Malabsorptionssyndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einem Malabsorptionssyndrom nimmt der Darm der Patienten bestimmte oder alle Nährstoffe aus der Nahrung nicht mehr hinzureichend in die Blutbahnen auf, sodass ein Nährstoffmangel eintritt. Die Malabsorption kennzeichnet viele angeborene Darmerkrankungen und Unverträglichkeiten gegenüber bestimmter Lebensmittel. Neben diätischen Maßnahmen und einer Behandlung der Grunderkrankung findet beim Malabsorptionssyndrom meist eine Substitution von Nährstoffen mittels Infusion statt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Malabsorptionssyndrom?

Patienten mit Malabsorptionssyndrom zeigen als Leitsymptome vor allem Massenstühle mit einem Stuhlgewicht über 300 Gramm. Häufig treten übelriechende Fettstuhlgänge auf, die auch als Steatorrhoe bezeichnet werden.
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Im Darm werden Nährstoffe aus der Nahrung absorbiert, also in die Blutbahnen aufgenommen. Die Absorbierung ist ein lebenswichtiger Vorgang, der den Körper mit unersetzlichen Substanzen versorgt. Eine gestörte Aufnahme von Nährstoffen aus dem Darm kann daher weitreichende Konsequenzen haben, die sich in vielerlei Weise negativ auf die Gesundheit des Körpers auswirken können.

Absorptionsstörungen im Bereich des Darms werden unter dem Begriff Malabsorptionssyndrom zusammengefasst. Die einzelnen Erkrankungen bilden ein großes Spektrum unterschiedlicher Symptome, die allesamt durch gestörte Substrataufnahme aus dem Darm verursacht werden können. Die so entstehenden Mangelzustände am jeweils unzureichend resorbierten Stoff manifestieren sich in gänzlich unterschiedlichen Krankheitsbildern.

Das Kriterium für die Eingliederung der einzelnen Erkrankungen in die Krankheitsgruppe Malabsorptionssyndrom ist ausschließlich die Ursache. Neben Darmerkrankungen wie Morbus Crohn zählen sämtliche Empfindlichkeitsstörungen mit zu den bekanntesten Malabsorptionssyndromen. Von der Malabsorption ist die Maldigestion zu unterscheiden. Bei diesem Phänomen ist die Spaltung der Nahrungsbestandteile im Magen gestört, was meist durch einen Enzymdefekt oder Enzymmangel bedingt ist.

Ursachen

Malabsorption wird durch einen chronisch krankhaften Zustand des Darms verursacht. Die bereits aufgespaltene und damit vorverdaute Nahrung kann ihre Nährstoffe beim Malabsorptionssyndrom nicht oder nur unzureichend durch die Darmwand in die Lymph- und Blutbahnen abgeben. Das ist zum Beispiel bei zahlreichen angeborenen Erkrankungen der Fall, denen meist eine Mutation bestimmter Darmbausteine zugrunde liegt.

Darüber hinaus können chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie die Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn den Darm auf Dauer schädigen, sodass seine Elemente die Aufgabe der Resorption nicht mehr ohne weiteres erfüllen können. Auch Überempfindlichkeitserkrankungen wie die Zöliakie gehen mit Malabsorptionssyndrom einher.

Dasselbe gilt für Infektionen wie den Morbus Whipple. In bestimmten Fällen kann sich das Syndrom auch aus postoperativen Zuständen entwickeln, so zum Beispiel in Folge einer ausgedehnten Dünndarmentfernung. Alle Erkrankungen mit dem Symptom der Malabsorption werden Malabsorptionssyndrome genannt. Eine ursächliche Unterscheidung findet mit den Untergruppen angeborene und erworbene Malabsorptionssyndrome statt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Patienten mit Malabsorptionssyndrom zeigen als Leitsymptome vor allem Massenstühle mit einem Stuhlgewicht über 300 Gramm. Häufig treten übelriechende Fettstuhlgänge auf, die auch als Steatorrhoe bezeichnet werden. Außerdem leiden die Patienten an Flatulenz und damit einer übermäßigen Gasentwicklung, die sich in Form von Blähungen oder einem schmerzhaften Blähbauch manifestieren kann.

Oft tritt bei Malabsorption eine mehr oder weniger starke Gewichtsabnahme ein. Die Betroffenen entwickeln bestimmte Mangelzustände aufgrund der unzureichend resorbierten Nährstoffe. Typischerweise liegt eine Unterversorgung mit Vitaminen vor. Auch Folsäure und Mineralstoffe wie Kalzium und Eisen können mit der Unterversorgung assoziiert sein.

Dasselbe gilt für Eiweiß und Spurenelemente. Als Folge der Mangelversorgung treten Muskelschwäche sowie Haut- und Schleimhautveränderungen auf. Außerdem leiden die Patienten in den meisten Fällen an einer Anämie, also einer Blutarmut. Alle weiteren Symptome hängen im Einzelfall von der ursächlichen Erkrankung ab.

In der Adipositaschirurgie wird zur Bekämpfung von krankhaftem Übergewicht therapeutisch eine Malabsorption herbeigeführt, indem in chirurgischen Verfahren der Verdauungstrakt manipuliert wird. Auch in diesem Fall entstehen lebenslange Mangelzustände, die ärztlich überwacht und behandelt werden müssen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Den ersten Verdacht auf ein Malabsorptionssyndrom entwickelt der Arzt schon bei der Anamnese. Wenn der Patient zum Beispiel über Gesichtsabnahme klagt, die sich trotz hinzureichender Kalorienzufuhr einstellt, und keine anderweitigen Erkrankungen vorliegen, ist die Malabsorption ein naheliegender Schluss. Die Qualität der Verdauungsprozesse beurteilt der Arzt schließlich, indem er einen Stuhlgang des Patienten anfordert.

Farbe, Festigkeit, Beschaffenheit und Menge des Stuhls können die Verdachtsdiagnose bekräftigen und wichtige Hinweise auf die Erkrankungsursache liefern. Mittels Sonografie, verschiedenen Bluttests und einer Endoskopie lässt sich die Diagnose weiter absichern. Die Prognose hängt von der Art des Malabsorptionssyndroms ab.

Komplikationen

Durch das Malabsorptionssyndrom leiden die Betroffenen an einem reaktiv fettigen und sehr schweren Stuhlgang. Ebenso kommt es zu Blähungen und zu einem aufgeblähten Bauch, sodass die Lebensqualität der Patienten durch diese Beschwerden deutlich eingeschränkt wird. Nicht selten kommt es durch dieses Syndrom auch zu einem Gewichtsverlust und zu einer verringerten Versorgung an Vitaminen und an anderen Mineralstoffen.

Die Unterversorgung wirkt sich sehr negativ auf die Gesundheit des Patienten aus und kann dabei zu verschiedenen Beschwerden und Komplikationen führen. Nicht selten leiden die Betroffenen auch an einer Anämie und damit auch an einer Müdigkeit und an einer Abgeschlagenheit. Die Behandlung des Malabsorptionssyndroms kann relativ einfach mit Hilfe einer geeigneten Diät erfolgen.

Die Betroffenen sind dabei vor allem auf fettarme Mahlzeiten angewiesen. Damit können die meisten Beschwerden relativ gut eingeschränkt werden. Komplikationen treten dabei in den meisten Fällen nicht auf. Sollte es zu einer Unterversorgung mit Spurenelementen kommen, so muss diese Unterversorgung ausgeglichen werden.

Dabei werden verschiedene Ergänzungsmittel verwendet. In vielen Fällen sind die Betroffenen ihr gesamtes Leben lang auf die Ergänzungsmittel angewiesen. Die Lebenserwartung wird bei einer richtigen Behandlung allerdings nicht eingeschränkt oder verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Menschen, die unter Unverträglichkeiten verschiedener Lebensmittel leiden, sollten eine ärztliche Untersuchung vornehmen lassen. Nimmt die Anzahl der Nahrungsmittel zu, bei denen Beschwerden unmittelbar nach deren Zufuhr auftreten, ist die Rücksprache mit einem Arzt erforderlich. Kommt es zu Blähungen, Störungen der Verdauung oder einem Fettstuhl, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Schmerzen im Bauch, ein Völlegefühl und eine Zunahme des Bauchumfangs sind von einem Arzt abklären zu lassen. Sinkt das gewohnte Leistungsniveau, stellt sich ein Abbau der Muskelstärke ein oder zeigen sich Anzeichen einer Mangelerscheinung, wird ein Arzt benötigt. Eine nicht nachvollziehbare Gewichtsabnahme und eine Blässe der Haut sind weitere Hinweise auf eine vorliegende gesundheitliche Beeinträchtigung.

Ein Arztbesuch ist anzuraten, damit eine Diagnosestellung erfolgen kann und ein Behandlungsplan erstellt wird. Veränderungen des Hautbildes sowie Auffälligkeiten der Schleimhäute im Mund oder Rachen sind einem Arzt vorzustellen. Kalte Hände und Füße sind oft Anzeichen einer Durchblutungsstörung oder einer vorliegenden Blutarmut. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn über eine längere Zeit keine Verbesserung der Wärmeregulierung des Organismus stattfindet. Stellen sich Schlafstörungen ein oder kommt es zu Besonderheiten des Verhaltens, benötigt der Betroffene Hilfe. Bei einem Rückzug aus dem sozialen Leben oder bei Stimmungsschwankungen ist daher ein Arztbesuch zu empfehlen.

Behandlung & Therapie

Ein wichtiger Punkt bei der Behandlung von Malabsorptionssyndromen ist die Ernährung. Der Patient muss seine Ernährung an die Ursache der zugrundeliegenden Erkrankung anpassen. Bei Unverträglichkeiten verzichtet er fortan beispielsweise auf die unverträgliche Nahrung.

Da fettarmes Fleisch wie Huhn, gedünstetes Obst und vierlei gegartes Gemüse besonders leicht verdaulich sind, stehen diese Lebensmittel in vielen Fällen auf dem Speiseplan der Betroffenen. Sekundär durch diätische Maßnahmen eintretende Mangelerscheinungen müssen weitestgehend ausgeschlossen werden. Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts wird in der Medizin in der Regel mittels Infusionen begegnet.

Durch die direkte Gabe in die Blutbahnen wird der Darm umgangen und ein bestehender Mangel an bestimmten Stoffen kann ausgeglichen werden. Vitaminmangel, Mineralstoffmangel und Spurenelementmangel kann außerdem mit Injektionen begegnet werden. Neben dieser symptomatischen Behandlung findet, soweit wie möglich, eine Therapie der Grunderkrankung statt.

Bei verbliebener Absorptionsfähigkeit des Darms kann auch eine Nahrungsergänzung bereits zum Ausgleich von Nährstoffmangel führen. Eine Substitution durch Nahrungsergänzung findet zum Beispiel im Fall von Adipositas-Patienten statt, bei denen die Malabsorption bewusst herbeigeführt wurde. Abhängig von der Grunderkrankung kann die Substitutionspflicht ein Leben lang bestehen bleiben.


Aussicht & Prognose

Für das Malabsorptionssyndrom gibt es keine einheitliche Prognose. Es handelt sich um eine Vielzahl von teils angeborenen, teils erworbenen Darmerkrankungen. Diese sind durch unterschiedlich bedingte und unterschiedlich gravierende Aufnahmestörungen für bestimmte Nährstoffe gekennzeichnet.

Malabsorptionssyndrome stellen insofern eine Bedrohung für die allgemeine Gesundheit dar. In einigen Fällen kann der Patient die nicht resorbierten Nährstoffe über Infusionen oder Tabletten erhalten. In manchen Fällen kann eine spezielle Diät oder eine auf die Malabsorption abgestimmte Therapie helfen. Vor allem aber muss erst einmal festgestellt werden, welche Form des Malabsorptionssyndroms überhaupt vorliegt. Ohne diese ist eine Prognose nicht möglich.

Je nachdem, ob Mikro- oder Makronährstoffe von der Absorptionsstörung betroffen sind, hat der Patient eine unterschiedlich hohe Lebensqualität. Das Malabsorptionssyndrom kann nur einen Nährstoff betreffen, wie bei der perniziösen Anämie. Der Organismus kann aber auch durch die mangelhafte Aufnahme aller Nährstoffe in eine gefährliche Schieflage geraten, wie bei der Zöliakie.

Die Prognose für ein Malabsorptionssyndrom hängt davon ab, wie gravierend die Störung ist, wie früh sie erkannt wird und welche Folgen sie für den Organismus hat. In vielen Fällen ist die Prognose dank ausreichender Behandlungsmöglichkeiten recht gut. Eine der Ausnahmen ist beispielsweise bei einem angeborenen oder operativ bedingten Kurzdarm-Syndrom gegeben, wo große Teile des Dünndarms fehlen.

Vorbeugung

Einer Malabsorption im Rahmen von erblichen Erkrankungen lässt sich aktiv nicht vorbeugen.

Nachsorge

Die Nachsorge von Magen-Darm-Erkrankungen wie dem Malabsorptionssyndrom richtet sich vor allem nach der Schwere der Erkrankung. Dies sollte der Patient individuell mit seinem behandelndem Arzt entscheiden. Durch das Malabsorptionssyndrom kann der Betroffene an verschiedenen Komplikationen leiden. Diese hängen jedoch sehr stark von der genauen Ausprägung des Syndroms ab, sodass eine allgemeine Voraussage über den weiteren Verlauf dabei nicht erfolgen kann. Die meisten Patienten leiden dabei an einem fettigen Stuhlgang.

Dabei treten Blähungen, Verstopfungen und ebenso Durchfälle auf. Viele Patienten reagieren auf den Ausnahmezustand mit depressiven Erscheinungen oder an anderen psychischen Verstimmungen. Ein Teil der Nachsorge konzentriert sich daher auf die Wiederherstellung der emotionalen Stabilität und einen sicheren Umgang mit der Situation. Sollten durch das Malabsorptionssyndrom eine Gewichtsabnahme eintreten, die mit Mangelerscheinungen einhergehen kann, sollte mit dem Arzt besprochen werden, inwieweit eine Substitution in der Ernährung vorgenommen werden sollte. Jeder Patient sollte zudem mit seinem Hausarzt besprechen, ob auf eine generelle Ernährungsumstellung angebracht ist.

Viele Betroffene leiden nicht selten an Minderwertigkeitskomplexen oder an einem deutlich verringerten Selbstwertgefühl und trauen sich mit den Beschwerden nicht, einen Arzt aufzusuchen. Treten die Beschwerden dauerhaft auf, so kann das Syndrom die inneren Organe beschädigen. Diese Schäden sich häufig irreparabel, sodass es sogar zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten kommen kann.

Das können Sie selbst tun

Das Malabsorptionssyndrom ist ein Sammelbegriff, der viele unterschiedliche Magen-Darm-Störungen umfasst. Daher richten sich die Maßnahmen, die der Patient selber durchführen kann, nach der jeweiligen Ursache. Allerdings ist auch zu beachten, dass viele Malabsorptionsstörungen nur durch einen Arzt behandelt werden können.

Zunächst ist es notwendig, die zugrunde liegende Erkrankung diagnostizieren zu lassen. Mögliche Ursachen sind unter anderem Zöliakie, Fruktoseintoleranz, Laktoseintoleranz, Leber- und Gallenerkrankungen, chronische Darmentzündungen (Morbus Crohn), chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Magenerkrankungen. Bei Zöliakie muss sich der Patient ein Leben lang glutenfrei ernähren. Auch bei einer Fruktoseintoleranz sollte der Speiseplan angepasst werden. Da hier die persönliche verträgliche Dosis an Fruktose unterschiedlich ist, kann der Betroffene nach einer fruktose- und ballaststoffarmen Diät selber austesten, wie viel Obst er noch verträgt. Auf süße Getränke und Zucker sollte jedoch verzichtet werden. Bei Laktoseintoleranz können die Magen-Darm-Störungen durch eine laktosearme Diät verringert werden. Leber- und Gallenerkrankungen erfordern oft die Umstellung auf eine fettarme Ernährung.

Wenn jedoch eine Leberzirrhose besteht, muss die Ernährung zusätzlich auch eiweißarm sein. Den Patienten mit chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung wird dringend empfohlen, auf Rauchen und Alkohol zu verzichten. Es sollten mehrere kleine Mahlzeiten eingenommen werden, die ausreichend Kalorien, Vitamine und Nährstoffe enthalten. Bei Magenerkrankungen kann der Patient auch ausprobieren, was er verträgt. Auf jeden Fall sollte auf scharfe Speisen, Alkohol oder Koffein verzichtet werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012

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