Henning Kornfeld | 30. September 2021 um 10:03
Funke-Verlegerin Julia Becker
"Wir müssen uns gegenseitig wirtschaftliche Erleichterung schaffen, natürlich im Rahmen der dafür gesetzlich geschaffenen Möglichkeiten", sagt Becker im Gespräch mit der "Zeit" an die Adresse anderer Medienhäuser. Die familiengeführten Verlage in Nordrhein-Westfalen zum Beispiel könnten bei Druck oder IT eng zusammenarbeiten, um im Redaktionellen unabhängig zu bleiben. Becker verweist in diesem Zusammenhang auf ein fürs eigene Haus geplante "Center of Excellence": "In bestimmten Bereichen wollen wir so gut werden, dass es sich für andere Verlage lohnt, die Leistungen bei uns einzukaufen." Umgekehrt könne man sich bei Funke aber auch vorstellen, die Dienstleistungen anderer Verlage in Anspruch zu nehmen.
Der von Julia Becker angeführte Familienstamm hat die Mediengruppe im Juni zu 100 Prozent übernommen, einen Umbau, insbesondere der Führungsspitze, angekündigt und ehrgeizige Ziele proklamiert. Im Interview mit der "Zeit" bekräftigt Becker das Vorhaben, die Zahl der Tageszeitungs-Abos binnen zwei Jahren von 850.000 auf eine Million zu erhöhen, davon die Hälfte Digital-Abos. Auf die Frage, wie sie das schaffen wolle, sagt sie: "Wir müssen noch viel stärker die heutige Gesellschaft abbilden, also diverser werden, weiblicher, jünger – in unseren Redaktionen und Inhalten. Und wir benötigen gerade in einer Region wie dem Ruhrgebiet mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund. Außerdem sollte jedes Regionalmedium den Anspruch haben, seinen Leserinnen und Lesern noch viel stärker Servicethemen aus ihrer Lebenswelt anzubieten."
In dem Gespräch mit der "Zeit" verrät Becker auch, dass die Satzung des Unternehmens früher eine Ausschüttung von 80 Prozent der Gewinne an die Gesellschafter vorgesehen habe. Das habe man nun geändert. In der Vergangenheit sei bei Treffen der Gesellschafter "manchmal sehr viel Testosteron" spürbar gewesen, klagt sie: "Es ging oftmals darum, Führungsansprüche durchzusetzen." Es seien "viele Dinge erschwert worden, weil Egos im Weg standen": "Ich habe gelernt, dass ein vertrauensvolles Miteinander auch viel mit dem Loslassen von Macht zu tun hat."
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