1942

Hart am Feinde.

Wenn man euch dann ausliefert, so
seid nicht besorgt, wie oder was ihr reden
sollt. In jener Stunde wird Euch einge-
geben werden, was ihr reden sollt. Denn
nicht ihr seid es, die da reden, sondern
der Geist eures Vaters in euch

(Matth. 10,19-20)

Vor diesem Gebäude, einer Errungenschaft unserer Tage erst, stehe ich und soll nun Zeugnis ablegen für eine Sache, die mir heilig ist und für die ich lebe. Welch schönere Aufgabe könnte es für mich geben. Mit allen Raffinessen wurde ich ins Kreuzfeuer genommen. Ein wüstes Papierdurcheinander. Aber, was nützt alles, wenn man zwar die Buchstaben liest, aber die Worte und Sätze nicht versteht.

Froh und Wohlbehalten kehrte ich nach zwei Feindflügen mit Jupp in den Einsatzhafen M-H zurück! –

(26. März 1942)

Stunde der Versuchung.

Man kann zwar nicht verhin-
dern, daß die Spatzen einem um
den Kopf fliegen, wohl aber, daß
sie Nester bauen . . . .

Martin Luther

Traurig stimmte mich diese Sache, traurig, weil ich Wochen ja Monde an dieses Mädel glaubte. Ich träumte mir eine ideale Freundschaft! Nun aber konnte sie sich nicht länger ihrer echten Ziele enthalten und sie wollte mich „kleinkriegen“. So löste ich diese Freundschaft und widmete diese Zeit den Kameraden.

Hoffentlich findet sie sich im Drang der Tage und gibt Zeugnis fraulischen Lebens. Sonst wäre es sehr schade. . . .

(Frühjahr 1942)

Sie starb beim Terrorangriff auf Köln am 29.6.43.

Einsam und gemeinsam.

Nur der besteht im Leben,
der als Persönlichkeit zum
Manne heranreift. –

Gemeinschaft kann neben der guten und tiefen Seite, auch den Jungen abhängig machen von den Dingen, die ihm die Gemeinschaft schenkt. Er braucht seine Fähigkeiten nicht spielen zu lassen. Das ist zwar der, der in der Gemeinschaft ganz aufgeht, aber nicht genug an sich selbst arbeitet, um auch dann noch zu bestehen, wenn – etwa wie im Kriege – die Gemeinschaft räumlich zerfällt. Dann steht man da und sieht sich am Abgrund vorbeigehen. Das eigne „Ich“ darf eben nie ganz verloren gehen. Letztlich ist jeder eine eigne Idee Gottes und ein anderer als der Kamerad, so daß auch jeder zuletzt einsam ist in seinem Denken und Fühlen, in seinen Spüren und Empfinden. Wird der Junge zuerst zur Gemeinschaft hingeführt, so muß ihm nachher der Weg zur Persönlichkeit gezeigt werden.

Unsere Gemeinschaft „zerfiel“, als Kapl. Heppek. einberufen wurde.

Er steht heute, ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz, als Gefreiter an der Ostfront. Hart ist sein Dienst, aber entschlossen sein Einsatz im Dienste für die Kameraden und für unser Volk.

Dann folgte Pit. Gerade in den letzten Monaten waren wir ein unzertrennbares Wir. Heute steht er als Vormann im Reichsarbeitsdienst.

Tom zog dann aus, nachdem Willi Schauenburg als Kriegsfreiwilliger zur Luftwaffe gegangen war. Er war mir Bruder, der mir in 100derten Lagen beistand.

Jupp machte den vorläufigen Abschluß. Herbert und andere werden folgen.

Die Kameraden wachsen mir ans Herz. Sie standen mit mir in der Gemeinschaft, die mich formte in ernsten Runden im Heim und bei froher Stunde auf Fahrt und Sport.

So stand ich allein da und musste Richtung suchen, ohne von der Bahn abzukommen, musste mich als eines der letzten Glieder bewähren. Freilich eine einfachere Bewährung als die Kameraden draußen.

So zeigt sich immer wieder der Lippertsatz als wahr: Immer ist man einsam und gemeinsam!

(August 1942)

Vom neuen Anfang.

Wieder einmal bin ich in Altenberg. Es mögen vielleicht schon Dutzende Male gewesen sein, daß ich meine Schritte an diesen heiligen Ort getragen habe. –

Heute aber ist es etwas besonderes. Eine Wandlung ist in mir vorgegangen, die mich mehr zum Jungmann machte. Nach den Wochen der Krise, will ich heute einen neuen Anfang machen, hier in Altenberg. Will ein Leben beginnen der Klarheit, Ruhe, Stille und der Lebendigkeit, neben den großen Dingen in unserm Reich. Ich war ein ganz anderer geworden, ein anderer Kerl, ein reiferer, ein reicherer! -

So bin ich mit einem Manne herausgezogen, der die Geschichte Altenbergs aus nächster Nähe miterlebt und miterleidet hat. Prachtvoll lag die Morgensonne über dem stillen Tale. Vor dem Bilde tat ich den Vorsatz ein neues Leben zu beginnen, es neu zu formen und zu ordnen. –

Gleichzeitig zog ich zur „Einkehr“ um. Einer musste mir diesen meinen gewollten Weg zeigen und führen.

Aus der Alltäglichkeit wurde ich hinaufgerissen zur Höhe!

(Mai 1942)

31. Mai 1942.

Je älter die Zeit, um so erbärmlicher
und häßlicher zeigt sich der Mund.

Unaufhörlich braust und rauscht der Bomben und Phosphorhagel auf unser liebes Köln. Britische Flieger wollten aus dieser alten ewigen Stadt, den Geist dieser rheinischen Trutzburg gegen die äußeren Feinde lähmend verletzen. Ganze ein und einhalb Stunden dauerte dieses einzigartige Vernichtungswerk, begründet auf der Sturheit der Welt, gestärkt durch den technischen Willen im Menschen, der nicht mehr Mensch von Mensch, sondern Zivilbevölkerung von der Truppenmasse unterscheidet. Daneben wurde das eherne Antlitz unserer Vaterstadt entscheidend getroffen. Was Jahrhunderte vermieden haben, bringt das kulturelle 20. Jahrhundert kaltschnäuzig fertig. Zeuge deutscher Vergangenheit, Künder der rheinischen Seele, Träger der christlichen Kirche brachen unter den Detonationen der explodierenden Bomben zusammen. Herrliche Kirchen, Bauten der Welt, Häuser der Bürger, Behausungen und Hütten der ärmsten Menschen fielen diesem Machtrausch und Vernichtungswillen der fremden Machthaber zum Opfer. –

Unsere Stadt wurde geprüft. Hart und unerbittlich war der

Inhalt dieser Worte. Grausam und entschlossen der Prüfer. War der Prüfling zu sehr dem Rausch der Welt, dem Lauf der Alltäglichkeit zugewandt, um nicht aus offenen Fingerzeigen des ewigen Schlachtenbuches, die wahre Not, die bestehende Gefahr klar zu erkennen? War die Großstadt, das ehemalige christl. Köln heidnisch geworden? Das sollte sich zeigen!-

Gott selbst stellt immer an die Seinen große Anforderungen. Unsere Zeit ist groß und die Anforderungen doppelt schwer. Das Volk hat sich durch diese Schreckensnacht – so lieblich und klar, wie jede andere der letzten Maiennächte – nicht beeindrucken lassen. Wohl ist es nachdenklicher geworden. Aber aus den Trümmern stehen die Menschen auf und ein Stück der alten Anhänglichkeit zu Boden und Heimat wird lebendig, begründet in diesen Tagen des Schreckens und der Not. Der Geist der alten Geschlechter, des mittelalterlichen Kölns stand auf. Einer half dem andern! So hat der Feind des Reiches nicht das erreicht, was er zu erreichen suchte, sondern hat den Kölnern klar vor Augen geführt, was der Sinn der Zeit ist und wo das ziel auch des einfachsten Menschen ist. Er hat gezeigt, daß das Leben kurz, sogar sehr kurz ist und deshalb die Bewährung des einzelnen besonders groß und dauernd ist.

Die Trümmer aber künden täglich diesen tiefen Sinn und sind dauernde Mahnende! -

Viva episcopus!

In großen Zeiten erstehen dem
Volke große Männer!

Nur ein Monat nach der Schreckensnacht ging der Ruf an das christliche Volk an Rhein und Ruhr, um ihrem neuen Bischof entgegen zu jubeln. – Karten wurden ausgegeben, um einen geordneten Plan in das Ganze zu bringen. Das Volk fieberte Tage vorher schon.

Als der 22. Juni heraufkam, ein Tag so licht und die Sonne so gold, da stauten sich schon die Massen vor den Portalen des Kölner Domes. Als um 845 Uhr der neue Erzbischof Dr. Josef Frings in seinen künftigen Dom einzog, war der Raum voll bis zu den hintersten Türen. Es mögen fast 25 000 gewesen sein. Feierlich und würdevoll vollzog sich die Weihehandlung durch den päpstlichen Nuntius Orsenigo. Ich hatte das Glück dicht am Altare zu stehen. Die Jugend in dem linken Seitenschiff ging mit in der Begeisterung ihrer jungen Herzen. Aber auch alle anderen Teile standen fest und entschlossen hinter ihrem episcopus. Als die Lob-, Preis- + Danklieder gesungen wurden klang es an vergangene Tage wieder an. Dann folgte das feierliche Pontificalamt. In einer anfolgenden Ansprache des neugesalbten Bischofs führte er unter anderem

aus: Er begrüße recht herzlich, die ihm heute das Geleit gegeben hätten. Besonders aber begrüße er die feldgraue Front, die draußen auf stiller Wacht für das Reich ständen; ferner die Verwundeten, die Kranken und Vermissten. Vor allem die Jugend, die ja besonders zahlreich erschienen sei. Dann folgten die anderen. Die Confratres und hier im besondern die Priestersoldaten. Dann sagte er, er baue besonders auf die Jugend und er würde sich jedes Vorschlages aus ihren Reihen teilnahmsvoll erweisen. Er schloß mit dem bischöflichen Segen, der über die feldgraue Front kommen möge und sie in ihrem Kampfe schützen möge. Dann folgte der Auszug aus der Kölner Cathedralskirche. – Draußen waren ungefähr 35 000 versammelt, die in stürmische Heilrufe ausbrachen, als ihr neuer Hirte auf den steinernen Treppen den Dom verließ. Sprachchöre der Jugend wie: Heil unserm Bischof bildeten sich. Dann: Ein Haus’ voll Glorie schauet. Das Brausen hörte nicht auf bis zum Palais, wo er nochmals den Hirten-Segen gab.

So war Köln um ein feines Erleben reicher, das zeigte, daß die Kirche nach wie vor, trotz dauernder Angriffe, wuchtig in Köln verankert ist. Der Geist des christlichen Mittelalters atmet nun auf in den tausenden Herzen der frohen, rheinischen Menschen! -

Die erste Begegnung.

Es ist gut eine Schwester zu
wissen. Nur schade, daß die
Schwester so wenig von ihrem
Bruder hat!

Ich frug mich in diesen Tagen, warum ich eigentlich Tagebuch schreibe? Für andere? Nein, für mich allein! Hier schreibe ich von Dingen, die sonst niemanden etwas angehen. Von Dingen, die zwar tief in meinem Herzen wurzeln,, aber nie das Licht der Öffentlichkeit erkennen und sehen werden. Hier aber soll von ihnen klar und frei geredet werden, da das Tagebuch nur das wiedergibt, was die Welt nicht kennt und weiß. Deshalb spreche ich von dieser Begegnung so gerne hier, weil sie mir viel, sogar sehr viel bedeutet, ja so viel bedeutet, daß sie ganze Stunden meines jungen Lebens einfängt, aber dennoch nicht gezeigt werden darf. So nehme ich von diesen Standpunkten ausgehend, kein Blatt vor den Mund und schreibe so, wie der Schnabel mir gewachsen ist. .- -

Ein halber Sonntag lag über dem mächtigen Bergmassiv, den Alpen. Auf der Großfahrt war es. In Spittal, einer Kreisstadt des südlichsten Gaues Deutschlands: Kärnten, stiegen wir um. 2 Std. hatten wir bis zu unserer vorläufigen

Bleibe zu fahren. Heiß war die Fahrt schon von München bis Spittal. Nun erwartete uns ein einsamer Personenzug, der zwar bis an die Decke voll war, aber sich mit dem Tempo eines Handwagens bewegte. Heinz und ich saßen am Fenster. –

Da kam ein Mädel herein und setzte sich mir gegenüber. Sofort war irgendetwas an ihr, was mich anzog. War es das Leuchten der Augen, der Glanz des Gesichtes oder war es die ganze Haltung, die mir imponierte? Sie war so jung und schön, aus ihren Augen strahlte ein heller Glanz und auf ihren hellen Haaren lag ein güldener Schimmer. Der Zug fährt an und schlängelt sich durch die engen Täler Osttirols Lienz entgegen. Gleich entwickelte sich ein Gespräch. Zuerst vom woher und wohin, dann vom Wetter und von der Bahnfahrerei. Sie hatte eine fast gleich lange Reise hinter sich. Sie kam aus Oststeiermark und wollte zu hren Eltern nach Lienz auf Urlaub. Ich sprach vom Krieg, ob viele eingezogen seien und ob auch, wie bei uns, die Geistlichen zu den Fahnen geeilt seien. Da horschte sie auf! Konnte es möglich sein, daß diese Altreichdeutschen, diese Preußen sich für diese Art von Menschen interessieren? Waren die nicht all von der gleichen Sorte – diese Nazi? Sind die das nicht, die hier eingerückt sind und uns unterdrückt haben u.s.w. - Das schien ja welche von ihrer Sorte zu sein. Nun hob ein herzlicher Austausch der Meinungen statt. Sie erzählte

von den Verhältnissen in der Ostmark und wir sprachen vom Rheinland und von unserem Köln. Sie erzählte von den „beengten“ Zuständen und wir sprachen von der eben erst erlebten Bischofsweihe und von Kölner Junger Kirche. Mittlerweile waren wir in Lienz angekommen. Unterwegs zeigte sie aus dem offenen Fenster des Zuges uns die herrliche Bergwelt Tirols, die sie mit Stolz ihr eigen nannte. Vor dem Bahnhof sagte sie uns auf Wiedersehen bis morgen. – Andern Mittag waren wir wieder zusammen und striffen durch die Umgebung und verewigten uns, was mir mehr sein sollte als bloße Erinnerungen, sondern sie deuteten mir etwas Tiefes. Es war fast wieder an der Ordnung am Tage drauf auszugehen. Aber zur vereinbarten Zeit war von ihr nichts zu sehen. Ich bin sie dann abholen gegangen. Dabei bot ich ihr das „Du“ an, worauf sie kräftig einschlug. Nun waren wir nicht mehr zwei „Sie“, sondern ein „wir“. All der äußere Anstandkram fiel und ein freieres, offeneres Verhältnis wuchs daraus empor. In ihrem Namen – Gerda – der mir so traut ist, klang etwas wieder wie Tiefe und etwas von der eignen Schwester. Oben am Turstacher See, jener herrlichen Stelle, wo wir uns für ein paar Stunden „ausdehnten“, war eine feine Welt um uns und etwas persönliches stieg in Gerda zu mir auf. Ich schaute am Rande der Welt, wo die Natur uns mit ihren mächtigen Armen auf-

nahm, zum ersten Mal in die Augen eines Mädchens. Sah in diesen Augen etwas von der Seele der Frau und dem Mädchen und war nun hingerissen von der Schönheit und Anmut dieses jungen Menschen, der mir in so kurzer Zeit nahe geworden war. In ihr sah ich ein Ideal aufsteigen. Eine innere Zuneigung stand in mir zu Gerda auf. Der gütige, liebliche Blick ihrer Augen machte mich von dieser Stunde an froher, glücklicher, wissender und reifer. Einen Menschen hatte ich gefunden, zu dem ich mein ganzes Sein verspürte. Ich fühlte den Atem dieser jungen Seele! Mit der Tiefe, mit der Echtheit und Reinheit in ihrem Blick, zwang sie mich zu einer neuen Linie. Wir zogen dann wieder hinab ins Tal und anderen tags musste ich ins Krankenhaus. Gerda kam Tag für Tag in ihren kurzen Urlaubstagen an mein Bett. Wir waren auf 1 ½ Std. ganz eins und ich legte meine Hand in die ihrige und ohne viel Worte waren wir beisammen. Dann kam der letzte Tag, die letzte Stunde, die letzte Minute, der letzte Augenblick. Sie erzählte mir von ihren Dingen, von den inneren Kämpfen. Sie sei froh mich kennengelernt zu haben, nicht der Sucht oder Spielerei wegen, sondern weil ich ihr viel gegeben und gezeigt habe. Ich sei so ganz anders als die anderen, trotzdem ich so jung sei. Sie ist ein wenig älter als ich. Ich legte meine Hand an ihr Herz und ich hörte es

schlagen, hämmern! Es hämmerte in mich hinein: erste Liebe. Ich Gerda habe ich eine Seele gefunden, die mir zeigte, daß es auch noch feine Mädchen gibt, die sich hoch, rein und fest halten, ohne dem weltlichen Leben aus dem Wege zu gehen. Ein Symbol der Reinheit und des deutschen Mädchen, das nicht nur Kino und derartiges kennt, sondern auch um höhere Dinge weiß. Noch einmal durfte ich in ihre Augen schauen, und sah in ihnen diese neue Welt noch einmal in vollem Glanze,, die mir vielleicht für Monate und Jahre versagt sein wird. Dann ein fester Handschlag – ein wirklicher Schlag, kein Berühren – ein paar leuchtende Blicke und Gerda ging ihren Weg. Darf ich neben ihr gehen? –

Ich habe eine ganz neue Welt kennengelernt. Sterne sind mir gezeigt worden, die ich bisher mit bloßem Auge nicht wahrnehmen konnte und nun aus nächster Nähe erleben durfte. So waren es für mich frohe Tage und ich werde immer noch daran denken, wenn mich auch der Alltag in seine Arme schließt. Für Spielereien sind unsere Ideale zu hoch und die gemeinsame Sache zu groß. Gerda ist aufgewachsen in den Bergen, ganz in der Nähe Gottes und sie hat diese Bergwelt, in der Christus und sein Reich wurzelt mehr denn je, in sich aufgenommen.

Tiefer als der Durchschnittsmensch. Sie hat mir die andere positive Seite gezeigt, die mir vorher verklärt, nun aber im Lichte leuchtet, im Lichte der Liebe….

Diese Zeilen, würden sie irgendeinem in die Finger fallen, sind nur für mich da und können deshalb auch nur von mir ganz verstanden werden. Deshalb kann sich auch keiner ein Urteil erlauben, da dies nur ein lückenhaftes Bild meiner ersten Begegnung wiedergibt. Mögen alle jene über mich denken, wie sie wollen. Jene Tage haben mich reifer, reicher, froher und tiefer, ernster und wieder stiller gemacht. So ist mir Gerda als Geschenk geboten worden und ich habe sie als eine Fügung Gottes empfangen. Dir, Herr, dem ewig waltenden Gotte, aber meinen Dank.

(Juni – Juli 1942)

Bruder, laß uns einen gemeinsamen Weg gehen….

Ich bin ewiger Gedanke
in Dir meinem Herrn.
Du bist ewige Schranke mir,
Deinem geschaffenen Bild.
Ruhe ist mir in Dir,
nichts ist mir fern,
denn nächste Nähe bis
Du mir:
ewiger, ruhender Gott!

Wir beide, die wir früher als Jungen einer Strasse Fußballspiele organisierten, dann unser Jungenleben gemeinsam bauten, erarbeiten uns heute das regnum die. In ernsten Runden, in Spiel, Sport, Fahrt, bauten wir uns und junge Kerle zu Eckpfeilern in unserer jungen Kirche von M-H. In frohen Kreisen zogen wir hinaus in deutsches Land, verbrachten unsere Freizeit draußen auf den Höhen des Bergischen Landes, an den Ufern des Rheinstroms und bei Sport und Spiel. In den letzten Jahren ward eine Krise überwunden, zu der in den letzten Mona-

ten das brüderliche Verstehen kam. Im April wurde er eingezogen und die Post war die einzige Brücke. Dann zog es mich an einem klaren Sonntag nach Hamm, dem Garnisonsort seiner Abteilung. Morgens um 10 Uhr waren wir beide zusammen und kurz vor Mitternacht trennten sich unsere Schritte. Ein wirklich herzliches Verständnis umschloß uns beide. Was durch Briefe gehemmt wird, konnte jetzt klar besprochen werden. Von M-H, von persönlichen Dingen und zu den gegenwärtigen Ereignissen wurde erzählt. Spät in der Nacht erst kletterte ich in den Nachtschnellzug und brauste in 1. Klasse zum Rhein, zum Dom. Tom schenkte mir ein Bändchen, das mir ein Begleiter durch stille Stunden geworden ist. Für uns beide war ein feiner Sonntag vorbei. –

(Ende Juli 1942)

Am Anfang einer großen Aufgabe.

Bewahre das Vergangene -
Wage das Heutige -
Bereite das Zukünftige!

Jupp ist eingezogen! Nun stehe ich an seiner verantwortungsvollen Stelle und muß die Arbeit fortsetzen, was einmal Fritz -   Hein – Tom getragen haben. Ein heiliges Erbe, junge M-Ker Kerle zum Herrn zu führen, für Christus und sein Reich zu kämpfen. So ist eine neue Zeit heraufgekommen, wo Gott von mir den ganzen Mann fordert. Er gebe mir Kraft! Herr, gibt uns Deinen Segen dazu!

(Juli 1942)

August 1942:

Gott gibt den Gerechten
wahre Heldenkraft.

Franz erhält das Eiserne Kreuz 1. Klasse, das Infantriesturmabzeichen und das Band zur Ostmedaille. 14 Sturmangriffe hat er mitgemacht und 4 feindliche Bunker hat er durch persönlichen Einsatz unschädlich gemacht. Fast dauernd liegt er im Kampf an Wolschow.

Wilhelm Heppenkausen erhielt am 18. Juli wegen persönlicher Tapferkeit vor dem Feinde das Eiserne Kreuz. Zum zweiten Male ist er schon verwundet worden und liegt nun in den schweren Abwehrkämpfen bei Rschew. Einem schwerverwundeten Kameraden hat er das Leben gerettet, indem er ihn 12 Std. beiseite stand im schwersten russischen Artilleriefeuer, um ihn im Dunkeln auf den Schultern in die eignen Reihen zurückzutragen.

Fritz ist auf dem linken Auge erblindet. Am Wolynienfieber liegt er nieder. 3 Operationen hat er schon hinter sich, trotzdem ist er nicht missmutig. In den Kämpfen bei Kertsch und Sewastopol dabei. Zum Eisernen Kreuz ist er vorgeschlagen.

Hein Franzen ist auch verwundet. Als Panzerschütze lag er im Kaukasus.

Unsere Kerls sind überall und voran am Feind. -

22. August:

Zu fünf Jungen sind wir gleich dem Gral ausgezogen. Er suchte das Kreuz und wir trugen es in feierlichem Zuge von unserem trauten Heim in Altenberg nach Marien auf dem Kapitol. 40 km = 6 Std.! Im goldenen Saale hatte es eine Geschichte erlebt, die entscheidend gewesen ist für unser Reich, für unsere Jugend im Volke. Eine heilige Luft lag um diesen Corpus. Gleich einem Symbol tragen wir den Herrn, das Kreuz, in die Stadt, als lebendige Christusträger. Vor diesem Kreuz werden die Jungen und Mädel im Kapitol ihr Gebet formen.

In Köln haben wir mit Angenendt eine kurze Anbetungsstunde gehalten, die der Abschluß dieses herrlichen Tages und der Anfang eines neuen Gebetsrausches gewesen war.

24. August:

+ Der Leib ist ein Schrein Gottes!

Erste Übung zum Reichssportabzeichen abgelegt. 300 m Schwimmen: 7:43 Min. –

Das erste feinde Bild von Gerda! Jetzt steht sie auch lebendig vor mir als ein Abbild der Himmlischen!

St. Georg und die Romanik.

In einer Zeit,, die vom Kampfeslärm widerhallte, in der das deutsche Reich seine höchste Ausdehnung bis weit in das Innere Italiens hinein erlebt hat, in dieser Zeit wuchs aus dem alten, römischen Stil eine neue Bauart hervor. Ihren Ursprung und Ausgang fand sie in Niedersachsen. Sie kann als der deutsche Stil angesprochen werden, der sich urdeutsch formte und so überhaupt nichts mit Rom oder den Römern zu tun hat. Denn steht man in der Kirche Sankt Georg am Waidmarkt, der ältesten romanischen Kölner Gottesburg, so spricht da etwas zu uns, was wir als typisch deutsch bezeichnen können. Betrachtet man dann das Werk und läßt die toten Steine zu Leben werden, dann fühlt man sich mit hochgerissen in den Raum, in die Fülle. –

St. Georg ist in der letzten Hälfte des siebten Jahrzehnts des 11. Jahrhunderts entstanden und steht daher am Anfang dieser großen Kunstepoche, der wir hier in Köln und darüber hinaus im Rheinlande so viele Schöpfungen verdanken. Der Meister der Kölner Kirche hat sich zwar noch nicht ganz gelöst von dem alten römischen Stil, der Basilika, aber er setzt die Säulen schon in einer gewissen Rythmik, von der Vierung ausgehend, sowohl zum Altare, als auch zum Langschiff

der Kirche hin. Betrachtet man die große Fläche des Langschiffes, so sieht man, daß zwischen die ursprünglichen Säulen später Pfeiler gesetzt worden sind, die das große Deckengewölbe tragen. Konnte man bei der Basilika beliebig viele Säulenpaare setzen, so sind der Romanik feste Grenzen gesetzt. Zwei Säulen stützen zwischen den Pfeilern die Wandfläche. Hier ist das Kapitäl, am Ansatz des Kämpfers auf die Säule, entscheidend für die ganze Haltung der Zeit und der Romanik., Haben wir das dorische, jonische und korithische Kapitäl in der Antike, so haben wir hier das Kugelwürfelkapitäl, das sich aus einem unteren Teil, der Halbkugel, und einem oberen Teil, dem Würfel, zusammensetzt. Die Halbkugel fängt als Träger die ganze Last der Kirchenwand im Würfel auf und gibt dem Kapitäl die Form des Lebens; denn Leben, das aus Lasten und Opfern besteht, ohne die der Mensch sich nicht zur Größe entwickelt. So bei dem Kapitäl. Es gibt dem Baustil die Größe, die Tiefe, die Innerlichkeit: den Opfergedanken! Im Kapitäl kann der Meister seine Gestaltungsmöglichkeiten und Fähigkeiten zeigen. Entweder läßt er den Würfel oder die Halbkugel deutlicher hervortreten. Das hängt von dem Bogen ab, den der Künstler über der Diagonale oder der Seite beschreibt. In der Krypta geht er sogar noch einen Schritt weiter. Hier läßt er zwischen Kapitäl und Kämpfer einen Aufsatz ein,

damit die Spitze des Gewölbes höher wird als die Seitenwand. Da wird der Mensch mit hochgerissen in die Höhe. Hier ist alles ein gemeinsames Schwingen, zur Höhe, zur Fülle, zum Geist…. Sind Rundbogen und kleine Fenster weniger die Kennzeichen der Romanik, so erkennt man an der Rythmik der Säulen und in der Art der Kapitäle diesen urdeutschen Baustil. –

Ist die Kirche an sich dunkel, so durchweht den Raum eine Lebendigkeit, die sich letztlich im hl. Opfer ausdrückt, und eine Fülle von Kraft, die als wahres Abbild des Menschen der damaligen Zeit anzusehen ist. Wie jedes Leben ein Weihnachten ist, eine Geburt, so bringt auch jedes Leben bis zum Karfreitag Lasten und Opfer. Im Bau symbolisch dargestellt durch die Kapitäle. Dagegen ist der Raum des Mittelschiffes durchweht von einem heiligen „sursum corda“.

(August 1942)

30. August:

Pfarrhelfermorgenrunde. Eine der feinsten Morgenrunden, die ich mit erlebt habe. Hans Frick machte die Sache ganz ausgezeichnet. Ein herrlicher Tag und der Nachwuchs ist sofort zur Stelle. – Angenendt gab mir das Symbol der Komplet: Die Kerze mit Schwert im Raum der Kapitoler Krypta. Christus die Kerze. Das Schwert die Gebetsgemeinschaft. Die romanischen Bögen zeigen den Ort der Handlung.

31. August – 5. September.

Lager in Mausbach. In der Afrikabraunen Uniform steckt man und verschwindet in der Masse. Die Stimme des Herrn ist der Unterscharführer. Pfeife, Kommenda und große Klapppe haben das Regiment angetreten. Die WaffenSS hat ihr wahres Gesicht gezeigt. Erst jetzt kann ich die Kameraden im feldgrauen Rock in etwa verstehen. Keine Zeit, keine Lust u.s.w. Es ist ein schwerer Dienst in einer Armee stehen. Aber toll war der schnelle Abgang….

6. .September:

Ausstellung: Unser Köln. Tolle Photos und Zeichnungen. Der Gedanke der Vaterstadt kommt da wieder einmal zum Bewusstsein. Ein herrliches Gefühl, in dieser Stadt leben zu dürfen.

(Dein Blick umfing mich gütig einst
an einem Sommermorgen.
Zum ersten Male schaut’ ichin
Aug’ und Antlitz eines Mädchens.
Ich war ein Knabe noch und
in die Wangen schoß mir
brennend Blut vom Herzen.
Doch Deine Augen leuchtend
hell, sie schienen Sonnen mir
an diesem hellen Morgen.
Ich hatte nie geschaut so tief
in dies Geheimnis und dachte
nun zum erstenmal an dieses Rätsel,

das Du birgst.
War nicht ein Gote Gottes mir Geleite
der hinter Deinem Leben mir
das Leben leuchtend groß der
Makellosen stellte?
So schaute ich als Knabe in dies
Neue und nun war Schweigen in
mir, Monde-, Jahre lang.
Denn jetzt das wollte werden ich
zum Mann;
und das ist mehr denn
Schweigen, das ist große Tat.

(geschrieben im März 1940)

Köln am 9. Sept. 42                                         Dein Tom

Freundschaft

Wahre Freundschaft soll nicht wanken,
wenn sie gleich entfernet ist;
lebet fort auch in Gedanken
und der Treue nicht vergißt.

Keine Ader soll mir schlagen,
wo ich nicht an dich gedacht;
ich will für Dich Sorge tragen
bis zur späten Mitternacht.

Wenn der Mühlstein träget Reben,
und daraus fließt kühler Wein,
wenn der Tod mir nimmt das Leben,
hör ich auf, getreu zu sein.

Köln, den 20, 9. 1942

In treuer Freundschaft                   Dein Pit

7. September:

Tom und ich schicken die Briefe an die Brüder im Felde. Sie sollen uns ein Soldatenwort, ein Bruderwort, schreiben, aus ihrem persönlichen Leben als christlich-deutscher Soldat.

11. September:

Tom, Herbert und ich fahren hinaus an einem herrlichen Sonnentag, hinaus ins bergische Land, zu dem lb. Dom nach Altenberg. Eine feine, brüderliche Fahrt, in der unser ganzes Verstehen zueinander sich ausweitete. Vor dem Bilde unserer lb. Frau bitten wir unsere Königin, sie mögen die Kameraden segnen und beschützen und den Helfern in der Heimat wahre Helferkraft geben. Das war eine meiner feinsten und tiefsten Fahrten zum Dom im Walde. –

13. September:

Jupp ist auf Urlaub. Bis in die Nacht haben wir – Tom und ich – bei ihm auf der Bude gesessen.

Im September 1942.

Translatio crucis!

Im Schein der güldenen Sommersonne, die sich am späten Nachmittag über fünf, frohe, junge Gesichter legt, ziehen wir hinaus aus unserer Stadt nach Altenberg., Die hellen Sonnenstrahlen liegen alles umfassend über den Bergen und Hügeln des Bergischen Landes, über seinen trotzigen Höhen und dunklen Wäldern, über seinen tiefen Tälern, über den rauschenden Bächen und den goldgelben Feldern bergischer Bauern, über den vereinzelten Höfen und den verstaubten Landstrassen. Auf einer dieser Strassen geht unsere Fahrt zum bergischen Dome. In der frühen Abendstunde erreichen wir das gotische Steinwunder. Wir wollten ein Kreuz aus dem hellen Raum des Domes hinübertragen in die dunkle Krypta der Kapitoler Marienkirche. Aus der beherrschenden Stille sollte es herausgehoben werden in die betende Gemeinschaft der Jungen Kirche von Köln. Es ist ein Kreuz der Jugend, fest mit ihr verwurzelt, verbunden mit der Geschichte unseres lieblichen Heimes, verknüpft mit zahlreichen Treffen, über denen das Kreuz als Zeichen der Kraft strahlte. Im Schatten dieses Zeichens wurden Pläne und Ziele aufgestellt, nach denen sich das Reich unserer Jugend formte und entwickelte. Dieses Kreuz, das im goldenen Saale dieses,

unseres Heimes gehangen hatte, sollen wir in die Stadt, in unser Volk, in die junge Gemeinde des Herrn holen, damit eine Kraft davon auf uns ausgehe, solange wir vor seinem Antlitz unser Gebet formen. An heiliger Stätte, unweit des Bildes Unserer lieben Frau, dicht unter der Orgel, nehmen wir dieses Kreuz in Empfang und ziehen mit ihm, mit dem Herrn, über die Landstrasse unserer Vaterstadt entgegen. Wir nehmen es auf unsre jungen Schultern, nehmen es auf mit der ganzen Glut unseres Herzens, mit der inneren Tiefe unser Begeisterung, mit dem Glauben unseres Seins. Wir tragen unseren Herrn, gleich einem Symbol, in die Großstadt, damit neues Feuer, neue Glut entfacht werde zu rastloser Arbeit in der Jugend der Kirche. Diese merkwürdige Zug, drei Kameraden tragen das Kreuz und zwei marschieren neben den Kreuzträgern, bewegt sich unaufhörlich unserer Stadt entgegen. Die Menschen am Rande der Strasse, in den Gassen der Stadt, die am Vortage des Herrenfestes der Arbeit Ruhe gegeben, schauen uns verwundert nach. Was mochte wohl unter dem Vorhang sein? Gleich dem Samenkorn, das unter der Erde sprießt, tragen wir das Kreuz unter dem Tuche, damit es nachher enthüllt werde und sichtbar vor die Schar der Beter gehängt würde. Zur späten Abendstunde ziehen wir über die Strombrücke Maria im Kapitol zu. Es ist schon

dunkel und der ganze Aufzug wirkt noch geheimnisvoller. Im Schein der vorüberfahrenden Lichter kann man trotz der Müdigkeit ein Leuchten in diesen frohen Gesichtern feststellen, denen diese Fahne alles ist, doch der Fahnenträger nichts.

In Maria im Kapitol wurde es an einem Septemberabend lebendig in die Kompletgemeinschaft gestellt und in feierlichem Zuge durch die Reihen der Jugend getragen. Dieses Kreuz stand über dieser Komplet, über dieser jungen Beterschar. An sichtbarem Ort wurde es aufgehangen, mitten in den Raum der Krypta, mitten in die Herzen der Jugend, tief eingegraben als Symbol der Macht, der Größe und der Kraft, als Symbol der Treue zu Altenberg! –

So wird es Jahr um Jahr an diesem heiligen Ort hängen, wird jungen Menschen voranleuchten im Alltag der Woche, im Kreislauf des Jahres. Christus der Herr, der Kyrios, wird unser Leben umspannen, - ohne Ihn zerfiel es – wird es umfassen mit Seiner Kraft, wird es umschließen mit Seiner königlichen Macht. Er wird uns rufen, und wir werden herbeiströmen und wir werden immer wieder herbeiströmen, um mit zu helfen, mit zu bauen an diesem Reich!

Wie könnte es auch anders sein!

19. September 1942:

Tom fährt wieder nach Hause! 14 Tage feinster Art haben wir zusammen verlebt. Ein herzliches Verbundensein umfängt uns. Ein seltsames Gefühl auf dem Bahnhof. Eine rollende Armee auf dem Wege zur Front. Von den Lieben daheim wird sich verabschiedet. Ob man sich wiedersieht? Tom verschwindet im Zug, der Anschluß an die Ostzüge hat. Zu sechs bringen wir ihm Geleit auf.

Der Adler der Freiheit.

Schon 4 Monate trage ich dieses Zeichen. Es ist dies der Adler Tirols. Rot ist seine Farbe. Rot – die Farbe des Feuers und der Liebe.

Feuer, das brennen wird überall in jungen und frohen, aber auch geprüften und starken Herzen; Feuer, das leuchten und wärmen soll in unsere Stunde herein. Feuer, das scheinen soll in unser verdunkeltes Europa.

Liebe aber zu all denen, die der Liebe bedürfen. Kameraden im Reich, Kameraden der Welt, Kameraden in Stadt und Dorf, Kamerad und Bruder der Landstrasse,

wenn ihr auf Fahrt seid durch die Lande, Bruder und Kamerad, wenn ihr steigt in schwieriger Fahrt auf die Gipfel der Berge, Licht umflutet.

Aber auch Liebe zu der, die ich gefunden, im Drang der Zeit, in den Bergen des roten Adlers. Sie bedarf der Liebe im Kampf gegen die Unbilden der Zeit, im Kampf gegen dieses verdunkelte Europa. Wir wollen Bruder und Schwester in der jungen Gemeinde des Herrn sein, damit neue Kraft ausgehe von diesem heiligen Zeichen, das ihre Fahne ist. Fahne der Zukunft.

Und ein Adler ist unser Zeichen…… Adler, ein Fanal der Freiheit!

22. September:

Pit war 7 Tage in Urlaub. Feine Sache! Mit Tom haben wir in feinen Runden gesessen und haben geplant und beraten um die Dinge in   Junger Kirche von M-H. Leider war der Dienstag allzu früh da. Auf dem Bahnhof haben wir ihn in den Siegener Zug gesetzt.

24.. September:

St. Michaelsfeierstunde in der Krypta von St. Maria im Kapitol. Kameraden, Brüder von der Front sprachen zu uns. Sogar einer aus Kanada. Alles Brüder im Herrn. Wuchtig, wie in vergangenen Jahren, gestaltete sich die Stunde.

25. September:

Kaplan Heppekausen hat das Eiserne Kreuz I. Klasse erhalten, das Inf. Sturmabzeichen, Ostmedaille und Verw. Abzeichen. Laut Batallionsbefehl wurde er außer der Reihe zum Uffz. Befördert. Er schreibt sehr wenig vom unmittelbaren Kampf. Es wäre eine Schmähung an den Toten, die den Heldentod gestorben sind. So zeigen unsere Leute, wie tief ihr Vaterlandsliebe ist. Christ + Deutscher ein Begriff. Gott gebe ihm weiterhin Seinen Schutz und Seine Gnade. –

27. September

St. Michaelsfeier in St. Georg. An die 500 Jungen scharen

sich um den Altar. Die Stunde war getragen von der starken Bereitschaft zu Michael und seinen Mannen.. Laut und wuchtig klang das: Sankt Michael, salva nos! in den dunklen Raum der Kölner Gottesburg am Waidmarkt. Dr. Fr. sprach zu uns. Er betonte den Kampf Michaels gegen die Süchte dieser Welt. Die Genusssucht – die Machtsucht – und die Selbstsucht. Dagegen muß unser Kampf sein. Und unser Kampf sei ein guter…

29. September:

Der Tag Michaels! In der Jungenmesse waren an die 17 Kerle. Feine Sache und begeisterte Beteiligung: Das Flammenschwert in Händen.“

Hein,, Panzergrenadier, liegt im Lazarett an der Saar. Er wurde durch zwei Granatsplitter im Kampf vor Astrachan am Kaspichen Meer verwundet. Unserm alten Führer Hein ein frohes und zuversichtliches Heil zur Besserung!

Tom hatte zu Hause einen „recht angenehmen“ Besuch. Hauptinteresse lag bei der Bude…. Es sollte ein wahrer Michaelstag werden, ein Kampftag der äußeren Alltäglichkeit!

30. September:

Großkampftag: Zuerst eine tolle Haussuchung von einer Std. Dauer, in der die höflichen Herren aber auch alles durchgesucht haben. Dann wurde ich eingeladen eben mitzugehen und mich vernehmen zu lassen. Die ganze Geschichte, um es kurz zu fassen, dauerte bis 19 Uhr (von 9 Uhr an). Viel wollen konnte man nicht, weil die Herren von der Stapo ja alles vor sich hatten. Trotzdem hatte ich aber noch vorgebaut! Kreuz und quer wurde ich dann 6-8 verhört. Na, alles geht vorüber, auch das… und abermals kehrte ich in den Einsatzhafen zurück.

5. Oktober:

Bald wäre es geschehen! Und zwar zur Infantrie nach Bialystock. Nun, es hat noch so eben mal geklappt bis zum 1. 2. 43. Aber das Thermometer stand auf 0. Pit der planmäßige Obervormann!

4. Oktober:

Mit Jupp ein paar schöne Stunden verbracht. Ein Stück mit ihm ins Bergische gefahren…

 

10. Oktober:

Mit Pit in der Komplet. Als ich abends bei ihnen zu Hause war, merkte ich so recht, daß wir zusammengehören. Wie selten spürte ich dies.

11. Oktober:

6 h hl. Opfer im hohen Dom. 640 Uhr Eilzug ins Westfalenland. Tom hat sich riesig gefreut.. Mit Herbert war es ein wirklich feiner Tag. Leider haben wir für 8.- RM gegessen. Entlang des Lippe-Kanals gingen wir und berichten einander. Abends stieg der Tag zum Höhepunkt. Dann haben wir Tom ein Stück zur Kaserne begleitet und um 2400 fuhren wir durch das Ruhrgebiet 2. Kl. In Richtung Colonia. Um ½ 4 saßen wir bei Pit am Kaffeetisch!

12. Oktober:

Peter Linden hat als Artillerist vor Leningrad das Eiserne Kreuz bekommen. Überall stehen unsere Kerle und halten treue Wacht.

Tom ist auf kurzer Durchfahrt durch das liebliche Köln. Auf 2 Std. können wir ihn auf dem Hbf. sehen und sprechen. Er fuhr noch weiter nach Bayern zum Flug-Melde-Kurs. Viel Erfolg. -

16. Oktober:

Zum 25. Todestag Walter Flex:

Im Osten, von wannen die Sonne fährt,
ich weiß ein Grab im Osten,
ein Grab, vor tausend Gräbern wert,
drin schläft ein Jüngling
mit Fackel und Schwert
unter des Kreuzes Pfosten! –

Die Messe am Morgen

Als die Kameraden am Anfang des Jahres zur Wehrmannschaft unseres Volkes eingezogen wurden, konnte uns nur noch das gemeinsame Gebet miteinander verbinden. Das Gebet als die Brücke der Gemeinschaft. Rein körperlich sind wir getrennt und müssen, ein jeder an seiner Stelle, den ganzen Mann stellen. So ging ich Tag für Tag zum hl. Opfer und manchmal zum Tisch des Herrn für die Brüder und Kameraden draußen. Für all die, die draußen in hartem Ringen nicht die Zeit haben zur hl. Messe zu gehen. Ich war der Vertreter derer, die draußen auf stiller Wacht

für das Reich stehen. –

Die Messe als Erneuerung des Kreuzesopfers ist das Höchste und Wichtigste, was am Tage sich ereignen kann. Wichtiger als Sondermeldungen und sonstige Sensationen.

So feiere ich täglich mit dem Priester in der Frühe des Morgens das Opfer, was mir die Kraft den Tag über gibt und mich zum lebendigen Christusträger macht, zum stillen Gedenken für unsere Brüder und für unser Volk.

(Oktober 1942)

An den Ufern des Stromes:

Es war an einem Abend, als ich allein draußen vor den Toren der Stadt weilte; und in der Ferne über den Türmen dieser alten, ehrwürdigen Stadt die Sonne ihren letzten, güldenen Schein auf das Häusermeer warf. Ich war allein und der Strom war bei mir. Wir beide! Er, der briete, wuchtige Rhein; und ich der stille, einsame Mensch, der nach dem Lärm des Tages sich in die Stille zurückzog. So war ich draußen und sah dem wuchtigen Spiel der Wellen zu, die in rasender Jagd nach Norden schnellten, sah in die bewegte, grau-braune

Masse, die in sich das Leben trug. Das Leben, das für unser Volk und für unser Reich, Symbol der Kraft und Größe sein soll. Sinnbild seiner Macht. –

Nun wandere ich, der Mensch, der durch den Lärm, durch die Unruhe unserer Tage einem gehetzten Wilde gleicht, den Strom entlang und sehe in der Ferne nur noch den Dom. Sehe ihn als Kennzeichen dieser, meiner Vaterstadt, sehe ihn als Quelle eines geistigen Lebens, das von der rheinischen Metropole auf das Land der Deutschen ausgeht. –

An einem Hügel, nur wenig mit Gras bedeckt, lege ich mich hin und schaue auf das Strombild, schaue das Leben und Treiben der Fischer am anderen Ufer, die ihre Netze am späten Abend auslegen und summe vor mich hin: Wir kommen aus den Städten und aus dem Häusermeer, wir kommen aus dem Schatten, aus grauen Gassen her…. So werde ich froh und sinne nach über die letzten Tage, über die vergangenen Monde und über die verflossenen Jahre. Denke an die Kameraden, in deren Kreis wir hier am Storm, am Ufer eines Weltwassers gelegen haben und hinausgeschwommen sind und haben die Kraft   des Wassers verspürt, haben uns im Lauf der Wellen treiben gelassen. Wir wurden vom Strom getragen!

Dann sind wir den Wellen entgegengeschwommen und merkten, was es heißt: gegen den Strom schwimmen. Nicht nur gegen den Strom des Wassers, auch gegen den geistigen Strom der Zeit. Wie wir uns durchsetzen müssen und hart und energisch – nicht weich und kraftlos – uns entgegenstemmen müssen, sonst sind wir in den Wellen untergetaucht und mit hinweggerissen, in den Abgrund. - Ich denke an unser Land, dem der Fluß den Namen gab. Rheinland – Kulturland Deutschlands! Verpflichtung und Aufgabe zugleich! An diesem Kulturgut weiter zu bauen, damit dieses Erbe, auch das Erbe unseres christl. Glaubens, nicht verloren geht. – Allmählich wird es dunkel und über mir am Zelt des nächtlichen Himmels leuchten die Sterne, strahlt der Mond, die Machtlaterne des Firmamentes. Ich wandere zurück und werfe auf die silbrigen Fluten hin einen Blick und erkenne im Halbdunkel als Schatten ein Schiff, einen Schleppkahn, der seine schwere Last gen Norden fährt, in das Ruhrgebiet, in das Land der Zechen und der Kohle. Rechts von mir schwingt sich in kühnem Zuge die Reichsautobahnbrücke über das Wasser. Schon erkenne ich als Schatten den Doppelturm des Domes und die Vielzahl der kleineren Türme.

So in Gedanken bin ich, daß ich das Vorüberfahren

der Straßenbahn, das Vorbeihuschen der Autos und das gehetzte Gerede der begegnenden Menschen nicht höre. Alles geschieht ohne, daß ich mit den Gedanken dabei bin. Ich lasse mich treiben im allgemeinen Verkehr. Dann gehe ich nochmals ans Ufer und sehe nach Osten, wo das Schreckgespenst: die Nacht über die Stadt hereinbricht, wo aber auch, ganz fern, die Kameraden für unser Land auf Wacht oder im Kampfe stehen Ihnen allen singe ich ein letztes Lied:

Nun Brüder eine gute Nacht, der Herr im hohen Himmel wacht,
in Seiner Güte uns zu behüten ist er bedacht! –

So fängt mich das Häusermeer wieder ein und ich gehe auf meine Bude und bin ganz allein mit mir und – mit Gott!

(Anfang Oktober 1942)

17. Oktober:

Früh fahre ich vor die Stadt zu Dr. Paeschke nach Langenfeld. Ein sehr interessanter Mittag. Von seiner Bude angefangen über sein Benehmen bis zu seiner Tochter. Alles paßt so recht zu ihm, dem guten Menschen, aber sehr wankelmütigen Manne. -

Am 18. Okt. 42

In der Einsamkeit trifft uns die Gemeinschaft, Einsam sind wir gar oft. Die Mitmenschen verstehen einen nicht. Noch härter aber drückt die Einsamkeit unter den Freunden. Es ist oft schmerzlich, wie oft ein Freund den Bruder leiden sieht unter der Einsamkeit und ihm doch nicht helfen kann.

Wir dürfen dennoch nicht verzagen. In der Einsamkeit trifft uns die Gemeinschaft. Die größte und tiefste Gemeinschaft; der Ursprung aller Gemeinschaft; die Gemeinschaft mit Gott. Er ist da! Er und ich! Plötzlich gehören auch wieder die Freunde dazu. Alle Menschen sind uns wieder Freund. Wenn der Herr unser Freund ist, sollen dann nicht alle Menschen unsere Freunde sein, selbst unsere Feinde?

Bruder freue Dich! Laß Sonne leuchten! Wisse: Auch Deine Brüder leiden um der Gerechtigkeit. Der Herr aber sei mit uns!

Heil!                 Jupp

18.Oktober:

Mit Herbert im Film! Danach mit Mädels aus seinem Geschäfte „ausgegangen“. Mittelmäßiger Schlag. Sonst nicht daneben, aber Vorsicht die Mutter der Porzelankiste im Menschen……

Fahrt durch das Land.

Am frühen Morgen verlässt unser Eilzug die wuchtige Halle des Kölner Hauptbahnhofes. Im Schneckentempo und bei aufgehender Sonne geht es über die alte Kölner Rheinbrücke und durch die rechtsrheinischen Vororte ins offene Land gen den Kohlenpott des Westens. Die Sonne hat durch den bedeckten Himmel ihr erstes Licht geworfen und weiter geht unsere Fahrt durch das erwachende Land am Sonntagmorgen. Wir nähern uns Wuppertal und zu beiden Seiten des unendlichen Schienenstranges weicht der Nebel der aufgehenden Sonne. Immer näher kommen wir in das Ruhrgebiet oberhalb der Zechen und Gruben. Durch das Ruhrtal geht es aufwärts an der Hohensyburg vorbei und wir sind in Hagen und

dem anschließenden Hammer-Revier, dem Ziel unserer Fahrt am Sonntagmorgen, dem geweihten Tag der Woche der Großstadt und des Landes….

Abends, es ist schon 24 Uhr, besteigen wir den FSFR (Fernschnellzug für Fronturlauber) und brausen in 2. Kl. Durch das Kohlenrevier – Dortmund – Essen – Gelsenkirchen – Duisburg – Oberhausen – an den Rhein. Gespensterhaft werden die Werke von den Brennenden Hochöfen angestrahlt, die ihr rotes Licht über die Nachtwelt legen. Unser Zug braust unaufhörlich daher und nimmt viele Eindrücke in sich auf, die er auf seiner langen Fahrt von Warschau bis Paris erhält. Am Rhein hält der Zug zum letzen Mal vor Köln in Düsseldorf. Dann dösen wir wieder ein und werden erst wieder wach, als der Zug mit Gepolter gegen 930 Uhr über die Rheinbrücke bei Köln fährt und den Dom vor uns mit dem Hbf. gegenüber von Deutz sehen. Dazwischen liegt der Strom, ein Zeuge am Tage und in der Nacht, ein Zeuge der Ewigkeit....

(Oktober 1942).

Morgen in der Großstadt.

Ein Satz am Bett heraus und angezogen. So stehe ich in 10 Minuten vor dem Hause und bin ich Verkehrstrom. Überall treten die verschlafenen Gestalten aus den Wohnungen und gehen ihrer Arbeit nach. Im Osten geht die Sonne auf. Es wird heller und kurz vor acht sammelt sich vor der Straßenbahn eine hundertköpfige Schlange an, um mit der Bahn in das Innere der Großstadt, in unsere liebliche Altstadt, zu gelangen! So geht ein Hasten und Stürmen durch die Strassen. Die Großstadt mit ihren hunderttausenden Menschen ist aufgewacht und begibt sich auf die Strasse. Als ich in Richtung Schule verschwinde, öffnen die Geschäfte ihre Läden und Türen. Der Tag ist angebrochen, neuer Kampftag des Großstadtmenschen! –

(Oktober 1942)

Der Frieden

Im vierten Kriegsherbst stehen wir nun und immer lauter, erst leise, dann stärker, erklingt der Ruf nach dem Ende des Krieges, nach dem Waffenstillstand,

nach dem Frieden. Dem Frieden, der in die Geschäfte all die schönen und guten Sachen bringt, der den Familien mehr und besser zu essen gibt. Der Frieden, der die vielen Unannehmlichkeiten abschafft, die während der Kampfzeit eines Volkes die Menschen quälen. So stellen sich die Leute, und es ist die Mehrzahl derselben, diesen sonnigen Frieden vor. Es dürfen auch nicht die Vergnügen fehlen u.s.w. – Aber wir, als junge Christen und Deutsche, in unserem Land und Volk, sehen in dem Frieden eine ganz andere Seite als der gewöhnliche Bürger es zu tun pflegt. Der Frieden, als Geschenk des ewig waltenden Gottes, muß einen tieferen Gedanken erhalten, eben den Gedanken eines olympischen Wettstreites unter den Völkern. Sei es im Sportkampf, auf dem Wege der Kunst, in der Bautechnik oder auf sonstigen Gebieten der Kultur. Einem olympischen Kulturwettstreit, im wahren Sinne des Wortes wie im griechischen Altertum es der Fall gewesen ist. Dann ruhen alle Waffen und ähnlich dem Lauf in der Rennbahn ringen die Völker um den Sieg, um den Sieg der Ehre, die ausgezeichnet wird – beim Olympia – mit dem bloßen, grünen Eichenkranz. Der Sieg der Ehre ist das höchste, was der Mensch überhaupt erreichen kann. Sei es nun, daß andere Menschen diesen Sieger auszeichneten oder – daß Gott,

der allsehende, diese Dinge mit göttlichen Auszeichnungen belohnt, der Auszeichnung der Gnade, der Kraft, der Freiheit und dem gesunden, edlen Charakter.

Das ist es, was wir junge Menschen vom Frieden verlangen. Nicht das äußerliche Getue ist der Kern, sondern die selischen Werte, die in einem wahrhaft olympischen Kampf errungen werden. –

(Im 4. Kriegsherbst.)

23. Oktober:

Feines Sprechen mit Bilea. Da ist ein wirklicher Ausgleich da, von Arbeit und Freude. – Danach noch schwer gebüffelt bis in die Nacht., - Das erste Lebenszeichen von Gerda. Ich bin froh, daß es nun doch noch mal an diese Zeit denkt. –

24. Oktober:

Einem jungen Kameraden aus der Diaspora die Schätze unserer lieben Vaterstadt zu zeigen war eine feine und symbolische Aufgabe. –

Pit, der Siegener Obervormann, ist einmal wieder auf Urlaub zum Bischofstag unserer Jugend gekommen! -

Junge Kirche von Köln feiert
mit ihrem Bischof das Christ-König-Fest!

Schultert Christ Waffen,
Zieht seine Rüstung an
Schlaget Seine Schlachten,
Schlagt Lucifer in Bann.
Und traget Christi Zepter
Das Kreuz tragt alle vor -
Das Königreich, der Himmel
Wachs’ überall empor!

In der Frühe des letzten Oktober Sonntags strömen aus allen Stadtteilen die Kameraden und Brüder, die junge Mannschaft des Herrn, herbei, um mit ihrem Bischof das Christ-Königs-Fest zu feiern. 15000 mögen es wohl gewesen sein, die sich nicht abhalten ließen weder vom Alarm, Regen noch sonstigen Veranstaltungen zur gleichen Zeit. Nach 9 Uhr wurden auf die Seitentrasse die „Mittelschiffler“ heraufgelassen. Von hier wurde ich Zeuge eines symbolischen Schauspiels, das sich vor unser aller Augen abspielte, als ein Fronturlauberzug die Bahnhofshalle verließ. Ein stürmisches Winken und Jubeln

begann, das das enge Band zwischen der Jugend der Kirche in der Heimat und den Brüdern an der Front zeigte. Um 1030 Uhr zog der Erzbischof ein und das feierliche Pontificalamt begann. Die Jugend sang die Engelmesse und lauschte während der Ansprache den freudigen und dankbaren Worten des Oberhirten. Nach dem feierlichen Amt bot sich draußen vor dem Dom ein Bild, welches mir immer wieder in Erinnerung kommt und an die vergangenen Jahre einen denken läßt. Die Bischofsweihe im Sommer dieses Jahres war auch eine feine Stunde, doch zeigte hier die Jugend, und es war nur die Jugend, daß sie nie fester und geschlossener hinter dem Bischof stand. Stürmische Heil-Rufe und große Sprechchöre gaben der inneren Begeisterung Ausdruck. Hier zeigte sich, wo das wahre Herz der Kölner Jugend schlägt, nicht in Kino, Varieté, Kaffees und Tanzsälen, oder nur auf Fussballplätzen, sondern dort, wo lebendige Kirche steht, dort, wo die beste Jugend des Reiches steht und fällt für des Herren Königreich! Viele der Kameraden sind mitgestürmt und mit gelaufen bis zum Palais; einige sind auf dem Wagen des Bischofs mitgefahren durch die Strassen der Altstadt.

Hier wurden wieder Chöre laut;: Wir wollen unsern Bischof sehen u.s.w. Dann zeigte er sich und spendete nochmals den Apostel-Segen, den Segen, der uns die Kraft und den Antrieb gibt zu neuer Arbeit und zu eisernem Kampfe. Weder konnte Schapo, noch sonst „jemand“ diesen Orkan der Begeisterung aufhalten.

Mittags trafen sich in St. Engelbert in Köln-Riehl die Junghelfer und Junghelferinnen, In einer würdevollen Feierstunde, in der Christkönig, genau wie am Morgen, in unserer Mitte stand, wurden dem Bischof die Offiziere vorgestellt, die mit ihm das große Werk schaffen. Ein Junge, ein Mädel, ein Priester und zum Schluß sprach der Bischof zu uns, die uns in eine frohe Stimmung brachten. Dazwischen sangen wir Lieder von Christ-König, der Mannschaft und der Freude und des Lebens. Der Bischof sang zur Freude der Jugend eifrig mit.

Ein besonderer Tag der Jugend war es! Ein Bischofstag, ein Freudentag! Junge Gemeinde steht zu ihrem Hirten! In aller äußeren Gefahr mit einer inneren Treue, damit das Werk derer, die draußen am Feinde stehen, fortgesetzt wird und erhalten bleibt.

Es reitet ein Ritter durch das Gefild,
Herbstliches Laub am Huf,
Aus dem Nebel steigt ein großes Bild
Und ein Schlachtenruf:
Wo sind die letzten Männer zum Streit?
Ernst ist die Zeit….
Aus Harrenden Heeren dumpf erklingt
Ein Raunen: Wir sind soweit.
           (Th. Lüddecke)

Köln, am Christkönigsfest 1942                           Herbert

26. Oktober:

Fritz erhält den Krim - Schild. –

Hoffentlich werden die Bilder vom Bischofstag etwas? Es ist eine herrliche Kunst zu photographieren. Ein gutes und geschultes Auge gehört sich dazu. Man muß die Augen weiten und alles Schöne und Gute einzufangen versuchen. Hier kann sich zeigen, wo der Geist und wo der Ungeist weht. Das Auge, als eines der besonderen Gnadengeschenke Gottes, will auch nur seinesgleichen sehen: Wunderwerke! –

31. Oktober:

Der Film: Die Entlassung gibt ein Bild des Gründers des zweiten Reiches, des Fürsten Bismarcks. Einmal mehr wird mir die Gestalt des eisernen Kanzlers zum Symbol gegen die Unbilden des gemeinen Spießbürgers. Ein Werk von überdurchschnittlichem Wert.

1. November:

Seit langem wieder Post aus der deutschen Ostmark. Fein schreibt sie. Eine ungeheure Kraft

geht auf mich davon aus. Auf mein persönliches Denken und auf die Arbeit. –

Hein ist hier. Auf Urlaub aus dem Lazarett. Feine Stunden sind es, die wir gemeinsam verleben. Eine Stunde der wirklichen Kameradschaft. Der Kameradschaft ist es, die uns allen letztlich den Halt gibt. In einer Morgenstunde treffen wir uns im Heim und fühlen etwas von diesen Dingen, nach denen jeder einzelne von uns verlangt., Wir wollen das Werk der Kameraden tun und es weitertragen in unserem Volk, damit nach diesem Völkerringen die Schlacht sofort wieder anhebt auf dem geistigen Schlachtfelde der Menschen.

2. November:

Allerseelen! – Es will mir gar keine rechte Stimmung in den Sinn kommen, der mich diesem Tage etwas näher bringt. All die Brüder, die gefallen sind für unser Reich und unser Volk, schätze ich in der ewigen Anschauung Gottes! Ist da noch ein Grund da zur Trauer? Nein, Leben! Ewiges Leben wird all denen zu teil, die für diese unsere gute Sache gekämpft haben. Ihnen allen der Friede und der Segen des Herren! -

3. November:

Das Jagdgeschwader Werner Mölders errang seinen 4000. Luftsieg! So hieß die stolze und vielsagende Meldung, die mich ganz noch mal an die Lebzeiten des unvergänglichen deutschen Jagdfliegers erinnerte. –

4. November:

Der alte, gute Schorsch war hier. Er ist immer noch der gut „gelaunte“ Mann der Ruhe.

7. November:

Im Film: Andreas Schlüter zeigt sich noch einmal etwas von uns. Das Glockenspiel: Lebe den Herren… war geradezu fantasienhaft. –

Pit ist in Urlaub und wird wohl seine letzte Vorstellung vor Weihnachten gegeben haben. Diesmal haben wir uns nicht zurückgezogen, sondern sind in der Runde der Kameraden geblieben.

8. November:

Gemeinschaftskommunion: - Messdiener-Einführung und Pfarrjungenstunde! Alles hat ganz gut geklappt. Am besten wohl die Pfarrjungenstunde. Immer wieder Photos! -

9. November:

In Schillers: Kabale und Liebe. Es hat mir nur teilweise gefallen; als Schauspiel und als Werk von Fr. Schiller sehr gut. Schiller trennt die einzelnen Charakteren sehr hart und scharf. –

10. November:

Ich habe heute zum ersten Male gemerkt wie unendlich allein ich bin. Klein von allen verlassen. Wenn Tom hier gewesen wäre, ich wäre haltlos zu ihm gelaufen. Das empfinde ich immer so stark, daß er mir fehlt. Noch mehr als alle anderen Kameraden. Ihm kann man sich ganz anvertrauen. Meinen schwersten Kampf vielleicht überhaupt habe ich angefangen zu kämpfen. Den Kampf um Gerda. Es ist ein Kampf der guten Sache. Für unser junges Reich des Herrn. Ich möchte gerne hin zu ihr, aber Mutter meint und fordert, daß ich hier bleibe. Ich möchte wissen, ob ich diesen Weg gehen soll, oder jenen! Zum ersten Male habe ich um einer geistigen Sache wegen „Wasser vergeben“. Ich stelle sie mir als Ideal vor und möchte dieses Ideal mir hochhalten, auch wenn sie einen anderen Weg geht. Ich bin hinausgelaufen und wollte mich geborgen wissen unter dem Zelt der Sterne. Ich bin in die Kirche gelaufen und war bei Gott. Es war mir so heimlich wie selten in M-H. Ich habe gebetet – für die Gerda! -

11. November:

Hein hat seinen Genesungsurlaub angetreten und befindet sich in bester Laune. Wirklich der Hein, wenn er auch manchen anderen Dingen der Äußerlichkeit nachgeht, ist noch immer der alte. Seine Lustigkeit und seinen Humor für alles hat er nicht verloren.! –

Ich hab mir einen tollen Aufsatz zusammen gebaut. Gespannt bin ich, was Paeschke wohl darunter schmiert. –

14. November:

Tom ist da! Zum letzten Male wohl ist er hergekommen, um noch mal in der Runde der Kameraden zu sein. Gleich am Anfang habe ich mit ihm recht persönlich sprechen können. Er müßte hier sein und mir wäre 100% geholfen in fast allen Beziehungen. Besonders über Herbert und die Älteren haben wir geredet und von einander. Da habe ich erstmals gespürt, daß Tom auch von sich aus Bruder ist; er setzt sich nicht drüber hinweg, sondern ist ganz der Gleiche. –

Mit Hein waren wir in der Komplet + auf Heins Bude. -

15. November:

Mit Tom in St. Andreas zur Bischofsfeier der Kölner Studenten. Man merkte allerdings, daß die „Teilnehmer“ recht kultiviert waren. Aber die Beteiligung war deshalb doch voll auf der Höhe. –

Mittags bei Tom oben mit Hein – Bär – Jupp – Herbert – Theo und ich. Alte Tage wurden aufgefrischt und ein lautes „Dauer-Lachen“ bei den bekannten Sachen. – Tom hatte tollen Dussel, da er erst Montag früh zu fahren brauchte. Er meint, er käme nach Südfrankreich!

16. November:

Montagsmesse! Unser Doktor war toll in Fahrt. Er stellte das Wort eines gefallenen Bruders in die Morgenstunde: „Ich will meinen Herrn mehr lieben, so daß Seine Schmach meine Schmach und Sein Tod mein Tod sei!“ – Ein recht feines und tiefes Wort. Ein Wort, das wert ist neben das eines Paulus oder sonst eines großen Helden gestellt zu werden. Denn es sagt letztlich den Kern des Christentums und der Kirche in einer Form aus, daß man Ehrfurcht haben muß, vor solch einem Sprecher und

Künder des Gotteswortes in einer neuen Form. In diesen Worten liegt so wenig und sie sind so leicht ausgesprochen, aber wer sie erfüllt ist ein Knappe des Kyrios. Oft ist unser Tun auf viele Äußerlichkeiten eingestellt und man lebt gar nicht den Worten entsprechen. Es ist kein – viat voluntas tua --, sondern ein ‚voluntas mea’! – Gebe der Herr mir und allen, die das Reich Gottes und seinen Geist suchen, die Kraft und die Gnade diese, große und edle Sache zu erkennen und an ihr in diesem Sinne zu bauen. –

17. November:

Mit Fritz, der in Urlaub ist, Hein, einem verwundeten Theologen und einer Bekannten von Fritz in die Stadt gegangen. Sehr fein war es. Der „Schwarze“ war ein Pfundskerl. Trotz eines Glasauges, einer Beinamputation, die er beide durch Verwundung am Ilmensee bekommen hat, ist er guter Dinge und will Ostern weiter studieren. –

Beide, Fritz und Willi, - so heißt er – tragen verschiedene Orden und Ehrenzeichen; aber Fritz trägt nur das silberne Verw.Abz. und Willi auch nicht viel mehr. Sie wissen um die Idee und warum die

Kameraden gefallen sind; sie wissen aber auch, was im Verhältnis dazu diese Äußerlichkeiten für einen Wert haben. Es war eine feine Stunde, die wer zusammengesessen haben. –

21. November:

„Glocken der Heimat….“ Überall stehen deutsche Männer und tragen ein Stück Deutschland in ihren Adern, überall künden sie das Reich. Eine Gänsehaut überkommt mich jedes Mal, wenn so an die Tiefen dieser großen Idee, für die wir einmal unser Leben einsetzen werden, gerührt wird. –

Abend ist es und ich schreite am Neumarkt Maria im Kapitol zu. Oben am Himmel leuchtet der Abend, der Künder der Nacht und des Dunkels. Sein fahles Licht erhellt die Straßen der Altstadt. Um ihn herum bilden sich eigenartig anmutende Wolkenbilder. Immer, wenn ich so in den Äther schaue, die Sterne sehe und den Mond mit seinen vielseitigen Formen betrachte, denke ich an die fernen Glieder unserer Gemeinschaft. An die Kameraden, Tom, Pit, Heppekausen u.s.v., denke an Tirol und die anderen fremden Länder, nach denen meine Sinne gehen, zu den Gleichgesinnten, die mit mir eine große Idee

Tragen und an dieser Idee bauen. Man kann so fein bei diesem Bilde sinnen und sich besinnen…..

Hans Schroer schreibt einen feinen Brief an die Schwestern im Herrn. Er drückt das aus, was auch ich haben will, was wir alle haben wollen. Wir wollen die reine Gestalt der Gottesmutter nachgebildet sehen in dem tiefen Wesen der Frau und des Mädels. Nicht das wohlbehütete Nesthäckchen, oder die aufgedonnerte Filmdiva, sondern das Mädel, das zwar auch oder allein von all den andern Typen mitten im Leben steht und den Willen hat, seinen eigenen Weg zu gehen. Nicht der Masse angehören; damit erst schaffen sie sich Werte, ohne die ein Volk nicht auskommt. – Sehr fein hat Hans dies geschrieben und hat all denen einen Wunsch erfüllt, die um diese Gestalt des reinen Mädel ringen. Nicht eine Forderung sei es, sondern ein Bitten. –

Laßet uns darum, Kameraden, recht innig beten!

Sonntag, 22. November 1942:

Ein Jahr ist unser Werner Mölders tot. Ich meine immer noch, es sei erst vor kurzem gewesen, daß er noch mitten unter uns gewesen ist. Nun steht er bei Gott und trägt mit das Reich am ewigen Throne

der Herrlichkeit. Er besitzt das Leben, das er äußerlich auf dem Altar des Vaterlandes geopfert hat. Uns allen ist er Vorbild und Ansporn. All denen, die sich gleich ihm um das Reich des Herrn mühen, ist er mehr geworden als bloßer Flieger, sondern er zeigt einem jeden von uns, was es heißt: Offizier zu sein. Christi Offizier und des Vaterlandes; das vereinigt gibt die Kraft, aus der wir täglich schöpfen. Wir alle wollen einmal ganz Mann werden. Das Wort Mann muß wieder zu seiner Grund und Kernidee kommen. Kein falsches Abbild wollen wir sein. –

Die Mutter des deutschen Lufthelden sprach zum deutschen Volk. Sie sprach von ihrer Trauer, die nicht eine Weltliche, Verkrampfte sei; sondern sie freue sich über ihren Werner und sie meine, sie sähe ihn immer noch vor sich. Deshalb sei sie in der Trauer noch froh. Sie ist wie er oder besser er war wie sie! Die Mutter gab ihm die Christliche Weltanschauung als höchstes Gut mit auf den Weg. Nun lebt Werner nicht mehr; sie aber will so fortführen, wie er es getan haben würde.

Ehre und Achtung einem solchen Volk, das solche Männer und Helden, aber auch solch heldische Frauen hervorbringt. -

24. November 1942:

Klaus habe ich gesprochen. Er ist einer der Kanonen im Reich der Jungen Kirche. In seiner urwüchsigen Art weiß er die Jungen und jeden anderen auch zu fesseln. Dies verdeckt auch nicht die Uniform.

25. November 1942.

+ Du hast mich gebeten, Dir etwas in’s Tagebuch zu schreiben, ehe ich wieder hinausgehe. Vielleicht ist dies das letzte Mal, daß wir uns sehen. Darum soll es ein Dank sein für Deine Kameradschaft in unseren Jungenjahren.

Solltest Du später noch einmal an Hein denken, so wisse, sie war mir Verpflichtung, so zu handeln, daß ich vor Dir, und vor Euch allen bestehen konnte.

                             Hein

25. November 1942

Meinen Aufsatz baute ich also 1-2. Ich war wirklich froh, als ich ihn von der Leber hatte. Paeschke sollte er etwas von unserm Tun und von unseren Gedanken schildern. Zum „sehr gut“ fehlte wohl nur bei Paeschke die innere Einstellung; aber auch damit bin ich zufrieden.

Heppekausen konnte am 15. Dezember über Weihnachten und Neujahr in Urlaub. Feine Tage: auch darauf eine Vorfreude, ein heimlicher Advent.

Lange nicht habe ich mehr von Dir, lb. Gerda, geschrieben. Und doch habe ich viel und oft über Dich nach gedacht. Wie unsere Sache enden soll bzw. bzw. wie sie weitergehen soll., Schwer waren die Stunden und hart der Kampf. Einem Kameraden,, wenn auch unbekannt, darf man nicht sein vielleicht Höchstes nehmen; gerade weil er im Kampfe für uns steht, wäre es ein schlechter Liebesdienst, ihm ein Stück Leben zu nehmen.. Aus meiner Lage darf ich persönlich für mich keinen Nutzen ziehen. Ich habe zu früh in dies tiefe Geheimnis geschaut, - meine ich – und muß nun zu einer entgültigen Entscheidung kommen. Für Gerda, hoffe ich, wird es

nun leichter sein, sich zu entschließen. Ich möchte, daß sie froh,, frei, rein, tief und christlich-froh denkt und bleibt. Dann ist es – so hoffe ich – ein Liebesdienst an einem Glied unserer Kirche. – Gott gebe Dir fernerhin Gnade – Kraft und Freude! Darum lasst uns beten. - - -

26.. November:

Heijo auf 2 Tage in Urlaub. –

28. November: Tom rückt heute wahrscheinlich nach Afrika aus und Pit hängt jetzt in Südfrankreich. –

Heute ist Jahresschlußkomplet in Kapitol. Am Schluuß der Woche, des Monats und des Kirchenjahres steht das frohe Lob Gottes aus den hunderten Stimmen der Jugend. Hans Schroer ist in Urlaub! –

Tom hat mir einen feinen Brief geschrieben. Er zeigt zum ersten Mal den Freund und Bruder in seiner urwüchsigen Figur und Größe im Geist. Er baut auf mich! Welch ein Gefühl des Wertes und der Verpflichtung auch zugleich. Ich schäme mich fast gegen seine feine, saubere und klare Manneshaltung. -

Köln, in der Stille des Adventes.

Lieber Bruder!

Uns kommt ein Schiff gefahren
es bringt uns süße Last,
darauf viel Engelscharen
und hat ein’ hohen Mast! –

Es ist der Abend des ersten Adventssontages, daß ich zur Feder greifen will, um Dir einen frohen und treuen Gruß der Weihnacht zu senden aus der fernen Stadt am lieblichen Strom! –

Am grünen Kreuze flammt heute erstmals das rote Licht der Heimlichkeit wieder auf und kündet von dieser heiligen Zeit. Advant: Zeit der bereitung auf den großen Tag der Geburt unseres Herrn.. Ein Heimgang der Menschen zu diesem Kindelein, ein Sichfinden zur Krippe in Bethlehem. Nach aller Irrfahrt und allem Leide verlangt die Seele nach diesem Kinde. Äußerlich spüren wir es vielleicht nicht so, aber innerlich erleben wir doch stärker diese Zeit. Aber doch müssen wir wissen um das tiefe Geheimnis der heiligen Nacht. Gott erbarmt sich unser und schenkt uns Seinen Sohn zur Erlösung

von aller Not.

Mit der Komplet des gestrigen Tages endete das Jahr unserer Kirche. Es war ein Jahr der Bedrängnis und der Mühsal, ein Jahr des Kampfes für unser geliebtes Deutschland. Manch einer, der voriges Jahr noch in unserer Runde gestanden, deckt nun der hülle Rasen des fernen Landes. All ihrer wollen wir gedenken,.

Ein neues Jahr beginnt und am Anfang stellt diese Zeit der Stille und des Schweigens, in der wir zu uns selber kommen wollen, um dann in der Stille der Weihnachtsnacht aus tiefem Herzen das „Gloria in excelsis Deo“ mitsingen zu können. Diese Zeit wollen wir nutzen und kosten. Innerlich bereit wollen wir uns machen für dieses Fest, auf daß die Gnade des Herrn in uns sei. –

Dir ist es nun nicht vergönnt diesen lieblichen Tag im Kreise der Deinen und der Kameraden daheim zu feiern; darum lasst uns aber im Gebete bei der Weihnachtsmette finden und den Herrn recht innig um Frieden und baldige Heimkehr bitten. Vielleicht wirst Du dieses traute Fest draußen im Bunker der russischen Steppe erleben und erst einmal spüren, was dieses Geheimnis der Nacht und was Dir dieses Kinde-

lein auf dem Stroh bedeutet. Nicht das moderne Getue und die widersinnigen Anschauungen unserer Tage mögen uns überrumpeln, sondern die Krippe von Bethlehem soll Kern und Inhalt des Festes sein. Unter dem Baum steht die Krippe bei Dir daheim, die Dir aber auch Dein eigner Leib sein soll. Denn dieses Kindlein, der große und gütige Christ, will auch zu Dir kommen, und will gerade Dir,, lieber Bruder Soldat, den Weg zur Höhe weisen. Darum bereite Dich in dieser Zeit und werde wieder kindlich. Freue Dich auf dieses Weihnachten, wie Du es vor Jahren gelernt hast, und freue Dich auf den Herrn, damit Er auch in Dir Wohnung findet. Dann wirst Du froh und glücklich und Du kannst leichter über die äußeren Dinge hinwegsetzen; denn Du weißt, Christ in mir, heißt leben in der Gnade und Kraft des Herrn. –

Zum vierten Male stehst Du nun im Kriege drauß0en und wartest auf den Frieden, wartest auf die Heimat, wartest auf die Freiheit. Christus schenkt Dir nun den Frieden der Seele und die heimliche Freude des Geborgenseins; bitten wir Ihn, daß er uns auch bald von den Mühen und Sorgen des Kampfes erlöse. Wir werden ruhiger und stiller, freudiger und mut-

voller, froher und wieder zuversichtlicher im Herrn. –

Mögest Du nun dieses Fest in der weihnachtlichen Gnade und Kraft erleben und es im Vollbesitz der Gesundheit feiern.

Das wünscht Dir in diesen Tagen der Prüfung

ein Bruder daheim,
der sich bei der Mette im Gebet
mit Dir verbunden weiß.

Pfarrhelfermorgenrunde in der Mainzerstrasse. Rheus – Hans und Angenendt geben uns ein wesentliches Stück Lebensgestaltung mit auf den Weg in die Pfarrei. Die bisher größte Zahl von über Hundert junger Feuerköpfe für den Herrn trafen sich ein.

Jedesmal ist es ein tiefes Erlebnis mit den Brüdern aus der Stadt sich einen Morgen zu treffen und neue Kraft mit hinaus zu nehmen in die Runde der jüngeren Kameraden! –

Der Rundbrief an die Kameraden geht an 22 Freunde draußen im fremden Lande! -

1.Dezember 1942.

Eine feine Überraschung: Das fünfte Gürzenich-Konzert im Opernhaus unter Leitung von Dr. Eugen Papst. Hauptsache war von Hans Luter vertraut der Sonnengesang des hl. Franz v. Assisi auf italienisch. Davor ein zartes Interludium. Mitwirkende waren das städtische Orchester, der Dom-Knabenchor und der Gürzenich-Chor. 4 einzigartige Solisten gaben dem Ganzen in bunter Folge auf echt italienische Weise das Gepräge. –

Unter den Zuhörern war unter den vielen „dunklen“ Gestalten auch der Höchste Herr. Recht symbolisch geht er unter das Volk und lernt so die Seele des Volkes kennen. Ganz schlicht und einfach! –

2. Dezember 1942:

Ski-Erleben im Kaukasus, sieht man in der Wochenschau. Eine feine Schussfahrt krönt ein gewagtes Spähtruppunternehmen. Herrliche Gotteswelt in einem fernen Land mit deutschen Leibern und deutschem Blute bepflanzt und getränkt. Heiliges Land der Saat…..!

4. Dezember 1942:

Abends in der Kapitoler Krypta eine feine Stunde mit Hans Schroer unter dem Altenberger Kreuz. Als Symbol hängt das Kreuz über dieser Runde in der tiefe der Krypta. Einleitend hörten wir einige Schallplatten, die in uns die richtige Stimmung hervorriefen. Hans las dann aus Paulus an die Korinther. Er erklärte die Stelle und wieß uns Ziel – Aufgabe und Weg in einer Form, die fast neuartig und doch an die Grundhaltung grenzt. Wir müssen, wenn wir etwas anfingen, es auch mit unserer ganzen Kraft erfüllen. Nicht die Hauptsache neben den Kleinigkeiten vergessen.

Anschliessend las er seine Novelle: Der Reiter vor, die er den Kameraden gewidmet hat. Sie stellt in ihrer Gesamtheit eine vollendete Meisterleistung dar und ich möchte sie als die beste bezeichnen, die mir bisher begegnet ist. Mit Worten kann ich sie kaum widergeben, doch will ich versuchen sie zu charakterisieren. Er baut vollendete Wortspiele dazwischen, die mir zeigten, daß Hans schon das Leben versteht und in seinen Grundzügen versteht. Ob er selbst der Reiter ist, weiß ich nicht.

Ein Reiter reitet durch das russische Land und sucht die Schlacht. In einem Kampfe wird ihm das Roß unter seinem Leibe weggeschossen. Jetzt gliedert er sich der Infantrie an und erlebt den Kampf für das Vaterland aus dem Schützenloch. Beim Sturm begegnet ihm der Tod. Doch er entfernt sich wieder und greift neben ihm zu. Als er in den feindlichen Graben eindringt und ein SMG-Nest aufreibt kommt der Tod ihm abermals sehr nahe und möchte zubeißen. Dann folgt ein aufschlussreiches Zwiegespräch, in dem Hans uns den heldischen Sinn von Kampf und Tod beizubringen versucht. Und weiter geht die Schlacht. Am Abend ist Ruhe. Der Satan umschleicht den Reiter. Er zeigt ihm das „schöne Leben“, wenn er flüchtet, wenn er die anderen Kameraden allein läßt. Aber der Reiter weiß seinen Weg. Der Morgen dämmert. Die Schlacht tobt auf’s Neue. Da, als der Reiter hinter Mg hängt und mit Handgranaten den Feind an einer Stelle zum Schweigen bringt, schwebt der Engelfürst St. Michael über dem Schlachtfelde. Er gibt dem Reiter Stütze und Kraft. Er zeigt ihm den Sinn und er läßt ihn stark werden, um der Brüder willen. Den Schluß bildet,

wie auch zwischendurch feine Gedichte, die wegen ihrer Einfachheit und Prägnanz schon imponieren. Dazu aber noch weltenentscheidend sind. –

Diese Stunde gab mir viel und trug mit dazu bei ein Stück näher dem Geburtsfest des Herrn zu kommen. Adveniat regnum tuum! –

5. Dezember:

Im Eisstadion! Feine Rhythmik zeigen die Einzelrollen. Vor allem die nette Wienerin Martha Musielek. Aber auch der deutsche Meister Kurt Zeller, Berlin, mit seinen Pirouetten. Daneben noch das Paar Strauch –Noack. Alles äußerliche Getue fällt dann ab und die Bewegungen stimmen einen in eine freudige Stimmung. –

7. Dezember:

St. Nikolaus selbst. Im Hort eine kurze Nikolausfeier. Die „Pänz“ haben Strang vor mir. Ich kam mir urkomisch in dem Ganzen vor. Die Hauptsache, daß sein Denken noch

lebt in unserem Volk und nicht verdrängt wird durch irgendwelche Zirkusfiguren. – Feine Photos habe ich gemacht und heute erhalten. Aller Anfang ist zwar schwer.

Heppekausen kann jeden Tag eintreffen. Gibt das eine Freude. Eine doppelte Adventsfreude und eine doppelte Weihnacht.

8. Dezember.

Herbert ist augenblicklich sehr gefährdet. Er wird sich aber durchfinden und Gott möge ihm die Gnade geben, den Weg des Hohen zu suchen und zu finden: er ist herzensgut und innerlich ein feiner Kerl. Das Äußere ist für ihn die große Gefahr. –

13. Dezember: Der Definitor setzt die Pfarrjungenurkunde ab! – Herbert kommt aus dem Wehrertüchtigungslager zurück. Er ist begeistert. Solche muß es ja auch geben. Die Gemeinschaftskommunion hat gut geklappt! –

14. Dezember:

Das große Gegenstück die O. P. V. -

16. Dezember:

Paeschke hat mir doch in Deutsch ein gut gegeben. Also doch nicht so, wie ich gedacht habe. –

Abends bei Wisdorf auf der Bude. Zuerst von Johann Sebastian Bach: Brandenburgisches Konzert, von Mozart: Eine kleine Nachtmusik und von Beethoven: Die neunte Symphonie. (Schlußteil) Ein Musikstunde wie ich sie lange nicht mehr gehört habe. Fabelhaft. 3 große Meister geben mir die Einführung in die letzte Adventswoche. Eine stimmungsvolle Einführung in die Weihnacht. –

17. Dezember:

Am Photobuch und Fahrtenbuch gearbeitet. Sehr fein sind beide geworden. Besonders das Fahrtenbuch.

Abends auf der Nachtwache mit Teusch zusammen gesessen. Fein war es. Moderne Strategie und neues Führertum! Eine ganz neue, mir unbekannte Seite des gegenwärtigen Krieges wurde mir gezeigt. -

18. Dezember:

Tom schrieb mir von seiner feinen Haltung in den „besagten Dingen“. Ich versage manchmal, wenn er mir von diesen Dingen erzählt. Klein fühle ich mich gegen eine solch heldische Haltung! –

Mit dem Definitor hart aneinandergekomnmen. Ich erinnere mich immer an eine lachende Russenfratze aus dem Jahre 1939.

Tom schrieb ich bisher als einzigsten, daß ich die Bande mit Gerda löse. Sie ist für mich nicht bestimmt und ich füge mich Gottes heiligem Willen. Er hat mir bisher nur Gutes gebracht, deshalb auch jetzt. Gerda ist ein feines, reines und tiefes Mädel. Wenn ich enttäuscht würde, so würde ich es gewiß nicht mit Gleichmut tragen. Es bedeutet für mich ein Opfer. Gebracht um der Brüder willen. In Tom, Heppek. Und Pit werde ich finden, was ich suche. Schwer ward mir der Entschluß, aber es ist so besser. Lange habe ich drum gerungen. Gott gab mir die Sicht. Ihm danke ich, daß Er mich den auserwählten Weg gehen läßt, als Vorbild, als Wegbereiter jüngeren Kameraden, die um unsere hohen Worte ringen! -

19. Dezember 1942:

Gleich dem Bamberger Reiter schaut hier unser Werner Mölders in die Ferne. –

Sieht er die Jugend, seine Flieger, das ganze deutsche Volk? Sieht er seinen Sieg? Schaut er in die Zukunft? Ja er war ein Vorausschauender im Reich der Jugend und des Volkes. Darüber aber auch ein Sucher, ein Dränger und Kämpfer, gleich dem Bamberger Reiter, der über unserem Volke steht und auf uns herabschaut. –

Eines feines Bild, das mir sehr gefallen hat, ist einmal mehr ein Symbol und ein lebendiger Ausdruck seines edlen Charakters! -

Ein feiner Film: Die goldene Stadt. In den hellsten Farben wird das Leben und Treiben von Prag gezeigt. Das Ganze handelt sich um die Tragödie eines Bauernmädel, das von einem Sudetendorf nach Prag kommt. –

Ich gehe verlassen durch die Stadt, über der der Mond am nächtlichen Firmament steht. Wie Silhouetten schleichen die Bahnen am Neumarkt an mir vorbei. Fern steigt das Ziel „Maria im Kapitol“ vor mir auf, wo die Jugend das Lob Gottes am Abend singt. –

Leutnant Strunk fällt einem ins Auge. Trotz des äußeren Schliffs ist er immer noch der alte „Wist“.

20. Dezember:

Ein vorweihnachtlicher Sonntag im eigentlichen Sinne. Morgens in der Uni mit Heijo, der eben mal rüber gekommen ist. Prof. Neumann aus Bonn sprach über Wolfram von Eschenbach, dem großen deutschen Dichter, der späten Romanik. Sehr klar arbeitete er die Begriffe von Gott-, Mensch-, Ritter, Liebe – Tod – Teufel heraus. – Mittags unsere Adventsstunde im Heim. Die Krippenschau gab der ganzen Feier ihren festlichen Rahmen. Die Feier war in ihrer Gesamtheit wohl gelungen. Jupp übernahm die

die Singerei in hergebrachter Weise. – Abends saßen Heinz und ich bei Jupp auf der Bude und berieten, was in den kommenden Wochen zu tun sei. Was noch fehlt und was noch zu tun sei in den einzelnen Runden.

21. Dezember:

Mit Herbert den Mittag zusammen durch die Stadt gelaufen. Zuletzt zu seiner Schwester. Herbert befindet sich in einer Krise. Er zeigt sich manchmal von einer erstaunlichen Höhe und Tiefe, Anhänglichkeit und Treue, um dann oft mich sehr zu enttäuschen. Er wird aber seinen Weg gehen und das große Heil suchen! –

Die ganze Weihnachtspost hinausgeschickt. An die 30 Sachen waren das. – Tom hat heute Namenstag und feiert es fern von aller Wärme. –

22. Dezember:

Mit Herbert in Altenberg. Über die Höhen des Berg. Landes dem lieblichen Tale entgegen mit seinem herrlichen Dome. Mitten in der Bereitung auf Weihnachten haben wir den Dom getroffen. Mit majestä-

tischer Ruhe thront die Mutter unseres Herrn in den weiten Hallen. Um sind wir altem Brauche entsprechend getrampt. Unser Filmapparat war uns ein treuer Begleiter.

23. Dezember:

Vorbereitung auf Weihnachten! –

Mit Dr. Groß zusammen Briketts aufgeschichtet. Wir sahen alle aus wie eichte „Schwarze“. – Mit den Messdiener-Kerlen für die Festtage geprobt. – Viele Laufereien.

24. Dezember:

Heilig-Abend – Vigil von Weihnachten. –

Mit Pfr. Clemens in Riehl eine feine Sache. In der Sakristei. Dies zeigt so recht, wie er mit den Leuten umgeht. Eine herzliche Wärme zeigt er, die man oft sehr vermisst. – Um 17 Uhr Beginn der Christmette! Eine feierliche Singmesse. Sehr fein ist unsere Krippe dieses Jahr geworden. Unter Mitwirkung von Jungen. Sehr viel und oft habe ich an die Soldaten draußen gedacht. Besonders an Heppek. – Tom und Pit. Wie werden sie das Fest erleben? Sicher mit einer noch größeren Gnade als wir, daheim in unserer gewohn-

ten Weise. Für sie alle habe ich den Herrn empfangen. – Nach einer schlichten Feier sind wir „zugelassen“ worden. Viel zu viel war wieder aufgehäuft und über die Bücher habe ich mich riesig gefreut. Vor allem über das Photobuch, in dem in den nächsten Tagen die feinen Bilder von mir „Platz nehmen“ werden. – Gegen Abend kam zum Überfluß noch ein „schlichter“ Alarm! Den Briten gefällt es scheinbar Weihnachten besonders gut in Deutschland! – Es zeigt, daß unsere Brüder draußen in harten Kampfe stehen und wir uns bereit halten müssen. Ich bin gar nicht so froh, da draußen die Kameraden haben nicht die wohlige Wärme der heimatlichen Stuben, noch den prächtigen Anblick der häuslichen Krippe und des Lichterbaumes. Sie alle müssen darauf verzichten; aber trotzdem kehrt der Herr mit der ganzen Fülle seiner Herrlichkeit in ihr Herz. Noch bevor Er zu uns kommt. Ihre Aufgabe draußen ist größer, darum ihr Weg zum Herrn leichter. - Eine kleine Freude machte ich Toms Mutter, die sich herzlich gefreut hat über meinen späten Besuch in der Stile des Heiligen Abends. Die, die verlassen sind, müssen wir aufsuchen; die, die wenig Freude

besitzen, beschenken. Ein jeder an seiner Stelle. Das sehe ich als meine Pflicht und arbeite und sinne danach, daß etwas mehr Liebe in der Welt, in unserer kleinen Welt sei! –

25. Dezember:

Hochheiliges Weihnachtsfest! Wie ist bei so vielen aus diesem Geburtsfest des Herrn, ein Licht oder Julfest geworden. Wie vielen Menschen ist das Weihnachtsfest die Entscheidung der Welt? Denn wir müssen hier jede Sentimentalität und Gefühlsduselei ausschalten. Das innerste Wesen müssen wir erkennen. Den Herrn den andern zeigen. Die andern nämlich, die am liebsten schon das Fest vorüber wünschen, die haben kein Recht das Fest zu feiern. Diejenigen, die nur zwischen erstem, zweiten und dritten Feiertag unterscheiden, sie haben kein Recht Weihnachten zu begehen. Ihre Freude ist eine Heuchelei und ihre Geschenke Wahnsinn. –

Wie viele langweilige Gesichter sieht man auf der Strassenbahn und in den Strassen? Tausende und abertausende! Und draußen stehen die Brüder und sehnen sich heim! -

26. Dezember:

Wenn man dies alles sieht, dann könnte uns die Freude vergehen und an einem Frieden verzweifeln, der doch nicht kommt. Aber ich will mich mühen, daß die Kameraden den Frieden ihrer Seele und die Freude ihres Herzens suchen. Das ist der Sinn! Unser Weihnachten ist ein Neu-geboren-werden im Geiste des Herrn. Zu neuen Christopers sollen wir unser Leben gestalten mit dem Mute eines Stephanus! So ist jedes Weihnachten eine Erneuerung des Lebens, ein Vervollkommen seiner selbst.- Die Kameraden draußen, fern der Heimat, bekomme ich nicht aus dem Sinn. Schade oder Gott sei Dank? Nein, das ist unsere Pflicht, sie in unsern Gedanken alle Freude und alle Pracht miterleben zu lassen. –

27. Dezember:

Ein herrlicher Tag der Freude! Die Stunde der Weihnacht bei der Jungenschaft und die kindliche Messdiener-Feier der Jüngeren. Sehr fein hat mir beides gefallen! Die Kleinen haben sich riesig gefreut. – Abends mit Schallplatten

und Gedichten haben wir uns um die Krippe geschart und haben im Kreis der Kameraden die nächtliche Stunde nacherlebt. – Toms Mutter war da. Sie paßt in ihrer beschwingten Art zu uns und ich freue mich jedes Mal, wenn sie kommt. Manchmal kommt einen der Gedanke über, ach wäre doch tiefer Frieden, Frieden in den Herzen, in den Familien…..

28. Dezember:

Gerda hat Geburtstag! Ausgerechnet heute kommt von ihr ein Päckchen an. Ein nettes Bild und ein Spruchbild, das so recht zu ihr paßt. Was nun tun? Ich bin vor eine neue Aufgabe gestellt. Ich möchte Mann sein, hart sein…. Und doch ein heimliches Licht leuchtet in mir, ein Licht der Berge…….!

29. Dezember:

Ein Wiedersehen mit Reiermann auf dem Hbf. Er lädt mich nach Hildesheim ein. – Viele Briefe habe ich geschrieben. Unter andern an Gerda, Heppek. Tom und Pit. -

30. Dezember 1942:

Heppekausen kommt morgen Abend. Fabelhaft und fein, fast zu toll, daß ich mich in ein anderes Land versetzt fühle. – Ein feiner Film aus Altenberg macht mir eine große Freude. –

31. Dezember:

Sylvester! Tag der Unzucht und des Vergnügens? Nein! Tag des Dankes an den Herrn für all die Güte, allen Segen, Kraft und Gnade, aber auch für all die Liebe, die Er uns als barmherziger Gott geschenkt hat. Ein Dank an Seine Vaterliebe, die uns in froher Runde zusammen sein ließ. Diese frohen Stunden mit Heppekausen, mit Tom, Pit und den andern Brüdern werden wir alle, die sie mit erlebt haben, nicht vergessen. Manchen Kampf, viele Prüfungen, große Aufgaben wurden mir und den Kameraden im grauen Kleide aufgegeben. Oft haben wir standgehalten, oft haben wir den inneren Schweinehund überwunden, manchmal uns dem satanischen Treiben widersetzt. Gott, dem Kyrios, für alle Kraft meinen Dank am Ende dieses entscheidenden

Jahres. Entscheidend für meine persönliche Entwicklung entscheidend für die Arbeit im jungen Reich der Kameraden. Oft aber auch haben wir, ein jeder für sich, versagt und sich seines Namens unwürdig erwiesen. Wie manches Mal hätte man es besser machen können, hätte, wenn ich mir das Ganze überlege, anders gehandelt, mehr gearbeitet, bessere Leistungen vollbracht, um das Heil der Kameraden. Gott, der Verzeihende, lasse seine Barmherzigkeit walten, um uns für unsere Fehler nicht so zu bestrafen, wie wir es in der Tat verdient hätten.

So manche feine Stunde durfte ich mit Tom, dem ich dieses Jahr als Bruder sehr nahe gekommen bin, verleben. Wir beide wollen an diesem Tage in Liebe einander gedenken. – Pit, der in freundschaftlicher Treue mir zur Seite gestanden hat, möge der Herr segnen, um Kraft zu neuem Kampf und rastloser Arbeit im Reich der Brüder. – Heppekausen, der priesterliche Freund im grauen Rock, gilt aber vor allem mein herzlichster Dank. Er hat entscheidend im vergangen Jahr selisch auf mich eingehämmert. Er gab mir von seinem Wissen und Können als geistlicher Führer der Kerle. Als größte

Freude durfte ich ihm die Hand drücken. Kein Wort hat er zu uns gesagt, aber das Schweigen war mehr als gute und schöne Worte. Sein warmer Blick, seine herzliche Stimme gaben mir wieder Mut. Eines sagte er nur: Jungens, Dank Euch für alles! – Christus, unser aller Bruder, segne Du vor allem ihn in all den schweren und harten Kämpfen und gib ihm wahre Heldenkraft. – Als besonders feines Erlebnis möge das mit Gerda noch gelten. Dich habe ich in der trotzigen Bergwelt Osttirols kennen gelernt. Wir beide waren Freunde und haben dieses Gesetz zw. Uns beiden walten gelassen. Feine Stunden türmen sich in der Erinnerung vor mir auf, Stunden der Heimlichkeit, Stunden der Klarheit und Helle, Stunden des Verbundenseins. Dir Gottes Segen und Dank für alles Gute und Schöne. – Das Antlitz des Vaters, die Wärme der Mutter, die Liebe der Schwester und der Beistand des Bruders treten keineswegs zurück. Sie alle gaben mir einen Ausgleich zur Arbeit bei den   Kameraden. Dürfte ich draußen andern Freunden Weg sein zum Herrn, so führtet Ihr mich dahin in stillen Stunden zur Höhe und zur Tiefe. Dank Euch allen und des Herrn Gnade für all

die kommenden Stunden der Leere und Kälte. – So lasst uns denn, ihr alle, meine Lieben, am Ende des Jahres im Gebete vor Gott treten und für einander beten, um die notwendige Kraft zur Arbeit in Seinem Reich. Orate fratres….

Das kommende Jahr bringt viele, große und größte Entscheidungen, äußerlich und innerlich, körperlich und geistig; unser Volk möge sich heimfinden und führen lassen durch unser Gebet zu Gott, dem Lenker der Schlachten, dem Künder des Friedens, dem Beherrscher der Staatmänner. Der Friede der Welt verbinde sich mit dem inneren Frieden der Seele. So nur können wir wirklich froh und glücklich schaffen, schaffen als Glieder der Kirche, als Streiter für Deutschland.

Und wieder tut eine Zeitspanne sich auf, in der ich aus der zivilen Bürgerlichkeit herausgeschmissen werde in die männliche Welt des soldatischen Menschen. Möge Gott mir bei all dem helfen und Stütze sein, wenn ich schwach und erbärmlich werden sollt. -