Übelkeit in Zug: 170 Euro für Rast

Übelkeit in Zug: 170 Euro für Rast
St. Pölten: Ein Zivildiener wurde als zahlungsunwilliger Schwarzfahrer eingestuft. Auf Einsprüche folgte der Inkassobrief.

"Bitte helfen Sie mir! Ich fühle mich ungerecht behandelt und weiß nicht mehr, was ich tun soll", mailte Johannes Marek dem KURIER. Der 19-Jährige arbeitet als Zivildiener bei der St. Pöltener Polizei, wo Strafen zum Alltagsgeschäft gehören. Als täglicher Bahnpendler sieht sich Marek jedoch mit einer Strafe konfrontiert, die er nicht nachvollziehen kann. Geht es nach den ÖBB, soll er 170 Euro hinblättern. Weil ihm als Stehplatz-Passagier in einem restlos überfüllten "Railjet" Richtung Wien speiübel wurde und er sich kurz in der halbleeren 1. Klasse erholen wollte.

"Ich habe Schwindelprobleme, wenn ich in einem fahrenden Transportmittel auf und ab gehe oder gegen die Fahrtrichtung sitze", berichtet Marek. Kaum Platz genommen, habe ihn ein Zugbegleiter gestellt und zehn Euro Aufpreis für die 1. Klasse gefordert. "Ich hab" leider nur acht oder neun Euro eingesteckt gehabt und gemeint, dann setz’ ich mich halt wie viele andere Passagiere in der zweiten Klasse auf den Fußboden."

Übelkeit in Zug: 170 Euro für Rast

Zu spät, der Schaffner legte den harten Gang ein. Obwohl er seinen Zivildiener-Freifahrtschein (2. Klasse) vorwies, wurde Marek als Schwarzfahrer eingestuft und schriftlich mit 107 Euro abgestraft. Er erhob Einspruch, den wiesen die ÖBB zurück und nach einem neuerlichen Einspruch flatterte dem "Zivi" statt einer Antwort ein Inkassoschreiben über 170 Euro (Strafe samt Mahngebühr) ins Haus. "Ich finde es nicht in Ordnung, wie die ÖBB einen Zivildiener abzockt", sagt jetzt der 19-Jährige.

Grundsätzlich habe der Zugbegleiter "richtig und bestimmungsgemäß" gehandelt, erklärt ÖBB-Sprecher Christopher Seif. "Wir schauen uns den Fall anhand der internen Dokumentation jetzt ganz genau an, auch was die Höhe der Summe betrifft". Überfüllte Railjet-Züge seien "sicherlich nicht die Regel". Es müsse ein extrem starker Ferien-Reisetag gewesen sein.

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