Sonntagsspaziergang

Es war ein sehr ungemütlicher Sonntag. Ein Sonntag, an dem noch nicht einmal die Katze hinterm Ofen vorkommt. Einstellige Temperaturen und immer wieder leichte Schneeschauer. Und das mitten im Mai. Dennoch wollten wir wenigstens ein paar Schritte gehen und uns den Wind um die Nase wehen lassen, um den Kopf wieder frei zu bekommen.

Noch etwas unwillig machten wir uns auf den Weg. Dick eingepackt, die Schultern hochgezogen trotzten wir dem Wind, der uns außerhalb des Ortes doch mehr entgegen blies als erwartet.

Ein ungemütlicher Sonntagsspaziergang

Es war kalt und ungemütlich. Wir lauschten dem Zwitschern der Vögel, denen das Wetter gar nichts auszumachen schien und beobachteten wie sich der blühende Raps im Wind wiegte. Während wir so den Weg entlang gingen, entdeckte ich am anderen Ende des Rapsfelds etwas Weißes, das wie wild im Wind hin und her flatterte. Es weckte meine Neugier. Was war es, das sich da im Raps verfangen hatte?

Ziemlich schnell kamen wir darauf, dass es ein Luftballon sein musste, an dem vielleicht noch eine Karte hängt. Wir entschieden uns, um das Rapsfeld herumzugehen, und nachzusehen. Das schmuddelige Wetter war vergessen. Während wir um das Rapsfeld herumgingen überlegten wir uns schon voller Vorfreude, woher der Luftballon wohl gekommen sein mag. Von einem Kindergeburtstag? Einem Luftballonwettbewerb? Einer Hochzeit?

Plötzlich war die Kälte vergessen...

Als wir näher kamen erkannten wir, dass es ein weißer Herz-Luftballon ist. Damit waren wir uns sicher, dass er von einer Hochzeit kommen musste. Dies bestätigte sich auch, als wir die Karte an dem im Raps verfangenen Luftballon sahen.

Noch während ich damit beschäftigt war, das Band, das sich mehrfach um einen Raps Halm gewickelt hatte zu lösen, riss sich der Luftballon los und flog vom Wind getragen über die Wälder weiter. Doch die Karte blieb am Band zurück. Wir freuten uns über diese Karte, die uns mitteilte, dass sich zwei Liebende am Vortag das Ja-Wort gegeben hatten. Auf der Karte stand außerdem noch, dass das Brautpaar von dem Absender eine Kneipen-Tour in Köln geschenkt bekommt, wenn wir die Karte an das Brautpaar zurückschicken.

So nahm unser Sonntagsspaziergang eine sehr erfreuliche Wendung

Mit der Karte in der Hand und voller Freude machten wir uns wieder auf den Heimweg. Dabei malten wir uns aus, wie die Hochzeit der beiden wohl ausgesehen haben mag und wir erfreuten uns an unseren Gedanken.
Noch mehr freuten wir uns aber darüber, dass wir anderen eine Freude machen können und überlegten, wie wir die Karte zurücksenden wollen. Wir kamen auf unterschiedlichste Ideen. Es machte uns sehr viel Spaß darüber nachzudenken.

Zuhause entschieden wir uns dann für die Variante eine schöne Glückwunschkarte zu nehmen und dem Brief Kopfschmerztabletten beizulegen, die die beiden nach der Kneipen-Tour in Köln möglicherweise gut gebrauchen können.

So hatten wir eine riesen Freude, weit über unseren Sonntagsspaziergang hinaus.
Wie schade wäre es für uns und für das Brautpaar gewesen, wenn wir wegen des Wetters unseren Spaziergang nicht gemacht hätten.

Deshalb Augen auf und kleine Momente genießen. Denn, was im ersten Moment ungemütlich oder unbequem scheint, kann sich zu einer großen Freude entwickeln.

Herzlichst
Sylvia & Michael

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