FormalPara Buchbesprechung

Gazarek S, Restle C (2019) Herzschrittmacher-Nachsorge für Einsteiger vol 162. Springer, Heidelberg. Broschiert, € 48,99

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In Deutschland werden jährlich mehr als 100.000 Herzschrittmacher in rund 1000 Institutionen implantiert und noch weit mehr Patienten in noch weit mehr Kliniken und Praxen abgefragt. Nicht selten ist die abfragende Person dabei nicht in erster Linie als Schrittmacher-Experte und -Enthusiast zu bezeichnen, die Liste von Fragen und Unsicherheiten ist daher lang. Gleichzeitig ist am 1. Oktober 2018 eine neue Qualitätssicherungsvereinbarung von Kassenärztlicher Bundesvereinigung und GKV-Spitzenverband in Kraft getreten, welche die Ansprüche an eine Schrittmacherkontrolle (zurecht) deutlich steigert. Umso überraschender ist es daher, dass so wenig Literatur zum Thema Schrittmacher-Abfrage existiert. Insbesondere all denen, die sich mit Herzschrittmachern eher am Rande ihrer Tätigkeit (z. B. im Rahmen der Weiterbildung zum Kardiologen) beschäftigen oder die neu in diese Tätigkeit einsteigen, werden die Schrittmacher-Bibeln von Ken Ellenbogen (1248 Seiten in Englisch) oder von Gerd Fröhlig (648 Seiten in Deutsch) nicht wirklich attraktiv erscheinen. Schon allein deshalb ist es erfreulich, dass die Autoren Gazarek und Restle sich dieses Themas angenommen haben. Herr Gazarek verfügt über umfangreiche Erfahrungen aus mehr als 20 Jahren, in denen an ihn als Medizintechniker Fragen zu Schrittmacherfällen, meist eher komplexe Probleme, herangetragen wurden und in denen er in zahlreichen Schrittmacher-Sachkundekursen gesehen hat, wo der Schuh drückt. Herr Restle ist als Oberarzt am Universitären Herzzentrum Bad Krozingen für die Device-Versorgung einer stattlichen Zahl von Patienten verantwortlich und steht somit mit beiden Beinen im praktischen Alltag, um dessen Bewältigung es hier geht.

Das Buch hält auf 162 Seiten in 9 Kapiteln, was es verspricht: Es vermittelt einen exzellenten Einstieg in die Nachsorge von Herzschrittmachern. Es werden sehr kurz die Schrittmacher-Indikationen (eine Seite, im Wesentlichen eine Abbildung) und die Stimulationsformen (VVI, DDD etc.) erklärt, dann geht es sofort in die Praxis der Schrittmacher-Nachkontrolle. Diese Ausführungen halte ich für didaktisch sehr gut gemacht, gut zu lesen und zu verstehen: Welche Fragen sollten bei der kurzen Anamnese gestellt werden, welche Fragen muss die Analyse des Schrittmacher-EKGs beantworten, Checkliste vor Aggregatwechsel, Kontrolle von Wahrnehmung und Stimulation, Fehlermöglichkeiten und Troubleshooting bei Wahrnehmungs- und Reizschwellen-Tests, Auslesen der Diagnostik, abschließende Programmierung. Alles entlang des Merksatzes „Elf bunte Elefanten sitzen Sylvester beim Prosecco-Dinner“ … Das Kapitel zur „Praxis der Schrittmachernachsorge“ ist mit 56 Seiten das Kernstück des Buches und stellt die Dinge, die im Alltag beherrscht werden müssen, knapp, gut in Tabellen zusammengefasst und verständlich zusammen. Ähnliches gilt für die zusätzlichen Bemerkungen zur Kontrolle von CRT-Systemen. Schön sind auch die Kapitel „Wie ein Schrittmacher funktioniert“ (ich hätte es „Wie ein Schrittmacher denkt“ genannt), denn hier geht es um das, was Anfängern meist die größten Kopfschmerzen bereitet – Intervalle, Zeitgebung und Algorithmen von Schrittmachern – und das Kapitel „Störbeeinflussungen“ mit einer extrem hilfreichen Auflistung der Geräte, die im Alltag einen Schrittmacher beeinflussen (oder eben nicht beeinflussen) können.

Zusammenfassend ist die Auswahl an Büchern zum Thema Herzschrittmacher durch dieses Buch auf erfreuliche Weise bereichert worden. Glückwunsch an die Autoren, dass sie diese Arbeit zum erfolgreichen Abschluss bringen konnten. Und Empfehlung an alle, die sich eher als Anfänger im Bereich der Schrittmacherkontrolle ansehen, aber auch an Erfahrene, die sich beim Nachschlagen (Störbeeinflussung), Verständnis von neuen Algorithmen und Schrittmacherproblemen („Wie ein Schrittmacher denkt“) oder einfach nur zur Optimierung der eigenen Nachsorge heimlich fortbilden wollen.