Gefangennahme Jesu

Dieses Bild des italienischen Malers Caravaggio zeigt einen der bittersten Momente im Leben Jesu. Judas, einer von Jesu Getreuen, geht, gefolgt von Soldaten, direkt auf Jesus zu, umfasst ihn stürmisch an der Schulter und – sucht ihn zu küssen. Dieses Zeichen hatte Judas mit den Häschern und Ordnungskräften abgesprochen, die Jesus im Auftrag der sadduzäischen Oberschicht festnehmen sollten, nachdem Jesus auch als Unruhestifter gesucht wurde, weil er die Händler und Geldwechsler aus dem Tempelbereich vertrieben hatte. Jesu Schicksal spitzt sich hier in Jerusalem bedrohlich zu. Die Macht der Finsternis hat ihre Stunde, und Jesus ist bereit, sich ihr zu stellen, sich ihr auszuliefern. Der Maler macht diese Bereitschaft dadurch deutlich, dass er zeigt, wie Jesus seine Hände ineinander verschränkt hält und Judas zwar nicht entgegenkommt, ihn aber auch nicht abwehrt und auch nicht vor ihm flieht, vor ihm und vor dem, was nun auf ihn zukommt. „Vater, nicht mein, sondern dein Wille geschehe“, hatte er gebetet. Er hatte gewünscht und gefleht, dass der Kelch des Leidens an ihm vorübergehen möge, aber er muss erkannt haben, dass es hier kein feiges Zurück gab, dass er nun mit allen Konsequenzen zur Botschaft der Liebe stehen musste, die zu verkünden er sich gesandt wusste.

Die anderen Jünger fliehen. Einen von ihnen, wohl Johannes, den Lieblingsjünger, hat der Maler unmittelbar hinter Jesus, ganz links im Bild, festgehalten, wie er, schreiend und die Arme beschwörend erhebend, davoneilt. Sein ihm nachwehendes Gewand, an dem jemand ihn zurückzuhalten sucht, hebt die Köpfe von Jesus und Judas umrahmend hervor. Von rechts treten zwei Soldaten mit ihren glänzenden Rüstungen ins Bild, von denen der eine Jesus an der Gurgel zu fassen sucht. Sie sind die Vertreter der feindlichen Obrigkeit, in deren Gewalt Jesus nun gerät und deren Anschuldigungen er sich stellt in dem Bewusstsein, unschuldig angeklagt zu werden und dies zu bezeugen selbst bis in den Tod. Denn er weiß sich auf der Seite des Rechtes und hält noch in dieser ausweglosen Lage fest an seinem Vertrauen auf den Vater.

Viele Kunstbetrachter meinen, dass in der Gestalt ganz rechts im Bild der Maler sich selbst in die Szene mit hinein gemalt habe, als Zeugen und Betrachter dieses nächtlichen Geschehens, der diese Szene mit einer Laterne zugleich beleuchtet. Das macht noch einmal darauf aufmerksam, wie geschickt der Maler in der Gestaltung der Szene mit dem Hell und Dunkel umzugehen weiß.

Klaus Lutterbüse

Gefangennahme Jesu
In der Sicht von M. Caravaggio

Während grell Johannes flieht,
Judas   Jesus an sich zieht,
der ergeben blickt, selbst als
der Soldat ihn fasst am Hals.

Waffen klirren. Dunkelheit.
Jesus: fügsam, stumm bereit.

Und mit Blick auf das Geschehen
ist der Maler rechts zu sehen.

Klaus Lutterbüse


Herr, du erlebst Wankelmut, Untreue und Verrat; Einschüchterung, Zurückdrängung und Gewalt. In ruhiger Entschlossenheit nimmst Du das alles auf Dich, im letzten Vertrauen auf die Liebe des Vaters, in der Du Dich geborgen weißt und der Du auch uns anvertrauen möchtest. Amen.