Ein Hoch auf das Proletentum: Knasterbart im Musikzentrum Hannover

Wie so oft betrete ich die Räumlichkeiten des Musikzentrums völlig vorbehaltsfrei und fast schon unvorbereitet auf das, was mich an diesem Abend so erwarten mag. Klar, ich habe vorab mal einen Blick auf die Gesellen von Knasterbart geworfen. In die Songs der Bande habe ich mich aber nicht reingehört.

Umso überraschter bin ich, als ich im Raum vor der Bühne ein bunt gemischtes Publikum sehe: neben den Knasterbart-Fan-Shirts sehe ich jede Menge Rockharzer, ein paar Piraten und die „Normalos“, die irgendwie auf den ersten Blick keiner Gruppierung zuzuordnen sind. Diese Mischung verspricht in den meisten Fällen einen interessanten Abend.

Als Vorband haben Knasterbart sich für ihre „Perlen vor die Säue“ Tour die beiden sympathischen Herren von MacCabe & Kanaka aus Lübeck an Bord geholt. Mit ihren Shantys und A Capella Einlagen bringen sie dem Publikum den harten Alltag eines echten Matrosen näher. Der Höhepunkt ihres Auftritts ist dabei sicherlich „What shall we do with a trunken Sailor“ bei dem die Menge vor der Bühne nicht nur aus vollem Hals mitsingt sondern bei dem auch munter das eine oder andere Tanzbein geschwungen wird.

Nach einer kurzen Umbauphase beginnt das Intro für den Hauptact des Abends: die Wegbereiter des Proletarismus werden mit viel Pathos angekündigt, der mich direkt zum Schmunzeln bringt. Im Nu erobern Knasterbart die Bühne und legen direkt los. Mit „Perlen vor die Säue“ dem passenden Song zum Titel des neuen Albums eröffnen die sieben Musiker ihren Abend. Bevor Hotze und Fummelfips mit dem Song „Mein Körper ist mein Tempel“ eine Lehrstunde in Sachen Körperpflege aus der Gosse geben, tanzen sich Band und Fans zügellos durch den „Ringelpiez am Kiez“. Mit der zugehörigen Choreografie, die die beiden Sänger auf der Bühne vorführen, fühle selbst ich mich als wäre ich mitten in der besungenen Sause!

Der Spaß geht nahtlos über in eine deftige „Kneipenschlägerei“ und die „Backpfeifensonate“ über. Ich bin von der Inszenierung auf der Bühne bei der alle sieben Musiker ihre Rollen großartig spielen und die abgehalfterte Straßenbande mimen, mehr als angetan. Das Ganze hat schon fast etwas theatralisches, so viel Mimik und Gestik spielt sich da vor dem Publikum ab. Da liegt das Vergnügen nicht nur im Zuhören.

Sauf mich schön“ und „Mein Stammbaum ist ein Kreis“ heizen die Stimmung der Zuschauer und Zuhörer weiter auf. Es wird gegröllt, gesprungen und gesungen! Fidolin bekommt seinen großen Einsatz zum Song „Cotton Eye Joe“ bei dem fidelt, als gäbe es kein Morgen. Mit Schildern auf denen zu lesen ist „Go Knaster!“ Betreten Hotze und Fummelfips direkt im Anschluss die Bühne und geben eine Neuinterpretation des Ghostbuster-Themes zum Besten. Entertainment beherrschen diese Herren allemal!

Nach diesem Highlight geht es aber erstmal etwas besinnlicher zu auf der Bühne: zum nachdenklichen und ruhigen Song „Bambis Mama“ setzen sich Fummelfips und Hotze auf das Schlagzeug-Podest von Knüppelkalle. Die Ruhe hält jedoch nicht lange vor und zu „Gossenhauer“ und „Gib dich auf“ ist alles an Sentimentalität und Melancholie aus dem vorherigen Song wieder vergessen. Gewohnt süffisant und mit einer großen Prise an Selbstironie gibt die Band alles und das Publikum tut es ihnen gleich.

Ihren Wunschtraum einer schönen Meerjungfrau teilen die Musiker in „Laich mich ein“ mit allen Anwesenden. Passend dazu schließt sich der Song „Lieber widerlich als wieder nicht“ an und bringt nochmal Stimmungshochgefühle mit sich. Gemeinsam mit den Fans feiert die Bande noch ihr „Gossenabitur“ und verlässt dann die Bühne.

Natürlich war das aber noch nicht alles! Für die Zugabe kommen die sieben Musiker nochmal zurück auf die Bühne und geben auf Knien stimmlich alles beim Song „Geboren um zu sterben“. Ein bisschen erinnert das Szenario an die sieben Zwerge aus Otto Waalkes „7 Zwerge – Männer allein im Wald“. Der Unterhaltungswert ist hoch, keine Frage! „Branntwein für alle“ und „Heiliger Hotze“ bilden den Abschluss bevor die Bande Knasterbart in flauschige Bademäntel gehüllt noch eine letzte Zugabe gibt: „Ich werd zu alt“ ist der letzte Song des Abends.

(VB)

Besetzung laut Wiki:

Gesang, Flöte
Hotze Knasterbart (Malte Hoyer) – Versengold
Gesang, Mandoline
Fummelfips Knasterbart (Simon Erichsen) – Mr. Hurley & die Pulveraffen
Gesang, Geige
Fidolin Knasterbart (Florian Janoske) – Versengold
Gesang, Gitarre
Hackepeter Knasterbart (Daniel Gregory) – Versengold
Gesang, E-Bass
Klappstuhl Knasterbart (Philipp Janoske)
Gesang, Schlagzeug
Knüppelkalle Knasterbart (Ulrich Wortmann) – Afterburner
Gesang, E-Gitarre
Schramme Knasterbart (Felix Weidenhöfer) – Afterburner

Webseite: https://www.knasterbart.de/

Zur Geschichte von Knasterbart: https://de.wikipedia.org/wiki/Knasterbart

TRACKS:

Intro

1 PERLEN VOR DIE SÄUE

2 RINGELPIEZ AM KIEZ

3 MEIN KÖRPER IST EIN TEMPEL

4 KNEIPENSCHLÄGEREI & BACKPFEIFENSONATE

5 SAUF MICH SCHÖN

6 STAMMBAUM & COTTONFOLD & GO KNASTER

7 BAMBIS MAMA

8 GOSSENHAUER

9 GIB DICH AUF

10

11 LAICH MICH EIN

12 LIEBER WIDERLICH

13 GOSSENABITUR & TUNE

+GEBOREN UM ZU STERBEN

+BRANNTWEIN FÜR ALLE!

+HEILIGER HOTZE

+ICH WERD ZU ALT