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Beijer-Jungs der Tradition verpflichtet und suchen Nachwuchs – Kirchenglocken verkünden durch Anschlagen den Jahreswechsel

In Emlichheim kennt und lebt man die Tradition des Beijerns. Dieter Lindschulte von der Gemeindeverwaltung
traf sich mit den Emlichheimer Beijer-Jungs, um sich den Brauch erklären
zu lassen. Im Vorfeld hatte er im Internet recherchiert und wurde auf Wikipedia fündig. Verortet
wird der jahrhundertalte Brauch besonders im Nordwesten Europas und in Deutschland vor
allem im Rheinland. „Aber im Vechteland gibt es diese Tradition ebenfalls und dass auch schon
seit vielen Generationen,“ weiß Heinz Stegink zu berichten. Die Zeittafeln im Glockenturm in
der ev.-ref. Kirche in Emlichheim sind hier eine der wenigen Zeugnisse dieser alten Brauchtumspflege.
Allerdings unterscheiden sich Schreibweise und Aussprache zwischen dem Rhein- und Vechteland.
Gleich zu Beginn des Treffens wurde Lindschulte von Stefan Maathuis korrigiert und
darauf hingewiesen, dass man es nicht mit einem „ei“ ausspricht. „Das Wort „beijern“ hat hier
einen niederländischen Einschlag und wird mit einem weichen und kaum hörbaren „j“ ausgesprochen,“
erklärt Maathuis.
Nachdem das geklärt ist, stellen sich die Beijer-Jungs und Sandra Maathuis zu einem Erinnerungsfoto
auf. Sie sind auf Werbetour und wollen Personen gewinnen, sich ihnen anzuschließen,
um mit dem Geläut den Jahreswechsel zu verkünden. „Beim Beijern lässt man nicht die
Glocken hin und her schwingen. Diese werden fixiert und die Klöppel werden mit Seilen mit
Muskelkraft in einem bestimmten Rhythmus gegen die Glockenwandung geschlagen. So entsteht
ein ganz anderer Klang als bei einer schwingenden Glocke“, erläutert Hans-Dieter Maathuis.
Einer der dienstältesten Beijer-Kerls ist Heinz Stegink, der schon seit vielen Jahren zum festen
Kern der Truppe gehört und auch in diesem Jahr wieder dabei sein wird. Dann allerdings
nicht mehr aktiv im Turm am Seil. „Da würde ich mich über Nachwuchs für unsere Truppe freuen,
egal ob Jungs oder Wichters,“ äußert sich Stegink. Hans-Dieter Maathuis ergänzt, dass
Traditionen nur dann bestehen bleiben können, wenn sie auch gelebt werden, ansonsten drohen
sie auszusterben und in Vergessenheit zu geraten. „Hierzu benötigen wir neue Mitstreiterinnen
und Mitstreiter und wir freuen uns über Besucher an Silvester und Neujahr und über
starke Arme, die uns beim Beijern unterstützen und sich uns anschließen wollen,“ fügt Maathuis
noch hinzu.
Am Silvestertag beginnt das Beijern um 17:00 Uhr und die erste Runde geht mit kurzen Pausen
bis 19:00 Uhr. Nach einer dreistündigen Pause setzen die Beijer-Kerls um 22:00 Uhr ihre
Arbeit an den Klöppelseilen bis 24:00 Uhr fort. Ab 0:00 Uhr wird das neue Jahr eingeläutet und
nach ca. 15 bis 30 Minuten gibt es eine Pause. Von 6:00 bis 8:00 Uhr geht es in die letzte Runde.
Im Anschluss treffen sich die Beijer-Löö zu einem Frühstück, um sich für einen Umtrunk
beim Bürgermeister, seinen Stellvertretern und beim Gemeindedirektor zu stärken. Der Beijertag
endet mit einem gemeinsamen Mittagessen und einem Eintrag in der Beijer-Chronik. „Die
Geselligkeit soll ja schließlich nicht zu kurz kommen,“ teilt Hans-Dieter Maathuis mit einem Augenzwinkern
abschließend mit.
Wer Interesse hat, bei den Beijer-Löö mitzumachen, kann sich gerne bei Hans-Dieter Maathuis
melden. „Wir nehmen Neulinge gerne in unserer Truppe auf und werden sie gut in die
Tradition einführen,“ ergänzt Gerd Koopsingraven. Zudem ist das Beijern doch eine gute und nachhaltige Alternative zum „Böllern“, meinen die Beijer-Löö.

Text und Foto: SG Emlichheim