Geschlechtsreife

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Geschlechtsreife erreicht der Mensch in der frühen Pubertät. Körperlich sind Jungen und Mädchen dann in der Lage, selbst Kinder zu bekommen. Die Geschlechtsreife fokussiert sich auf die körperliche, nicht aber auf seelische Reife.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Geschlechtsreife?

Die Erreichung der Geschlechtsreife äußert sich bei Jungen und Mädchen unterschiedlich und wird meist zwischen dem 11. und 13. Lebensjahr erreicht.

Die Erreichung der Geschlechtsreife äußert sich bei Jungen und Mädchen unterschiedlich und wird meist zwischen dem 11. und 13. Lebensjahr erreicht. In einigen Fällen kann sie früher oder später eintreten.

Beim Jungen ist die Geschlechtsreife erreicht, wenn der erste Samenerguss stattfand. Das geschieht häufig im Schlaf. Bei Mädchen ist für die Erreichung der Geschlechtsreife die erste Regelblutung entscheidend. Danach kann es zwar Monate und Jahre dauern, bis ein regelmäßiger Zyklus erreicht ist, jedoch sind Mädchen ab dann körperlich in der Lage, ein Kind zu bekommen.

Mit Erreichung der Geschlechtsreife sind Jungen und Mädchen lediglich körperlich zur Fortpflanzung in der Lage, über die seelische Reife trifft die körperliche Geschlechtsreife keinerlei Aussage. Auch wäre in den meisten Fällen der Körper eines gerade geschlechtsreif gewordenen Mädchens nicht in der Lage, ohne medizinische Hilfe ein gesundes Kind auszutragen, ohne dass die junge Mutter darunter leiden würde.

Funktion & Aufgabe

Die Geschlechtsreife tritt für unsere heutige Gesellschaft bei Jungen und Mädchen viel zu früh ein, da das Eltern-Werden gesellschaftlich für einen späteren Zeitpunkt strukturiert ist. Biologisch tritt die Geschlechtsreife aber kurz vor dem "richtigen" Zeitpunkt zur Fortpflanzung ein.

Je jünger die Eltern eines Kindes, desto unwahrscheinlicher sind auch angeborene Erkrankungen beim Kind. Diese häufen sich mit zunehmendem Alter von Mutter und Vater. Daher ist es biologisch betrachtet stimmig, dass die Geschlechtsreife beim Menschen knapp vor dem besten Alter zur Fortpflanzung eintritt.

Beim Jungen tritt die Geschlechtsreife recht unspektakulär ein, danach ist er sofort zeugungsfähig. Etwas langfristiger entwickelt sich die Geschlechtsreife beim Mädchen. Nach der Menarche (der ersten Menstruation) brauchen viele Mädchen mehrere Monate, bis ein regelmäßiger Zyklus entsteht. Die Gefahr, schwanger zu werden, ist bei jungen Mädchen zwar immer sehr hoch, allerdings wird sie mit dem regelmäßigen Zyklus auch erst planbar. In dieser Zeit ist es üblich, unter Regelschmerzen zu leiden.

Die Geschlechtsreife steht nicht ausschließlich im Zusammenhang mit der menschlichen Fortpflanzung. Sobald Jungen und Mädchen grundsätzlich zeugungsfähig geworden sind, verändert sich ihr Hormonhaushalt nachhaltig. Beide beginnen, die sekundären Geschlechtsmerkmale stärker auszubilden als noch vor der Geschlechtsreife, dieser Prozess kann aber auch schon kurz vorher angestoßen worden sein.

Mädchen bekommen erkennbare weibliche Brüste und eine weibliche Taille sowie Scham- und Achselbehaarung, auch können sie zu unreiner Haut neigen. Die Schleimhaut der Scheide wird durch den nun einsetzenden Weißfluss feuchter und ermöglicht Geschlechtsverkehr.

Bei Jungen entwickeln sich der Penis und die Hoden weiter, die Körperbehaarung beginnt mit dem Wachstumsprozess und es dauert nicht mehr lang bis zu den ersten Barthaaren. Der Testosteronhaushalt steigt und kann sich nachhaltig auf das Verhalten des Jungen auswirken.


Krankheiten & Beschwerden

Die Erreichung der Geschlechtsreife mit all ihren hormonellen Veränderungen ist eine der größten Hürden, die Teenager in der Pubertät erleben. Bei Jungen kann der erste Samenerguss peinlich sein - vor allem, wenn er wiederholt im Schlaf auftritt.

Mädchen erleben die erste Regelblutung und vor allem die folgenden Blutungen als ungewohnt, Regelschmerzen sind eine normale Erscheinung. Diese bessern sich häufig erst nach Jahren, sind aber u.a. mit entsprechenden pflanzlichen Mitteln oder chemischen Schmerzmitteln gut behandelbar. Auch Übungen zur Öffnung des Beckens und Entspannung der inneren Muskulatur können die Krämpfe gut lindern.

Eine medizinische Komplikation bei Mädchen besteht darin, dass das Hymen bei der ersten Menarche geschlossen ist (teils wird es noch immer als Jungfernhäutchen bezeichnet, obwohl es nur bei wenigen Mädchen zu einem Einreißen durch die Entjungferung kommt). In diesem Fall könnte das Menstruationsblut nicht abfließen und das Häutchen muss durch den Arzt durchtrennt werden. Das ist jedoch nur äußerst selten der Fall, da das Hymen sich bereits in frühen Jahren öffnet und nicht etwa eine geschlossene Haut im Scheideneingang ist.

Schwerwiegend können die hormonellen Veränderungen sein. Während Mädchen damit üblicherweise weniger Schwierigkeiten haben, aber launischer werden, erhöht der steigende Testosteronhaushalt beim Jungen das Aggressionspotenzial. Zwar raufen sich Kinder auch früher, in der Pubertät kann das jedoch nach Erreichung der Geschlechtsreife bei Jungen manchmal problematisch werden.

Durch die vielen hormonellen Entwicklungen vor, während und nach Erreichung der Geschlechtsreife entwickeln Teenager vielfältige weitere kleine Probleme, beispielsweise unreine Haut oder sogar Akne. Je nach Schweregrad kann das behandlungsbedürftig werden, meistens aber lassen sich diese ganz normalen Auswirkungen der Geschlechtsreife gut mit Kosmetik-Artikeln behandeln.

Zu ernsten Problemen durch die Geschlechtsreife kommt es in der Regel nicht. In seltenen Fällen tritt die Geschlechtsreife und somit die Pubertät gar nicht, zu früh oder zu spät ein. Durch Erkrankungen bedingt kann es zur angehaltenen Pubertät kommen, die Geschlechtsreife wird dabei nicht oder nicht vollständig erreicht.

Diese Fälle müssen ärztlich beobachtet werden, damit gegebenenfalls mit hormoneller Behandlung eingegriffen werden kann. Es handelt sich dabei jedoch oft um vorhersehbare Komplikationen, denen rechtzeitig begegnet werden kann, um eine möglichst normale Geschlechtsreife und Pubertät zu ermöglichen.

Quellen

  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013.
  • Lohaus, A., Vierhaus, M., Maass, A.: Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters. Springer, Berlin 2010
  • von Aster, S. et al.: Kinder- und Jugendpsychiatrie: Eine praktische Einführung. Thieme-Verlag. Stuttgart 2008

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