Fürs Wochenende war sonniges Wetter angesagt, also bin ich voller Vorfeude in die Laube gefahren. Der Plan war: Die Sonne genießen, etwas lesen und ein paar Quitten für zwei Freundinnen mitnehmen, die bei Quitten leuchtende Augen bekommen.
Letzteres erfüllte ich zuerst und pflückte ein paar Quitten ab. Mit der einen Freundin telefonierte ich und sie meinte, sie bräuchte für den geplanten Kuchen etwa 1kg. Also pflückte ich noch ein paar mehr ab. Die sahen ja echt schön aus. Beinahe ohne Schadstellen.
Also guckte ich mal ganz unverbindlich nach Quittenkompottrezepten und entdeckte eines, bei dem man die Schalen und das Kerngehäuse auskocht und keinen Apfelsaft oder so benötigt. Ich pflückte noch ein paar Quitten ab.
Die Besitzerin des Quittenbaumes kam und ich winkte ihr mit ihren Quitten zu. Sie meinte, ich solle gerne noch ein paar mehr nehmen. Ich pflückte noch ein paar ab. Und radelte zum Einkaufen, um noch Zimtstangen und Zucker zu kaufen. Zurück vom Einkauf gab mir die Nachbarin nochmal ein paar (Birnen-)Quitten.
Eine Gartenfreundin überredete einen Nachbarn doch auch noch ein paar Quitten zu nehmen. Er trug einen gefüllten Eimer auf seine Parzelle. Ich wurde futterneidisch und nahm dann noch ein paar Quitten. Am Ende waren es 6kg. Zwei Kilo legte ich für die Freundinnen zur Seite und begann mit den Birnenquitten. Aus denen wollte ich Kompott machen, aber es gab zu viele Braunstellen. Also doch Gelee. 3 Früchte und dann gleich 2 1/2 Gläser.
Als ich fertig war, war ich auch echt fertig. Meinen Samstag könnte man so zusammenfassen:
Ich kostete mein Kompott und es war doch ganz schön dolle süß. Ich hatte ja eigentlich überlegt, der Baumbesitzerin als Dank ein Glas davon abzugeben. Aber mochte die so süß? Eine Freudin meinte, dass doch die Geste zählen würde. Also suchte ich eines der schöneren Gläser aus und schenkte es der Nachbarin. Sie freute sich und erzählte, dass sie die Quitten slazig und als Beilage essen würde. Ich meinte, dass ich mir das nicht vorstellen könne. Sie meinte, sie würde mich in 40 Minuten mal kosten lassen.
Das fand ich sehr nett, aber gleichzeitig wurde es ja doch recht kühl und ich hatte gerade überlegt, ob ich nicht langsam reingehen sollte. Ich holte mir etwas zum Lesen und ein paar Minuten später meinte die Nachbarin, dass sie mich zum Essen mit einer weiteren Nachbarin einladen würde. Sozusagen einen Saisonabschluss. In diesem Jahr wolle sie nicht mehr kochen. Fand ich eine nicht ganz verständliche Aussage, aber dass ich zum Essen eingeladen worden war, hatte ich natürlich schon verstanden.
Nun hatte ich neue Probleme. Es wurde langsam kühl – was sollte ich anziehen? Und hatte ich noch irgendwas im Haus, was ich mitbringen könnte? Eine Flasche Rotwein (sie trinkt aber immer nur Weißwein) oder Rum? Ich beschloss mal nichts mitzubringen und mich einfach nur dick anzuziehen. Die Sonne war fast weg und es war schon sehr kühl.
Da es Glühwein geben sollte, holte ich mir schnell meinen griechischen Bergkräutertee. Das Essen war sehr lecker. Sie hatte die Quitten zusammen mit Kürbis und Runkelrübe aus ihrem Garten als Ofengemüse zubereitet. Also schmeckten die Quitten nicht direkt salzig, aber harmonierten gut mit dem restlichen Gemüse aus ihrem Garten. Das Gespräch drehte sich viel ums Wetter. Und dann war das ja noch das Wetter. Auch übers Wetter sprachen wir. Und ein wenig über die Tierwelt in unserem Kleingartenverein. Kämpfende Igel und hungrige Waschbären. Irgendwann kam noch eine Gartenfreundin vorbei und stellte sich zu uns an den Tisch. Sie wollte nur mal einen schönen Abend wünschen. Die Einladung zum Essen nahm sie gerne an. Ich war fasziniert.
Faszinierend fand ich auch, weil sich herausstellte, dass unser neuer Gast und der andere Gast wohl hier und da ihre Freizeit miteinander verbringen. Der neue Gast hatte sich Fred und mir gegenüber eher kritisch geäußert über den anderen Gast. Und der erste Gast schien auch nicht so begeistert zu sein, dass der neue Gast dazu gekommen war. Das Gespräch drehte sich weiterhin ums Wetter. Es war doch mittlerweile wirklich sehr kühl. Und es beendete dann letztendlich auch unser nettes Beisammensein. Der neue Gast kam in der Phase der Auflösung ganz nah auf mich zu und wollte wissen, wie ich denn zu dieser Einladung gekommen sei und dass es ja eine Überraschung gewesen sei und ob sowas schon öfters vorgekommen sei. Ich antwortete, kurz: „Quitten“ und „Nein“. Und fand es ein klein wenig unangenehm, in Hör- und Sichtweite der beiden anderen solche Fragen zu beantworten.
Der Heimweg war erfreulich kurz, ich angenehm satt und gegen die Kälte half eine Wärmflasche. Ich bin ja (fast) immer aufgeschlossen für neue Erfahrungen und habe mich gefreut, dass die Quitten meinen Horizont erweitert haben.
Am nächsten Morgen war alles weiß und ich kurz erschrocken, denn am Abend hatten die anderen davon gesprochen, dass es im Oktober schon mal Schnee gegeben hatte. Aber diesmal doch keinen Schnee, sondern nur Bodenfrost…
Am Vortag hatte ich mir noch Gedanken gemacht (und auch die anderen beim Essen gefragt), was ich mit ganz viel Kapuzinerkresse anfangen könnte. Die Frage hat sich nun von alleine erledigt…
Ich bin von denen echt fasziniert. Die sind wirklich perfekt und lecker.
Kurz vor meiner Abreise um die Mittagszeit (ich war noch verabredet), bekam ich noch etwas Besuch.
Eine Echse war auch noch schnell über die Terrasse gehuscht. Seit langer Zeit hatten die Vögel auch mal wieder während unserer Abwesenheit das Vogelfutter aufgefuttert. Also volle Idylle bei schönstem Sonnenschein.
Zudem hatte ich beim Besuch bei der Nachbarin nochmal festgestellt, dass wir ein echt schönes Grundstück erwischt haben. Ich war auch fasziniert, dass die beiden fleißigen Nachbarn zwar beeindruckend viel ernten (Fred ist sicher – es ist der Dünger, ich bin sicher, dass es die Tatsache ist, dass sie sich sehr viel kümmern und gießen, vor allen Dingen gießen), aber leider kein Händchen für Ästhetik haben. Wir haben da etwas Glück, dass unser Vorbesitzer, das echt schön angelegt hat. Und Fred diese schöne Grundlage bisher nur verschönert hat.
So, jetzt muss ich mein Gesicht wohl doch noch mit etwas Aloe Vera einreiben. Habe mir heute wohl doch noch einen leichten Sonnenbrand geholt. Wer hätte das gedacht nach Bodenfrost am Morgen an einem Sonnentag Mitte Oktober.