Die Quadratvolte- Effektive Geheimwaffe

27.04.2020

Als ich den letzten Beitrag Rückblick verfasst habe, habe ich große Lust bekommen wieder mal mit Dualgassen zu arbeiten. Nachdem meine eigengebauten Gassen hinüber sind nütze ich Stangen stattdessen. Auch das funktioniert und spart oben drein das Fitnessstudio für den Pferdebesitzer. Stangenschleppen trainiert die Muskulatur und das engere am Pferd mitgehen anfangs die Kondition! Somit durchaus momentan eine Win- Win - Situation könnte man sagen.

Wundermittel Quadratvolte

Ich habe mir explizit die Quadratvolte herausgenommen. Diese wird meistens für die Equikinetik genutzt. Erfinder davon ist Michael Geitner. Ja das ist das Training mit den Blau- Gelben Balken am Boden, das man sicher schon mal auf irgendeiner Pferdemesse gesehen hat. Da gibts mehrere Varianten und Aufbaumöglichkeiten. Je nachdem was man trainieren will. Der Aufbau Quadratvolte wird hauptsächlich in Zusammenhang mit der Equikentik genutzt, das ist sozusagen Intervalltraining und gerade zum Muskelaufbau für junge Pferde oder für Pferde nach Verletzungspausen recht gut geeignet. Im Internet gibt es dazu sehr viele Informationen und Anleitungen. Ich gebe euch den Rat da einfach mal hineinzuschnuppern wenn euch das interessiert. Das bringt echt was!

Was ist die Quadratvolte von Geitner?

Meine Zeichenkünste sind nicht die besten aber so ist am anschaulichsten
Meine Zeichenkünste sind nicht die besten aber so ist am anschaulichsten


Mit 8 Dualgassen oder Stangen oder Softborder oder Pylonen wird ein Quadrat ausgelegt. An jeder Seite des Quadrates werden 2 Gassen oder Stangen mit einem Abstand von ca. 1m gelegt, sodass das Pferd durch die dadurch entstehende Stangengasse oder eben Dualgasse durchläuft. Der Durchmesser von Hufschlag zu Hufschlag sollte ca. 8 m betragen. Ich muss ehrlich sein, ich messe das nicht aus. Ich lege nach Gefühl auf. Macht man diese Übung ein paar Mal kriegt man schnell ein Gefühl dafür. Das Pferd soll jetzt durch alle diese 4 Gassen laufen. Also geradeaus durch die Gasse, dann Kurve und wieder geradeaus durch die Gasse, usw. Anfangs ist es ratsam keine Stangen zu nehmen da die Pferde noch nicht genug Balance haben weil sie schnell mal auf die Stangen drauftreten und diese wegrollen. Zum Ausprobieren dieser Trainingsmethode nur im Schritt kann man allerdings sehr wohl das eine oder andere Mal anfangs auf Stangen zurückgreifen. Man muss nicht gleich die sauteure Ausrüstung kaufen wenn man nicht mal weiß ob einem das Training mit den blau gelben Gassen liegt. Wenn die Pferde fortgeschritten sind gehts mit Stangen auch gut.

Was bringt es?

Nach der Einheit bleibt eine Kreisspur
Nach der Einheit bleibt eine Kreisspur

Richtig gemacht enorm viel. Es verbessert das Laufen auf der Kreislinie. Ja, richtig gehört! Das Quadrat verbessert den Kreis. Baut man nach der Einheit ab bleibt die Hufspur eines gleichmässigen Kreises über! 


Das macht diese Übung so effektiv. Beim normalen Longieren schummelt sich Laser gerne mal etwas durch. Da wird über die Schulter weggedriftet, oder auf die innere Schulter hereingefallen usw. Das geht bei der Quadratvolte nicht, da muss sie ständig den Widerrist heben, sie wird also gezwungen hinten innen unterzutreten um Last aufzunehmen um die Biegungen hin zu bekommen, damit sie wieder in die Gasse einfädeln kann. In der Gasse muss sie sich wieder gerade richten, sie kann sozusagen nicht mit der Schulter nach innen fallen oder nach außen driften. Natürlich laufen die Pferde anfangs nicht in perfekter Haltung durch die Quadratvolte. Gerade junge oder unausgebildete Pferde tun sich die ersten paar Male sehr schwer. Deswegen ist die Equikinetik ein Intervalltraining wo man im Schritt beginnt und 60 Sekunden lang, das Pferd in möglichst richtiger Haltung durch die Gassen dirigiert. Dabei geht man die ersten Male sehr nah am Pferd und unterstützt es mit der Hilfengebung. In den Gassen soll das Pferd sich selber ausrichten, da gilts nicht zu viel rumzuzuppeln, nach den Gassen in der Biegung fordern wir über die Hilfegebung am Kappzaum Stellung und Biegung. Ja man braucht einen Kappzaum für das Ganze sonst macht es keinen Sinn. Nach den 60 Sekunden gibts 30- 45 Sekunden Pause und dann Handwechsel und das ganze auf der anderen Hand. Dieses Spiel macht man anfangs vielleicht 3-4 mal auf jeder Hand. Das reicht. Man steigert dann nach und nach die Zeit die man auf der Hand gehen lässt und kann dann auch anfangen den Trab dazuzunehmen. Junge oder unausgebildete Pferde tun sich dabei anfangs richtig schwer. Ihr werdet aber schnell merken, dass die Pferde sich wirklich in den Gassen versuchen geradezurichten bzw aufzurichten. Sind sie nach den Gassen schief gelaufen nutzen sie die Begrenzung der Gassen wieder um sich zu sortieren. Anfangs werden sie über ein hohes Tempo versuchen sich dem Ganzen zu entziehen oder gar nicht recht ins Traben kommen. Sie haben einfach noch keine Kraft und Balance. Mit der Zeit bekommen sie Kraft und Balance also nicht verzweifeln wenn es am Anfang im Trab nicht klappen mag. Das dauert etwas. Nicht zu viel verlangen. Lieber kurze Reprisen im Trab. Nicht schimpfen wenn die Gassen oder Pylonen durch die Gegend geschossen werden. Können sich die Pferde ausbalancieren geht es im Trab auch wieder um die korrekte Haltung. Stellung und Biegung verlangen, wichtig ist ein gleichmässiger Takt und die Losgelassenheit. Der Rücken soll zum Schwingen kommen, das Pferd soll später in Dehnungshaltung laufen können

Gleichzeitig fotografieren und Dualgassen arbeiten geht nicht vernünftig
Gleichzeitig fotografieren und Dualgassen arbeiten geht nicht vernünftig

Weg von der klassischen Equikinektik- Quadratvolte für den Eigenzweck nutzen

Ich arbeite mittlerweile sogar im Galopp in der Quadratvolte. Das ist was, was Geitner glaube ich nicht so wirklich lehrt. Bei der klassischen Equikinetik gehts nur bis zum Trab. Der Galopp in der Quadratvolte ist noch schwieriger als der Trab. Er ist sicher nur was für Fortgeschrittene. Die Pferde müssen dabei schon ein Stück weit ausgebildet sein. Ich hätte es eigentlich auch nicht für möglich gehalten dass Laser es schafft in der Quadratvolte zu galoppieren bis sie es mir vor 2 Wochen von alleine angeboten hat. Wir schaffen ca. 2 - 3 Runden derzeit auf beiden Händen. Ich habe den Galopp von ihr einfach angenommen. Damit kommen wieder neue Perspektiven in Sicht die ich vorher nicht auf dem Schirm hatte. Ich denke nämlich, dass die Quadratvolte uns im Galopp ein Stück weit weiterhelfen wird, weil sie genau dass was Laser noch fehlt bringt. Nämlich, dass sie mehr bergauf springen muss damit der Widerrist freier ist, dass sie die Kreislinie gleichmässig halten kann und es gibt kein seitliches Ausweichen mit der Hinter - oder Vorderhand. Es muss gerade galoppiert werden!

Auch Übergänge lasse ich Laser derzeit in der Quadratvolte machen. Schritt- Trab- Schritt; Trab- Galopp- Trab. Oder mal etwas Tritte verlängern im Trab so gut es geht. Das bringt mehr Geschmeidigkeit und Rückentätigkeit weil auch die Übergänge in Stellung und etwas Biegung gemacht werden müssen. Macht man den Übergang genau in der Gasse muss das innere Hinterbein mehr Last aufnehmen. Somit ist die Quadratvolte in vielen Punkten genau das was wir derzeit brauchen. Ergänzend zur Arbeit im Sattel wird sie uns daher in den nächsten Wochen wieder vermehrt begleiten. Es ist auch ein Training für Tage an denen man nicht soviel Zeit hat weil man eigentlich eher kurz aber intensiv arbeitet. Länger wie eine halbe Stunde dauert bei mir eine Dualgasseneinheit nicht.

Die Eigenkreationen sind das Salz in der Suppe. Man begibt sich anfangs auf einen Weg und hält sich an die Vorgaben des Erfinders. In dem Fall ist es Michael Geitner. Der hat mit dieser Übung wirklich was Tolles und sehr Hilfreiches geschaffen. Eigenständiges Pferdetraining beginnt bei mir mit Eigenkreationen. Sprich ich nutze die Quadratvolte für meine eigenen Zwecke und verbessere durch Übergänge und Galopp und wer weiß was mir noch einfällt in nächster Zeit die Dinge gezielt an denen es bei uns noch happert. Natürlich muss zuerst mal die Basis funktionieren. Sprich das Pferd muss im Schritt und Trab erstmal richtig durch die Gassen laufen können bevor ich daran denke weitere Schritte zu gehen. Trotzdem kann so ein Tool auch in höheren Ausbildungsständen, wo man eigentlich glaubt man hätte es durch, wieder sinnvoll werden. Man muss nur genug Kreativität haben und das Ganze dann abwandeln. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und gerade jetzt in Zeiten von Corona mit Homeoffice ohne Möglichkeiten viele anderen Dinge zu machen bin ich durchaus kreativer was das Training anbelangt.