Sollte Alkohol erst ab 18 verkauft werden?

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Sollte Alkohol erst ab 18 verkauft werden?

Jede*r, die/der schon mal auf einer Party war und keinen Alkohol trinken wollte, kennt diese Sätze: „Wie? Du trinkst keinen Alkohol? Nicht mal einen Schluck?“ Oder: „Sei doch nicht so eine Spaßbremse!“ Gerade beim Feiern wird der Verzicht auf Alkohol nicht immer direkt akzeptiert. Es fallen fragwürdige Blicke und man muss sich rechtfertigen. Manchmal kann man dem Gruppenzwang auch nicht widerstehen und trinkt, obwohl man eigentlich gar nicht wollte.

Dabei wird oft vergessen: Alkohol ist ein Nervengift und für den Menschen schädlich! Besonders für junge Menschen kann der Alkoholkonsum schlimme Folgen haben.

Neues Mindestalter für Alkoholkonsum?

In unserem „Pro und Kontra“-Format haben wir uns damit befasst, ob der Konsum von Alkohol generell erst ab 18 Jahren erlaubt sein sollte. Anlass dazu gab uns unter anderem der Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Dieser machte im Februar 2022 den Vorschlag, das Mindestalter auf 18 anzuheben. Das heißt auch, dass bei einer Gesetzesänderung Sekt, Wein und Bier erst ab 18 Jahren erlaubt wären. Zurzeit kann man diese Alkoholsorten bereits ab 16 kaufen und konsumieren. Dies ist in Europa übrigens eher eine Ausnahme. Neben Deutschland ist der Konsum in nur 4 weiteren europäischen Ländern ab 16 erlaubt – in Belgien, Österreich, Dänemark und Luxemburg.

Argumente für die Anhebung des Mindestalters auf 18 Jahre

Durch den Konsum von Alkohol können Organe und Nervenzellen zerstört werden und das Risiko von Erkrankungen und physischen sowie psychischen Störungen steigt. Gerade für junge Leute spielt das eine wichtige Rolle, da ihre geistige Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Diese kann durch den Alkoholkonsum erheblich beeinträchtigt werden und die Gefahr von alkoholbedingten Schäden ist noch höher als bei Erwachsenen. Trotzdem liegt das Durchschnittsalter beim Erstkonsum von Alkohol in Deutschland bei unter 14 Jahren und die allermeisten 16- bis 17-Jährigen haben schon einmal Alkohol getrunken. 10 % der 16- bis 17-Jährigen trinken Alkohol in Mengen, die sogar für Erwachsene als gesundheitlich riskant eingestuft werden. Zudem werden die im jungen Alter angewöhnten Konsummuster oft auch später beibehalten. Je früher Kinder und Jugendliche Alkohol konsumieren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer späteren Alkoholabhängigkeit. Schaut man sich einmal die Fakten über den Alkoholkonsum von Erwachsenen in Deutschland an, dann sieht man schnell, wohin das führen kann: Über 1,5 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig und über 70.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen ihres Alkoholkonsums.

Fremdschäden

Schädigungen am eigenen Körper sind das eine. Aber nicht zu vergessen sind die nicht-medizinischen Auswirkungen von zu hohem Alkoholkonsum. Der Konsum wirkt enthemmend und kann das Bewusstsein für das eigene Handeln und die Umwelt einschränken. Scham und andere körpereigene Schutzreaktionen werden verringert oder gar ausgesetzt. Nicht selten stehen Unfälle, Gewalttaten und sogar sexuelle Übergriffe in Verbindung mit einem zu hohen Alkoholpegel.

Warum der Konsum bei 16 bleiben sollte

Doch es gibt auch wichtige Argumente die dafür sprechen, bestimmte alkoholhaltige Produkte weiterhin ab 16 zu erlauben.

Gesetze werden nicht unbedingt immer eingehalten – vor allem für junge Menschen kann es sehr reizvoll sein, Regeln und Gesetze zu brechen. Ein Verbot würde eher dazu führen, dass Jugendliche vermehrt heimlich, ohne Aufsicht und damit unkontrolliert, Alkohol trinken. Das ist gerade für Erstkonsument*innen riskant. Bisher werden die ersten Schlücke oft in Anwesenheit der Eltern zu sich genommen. Auch das legale erwerben und trinken von schwächeren alkoholhaltigen Getränken wie Bier, Wein und Schaumwein trägt dazu bei, dass junge Menschen kontrolliert und stufenweise an den Konsum herangeführt werden. Sie können selbst das maßvolle Alkohol-Trinken erlernen und ihr Limit herausfinden.

Letztendlich sollten Jugendliche selbst über ihren Alkoholkonsum entscheiden dürfen. Mit 16 und 17 sind viele Jugendliche mitten in ihrer Selbstfindungsphase. Je mehr Freiheit sie haben, desto besser können sie sich von Dingen abgrenzen und eigene Standpunkte entwickeln.

Anstatt über neue Gesetze zu diskutieren, die offensichtlich viele Lücken lassen, sollte lieber geschaut werden, wieso Jugendliche zum Alkohol greifen, um dann präventiv dagegen vorzugehen. Was sind die Gründe für den verfrühten Konsum und wie kann jungen Menschen geholfen werden?

Aufklärungsarbeit

Aufklärungsarbeit fördert das Bewusstsein für potenzielle Gefahren sowie mögliche Folgen bzw. Schäden, die mit dem Konsum von Alkohol einhergehen können und ist somit eine der wichtigsten Maßnahmen, um junge Menschen vor den Risiken eines zu frühen Konsums zu schützen.

Außerdem sollten Unterstützungsangebote für junge Menschen mit einem Alkoholproblem einfach zugänglich sein und präsent angeboten werden. Das Thema muss im Unterricht kritisch behandelt und mehr Sozialarbeiter*innen in den Schulen oder in Jugendzentren als Beratungs- und Unterstützungspersonen eingesetzt werden.

Beratung

Bundesweit gibt es eine Menge Hilfsangebote, die betroffene und interessierte Menschen beraten und unterstützen. Für viele Menschen ist die Hürde groß, eine Beratungsstelle aufzusuchen, jedoch gibt es dazu keinen Grund. Wir haben euch hier mal einen guten Kontakt rausgesucht: https://www.kenn-dein-limit.de/alkoholberatung/

Es ist also nicht ganz so leicht. Vieles spricht für die Altersanhebung auf 18, jedoch gibt es auch gute Gründe, den Konsum von manchen alkoholhaltigen Getränken weiterhin ab 16 zu erlauben.

Was meint ihr? Ich freue mich, mit euch zu diskutieren.

Euer

Marwin

Quellen

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:

https://www.bzga.de/presse/pressemitteilungen/2022-06-23-suchtmittelkonsum-junger-menschen-alkoholkonsum-ruecklaeufig-raucherquote-unveraendert-nie/ (zuletzt abgerufen am 07.10.2022)

ZDFkultur:

https://www.youtube.com/watch?v=lByr3B2G8TI (zuletzt abgerufen am 05.10.2022)

Rheinische Post:

https://rp-online.de/politik/deutschland/bier-und-wein-ab-18-jahren-verkaufsverbot-von-alkohol-an-minderjaehrige_aid-66157585 (zuletzt abgerufen am 05.10.2022)

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.:

https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/dhs-stellungnahmen/2018-06_KeinAlkoholUnter18_deutsch.pdf (zuletzt abgerufen am 07.10.2022)

WELT:

https://www.welt.de/wirtschaft/article236843221/Alkohol-ab-18-Das-halten-Brauer-von-der-Idee-des-Drogenbeauftragten.html (zuletzt abgerufen am 07.10.2022)

21 Jahre alt, Student

Heyyo, ich bin Marwin und komme aus Berlin. Zurzeit bin ich Lehramtsstudent. Die Digitalisierung der Schulen ist für mich ein spannendes Thema, bei dem ich großen Handlungsbedarf sehe. Aber auch die Mitbestimmung von Jugendlichen liegt mir sehr am Herzen. Jugendliche sollten bei viel mehr mitentscheiden dürfen, gerade wenn es um sie geht! Aber auch viele andere Themen, wie zum Beispiel „Wählen ab 16“, sind mir wichtig (:

Marwin

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