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Theoretische Bestimmungen. Zur Konzeption von Erinnerungslyrik

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Mnemopoetik

Part of the book series: Lyrikforschung. Neue Arbeiten zur Theorie und Geschichte der Lyrik ((LNATGL,volume 4))

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Zusammenfassung

Der Akt des Erinnerns ist ein Verfahren der Konstruktion. Ausgelöst durch einen konkreten Impuls werden einzelne Gedächtniselemente aktiviert und zumeist auf den aktuellen Handlungszusammenhang bezogen. Wie der Gedächtnispsychologe Endel Tulving nachgewiesen hat, beeinflussen die Merkmale dieser Impulse bzw. Abrufhinweise (cues) wiederum die Gestalt der reproduzierten Erinnerung.

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Notes

  1. 1.

    Eine neurobiologische Definition des Gedächtnisses, die Rainer Sinz bereits 1979 vorgeschlagen hat, lautet: »Unter Gedächtnis verstehen wir die lernabhängige Speicherung ontogenetisch erworbener Information, die sich phylogenetischen neuronalen Strukturen selektiv artgemäß einfügt und zu beliebigen Zeitpunkten abgerufen, d.h. für ein situationsangepaßtes Verhalten verfügbar gemacht werden kann.« (Zit. nach Hans-Joachim Markowitsch: Dem Gedächtnis auf der Spur. Vom Erinnern und Vergessen. Darmstadt 2002, S. 74).

  2. 2.

    Vgl. Gerald Echterhoff: Das Außen des Erinnerns: Was vermittelt individuelles und kollektives Gedächtnis? In: Medien des kollektiven Gedächtnisses. Konstruktivität – Historizität – Kulturspezifität. Hg. von Astrid Erll und Ansgar Nünning unter Mitarbeit von Hanne Birk, Birgit Neumann und Patrick Schmidt. Berlin/New York 2004 (Media and cultural memory, Bd. 1), S. 61–82, hier S. 66 f. Wie Birgit Neumann betont, bestehen »Abrufbedingungen […] nicht nur einfach in äußeren Reizen oder Umweltgegebenheiten. Sie können auch als intrapsychische cues, im Sinne von emotionalen, kognitiven oder motivationalen Anforderungen wirksam werden.« (Birgit Neumann: Erinnerung – Identität – Narration. Gattungstypologie und Funktionen kanadischer ›Fictions of Memory‹. Berlin 2005 (Media and cultural memory, Bd. 3), S. 23).

  3. 3.

    Vgl. Erll 2017, S. 6, allerdings ohne explizite Nennung des Begriffs der Relativität.

  4. 4.

    Zur Wechselbeziehung zwischen Erinnerung und Vergessen vgl. Gary Smith: Arbeit am Vergessen. In: Vom Nutzen des Vergessens. Hg. von Gary Smith und Hinderk M. Emrich. Berlin 1996, S. 15–26, hier S. 20.

  5. 5.

    Zu dieser von Marcel Proust etablierten Unterscheidung vgl. Eva Erdmann: Art. ›mémoire involontaire‹. In: Gedächtnis und Erinnerung. Ein interdisziplinäres Lexikon. Hg. von Nicolas Pethes und Jens Ruchatz. Reinbek bei Hamburg 2001, S. 367 f.

  6. 6.

    Vgl. Erll 2017, S. 167.

  7. 7.

    Vgl. ebd., S. 167–170.

  8. 8.

    Ebd., S. 168.

  9. 9.

    Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse. 3., aktualisierte und erweiterte Aufl. Stuttgart [1995] 2015, S. 8. Vgl. Walther Killy: Elemente der Lyrik. München [1972] 1983, S. 202.

  10. 10.

    »Verinnerlichte – und genau das heißt: erinnerte – Vergangenheit findet ihre Form in der Erzählung.« (Jan Assmann: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. 3. Aufl. München [1992] 2000, S. 75).

  11. 11.

    Dieser Fall wird bei Erll nicht reflektiert. Vgl. Erll 2017, S. 168 f.

  12. 12.

    Zum Verhältnis von Lyrik und Narrativität vgl. Kapitel 2, Abschn. 2.2.

  13. 13.

    Erll 2017, S. 170.

  14. 14.

    Vgl. ebd., S. 174.

  15. 15.

    Vgl. Jürgen Link: Literaturanalyse als Interdiskursanalyse. Am Beispiel des Ursprungs literarischer Symbolik in der Kollektivsymbolik. In: Diskurstheorien und Literaturwissenschaft. Hg. von Jürgen Fohrmann und Harro Müller. Frankfurt a. M. 1988, S. 284–307, hier S. 300 f.; Ute Gerhard, Jürgen Link, Rolf Parr: Art. ›Interdiskurs, reintegrierender‹. In: Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Hg. von Ansgar Nünning. 4., aktualisierte und erweiterte Aufl. Stuttgart/Weimar [1998] 2008, S. 324.

  16. 16.

    Neumann 2005, S. 147.

  17. 17.

    Günter Oesterle: Einleitung: Intermedialität. In: Erinnerung, Gedächtnis, Wissen. Studien zur kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung. Hg. von Günter Oesterle. Göttingen 2005 (Formen der Erinnerung, Bd. 26). S. 429–431, hier S. 430.

  18. 18.

    Günter Oesterle hat in diesem Zusammenhang von einem »Gedächtnisparagone« (ebd.) gesprochen.

  19. 19.

    Vgl. Erll 2017, S. 188. Die von Erll thematisierten Bezugsformen der Affirmation (und Konstruktion) sowie Revision (und Dekonstruktion) markieren freilich nur die äußeren Grenzen eines variantenreichen Spektrums.

  20. 20.

    »Literarische Werke können intertextuelle Verweise funktionalisieren, um ihren Anspruch auf Deutungshoheit anzuzeigen oder um andere Medien der Erinnerungskultur mit Autorität auszustatten.« (Erll 2017, S. 194).

  21. 21.

    Vgl. ebd., S. 173–175.

  22. 22.

    Paul Ricœur: Zeit und Erzählung. 3 Bde. München 1988–1991, Bd. 1, S. 90.

  23. 23.

    Vgl. Erll 2017, S. 174.

  24. 24.

    Vgl. Wolfgang Iser: Das Fiktive und das Imaginäre. Perspektiven literarischer Anthropologie. Frankfurt a. M. [1991] 1993, S. 24–51.

  25. 25.

    Vgl. Ricœur 1988/91, Bd. 1, S. 104; Erll 2017, S. 175.

  26. 26.

    Erll 2017, S. 175.

  27. 27.

    Wie bereits thematisiert, kann der Erinnerungsanspruch eines literarischen Textes gegenüber bestehenden Vergangenheitsnarrativen zweifellos auch affirmierende Qualität besitzen.

  28. 28.

    Zu dieser Unterscheidung vgl. auch Mark W. Roche: Hegels Relevanz für die gegenwärtige Ästhetik. In: Das Geistige und das Sinnliche in der Kunst. Ästhetische Reflexion in der Perspektive des Deutschen Idealismus. Hg. von Dieter Wandschneider. Würzburg 2005, S. 67–81, hier S. 67 f., wo allerdings kein Zusammenhang mit der Erinnerungspoetik hergestellt wird.

  29. 29.

    Gleichfalls ist zu berücksichtigen, dass Verfremdungen aus bewussten gestalterischen Inkohärenzen und formalen Abweichungen von Gattungsmustern resultieren können.

  30. 30.

    Vgl. Assmann 2009, S. 130–145.

  31. 31.

    Ebd., S. 137.

  32. 32.

    Über den Eintritt von Gedächtniselementen in das Funktionsgedächtnis schreibt Assmann: »Aus diesem konstruktiven Akt geht Sinn hervor, eine Qualität, die dem Speichergedächtnis grundsätzlich abgeht.« (Ebd.) Eine direkte Begründung für diese Behauptung bleibt Assmann schuldig. Auch wenn das Speichergedächtnis nicht-aktualisierte Gedächtniselemente versammelt, fragt sich, warum diese nicht auch in ›komponierter‹ bzw. ›konstruierter‹ Form in das Speichergedächtnis eingehen sollen, wie es Assmann für das Funktionsgedächtnis geltend macht. Hinsichtlich der Literatur stellt sich darüber hinaus die Frage, ob nicht schon aus der literarischen Aktualisierung ›älterer‹ Inhalte bzw. aus der rezeptiven Aktualisierung ›älterer‹ literarischer Texte der Transfer von Gedächtniselementen aus dem Speicher- in das Funktionsgedächtnis notwendig resultiert.

  33. 33.

    Erll/Nünning 2005b, S. 2.

  34. 34.

    Vgl. Humphrey 2005, S. 74.

  35. 35.

    Vgl. Erll/Nünning 2005b, S. 3.

  36. 36.

    Vgl. Erll 2017, S. 3–20.

  37. 37.

    Ebd., S. 175.

  38. 38.

    Zu den neueren Theorieansätzen vgl. die Forschungsdiskussion bei Zymner 2016a, S. 28–34. Vgl. auch Rüdiger Zymner: Lyrik. Umriss und Begriff. Paderborn 2009; Zymner 2013; Klaus W. Hempfer: Lyrik. Skizze einer systematischen Theorie. Stuttgart 2014 (Text und Kontext, Bd. 34); Jonathan Culler: Theory of the Lyric. Cambridge (MA)/London 2015; Frank Zipfel: Das Paradox der Poesie? Zur (Un)Definierbarkeit der Gattung Lyrik. Eine komparatistische Betrachtung. In: Lyrik der Welt – Welt der Lyrik. Lyrik und Lyrikforschung aus komparatistischer Perspektive. Hg. von Frank Zipfel u. a. Berlin/Heidelberg 2022, S. 275–299; die vorliegenden zwei Bände der Grundfragen der Lyrikologie: Grundfragen der Lyrikologie 1. Lyrisches Ich, Textsubjekt, Sprecher? Hg. von Claudia Hillebrandt u. a. Berlin/Boston 2019; Hillebrandt u. a. 2021; vor allem die ersten zwei Themenhefte der Internationalen Zeitschrift für Kulturkomparatistik (IZfK): IZfK 1: Lyrik und Erkenntnis. Hg. von Ralph Müller und Friederike Reents. Trier 2019; IZfK 2: Contemporary Lyric Poetry in Transitions between Genres and Media. Hg. von Ralph Müller und Henrieke Stahl. Trier 2021; sowie den Sammelband: Autor und Subjekt im Gedicht. Positionen, Perspektiven und Praktiken heute. Hg. von Peter Geist, Friederike Reents und Henrieke Stahl. Berlin 2021 (Lyrikforschung. Neue Arbeiten zur Theorie und Geschichte der Lyrik, Bd. 1).

  39. 39.

    Bernhard Asmuth: Aspekte der Lyrik. Mit einer Einführung in die Verslehre. 4., verbesserte Aufl. Opladen [1972] 1976, S. 132.

  40. 40.

    Vgl. ebd., S. 133–137.

  41. 41.

    Johannes Anderegg: Sprache und Verwandlung. Zur literarischen Ästhetik. Göttingen 1985, S. 127.

  42. 42.

    »Das ungewisse und unangestrengte Verweilen beim Gedicht wird verständlich als Verweilen beim ästhetischen Noch-Nicht, als ein Fasziniertsein nicht von erkannter, sondern von entstehender Zeichenhaftigkeit.« (Ebd., S. 126) Vgl. auch Elke Austermühl: Poetische Sprache und lyrisches Verstehen. Studien zum Begriff der Lyrik. Heidelberg 1981, S. 69–101.

  43. 43.

    Zu diesem Begriff vgl. Siegfried J. Schmidt: Alltagssprache und Gedichtsprache. In: Poetica 2 (1968), S. 285–303; Harald Fricke: Norm und Abweichung. Eine Philosophie der Literatur. München 1981, S. 116–119.

  44. 44.

    Werner Wolf: The Lyric: Problems of Definition and a Proposal for Reconceptualisation. In: Theory into Poetry. New Approaches to the Lyric. Hg. von Eva Müller-Zettelmann und Margarete Rubik. Amsterdam/New York (NY) 2005 (Internationale Forschungen zur Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft, Bd. 89), S. 21–56, hier S. 25, ohne die Hervorhebungen des Originals.

  45. 45.

    Zymner 2016a, S. 30.

  46. 46.

    Dieter Lamping: Das lyrische Gedicht. Definitionen zu Theorie und Geschichte der Gattung. 3. Aufl. Göttingen [1989] 2000, S. 63, ohne die Hervorhebung des Originals. Zur Diskussion von Lampings zuerst 1989 formulierter Bestimmung vgl. Walter Bernhart: Überlegungen zur Lyriktheorie aus erzähltheoretischer Sicht. In: Tales and »their telling difference«. Zur Theorie und Geschichte der Narrativik. Festschrift zum 70. Geburtstag von Franz K. Stanzel. Hg. von Herbert Foltinek, Wolfgang Riehle und Waldemar Zacharasiewicz. Heidelberg 1993, S. 359–375. Dass Lamping mit seiner Bestimmung lediglich das lyrische Gedicht als ein separates Genre der Lyrik im Blick hatte, hat Zymner noch einmal ausdrücklich betont. Vgl. Zymner 2016a, S. 31.

  47. 47.

    Lamping 2000, S. 63.

  48. 48.

    Vgl. ebd., S. 52 f.; ausführlicher Jurij M. Lotman: Die Struktur literarischer Texte. Übersetzt von Rolf-Dietrich Keil. Vierte Aufl. München [1973] 1993, S. 143–158.

  49. 49.

    Burdorf 2015, S. 21.

  50. 50.

    Ebd., S. 21.

  51. 51.

    Vgl. Müller-Zettelmann 2000, S. 67 f.; Hempfer 2014, S. 68 f.

  52. 52.

    Vgl. Zymner 2009, insbesondere S. 139 f.

  53. 53.

    Vgl. Kapitel 2, Abschn. 2.2.

  54. 54.

    Vgl. Ludwig Völker: Art. ›Lyrik‹. In: Das Fischer Lexikon Literatur. 3 Bde. Hg. von Ulfert Ricklefs. Frankfurt a. M. 2002, Bd. 2, S. 1186–1222, hier S. 1186; Völker 2005, S. 23.

  55. 55.

    Max Kommerell: Gedanken über Gedichte. Zweite Aufl. Frankfurt a. M. [1943] 1956, S. 21. Anzumerken ist hier, dass Kommerells Bestimmung auf ein Gedicht ausgerichtet ist, das »eine Stimmung hat oder eine Stimmung ist« (ebd.). Zur Einordnung von Kommerells lyriktheoretischem Ansatz vgl. Matthias Weichelt: Gedicht, Symbol und Augenblick. Zu Max Kommerells lyriktheoretischen Überlegungen. In: Max Kommerell. Leben – Werk – Aktualität. Hg. von Walter Busch und Gerhart Pickerodt. Göttingen 2003, S. 162–193. Gegenüber Carl Hermann Ebbinghaus hat Kommerell am 2. November 1942 seine deduktive Arbeitsmethode hervorgehoben, die in seinen Gedanken über Gedichte Anwendung gefunden habe: »Es ist eine Art Kochbuch; genauer: eine Reconstruction der mutmaßlichen Kochkunst aus Delikatessen.« (Zit. nach Christian Weber: Max Kommerell. Eine intellektuelle Biographie. Berlin/New York 2011, S. 208).

  56. 56.

    Völker 2005, S. 23.

  57. 57.

    Vgl. zu dieser Struktur Werner Wolf: Formen literarischer Selbstreferenz in der Erzählkunst. Versuch einer Typologie und ein Exkurs zur ›mise en cadre‹ und ›mise en reflet/série‹. In: Erzählen und Erzähltheorie im zwanzigsten Jahrhundert. Festschrift für Wilhelm Füger. Hg. von Jörg Helbig. Winter 2001, S. 49–84, hier S. 55.

  58. 58.

    Vgl. Markus Fauser: Intertextualität als Poetik des Epigonalen. Immermann-Studien. München 1999, S. 23–33.

  59. 59.

    Zu diesem Vorschlag vgl. bereits Stefan Scherer: Naive Re-Flexion. Romantische Texturen, erzählte Theatralität und maskiertes Rollensprechen im Maler Nolten (Epigonalität und Modernität eines ›Schwellentexts‹ in der ›Schwellenepoche‹ 1830–1850). In: Eduard Mörike – Ästhetik und Geselligkeit. Hg. von Wolfgang Braungart und Ralf Simon. Tübingen 2004, S. 5–30, hier S. 29.

  60. 60.

    Niklas Luhmann: Gesellschaftsstruktur und Semantik. Studien zur Wissenssoziologie der modernen Gesellschaft. 3 Bde. Frankfurt a. M. 1980–1989, Bd. 1, S. 87.

  61. 61.

    Vgl. grundlegend Lutz Bergemann, Martin Dönike, Albert Schirrmeister, Georg Toepfer, Marco Walter, Julia Weitbrecht: Transformation. Ein Konzept zur Erforschung kulturellen Wandels. In: Transformation. Ein Konzept zur Erforschung kulturellen Wandels. Hg. von Hartmut Böhm u. a. München 2011, S. 39–56.

  62. 62.

    Vgl. Hamburger 1980, S. 239–243; Michael Feldt: Lyrik als Erlebnislyrik. Zur Geschichte eines Literatur- und Mentalitätstypus zwischen 1600 und 1900. Heidelberg 1990 (Beiträge zur Literatur-, Sprach- und Medienwissenschaft, Bd. 87), S. 25–28.

  63. 63.

    Zur Kritik an Hamburgers Ansatz vgl. Frank Zipfel: Fiktion, Fiktivität, Fiktionalität. Analysen zur Fiktion in der Literatur und zum Fiktionsbegriff in der Literaturwissenschaft. Berlin 2001 (Allgemeine Literaturwissenschaft. Wuppertaler Schriften, Bd. 2), S. 300 f. Im Gegensatz zu Hamburger unterstellt Monroe C. Beardsley, Lyrik sei generell fiktional, was er mit der Dissoziation der Produktionsinstanz in eine Autorin bzw. einen Autor und eine Sprecherin bzw. einen Sprecher zu rechtfertigen versucht. Am Beispiel eines Sonetts von Gerard Manley Hopkins stellt er heraus, dass trotz der nachweisbaren Parallelen zwischen der Vita des Autors und der Disposition der gedichtintern entworfenen Subjekts (›Sprecherin‹ bzw. ›Sprechers‹) eine Identifikation beider Instanzen nicht statthaft sei: »this will not [...] permit us to identify the speaker with the author. They remain two, not one – comparable, and perhaps in some respects contrastable, but distinct.« (Monroe C. Beardsley: Fiction as Representation. In: Synthese 46 (1981), Nr. 3, S. 291–313, hier S. 302). Zur Kritik an Beardsleys Ansatz vgl. Zipfel 2001, S. 302 f. – Zum Verhältnis von Lyrik und Fiktionalität vgl. Anderegg 1985, S. 122–124; Lamping 2000, S. 102–110; Burdorf 2015, S. 168–173; zusammenfassend Frank Zipfel: Art. ›Lyrik und Fiktion‹. In: Handbuch Lyrik. Theorie, Analyse, Geschichte. Hg. von Dieter Lamping. 2., erweiterte Aufl. Stuttgart [2011] 2016, S. 184–188, wo Zipfel schließlich relativierend schreibt: »Allerdings ist wohl bei einer Vielzahl von nicht-narrativen lyrischen Gedichten […] die Zuordnung des Textes zur Fiktion oder Nicht-Fiktion nicht immer klar erkennbar.« (Ebd., S. 188).

  64. 64.

    Sofern das der Fall wäre, ergäbe sich äquivalent zu autobiographischen Erzähltexten die Gleichsetzung von empirischer Autorin bzw. empirischem Autor, lyrischem Subjekt und lyrischer Figur.

  65. 65.

    Vgl. Lamping 2000, S. 109. Zum autobiographischen Kontext dieser Gedichte vgl. Heinrich Detering: Farbenlehre und Lichtkult. Goethes Dornburger Gedichte. In: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften in Göttingen (2009), S. 192–204.

  66. 66.

    Vgl. Dietrich 2007, S. 260.

  67. 67.

    Zu den unterschiedlichen Formen der Leserin bzw. des Lesers vgl. Burdorf 2015, S. 204.

  68. 68.

    Mirjam-Kerstin Holl: Systemtheorie, Gedächtnis und Literatur. In: Gedächtniskonzepte der Literaturwissenschaft. Theoretische Grundlegung und Anwendungsperspektiven. Hg. von Astrid Erll und Ansgar Nünning unter Mitarbeit von Hanne Birk und Birgit Neumann. Berlin 2005 (Media and Cultural Memory/Medien und kulturelle Erinnerung, Bd. 2), S. 97–122, hier S. 105.

  69. 69.

    »Die hermeneutische Aufgabe ist bei der lyrischen Poesie besonders schwierig. Der lyrische Dichter ist in vollkommen freier Gedankenbewegung, der Leser aber nicht immer lyrischer Leser, und in dem Grade unvermögend, aus seinem eigenen Bewußtsein das lyrische Gedicht nachzukonstruieren.« (Friedrich Schleiermacher: Hermeneutik und Kritik. Mit einem Anhang sprachphilosophischer Texte Schleiermachers. Hg. von Manfred Frank. 7. Aufl. Frankfurt a. M. [1977] 1999, S. 139). Auch Anderegg begreift das Verstehen eines Gedichts als einen prinzipiell anspruchsvollen hermeneutischen Vorgang, da der lyrische Text den Leser wiederholt zur Erprobung von neuen Sinnbildungen veranlasse. Vgl. Anderegg 1985, S. 126.

  70. 70.

    Vgl. Moritz Baßler, Christoph Brecht, Dirk Niefanger, Gotthart Wunberg: Historismus und literarische Moderne. Mit einem Beitrag von Friedrich Dethlefs. Tübingen 1996, S. 25–32.

  71. 71.

    Vgl. Humphrey 2005, S. 85.

  72. 72.

    Pragmalinguistisch gesehen, ist diese Ergänzung unmittelbar mit dem Leserin- bzw. Leserbezug verknüpft.

  73. 73.

    Zur Referenzqualität der Literatur vgl. differenziert Jan Urbich: Der Begriff der Literatur, das epistemische Feld des Literarischen und die Sprachlichkeit der Literatur. Einleitende historische Bemerkungen zu drei zentralen Problemfeldern der Literaturtheorie. In: Der Begriff der Literatur. Transdisziplinäre Perspektiven. Hg. von Alexander Löck und Jan Urbich. Berlin/New York 2010 (Spectrum Literaturwissenschaft, Bd. 24), S. 9–63, hier S. 33–40; zur Anwendbarkeit des Mimesis-Begriffs vgl. Lamping 2000, S. 126–130.

  74. 74.

    Vgl. Erll 2017, S. 188.

  75. 75.

    Butzer/Jacob/Kurz 2005, S. 286. Lyrikgeschichtlich basiert diese Einschätzung auf Hegels poetologischer Bestimmung, derzufolge die Lyrik die Traditionsbestände des kulturellen Gedächtnisses »Sich-innerlich-machen« könne (Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Werke in zwanzig Bänden. Auf der Grundlage der Werke von 1832–1845. Hg. von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Frankfurt a. M. 1969–1971, Bd. 18, S. 44). Lyriktheoretisch bleibt die Innerlichkeits-These allerdings eine unbegründete Setzung, die für den Gedächtnisdiskurs zu relativieren ist.

  76. 76.

    Diese Vermittlungsleistung lässt sich anhand von Aleida Assmanns Unterscheidung zwischen dem Speicher- und dem Funktionsgedächtnis begründen. Hat ein im Gedicht mitsamt seinen konservierten Gedächtniselementen »seinen vitalen Bezug zur Gegenwart verloren« (Assmann 2009, S. 134), fällt es dem Speichergedächtnis anheim. Erst die Reaktualisierung ermöglicht eine Überführung des Gedichts in das Funktionsgedächtnis und damit die Vermittlung zwischen der Zeitebene, an die es erinnert, und jener Zeitebene, aus der an es erinnert wird.

  77. 77.

    Dieser Begriff ist von Michael Gamper und Helmut Hühn neu konzeptualisiert worden. Unter ›ästhetischen Eigenzeiten‹ verstehen sie: »exponierte und wahrnehmbare Formen komplexer Zeitgestaltung, -modellierung und -reflexion […], wie sie einzelnen Gegenständen bzw. Subjekt-Ding-Konstellationen eigen sind. […] Derart organisierte Gebilde formieren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft anders, als sie in der linearen Zeit erscheinen. Es werden so Zeitdimensionen mobilisiert, die zur Funktionszeit quer liegen, umgekehrt können Ästhetische Eigenzeiten aber auch auf als ›chaotisch‹ erfahrene Zeiterscheinungen ordnend und strukturierend reagieren.« (Michael Gamper, Helmut Hühn: Was sind Ästhetische Eigenzeiten? Hannover 2014 (Ästhetische Eigenzeiten. Kleine Reihe, Bd. 1), S. 23 f.) Schon Wolfgang Riedel hat mit Blick auf Goethes Römische Elegien von jener »ästhetische[n] Eigenzeit [gesprochen], die nicht zu verrinnen scheint« (Wolfgang Riedel: Eros und Ethos. Goethes Römische Elegien und Das Tagebuch. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 40 (1996), S. 147–180, hier S. 171). Mit seinem Begriff zielt Riedel vorwiegend auf das Potential der Literatur, ›das Flüchtige des Lebens zu speichern‹ (ebd.). Demgegenüber ist die ›ästhetische Eigenzeit‹ wiederholt als Profilierung eines alternativen Zeitmodells verstanden worden, das in Differenz zur objektiven Zeit eine subjektive Zeiterfahrung ermöglicht. Vgl. Brigitte Falkenburg: Zeit und Perspektivität. In: Aspekte der Zeit. Zeit-Geschichte, Raum-Zeit, Zeit-Dauer und Kultur-Zeit. Hg. von Joachim Klose und Klaus Morawetz. Münster 2004 (Science and religion, Bd. 3), S. 89–108, hier S. 90–104. In ähnlicher Weise hat Jörn Rüsen von einem ›ästhetischen Zeitsinn‹ gesprochen. Vgl. Jörn Rüsen: Die Kultur der Zeit. Versuch einer Typologie temporaler Sinnbildungen. In: Zeit deuten. Perspektiven – Epochen – Paradigmen. Hg. von Jörn Rüsen. Bielefeld 2003, S. 23–53, hier S. 38 f. Schon Helga Nowotny hat zwischen einer individuellen Eigenzeit, einer institutionalisierten Fremdzeit und einer übergreifenden kollektiven Erfahrungszeit differenziert. Vgl. Helga Nowotny: Eigenzeit. Entstehung und Strukturierung eines Zeitgefühls. Frankfurt a. M. 1989, S. 43 f. Auch Rüdiger Görner hat in seinen Überlegungen zu lyrischer Zeiterfahrung (heute) von »ästhetische[r] Zeit« und »gestaltete[r] Eigenzeit« gesprochen (Rüdiger Görner: Überlegungen zu lyrischer Zeiterfahrung (heute). In: Ders.: Form und Verwandlung. Ansätze zu einer literaturästhetischen Morphologie. Heidelberg 2010, S. 187–197, hier S. 194). Zymner wiederum hat in seiner Bezugnahme auf Görner den Begriff »ästhetische Eigenzeit« verwendet, ist jedoch nicht auf Gamper und Hühn eingegangen (Rüdiger Zymner: Zeitgeber der Lyrik. In: Grundfragen der Lyrikologie 2. Begriffe, Methoden und Analysedimensionen. Hg. von Claudia Hillebrandt u. a. Berlin/Boston 2021, S. 311–330, hier S. 311).

  78. 78.

    Stephanie Wodianka: Zeit – Literatur – Gedächtnis. In: Gedächtniskonzepte der Literaturwissenschaft. Theoretische Grundlegung und Anwendungsperspektiven. Hg. von Astrid Erll und Ansgar Nünning unter Mitarbeit von Hanne Birk und Birgit Neumann. Berlin 2005 (Media and Cultural Memory/Medien und kulturelle Erinnerung, Bd. 2), S. 179–202, hier S. 179 f.

  79. 79.

    Vgl. ebd., S. 180.

  80. 80.

    Vgl. in diesem Zusammenhang auch Zymners Forschungsüberblick zur »Lyrikologischen ›Zeitforschung‹« (Rüdiger Zymner: Lyrik und Zeit. In: Schlüsselkonzepte und Anwendungen der Kognitiven Literaturwissenschaft. Hg. von Roman Mikuláš und Sophia Wege. Münster 2016 (Poetogenesis, Bd. 11), S. 29–53).

  81. 81.

    Zur Bedeutung Vischers für die zeitgenössischen Poetiken vgl. Sandra Pott: Poetiken. Poetologische Lyrik, Poetik und Ästhetik von Novalis bis Rilke. Berlin 2004, S. 105–172.

  82. 82.

    Friedrich Theodor Vischer: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Hg. von Robert Vischer. 6 Bde. [Zweite Aufl. München 1922–1923.] Reprint. Hildesheim/New York 1975, Bd. 6, S. 200.

  83. 83.

    Ebd., Bd. 6, S. 200 f.

  84. 84.

    Mit dieser Modellbildung setzt sich Vischer dezidiert von Hegel ab. Vgl. Francesca Iannelli: In den Grenzen des Schönen. Friedrich Theodor Vischers frühe Rezeption der Hegelschen Ästhetik. In: Friedrich Theodor Vischer. Leben – Werk – Wirkung. Hg. von Barbara Potthast. Heidelberg 2011, S. 249–259.

  85. 85.

    Vischer 1975, Bd. 6, S. 197.

  86. 86.

    Ebd., Bd. 6, S. 207.

  87. 87.

    Ebd., Bd. 6, S. 208. Vgl. Staiger 1978, S. 19, 21 und 27. Aufgrund dieser offenkundigen Rekurse auf Vischers Ästhetik bleibt unverständlich, wie Andrea Polaschegg zu der Ansicht gelangen kann, dieses Referenzwerk finde in Staigers Grundbegriffen keine »[e]xplizite Erwähnung« (Andrea Polaschegg: Tigersprünge in den hermeneutischen Zirkel oder Gedicht nicht verstehen. Gattungspoetische Überlegungen (lange) nach Emil Staiger. In: 1955–2005. Emil Staiger und Die Kunst der Interpretation heute. Hg. von Joachim Rickes, Volker Ladenthin und Michael Baum. Frankfurt a. M. 2007 (Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge, Bd. 16), S. 87–109, hier S. 105).

  88. 88.

    Staiger 1978, S. 42. Wenn Staiger vom »Lyrischen« spricht, zielt er allgemein auf einen phänomenologischen Stilbegriff bzw. konkret auf ›lyrische Dichtungen‹ im Sinne der Stimmungslyrik, nicht aber auf einen umfassenden Gattungsbegriff.

  89. 89.

    Ebd.

  90. 90.

    Joseph von Eichendorff: Sämtliche Werke [ESW]. Historisch-kritische Ausgabe. Begründet von Wilhelm Kosch und August Sauer, fortgeführt und hg. von Hermann Kunisch und Helmut Koopmann. Tübingen/Berlin 1962 ff., Bd. I/1, S. 30. »Seltsam schwankt der Dichter zwischen Präsens und Präteritum, als komme es nicht so genau darauf an.« (Staiger 1978, S. 42). Helmut Koopmann hat ergänzend vermerkt, dass die Gedichte Heimweh und Rückkehr in Eichendorffs lyrischem Œuvre »eigentümlich zeitlos und eigentlich sogar positionslos« seien (Helmut Koopmann: Ewige Fremde, ewige Rückkehr. In: Gedichte von Joseph von Eichendorff. Interpretationen. Hg. von Gert Sautermeister. Stuttgart [2005] 2011, S. 47–60, hier S. 50).

  91. 91.

    Staiger 1978, S. 42. Auf Eichendorff bezogen, hat Koopmann pauschalisierend betont: »Eichendorffs Lyrik ist wesentlich Erinnerungsdichtung.« (Koopmann 2011, S. 48).

  92. 92.

    Auf der Grundlage ausgewählter Gedichte von Brentano, Goethe und Keller entfaltet Staiger eine temporale Typologie, die er in die ›reißende Zeit‹ bei Brentano, den ›Augenblick‹ bei Goethe und die ›ruhende Zeit‹ bei Keller unterteilt. Die schon angesichts ihrer Absolutsetzung der drei Zeitebenen fragwürdige Zuordnung wird überdies durch die einseitige Aufwertung der lyrischen Zeitgestaltung Goethes relativiert: »Brentano, Gottfried Keller, Goethe: in dieser Folge würden wir die drei Gestalten auch nach ihrer dichterischen Größe ordnen.« (Emil Staiger: Die Zeit als Einbildungskraft des Dichters. Untersuchungen zu Gedichten von Brentano, Goethe und Keller. München [1939] 1976, S. 208). Zur Kritik an Staigers Position vgl. Heinz Schlaffer: Lyrik im Realismus. Studien über Raum und Zeit in den Gedichten Mörikes, der Droste und Liliencrons. 3., um ein zusätzliches Nachwort erweiterte Aufl. Bonn 1984 (Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft, Bd. 38), S. 3 f.

  93. 93.

    Staiger beruft sich auf die bereits zitierte Aussage Vischers, derzufolge »die Welt in das Subjekt eingeht und von ihm durchdrungen wird« (Staiger 1978, S. 45). In Absetzung von Vischer spricht er jedoch von einem »Ineinander, so daß man ebenso sagen könnte: der Dichter erinnert die Natur, wie: die Natur erinnert den Dichter.« (Ebd., S. 47).

  94. 94.

    Ebd., S. 46 f.

  95. 95.

    Staiger deutet außerdem die esoterische Qualität seines Entwurfs selbst an, wenn er schreibt: »Doch nähert sich in dieser Erklärung das Lyrische nicht dem Mystischen?« (Ebd., S. 47).

  96. 96.

    Die Entzeitlichung als Konsequenz von Staigers Modellbildung betont bereits Polaschegg, allerdings mit Bezug auf die von ihm im hermeneutischen Akt aufgehobene Distanz zwischen Dichter und Leser. Vgl. Polaschegg 2007, S. 98 und 102. Mit Rekurs auf Staigers Aufsatz Lyrik und lyrisch (1952) versucht Katharina Philipowski zu belegen, dass die postulierte Abstandslosigkeit zwischen Subjekt und Objekt ein Charakteristikum des Lyrischen, nicht aber der Lyrik sei: »Was das Lyrische von der Lyrik unterscheidet, ist […], dass die Abstands- und Vermittlungslosigkeit, die Signum des Lyrischen sind, in der Lyrik, die aus der Vermischung des Lyrischen mit der Sprache und dem Epischen und dem Dramatischen hervorgeht, aufgegeben werden muss.« (Katharina Philipowski: Zeit und Erzählung im Tagelied. Oder: Vom Unvermögen des Präsens, Präsenz herzustellen. In: Lyrische Narrationen – Narrative Lyrik. Gattungsinterferenzen in der mittelalterlichen Literatur. Hg. von Hartmut Bleumer und Caroline Emmelius. Berlin/New York 2011 (Trends in medieval philology, Bd. 16), S. 181–213, hier S. 184). In Staigers Aufsatz heißt es zwar entsprechend: »Das Wesen des Lyrischen […] schließt sich darin zusammen, daß hier jede Art von Abstand fehlt.« (Emil Staiger: Lyrik und lyrisch. In: Der Deutschunterricht 4 (1952), H. 2, S. 7–12, hier S. 8) Und auch in seinen Grundbegriffen nimmt Staiger Bezug auf »die Idee des Lyrischen«, jedoch behauptet er an gleicher Stelle mit expliziter Nennung der ›lyrischen Dichtung‹ als Realisationsform der Lyrik: »Alles bedeutet, daß in lyrischer Dichtung keinerlei Abstand besteht.« (Staiger 1978, S. 39).

  97. 97.

    Kommerell 1956, S. 19.

  98. 98.

    Weichelt 2003, S. 182. Wie Weichelt darlegt, skizziert Kommerell die Poetik des Augenblicks bereits in seinem Aufsatz Goethes Gedicht (1936) und nimmt damit den Grundgedanken von Staigers Goethe-Deutung vorweg. Vgl. Staiger 1976, S. 105–154. Mitunter wird diese poetologische Kategorie noch immer herangezogen, um die zeitliche Qualität von Lyrik zu bestimmen: »Die für die Form von Gedichten charakteristischen regelmäßigen Wiederholungen wie Reim und Metrum löschen die Zeiterfahrung aus bis zum ekstatischen Aufgehen im Augenblick, der zur Unendlichkeit wird.« (Gerhard Kaiser: Geschichte der deutschen Lyrik von Goethe bis zur Gegenwart. Ein Grundriß in Interpretationen. 3 Bde. Frankfurt a. M. 1988–1991, Bd. I/1, S. 21).

  99. 99.

    Hugo von Hofmannsthal: Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe. Veranstaltet vom Freien Deutschen Hochstift, hg. von Rudolf Hirsch u. a. Frankfurt a. M. 1975 ff., Bd. 33, S. 147. Vgl. Bruno Hillebrand: Ästhetik des Augenblicks. Der Dichter als Überwinder der Zeit – von Goethe bis heute. Göttingen 1999.

  100. 100.

    Kommerell 1956, S. 61. Das Zitat stammt aus Kommerells Versuch eines Schemas zu Goethes Gedichten.

  101. 101.

    Friedrich Schillers Werke. Nationalausgabe [NA]. Begründet von Julius Petersen, fortgeführt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese, hg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik und des Schiller-Nationalmuseums Marbach von Norbert Oellers. Weimar 1943 ff., Bd. 20, S. 353.

  102. 102.

    Ebd.

  103. 103.

    Vgl. Wolfgang Janke: Die Zeit in der Zeit aufheben. Der transzendentale Weg in Schillers Philosophie der Schönheit. In: Schillers Briefe über die ästhetische Erziehung. Hg. von Jürgen Bolten. Frankfurt a. M. 1984, S. 229–260, hier S. 229.

  104. 104.

    Vgl. Killy 1983, S. 57 f.; ähnlich Anderegg 1985, S. 131 f.

  105. 105.

    Killy 1983, S. 58. Killy unterscheidet diese »thematisch gewordene Zeit« von der »Gedicht-Zeit« (ebd.) selbst, die zu verstehen sei als der historische »Status des Gedichts im realen Lauf der Zeit« (Burdorf 2015, S. 176).

  106. 106.

    Killy 1983, S. 58.

  107. 107.

    Vgl. ebd., S. 69.

  108. 108.

    »Es [das Gedicht] wird schon von seiner äußeren Form her zeitlich bestimmt. Die gattungsbedingte Kürze, Vers- und Stropheneinteilung begrenzen den Zeitfluß der Sprache. […] Rhythmus und Metrik tragen zum Zeitgerüst bei. Metaphern, Symbole, Chiffren stechen aus der Masse wenig gehaltvoller Worte heraus; ihr Zeitwert ist zu erarbeiten.« (Martin Anderle: Die Zeit im Gedicht. In: German Quarterly 44 (1971), H. 4, S. 487–502, hier S. 487).

  109. 109.

    Vgl. Burdorf 2015, S. 177.

  110. 110.

    Vgl. Dietrich Jäger: Über Zeit und Raum als Formen lyrischer Welterfahrung, besonders bei Eichendorff und Keats. In: Ders.: Wiederholte Spiegelungen. Vergleichende Untersuchungen der Wirklichkeitswiedergabe in deutscher, englischer und amerikanischer Lyrik. Würzburg 2005 (Kieler Beiträge zur Anglistik und Amerikanistik. Neue Folge, Bd. 20), S. 126–180, hier S. 126.

  111. 111.

    Vgl. zum Folgenden Lampart 2005, S. 390 f., der auf Kategorien Jörn Rüsens rekurriert.

  112. 112.

    Detaillierter heißt es bei Rüsen: »Kontingenz kann auch ein Ereignis im Sinne eines historischen Deutungszusammenhangs von Zeit sein. Dann muss sie als Erfahrung in einen narrativen Zusammenhang mit anderen Ereignissen gebracht werden, in dem der kontingente Charakter des in Frage stehenden Geschehnisses verschwindet.« (Rüsen 2003, S. 26).

  113. 113.

    Das von Lampart gleichfalls genannte Gedächtnis wird in diesem Zusammenhang nicht mit aufgeführt, da es nach der hier zugrunde gelegten Bestimmung von Erll primär als Speichermedium zu verstehen ist. Vgl. Lampart 2005, S. 391.

  114. 114.

    Vgl. Rüsen 2003, S. 31, der zwischen mimetischer und konstruktiver Produktion von Zeitsinn unterscheidet.

  115. 115.

    Michael Braun: Die Erfindung der Gegenwart. Lyrik und Zeit. In: GegenWorte – GegenSpiele. Zu einer neuen Widerstandsästhetik in Literatur und Theater der Gegenwart. Hg. von Emmanuel Béhague, Hanna Klessinger und Amelia Valtolina. Bielefeld 2018, S. 131–149, hier S. 134.

  116. 116.

    Dieter Lamping: Sechs Thesen zum Verhältnis von Lyrik und Zeit. In: Grundfragen der Lyrikologie 2. Begriffe, Methoden und Analysedimensionen. Hg. von Claudia Hillebrandt u. a. Berlin/Boston 2021, S. 307–310, hier S. 309.

  117. 117.

    Vgl. Ammon 2021, S. 237–241.

  118. 118.

    Ebd., S. 241.

  119. 119.

    Rüdiger Zymner: In: Begriffe der Lyrikologie. Einige Vorschläge. In: Grundfragen der Lyrikologie 1. Lyrisches Ich, Textsubjekt, Sprecher? Hg. von Claudia Hillebrandt u. a. Berlin/Boston 2019, S. 25–50, hier S. 48 f.; Zymner 2021, S. 311 f.

  120. 120.

    Hartmut Bleumer, Caroline Emmelius: Generische Transgressionen und Interferenzen. Theoretische Konzepte und historische Phänomene zwischen Lyrik und Narrativik. In: Lyrische Narrationen – Narrative Lyrik. Gattungsinterferenzen in der mittelalterlichen Literatur. Hg. von Hartmut Bleumer und Caroline Emmelius. Berlin/New York 2011 (Trends in medieval philology, Bd. 16), S. 1–39, hier S. 1. Vgl. schon Eva Müller-Zettelmann: Lyrik und Narratologie. In: Erzähltheorie transgenerisch, intermedial, interdisziplinär. Hg. von Vera Nünning und Ansgar Nünning. Trier 2002, S. 129–153.

  121. 121.

    Bleumer/Emmelius 2011b, S. 2.

  122. 122.

    Ricœur 1988/91, Bd. 1, S. 107.

  123. 123.

    Vgl. Hans Ulrich Gumbrecht: Diesseits der Hermeneutik. Die Produktion von Präsenz. Übersetzt von Joachim Schulte. Frankfurt a. M. 2004, S. 119 f.

  124. 124.

    Bleumer/Emmelius 2011b, S. 21.

  125. 125.

    Jürgen Link: Das lyrische Gedicht als Paradigma des überstrukturierten Textes. In: Funk-Kolleg Literatur. Bd. 1. In Verbindung mit Jörn Stückrath hg. von Helmut Brackert und Eberhard Lämmert. Frankfurt a. M. 1976, S. 234–256, hier S. 241. Die angenommene ›Außerzeitlichkeit‹ des Gedichts versucht Link weiter zu präzisieren: »Die ›Bewegung‹ der Segel wirkt auf der einen Seite wie ein punktueller Vorgang, wie eine Momentaufnahme, […] auf der anderen Seite erscheint das Ganze deshalb auch der Zeit ›enthoben‹, außerhalb des Nacheinander in idealer Gleichzeitigkeit ›ewig‹ dauernd.« (Ebd.). Demgegenüber könnten in Meyers Gedicht sogar zwei verschiedene Formen »des Nacheinander« festgestellt werden: In phänomenologischer Hinsicht nimmt das lyrische Subjekt zunächst den Farbkontrast von hellen Segeln und blauer Bucht wahr und bemerkt erst danach die Schwellung der Segel; in kausaler Hinsicht ist zunächst der angesprochene Wind vonnöten, um das erste Segel zu wölben, woraufhin erst das zweite Segel zu reagieren scheint.

  126. 126.

    Ebd.

  127. 127.

    Ebd., S. 240.

  128. 128.

    So bleibt offen, warum nicht auch von einer »narrativen Zeitaneignung« im Gedicht sowie von »zeitintensiven Präsenzeffekte[n]« in epischer Dichtung gesprochen werden sollte.

  129. 129.

    Vgl. Bernhart 1993, S. 367 f.

  130. 130.

    Ebd., S. 368.

  131. 131.

    Ebd.

  132. 132.

    Vgl. Hegel 1969/71, Bd. 15, S. 321–324.

  133. 133.

    Bernhart 1993, S. 369.

  134. 134.

    Ebd. Für die epische Dichtung bzw. für narrative Texte gelte umgekehrt: Sie vergegenwärtigt »eine Wirklichkeitsaussage um ihrer selbst willen, will primär die Welt erfassen und thematisiert bloß sekundär […], daß dies nur gebrochen durch ein Bewußtsein, nur als Manifestation einer Aussageinstanz möglich ist.« (Ebd.).

  135. 135.

    Ebd., S. 370. Schon diese Formulierung lässt die Normativität von Bernharts Lyrik-Begriff erkennen, der sich offenbar an einem Konzept moderner Lyrik orientiert, wie es Hugo Friedrich formuliert hat. Vgl. Hugo Friedrich: Die Struktur der modernen Lyrik. Von Baudelaire bis zur Gegenwart. Reinbek bei Hamburg 1956, S. 10–16. Das bei Bernhart akzentuierte Fehlen des konkreten »lebensweltlichen Bezugs« wird in Werner Wolfs Mehrkomponentenmodell auf den Ereignisverlauf lyrischer Rede übertragen. Eines ihrer Kennzeichen sei: »relative unimportance or even lack of external action and (suspenseful) narrative development« (Wolf 2005, S. 39, ohne Hervorhebungen des Originals).

  136. 136.

    Karlheinz Stierle: Die Identität des Gedichts – Hölderlin als Paradigma. In: Poetik und Hermeneutik VIII: Identität. Hg. von Odo Marquard und Karlheinz Stierle. 2. Aufl. München [1979] 1996, S. 505–552, hier S. 514. Konsequent negiert Stierle den Gattungscharakter der Lyrik: »So kann man von vornherein die Möglichkeit der Lyrik dadurch bestimmen, daß sie nicht eine eigene Gattung ist, sondern eine spezifische Weise, ein Gattungs-, das heißt ein Diskursschema zu überschreiten.« (Ebd.). Zur gattungspoetischen Kritik an dieser Konzeption vgl. Bernhart 1993, S. 370 f., Anm. 17.

  137. 137.

    Lampings Formulierung von der »speziellen Absolutheit jeglicher lyrischer Kommunikation« (Lamping 2000, S. 68) taucht nur an einer Stelle auf, ohne dass die Bezeichnung einer »speziellen Absolutheit« näher erläutert würde. Zudem scheint sie mit der Unterscheidung von absoluter und situationsgebundener Rede zu konfligieren (vgl. ebd., S. 63), da nach der zitierten Aussage die situationsgebundene Rede auch Anteile absoluter Rede aufweisen müsse. – Zum autonom-künstlerischen Potential der Lyrik heißt es: »Lyrische Rede muß sich als Einzelrede, die monologisch und absolut ist, weder auf einen Adressaten und dessen Verstehensmöglichkeiten sprachlich einstellen noch an der Eigenart eines Gegenstandes orientieren: sie kann, innerhalb ihrer strukturellen Grenzen, nicht nur reden, worüber sie will, sondern auch, wie sie will« (ebd., S. 74).

  138. 138.

    Bernhart 1993, S. 371. Da Bernhart das Moment der mimesis für die epische Dichtung und das der poiesis für die lyrische Dichtung reserviert (vgl. ebd., S. 370), muss er allein schon aufgrund dieser kategorialen Zuordnung behaupten, epische Dichtung verfahre abbildend, lyrische hingegen hervorbringend. Daraus folgt wiederum, dass lyrische Dichtung »konkrete Lebenswirklichkeit« nicht abbilden könne, was letztlich heißt, dass Bernhart die mimetische Qualität von Lyrik bestreitet.

  139. 139.

    Peter Hühn, Jörg Schönert: Zur narratologischen Analyse von Lyrik. In: Poetica 34 (2002), H. 3/4, S. 287–305, hier S. 287. Die erste Gemeinsamkeit erscheint allerdings durchaus diskussionswürdig, da keineswegs alle Gedichte eine chronologisch strukturierte Ereignisfolge aufweisen. – In ihrem Beitrag aus dem Jahr 2002 bieten die Autoren die erste Darlegung ihres Modells einer narratologischen Lyrik-Analyse, die sie später punktuell erweitern und variieren. Vgl. Peter Hühn, Jörg Schönert: Einleitung: Theorie und Methodologie narratologischer Lyrik-Analyse. In: Lyrik und Narratologie. Text-Analysen zu deutschsprachigen Gedichten vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Hg. von Jörg Schönert, Peter Hühn und Malte Stein. Berlin, New York 2007 (Narratologia, Bd. 11). S. 1–18; Peter Hühn: Geschichten in Gedichten. Ansätze zur narratologischen Analyse von Lyrik, mit einem Ausblick auf die Lyrik Shakespeares und den Petrarkismus. In: Lyrische Narrationen – Narrative Lyrik. Gattungsinterferenzen in der mittelalterlichen Literatur. Hg. von Hartmut Bleumer und Caroline Emmelius. Berlin/New York 2011 (Trends in medieval philology, Bd. 16), S. 79–101; Peter Hühn: Art. ›Lyrik und Narration‹. In: Handbuch Lyrik. Theorie, Analyse, Geschichte. Hg. von Dieter Lamping. 2., erweiterte Aufl. Stuttgart [2011] 2016, S. 62–66; Peter Hühn: An ›Undogmatic‹ Reading of Lyric Poetry. Defending the Narratological Approach to Poetry Analysis. In: Toward Undogmatic Reading. Narratology, Digital Humanities and Beyond. Ed. by Marie Flüh et al. Hamburg 2021, S. 63–71.

  140. 140.

    Jürgen Link: Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe. Eine programmierte Einführung auf strukturalistischer Basis. München 1974, S. 334.

  141. 141.

    Gérard Genette: Die Erzählung. Aus dem Französischen von Andreas Knop mit einem Nachwort hg. von Jochen Vogt. 2. Aufl. München [1994] 1998, S. 15–20. Wie auch Hühn und Schönert anmerken (vgl. Hühn/Schönert 2002, S. 292), gebraucht Genette außerdem den Begriff der ›narration‹ (Erzählakt), der gemeinsam mit dem Terminus ›récit‹ den vorgängigen Begriff ›discours‹ ersetzt hat. Hühn und Schönert legen in Abgrenzung von Genette dar, dass sie mit der Dimension der ›histoire‹ bzw. des ›Geschehens‹ »lediglich« eine »chronologisch angeordnete Menge« von »Geschehenselemente[n]« (Hühn/Schönert 2002, S. 292, Anm. 20) bezeichnen wollen, die noch nicht sinnhaft miteinander verbunden sind.

  142. 142.

    Vgl. Hühn/Schönert 2002, S. 291 f.

  143. 143.

    Ebd., S. 292.

  144. 144.

    Ebd., S. 293. Ausführlicher heißt es: »Sequenzmuster können extratextuell, intertextuell und intratextuell etabliert sein. Während extratextuell etablierte Muster Prozeßstrukturen in der Erfahrungswelt umfassen (wie einen Restaurantbesuch oder eine Schiffsreise, Älterwerden oder Erinnerung an die Kindheit), stellen intertextuelle Muster gattungstypische literarische Verlaufsstrukturen dar« (ebd.). Diese Beschreibung der narrativen Sequenzbildung lässt sich gleichfalls als erinnerungsspezifisches Verfahren auffassen: Da während des schöpferischen Akts der narrativen Verdichtung »Prozeßstrukturen […] der Erfahrungswelt« (Interdiskursivität) oder »gattungstypische literarische Verlaufsstrukturen« (Intertextualität) aufgegriffen werden, avanciert das dichterische Produkt zu einem Medium, über das an diese vorgängigen Ordnungsmuster erinnert wird. – Zu den unterschiedlichen Ereignisformen, die ihrerseits die Sequentialität strukturieren, vgl. Hühn/Schönert 2007, S. 8–10.

  145. 145.

    Hühn/Schönert 2007, S. 11. Vgl. dagegen Hühn/Schönert 2002, S. 295 f., noch mit abweichender Präsentation dieses Konzepts.

  146. 146.

    Hühn/Schönert 2007, S. 11.

  147. 147.

    Vgl. Burdorf 2015, S. 194–201; Peter Hühn: Watching the Speaker Speak: Self-Observation and Self-Intransparency in Lyric Poetry. In: New Definitions of Lyric. Theory, Technology, and Culture. Ed. by Mark Jeffreys. New York 1998 (Wellesley studies in critical theory, literary history, and culture, Vol. 15), S. 215–244, hier S. 221–225; Jörg Schönert: Empirischer Autor, Impliziter Autor und Lyrisches Ich. In: Rückkehr des Autors. Zur Erneuerung eines umstrittenen Begriffs. Hg. von Fotis Jannidis u. a. Tübingen 1999 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur, Bd. 71), S. 289–294, hier S. 293.

  148. 148.

    Vgl. Burdorf 2015, S. 192 und 194; dagegen Bleumer/Emmelius 2011b, S. 16.

  149. 149.

    Schönert 1999, S. 291. Susman zufolge beschreibe der Begriff ›lyrisches Ich‹ »kein Ich im real empirischen Sinne, sondern daß es Ausdruck, daß es Form eines Ich ist« (Margarete Susman: Das Wesen der modernen deutschen Lyrik. Stuttgart 1910, S. 18). Im Anschluss an Susman hat Oskar Walzel die Schicksale des lyrischen Ichs (1916) untersucht und dargetan, dass dort, wo das dichterische Subjekt aus dem Gedicht schwinde, von einer »Entichung der Lyrik« (Walzel 1926b, S. 264) gesprochen werden müsse. Zur Diskussion des Begriffs ›lyrisches Ich‹ in den 1980er Jahren vgl. insbesondere die Arbeiten von Hiltrud Gnüg und Bernhard Sorg, die sich jedoch »in terminologischer Hinsicht« als »wenig hilfreich« (Burdorf 2015, S. 193) erwiesen haben. Vgl. Hiltrud Gnüg: Entstehung und Krise lyrischer Subjektivität. Vom klassischen lyrischen Ich zur modernen Erfahrungswirklichkeit. Stuttgart 1983 (Germanistische Abhandlungen, Bd. 54); Bernhard Sorg: Das lyrische Ich. Untersuchungen zu deutschen Gedichten von Gryphius bis Benn. Tübingen 1984 (Studien zur deutschen Literatur, Bd. 80). Zur Profilierung von dichterischer Subjektivität in der Lyriktheorie des 19. Jahrhunderts vgl. Butzer 1999, S. 3–15. Zur theoretischen Erfassung des lyrischen Sprechens vgl. Sandra Schwarz: Stimmen – Theorien lyrischen Sprechens. In: Theorien der Literatur. Grundlagen und Perspektiven. Bd. 3. Hg. von Hans Vilmar Geppert und Hubert Zapf. Tübingen 2007, S. 91–123.

  150. 150.

    »Dem abstrakten Autor/dem Kompositionssubjekt ist das in der formalen, stilistischen, rhetorischen und topischen Organisation des Textes implizierte Werte-, Normen- und Sinnsystem zuzurechnen – eine Einstellung oder Haltung, die als Konstrukt und nicht als Eigenschaft einer individualisierten Person zu erfassen ist.« (Hühn/Schönert 2007, S. 12).

  151. 151.

    Seymour Chatman: Coming to Terms. The Rhetoric of Narrative in Fiction and Film. Ithaca (NY) 1990, S. 75. Hühn und Schönert verweisen pauschal auf Chatman. Vgl. Hühn/Schönert 2007, S. 12, Anm. 36.

  152. 152.

    Vgl. Tom Kindt, Hans-Harald Müller: The implied author. Concept and controversy. Berlin 2006 (Narratologia, Bd. 9), S. 95, die kritisch darlegen, dass Chatmans Deutung eine syntaktische, semantische und pragmatische Verwendung des Begriffs nebeneinander zulässt. Zur prinzipiellen Ablehnung des Konzepts ›impliziter Autor‹ vgl. Genette 1998, S. 283–295. Zur Bewertung von Genettes Kritik vgl. wiederum Kindt/Müller 2006, S. 116–121.

  153. 153.

    Hühn/Schönert 2007, S. 12. Nach Tom Kindt und Hans-Harald Müller kann die Konzeptualisierung des impliziten Autors bei Hühn und Schönert der nicht-intentionalistischen Interpretationsrichtung dieses Begriffs zugeordnet werden. Vgl. Kindt/Müller 2006, S. 161 sowie 167 zur Kritik an dieser Deutung.

  154. 154.

    Jan Borkowski, Simone Winko: Wer spricht das Gedicht? Noch einmal zum Begriff lyrisches Ich und zu seinen Ersetzungsvorschlägen. In: Lyrische Narrationen – Narrative Lyrik. Gattungsinterferenzen in der mittelalterlichen Literatur. Hg. von Hartmut Bleumer und Caroline Emmelius. Berlin/New York 2011 (Trends in medieval philology, Bd. 16), S. 43–77, hier S. 57. Im Gegenzug formulieren Borkowski und Winko ein eigenes Modell zur Strukturierung der lyrischen Kommunikationsinstanz, das allein auf der Unterscheidung von einer textinternen Sprecherin 1 bzw. einem textinternen Sprecher 1 und einer textexternen Sprecherin 2 bzw. einem textexternen Sprecher 2 basiert. Vgl. ebd., S. 64–75.

  155. 155.

    Bei Rüdiger Zymner figuriert das lyrische Aussagesubjekt als ›Persona‹. Vgl. Zymner 2009, S. 10–20.

  156. 156.

    Vgl. Gérard Genette: Fiktion und Diktion. Aus dem Französischen von Heinz Jatho. München 1992, S. 83.

  157. 157.

    Lamping bekräftigt die Präsenz des empirischen Autors in politischer und erlebnislyrischer Dichtung (vgl. Lamping 2000, S. 128 f.), folglich im Rahmen ›referentieller‹ bzw. faktualer Lyrik. Matías Martínez macht es wiederum vom Publikationskontext des jeweiligen Gedichts abhängig, ob dessen lyrisches Subjekt mit der empirischen Autorin bzw. dem empirischen Autor gleichgesetzt werden dürfe oder nicht. Vgl. Matías Martínez: Das lyrische Ich. Verteidigung eines umstrittenen Begriffs. In: Autorschaft. Positionen und Revisionen. Hg. von Heinrich Detering. Stuttgart/Weimar 2002 (Germanistische Symposien-Berichtsbände, Bd. 24), S. 376–389, hier S. 383 f.

  158. 158.

    »Allen Abweichungen in Rhetoriken, Poetiken, Ästhetiken und anderen theoretischen Schriften des 19. Jahrhunderts zum Trotz: Die Festlegung von Lyrik auf Subjektivität wird zum Topos der Poetiken.« (Pott 2004, S. 16).

  159. 159.

    Johann Georg Sulzer: Allgemeine Theorie der schönen Künste. 4 Bde. Zweyte, verbesserte Aufl. Leipzig 1778–1779, Bd. 3, S. 190.

  160. 160.

    Ebd. Sulzer rekurriert auf Gravinas Schrift Della Ragion poetica (1708).

  161. 161.

    Vgl. Walter Hinderer: Ansätze zu einer Lyriktheorie. In: Ders.: Von der Idee des Menschen. Über Friedrich Schiller. Würzburg 1998, S. 94–101, hier S. 94. Mit ›Gemütserregungskunst‹ ist eine Formulierung von Novalis aufgegriffen, die bei Hinderer zitiert wird. – Bei Batteux heißt es: »Die lyrische Poesie ist ganz den Empfindungen geheiligt; diese sind ihre Materie, ihr wesentlicher Gegenstand.« ([Charles] Batteux: Einschränkung der schönen Künste auf Einen einzigen Grundsatz, aus dem Französischen übersetzt [von Johann Adolf Schlegel], und mit einem Anhange einiger eignen Abhandlungen versehen. Leipzig 1751, S. 215).

  162. 162.

    Zur Entstehung der Gattungstrias vgl. Stefan Trappen: Gattungspoetik. Studien zur Poetik des 16. bis 19. Jahrhunderts und zur Geschichte der triadischen Gattungslehre. Heidelberg 2001 (Beiheft zum Euphorion, Bd. 40), S. 98–264. – Bei Batteux heißt es: »So lange die Handlung im Drama oder in der Epopee immer fortgeht: So ist die Poesie episch oder dramatisch. So bald sie innehält, und bloß die gegenwärtige Verfassung der Seele, bloß die Empfindung, die sie hat, abschildert: So ist sie schon an und für sich lyrisch […]« (Batteux/Schlegel 1751, S. 217).

  163. 163.

    Pott 2005, S. 32.

  164. 164.

    Vgl. die Schematisierung bei Pott (ebd., S. 35).

  165. 165.

    Daneben sind es die Binnengattungen ›Ballade‹ und ›Romanze‹, deren erinnerungsspezifische Qualitäten vereinzelt anerkannt werden. Beispielsweise beschreibt Willibald Alexis die Ballade als eine Gedichtform, die prinzipiell »die Begebenheiten der Vorzeit« berichtet und »die der Erinnerung merkwürdiger Begebenheiten« (Willibald Alexis: Ueber Balladenpoesie. In: Hermes, oder kritisches Jahrbuch der Literatur 21 (1824), S. 1–114, hier S. 13 f.) vorbehalten ist. Aufgrund dieser Anlage wird die Ballade häufig der ›objektiven Lyrik‹ zugerechnet, die nach 1848 dazu beitragen soll, »die durch Inhaltslosigkeit geprägte zeitgenössische Gefühlslyrik zu überwinden« (Ruprecht 1987, S. 287).

  166. 166.

    August Wilhelm Schlegel: Vorlesungen über schöne Litteratur und Kunst. 3 Bde. Hg. von Jakob Minor. Heilbronn/Stuttgart 1884, Bd. 2, S. 272 f.

  167. 167.

    »Unter elegischer Poesie versteht man, wie schon erwähnt wurde, jede Dichtung, welche poetische Empfindungen, die durch die Erinnerung an, oder durch Nachdenken über das Geschehene in dem Gemüthe des Betrachtenden entstanden sind, in angemessenem Ausdruck mitzutheilen zum Zwecke hat.« (Philipp Mayer: Theorie und Literatur der deutschen Dichtungsarten. Ein Handbuch zur Bildung des Stils und des Geschmacks. 3 Bde. Wien 1824, Bd. 1, S. 8 f., ohne die Hervorhebungen des Originals). Zu Mayers Orientierung an Schlegel vgl. Sandra Richter: A History of Poetics. German scholarly Aesthetics and Poetics in international Context, 1770–1960. Berlin/New York 2010, S. 87.

  168. 168.

    Franz Ficker: Aesthetik oder Lehre vom Schönen und der Kunst in ihrem ganzen Umfange. Zweite vermehrte und verbesserte Aufl. Wien [1830] 1840, S. 441, ohne die Hervorhebungen des Originals.

  169. 169.

    Bernhard Dieckhoff: Handbuch der Poetik für Gymnasien. Dritte Aufl., durchgesehen und mit Gutheißung des Verfassers mehrfach verändert und vermehrt von Georg Dieckhoff. Münster [1832] 1857, S. 201.

  170. 170.

    Theodor Mundt: Aesthetik. Die Idee der Schönheit und des Kunstwerks im Lichte unserer Zeit. Berlin 1845, S. 331.

  171. 171.

    Eines der überzeugendsten Beispiele bildet Ferdinand von Saars Zyklus Wiener Elegien (1893), der zweifellos noch im Horizont von Goethes Römischen Elegien steht, in dem jedoch der erotische Aspekt nicht in gleicher Intensität profiliert wird. Vielmehr rückt Saar das Moment der topographischen und kulturhistorischen Erinnerung in den Vordergrund. Vgl. Martin Wenske: Ferdinand von Saars Wiener Elegien. Perspektiven zu einem Verständnis. Frankfurt a. M. 1994 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1, Bd. 1457), S. 129. Trotz prominenter Gestaltungen von Platen, Geibel oder Mörike scheidet die Elegie »in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. […] aus dem aktuellen Repertoire lyrischer Formen aus« (Dirk Kemper: Art. ›Elegie‹. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft [RLW]. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. 3 Bde. Gemeinsam mit Harald Fricke, Klaus Grubmüller und Jan-Dirk Müller hg. von Klaus Weimar. Berlin/New York 2007, Bd. 1, S. 429–432, hier S. 431). Zu dieser Tendenz vgl. schon Friedrich Beissner: Geschichte der deutschen Elegie. 3. Aufl. Berlin [1941] 1965, S. 191–197.

  172. 172.

    Hegel 1969/71, Bd. 15, S. 443. Zur Komplexität von Hegels Subjektivitäts-Begriff vgl. Pott 2004, S. 159–162.

  173. 173.

    Hegel 1969/71, Bd. 15, S. 443. Vgl. Butzer 1999, S. 4.

  174. 174.

    Pott 2004, S. 160. Bezogen auf den lyrischen Dichter bleibt stets zu beachten, dass sich »in der Darstellung« des jeweiligen Stoffes »nur die eigene selbständige Lebendigkeit seiner Empfindungen und Betrachtungen« äußere (Hegel 1969/71, Bd. 15, S. 425). Diese Passage zitiert bereits Pott 2004, S. 160.

  175. 175.

    Butzer/Jacob/Kurz 2005, S. 286. In diesem Zusammenhang verweisen die Autoren vor allem auf den Aufstieg der historisierenden Lyrik.

  176. 176.

    Müller 1827, S. 95.

  177. 177.

    Vischer 1975, Bd. 6, S. 200 f.

  178. 178.

    Friedrich Thiersch: Allgemeine Aesthetik in akademischen Lehrvorträgen. Berlin 1846, S. 170.

  179. 179.

    »Wohl weckt in dieser Phantasie [d. h. der schaffenden Phantasie] schon das Gedächtniß die schlummernden Bilder; aber nur in zufälliger Reihe oder an der Kette des Verstandes. Die schaffende Phantasie aber weckt in der empfangenden die Bilder nach dem Gesetze des Schönen; sie greift nur diejenigen Tasten zusammen, die einen harmonischen Akkord geben, und läßt die dazwischen liegenden in ihrem Schlummer verharren.« (Rudolf Gottschall: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik. Vom Standpunkte der Neuzeit. 2 Bde. Zweite, wesentlich verbesserte und vermehrte Aufl. Breslau [1858] 1870, Bd. 1, S. 34).

  180. 180.

    Vgl. Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (1817), §§ 455–457; Hegel 1969/71, Bd. 10, S. 262–267; Robert Habeck: Die Natur der Literatur. Zur gattungstheoretischen Begründung literarischer Ästhetizität. Würzburg 2001 (Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft, Bd. 360), S. 58 f.

  181. 181.

    Zu Weißes Orientierung an Hegel vgl. Ralf Simon: Hymne und Erhabenheit im 19. Jahrhundert, ausgehend von Stefan Georges Hymnen. In: Lyrik im 19. Jahrhundert – Gattungspoetik als Reflexionsmedium der Kultur. Hg. von Steffen Martus, Stefan Scherer und Claudia Stockinger. Bern u. a. 2005 (Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik. Neue Folge, Bd. 11), S. 357–385, hier S. 375, Anm. 60.

  182. 182.

    Christian Hermann Weiße: System der Aesthetik als Wissenschaft von der Idee der Schönheit. 2 Bde. Leipzig 1830, Bd. 2, S. 288.

  183. 183.

    Über das Zeitbewusstsein der Romantik heißt es bei Manfred Frank: »Diesen Verlust der Einheit reflektiert das Schema der Zeit: Wir beziehen uns auf die vorgängige, aber verlorene Einheit im Modus der Erinnerung (wodurch uns die Vorstellung einer unwiederbringlichen Vergangenheit entsteht); und wir streben nach Wiederaneignung der verlorenen Gänze im Modus der Sehnsucht, durch die sich uns die Dimension der Zukunft eröffnet.« (Manfred Frank: Unendliche Annäherung. Die Anfänge der philosophischen Frühromantik. Frankfurt a. M. 1997, S. 28) Wolfram Hogrebe unterscheidet in anderer Perspektivierung zwischen »Sehnsucht aus wehmütiger Erinnerung und ahnender Erwartung« (Wolfram Hogrebe: Sehnsucht und Erkenntnis. In: Fichtes Wissenschaftslehre 1794. Philosophische Resonanzen. Hg. von Wolfram Hogrebe. Frankfurt a. M. 1995, S. 50–67, hier S. 51).

  184. 184.

    Weiße 1830, Bd. 2, S. 295.

  185. 185.

    Zwar thematisiert Weiße in seiner Ästhetik Schillers Gegensatzpaar ›naiv – sentimentalisch‹, bezieht es aber nicht auf die Unterscheidung von antikem und romantischem Ideal. Vgl. Weiße 1830, Bd. 1, S. 250. Dass eine solche Zuordnung jedoch geläufig war, belegen beispielsweise Wilhelm Ernst Webers Vorlesungen Die Aesthetik aus dem Gesichtspunkte gebildeter Freunde des Schönen (1835): »Schiller stellt […] als Geist der antiken [Poesie] das Naive, als den der romantischen das Sentimentale auf, und läßt es daraus als von selber erfolgen, daß eine Verschmelzung beider Elemente die Aufgabe der streng modernen Poesie seyn müsse.« (W.[ilhelm] E.[rnst] Weber: Die Aesthetik aus dem Gesichtspunkte gebildeter Freunde des Schönen. Zwanzig Vorlesungen, gehalten zu Bremen. 2 Bde. Leipzig, Darmstadt 1835, Bd. 2, S. 67). Offenbar verstehen sowohl Weiße als auch Weber das kunst- sowie geschichtsphilosophische Modell Schillers nur als zweigliedrige Differenz von naivem und sentimentalischem Zustand. Tatsächlich aber entwirft Schiller ein triadisches Stufenmodell: naiv – sentimentalisch – idealisch.

  186. 186.

    Im Verlauf seiner Abhandlung beschreibt Schiller den Entwicklungsgang des sentimentalischen Dichters, der dem des modernen Menschen gleicht: »Die Natur macht ihn mit sich Eins, die Kunst trennt und entzweyet ihn, durch das Ideal kehrt er zur Einheit zurück. Weil aber das Ideal ein unendliches ist, das er niemals erreicht, so kann der kultivirte Mensch in seiner Art niemals vollkommen werden, wie doch der natürliche Mensch es in der seinigen zu werden vermag.« (NA, Bd. 20, S. 438).

  187. 187.

    Weiße 1830, Bd. 2, S. 295.

  188. 188.

    Ebd., Bd. 2, S. 301 f.

  189. 189.

    Im Hinblick auf das thematisierte »Reich der Kunst« führt Weiße aus, dass darauf »in der ganzen Fülle seiner geschichtlich verwirklichten und noch zu verwirklichenden Gestalten« (ebd., Bd. 2, S. 302) Bezug genommen werden könne.

  190. 190.

    Vgl. J.[ohann] F.[riedrich] H.[erbart]: Rez. ›Weiße 1830‹. In: Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 121 (Juli 1832), Sp. 1–8; 122 (Juli 1832), Sp. 9–16; 123 (Juli 1832), Sp. 17–23, hier Sp. 14. Ohne auf Weiße hinzuweisen, unterstreicht Mager im zweiten Band (1837) seines Versuchs einer Geschichte und Charakteristik der französischen National-Litteratur, »daß die lyrische Poesie in Erinnerung und Sehnsucht, in dem empfundenen Gegensatze des Subjekts zum Ideal […], ihren hauptsächlichen Gegenstand hat.« (Karl W.[ilhelm] E.[duard] Mager: Versuch einer Geschichte und Charakteristik der französischen National-Litteratur, nebst zahlreichen Schriftproben. 5 Bde. Berlin 1834–1840, Bd. 2, S. 360 f.).

  191. 191.

    Wilhelm Wackernagel: Poetik, Rhetorik und Stilistik. Academische Vorlesungen. Hg. von Ludwig Sieber. Halle 1873, S. 3. Zu den weiteren Vermögen, die zur Wahrnehmung des Schönen erforderlich sind, zählt Wackernagel das Gefühl und den Verstand. Vgl. ebd., S. 3 f.; Richter 2010, S. 107.

  192. 192.

    Vgl. Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft, § 22, Allgemeine Anmerkung; Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft. Hg. von Wilhelm Weischedel. 2. Aufl. Frankfurt a. M. 1996, S. 160–164. Als weiterer Beleg sei der Entwurf einer systematischen Poetik (1804) des Leipziger Philosophen Christian August Heinrich Clodius angeführt, worin dieser zwischen der reproduzierenden Erinnerung und der tätigen Phantasie unterscheidet. Vgl. [Christian August Heinrich Clodius:] Entwurf einer systematischen Poetik, nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. 2 Bde. Leipzig 1804, Bd. 1, S. 7 f.

  193. 193.

    Auf Hegel geht Wackernagel nur kurz zu Beginn seiner Vorlesungen ein, um sich von dessen Herleitung des Schönheits-Begriffs zu distanzieren. Vgl. Wackernagel 1873, S. 3. Die Differenzierung zwischen der Erinnerung als »reproducirende[r] Phantasie« und der »producirende[n] oder schaffende[n] Phantasie« wird vor Gottschall bereits von dem Breslauer Theologen August Knüttell in seiner Schrift Die Dichtkunst und ihre Gattungen (1840) vollzogen (August Knüttell: Die Dichtkunst und ihre Gattungen. Ihrem Wesen nach dargestellt und durch eine nach den Dichtungsarten geordnete Mustersammlung erläutert. Zweite verbesserte und vermehrte Aufl. Breslau [1840] 1848, S. 1).

  194. 194.

    Wackernagel 1873, S. 122. Gleichwohl ist anzumerken, dass Wackernagel in diesem Zusammenhang nicht trennscharf zwischen dem Produktions- und dem Rezeptionsvorgang unterscheidet. Während er im Vergleich mit der epischen Dichtung darlegt, dass »der Leser dem Dichter […] reproducierend folgen« (ebd.) solle, steht im Rahmen der lyrischen Dichtung vornehmlich der Produktionsaspekt im Vordergrund.

  195. 195.

    Ebd.

  196. 196.

    Buch der Sinnsprüche. Eine Concordanz poetischer Sinnsprüche des Morgen- und Abendlandes. Gesammelt von W.[ilhelm] K.[oner]. Mit einem Vorwort von W.[ilhelm] Wackernagel. Leipzig 1853, S. 49. Brinckmanns Sinnspruch Die Erinnerung findet sich bereits in Johann Georg Jacobis Taschenbuch für das Jahr 1802 und wird bald darauf auch in Brinckmanns Sammlung Gedichte (1804) abgedruckt. Vgl. R. [Carl Gustav von Brinckmann]: Die Erinnerung. In: Taschenbuch für das Jahr 1802. Hg. von Johann Georg Jacobi. Hamburg [1801], S. 192; Carl Gustav von Brinckmann: Gedichte. Berlin 1804, Bd. 1, S. 244. Auch in seinen Filosofischen Ansichten (1806) setzt Brinckmann die Reflexion über den Erinnerungsbegriff fort: »Die Erinnerung ist eine magische Perspektive, welche überall die Geschichte in Poesie verwandelt.« (Carl Gustav von Brinckmann: Filosofische Ansichten. Berlin 1806, Bd. 1, S. 310).

  197. 197.

    Storm 1987/88, Bd. 4, S. 331. Die Vorstellung von einem ›reproduzierenden Leser‹ findet sich allerdings schon bei Wackernagel. Zu Storms Lyrik-Begriff vgl. Friedrich Sengle: Storms lyrische Eigenleistung. Abgrenzung von anderen großen Lyrikern des 19. Jahrhunderts. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 28 (1979), S. 9–33; Regina Fasold: Theodor Storm. Stuttgart 1997, S. 79–85; Anne Petersen: Art. ›Zum lyrischen Grundverständnis Storms‹. In: Storm-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Hg. von Christian Demandt und Philipp Theisohn. Stuttgart 2017, S. 54–58.

  198. 198.

    Stockinger 2006, 290. In ihrer Monographie über Das 19. Jahrhundert bekräftigt Stockinger hingegen das poetologische Potential von Storms Anspruch, das insbesondere darin liege, die ursprüngliche »Lebenssituation […] im sympathetischen Nachvollzug durch den Leser nochmals [zu] verlebendig[en]« (Claudia Stockinger: Storms Immensee und die Liebe der Leser. Medienhistorische Überlegungen zur literarischen Kommunikation im 19. Jahrhundert. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 50 (2006), S. 286–315, hier S. 91).

  199. 199.

    Storm 1987/88, Bd. 4, S. 331. Storm bezieht sich auf Goethes Brief vom 6. Januar 1798 an Schiller, in dem Goethe schreibt, »daß Eindrücke bei mir sehr lange im Stillen wirken müssen, bis sie zum poetischen Gebrauche sich willig finden lassen« (FAG, Abt. 2, Bd. 4, S. 475).

  200. 200.

    Zu diesem kodifizierenden Verfahren vgl. grundlegend Simone Winko: Kodierte Gefühle. Zu einer Poetik der Emotionen in lyrischen und poetologischen Texten um 1900. Berlin 2003 (Allgemeine Literaturwissenschaft – Wuppertaler Schriften, Bd. 7).

  201. 201.

    Vgl. Andrea Jacobs: Stimmungskunst als Paradigma der Moderne. Am Beispiel von Novalis, Die Lehrlinge zu Saïs. In: Germanistische Mitteilungen. Zeitschrift für deutsche Sprache, Literatur und Kultur 64 (2006), S. 5–27; Hans Ulrich Gumbrecht: Reading for the ›Stimmung‹. About the Ontology of Literature Today. In: Boundary 35 (2008), Nr. 2, S. 213–221. In Differenz zur Vorstellung von einer ›Lyrik reiner Innerlichkeit‹ wird in modernen Überlegungen das subjektive Gestimmtsein auf die räumliche Atmosphäre des Gedichts bezogen. Vgl. Burkhard Meyer-Sickendiek: »Spürest du kaum einen Hauch«. Über die Leiblichkeit in der Lyrik. In: Gefühle als Atmosphären. Neue Phänomenologie und philosophische Emotionstheorie. Hg. von Kerstin Andermann und Undine Eberlein. Berlin 2011 (Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Sonderbd. 29), S. 213–232, hier S. 217 f.

  202. 202.

    Vgl. Johann Gottfried Herder: Werke in zehn Bänden [FAH]. Hg. von Günter Arnold u. a. Frankfurt a. M. 1985–2000, Bd. 1, S. 59–99, hier S. 65.

  203. 203.

    Ebd., Nd. 8, S. 124, ohne die Hervorhebungen des Originals.

  204. 204.

    Vgl. Völker 2002, S. 1192, mit Verweis auf August Wilhelm Schlegels Wiener Vorlesungen über dramatische Kunst und Literatur (1809–1811).

  205. 205.

    Vischer 1975, Bd. 6, S. 199.

  206. 206.

    Staiger 1978, S. 47.

  207. 207.

    Ebd.

  208. 208.

    Ebd.

  209. 209.

    Wie schon Simone Winko deutlich gemacht hat, ist nicht davon auszugehen, »daß Inhalte oder eben Emotionen via Text eins zu eins übertragen werden. Vielmehr soll die Metapher vom Kodieren und Dekodieren die Prozeßstruktur charakterisieren, nicht das Resultat der Interaktion.« (Winko 2003, S. 111). Im Gegenzug ließe sich diese Vermittlung emotionaler Gehalte auch als Verfahren der Entstellung beschreiben: Die ursprüngliche Emotion wird in eine lyrische Ausdrucksform transformiert, die zumindest soweit konventionalisiert sein muss, als sie es der Rezipientin bzw. dem Rezipienten erlaubt, daraus einen emotionalen Gehalt abzuleiten. Für das Deckungspotential von produktiv-konstruierter und rezeptiv-rekonstruierter Emotion ist maßgeblich das Wissen um identische kulturelle Codes von Bedeutung.

  210. 210.

    Ulrich Port: Pathosformeln. Die Tragödie und die Geschichte exaltierter Affekte (1755–1888). München 2005, S. 12.

  211. 211.

    Vgl. Winko 2003, S. 110–119. Ein detailliertes Instrumentarium für die Untersuchung lyriksprachlicher Emotionen entwickelt Winko im Anschluss an die Strukturdifferenz von Thematisierung und Präsentation. Vgl. ebd., S. 130–144.

  212. 212.

    Kommerell 1956, S. 38. Zu Kommerells Stimmungsbegriff vgl. Winko 2003, S. 123.

  213. 213.

    Vgl. Asmuth 1976, S. 85.

  214. 214.

    Butzer/Jacob/Kurz 2005, S. 285.

  215. 215.

    Vgl. ebd., wo Günter Butzer, Joachim Jacob und Gerhard Kurz diesen Strukturzusammenhang für Friedrich Hölderlins Gedicht Brot und Wein geltend machen.

  216. 216.

    Vgl. genauer Winko 2003, S. 142 f. Die wirkungsästhetische Zielstellung, die Rezipientin bzw. den Rezipienten zu bewegen, gründet freilich auf dem klassischen movere-Konzept der antiken Rhetorik.

  217. 217.

    Vgl. Burkhard Meyer-Sickendiek: Über das Gespür. Neuphänomenologische Überlegungen zum Begriff der Stimmungslyrik. In: Stimmung. Zur Wiederkehr einer ästhetischen Kategorie. Hg. von Anna-Katharina Gisbertz. Paderborn 2011, S. 45–61.

  218. 218.

    Moriz Carrière: Die Poesie. Ihr Wesen und ihre Formen. Mit Grundzügen der vergleichenden Literaturgeschichte. Zweite umgearbeitete Aufl. Leipzig 1884, S. 373. Carrières Poetik stellt die zweite, umgearbeitete Auflage seiner bereits 1854 erschienenen Abhandlung Das Wesen und die Formen der Poesie dar. Die zitierte Passage ist darin zwar noch nicht enthalten, dafür ist dort zu lesen: »Der Lyriker lebt in der Gegenwart, das Vergangene gilt ihm nur wie es im Gemüthe eben noch empfunden wird: darum stellt er es gern als ein eben erst Geschehendes dar« (Moriz Carrière: Das Wesen und die Formen der Poesie. Ein Beitrag zur Philosophie des Schönen und der Kunst. Mit literarhistorischen Erläuterungen. Leipzig 1854, S. 207 f.). Dieser Satz ist in der späteren Ausgabe ebenfalls enthalten. Vgl. Carrière 1884, S. 391.

  219. 219.

    Carrière 1884, S. 373. Vgl. Gottschall 1870, Bd. 2, S. 6.

  220. 220.

    Gesa Horstmann: Shakespeare als deutscher Klassiker – die deutschen Übersetzungen von Shakespeares Sonetten zwischen institutioneller Monumentalisierung, nationaler Identitätsfindung und privatem Lesevergnügen. In: Übersetzung antiker Literatur. Funktionen und Konzeptionen im 19. und 20. Jahrhundert. Hg. von Martin Harbsmeier u. a. Berlin 2008 (Transformationen der Antike, Bd. 7), S. 135–154, S. 149.

  221. 221.

    Carrière 1884, S. 378.

  222. 222.

    Carrière 1854, S. 200 f.; Carrière 1884, S. 380.

  223. 223.

    Carrière 1884, S. 375: »Fechner hat den Satz durchgeführt, daß im ästhetischen Genuß die Ideenassociation eine große Rolle spielt; […] Er verwerthet dies Associationsprincip auch für die Lyrik«.

  224. 224.

    Gustav Theodor Fechner: Vorschule der Aesthetik. 2 Bde. Leipzig 1876, Bd. 1, S. 142. Fechner problematisiert allerdings nicht, dass eine solche Beziehungsstiftung die Kenntnis des literarischen Werks voraussetzt, dem das einzelne Gedicht zugehört, da ansonsten die intratextuellen Referenzen nicht als solche erkannt werden können. Zu Fechners Assoziationsprinzip vgl. Uta Kösser: Fechners Ästhetik im Kontext. In: Fechner und die Folgen außerhalb der Naturwissenschaften. Hg. von Ulla Fix. Tübingen 2003, S. 113–129, hier S. 122.

  225. 225.

    Vgl. Wilhelm Dilthey: Das Erlebnis und die Dichtung. Lessing, Goethe, Novalis, Hölderlin. Vier Aufsätze. Leipzig 1906, S. 400 f., wo er die Abweichungen gegenüber dem Zeitschriften-Beitrag selbst zusammenfasst. Der Beitrag stellt eine positive Reaktion auf Herman Grimms Goethe-Vorlesungen von 1877 dar. Vgl. Wilhelm Dilthey: Ueber die Einbildungskraft der Dichter. In: Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft 10 (1878), H. 1, S. 42–104, hier S. 42.

  226. 226.

    Zu Diltheys Lyrikkonzept vgl. Gabriele Malsch: Das Erlebnis und die Lyrik. Anmerkungen zur Edition der »literarhistorischen Aufsätze« und zur Lyrik-Konzeption Diltheys. In: Dilthey und die hermeneutische Wende in der Philosophie. Wirkungsgeschichtliche Aspekte seines Werkes. Hg. von Gudrun Kühne-Bertram und Frithjof Rodi. Göttingen 2008, S. 373–388.

  227. 227.

    Wilhelm Dilthey: Das Erlebnis und die Dichtung. Lessing, Goethe, Novalis, Hölderlin. Dritte, erweiterte Aufl. Leipzig 1910, S. 179. Schon Günter Butzer geht knapp auf den bei Dilthey thematisierten Erinnerungsbegriff ein, jedoch ohne zwischen den unterschiedlichen Textfassungen zu unterscheiden. Vgl. Butzer 1999, S. 5 f.

  228. 228.

    Dilthey 1906, S. 145.

  229. 229.

    Ebd., S. 146.

  230. 230.

    Ebd.

  231. 231.

    Ebd., S. 146 f.

  232. 232.

    Ebd., S. 148.

  233. 233.

    Erll 2017, S. 6.

  234. 234.

    Dilthey 1906, S. 149.

  235. 235.

    Ebd.

  236. 236.

    »Zur Intensität als Merkmal künstlerischen Erlebens kommt die Fähigkeit zur Transformation des Wahrgenommenen durch Erinnerung und Phantasie hinzu« (Butzer 1999, S. 5).

  237. 237.

    Dilthey 1906, S. 153.

  238. 238.

    Deutlicher als in der Erstauflage artikuliert Dilthey diesen Aspekt in der dritten Auflage von 1910: »Sie [die dichterische Phantasie] ist der Inbegriff der Seelenprozesse, in denen die dichterische Welt sich bildet. Die Grundlage dieser Seelenprozesse sind immer Erlebnisse und der durch sie geschaffene Untergrund des Auffassens.« (Dilthey 1910, S. 185 f.).

  239. 239.

    Dilthey 1906, S. 154.

  240. 240.

    FAG, Abt, 1, Bd. 25, S. 826; Dilthey 1906, S. 151. Goethe diskutiert in seinem Beitrag Johann Evangelista Purkinjes Dissertation Beiträge zur Kenntnis des Sehens in subjectiver Hinsicht (1819), der seinerseits das Zustandekommen mentaler ›Nachbilder‹ physiologisch zu begründen versucht hatte. In seiner Dissertation qualifiziert Purkinje die Wahrnehmungsorgane selbst als gedächtnisfähig: »Zunächst […] liesse sich behaupten, dass Gedächtniss und Einbildungskraft in den Sinnesorganen selbst thätig sind, und dass jeder Sinn sein ihm eigenthümlich zukommendes Gedächtniss und Einbildungskraft besitze die als einzelne begränzte Kräfte der allgemeinen Seelenkraft unterworfen sind.« (Johann [Evangelista] Purkinje: Beiträge zur Kentniss des Sehens in subjectiver Hinsicht. Prag 1819, S. 170). Seiner Hypothese geht der Versuch voraus, anhand des Blinzelns und damit am Beispiel der kurzzeitig geschlossenen Augen die Relation von primärer Wahrnehmung (›Urbild‹) und sekundärer Imagination (›Nachbild‹) zu bestimmen. Vgl. ebd., S. 166–169. Wie bereits dargestellt, wird auch Dilthey von dieser empirischen Erfahrung ausgehen. Es lässt sich vermuten, dass er sich dabei indirekt auf Goethe bezieht, da dieser mit Blick auf dieses Experiment bereits das konstruktive Potential der Einbildungskraft akzentuiert hatte: »Ich hatte die Gabe, wenn ich die Augen schloß und mit niedergesenktem Haupte mir in der Mitte des Sehorgans eine Blume dachte, so verharrte sie nicht einen Augenblick in ihrer ersten Gestalt, sondern sie legte sich aus einander und aus ihrem Innern entfalteten sich wieder neue Blumen aus farbigen, auch wohl grünen Blättern; es waren keine natürliche Blumen sondern phantastische, jedoch regelmäßig wie die Rosetten der Bildhauer. […] und hier tritt hervor, was Herr Purkinje so bedeutend anregt. Hier ist die Erscheinung des Nachbildes, Gedächtnis, produktive Einbildungskraft, Begriff und Idee alles auf einmal im Spiel und manifestiert sich in der eignen Lebendigkeit des Organs mit vollkommener Freiheit ohne Vorsatz und Leitung.« (FAG, Abt. 1, Bd. 25, S. 825 f.).

  241. 241.

    Dilthey 1906, S. 156.

  242. 242.

    Ebd., S. 158.

  243. 243.

    Ebd., S. 159.

  244. 244.

    Vgl. Burdorf 2015, S. 184.

  245. 245.

    Hans-Georg Gadamer: Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik. 4. Aufl. Tübingen [1960] 1975, S. 63.

  246. 246.

    Ebd., S. 66.

  247. 247.

    Heinrich Henel: Erlebnisdichtung und Symbolismus [1958]. In: Zur Lyrik-Diskussion. Hg. von Reinhold Grimm. Darmstadt 1966 (Wege der Forschung, Bd. 111), S. 218–254, hier S. 223.

  248. 248.

    Ebd.

  249. 249.

    Lamping 2000, S. 129, mit Bezug auf einen Begriff Albrecht Schönes.

  250. 250.

    Vgl. Marianne Wünsch: Art. ›Erlebnislyrik‹. In: RLW, Bd. 1, S. 498–500, hier S. 499.

  251. 251.

    Vgl. Wolfgang Stephan Kissel: »Sentenz – ein römisches Wort«. Antike und Gedächtnis in Varlam Šalamovs Erzählungen aus Kolyma. In: Kulturelle Grenzgänge. Festschrift für Christa Ebert zum 65. Geburtstag. Hg. von Agnieszka Brockmann. Berlin 2012 (Ost-West-Express, Bd. 11), S. 173–184, hier S. 183, mit Hinweis auf Renate Lachmanns Monographie Gedächtnis und Literatur. Intertextualität in der russischen Moderne (1990), worin der Begriff auf den angegebenen Seiten zwar konzeptuell entfaltet, aber nicht explizit genannt wird. Vgl. Renate Lachmann: Gedächtnis und Literatur. Intertextualität in der russischen Moderne. Frankfurt a. M. 1990, S. 372–403.

  252. 252.

    Kissel 2012, S. 183.

  253. 253.

    Vgl. Harald Weinrich: Lethe. Kunst und Kritik des Vergessens. München 1997, S. 189. Wenn Philip Laubach-Kiani ausführt: »Der Begriff ›Mnemopoetik‹ stammt von Harald Weinrich« (Philip Laubach-Kiani: Becketts Welten im ›Off‹. Eine textgenetisch orientierte Analyse der Raumsemantik in den Dramen Samuel Becketts. Diss. masch. München 2004, S. 25, Anm. 73), ignoriert er die etablierte Begriffsverwendung in der slawistischen Literaturwissenschaft.

  254. 254.

    Weinrich 1997, S. 192.

  255. 255.

    Ebd.

  256. 256.

    Valérie Bada legt im Vorwort zu ihrer Studie Mnemopoetics. Memory and Slavery in African American Drama (2008) dar: »I define the concept and practice of mnemopoetics as the making of memory through imagination as well as the critical approaches that decipher and interpret cultural productions of memory.« (Valérie Bada: Mnemopoetics. Memory and Slavery in African American Drama. Brüssel 2008, S. 13). Im Hinblick auf Durs Grünbeins Lyrik spricht Hinrich Ahrend dann von »Mnemopoetik«, wenn die Erinnerung in den »poetologischen Erwägungen zum dominanten Element avanciert« (Hinrich Ahrend: »Tanz zwischen sämtlichen Stühlen«. Poetik und Dichtung im lyrischen und essayistischen Werk Durs Grünbeins. Würzburg 2010 (Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft, Bd. 687), S. 128).

  257. 257.

    Vgl. Angelos Chaniotis: Mnemopoetik: Die epigraphische Konstruktion von Erinnerung in der griechischen Poleis. In: Medien der Geschichte – Antikes Griechenland und Rom. Hg. von Ortwin Dally u. a. Berlin/Boston 2014, S. 132–166, hier S. 134. Angelos Chaniotis wendet den Begriff seinerseits auf antike Inschriften an und bestimmt ihn als die damit verbundene »Konstruktion der Erinnerung der Zukunft« (ebd.).

  258. 258.

    Damit ist ein Begriffsverständnis formuliert, das dezidiert über den Bereich der Erinnerungslyrik hinausgeht, das aber auf den Bereich der Erinnerungsliteratur beschränkt bleibt. Prinzipiell lässt sich der Begriff ›Mnemopoetik‹ freilich auf jede künstlerische Ausdrucksform perspektivieren.

  259. 259.

    Vgl. Erll 2017, S. 6.

  260. 260.

    Vgl. Erll/Nünning 2005b, S. 2–5, die folgende drei »Grundrichtungen« unterscheiden: Das »Gedächtnis in der Literatur«, das »Gedächtnis der Literatur« und die »Literatur als Medium des Gedächtnisses«.

  261. 261.

    Ebd.

  262. 262.

    Das poststrukturalistische Konzept von Intertextualität »im Sinne einer globalen Texttheorie« (Oliver Scheiding: Intertextualität. In: Gedächtniskonzepte der Literaturwissenschaft. Theoretische Grundlegung und Anwendungsperspektiven. Hg. von Astrid Erll und Ansgar Nünning unter Mitarbeit von Hanne Birk und Birgit Neumann. Berlin 2005 (Media and Cultural Memory/Medien und kulturelle Erinnerung, Bd. 2), S. 53–72, hier S. 59) wird hier deshalb nicht favorisiert, weil die damit verbundene Auflösung des Textbegriffs konsequenterweise auch zur Nivellierung traditioneller Gattungsvorstellungen führt. Vgl. Ansgar Nünning: Von historischer Fiktion zu historiographischer Metafiktion. 2 Bde. Trier 1995 (Literatur, Imagination, Realität, Bd. 11 und 12), Bd. 1, S. 67 f.

  263. 263.

    Manfred Pfister: Konzepte der Intertextualität. In: Intertextualität. Formen, Funktionen, anglistische Fallstudien. Hg. von Ulrich Broich und Manfred Pfister unter Mitarbeit von Bernd Schulte-Middelich. Tübingen 1985 (Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft, Bd. 35), S. 1–30, hier S. 15.

  264. 264.

    Vgl. exemplarisch die von Rolf Selbmann im Hinblick auf ihre intertextuellen Beziehungen untersuchten Gedichte (Rolf Selbmann: Das Fremde im Eigenen. Ein interpretationssystematischer Versuch zur Intertextualität in der Lyrik. In: Sprachkunst 27 (1996), S. 289–306).

  265. 265.

    Neumann 2005, S. 189.

  266. 266.

    Zum Begriff ›Gattungsgedächtnis‹ vgl. Humphrey 2005, S. 74; zur ›Poetik der Form‹ vgl. Dieter Burdorf: Poetik der Form. Eine Begriffs- und Problemgeschichte. Stuttgart/Weimar 2001.

  267. 267.

    Ortlepp 1831, S. 120–124.

  268. 268.

    Ortlepp besucht Schulpforta von 1812 bis 1819. In einem knappen autobiographischen Abriss über seinen dortigen Aufenthalt schreibt er: »Eigentlich noch unreif für die Anstalt, machte der Knabe sehr rasche Fortschritte in den alten Sprachen, die dort fast ausschließlich getrieben wurden. Seine Neigung wendete sich besonders zu dem Studium der alten Dichter, durch deren Lektüre er im lateinischen und noch mehr im griechischen Vers eine außerordentliche Fertigkeit erlangte. Ortlepp’s metrische Uebersetzung von Goethe’s Iphigenie in’s Griechische wurde als eine auffallende Erscheinung von Schulpforta aus Goethe’n selbst zugesandt.« (Ernst Ortlepp: Art. ›Ernst Ortlepp‹. In: Ignaz Hub: Deutschland’s Balladen- und Romanzendichter. Von G. A. Bürger bis auf die neueste Zeit. Eine Auswahl des Schönsten und charakteristisch Werthvollsten aus dem Schatze der lyrischen Epik, in Balladen und Romanzen, Mären, Legenden und Erzählungen, nebst Biographieen und Charakteristiken der Dichter, unter Berücksichtigung der namhaftesten kritischen Stimmen. Zweite, gänzlich umgearbeitete und stark vermehrte Aufl. Karlsruhe [1846] 1849, S. 578 f., hier S. 579). Zum Nachweis von Ortlepps Verfasserschaft vgl. Ernst Ortlepp und die Zensur. Eine Dokumentation. Zusammengestellt von Manfred Neuhaus. Berlin 2013, S. 18. Auch Teile anderer klassischer Dramen hat Ortlepp ins Griechische übertragen, so beispielsweise Passagen aus Schillers Wilhelm Tell (1804). Vgl. Ortlepp 1831, S. 211–216.

  269. 269.

    In der zwölften Strophe heißt es: »[…] eilet, ihr Jünglinge, / Was Tugend ist, dort zu empfinden! / Eilet! Dort werdet ihr groß und edel!« (V. 46–48). Ferner wird in der dreizehnten Strophe die Erinnerungstätigkeit auf das architektonische Bauwerk des ›Quelltempels‹ übertragen, das in mnemopoetischer Hinsicht in mediale Konkurrenz zum vorliegenden Erinnerungsgedicht tritt.

  270. 270.

    In der sechzehnten Strophe kommt die Saale aus einer erhöhten Betrachterposition in den Blick. Vgl. 65–68. Wie Inge Buggenthin vermutet hat, könnte hiermit die bei Bad Kösen gelegene Rudelsburg gemeint sein. Vgl. Inge Buggenthin: Ernst Ortlepp. Ein Leben zwischen Traum und Trauma. In: Ich dichte fort, bis dieses Leben schwindet. Beiträge zu Leben und Werk Ernst Ortlepps. Hg. von Kai Agthe, Roland Rittig und Rüdiger Ziemann. Halle 2006 (Schriften der Ernst-Ortlepp-Gesellschaft zu Zeitz, Bd. 3), S. 77–116, hier S. 91. Da im vorliegenden Gedicht jedoch der Aufenthalt in Schulpforta thematisiert wird, liegt es näher, an den Knabenberg bei Schulpforta zu denken. Zudem findet sich in Ortlepps autobiographischem Bericht Schulpforte in den Jahren 1812–1818 (1840) eine ähnliche Schilderung dieses Talblicks: »Der Bergtag. […] dann zogen wir den Knabenberg hinauf, ein Standpunkt, der seines Gleichen sucht. Hier der Dom und die Thürme von Naumburg, […] gegenüber die Weinberge mit ihren vielen hundert schimmernden Häuschen, zu Füßen unsere Klostergebäude und die gothische Kirche, das herrliche fruchtbare Thal und die sich reizend dahinschlängelnde Saale« (Ernst Ortlepp: Schulpforte in den Jahren 1812–1818. In: Pädagogische Revue, Centralorgan für Wissenschaft, Geschichte und Kunst der Haus-, Schul- und Gesamterziehung 1 (1840), H. 2, S. 137–144; H. 3, S. 244–253, hier S. 249). Die Besteigung des Knabenbergs gehört schon im 18. Jahrhundert zum Ausbildungsprogramm in Schulpforta. Vgl. [Friedrich August Weisshuhn:] Ueber die Schulpforte. Nebst einigen vorläufigen Betrachtungen über die Schulerziehung überhaupt. Berlin 1786, S. 216.

  271. 271.

    Wilhelm Künstler: Ein Besuch in Schul-Pforta. In: Die Gartenlaube (1857), H. 18, S. 251–255; H. 19, S. 262–264, hier S. 252. Dem Bericht ist zudem eine Abbildung der Klopstock-Quelle beigegeben.

  272. 272.

    Friedrich Gottlieb Klopstock: Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Hamburger Ausgabe. Begründet von Adolf Beck, Karl Ludwig Schneider und Hermann Tiemann, hg. von Horst Gronemeyer. Berlin/New York 1974 ff., Bd. 1, S. 503.

  273. 273.

    [Friedrich Gottlieb] Klopstocks Oden. 2 Bde. Mit erläuternden Anmerkungen und einer Biographie des Dichters [hg.] von Johann Gottfried Huber. Leipzig 1831, Bd. 2, S. 234, Anm. 2.

  274. 274.

    Ortlepps durchweg positive Darstellung des antiken Bildungshorizonts in diesem Erinnerungsgedicht ist insofern bemerkenswert, als er in seinem autobiographischen Bericht die Nutzlosigkeit dieses Bildungsguts betont: »Und was hilft Einem denn alles Griechische und Lateinische! Man lockt keinen Hund damit hinter dem Ofen hervor!« (Ortlepp 1840, S. 246).

  275. 275.

    Während Klopstock in seinem Gedicht die autobiographischen Bezüge zur Saale ausbreitet, heißt es bei Ortlepp: »O Fluß, du bist des Menschen Leben! / Rausche nur hin, bis du auch vergehest!« (V. 67 f.). Als einschlägiger Referenztext für die die symbolische Parallelisierung von Fluss- und Lebenslauf ist Goethes Gedicht Mahomets Gesang (FAG, Abt. 1, Bd. 1, S. 193) anzusehen. Vgl. auch Carl Gottfried von Leitner: Der Lebenslauf des Flusses. In: Ders.: Gedichte. Wien 1825, S. 54 f. Über die direkten und indirekten Klopstock-Referenzen wird darüber hinaus ersichtlich, dass sich Ortlepp als Verfasser des Gedichts zu einem alter Klopstock stilisiert.

  276. 276.

    Ernst Ortlepp: Klänge aus dem Neckarthal. Stuttgart 1852, S. 146. Das Gedicht Erinnerung an Schulpforte intensiviert insofern die lyrische Ausgestaltung einer Erinnerungslandschaft, als jede der vier Strophen mit der Eingangswendung ›Kennst du…‹ beginnt, wonach in textchronologischer Reihenfolge das Tal, der Berg, der Wald und der Fluss folgen. Die refrainartig wiederholte Frage referiert selbstverständlich auf den Eingangsvers von Goethes prominentem Mignon-Lied.

  277. 277.

    Erll 2017, S. 6.

  278. 278.

    Nach Aleida Assmann kann die Ich-Konstitution – allerdings mit Perspektive auf das Erinnerungskonzept John Lockes – als »die Resultante eines kontinuierlichen, produktiven Akts der Selbstaneignung vergangener Erfahrungen und zukünftiger Möglichkeiten« (Assmann 2009, S. 98) gedeutet werden.

  279. 279.

    »Soll nun aber das lyrische Kunstwerk […] als ein selbständiges Ganzes für sich dastehen, so gehört dazu wesentlich, daß der Dichter die Veranlassung auch nur als Gelegenheit benutze, um sich selbst, seine Stimmung, Freudigkeit, Wehmut oder Denkweise und Lebensansicht überhaupt auszusprechen. Die vornehmlichste Bedingung für die lyrische Subjektivität besteht deshalb darin, den realen Inhalt ganz in sich hineinzunehmen und zu dem ihrigen zu machen. Denn der eigentliche lyrische Dichter lebt in sich, faßt die Verhältnisse nach seiner poetischen Individualität auf und gibt nun, wie mannigfaltig er auch sein Inneres mit der vorhandenen Welt und ihren Zuständen, Verwicklungen und Schicksalen verschmilzt, dennoch in der Darstellung dieses Stoffs nur die eigene selbständige Lebendigkeit seiner Empfindungen und Betrachtungen kund.« (Hegel 1969/71, Bd. 15, S. 425).

  280. 280.

    Anastasius Grün [d.i. Anton Alexander von Auersperg]: Gedichte. Leipzig 1837, S. 50 f. Das Gedicht wurde zuerst unter dem Titel Ein Friedhofskranz gedruckt. Vgl. Anastasius Grün [d.i. Anton Alexander von Auersperg]: Ein Friedhofskranz. In: Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (27. Mai 1837), Nr. 63, S. 500; Dietmar Scharmitzer: Anastasius Grün (1806–1876). Leben und Werk. Wien 2010 (Literatur und Leben. Neue Folge, Bd. 79), S. 459.

  281. 281.

    Trotz der manierierten Bildlichkeit der letzten Strophe setzt Grün die Bildfelder gezielt ein, um die Todessemantik zu bekräftigen. Zum einen erinnern die »Abendglockentöne« (V. 33) an das »Glockenläuten« (V. 27), das wiederum die »Liebeswort[e]« (V. 25) der Geliebten akustisch vergegenwärtigt. Da es ausdrücklich Abendglocken sind, die schließlich imaginiert werden, wird damit auch das Verklingen der Liebesworte angedeutet. Zum anderen ist am Ende von »goldne[n] Schwäne[n]« die Rede, die »[n]ach einem fernen Südenland« (V. 35 f.) segeln. Die Schwäne verweisen auf die zuvor thematisierten »[h]eimziehnde[n] Wandervögel«, die aus des »Südens schönem Lenzrevier« (V. 23 f.) angeflogen kommen. Während die Wandervögel folglich die Rückkehr in die Heimat repräsentieren, veranschaulichen die Schwäne den Verlust der Heimat, der mit dem Verlust der Geliebten einhergeht.

  282. 282.

    Eine autobiographische Fundierung dieser Gedichte ist denkbar, lässt sich jedoch nicht belegen. Vgl. das vorsichtige Urteil bei Scharmitzer 2010, S. 89. Auf die von Grün in seinen Jugendjahren geliebte Gräfin Emilie von Auersperg kann das bereits 1837 publizierte Gedicht Erinnerung nicht gemünzt sein, da sie erst am 25. November 1838 im Alter von 21 Jahren verstirbt.

  283. 283.

    Vgl. Sengle 1971/80, Bd. 2, S. 508. Lappes Anthologie erwähnt Sengle allerdings nicht.

  284. 284.

    Vgl. F.[riedrich] H.[einrich] von der Hagen: Rez. ›Grün 1837b‹. In: Blätter für literarische Unterhaltung (29. Januar 1838), Nr. 29, S. 113–115; (30. Januar 1838), Nr. 30, S. 117–119; (31. Januar 1838), S. 121–123, hier S. 119.

  285. 285.

    Vgl. Helen Meredith Mustard: The lyric cycle in German literature. New York 1946 (Columbia University germanic studies. New Series, Vol. 17), S. 158; Anastasius Grün [d.i. Anton Alexander von Auersperg]: Blätter der Liebe. Stuttgart 1830, S. 73–89. Zwischen den Zyklen Der Liebe Verlust und Ein Friedhofkranz ergibt sich folgende Entsprechung: Gedicht V = Tageszeiten, Gedicht VI = Kränze, Gedicht VII = Widerspruch, Gedicht VIII = Die Grabrose.

  286. 286.

    Grün 1837b, S. 56. In der Sammlung Blätter der Liebe besteht das Gedicht Die Grabrose noch aus vier Strophen mit jeweils acht Versen. Vgl. Grün 1830, S. 84 f. Für den Wiederabdruck in der Sammlung Gedichte sind die vier Strophen um die letzte reduziert und jeweils geteilt worden. Daher enthält die neue Fassung von Die Grabrose sechs Strophen mit jeweils vier Versen.

  287. 287.

    Vgl. Erll/Nünning 2005b, S. 4.

  288. 288.

    Vgl. Benjamin Jörissen, Winfried Marotzki: Mediale Inszenierungen des Erinnerns und des Vergessens. In: Erinnerung – Reflexion – Geschichte. Erinnerung aus psychoanalytischer und biographietheoretischer Perspektive. Hg. von Margret Dörr u. a. Wiesbaden 2008, S. 93–122, hier S. 94. Im Unterschied zu Gerald Siegmund, der ›performatives Erinnern‹ als Konsequenz der produktiven Überlagerung semantisch differierender Theaterräume begreift, wird hier generell die künstlerische Darstellung von Erinnerungsvorgängen akzentuiert. Vgl. Gerald Siegmund: In die Geschichte eintreten. Performatives Erinnern bei Rimini Protokoll und Klaus Michael Grüber. In: Kommunikation – Gedächtnis – Raum. Kulturwissenschaften nach dem ›Spatial Turn‹. Hg. von Moritz Csáky und Christoph Leitgeb. Bielefeld 2009, S. 71–92, hier S. 74.

  289. 289.

    Diese Überlegung gründet auf der sprachphilosophischen Bestimmung Jacques Derridas, derzufolge die Wiederholung – in Form von Iterabilität und Zitathaftigkeit – substantielles Kennzeichen performativer Äußerungen sei. Denn diese müssten misslingen, »wenn ihre Formulierung nicht eine ›codierte‹ oder iterierbare Äußerung wiederholte, mit anderen Worten, wenn die Formel, die ich ausspreche, um eine Sitzung zu eröffnen, ein Schiff oder eine Ehe vom Stapel laufen zu lassen, nicht als einem iterierbaren Muster konform, wenn sie also nicht in gewisser Weise als ›Zitat‹ identifizierbar wäre« (Jacques Derrida: Signatur Ereignis Kontext [1971]. In: Ders.: Randgänge der Philosophie. Hg. von Peter Engelmann. 2., überarbeitete Aufl. Wien 1999, S. 325–351, hier S. 346). Zur gendertheoretischen Weiterentwicklung des Performativitäts-Ansatzes bei Judith Butler und den daraus resultierenden erinnerungstheoretischen Implikationen vgl. Claudia Öhlschläger: Gender/Körper, Gedächtnis und Literatur. In: Gedächtniskonzepte der Literaturwissenschaft. Theoretische Grundlegung und Anwendungsperspektiven. Hg. von Astrid Erll und Ansgar Nünning unter Mitarbeit von Hanne Birk und Birgit Neumann. Berlin 2005 (Media and Cultural Memory/Medien und kulturelle Erinnerung, Bd. 2), S. 227–248, hier S. 229.

  290. 290.

    Selbstverständlich ist die erinnernde Rekapitulation als produktive und damit als variierende Wiederaneignung zu verstehen. Vgl. Marcus Sandl: Historizität der Erinnerung/Reflexivität des Historischen. Die Herausforderung der Geschichtswissenschaft durch die kulturwissenschaftliche Gedächtnisforschung. In: Erinnerung, Gedächtnis, Wissen. Studien zur kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung. Hg. von Günter Oesterle. Göttingen 2005 (Formen der Erinnerung, Bd. 26), S. 89–119, hier S. 108. Diese Konsequenz ergibt sich bereits aus der Konzeptualisierung der Erinnerung als ein Vermögen, das keine objektive, sondern nur eine relative Rekonstruktion des zu Erinnernden erlaubt.

  291. 291.

    Karl [Gottlieb] Lappe: Blätter. 3 Hefte. Stralsund 1824–1829, H. 1, S. 161 f. Zu Lappes Vita vgl. Diderich Hermann Biederstedt: Nachricht von den jetzt lebenden Schriftstellern in Neuvorpomern [!] und Rügen. Stralsund 1822, S. 72 f.; Otto Stelter: Karl Lappes Leben und Dichten. Ein Beitrag zur Pommerschen Geistesgeschichte. Greifswald 1926; Wolfgang Klötzer: Zum Leben und Wirken des Stralsunder Gymnasiallehrers und Lyrikers Dr. Karl Lappe (1773–1843). In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Neubrandenburg 1 (1990), H. 1, S. 75–83.

  292. 292.

    »Mein Freudenborn im Innern bleibt, / Der klar und heiter sprudelt.« (V. 27 f.) Dagegen hatte Lappe in seinem früheren Gedicht Die Kunst zu vergessen (1801) bereits die Notwendigkeit des Vergessens betont. Entsprechend lauten die Schlussverse: »Ich nun nenne mit Recht nur das ein glücklich Gedächtniss, / Dem zu behalten nicht nur, auch zu vergessen gelingt.« (Karl [Gottlieb] Lappe: Gedichte. Düsseldorf 1801, S. 55). Dieses Gedicht wird im zweiten Heft der Blätter (1829) wiederabgedruckt. Vgl. Lappe 1824/29, H. 2, S. 67–72.

  293. 293.

    Lappe 1824/29, Heft 1, S. 163, wo die lyrische Sprechinstanz mit Blick auf die einzelnen Erinnerungsorte bekennt: »Wie habt ihr mich entzückt!« Vgl. Karl [Gottlieb] Lappe: Blüthen des Alters. Stralsund 1841, S. 96.

  294. 294.

    Vgl. Anonym: Rez. ›Lappe 1824/29, H. 1‹. In: Ergänzungsblätter zur allgemeinen Literatur-Zeitung (November 1827), Nr. 126, S. 1001–1006, hier S. 1004 f.

  295. 295.

    Ebd., S. 1004.

  296. 296.

    Carl Leo Cholevius: Geschichte der deutschen Poesie nach ihren antiken Elementen. 2 Bde. Leipzig 1854/1856, Bd. 2, S. 416. Auch der Orientalist Carl Hermann Ethé bekräftigt wenig später, dass Lappes dichterische Werke »nicht das Geringste von dem fast sprichwörtlich gewordenen Schwulst und der Geschraubtheit der Kosegarten’schen Muse besitzen, und sich durch eine reine, natürliche, […] Goethe’sche Einfachheit und Ungekünsteltheit auszeichnen« ([Carl] Hermann Ethé: Ein Dichter des Pommerlandes. In: Münchener Propyläen (13. August 1869), Nr. 33, S. 769–773; (20. August 1869), Nr. 34, S. 809–811, hier S. 770).

  297. 297.

    Ludwig Theobul Kosegarten: Poesieen. 3 Bde. Leipzig 1798–1802, Bd. 2, S. 62–64. Kosegartens Elegie Die Wehmuth der Erinnerung kann als eines seiner profiliertesten Erinnerungsgedichte angesehen werden. Auch in seinem Kurzgedicht Frostblumen wird die Opposition von trauriger Gegenwartsstimmung und heiterer Erinnerung aufgegriffen. Vgl. ebd., Bd. 2, S. 329.

  298. 298.

    Vgl. Erll 2005, S. 147–149.

  299. 299.

    Zu berücksichtigen ist freilich, dass Assmann das Speichergedächtnis als einen Raum von »strukturlosen, unzusammenhängenden Elemente[n]« (Assmann 2009, S. 137) beschreibt, die nicht sinnhaft miteinander vermittelt sind. Aus dieser Bestimmung folgt jedoch, dass literarische Texte grundsätzlich keine Medien des kollektiven Speichergedächtnisses sein können, da aufgrund ihrer ästhetischen Komposition die ihnen inhärenten Elemente immer schon Teil einer sinnhaften Ordnung sind. Eine Anwendung für den Bereich der Literatur und damit im speziellen für die Erinnerungslyrik erfordert, die Geltung des Begriffs auch auf jene sinnhaft verbundenen Elemente auszuweiten, die nicht zum aktiven Bestand des Funktionsgedächtnisses gehören.

  300. 300.

    Vgl. Hegel 1969/71, Bd. 15, S. 443.

  301. 301.

    Freilich kann auch die Intention der empirischen Autorin bzw. des empirischen Autors mit der Textintention übereinstimmen, die über die genannten gedichtinternen Instanzen vermittelt wird; vor allem bei der Propagandalyrik ist das der Fall.

  302. 302.

    Hinck 1979b, S. 7. Vgl. Trilcke 2013, S. 22 f.

  303. 303.

    Vgl. Assmann 2000, S. 50–53.

  304. 304.

    Vgl. Erll 2017, 188.

  305. 305.

    Carl [Friedrich] Müchler: An die Deutschen; Der Invalide an seinen Sohn. In: Minerva. Ein Journal historischen und politischen Inhalts (April–Juni 1806), Nr. 2, S. 554–556. Wie Müchler im Vorwort zu seinen Gedichten von 1813 ausführt, gelingt es ihm aufgrund der schwierigen politischen Umstände erst zu Beginn der Antinapoleonischen Kriege, diese Sammlung zu veröffentlichen. Vgl. Karl [Friedrich] Müchler: Gedichte. Niedergelegt auf dem Altar des Vaterlandes. Berlin 1813, S. III f. Im Folgenden wird die Fassung von 1813 zitiert, die gegenüber der Fassung von 1806 einige Änderungen aufweist, die vorwiegend dazu dienen, die Aussageintention zu intensivieren. Dass der politische Gehalt von Müchlers Gedichten auch 1813 noch nicht veraltet ist, deutet ein zeitgenössischer Rezensent an: »Und gewiß hat Hr Müchler […] seinen deutschen Brüdern mit dieser Sammlung ein willkommenes Geschenk gemacht. […] mehrere [der Gedichte] gehören auch nur der Zeit an, worin sie entstanden. Aber, fragen wir, ist diese Zeit eine Zeit, die untergehen wird?« (Anonym: Rez. ›Müchler 1813‹. In: Morgenblatt für gebildete Stände 8 (1814), Uebersicht der neuesten Literatur, Nr. 26, S. 79). Zur Biographie Müchlers vgl. Ernst Weber: Art. ›Karl Friedrich Müchler‹. In: Neue Deutsche Biographie [NDB]. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 24 Bde. Berlin 1953 ff., Bd. 18 (1997), S. 261 f.

  306. 306.

    Mit den »Brennen« ist das Volk der Brandenburger gemeint, die Mitte des 19. Jahrhunderts in dem populären Brennenlied glorifiziert werden. Vgl. Preußisches Militair-Liederbuch. Eine gediegene Auswahl von Gesängen für das Preußische Militair im Frieden, im Kriege, im Lager und in der Kaserne. Gesammelt von einem Preußen. Guben 1846, S. 28.

  307. 307.

    Müchlers Begeisterung für Friedrich II. zeigt sich bereits in seinem lyrischen Nekrolog Todtenopfer für Friedrich den Einzigen. Vgl. Karl [Friedrich] Müchler: Todtenopfer für Friedrich den Einzigen. Berlin [1786].

  308. 308.

    Gemeint ist der preußische Generalfeldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin, der am 6. Mai 1757 in der Schlacht von Prag gefallen ist.

  309. 309.

    Genannt werden: »ein Kleist, ein Keith, ein Winterfeld« (V. 31), womit Müchler auf folgende Kriegshelden anspielt: auf den Generalmajor Friedrich Ludwig von Kleist, der am 22. November 1757 vor Breslau fiel; auf den Generalfeldmarschall James Francis Edward Keith, der am 14. Oktober 1758 bei der Schlacht von Hochkirch tödlich verwundet wurde; und auf den General Hans Karl von Winterfeld, der infolge einer Kampfverletzung am 8. September 1757 in Görlitz starb. In seiner 1834 veröffentlichten Anthologie über Friedrich II. skizziert Müchler überdies die enge Beziehung, die zwischen Winterfeld und dem preußischen König bestanden hat. Vgl. Friedrich der Große. Zur richtigen Würdigung seines Herzens und Geistes. Hg. von Karl [Friedrich] Müchler. Zweite wohlfeile Ausgabe. Berlin [1834] 1837, S. 165, 573, 606.

  310. 310.

    Während in der Fassung von 1806 noch zu lesen ist: »Und fällst Du, o so fällst Du schön« (Müchler 1806, S. 556), hat Müchler das Verb ›fallen‹ in der Fassung von 1813 durch das Verb ›sinken‹ ersetzt, wodurch das in Aussicht gestellte ›schöne Sinken‹ durch den Einsatz der Alliteration unterstrichen wird.

  311. 311.

    Vgl. Yvonne Spielmann: Intermedialität und Hybridisierung. In: Intermedium Literatur. Beiträge zu einer Medientheorie der Literaturwissenschaft. Hg. von Roger Lüdeke und Erika Greber. Göttingen 2004 (Münchener Universitätsschriften. Münchener komparatistische Studien, Bd. 5), S. 78–102, hier S. 79.

  312. 312.

    Vgl. Erll 2017, S. 149, mit Hinweis auf die cues, die den jeweiligen Erinnerungsprozess überhaupt erst in Gang setzen.

  313. 313.

    [Marie Christiane] Elise Bürger: Gedichte. Als erster Band ihrer Gedichte, Reise-Blätter, Kunst- und Lebens-Ansichten. Hamburg 1812, S. 113 f.

  314. 314.

    Die düstere Atmosphäre wird durch die Schlussverse der zweiten Strophe noch intensiviert. Vgl. V. 11 f. In einer zeitgenössischen Reisebeschreibung des Heidelberger Schlosses wird ebenfalls der poetische Anblick der Ruine geschildert, ohne allerdings deren düsteres Erscheinungsbild einseitig zu betonen: »Jetzt steht es [das Heidelberger Schloss] verödet, aber immer ist es ein schönes Denkmahl seiner Erbauer. Im Ganzen fehlt ihm der mahlerische Charakter, denn es ist noch nicht Ruine genug, und die Vegetation fängt erst an, das Gemäuer zu umkleiden. Doch hat es einige herrliche pitoreske [!] Parthieen; dahin gehört der Thurm im Stickgarten. Die Wand ist mit üppigem Epheu bedeckt, und aus dem Geblätter schauen ernst, wie Geistergestalten, die grauen Bildsäulen einiger alten Pfalzgrafen, gleichsam unwillig, daß die wuchernden Ranken ihnen das freundliche Licht entziehen wollen. Die herrlichste Ansicht gewährt aber der gesprengte Thurm. Furchtbar groß hängt die ungeheure Steinmasse da, sich selbst haltend in ihrem Falle.« (Aloys Schreiber: Heidelberg und seine Umgebungen, historisch und topographisch beschrieben. Heidelberg 1811, S. 114 f.) Auch in Helmina von Chézys Beschreibung der Stadt Heidelberg wird der Erinnerungswert der Schlossruine hervorgekehrt: »Naturereignisse und Schicksale des Krieges vereinigten sich, das hohe Schloß zu zertrümmern, und diese Trümmer zum anziehendsten Gesichtspunkt Heidelbergs zu gestalten. Hier thront jetzt allein die heiligste und blühendste Poesie großer Erinnerungen.« (Helmina von Chézy: Art. ›Heidelberg‹. In: Taschenbuch für Reisende und Einheimische in Heidelberg und seinen Umgebungen, in Mannheim, Schwetzingen, dem Odenwalde und dem Neckarthale. Hg. von Helmina von Chézy. Heidelberg 1816, S. 1–64, hier S. 4).

  315. 315.

    Die Rede von »Thuiskons Panner« kann außerdem als intertextuelle Anspielung auf Klopstocks Ode Thuiskon (1764) gelesen werden.

  316. 316.

    »Heidelbergs Schloßruine könnte und sollte der Gegenstand des innigsten Studiums Deutscher Künstler werden, wenn es uns Ernst damit wäre, […] wieder den Vorfahren nachstreben zu wollen […]. Die unabläßige rührende Sorgfalt, mit welcher unsre Väter alles zum Ganzen und zur Einheit ausbildeten, und jede Kleinigkeit mit eigenthümlicher Anmuth liebevoll ausstatteten, spricht uns noch aus den Gebäuden, aus überbliebnem Hausrath und Kostbarkeiten, aus Skulpturen und Gemählden an.« (Chézy 1816, S. 14).

  317. 317.

    Joachim Göricke: Zur Heidelberger Schloßruine im Rahmen der Romanischen Bewegung. In: Heidelberg im säkularen Umbruch. Traditionsbewußtsein und Kulturpolitik um 1800. Hg. von Friedrich Strack. Stuttgart 1987 (Deutscher Idealismus, Bd. 12), S. 383–393, hier S. 384. Vgl. auch Uwe Heckmann: Schloß Heidelberg im Zeitalter der Romantik. Regensburg 1999 (Schätze aus unsern Schlössern, Bd. 3).

  318. 318.

    Ludwig Tieck: Schriften in zwölf Bänden [FAT]. Hg. von Manfred Frank u. a. Frankfurt a. M. 1985–1995, Bd. 6, S. 54.

  319. 319.

    Matthissons Elegie avanciert wiederum zu einer literarischen Referenz für spätere Dichtungen über die Heidelberger Schlossruine. So beginnt beispielsweise Joseph Kewers Gedicht Auf dem Schlosse zu Heidelberg (1836) mit den Versen: »Zu Heidelberg am Neckar / Da steht ein altes Schloß, / Drauf einen deutschen Dichter / Sein schönster Ruhm ersproß.« (Joseph Kewer: Gedichte. Coblenz 1836, S. 47). Wie Kewer an gleicher Stelle in einer Anmerkung ausweist, ist mit dem »deutschen Dichter« Matthisson gemeint.

  320. 320.

    Friedrich Matthisson: Gedichte. Mannheim 1787, S. 6.

  321. 321.

    Vor allem in der neunten Strophe wird die erinnerungspoetische Dimension von Matthissons Gedicht sichtbar: »Asche sind die ehernen Gebeine, / Staub der Helden Felsenstirnen nun! / Kaum daß halbversunkne Leichensteine / Noch die Stäte melden, wo sie ruhn. / Viele wurden längst ein Spiel der Lüfte, / Ihr Gedächtniß sank wie ihre Grüfte, / Und den Thatenglanz der Heldenzeit / Hüllt das Dunkel der Vergessenheit!« (Ebd., S. 9). Auf die Vergegenwärtigung vergangener Größe, die bei Matthisson explizit und bei Bürger punktuell zu beobachten ist, fokussiert auch Nikolaus Lenau in seinem Gedicht Die Heidelberger Ruine (1831). Bei Ida Hahn-Hahn wird dagegen im ersten Abschnitt ihrer Erinnerung an Heidelberg (1835) der Verlust »[r]omant’sche[r] Herrlichkeit« (Ida Hahn-Hahn: Gedichte. Leipzig 1835, S. 293) beklagt.

  322. 322.

    Max von Schenkendorf: Sämtliche Gedichte. Berlin 1837, S. 232; Friedrich Strack: Zukunft in der Vergangenheit? Zur Wiederbelebung des Mittelalters in der Romantik. In: Heidelberg im säkularen Umbruch. Traditionsbewußtsein und Kulturpolitik um 1800. Hg. von Friedrich Strack. Stuttgart 1987 (Deutscher Idealismus, Bd. 12), S. 252–281, hier S. 255.

  323. 323.

    Johann Heinrich Kaufmann: Gedichte, Briefe und Tagebuchblätter. Offenbach 1821, S. 94. Kaufmann hat das Gedicht selbst auf den »Juny 1812« (ebd.) datiert. Seine Stilisierungsabsicht zeigt sich vor allem darin, dass er die drei christlichen Tugenden fides, caritas und spes im Heidelberger Schloss lokalisiert. Eine ähnlich verklärende Tendenz ist dem Gedicht Schloßruinen von Heidelberg (1822) eingeschrieben, das der sächsische Dichter Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf verfasst hat. Vgl. Arthur vom Nordstern [Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf]: Schloßruinen zu Heidelberg. In: Dresdner Abendzeitung (24. März 1823), Nr. 71, S. 281.

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Immer, N. (2023). Theoretische Bestimmungen. Zur Konzeption von Erinnerungslyrik. In: Mnemopoetik. Lyrikforschung. Neue Arbeiten zur Theorie und Geschichte der Lyrik, vol 4. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05981-9_2

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