Weiterermitteln mit 20 Jahren Verspätung

Selbst wenn man es so manchem Rechtsverdreher gelegentlich wünschen möchte: Anwälte, die im feinsten Bürozwirn unter dem Arm einfach mal so durchs Brunnenbecken rennen und sich auf hektischer Flucht die Lederschleicher ruinieren, sieht man auch nur im Nostalgie-Fernsehen. 20 Jahre nach dem Tom-Cruise-Anwaltsthriller knüpft AXN mit "The Firm" an die John-Grisham-Vorlage an.  Was in realer Popkultur-Zeitrechnung über zwei Jahrzehnte sind nach 1993er Kinopremiere von "Die Firma", sind in der Serienhandlung nur zehn Jahre. Eben wieder aus dem Zeugenschutzprogramm entlassen, glaubt Anwalt Mitch McDeere (Josh Lucas, "Sweet Home Alabama", "Poseidon"), dass endlich genug Gras über seinen einstigen Verrat an der Chicagoer Mafia gewachsen ist.

McDeree startet nach dem Zeugenschutzprogramm neu durch

Man erinnert sich: Im Film heuerte er als junger Naivling in einer Top-Kanzlei an, in der vieles nicht mit rechten Dingen zuging. Erst nach und nach findet er heraus, dass die Anwälte Geldwäsche im großen Stil betrieben. Als McDeere die Sache auffliegen ließ, war sein Leben in höchster Gefahr. Lakonisch philosophierte er darüber, dass er nie wieder den Zündschlüssel umdrehen werden könne, ohne einen heimtückischen Anschlag des Mobs zu befürchten.  In der Serienhandlung, der angeblich John Grisham seinen Segen gab und bei der er nominell auch als Executive Producer mitwirkte, hat die Familie, die untergetaucht war, aber immer noch ihren alten Namen führt, ein neues Leben in Washington begonnen - mit Ehefrau Abby (Molly Parker) und der zehnjährigen Tochter Claire (Natasha Calis). McDeere dreht nicht mehr an den ganz großen Rädern, sondern betreibt zusammen mit seiner unkonventionelle Assitentin (großartig verkommen: Juliette Lewis, "Natural Born Killers", "Strange Days") eine eher windige kleine Kanzlei, die sich auf die Verteidigung von Mordverdächtigen spezialisiert hat.  Doch schon bald meldet sich die Versuchung zurück - und die so gar nicht feinen Herren Nobelanwälte, die mit McDeere noch mehr als nur eine Rechnung offen haben.

Konflikte mit der Mafia - diesmal etwas blutleer und altmodisch

Pluspunkt des Weiterdrehs in Serienform ist der gute Wille. Immerhin war "The Firm" mal ein starker Stoff mit überraschenden Wendungen. Sobald diese allerdings einmal aufgedeckt waren, war die Luft aus dem gefährlich prall angefüllten Ballon wieder entwichen. "The Firm" als Serie fällt es daher ziemlich schwer, die alte Spannung wieder aufzubauen - noch dazu mit einem bis auf Juliette Lewis etwas hölzernen Cast. Außerdem kann sich die Serie, die überraschend altmodisch wirkt, nicht recht entscheiden, was sie will. Während der durchlaufende Bedrohungs-Plot durch die Mafia so etwas wie einen Bogen spannt, werden in den Einzelepisoden doch jeweils in sich abgeschlossene Fälle behandelt - ein bewährtes, aber eben doch nicht wirklich originelles Prinzip, das die Serie eher durchschnittlich aufregend macht. In den USA wurde die Produktion nach 22 Folgen bereits wieder eingestellt. Der Pay-Sender AXN zeigt "The Firm" jeweils dienstags um 20:15 Uhr in Doppelfolgen.