Troccas: Eine Anleitung wie Troccas gespielt wird

Das Kartenspiel «Troccas» wird in einigen romanischsprachigen Teilen des Kantons Graubünden, hauptsächlich im Bündner Oberland, gespielt. Wie beim Schieber kämpfen vier Spieler in zwei Teams um den Sieg. Dies ist aber eine der wenigen Gemeinsamkeiten mit dem Jass: Bei Troccas werden mit 78 Karten gespielt und über das Blatt, welches man in den Händen hält, wird «gesprochen». In diesem Artikel erklärt Annalisa Cathomas, Leiterin von Troccas-Kursen, wie das Spiel funktioniert.

Die Troccas-Karten

Ein Spiel besteht aus 78 Karten. Von diesen 78 Karten sind 14 spadas (Schwerter), 14 cuppas (Kelche), 14 rosas (Rosen), 14 bastuns (Stöcke), 21 troccas (Trümpfe) und eine il narr (Narr).

Die spadas, die rosas, die bastuns und die cuppas sind die Farben des Spieles. Sie bestehen jeweils aus retg (König), regina (= femna) (Königin, Dame, Frau), cavagl (Ritter), buob (Bube) und aus zehn lecras (Karten ohne Punkte).

Die troccas sind von 1 – 21 nummeriert. Man könnte sie mit dem Trumpf beim Jass vergleichen; mit dem Unterschied, dass man die troccas ausspielen muss, wenn man die Farbe nicht mehr spielen kann (die Troccas-Karten sind untenstehend abgebildet).

Troccas Karten

Der narr ist der Joker. Er kann jede beliebige Karte ersetzen. Der narr bleibt jedoch immer im Besitz desjenigen Spielers, der den narr ausgespielt hat.

Ils retgs (die Könige jeder Farbe), il bagat (nr. 1 der troccas), il mund (nr. 21 der troccas) und il narr (der Narr, Joker) werden ils honors genannt und zählen jeweils 5 Punkte. Die reginas (Königinnen) zählen 4 Punkte, die cavals (Ritter) zählen jeweils 3 Punkte und die buobs (Buben) 2 Punkte. Die lecras und die übrigen troccas sind keine Punktekarten. Indem die Stiche und nicht die Karten gezählt werden, darf man dagegen einen Punkt pro Stich zählen, welcher aus 4 lecras und/oder troccas besteht.

Die Spielregeln

Ziel des Spieles: So viele Punkte wie möglich machen und die Gegenspieler schwächen, indem man sie durch geschicktes Spielen zwingt die troccas für Karten auszuspielen, welche wenige Punkte einbringen.

Ein Spiel dauert 4 Runden. Wer zuletzt Plus-Punkte besitzt, hat gewonnen. Troccas spielt man meistens zu viert, zwei gegen zwei. Die Zusammenstellung der Spieler wird wie folgt ausgelost: Die erste Karte wird in die Mitte des Tisches gelegt, dann erhält jeder Spieler/Spielerin, rechts herum, eine Karte. Wer eine trocca (=Trumpf) hat, wird übergangen. So wird fortgefahren, bis jede(r) eine trocca besitzt. Die zwei Spieler mit den niedrigsten troccas spielen zusammen, und diejenige Person mit der niedrigsten trocca gibt die Spielkarten aus (=scartist).

Die Person, welche links vom scartist sitzt, hebt ab und zeigt die unterste Karte allen Spielern ausser dem scartist. Zu Beginn erhält jede Person 6 Karten. Dasselbe geschieht beim zweiten Durchlauf. Beim dritten Durchlauf werden jeweils 7 Karten verteilt, wobei für den scartist 9 Karten übrig bleiben. Beim dritten Durchlauf deckt der scartist jeweils die siebte Karte der Mitspieler auf (nicht jedoch die eigene), so dass diese Karten für alle sichtbar werden. Sind die ersten 6 Karten verteilt, berät man, ob man andere Karten will oder nicht. Jede Spielerin/jeder Spieler kann die Mitspieler(-innen) zum Spielen zwingen. Die Beratung wiederholt sich auch, wenn 12 und wieder, wenn alle Karten ausgegeben sind. Besitzt der scartist keine trocca, darf er auch gegen den Willen aller anderen Spieler andere Karten verlangen, was bedeutet, dass nochmals ausgeteilt wird.

Ist das Spiel soweit verteilt und hat jeder seine Karten, legt der scartist noch zwei Karten weg (far scart = einen Mangel herstellen), meistens von der Farbe, von der er nur zwei hat, damit er dann mit troccas den König oder die Königin der anderen Partei erwischt. Wenn dies nicht möglich ist oder es im Moment keinen Sinn ergibt, kann man auch zwei Figuren in den scart legen, welche gefährdet sind.

Die Person, welche rechter Hand vom scartist sitzt, beginnt. Jeder Spieler/jede Spielerin muss Farbe bekennen. Hat er/sie keine Farbe, muss er/sie troccas (=Trümpfe) spielen; erst wenn er/sie weder die betreffende Farbe noch troccas hat, kann er/sie spielen, was er will.

Die troccas stechen alle übrigen Karten. Sind keine troccas mehr im Spiel, sticht der König der ausgespielten Farbe, dann die Königin, Ritter, Bub, Zehner etc. Nur bei Kelchen und Rosen stechen die tieferen vor den höheren.

Beginnt eine Person mit dem narr, bestimmt die nächste Person mit ihrer Karte die Farbe, da der narr niemals sticht.

Gehört ein Stich, der einen narr enthält, der anderen Partei, kann derjenige/diejenige, welche(r) diesen gespielt hat, mit einer lecra (nichtszählende Karte), die bereits gespielt wurde, oder, wenn noch keine gespielt wurden, erst später mit dem narr umgetauscht werden. Macht eine Partei Match, gehören narr und scart der anderen Partei. Spielt einer den König beim ersten Mal, wenn die Farbe ausgespielt wird, kann er den Buben verlangen. Wer ihn hat, muss ihn hergeben und kann dafür eine lecra (nichtszählende Karte) derselben Farbe vom Tisch nehmen. Hat der/die Betreffende aber eine Figur (Königin oder Reiter) gespielt, muss er diese zurücknehmen, wenn er den Buben spielt. Damit dies nicht geschieht, kann man buob, sche rufen, was so viel bedeutet wie „spiel den Bub, wenn du nicht bereits Dame oder Ritter gespielt hast“.

Das ganze Spiel zählt 72 Punkte. Jede Partei sollte die Hälfte davon erreichen. Was fehlt bis zu 36 Punkten, nennt man schliats (Schulden oder Minuspunkte), was über 36 Punkte hinausgeht, sind buns (Guthaben oder Pluspunkte).

Sprechen

Das Sprechen (il tschintschar, cantar) ist charakteristisch für das Troccasspiel in Graubünden. Sind 6 Karten verteilt, sagen die erste und die zweite Person, welche Karten sie besitzen (=cantar). Dies geschieht mit besonderen Ausdrücken, wodurch verraten wird, was jede einzelne Person in den Händen hält. Singt (conta) die Spielerin oder der Spieler gut oder hat die dritte Person selber gute Karten, wird diese bestimmen, dass weiter ausgegeben werden soll. Ist dies nicht der Fall, darf sie schar liber sagen und dadurch dem scartist/der scartista die Entscheidung überlassen. Dieser/diese hat die Möglichkeit nochmals 6 Karten auszugeben oder die Karten einzuwerfen bzw. neu auszuteilen. Dieses Vorgehen wird nach 12 und 19 Karten wiederholt. Wenn ein Spieler/Spielerin sehr gute Karten hat, kann er/sie verlangen weiter auszuteilen oder sogar einen scart fordern.

Folgende Ausdrücke werden u.a. verwendet:

Bei sechs oder zwölf Karten

strusch in

ein honor

 

autras

wenig Wert, wie z. Bsp. ein Ritter mit lecras

in

zwei honors

 

nuot, lavadas

nur lecras

tric e trac

die Hälfte sind troccas (=Trümpfe)

 

il narr

der narr von troccas begleitet

il juhé

der bagat, der mund und der narr

 

il narr

blut

ein narr ohne troccas

pauc

eine/zwei Figuren, eine/zwei troccas

 

in tec carn

einige Figuren

jeu mirel, aunc sis

Befehl; nochmals sechs Karten auszugeben

 

jeu lasch liber

keine neuen Karten fordern, das Spiel einwerfen wollen

Im ganzen Spiel

in trochetg

5–6 troccas

 

in pass

2 honors mit 6-7 troccas

ina trocca

7-8 troccas

 

in passet

ein wunderbares Spiel

in pèr tunnels

4-5 tiefe troccas

 

pli bugen autras, strusch mia part

mittelmässiges Spiel

da Medel

8 – 10 hohe troccas, eventuell sogar in Begleitung des mund

 

in passun, jeu sun buc cheu

nichts

da Tujetsch

viele Figuren

 

jeu gidel, jeu sun cheu

ein wunderbares Spiel

ina cuort,

ina famiglia

König, Königin und Ritter derselben Farbe

 

fai scart, nus dein

Befehl zu spielen

Geschichte und Sprache zur Troccas

Troccas ist eine alte Variante des Kartenspiels Tarock. Die in französischer Sprache beschrifteten Tarockkarten gelangten im 17. Jahrhundert nach Graubünden. Bei Troccas wird ausschliesslich rätoromanisch gesprochen. Daher wird Troccas auch als «Kulturvermittler» bezeichnet: Es ist eine gute Möglichkeit, die romanische Sprache über die Sprachgrenzen hinaus bekannt zu machen. Troccas ist auf der Liste der «Lebendigen Traditionen» der Schweiz.

Obwohl hier Troccas auf Deutsch erklärt wird, empfehlen wir Troccas-Neulingen die romanischen Begriffe (vor allem beim «Sprechen» über die Karten) zu verwenden.

Regelmässig finden Troccas-Turniere statt. Zudem wird seit 2006 die offizielle Bündner Troccas-Meisterschaften durchgeführt. Mehr Informationen finden Sie unter www.troccas.ch. Organisatoren von Troccas-Turnieren dürfen ihre Veranstaltung, wie auch alle anderen Jass-Organisatoren, kostenlos in das Schweizer Jassverzeichnis eintragen.

Eine weitere Schweizer Tarock-Variante wird sehr vereinzelt im Oberwallis gespielt: der «Troggu».

Laufend informiert bleiben über Jassregeln

Sie sind interessiert an weiteren Themen rund um die Jassregeln und Jassarten der Schweiz?
Dann abonnieren Sie jetzt unseren Monats-Newsletter.

    Artikel wurde verfasst von…