Neue amtliche Statistik

Mehr verdienen oder weniger arbeiten? Hier werden Jobsucher fündig
Dienstag, 13.02.2024 | 09:44
Ein Bauarbeiter mit einem Gasbrenner beim Bau eines Mehrfamilienhauses.
Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild Jahrelang war die Gesamtarbeitszeit im Baugewerbe am höchsten. Mittlerweile führt hier die IT-Branche, so die amtliche Statistik.

Wenig arbeiten, viel verdienen - das ist der Traum jedes Arbeitnehmers. Die Realität ist oft: Wer viel verdient, arbeitet auch viel. Das zeigen auch neue amtliche Daten. Wo es welche Summen zu holen gibt, und in welchen Berufen die meisten Stunden geackert werden, lesen Sie hier.

Noch immer wird selten offen über Gehälter geredet – zumindest unter Kollegen. Immer öfter aber veröffentlichen Karriereplattformen und Beratungsfirmen große Übersichten, wo es wie viel zu holen gibt. Zudem bewegt sich derzeit viel beim Thema Arbeit, seien es nun die Streiks in vielen Branchen oder Debatten um die Vier-Tage-Woche.

Fakt ist: Noch nie betrafen diese Themen mehr Menschen, denn noch nie arbeiteten mehr Menschen in Deutschland. Das zeigt die Erwerbstätigkeitsstatistik. Dem Statistischen Bundesamt zufolge gingen im Jahr 2023 rund 45,8 Millionen Menschen einer Erwerbstätigkeit nach, ein Plus von rund sechs Millionen Personen gegenüber 2005.

Mehr Angestellte, weniger Selbstständige

Trotz eines leichten Bevölkerungszuwachses gingen somit 55,7 Prozent der Deutschen arbeiten. Noch 2005 lag diese sogenannte Erwerbsquote bei nur 53,7 Prozent. In den Corona-Jahren 2020 bis 2021 lag die Quote minimale 0,1 Prozentpunkte höher.

 
 
 
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Dabei ziehen die Bürger zunehmend ein Angestelltenverhältnis der Selbstständigkeit vor. Die Zahl der Selbständigen ist von fast 4,4 Millionen im Jahr 2005 auf nur noch 3,88 Millionen gesunken. Dagegen sind mit 41,9 Millionen Menschen über sieben Millionen mehr abhängig beschäftigt als 2005.

Am Ende interessiert aber eine andere Frage: Wo gibt’s am meisten zu holen? Wenig überraschend führten die Berufe in der Informationstechnik an, mit durchschnittlichen Bruttogehältern von 73.534 Euro. Der durchschnittliche Arbeitnehmer kommt indes nur auf einen Bruttolohn von 42.211 Euro. Ebenfalls gut entlohnt waren Jobs in der Finanz- und Versicherungsdienstleistung (69.437 Euro) sowie im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe (53.762 respektive 53.269 Euro Bruttolohn).

Trend zu sinkender Arbeitszeit ist intakt

Eine Rolle spielt aber auch, wie lange jemand für sein Salär arbeitet. Der Faktor (weniger) Arbeitszeit wird ohnehin immer höher bewertet, wie die Debatte um die Vier-Tage-Woche zeigt.

Eine gute Nachricht für alle Angestellten: Der Trend sinkender Arbeitszeit ist intakt. 2023 arbeitete der durchschnittliche Angestellte 1303,2 Stunden. 2005 noch ackerten angestellte Bürger im Schnitt für 1349 Stunden. Fast zwei volle Tage Arbeitszeit sind demnach weggefallen. 1991 waren es sogar noch 1478 Stunden.

 
 
 

Unproduktiver ist unsere Wirtschaft deswegen nicht geworden. Die Arbeitsproduktivität pro Stunde steigt nämlich auch. Momentan rangiert dieser 2015 bei 100 Punkten festgelegte Indikator bei 105,54 Zählern, und damit deutlich höher als 2005 mit 93,05 Punkten.

Jahrelang dominierte das Baugewerbe, wenn es um die längsten Arbeitszeiten ging. Zum zweiten Mal jedoch stand die IT- und Kommunikationsbranche an der Spitze, die mit 1469 Stunden satte 13 Prozent länger arbeiteten als der Schnitt. Im Grundstücks- und Wohnungswesen hingegen wird seit jeher relativ wenig Stunden geleistet, zuletzt 1179 Stunden.

Hier gibt's die höchsten Stundenlöhne

Mit einem Brutto-Entgelt von 31,58 Euro je Stunde ließ sich in dieser Branche dennoch gut Geld verdienen, wenngleich der Stundenlohn im gesamten Schnitt mit 32,39 Euro etwas höher lag. Erneut stechen die Angestellten der Finanz- und Versicherungsdienstleistung hervor, mit einem Brutto-Stundenlohn von 50,09 Euro. Am unteren Ende hingegen stehen die Arbeitnehmer in der Land- und Forstwirtschaft und der Fischerei mit nur 16,57 Euro je Stunde.

 
 
 

Insgesamt zeigt die Statistik: Wer einen Job in der IT- oder Finanzbranche ergattert, kann mit den höchsten Gehältern rechnen. Bei der Freizeit sieht es allerdings mager aus. In beiden Branchen werden Dutzende Stunden mehr gearbeitet als im Durchschnitt. In den anderen Branchen sind die Gehälter zwar niedriger, die Arbeitszeiten aber zum Teil auch deutlich kürzer.

Natürlich werden hier nur Durchschnitte betrachtet. Individuelle Faktoren, beispielsweise, ob nach Tarif oder aufgrund eigener Verhandlungen bezahlt wird, können einen enormen Unterschied machen. Wer sich nun fragt, ob zum Monatsanfang nach geleisteter Arbeit zu wenig Geld auf dem Konto landet, kann diesen Vergleichsrechner der Statistikbehörde zu Rate ziehen.

In diesem Jahr werden übrigens alle Beschäftigten etwas weniger arbeiten. Und das trotz Schaltjahr mit einem zusätzlichen Arbeitstag am 29. Februar. Auch das haben die Statistiker kürzlich bekannt gegeben. Denn weil viele Feiertage in diesem Jahr auf Wochentage fallen, wird es im Bundesdurchschnitt 249,4 Arbeitstage geben - und damit 0,6 Tage weniger als 2023.

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