_ Ein Nachlassen der Nierenfunktion geht üblicherweise mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko einher. Diese Gefahr scheint bei Nierenspendern jedoch nicht zu bestehen: In einer kanadischen Studie hatten sie in den ersten zehn Jahren nach der Organentnahme nicht mehr schwere kardiovaskuläre Komplikationen als vergleichbare Personen mit zwei Nieren.

Für die Studie wurden die Krankenakten von 2028 Nierenspendern mit denen von 20 280 gesunden Personen aus der Allgemeinbevölkerung verglichen. Zum Zeitpunkt der Nephrektomie waren die Spender im Mittel 43 Jahre alt. In den nachfolgenden 6,5 Jahren kam es bei 2,1% von ihnen zu koronaren Eingriffen, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod — im Vergleich zu 3,0% in der Kontrollgruppe, ein signifikanter Unterschied. Kardiovaskuläre Komplikationen allein traten in beiden Gruppen gleich häufig auf (1,3% bzw. 1,4%). Selbst wenn nur Personen mit einer Mindestbeobachtungszeit von zehn Jahren berücksichtigt wurden, hatten die Organspender kein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko.

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Lebendspender dringend gesucht.

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Dass bei den Spendern sogar weniger Todesfälle auftraten, führt Prof. Hartwig Bauer aus Berlin, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, auf „die strengen Kriterien bei der Auswahl der Spender und die intensive medizinische Betreuung zurück“. Unter diesen Bedingungen stelle die Nephrektomie, die auch laparoskopisch durchgeführt werden kann, einen „Standardeingriff“ mit sehr geringem Risiko dar.

Lebendnierenspender werden dringend gebraucht: In Deutschland sind jedes Jahr 8000 Menschen auf eine neue Niere angewiesen — aber nur etwa 2200 Nieren von Verstorbenen stehen zur Verfügung.