Der Basiskurs widmet sich zwei religiös-sozialen Entwicklungen im lateinischen Europa des 11. und 12. Jahrhunderts, die meist getrennt voneinander betrachtet werden, deren enge Verbindung die jüngere Forschung aber zusehends betont: einerseits der Kirchenreform (ein vielschichtiger Prozess, der seit dem 10. Jahrhundert zur Entstehung neuer Orden, einem geänderten Verhältnis von Kirche und Welt und einem grundsätzlichen Wandel des Papsttums führt und dieses im Ergebnis überhaupt erst zum Zentrum der Kirche macht), andererseits dem Aufkommen und der Verfolgung neuer Ketzer(bewegungen), darunter die Katharer mit ihrem dualistischen Weltbild als die wohl bekannteste.

Unter Bezug auf die neueste Forschung werden wir anhand konkreter Fallbeispiele auf das häufig erstaunlich enge Verhältnis von Reformern und Ketzern eingehen und nach der Wirklichkeit mittelalterlicher Häresien fragen (z. B. wird die Existenz der Katharer als einer breiten Bewegung und eigener Hierarchie zusehends in Frage gestellt). Im Kurs arbeiten wir uns allmählich in diese Themen ein, indem wir auch auf grundlegende Strukturen mittelalterlicher Gesellschaften und vor allem der mittelalterlichen Kirche eingehen werden.