FOCUS Magazin | Nr. 17 (1998)

AUSSTELLUNG

Oper als Staatsgeschäft
Mittwoch, 13.11.2013 | 10:06

Begabte Bauherrin: die Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth und ihr legendärer Musenhof

Die Reise in ihre neue Heimat glich einem Horrortrip. „Die Wege waren grauenhaft. Trotz der furchtbaren Kälte ging ich lieber, als daß ich mich schütteln ließ“, berichtete die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen, Wilhelmine, die 1731 in Berlin den Bayreuther Erbprinzen geheiratet hatte. Und auch die fränkische Markgrafschaft erschien der gewitzten Preußenprinzessin zunächst ganz und gar nicht als adäquate Residenz.

Wilhelmine verwandelte jedoch in nur wenigen Jahren das kleine Bayreuth in einen anspruchsvollen Musenhof, der ab 1756 sogar eine eigene Kunstakademie unterhielt. Sie selbst tat sich als Malerin, Cembalo-Virtuosin und Komponistin von heute noch gespielten Stücken hervor. An den Bruder in Berlin schrieb sie: „Ich lerne vier Tragödienrollen, bestelle Kostüme, komponiere für die Oper und treibe den ganzen Tag nichts als Kindereien. Das sind so meine Staatsgeschäfte.“

Nachdem Wilhelmines Gatte 1735 die Regierung übernommen hatte, schenkte er ihr das Eremitage-Schloß. Die kreative Markgräfin begann sogleich, die Einsiedelei zu vergrößern, ein weiteres Sommerschloß mit Sonnentempel zu errichten und den Felsenpark Sans-pareil anzulegen. Auch beim Bau des neuen Residenzschlosses in der Stadt machte sie sich später „das Vergnügen, den Plan meines Palastes selbst zu entwerfen“. Für ihren römisch-chinesischen Idealhof ersann sie eigenwillig anspielungsreiche Rauminszenierungen wie zum Beispiel ihr eigenes Spiegelkabinett, für das es kein Vorbild gibt. „Ich liebe alles Spekulative“, kommentierte sie ihre Lust an versteckten Symbolen und Metaphern. Ein ambitioniertes Bauprojekt war auch das Markgräfliche Opernhaus mit dem glockenförmigen Zuschauerraum. Anläßlich der Eröffnung dieses Theaterjuwels vor 250 Jahren erinnert nun eine Ausstellung in Bayreuth an die Bauherrin Wilhelmine und den italienischen Architekten Giuseppe Galli Bibiena. Unter dem Titel „Das vergessene Paradies“ dokumentieren über 300 Bilder, Möbel, Architekturentwürfe und Briefe Bayreuths große markgräfliche Zeit, die bald zu Ende ging, als die Herrschaft 1769 an Ansbach fiel.

Bayreuth verblaßte zur Provinzstadt – das kaum genutzte Opernhaus bot man sogar auf Abbruch zum Verkauf an. Doch war es gerade dieses Theater, das Richard Wagner nach Bayreuth lockte. Der Komponist erkannte zwar rasch, daß er seine aufwendigen Opern dort unmöglich aufführen könnte, dennoch meinte er: „Es wäre ewig schade, zerstörend in diesen alten, stylvollen Bau einzugreifen, an dem die prachtliebenden, alten Zeiten ihren Geschmack erprobten.“

BAYREUTHS MÄZENIN: „Markgräfin Wilhelmine in Pilgertracht“, gemalt von Antoine Pesne, um 1750

Vita (1709-58): Tochter des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I.; 1731 Heirat mit dem Bayreuther Erbprinzen Friedrich; 1754/55 große Frankreich- und Italienreise

Bayreuther Bauprojekte: Eremitage-Schlösser, Markgräfliches Opernhaus, Neues Schloß

ZUR AUSSTELLUNG

Ort: Bayreuth, Neues Schloß und Markgräfliches Opernhaus; 21.4.-27.9., Di-So 10-17 Uhr; weitere Infos unter Tel.: 09 21/7 59 69 75

Katalog: zwei Bände, Prestel Verlag

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