Ex-AWO-Chef spricht über die Trennung

„Das entbehrt jeglicher Grundlage“

Nicht länger Vorstandsvorsitzender der AWO Nürnberger Land: Christian Fügl schildert seine Sicht der Dinge. | Foto: Christian Geist2021/11/NL-AWO-Christian-Fuegl-scaled.jpg

Mimberg – Die AWO Nürnberger Land und Christian Fügl gehen künftig getrennte Wege. So viel steht fest. Dass ihn die AWO aber vor die Tür gesetzt hat, bestreitet der ehemalige Vorstandsvorsitzende mit Nachdruck und sieht einige Vorwürfe falsch adressiert.

Via Pressemitteilung hatte das Präsidium der Arbeiterwohlfahrt Nürnberger Land Mitte Oktober verkündet, dass man die Bestellung Christian Fügls zum Vorstandsvorsitzenden widerrufen und ihn von seinen Tätigkeiten freigestellt habe. Kurzum: Man hat ihn entlassen (wir berichteten). Für Fügl selbst kommt das einem Affront gleich. „Die Darstellung, dass ich von der AWO gefeuert worden wäre, entbehrt jeglicher Grundlage“, erklärt Fügl in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der Redaktion. Vielmehr sei es so, dass er ein ihm vorgelegtes Verlängerungsangebot bereits Anfang August abgelehnt habe. Das Präsidium habe danach kein neues Vertragsangebot unterbreitet, was schlussendlich zur Trennung geführt habe. „Dies bedauere ich zutiefst“, meint Fügl und spricht von einer „langjährigen Verbundenheit“ gegenüber dem Kreisverband sowie den Werten der AWO: Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.

Vorwürfe betreffen laut Fügl nicht ihn selbst

In einem Brandbrief hatten elf Leitungskräfte des Mimberger Rudolf-Scharrer-Heims im März „unzumutbare Zustände“ angeprangert und eine Neugestaltung des Vorstands gefordert (wir berichteten). Die erhobenen Vorwürfe betreffen laut Fügl aber nicht seine Person, sondern andere Mitglieder des Vorstands, die für Personal, IT und technische Infrastruktur zuständig waren und sind. Als Vorstandsvorsitzender habe er zwar die Gesamtverantwortung getragen, primär zuständig gewesen sei er aber für die Bereiche Kinder- und Jugendhilfe, ambulante Hilfe, Bauprojekte sowie die strategische Entwicklung des Kreisverbands. „Versäumnisse und Fehler, die zu Unzufriedenheit in anderen Bereichen geführt haben, können mir nicht angekreidet werden“, meint Fügl. Namentlich kritisiert er zwar keinen seiner Ex-Kollegen, doch sind nach seinem Abschied nur noch zwei Personen im Vorstand verblieben: Brigitte Gierse und Markus Friedl. Beide waren bis Redaktionsschluss leider nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.


Fügl selbst habe Konflikte, die an ihn herangetragen wurden, stets ernst genommen und zeitnah in Rücksprache mit einer Fachkanzlei bearbeitet. Dass es unzufriedene Mitarbeiter gab, sei dem AWO-Präsidium um Manfred Neugebauer bestens bekannt. Nur habe das Präsidium „hier leider wenig zur Klärung und Behebung beigetragen“.

Entwicklung der AWO unter Fügls Führung

In der ausführlichen Stellungnahme, die Fügl durch seinen Anwalt übermitteln lässt, geht der 47-Jährige aus Berg dann noch auf seine Verdienste während der vergangenen sechs Jahre als Vorstandsvorsitzender ein. Er habe die Zahl der Mitarbeiter von 200 auf knapp 500 gehoben, einen höchst defizitären Haushalt in wirtschaftlich gute Verhältnisse geführt und für stabiles Wachstum gesorgt – vor allem im Bereich der Kinderbetreuung. Hinzu kommen die Gründung von AWOmobil, die Übernahme eines bestehenden Seniorenheims und die Planung eines Neubaus. Das alles, so schreibt es Fügl, „trotz vielerlei interner Ablehnung des Präsidiums“. Mehr Verständnis seinem Wirken gegenüber sieht Fügl in den Reihen seiner Mitarbeiter. Hier habe er in den vergangenen Tagen großen Zuspruch erhalten.

Zu guter Letzt geht Fügl noch auf den einst geplanten Bau einer Einrichtung für betreutes Wohnen auf dem Altdorfer Graffiti-Areal ein. Die AWO sei damals weder als potenzieller Käufer noch als Bauherr in Erscheinung getreten. Man sei lediglich als möglicher Betreiber angefragt worden. „Ein Einbeziehen der Bürger wäre Aufgabe des Bauträgers gewesen“, meint Fügl und versichert, dass ihm die Akzeptanz der Altdorfer Bevölkerung für das Projekt stets am Herzen gelegen habe.

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