Nobelpreisträgerin Alexijewitsch sieht Belarus „okkupiert“

Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch sieht ihre Heimat Belarus als ein von Russland besetztes Land. Kreml-Chef Wladimir Putin habe das Land „okkupiert“, sagte die in Berlin im Exil lebende Autorin in einem Interview des ukrainischen TV-Senders Freedom. „Das ist ein Teil Russlands“, sagte die 74-Jährige über Belarus. „Wer ist dort Präsident? Nicht Lukaschenko. Der Präsident ist Putin“, meinte Alexijewitsch angesichts der politischen Abhängigkeit Lukaschenkos.

Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch
IMAGO/Metodi Popow/M. Popow

Die Schriftstellerin, die in den 1980ern als Journalistin über den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan berichtet hatte, warf Russland eine „Kultur des Krieges“ vor. Es gebe keine „Kultur der Liebe“ in dem Land, alles drehe sich immer um Gewalt, Töten und Sterben und um Großmachtstreben. „Wir haben es mit russischem Faschismus zu tun“, sagte Alexijewitsch, deren Bücher in ihrer Heimat verboten sind. Sie hatte 2015 den Literaturnobelpreis gewonnen.

Der prominenten Gegnerin von Lukaschenko droht in Belarus in einem Gerichtsverfahren eine Verurteilung zu langjähriger Haft. Alexijewitsch hatte 2020 die Proteste gegen Lukaschenko unterstützt, nachdem sich dieser erneut hatte zum Sieger der Präsidentenwahl ausrufen lassen. Ihrer eigenen Festnahme entkam sie durch Flucht nach Deutschland, von wo aus sie sich weiter politisch äußert und immer wieder etwa Sanktionen gegen Lukaschenko forderte.