Brennstoffzelle

Abgasfrei um den Globus
Montag, 28.04.2014 | 12:51
Abgasfrei um den Globus
Daimler Beim Fahren stößt ein Brennstoffzellen-Auto keine klimaschädlichen Gase aus.   Doch der Wasserstoff für den Antrieb muss zunächst einmal hergestellt werden– und dabei entsteht Kohlendioxid.
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Nach einer werbewirksamen Welttournee plant Daimler die Serienproduktion von Brennstoffzellen-Autos. Doch ob sie eine Zukunft haben, hängt von der Energie- und Klimabilanz des Wasserstoffs im Tank ab.

Bundeskanzlerin Angela Merkel gab den Startschuss zu einer symbolträchtigen 125-tägigen Fahrt um die Welt – 125 Jahre nachdem Carl Benz sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ zum Patent angemeldet und somit gleichsam das Auto erfunden hatte. Drei B-Klasse-Mercedes F-Cell (für „Fuel Cell“, Brennstoffzelle) bewältigten rund 30 000 Kilometer durch 14 Länder und 4 Kontinente, ständig begleitet von einer Art mobiler Wasserstoff-Tankstelle und einem Kamerateam. Mit dabei war auch der freie Autojournalist Markus Stier, dessen Erlebnisse Interessierte stets brandaktuell in einem Internet-Blog verfolgen konnten. Nebenbei wies Stier als echter Sympathieträger auch die stetig wechselnden mitfahrenden Journalistenkollegen ein. Die konnten sich davon überzeugen, dass die Brennstoffzellen-Prototypen ähnlich leistungsfähig und alltagstauglich sind wie ein normales Auto. Umstellen muss man sich beim Fahren kaum: Auffällig ist allenfalls, dass der Start des Motors von keinerlei Geräusch begleitet ist.

Bei der Ankunft in Stuttgart am 1. Juni 2011 schließlich warteten Dutzende Fotografen, Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche und Hunderte jubelnde Daimler-Mitarbeiter. Eines ist sicher: Die Marketingexperten, Werbestrategen und Pressesprecher des Konzerns hatten sich mächtig und äußerst professionell für den Brennstoffzellen-Antrieb ins Zeug gelegt. Auf der anschließenden Pressekonferenz zeigte sich Daimler-Forschungsvorstand Thomas Weber überzeugt: „Wir stehen vor der zweiten Revolution der Mobilität.“ Er kündigte an, die Serienfertigung von Brennstoffzellen-Fahrzeugen um ein Jahr von 2015 auf 2014 vorzuziehen.

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bdw In 125 Tagen um die Welt: Nach dem Start in Stuttgart durchquerten die motorisierten Pioniere mit Brennstoffzellen-Fahrzeugen Europa, Nordamerika,Australien und Asien

Zetsche hatte für die Medienvertreter noch eine zweite Neuigkeit: Gemeinsam mit dem Unternehmen Linde werde Daimler in Deutschland 20 öffentliche Wasserstoff-Tankstellen aufbauen. Das Informationsmaterial für die Journalisten enthielt eine Broschüre mit dem Titel „B-Klasse F-Cell. Emissionsfrei mit Elektroantrieb und Brennstoffzelle“ und Überschriften wie „Auch wenn Sie fahren, bringen Sie den Umweltschutz voran“ und „Autofahren mit Wasserstoff. Freiheit und Unabhängigkeit“.

Die Zelle fürs grüne Image


Axel Friedrich, freier Verkehrsberater und früherer Abteilungsleiter „Umwelt, Verkehr, Lärm“ im Umweltbundesamt, ist überzeugt, die Beweggründe für das Engagement des Daimler-Konzerns zu kennen: „Es geht darum, sich ein umweltfreundliches Image zu verschaffen.“ Während Toyota mit dem Hybridantrieb und Audi mit dem Aluminium-Leichtbau erfolgreich sind, versuche es Daimler mit dem Brennstoffzellen-Antrieb. „Bekannt ist, dass ein positives Image durch ein Projekt oder Modell auf alle anderen Modelle des jeweiligen Herstellers abfärbt“, sagt Friedrich. Mit anderen Worten: Autos mit herkömmlichem Verbrennungsmotor – selbst die Spritfresser unter ihnen – werden häufiger verkauft, wenn der Hersteller glaubhaft machen kann, dass er sich um Umwelt und Klima bemüht.

Hinzu kommt laut Friedrich noch ein anderer, weniger offensichtlicher Aspekt: Spezielle Agenturen erstellen Öko-Ratings. Darin werden Unternehmen danach eingestuft, wie sie die Umweltbelastungen zu senken versuchen, die von ihren Produkten und Dienstleistungen ausgehen. Die Ergebnisse solcher Öko-Ratings wirken sich beispielsweise auf die Aktienkurse aus. Denn immer mehr Investoren sind davon überzeugt, dass Unternehmen langfristig vor allem dann erfolgreich sind, wenn sie auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit Wert legen. „Selbstverständlich fließt das Engagement für alternative Antriebe in solche Öko-Ratings ein“, sagt Friedrich.

Mit freundlicher Genehmigung von Bild der Wissenschaft 12/2011

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