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Unrichtigkeit der Richtigkeit und begeistere mich für die Elegantisierbarkeit des zunächst Profanen. Das ihr gewidmete Pfeilgedicht geht im Grunde nicht auf eine spezifische Arbeit ein. Die Gefahr des Scheiterns wäre hoch, weil man sich auf kleine monokausale Echos festzulegen hätte. Ich verwirbele

stattdessen Elemente einer gemutmassten Urheberin und ihres Werks zu einem Zwiegespräch mit der eigenen Persona und ihren momentanen Interessen. In einem Raum, der die Physik so aushebelt, wie es vielleicht der Bildraum bei Jorinde Voigt tut. Ein Raum mit viel freier Valenz. Zum Abschluss die Frage: Woran arbeiten

Gedicht RITORNELL für Jorinde Voigt du hattest deinen Pfeilmantel an, der einen Horizont fortsetzte, aus dem ich Wasser schlüpfte, du Stäbe bautest, ich wollte weiter mich ins Meer vertun, doch du erteiltest eine Silhouette, die einem Berg entsprach: dein Haar, von dir zuletzt auf wirr geturnt, nahm etwas Sonne aus dem Spiel, ich nannte ein Aspektpaar uns, du meintest: sag mir das doch in Wunderweiss, dann zog ein Sturm ein bisschen Grusel aus der See, ich fühlte an Entpapstung mich erinnert und trank die Restanlegemilch, die Stimmung kippte, du warfst die See in eine Welle und sahst mich nicht mehr ein, du sahst mich um. Ritornell. Für Jorinde Voigt Aus: Ron Winkler, Prachtvolle Mitternacht. Gedichte © Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung GmbH, Frankfurt am Main 2013 Bild: http://jorindevoigt.com/blog/?page_id=10

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