Mit der Vespa auf Landstraßen durch Deutschland

Gesehen und fotografiert in Ansbach

11. Tag, von Hof über Leipzig nach Berlin

Diese Tour war ca. 350 km lang, aber von einer netten Pause bei Antonia in Leipzig unterbrochen, die vor kurzem ihr Studium beendet hat und am 1.8. dort ihre erste Stelle antritt. Wir waren zusammen Mittagessen und ich hatte ein tolles Model:

Auf dem Rest der Strecke habe ich keine Fotos mehr gemacht, vor Saarmund gab es eine Sperrung, die mein Navi, J.J. und mich komplett überfordert hat, so dass ich dann doch bei Michendorf auf die Autobahn gefahren bin, mich hinter einen LKW geklemmt habe und dann über die B 101 nach Hause kam. Nun bin ich wieder da, zwei hungrige Katzen haben mich angefallen und das Abenteuer ist zu Ende. Am Samstag geht es wieder on the road, dann treffe ich mich mit Katha in Bussum!

10. Tag, von Freising nach Hof

Wegen des vorhergesagten ganztägigen Regens am Mittwoch bin ich am Montag richtig weit gefahren, um am Dienstag dann den Rest der Strecke nach Berlin zu bewältigen. Es war einigermaßen anstrengend, aber wieder sehr schön.

Zwischendurch habe ich einen Stopp in Amberg eingelegt, das mich sehr beeindruckt hat.

Auf dem Weg weiter nach Hof brauchte ich, wie so häufig bei dem winzigen Tank, eine Auffüllstation für selbigen. Das Handy-Navi brachte zu mich dieser charmanten Tankstelle, die ein bisschen wirkt wie aus der Zeit gefallen:

Eine andere Perle, die ich irrtümlich für Neumarkt in der Oberpfalz hielt, fand sich zufällig auf dem Weg, vielleicht weiß ja jemand, wie dieses Örtchen heißt. Besagtes Neumarkt kam erst 20 km später.

Die Motivation, nach Hof zu fahren, kann nur pragmatischer Natur sein, ansonsten leben sicher nette Menschen dort, für die es sich lohnt, einen Stopp einzulegen…

9. Tag, Schwabmünchen nach Freising

Heute bin ich nach Freising gefahren, landschaftlich war es ein echter Traum; Bayern nervt häufig, ist aber zum Teil einfach wunderschön:

In Freising ist die Welt soweit noch in Ordnung.
Bären?

Auf dem Weg nach Freising habe ich einen kurzen Abstecher nach Dachau unternommen. Dort habe ich das erste halbe Jahr meines Lebens verbracht. Der Ort ist in der deutschen Geschichte schwer belastet und war bisher immer ambivalent in der ganz persönlichen Biographie.

An der Kunsthalle in Dachau
Ohne Kommentar

8. Tag, Ausflug zu Sirkit und Andreas

Heute bin ich nach Herbrechtingen (nein, es ist keine nennenswerte Bildungslücke, diese Perle der Schwäbischen Alb nicht zu kennen) gefahren und habe nach ca. neun Jahren und zum vierten Mal im Erwachsenenleben meine Cousine Sirkit, ihren Mann Andreas und Tochter Ida besucht. Es wurde ein supernetter Nachmittag mit Gesprächen über Familie, Familiengeschichte und alles, was sonst in der Welt wichtig ist. Sie hat mir Fotos inkl. Negative (!) von dieser Familienseite zur Verfügung gestellt, das ist erstens unglaublich nett und zweitens ein schöner Anlass für einen weiteren Besuch. Nach einem leckeren Mittagessen sind wir zur ehemaligen Eselsburg, einem Naturpark, Naherholungsgebiet und Standort für einen Biohof inkl. Hofladen gefahren und dort herumspaziert. Hier ein paar Eindrücke:

7. Tag, von Ansbach nach Schwabmünchen

Heute ging es weiter, eigentlich wollte ich gerne nach Laupheim, um sämtliche dort vorhandenen Mühlen zu fotografieren und dann meine Cousine zu fragen, welche die unserer Urgroßeltern war (Josef und Theresia hießen sie, katholischer geht es kaum). Da ich nur Landstraßen fahren möchte, ist es ohne Navi, auf das man ständig schauen kann, wirklich schwer, sich zu orientieren. Und das Wetter wirkte bedrohlich … kurz und gut, ich übernachte jetzt in Schwabmünchen, Regierungsbezirk Schwaben in Bayern, und werde wohl morgen ein Auto leihen, um durch den angekündigten schweren Regen zu Sirkit zu fahren. J.J. kriegt also einen Tag frei. Am Sonntag soll es dann wieder in Richtung Norden gehen. Schwabmünchen lohnt sich bildtechnisch nicht, hier nur ein paar Eindrücke von der Fahrt, die unter anderem durch das wirklich schöne Neudorf an der Donau führte.

6. Tag, eine erzwungene Pause in Ansbach

Wegen einer Infektion war die Weiterfahrt heute leider nicht möglich, so dass ich noch einen Tag in diesem schönen Hotel und in der Stadt bleiben musste. Die Kraft reichte für einen kleinen Spaziergang durch die Innenstadt und eine Besichtigung der Residenz des Markgrafen Alexander von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth.

Auf dem Stadtspaziergang ergaben sich noch schöne Menschenbilder, die beiden Damen hatten sich gerade kennengelernt und boten ein so nettes Bild, dass ich mich einfach aufgedrängt habe für ein Foto.

Die rechte Dame, eine Sozialpädagogin und Musiktherapeutin, konnte mir sehr viel über Ansbach und die Kunstgeschichte erzählen.
Mit Photoshop übe ich noch … der Besitzer der Hand wollte nicht im Blog erkennbar sein, deswegen habe ich alles andere retuschiert. Hund und Herrchen guckten so freundlich, dass sie einfach verewigt werden sollten!

5. Tag, von Bamberg leider nur bis Ansbach

Wegen aufkommenden Regens habe ich es heute nur bis Ansbach geschafft, die Fahrt soll Urlaub sein und Spaß bringen! Die spontane Suche nach einer Unterkunft kann auch mal etwas teurer ausfallen, aber für das Geld wird auch etwas geboten, ein toller Blick und eine Art kleines Apartment mitten in der kleinen Innenstadt.

Die Tour hierher war so, wie Lieschen Müller sich entspanntes Rollerfahren vorstellt, die perfekte Temperatur, perfekte Landstraßen und wenig Verkehr. Diese schönen Eindrücke sollen jetzt nicht durch eine weitere Regenfahrt verblassen.

Erstaunlich ist auch, wie menschenleer die Landstraßen sind, es rollert sich so dahin von Dorf zu Dorf und die Leute scheinen leider alle wunderbar ohne Milchkaffee (oder auch Kaffee im Kännchen oder jeder anderen Form) auszukommen, da hilft natürlich nur eine:

Vielleicht plant sie schon ihren Ausstieg, hier in the middle of nowhere hätte sie ein gutes Versteck! Ein anderer, über dessen Verschwinden wohl die ganze Welt glücklich wäre, scheint hier auch einen Plan B zu verfolgen:
Schön wäre es nicht, aber hier, kurz vor Neustadt an der Aisch, wäre er sicher besser aufgehoben als im Weißen Haus. Beide Namen fanden sich auf dem gleichen NORMA-Parkplatz.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben: ausgestorbene Hotels in der Hauptferienzeit finden sich nicht nur in Thüringen!

Abseits des Hauptweges finden sich einige Perlen, wie zum Beispiel dieses Örtchen, dessen Namen ich leider schon wieder vergessen habe:

Fluch oder Segen?

4. Tag, von Gotha nach Bamberg

Zwischenstop in Coburg, an der Veste, die gleich besichtigt wird, und ein Zwischenfazit:

1. Die Milchkaffeeversorgung in Sachsen-Anhalt und Thüringen spottet jeder Beschreibung.

2. und nicht ganz so komisch gemeint: Landschaftlich war die Fahrt ein Traum, die Städte und Dörfer jedoch auf traurige Weise unbelebt; wo Hotel oder Café drauf steht, muss selbiges noch lange nicht drin oder gar geöffnet sein:

Wieder ein Adler, wieder alles zu. Und das in bester Urlaubs- und dazu noch Coronazeit, in der die Menschen vermehrt im Lande bleiben.
Dieses Bild eines verwitterten Plakates beschreibt die Situation sehr schön.

3. Für echte Biker mag der Harz ein Traum sein, für J.J. und mich ist das bergige Fahren ausgesprochen anstrengend und zum Teil beängstigend.

4. Wer kein fotografisches Elefantengedächtnis für Karten hat, braucht auf jeden Fall! einen Halter für das Navi bzw. Smartphone an der Vespa!

5. Vespafahren ist wie Zelten oder Skaten: Das richtige Gelände ist wichtig und es gibt nur wenige Wetterzustände, die passend sind. Kalt wird beim Fahren noch viel kälter, heiß ist aber auch doof, wird heißer und insb. der Helm ist dann sehr unangenehm, Wind ist anstrengend und Regen indiskutabel eklig.

Die Fahrt war heute zweigeteilt: Im Thüringer Wald war es mal wieder wunderschön, bergig und kurvig, leider waren die Straßen selbst für Berliner Verhältnisse in einem sehr schlechten Zustand, was das Fahren sehr anstrengend machte. Der Wald ist sehr nadelholzhaltig und dadurch entsprechend dunkel. Zwischendurch ergeben sich aber fantastische Ausblicke.

Der zweite Teil der Strecke war dann klasse, weniger Wald bedeutet auch mehr Sonne und Wärme, die Kurven wurden länger, die Steigungen deutlich geringer – allerdings besserte sich entgegen meiner Erwartungen die Milchkaffeesituation zunächst in keiner Weise! In Coburg wurde es das erste Mal deutlich angenehmer, allerdings nur in der Innenstadt, nicht auf der sehenswerten Burg Veste. In Bamberg angekommen wurde ich aber entschädigt, hier gibt es, bis auf offene Geschäfte nach 18.00 Uhr, vieles, was frau sich auf Reisen wünscht, neben einer beeindruckenden Altstadt inkl. Dom.

Kirche in Coburg nahe der Veste

Auf der Strecke fiel mir noch ein entzückendes Dorf auf, in das ich einen kurzen Abstecher gemacht habe, Selbach.

Das Stadttor, das direkt auf die Landstraße führt, die ich entlanggefahren bin.
Diese beiden Herren saßen so dekorativ im Kern des Miniortes, der rechte der beiden war auf seinem ersten Ausflug aus dem Pflegeheim.
Man beachte ganz links das Haus mit weißer Verkleidung, mal eine andere Färbung des sog. Schwarzen Schafes.

Bamberg wirkt zwar winzig, aber sehr sehenswert; Dom, Altes Rathaus und die Residenz konnte ich zumindest von außen noch bewundern.
Auch die Altstadt ist sehr charmant, Milchkaffee und anderes an allen Ecken und viel Leben, was sicher auch mit der Universität vor Ort zu tun hat.

Das spart mir eine gründlichere Recherche.
Das alte Rathaus
Immer noch …
Die Residenz; man sieht, mit welchen Problemen die Architekten zu kämpfen hatten.
Kunst am Bau I
Kunst am Bau II
Kunst am Bau III

Mal sehen, wie weit ich es morgen schaffe, es gibt eine Deadline, am 11.7. möchte ich bei meiner Cousine in Herbrechtingen (niemand muss diese Perle in der Nähe der Oberschwäbischen Barockstraße kennen) aufschlagen.

Tag 1, Start, von Berlin nach Dessau

Die allgemein bekannte Situation macht Auslands- und insbesondere Fernreise fast unmöglich, so habe ich meinen alten Traum verwirklicht, mit der Vespa von Norden nach Süden durch Deutschland zu fahren. Unter massiver Assistenz von Katharina und Micha, die bei der Gepäckkontrolle die Menge und Verteilung bemäkelten, wurde die Vespa bepackt und die Gepäckstücke ausführlich gesichert.

Dieses Foto entstand an der Tankstelle, wie unschwer zu erkennen ist, und hier zeigte sich auch ein vorher nicht bedachter Umstand:

Der Tank ist unter der Bank und sehr klein, auf der Bank das größte Gepäckstück, Benzin auffüllen wird zum Abenteuer.

Karten nicht lesen zu können hat auch Vorteile; wäre ich stur nach Plan gefahren, hätte ich die sehr lauschige Elbfähre von Coswig nach Wörlitz nicht kennengelernt.

Von Wörlitz aus

ging es weiter nach Dessau.

Morgen mehr zum Thema Bauhaus.

2. Tag, von Dessau nach Quedlinburg

Nachdem ich mit großer Begeisterung das Bauhausmuseum angeschaut habe …

… bin ich noch zum eigentlichen Bauhaus gefahren, hier der Beweis. Habe die Meisterhäuser angeschaut

und mich dann auf den Weg nach Quedlinburg gemacht. Nun bin ich sowieso ein echtes Geschwindigkeitesweichei, die Vespa kann doppelt so schnell fahren wie ich es wage, aber heute waren es auch harte Bedingungen: Der Wind war so stark, dass ich manchmal Schwierigkeiten hatte, auf der Straße zu bleiben. Nun ist so ein Roller ja auch nicht wirklich windschnittig. Und wieder bin ich einen gänzlichen anderen Weg gefahren als geplant, er war aber wunderschön, L63, L70 und L66.

Ist halt ländlich …
Schön, aber genauso öde wie es aussieht.
Sonnenblumenfelder

Quedlinburg ist nach wie vor richtig schön, es sind kaum Touristen da, in der Innenstadt ist ein bisschen was los, shoppen ginge auch, wenn nicht grade Sonntag wäre.

Das Hotel liegt direkt in der Innenstadt, alles ist zu Fuß hervorragend erreichbar.
Das Rathaus,
das Schloss inkl. fantastischem Ausblick,
wunderschönen Gärten
und der richtig netten Innenstadt.
Eine wirklich stilvoll genutzte Ruine. Wer findet den Hund?

Morgen geht es weiter zum Kyffhäuser (den Namen fand ich schon immer spannend) und dann nach Gotha. Hauptsache, die Vespa hält durch!

3. Tag, von Quedlinburg nach Gotha

Heute war ein richtiger Sch … tag; immer wieder Schauer, weiterhin starker Wind, in den Höhen des Harzes war es verdammt kalt, eine kleine Herausforderung für mich und die Vespa, die inzwischen liebevoll in Jolly Jumper umgetauft wurde, im Gedenken an bessere Kinderzeiten.

Hier steht J.J. (Jolly Jumper) alleine vor der Pension, ein bisschen Wild-West-Gefühl stellt sich ein …

Noch ein bisschen unheimlicher war es am Abend vorher auf der Terrasse, wie man sieht, ein nettes Hotel. Allerdings wurde der Fehler, dass über 20 € zuviel für mein Zimmer berechnet wurden, mir zugeschrieben, und ich hatte das Gefühl, mich für das Verrechnen des Angestellten entschuldigen zu müssen.

Die supernette Servicekraft im Frühstückscafé hat mich emotional für vieles entschädigt.

Komisch, dass ich mich mit dieser Aussage identifiziert habe …

Auf dem Weg nach Gotha bin ich mit vielen touristischen Highlights konfrontiert worden ,

habe tolle Landschaften entdecken und

mich als echter Fischkopp beweisen dürfen. Bergig-kurvige Strecken sind nicht wirklich geeignet für mich und J.J.

Ich scheine doch zumindest ein bisschen von Utes Mut geerbt zu haben: Sie ist mit noch weniger Kartenlesekompetenz und quasi nicht existentem Orientierungssinn aufgebrochen und alleine durch ganz Europa gefahren, es gab keine Navigationshilfen und sie fuhr ein furchterregendes Gespann aus großem Auto und Anhänger, das sie in keiner Weise rangieren konnte. Dagegen ist es eigentlich harmlos, mit besch … Orientierungssinn und einer nicht vorhandenen Kartenlesefähigkeit mit einer übersichtlich beladenen Vespa zu starten.

Gotha wirkt zunächst lebendig, ist jedoch von Baustellen und anscheinend anderen administrativen Feinheiten lahmgelegt und deswegen ähnlich ausgestorben wie das Umland.

Eigentlich möchte ich gar nicht tot sein, geschweige denn in entsprechendem Zustand über irgendeinem Zaun hängen, besonders unangenehm wäre mir dieser Zustand jedoch im süd-östlichen Harz;

Soweit zu der heimeligen Kreisstadt Gotha.