Paarlauf im kampflosen Wahlkampf

Voves und Schützenhöfer greifen einander nicht direkt an
Nach enger "Reformpartnerschaft" rechnen Voves und Schützenhöfer am 31. Mai mit herben Verlusten.

Viereinhalb Jahre gemeinsamer Auftritte liegen hinter Franz Voves und Hermann Schützenhöfer. Fünf weitere Jahre im Paarlauf dürften vor ihnen liegen. Deshalb tun sich die Parteichefs auch jetzt nicht weh, sie sticheln höchstens. Wenn etwa auf Schützenhöfers Plakaten eine Silhouette auftaucht, die Voves ähnlich sieht: Jeder Reformer braucht einen Partner.

Paarlauf im kampflosen Wahlkampf
ABD0004_20150505 - GRAZ - ÖSTERREICH: THEMENBILD - THEMENBILD - Länderporträt Steiermark - Illustration zum Thema "Steirische Landtagswahl 2015": Im Bild der Uhrturm auf dem Schlossberg in Graz, aufgenommen am Montag, 02. August 2010. (ARCHIVBILD VOM 2.8.2010) - FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT
"Möglicherweise ist das der erste Wahlkampf, der den Wortbestandteil Kampf nicht verdient," überlegt Wolfgang Bachmayer vom Meinungsforschungsinstitut OGM. "Das ist ja nicht einmal eine Wahlauseinandersetzung, sondern eine Wahleinladung." Alles spitzt sich aber auf eine Frage zu: Wie stark werden Rot und Schwarz für ihren Reformkurs aus Gemeindefusionen und Bezirkszusammenlegungen abgestraft? Bei den Gemeinderatswahlen im März verloren jedenfalls beide "Reformpartner", Rot mehr als Schwarz, die FPÖ legte massiv zu.

Entsprechend tief stapeln beide: Sowohl SPÖ-Voves als auch ÖVP-Schützenhöfer geben als Wahlziel für den 31. Mai aus, "einen Dreier" vor ihren Ergebnissen sehen zu wollen. Damit gehen sie schon von einer ordentlichen Wahlschlappe aus, gemessen an 2010 jedenfalls.

Verärgerte Funktionäre

Paarlauf im kampflosen Wahlkampf
Landtagswahlen Steiermark 2010, Landtagswahl
Die Verluste wären dann jedenfalls hausgemacht. "Das Reformer-Image ist in Zeiten wie diesen ja ein begehrtes. Das ist ja schon ein Qualitätssiegel", überlegt Meinungsforscher Bachmayer. "Aber die durchgezogene Reformmaßnahme ist zweischneidig. Wenn’s ums eigene Revier geht, wird’s bei den Leuten ungemütlich." Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle ortet größere Akzeptanz, umso mehr Reformen als gerecht eingestuft würden. "Die Gemeindefusionen haben manche Funktionäre verärgert. Die Bevölkerung gar nicht so sehr, wie man bei den Gemeinderatswahlen gesehen hat."

Tatsächlich liegen Voves und Schützenhöfer als Personen gut im Rennen. Im APA-OGM-Vertrauensindex über steirische Politiker sind sie an der Spitze, wie gewohnt im Paarlauf. Voves führt mit 24 Punkten, Schützenhöfer folgt als Zweiter mit 18. Verglichen mit ihren Werten 2010 für beide ein satter Gewinn, Voves legte um neun Punkte zu, Schützenhöfer um acht.

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Eine kuriose Situation also. Ein herber Dämpfer bei den Wahlen wird erwartet und doch dürften sich Rot und Schwarz am Wahlabend als Sieger sehen, sobald eine satte Mehrheit absehbar ist. "Die Personen bleiben nach den Wahlen gleich, die Linie danach auch", kommentiert Bachmayer. Dies könne aber den Eindruck vermitteln, dass sich ohnehin nichts ändern werde. "Was ist das für eine demokratiepolitische Botschaft?"

Stainer-Hämmerle hat ähnliche Bedenken. "Die beiden sagen: Wir machen weiter. Der Punkt ist: Man kann die Herrschenden nicht abwählen, die beiden bleiben." Ein demokratischer Wechsel in Folge des Wahlergebnisses sei so nicht möglich. "Es gibt keine rechnerische Möglichkeit für etwas anderes, weil keiner mit der FPÖ will."

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