Absolute Schonung oft der falsche Weg
Strikte Bettruhe galt früher als Königsweg, damit Kranke wieder zu Kräften kommen sollten. Heute weiß man: Der Körper verträgt langes Liegen ganz schlecht, es schadet ihm sogar. Es gibt allerdings Ausnahmen.
„Bleiben Sie einmal ein paar Tage im Bett und schonen sich“ – diesen Rat hören Grippe- und Erkältungsgeplagte vom Arzt. Aber, wie wörtlich ist die verordnete „Bettruhe“ eigentlich zu nehmen? Und fühlt man sich im heizungswarmen Zimmer inmitten von Bettecken und Kissen nicht erst recht angeschlagen und kränklich?
Tatsächlich sehen Mediziner die strenge Bettruhe früherer Zeiten heute ausgesprochen kritisch. Und dabei meinen sie nicht nur die unsinnigen Therapieempfehlungen, psychisch Kranke wochenlang fast bewegungslos ins Bett zu stecken. So sollten sich Anfang des 20. Jahrhunderts die Nerven erholen oder depressive Gedanken verschwinden.
Im Bett macht der Körper schnell schlapp
Heute wissen Mediziner, dass ein ruhig gestellter Organismus immer schlechter funktioniert. Selbst nach Operationen sollen Patienten daher schnellstmöglich aufstehen und das Krankenlager wenigstens für kurze Zeit verlassen – gern auch in Begleitung von Pflegepersonal. Die frühe Mobilisierung soll den Heilungsprozess beschleunigen und verhindern, dass das tagelange Liegen den Kreislauf schwächt, Thrombosen fördert und die Lunge anfällig für Entzündungen macht.
Es gibt jedoch einige Situationen, in denen kann und darf ein Patient nicht aufstehen – nicht einmal, um zur Toilette zu gehen. Strenge Bettruhe ist nötig
- im Frühstadium des Herzinfarkt
- in Schockzuständen
- bei Beatmung
- bei Lungenembolie
- bei schwerer Herzinsuffizienz
- bei instabilen Knochen- oder Wirbelbrüchen.
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Mobilisierung auch auf dem Krankenlager
Bei längerer Bettruhe muss daher auf die damit verbundenen Gesundheitsrisiken geachtet werden und, soweit möglich, eine Mobilisierung im Bett stattfinden. Neben Kreislaufschwäche und Thrombose-Risiko drohen bettlägrigen Menschen vor allem
- Muskel- und Knochenabbau
Wer jemals einen Gips tragen musste, weiß, wie schnell Muskulatur sich in Nichts auflöst. Experten sprechen von 15 Prozent, die pro Woche verloren gehen, wenn ein Muskel sich nicht bewegt.
- Lungenentzündung
Wer im Bett liegt, atmet flacher, die Lunge wird schlechter durchlüftet – auch weil im überheizten Zimmer frische Luft und Sauerstoff fehlen. Das macht die Atmungsorgane anfällig für Infekte von Bronchitis bis Lungenentzündung.
Viel liegen bei komplizierter Schwangerschaft - aber auch aufstehen
Umstritten ist die Bettruhe bei Komplikationen in der Schwangerschaft. Früher galt striktes Liegen als ein Muss, um eine Frühgeburt zu verhindern. Und tatsächlich sind vorzeitige Wehen oder Blutungen ein Warnsignal, das Schwangere nicht ignorieren sollten. Sich immer wieder Ruhe gönnen und keine schweren Gegenstände tragen, sind sinnvolle Schon-Hinweise des Arztes. Es gibt allerdings keine Studien, die der strengen Bettruhe attestieren, eine drohende Frühgeburt besser aufhalten zu können. Eine US-Studie meint sogar, dass langes Liegen und der damit verbundene Muskelabbau die Geburt erschwert.
Hilft gegen Erkältung: ausruhen und spazierengehen
Nicht nur bei alltäglichen und harmlosen Krankheiten wie einem grippalen Infekt bringt langes Liegen dagegen keinen Vorteil oder schadet sogar. Bei einer schweren Erkältung tut es den meisten Menschen zwar gut, sich tagsüber hinzulegen und ein, zwei Stunden zu schlafen. Aber dann sollte er aufstehen, lüften und – sofern die Kraft dafür reicht – einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft machen.
Bloß nicht liegen bei Rückenschmerzen
So bessern sich Rückenschmerzen so gut wie nie durch Liegen. Zwar bietet die entspannte Körperhaltung zunächst Linderung bei verspannter Muskulatur, gestauchten Lendenwirbeln oder blockiertem Iliosakralgelenk . Doch der Schmerz ist gleich wieder da, wenn der Patient steht, geht oder sitzt. Er verfällt in eine Schonhaltung, die wiederum den Rückenschmerz forciert – ein Teufelskreis.
Orthopäden raten daher bei Rückenproblemen zu Bewegung, gern auch anfangs mit einer Schmerztablette. Dabei soll der Patient aber nicht über seine Schmerzgrenze gehen, sondern eine langsame, gleichmäßige Belastung und Mobilisierung des Rückens anpeilen.