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Sporttraumatologie

Auf den kommenden Seiten möchte ich Ihnen einen Überblick über die bei einigen der populärsten Sportarten typischerweise auftretenden Verletzungen geben. Anhand der häufigsten Sportverletzungen möchte ich Ihnen darlegen, welche diagnostischen Schritte durchgeführt werden müssen, um eine zielorientierte und schnelle Therapie nach einem Sportunfall einzuleiten, die es Ihnen ermöglicht, so schnell als möglich wieder zu Ihrem ursprünglichen sportlichen Leistungsniveau zurückkehren zu können.

Konservative Therapie

Bei der konservativen Therapie liegt das Augenmerk zunächst auf einer schnellen Schmerzfreiheit für den Patienten, um neben der eigentlichen Verletzung zusätzliche Folgeschäden, wie z.B. durch eine Schonhaltung entstehende schmerzhafte Bewegungseinschränkungen zu vermeiden. Deshalb wird gleich nach erfolgter Diagnostik mit einer auf Sie abgestimmten Schmerztherapie begonnen.

Zusätzlich erfolgt zur weiteren Schmerzreduktion die Ruhigstellung des betroffenen Arms in einem Rucksackverband mit regelmäßigen Röntgenkontrollen im Verlauf um eine Verschiebung der Fraktur im Verlauf ausschließen zu können. Sollte es tatsächlich zu einem Auseinanderweichen der Fragmente (Dislokation) kommen, wird das Therapieverfahren entsprechend geändert.

Bei komplikationslosem Verlauf wird der Rucksackverband, der zum Einen eine Annäherung der Bruchenden bewirken soll und zum Anderen für eine gewisse Stabilität und damit Schmerzreduktion sorgen soll, für ca. 4-6 Wochen getragen und die Schmerzmittelgabe von Tag zu Tag an Ihre Bedürfnisse angepasst. In diesem Zeitraum soll der betroffene Arm möglichst nicht belastet werden.

Es sind aber durchaus Trainingseinheiten für Bauch, Rücken und die Beine möglich. In der Regel zeigt die Röntgenverlaufskontrolle nach 6 Wochen eine knöcherne Heilung, so dass dann wieder mit der zunehmenden Belastung des betroffenen Armes begonnen und auch das übliche sportartspezifische Training sukzessive wieder aufgenommen werden kann.

Grob verschobener Schlüsselbeinbruch (Claviculafraktur): Sehr gut sichtbar ist hier das in der Mitte auseinander gebrochene Schlüsselbein, wobei die Bruchenden weit verschoben sind. Ein solcher Bruch bedarf z.B. einer operativen Versorgung.

Operative Therapie

Das Standardverfahren zur operativen Behandlung einer Claviculafraktur ist die Plattenosteosynthese. Dafür wird in Vollnarkose über einen Schnitt direkt über dem Bruch das Schlüsselbein wieder in seine ursprüngliche Form gebracht und die Fraktur mit einer Platte, die mit mehreren Schrauben am Knochen befestigt wird, überbrückt.

Es gibt aber bei gewissen Voraussetzungen auch die Möglichkeit eine Claviculafraktur minimalinvasiv mit einer Spezialplatte zu stabilisieren. Mit dieser Technik lassen sich auch sehr komplexe Frakturen mit einer sogenannten Überbrückungsplattenosteosynthese über zwei kleine Hautschnitte, die etwas vom eigentlichen Knochenbruch entfernt liegen, stabil versorgen. Das hat den Vorteil, dass im Bereich des Knochenbruchs der für die Knochenheilung sehr wichtige Bluterguss verbleibt und der Bruch nach dem Prinzip der sogenannten „sekundären Frakturheilung“ vom Körper repariert werden kann, weil durch die Operation wieder stabile biomechanische Verhältnisse geschaffen wurden. Ein weiterer Vorteil ist die kosmetisch erheblich besser aussehende und schmalere Narbe, da bei dieser Technik eine geringere Zugspannung an der Wunde auftritt.

Eine weitere Methode, die besonders effektiv bei Kindern oder schlanken Patienten funktioniert, ist die sogenannte intramedulläre Drahtschienung der Claviculafraktur. Dabei wird über einen winzigen Hautschnitt von 1 cm Länge am mittigen Ende der Clavicula ein spezieller Titandraht in den Markraum der Clavicula vorgeschoben und der Bruch somit durch eine innere Schienung stabilisiert. Dies ist ein sehr schonendes und kosmetisch noch besseres Verfahren, das aber nur bei einfachen Bruchformen angewendet werden kann, weil es nicht eine so hohe Stabilität bietet wie die oben beschriebene Verplattung.

Ein wesentlicher Vorteil der operativen Behandlung des Schlüsselbeinbruches im Vergleich zur konservativen Therapie ist die Möglichkeit der frühzeitigen krankengymnastischen Beübung des betroffenen Armes. Durch die operative Stabilisierung des Knochenbruchs kommt es zudem erheblich schneller zu einer Schmerzfreiheit und damit fällt es dem Betroffenen deutlich leichter das Schultergelenk zu bewegen und den Arm zu benutzen. Dies sind auch die Gründe warum die operative Therapie der Claviculafraktur in den letzten Jahren zunehmend in den Vordergrund rückt.

In aller Regel beträgt der stationäre Aufenthalt bei einer derartigen Operation 1-2 Tage. Schon am ersten Tag nach der Operation wird mit der krankengymnastischen Behandlung begonnen. Bewegungsübungen für das Schultergelenk werden unter Entlastung des Armes durchgeführt und im Laufe der kommenden Wochen gesteigert.

Trotz Operation lässt sich die Zeit, die Ihr Körper braucht, um den Bruch zu reparieren, nicht beschleunigen. Nach etwa 6 Wochen erfolgt auch nach der operativen Behandlung eine Röntgenkontrolle um die Knochenbruchheilung sicherzustellen. Bei erfolgter knöcherner Heilung können Sie wieder Schritt für Schritt zu Ihrer gewohnten sportlichen Belastung übergehen.

Die Schultereckgelenksprengung

(Acromio-Clavicular (AC)-Gelenksprengung)

Als Schultereckgelenk wird die Verbindung des Schlüsselbeins mit dem sogenannten „Schulterdach“ (einer knöchernen Ausziehung des Schulterblatts, welches Akromion genannt wird) bezeichnet. Dieses Gelenk beinhaltet eine knorpelige Scheibe (Discus articularis), ähnlich einem Meniskus im Kniegelenk und wird von einer straffen Gelenkkapsel umgeben. Stabilisiert wird die Verbindung zwischen dem Schlüsselbein und dem Schulterblatt zusätzlich durch zwei stabile Bänder.

Bei der Schultereckgelenkssprengung (AC-Gelenksprengung) kommt es durch einen Sturz auf die Schulter oder auf den ausgestreckten Arm zu einer Zerreißung der Gelenkkapsel des Schultereckgelenkes und je nach Heftigkeit des Unfallereignisses eventuell auch zu einer Zerreißung von einem der beiden oder sogar von beiden Bändern, welche das Schlüsselbein am Schulterblatt fixieren. Eine alleinige Kapselzerreißung bedarf keiner operativen Versorgung. Eine spezielle Röntgenaufnahme, bei der Sie in beiden Händen ein 5kg schweres Gewicht halten müssen, zeigt uns sofort, ob es sich um eine harmlose Kapselverletzung oder eine instabile, operationspflichtige Verletzung handelt.

„Die Verletzung der Snowboarder oder des Radfahrers“

Denn kommt es zusätzlich zu der Kapselzerreißung auch zur Zerreißung der Bänder, tritt der gesamte Arm durch die Schwerkraft nach unten und das Schlüsselbein durch den Muskelzug nach oben. Eine solche Verletzung, die wir in verschiedene Schweregrade einteilen, sollte -nach entsprechender individueller Abwägung– eventuell operativ versorgt werden, weil eine spontane Ausheilung unwahrscheinlich ist.

Zur operativen Behandlung einer AC-Gelenksprengung stehen viele verschiedene operative Behandlungsverfahren zur Verfügung. Die von uns bevorzugte Methode ist die Hakenplattenosteosynthese. Mit diesem Verfahren lässt sich das verletzte AC-Gelenk schonend wiederherstellen und mit einer speziellen Platte sehr stabil versorgen. Es handelt sich dabei um eine schon lang bewährte Methode mit durchweg sehr guten klinischen Ergebnissen.

Nach der Versorgung mit einer solchen Hakenplatte verbringen Sie in der Regel 1-2 Tage im Krankenhaus. Auch hier wird schon am ersten Tag nach der Operation mit der krankengymnastischen Beübung der betroffenen Schulter begonnen. Wir empfehlen nach dieser Versorgung für einen Zeittraum von 6 Wochen das Abheben des Arms über die Horizontale zu vermeiden und auch so lange eine Schonung des Arms einzuhalten, damit die Gelenkkapsel und die Bänder Zeit haben zu verheilen.

Ihr sportliches Training können Sie aber auch schon während dieser Entlastungsphase weiterführen, wenn Sie vornehmlich die Beine und den Rumpf trainieren. Die teilweise Belastbarkeit ist in der Regel nach der 6 wöchigen Entlastungsphase wieder möglich und nach ca. 3 Monaten erfolgt nach einer erneuten klinischen Untersuchung und Röntgenverlaufskontrolle wieder die Entfernung der Hakenplatte. Nach 6 Monaten besteht bezüglich der Belastungsfähigkeit des Schultereckgelenkes keine sportliche Einschränkung mehr, da erst nach dieser Zeit die maximale Stabilität durch die vollständige Ausheilung der gerissenen Bänder wieder hergestellt ist.

Das ausgekugelte Schultergelenk

(Schulterluxation)

Wenn bei über dem Kopf nach hinten ausgestrecktem Arm ruckartig am Arm gerissen wird – wie es typischerweise beim Block eines Handballstürmers der Fall ist – kann es zu einer vorderen Schulterluxation kommen. Eine weitere sehr häufige Ursache ist ein Sturz auf die Schulter bei hoher Geschwindigkeit, was typischerweise beim Ski- oder Snowboardfahren auftritt. Es gibt aber auch viele andere Sportarten oder Ursachen in deren Rahmen eine Schulterluxation auftreten kann. Die überwiegende Mehrzahl der „Auskugelungen“ (Luxationen) des Schultergelenkes erfolgt nach vorne, aber der Oberarmkopf kann auch nach hinten oder unten luxieren. Allen Fällen ist gemeinsam, dass es bei der Schulterluxation zum Auskugeln des Oberarmkopfes aus seiner Gelenkpfanne kommt.

„Das Handballer-Leiden“

Eine Schulterluxation ist mit sofortigen starken Schmerzen und Aufhebung der Schulterbeweglichkeit verbunden. Nur in seltenen Fällen kommt es zu einer spontanen Einrenkung der Schulterluxation, auf keinen Fall sollte eine solche Schulterluxation vom Betroffenen selbst oder von medizinischen Laien wieder eingerenkt werden, da ein begleitender Knochenbruch (Fraktur) nicht immer ausgeschlossen werden kann und im Rahmen einer nicht fachgemäßen Einrenkung sogar ein Oberarmbruch auftreten kann. Rufen Sie stattdessen sofort fachkundige Hilfe und lassen Sie die Reposition von einem Notarzt oder in der Klinik durchführen. Ist dies geschehen, erfolgt die Ruhigstellung des verletzten Gelenks in einer Armschlinge und vor der Einrichtung des Schultergelenkes die Durchführung von Röntgenaufnahmen um knöcherne Verletzungen auszuschließen.

Die anatomisch sehr kleine Schultergelenkpfanne ist zur Vergrößerung ihrer Fläche von einer kräftigen knorpeligen Gelenklippe (dem Labrum glenoidale) umrandet. Diese Struktur ist für die Stabilität des Schultergelenks sehr wichtig und wird bei einer Schulterluxation in den allermeisten Fällen verletzt.

Um diese Verletzung zu erkennen ist die Durchführung einer MRT (Kernspintomographie) notwendig, die in den folgenden Tagen nach der Verletzung gemacht wird. Je nach Ergebnis dieser Untersuchung und der Stabilität des Gelenks sowie nach einer kurzfristigen Ruhigstellungsphase sollte dann über eine Reparatur dieser Gelenklippe, sofern sie abgerissen ist, entschieden werden, um wiederholte Luxationen des Schultergelenkes aufgrund eines verbliebenen instabilen Schultergelenks zu vermeiden.

Wird eine unfallbedingte Schulterluxation nicht adäquat behandelt, kann eine Instabilität im Schultergelenk verbleiben, die selbst bei alltäglichen Bewegungen des Armes zu einer spontanen Schulterluxation führen kann. Mit jeder erneuten Schulterluxation wird das Schultergelenk instabiler und das Risiko einer erneuten Schulterluxation steigt. So können in extremen Fällen auch Schulterluxationen spontan im Schlaf auftreten. Dabei kann bei rechtzeitiger Therapie im Rahmen eines arthroskopischen Eingriffes das Schultergelenk einfach und erfolgreich wieder stabilisiert werden. Problematisch wird die Therapie der Schulterluxation mit zunehmender Zahl an erneut erlittenen Schulterluxationen. Dies erfordert einen erheblich komplexeren Eingriff am Schultergelenk um dieses wieder zu stabilisieren.

Ist eine operative Reparatur der Gelenklippe notwendig, kann diese minimalinvasiv mit einer Schultergelenkspiegelung (Arthroskopische Labrumrefixation) durchgeführt werden. Dafür werden über zwei bis drei kleine Hautschnitte von nur 1-2 cm Länge unter Sicht mit einer Kamera kleine Bohrlöcher in den knöchernen Anteil der Gelenkpfanne gebohrt. Nach Anschlingen der abgerissenen Gelenklippe mit reißfesten und nicht auflösbaren Fäden, wird diese mit Hilfe von kleinen Knochenankern, die wie kleine Dübel funktionieren, wieder fest am Knochen verankert. Hiermit wird wieder eine stabile Fixierung des abgerissenen Anteils der Gelenklippe an der Gelenkpfanne erreicht.

Zur weiteren Nachbehandlung wird Ihnen dann ein sogenanntes Schulterabduktionskissen, auch Briefträgerkissen genannt, angelegt. Dieses soll das zunächst schmerzhafte Gelenk entlasten, ein Einheilen der Gelenklippe sicherstellen und in den kommenden Wochen eine Verklebung der Schultergelenkkapsel verhindern, damit es nicht zu einer Bewegungseinschränkung des Schultergelenks kommt. Mit einer physiotherapeutischen Beübung der Schulter wird unmittelbar nach der Operation begonnen, während der Briefträgerverband außerhalb der krankengymnastischen Übungsbehandlung für die übrige Zeit in den ersten 6 Wochen nach der Operation getragen werden soll.

Nach erfolgreicher Operation kann 6 Monate später ohne jegliche Einschränkung und bei freier Funktion des Schultergelenkes wieder Sport betrieben werden. Bei frühzeitiger Behandlung einer Schulterluxation werden durch diese Operationstechnik sehr gute Ergebnisse erzielt.

Bei verspäteter Therapie, insbesondere nach mehrfachen stattgehabten Schulterluxationen (>5 Schulterluxationen) ohne entsprechende Therapie, ist die arthroskopische Annaht der Gelenklippe (arthroskopische Labrumrefixation) aufgrund einer meist völligen Zerstörung der Gelenklippe und begleitenden knöchernen Veränderungen an der Schultergelenkpfanne nicht mehr erfolgreich.

Allerdings kann Patienten auch hier noch mit einer speziellen operativen Technik (OP nach Latarjet) geholfen werden. Bei dieser Operation wird durch einen Transfer der kurzen Bizepssehne mit ihrem knöchernen Ansatz auf die vordere Schultergelenkpfanne das betroffene Schultergelenk wieder stabilisiert. Auch mit dieser Technik, die allerdings etwas aufwendiger ist, werden sehr gute bis gute Ergebnisse erzielt.

Der vordere Kreuzbandriss

(Kreuzbandruptur)

Jeder Sportler hat schon einmal von einem vorderen Kreuzbandriss bzw. Kreuzbandruptur gehört!

Die vordere Kreuzbandruptur tritt typischerweise auf wenn der Fuß in Außenrotation fixiert, das Knie stark belastet wird und unter dem eigenen Körpergewicht nach innen wegknickt. Typischerweise passiert das, wenn ein Ski plötzlich ungewollt die Richtung ändert und man versucht, einen Sturz zu vermeiden. Fußballer kennen diese Situation, wenn man gerade mit dem Innenrist schießen möchte und der Ball von einem Gegner blockiert wird. Aber natürlich kann solch eine ungewollte Extrembewegung auch bei jeder anderen Sportart, bei der Arbeit oder im Alltag passieren.

„Das Fußballer- bzw. Skifahrer-Knie“

Im Falle eines vorderen Kreuzbandrisses kommt es neben einem kräftigen und schmerzhaften Kniegelenkerguss zu einer Instabilität des Kniegelenkes. Viele Betroffene bemerken die Kreuzbandruptur erst dann, wenn sie das Knie wieder belasten und sich das Knie irgendwie“ locker“ oder „wackelig“, also instabil anfühlt. Nicht selten findet der behandelnde Arzt zusätzlich zum zerrissenen Kreuzband Begleitverletzungen an anderen Gelenkstrukturen wie z.B. dem Knorpel, dem Meniskus oder dem Innenband („Unhappy triad: Kombination aus vorderem Kreuzbandriß, Innenmeniskusriß und Innenbandriß“).

Sehr gut trainierte Sportler können die Instabilität bei alleiniger vorderer Kreuzbandruptur häufig muskulär kompensieren, so dass etwa die Hälfte aller betroffenen Sportler Schmerz- und Beschwerdefrei sind. Aus diesem Grund werden vordere Kreuzbandrupturen oft nicht erkannt, da nach Abschwellung des Kniegelenkes, was ca. 2-4 Wochen dauert, manche Patienten keine Beschwerden mehr haben und den Orthopäden dann nicht mehr aufsuchen. Daher ist die vordere Kreuzbandruptur dann oft eine Zufallsdiagnose bei einem aus anderen Gründen durchgeführten MRT (Kernspintomographie) des Kniegelenkes. Selbst bei guter muskulärer Kompensation der vorderen Kreuzbandruptur verbleibt aber eine geringe Restinstabilität, die dann zu einem vorzeitigen Verschleiß der Menisken und im weiteren Verlauf zu einem Gelenkverschleiß (Arthrose) führt.

Zur Diagnosesicherung einer vorderen Kreuzbandruptur bedarf es eines erfahrenen Untersuchers, der anhand der Schilderung des Unfallmechanismus und des klinischen Befundes schon sehr gezielt diese Verdachtsdiagnose stellen kann. Die Durchführung einer Röntgenuntersuchung ist diagnostischer Standard, weil dadurch knöcherne Verletzungen sehr schnell und sicher ausgeschlossen werden können.

Heutzutage ist die MRT (Magnetresonanztomographie oder Kernspintomographie) die Untersuchungsmethode der Wahl um eine Kreuzbandruptur zu erkennen. Diese Untersuchung ist schmerzlos und sollte bei jedem Verdacht oder beim Vorliegen eines unfallbedingten Kniegelenkergusses durchgeführt werden. Die konservative Therapie der vorderen Kreuzbandruptur macht nur bei einer Kreuzbandteilruptur, die allerdings sehr selten ist, bei fehlender Instabilität des Kniegelenkes oder bei nicht sportlich aktiven, älteren Patienten Sinn.

 

Aufgrund des Risikos einer Arthroseentstehung infolge der Kniegelenkinstabilität wird bei jüngeren Patienten ein vorderer Kreuzbandersatz, der heutzutage in der Regel minimalinvasiv im Rahmen einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) mit eigenem Sehnengewebe durchgeführt wird, empfohlen, selbst wenn der Sportler über keine relevanten Beschwerden klagt, sofern sich bei der klinischen Untersuchung eine Instabilität des Kniegelenkes feststellen lässt (vorderer Schubladentest). Zum Ersatz des gerissenen vorderen Kreuzbandes stehen verschiedene arthroskopische Operationsverfahren zur Verfügung, die alle ihre spezifischen Vor- und Nachteile haben. In Abhängigkeit des Alters des Patienten und seiner Sportart sollte für jeden Sportler eine individuelle, auf ihn abgestimmte operative Therapie erfolgen. Hier ist es die Aufgabe des Operateurs den Patienten bezüglich des optimalen operativen Verfahrens ausführlich zu beraten.

Obwohl viele Patienten auf eine sofortige operative Therapie bestehen, haben zahleiche Studien gezeigt, dass ein vorderer Kreuzbandersatz im Intervall frühestens 6 Wochen nach dem Unfall und nach Abschwellung des Kniegelenkes sowie Erholung des verletzten Kniegelenkes die besten operativen Ergebnisse aufweist. Neben der korrekten Wahl der operativen Therapie ist im Anschluss an die Operation eine intensive krankengymnastische Übungsbehandlung zwingend erforderlich.

Da selbst Profifußballer, die postoperativ tagtäglich eine intensive krankengymnastische Übungsbehandlung erhalten und einen eigenen Physiotherapeuten, der sie entsprechend betreut, besitzen, dauert die Rückkehr in den Leistungssport mindestens 6 Monate. Dies sollten Amateursportler bedenken, da ein zu früher Sportbeginn nach einem vorderen Kreuzbandersatz zu einem Versagen oder zur Auslockerung des rekonstruierten Kreuzbandes führen kann. In der Regel sollte der Amateur daher erst nach vollständiger Wiederherstellung seines Muskelumfanges bzw. seiner Muskelkraft am betroffenen Bein seine sportliche Aktivität wieder aufnehmen. Wird dies beachtet, so ist die Wiedererlangung der vollen sportlichen Leistungsfähigkeit mit den heutigen operativen Techniken ohne Probleme möglich.

Es gibt viele verschiedene Techniken für die Durchführung einer Kreuzbandersatzplastik. Heutzutage wird diese Operation aber durchgehend arthroskopisch –also minimalinvasiv– durchgeführt. Als Ersatz für das gerissene Kreuzband stehen prinzipiell die eigene Kniescheibensehne (ein Teil der Patellasehne), die sogenannten Harmstringsehnen (Semitendinosus und Gracilissehne), die Quadrizepssehne oder menschliche Sehnentransplantate zur Verfügung. Hierbei haben alle Transplantate ihre Vor- und Nachteile. Am Häufigsten wird in Deutschland die Semitendinosus-Sehne als Transplantat verwendet, aber auch die anderen Transplantate haben bei speziellen Indikationen ihre Berechtigung.

Achillodynie und Achillessehnenriß

„Die Läufer- und Joggerkrankheit“

Viele sportlich aktive Menschen kennen das Problem der schmerzenden Ferse und Achillessehne, die insbesondere Läufer häufig betrifft. Meist handelt es sich hier um eine Überlastungsreaktion der Achillessehne mit anschließender schmerzhafter Entzündung der Achillessehne an ihrem Ansatz am Fersenbein, die man auch als Achillodynie bezeichnet. Beim Auftreten solcher Beschwerden, sollte sofort eine Sportkarenz bis zum völligen Abklingen der Beschwerden eingehalten werden und erst nach völliger Beschwerdefreiheit vorsichtig und langsam das Training wieder aufgenommen werden. Übergeht man diese ersten Beschwerden entstehen sehr häufig chronische Beschwerden, die sich nur sehr schwer therapieren lassen und oft sehr langwierig sind. Nicht selten sind schmerzhafte Verläufe über mehrere Jahre.

Im Vordergrund der Therapie der Achillodynie stehen neben entzündungshemmenden Medikamenten und krankengymnastischen Übungsbehandlungen ein breites konservatives Therapiespektrum, deren Erfolg bedauerlicherweise nicht immer vorhersagbar ist, zur Verfügung, was sowohl für den Patienten als auch für den behandelnden Arzt frustrierend sein kann. Die operative Therapie der Achillodynie bildet die Ausnahme und macht nur in wenigen Fällen Sinn.

Gelegentlich können die Beschwerden über der Achillessehne auch erste Symptome eines drohenden Risses der Achillessehne sein. Obwohl Achillessehnenrisse meistens beim Sport auftreten, wobei der Sportler einen lauten peitschenartigen Knall hört und massive Schmerzen verspürt, ist die sportliche Betätigung nicht Ursache des Achillessehnenrisses. Vielmehr führen degenerative Veränderungen der Achillessehne, die schon vor dem 30. Jebensjahr beginnen können, zu einer zunehmenden Schwächung der Achillessehne, die dann plötzlich und unerwartet beim Loslaufen reißen kann.

Dabei scheint, sofern keine anderen Erkrankungen, die zu einer Sehnenschädigung führen können (sehr selten) vorliegen, auch eine gewisse genetische Veranlagung vorzuliegen, da viele Patienten, die von einem Achillessehnenriss betroffen sind, nicht selten auch einen Riss auf der Gegenseite oder einer anderen Sehne (z.B. Kniescheibensehne, Quadrizepssehne, Bizepssehne usw.) erleiden. Im Falle eines Achillessehnenrisses ist eine sofortige Therapie des Achillessehnenrisses erforderlich, um die Sport- und Gehfähigkeit wiederherzustellen. Prinzipiell stehen zur Therapie des Achillessehnenrisses konservative und operative Verfahren zur Verfügung.

Die Entscheidung welches Verfahren gewählt wird ist dabei immer individuell. Beide Verfahren haben Vor- und Nachteile. Gemeinsam sind beiden Verfahren die lange Nachbehandlungszeit in einer speziellen Orthese, die ca. 9-12 Wochen beträgt. Die Sportfähigkeit wird frühestens nach 6 Monaten wieder erreicht, da die im Allgemeinen schlecht durchblutete Achillessehne erst nach dieser Zeit verheilt ist und wieder ihre volle Stabilität bzw. Reißfestigkeit wiedererlangt hat. Nach vollständiger Heilung der Achillessehne sind bis auf eine Verdickung der Sehne auf Höhe des ehemaligen Risses keine späteren Einschränkungen mehr zu erwarten. Dies zeigt auch das Beispiel von Uwe Seeler, der seine Profikarriere beim HSV nach Ausheilung seines Achillessehnenrisses wieder erfolgreich aufnehmen konnte.