Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

Turku-Istanbul mit dem Zug: (14) Kineta-Patras-Bari-Rom

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Donnerstag, 13. Juli 2023

Der Strandurlaub nahm ein jähes Ende, denn der Wecker klingelte schon um acht. Auch unsere ausgesprochen nette, aber ein bisschen döselige Vermieterin, die im gleichen Haus wohnte, mussten wir erst herausklingeln, damit sie uns das Tor zur Strasse aufmachte. „Ach, ihr geht schon?! Ich wollte euch doch noch was zum Mitnehmen zurechtmachen“, sagte sie, „aber ja, wenn ihr jetzt zum Zug müsst…“

(Wahrscheinlich wird sie noch in 20 Jahren davon erzählen, wie einmal diese Familie bei ihr übernachtet hat, die mit dem Zug! angereist ist.)

Jedenfalls fühlte sich auch kurz vor neun der Weg zum Bahnhof schon wieder so an, als würde er geradewegs durch einen Backofen führen.

Dann bestiegen wir eine gut, aber nicht zu sehr gekühlte Regionalbahn aus Athen und fuhren mit ihr weiter nach Westen.

Kurz hinter Korinth war vorläufige Endstation. Theoretisch gibt es eine Bahnstrecke von Athen nach Patras, praktisch wird an ihr noch gebaut, und zwischen Kiato und Patras gibt es so etwas wie dauerhaften Schienenersatzverkehr.

Während der einstündigen Wartezeit auf den Bus schleppten wir uns und unsere Rucksäcke bei gefühlten 80°C zu einem nahegelegenen Café.

Dann fuhr uns der Schienenersatzverkehr immer am Meer entlang nach Patras.

In Patras ging’s weiter mit dem Stadtbus, der früher offensichtlich mal in einer deutschen Stadt im Einsatz gewesen war.

(Wir mussten direkt wieder daran denken, wie wir 2001 in Albanien gewesen waren und dort vom Kleinbus bis zum Müllauto alles mit deutschen Firmenaufschriften herumgefahren war.)

„Nicht rauchen“ galt dabei nicht für den Busfahrer, und die nicht ganz… äh… passende Haltestellenanzeige machte nichts, weil der Busfahrer die Haltestelle „Hafen“ netterweise ausrief.

Von der Bushaltestelle schleppten wir uns und unsere Rucksäcke durch Brüllhitze zum Terminal, wo wir unsere Online-Tickets am Superfast-Schalter gegen Papiertickets tauschen mussten, und dann nochmal 200 Meter zurück, um ein spätes Mittagessen zu essen.

(„Gibt es Buffet auf der Fähre? Haben wir Buffet gebucht?!“, fragte der grosse Herr Maus – was so passiert, wenn man sonst immer nur zwischen Stockholm, Turku, Helsinki und Tallinn Fähre fährt – und wir antworteten mit einem übertragenen „Träum weiter!“. )

Mit Superfast sind wir in unseren ersten Jahren in Finnland viel gefahren, als die griechische Reederei zwei Fähren zwischen Hanko und Rostock betrieb. Wir trafen allerdings kein bekanntes Schiff wieder, denn die Superfast VII und VIII fahren jetzt in Grossbritannien. Die derzeit die planmässige Fähre zwischen Patras und Bari ersetzende Ariadne wurde uns als besseres und luxuriöseres Schiff als das planmässige angepriesen, aber sagen wir mal so: es ist uns jetzt klar, warum die hier ausgemusterte Amorella solche Begeisterungsstürme in ihrem neuen Einsatzgebiet auslöst.

Als wir vom Essen zurückkamen, gingen wir einfach gleich mal zum Boarding, und tatsächlich durften wir direkt durch die Sicherheitskontrolle, bekamen eine Hafenbusfahrt nur für uns fünf und konnten auch schon an Bord gehen.

Tschüss, Griechenland! War superschön mit dir!

(Gibt es eigentlich Wanderwege in den griechischen Bergen? So für wenn keine fast 40 Grad herrschen?)

Bis zum Sonnenuntergang sassen wir noch auf Deck, während das Schiff durch die ionischen Inseln zog.

Freitag, 14. Juli 2023

Früh um neun legten wir in Bari an.

In Bari gibt es keinen Hafenbus, sondern man latscht als Fussgänger*in einfach zwischen den LKWs durch.

Wir fuhren mit dem Stadtbus zum Bahnhof, gingen erstmal frühstücken, kurz darauf auch gleich noch sowas wie mittagessen, und erledigten einen mittelgrossen Provianteinkauf für die Zugfahrt im Bahnhofssupermarkt.

Ich fühlte mich, als der erste Krankenwagen vorbeifuhr, direkt nach Venedig zurückversetzt, weil wir dort die Signalmelodie der italienischen Krankenwagen zum ersten Mal gehört hatten – von einem Krankenboot.

Als unser Zug einfuhr, witzelten wir noch: „Oh, ein italienischer X2000!“. Das Lachen sollte uns bald vergehen.

Draussen waren 36°C, und drinnen funktionierte die Klimaanlage nicht. Das heisst, sie funktionierte schon, aber schaffte es nicht, die geschlossene Blechbüchse, in der wir sassen, auf weniger als 33°C herunterzukühlen. Wenn man ein Fenster hätte öffnen können, wäre alles halb so schlimm gewesen, aber so erlebten wir die unangenehmsten vier Stunden Zugfahrt der Reise. Ich verfiel irgendwann in eine Art Hitzestarre, der Rest der Familie ging einmal pro Stunde für zehn Minuten in den Speisewagen zum Abkühlen; irgendwann teilte die italienische Bahn Dosen mit Wasser aus. Besser hätten wir nicht vor Augen geführt bekommen können, warum italienische Schienen weiss lackiert sind…

Wir waren jedenfalls sehr froh, als wir nach drei Stunden gemächlicher Fahrt durchs Gebirge und einer Stunde auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke- der Frecciargento kann 250 km/h fahren, allerdings wackelt er ab 230 km/h ziemlich – Roma Termini erreichten. Nicht, dass es in Rom kühler gewesen wäre als im Zug – aber die Luft war deutlich sauerstoffreicher und bewegte sich sogar ab und zu ein bisschen; Hitze an sich ist ja nicht schlimm.

Roma Termini war übrigens seit Wien der erste Bahnhof der Reise, der wirklich weltstädtisch wirkte: ständig kamen Züge an und fuhren Züge ab, strömten Menschen aus Zügen auf die Bahnsteige oder drängten sich zwischen Bahnsteigsperre und Bahnsteig. So viele Menschen auf einem Haufen haben wir nicht einmal in Istanbul gesehen.

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(1) Turku-Stockholm-Berlin-Prag
(2) Prag
(3) Prag-Wien
(4) Wien
(5) Wien-Bukarest
(6) Bukarest
(7) Bukarest-Istanbul
(8) Istanbul
(9) Istanbul-Sofia
(10) Sofia
(11) Sofia-Athen
(12) Athen
(13) Kineta
(14) Kineta-Patras-Bari-Rom
(15) Rom
(16) Florenz
(17) Pisa
(18) Pisa-La Spezia-München-Berlin-Stockholm-Turku

3 Kommentare zu “Turku-Istanbul mit dem Zug: (14) Kineta-Patras-Bari-Rom

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  2. Ich liebe Eure Reiseberichte sehr! Danke für all die schönen Einblicke!

    Viele Grüße
    Anke

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