Zusammenfassung
Politik ist der Bereich, in dem zentrale Konfliktlinien einer Gesellschaft zu Tage treten, in dem aber reziprok auch der Reifegrad der Vergemeinschaftung zum Ausdruck kommt. Vordergründig wird die Aufmerksamkeit auf das tagespolitische Geschehen, den Streit um divergierende Interesse und Weltanschauungen, um Machtkämpfe, Politikerkarrieren, Skandale, Regierungsentscheidungen und politische Kampagnen gelenkt. Im Verborgenen aber tobt ein ganz anderer „Kampf“: ein Ringen um das richtige Grundverhältnis zueinander. Formen des Zusammenhalts stehen zur Disposition inklusive Brüche der Entfremdung. Bedrohungserfahrungen hinterlassen Spuren in der Tiefenstruktur der Weltbilder. Verschwörungsdenken etwa signalisiert, wie sehr das Vertrauen zueinander in der Pandemiegesellschaft infrage gestellt wird. Zugleich verweisen Weltbilder der Verbundenheit oder der Bedrohung auf eine Tiefenschicht kognitiver Strukturen, deren Herkunft teilweise phylogenetischen Ursprungs ist.
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Notes
- 1.
Siehe auch Eberl et al. (<CitationRef CitationID="CR0254">2021), die einen Zusammenhang zwischen der Neigung zu Rechtspopulismus und Verschwörungserzählungen im Zusammenhang von Covid-19 finden.
- 2.
- 3.
Siehe den Abschn. 5.1 „Aussageanspruch des Samples“.
- 4.
Siehe zum GMF-Konzept und allen anderen Variablen den Abschn. 5.2 „Variablenstruktur und Definitionen“.
- 5.
Siehe den Abschn. 10.7 „Höhlenkompetenz als Humanitätsstütze“.
- 6.
Vgl. den Abschn. 9.4 „Zweifel und Weltbildabschließung“ und den daran anschließenden Abschnitt.
- 7.
RA=Rechtsautoritärer Komplex (Faktorenvariable). MorPart=Moralischer Partikularismus.
- 8.
Vgl. oben, Abschn. 10.3 „Bewegliche Sesshaftigkeit“.
- 9.
Kosmo=Kosmopolitismus.
- 10.
ENTF=Entfremdungsfaktor (Faktorenvariablen). Pat=Patriotismus (i.S. der Verbundenheit mit Land und Leuten), EU=Identifikation mit der Europäischen Union.
- 11.
Zur Unterscheidung von passiven und aggressiven Komponenten bei der kognitiven Verarbeitung von Bedrohungssituationen, vgl. den Abschn. 9.2 „Bedrohungsparadox“.
- 12.
Im bivariaten Korrelationsprofil der Variable „Affinität zu Verschwörungstheorien“ liegt Anomie vor allen anderen Verbindungsstücken (siehe Tab. 9.9). Wir werden also durch die Faktorenanalyse mit einer tieferen Einsicht in die dynamischen Zusammenhänge des Weltbildmanagements belohnt.
- 13.
Siehe die Korrelation zwischen „Heterodoxem Wissen“ und „Wissenschaftsvertrauen“ in Tab. 9.6.
- 14.
Siehe Ergebnisteil 2, Abschn. 8.6 „Was ist anders in der Pandemie?.“
- 15.
Siehe den Abschn. 4.1 „Höhle und Weltbild“.
- 16.
Interessanterweise zeigen die Faktoren „Entfremdung“ und „Verschwörungssyndrom“ keinen Zusammenhang zur L-R-Selbsteinstufung, obwohl weltanschauliche Elemente vielfach mit denen des „rechtsautoritären Komplexes“ übereinstimmen. Den Adepten dieser Weltbildfaktoren scheint der Rechtsdrall ihrer Ansichten nicht bewusst zu sein.
- 17.
LPROT=Linke Protestdynamik (Faktorenvariable). L-R=Selbsteinstufung auf der Links-rechts-Skala.
- 18.
Offen= Offenheit für Neues (Big Five), IntKonPol=internale Kontrollerwartung in Politik. AdvThrill=Erlebnissuchetendenz „Adventure & Thrill“, Religiös=religiöses Bekenntnis, LebqualA=Lebensqualität in Austria, LebqualP=Persönliche Lebensqualität, ZukunftA=Zukunftsaussichten von A, ThDemokrat=theoretische Demokratiegefährdung.
- 19.
Vgl. das „Demokratieparadox“ im Abschn. 9.5 „Entstehung und Einbettung des Verschwörungsglaubens“.
- 20.
Siehe den Abschn. 9.1 „Empathie und moralische Affektivität“.
- 21.
Die Soziologin Sandra Kostner (2019) diagnostiziert bei der von ihr so titulierten „Identitätslinken“ eine Parteinahme für „Opfer-Gruppen“, die sie zum Zwecke ihrer „Läuterungsagenda“ als Angehörige hegemonialer Tätergruppen (z. B. „weiße Männer“, „postkoloniale Eliten“ u.ä.m.) sich selbst und anderen verordnen. Die Unduldsamkeit und Aggressivität in moralisch aufgeladenen Diskursen der Identitätslinken (z. B. um Rassismus und Diskriminierung) lässt sich nach Ansicht Kostners durch die psychohygienische Komfortabilität der eigenen Entschuldung und der Gewissheit erklären, auf der „moralisch richtigen Seite“ zu agieren. Das Konzept der Moralakkumulation durch Opferidentifikation geht über den Robespierre-Affekt insofern hinaus, als Machtgewinn bzw. persönliche Entschuldung im Vordergrund stehen, die sich allerdings mit Empörungswut vermischen können. Dies ist dann wahrscheinlich, wenn die Verbindung durch entsprechende Ideologien gestützt wird (z. B. Kampf gegen Rassismus und Postkolonialismus). Im Unterschied zu Kostner halten wir Phänomene der Verbindung von Robespierre-Affekt und Strategien der Moralakkumulation nicht für eine Spezialität der „Identitätslinken“, sondern für ein allgemeines Phänomen moralgetriebener Radikalisierung, das z. B. auch beim islamistischen Terror eine Rolle spielt.
- 22.
ReDemokrat=Reale Demokratiegefährdung in Österreich, VS=Verschwörungssyndrom.
- 23.
Vgl. den Abschn. 4.6 „Entkoppelung von System und Lebenswelt“.
- 24.
Siehe den Abschn. 9.5 „Entstehung und Einbettung des Verschwörungsglaubens“.
- 25.
Vgl. den Abschn. 10.5 „Quellen der Moral“.
- 26.
Vgl, die Befunde zur Krisen-Negation im Abschn. 8.5 „Selbstschutz und altruistische Motive“.
- 27.
Zur sozialen Flexibilisierung in der Höhle, siehe die Beispiele im Abschn. 10.7 „Höhlenkompetenz als Humanitätsstütze“.
- 28.
- 29.
- 30.
Siehe den Abschn. 8.6 „Was ist anders in der Pandemie?“.
- 31.
Siehe den Abschn. 7.3 „Innerer Dialog in der Höhle und Kosmologisierung des Geistes“.
- 32.
Vgl. den Abschn. 10.7 „Höhlenkompetenz als Humanitätsstütze“.
- 33.
Siehe die Definition am Anfang des Buches im Kap. 3 „Höhlentest“.
- 34.
Siehe den Abschn. 9.6 „Höhlen- und Verschwörungsdenken“.
- 35.
Siehe den Abschn. 6.2 „Interkorrelationen zwischen Höhlen-Indizes“.
- 36.
Einsam=Einsamkeit, Hosp=Hospitalisierung, Leid=Leiderfahrung in der Höhle, NegDeut=Negative Höhlendeutung.
- 37.
Die in der deutschen Publizistik geführte Debatte vernachlässigt die Differenzierung nach Disposition und Situation und gelangt zu problematischen Schlüssen (Göhlsdorf 2021). Keineswegs kann das Cave-Syndrom als Generalargument gegen Lockdown-Maßnahmen gelten, weil diese von ganz anderen Zielen der Pandemieeinhegung bestimmt werden und gewissermaßen „objektiv“ erforderlich sein können. Hilfreich ist das Cave-Syndrom-Konzept aber dennoch, weil es auf Gefahren lang andauernder Kontakteinschränkungen aufmerksam macht und dementsprechend kompensatorische Maßnahmen rechtfertigt: z. B. Besuchserlaubnisse im Altenheim, kulturelle Events vermittelt über das Internet u.a.m.
- 38.
m=Mittelwert, Diff=Mittelwertdifferenz zur Kontrastgruppe (Männer), p=Signifikanzniveau. Vgl. die Befunde zu Angst- und Bedrohungsdispositionen im Abschn. 8.1 „Risikowahrnehmung und Katastrophenerklärung“.
- 39.
Zum Elitenparadox, siehe den Abschn. 9.5 „Entstehung und Einbettung des Verschwörungsglaubens“.
- 40.
Siehe die Unterscheidung von zwei Formen der Entfremdung im Abschn. 4.7 „Diskursqualität der Medie“.
- 41.
Die Methode, komplexe Variablenvernetzungen kohärent zu interpretieren, wird als Verfahren der Hypothesengenerierung unterschätzt. Ein solches Vorgehen, nennen wir es induktive Datenhermeneutik, ist extrem effizient in der Aufdeckung komplexer Problemlagen und neuer theoretisch relevanter Zusammenhänge. Das spekulative Moment lässt sich am Kriterium der Sinnkohärenz angesichts einer zunächst unübersichtlichen Datenlage einschränken. Idiosynkratische ad-hoc-Hypothesen haben nur eine geringe Chance, weil sie bei Unstimmigkeiten sofort mit anderen Deutungen in Konflikt geraten. Die numerischen Relative sind das Faktum, deren konkurrierende Deutungsmöglichkeiten bei jeder neuen Deutung überprüft und ggf. korrigiert werden können. Leider bleibt die heuristische Funktion quantifizierender Empirie oft unausgeschöpft, sodass zukünftige Forschung wichtige Anknüpfungspunkte verliert. Das liegt u. a. an unterkomplexen Forschungsdesigns und einer dogmatischen Präferenz für deduktive Hypothesenprüfung, die ein tieferes Verständnis sozialer Phänomene erschweren. Erst wenn man den Mechanismus eines Phänomens durchschaut hat, kann auch in Natur- und Sozialwissenschaft von „Verstehen“ gesprochen werden (Deutsch 1996).
- 42.
Die Faktorenanalyse zur Katastrophendeutung ist dokumentiert in „Anhang 2 – Diskurs- und Frameanalyse“.
- 43.
Siehe die Abschn. 8.3 „Supportiver und kritischer Diskurs“ und „Anhang 2 – Diskurs- und Frameanalyse“.
- 44.
SEM=structural equation model.
- 45.
- 46.
Siehe die Tab. 11.2.
- 47.
- 48.
Siehe den Abschn. 10.7 „Höhlenkompetenz als Humanitätsstütze“.
- 49.
Reckwitz (2021) sieht die Gefahr, im (permanenten) Ausnahmezustand das Denken auf Kategorien des Überlebens einzuschwören, die uns am Leben hindern könnten und durch Abnutzung vitaler Ressourcen mit der Zeit ihre Wirksamkeit verlieren. Dem kann man entgegenhalten, dass der Überlebenswille das Verfallsdatum anderer Gewohnheiten übertrifft. Der Ausnahmezustand ist im Übrigen nicht frei wählbar, sondern u.U. durch die Katastrophe auferlegt. Die Kritik daran greift deshalb zu kurz. Das Normalitätsgebaren der Regierung in der Pandemie (nur keinen Ausnahmezustand!) ist wohl noch gefährlicher als das zugebenermaßen gegebene Risiko, den Ausnahmezustand unnötig zu verlängern.
- 50.
Bei Anti-Covid-Demonstranten könnte man noch in Rechnung stellen, dass sie durch ihr Negativbeispiel zur Solidarität der Mehrheit beigetragen haben. Für den Freiheitsdiskurs gilt das leider nicht, bei dem die mangelnde Unterscheidung von Normal- und Ausnahmezustand fast vollständig zu Lasten der Effizienz pandemieeinhegender Maßnahmen ging.
- 51.
Siehe oben den Abschn. 10.7 „Höhlenkompetenz als Humanitätsstütze“.
- 52.
Alle Super-Indizes werden als Mittel der Ausgangsvariablen gebildet. Bei der Aggregierung wurde darauf geachtet, dass die Alpha-Werte hinreichend groß sind und die Korrelation zwischen den Einzelvariablen r=0,4 nicht unterschreitet.
- 53.
Im Abschn. 5.2 „Variablenstruktur und Definitionen“ werden die Variablentypen im Untersuchungsdesign erläutert.
- 54.
Vgl. den Abschn. 9.5 „Entstehung und Einbettung des Verschwörungsglaubens“.
- 55.
Zu den Formen der Entfremdung vgl. Abschn. 4.7 „Diskursqualität der Medien“.
- 56.
Die Korrelation mit dem Subindex „Geheime Mächte“ erfüllt das Trendkriterium bei 10 % Irrtumswahrscheinlichkeit: rGeheimM*Regel=−0,07, p=0,068.
- 57.
- 58.
Vgl. den Abschn. 9.2 „Bedrohungsparadox“.
- 59.
Vgl. den Abschn. 8.1 „Risikowahrnehmung und Katastrophenerklärung“.
- 60.
- 61.
m=Mittelwert; ProAct=Collective Action-Pro; Diff=Differenz gegenüber der Kontrastgruppe (Männer).
- 62.
Die Regressionskoeffizienten der Frauen gelten mit umgekehrtem Vorzeichen für Männer.
- 63.
Ein markantes Exempel der „Nichtbetroffenheit“ eines Oberschichtsangehörigen lieferte der britische Premierminister Boris Johnson mit seinen zwölf Gartenpartys mitten in dem von ihm verordneten „strengsten“ Lockdown (Sturm 2022).
- 64.
Obere=oberhalb des Skalenmittelwerts positionierte Probanden auf der Skala gesellschaftlicher Hierarchie.
- 65.
- 66.
Die Interaktion zwischen Weltbild-Hostilisation und politischer Entfremdung im Strukturgleichungsmodell zeigt, dass die faktorenanalytisch ermittelten querlaufenden Ladungen auf den beiden Weltbildfaktoren „Entfremdung“ und „Verschwörungssyndrom“ mehr als eine Kontingenz darstellen. Vgl. Tab. 11.1.
- 67.
- 68.
Die bivariate Korrelation zwischen heterodoxer Epistemologie und Bedrohungskomplex beträgt: r=0,51 (p<0,001).
- 69.
- 70.
Die Auflösung methodologischer Regeln folgt einem berechtigten Zweifel, der bei Feyerabend (1979) auf die Freisetzung kreativer Erkenntnispotenziale zielt, wird dann allerdings als Aufruf „wider den Methodenzwang“ anarchisch überspitzt. Innovative Erkenntniswege verlieren ihre Berechtigung, wenn methodische Kontrollen grundsätzlich in Frage gestellt werden. So entblößt wird der kritische Geist selbst zum Einfallstor für heterodoxe Wahrheitspraxen.
- 71.
Diese Problem fehlender gesellschaftlicher Relevanz wird häufig übersehen, da viele WissenschaftsjournalistInnen annehmen, das Hauptproblem sei die Wissenschaftssprache, die nur hinreichend übersetzt werden müsste, um sie für das breite Publikum verständlich zu machen. Die Übersetzungsleistung ist erforderlich, macht aber nur Sinn, wenn die wissenschaftliche Forschung selbst sinnvoll ist und als solche erkannt und erläutert wird.
- 72.
Siehe die unglücklich geführte Masken-Debatte, besprochen im Abschn. 8.3 „Supportiver und kritischer Diskurs“.
- 73.
- 74.
Die Beiträge Chomskys zur Sprachtheorie sind unbestritten und bleibend. Auch das frühe Engagement gegen den Vietnamkrieg verdient moralischen Respekt. Über Chomskys Theorie der Meinungsmanipulation kann man schon geteilter Meinung sein (Herman und Chomsky 2002/1988; Chomsky 2002), weil sie ein holzschnittartiges Propagandamodell enthält, das mit der Komplexität von Medienwirkungen nicht vereinbar ist. Die Propagandaanalyse bewegt sich allerdings noch innerhalb des akademisch akzeptierten Rahmens, den Chomsky in seinem politischen Alterswerk immer mehr verlässt.
- 75.
Der Titel von Chomskys Buch ist an den Namen der britischen Ökologie-Bewegung und organisierten Aktivistengruppe „Extinction rebellion“ angelehnt, die zu direkten Aktionen des Widerstands aufruft, weil die Auslöschung der Menschheit drohe. „Extinction Rebellion“ wird von Chomsky explizit unterstützt (siehe Chomsky 2020).
- 76.
Janich leugnet nicht nur Corona und Klimawandel, sondern z. B. auch die Endlichkeit der Erdölquellen. Seines Erachtens stammen diese nicht aus Ablagerungen früheren Lebens, sondern kommen direkt aus dem Erdinnern und seien dort in unvorstellbarem Ausmaß vorhanden (2019).
- 77.
Die Konfrontation von Chomsky und Janich erinnert an die Auseinandersetzung zwischen der kommunistischen Internationale und dem Faschismus in den 1930er-Jahren in Europa. Der kommunistischen Internationale stand schon bald eine Front von Nationalstaaten gegenüber, die eins in ihrer Ablehnung des Internationalismus waren. Dies hinderte die extremen Nationalisten in Deutschland nicht, schon bald über andere Nationalstaaten herzufallen – zuletzt über die Sowjetunion, die schon längst vom Internationalismus abgerückt war und ihren eigenen imperialen Nationalismus entwickelte.
- 78.
Gegen soziale Mobilisierung ist nichts einzuwenden, solange sie außerhalb apokalyptischen Denkens stattfindet, weil dadurch gewaltsame Aktionen angeregt würden und der intendierte Abbau sozialer Ungleichheit in utopische Ferne rückt.
- 79.
Siehe den Abschn. 11.4 „Evolutionäre Ursachen für Katastropheninterpretation und Krisendiskurs“.
- 80.
Siehe dazu die Befunde im Abschn. 8.6 „Was ist anders in der Pandemie?“.
- 81.
- 82.
Siehe den Abschn. 11.4 „Evolutionäre Ursachen für Katastropheninterpretation und Krisendiskurs“.
- 83.
Siehe den Abschn. 11.1 „Faktorenstruktur der Weltbilder“.
- 84.
Dies folgt daraus, dass die Ursprungsvariablen aufgrund der Varimax-Rotation nahezu unabhängig voneinander sind.
- 85.
KritD=kritische Diskursivität, SuppD=supportive Diskursivität.
- 86.
Siehe das SEM über den Zusammenhang von Katstrophendeutung und Coronadiskursen in Abb. 11.1.
- 87.
APO=Apokalypse-Frame, LPROT=linke Protestdynamik.
- 88.
Siehe den mittelwertbasierten Befund zur krisenbedingten Deradikalisierung im Abschn. 8.6 „Was ist anders in der Pandemie?“. Das SEM bestätigt den Verdacht, dass weltanschauliche Veränderungen in der Mitte der Gesellschaft von gegenläufigen Prozessen an den Rändern begleitet sind.
- 89.
Gräser war Aktivist der Lebensreform-Bewegung und hat als Anhänger von Naturheilverfahren und Nudist Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland und Italien gewirkt. Als entschiedener Impfgegner wollte er den Pockenvirus durch gesunde Kost und Naturheilverfahren bekämpfen. Unter anderem war er an der Gründung der Alternativkolonie im Tessin „Monte Verità“ beteiligt (Greiner 2021).
- 90.
Angegeben sind Mittelwerte (m) der Variablen „Affinität zum Verschwörungsglauben“ bzw. „Gefahrenbewusstsein in Bezug auf Impfungen“ („Impfen ist gefährlich“). STD=Standardabweichung; komp+/-=Gruppe mit über- bzw. unterdurchschnittlicher Höhlenkompetenz; path+/-=Gruppe mit über- bzw. unterdurchschnittlicher Höhlenpathologie. komp+/path+ und komp+/path- repräsentieren die entsprechenden Kombinationsgruppen. Vgl. Tab. 6.2.
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Grimm, J. (2022). Ergebnisse 4: Erklärungsmodelle und multivariate Analyse. In: Höhlenkompetenz. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37316-0_11
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