Entworfen wurde das Baby Doll von der amerikanischen Unterwäschedesignerin Sylvia Pedlar als Antwort auf die vorherrschende Stoffknappheit während des 2. Weltkrieges. Trotz der allgemeinen Bezeichnung “Baby Doll”, hat sich die Designerin zu Lebzeiten gegen die Verwendung dieses Begriffes für ihren Entwurf ausgesprochen. Bekanntheit erlangte das Babydoll Lingerie aufgrund eines gleichnamigen, zu seiner Zeit kontroversen Filmes aus dem Jahre 1956. Hier wurde dieses Dessous von einer 19 Jahre jungen Nymphe getragen, die von zwei Männern verführt wird. In den 50er und 60er Jahren bestand das Baby-Doll aus zwei Teilen. Dem typischen, weit geschnittenen Oberteil sowie ergänzend dazu ein Paar kurzer und locker sitzende Shorts. Pin-Up-Girls wie Bettie Page wurden oft mit Baby-Dolls abgebildet und verhalfen diesen Damen zu dem verruchten, aber gleichzeitig unschuldigem Image. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurden die Shorts nach und nach durch eng anliegende Slips ersetzt. Abgesehen von seiner verführerischen Natur hat sich in diesen Jahrzehnten das Baby-Doll bei Frauen als beliebte Nachtwäsche etabliert, besonders für warme Sommernächte in Zeiten, bevor die Klimaanlage Verbreitung fand.
Heutzutage werden Baby-Dolls als Dessous angesehen, sie verkörpern ein erotisierendes Kleidungsstück. Aus meist durchsichtigen und fließenden Stoffen gefertigt, betonen Baby-Dolls aufgrund ihres nach unten hin aufweitenden A-Schnittes die Beine. Dieses Kleidungsstück ist kurz geschnitten und endet somit mindestens 15 cm oberhalb der Knie, meistens jedoch nur knapp über dem Po. Häufig ist der untere Stoffabsatz mit feiner Spitze besetzt. Oft sind Baby-Dolls am Décolleté geöffnet, um die weibliche Brust zu zeigen. Aufgrund dieser Vorzüge ist die Babydoll Lingerie sehr beliebt, sie betonen die weibliche Brust und verlängern optisch die Beine. Die Taille wird gekonnt versteckt, sodass auch nicht super-schlanke Frauen das Baby-Doll zu einem aufregenden Accessoire erkoren haben.
Baby-Dolls werden gemeinhin mit Jugendlichkeit und Unschuld assoziiert. Es gibt sie in allen möglichen Ausführungen von eher kindlich süß bis provokant sexy. Oftmals wird das Baby-Doll im Set mit einem passenden String oder Slip verkauft, da die Unterwäsche aufgrund der Kürze des Oberteils ebenfall sichtbar ist. Besonders kurze, hemdartige Babydolls werden auch als “Camidoll” bezeichnet. Viele Modelle erinnern an die goldenen Jahre der 60er und 70er und haben aufgrund der Farbwahl oder Verwendung von Spitze einen Vintage-Touch. Sie sind in der Regel recht hoch geschnitten und haben eine sehr weite Auffächerung nach unten hin. Baby-Dolls sind mit einer Vielzahl von Verzierungen versehen, von Spitze, Kunstpelz und Rüschen bis hin zu Schleifen und Bändern. Die meisten Oberteile verfügen über dünne, dezente Spaghetti-Träger. Sogenannte “Ouvert”- Modelle verfügen über Ausschnitte, die Teile der weiblichen Brust in besonders aufregender Weise freilegen. Ausführungen gibt es sowohl mit einem Push-Up-Körbchen, für Damen mit einer geringeren Oberweite, als auch mit einem einfachen und ungepolsterten Spitzen-Körbchen. Die klassischen Farben dieser Dessous sind schwarz, rot oder rosa. Als Stoff verwenden Designer je nach Tragekomfort und Preisklasse hautfreundliches Polyamid, Satin, Chiffon oder Samt. Eine Besonderheit bilden Baby-Dolls, die vorne per Schleife geöffnet werden können. Diese erinnern an eher an eine Robe als an ein Oberteil. Darüber hinaus gibt es auch Babydoll-Unterwäsche, die vielmehr als bequemes Nachthemd aus Baumwolle vermarktet und weniger als Dessous angesehen werden. Hier steht der Komfort des Kleidungsstücks im Vordergrund, ohne dennoch nicht den Reiz zu verlieren. Für die zukünftige Braut bietet der Lingeriemarkt spezielle Brautmoden-Babydolls aus weißer Spitze, die sich als Unterwäsche für Hochzeitskleider eignen und sicherlich ein spannendes Detail für die Hochzeitsnacht bieten. In der Gesamtgeschichte der Mode gesehen, sind Babydolls relativ neu. Aber sie haben sich auf dem Dessous-Markt fest etabliert und dürften auch in den kommenden Jahren ein beliebter Dessousklassiker bleiben.