Thomas Engst

Nachdem es im letzten Beitrag der Rubrik Regnum plantae um die diversen Blattstellungen ging, möchte ich in diesem Beitrag etwas näher auf die unterschiedlichen Blattformen eingehen. Ähnlich den Anordnungen der Blätter an der Sprossachse, sind die Formen der Laubblätter ebenfalls ein sehr gutes Bestimmungsmerkmal und sparen wichtige Zeit.

    1. Auffälligstes Merkmal an der Blattober- und Blattunterseite (die sogenannten Blattspreiten) ist die Nervatur. Diese charakteristischen Linien zeigen den Verlauf der Leitbündel  und sind artspezifisch.

Große Leitbündel werden auch als Rippen bezeichnet. Viele Blätter besitzen eine ausgeprägte Mittelrippe, diese zweigt als scheinbare Verlängerung des Blattstieles von den Seitenrippen ab.

Hin und wieder werden die Leitbündel volkstümlich als Nerven oder Adern bezeichnet. In beiden Fällen handelt es sich um missverständliche Begriffe, da die Leitbündel weder eine Erregungsleitungs- noch eine Kreislauffunktion besitzen.

In der Botanik wird nach drei Formen der Nervatur unterschieden. Hierbei sind die unterschiedlichen Funktionen das Kriterium.

Die Abbildung F zeigt ein füßförmig geschnittenes Blatt und G ein fußförmig zusammengesetztes Blatt (Quelle: offene-naturführer.de).

Bei den Einkeimblättrigen tritt hauptsächlich Parallelnervatur auf. Hier verlaufen die Hauptadern längs und parallel zueinander. Daraus ergibt sich der meist glatte Blattrand der Einkeimblättrigen. Besonders deutlich wird dies bei den Gräsern. Die Hauptadern und auch die vielen kleineren Parallel-Leitbündel sind jedoch durch kleine, meist mit freiem Auge sichtbare Leitbündel miteinander verbunden. Die parallele Anordnung der Leitbündel führt auch zu einer parallelen Anordnung der Spaltöffnungen.

Bei den Zweikeimblättrigen wird es schon interessanter und schwieriger. Diese besitzen eine deutlich komplexere Nervatur der Leitbündel. Dadurch haben ihre Blattformen auch eine deutlich höhere Variabilität.

Da gerade bei Zweikeimblättrigen die Blattform zu einem wichtigen Bestimmungsmerkmal gehört, lohnt es sich, hier etwas mehr ins Detail zu gehen.

Die Beschaffenheit kann z. B. häutig, ledrig oder sukkulent (=fleischig) sein. Für die Oberfläche sind häufig auch Haare (Trichome) von Bedeutung.

Wenn die Spreite eine einzige zusammenhängende Gewebefläche darstellt, wird i. d. R. von einem „einfachen“ Blatt gesprochen. Im Unterschied dazu gibt es auch so genannte „zusammengesetzte“ Blätter. Bei ihnen ist die Aufteilung der Blattfläche so weit fortgeschritten, dass die einzelnen Abschnitte als vollständig voneinander getrennte Bestandteile erscheinen. Diese werden als Blättchen bezeichnet. Hier darf man sich nicht von dem Wort “Blättchen” beirren lassen. Die Größe der “Blättchen” spielt keine Rolle. Sie ahmen die Gestalt einfacher Blätter nach und sind häufig sogar mit einem Blattstielchen versehen.

Je nachdem, wie die einzelnen Blattabschnitte angeordnet sind, werden die Blätter als gegliedert, handförmig oder fußförmig (fußförmige Blätter sind handförmigen ähnlich. Bei ihnen entspringen aber nicht alle Blattadern selben Punkt) bezeichnet.

Die Skizzen zeigen verschiedene Formen von handförmigen Blättern. A) ganzrandig, B) handförmig gelappt, C) handförmig gespalten, D) handförmig geteilt, E) handförmig gespalten, F) gefingert und G) dreizählig gefingert oder dreizählig). Quelle: offene-naturführer.de

Bei den gegliederten Blättern wird die Mittelrippe, d. h. der gemeinschaftliche Stiel, an welchem die einzelnen Fiederblättchen meist in Paaren sitzen, Blattspindel (Rhachis) genannt.

Schließt die Mittelrippe mit einem Endblättchen (Endfieder) ab, handelt es sich um ein unpaarig gefiedertes Blatt.

Das endständige Fiederblättchen kann auch rankenförmig umgebildet sein wie z. B. bei den Erbsen. Dagegen spricht man von einem paarig gefiederten Blatt, wenn ein solches Endblättchen fehlt. Logisch oder? 😉

Die handförmigen Blätter unterscheidet man nach der Anzahl der Teilblättchen als dreizählig, fünfzählig etc. Es gibt auch Blätter, die mehrfach zusammengesetzt sind; dies ist besonders häufig bei gefiederten Blättern der Fall. Die Abschnitte werden hier Fiedern genannt. Man spricht hier von „doppelt gefiederten“ Blättern.

Die verschiedenen Blattformen auf einem Blick.

Zu guter Letzt noch ein paar Fachausdrücke samt Erläuterungen, denen ihr auf eurem Bestimmungsweg sicherlich begegnen werdet:

  • Der Blattrand: Die zahlreichen Formen des Blattrandes werden in der Botanik durch zahlreiche Begriffe bezeichnet, bspw. ganzrandig, gezähnt, gesägt, gebuchtet, gekerbt usw.
  • Die Gestalt der Spreite oder Blättchen: Hier wird angegeben, ob das Blatt z. B. rundlich, elliptisch, linealisch, nierenförmig usw. ist.
  • Der Spreitengrund, auch Spreitenbasis genannt, beschreibt, wie die Blattspreite in den Blattstiel übergeht: z. B. herzförmig, pfeilförmig.
  • Der Spreiten-Apex (die Spitze) kann ausgerandet, abgerundet, spitz, stumpf usw. sein.
  • Von Bedeutung ist auch der Spreitenquerschnitt (umgerollt, gefaltet, gerillt).
  • Auch die dreidimensionale Form kann vom typischen Blatt abweichen (kugelig, röhrenförmig usw.)