MG

Foto: MG

6.10: Die Lichterprozession, die um den Platz der Neuen Heimat zieht, eröffnete das Gerstefest und endete mit einem ökumenischen Gottesdienst in der St. Michaels-Kirche unter dem Motto “Säen und ernten mit Licht”

Foto: FH

8.10: Die Seniorentanzgruppe wirkte zu Beginn des “Fischabendes” ebenfalls mit: Spaß am Tanzen unabhängig vom Alter, Beispiel für junge Leute

Foto: FH

8. und 9.10: Das Fischessen und der Schwabenball lockte an zwei festlichen Abenden ca. 3.800 Personen in die Festhalle der Genossenschaft Agrária

Foto: MG

10.10: Das Gulaschessen wurde von der Evangelischen Gemeinde Cachoeira vorbereitet - Gäste kosteten dabei den wahren Geschmack der Tradition

8. und 9.10: Ein traditionelles Freundschaftszeichen Tanzgruppen-Mitglieder warteten den Gästen mit gebratenem Fisch auf

10.10: Während des Gulaschessens trat neben den lokalen Gruppen auch eine Tanzgruppe der Benjamin-ConstantSchule aus São Paulo auf

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Foto: FSER

Foto: Privatarchiv Hertz

Kurzmeldungen

Foto: MG

Mit dem Ziel, eine Stätte der Begegnungen zu schaffen und eine besinnliche vorweihnachtliche Atmosphäre zu verbreiten, veranstaltete die Donauschwäbisch-Brasilianische Kulturstiftung zum sechsten Mal am 9. Dezember einen Weihnachtsmarkt. Ess- und Trinkstände sorgten für das Mittagessen. Aussteller aus der Gemeinde präsentierten ihr vielseitiges Sortiment: Adventsgestecke, Dekorationsartikel, Weihnachtsschmuck, Hand- und Bastelarbeiten, Schokolade, selbst gebackene Kekse und Stollen. Die Kulturgruppen sorgten für vorweihnachtliche Stimmung mit Gesang und Musik. Und zur Freude der Kinder kam der hl. Nikolaus, um die Kleinen zu bescheren.

Die Agrária veranstaltete am 20. und 21. Oktober die WinterShow 2010 - Ein technisches Treffen über Wintergetreide. An beiden Tagen umfasste das Programm am Vormittag Vorträge von Fachleuten im Kulturzentrum Mathias Leh und am Nachmittag die Besichtigung einer landwirtschaftlichen Ausstellung auf der Agrária-Stiftung für Landwirtschaftsforschung (FAPA). Besucht wurde die diesjährige Ausgabe des Treffens von ca. 800 Personen, darunter Genossenschaftsmitglieder, Landwirte aus der Region, Agraringenieure und Studenten.

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Foto: FH

Anlässlich seines 25. Gründungsjahrs veranstaltete Sportverein Danúbio am 23. und 24. Oktober ein Sportfest. Es wurde ein Schweizerfußballturnier der Veteranen durchgeführt. Meister wurde die Mannschaft “Os Compadres”, die aus ehemaligen Danúbio-Sportlern bestand. Im Doppelbocciaturnier erreichten João Luiz Costa Vaz und Roberto Sattler den ersten Platz. Am Sonntagvormittag spielten Danúbio und Aprovale um die Juniorenmeisterschaft, in der Aprovale 1:0 gewann. Zu Mittag wurde ein Mittagessen serviert. Danach wurde der erste Verwaltungsrat des Vereins geehrt, der eine 25 Kilo schwere Torte anschneiden durfte. Der erste Danúbio-Vorstand bestand aus Wienfried Leh (Präsident), Walter Weckl (Vize-Präsident), Günther Gutfreund (Kassier), Norbert Geier (Sekretär) und Edio Sander (Sportdirektor). Bei diesem Anlass wurde auch Eliseu Schuaigert geehrt, der sich während den 25 Jahren immer beim Verein betätigte und der erste Torschütze des Danúbio ist. Abschließend wurde das Klassiker-Spiel zwischen den Vereinen Entre Rios und Danúbio ausgetragen. Danúbio gewann 5:3.

Am 13. und 14. November fand in Americanas, im Bundesstaat São Paulo, die brasilianische Trap-Nationalmeisterschaft statt, bei der sich über 100 Teilnehmer aus 13 Bundesstaaten beteiligten. Auch aus Entre Rios nahmen 3 Sportler aus dem Schützenverein Clube de Tiro Esportivo teil. Claudia Hertz Marath gewann im Damenwettbewerb zum zweiten Mal den ersten Platz bei Top 100 und Top 200. Claudias Vater, Antonio Hertz erreichte auch zum zweiten Mal bei Top 100 in der Kategorie Senior A den 1. Platz und den 3. Platz bei Top 200. Alexandre Marath schaffte bei Top 100 den 3. Platz und wurde Vize-Meister bei Top 200 in der Kategorie Senior A.

VERANSTALTUNGSKALENDER Januar 2011 09 - Sportfest – Dorfgemeinde Samambaia Änderungen vorbehalten


Foto: Privatarchiv Müller

Am 15. November wurde der Bezirk Entre Rios von einem heftigen Hagelsturm überrascht. Die Station FAPA berichtete, dass der Niederschlag insgesamt 27,2 mm betrug, und etwa 20 Minuten andauerte. An einigen Stellen hat sich mehr als 10 Zentimeter Eis angesammelt. Einerseits bewunderte die Bevölkerung die scheinbar europäische Winterlandschaft. Andererseits wurden erhebliche Schäden verursacht. Das Dach der Tankstelle in Vitória brach unter dem Gewicht des Eises das sich angesammelt hatte, über ein Auto ein. Laut Feuerwehr gab es mindestens 14 Häuser mit beschädigten Dächern und mit Infiltration. Die Kindertagesbetreuung hatte Probleme mit eindringendem Wasser und bleibt bis zum nächsten Jahr ausgesetzt. Auch die Landwirtschaftsfelder in der Umgebung des 1. Dorfes erlitten schwere Schäden, und das Krankenhaus Semmelweis konnte wegen der Wasserschäden für zwei Tage nur teilweise funktionieren.

Trauermeldungen

Die Schule “Colégio Imperatriz Dona Leopoldina” in Vitória bedankt sich bei allen “Engeln”, die im Jahr 2010 mit Schulgeld oder Material mithalfen oder sogar das ganze Schuljahr eines Kindes bezahlten. “Wir sind sehr stolz, solche “Engel” in unserer Gemeinschaft zu haben und jede Hilfe ist immer herzlich willkommen”, betonte Direktorin Telma Leh.

Elisabeth Schieber ist am 18. Oktober im Alter von 53 Jahren in Vitória gestorben. Sie ist am 6. März 1958 in Vitória, Entre Rios, geboren. Es trauern um sie ihre Eltern Anton und Maria Schieber und ihre 5 Geschwister. Maria Steringer, geb. Korpasch, ist am 19. Oktober im Alter von 82 Jahren in Cachoeira verstorben. Sie wurde am 2. Februar 1928 in Grabocvi, Syrmien, Jugoslawien, geboren und kam mit dem 4. Transport nach Entre Rios. Sie wird betrauert von ihrem Ehemann Johann. Katharina Helleis, geb. König, ist am 23. Oktober im Alter von 97 Jahren in Socorro gestorben. Sie ist am 28. September 1913 in Kukujevci, Syrmien, Jugoslawien, geboren und kam mit dem 5. Transport nach Entre Rios. Es trauern um sie ihre Kinder Katharina, Maria und Siegfried, 7 Enkel und 16 Urenkelkinder.

Im Namen der Donaudeutschen Landsmannschaft in Rheinland-Pfalz und auch ganz persönlich wünsche ich allen Freunden, Förderern und Mitgliedern ein gnadenvolles, friedliches und frohes Weihnachtsfest und für das Jahr 2011 viel Glück, Gesundheit, Wohlergehen und Gottes reichen Segen.

Regina Vogel Hauth ist infolge eines Verkehrsunfalls am 23. November im Alter von 68 Jahren in Cachoeira verstorben. Sie wurde am 23. April 1942 in Kapan, Kroatien, geboren und kam mit dem 4. Transport nach Entre Rios. Ihr Ehemann Sebastian ging ihr im Tode voraus. Sie wird betrauert von ihren Töchtern Adelheid, Evelyne, Gabriela, Sabine und Ana Rita, von 10 Enkeln und 1 Urenkelkind. Maria Heinz ist am 29. November im Alter von 87 Jahren in Jordãozinho gestorben. Sie ist am 6. Dezember 1922 in Vodinci, Slawonien, Jugoslawien, geboren und kam mit dem 4. Transport nach Entre Rios. Es trauern um sie ihre Brüder Stefan und Anton und Schwester Juliana.

Josef Jerger Landesvorsitzender

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