Ulrich Tukur

„Wir zeigen die Tragik der Figur Rommel“
Donnerstag, 05.09.2013 | 09:33
Dreharbeiten zu
dpa Tukur posiert bei den Dreharbeiten zum Film „Rommel“

FOCUS Online: Oft wird Menschen erst hinterher bewusst, dass sie Teil eines einschneidenden Abschnittes in der Geschichte waren. Leben wir heute in Zeiten, die in anderer Weise historisch sind und in Verhältnissen, gegen die wir uns mehr auflehnen müssten?

Tukur: Es steht zu befürchten, dass dem so ist. Und dann wird auch über uns einmal geurteilt werden, so wie wir das mit unseren Vätern und Großvätern getan haben. Im Fluss der Ereignisse ist es immer schwer, die Umrisse historischer Bewegungen zu erkennen. Wir haben es nach über 60 Jahren Friedenszeit und dem Verlust vieler Traditionen und Werte mit einem wirtschaftlichen System zu tun, das uns zu fressen droht. Es zerstört die Politik, und das erkennt man sehr schön daran, dass sie noch nie so kopf- und orientierungslos reagiert hat wie im Augenblick. Das einzig Tröstliche ist, dass wir heute mehr demokratische Substanz haben als zu Weimarer Zeiten.

FOCUS Online: Kommen wir nochmal zu Ihren Rollen: Aktuell stehen Sie für den Film „Rommel“ in der Bretagne vor der Kamera. Bitte beschreiben Sie Ihre Rolle in dem Film.

Tukur: Entgegen der Befürchtungen der Familie Rommel, dass ihr Vorfahre als Nazi und uneinsichtiger Kommisskopf dargestellt wird – das ist das letzte, was ich will – zeigen wir die Tragik der Figur Rommel. Rommel ist über die Zeiten hinweg für Menschen auf der ganzen Welt eine sonderbare Lichtgestalt geblieben. Er ist es, der die Fahne des edlen Soldatentums hochhielt in einer Zeit, die in Blut und Gemeinheit ertrank. Ich will ihn nicht demontieren, aber der Mythos Rommel strahlt nicht mehr so hell, wenn man ihn unter die Lupe nimmt. Da ist ein Krieger, der erkennt, dass er einem Menschen dient, der sein Vaterland in den Abgrund reißt. Unter Qualen versucht er, sich von seinem Eid und aus seiner Abhängigkeit zu lösen, und als er sich endlich zur Tat entschließt, wird er schwer verletzt und sukzessive von den Ereignissen überrollt. Er hätte einen Unterschied machen können, ist aber an seiner Zögerlichkeit gescheitert.

FOCUS Online: Wie bereiten Sie sich auf eine Rolle wie diese vor?

Tukur: Ich habe ja Geschichte studiert, und normalerweise setze ich mich bei allen Rollen, die im Nationalsozialismus oder davor angesiedelt sind, intensiv mit den Hintergründen auseinander. Sie werden lachen, aber bei Rommel war es eine musikalische Annäherung. Auf den erhaltenen Bild- und Tondukumenten fiel mir sein schwäbischer Dialekt auf, ein Tonfall, wie er zwischen Stuttgart und der Schwäbischen Alb gesprochen wird. Den kenne ich nur zu gut, meine Familie stammt aus dieser Gegend. Dazu kommt eine etwas steife Körperhaltung, die sich auch in der Sprachbehandlung wiederfindet. Und als ich beide Zutaten an den Texten von Niki Stein ausprobierte, hatte ich auf einmal die Figur.

FOCUS Online: Sie haben die Vorbehalte der Familie Rommel erwähnt. Sind Produktion oder Regie denn auf die Angehörigen Rommels zugegangen?

Tukur: Die Familie hat dem SWR einen Brief geschrieben. Daraufhin hat der Produzent von Teamworx, Nico Hofmann, sie besucht und das Drehbuch vorgelegt. Damit war die Sache eigentlich aus der Welt, da dem Buch deutlich zu entnehmen ist, dass wir die Figur Rommel sehr ernst nehmen. Natürlich ist es für Angehörige immer schwierig, wenn der eigene Vater oder Großvater Gegenstand neuer, öffentlicher Interpretation wird. Man fürchtet, das eigene Bild könnte beschädigt oder zerstört werden.

Seite 2 / 3

Independent- Regisseurin Miranda July

„Ich bin sehr unsozial und schüchtern“

Dieter Thomas Heck: „Manche werden schon einen Joint geraucht haben“

Dieter Thomas Heck

„Manche werden schon einen Joint geraucht haben“

„Tanzen war noch nie meine Stärke“: Für Ann-Kathrin Bendixen kam das „Let's Dance“-Aus nicht überraschend

„Tanzen war noch nie meine Stärke“

Für Ann-Kathrin Bendixen kam das „Let's Dance“-Aus nicht überraschend

Leidenschaft, Mut und Sex-Appeal: „Let's Dance-Star Lulu und Massimo begeistern mit ihrem Auftritt – und werden belohnt!

Leidenschaft, Mut und Sex-Appeal

„Let's Dance"-Star Lulu und Massimo begeistern mit ihrem Auftritt – und werden belohnt!

Nena und die andere Meinung: Die Grüne Jugend stellt sich gern über uns, doch betreibt Seifenblasenpolitik

Nena und die andere Meinung

Die Grüne Jugend stellt sich gern über uns, doch betreibt Seifenblasenpolitik

„Bin in meiner Trainerehre verletzt“: Bayern-Beben! Thomas Tuchel nach Hoeneß-Kritik fassungslos

„Bin in meiner Trainerehre verletzt“

Bayern-Beben! Thomas Tuchel nach Hoeneß-Kritik fassungslos

Gilt ab 1. Mai: Chaos um höhere Ticketsteuer, Nachzahlung droht - was Reisende wissen müssen

Gilt ab 1. Mai

Chaos um höhere Ticketsteuer, Nachzahlung droht - was Reisende wissen müssen

Das könnte Sie auch interessieren
Leidenschaft, Mut und Sex-Appeal: „Let's Dance-Star Lulu und Massimo begeistern mit ihrem Auftritt – und werden belohnt!

Leidenschaft, Mut und Sex-Appeal

„Let's Dance"-Star Lulu und Massimo begeistern mit ihrem Auftritt – und werden belohnt!

Zuschauerzahlen: „Der Alte“ gegen „Let's Dance“: Klare Entscheidung im Quotenduell

Zuschauerzahlen

„Der Alte“ gegen „Let's Dance“: Klare Entscheidung im Quotenduell

×