Kinzigtal

Trump-Wahl: Konsequenzen nicht absehbar

Claudia Ramsteiner und Tobias Lupfer
Lesezeit 4 Minuten
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10. November 2016

Die USA hat gewählt: Diese Aufkleber gab’s in Michigan nach der Wahl. Und mancherorts gab es dafür sogar einen Burger umsonst. ©Ella Diepen

Der Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA war gestern vermutlich Gesprächsthema in allen Büros, in den Kantinen, an den Arbeitsplätzen. Wir hörten uns im Kinzigtal um – unter anderem bei einem Amerikaner aus Hausach und den »Global Playern« im Tal.

David Emmans aus den USA, der in Hausach lebt und als Psychologe in der Parkinson-Klinik in Wolfach arbeitet, reagierte gestern »sehr überrascht und schockiert« über den Ausgang der Wahlen in den USA. Er habe nicht geglaubt, dass tatsächlich so viele Bürger Donald Trump als Präsident haben wollten. Trump habe sich mit seinem Versprechen, Amerika wieder groß zu machen, und mit seiner dominierenden, selbstsicheren und arroganten Persönlichkeit durchsetzen können. 
»Auch Trumps Äußerungen zum Terrorismus, zur Immigration und zum Welthandel haben viele überzeugt, ohne dass sie voll verstehen, was er über Muslime, Mexikaner, Asylanten, das Recht auf Waffen, die Gesundheitsversicherung des Präsidenten Obama und vor allem über Frauen tatsächlich gesagt hat«, so Emmans.  Seine Hoffnung auf mehr »Brexits« in der EU müssten hier alle beunruhigen, »seine Beziehung zu Putin auch«. 

Noch sei ja nicht sicher, ob Trump seine Versprechungen durchsetzen könne. So sei eine Mauer zu Mexiko oder sein Vorhaben, Muslime generell auszuschließen, bei den Republikanern nicht überall erwünscht. Es bleibe zu hoffen, dass das Parlament einiges blockieren kann: »Aber der Ton gegenüber Minderheiten dürfte jahrelang militant abwertend bleiben«, befürchtet der Psychologe.

Hass und Neid

Die Bevölkerung in den USA sei sehr gespalten, und zwar nicht nach den traditionellen Gruppierungen (reich oder alt, Stadt oder Land), sondern jetzt nach Klassen (arm, ärmer, reicher oder Schulabschluss und College-Abschluss). Es sei eine Menge Hass und Neid zu spüren, und Emmans hält die Konsequenzen in den nächsten Jahren für nicht absehbar. 

Trump im Weißen Haus, das bedeute »viele schmerzhafte Änderungen in den USA: Vieles von den Leistungen von Präsident Obama werden rückgängig gemacht werden. Man kann froh sein, in der EU und in Deutschland zu leben.« 
Die »Global Player« unter den Kinzigtäler Unternehmen hielten sich sehr zurück mit ihrer Einschätzung. Außer Leipold in Wolfach war keine der angerufenen Firmen bereit, sich zu Trumps Wahl zu äußern. 

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»Global Player«

Außer Leipold in Wolfach war keine der angerufenen Firmen bereit, sich zu Trumps Wahl zu äußern. »Das ist eine Überraschung«, sagte Geschäftsführer Pascal Schiefer – insbesondere nach den Entwicklungen der vergangenen 14 Tage, in denen die Skandale aus europäischer Kultursichtweise eher bei Trump zu finden gewesen seien. »Man muss erstmal die Wählermeinung respektieren.« Ein großer Teil der Wähler habe aus Protest gegen das politische System in den USA für Trump gestimmt. Das Ergebnis, da ist Schiefer sicher, werde zu einer Erneuerung in beiden großen Parteien führen.

Senat und Kongress der Vereinigten Staaten seien unabhängige Gremien. Der scheidende Präsident Barack Obama habe viele Ideen gehabt, am Ende des Tages aber nicht viel umsetzen können. »Extreme Tendenzen« in der Politik erwartet Schiefer daher auch von Trump nicht: »Da wird eine klare Nivellierung durch den Kongress stattfinden.«

Auswirkungen eher auf den asiatischen Markt

Leipold produziere mit seinem Werk in den USA zunächst für den lokalen Markt – von eventuellen Auswirkungen auf den klassischen Handel sei das Unternehmen daher nicht direkt betroffen. Ohnehin erwartet er eher Auswirkungen für den asiatischen Markt. An die Abschottung Richtung Süden glaubt Schiefer dagegen nicht: »Ohne Mexiko können die gar nicht«, sagt er mit Blick auf die amerikanische Wirtschaft. Die Wahl sei »eine typische amerikanische Geschichte«: Es sei bei allen Ähnlichkeiten im Unterhaltungsbereich nun mal ein anderes Land »und eine ganz andere Kultur«.

»In der Deutlichkeit überraschend« wertete Günter Rauber, Vorstandschef der Sparkasse Wolfach, das Ergebnis. Wie die US-Politik mit dem künftigen Präsidenten aussehen werde, sei noch schwierig einzuschätzen. Allerdings ist Rauber sicher: »Zwischen Wahlkampf und realer Politik, da liegen doch Welten. Da wird man sich den Realitäten stellen.« Die Tokioter Börse habe gestern überreagiert – der Deutsche Aktienindex habe sich später rasch bei den normalen Tagesschwankungen eingependelt.

Hintergrund

Reaktionen aus der Welt

Sind nur die Deutschen so schockiert über die Wahl in den USA, oder was denkt man in anderen Kontinenten? Das wollten wir von Kinzigtälern in Afrika und Asien wissen.
»Bei uns kam gerade beim Mittagstisch in der Firma der Liveticker, dass Florida an Trump gefallen ist«, erzählen die Hausacherin Mona Steurenthaler und ihr Mann Martin aus Singapur. Vor allem die Frauen hätten sehr geschockt reagiert – Frauen aus Deutschland, Frankreich, den USA. »Die Menschen aus Singapur nehmen das eher gelassen, das ist relativ weit weg, man nimmt das halt zur Kenntnis.« Dass aber in immer mehr Ländern die Meinung um sich greift, sich wieder »auf sich selbst zu besinnen«, hält Martin Steurenthaler für gefährlich: »Die drängendsten Probleme wie der Klimawandel wird man nur global lösen können.« 
Die Steinacher Vorsitzende des Kinzigtäler Vereins »Wir für Burkina« hörte sich für uns in Burkina Faso um und lieferte einige Stimmen aus ihrem Umfeld in Afrika: »Ich mag Herrn Trump nicht, aber ich bin mit seiner Politik einverstanden. Durch seine Wahl werden alle Zuschüsse aus Amerika reduziert. Das wird unserem Land helfen, selbstständiger zu werden«, sagte der Agro-Meteorologe Harouna Savadogo. 
»Die Armen in unserem Land können nicht auf die Reichen zählen, um ihr Leben zu verbessern. Clinton oder Trump werden daran nichts ändern«, meinte der Soziologiestudent Ambroise Ouedraogo. Der Ernährungsberater Bayo Abou regte sich auf: »Seine Wahl wird die Welt in Chaos stürzen. Wie kann man die Idee haben, eine Mauer zwischen Mexiko und Amerika zu bauen? Wie kommt man darauf, die Flüchtlinge zu verjagen? Vielleicht sollte Trump ein Jahr in einem Flüchtlingslager verbringen, um zur Vernunft zu kommen.
Fausto Rivera, Lebensgefährte von Olivia Pagel aus Haslach, ist sehr besorgt wegen der Folgen der Wahl für sein Heimatland Mexiko. Er befürchtet, dass der angekündigte Rückzug von US-Firmen aus Mexiko und der Exodus von Mexikanern aus den USA die dortige Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit noch deutlich verschlimmern könnten.

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